Herzlich willkommen 2012! 1 | 2012 Nr. 1/2012 | Januar/Februar | 3,50 Euro | www.schlossallee.com Schlossallee Schlossallee Schlossallee DAS REGIONALE LIFESTYLE MAGAZIN FÜR OLDENBURG UND DAS OLDENBURGER LAND Assia Cunego: Harfeninternat am Deich Exklusive Gala: 10 Jahre Ronald McDonald Haus Regional pauschal: Vernarrt in Damme
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Herzlich willkommen
2012!
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Nr. 1/2012 | Januar/Februar | 3,50 Euro | www.schlossallee.com
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O l d e n b u r g u n d d a s O l d e n b u r g e r l a n d
Assia Cunego: Harfeninternat am Deich
Exklusive Gala: 10 Jahre Ronald McDonald Haus
Regional pauschal: Vernarrt in Damme
Liebe Leserinnen und Leser,
Was haben Sie sich fürs neue Jahr vorgenommen? Abnehmen? Weniger Rau-
chen? Mehr Zeit für die Familie? Welcher Art auch immer ihre guten Vorsätze
sind – Silvester sollte noch einmal ordentlich gefeiert werden! Zahlreiche Bräuche
gibt es weltweit, die Glück im neuen Jahr bringen sollen. Wir haben Ihnen auf den
Seiten 6 und 7 die schönsten und absurdesten zusammengestellt. Auch wir sind
gespannt, was 2012 für Überraschungen bereithält!
Lustig wird es Anfang des Jahres regelmäßig in Damme, wenn es heißt „Helau
Dammensia!“ Vermutet man „echte“ Jecken üblicherweise nur in Mainz, Köln
oder Düsseldorf, hat man den Carneval (mit C, das ist wichtig!) im Oldenburger
Münsterland noch nicht erlebt. Alles, wirklich alles in der Stadt hängt irgendwie,
mal mehr und mal weniger, mit dem Carneval zusammen. Das hat auch unsere
Redakteurin Svenja Dierker bei ihrem Kurztrip in die närrische Stadt erfahren. Was
sie noch alles erlebt hat, lesen Sie ab Seite 36.
Kennen Sie eigentlich den Knollenziest? Und haben Sie spontan ein Rezept für
Mangold parat? In der Europäischen Artenliste sind über 10.000 verschiedene
Gemüsesorten aufgeführt, nur ein Bruchteil davon schafft es allerdings auf un-
sere Teller. Wir haben uns auf die Suche nach fast vergessenen Gemüsesorten
gemacht und stellen Ihnen ab Seite 46 gemeinsam mit Küchenchef Holger Oest-
mann aus dem „Ahrenshof“ drei köstliche Rezepte vor.
Der Dezember steht traditionell nicht nur im Zeichen von Weihnachten, sondern
auch von Galas und Festen. So war die Ronald McDonald-Gala ein echtes High-
light im Veranstaltungskalender der Oldenburger, bei der zahlreiche Unternehmer
und Persönlichkeiten feierten und natürlich für den guten Zweck spendeten. Und
noch eine Party sorgte für Aufmerksamkeit: Horst Klemmer, seines Zeichens ein
„Oldenburger Original“, wurde 75. Auch der Seniorchef der Miss Germany Cor-
poration feierte ein Fest – und rund hundert Gäste, nahezu alle wunschgemäß
als Clowns verkleidet, kamen. Was den Wangerooge-Fan jung hält, lesen Sie ab
Seite 26.
Viel Spaß beim Lesen und einen guten „Rutsch“ wünscht Ihnen Ihre
RegionRegional pauschalVernarrt in Damme .................................. 36
Kultur
Lese- & Hörtipps Aus der Welt der (Hör-)Bücher ............... 80AusstellungPippi Langstrumpf wohnt in Oldenburg ... 81 TermineKultur im Oldenburger Land .................... 86Lohner Schmäh ...................................... 89Vorschau / Impressum ........................... 90
ErlebnisBoßeln: Gib mir die Kugel! ...................... 44
GenussWintergemüse Back to the Roots ................................ 46Rezepte .............................................. 49
Wohnen TischKulturDer Esstisch ......................................... 52Meine Villa Teil 6: Moderne Heizsysteme .................. 56 Facelift fürs Haus Sanierung der Bestandsimmobilie ........... 59 Garten Pflanzenschmuck aus Eis und Schnee ........................................... 64Kolumne ................................................. 66
Leben
Gesundheit Orthopädie: Von Kopf bis Fuß ................ 68 Wellness & BeautyFit ins neue Jahr ..................................... 71HochzeitEwig dein, ewig mein .............................. 74
Kultur
Astrid LindgrenOb Michel oder Pippi Langstrumpf – jeder, der sich
die Kindheit bewahrt hat, trägt diese Figuren ein Le-
ben lang in seinem Herzen. Der Oldenburger Matthias
Blum präsentiert in einer einzigartigen Ausstellung
Leben und Werk der wohl besten Kinderbuchautorin
der Welt.
Seite 81
Schloss
Titelfoto: Torsten Krüger
Seite 5
allee
Erlebnis
City-BoßelnUm so richtig Appetit auf deftigen Grünkohl zu be-
kommen, wird an kalten Tagen einem ganz besonde-
ren Wintersport gefrönt – dem Boßeln. Ab sofort gibt
es einen neuen Trend bei dieser ur-norddeutschen
Sportart: das City-Boßeln!
Seite 44
Garten
WinterzeitFeiner Raureif und zarter Schnee lassen den Garten in
der kalten Jahreszeit wie verzaubert wirken und ma-
chen ihn zu einem echten Winterwunderland.
Seite 64
Wohnen
TischKulturVier Beine, eine Platte und rundherum Stühle: Ein
Tisch ist etwas Simples! Und dabei doch so viel mehr
… Eine Übersicht.
Seite 52
SchlossKlassiker
ModeSchon Coco Chanel sagte: „Ich bin gegen Mode, die ver-
gänglich ist.“ Und tatsächlich gibt es Kleidungsstücke,
die absolut zeitlos sind: das kleine Schwarze gehört
ebenso dazu wie Trenchcoat oder Twinset.
Seite 30
Aktuell | Seite 6
Von Weihrauch, Weintrauben und rotem FeinrippSenfberliner und Schornsteinfeger, dabei „Dinner for One“ auf Endlosschleife: Rund um den Jahreswechsel
gibt es zahlreiche Bräuche und Aberglauben. Damit auch Sie auf Nummer sicher gehen
können, haben wir Ihnen eine Auswahl an „Glücksbringern“ zusammengestellt!
Linsen fürs KleingeldEine goldene Regel gilt für jede gute, deutsche Haus-
frau: Zwischen den Jahren wird keine Wäsche gewa-
schen! Das bringt nix als Arbeit im nächsten Jahr!
Gerade in der Alpenregion würde die Wäsche am 1.
Januar auch ziemlich stinken: Hier ist es üblich, die
Wohnräume mit gesegnetem Weihrauch „auszuräu-
chern“, um die Dämonen zu vertreiben. Dass man
sich kulinarisch verwöhnt, scheint zumindest plausib-
ler, als sich die Zukunft von heißem Blei deuten zu
lassen, heißt es doch immer: „Wer über die Jahre gut
schmaust, hat das ganze Jahr vollauf.“ Und nur nicht
vergessen, am Neujahrstag eine Linsensuppe zu es-
sen, damit im neuen Jahr das Kleingeld nicht ausgeht!
Schweinskopf statt MarzipanDie spinnen, die Deutschen? Ach was! Auch anders-
wo in der Welt versprechen die absurdesten Bräuche
Glück im neuen Jahr. Verlassen wir uns hierzulande
etwa auf das Marzipanschweinchen als Maskottchen,
wird in vielen mitteleuropäischen Ländern gar ein
ganzer Schweinskopf verzehrt. Sicher ist sicher! Au-
ßer im Rheinland, wo man traditionell und trotzig die
Neujahrsgans verspeist, gilt der Verzehr von Geflügel
allgemein als negatives Omen, da das Glück dann
wegfliegen könnte. Die Griechen backen Münzen in
ihr Brot (das sie wenig später schon fürs traditionelle
Silvesterglücksspiel im Familienkreis nutzen), die
Engländer dreieckige Törtchen, die, mit Hackfleisch
gefüllt, an Freunde verschenkt werden. In Schottland
werden „Haggis“, also gefüllte Schafsmägen, in ge-
mütlicher Runde mit jeder Menge Hochprozentigem
runtergespült. Zudem wird im Vorfeld dafür gesorgt,
dass ein großer, junger Mann irgendwann mit ei-
ner Flasche Whiskey, Rosinenbrot und einem Stück
schwarzer Kohle vor der Tür steht. Wer ihn herein
bittet, hat das Glück im nächsten Jahr
garantiert auf seiner Seite. Süß
mögen’s die Spanier: Sie es-
sen zu jedem mitternächt-
lichen Glockenschlag
eine Weintraube. Ehe
man sich beim 12.
Schlag umarmt und
beglückwünscht, muss
der Mund leer sein –
ansonsten ist Unglück
im neuen Jahr vorpro-
grammiert!
Seite 7
Neujahrskonzerte in der Region
OldeNburgLudwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 9 Ode an die Freude
d-Moll, op. 125
1. Januar, 17 Uhr | 2. Januar 2012, 19.30 Uhr
Oldenburgisches Staatstheater
bad ZWischeNahNSwinging Strings: József Lendvay & Friends – die Violine
in Klassik, Jazz und Weltmusik
15. Januar, 17 Uhr | Altes Kurhaus
rastede4. Neujahrskonzert mit dem Salonorchester Münster
6. Januar, 20 Uhr | Neue Aula Rastede
clOppeNburg„ ... und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Neujahrs-
konzert mit Countertenor Daniel Lager
8. Januar, 16 Uhr | Cloppenburg Lichthof der VHS
Riskantes RitualWährend die Österreicher ganz unschuldig den tra-
ditionellen Neujahrswalzer auf dem Wiener Rathaus-
platz tanzen, wird es in Japan gefährlich: Zu den 108
Glockenschlägen, die zu Mitternacht erklingen und
mit denen die 108 Begierden des Menschen und die
108 Übel des alten Jahres vertrieben werden sollen,
werden die glücksverheißenden Mochi-Reisklöße ge-
gessen. Aufgrund ihrer Klebrigkeit fordern sie immer
wieder wenige glückliche Erstickungsopfer. In China
hingegen begrüßen an den wichtigsten drei Feierta-
gen prächtige Drachen- und Löwenumzüge das neue
Jahr. Ob Boxershorts, Feinripp oder Spitzenhöschen:
Hauptsache rot! So lautet das Motto in vielen Kulturen
in Sachen glücksbringender Unterwäsche. Chile? Ita-
lien? Spanien? Wo genau der Brauch herkommt, ist
ungewiss. Sicher ist aber, dass auch hierzulande ge-
gen Ende des Jahres mittlerweile die roten Dessous
in den Geschäften knapp werden … Wer beim klas-
sischen Weiß bleiben möchte, sollte in Brasilien fei-
ern: Hier verspricht weiße Kleidung einen reinen Start
ins neue Jahr.
So unterschiedlich die Neujahrsbräuche in aller Welt
auch sind, eines ist allen gemeinsam: Rund um den
Erdball knallen um Mitternacht die Sektkorken. Außer
in Schottland. Aber dass man hier lieber mit Whisky
anstößt, ist wahrlich keine Überraschung!
Aktuell Das Neueste aus der Region | Seite 8
Gas geben im ewigen EisEin Event der ganz besonderen Art veranstaltete das Autohaus BMW Freese Anfang De-
zember. Insgesamt zehn Kunden aus Oldenburg und Umgebung machten sich zunächst
per Flugzeug auf den Weg nach München, wo BMW Freese Geschäftsführer Tammo
Kayser eine Besichtigung der BMW-Welt und des BMW-Werkes organisiert hatte. An-
schließend ging es weiter nach Sölden – dem Highlight dieses Kurztrips. Direkt auf dem
Gletscher, der eigentlich von Skiläufern in Anspruch genommen wird, wurde eigens ein
abgesperrter Bereich eingerichtet. Dort, hoch oben im ewigen Eis, durften die Kunden
des Autohauses einmal so richtig Gas geben und sämtliche Allradfahrzeuge der Marke
auf ihre Winterfestigkeit testen.
„Klassische Weihnacht“ auf Gut HornEin Konzert der Extraklasse konnten Besucher Anfang Dezember in Gristede er-
leben. Gewohnt beschwingt und unterhaltsam führte Ivo Berkenbusch zwischen
den Stücken durchs Programm. Irina Wischnizkaja füllte mit ihrer klaren Stimme
den Konzertsaal aus und verzauberte die Zuhörer. Für lang anhaltenden Applaus
sorgte auch Olaf Wiegmann, dessen Finger geradezu über die Tasten flogen.
Schon bei der Ankunft auf Gut Horn ahnte der Besucher, dass ihn wohl ein ganz
besonderer Abend erwartete. Die Kastanienallee und das Herrenhaus waren fei-
erlich beleuchtet, und vom Balkon blies ein Trompetenspieler Weihnachtslieder in
die Nacht. Drinnen erwartete das Team von Michael Niebuhr die Gäste mit kleinen
Köstlichkeiten schon eine Stunde vor Konzertbeginn. Irina Wischnizkaja, Ivo Berkenbusch und Kapellmeister Olaf Wiegmann stimmten bei der klassischen Weihnacht auf Gut Horn aufs Fest der Feste ein.
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Wein, Weib und WorteZum Ende des Jahres hat sich Karin Stegle für ihre Kunden noch einmal ein ganz beson-
deres Schmankerl ausgedacht. Unter dem Motto „Wein, Weib und Worte“ präsentierten
internationale Models während der abwechslungsreichen Show die aktuellen Trends der
Herbst/Winter Kollektion 2011/2012. Bei dem einen oder anderen Glas Wein durften
sich die VIP-Gäste des Hauses anschließend bestens von Deutschlands charmantestem
timecon, begrüßt das Elternhaus damit neue Apartmentpaten. Mit Hilfe der Patenschaft
kann ein Teil der Betriebskosten im Ronald McDonald Haus gedeckt werden. Die Sparda
Bank Münster spendet den gleichen Betrag, um die Anschaffung von 40 neuen Ma-
tratzen für alle 15 Apartments im Elternhaus, in denen die Familien während der meist
langen Klinikaufenthalte der Kinder wohnen können, zu finanzieren.
Hellmut Karasek war Stargast der Modenschau.
P.S.I.-Awards vergebenAm Vorabend der 32. P.S.I.-
Auktion in Ankum wurden in
festlichem Rahmen vier P.S.I.-
Awards für außergewöhnliche
Leistungen vergeben. Den
P.S.I.-Award Showjumping er-
hielt die 30-jährige Janne Frie-
derike Meyer. Den P.S.I.-Award
Dressage erhielt die Weltcup-
siegerin und Europameisterin
Adelinde Cornelissen aus den Niederlanden. Mit dem P.S.I.-Award Supporter wurde die
US-Amerikanerin Elizabeth B. Juliano ausgezeichnet. Ein besonderer P.S.I.-Award – der
Lifetime-Award – wird in jedem Jahr an eine Persönlichkeit vergeben, die ihr Leben
dem Thema Pferd gewidmet hat: Major a.D. Paul Stecken. Der 95-Jährige war Leiter der
Westfälischen Reit- und Fahrschule.
v.l.n.r. Elizabeth B. Juliano, Christoph Koschel, Adelinde Cornelissen, Sacha Eckjahns, Janne Friederike Meyer, Ullrich Kasselmann, Major a.D. Paul Stecken, Julia Becker, Constan-tin Freiherr von Heereman, Paul Schockemöhle.
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Aktuell Das Neueste aus der Region | Seite 10
„Die“ Lösung gibt es nicht!
Wie lege ich mein Vermögen sicher und rentabel an? Eine der Kernfragen
in der Vermögensanlage. Wie für viele Bereiche im Leben gilt auch hier:
Einfache Antworten auf schwierige Fragen gibt es nicht! Beim aktuellen
Thema Schuldenkrise wird schnell klar, dass die vielfach als relativ sicher
angesehenen Euro-Staatsanleihen nicht mehr ohne Bedenken als sichere
Anlageform einzustufen sind. Wenn Anleihen dieser Form heute ein gutes
oder sehr gutes Rating aufweisen, dann ist die Rendite häufig niedrig. An-
dere, als konservativ geltende Anlagemöglichkeiten, wie beispielsweise
Renten- oder Immobilienfonds, waren in der jüngeren Vergangenheit nicht
immer so wertstabil, wie es von ihnen erwartet werden durfte. Fest steht
also: Die einzig wahre, sichere Anlagemöglichkeit – es gibt sie nicht! Und
wie schafft man trotzdem eine sinnvolle Geldanlage? Der Weg zur Antwort
ist komplex. Die durchschnittliche Inflationsrate liegt aktuell bei rund drei
Prozent. Diesen langfristigen Wertverlust des Geldes aufzufangen, ist aus
Sicht vieler Kapitalanleger die Hauptaufgabenstel-
lung. Grundsätzlich gilt dabei: Um das Risiko eines
Wertverlustes durch die Inflation zu kompensieren,
müssen andere Risiken in Kauf genommen wer-
den. Die Anlage in Sachwerten ist zurzeit eine oft
vorgeschlagene Alternative. Hier stehen Immobilien
an erster Stelle. Zu den Sachwertanlagen gehören
aber ebenso Aktien, unternehmerische Beteiligungen
oder Edelmetalle. Die besonderen Risiken der jewei-
ligen Anlageformen sind zu erkennen und individuell
abzuwägen. Sowohl bei eingeschränkter Liquidität
einer Vermögensanlage in Immobilien, bei Risiken
der zukünftigen Entwicklung des Standortes oder bei
kurzfristigen Kursschwankungen der Börsen und Devisenkurse, gilt es zu
beachten, dass die persönliche Vermögenssituation mit der jeweils höchst
unterschiedlichen Risikobereitschaft in Einklang gebracht wird.
Die Analyse sowie das Management von Risiken sollten grundsätzlich im
Vordergrund stehen und dabei ist es ratsam, dass sich der Anleger profes-
sioneller Unterstützung bedient. Diese Regel galt schon immer: Und umso
mehr aktuell im schwierigen Marktumfeld.
Michael Saak (links) und Dr. Andreas Blomenkamp, Geschäftsleiter Bankhaus W. Fortmann & Söhne in Oldenburg
am alten Stadthafen als auch die ausgeklügelte Architektur, durch die alle Einheiten
Blick auf den Hafen genießen, sorgt für einigen Erfolg. 13 der insgesamt 15 großzügigen
Wohnungen sind bereits verkauft.
Richtfest: Architekt Ingo Knetmann (2.v.l.)
Anzeige | Seite 11
Aktuell Das Neueste aus der Region | Seite 12
Existenzgründer des Jahres 2011 – Vechtas Bürgermeister Helmut Gels,Vizepräsident Hans Eveslage, Volker Platen (denkmal3D GbR) und Andrea Hermann, Präsident Albert Focke, Falk Näth (denkmal3D GbR), Laudator Martin Grapentin, Vorstandsvorsitzender der Landessparkasse zu Oldenburg (von links)
Unternehmerisches Lebenswerk 2011 – Vizepräsident Hans Eveslage, Maria Suding, Präsident Albert Focke, Alfons Suding, SUDING Beton- und Kunststoffwerk GmbH, Laudator Otto Lamotte, Vizepräsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Bakums Bürgermeister Hans Lehmann (von links)
Unternehmerin des Jahres 2011 – Mitte: Dr. Jutta Middendorf-Bergmann (mit ihren Söhnen Bernd und Christian), Ludwig Bergmann Maschinenfabrik GmbH sowie von links Vizepräsident Hans Eveslage, Goldenstedts Bürger-meister Willibald Meyer, Präsident Albert Focke, Laudator Werner Hilse, Präsident des Landvolks Niedersachsen
360 Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik waren dabei, als
Ende November in der festlich geschmückten Stadthalle Cloppen-
burg die diesjährigen Preisträger des Unternehmerpreises Olden-
burger Münsterland geehrt wurden. Den Preis für sein unterneh-
merisches Lebenswerk nahm Alfons Suding, Inhaber der SUDING
Beton- und Kunststoffwerk GmbH aus Bakum, aus der Hand von
DIHK-Vizepräsident Otto Lamotte entgegen. Als Unternehmerin des
Jahres 2011 wurde Dr. Jutta Middendorf-Bergmann, Inhaberin der
Ludwig Bergmann Maschinenfabrik GmbH aus Goldenstedt, geehrt.
Der Preis wurde ihr vom Präsidenten des Niedersächsischen Land-
volks, Werner Hilse, überreicht. Als Existenzgründer des Jahres
2011 wurden Volker Platen und Falk Näth, Inhaber der denkmal3D
GbR aus Vechta, ausgezeichnet. Laudator war Martin Grapentin,
Vorstandvorsitzender der Landessparkasse zu Oldenburg.
In seiner Begrüßungsansprache würdigte der Präsident des Ver-
bundes, Landrat Albert Focke, das Unternehmertum „als Grundlage
für Beschäftigung und Wohlstand“: „Auf der Suche nach Rahmen-
bedingungen für beruflichen Erfolg gibt es nichts Besseres als ein
gut geführtes Familienunternehmen!“ Die drei ausgezeichneten
unternehmerischen Erfolgsgeschichten belegten einmal mehr in
eindrucksvoller Weise, dass sie auf einer für Familienunternehmen
so typischen „ganz besonderen, persönlichen Beziehung zum Un-
ternehmen, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihrem
Lebensumfeld sowie ihrer Gemeinde oder Stadt“ beruhten.
harfenklänge statt schifferklavierMus iker in Ass ia Cunego e rö f fne t e in Har fen in te rna t d i rek t am De ich
Wasser, Wind und Weite – das ist Norddeutschland. Ein wenig ungewöhnlich, dass eine wärmeverwöhnte Italienerin
ausgerechnet hier ihren großen Traum verwirklichen möchte. Direkt am Deich steht das alte Hotel Weserhof, in dem
die Musikerin Assia Cunego in wenigen Monaten ein Harfeninternat eröffnen wird – das erste dieser Art in Europa.
Text und Fotos Kathrin Janout
Baulärm und HarfenmusikEin Blick aus den riesigen Fenstern im renovierten Konzertsaal sagt
alles: Das leuchtend grüne Gras auf dem Deich, dahinter die Weser,
ein kleiner idyllischer Strand und der blaue Himmel, an dem man
sich bis zum Horizont satt sehen kann. Nur einen Schritt aus der
Haustür und schon gelangt Assia Cunego über eine eigene Brücke
direkt auf den Deich. Kein Wunder, dass sich die 28-Jährige in die-
sen Ort und dieses Haus verliebt hat und ihre ganze Energie in die
Verwirklichung ihres Traumes steckt. „Das erste Umbaujahr war fan-
tastisch“, erzählt die junge Frau mit leicht italienischem Akzent. „Wir
hatten tolle Handwerker, die auch hier gewohnt haben. Alles lief gut“,
erinnert sie sich. Ein aufwendiges Projekt: Das Haus wurde innen
komplett verändert, nur die tragenden Wände sind stehen geblie-
ben. Auch eine vollständige energetische Sanierung war notwendig,
von der Außenwanddämmung über den Austausch der Fenster bis
zur neuen Heizung. Beim Innenausbau packt die zierliche Musikerin
selbst mit an. Sie streicht, verlegt Fußöden oder verspritzt Ecken
mit Silikon. „Ich habe hier schon morgens um fünf gehämmert, als
ich nicht mehr schlafen konnte“, verrät sie schmunzelnd. Allerdings
musste auch sie sich an den Baulärm erst gewöhnen. „Früher war
ich anders“, gibt sie zu, „alles musste still sein, wenn ich geübt habe.
Nun kann ich bei schlimmstem Krach Harfe spielen.“
Szene Harfeninternat | Seite 22
Verrücktes VorhabenDie Idee zu dem ungewöhnlichen Plan, ein solches Internat zu
eröffnen, kam ihr während eines Meisterkurses für Harfenspieler,
den sie organisiert hatte. Eine Woche lang waren die Musiker
rund um die Uhr zusammen, haben gemeinsam musiziert, ge-
gessen und die Geselligkeit genossen. Beim Abschied sind dann
Tränen geflossen. „Ich hatte vorher schon von Musikinternaten
gehört und so habe ich mir überlegt, ein eigenes zu eröffnen“,
erklärt Cunego. Gerade mal zwei Wochen vergingen, bis sie ein
fertiges Konzept erstellt hatte und die Entscheidung feststand. Ihr
Mann, Pfarrer Joachim Paulus, unterstützt sie bei diesem Plan.
Er war derjenige, der das alte Hotel am Weserstrand entdeckt
und sie ihrem Traum ein Stück näher gebracht hat. „Man muss
ein bisschen verrückt sein für so ein Projekt“, gibt die Musikerin
zu und wirft lachend den Kopf in den Nacken, „und ich brauche
dabei Menschen mit Vernunft, die zu mir stehen und mich auf
meinem Weg lenken.“
Familienleben mit MusikHier in Sandstedt möchte das Paar unter einem Dach mit bis zu
sieben Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen leben. Schüler ab
einem Alter von zehn Jahren dürfen in das Internat einziehen. „Vor-
her sollen sie im Wald spielen und auf Bäume klettern“, findet Assia
Cunego. Kinder im schulpflichtigen Alter werden vor Ort die öffentli-
chen Schulen besuchen. Später einmal sollen Privatlehrer eingestellt
werden, dafür jedoch muss das Internat – die „harp academy“ –
erstmal einige Zeit erfolgreich laufen. Die Musik soll in diesem Haus
den gemeinsamen Mittelpunkt bilden, das ganze Leben vom Wesen
der Kunst geprägt sein. „Wir möchten mit den Schülern eine große
Familie bilden, gemeinsam musizieren, uns aber auch Küche, Wohn-
und Esszimmer teilen, zusammen am Tisch sitzen, reden und Spaß
haben“, wünscht sich Cunego. Jeder Schüler wird sein eigenes, rund
25 qm großes Zimmer bekommen. Dazu wurde beim Umbau aus
zwei ehemaligen Hotelzimmern eines gemacht, so dass in jedem
Raum ein Bereich zum Schlafen und einer zum Musizieren entstand.
Fertige Fassade: Die Außenwand wurde nachträglich gedämmt – das alte Hotel Weserhof erstrahlt in neuem Blau. Das Gerüst kann in Kürze abgebaut werden.
Gute Aussicht: Assia Cunego und ihre Freundin Petra Schierenbeck gönnen sich eine Kaffeepause auf der Fensterbank des Konzertsaals.
Seite 23
Vorerst werden sich vier Schüler gemeinsam eines der frisch reno-
vierten Badezimmer teilen müssen, später dann jeweils nur zu zweit.
Der große Konzertsaal mit den breiten Fenstern, die den eindrucks-
vollen Blick auf Wasser, Strand und Deich freigeben, ist gleichzeitig
Übungsraum. Hier stehen die Harfen und der Flügel, jederzeit bereit,
das Gebäude mit Musik zu füllen.
Unkonventionelle LehrmethodenFür den Unterricht an der Harfe möchte Assia Cunego feste Zeiten
vereinbaren, gewisse Strukturen sind schließlich nötig, findet sie.
Dennoch soll genügend Raum für Spontaneität bleiben. Besonders
wichtig ist, dass zwischen ihr und den Schü-
lern kein distanziertes Lehrverhältnis entsteht.
„Der Spaß am Instrument, an der Musik und
am Lernen ist das Wichtigste überhaupt“, er-
klärt die studierte Harfenistin, „das ganze Le-
ben der Schüler soll Musik sein.“ Da kann es
auch schon mal vorkommen, dass sie nachts
um vier an die Zimmertür klopft und die Schüler
zum gemeinsamen Üben auffordert, verrät sie
in freudiger Erwartung auf einen solchen Au-
genblick. Sie selbst begann im Alter von acht
Jahren, Harfe zu spielen, nachdem sie mit ihrer
Mutter ein Konzert besucht und das himmlisch
klingende Instrument tiefen Eindruck hinterlas-
sen hatte. Allerdings erfuhr sie selbst nur allzu
oft einen stocksteifen, langweiligen Unterricht,
der, wenn sie das Harfespielen nicht im Blut ge-
habt hätte, sicherlich zum Abbruch ihrer musi-
kalischen Karriere geführt hätte. Währenddes-
sen eignete sich Assia Cunego mit der Zeit ihre
eigenen Lehrmethoden an, durch die sie ihre
Leidenschaft für die Musik an ihre Schüler weitergibt. Um Gefühl und
Leichtigkeit zu vermitteln, verwandelt sie beizeiten ein klassisches
Stück in einen Popsong. Mit schwarzer Sonnenbrille, die langen Lo-
cken umherwirbelnd, führt sie vor, dass eine altmodisch anmutende
Diese Brücke ist eine direkte Verbindung zwi-schen Internat und Deich. Eine Besonderheit des Hauses, die Assia Cunego von Anfang an gefallen hat.
47 Saiten, 1,84 Meter groß, 40 Kilo schwer: Assia Cunegos italienische Konzertharfe aus kanadischem Ahorn wird ausschließlich von der Musikerin selbst gespielt. „Jeder Mensch verändert den Klang des Instruments“. Deshalb stehen für die Schüler zwei weitere Harfen zum Üben bereit.
Szene Harfeninternat | Seite 24
Harfe durchaus modern sein kann. „Die Schüler sollen die Sprache
der Musik lernen“, erklärt sie, „die Spieltechnik, das Handwerkszeug,
ist das eine, aber Musik als Kunst ist mehr.“
Bloß keine EliteschuleEine steile Karriere des Harfennachwuchses steht bei Assia Cune-
go nicht im Vordergrund. Unter keinen Umständen möchte sie ein
Internat für Eliteschüler errichten. Bereits 2009 hatte sie die „harp
academy“ gegründet mit dem Ziel, jeden Schüler nach seinen in-
dividuellen Fähigkeiten und Wünschen fördern zu können. „Selbst
einfachste Stücke kann man schön und künstlerisch vortragen, Lei-
stungsdruck ist dabei nicht notwendig“, ist sie überzeugt. Und die
Musikerin weiß, wovon sie spricht: Assia Cunego ist eine der besten
Harfenistinnen Europas. Sie hat zahlreiche nationale und internatio-
nale Wettbewerbe gewonnen und spielt bis zu 150 Solokonzerte pro
Jahr. Dabei ist sie bodenständig geblieben, hält an ihren Idealen fest
und ist einfach mit Leib und Seele Musikerin. Nun endlich hat sie für
ihre „harp academy“ einen festen Wohnsitz gefunden. Hier steht die
zierliche junge Frau nun mit ihrem eindrucksvollen, mannshohen In-
strument auf dem Deich, den Blick aufs Wasser gerichtet. Ein vorbei-
fahrendes Containerschiff erzählt von fernen Ländern und der Wind
entlockt den Saiten der hübsch verzierten italienischen Konzertharfe
aus kanadischem Ahorn die ersten Klänge. Ein ganz besonderer Mo-
ment, in dem sie die Vorfreude auf die Eröffnung ihres eigenen Inter-
nats Ostern nächsten Jahres kribbelnd in sich spürt.
Der richtige Ort für ihre Kunst: Assia Cunego genießt die norddeut-sche Landschaft vor den Türen ihres Internats.
Noch stehen die Stühle im Konzertsaal übereinander gestapelt. Doch schon bald sollen hier neben den Übungsstunden auch Konzerte für ein öffentliches Publikum stattfinden.
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auch im Lebens- und Sachversicherungsbereich weiterhelfen.“
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besteht aus über 870 Einzelkriterien und lässt sich schon deshalb
nicht über den Beitrag vergleichen. Die Auswahl, was zu versichern
ist und was nicht, können Menschen dann treffen, wenn sie aus-
führlich informiert wurden, was es am Markt zur Auswahl gibt und
was erfahrungsgemäß im Laufe des Lebens benötigt wird.
Berufsunfähigkeit: Arbeitskraft sichert Einkommen und damit
die Lebensplanung. So wie der Motor das Auto antreibt, so ist die
Arbeitskraft, besser deren Erhalt, unverzichtbar für ein planbares
Leben. Ziele, Wünsche und Notwendigkeiten können nur dann be-
rücksichtigt werden, wenn das regelmäßige Einkommen gesichert
ist. Der Markt ist voll von Produkten, die mit Eigenschaften werben,
die eher sekundär sind.
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schweren Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Besonders wichtig sind die Definition der Erkrankungen und die
damit verbundene Nachweisbarkeit als Grundlage der Leistungs-
pflicht. Hier ist der Berater in der Regel mehr als überfordert, der
Fachmann aber besonders gefragt.
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wenn man seinen bisherigen Lebensstandard beibehalten möchte.
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che Rente verlassen zu müssen, sollte man diese sowohl durch pri-
vate als auch durch eine betriebliche Altersversorgung ergänzen.
Ein Arbeitnehmer hat ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Entgelt-
umwandlung, das genutzt werden sollte.
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Szene Interview | Seite 26
Horst Klemmer: „Sind Sie betrunken?“Er ist der „Missenmacher“: Horst Klemmer. 1945 aus dem Sudetenland geflohen, ist er heute so
etwas wie ein „Oldenburger Original“. Er ist der Seniorchef der Miss Germany Corporation, war
der einzige Manager des legendären Heinz Erhardt und hat mit Dieter Thomas Heck und Heinz
Schenk Europatourneen gemacht. Am 5. Dezember wurde er 75. Ein Interview.
Interview Svenja Dierker, Fotos MGC
Schlossallee: Herr Klemmer, erst einmal nachträglich herz-
lichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Horst Klemmer: Danke schön!
Sie haben groß gefeiert – wie war die Party?
Wundervoll! Ich war schon immer ein großer Fan von Clowns – im
Alter von 10 Jahren stand für mich fest, dass ich einmal Zirkusdirek-
tor werden möchte. Heute kann man sagen: Beinahe hat’s geklappt!
Also habe mir von meinen Freunden gewünscht, dass sie zu meinem
75. Geburtstag alle als Clowns kommen, oder zumindest mit roter
Nase. Von den rund hundert Gästen im Etzhorner Krug waren dann
tatsächlich die meisten als Clowns verkleidet. Das war eine illustre
Oldenburger Runde!
Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen, „Missen zu machen“?
Ich habe eigentlich Steuerberater gelernt, bin dann aber recht schnell
auf die Bühne gegangen, zunächst als Sprecher. Mein Zahnarzt hat
mich irgendwann angesprochen: „Sie machen doch auch Ansagen
… Auf Wangerooge moderiert einer die Wahl der Miss Wangerooge
– der ist so schlecht! Können Sie das nicht auch?“ Ich habe gesagt,
dass ich das noch nie gemacht habe, aber wir das ja mal probieren
können. So habe ich also angefangen. Dann folgte die Wilhelms-
havener Misswahl, nach der man mir sagte, dass ich genau der rich-
tige Sprecher für die Miss Germany Wahl sei. „Sind Sie betrunken?“
– das war meine erste Reaktion! 1960 habe ich dann tatsächlich in
Travemünde meine erste Miss Germany Wahl moderiert, und direkt
danach hat man mir die Regie angeboten. Seitdem bin ich dabei und
habe das Konzept stetig weiterentwickelt. In den 70ern bin ich auf
die Idee gekommen, in Diskos zu gehen. Anfangs wurde ich ausge-
lacht, aber es war vom ersten Tag an ein Riesenerfolg!
Sie sind also berufsmäßig immer umgeben von schönen Frauen
– hält Sie das jung?
Naja, also bei 75 überlegt man ja schon mal... Aber ich muss sagen,
ich fühle mich momentan gut, ich schwimme, ich spiele Tennis, und
in meiner zweiten Heimat Wangerooge fahre ich viel Rad. Ich habe
immer gesagt, wenn ich merke, dass der Kopf vergesslicher wird
und die Kraft nicht mehr da ist, dann höre ich auf. Momentan bin ich
noch voll dabei!
Was war in den letzten Jahren ihr schönstes Erlebnis?
Privat ganz klar die Geburt meiner Enkelkinder. Ich habe vier und bin
mit Leib und Seele Opa! Beruflich war es 1999, als mein Sohn mir
unter dem Tannenbaum eine Urkunde überreichte, auf der stand, dass
der Titel „Miss Germany“ für uns exklusiv weltweit eingetragen ist. Da-
für habe ich 15 Jahre lang gekämpft, es hat ein Heidengeld gekostet!
Horst Klemmer und das Miss Germany-Corporation Team.
Seite 27
Gibt es eine schöne Anekdote aus ihrem Berufsleben?
Ach, etliche. Um hier eine zu nennen: Ich war einmal mit Heinz Er-
hardt auf Wangerooge, und der Hotelinhaber hatte einen großen
Hund, der Heinz Erhardt ein Loch in seinen neuen Sommermantel
biss. Dem Chef war das sehr peinlich und er sagte: „Kaufen Sie
sich ‘nen neuen und schicken Sie mir die Rech-
nung.“ Heinz Erhardt flog nach Helgoland, kaufte
sich einen neuen Mantel und schrieb dann eine
Postkarte: „Ich habe mir soeben einen neuen
Sommermantel gekauft. Wenn ich nächstes Mal
vorbeikomme, dann zeige ich Ihnen den Mantel.
Dem Hund – dem zeigen wir den Mantel aber
nicht!“
Sie sind in Oldenburg stark verwurzelt – was
mögen Sie so an der Stadt?
Es ist einfach wunderschön hier! Oldenburg ist
übersichtlich und hat viel Charme und wunder-
bare Geschäfte. Wir haben viele Freunde hier,
und vor allem ist die Seeluft nicht fern. Ich kenne
viele Städte, auch im Ausland. Aber ich komme
immer wieder gern nach Oldenburg.
Würden Sie etwas ändern, wenn Sie die letz-
ten 50 Jahre noch mal leben könnten?
Man kann die Vergangenheit ja ohnehin nicht ändern. Ich habe auch
Sachen erlebt, die nicht so toll waren – etwa
den Schlaganfall von Heinz Erhardt, der mich
fast mein Genick gekostet hat. Ich musste
zwei Jahre Tournee absagen, und wir waren
jeden Tag ausverkauft! Auch ich hatte eine
schwere Herzkrankheit, aber die ist ausge-
heilt. Eigentlich würde ich mein Leben noch-
mal genauso leben wollen. Ich habe eine
wunderbare Frau, eine wunderbare Familie,
mein Sohn übernimmt die Firma zusammen
mit meiner Schwiegertochter – was kann
man sich mehr wünschen?
Welche privaten und beruflichen Pläne ha-
ben Sie für die Zukunft?
Ich möchte noch mehr Zeit auf Wangerooge verbringen. Wir haben
eine Wohnung dort, die habe ich in der schlechtesten Zeit meines
Lebens gekauft, als die Sache mit Heinz Erhardt war. Ich wusste
nicht, wie ich sie bezahlen sollte. Aber wir haben es hinbekommen
und wohnen jetzt direkt am Meer, ich sehe jedes Schiff, das einen
deutschen Hafen verlässt. Und dort sitze ich manchmal alleine auf
dem Balkon, und denke nach und habe super Ideen, auch für die
Shows. Das kann ruhig noch eine Weile so weitergehen!
Herr Klemmer, ich danke Ihnen für das Gespräch!
WissenswertesAm 7. Januar findet die Wahl zur Miss Norddeutschland bei Famila in
Oldenburg statt. Mehr dazu unter www.missgermany.de
Horst Klemmer mit seiner Frau Hildburg
Dr. Maik Irmisch, Horst und Ines Klemmer, Manfred Ewert (v.l.n.r.)
Spezial Anzeigen | Seite 28
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Winterabende sorgt die große Auswahl an Duftkerzen in verschie-
denen Formen und Ausführungen. Die abgebildete Kerze in einer re-
Boyfriend-Jeans oder weite Baggy Pants, für jeden ist das
Passende dabei. Diverse Marmorierungen, Waschungen
oder Verzierungen lassen die Jeans zu jeder Zeit modisch
und topaktuell erscheinen.
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Das Poloshirt: Cleaner Freizeit-Chic
Vom Tenniscourt direkt in den Kleiderschrank bahnte sich dieser
Modeklassiker seinen Weg. Kaum verwunderlich, denn das Polo-
shirt ist ein echtes Allroundtalent und bringt die nötige Sportlich-
keit in den Alltag. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts trugen
Polospieler konservative, langärmelige Shirts aus festem Wollstoff.
Als eigentlicher Erfinder gilt heute jedoch allgemeinhin der franzö-
sische Tennisspieler René Lacoste – der damit einen neuen Trend
kreierte. Früher gab es das Poloshirt in klassischer Tennistraditi-
on nur in Weiß. Heute gibt es das sportliche Modell inzwischen in
sämtlichen Regenbogenfarben, und es hat sich zu einem wahren
Klassiker in der Modewelt gemausert: lässig, sportlich und zeitlos
kann man das Poloshirt vielseitig stylen.
Der Budapester: Lässige Alternative zum Lackschuh
Ein Blick auf den Namen verrät, dass dieses Modell aus Buda-
pest stammt. Dort wird der Budapester seit dem 19. Jahrhun-
dert angefertigt. Die unverwechselbaren fast geraden und breiten
Leisten gehören, neben der relativ hohen und breit gerundeten
Schuhspitze, zu den beiden wichtigsten Merkmalen der Bu-
dapester. Typisch osteuropäisch sind bei diesem Schuhmodell
das Lochmuster und die Leistenform. Aufgrund dieses Musters
fallen diese Schuhe unter dem Oberbegriff Brogues. Der Name
Brogue kommt aus dem Schottischen und ist eine Bezeichnung für
die charakteristischen Löcher im Schuh. Erfunden wurden diese
von irischen und schottischen Hirten, die nach einer Wanderung
durch Sumpfgebiete das Wasser und den Schlamm abfließen las-
sen wollten. Gleichzeitig unterstützten die Löcher ein schnelleres
Trocknen. Inzwischen ist der Budapester jedoch die erste Wahl,
wenn es um die Suche nach einem geeigneten Anzugschuh geht.
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Szene Tweed | Seite 34
Karl Geerken ist selbst ein begeisterter Träger des langlebigen Stoffs. Fans des robusten Materials kommen im Guaran Irish Tweed in Oldenburg voll auf ihre Kosten.
Rauer Stoff für feine LeuteCharles und Camilla tragen ihn ebenso wie Miss Marple. Und der wohl berühmteste Detektiv, Sherlock
Holmes, wäre ohne seinen obligatorischen Mantel aus diesem Material nahezu undenkbar. Die Rede ist na-
türlich von Tweed – einem Stoff, so britisch wie die Queen selbst. Kaum etwas verkörpert die britische
Lebensart so sehr wie Tweed-Bekleidung. Um zu erfahren, was es mit dem robusten Material aus
dem hohen Norden auf sich hat, welche Neuerungen es gibt und wie man den Stoff am besten
pflegt, verabreden wir uns mit Karl Geerken – ein echter Kenner des langlebigen,
widerstandsfähigen Stoffs!
Text und Fotos Johanne Uphoff
Von der Arbeitskleidung zum Modestatement der Upper ClassDie meiste Zeit herrscht in Großbritannien
ein eher stürmisches und kaltes Klima.
Diese Tatsache und die weit verbreitete
Schafzucht führten dazu, dass man einen
Stoff aus Wolle webte, der Schutz vor Käl-
te, Nässe und Wind bot. Und schon war
sie geboren, die ideale Arbeitskleidung für
Bauern, Fischer und Schäfer – kurz für
alle, die in Regen und Sturm draußen zu
tun hatten. „Diese Eigenschaften machen
den Tweed zum idealen Herbst-Winter-
Stoff, der aber auch das ganze Jahr über
bei Outdoor-Aktivitäten getragen werden
kann, sei es beim Wandern, Golfen, Rei-
ten oder eben auf der Jagd“, erklärt Karl
Geerken. Und weil der Wollstoff nicht nur
äußerst robust, atmungsaktiv und lang-
lebig ist, entdeckte ihn irgendwann auch
der britische Landadel, und die hieraus
gefertigten Kleidungsstücke wurden zum
Klassiker des Country-Styles.
Die Ursprünge liegen im Dunkeln Auch heute noch halten viele den schot-
tischen Fluss Tweed gelegentlich für den
Namensgeber des Wollstoffs. Dabei handelt
es sich jedoch um einen Übertragungsfeh-
ler: Die ursprüngliche Bezeichnung lautete
tatsächlich zunächst Tweel (oder auch Twill),
entsprechend seiner speziellen Webart.
Charakteristisch für den robusten Wollstoff
sind die eingesponnenen bunten Fäden, die
die Farben der Landschaft wiedergeben:
Ginstergelb, Moornelkenrot, Moosgrün,
alle Blauschattierungen des Himmels, Re-
gengrau und Torfbraun. „Ursprünglich be-
nutzten die Tweedhersteller eben nur das,
was es auf ihren Inseln gab: die Wolle der
Schafe, Flechten, Moose und Pflanzen zum
Färben. Daran erinnern auch heute noch
Seite 35
die bunten Fäden im Stoff“, so Geerken und
fügt hinzu: „Besonders in Schottland ent-
wickelte man darüber hinaus die verschie-
denen Muster, die man noch heute zum Teil
bestimmten Familien zuordnen kann.“ Am
berühmtesten jedoch ist wohl der Harris
Tweed – benannt nach seiner Heimat, einer
der Hebrideninseln, die bis zu 50 Kilometer
vor der Nordwestküste Schottlands liegen.
Dieser grobe und schwere Wollstoff ist es,
den viele allgemein mit der Bezeichnung
„Tweed“ verbinden und auf den die Bewoh-
ner der Hebriden besonders stolz sind. Der
gälische Name „Clò Mór“ bedeutet über-
setzt nichts anderes als „Großer Stoff“.
Zeitloser Klassiker mit moder-nem TwistSoviel Tradition will entsprechend gepflegt
werden. Seit einem Auslandsaufenthalt in
Galway, der Hauptstadt der gleichnamigen
Grafschaft in der Provinz Connacht Mitte
der 80er Jahre, ist Geerken derart faszi-
niert von dem „großen Stoff“, dass er sei-
nen ursprünglichen Beruf aufgab, um die
deutschen Fans mit viel Leidenschaft da-
mit einzukleiden. Und so berichtet er mit
einem Funkeln in den Augen, dass „die
weltweit bekannten Tweedstoffe auch heute
noch daheim und ausschließlich von Hand
gewebt werden.“ Um die Tragfähigkeit zu
verbessern, wird der reine Woll-Tweed in-
zwischen jedoch häufig mit Seide, Baum-
wolle oder Polyester gemischt. Die typische
Tweedstruktur bleibt aber auch bei den mo-
dernen Stoffen erhalten. „Auch die traditio-
nellen Muster wie Fischgrät, Karos oder Na-
delstreifen und nicht zuletzt die sogenannte
Salz-Pfeffer-Melange aus der Grafschaft
Donigal werden nach wie vor hergestellt“,
berichtet Geerken. Schließlich bewirkt die-
se Kombination von Farben und Mustern
den typischen britisch-dezenten Stil: edel,
traditionell-konservativ, individuell. Die
typische Tweedkleidung, Sakkos bei den
Herren oder Röcke und Jacken bei den Da-
men, lässt sich besonders gut mit Stücken
aus anderen Materialien kombinieren, denn
Tweed zu Tweed ist ein No-Go und stört den
edlen, klassischen Stil. „Accessoires wie
Schals, Tücher, Gürtel oder Schuhe betonen
die Eleganz besonders“, erzählt Geerken.
Um auch junge Menschen für Tweed zu be-
geistern, gibt es ihn inzwischen aber auch
in leuchtenden Farben wie Gelb oder Pink
und auch in Form moderner Kleidung wie
Shorts oder Miniröcke. Selbst Taschen aus
Tweed sind aktuell im Angebot.
Die richtige PflegeTweed ist im Prinzip ein pflegeleichter Stoff,
wenn man einige wichtige Punkte beach-
tet. Man kann ihn kalt mit Wollwaschmittel,
jedoch nur von Hand waschen und er darf
keinesfalls in den Trockner oder zum Trock-
nen aufgehängt werden. Stattdessen breitet
man das nasse Kleidungsstück auf Handtü-
chern aus. Den guten Zustand des Stoffes
erhält man, indem man Tweed-Sakkos auf
einen gepolsterten Hänger hängt. Tweed-
Hosen und Röcke sollten gefaltet, flach
liegend an einem trockenen und kühlen
Ort, wo es keine Motten gibt, aufbewahrt
werden.
Selbst knallige Farben und Taschen sind inzwischen im Angebot.
w. fortmann & söhne kg, oldenburgwww.fortmann.de
Region Regional pauschal | Seite 36
Vernarrt in dammePreisfrage: Gibt es einen, nur einen einzigen Dammer, dessen Leben zwischen dem 11.11. und dem „Dammer Ro-
senmontag“ am 13. Februar NICHT im Zeichen des Carnevals steht? Schon das Logo der Stadt zwischen Dümmer
und Dammer Berge zeigt deutlich, wie groß hier die fünfte Jahreszeit geschrieben wird. Doch nicht nur darum soll es
bei unserem Kurztrip gehen. Die zahlreichen Infobroschüren werben mit üppiger Natur, perfekten Wander-, Fahrrad-,
Reit- und Nordic-Walking-Wegen, einer florierenden Innenstadt und einem großen kulturellen Angebot. Ich packe also
meine Siebensachen und freue mich – auf meinen Kurzurlaub in der vernarrten Stadt im Oldenburger Münsterland!
Text und Fotos Svenja Dierker
Haben Sie Ihren nächsten Urlaub
schon gebucht? Skifahren in der
Schweiz oder Sonne tanken auf Ma-
deira? Wir haben da eine andere Idee!
„Warum in die Ferne schweifen …“
fragte schließlich einst schon Goethe.
Recht hatte er: Auch das Oldenbur-
ger Land hat in Sachen Erholung jede
Menge zu bieten. Als „Tourist in der
Region“ fühlen wir für Sie in unserer
neuen Serie einmal vor – den Anfang
macht ein Kurztrip nach Damme!
Seite 37
Vom Walken und WandernDas Wetter könnte wirklich ein bisschen
netter sein. Als mich Birgit Herzog frühmor-
gens im Rathaus empfängt, ist es draußen
diesig, kalt und regnerisch. Alles andere als
optimal, wenn man die Nordic-Walking- und
Wanderwege erkunden möchte, und genau
das haben wir vor. Herzog arbeitet bei der
Stadtverwaltung, ist selbst begeisterte Wal-
kerin und war Teil des Projektteams, das vor
sechs Jahren den Nordic-Walking-Park ins
Leben gerufen hat. Mit insgesamt elf ver-
schiedenen Routen mit unterschiedlichen
Schwierigkeitsgraden und einer Gesamt-
länge von rund 80 Kilometern ist er einer
der größten Deutschlands. „Nordic Walking
ist in Damme so etwas wie ein Volkssport“,
verrät mir Birgit Herzog, die selbst regel-
mäßig ihre Runden hier dreht. Wenn es
die Zeit zulässt, denn – wie könnte es an-
ders sein – auch bei ihr steht der Januar
ganz im Zeichen des Wagenbaus für den
Carnevals-Umzug. Das ist so etwas wie
der zweite Volkssport der Dammer: Kaum
jemand, der jetzt nicht regelmäßig in sei-
ner Wagenbauergruppe Papierrosen bindet
und Pappmaché anrührt. Doch zurück zum
Frühsport: Wir entscheiden uns heute für
die „Hünensteinroute“, die nahezu vollstän-
dig über Wald- und Feldwege führt und an
der Realschule beginnt. Immer wieder hat
man einen tollen Blick über Damme, den
wir heute allerdings nur eingeschränkt ge-
nießen können, hat sich der Nebel schließ-
lich noch immer nicht richtig verzogen. Dem
Boden kann das nasse Wetter jedoch nichts
anhaben, und bei diesen perfekten Bedin-
gungen kann ich gut verstehen, warum der
Nordic-Walking-Park ein absoluter Besu-
chermagnet ist. Vom Walken zum Wandern:
Mehrere hundert Kilometer Spazier- und
Wanderwege durchs Erholungsgebiet Dam-
mer Berge laden dazu ein, die Region per
Pedes zu erkunden. Wir wollen heute eine
Runde durchs Bexxadetal drehen, auf dem
sogenannten Pickerweg, über den auch
ein Stück des berühmten Jakobsweges
verläuft. „Meine absolute Lieblingsroute“,
wie mir Birgit Herzog verrät. Zu Fuße des
Benediktinerklosters liegt die Schlucht,
durch die sich ein kleiner Bach schlängelt
– tatsächlich ein hübscher Anblick, selbst
unter der Kapuze hervor. Der Sage nach
ist der Name Bexxadetal einst entstanden,
weil eine Nymphe mit einer Reitgerte auf
den Boden geschlagen hat und durch die so
entstandene Quelle einen Ritter und seinen
Knappen vor dem Verdursten bewahrte.
Ein Mönch im KostümDirekt am Bexaddetal liegt das Benedikti-
nerkloster, ein ehemaliges Internat, das mit
seinen zahlreichen Seminaren und Veran-
staltungen ein echtes Haus der Begegnung
ist. 110 Betten stehen Gruppen und Einzel-
reisenden zur Verfügung. Pater Jonathan
ist einer von zehn Mönchen, die im Kloster
leben und arbeiten. „Jeder, der auf der Su-
che ist, ist bei uns herzlich willkommen“,
erklärt er und strahlt die Wärme und Ge-
Auf schönen Waldwegen kann man im Erholungsgebiet Dammer Berge walken und wandern. Hier: Ein Stück des „Pickerwegs“.
Region Regional pauschal | Seite 38
borgenheit geradezu aus, die Besucher hier
hinter den Klostermauern erfahren. 13.000
Übernachtungen waren es im letzten Jahr,
ob im Rahmen von Besinnungstagen oder
den rund 350 Veranstaltungen und Semi-
naren, wie Meditation, Aikido oder ver-
schiedenen Vorträgen. Die Übernachtungs-
gäste kommen aus ganz Norddeutschland,
so einzigartig ist die Dammer Abtei. Aus
Franken stammend, ist Pater Jonathan erst
vor wenigen Jahren ins Oldenburger Mün-
sterland gezogen. Schnell infiziert wurde er
vom Carnevals-Virus: „Wenn Dammensia
feiert, bleibt das Kloster zu“, so der Pater
entschlossen. Und er selbst? „Ich schaue
mir die Umzüge natürlich auch an – und
verkleiden gehört schließlich dazu“, sagt er
und fügt augenzwinkernd hinzu: „Obwohl
ich in meiner Kutte ja nicht mal auffallen
würde …“ Mönche im Carneval – das gibt
es wohl wirklich nur in Damme!
Der gehörnte HaseSchräge Vögel hat‘s, gerade zum Carneval,
in Damme einige. Mit der Dümmer Vogel-
schau hingegen haben diese nichts am
Hut – so denke ich zumindest. Weit gefehlt:
Als ich in Dümmerlohausen die Gaststät-
te Schomaker betrete, dessen Seniorchef
Heinrich Schomaker auch Betreiber des
Vogelmuseums ist, fällt mein erster Blick
auf die rund ein Dutzend gerahmten Fotos
ausgewählter Prinzen der letzten Jahre. Ei-
ner von ihnen: Heinrich der Zehnte in voller
Pracht! Doch ich bin heute hier, um über
Vögel zu sprechen, namentlich über Stör-
che, Schwarzdrosseln, Seeadler und Co.,
die in der Dümmer-Region heimisch sind,
waren oder in Zukunft wieder sein werden.
Schomakers Großvater hat die Sammlung
vor vielen Jahren begonnen, zunächst zierte
sie das Kaminzimmer der Gaststätte. Über
Umwege über das Dammer Rathaus und
Schulklassenräume hat sie schließlich das
Vogelmuseum bezogen, ein speziell errich-
tetes Nachbargebäude, finanziert von einer
für diese Zwecke gegründeten Stiftung.
„Wir möchten den Besuchern die heimische
Tierwelt näher bringen“, so Schomaker zu
seiner Motivation, „und aufzeigen, was Ein-
griffe des Menschen in das Ökosystem für
Folgen haben.“ So hat die Eindeichung des
Dümmers in den 1950er Jahren das Vor-
kommen der Tierarten massiv verändert.
„Früher wurden in regenreichen Zeiten
regelmäßig rund über hundert Quadrat-
kilometer unter Wasser gesetzt“, erklärt
Schomaker. Nach der Eindeichung trockne-
ten die Überschwemmungsflächen aus und
waren für Vögel der Feuchtgebiete nicht
mehr nutzbar. Rund 270 Vogelarten gibt es
Gewöhnen musste Pater Jonathan sich an die klei-ne Kapelle des Klosters. „Die Kirche in Münster-schwarzach ist doppelt so groß wie der ‚Dammer Dom’ – unsere Kapelle nenne ich dagegen liebevoll Schuhschachtel.“
Die St. Viktor Kirche in der Innenstadt wird oft als „Dammer Dom“ bezeichnet.
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heute in der Dümmer-Region, inklusive der
sogenannten Sommer- und Wintergäste der
Zugvögel. 195 hat Schomaker in seinem
Museum ausgestellt. Präpariert wurden sie
vom Landesmuseum Oldenburg. Und nicht
nur die: Auch ein paar anderen Tieren der
Dümmer Region hat Schomaker eine Ecke
im Museum eingerichtet. Mein Blick fällt
auf einen Hasen mit Hörnern. „Wir waren
uns auch erst sicher, dass sich der Präpa-
rator da wohl einen Scherz mit uns erlaubt
hat“, so Schomaker. „Aber er streitet das
ab, und ehrlich gesagt: Wenn Sie in der
Ferne einen Feldhasen sehen – erkennen
Sie dann, ob er Hörner hat?“ Jägerlatein?
Fürs Foto bemüht sich Heinrich Schomaker
zumindest um einen ernsten Blick …
„Steiht er oder geiht er?“Von Dümmerlohausen ist es nicht weit bis
zur wichtigsten Touristenattraktion der Ge-
gend, dem Dümmer. Ob er nun korrekter-
weise Dümmer oder Dümmer-See heißt,
darüber sind sich nicht mal die Hinweis-
schilder einig. Heute liegt der zweitgrößte
Binnensee Niedersachsens in diffusem
Licht; es ist mittlerweile sehr stürmisch, ab
und zu schafft es ein Sonnenstrahl durch
die Wolkentürme. Richtiges Seebärenwet-
ter, denke ich, und entscheide mich beim
Mittagessen stilecht für ein Backfischbröt-
chen im „Piratenkeller“! Bei gutem Wetter
hat man auf der Außenterrasse sicher einen
wunderbaren Blick auf den Olgahafen und
das Wasser, heute jedoch zieht es mich in
den urig eingerichteten Innenraum. Ich bin
der einzige Gast, und das spiegelt ein wenig
das Jahr wider, das die Dümmer-Anrainer
2011 erlebt haben. Zusätzlich zum verreg-
neten Sommer hielten eine Blaualgenplage
und ein Fischsterben die Touristen ab – wie
ich dank Heinrich Schomaker weiß, auch
das eine späte Folge der Eindeichung. An
Gegenmaßnahmen wird unter Hochdruck
gearbeitet. Nichtsdestotrotz: Der Dümmer
ist ein echtes Highlight für die Region, das
bereits am 8. Januar wieder im Rampen-
licht stehen wird. Bei der legendären Eis-
wette heißt es dann: „Steiht er oder geiht
er?“
Narrensäule im Mini-FormatIch mache mich auf den Weg zurück in die
Innenstadt, denn dort bin ich mit Franz-
Josef Nordhoff verabredet. Er ist Gründer
und war langjähriger Vorsitzender des Kunst-
und Kulturkreises Damme, und hatte in die-
se Funktion 1995 die Idee, in Damme große
Skulpturen aufzustellen, die das Stadtbild
kulturell bereichern. Viele persönliche Be-
ziehungen machten es schließlich möglich,
seine Idee zu realisieren. Zunächst durch
Leihgaben, später dann auch den Erwerb
der Skulpturen. Insgesamt 46 Kunstwerke
sind es heute, und ein Ende ist noch nicht
in Sicht. „Anfangs waren die Dammer sehr
skeptisch“, erzählt mir Nordhoff, „Wat schall
dat? Haben sie gefragt. Mittlerweile sind die
195 Vögel präsentiert Heinrich Schomaker den Besuchern seines Museums.
Ein Hase mit Hörnern: Jägerlatein oder Wirklich-keit?
Der Dümmer ist eines der wichtigsten Ausflugsziele der Region.
Region Regional pauschal | Seite 40
Skulpturen regionaler und international tä-
tiger Künstler voll akzeptiert und die Dam-
mer stolz auf diese Bereicherung.“ Auch er
ist stolz, vor allem darauf, dass es ihm und
dem Kunst- und Kulturkreis gelungen ist,
verschiedene Materialien präsentieren zu
können. So etwa den „Alten Oldenburger“
aus Eiche oder aber das rote „Statt Tor“ aus
verzinktem Stahl, das den Osteingang der
Innenstadt markiert. Auch Arbeiten aus Mar-
mor, Granit, Bronze, Glas und Stahl finden
sich. Und auch hier kein Vorbeikommen am
Carneval: Die „Narrensäule“ am Hubertus-
platz (siehe Seite 36) ist das Ergebnis einer
Arbeit von Realschülern.
„Die Säule gab es bereits,
ich wollte für sie ein ty-
pisches Dammer Motiv“,
erinnert sich Nordhoff.
„Was könnte das anderes
sein als der Narr?“ Heute
ist die 1999 errichtete Säule so sehr ins Le-
ben der Dammer integriert, dass am 11.11.
um 11 Uhr 11 hier die Session eröffnet wird.
Dann ziehen die Jecken ins Rathaus, und
der Ehrennarr wird geehrt – mit einer ei-
gens angefertigten Miniatur des Kunstwerks.
In diesem Jahr gab es ein Novum: Erstmals
zog das lustige Volk nicht ins Rathaus, son-
dern in die Scheune Leiber, eine historische
und frisch renovierte Scheune im Herzen
der Stadt. „Eigentlich sollte sie abgerissen
werden“, erfahre ich von Franz-Josef Nord-
hoff, „aber der Kunst- und Kulturverein hat
sich für eine Sanierung stark gemacht, die
dann von der Stadt durchgeführt wurde.“ Im
letzten Jahr wurde das Schmuckstück ein-
geweiht, seitdem finden regelmäßig Veran-
staltungen unter dem alten Balkenwerk statt,
hauptsächlich kultureller Natur. Aktuell ist
man dabei, ein Trauzimmer einzurichten, so
dass man ab 2012 in der Scheune Leiber
auch heiraten kann.
Stolz wie OskarNach einem langen Tag freue ich mich auf
mein Hotelzimmer! Reserviert habe ich im
Lindenhof Hotel Tepe, quasi dem ersten Haus
am Platze (und selbst-
verständlich regelmä-
ßige „Hofburg“ von
Carnevals-Prinz und
Hofstaat!). Betrieben
wird der Lindenhof von
Maria und Andrea Tepe,
Mutter und Tochter, und beide Hoteliers aus
Leidenschaft. Was einst mit wenigen Zim-
mern im Altbau begann, ist heute ein füh-
rendes Hotel mit 37 modern eingerichteten
Zimmern, Tagungsräumen und Wellnessbe-
reich in einem schmucken Neubau, der zwi-
schen Restaurant und dem alten Gästehaus
angelegt wurde. „Vater wäre stolz wie Os-
kar“, erzählt Andrea Tepe – er war es, der
den Restaurant- und Hotelbetrieb einst ins
Leben rief und quasi den Grundstein für den
Familienbetrieb legte. Gäste aus aller Welt
verbringen heute ihre Dammer Nächte im
„Ein typisches Dammer Motiv – was könnte das anderes sein als der Narr?“
Wie typisch dieser „Alte Oldenburger“ für sein Volk ist, das mag jeder selbst beurtei-len... rechts: Das „Statt Tor“ ziert den Osteingang der Dammer Innenstadt.
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Lindenhof, vor allem dann, wenn sie zu Ta-
gungen anreisen. Denn bei allem was die
Stadt in Sachen Tourismus zu bieten hat,
eines darf man nicht vergessen: Damme ist
ein starker Wirtschaftsstandort, mit großen
Unternehmen wie der ZF Lemförder, Grim-
me Landmaschinen oder Zerhusen Kartona-
gen und einer florierenden Innenstadt mit
kaufkräftigen Bewohnern.
Kunst mit der KettensägeFrüh geht’s aus den Federn, denn di-
rekt nach dem Frühstück bin ich mit dem
Künstler Hans-Jürgen Pille verabredet. Am
Schweizerhaus in den Dammer Bergen –
übrigens ebenfalls ein schönes Ausflugsziel
unweit des Aussichtsturmes am Mordkuh-
lenberg, am Wochenende ist das Café ge-
öffnet – betreibt er seine „Kunst mit der
Kettensäge“ und hat mittlerweile einen
beachtlichen Skulpturengarten errichtet.
Franz-Josef Nordhoff ist froh, dass die Scheune Leiber statt abgeris-sen zu werden nun ein kulturelles Aushängeschild ist.
Eulen, Pferde, Schweine und Totempfähle, alles deutsche Eiche,
wurden von ihm Stück für Stück aus einem Holzblock gesägt. „Das
ist ein Material für die Ewigkeit“, so der Künstler, der insgesamt
elf verschiedene Kettensägen besitzt. „Die wiegen bis zu elf Kilo“,
erklärt er, und dass er am Tag einen halben Kanister Benzin ver-
braucht. „Aber Spezialbenzin, das ist besser für die Umwelt!“ Wie er
zur Kettensägenkunst gekommen ist? „Ich war zu faul zum Holzha-
cken!“, lautet die spontane Antwort des gelernten Holztechnikers.
Ganz so einfach war es natürlich nicht. „Ich hatte einen Totempfahl
für meinen Garten gemacht“, erklärt Pille. „Vor sechs Jahren ka-
men ein paar Dammer auf mich zu, und wollten ihn ausgraben und
ihn ausleihen.“ Wofür? Wen wundert‘s: Als Wagendeko beim Car-
nevals-Umzug! „Ich habe ihnen dann einen eigenen gemacht, und
seitdem immer mal wieder Aufträge bekommen“, so Pille, der bald
seinen ehemaligen Job an den Nagel hing und jetzt regelmäßig
vormittags an seinen Skulpturen arbeitet. Zum Abschied schenkt er
mir noch eine eigens angefertigte Schlossallee-Eule – was für ein
schönes Ende meines Kurzurlaubes! Spätestens jetzt bin auch ich
restlos vernarrt in Damme!
WissenswertesDie Karte der Wanderwege und des Nordic-Walking-Parks kann bei
der Tourist-Information unter Tel. 05491/996667 angefordert wer-
den. Weitere Infos unter www.dammer-berge.de
Das Seminar-Programm des Klosters ist unter www.benediktiner-
damme.de einsehbar.
Veranstaltungen rund um die Dümmer Eiswette finden am 7. und 8.
Januar statt, weitere Infos unter www.duemmer-eiswette.de.
Alle Termine der 398. Session der Dammer Carnevalsgesellschaft
von 1614 unter www.carneval-in-damme.de.
Informationen über die Scheune Leiber unter www.scheune-leiber.de.
Ansprechpartner für Führungen auf dem Skulpturenpfad ist Franz-
Josef Nordhoff, Tel. 05491/2672.
Alle Infos zum Lindenhof Hotel Tepe unter www.lindenhof-hotel-
tepe.de.
Dem Künstler Jürgen Pille kann man vormittags bei der Arbeit über
die Schulter schauen. Mehr unter www.pille-sculpture-design.de.
Region Regional pauschal | Seite 42
Elf Kettensägen besitzt Jürgen Pille, der durch den Carneval zum Künstler wurde.Andrea und Maria Tepe betreiben die Lindenhof Hotel Tepe in der Nähe der Dammer Innenstadt.
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Region Erlebnis | Seite 44
Gib mir die Kugel!Boßeln inmitten der Kohltourhauptstadt Oldenburg
Oldenburg steht für Wissen und die Erlangung eben dieses – ganz gleich, ob in den Seminaren und Vorlesungen der
Carl von Ossietzky Universität, mit der neuen European Medical School oder als selbsternannte Kohltourhauptstadt
Deutschlands. Und als solche ist es nur recht und billig, dass die Huntemetropole nun auch über eine ganz besondere
Akademie verfügt: Deutschlands erste Grünkohlakademie! Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Tradition rund um das
kultverdächtige Wintergemüse spielerisch zu vermitteln. Und so können Interessierte seit dem „Wintersemester“ ihr
„Kohldiplom“ machen. Um so richtig Appetit auf das deftige Gemüse zu bekommen, wird an kalten Tagen einem ganz
besonderen Wintersport gefrönt – dem Boßeln. Ab sofort gibt es einen neuen Trend bei dieser ur-norddeutschen Sport-
art: das City-Boßeln. Text Johanne Uphoff, Fotos Johanne Uphoff/OTM
City-Boßeln – Tradition mit urbanem CharmeTreffpunkt für die gut eineinhalb Stunden dauernde Tour ist der
Cäcilienplatz am Staatstheater. Eingepackt in warmen Jacken,
Schal und Mütze lauschen wir zunächst den Erklärungen Bernd
Munderlohs. Er ist Stadtführer, Boßel- und Grünkohlexperte und
Verkehrswächter in Personalunion. Nach einer kurzen Einweisung
in die Riten des gelebten Oldenburger Brauchtums lässt
Munderloh die Arme kreisen und die Kugel rollen.
„Auch beim City-Boßeln wird die knapp ein Pfund
schwere Kugel über die gesamte Strecke ge-
rollt, geworfen, gekullert, kurz: geboßelt. Es
kommt darauf an, möglichst weit zu werfen.
Sieger ist, wer die Strecke mit den wenigsten
Würfen bewältigt.“
Eineinhalb Stunden Sport & Spiel Und schon geht`s los. Reihum wird die in unserem Fall rote Kugel
soweit wie möglich geschleudert – immer wieder unterbrochen von
den Rufen „Achtung, Radfahrer!“ unseres Boßel- und Stadtführers
Bernd Munderloh. Immer dabei ist ein Bollerwagen, in dem ein so-
genannter „Grabber“ liegt. Mit diesem langen Kescher aus Metall
können vom Weg abgekommene Boßelkugeln wieder aus dem Ge-
wässer gefischt werden. Und tatsächlich, auf Höhe der 1938
zerstörte Synagoge droht bei einem Wurf das „Holz“, wie
die Kugel aufgrund ihres ursprünglichen Materials, des
Pockholzes, genannt wird, in der Haaren zu verschwin-
den. Glücklicherweise gelingt es einer Teilnehmerin mit
tatkräftiger Unterstützung von Bernd Munderloh hiermit
die vom Weg abgekommene Boßelkugel wieder aus dem
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Schilf am Ufer des Flusses herauszufischen. Nach gut eineinhalb
Stunden steht schließlich auch die Siegerin für den heutigen Tag
fest. Neben dem spielerisch erworbenen Wissen darf sie sich auch
über den verdienten Sieg und eine dies bestätigende Urkunde freu-
en, die ihr feierlich von Munderloh überreicht wird.
FazitDas City-Boßeln ist ein vergnügliches Unterfangen. Neben dem
Spaß am Spiel, der Bewegung gibt es zudem einiges Interessantes
zu erfahren. Denn während der Tour, die uns vorbei an Oldenburgs
Sehenswürdigkeiten, wie dem gerade erst aufwendig renovierten
Staatstheater, dem Dobbenviertel mit seinen als „Hundehütten“ be-
kannten Villen, über die Wallanlagen, dem ehemaligen Peter Fried-
rich Ludwigs Hospital – das heute als Kultur- und Veranstaltungs-
zentrum dient und überdies die Stadtbibliothek beherbergt – und
durch die Innenstadt zum Schloss führt, weiß Munderloh allerhand
Wissenswertes zu eben jenen urbanen Attraktionen sowie zur Tra-
dition der Boßeltouren und über Oldenburgs inoffizielles Wappen-
gemüse – den Grünkohl – zu berichten.
Wissenswertes
Den Wurf mit der Kugel gibt es in verschiedenen Varianten auf der
ganzen Welt und hat jahrhundertealte Wurzeln. Ursprünglich war
Boßeln ein Zeitvertreib für Landwirte in den langen Winterzeiten.
Die Felder waren leer, die Bauern hatten weniger zu tun. Also wur-
de auf Wegen, Straßen, Äckern fleißig die Kugel geschleudert. Da-
raus entwickelte sich sowohl ein Mannschaftssport als auch ein
Ganzjahres-Freizeitvergnügen. Das „City-Boßeln“ gehört als Stadt-
führung zum Angebot der OTM Oldenburg Tourist GmbH. Die Füh-
rungen werden einmal im Monat an einem Sonnabend angeboten
oder sind für Gruppen zu individuellen Terminen buchbar. Weitere
Infos gibt es online unter www.oldenburg-tourist.de. Das Grün-
kohldiplom können Interessierte als E-Learning Programm sowie als
Vor-Ort-Studium unter www.kohltourhauptstadt.de absolvieren.
Zum Schluss der Veranstaltung darf sich der jeweilige Sieger über eine ent-sprechende Urkunde freuen.
Genuss Wintergemüse | Seite 46
Back to the RootsVon Wurzeln und anderen Gemüsen
Wie viele Gemüsearten fallen Ihnen spontan ein? Zehn? Zwanzig? Auf 10.000 kommen Sie sicher nicht! Wirklich wahr:
Das ist die Anzahl der im EU-Sortenkatalog gelisteten Gemüsesorten. Dass nur wenige davon tatsächlich den Weg in
die heimische Küche finden, liegt daran, dass sich sowohl Händler als auch Landwirte vor allem auf die „gängigen“ Ar-
ten konzentrieren. Kein Wunder, dass da so manche Köstlichkeit in Vergessenheit gerät! Wir stellen auf den folgenden
Seiten vier Gemüsesorten vor, die vor allem im Winter schmackhaft und einfach mal etwas anderes sind – inklusive
Rezeptideen! Text Svenja Dierker, Fotos fotolia
Nicht schön, aber lecker:
KnollenziestZugegeben: Appetitlich aussehen tun sie nicht,
die handgroßen asiatischen Knollen. Eher
wie fette weiße Raupen oder das sprichwört-
liche Michelin-Männchen. Die Wurzeln glänzen
perlmutt artig und haben eine knackige Konsistenz,
im Geschmack erinnern sie an eine Mischung aus Ar-
tischocke und Blumenkohl. In Europa wurde der Knollenziest
erstmals Ende des 19. Jahrhunderts angebaut, und zwar in dem
kleinen französischen Dorf Crosne. Die „Cros-
nes du Japon“ wurden schnell populär, aller-
dings sank nach 1920 das Interesse genau-
so schnell wieder, wie es aufgekommen war.
Knollenziest ist ein typisches Wintergemüse
und besteht zu 80 Prozent aus Wasser. Da
das Wurzelgemüse keine Stärke enthält, son-
dern die sogenannte Stachyose, ist es auch für
Diabetiker geeignet. Außerdem liefert es Calcium,
Natrium und Vitamin C. Die Zubereitung ist simpel: Einfach
ungeschält (die Haut ist sehr zart und kann mitgegessen werden)
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mit einer Prise Salz und einem Stich Butter in sehr wenig Was-
ser kochen, da das Gemüse viel Aroma an die Flüssigkeit
abgibt. Nach etwa 15 Minuten ist der Knollenziest
gar. Für eine mögliche Sauce bietet sich an, das
aromatische Kochwasser zu verwenden. Al-
ternativ können die kleinen Knöllchen auch
in Fleisch- oder Gemüsebrühe gekocht
werden – diese erhält dann ein ganz be-
sonders köstliches Aroma. Servieren kann
man den Knollenziest pur oder als Beila-
ge. Auch im Verhältnis 2:1 mit Kartoffeln
gemischt und püriert schmeckt er lecker.
Zum Würzen eignen sich Basilikum, Petersi-
lie, Koriander, Thymian oder Muskat.
Die gesunde „Erdbirne“:
TopinamburSchön wie eine Sonnenblume – so leuchten im Herbst die gold-
gelben Blüten des Topinambur. Kein Wunder, gehören die beiden
Pflanzen doch zur selben Gattung der Korbblütler. Allerdings spielt
auf dem Teller weniger die Blüte eine Rolle: Gegessen werden nur
die teilweise bizarr geformten, faustgroßen Knollen. Da Frost ihnen
nichts ausmacht, können sie auch im Winter erntefrisch genossen
werden. Dennoch: Die „Erdbirne“, die bereits bei den Indianern
bekannt war und im Mittelalter nach Europa kam, wurde im Laufe
des 18. und 19. Jahrhunderts in Europa fast vollständig von der
– kalorienreicheren – Kartoffel verdrängt. Vielleicht, weil sie sich
im Gegensatz zu den „Erdäpfeln“ schlecht lagern lässt: Durch ihre
dünne Schale verliert sie schnell an Wasser und wird schrumplig.
Abhilfe schafft etwas Sand oder Erde, in die die Knollen einge-
schlagen werden. Darin kann man sie zumindest für einige Zeit
an einem kühlen Ort aufbewahren. Topinambur enthält viele Vita-
mine und Mineralstoffe und soll nicht nur gegen aufziehende Erkäl-
tungen helfen, sondern auch Leber, Galle und Nieren unterstützen.
Das perfekte Wintergemüse also! Für Diabetiker ist sie geradezu
eine Wunderknolle, da sie 16 Prozent Insulin enthält. Topinambur
ist sehr kalorienarm und hat einen langanhaltenden Sättigungs-
effekt – ideal für Diäten und Kuren! Zubereitet werden die Knol-
len grundsätzlich wie Kartoffeln, allerdings sollte auf das Schälen
verzichtet werden, da die dünne Pelle die wertvollen Inhaltsstoffe
schützt. Roh hat Topinambur ein süßlich-nussiges Aroma, das sich
geraspelt in Salaten am besten entfaltet. Ein Schuss Pflanzenöl
verzögert die braune Verfärbung. Will man auch gegart den vollen
Geschmack erhalten, sollte man Topinambur statt zu kochen bes-
ser dünsten oder schmoren – nur dann bleibt das typische Aroma
erhalten.
In Übersee eine Delikatesse:
Pastinake„Hammelmöhre“ – der Spitzname der Pastinake ist nicht gerade
Schmeichelhaft! Und das, obwohl das Gemüse in England und
Genuss Wintergemüse | Seite 48
in den USA eine echte Delikatesse ist. In
Deutschland fristete die würzige Wurzel
lange Zeit eher ein trauriges Dasein; war
lediglich ab und an im Bund Suppen-
gemüse anzutreffen. Optisch ein wenig
an Rettich erinnernd, ist die Pastinake
mittlerweile bei Feinschmeckern und Na-
turkostfreunden jedoch wieder auf dem
Vormarsch! Ähnlich wie dem Grünkohl sagt
man auch ihr nach, dass sie nach dem ersten
Frost am besten schmeckt – wintertauglich ist
sie also allemal. Trocken und kühl gelagert bleibt sie
sogar bis in den Frühling frisch. Ihre ätherischen Öle regen die
Verdauung an und wirken wassertreibend. Ein Heiltee aus ihren
Samen wurde im Mittelalter bei Nieren- und Blasenleiden, Magen-
beschwerden und Schlafstörungen gereicht. Verzehrt werden kann
die Pastinake sowohl roh als auch gekocht, gedünstet oder püriert.
Junge Blätter lassen sich in Salaten und Suppen verwenden, reife
Samenkörner eigenen sich, ähnlich wie Kümmel, zum Würzen. Hat
man die Wahl, sollte man eher bei den kleinen, harten Wurzeln
zugreifen, da die großen leicht holzig werden können.
Statt Spinat:
MangoldAuch ein anderes Gemüse erfährt derweil eine Renaissance: der
Mangold. Schon im 2. Jahrhundert v. Chr. war das aus der Familie
der Gänsefußgewächse stammende Gemüse im Mittelmeer-
raum bekannt. Rasch breitete es sich auch im
übrigen Europa aus und war in Deutsch-
land zweitwese sogar beliebter als
Spinat. Der Mangold ist übrigens
kein Kohl und auch keine Spinatart,
wie mancher vermutet, sondern verwandt mit der
Roten Beete und der Zuckerrübe. Das Vorurteil,
Spinat sei besonders gesund und eisenhaltig,
hat der Karriere des Mangolds geschadet:
Eigentlich ist das Gemüse sowohl eiweiß-
reicher als auch nahrhafter. Gegessen wer-
den vom Mangold die Blätter mit ihren Stilen.
Sie sind reich an Kalzium, Beta-Carotin und
Vitamin C und wirken anregend auf Leber und
Niere. Zubereitet wird Mangold wie Spinat: ge-
putzt, gedünstet und dann abgeschmeckt. Auch sein
Aroma ist spinatähnlich, aber intensiver und herb-erdig.
Ja zarter und jünger das Blatt, desto wohlschmeckender ist es in
der Regel. Bei der Zubereitung ist wichtig, zu beachten, dass Blatt
und Rippe unterschiedlich lange Garzeiten haben. Junge Blättchen
können auch roh in Salaten verspeist werden. Auch Mangold wird
durch Frost noch edler – während man in den Wintermonaten bei
Spinat also nur auf Tiefkühlkost zurückgreifen kann, kommt der
Mangold frisch auf den Tisch!
Erhältlich sind die alten Gemüsesorten üblicherweise auf Wochen-
märkten oder in gut sortierten Gemüseabteilungen.
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Zubereitung
Pasta: Das Mehl mit warmem, leicht gesal-
zenem Wasser verkneten und das Olivenöl
hineinarbeiten. Den Teig ausrollen, mit Mehl
bestäuben, zusammenschlagen und in ein
Tuch rollen. An einem kühlen Ort eine halbe
bis drei viertel Stunde ruhen lassen.
Füllung: In einem Topf das Olivenöl erhitzen
und darin die Schalotten leicht anbräunen.
Den Mangold und die Artischocken hin-
zugeben, alles kurz und gut anschwitzen.
Abkühlen lassen und Eier, Käse und ein-
geweichtes Brot unterheben und mit Salz
und Pfeffer abschmecken. Tonschüssel,
Kuchenform oder feuerfeste Schale gut mit
Olivenöl ausfetten und Boden und Rand mit
einen dünn ausgerollten Teigblatt belegen.
Die Gemüsemasse darauf geben und mit
einer weiteren dünn ausgerollten Teigplat-
te abdecken. Teigränder mit dem Rücken
einer Gabel gut zusammendrücken. In die
obere Schicht mit einem Kochlöffel ca. vier
Löcher stoßen, damit beim Garungsprozess
der entstehende Dampf abziehen kann. Die
Oberseite mit Olivenöl einpinseln und im
Ofen bei mittlerer Hitze (180 Grad) ca. eine
Stunde garen.
Lamm: Lammrücken mit Wasser abspülen,
trocken tupfen und mit Pfeffer und Salz
würzen. In einer Pfanne das Olivenöl erhit-
zen und darin die Lammrücken von allen
Seiten gut anbraten. Knoblauch, Thymian,
Rosmarin und Butter hinzugeben und alles
bei ca. 100 Grad langsam im Ofen rosa ga-
ren. Ca. 10 bis 15 Minuten je nach dicke
der Rücken.
Beim Anrichten je ein Stück Mangoldtorte
auf den Teller geben, das Lammrückenfilet
diagonal in der Mitte schneiden und über
Kreuz daran anrichten. Die restliche Torte
extra servieren oder, wenn es zu viel ist,
am nächsten Tag nochmals erwärmen und
mit Kräuterquark und frischen Blattsalaten
servieren. Wenn man zur Mangoldtorte die
Ente reicht, wird sie im Ganzen angerichtet
und am Tisch tranchiert.
Mangold-Torte mit Artischocken und gebratenen Lammrücken oder mit frisch gebratener EnteRezeptidee von Holger Oestmann, Restaurant
„Der Ahrenshof“ in Bad Zwischenahn
LAMM
4 Stück Lammrückenfilets
ohne Silberhaut (ca. 600 g)
1 Zweig Rosmarin
1 Zweig Thymian
2 Stück Knoblauchzehen in Schale zerdrückt
1 EL Fassbutter
Salz und Pfeffer aus der Mühle
PASTA
600 g Mehl
½ Tasse Olivenöl
etwas Wasser und Salz
FÜLLUNG
1 kg Mangold geputzt, blanchiert
und grob geschnitten
1 Dose Artischockenböden
abgetropft und in Scheiben
geschnitten
½ Tasse Olivenöl
8 Schalotten gepellt und gehackt
3 Eier aufgeschlagen und ver-
quirlt
1 Tasse in Milch eingeweichtes
Brot
100 - 150 g geriebener Pecorino
oder Parmesan, Salz und Pfeffer
Zubereitung
In eine Pfanne etwas Öl geben, die Schei-
ben vom Topinambur hineingeben sowie die
Zwiebel und den Knoblauch. Mit Rosmarin,
Thymian, Salz und Pfeffer würzen und alles
im vorgeheizten Ofen bei Umluft (180 Grad)
für 15 bis 20 Minuten garen. Zwischen-
durch umrühren. Die Tomaten hinzugeben
und weitere 10 Minuten im Ofen backen.
Sollte das Gemüse zu dunkel werden, mit
Alufolie abdecken und die Hitze etwas re-
duzieren.
Das Gericht kann als Beilage zu Fleisch
oder als reiner Gemüsegang serviert wer-
den. Besonderer Tipp: Spätzle unterheben,
diese mit Ei begießen und nochmals kurz im
Ofen stocken lassen. Nach Wunsch zusätz-
lich mit Käse überbacken.
Genuss Winterrezepte | Seite 50
Topinambur mit KirschtomatenRezeptidee von Holger Oestmann, Restaurant „Der Ahrenshof“ in Bad Zwischenahn
500 g Topinambur, gewaschen,
geschält und in Scheiben ge-
schnit ten ( ½ cm dick)
1 Zwiebel, gepel l t und in Würfel
geschnit ten
2 Zehen Knoblauch, geschält und
in Würfel geschnit ten
2 Zweige Rosmarin
1 Zweig Thymian
kaltgepresstes Sonnenblumenöl
oder Ol ivenöl
Salz, Pfeffer
200 g Kirschtomaten, gewaschen
und halbiert
Zubereitung
Knollenziest: In einem Topf die Butter
schmelzen und darin die gewürfelten Scha-
lotten glasig dünsten. Blanchierten Knol-
lenziest dazugeben, kurz durchschwenken
und die Sahne hinzugeben. Alles zu einer
cremigen Konsistenz köcheln lassen und da-
nach mit Salz, Pfeffer und den Thymianblät-
tern würzen. Bis zum Anrichten warm stellen.
Wild: Die parierten Wildfilets mit kaltem
Wasser abspülen und mit einem Tuch tro-
ckentupfen. In eine Pfanne beide Öle geben
und erhitzen. Die Wildfilets von allen Seiten
gleichmäßig anbraten und danach die Butter,
den Rosmarin- und Thymianzweig hinzuge-
ben, alles mit Salz und Pfeffer würzen. Im
vorgeheizten Ofen bei ca. 100 Grad 15 Mi-
nuten rosa garen.
Pastinaken-Krapfen: Kartoffeln und Pasti-
naken in Salzwasser garkochen, abgießen
und gut abdämpfen, damit keine Feuchtigkeit
mehr vorhanden ist. Warm durch eine Kar-
toffelpresse in eine Metallschüssel pressen.
Eigelb, Kartoffelstärke, Thymian hinzugeben.
Alles gut vermengen, wenn die Masse noch
zu feucht sein sollte noch etwas Kartoffel-
stärke hinzugeben. Mit Salz und Muskat ab-
schmecken. Die Krapfen mit einem feuchten
Esslöffel über den Schüsselrand abziehen
und dann in heißem Fett ausbacken. Mit
der Schaumkelle aus dem Fett nehmen, auf
einem Tuch abtropfen lassen und servieren.
Auf einem Teller in der Mitte das Gemüse
anrichten, die Wildfilets schräg aufschneiden
und an das Gemüse anlegen. Entweder ein
zwei Krapfen mit anlegen oder diese separat
dazu reichen.
Seite 51
Knollenziest in Rahm mit Wildfilet, dazu Krapfen von der Kartoffel und PastinakeRezeptidee von Holger Oestmann, Restaurant „Der Ahrenshof“ in Bad Zwischenahn
KNOLLENZIEST
500 g Knollenziest, in Salzwas-
ser blanchiert
60 g Butter
3 Schalotten, gepellt und ge-
würfelt
250 ml Sahne
1 kleiner Zweig Thymian,
gerebelt
PASTINAKEN-KRAPFEN
250 g Pastinakenwurzel, geschält und
gewürfelt
250 g mehlig kochende Kartoffeln,
geschält
2 Eigelbe
2 EL Kartoffelstärke (Mondamin)
1 TL Thymianblätter
Salz und Muskat aus der Mühle
WILD
4 Stück Wildfilet Hirsch oder Wild-
schwein (à 125 g), pariert
30 ml Rapsöl
30 ml Nussöl
40 g Fassbutter
1 Zweig Rosmarin
1 Zweig Thymian
Salz und Pfeffer aus der Mühle
Wohnen Tischkultur | Seite 52
TischKultur: Der Esstisch Vier Beine, eine Platte und rundherum Stühle: Ein Tisch ist wirklich etwas Simples! Und dabei doch so viel mehr: Am
Esstisch kommt die ganze Familie zusammen, er ist quasi das Zentrum der Kommunikation, um ihn dreht sich das
Leben! Nicht nur, dass hier gemeinsam gegessen und gespielt wird: Der Tisch übernimmt auch repräsentative Auf-
gaben an Festtagen oder wenn Gäste kommen, oder er wird kurzerhand zum Schreibtisch für die Hausaufgaben oder
zum Home-Office, wenn es die Arbeit zulässt. Bei all den Anforderungen soll er natürlich auch noch gefallen und sich
harmonisch in den Wohnraum einfügen. Ganz schön viel für einen Tisch!
Text Innenarchitekt Franz Thies, Svenja Dierker, Fotos siehe Auszeichnung
Renaissance des EssplatzesBetrachtet man Bilder und Gemälde aus vergangenen Epochen, so
fällt auf, dass der Esstisch immer eine wichtige Rolle gespielt hat.
Ob an kalten Winterabenden oder in lauen Sommernächten: Hier
versammeln sich die Familienmitglieder zum Plauschen und na-
türlich zum gemeinsamen Essen. In den letzten Jahrzehnten hat
das Möbelstück allerdings ein wenig an Bedeutung eingebüßt – die
Küche wurde zum Zentrum des Wohnens und der Esstisch rückte
mehr und mehr in den Hintergrund. Er wurde, wenn er denn über-
haupt vorhanden war, nur zu besonderen Anlässen eingedeckt.
Jetzt geht der Trend wieder in eine andere Richtung: Der Essplatz
feiert Renaissance! Allerdings nicht in Form von separaten Esszim-
mern, sondern als Teil des aktiv genutzten Wohnraums und häufig
sogar direkt in der Küche. Egal wo – der Essplatz sollte an einem
hellen, offenen, großzügigen Ort geplant werden, damit er tatsäch-
lich der zentrale Ort in der Wohnung werden kann. Ob für eine
große Familienfeier oder das Essen mit vielen Freunden: Er sollte
keinesfalls zu klein ausfallen! Gerade sehr große Esstische verlei-
hen dem Wohnraum feudales Flair.
Ein Meter MinimumFür die Mindestgröße des Tisches ist die Anzahl der Personen, die
üblicherweise an ihm sitzen, ausschlaggebend. Pro Gedeck rechnet
man in der Regel 60 Zentimeter Breite und 40 Zentimeter Tie-
Seite 53
fe. Dazu kommen etwa 20 Zentimeter, die man in der Mitte des
Tisches für Töpfe und Schüsseln benötigt. Eine Breite von einem
Meter sollte ein Tisch also minimal haben. Um nicht von den Stüh-
len „eingezwängt“ zu sein, sollte zusätzlich zur Stuhltiefe ebenfalls
zirka ein Meter Platz bis zur nächsten Wand sein. Dunkle Tische
wirken größer; hier sollte man etwas mehr Raum geben. Bei runden
oder ovalen Tischen entfällt das Problem der Sitzverteilung: Hier ist
jeder Platz gleichberechtigt. Da die meisten Tische ausziehbar sind
oder die Möglichkeit der Vergrößerung bieten, etwa durch Einlege-
oder Ansteckplatten, gibt es auch bei einer großen Runde keine
Probleme. Hier sind Tische mit einem Mittelfuß optimal, da bei der
Unterbringung eines zusätzlichen Gastes ohne Probleme eine Sitz-
gelegenheit dazugestellt werden kann.
Das Material macht den StilHolz, Glas, Naturstein oder Metall: Tische gibt es in den unter-
schiedlichsten Materialien und in den verschiedensten Stilrich-
tungen. Von elegant bis rustikal, vom Landhausstil zum Loft – so
einfach die Grundkonstruktion eines Tisches, so vielfältig doch die
Möglichkeiten! Holztische bekommt man in der Regel in vielen Ab-
messungen und aus wiederum verschiedenen Holzarten. Die erste
Macke tut noch weh, bei der zweiten lernt man schon, dass gerade
das Unperfekte den Charme eines „echten“
Holztisches ausmacht. Und wenn es zu viel
wird, kann man bei Massivholz immer noch
zum Schleifgerät greifen! Tische aus Stein
sind wahre Schwergewichte, bei denen unter
Umständen sogar ein Statiker zu Rate gezo-
gen werden muss, ehe man sich für einen
solchen entscheidet. Auszugsmöglichkeiten sind hier nur dann
sinnvoll, wenn sie ohne große Kraftanstrengungen zu bewerkstel-
ligen sind. Kalkgesteine wie Marmor und Travertin werden durch
eine Oberflächenbehandlung vor Flecken geschützt. Ebenso wie
Steinplatten haben auch Glasplatten eine eher kühle Ausstrahlung,
derer man sich bewusst sein muss, bevor man sich zum Kauf ent-
scheidet.
Kein Tisch ohne StuhlDie richtigen Stühle machen den Esstisch erst perfekt! Ob man
dabei Exemplare mit oder ohne Armlehne wählt, ist abhängig vom
Platz, der zur Verfügung steht, und vom Komfortanspruch. Immer
beliebter werden moderne Sitz- oder auch
Eckbänke, die mehr Bequemlichkeit bieten
als Stühle. Viele Möbelhersteller bieten be-
sonders für Küchen Sitzbänke ohne Rücken-
lehne an; diese geben dem Raum zusätzliche
Sitzmöglichkeiten, die an die lockere und un-
komplizierte Atmosphäre in einem Biergarten
erinnern. Wesentlich repräsentativer dagegen wirken die wieder
neu aufgelegten „Essplatz- Sofas“ mit einer erhöhten Sitzfläche.
Mit einer nahezu kopfhohen Rückenlehne bieten diese Platz und
viel Bequemlichkeit für ein gepflegtes Essen oder ein erlesenes
Glas Wein mit netten Freunden.
Tisch in abgerundeter Rechteckform mit verchromten Füßen und lackierter Holz-platte. Daneben: bequemes Clubsofa mit erhöhter Sitzfläche. (Foto: B & B Italia; www.bebitalia.it)
Sehr große Esstische verleihen dem Raum
feudales Flair.
Wohnen Tischkultur | Seite 54
Der repräsentative Massivholztisch in ovaler Form wirkt exklusiv und hochwertig. (Foto: DONGHIA; www.donghia.com)
Dunkel, klar und edel: Holztisch „Trias“ (Foto: Scholtissek; www.scholtissek.de)
Absolut modern und trotzdem bequem: die puristische Ledereckbank „Together“.(Foto: Walter Knoll; www.walterknoll.de)
Einfach verlängerbar ist dieser Tisch mit Natursteinplat-te und Edelstahlfuß. (Foto: DRAENERT; www.draenert.de)
Seite 55
Die hohe Rückenlehne dieser Essplatzbank bietet noch mehr Sitzkomfort. (Foto: Hans Kaufeld; www.hanskaufeld.de)
Futuristisch und farben-froh kommt dieser Tisch daher. (Foto: KFF; www.kff.de)
Glastische haben eine eher kühle Ausstrahlung. (Foto: DRAENERT; www.draenert.de)
Oben: Rustikal und geradelinig, reines Massivholz; rechts: rund und fein struk-
turiert, Materialmix mit Edelstahl. (beides: Scholtissek, gesehen bei
Charisma Dietrich Müller)
Dem Winter richtig einheizenModerne Heizsysteme
Sie sollen sparsam im Verbrauch sein, ein angenehmes Wohnraumklima erzeugen, den technischen Anforderungen von
heute entsprechen und in der Anschaffung möglichst günstig sein – die Ansprüche an das Heizsystem für die eigenen
vier Wände sind groß, die Auswahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Ob Pelletheizung, Solarthermie,
klassische Gas- und Ölheizung oder Miniblockheizkraftwerk – im letzten Teil der Serie „Meine Villa“ informiert die
Schlossallee über die unterschiedlichen Heizsysteme.
Text Eva Hermes, Fotos fotolia
TEIL 1: Start der Planung
TEIL 2: Haustypen
TEIL 3: Finanzierung & Fördermittel
TEIL 4: Gebäudehülle
TEIL 5: Techn. Gebäudeausstattung
TEil 6: Heizsysteme
Wohnen Meine Villa | Seite 56
MEinE Villa: TEil 6
Zugegeben: Eine Heizung kostet viel Geld und kann in Sachen
Attraktivität nun wahrlich nicht mit anderen Einrichtungsgegen-
ständen konkurrieren. Dennoch ist beim Hausbau diese Investition
unerlässlich. Die absolut freie Wahl hat man jedoch nicht. Nach
dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) müssen
Bauherren den Energiebedarf eines Neubaus zu einem Teil mit
regenerativen Energien abdecken. Das Ziel dahinter ist klar defi-
niert: Das Klima soll geschont und der Verbrauch von Kohlendioxid
deutlich gesenkt werden. Ob dabei Solarthermie oder Biomasse,
etwa in Form einer Holzpelletheizung, zum Einsatz kommt, fällt in
die Entscheidung des Eigentümers. Die Wärme kann ebenso aus
Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt werden.
Brennwertgeräte sind heute Stand der TechnikBeliebt sind nach wie vor Öl- und Gasheizungen. Die Klassiker
haben auch heute nicht ausgedient, allerdings befinden sie sich
jetzt mit einigen Konkurrenten im zunehmenden Wettbewerb. Im
Vergleich zu regenerativen Wärmequellen punkten sie jedoch wei-
terhin mit ihrem sehr guten Wirkungsgrad. Stand der Technik sind
heute Brennwertgeräte. Die konventionellen Heizwertgeräte ha-
ben aufgrund ihres stärkeren Energiebedarfs, der auf die hohen
Vorlauftemperaturen zurückzuführen ist, überwiegend ausgedient.
Bei der Brennwerttechnik handelt es sich zwar ebenfalls um einen
Heizkessel für Warmwasserheizungen, sie nutzt aber gegenüber
Heizwertgeräten zusätzlich noch die entstehende Kondensations-
wärme des Wasserdampfes und speist sie wieder in den Heizkreis-
lauf ein. So erhöht sich der verbrennungstechnische Wirkungsgrad.
Bei dieser Technik muss jedoch ein zusätzliches Rohr in den Ka-
minschacht eingezogen werden. Darüber hinaus ist es sinnvoll, ei-
nen hydraulischen Abgleich vorzunehmen, bei dem in Abhängigkeit
zur Vorlauftemperatur bestimmt wird, welche Wärmemenge ein-
zelne Heizkörper benötigen, um die gewünschte Raumtemperatur
zu erzielen. Nur mit diesem Abgleich ist sichergestellt, dass der
Brennwerteffekt auch wirklich eintritt.
Seite 57
Die Kraft der Sonne nutzenUm der Gesetzgebung Rechnung zu tragen, erfreut sich die Kom-
bination einer Öl- oder Gasheizung mit einer thermischen Solaran-
lage zunehmender Beliebtheit. Sie
wird zur Warmwasseraufbereitung
eingesetzt und dient teilweise auch
als Heizungsunterstützung. Das
Prinzip ist einfach: Über die in der
Regel auf dem Dach installierten
Solarkollektoren wird die Träger-
flüssigkeit erwärmt und mit Hilfe
einer Umwälzpumpe bis zu einem
Warmwasserspeicher, der häufig
im Keller aufgestellt ist, transpor-
tiert. Der Wärmetauscher sorgt
dann dafür, dass die Wärme an
das Trinkwasser abgegeben wird.
Klarer Vorteil: Im Sommer kann man mit Hilfe von Solarthermie
fast vollständig auf die Heizung verzichten. Dies spart viel Ener-
gie. Wenn auch nur als unterstützendes Produkt zu einem weiteren
Heizsystem, so ist eine Solaranlage nicht zuletzt aufgrund ihrer ge-
ringen Betriebskosten eine lohnende Zusatzanschaffung.
Umweltwärme als natürliche HeizquelleDer Einbau von Wärmepumpenheizungen steigt stetig an, insbe-
sondere seitdem die Preise für fossile Brennstoffe kräftig ange-
zogen sind. Bei diesem Heizsystem wird die in der Erde, Luft oder
dem Grundwasser gespeicherte Sonnenwärme dem Heizkreislauf
zugeführt. Typischerweise werden Erdwärmepumpen verbaut. Hier
gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen können Erdwärmesonden,
die bis zu hundert Meter in den Boden ragen, installiert werden,
zum anderen gibt es horizontale Erdwärmekollektoren. Hierbei wer-
den die Erdwärmetauscher schlangenförmig ca. ein bis zwei Meter
tief im Boden verlegt. Unabhängig von der Art werden die Rohre an
die Wärmepumpenanlage angeschlossen. Das in der Wärmepumpe
zirkulierende Kältemittel nimmt die Energie seiner Umgebung auf
und gibt sie über einen Wärmetau-
scher in den Heizkreislauf ab. Die
Effizienz dieses Systems ist dann
am größten, wenn die Differenz
zwischen Wärmequelle und Vor-
lauftemperatur der Anlage mög-
lichst gering ist. Denn in diesem
Fall wird weniger Antriebsenergie
benötigt, was wiederum die Strom-
kosten gering hält.
Die Alternative zu fossilen BrennstoffenHolzpellets sind kleine Presslinge,
die aus Restholz, meist Holzstäbe und Sägemehl, bestehen. Bei
dieser Art handelt es sich um vollautomatische Zentralheizungen,
vergleichbar mit Öl- oder Gasanlagen. Sie bedienen sich hingegen
einem natürlichen Rohstoff, der jedoch ähnlich gute Wirkungsgrade
aufweisen kann. Über eine Förderschnecke werden die Pellets auto-
matisch aus dem Vorratstank in den Brenner geleitet. Abhängig vom
System muss gegebenenfalls nur die Asche in regelmäßigen Abstän-
den entsorgt werden. Wer sich für eine Holzpelletheizung entschei-
det, ist hinsichtlich der gesetzlichen Vorschriften für Neubauten auf
der sicheren Seite. Denn durch den Einsatz des natürlich nachwach-
senden Rohstoffs Holz bedient sich dieses System der erneuerbaren
Energien. Die Anlagen sind sehr klimafreundlich, da bei der Verbren-
nung der kleinen Holzstäbchen nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie
ursprünglich vom Baum aufgenommen wurde. Zu berücksichtigen
ist aber, dass bei steigender Nachfrage die Preise für Pellets weiter
ansteigen werden.
Wohnen Meine Villa | Seite 58
Wärme und Strom aus einem System Bei dem Wort Kraftwerk denken vermutlich viele an eingezäunte Ge-
lände, auf denen rauchende Türme emporragen. Aber auch in Ein-
familienhäusern werden heutzutage Kraftwerke installiert, die Rede
ist von Mini-Blockheizkraftwerken (BHKW). Ihre Größe überschreitet
jedoch nicht die einer normalen Heizungsanlage. Entgegen anderen
Systemen kann ein BHKW nicht nur Wärme und Warmwasser erzeu-
gen, sondern gleichzeitig noch elektrische Energie produzieren. Die
kompakten Anlagen bedienen sich dem Prinzip der Kraft-Wärme-
Kopplung. Die Grundenergie ist meist Gas, alternativ können auch
umweltfreundliche Brennstoffe eingesetzt werden. Der Brennstoff
dient dazu, Strom zu erzeugen. Während normalerweise die Ab-
wärme über den Schornstein nach außen
geleitet werden würde, wird sie bei einem
BHKW genutzt und der Heizung zugeführt.
Fazit Die Auswahl ist groß, die Systeme kom-
plex. Eine fundierte Beratung, welches das
geeignete System im neuen Haus ist, daher
unabdingbar. Insbesondere mit Blick auf
den energetischen Standard der Immobilie.
Wer beispielsweise ein Passivhaus baut,
hat hohe Anforderungen zu erfüllen, die
maßgeblich auch das Heizsystem berühren.
Für die Entscheidung sollte man mehrere
Parameter heranziehen: Kosten, Anforderungen an die Anlage, Kli-
mafreundlichkeit und nicht zuletzt auch den Faktor Unabhängigkeit,
mit Blick auf die Energieversorger und die steigenden Rohstoffpreise.
Wer sich hierüber gut informiert und die unterschiedlichen Kriterien
entsprechend gewichtet, wird schnell das richtige Heizsystem für
seine Villa finden.
Expertentipp:
Brennwert – der Klassiker für energiesparendes HeizenDer verantwortungsvolle Umgang mit Energie hat einen hohen Stel-
lenwert bekommen. Dazu hat das wachsende Umweltbewusstsein
der Menschen ebenso beigetragen wie interessante Einsparpoten-
ziale, denn viele Modernisierungsvorhaben werden durch attraktive
staatliche Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen unterstützt. „Der
Brennwertkessel ist aktuell die modernste Technologie für die Ver-
brennung von Erdgas und Erdöl“, so Ralf Landau vom Heiztechnik-
spezialisten Oltmanns aus Ofenerfeld. Sie kann zum Heizen und zur
Brauchwassererwärmung genutzt werden. Durch Nutzung der Ab-
gaswärmerückgewinnung wird deutlich weniger Energie verbraucht
und erheblich weniger Schadstoff an die Umwelt abgegeben, denn
Brennwertkessel haben im Vergleich zu konventionellen Heizkes-
seln eine circa zehn bis 20 Prozent bessere Energieausnutzung.
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Buch- und Hörtipps Spannendes und Komisches aus der Welt der (Hör-)Bücher
Kultur Buchtipps | Seite 80
Ferdinand von Schirach: Der Fall Collini Piper, 16,99 €
Was treibt einen Menschen, der sich ein Leben lang nichts hat
zuschulden kommen lassen, zu einem Mord? 34 Jahre hat der
Italiener Fabrizio Collini als Werkzeugmacher bei Mercedes-Benz
gearbeitet. Und dann ermordet er in einem Berliner Luxushotel
einen alten Mann. Grundlos, wie es scheint. Der junge Anwalt
Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung in diesem Fall
zugewiesen. Was für ihn zunächst wie eine vielversprechende
Karrierechance aussieht, wird zu einem Albtraum, als er erfährt,
wer das Mordopfer ist: Der Tote, ein angesehener deutscher In-
dustrieller, ist der Großvater seines besten Freundes. Wieder und wieder versucht er
die Tat zu verstehen. Vergeblich, denn Collini gesteht zwar den Mord, aber zu seinem
Motiv schweigt er. Den ungewöhnlichen Auftrag, einen Trailer zum Buch zu entwickelt,
erhielt übrigens die Osnabrücker Agentur Stiehl/Over. Unter www.stiehlover.com/ak-
tuell/der-fall-schirach/ kann man ihn sich ansehen!
Judith Schalansky: Der Hals der GiraffeSuhrkamp, 21,99 €
Anpassung ist alles,
weiß Inge Lohmark.
Schließlich unterrich-
tet sie seit mehr als
dreißig Jahren Biolo-
gie. Dass ihre Schule
geschlossen werden
soll, ist nicht zu än-
dern – in der schrumpfenden Kreisstadt im
vorpommerschen Hinterland fehlt es an Kin-
dern. Lohmarks Mann, der zu DDR-Zeiten
Kühe besamt hat, züchtet nun Strauße, ihre
Tochter Claudia ist in die USA gegangen.
Alle verweigern sich dem Lauf der Natur,
den Inge Lohmark tagtäglich im Unterricht
beschwört. Als sie Gefühle für eine Schüle-
rin der 9. Klasse entwickelt, gerät ihr biolo-
gistisches Weltbild ins Wanken. Mit immer
absonderlicheren Einfällen versucht sie zu
retten, was nicht mehr zu retten ist …
Hörbuch:
Auf entlegenen Posten: Roger Willemsen erzählt von den Enden der Welt. Roof Music, 14,95 €
Roger Willemsen hat eine hohe Meinung vom Geschichten-
erzählen. Seit Jahren steht er auf der Bühne und produziert,
was er sagen möchte, live und spontan, überlässt sich dem
Fluss der Bilder und Einfälle und bannt die Zuhörerschaft
durch die Suggestion seiner Geschichten. Seine Reisen zu
den Enden der Welt hat Willemsen zu einem eigenen Er-
zählprogramm verdichtet, das nur noch flüchtige Berührung zur Vorlage des Buches
enthält. Das Programm, das seit September 2010 ein großes Publikum gefunden hat,
ist auf Bühnen oder in Kinos zur Aufführung gekommen. Beim Hörbuch handelt es sich
um einen Mitschnitt eines Auftritts in seiner Heimatstadt Bonn.
Katherine Pancol: Die gelbenAugen der Krokodile C. Bertelsmann, 22,99 €
Katherine Pancol hat mit diesem Roman ganz Frankreich verzau-
bert, er hat sie zur beliebtesten Schriftstellerin des Landes ge-
macht. Im Mittelpunkt stehen zwei Schwes tern, die eine hübsch,
die andere klug. Jo schreibt einen Roman, die schöne Iris gibt sich
als Autorin aus. Das Buch wird ein Riesenerfolg, und das Leben der beiden steht Kopf. Und
dann gibt es Geliebte, Verlassene, Suchende, Treibende. Und ein junges Mädchen, das
die üblichen Probleme hat, erwachsen zu werden. Sie alle reisen mit auf dem Karussell
des Lebens, fallen runter, steigen wieder auf, lachen, weinen, verlieren und finden sich.
Und natürlich gibt es Krokodile. Katherine Pancol hat ein überaus kluges und humorvolles
Buch geschrieben. Es geht um Liebe, Familie, Lüge, Verrat … kurz: um das Leben selbst.
Robert Harris: Angst Heyne Verlag, 19,99 €
Für die Öffentlichkeit
ist er ein Unbekannter,
aber in den geheimen
Zirkeln der Super-
reichen ist Alex Hoff-
mann eine lebende
Legende – ein visio-
närer Wissenschaftler,
der eine Software entwickelt hat, die an den
Börsen Milliardengewinne erzielt. Zusam-
men mit seinem Partner, einem Investment-
banker, hat er eine revolutionäre Form des
algorithmischen Aktienhandels entwickelt.
Sein Hedgefonds mit Sitz in Genf macht
Milliarden. Eines Nachts überwindet ein
Einbrecher die Sicherheitsanlagen seines
Domizils am Genfer See und reißt ihn aus
dem Schlaf. Damit beginnt ein Albtraum vol-
ler Paranoia und Gewalt, in dessen Verlauf
Hoffmann verzweifelt versucht, demjenigen
auf die Spur zu kommen, der sein Leben
zerstören will.
Kultur Astrid Lidgren Seite 81
Pippi Langstrumpf wohnt in OldenburgMat th ias B lum präsen t ie r t As t r id L indgren in e iner außergewöhn l i chen Auss te l lung
Michel aus Lönneberga, Pippi Langstrumpf, Kalle Blomquist, die Kinder
aus Bullerbü – jeder, der sich die Kindheit bewahrt hat, trägt diese Fi-
guren von Astrid Lindgren ein Leben lang in seinem Herzen. Der Olden-
burger Lehrer Matthias Blum gibt sich damit nicht zufrieden: Er bringt
kleinen (und großen) Kindern mit einer einzigartigen Ausstellung das
Leben und Werk der wohl besten Kinderbuchautorin der Welt nahe.
Text Anke Brockmeyer, Fotos Jacob Forsell, Anke Brockmeyer, privat
immer auf der SucheDen Ausschlag für das ungewöhnliche Projekt gab Oma Grete.
Ende der Achtzigerjahre schenkte sie ihrem Enkel, damals An-
fang Zwanzig, einen größeren Geldbetrag. Und Matthias Blum
investierte den unverhofften Geldsegen nicht etwa in ein cooles
Auto oder spannende Urlaube, sondern in Astrid-Lindgren-Bücher.
Mittlerweile ist daraus eine Sammlung mit Lindgren-Exponaten,
Figuren und Lebenswelten der Geschichten geworden, die nicht
nur in ganz Deutschland, sondern sogar schon am Goethe-Institut
in Genua gezeigt wurde. Anlässlich des zehnten Todestages Astrid
Lindgrens, die am 28. Januar 2002 starb, ist Blum mit seiner Prä-
sentation im Schulmuseum in Hamburg. Eine schlaflose Nacht im
Gästezimmer von Freunden machte Blum zum Lindgren-Fan. „In
deren Regal entdeckte ich ‚Kalle Blomquist‘“, erzählt er, „ich habe
die ganze Nacht gelesen, und plötzlich ließ mich Astrid Lindgren
nicht mehr los.“ Der Oldenburger stöberte in Antiquariaten und auf
Flohmärkten nach Erstausgaben und las alles, was ihm von und
über Astrid Lindgren in die Hände fiel. Die Händler kannten ihn
bald und suchten für ihn nach besonderen Exemplaren, ließen sich
von seiner Begeisterung anstecken. „Ah, Matthias, ich hab´ da was
Ein besonderes Erlebnis: Der Besuch bei Astrid Lindgren hat Matthias Blum tief berührt.
Michel und Pippi im Gepäck: Rund 200.000 Besucher hat Matthias Blum mit seinen Ausstellungen bereits erreicht.
Kultur Astrid Lidgre | Seite 82
für Dich“, sei er nach kurzer Zeit bei den Fach-
händlern begrüßt worden, erinnert sich Blum.
Nach und nach konnte er so seine Sammlung
komplettieren.
lieblingsheld Kalle BlomquistAls kleiner Junge hatte seine Mutter ihm die
Bücher von Astrid Lindgren vorgelesen. Doch
als Matthias Blum alt genug war, um sie selbst
zu lesen, interessierten ihn Bücher nicht wirk-
lich. „Ich habe mit den anderen Kindern drau-
ßen gespielt, weit weg von den Erwachsenen.
Meine Kindheit war ähnlich frei wie die in Bul-
lerbü“, sagt der 43-Jährige, der im Oldenbur-
ger Stadtteil Bürgerfelde aufgewachsen ist und
auch mit seiner Familie dort lebt. Seine Söhne
heißen – nach den Kindern aus Bullerbü – Ole
und Lasse. Wie könnte es anders sein?, mag man denken. Tat-
sächlich aber war die Namensgebung ein Kompromiss, er selbst
hätte Kalle vorgezogen. „Meisterdetektiv Kalle
Blomquist ist bis heute eine meiner Lieblingsfi-
guren“, erklärt er, „aber meine Frau konnte ich
von dem Namen nicht überzeugen.“
„Das Kind in mir amüsieren“„Astrid Lindgren hat einmal gesagt, sie schrei-
be ihre Geschichten, um das Kind in sich selbst
zu amüsieren. Und dieser Gedanke treibt auch
mich mit meiner Ausstellung an – sie macht
mir selbst einfach Spaß“, erklärt Matthias
Blum die Motivation, einen Großteil seiner
Freizeit in dieses ungewöhnliche Projekt zu
investieren. Der 90. Geburtstag der Schriftstel-
lerin gab der Präsentation Auftrieb. Matthias
Blum nahm Kontakt mit dem Oetinger-Verlag
in Hamburg auf, um rechtliche Fragen zu klä-
ren, ehe er mit seiner Ausstellung an die Öffentlichkeit ging. Dort
rannte er mit seiner Idee offene Türen ein. Mittlerweile verbindet
Szenenfotos aus der Verfilmung von „Michel aus Lönneberga“ (Fotos: www.cinefacts.de)
Links: Ungewöhnliche Ausstellungen an ungewöhnlichen Orten, wie hier im Becken eines stillgelegten Schwimmbades. Mitte: Eine Ausstellung zum Anfassen und Mitmachen: Kinder und Erwachsene können stöbern, schmökern und vieles rund um Bullerbü und die Villa Kunterbunt erleben.
Seite 83
ihn ein freundschaftliches Verhältnis zu der
Verleger-Familie, die auch Astrid Lindgren
eng verbunden war. Über den Oetinger-Verlag
knüpfte Matthias Blum Kontakte zu Freunden
Astrid Lindgrens, fuhr nach Schweden, um
sie zu treffen und sich ihre Erfahrungen mit
der großen Schriftstellerin erzählen zu lassen.
Sein großer Traum, Lindgren selbst kennenzu-
lernen, wurde erst 1998, wenige Jahre vor ihrem Tod, wahr. „Ich
bin mit unendlich vielen Fragen im Gepäck nach Stockholm ge-
fahren“, erinnert er sich. „Obwohl alle, die Astrid Lindgren kann-
ten, mich gewarnt hatten, dass sie wenig von sich preisgibt und
vielmehr ihre Gesprächspartner ausfragt, hatte ich geglaubt, unser
Gespräch lenken zu können. Als ich nach dem Besuch zurückfuhr,
wurde mir klar, dass sie auch bei mir nur zugehört und wenig er-
zählt hatte“, lacht er. Das Treffen habe ihn tief berührt. „Sie setzte
sich immer dicht neben ihre Gesprächspartner, weil sie nicht mehr
so gut hörte. Und dann hat sie sich trotz ihres hohen Alters mit
unglaublichem Interesse unterhalten. Astrid Lindgren gab jedem
Menschen das Gefühl, etwas ganz Besonderes
zu sein“, beschreibt er die Faszination, die von
der Grande Dame der Kinderliteratur ausging.
Authentische GeschichtenMehr als 50 Ausstellungen hat Matthias Blum
mittlerweile realisiert, rund 200.000 Besucher
sind eingetaucht in die Kindheit, wie Astrid Lind-
gren sie erlebte und erzählte. Die Geschichten seien authentisch,
und gerade deshalb liebten viele Kinder sie so sehr, sagt Blum. „Es
ist nie nur heile Welt und Idylle. Es gibt arme Kinder, Sorgen, die
Konfrontation mit dem Tod. Aber alle Figuren sind so beschrieben,
dass Kinder jeder Generation sich mit ihnen identifizieren können.“
Er selbst gibt seine Liebe zu den Geschichten von Pippi Lang-
strumpf und Co. mittlerweile an seine Kinder weiter: Mit seinem
Sohn Ole liest er gerade Karlsson vom Dach. Und ganz sicher wird
das nicht das einzige Buch von Astrid Lindgren sein, das Vater und
Sohn gemeinsam entdecken.
www.astrid-lindgren-ausstellung.de
Karlsson vom Dach und all die anderen Figuren von Astrid Lindgren entdeckt Matthias Blum jetzt mit seinem Sohn Ole noch einmal neu.
Traditionshaus unter neuer leitung
Ab dem 1. Januar 2012 übernimmt Christoph Groß als neuer Inhaber die Geschäftsführung des bis
dato von der Familie Müller geführten Einrichtungshauses in Neuenburg. Seit 1889 überzeugten
dessen Mitarbeiter und Handwerker ihre Kunden mit Geschmack, Kompetenz und viel Liebe zum
Detail. Diesen Stil führt Groß nun fort. Auch ihm ist es wichtig, neben dem großen Angebot an hoch-
wertigen Vollmassivmöbeln sowie der Einzelanfertigung auf Maß für den Kunden besonders durch
die individuelle „Ideen-Einrichtungs-Beratung“ – direkt beim Kunden vor Ort – zu überzeugen, um
dessen Wohnraum in einem völlig neuen Glanz erscheinen zu lassen. Für die anschließende Umset-
zung arbeitet das Möbelhaus weiterhin ausschließlich mit renommierten Firmen zusammen, die alle
Wünsche des Kunden Wirklichkeit werden lassen. Charisma Diedrich Müller, Am Markt 3, 26340
Neuenburg, www.moebel-mueller-neuenburg.de
Insidertipps Anzeigen | Seite 84
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
Die Vorbereitungen für die dritte Wardenburger Gesundheitsmesse, die am 4. und 5. Fe-
bruar 2012 in den Räumlichkeiten der Schule am Everkamp stattfindet, laufen bereits auf
Hochtouren. Insgesamt 55 Aussteller aus allen Bereichen informieren erneut rund um die
Themen Medizin, Vorsorge und Gesundheit – dabei lautet „Mitmachen“ vielfach die Devise.
Ein attraktives Rahmenprogramm mit Vorträgen und Vorführungen rundet das Angebot ab.
Außerdem gibt es eine Verlosung von attraktiven Preisen und Gutscheinen. Für das leib-
liche Wohl sorgt der Landfrauenverein Wardenburg e. V. in der Messemensa, und im eigens
eingerichteten Spielraum können Kinder ausgiebig spielen, während ihre Eltern in Ruhe die
Angebote der zahlreichen Aussteller testen und sich informieren können.