Dr. Bernd Pieper
Dr. Pieper Technologie- und
Produktentwicklung GmbH
Öko und/oder Leistung sowie kritische Betrachtungen zum „Hype“ um die Weidehaltung von Milchrindern
Götz,12. Januar 2017
0.15
0.3
0.45
0.6
0.75
1 2 3 4 5
kg CH4/kg Milcheiweiß
4.000 6.000 8.000 10.000 12.000
Jahresleistung (kg Milch/Kuh/Jahr)
kg CH4/kg Milcheiweiß
CO2
NEL
Mit steigender Milchleistung sinken die Methan- und CO2- emission sowie der Futterenergieaufwand je Produkteinheit
Kennzahlen der Dabergotzer Agrar GmbH (1) 1995 5443 kg/Kuh und Jahr
2001 12.354 kg/Kuh und Jahr
2002 Umstellung auf EU-BIO
2007 Biopark und NOP
2012 Bioland und NOP
2014 nur noch Bioland
2016 nur noch Bioland:
9602 kg/Kuh und Jahr
(200 Kühe)
Seit 2006 bis heute:
- ohne Antibiotika - ohne allopathische Arzneien - ohne Hormone - ohne Klauenbad
Kennzahlen der Dabergotzer Agrar GmbH (2)
Zellzahl (Tank) Stallperiode: 130.000/ml Weideperiode: 180.000/ml
Zwischenkalbezeit 383 Tage
Besamungsindex Kühe: 1,9 Färsen: 1,5 (erste Besamung gesext)
Totgeburten und Verendungen
6 %
Kuhverluste
1,0 %
Zellzahl LKV Dabergotz: 238; Ø: 275; 25%: 249
Zusammenhang zwischen dem
genetischen Leistungspotential und
Tiergesundheit in einem ökologisch
wirtschaftenden Milchviehbetrieb
Laura Pieper
Rudolf Staufenbiel
Klinik für Klauentiere
Freie Universität Berlin
Zusammenfassung
RZM Differenz hoch- niedrig p-Level
Milchleistung [kg] +1962 <0,001
Zwischenkalbezeit [d] +38 0,009
Anzahl der Besamungen +0,03 0,811
Rückenfettdicke 8-0d a.p. [mm] -0,6 0,675
Fruchtbarkeitserkrankungen [%] -17,3 0,017
Abgang [%] -14,4 0,089
NEFA 8-0 d a.p. [mmol/l] -0,03 0,422
BHB 20-30 d p.p. [µmol/l] +13 0,729
Futterrationen – Milchkühe (Dabergotz) in kg OS je Tier und Tag
Gruppe/Futtermittel Lupinen getoa-stet
Getreide-schrot Ro, Wei, Ha
Mineral-stoff-gemisch
(14 g Ca)
Transifit komplett
Mais-silage TM: 32%
Luzerne-silage TM: 22%
Gras-silage ex. TM: 70%
Stroh Was-ser
Abtourer und Trockensteher
- - 0,2 - - 6,0 12,0 4,0 -
Vorbereiter
1,3
1,0
-
0,65
16,0
4,0
10,5
-
-
Kollostrumkühe Frische Hochlaktation Spätlaktation
2,5
3,5
0,3
-
31,5
30,0
-
1,5
-
pH-Verlauf bei verzögerter und schneller Milchsäure-
bildung bei ausreichendem Zuckergehalt
3
4
5
6
7
0 3 6 9 12 15 18 21
Tage
pH-Wert verzögerte Milchsäurebildung
schnelle Milchsäurebildung
Zusätzliche Bildung von biogenen Aminen,
Enterotoxinen und Clostridienwachstum
Gehalt an Essig- und Propionsäure bei homo- und heterofermentativer Milchsäuregärung
4,0
3,0
2,0
1,0
0
E + P
(% TM)
homofermentativ heterofermentativ
(BIO-SIL) (unbehandelt oder spezifische Stämme)
Gärverluste bei homo- und hetero-fermentativer Milchsäuregärung
8,0
6,0
4,0
2,0
0
Gär
verl
uste
(%
)
homofermentativ heterofermentativ
(BIO-SIL) (unbehandelt oder spezifische Stämme)
Futterwert von Maissilage bei homo- und heterofermentativer Milchsäuregärung
6,9
6,7
6,5
6,3
6,1
MJ NEL
homofermentativ heterofermentativ
(BIO-SIL) (unbehandelt oder spezifische Stämme)
Einfluss des Essigsäuregehaltes auf die Trockenmasseaufnahme von Grasanwelksilage (Eisner, Südekum & Kirchhof, 2006)
pH-Wert-Absenkung bei Einsatz von Ameisensäure
und unterschiedlichem Besatz an Milchsäurebakterien
Ameisensäure
(schwach besiedelt)
Ameisensäure
(normal besiedelt)
Ameisensäure +BIO-SIL®
pH
Tage
Kombination mit geeigneten Milchsäurebakterien
Separate Applikation
3.5
4
4.5
5
5.5
6
6.5
0 0.5 5 6 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60
Einsatzempfehlungen für Amasil® NA BIO-SIL® : 1 g/t
Amasil® NA : in Abhängigkeit vom TS-Gehalt des Siliergutes(l/t)
20% TS 25% TS 30% TS
35% TS
Weidelgras 2,5 1,5 - -
Grasmischbestand 4 3 2 -
Klee 5 4 3 1
Luzerne 6 5 3,5 1,5
Futterroggen 2,5 1,5 - -
Einsatzempfehlungen für Amasil® NA:Melasse = 1:2 BIO-SIL® : 1 g/t
Amasil® NA+Melasse: in Abhängigkeit vom TS-Gehalt des Siliergutes (l/t)
20% TS 25% TS 30% TS
35% TS
Weidelgras 5,8 3,5 - -
Grasmischbestand 9,3 7,0 4,7 -
Klee 11,6 9,3 7,0 2,3
Luzerne 14,0 11,6 8,1 3,5
Futterroggen 5,8 3,5 - -
Einsatzempfehlungen für Melasse BIO-SIL® : 1 g/t
Melasse : in Abhängigkeit vom TS-Gehalt des Siliergutes (l/t)
20% TS 25% TS 30% TS
35% TS
Weidelgras 20 10 - -
Grasmischbestand 35 30 20 -
Klee 35 30 20 8
Luzerne 50 40 30 15
Futterroggen 20 10 - -
Krankheitshäufigkeiten 01.01.2015 – 31.01.2016 Dabergotzer AGRAR GmbH
Krankheit Anzahl
Gebärparese 1 (1,0 %) von 100 Kühen > 2. Laktation
Nachgeburtsverhaltungen (Nachgeburt nach 24 h noch nicht abgegangen)
10 (5,0 %) von 250 Abkalbungen
Labmagenverlagerungen 0
nat. Oxytocin bei Färsen zu Milchabgabe
0
nat. PG zur Brunstsimulation bei Kühen
0
Zucht 0
Alter 0
Geringe Leistung 10,4
Unfruchtbarkeit 15,5
Sonstige Krankheiten 14,2
Euterkrankheiten 41,5
Melkbarkeit 5,7
Klauen und Gliedmaßen 6,6
Sonstige Gründe 4,7
Stoffwechselerkrankungen 1,9
2016 Abgangsursachen in % (106 Kühe)
Neuinfektionen und Heilungsraten (in %)
Dabergotz 25 % beste Betriebe
Mastitisrate 1. Laktation 27 31
Neuinfektion in der Laktation 16
Neuinfektion in der Trockenperiode 44 25
Heilungsrate in der Trockenperiode 27 62
Futterrationen bei den Milchkühen
1. Trockensteherration 1
2. Trockensteherration 2 (Vorbereiter)
3. Eine Ration für alle laktierenden Kühe
4. „Abtourer“-Ration
System des Trockenstellens
Trockenstehzeit: ca 14 Tage
14 Tage vor dem geplanten Trockenstellen Eingruppierung
in die „Abtourergruppe“, diese erhält die Trockensteherration
bei 8 l Milch/Tag wird nur noch 1 x gemolken
bei ca, 5 l Milch/Tag Trockenstellen ohne Zitzenversiegler
nur gedippt
Melkreihenfolge
1. Kolostralmilchkühe
2. frischlaktierende Gruppe (max. 20 Kühe)
3. Hochlaktierende
4. Spätlaktierende
5. „Abtourer“
6. (Kühe mit erhöhter Zellzahl)
7. Kühe mit sinnfällig veränderter Milch
(Sperrgruppe)
Melkhygiene (Fischgrätenmelkstand 2 x 10, Fa. Impulsa)
1. 3 Strahlen Vormelken auf Vormelkbecher
2. Reinigen jeder Zitze mit separatem Einwegtuch ! ! !
3. Ansetzen und Positionierung des Melkzeugs
4. Zwischendesinfektion der Hände
5. automatische Abnahme
6. Euterkontrolle visuell, nach Bedarf manuell
7. Dippen der Zitzen mit Dippbecher
8. Automatische Melkzeug-Zwischendesinfektion
(Airwash)
Generell Melken mit Einweg-Gummihandschuhen und
Ärmelschonern
Zwischenauswertung Erkrankungsdauer Mastitiden (Erkrankungsende bei negativem Schalmtest)
• Abgangsursache: 69 % Eutererkrankungen
• Zutreter pro Tag in Eutergruppe: 1,15
• Verweildauer (Selbstheilungszeit): Mittelwert: 8,2 Tage
– Mittelwert abzügl. 10 % längster Dauer: 6,3 Tage
0
5
10
15
20
25
30
35
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50
An
zah
l de
r K
üh
e N
[#]
Erkrankungsdauer t [d]
Gesamtanzahl und Neuinfektionen der an Dermatitis Digitalis
erkrankten Fälle im Behandlungszeitraum mit Honig
Separate Aufzucht kleiner Gruppen in Kälberdatschen mindert sehr stark
den Infektionsdruck (Rein-Raus-Prinzip inkl. Zwischendesinfektion)
Entmistung der Kälber- Datsche
3. Material & Methoden 3.1. Gesamtdarstellung des Verfahrens
65 UNIVERSITÄT ROSTOCK | FAKULTÄT AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTEN | HOLK BELLIN 31.03.2011
UNIVERSITÄT ROSTOCK | FAKULTÄT AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTEN | HOLK BELLIN 66
3. Material & Methoden 3.1. Gesamtdarstellung des Verfahrens
Entmistung der Kälber- Datsche
31.03.2011
UNIVERSITÄT ROSTOCK | FAKULTÄT AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTEN | HOLK BELLIN 67
Entmistung der
Kälber- Datsche
3. Material & Methoden 3.1. Gesamtdarstellung des Verfahrens
31.03.2011
Entmistung der
Kälber- Datsche
3. Material & Methoden 3.1. Gesamtdarstellung des Verfahrens
68 UNIVERSITÄT ROSTOCK | FAKULTÄT AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTEN | HOLK BELLIN 31.03.2011
69
Probleme des Systems:
Angewöhnung an Tränkschalen in
Kälber- Datsche tierindividuell
sehr unterschiedlich und z.T.
zeitintensiv
3. Material & Methoden 3.1. Gesamtdarstellung des Verfahrens
69 UNIVERSITÄT ROSTOCK | FAKULTÄT AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTEN | HOLK BELLIN 31.03.2011
UNIVERSITÄT ROSTOCK | FAKULTÄT AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTEN | HOLK BELLIN 71
Multi Max* Iglu-Veranda* Warmstall* Kälber-
Datsche
Kälber im Versuch (n) 15 39 57 38
Verdauungsstörungen 0,74 1,17 1,44 0,08
Atemwegserkrankungen 0,13 0,12 0,19 0
Sonstige 0,13 0,28 0,38 0
Tabelle 11: Ø-Anzahl der Krankentage je Kalb in verschiedenen
Haltungssystemen
* S. Jülich, 2009
4. Ergebnisse
31.03.2011
Tabelle 12: Ø-Anzahl der Behandlungstage je Kalb in verschiedenen
Haltungssystemen
* S. Jülich, 2009
4. Ergebnisse
72
Multi Max* Iglu-Veranda* Warmstall* Kälber-
Datsche
Kälber im Versuch (n) 15 39 57 38
Verdauungsstörungen 0,66 0,56 1,12 0
Atemwegserkrankungen 0,12 0,12 0,19 0
Sonstige 0,12 0,36 0,26 0
UNIVERSITÄT ROSTOCK | FAKULTÄT AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTEN | HOLK BELLIN 31.03.2011
Einfluss der täglichen Zunahmen vom 5. bis 10. Lebensmonat auf die Milchleistung (Krpálková et al. 2014)
Tgl. Zunahme vom 5. bis 10. Monat ≤ 849 g 850 bis 969 g ≥ 970 g
Anzahl 103 167 122
Gewicht mit 14 Mon. (kg) 372 398 429
Erstkalbealter (Mon.) 23,8 23,5 23,3
1. Laktation
Liter Milch 8.596 9.117 9.041
2. Laktation
Liter Milch 9.421 9.878 10.050
3. Laktation
Liter Milch 10.008 10.845 11.351
Lebensleistung /Ø Laktation
Liter Milch 9.315 9.915 10.243
Protein (%) 3,1 3,1 3,2
Fett (%) 3,7 3,7 3,7
Richtwerte zur Jungrinderaufzucht von Schwarzbuntkühen (HF)
Erstkalbealter: 24 Monate Lebendmasse zur Kalbung: 630 kg
Lebensmonat Lebendmassezunahme (g/d)
1 bis 5 880 6 bis 10 950
11 bis 14 830 15 bis 24 720
Was ist Weidemilch ?
- Mindestweideperiode: 120 Tage
- Mindestweidezeit: 6 h je Tag
Was bedeutet das praktisch?
Dauer der gesamten Weideperiode: 1.5. bis 15.9.
138 Tage
gutes Weidewetter schlechtes Weidewetter (sehr hohe Temperaturen,
nasskalt, Wind)
80 Tage
58 Tage
6 Stunden pro Tag = 25%
20 Vollweidetage
345 Tage sind die Kühe im Stall !!!
Ziele der Weidehaltung (pro)
- Verbesserung der Tiergesundheit
- Verringerung der Futterkosten
- Verbesserung der Milchqualität (Fettsäuremuster,
Vitamine, Mineralien, Protein)
- schönes Landschaftsbild
Ziele der Weidehaltung (kontra)
- in Betrieben mit artgerechten Ställen - keine Verbesserung
der Tiergesundheit
- Futterkosten steigen !
- zur Milchqualität keine belastbaren Zahlen (zur
Halbtagsweide)
- keine Lösungen zur N-Belastung von Triftwegen und
Tränkestellen (CC-relevant)
- höhere Arbeitsbelastung
- Biosicherheit
- geringerer Vorschub in den Silos
- Geringere LMZ bei Jungrindern bis 15. Lebensmonat
- keine praktikable Strategie zur Bekämpfung von Endo- und
Ektoparasiten während der Weideperiode von Jungrindern
- Deckbulle bei Jungrindern (Zuchtfortschritt ?)
Der Betrieb, in dem es den Tieren
auf der Weide besser geht als im
Stall, hat einen schlechten Stall
und/oder schlechte Silagen !!!
Wie gut putzt Ihre Kuhbürste?
R 28 top agrar 4/2013
Wir meinen, sie hat auch erhebliche Nebenwirkungen: - kostet Geld und Energie, - blockiert 2 Liegeplätze, - überträgt Ektoparasiten, - Null Einfluss auf die Milch-
leistung !