SVEB1 Projektarbeit A Flying Teachers Sprachanalyse: Die Satzklammer Kursleitung Brigitte Huber April 2012, Marcel Zarske
1
SVEB1-Kurs
Projektarbeit A:
Die Satzklammer und das Perfekt
Marcel Zarske, April 2012
Kursleitung, Betreuung: Brigitte Huber
Flying Teachers
SVEB1 Projektarbeit A Flying Teachers Sprachanalyse: Die Satzklammer Kursleitung Brigitte Huber April 2012, Marcel Zarske
2
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ......................................................................................................................................... 3!2. Ziele der Arbeit, Begründung der Themenwahl .............................................................................. 3!3. Hintergrund ...................................................................................................................................... 4!
3.1. Die Satzklammer ................................................................................................................. 4!3.2. Das Perfekt .......................................................................................................................... 5!3.3. Muttersprachlicher Hintergrund der Kursteilnehmer .......................................................... 5!
4. Vorgehen.......................................................................................................................................... 7!5. Ergebnisse, Analyse ......................................................................................................................... 7!
5.1. Die untersuchten Lehrbücher .............................................................................................. 7!a) Deutsch in der Schweiz .................................................................................................7!b) Begegnungen A1+.........................................................................................................8!c) Optimal A1 ....................................................................................................................8!d) Schritte 1 .......................................................................................................................8!
5.2. Kurze Beschreibung der Lernenden.................................................................................... 9!5.3. Beschreibung der gehaltenen Lektionen ............................................................................. 9!
6. Schlussfolgerung, Selbstreflexion.................................................................................................. 10!7. Anhang ........................................................................................................................................... 12!Literatur.............................................................................................................................................. 12!
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
3
Die Satzklammer und das Perfekt
1. Einleitung
Die heutigen Lehrmittel verfolgen oft einen kommunikativen Ansatz, bei dem viel Wert auf
Sprechtätigkeiten gelegt wird. Die Vermittlung der Grammatik geschieht dann meist nebenbei,
wohl mit dem Ziel, dass die Lernenden nichts oder wenig von diesem lästigen Aspekt einer Sprache
mitbekommen. Im Idealfall sprechen die Lernenden danach tatsächlich munter drauflos, ohne viele
Fehler zu machen. Möglich ist aber auch, dass Lernende von neuen Grammatikthemen verwirrt sind
und sich dann eine ausführlichere Erklärung wünschen. Eine weitere Folge ist, dass die Lernenden
dann bei jedem Sprechanlass über diese Verständnisprobleme stolpern und sich gehemmt fühlen,
frei zu sprechen. Wie kann ich also als Lehrperson diesen Problemen entgegenwirken, ohne den
Lernenden mit zu viel Grammatik den Unterricht zu vergraulen? Ist eher eine sehr systematische
Herangehensweise wünschenswert, die den Kursteilnehmern zuerst einen Überblick verschafft?
Oder ist da die Gefahr einer Überforderung zu gross und eine häppchenweise Einführung in
Teilaspekte eines Grammatikthemas angebrachter? Mit der vorliegenden Arbeit habe ich mir diese
Fragen in Bezug auf die Satzklammer und das Perfekt gestellt und untersucht, wie mit ausgewählten
und selbsterstellten Materialien das Verständnis möglichst einfach und spielerisch gefördert werden
kann.
2. Ziele der Arbeit, Begründung der Themenwahl
Die Satzklammer ist eine ziemlich deutsche Eigenheit, die für Deutschlernende
gewöhnungsbedürftig ist. Ich habe in den verschiedenen Lehrbüchern für meine bisherigen Kurse
oft festgestellt, dass diese Grammatik bei den trennbaren Verben, beim Perfekt und bei den
Modalverben ein bisschen en passant behandelt wird. Zudem kommen diese drei Grammatikkapitel
oft auch im gleichen Kapitel zur Sprache (siehe Kapitel 5, Analyse der Lehrbücher). Meiner
Meinung nach wäre eine Konzentration auf eine neue Wortgruppe hilfreicher. Zudem habe ich bei
guten (Anfänger-) Schülern die Erfahrung gemacht, dass die in Lehrbüchern oft gesehene
häppchenweise Einführung einzelner Modalverben weniger sinnvoll ist. Hier zeigte sich bei einer
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
4
schnellen Übersicht aller Modalverben und dem klaren Hinweis auf die Satzklammer mit
anschliessender Vertiefung in die einzelnen Modalverben ein guter Lernerfolg.
Mit der vorliegenden Arbeit wollte ich nun am Beispiel des Perfekts herausfinden, wie dieses
Grammatikthema im Speziellen und die besondere Satzstruktur im Allgemeinen am
verständlichsten unterrichtet werden könnte. Mein Ziel war es schliesslich, möglichst einfache und
prägnante Materialien zu finden oder selbst zusammenzustellen und an den Kursteilnehmern der
SVEB-Modellklasse und zwei Einzelschülern gleich auszuprobieren.
3. Hintergrund
3.1. Die Satzklammer
Die Satzklammer ist eine typische Erscheinung der Deutschen Sprache. Sie besteht aus dem
konjugierten Verb, das meist an der zweiten Position im Satz steht, und einem weiteren
Prädikatsteil, das am Ende des Satzes steht. Dieser gelegentlich auch als «Nachverb» bezeichnete
Prädikatsteil kann ein weiteres Verb (z.B. beim Modalverb mit Infinitv), ein Teil des Verbs (z.B.
Präfix des trennbaren Verbs, oder Partizip II beim Perfekt) oder fast jede andere Wortart (Adjektiv,
Substantiv, Adverb) sein. Diese komplexe Satzstruktur kann bei Fremdsprachlern natürlich zu
Verständnisproblemen führen. Erstens sind die Sätze oft recht lang und das Gedächtnis ist
dementsprechend gefordert. Zweitens muss man bis zum Ende des Satzes warten, um die
Bedeutung zu verstehen. Zudem steht das konjugierte Verb zwar am Anfang des Satzes, ist aber für
die Bedeutung oft relativ unwichtig. Dies wird etwa beim folgenden Perfekt-Satz deutlich: «Ich
habe gestern Nachmittag um fünf Uhr in Zürich ein Buch verschenkt.» Erst mit dem letzten Wort
wird wirklich klar, was die Handlung war. In anderen Sprachen wie den romanischen Sprachen
oder dem Englischen mit ähnlichen Perfekt-Konstruktionen steht das Partizip gleich nach dem
konjugierten Hilfsverb. Zudem haben wohl nicht alle Sprachen eine so vorgegebene Wortfolge wie
das Deutsche, so erlaubt beispielsweise ein Satz im Litauischen ähnlich wie in anderen baltisch-
slawischen Sprachen scheinbar eine gänzlich freie Wortfolge (Banionyt! 2010). Hieraus wird klar:
Die Deutsche Satzklammer ist weder selbstverständlich noch einfach verständlich für Nicht-
Muttersprachler.
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
5
3.2. Das Perfekt
Nebst dem Präteritum und dem Plusquamperfekt bietet das Perfekt eine Ausdrucksform für die
Beschreibung von Vergangenem. Das Perfekt beschreibt ursprünglich abgeschlossene Handlungen
und Vorgänge, die im Gegensatz zum Präteritum aber noch einen Bezug zur Gegenwart haben. Im
gesprochenen Deutsch ist das Perfekt aber heute die vorherrschende Form für die Beschreibung von
Vergangenem. Nördlich der Mainlinie wird das Präteritum zwar noch mehr gegenüber dem Perfekt
abgegrenzt, das Perfekt setzt sich aber auch hier mehr und mehr durch. In der Schweiz gibt es sogar
überhaupt kein Präteritum mehr, dort bietet das Perfekt die einzige Möglichkeit, um über
Vergangenes zu sprechen.
Das Perfekt scheint mir geeignet, um Fremdsprachler mit der typisch Deutschen
Satzklammerstruktur vertraut zu machen. Die Konjugation der Hilfsverben «haben» und «sein» ist
früh bekannt, und die Bildung des Partizips II folgt relativ einfachen Regeln. Zudem ist es
sicherlich auch wichtig und motivierend, wenn die Lernenden sich möglichst früh über vergangene
Dinge unterhalten können. Von der Struktur her noch einfacher sind die Modalverben-Infinitiv-
Satzkonstruktionen, diese würden sich daher ebenfalls zur Einführung der Satzklammer eignen.
Allerdings sind da die Bedeutungen der einzelnen Modalverben wahrscheinlich etwas schwieriger
zu erlernen. Die inhaltlich und strukturell einfachste Satzklammer-Konstruktion bilden wohl die
Futursätze mit dem Verb «werden». Diese sind jedoch fürs Deutsche sicherlich nicht so wichtig wie
etwa das Perfekt.
3.3. Muttersprachlicher Hintergrund der Kursteilnehmer
Ich habe die Vermittlung der Satzklammer und des Perfekts bei insgesamt vier erwachsenen
Deutschlernenden untersucht: In der Modellklasse des SVEB-Kurses waren bei meiner Lektion
zwei Teilnehmerinnen anwesend, die eine kommt aus Italien, die andere aus Litauen. Eine weitere
Einzelschülerin von mir kommt aus Tschechien, ein anderer Schüler aus Frankreich. Im folgenden
suche ich deshalb nach Ähnlichkeiten zwischen den romanischen bzw. den baltisch-slawischen
Sprachen mit dem Deutschen. Zusätzlich berücksichtige ich auch das Englische, da viele
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
6
erwachsene Lernende bereits Kenntnisse dieser Sprache besitzen.
Interessanterweise entwickelte sich auch in den romanischen Sprachen das zusammengesetzte
Perfekt zur vorherrschenden Vergangenheitsform der mündlichen Sprache, wie beispielsweise das
Passé Composé im Französischen oder das Passato Prossimo im Italienischen. Sprecher von
romanischen Sprachen haben deshalb vermutlich weniger Schwierigkeiten mit der Bildung des
zusammengesetzten Perfekts als beispielsweise Russische Muttersprachler, die für die
Beschreibung von Vergangenem keine Hilfsverbenkonstruktionen kennen. Bemerkenswert ist beim
Französischen und Italienischen zudem die Verwendung des Hilfsverbs «etre» bzw. «essere» (sein)
zur Bildung des Perfekts bei bestimmten Verben: Oft werden die entsprechenden Verben im
Deutschen ebenfalls mit «sein» anstatt mit «haben» im Perfekt gebildet, z.B. je suis allé-sono
andato-ich bin gegangen, ebenso: venu-venuto-gekommen, resté-rimasto-geblieben und viele
weitere. Auch diese Parallelen dürften die Erlernung des Deutschen Perfekts für Fremdsprachler
erleichtern.
Das Englische hingegen bildet das Perfect Tense nur mit dem Hilfsverb to have, das Partizip bildet
sich relativ ähnlich wie das Deutsche, zwar ohne dem vorangestellten ge-, aber die Endung -ed
klingt wie die Deutsche Endung -t. Diese Ähnlichkeit ist sicherlich auch hilfreich, da viele
Deutschlernende bereits Kenntnisse des Englischen besitzen und deshalb (wie auch beim
Wortschatz) Parallelen ziehen können. Die Bedeutung bzw. die Verwendung des Perfect Tense ist
zwar nicht ganz die gleiche wie im Deutschen im Englischen wird noch mehr das Past Tense
verwendet aber für Anfänger sollte es als Faustregel reichen, für Vergangenes prinzipiell das
Perfekt zu benutzen (mit einigen Ausnahmen wie haben, sein, den Modal- und einiger weiterer
Verben, für die man meist die Präteritumsform benutzt).
Auch in vielen slawischen Sprachen gibt es eine dem deutschen Perfekt ähnliche
Vergangenheitsform. Im modernen Polnisch beispielsweise ist das so genannte slawische Perfekt
die einzige in der Alltagssprache verwendete Vergangenheitsform. Hierzu wird eine Form von sein
als Hilfsverb mit einem Partizip verbunden. Wie bereits erwähnt wird im Russischen die
Vergangenheit allerdings ohne Hilfsverb gebildet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für Fremdsprachler wohl weniger das Perfekt an sich als
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
7
vielmehr die komplexe Satzklammerstruktur Probleme bereiten dürfte.
4. Vorgehen
Als erstes verglich ich die Lehrbücher «Deutsch in der Schweiz», «Begegnungen A1+», «Schritte
1» und «Optimal A1» und untersuchte, wie darin jeweils die Grammatikthemen «trennbare
Verben», «Modalverben» und insbesondere «Perfekt» vermittelt werden.
Als nächstes wählte ich aus dem Arbeitsbuch von «Deutsch in der Schweiz» eine tabellarische
Darstellung einiger wichtiger Verben mit den zugehörigen Partizipien und erstellte eine Tabelle mit
Beispielen von Perfektsätzen, die dann als Grundlage zum Ausschneiden für ein Satzbau-Puzzle
diente (siehe Anhang). Eine weitere Tabelle für ein Satzbau-Puzzle erstellte ich mit Beispielen von
Sätzen mit trennbaren Verben.
Diese Materialien probierte ich in der Folge in der Modellklasse des SVEB-Kurses und bei zwei
erwachsenen Einzelschülern aus.
5. Ergebnisse, Analyse
5.1. Die untersuchten Lehrbücher
a) Deutsch in der Schweiz
Im Lehrbuch «Deutsch in der Schweiz» werden die trennbaren Verben im gleichen Kapitel wie das
Perfekt durchgenommen. Hier habe ich bei meiner ersten Deutschklasse die Erfahrung gemacht,
dass dies bei einzelnen zu Verwirrung führte, die sich noch steigerte, als im nächsten Kapitel die
Modalverben besprochen wurden. Nun wurden teilweise Infinitvformen mit Perfektformen
verwechselt.
Die Art der Vermittlung des Perfekt gefällt mir allerdings sehr gut, die Grammatik wird auf eine
sehr anschauliche und spielerische Weise auf den Seiten 56 und 57 des Kursbuchs eingeführt.
Etwas unglücklich ist allerdings, dass das Hilfsverb haben immer in der 3. Person Singular steht.
Dies führte bereits mehrmals zu Verwirrung, weil einzelne Lernende das als Regel interpretierten.
Die Grammatikseite im Kursbuch und die Übungen 20 und 21 auf den Seiten 40 und 41 des
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
8
Arbeitsbuchs enthalten ebenfalls diese Scheinregel. Ansonsten wird dort aber sehr gut die Regeln
der Satzklammer und der Bildung des Partizips dargestellt. Deswegen habe ich mich entschieden,
die Übungen 20 und 21 als Kopien für den Unterricht der genannten Klasse und Einzelschüler zu
nutzen.
b) Begegnungen A1+
Im Lehrbuch «Begegnungen A1+» werden ebenfalls trennbare Verben und Perfekt in einem Kapitel
besprochen, zusätzlich zu den zwei neuen Modalverben «sollen» und «müssen». Anhand dieser
Modalverben wird dann im Übungsteil auch kurz das Konzept der Satzklammer vorgestellt. Die
Einführung ins Perfekt in Teil A des Kapitels 5 überzeugt mich wenig, da sie kurz und
unübersichtlich ist, in Teil C gibt es dann allerdings viele Übungen, welche sich jedoch eher zur
Festigung des Erlernten eignen als für ein erstes Üben. Dies trifft ebenso auf die Zusatzmaterialien
im Lehrerhandbuch zu. Ich denke, der Vorteil des Lehrbuchs Begegnungen liegt v.a. in seiner
schnellen Progression. Ich arbeite mit dem Buch im Moment nur mit einer Einzelschülerin, die eine
sehr schnelle Auffassungsgabe hat, somit eignen sich das Buch und die vielen anspruchsvollen
Übungen sehr gut für sie.
c) Optimal A1
Die Einführung ins Perfekt überzeugt mich hier am wenigsten. Im Lehrbuch geschieht es zunächst
anhand eines langen Textes im Perfekt, die Visualisierung auf den Grammatikseiten ist
unübersichtlich, einzig die Gegenüberstellung eines Textes im Präsens und im Perfekt finde ich
brauchbar. Zudem finde ich es schade, dass die Lernenden erst im Kapitel 7 zu diesem
Grammatikthema kommen und sich somit bis dahin nicht wirklich zu Vergangenem äussern
können.
d) Schritte 1
Im Lehrbuch «Schritte 1» kommt das Perfekt auch erst im siebten Kapitel zum Zug, allerdings sind
die Kapitel im Vergleich mit dem Lehrbuch Optimal weniger «dicht» an Informationen. Im selben
Kapitel werden die ersten Modalverben wollen und können und an deren Beispiel die Satzklammer
eingeführt. Die Einführung ins Perfekt erfolgt spielerisch auf induktive und kommunikative Weise.
Die Grammatik wird den Lernenden häppchenweise «untergejubelt». Auch hier denke ich, dass
nach einem spielerischen Einstieg eine systematischere Übersicht vonnöten wäre. Die
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
9
Grammatikseite am Ende des Kapitels ist jedoch sehr dürftig (wie allgemein in den Schritte-
Lehrbüchern). Die Übungen im Arbeitsbuchteil sind jedoch sehr gut gemacht und brauchbar zum
weiteren Üben oder als Hausaufgaben.
5.2. Kurze Beschreibung der Lernenden
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Modellklasse besassen das Kurs- und Arbeitsbuch
«Deutsch in der Schweiz». In meiner Lektion zum Perfekt (siehe Lektionsplan im Anhang) waren
zwei Teilnehmerinnen anwesend, die beide schon in anderen Kursen weit fortgeschritten waren und
die meisten Übungen im Buch bereits gemacht hatten. Für beide stellte das Perfekt folglich auch ein
bekanntes Thema dar, wobei die eine italienische Teilnehmerin noch mehr Mühe bekundete als die
andere aus Litauen.
«Deutsch in der Schweiz» benutzte ich bei einem weiteren Einzelschüler, den ich zweimal pro
Woche je 90 Minuten unterrichtete. Er kommt aus Frankreich und ist ein wirklicher Anfänger ohne
grosse Kenntnisse weiterer Fremdsprachen. Zudem hat er ein sehr langsames Lerntempo, er fühlt
sich schnell überfordert, aber macht trotz grosser Motivation für den Kurs auch wenig bis keine
Hausaufgaben.
Das Kursbuch «Begegnungen» benutze ich bei einer Einzelschülerin tschechischer Herkunft, die
ich einmal pro Woche während 60 Minuten unterrichte. Diese Lernende hat ein hohes Lerntempo
und macht fleissig ihre Aufgaben. Zudem lernt sie manchmal auch mit ihrem Sohn Deutsch. Das
Perfekt hatte ich zuvor schon einmal eingeführt, um im folgenden Kapitel nicht die trennbaren
Verben, das Perfekt und die Modalverben gleichzeitig durchnehmen zu müssen.
5.3. Beschreibung der gehaltenen Lektionen
In allen drei Lektionen verwendete ich die Kopien der Übungen 20 und 21 auf den Seiten 40 und 41
des Arbeitsbuchs von Deutsch in der Schweiz und ein selbstgemachtes Puzzle mit Satzteilen von
insgesamt 17 Sätzen (siehe Anhang). Die drei Lektionen waren aber unterschiedlich, was die
Ausprägung der einzelnen Lernschritte und das Lerntempo betrifft.
Nach einem Einstieg mit Fragen, was die Lernenden in den nächsten Tagen vorhaben, fragte ich als
nächstes, was sie gestern oder am letzten Wochenende gemacht hatten. Daraufhin schrieb ich einen
oder mehrere Beispielsätze an die Wandtafel (wenn verfügbar, sonst auf ein Blatt Papier), und
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
10
visualisierte erstens die Satzklammer und zweitens die Bildung des Partizips II. Dann verteilte ich
Kopie 1 ( Übung S.40 aus dem Arbeitsbuch von Deutsch in der Schweiz) und liess sie teilweise
selbständig den Infinitiv zu den vorhandenen Partizipien aufschreiben. Im folgenden Schritt bauten
sie die Satzteile des Puzzle zusammen, ich verteilte jeweils 5-7 Sätze aufs Mal. Die Sätze sind
immer gleich aufgebaut (siehe Anhang): Subjekt (meist Pronomen) - konjugiertes Hilfsverb -
variabler Mittelteil - Partzip II. Darauf wurden allfällige Verständnisprobleme gelöst, die Sätze
vorgelesen und schliesslich auch neue Sätze gebildet, dies in Kombination mit dem Formulieren der
entsprechenden Fragen wie beispielsweise «Wann hast du gestern gefrühstückt?». Dieser letzte
Schritt eignet sich sicher auch für Partner- oder Gruppenarbeit, vorzugsweise wandern dabei die
Lernenden im Kursraum herum und fragen sich gegenseitig nach vergangenen Aktivitäten. Das
Entdecken weiterer unregelmässiger Partizipformen auf der zweiten Kopie (Ü21, S.41, siehe
Anhang) lässt sich entweder in der gleichen Lektion, als Hausaufgabe oder in der nächsten Lektion
bewältigen. Als Hausaufgabe verteilte ich zudem eine Tabelle, die einige Beispiel-Perfektsätze und
viele leere Felder enthielt, die mit weiteren Sätzen auszufüllen waren. In der gleichen oder in der
nächsten Lektion verteilte ich auch die Tabelle mit allen Perfektsätzen, die während des Puzzles
zusammengesetzt wurden.
6. Schlussfolgerung, Selbstreflexion
Mein Ziel war es, mit möglichst einfachen und prägnanten Materialien die Satzklammer und das
Perfekt einzuführen und zu üben. Ich denke, dass sich die Partizipientabellen und die Satzteil-
Puzzles sehr gut bewährt haben. Bei den beiden Teilnehmerinnen der Modellklasse und der
tschechischen Einzelschülerin war es zwar mehr eine Repetition denn eine erste Einführung,
trotzdem überzeugten mich die Materialien: Die Tabelle als Wiederholung und Festigung von
einigen der wichtigsten Verben und das nochmalige Entdecken von Verb-Endungen und
Partizipformen, das Puzzle diente als Übung des Satzbaus wie auch des Wortschatzes und der
Konjugation.
Dem französischen Einzelschüler halfen die Materialien sehr. Im Unterschied zum Lehrbuch, das
eher von einem induktiven und kommunikativen Lernen ausgeht und die Grammatik wenig erklärt,
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
11
behagte und nützte ihm die systematische Herangehensweise und die klare Fokussierung auf ein
Grammatikthema mit vorerst wenig neuem Wortschatz. Zudem war das Puzzle auch bei ihm eine
sehr gute Wortschatz- und insbesondere Konjugationsübung. Das Aufschreiben der einzelnen
Satzteile eines Satzes in die Perfektsatztabelle mit leeren Feldern erwies sich ebenfalls als gute
Übung. Wichtig war bei diesem Schüler aber auch das häufige Üben der neuen Kenntnisse.
Mir persönlich hat diese Arbeit viel geholfen. Ich arbeite mit verschiedenen Lehrbüchern und biete
eher wenig zusätzliches Material. Auf Verständnisprobleme reagiere ich meist spontan mit
Erklärungen an der Wandtafel oder auf einem Blatt Papier und gebe dann Sprechgelegenheiten, um
die neuen Kenntnisse weiter einzuüben. Das funktioniert auch relativ gut, da ich hauptsächlich
Einzelschüler habe. Dieses Vorgehen wird bei grossen Klassen jedoch sicher schwieriger.
Die Lehrbücher fördern eher das induktive Lernen mit vielen Sprechgelegenheiten, sie entsprechen
also ganz einer kommunikativen Unterrichtsmethode, bieten aber wenige systematische
Darstellungen, die Grammatik wird sogar eher unsystematisch, nie vollständig, sondern
häppchenweise präsentiert. Trotzdem muss ich als Lehrperson dafür sorgen, dass die Lernenden am
Ende nicht nur irgendwie sprechen können, sondern dies auch mit einer halbwegs korrekten
Grammatik tun. Dafür sehe ich im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Entweder gehe ich streng
nach den mit gutem Grund so konzipierten Lehrbüchern, lasse die Lernenden bewusst die
Grammatik selbst entdecken und helfe bei Bedarf weiter, oder ich bringe selbst konzipierte
Materialien wie die hier vorgestellten und unterrichte zu gegebenen Zeitpunkten in etwas
systematischerer Weise. Letzteres entspricht wohl eher meinem Lehrstil, d.h. ich möchte möglichst
früh für viel Klarheit sorgen, was mir dabei manchmal fehlt, sind entsprechende Materialien. Die
Puzzleübung stellt für mich ein gelungenes Beispiel einer Lerntätigkeit dar, die sowohl klar und
systematisch als auch induktiv ist, d.h. die Lernenden können die Grammatik auch selber
entdecken. Deshalb habe ich nun auch bei den trennbaren Verben eine Puzzleübung entworfen und
bereits einmal ausprobiert. Wieder zeigte sich, dass nebst dem Satzbau vor allem auch der
Wortschatz spielerisch geübt werden kann.
Projektarbeit A: Die Satzklammer und das Perfekt SVEB, April 2012, Marcel Zarske
12
7. Anhang
-Tabelle mit Perfektsätzen: als Vorlage für ein Puzzle, als Kopie zum Abgeben oder als leere
Tabelle zum Ausfüllen
-Tabelle mit Sätzen mit trennbaren Verben: ebenso als Vorlage für ein Puzzle oder zum Abgeben
-Kopien aus dem Arbeitsbuch von «Deutsch in der Schweiz»
-Lektionsplan Modellklasse: Einführung ins Perfekt
Literatur
Satzklammer in der Deutschen Fach- und Wissenschaftssprache, Vita Banionyt!, 2010, Artikel
online: http://www.coactivity.vgtu.lt/upload/filosof_zurn/santalka_vol18_no2_5-15_banionyte.pdf
Präteritum oder Perfekt? Belles Lettres Deutsch für Dichter und Denker, Webseite:
http://www.belleslettres.eu/artikel/prateritum-imperfekt-perfekt.php
Baltisch-Slawische Sprachen, Otto Weikopfs Webseite:
http://www.weikopf.de/index.php?article_id=55
Perfekt- und Futurkonstruktionen im Ukrainischen (und Russischen), Alla Paslawsksa und Arnim
von Stechow, 2003, Artikel online:
http://www.sfs.uni-tuebingen.de/~astechow/Aufsaetze/Ukrainisch99.pdf
Weitere Online-Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Partizip#Partizip_Perfekt
http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Satz/Wortstellung/Praedikat/index.html#Anchor-
Mehrteilige-47857
http://www.schuelerlexikon.de/SID/5f7c0ba3f19c831282a09526647e01f2/lexika/deutsch/cont/cont
0100/cont0145/full.htm
Perfekt: Was haben Sie gestern gemacht?
Ich habe gestern um halb sieben Uhr zu Hause gekocht.
Wir haben Suppe, Salat und Fisch mit Reis gegessen.
FC Basel hat letzten Mittwoch gegen Bayern München gespielt.
Du hast am Dienstag Abend in der Stadt eingekauft.
Er ist vorgestern ins Kino gegangen.
Wir sind zu spät gekommen.
Ich habe am Montag Nachmittag viele E-Mails geschrieben.
Du hast gestern schöne Musik gehört.
Sie hat von zehn bis zwölf Uhr Deutsch gelernt.
Wir haben letzte Woche zusammen einen Kaffee getrunken.
Ihr habt gestern Abend Fussball gespielt.
Wir sind im Januar in die Skiferien gefahren.
Sie haben am Vormittag ihre Freunde getroffen.
Ich habe den Tisch abgeräumt.
Du hast gestern von fünf bis 7 Uhr die Wohnung geputzt.
Er hat am Donnerstag seine Mutter angerufen.
Ihr seid heute sehr früh aufgestanden.
Trennbare Verben
Ich stehe um 7 Uhr auf.
Ich stehe von Montag bis Freitag wie immer um 7 Uhr auf.
Er fängt um 8 Uhr mit der Arbeit im Büro an.
Sie ruft am Nachmittag ihren Arzt an.
Wir kaufen am Abend in der Migros ein.
Sie sehen bis spät nachts fern.
Ich lade meine Freunde aus Tschechien zum Essen ein.
Du wirfst den Müll weg.
Sie sieht sehr gut aus.
Er macht die Fenster zu.
Wir schalten um 8 Uhr den Fernseher ein.
Du schaltest vor dem Essen nie den Computer aus.
Er liest seiner Tochter eine Geschichte vor.
Wir fangen um 11 Uhr mit der Deutschlektion an.
Wir hören um 12 Uhr mit der Deutschlektion auf.
Er kommt am Montag um 19 Uhr mit dem Zug in Zurich HB an.
Er räumt sein Zimmer auf.
Trennbare Verben
Ich räume die Wohnung auf.
Trennbare Verben
Trennbare Verben Untrennbare Verben
aufstehen beginnen
anfangen bekommen
anrufen besuchen
einkaufen bestellen
fernsehen vergleichen
einladen wiederholen
wegwerfen ...
aussehen
zumachen
aufmachen
einschalten
ausschalten
ausmachen
aufhören
ankommen
aussteigen
vorlesen
mitnehmen
aufräumen
Name KL: Marcel Zarske
Lektionsplanung Modellklasse Wochentag/Datum: Freitag, 17.3.2012
Lernziele:
- TN können über Vergangenes mit Hilfe der Perfektform berichten
- TN können über alltägliche Dinge im Haushalt sprechen
Block 1 !x Block 2 ! Block 3 !
Zeit Inhalte Ablauf, Methoden Sozialform Material 5'
5’
5'
3’
10’
5’
5’
7’
Repetition Haushalt, trennbare Verben Einführung ins Perfekt Satzklammer und Bildung des Partizips II Partizip II Perfekt Satzbau üben Spezielle Partizipformen Über Vergangenes berichten Tätigkeiten von bekannten Persönlichkeiten beschreiben
kurze Fragerunde, fragen - antworten (sprechen) TN fragen sich gegenseitig nach geplanten Aktivitäten kurze Fragerunde: Was haben Sie gestern gemacht? Einzelne Sätze an Tafel schreiben lassen, Einzelarbeit, entdecken der Partizipformen vergleichen Sätze bauen, TN herumlaufen lassen, evt. Sätze in Tabelle eintragen lassen Sätze vorlesen lassen Hinweis auf spezielle Formen bei trennbaren Verben TN sprechen einzelne Sätze TN laufen herum und fragen sich gegenseitig Was hast du gestern gemacht? Rollenspiel: TN überlegen sich zwei Aktivitäten von vorgegebenen Persönlichkeiten Vorstellung und raten
Plenum (PL) zu zweit (PA) PL EA PA PA, GA PL PL GA EA PL
Wandtafel Wandtafel Kopie aus Arbeitsbuch S.41 Puzzle Wandtafel Kopie aus Arbeitsbuch S.42
Reserve
Hausaufgaben
Kopien aus Arbeitsbuch S.41 Ü19, S.42, Ü21+23