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SEKEMs Journal für Wirtschaſt, Kultur und Gesellschaſt in Ägypten Insight Nr. 91 - März 2010 SEKEM Insight | März 2010 | Seite 1 die Arabische Initiative für Nach- haltigkeit in den Golfstaaten (ASLG) startete im Mai 2008 mit einem ersten Treffen der damals 16 teilnehmenden Unternehmer. Helmy Abouleish vertrat damals SEKEM als Gründungsmitglied auf der Initiative, die zunächst Vertre- ter aus 5 Ländern der arabischen Region zusammenführte um dar- über zu sprechen, wie Nach- haltigkeit in der Region besser umgesetzt werden kann. In Ägypten setzt SEKEM sich jetzt für die Gründung der dorti- gen Landesgesellschaft ein. Die SEKEM-Firmengruppe kann dazu auf umfassende Erfahrung in noch jungen Schlüsselbereichen zurückgreifen, zum Beispiel die Herstellung von bio-dynamischen Setzlingen für die Landwirtschaft, den Einsatz von innovativen Solar- kollektorsystemen für die mobile und emissionsfreie Energiegewin- nung oder den Einsatz moderner Informationstechnik zur Effizienz- steigerung auf den Feldern. Den neuen ägyptischen Ableger der Arabischen Nachhaltigkeit- sinitiative stellen wir Ihnen aus- führlich auf Seite 3 vor. Er wird in Zukunft im Verbund mit Vertretern aus anderen arabischen Ländern seine Aufgabe mit maßgeblicher Beteiligung von SEKEM erfüllen. W o sich noch vor einem Jahr der sandige Boden der Wüste bis zum Horizont erstreckte, konnte bereits im Januar und Februar mit der Ernte der ersten Kräuter begonnen werden: SEKEM Minya, eine der neuen Anlagen der SEKEM-Initiative, die auch dazu dienen soll, die Versorgung mit hochwertigen Bio-Rohstoffen zu sichern. Schier Unglaubliches wurde bisher von den Mitarbeitern auf der neuen SEKEM-Anlage, die sich etwa 240km südlich von Kairo befindet, geleistet. Als im April 2009 die neue Trocknungsfabrik offiziell einge- weiht wurde, war für das Grundstück der Kaufvertrag gerade unterschrie- ben worden. Das Stück Land selbst zeigte sich aber noch als langes, ödes Wüstental, begrenzt nur von den Bergen der Hochebene, die das Niltal an dieser Stelle einfassen. In der Fabrik wurden damals ausschließlich die Kräuter von demeter-Bauern aus der Umgebung verarbeitet, die teil- weise seit Jahren mit SEKEM zusam- menarbeiten und neben Kräutern Erste Ernte auf SEKEMs neuer Farm in Oberägypten eingebracht Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser Ihr Redaktionsteam Zum ersten Mal kann auf der neuen SEKEM-Farm im trockenen Oberägypten eine Kräuterernte eingebracht werden. Wirtschaft Erste Ernte auf SEKEM Minya Internationales ISIS-Produkte auf GulFood präsentiert Nachhaltigkeit Arabische Initiative für Nachhaltigkeit Dill gehört zu den ersten Rohstoffen, die auf SEKEMs neuen Anlagen in Minya jetzt geerntet werden.
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SEKEM Insight

Mar 28, 2016

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SEKEMs monatliches Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten. Deutsche Ausgabe.
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Page 1: SEKEM Insight

SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten

InsightNr. 91 - März 2010

SEKEM Insight | März 2010 | Seite 1

die Arabische Initiative für Nach-haltigkeit in den Golfstaaten (ASLG) startete im Mai 2008 mit einem ersten Treffen der damals 16 teilnehmenden Unternehmer. Helmy Abouleish vertrat damals SEKEM als Gründungsmitglied auf der Initiative, die zunächst Vertre-ter aus 5 Ländern der arabischen Region zusammenführte um dar-über zu sprechen, wie Nach-haltigkeit in der Region besser umgesetzt werden kann.

In Ägypten setzt SEKEM sich jetzt für die Gründung der dorti-gen Landesgesellschaft ein. Die SEKEM-Firmengruppe kann dazu auf umfassende Erfahrung in noch jungen Schlüsselbereichen zurückgreifen, zum Beispiel die Herstellung von bio-dynamischen Setzlingen für die Landwirtschaft, den Einsatz von innovativen Solar-kollektorsystemen für die mobile und emissionsfreie Energiegewin-nung oder den Einsatz moderner Informationstechnik zur Effizienz-steigerung auf den Feldern.

Den neuen ägyptischen Ableger der Arabischen Nachhaltigkeit-sinitiative stellen wir Ihnen aus-führlich auf Seite 3 vor. Er wird in Zukunft im Verbund mit Vertretern aus anderen arabischen Ländern seine Aufgabe mit maßgeblicher Beteiligung von SEKEM erfüllen.

W o sich noch vor einem Jahr der sandige Boden der Wüste

bis zum Horizont erstreckte, konnte bereits im Januar und Februar mit der Ernte der ersten Kräuter begonnen werden: SEKEM Minya, eine der neuen Anlagen der SEKEM-Initiative, die auch dazu dienen soll, die Versorgung mit hochwertigen Bio-Rohstoffen zu sichern. Schier Unglaubliches wurde bisher von den Mitarbeitern auf der neuen SEKEM-Anlage, die sich etwa 240km südlich von Kairo befindet, geleistet.

Als im April 2009 die neue Trocknungsfabrik offiziell einge-weiht wurde, war für das Grundstück der Kaufvertrag gerade unterschrie-ben worden. Das Stück Land selbst zeigte sich aber noch als langes, ödes Wüstental, begrenzt nur von den Bergen der Hochebene, die das Niltal an dieser Stelle einfassen. In der Fabrik wurden damals ausschließlich die Kräuter von demeter-Bauern aus der Umgebung verarbeitet, die teil-weise seit Jahren mit SEKEM zusam-menarbeiten und neben Kräutern

Erste Ernte auf SEKEMs neuer Farm in Oberägypten eingebracht

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Ihr Redaktionsteam

Zum ersten Mal kann auf der neuen SEKEM-Farm im trockenen Oberägypten eine Kräuterernte eingebracht werden.

WirtschaftErste Ernte auf SEKEM Minya

InternationalesISIS-Produkte auf GulFood präsentiert

NachhaltigkeitArabische Initiative für Nachhaltigkeit

Dill gehört zu den ersten Rohstoffen, die auf SEKEMs neuen Anlagen in Minya jetzt geerntet werden.

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auch Sesam, Getreide und Zwiebeln anbauen.

Seitdem wurde das Land geeb-net und unzählige Wagenladungen von Kompost aus SEKEMs eigener Produktion herangefahren. Diese wur-den von den Mitarbeitern auf zunächst 130 Feddan (etwa 60 Hektar) ausge-bracht. Diese Fläche soll in Zukunft weiter ausgeweitet werden.

Die erste Ernte

Im letzten Herbst wurden dann die eigens dafür angezüchteten Setzlinge von Fenchel, Dill, Petersilie, Sellerie, Koriander und auch etwas Kreuzkümmel (Kumin) in die Felder gesetzt - jedes Pflänzchen sorgfältig in seine Furche, so dass die Bewässerung der empfindlichen Setzlinge auch auf Dauer sichergestellt war.

Für die Mitarbeiter blieb das Arbeitspensum jedoch auch danach unverändert hoch. Unkräuter muss-ten gehackt, biologisch-dynamische Präparate aufgebracht und immer wieder die Felder kontrolliert wer-den, damit nicht der Wind die Furchen zuschüttet, die für die Bewässerung angelegt worden waren. Die Anlage der Bewässerungssysteme gehört unter den widrigen Einflüssen der Umwelt zu den in Ägypten besonders herausfordernden Arbeitsschritten bei der Neuanlage einer Farm.

Auch die Erosion des Bodens ist ein großes Problem. Noch gibt es auf der Farm zum Beispiel keiner-lei Windschutz. Der sandige Boden kann somit besonders leicht ver-

Wirtschaft

I n den 3 renovierten und mit neuen Maschinen ausgestatteten Räumen

konnten so auch 12 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die Maschinenkapazitäten vor Ort ermöglichen nun die Herstellung von ca. 5000 Sesamriegeln täglich in den Geschmacksrichtungen Orange, Schwarzkümmel, Honig oder Zimt für den lokalen Markt oder den Export.

Darüber hinaus war es durch den Zukauf einiger neuer Geräte für die Anlage möglich geworden, das beste-hende Sortiment um Energieriegel und Fruchtschnitten zu bereichern. Die Produktentwicklung läuft in die-sen Bereichen bereits seit einiger Zeit auf Hochtouren. So befinden sich für den lokalen Markt bereits 2 unter-schiedliche Sorten Energieriegel in der Endphase der Produkteinführung.

Die neuen Varianten warten nun nur noch auf das Design ihres „Auftritts“ und der Verpackungen. In Ägypten werden die Sesamriegel so bald um die neuen Geschmacksrichtungen

„Dattel-Sesam-Zimt“ und „Frucht–Haferflocken-Datteln“ erweitert.

Sandra Poettrichist Qualitätsbeauftragte in SEKEMs Firma ISIS

und prüft die Produktqualität vor allem für den europäischen Export.

Neue Produktionsstätte für beliebte Sesamriegel

weht werden. Doch erste Bäumchen sind bereits im vergangenen Winter gesetzt worden. Sie werden nun in den nächsten Jahren zum Schutz der Felder beitragen.

Im Januar wurde der Dill nun zum ersten Mal geschnitten. Weiter ging es mit Petersilie und Koriander und noch immer sind die Mitarbeiter mit den Erntearbeiten mehr als ausgela-stet. Eine schöne Belohnung nach dem harten Einsatz eines jeden einzelnen über die Wintermonate hinweg, wenn dann das frische Grün in der SEKEM-eigenen Fabrik zur Trocknung angelie-fert wird.

Große Pläne

In den nächsten Jahren wird die neue Farm, die insgesamt 1000 Feddan groß ist, Stück für Stück weiter bearbeitet und in fruchtbares Land verwandelt werden. Das ist eine wichtige Aufgabe sowohl für SEKEM als auch für die Menschen vor Ort und Ägypten selbst.

Zum einen soll die neue Anlage SEKEM die Zuführung stetig wach-sender Rohstoffmengen auch lang-fristig sichern, eine mit wachsender Nachfrage immer schwieriger zu erfül-lende Aufgabe.

Gleichzeitig kann Ägypten auch nach Jahrzehnten der Bewässerung und kontinuierlichen Landgewinnung immer noch nur etwa 4% seiner Gesamtfläche landwirtschaftlich nut-zen. Es ist deshalb weiterhin auf den Import von Lebensmitteln angewiesen, um die auch in Zukunft rasant weiter wachsende Bevölkerung ernähren zu können.

Und zuletzt bietet die Minya-Farm durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze den Menschen in der ländlich geprägten Region, dem „Tor nach Südägypten“, auch eine neue berufliche Perspektiven. Denn die Gegend ist infrastrukturell schwach ausgebildet und die Arbeitslosigkeit ist hoch. So trägt sie auch zur nach-haltigen Entwicklung des Landstriches bei.

Christina Boecker

Nach zweimonatiger Vorbereitung konnte die eigene Produktionsstätte zur Herstellung von Sesamriegeln in Betrieb genommen werden.

Bis vor kurzem herrschte auch in SEKEM Minya noch die Wüste.

Herstellung der SEKEM-Riegel in SEKEMs neuer Produktionsstätte

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Wirtschaft

Neue ATOS-Produkte

Atos, SEKEM’s Firma für Phytopharmazeutika, hat jüngst drei neue Produkte auf den Markt gebracht. Pentox 600 SR ist in Apotheken erhältlich, verschrei-bungspflichtig und wird bei claudi-catio intermittens angewandt, auch bekannt als „Schaufensterkrankheit“: durch Unterdurchblutung bedingte Schmerzen oft im Bereich der Beine. In Ägypten ist dies ein weit ver-breitetes Problem, die arterielle Verschlusskrankheit tritt besonders häufig bei Männern auf, Übergewicht und Arteriosklerose und begünstigen das Phänomen.

Im Februar wurden ein Ginseng Tee und Ginsengwurzelscheiben einge-führt. Die für diese Produkte extra ein-geführte rote Ginsengwurzel aus Korea hat die höchste Konzentration der Inhaltsstoffe, die als Antioxidantien helfen, Stress und Ermüdung besser zu verarbeiten. In klinischen Studien wurde ihre Wirksamkeit bei Diabetes Typ-2 nachgewiesen. Der Effekt legt nahe, dass bei erektiler Disfunktion, die durch Diabetes verursacht ist, die Ginsengwurzel zur Besserung verhilft.

Im März begann der Verkauf von Carmipret. In Kapseln kann Pfefferminz und Kümmel eingenommen werden, die als Nahrungsergänzungsmittel bei funktionellen Verdauungsstörungen wirksam sind. Das Produkt ist nicht verschreibungspflichtig, kann aber vom Arzt verordnet werden und wird deshalb sowohl über Ärzte als auch direkt durch die Vertreter in den Apotheken beworben.

Christina Boecker, Nehal Abou Seada

Rund 40 Geschäftsführer privater Unternehmen und gemeinnütziger Organisationen aus Ägypten folgten der Einladung Helmy Abouleishs zur Gründung der ägyptischen Landesgruppe der „Arab Sustainability Leadership Group“ (ASLG). 2008 durch Ihre Majestät Königin Rania Al Abdullah von Jordanien gegrün-det, bildet die ASLG ein Netzwerk von Unternehmen, Behörden und gemeinnütziger Organisationen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Nachhaltigkeit und ihr Management effektiver in das Tagesgeschäft von Unternehmer zu integrieren.

Die Mitglieder der Gruppe set-zen sich dafür ein, das Bewusstsein über den Nutzen eines optimierten N a c h h a l t i g k e i t s m a n a g e m e n t s in Firmen besonders zu fördern. Nachhaltige Entwicklung kann nur verwirklicht werden, wenn alle Teile der Gesellschaft ihren Beitrag leisten. Nachhaltige Unternehmensführung reduziert dabei nicht nur Risiken, för-dert Innovation und Synergieeffekte durch höhere Produktivität und lang-fristige Partnerschaften. Sie ist auch von essentieller Bedeutung für die Sicherung zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit in allen

Branchen. Gemeinsam wollen die Geschäftsführer erprobte Ansätze für nachhaltiges Wirtschaften in der Region stärken und mit einer ara-bischen Stimme am globalen Dialog für mehr Nachhaltigkeit teilnehmen. SEKEM hat bereits seit der Gründung der ASLG eine führende Rolle in der Initiative eingenommen.

Die ägyptische Landesgruppe will Nachhaltigkeitspioniere mit Vorbildfunktion aus der Privatwirtschaft zusammenführen und diese durch anwendbares Wissens, Fortbildungen, und Gelegenheiten für gemeinschaftliches Lernen unter-stützen. Im Rahmen einer Konferenz der ägyptischen Wirtschaftsjunioren unter dem Titel „Wettbewerbsvorteile durch Nachhaltigkeit“ wurde am 28. Februar 2010 die Gründung der Gruppe formalisiert. Ihre Majestät Königin Rania überreichte persönlich die Mitgliedschaftszertifikate und betonte in einer Ansprache die Bedeutung des Nachhaltigkeitsmanagements in der Privatwirtschaft.

Die SEKEM-Firmen nehmen mit umfassender Analyse und trans-parenter Kommunikation eine Vorbildrolle ein, zum Beispiel durch den jährlich erscheinenden “SEKEM-Bericht für nachhaltige Entwicklung”. Durch klare Ziele und messbare Indikatoren für wirtschaftliche, sozi-ale, kulturelle und umweltbezogene Aspekte bemisst SEKEM ständig den Erfolg der Arbeit im Lichte der eige-nen Erwartungen an hochwertige Produkte, faire Preise, verantwor-tungsvolle Geschäftspraktiken und langfristige Partnerschaften.

Magdalena Kloibhofer

ist für das Nachhaltigkeitsmanagement der SEKEM-Gruppe tätig sowie im Aufbau einer

Beratungsstelle für ägyptische Unternehmen an der Heliopolis Academy.

SEKEM unterstützt Arabisches Netzwerk für Nachhaltigkeit durch ägyptische Landesgruppe

Pioniere nachhaltigen Wirtschaftens in Ägypten gründen nationale Landesgruppe der „Arab Sustainability Leadership Group“.

Helmy Abouleish und Ihre Majestät Königin Rania Al Abdullah von Jordanien bei der Eröffnung.

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E ine der drängensten Zukunftsfragen lautet: „Wie kann

es uns gelingen, eine Weltgesellschaft zu gestalten, die wirtschaft-lichen Erfolg mit ökologischen, kulturellen und sozialen Werten ver-bindet?“ Anlässliche der diesjährigen Mitgliederversammlung, die zum ersten Mal in neuem Rahmen in der Liederhalle Stuttgart stattfindet, soll diese Frage auch mit einer interessier-ten Öffentlichkeit diskutiert werden.

SEKEM hat Ägypten verändert

SEKEM zeigt seit 30 Jahren eindrück-lich, dass wirtschaftlicher Erfolg mit sozialer und kultureller Entwicklung Hand in Hand gehen kann. 1977 begann Dr. Abouleish inmitten der Wüste eine Oase zu schaffen. Heute ist die Initiative in einigen Ländern Marktführer für ausgewählte Bio-Produkte in bester Demeter-Qualität und betreibt in der Nähe von Kairo auf 3.000 Hektar Wüstenland biologisch-dynamische Landwirtschaft.

Damit hat die ägyptische Kulturinitiative nicht nur die Wüste zum Blühen gebracht. Auch das sozi-ale und kulturelle Leben gedeiht. Vom Kindergarten bis zur entstehen-den Universität: SEKEM unterhält eigene Bildungseinrichtungen, eine Akademie für angewandte Forschung in Wissenschaft und Kunst sowie ein Gesundheitszentrum, das über 30.000 Menschen in der näheren Umgebung medizinisch versorgt. 2003 mit dem

„Alternativen Nobelpreis“ ausgezeich-net, ist SEKEM auch für eine kultu-relle Erneuerung der ägyptischen Gesellschaft auf der Grundlage einer kulturübergreifenden Kooperation von Ost nach West tätig.

Ist SEKEM ein Zukunftsmodell, das die Welt verändern kann?

Der SEKEM-Tag in Stuttgart hat Tradition. Unter der Überschrift:

„Interkulturelle Kompetenz – eine regi-onale und globale Herausforderung“ wollen die Organisatoren beim diesjäh-rigen SEKEM-Tag erstmals einen grö-ßeren Bogen spannen und neben dem Ablauf der Mitgliederversammlung partnerschaftlichen Initiativen ein öffentliches Forum sowie den gemein-samen Dialog anbieten.

Insbesondere sollen innovative Projekte vorgestellt werden, die sich auf regionaler oder globaler Ebene dafür engagieren, Bildung und Erziehung so zu gestalten, dass sie Kindern und Jugendlichen über soziale und ethnische Grenzen hinweg eine Zukunft ermöglichen, um in Würde und Anerkennung ihrer Fähigkeiten zu leben.

In diesem Jahr wird Dr. Abouleish über einen besonderen Höhepunkt in der SEKEM-Entwicklung berichten: die

sich bereits in den Vorbereitungen für ihre Eröffnung befindende Heliopolis Universität.

Das hier veröffentlichte Programm informiert über den zeitlichen und the-matischen Verlauf der Veranstaltung. Die Öffentlichkeit ist herzlich zur Teilnahme am SEKEM-Tag 2010 ein-geladen, der am Samstag, 17. April 2010 im Schillersaal der Stuttgarter Liederhalle stattfindet.

Die Organisatoren bedanken sich bei Herrn Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster, der für unsere Veranstaltung die Schirmherrschaft übernommen hat, und freuen sich, alle Partner und Freunde SEKEMs persön-lich begrüßen zu dürfen.

Roland Schaette, Waltraud Bandel

SEKEM: ein Zukunftsmodell?

Der Förderverein der “SEKEM-Freunde” in Deutschland lädt zur Mitgliederversammlung und Podiumsdiskussion in die Liederhalle Stuttgart ein

Kultur

SEKEM können sie auch besuchen: www.SEKEM-reisen.de

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SEKEM Insight | März 2010 | Seite 5

Impressionen aus SEKEM

E rst vor kurzem wurde der neue Operationssaal des SEKEM Hospitals eingeweiht, der nun allen Patienten des ländlichen Krankenhauses zur Verfügung steht. Der neue Raum, der nach allen Qualitätsmaßstäben eingerichtet und zum größten Teil mit gespendeten Geräten auch aus europä-

ischen Ländern eingerichtet ist, wird bereits regelmäßig eingesetzt und erweitert das Angebot des „SEKEM Medical Centre“ um eine reihe dringend benötigter Leistungen, für die Patienten ohne die neue Einrichtung viele Kilometer Anreise in die nächste Stadt oder sogar die Krankenhäuser Kairos in Kauf nehmen müssten.

Impressionen

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Elisabeth Gergely

E lisabeth Gergely hat ihr Leben seit ihrer frühen Jugend mit Enthusiasmus, Geistesmut und innerer Überzeugung

mit dem geisteswissenschaftlichen Impuls vereint. Sie fand und ging ihren Weg darin und verfolgte ihre Lebensvision, sich für die Entwicklung der Menschen einzusetzen mit Herzenskraft und Hingabe.

Diese innere Intention verband sie auch mit dem SEKEM Impuls. Elisabeth und ich gingen beide in die Wüste um unsere Visionen zu verwirklichen, denn es war auch in Österreich gewissermassen Wüste die sie antraf um ihre Initiative zur Gründung einer „Freien Schule“ zu verwirkli-chen.

Uns beiden war es nur möglich durch die Vereinigung von Orient und Okzident unser Lebensanliegen zu realisieren. Es verband uns nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg, der Weg der in die Zukunft der Menschheitsentwicklung führt.

Elisabeth hat an SEKEM und besonders an der neuen Heliopolis Universität geistig mitgewirkt. Die SEKEM-Stiftung hat beschlossen, an der Heliopolis Universität eine Abteilung für Ost-West Beziehungen aufzubauen, die mit dem Namen Elisabeth Gergely benannt wird. So soll ihr Impuls des Ost-West Dialogs, der ihr sehr am Herzen lag, auch in Zukunft mit ihrem Namen verbunden sein.

Studierenden aus dem Westen soll die Möglichkeit gebo-ten werden, die Kultur des Ostens kennen zu lernen und ebenso sollen Studierende aus dem Osten die Kultur des Westens erfahren können.

In diesem Sinne zitierte Elisabeth oft den Satz von Goethe: „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorüberge-hende Gesinnung sein, sie muss zur Anerkennung führen: dulden heißt beleidigen.“ In ihrem Manuskript „Erziehung zur Freiheit – Erziehung zum Verbundensein“ stellt sie den Spruch von Mohamed Iqbal an den Anfang:

Im Westen ist des Lebens Grund Vernunft / Im Osten ist das Weltgeheimnis Liebe / Schließt Liebe sich zusammen mit Vernunft / Wird sie der Bildner einer neuen Welt.

Als Elisabeth im Januar nach SEKEM kam,empfanden wir es als eine Ehre, dass sie ihre Zukunft mit dem SEKEM Impuls verbindet.

Dr. Ibrahim Abouleish

Nachruf

27. August 1920 -27. Februar 2010

Elisabeth Gergely

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V or 150 ausgewählten Teilnehmern der 3. Indisch-

Deutschen Konferenz für Nachhaltigkeitsforschung in Neu Delhi präsentierte Prof. Karl-Ulrich Rudolph von der Universität Witten/Herdecke ganzheitliche Wasser- und Abwasserlösungen für die 1,2 Mrd. Menschen in Indien.

Das Institut für Umwelttechnik und Management der Universität Witten/Herdecke (IEEM) ist offizieller Kooperationspartner der Vereinten Nationen im Bereich des internationa-len Wassermanagements.

Die Tagung mit dem Schwerpunkt Wasser- und Abfalltechnik hatte das deutsche Forschungsministerium zusammen mit indischen Partnern organisiert. Für das Bundesforschungsministerium wies Dr. Rolf Junker auf den hohen Stellenwert hin, den die Nachhaltigkeitsforschung und internationale Kooperation für die Wissenschaft und Wirtschaft in Deutschland genießt, Indien sei ein bedeutender Partner in dieser Kooperation. Prof. Dr. A. K. Gosain vom IIT, dem Indischen Institut für Technologien, erläuterte den enormen Bedarf seines wachsenden Landes für ganzheitliche Lösungen in der Wasser- und Abfalltechnik.

Für die deutsche Delegation refe-rierte Herr Prof. Karl-Ulrich über den Forschungsstand bei Wassertechnik und –management. Von HighTech Maschinen für das Wasserrecycling bis hin zu kostengünstigen Abwasserteichsystemen und dezen-tralen Anlagen für den ländlichen Raum gibt es viel, was in Deutschland erfunden und für Indien gebaut und umgebaut werden könnte. Über die Forschung im Abfallmanagement - von der Nachbehandlung zur nachhal-tigen Lösung - sprach Prof. Dr. Martin Kranert von der Universität Stuttgart.

Die Wissenschaftler aus Deutschland und Indien erstellten eine Liste von möglichen Aktionsfeldern

für die gemeinsame Forschung beider Partnerländer, die zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen beitragen kann. Neben HighTech Anlagen geht es dabei vor allem um Lösungen, die dauerhaft funktionieren und mit einem umfassenden Betriebs- und Wartungskonzept ausgestat-tet sind. So zum Beispiel für die Wertstoffrückgewinnung aus Abfall oder für Biogaskraftwerke die aus Klärschlamm Strom erzeugen.

Einen Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Begrüßung der Delegation durch Bundespräsident Horst Köhler und seine Gattin.

NNA

Deutsch-indische Konferenz zu Nachhaltigkeitsforschung

ISIS präsentiert neue Produkte auf der GulFood

die neuesten Produkte und Trends des Sektors zu informieren.

ISIS war in diesem Jahr Teil des ägyp-tischen Standes, welcher aufgrund sei-ner besonderen Gestaltung und einem herausragenden Promotion-Paket der „Egyptian Exporters Association“ Besucher besonders zahlreich anzog.

“Wir waren außerordentlich posi-tiv überrascht was die Anzahl und die Professionalität der Besucher betrifft, die unseren Stand besuchten” sagt Dr. Iman Dawood, Export Manager von ISIS. Sie vertrat die Firma auch auf der Messe. “Biologische Lebensmittel stellen mit Sicherheit einen Wachstumsbereich in den ara-bischen Märkten dar und die Besucher waren daher sehr daran interessiert zu erfahren, dass sie qualitativ hochwer-tige Produkte immer mehr auch direkt von arabischen Produzenten und nicht nur von europäischen oder amerika-nischen Herstellern erwerben können.“

Das ISIS-Verkaufsteam hat die Gelegenheit genutzt neue Kontakte zu knüpfen, Kunden aus arabischen Ländern zu treffen und freut sich auf die bevorstehende Verkaufssaison.

Kurznachrichten

V om 21. bis 24. Februar präsen-tierte SEKEMs Firma ISIS eine

breite Palette biologischer Produkte anlässlich der international bekannten Lebensmittelmesse GulFood in Dubai. Die Messe gilt mit ihrem begleiten-den Fachprogramm als wichtigste Handelsmesse im Mittleren Osten und zählt Produzenten von Lebensmitteln, Getränken und Inhaltsstoffen zu ihren Ausstellern. Das Programm umfasst ebenfalls den überregional bekannten

„Salon Culinaire“ anlässlich dessen mehr als 1.300 junge Küchenchefs um den Titel der „Emirates Culinary Guild“ streiten.

Mehr als 45.000 Fachbesucher besuchen im Schnitt die Stände der rund 3.300 Aussteller um sich über

Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteure:Christina BoeckerBijan Kafi

Kontakt:SEKEM-Insightc/o SEKEM HoldingP.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt [email protected]

Bildnachweis: 2r, 5: Bijan Kafi; 1, 2l, 6, 7: SEKEM; 3: Egyptian Junior Businessmen