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Rote Listen und Monitoring am Beispiel der Wasservögel
Hans-Günther Bauer
Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg OGBW
• Dachverband der Vogelkundler Baden-Württembergs;
Gemeinnütziger Verein mit ~ 430 Mitgliedern, darunter vielen
Art- und Gebietsspezialisten; hält zentrale Datenbank (unter
Nutzung von ornitho.de und anderen Datenportalen u. -banken)
• Wissenschaftliche Zeitschrift Ornithol. Jh. Bad.-Württ.
� www.OGBW.de
Vogelwarte Radolfzell, Institut der Max-Planck-Gesellschaft� www.orn.mpg.de
• Wissenschaftliches Institut mit enger Verknüpfung zu den Vogelkundlern Bad.-Württ. und benachbarter Regionen
• Fokus auf experimentelle Arbeiten und wissenschaftliche Auswertung von Daten, aber auch auf die Koordination von (Monitoring-)Projekten
• Wissenschaftliche Zeitschrift Vogelwarte
1
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§• Erhaltung und Überwachung der biologischen Vielfalt und nachhaltige
Nutzung ihrer Bestandteile gemäß Weltkonferenz der UN in Rio 1992
• Bundesnaturschutzgesetz 2010 (§ 6 Beobachtung von Natur und Landschaft)
• internationale Regelwerke:
EU-Vogelschutzrichtlinie, FFH-Richtlinie, Ramsar-Konvention,
Afrikanisch-Eurasisches Wasservogelabkommen AEWA u. a.
• Mitgliedschaften in internationalen Organisationen ( z. B. Wetlands International: regelmäßige Überwachung der Brut- und Rast-bestände von Wasservogelarten, um ihre Erhaltungssituation zu ermitteln und Anforderungen an Schutzmaßnahmen und Nutzungskonzepte zu formulieren)
• Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung: Naturschutzindikator beruht auf bundesweiten Bestandsangaben von Vogelarten
Unterstützung der Länder/des Staates bei derErfüllung von Berichtspflichten
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Methoden
3
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3
Gängige Erfassungsmethoden - Brutzeit
RevierkartierungenLinientaxierungen und TransektzählungenPunkt-Stopp-ZählungenKombinierte Punkt-Stopp+TransektzählungenAtlasarbeiten, VerbreitungsstudienRelativmethoden in artenreichen LebensräumenZählungen mit exakter ZeitvorgabeFang-/WiederfangmethodeArtspezifische Erfassungen
Gesamtbestandserfassung (Absolutzählung)Nestersuche...Zählungen von Familien/jungeführenden WeibchenZählungen in Vogelkolonien etc.
Gängige Erfassungsmethoden - Herbst/Winter
Linientaxierung im Winter, auch biotopbezogenGesamtbestandserfassung (WVZ, Mauservögel)ZugplanerfassungSynchronzählungen von Vogelarten/-artengruppen etc.
Bei Wasservögeln
4
Fehlerquellen und Erfassungsprobleme
Abhängigkeit der Erfassungsgenauigkeit von Stichprobengröße
Komplexität und Wiederholbarkeit der Methode
Arbeitsaufwand und Kartierungsgeschwindigkeit
Mitarbeiter-Fähigkeiten: Artkenntnisse,
Hör-, Seh- und Aufnahmefähigkeiten,methodische Genauigkeit
Einflüsse vonLebensraum Gesangs(in)aktivitätTageszeit WitterungJahreszeit Vogelart(en)Störereignissen Vogeldichte
Verwechslung von Arten �
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• gefestigte feldornithologische Kenntnisse?
• alle gängigen Vogelarten ausreichend gut bekannt?
• Seh- und Hörvermögen nicht beeinträchtigt?
• Zählstrecken und –punkte bekannt?
• Kartierungserfahrung vorhanden?
• genaue und zuverlässige Arbeitsweise selbstverständlich?
• Mitarbeit über mehrere Jahre gesichert (möglichst mind. 3)?
• Ergebnisse „müssen“ rasch eingesandt werden
Praktische Umsetzung
Qualifikation
6
� Schwierigkeiten bei der Erfassung (Training wichtig!), aber auch Gefahr, geschützte Arten zu schießen (Straftat)
Wasservögel sind leicht zu verwechseln
Foto: NABU Tim Dove
7
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5
Wasservögel sind leicht zu verwechseln
Foto: NABU Tim Dove
Stockente
Schnatterente
Pfeifente
Moor-ente
Tafel-ente
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Praktische Umsetzung
Flächenvergabe
► Repräsentanz der Flächen wichtig
► 400 Flächen zur Erreichung aller Aussagen des MhB in BW nötig (aber bisher noch nicht erreicht)
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6
Zufallsstichprobe Geschichtete Stichprobe
Beim Monitoring häufiger Vogelarten MhB „geschichtete Zufallsstichprobe“ (b+a)
Systematische
Stichprobe
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Fragestellung im Vorfeld klären
Methode auf die Fragestellung anpassen
Verständlichkeit/Umsetzbarkeit der Methode
Bestmögliche, fehlerarme Datenermittlung � Schulung!
Geringstmöglicher Aufwand (Feld und Auswertung)
Mitarbeitermotivation und gutes Feedback
Hoher ’Spaßfaktor’, keine Überforderung � Mitarbeiterstamm
Vorkenntnis potenzieller/tatsächlicher Fehlerquellen
Bestimmung der Datengenauigkeit
Zeitnahe Publikation In BW derzeit:
� 10 Regionale Arbeitsgemeinschaften
� > 1.500 Beobachter und Melder
Praktische Umsetzung
Grundsätzliche Vorgaben
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• Erfassung der Vogelwelt auf breiter Basis
• Über ornitho.de gemeldete „Zufallsbeobachtungen“:derzeit ca. 800.000 Datensätze/Jahr, weitere noch nicht gemeldet oder über andere Quellen (ornitho.ch!)
• Bestehende Monitoring-Programme in BW / regional
• Monitoring häufiger Brutvogelarten (MhB)
• Koloniebrüter (KO, früher GR; Rsw, Msw, Bfr, As)
• Bruterfolgserfassung
• Atlaskartierungen
• Fang- und Beringung
• Mauserzählungen
• Planmäßige Erfassung des Vogelzugs
• Monitoring rastender Wasservögel (MrW =WVZ)
• Gebietsbezogene Erfassungen
• Spezifische Untersuchungen zu einzelnen Arten
• (geplant: Monitoring seltener Brutvogelarten MsB)
Verteilung der Beobachtungsdaten in Bad.-Württ. aus ornitho.de
(Stand 2015)
Welche Erfassungsprogramme gibt es in BW?
12
www.ornitho.de
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Beispiel Phänologie des Vogelzugs (aus Zufallsbeobachtungen)
Silberreiher 2015
Jahreszeitliche Verteilung Summen
Pentaden
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
An
zah
l [I
nd
]
1.200
1.000
800
600
400
200
0
Schnatterente 2015
Jahreszeitliche Verteilung Summen
Pentaden
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
An
zah
l [I
nd
]
700
600
500
400
300
200
100
0
14
Beispiel Brutverbreitung
• ADEBAR-Atlas für 2006-09.• Frühere Brutkartierungen in „Avifauna Baden-Württemberg“
Quelle: OGBW, DDA (ADEBAR-Kartierungen) 15
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Brutvogel-Monitoring - Wasservögel
Brutverbreitung des Höckerschwans in BW
Brutverbreitung der Tafelente in BW
Foto: NABU Tim Dove
Problem der Erfassungseinheit: „Brutpaar“, „Weibchen bzw. Männchen whrd. der Brutzeit“
oder „jungeführendes Weibchen“ (� Bruterfolg)… Nichtbrüter! Nestersuche sehr schwierig.16
Beispiel Brutvogelmonitoring bei Koloniebrütern
BrutvogelmonitoringKormoran
Problem besetzter/unbesetzter Nester oder erschwerte Zugänglichkeit
17
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Bundesweite Zählergebnisse der Stockente im Januar 2007 (J. Wahl, DDA)
Abdeckung in Baden-Württemberg sehr
lückenhaft � landesweite Erfassung 2008/09
Wasservogelzählungen
Globales Zählernetz (Nov. + Jan.) Nationales Zählernetz (Nov. + Jan.)
18
BWphysischWikipedia
Jagst
Kocher
Rems
Fils
Tauber
Federsee
2 Hochrhein H
Main
8 Oberschwaben O
6 Gewässer in Nord- und Ost-BW Z
19
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Wasservogelzählungen
Landesweite WVZ 2008/09 und 2014/15
aus Bauer et al. 2010
mit > 500 ehrenamtlichen Zählern
20
Wasservogelzählungen am Bodensee
Ab 1950er Jahren in Teilen des Seegebiets, ab 1961 flächendeckend synchron auf 96 (99) Zählstrecken, in 8 mittmonatlichen WVZ (September bis April)In 54 Jahren WVZ wurden hierbei >50 Mio. Wasservögel (inkl. Möwen) erfasst
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0
200.000
400.000
600.000
800.000
1.000.000
1.200.000
1.400.000
61
/62
63
/64
65
/66
67
/68
69
/70
71
/72
73
/74
75
/76
77
/78
79
/80
81
/82
83
/84
85
/86
87
/88
89
/90
91
/92
93
/94
95
/96
97
/98
99
/00
01
/02
03
/04
05
/06
07
/08
09
/10
11
/12
13
/14
Win
ters
um
me [
Ind
.]
Wasservogelzählungen am Bodensee
Walter GABATHULER,dienstältester Zähler am Bodensee – jetzt im 60. Zählwinter
Mittlere Beteiligungsdauer bei Bodensee-WVZ > 20 Jahre
22
Wintersummen (alle Arten, alle Monate) 1961/62-2014/15
Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr.
Höckerschwan 3.206 2.721 3.052 3.196 3.398 2.226 1.698 1.343
Zwergschwan 0 0 8 10 15 12 0 0
Singschwan 0 0 59 274 494 797 48 0
Saatgans 0 0 0 0 0 0 1 0
Blässgans 0 0 0 0 0 0 2 0
Graugans 43 149 188 615 251 69 70 96
Kanadagans 2 5 3 5 5 5 5 5
Rostgans 44 166 133 303 730 714 254 84
Brandgans 5 0 2 2 15 15 11 14
Pfeifente 28 215 702 1.239 1.235 1.346 522 31
Schnatterente 3.329 2.893 5.232 6.911 6.253 4.740 985 210
Krickente 2.449 782 730 2.105 2.955 2.516 1.386 68
Stockente 5.887 6.157 9.246 16.447 18.743 16.393 4.084 2.358
Spießente 71 370 613 428 348 468 168 9
Knäkente 121 2 0 0 1 1 10 63
Löffelente 476 323 444 342 613 181 231 132
Kolbenente 11.414 13.944 9.123 14.353 11.009 15.576 1.915 1.108
Tafelente 12.396 36.149 45.508 44.038 44.008 25.776 187 116
Moorente 31 122 42 28 28 14 0 1
Reiherente 5.835 27.350 61.854 56.348 63.530 52.769 7.599 405
Bergente 0 2 25 64 68 120 150 40
Ringschnabelente 0 0 0 0 1 1 0 0
Eiderente 14 13 18 15 15 14 16 14
Eisente 0 0 0 4 3 0 2 1
Trauerente 0 0 0 1 0 1 0 10
Samtente 0 0 19 13 6 52 55 5
Schellente 0 0 1.154 2.623 3.255 4.259 306 22
Zwergsäger 0 0 0 7 6 13 0 0
Mittelsäger 0 0 14 11 20 29 26 14
Gänsesäger 320 747 612 753 781 511 137 82
Summe 92.640 162.972 217.862 228.799 234.438 208.180 55.037 28.912
2014/15 Bodensee
23
31/03/2016
13
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1962-69 1970-79 1980-89 1990-99 2000-09 2010-13
Minimum
Mittelwert
Maximum
Rastbestandsentwicklung des Kormorans
Rückgang seit den 1990er Jahren > 40 %
im Januar
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
1962-69 1970-79 1980-89 1990-99 2000-09 2010-13
Minimum
Mittelwert
Maximum
Zunahme nach den 1990er Jahren, jetzt Stabilisierung auf hohem Niveau
im Oktober
Wasservogelzählung Bodensee
24
Die Kolbenente ist ein Spezialist für Armleuchteralgen und somit indirekt abhängig von Gewässern mit geringer trophischer Belastung
Zählungen und Verknüpfungen
0
10000
20000
30000
40000
50000
60000
70000
80000
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
19
51
19
53
19
55
19
57
19
59
19
61
19
63
19
65
19
67
19
69
19
71
19
73
19
75
19
77
19
79
19
81
19
83
19
85
19
87
19
89
19
91
19
93
19
95
19
97
19
99
20
01
20
03
20
05
20
07
20
09
20
11
20
13
20
15
Ge
sam
t-P
[μg
/l]
Ko
lbe
ne
nte
(W
inte
rsu
mm
en)
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14
Zählungen zur Beurteilung von Schutzgebieten
Foto im Ermatinger Becken von der „Netta“ aus, Foto: C. Gönner/D. Koch 1993
26
Was ist eigentlich eine „Rote Liste“?
Verzeichnisse ausgestorbener, verschollener und gefährdeter Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, Pflanzengesellschaften sowie Biotoptypen und Biotopkomplexe.
Wissenschaftliche Fachgutachten, in denen der Gefährdungsstatus für einen Bezugsraum dargestellt und die Gefährdung anhand der Bestandsgröße und -entwicklung bewertet wird.
www.bfn.de
Die Roten Listen aller Organismen-gruppen beziehen sich auf den „Ganzjahreslebensraum“.
Lediglich bei den Vögeln wurde bisher nur die Brutzeit berücksichtigt.
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15
Ziele der Roten Listen
Rote Listen...
• dienen der Information der Öffentlichkeit über die Gefährdungssituation der Arten und Biotope
• sind als ständig verfügbares Gutachten Argumentationshilfe für raum- und umweltrelevante Planungen
• zeigen Handlungsbedarf im Naturschutz auf
• erhöhen den politischen Stellenwert des Naturschutzes
• sind Datenquelle für gesetzgeberische Maßnahmen und für internationale Gefährdungseinstufungen
• dienen der Überprüfung des Erfüllungsgrades der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt
• zeigen weiteren Forschungs-/Monitoringbedarf aufwww.bfn.de
28
Geschichte der Roten Liste der Brutvögel Baden-Württembergs
Fassung / Stand Autoren
BRD 1971
1. 31.12.1973 Berthold, Ertel & Hölzinger 1974
2. 30.06.1977 Berthold, Ertel, Hölzinger, Kalchreuter & Ruge 1977
3. 31.12.1980 Hölzinger, Berthold, Kroymann & Ruge 1980
4. 31.12.1995 Hölzinger, Berthold, König & Mahler 1996
5. 31.12.2004 Hölzinger, Bauer, Berthold, Boschert & Mahler 2007
6. 31.12.2013 Bauer, Boschert, Förschler, Hölzinger, Kramer & Mahler (i.Dr.)
Abstände zw. den Listenerstellungen 3 ½, 3 ½, 15, 9, 9 Jahre
erste nationale Rote Liste überhaupt
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16
Status Definition
I Regelmäßig auftretende, einheimische Brutvogelart
Einheimische Vogelart, die ohne Zutun des Menschen in Deutschland brütet und in mindestens 5 aufeinanderfolgenden Jahren (früher: 3) als Brutvogel festgestellt wurde.
Neu: Bei Wiederetablierung einer vormals im Brutbestand erloschenen Art gelten 3 Jahre.
II Unregelmäßig auftretende Brutvogelart
Vogelart, deren Vorkommen in Deutschland nicht auf Zutun des Menschen zurückzuführen ist, die aber nur sporadisch/in Ausnahmefällen in Deutschland brütet („Vermehrungsgäste“).
IIIa
IIIb
Regelmäßig brütende Neozoen
Vogelart, deren Vorkommen in Deutschland auf Zutun des Menschen zurückzuführen und die im Berichtszeitraum regelmäßig im Freiland gebrütet hat.
Unregelmäßig brütende Neozoen
Vogelart, deren Vorkommen in Deutschland auf Zutun des Menschen zurückzuführen und die im Berichtszeitraum nur unregelmäßig im Freiland gebrütet hat.
IV Vogelart mit unzureichender Datenlage [DD]
Vogelart, zu deren Gefährdungseinstufung in Deutschland keine ausreichenden Kenntnisse vorliegen.
Erster Schritt bei RL: Bestimmung des Brutstatus
30
Zweiter Schritt: Gefährdungseinstufung ���� Kriterien, Daten
Langzeittrend 1850/1950–heute
(>) langfristig deutliche Zunahme
(=) langfristig kein deutlich gerichteter Trend
(<) langfristig deutliche Abnahme
Kurzzeittrend 1985–2009
↑ Zunahme um > 20 %
= Kein Trend erkennbar; fluktuierend; Zu- oder Abnahmen < 20 %
↓↓ Abnahme um > 20 %
↓↓↓ Abnahme um > 50 %
Bestandsgröße der Brutvögel
es geografische Restriktion; auf wenige Gebiete (<10) konzentriert
ss sehr selten; 1–1.000 Bp.
s selten; 1.001–10.000 Bp.
mh mäßig häufig; 10.001–100.000 Bp.
h häufig; 100.001 bis 1 Mio. Bp.
sh sehr häufig; > 1 Mio. Bp. [ist im Einstufungsschema nicht vorgesehen]
Risikofaktoren
Kriterium 1
Kriterium 2
Kriterium 3
Kriterium 4 finden dann Verwendung, wenn eine starke Auswirkung bis zur nächsten RL zu befürchten steht (8 verschiedene RF)
31
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17
3. Schritt:Einstufungssystem der Roten Liste
Bestands-
größeKurzfristiger Trend
Langfristi-
ger Trend
vvvAbnahme
> 50 %
vvAbnahme
> 20 %
=Trend
± unverändert
^Zunahme
es(<)
Rückgang1 1 1 2
geografische Restriktion
=Trend
± unverändert1 1 R R
(>)Zunahme
1 1 R R
ss(<)
Rückgang1 1 2 3
1 – 100 BP=
Trend± unverändert
2 3 * *
(>)Zunahme
3 V * *
s(<)
Rückgang1 2 3 V
100 -
1.000 BP
=Trend
± unverändert3 V * *
(>)Zunahme
V * * *
mh(<)
Rückgang2 3 V *
1.000 -
10.000 BP=
Trend± unverändert
V * * *
(>)Zunahme
* * * *
h + sh(<)
Rückgang3 V * *
10.000 -100.000 BP
=Trend
± unverändert* * * *
> 100.000 (>)Zunahme
* * * *32
Bestands-
größeKurzfristiger Trend
Langfristi-
ger Trend
vvvAbnahme
> 50 %
vvAbnahme
> 20 %
=Trend
± unverändert
↑Zunahme
es(<)
Rückgang1 1 1 2
geografische Restriktion
=Trend
± unverändert1 1 R R
(>)Zunahme
1 1 R R
ss(<)
Rückgang1 1 2 3
1 – 100 BP=
Trend± unverändert
2 3 * *
(>)Zunahme
3 V * *
s(<)
Rückgang1 2 3 V
100 -
1.000 BP
=Trend
± unverändert3 V * *
(>)Zunahme
V * * *
mh(<)
Rückgang2 3 V *
1.000 -
10.000 BP=
Trend± unverändert
V * * *
(>)Zunahme
* * * *
h + sh(<)
Rückgang3 V * *
10.000 -100.000 BP
=Trend
± unverändert* * * *
> 100.000 (>)Zunahme
* * * *
Wanderfalke
Einstufungen:
s ↑ (>) kein RF
Gefährdungskategorie
* ungefährdet
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18
Anmerkungen
Bisher wurden Arealangaben nicht hinreichend berücksichtigt, jede Einschätzung bezieht sich auf Bestandsangaben und deren Veränderungen� Ziel ist, ein erweitertes Kriteriensystem zu entwickeln, das auch Arealaspekte
berücksichtigt
Der Ausgaberhythmus wird sich künftig an den Datensammlungen im Zuge der Berichtspflichten an die EU orientieren (6-Jahres-Turnus). Das Nationale Gremium will seine RL entsprechend alle 6 Jahre herausgeben und die jeweils eingehenden Daten aus den Ländern nutzen. Abstimmung mit den verschiedenen Bearbeitern dieser Daten dringend schon im Vorfeld erforderlich.
Künftig werden zwei Rote Listen erarbeitet, RLB und RLW; potenziell könnten diese auch zu einer vereint werden wie bei den anderen Organismengruppen, aber bisher gibt es große Unterschiede in der Methodik und der Datenbasis� Bessere/mehr Monitoringprogramme notwendig
34
1 Art nicht mehr in Status I: Großtrappe (II)
1 Art neu in Status I (regelm. Brutvogelart): Kleines Sumpfhuhn
23 Arten gelten als „im Bestand erloschen (ausgestorben)“1 Art neu im Bestand erloschen:
Kornweihe (nach 1979 nur noch Brutverdacht)
1 Art wieder in Status I eines regelmäßigen Brutvogels überführt Ortolan (seit [1998] 2001)
Neue Rote Liste Vögel Bad.-Württ.Statusänderungen gegenüber 5. Fassung
Änderung der Gefährdungseinstufungen zur 5. Fassung
noch nicht berücksichtigt wurde die Wiederansiedlung des
Triels (erste Bruten 2011 � erst nach 3 Jahren „etabliert“, also erst in nächster RL relevant)
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19
Neue Rote Liste Vögel Bad.-Württ.Statusänderungen gegenüber 5. Fassung
25 Arten in höhere Gefährdungskategorien hochgestuft oder neu in RL überführt(♦)in 0: Kornweihein 1: Löffelente, Moorente, Rebhuhn, Wiesenweihe, Kiebitz,
Dreizehenspecht, RingdrosselV, Wiesenpieper♦, Grauammerin 2: Rohrweihe, Turteltaube♦, Kuckuck, Grauspecht, FeldschwirlV,
TrauerschnäpperV, Baumpieper, BluthänflingV
in 3: PirolV, Beutelmeise♦, UferschwalbeV, GelbspötterV, FitisV, RohrammerV
in R: Kleines Sumpfhuhn♦V aus Vorwarnliste gekommen
17 in niedrigere Gefährdungskategorien herabgestuft oder aus RL entlassen(*)in 1: Ortolanin 2: Zwergdommel, Wachtelkönigin 3: Schwarzstorch, Zaunammerin V: Tafelente, Baumfalke, Lachmöwe, Wiedehopf, Mehlschwalbein *: Gänsesäger, Wespenbussard, Mittelmeermöwe, Dohle,
Orpheusspötter, Rohrschwirl, Schlagschwirl
36
6. Fassung, 31.12.2013n = 199 Arten
V
12,6%
12,6%
7,6%
6,1 %
5. Fassung, 31.12.2004n = 198 Arten
R
3
2
1
0
**
13,1%0
42,2%
15,6%
7,5%
5,5%
0
12,6%
03,5%20,6%
5,1%
35,9%
Neue Rote Liste BW: Anteil gefährdeter Arten (Vergleich zur 5. Fassung)
0
1**
R3
2
V
37
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20
II 20 12
IIIa 10 10
IIIb 23 12
IV 8 0
Zw.Summe 61 34
EX 25 25
RL 64 62
V 27 40
ungef. 83 71
Ges.Summe 260 232
Neue Rote Liste BW: Einstufung aller Arten (Vergleich zur 5. Fassung)
5. Fassung
Status 6. Fassung 5. Fassung
0
30
60
90
120
150
180
210
240
270
6. Fassung6. Fassung
38
Kurzfristiger Trend der Brutvogelarten BW des Status I (n=175) ohne die 24 ausgestorbenen Arten; von 175 Arten hatten 28% Zunahmen oder Neuansied-lungen, 29% waren gleichbleibend und 43% Abnahmen.
Langfristiger Trend aller Vogelarten BW des Status I (n=199). 56% der Arten hatten Abnahmen bzw. sind im Bestand erloschen, 20% waren gleichbleibend und 24% hatten Zunahmen.
0
15
30
45
60
75
90
1 2 3 4(>) = (<) ex
0
10
20
30
40
50
1 2 3 4 5↑↑ ↑ = ↓ ↓↓
Arten
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Weitere Ergebnisse
Besonders von Rückgängen betroffene Arten(gruppen)
Lebensraum Offenlandarten
Arten der Heide- und Sandgebiete
Brutbiologie Bodenbrüter
Zugstrategie Langstreckenzieher
Nahrungsökologie Großinsektenjäger
Fluginsektenjäger
40
Han
s G
lad
er
Kiebitz
• Brutvogel: stark gefährdet (RLB 2B)• Zugvogel: Vorwarnliste (RLW --)
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Fazit
• RL geben wichtigen Überblick der Statusveränderungen einheimischerBrutvogelarten und ihrer Gefährdung
• RL sind wichtiges Warninstrument für Naturschutzpraxis und bedeutsamfür Prioritätensetzung, Planung und Umsetzung rascher Maßnahmen
• Ziele: Erkennung der Gefährdung – Einstufung in klar definierte Kategorie
– Schutzmaßnahmen u. Monitoring � Rückgang der Gefährdung und Erholung der Art – Abstufung in RL – weitere Maßnahmen � Entlassung aus der Liste (Überführung in „Blaue Liste“)
• Vergleich der ersten gesamtdeutschen RL zeigt aber, dass den Vogelartender Gefährdungskategorien 1 und 2 kaum geholfen wird
• Immer noch >40% der Brutvogelarten BW in einer RL-Gefährdungsstufe
• Negativeffekte sind trotz Gegenmaßnahmen und steigendem Bewusstseinimmer noch wirksam
42
Folgerungen
• Schutzmaßnahmen dürfen nicht nachlassen
• Intensivnutzung der Landschaft reduzieren statt zu verstärken
• Monitoringprogramme müssen fortgeführt, durch öffentliche Hand finanziertund durch Erfolgsmonitoring ergänzt werden
• Die Normallandschaft bedarf deutlich besseren Schutzes
• Der Schutz innerhalb von Schutzgebieten ist zu stärken
• Augenmerk stärker auf „Ganzjahreslebensraum“ heimischer Brutvogelarten
fokussieren
• Generelle Einstellung der Jagd auf gefährdete RL-Arten (auch international!)
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Danksagung
Mein herzlicher Dank gilt
der OGBW für die Datenabfrage und Bereitstellung der Daten für die Gremiumsarbeit der Roten Liste
den Ornithologen des Landes (und benachbarter Regionen) für die unermüdliche, ehrenamtliche Zusammenarbeit und die Sammlung und Übermittlung von Daten
Mehreren Kollegen (u.a. Jost Einstein, Harald Jacoby, Mathias Kramer, Richard Schneider, Stefan Werner) für die Bereitstellung von Abbildungen
...und Ihnen für die Aufmerksamkeit
Wasservögel im neuen Jagdrecht
Entwicklungs-management
• Graugans
• Rostgans
• Pfeifente
• Schnatterente
• Krickente
���� 5 Arten
Schutz-management
• Kormoran
• übrige Enten (11 Arten)
• übrige Gänse (7 Arten)
Nutzungs-management
• Höckerschwan
• Kanadagans
• Nilgans
• Stockente
• Tafelente
• Reiherente
• Blässhuhn
���� 7 Arten
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Wasservögel im Nutzungsmanagement
nach Bauer et al. 2010
Brutbestand Trend Rast-/ Winter-bestand
Rote Liste Kriterien für Bejagung
BW
D Zug
Best
and
Verw
ert
ung
Regula
tion
Monito
ring
Sch
utz
Höckerschwan 700 - 900 + 5.500 - 6.000 + - - + -
Kanadagans 130 - 210 + 1.000 + + - + -
Nilgans 100 - 150 + 500 - 600 + + - + -
Stockente 12.000 - 22.000 - 20% 62.000 - 80.000 + + - + +
Tafelente 60 - 80 - 40.000 - 60.000 2 - / + + - + -
Reiherente 700 - 1.000 + 70.000 - 100.000 + + - + -
Blässhuhn 4.000 - 6.000 - 50.000 - 75.000 V - / + - - + +
nach Bauer et al. 2015
Wasservögel im Entwicklungsmanagement
nach Bauer et al. 2010
Brutbestand Trend Rast-/ Winter-bestand
Rote Liste Kriterien für Bejagung
BW
D Zug
Best
and
Verw
ert
ung
Regula
tion
Monito
ring
Sch
utz
Graugans 400 - 600 + 5.000 + + - + -
Rostgans 45 - 55 + 250 - 300 + + - + -
Pfeifente - 3.500 – 5.000 R - + - + -
Schnatterente 200 - 300 + 13.000 - 15.000 - / + + - + -
Krickente 20 - 40 - 7.000 - 8.500 1 3 3 - + - + -
nach Bauer et al. 2015
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Wasservögel im Schutzmanagement
„Übrige Gänse“(Gattungen Anser und Branta)
Rast-/ Winter-
bestand BW
Rote Liste
Brutvögel Zugvögel
BW D D
Rothalsgans 0 – 5
Ringelgans 0 – 6 V
Weißwangengans 0 – 5
Saatgans 350 – 400
Kurzschnabelgans 0 – 1 2
Zwerggans 0 – 2 1
Blässgans 0 – 50
Bauer et al. 2010 Hüppop et al. 2013
„Übrige Enten“ Brutbestand BW
Rast-/ Winter-bestand BW
Rote ListeBrutvögel Zugvögel
BW D D
Spießente 800–1.000 3 V
Knäkente 5 – 15 0 - 10 1 2 2
Löffelente 3 - 7 1000 1 3
Kolbenente 280 - 320 10.000 R
Moorente 1 - 3 3 - 15 1 1 1
Bergente 50 - 100 R R
Eiderente 10 - 100
Eisente 0 - 10 V
Trauerente 0 – 15
Samtente 20 - 50 1
Schellente 5.000 – 6.000
Bauer et al. 2015 Bauer et al. 2010 Hüppop et al. 2013
Wasservögel im Schutzmanagement
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Kormoran
Keine Jagd – aber weiter Abschuss im Rahmen einer Kormoran-Verordnung?
Jagdstrecke 2012-13: 1622
Fließgewässer 1027
Stillgewässer 551
Teichwirtschaften 44
Aber keine Nutzung
�Abschuss von 30% des Bestandes ist keine Vergrämung
�Regulierung nicht nachhaltig wirksam, da überwiegend Zuwanderer betroffen
�Ursachen für Gefährdung von Fischen sind im Zustand der Gewässer zu suchen
Brutbestand: ca. 800 Paare
Winterbestand:ca. 5.200 Ind.
Wasservögel im Schutzmanagement
LUBW 2013
Bauer 2013
Neue Rote Liste: Unberücksichtigte Arten 1
Küstenseeschwalbe 2011-13 Mischbruten mit Flussseeschwalbe Bodensee, RheindeltaHeringsmöwe 2010 ff. Mischbruten mit Mittelmeermöwe Bodensee, Lindau
A) Brutvorkommen bisher nur in unmittelbarer Grenznähe (n = 2)
B) Kein gesicherter Brutnachweis oder -beleg (Atlascodes 1-3) (n = 12+)
Silberreiher Kalanderlerche FeldrohrsängerZwergmöwe Seidensänger OrpheusgrasmückeZwergsumpfhuhn Iberienzilpzalp Weißbart-GrasmückeFahlsegler Grünlaubsänger Kappenammer …
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Kurzschnabelgans 2013 mindestens 2 Bp.Löffler 2012 Waghäusel, Balz eines PaaresKranich 2013 Donauried, ein Paar
Neue Rote Liste: Unberücksichtigte Arten 2
D) Brutzeitvorkommen nach 2011 ���� sind in nächster RLB zu berücksichtigen)
C) Quellen nicht eindeutig, Brutvorkommen nicht gesichert (n = 7 bzw. 11)���� werden neuerdings alle in Status IV (Datenlage unklar) geführt
Zwergschnepfe (Literatur; Verwechslung?) Doppelschnepfe (Literatur; Verwechslung?) Grünschenkel (Literatur; Verwechslung?) Habichtskauz (Literatur; bis 6. Jh.?) Seggenrohrsänger (Literatur; bis 19. Jh.?) Zwergschnäpper (mehrfach 19. und 20. Jh.; möglicherweise Brutvogel)Bergfink (vielleicht Brutvogel im frühen 19. Jh.)
oder Auftreten ist nicht durch schriftliche Quellen belegt:Moorschneehuhn, Bartgeier, Mönchsgeier, Riesenkranich
���� werden nur in der Anhangsliste kommentiert