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aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 97831349220116) ! 2013 Georg Thieme Verlag KG
aus: Platzer, Taschenatlas Anatomie, Band 1 (ISBN 97831349220116) ! 2013 Georg Thieme Verlag KG
Untere Extremität
Muskulatur, Faszien undbesondere Einrichtungen
Muskeln der Hüfte und desOberschenkelsEinteilung der Muskeln (A – C)
Bei der Hüftmuskulatur kann eine Eintei-lung nach verschiedenen Gesichtspunktenvorgenommen werden. Ebenso wie bei derMuskulatur des Schultergürtels kann ei-nerseits die Gliederung nach der topischenLage, andererseits nach der Innervation ausder ventralen und dorsalen Plexusschichte(s. Bd. 3) erfolgen. Außerdem kann manunter Berücksichtigung der Entwicklungaufgrund der Insertionsstelle die Muskula-tur einteilen. Dabei sind dorsale Hüftmus-keln mit einer vorderen und hinterenGruppe und ventrale Hüftmuskeln zu un-terscheiden. Eine weitere Einteilung istnach der Funktion der Hüftgelenkmusku-latur möglich.
Die Schenkelmuskeln können ebenfallsnach ihrer Lage, ihrer Funktion und ihrerInnervation eingeteilt werden. Ihrer Lagenach kann man vordere und hintere Schen-kelmuskeln und die Adduktoren unter-scheiden. Hinsichtlich der Adduktoren istjedoch zu berücksichtigen, dass sie mitAusnahme des M. gracilis nur auf das Hüft-gelenk wirken und daher am Femur ihrenAnsatz finden. Die eigentlichen Schenkel-muskeln wirken in erster Linie auf dasKniegelenk und setzen am Unterschenkelan. Dabei sind die Strecker, Extensoren, vonden Beugern, Flexoren, zu unterscheiden.Die Extensoren des Kniegelenkes liegen ander Vorderfläche des Oberschenkelkno-chens, während die Flexoren an seiner Hin-terfläche zu suchen sind. Der M. sartoriusist genetisch den Streckern zuzurechnen,da er erst sekundär verlagert wurde unddadurch im Kniegelenk beugt.
Die Besprechung der Hüftmuskulatur sollsowohl aufgrund der Ansatzstellen alsauch anschließend nach ihrer Funktion er-folgen. Die Schenkelmuskulatur wird zu-erst der Lage nach und dann ihrer Funktionnach besprochen.
Dorsale Hüftmuskeln: (s.S. 234)
Vordere Gruppe, die im Bereich des Trochanterminor ihren Ansatz findet:
M. psoas major und M. iliacus =M. iliopsoas (1), M. psoas minor.
Hintere Gruppe, die im Bereich des Trochantermajor und dessen Fortsetzung ansetzt:
M. piriformis (2),M. glutaeus minimus (3),M. glutaeus medius (4),M. tensor fasciae latae (5),M. glutaeus maximus (6).
Ventrale Hüftmuskeln und Adduktoren desOberschenkels: (s.S. 238)
M. quadriceps femoris bestehend aus dem– M. rectus femoris (17),– M. vastus intermedius (18),– M. vastus medialis (19) und– M. vastus lateralis (20);M. sartorius (21).
Hintere Oberschenkelmuskeln: (s.S. 250)
M. biceps femoris (22),M. semitendinosus (23),M. semimembranosus (24),M. popliteus (S. 264).
25 Fascia lata,26 Septum intermusculare vastoadductorium,27 Septum intermusculare femoris laterale,28 Collum femoris,29 A. femoralis,30 V. femoralis,31 N. saphenus,32 V. saphena magna,33 N. ischiadicus,34 A. profunda femoris,35 N. femoralis.
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Muskeln der Hüfte und des Oberschenkels
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Schnitt durch die Mitte des OberschenkelsB SchnittebenenC
Schnitt durch den Oberschenkelim Bereich des Collum femoris
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Vordere Gruppe mit Ansatz im Bereichdes Trochanter minor (A, B)
Der große Lendenmuskel, der M. psoasmajor (1) gliedert sich in einen oberflächli-chen und einen tiefen Anteil. Der oberflächli-che Anteil entspringt von den Seitenflächendes zwölften Brustwirbels und des ersten bisvierten Lendenwirbels (2) sowie von den da-zwischenliegenden Disci intervertebrales.Der tiefe Anteil entspringt von den Processuscostales des ersten bis fünften Lumbalwir-bels (3).
Der M. psoas major vereinigt sich mit demM. iliacus (4) und gelangt, umhüllt von derFascia iliaca als M. iliopsoas (5), über dieEminentia iliopubica verlaufend, durch dieLacuna musculorum zum Trochanter minor(6), an dem er ansetzt. Im Bereich der Emi-nentia iliopubica liegt zwischen Muskelund Knochen eine Bursa iliopectinea, diebis auf die Vorderfläche der Hüftgelenks-kapsel reicht. Sie kann mit dem Hüftgelenkkommunizieren. Eine Bursa subtendineailiaca findet sich zwischen Trochanter mi-nor und Ansatz des M. iliopsoas. Zwischenden beiden Schichten des M. psoas majorfindet sich der Plexus lumbalis (s. auchS. 404).
Der Darmbeinmuskel, der M. iliacus (4)entspringt in der Fossa iliaca (7) und außer-dem vom Bereich der Spina iliaca anteriorinferior. Er vereinigt sich mit dem M. psoasmajor (1) zum M. iliopsoas (5). Die Faserndes M. iliacus setzen regelmäßig vor den Fa-sern des M. psoas major an, wobei sie überden Trochanter minor nach distal hinausrei-chen.
Der M. iliopsoas stellt den wichtigstenMuskel für das Vorheben des Beines dar, erermöglicht das Gehen und er dient weiterfür das Vorbeugen des Rumpfes und dasRumpfheben im Liegen. Der M. iliopsoas
wirkt auch als Außenrotator im Hüftge-lenk. Der M. psoas major ist zum Unter-schied vom M. iliacus ein vielgelenkigerMuskel, da er die Wirbelgelenke und dieArticulatio sacroiliaca überkreuzt. Dadurchkann er auch am Seitwärtsbeugen der Wir-belsäule mitwirken.Innervation: Plexus lumbalis und N. femo-ralis. M. psoas major (L1–L3), M. iliacus(L2–L4).
Varietäten: Ein M. psoas minor findet sichbei weniger als 50% der Menschen. Er entspringtvom zwölften Brust- und ersten Lendenwirbel undstrahlt in die Fascia iliaca ein. Durch diese Fasziesetzt er an der Eminentia iliopubica an, bzw.strahlt er in den Arcus iliopectineus ein.Innervation: Plexus lumbalis (L1–L3).
Der M. psoas major kann auch vom Köpfchen der12. Rippe, der M. iliacus von der Hüftgelenkkap-sel und vom Os sacrum entspringen.
Klinischer Hinweis: Über Senkungsabszesses.S. 94.
8 M. pectineus,9 M. adductor minimus,10 M. adductor longus,11 Arcus iliopectineus,12 Lig. inguinale.
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Dorsale Hüftmuskeln: Vordere Gruppe
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dorsale Hüftmuskeln, die amTrochanter minor ansetzen
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Schema (Ursprung, Verlaufund Ansatz der Muskeln)
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Hintere Gruppe mit Ansatz im Bereichdes Trochanter major (A – D)
Der M. tensor fasciae latae (1) entspringtim Bereich der Spina iliaca anterior supe-rior (2) und geht unterhalb des Trochantermajor in den Tractus iliotibialis (3) über, deram Condylus lateralis tibiae befestigt ist. Erpresst den Oberschenkelkopf gegen dieHüftpfanne. Ferner ist er ein Beuger, Innen-rotator und Abduktor und unterstützt dievorderen Bündel der Mm. glutaei mediuset minimus.Innervation: N. glutaeus superior (L4–L5).
Der kräftige M. glutaeus maximus (4) glie-dert sich dem Ursprung nach in einen ober-flächlichen und einen tiefen Anteil. Der ober-flächliche Anteil entspringt von der Cristailiaca (5), Spina iliaca posterior superior (6),Fascia thoracolumbalis, dem Os sacrum (7)und dem Os coccygis (8). Der tiefe Anteil ent-springt von der Ala ossis ilii (9) hinter derLinea glutaea posterior, vom Lig. sacrotube-rale (10) und von der Faszie des M. glutaeusmedius (Aponeurosis glutaea). Sein proxima-ler Teil strahlt in den Tractus iliotibialis (3)ein, während der distale Anteil an der Tube-rositas glutaea (11) ansetzt. Zwischen ihmund dem Trochanter major befindet sicheine große Bursa trochanterica musculiglutaei maximi (12). Seine Lage zum Tuberischiadicum ist von der Körperhaltung ab-hängig. Im Stehen überkleidet er das Tuberischiadicum, während er es beim Sitzenfrei lässt.
Er ist vorwiegend ein Strecker und Außen-rotator im Hüftgelenk und stellt eine mus-kulöse Sicherung gegen das Umkippen desBeckens nach vorne dar. Er wird verwendetbeim Treppensteigen und beim Aufrichtendes Körpers aus dem Sitzen. Er kann mitseinen verschiedenen Ansätzen sowohl alsAbduktor als auch als Adduktor wirken. Je-ner Teil, der die Fascia lata spannt, abdu-ziert, jener, der an der Tuberositas glutaeaseinen Ansatz findet, adduziert. Beide Mm.glutaei maximi können Kontraktionen desM. sphincter ani externus unterstützen.Innervation: N. glutaeus inferior (L5–S2).
Der M. glutaeus medius (13) entspringtvon der Facies glutaea der Ala ossis ilii (14)zwischen Linea glutaea anterior und poste-rior, vom Darmbeinkamm (15) und seinerFaszie (Aponeurosis glutaea). Er setzt kap-penförmig am Trochanter major (16) an.Zwischen Ansatzsehne und Trochantermajor liegt die Bursa trochanterica m. glu-taei medii. Der M. glutaeus medius wirktmit dem vorderen Teil seiner Fasern alsInnenrotator und Beuger, mit dem hinterenTeil als Außenrotator und Strecker, in sei-ner Gesamtheit als Abduktor (Tanzen).Innervation: N. glutaeus superior (L4–L5).
Der M. glutaeus minimus (17) nimmt sei-nen Ursprung an der Facies glutaea der Alaossis ilii (18) zwischen Linea glutaea ante-rior und inferior und setzt am Trochantermajor (19) an.
An seinem Ansatz findet sich die Bursa m.glutaei minimi. In seiner Funktion ent-spricht er dem M. glutaeus medius, wobeier jedoch ein schwächerer Abduktor ist.Innervation: N. glutaeus superior (L4–S1).
Der M. piriformis (20) entspringt mit meh-reren Zacken an der Facies pelvina des Ossacrum, lateral von den Foramina sacraliaanteriora (21) und vom Rand der Incisuraischiadica major. Er zieht durch das Fora-men ischiadicum majus und setzt an derInnenseite der Spitze des Trochanter major(22) an. Im Stehen wirkt er als Außenrota-tor, Abduktor und beteiligt sich an der Re-troversion.Innervation: Plexus sacralis (L5–S2).
Varietäten: Der Muskel kann durch denN. ischiadicus oder andere Äste des Plexus sacra-lis in mehrere Anteile gespalten sein. Manchmalkann er zum Teil oder vollständig fehlen.
23 M. obturatorius internus,24 M. quadratus femoris.
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Dorsale Hüftmuskeln: Hintere Gruppe
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hintere Gruppe der Hüftmuskeln,M. tensor fasciae latae undM. glutaeus maximus
A hintere Gruppe der Hüftmuskeln,M. piriformis und M. glutaeus medius
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hintere Gruppe der Hüftmuskeln,M. piriformis und M. glutaeus minimus
C Schema (Ursprung, Verlaufund Ansatz der Muskeln)
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Die ventralen Muskeln, die von der ventra-len Plexusschichte innerviert werden, sindfunktionell Außenrotatoren. Sie sind wich-tig für die Kontrolle der Erhaltung desGleichgewichtes des Körpers. Grundsätz-lich überwiegen die Auswärtsroller die In-nenroller. Daher ist auch die normale Stel-lung des Beines so, dass die Fußspitze et-was nach außen sieht und damit eine bes-sere Standfläche für den Körper erreichtwird.
Der M. obturatorius internus (1) ent-springt an der Innenfläche des Os coxae umdas Foramen obturatum und an der Mem-brana obturatoria. Der Muskel zieht durchdas Foramen ischiadicum minus, das erfast vollständig ausfüllt, und setzt in derFossa trochanterica (2) an. Im Bereich derIncisura ischiadica minor findet sich eineBursa ischiadica m. obturatorii interni. DerKnochen wirkt als Hypomochlion für dieFunktion dieses Muskels. Er ist mit demM. glutaeus maximus und dem M. quadra-tus femoris der stärkste Außenrotator imHüftgelenk. Beim Sitzen, bei nach vornegehobenem Bein, wirkt er abduktorisch.
Beide Mm. gemelli stellen sozusagenRandpartien des M. obturatorius internusdar. Sie werden mit ihm gemeinsam nachLanz auch als Triceps coxae bezeichnet. DerM. gemellus superior (3) entspringt von derSpina ischiadica (4), der M. gemellus inferior(5) vom Tuber ischiadicum (6). Beide errei-chen die Fossa trochanterica (2). In ihrerFunktion unterstützen sie den M. obturato-rius internus.Innervation: N. glutaeus inferior, Plexussacralis (L5–S2).
Varietäten: Es kommt häufig vor, dass der ei-ne oder andere Gemellus fehlen kann, manchmalkönnen auch beide Mm. gemelli fehlen. Manch-mal erhält der M. obturatorius internus überzäh-lige Muskelbündel, die von den benachbartenBändern entspringen.
Der M. quadratus femoris (7) entspringtvom Tuber ischiadicum (6) und zieht alsviereckige Muskelplatte zur Crista intertro-chanterica (8). In seiner Funktion handeltes sich um einen kräftigen Außenrotatorund einen Adduktor des Oberschenkels.Innervation: N. glutaeus inferior, Plexussacralis (L5–S2).
Varietäten: Er kann fehlen. Manchmal ver-schmilzt er mit dem M. adductor magnus.
Der M. obturatorius externus (9). Die Au-ßenfläche der medialen Knochenumrandungdes Foramen obturatum sowie die Membra-na obturatoria dienen diesem Muskel alsUrsprung. Er zieht zur Fossa trochanterica(2) und (selten) zur Gelenkkapsel.
Der Muskel liegt in der Tiefe und kann erstdargestellt werden, wenn alle Nachbar-muskeln entfernt werden. An seinem Ur-sprung wird er von den Adduktoren, amOberschenkel vom M. quadratus femorisbedeckt. Er ist ein Auswärtsroller und einschwacher Adduktor.Innervation: N. obturatorius (L1–L4).
10 M. piriformis,11 Os sacrum.
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Ventrale Hüftmuskeln von dorsalbei gebeugtem Oberschenkel
A Ventrale Hüftmuskeln von dorsalbei gestrecktem Oberschenkel
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M. obturatorius externusvon distal
C Schema (Ursprung, Verlaufund Ansatz der Muskeln)