Claudia Ceplak Earned Value Management Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse MASTERARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science Studium: Masterstudium Angewandte Betriebswirtschaft Studienzweig: General Management Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Begutachter Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Gernot Mödritscher Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Institut für Unternehmensführung Klagenfurt, März 2017
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Claudia Ceplak
Earned Value Management
Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse
MASTERARBEIT
zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Science
Studium: Masterstudium Angewandte Betriebswirtschaft Studienzweig: General Management
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Begutachter Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Gernot Mödritscher Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Institut für Unternehmensführung
Klagenfurt, März 2017
Eidesstattliche Erklärung
Ich versichere an Eides statt, dass ich
- die eingereichte wissenschaftliche Arbeit selbstständig verfasst und andere als die angege-
benen Hilfsmittel nicht benutzt habe,
- die während des Arbeitsvorganges von dritter Seite erfahrene Unterstützung, einschließ-
TAB. 1: BEISPIEL ZUR BERECHNUNG DES EARNED VALUE ....................................................................... 33
TAB. 2: BESTIMMUNG DES RELATIVEN FERTIGSTELLUNGSGRADES ............................................................ 35
TAB. 3: BESTIMMUNG DES ABSOLUTEN FERTIGSTELLUNGSGRADES .......................................................... 35
TAB. 4: EVM-KENNZAHLEN IM PROJEKTCONTROLLING DER FA. CAPGEMINI (STAND: JÄNNER 2012) ........... 48
TAB. 5: EVM-KENNZAHLEN IM PROJEKTCONTROLLING DER FA. CAPGEMINI (STAND: JULI 2012) ................ 50
TAB. 6: EVM-ABWEICHUNGEN IM ÜBERBLICK .................................................................................... 54
TAB. 7: DIE EVM-BASISKENNZAHLEN PLUS LEISTUNGSMESSUNGEN (ABWEICHUNGEN UND LEISTUNGSINDIZES)
FÜR ALLE PERIODEN BIS ZUM MONAT JULI (BASIEREND AUF DEN BEISPIELDATEN DER FA. CAPGEMINI) ... 55
TAB. 8: EVM-LEISTUNGSINDIZES IM ÜBERBLICK .................................................................................. 56
TAB. 9: EVM-KENNZAHLEN IM PROJEKTCONTROLLING DER FA. CAPGEMINI (STAND: DEZEMBER 2012) ....... 58
TAB. 10: EVM-KENNZAHLEN (SAMT GEGENÜBERSTELLUNG VON SV UND SV(T) SOWIE SPI UND SPI(T))
BASIEREND AUF DEN BEISPIELDATEN DER FA. CAPGEMINI .............................................................. 59
TAB. 11: WEITERE EVM-KENNZAHLEN BASIEREND AUF DEN BEISPIELDATEN DER FA. CAPGEMINI ................ 64
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - VI - Claudia Ceplak
Abkürzungsverzeichnis
AC Actual Cost
ACWP Actual Cost of Work Performed
Afertig fertiges Arbeitsvolumen
Ages gesamtes Arbeitsvolumen
AP Arbeitspaket
AT Actual Time
BAC Budget at Completion
BCWP Budgeted Cost of Work Performed
BCWS Budgeted Cost of Work Scheduled
CPI Cost Performance Index
CV Cost Variance
C/SCSC Cost/Schedule Control Systems Criteria
DoD Department of Defense
EAC Estimate at Completion
EAC(t) Estimate at Completion – Time
EIA Electronic Industries Alliance
ES Earned Schedule
ET Earned Time
ETAC Estimated Time at Completion
EV Earned Value
EVA Earned Value Analysis
EVM Earned Value Management
EVMS Earned Value Management System
FG Fertigstellungsgrad
KPIs Key Performance Indicators
NSIA National Security Industrial Association
MPM Multiprojektmanagement
PCWR Planned Cost of Work Remaining
PD Planned Duration
PDWR Planned Duration of Work Remaining
PM Projektmanagement
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - VII - Claudia Ceplak
PMBoK Project Management Body of Knowledge
PSP Projektstrukturplan
PV Planned Value
SPI Schedule Performance Index (auf Basis des EV)
SPI(t) Schedule Performance Index (auf Basis des ES)
SV Schedule Variance (auf Basis des EV)
SV(t) Schedule Variance (auf Basis des ES)
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 1 - Claudia Ceplak
1 Einleitung
Die zunehmende Wechselhaftigkeit der Umwelt, die Intensivierung des globalen Wettbe-
werbs, die stärker werdende Dynamisierung des Marktes, die wachsenden Kundenanforde-
rungen – viele Unternehmen stehen heute vor neuartigen Herausforderungen im Bereich des
Managements.1 Flexibilität, Schnelligkeit und Effizienz bei der Umsetzung von Vorhaben ge-
winnen immer mehr an Bedeutung.2 Die Fähigkeit eines Unternehmens schnell und flexibel
auf verändernde Umweltbedingungen reagieren zu können, um dennoch Erfolg und langfris-
tiges Bestehen im Wettbewerb sicherzustellen, spielt eine wichtige Rolle.3 Aus diesem Grund
setzen Unternehmen vermehrt auf die projektorientierte Organisation. Die einfache und
schnelle Zusammenführung verteilter Unternehmenskompetenzen sowie die durchgehenden
Kosten-Nutzen-Betrachtungen von Projekten zeichnen diese Organisationsform aus.4
Projekte nehmen eine Schlüsselfunktion in Unternehmen ein. Die Zielverfolgung wird in Form
von Projekten gewährleistet und somit sind diese ein wichtiger Bestandteil unternehmeri-
scher Aktivität. Durch den stetigen Anstieg von Projekten in Unternehmen ergeben sich jedoch
auch neue Problemfelder.5
Projekte werden schon lange nicht mehr nur als unabhängige Objekte verstanden, die ge-
trennt voneinander bewertet und durchgeführt werden. Einzelne Projekte sind oft eng mitei-
nander verknüpft – technisch als auch ökonomisch – und verfolgen meist mehrere Ziele.6 Es
kommt häufig vor, dass Projekte, die teilweise komplexe zeitliche und inhaltliche Abhängig-
keiten aufweisen, miteinander um knappe Unternehmensressourcen konkurrieren. Strate-
gisch wichtige Projekte können dadurch oft nicht rechtzeitig fertiggestellt werden und es be-
steht die Gefahr, dass negative Konsequenzen für die finanz- und erfolgswirtschaftliche Situa-
tion des Unternehmens folgen.7
1 Vgl. Streif (2009), S. 3. 2 Vgl. Dammer (2008), S. 3. 3 Vgl. Streif (2009), S. 3. 4 Vgl. Dammer (2008), S. 3. 5 Vgl. Dammer (2008), S. 3. 6 Vgl. Dammer (2008), S. 46 f. 7 Vgl. Streif (2009), S. 4.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 2 - Claudia Ceplak
Insofern hat das Management dafür zu sorgen, dass die Projekte untereinander möglichst op-
timal aufeinander abgestimmt sind und auch auf das übergeordnete Unternehmensziel aus-
gerichtet werden, um Zielwidersprüchen innerhalb des Unternehmens entgegen zu wirken.8
Somit besteht ein großer Bedarf an der Auswahl, Koordination und Steuerung von Projekt-
portfolios innerhalb von Unternehmen. Dies kann jedoch nur erfolgen, wenn ein effektives
und effizientes Multiprojektmanagement, insbesondere Multiprojektcontrolling, vorliegt. Ziel
ist dabei die ganzheitliche Betrachtung der Projektlandschaft eines Unternehmens, um eine
wirtschaftlich sinnvolle Ausgestaltung hinsichtlich Planung, Bewertung und Kontrolle aller Pro-
jekte durchführen zu können.9
Damit ist das Multiprojektcontrolling in Projektorganisationen als zunehmend notwendig an-
zusehen. Denn nicht nur die Planung bezüglich Kosten und Dauer ist für den Projekterfolg ent-
scheidend, sondern auch die Kontrolle der Projekte spielt eine immer wichtigere Rolle.10 Der
Sinn von Projektcontrolling liegt in der Beseitigung von Abwicklungs- und Koordinationsprob-
lemen, insbesondere in Bezug auf Kosten, Termin und Leistung.11 Dennoch sind unerwartete
Kostensteigerungen während der Projektlaufzeit nicht ausgeschlossen. Diese könnten auf ein
unzureichend abgestimmtes Verfahren zur Planung, Kontrolle und Prognose zurückgeführt
werden.12
1.1 Problemstellung
Das Controlling und Reporting von Projektkosten, Terminen, technischem Fortschritt sowie
Risiken nehmen dabei eine immer größere Bedeutung im Projektmanagement ein.13
Daher ist der Gebrauch geeigneter Projektcontrolling-Methoden wesentlich, wenn die Zielset-
zungen erreicht werden sollen. In der Praxis kommt dabei eine große Zahl verschiedener Con-
trolling-Instrumente zur Anwendung. Allerdings ermöglichen nur wenige dieser Instrumente
eine integrierte Betrachtung samt Berücksichtigung der Interdependenzen von kosten- sowie
terminbezogenen Zielen.14
8 Vgl. Dammer (2008), S. 46 f. 9 Vgl. Streif (2009), S. 4 f. 10 Vgl. Streif (2009), S. 5. 11 Vgl. Fiedler (2008), S. 11. 12 Vgl. Streif (2009), S. 5 f. 13 Vgl. Wanner (2007), S. 14. 14 Vgl. Janssen/Möller (2011), S. 102.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 3 - Claudia Ceplak
Die bei Projekten häufig angewandte traditionelle Kostenanalyse, welche die einfachste Form
des Projektcontrollings darstellt, bezieht sich nur auf die Istkosten der bereits fertig gestellten
Arbeit und vergleicht diese mit den geplanten Kosten oder dem Budget. Dieser Vergleich weist
jedoch ein großes Manko auf – die effektive Leistung des Projektes wird nicht erfasst.15
Earned Value Management (EVM) hingegen ist ein Verfahren, dass in der Lage ist, die wirkliche
Leistung eines Projektes zu messen, zu überwachen und zu kommunizieren. Mit Hilfe von EVM
können endgültige Projektkosten sowie das Projektfertigstellungsdatum schon lange vor dem
Ende der Projektlaufzeit statistisch ermittelt werden. Mittels der Darstellung von Kosten- und
Termintrends durch EVM-Kennzahlen können Abweichungen von Plandaten schnell erkannt
und Gegenmaßnahmen rechtzeitig initiiert werden – eine besondere Stärke von EVM.16
Earned Value Management findet außerhalb des angelsächsischen Raumes jedoch nur wenig
Verbreitung. Obwohl EVM eines der wirkungsvollsten Projektcontrolling-Werkzeuge zu sein
scheint, ist es doch das am wenigsten angewandte. Aber warum ist das so?
Earned Value Management baut auf einem inflexiblen, dogmatischen Ansatz auf, welcher in
der Vergangenheit für das US-Verteidigungsministerium eingesetzt wurde. EVM entwickelte
sich weiter, doch die Kritik einer starren Vorgehensweise dieser Methode blieb bis heute er-
halten.17
Auch die angenommene Komplexität der Abläufe und Methodik, sowie der Aufwand für das
Beschaffen der erforderlichen Eingabedaten, das Reporting und das Integrieren der Ergeb-
nisse in bereits vorhandene Management-Systeme hinderten zum Teil die Verbreitung und
den Gebrauch von EVM.18 Doch sind diese (Vor-)Urteile gegenüber dem Earned Value Ma-
nagement berechtigt?
Fakt ist, dass einige Grundvoraussetzungen dennoch erfüllt sein sollten, um EVM erfolgreich
in den laufenden Projektmanagementprozess integrieren zu können. Geht man jedoch von
einem professionell geführten Projektmanagement aus, so sollten diese Voraussetzungen ein-
fach und ohne zusätzlichen Mehraufwand geschaffen werden können.
15 Vgl. Wanner (2007), S. 14. 16 Vgl. Wanner (2007), S. 14 f. 17 Vgl. Webb (2003), S. xi. 18 Vgl. Wanner (2007), S. 15.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 4 - Claudia Ceplak
EVM kann außerdem für Projektportfolios eingesetzt werden. Wie zuvor schon erwähnt, be-
darf es einer übergeordneten Koordination von verschiedenen parallel durchgeführten Pro-
jekten, da zwischen ihnen hohe Abhängigkeiten bestehen. Planung, Steuerung und Kontrolle
der Projektlandschaft bilden die Kernaufgaben des Multiprojektmanagements. Ein aktueller
Status der einzelnen Projekte bezüglich Budgetentwicklung, Zeit, inhaltlichem Fortschritt und
Kapazitäten ist zu ermitteln, um daraus hervorgehende Auswirkungen für alle Projekte eines
Unternehmens transparent zu machen. Doch dabei können Probleme, wie beispielsweise ein
Mangel an Informationen über Projektportfolios, auftauchen. EVM kann helfen diesen Prob-
lemen des Multiprojektmanagements, entgegen zu wirken.19
Obwohl Earned Value Management hauptsächlich eingesetzt wurde um Projektkosten als
auch die Projektzeit zu erfassen, orientierte sich der Großteil der Forschung am Kostenas-
pekt.20 Aus diesem Grund stellen die Kennzahlen, mit denen die zeitliche Abweichung eines
Projektes ermittelt wird, ein weiteres Problem dar. Sie werden nicht – wie üblich – in Zeitein-
heiten, sondern in Währungseinheiten (z.B. Euro) bzw. Mengeneinheiten (z.B. Arbeitsstun-
den) berechnet.21 Aktuellere Forschungen nehmen auch den Zeitaspekt von EVM genauer un-
ter die Lupe und vergleichen eine neu entwickelte Methode, genannt Earned Schedule (Lipke,
2003), mit einem traditionellen Ansatz.22
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Unter Bezugnahme auf die Problemfelder im vorangegangenen Kapitel liegt die Zielsetzung
meiner Masterarbeit in erster Linie darauf, dem Leser Earned Value Management in vielerlei
Hinsicht näher zu bringen. Von den notwendigen Grundvoraussetzungen um eine erfolgreiche
Integration in den Projektmanagementprozess des Unternehmens gewährleisten zu können
bis hin zur Darstellung und Auswertung der Ergebnisse der Earned Value Analyse für Projekt-
portfolios – diese Arbeit beinhaltet wichtige Grundlagen zur Durchführung von EVM aber auch
Grenzen, Probleme und Kritik an EVM sowie Lösungen, um diese Schwierigkeiten zu umgehen
bzw. zu beseitigen.
Das erste Kapitel meiner Masterarbeit umfasst eine kurze Einführung in das Themengebiet.
Im zweiten Kapitel möchte ich auf theoretische Grundlagen und Begriffserläuterungen aus
19 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2006), S. 11. 20 Vgl. Vanhoucke (2009), S. 2. 21 Vgl. Lipke (2012), S. 1 ff. 22 Vgl. Vanhoucke (2009), S. 2.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 5 - Claudia Ceplak
dem Projektmanagement eingehen. Das dritte Kapitel wird typische Probleme des Projektma-
nagements enthalten und zeigen warum Earned Value Management dabei helfen kann diese
zu beseitigen. Doch was genau ist EVM? Auf diese Frage findet man in Kapitel vier die Antwort.
Wie bereits erwähnt, gibt es einige Voraussetzungen, die ein Unternehmen bzw. das Projekt-
management erfüllen muss, um EVM erfolgreich umsetzen zu können. In Kapitel fünf werden
diese Grundvoraussetzungen als integrierte Baseline vorgestellt. Die Berechnung des Earned
Value (EV) sowie die Aufstellung des Kennzahlensystems von EVM werden in Kapitel sechs
bzw. sieben demonstriert. In Kapitel acht kommen die wichtigsten Kennzahlen des EVM in
einem Praxisbeispiel zum Einsatz. Earned Value Management kann auch zur Planung, Steue-
rung und Kontrolle von Projektportfolios eingesetzt werden. In Kapitel neun wird dies genau
beschrieben. Abschließend möchte ich mich noch mit Anwendungserfahrungen und -grenzen
von EVM in Kapitel zehn befassen. Die Arbeit endet mit dem elften Kapitel Fazit und Ausblick.
2 Theoretische Grundlagen und Begriffserläuterungen
Das Projektmanagement beinhaltet Begriffe, die sich aufgrund der umfangreich vorhandenen
Literatur in ihrer Definition stark unterscheiden. Somit ist es nicht verwunderlich, dass ver-
wendete Projektmanagementbegriffe aus der Praxis zum Teil ebenfalls keine Einheitlichkeit
aufweisen. Die nachfolgenden Ausführungen sollen Begriffe sowie Grundlagen zum Projekt-
und Multiprojektmanagement einschließlich des Projektcontrollings erläutern und auf wich-
tige themenbezogene Definitionen eingehen.
2.1 Vom Projektmanagement zum Multiprojektmanagement
Projektmanagement ist gemäß PMBoK23 „die Anwendung von Wissen, Fertigkeiten, Werkzeu-
gen und Methoden auf Projektvorgänge, um die Projektanforderungen zu erfüllen“.24 Laut DIN
69901-5 wird das Projektmanagement als „Gesamtheit von Führungsaufgaben, -organisation,
-techniken und -mitteln für die Initiierung, Definition, Planung, Steuerung und den Abschluss
von Projekten“ definiert.25 Nach der klassischen Managementlehre zählen zu Führungsaufga-
ben die Planung, Organisation, Personalführung, Kontrolle und Informationsversorgung. Je-
doch umfasst Projektmanagement keine Tätigkeiten, die unmittelbar die Problemlösung be-
treffen, sondern lediglich „das Management des Problemlösungsprozesses“.26
23 Project Management Body of Knowledge 24 Project Management Institute (2004), S. 8. 25 Angermeier (2012), o.S. 26 Fiedler (2008), S. 7.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 6 - Claudia Ceplak
Das klassische Projektmanagement entwickelte sich über Jahrzehnte und konzentrierte sich
zunächst nur auf Einzelprojektsituationen.27 Aufgrund der weiten Verbreitung von Projekten
kommt es jedoch vermehrt zu sogenannten Multiprojektsituationen, in denen die Durchfüh-
rung mehrerer bzw. einer Vielzahl von Projekten zur selben Zeit erfolgt.28 Multiprojektsituati-
onen sind heutzutage keine Ausnahme mehr.29 In großen projektorientierten Unternehmen
ist die gleichzeitige Planung und Steuerung verschiedener Projekte längst die Regel.30
Angesichts der Menge an parallel abzuwickelnden Projekten werden bestimmte Ansätze zur
Steuerung von Multiprojektsituationen eingesetzt. Aber wo liegt der Unterschied zwischen
klassischem Projektmanagement, also dem Management einzelner Projekte, und der projekt-
übergreifenden Gesamtsteuerung gemäß einem Multiprojektmanagement?31
2.2 Das Multiprojektmanagement – Definition und Abgrenzung
Unter dem Begriff Multiprojektmanagement werden alle Aspekte zusammengefasst, die sich
mit dem Management mehrerer parallel laufender Projekte auseinandersetzen.32 Multipro-
jektmanagement wird auch beschrieben als „gemeinsame Führung und Bearbeitung mehrerer
Projekte mit dem Ziel, ein optimales Gesamtergebnis zu erreichen“.33
Gemäß DIN 69901-5 ist Multiprojektmanagement „organisatorischer und prozessualer Rah-
men für das Management mehrerer einzelner Projekte“. Es umfasst Planung, Koordination,
Steuerung sowie Überwachung mehrerer Projekte einer Organisation. Der Übergang vom Ma-
nagement einzelner Projekte zum Multiprojektmanagement ist fließend. Sobald mehrere Pro-
jekte innerhalb einer Organisationseinheit parallel durchgeführt werden, besteht die Aufgabe
des Multiprojektmanagements. Dazu zählen unter anderem das
• Abstimmen der Projekte durch übergreifende Managementaufgaben,
• Klären von Ressourcenkonflikten,
• Koordinieren von Projektabhängigkeiten sowie
27 Vgl. Seidl (2011), S. 11. 28 Vgl. Hüsselmann/Seidl (2015), S. 20. 29 Vgl. Seidl (2011), S. 11. 30 Vgl. Streif (2009), S. 15. 31 Vgl. Seidl (2011), S. 2. 32 Vgl. Steinle et al. (2008), S. 4. 33 Knöpfel (2000), S. 34.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 7 - Claudia Ceplak
• Ermitteln von Synergieeffekten.34
Nach Art und Umfang der Anwendung kann das Multiprojektmanagement weiter gegliedert
werden. Hier sind Programm-Management und Projektportfolio-Management als zwei we-
sentliche Formen zu nennen.35 Wobei jedoch eine Uneinigkeit besteht, ob das Multiprojekt-
management als Überbegriff dieser beiden Managementarten zu betrachten ist oder aber von
Programm- und Projektportfolio-Management abzugrenzen ist. Gemäß DIN 69909-1:2013-03
wird das Multiprojektmanagement sehr wohl als Oberbegriff von Projektportfolio- und Pro-
gramm-Management angesehen. Jedoch findet sich im Normtext keinerlei tatsächliche, in-
haltlich begründete Abgrenzung zwischen Multiprojekt- und Projektportfolio-Management.36
2.2.1 Programm-Management
Eine eindeutige Abgrenzung des Multiprojektmanagements kann gegenüber dem Programm-
Management vorgenommen werden. Projekte innerhalb eines Programms dienen einem ge-
meinsamen übergeordneten Ziel, während das Multiprojektmanagement oder Projektportfo-
lio-Management alle Projekte einer Organisationseinheit einschließt.37
Ein Programm besteht aus einer Vielzahl von inhaltlich zusammenhängenden Projekten und
organisatorischen Veränderungsprozessen, mit der Aufgabe ein strategisches Ziel und einen
erwarteten Nutzen für das Unternehmen zu erreichen.38 Programme sind zeitlich begrenzt.39
Das Erreichen der vorgegebenen Zielsetzung bedeutet somit auch das Ende des Programms.40
Seidl definiert Programm-Management als „zeitlich befristete Managementaufgabe, welche
die gestaltende Planung und übergreifende Leitung […] einer definierten Menge zusammen-
gehöriger Projekte umfasst, die einem gemeinsamen, übergreifenden Ziel dienen“41.
34 Vgl. Angermeier (2015), o.S. 35 Vgl. Hüsselmann/Seidl (2015), S. 21. 36 Vgl. Angermeier (2015), o.S. 37 Vgl. Angermeier (2015), o.S. 38 Vgl. Berge/Seidl (2009), S. 2195 ff. 39 Vgl. Motzel (2006), S. 144 f. 40 Vgl. Seidl (2011), S. 7. 41 Seidl (2007), S. 34.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 8 - Claudia Ceplak
2.2.2 Projektportfolio-Management
Ein Projektportfolio umfasst alle „geplanten, genehmigten und laufenden Projekte und Pro-
gramme eines Unternehmens, einer Organisation oder eines Geschäftsbereichs“42. Das Pro-
jektportfolio hat im Gegensatz zum Programm keine zeitliche Befristung. Neue Projekte wer-
den immer wieder ins Portfolio aufgenommen und abgeschlossene, abgebrochene oder auf-
geschobene Projekte werden aus dem Portfolio gestrichen.43
Um die Durchführung der richtigen Projekte zu gewährleisten und eine ganzheitliche Optimie-
rung der Projekte sicherzustellen, bedarf es einem Projektportfolio-Management. Wesentli-
che Ziele des Projektportfolio-Managements sind die Auswahl geeigneter Projekte, die Steue-
rung und Überwachung von Projektportfolios zur zielorientierten und planmäßigen Umset-
zung der ausgewählten Projekte und die Anpassung an das Unternehmen, um Einführung und
Nutzung der Projekte zu erleichtern.44 Im Gegensatz zum Programm-Management werden
beim Projektportfolio-Management sämtliche Projekte eines klar definierten Organisations-
bereichs koordiniert, und das unabhängig von Ziel, Gegenstand oder Inhalt der Projekte.45
Ein ganz wesentlicher Bereich des Projektportfolio-Managements besteht in der Projektaus-
wahl. Projekte werden nach einheitlichen, nachvollziehbaren Kriterien selektiert und den stra-
tegischen Zielsetzungen sowie operativen Notwendigkeiten angepasst. Diese Aufgabe stellt
einen konstant und zyklisch wiederkehrenden Prozess dar, wobei das Projektportfolio-Ma-
nagement hauptsächlich dafür zu sorgen hat, dass die richtigen Projekte aus Sicht des Unter-
nehmens begonnen und auch erfolgreich durchgeführt werden können. Werden die richtigen
Projekte ausgewählt, spricht man von Effektivität, da das Richtige (hier: Projekt) getan wird
und somit auch die Effektivität des Projektportfolios steigt. Bei Effizienz geht es um die richtige
Durchführung der einzelnen Projekte und infolgedessen ein effizientes Projektportfolio.46
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Mehrprojektsituationen Wechselwirkungen und Kon-
flikte zwischen den Projekten zur Folge haben, da sachlich-inhaltliche, ressourcenbezogene
42 Seidl (2011), S. 6. 43 Vgl. Seidl (2011), S. 6 ff. 44 Vgl. Kunz (2007), S. 171 ff. 45 Vgl. Hüsselmann/Seidl (2015), S. 22. 46 Vgl. Lomnitz (2008), S. 136.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 9 - Claudia Ceplak
oder zeitliche Abhängigkeiten zwischen diesen bestehen. Der Umgang mit knappen Ressour-
cen stellt hierbei die größte Schwierigkeit dar, zumal diese meist in mehreren Projekten zum
Einsatz kommen.47
Es ist demnach notwendig, die Projekte übergreifend zu koordinieren. Das Programm- sowie
Projektportfolio-Management sind Formen zur Multiprojektkoordination,48 wobei sie sich in
der zeitlichen Dimension unterscheiden. Wie zuvor schon erklärt, ist das Projektprogramm
zeitlich befristet und verfolgt ein übergeordnetes Ziel. Wird diese Zielsetzung erreicht, endet
das Programm. Im Gegensatz dazu steuert das Projektportfolio-Management alle Projekte in-
nerhalb einer Organisationseinheit dauerhaft. Das Projektportfolio erneuert bzw. verändert
sich fortlaufend, da immer wieder neue Projekte ins Portfolio aufgenommen werden und ab-
geschlossene Projekte wegfallen. Das Projektportfolio besteht somit zeitlich unbegrenzt
fort.49
Abbildung 1 verdeutlicht die Begriffe rund ums Multiprojektmanagement noch einmal im
Überblick.
Abb. 1: Multiprojektmanagement-Begriffe im Überblick50
47 Vgl. Lomnitz (2008), S. 116 ff. 48 Vgl. Seidl (2011), S. 12. 49 Vgl. Hüsselmann/Seidl (2015), S. 22. 50 Quelle: Seidl (2011), S. 11 (leicht modifiziert).
Multiprojektmanagement
Planung, übergreifende Steuerung und Überwachung von mehreren Projekten
Projektportfolio-Management
Permanente Planung, Priorisierung, übergreifende Steuerung und Überwachung aller Projekte einer Organisation oder eines abgeschlossenen Teilbereichs einer Organisation
Programm-Management
Zeitlich befristete Managementaufgabe, welche die gestaltende Planung, übergreifende Leitung und das Controlling einer definierten Menge zusammengehöriger Projekte umfasst, die einem gemeinsamen, übergreifenden Ziel dienen
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 10 - Claudia Ceplak
2.3 Projektcontrolling
Projektmanagement kann mit Aufgaben bezüglich Planung, Steuerung und Controlling in Pro-
jekten beschrieben werden.51 Einen ganz wesentlichen Bestandteil darunter bildet das Con-
trolling. Es ist das Führungsinstrument des Projektmanagements.52
Projektcontrolling wird definiert als „das Controlling innerhalb eines Projekts“ und stellt eine
der Haupttätigkeiten der Projektleitung dar. Ziel des Projektcontrollings ist die bestmögliche
Übereinstimmung von tatsächlichem Projektverlauf bezüglich Kosten, Terminen und Ergeb-
nissen mit dem geplanten Projektverlauf.53
Weiters trägt das Projektcontrolling dazu bei, die Realisierung der Projektziele sicherzustel-
len.54 Diese Ziele werden meist in Form des „magischen Dreiecks“ hinsichtlich Leistung, Dauer
und wirtschaftlichem Erfolg abgebildet. Um das Erreichen von Kosten-, Termin-, sowie Sach-
zielen zu gewährleisten, bedarf es laut DIN 69901-5 folgender Tätigkeiten:
• Erfassen von Ist-Daten,
• Soll-Ist-Vergleich55,
• Feststellen von Abweichungen,
• Bewerten der Abweichungen sowie eventuell vorschlagen von Korrekturmaßnahmen,
• Mitwirken bei der Maßnahmenplanung,
• Kontrollieren der Durchführung von Maßnahmen.56
Diese Aufgaben zeigen, dass eine Beschränkung des Projektcontrollings auf lediglich Kosten-
planung und -kontrolle nicht zweckmäßig wäre. Projektcontrolling sollte als Unterstützung für
alle Projektmanagementaufgaben fungieren. In diesem Sinne ist es dafür verantwortlich, die
für eine effiziente Projektabwicklung notwendigen Prozesse und Strukturen grundlegend zu
gestalten und Aufgaben des Projektmanagements zu koordinieren.57
51 Vgl. Seidl (2011), S. 11. 52 Vgl. Demleitner (2009), S. 23. 53 Angermeier (2010), o.S. 54 Vgl. Litke (2004), S. 55. 55 Vgl. Motzel/Felske (2009), S. 1020. 56 DIN Deutsches Institut für Normung e.V. (2009), S. 156. 57 Vgl. Kütz (2005), S. 244 f.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 11 - Claudia Ceplak
Projektcontrolling kann in drei hierarchische Dimensionen unterteilt werden. Zu unterschei-
den sind dabei: Einzel-, Multi- sowie strategisches Projektcontrolling.58
2.3.1 Einzelprojektcontrolling
Das Einzelprojektcontrolling stellt den Erfolg eines einzelnen Projekts sicher, indem es über
alle Projektlebenszyklusphasen begleitet wird. Dadurch, dass die gesamte Laufzeit eines Pro-
jektes betrachtet wird, kann das Einzelprojektcontrolling als kalenderunabhängig beschrieben
werden.59 Es wird im Fachgebiet des operativen Projektcontrollings eingeordnet.60
2.3.2 Multiprojektcontrolling
Das Multiprojektcontrolling beschäftigt sich mit der Koordination mehrerer Projekte. Die da-
zugehörigen Aufgaben sind zwischen dem operativen Projektcontrolling (z.B. Planung und
Steuerung von Projekten innerhalb einer Organisationseinheit) und dem strategischen Pro-
jektcontrolling (z.B. Verteilung des Budgets; Kriterien für die Projektauswahl) angesiedelt.61
Anders als beim Einzelprojektcontrolling werden hier mehrere Projekte mit unterschiedlichen
Fertigstellungsgraden und Terminen innerhalb einer Abrechnungsperiode zusammengefasst
betrachtet.62
Das Multiprojektcontrolling beinhaltet aber auch Herausforderungen. Dies zeigt sich schon bei
der Verteilung von Projektinformationen. Zwar erfolgt zu Projektbeginn eine erste Informati-
onsverteilung auf die Perioden, jedoch kommen Probleme auf, wenn diese Informationen lau-
fend aktualisiert werden sollen. Gründe dafür finden sich im großen Arbeitsaufwand (z.B. auf-
grund von hochdetaillierter Planung), in fehlender Unterstützung durch passende Datenver-
arbeitungswerkzeuge oder in fehlenden Projektinformationen (z.B. wegen Nichtvorliegens der
neuesten Verträge bzw. Vereinbarungen beim Planenden). Eine weitere Herausforderung bil-
det die Koordination von Ressourcen. Die Schwierigkeit liegt bei der Transparenz der verfüg-
baren Ressourcen, den spezifischen Kompetenzen und dem Grad der Auslastung im betrach-
teten Zeitraum. In der Praxis zeigt sich nicht selten eine ungleiche Auslastung der Projektmit-
arbeiter, da ihre Kompetenzen bzw. ihr tatsächlicher Auslastungsgrad nicht transparent sind.
58 Vgl. Schreckeneder (2010), S. 55. 59 Vgl. Fiedler (2008), S. 14. 60 Vgl. Demleitner (2009), S. 24. 61 Vgl. Demleitner (2009), S. 24. 62 Vgl. Pradel/Südmeyer (1996), S. 1550 f.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 12 - Claudia Ceplak
Auch die Verdichtung von Informationen der Einzelprojekte zur Projektgruppe oder -gesamt-
heit stellt ein Problem dar. Ab einem gewissen Verdichtungsgrad müssen die Projekte eine
vergleichbare Struktur aufweisen und zeitnah aggregierbar sein. Häufig mangelt es an einer
übereinstimmenden Planungsmethode und einheitlichen Datenverarbeitungsunterstüt-
zung.63
Die Instrumente des Multiprojektcontrollings unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von
jenen des Einzelprojektcontrollings. Lediglich die Tatsache, dass mehrere Projekte zur selben
Zeit bzw. zu einer Projektgruppe zusammengefasst betrachtet werden, macht den Unter-
schied.64
2.3.3 Strategisches Projektcontrolling
Projektcontrolling definiert sich aber nicht nur durch rein operative Projektaspekte. Mit den
strategischen Tätigkeiten des Projektmanagements beschäftigt sich das strategische Projekt-
controlling. Dazu zählt hauptsächlich das Bereitstellen von Informationen und Instrumenten,
um Projekte effektiv bewerten und auswählen zu können.65 Das strategische Projektcontrol-
ling umfasst alle Projekte einer Organisation.66
Zusammenfassend kann Projektcontrolling als unterstützendes Instrument des Projektmana-
gements beschrieben werden. Seine Aufgaben liegen darin, strategische sowie operative Tä-
tigkeiten des Projektmanagements zu gestalten und kontinuierlich abzustimmen, speziell
während der Planung und Kontrolle von Projekten.67
Projektmanagement bedeutet demnach die Kontrolle über sämtliche Projekte sicherzustellen,
während Risiken etwaiger Misserfolge möglichst gering gehalten werden. Dies wird gewähr-
leistet, indem man das Projekt mit dem entwickelten Projektplan abgleicht bzw. auf den ent-
wickelten Projektplan anpasst. Beim Projektmanagement geht es auch darum, für solche Än-
derungen bzw. Anpassungen fundierte Entscheidungen zu treffen, sofern dies erforderlich
ist.68
63 Vgl. Pradel/Südmeyer (1996), S. 1550 ff. 64 Vgl. Fiedler (2008), S. 16. 65 Vgl. Fiedler (2008), S. 16. 66 Vgl. Demleitner (2009), S. 24. 67 Vgl. Fiedler (2008), S. 16. 68 Vgl. Khamooshi/Golafshani (2014), S. 1019.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 13 - Claudia Ceplak
Bei der Projektüberwachung und Kontrolle handelt es sich um einen Beobachtungs- und Um-
setzungsprozess des Projektplans. Darunter fallen die Beschaffung von Daten, die Durchfüh-
ren von Analysen mithilfe eines Vergleichs von geplanten Werten mit den tatsächlichen Da-
tensätzen der Durchführung sowie die Nutzung dieser Informationen um das Projekt auf Kurs
zu halten. Eines dieser Kontrollsysteme, das im Projektmanagementbereich genutzt wird, wird
als Earned Value Analysis (EVA) oder Earned Value Management System (EVMS) oder kurz
EVM bezeichnet.69
2.3.4 Controlling mit der Earned Value Analyse
Wird eine Projektbewertung durch reine Zeit- oder Kostenbetrachtung vorgenommen, so lie-
fert dies nur einen limitierten Blick auf das Projekt.
Ein Beispiel: Seit fünf Monaten läuft ein einjähriges Projekt, von dem 30 % des Budgets bereits
ausgegeben wurden. Laut Projektverantwortlichen sind 40 % der Aufgaben abgeschlossen.
Wie steht es nun um das Projekt? Läuft es gut oder schlecht? Angenommen teure Aufgaben
werden erst sehr spät bearbeitet und budgetiert; wie steht es dann um das Projekt?
Um diese Fragen zu beantworten braucht es mehr als einfache Projektcontrolling-Instru-
mente. Ein reiner Soll-Ist-Vergleich ist hier fehl am Platz, da lediglich geplante und tatsächliche
Kosten gegenübergestellt werden und somit keine Aussage über den Fortschritt eines Projek-
tes getroffen werden kann.
Die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – gekennzeichnet durch knappe Res-
sourcen und hohen Wettbewerb – verlangen effiziente Management-Werkzeuge, um das Pro-
jekt in der vorgegeben Zeit, zum vorgegebenen Budget und gemäß den Anforderungen der
Stakeholder abliefern zu können. Dabei erweist sich die Earned Value Analyse als effizientes
Instrument.70
Angermeier definiert die Earned Value Analyse als „Erhebung und Berechnung der Leistungs-
kennzahlen eines Projekts im Rahmen des Earned Value Managements.“71
Diese Definition impliziert bereits, dass die Earned Value Analyse ein Teil des Earned Value
Managements ist. Auch Wanner beschreibt die Analyse als einen kleinen Ausschnitt dieser
69 Vgl. Khamooshi/Golafshani (2014), S. 1019. 70 Vgl. Dodson et al. (2015), S. 932 f. 71 Angermeier (2001), o.S.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 14 - Claudia Ceplak
Management-Methode. Häufig werden diese zwei Begriffe – also EV-Analyse und EV-Manage-
ment – gleichgesetzt, was laut Wanner jedoch nicht korrekt ist. „Denn Earned Value Manage-
ment umfasst einiges mehr.“72
3 Das Earned Value Management und seine Vorteile
Will man wissen, wie es dem Projekt geht oder wie die Projektprognosen ausfallen, so hilft in
diesem Fall kein Plan/Ist-Vergleich der Projektkosten.73
Earned Value Management bietet im Gegensatz zur traditionellen Kostenanalyse wesentliche
Vorteile, da neben dem Plan/Ist-Vergleich der Kosten auch die effektive Leistung des Projektes
mit einbezogen wird. EVM ist eines der effektivsten Werkzeuge des Projektcontrollings und
Reportings und kann in nahezu jedem Industriebereich und allen Projektarten eingesetzt wer-
den.74
Earned Value Management kann helfen
• den Fortschritt eines Projektes genau einzuschätzen bzw. begründete Statusberichte zu
verfassen,
• Anhaltspunkte für das Multiprojektmanagement zu liefern – hauptsächlich um den Fort-
schritt verschiedener Projekte im Portfolio zu vergleichen,
• Prognosen für den weiteren Projektverlauf zu treffen – insbesondere über das voraussicht-
liche Projektende und die Gesamtkosten – und infolge dessen
• begründete Entscheidungen für das Projektportfolio treffen.75
Typische Probleme des Projektmanagements:
„Zu 50 % fertig“ – das ist häufig die Antwort eines/r Projektleiters/in auf die Frage, wie weit
sein Projekt bereits fortgeschritten ist und zwar unabhängig davon, wann man ihn fragt. Das
Problem hierbei liegt in der ungenauen Verfolgung und Messung des Grades der Zielerrei-
chung bzw. des Projektfortschritts. Dieser wird in erster Linie durch die individuelle Schätzung
72 Wanner (2007), S. 62. 73 Vgl. Wanner (2007), S. 41. 74 Vgl. Streif (2009), S. 79. 75 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2006), S. 4.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 15 - Claudia Ceplak
einzelner Personen bestimmt und basiert demnach auf keiner sinnvollen Grundlage für ein
angemessenes Projektcontrolling.76
Eine wesentliche Ursache für die geringe Erfolgsrate von Projekten ist mangelhaftes Projekt-
management. Dies hat zur Folge, dass häufig Überschreitungen von Budget und Zeitplan ein-
treten und auch Funktionsumfang sowie Qualität nicht wie vereinbart erzielt werden kön-
nen.77
Dass wirklich erfolgreiche Projekte selten sind, zeigen mehrere empirische Studien. 50 % aller
IT-Projekte wurden laut einer Untersuchung der Standish Group Massachusetts kostenmäßig
sowie terminlich überzogen. Weitere 30 % dieser Projekte wurden abgebrochen – ohne Er-
gebnis.78
Der viel zitierte Chaos Report der Standish Group (1994) zeigt, dass ein Projektabbruch häufi-
ger vorkommt als von vielen angenommen. In den USA gibt es eine Vielzahl von Projekten, die
nicht erfolgreich abgeschlossen werden:
• 31 % der Projekte müssen vorzeitig abgebrochen werden.
• 53 % der Projekte kosten fast doppelt so viel wie ursprünglich geplant.
• Lediglich 16 % aller IT-Projekte wurden in definierter Zeit und zu geplantem Budget abge-
schlossen.
• Für gescheiterte Projekte werden in den USA jährlich 81 Milliarden US-Dollar aufgewendet.
• Große Projekte scheitern häufiger.79
Neuere Resultate aus dem Jahr 2008 zeigen, dass sich die Lage etwas verbessert hat, jedoch
ist der Anteil vorzeitig abgebrochener Projekte mit 24 % immer noch erschreckend hoch.80
Eine Vielzahl an Studien beweist, dass das Scheitern eines Projektes immer wieder auf die
gleichen Faktoren zurückgeführt werden kann. Hierzu zählen insbesondere überehrgeizige,
unklare Ziele, schlechte Planung und qualitative sowie quantitative Defizite des Projektperso-
nals.81
76 Vgl. Doerwald/Schaub (2012), S. 139 f. 77 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2006), S. 2. 78 Vgl. Pfetzing/Rohde (2009), S. 48. 79 Vgl. Wanner (2007), S. 29 f. Siehe auch The Standish Group (www.standishgroup.com). 80 Vgl. Wanner (2007), S. 29 f. 81 Vgl. Pfetzing/Rohde (2009), S. 48.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 16 - Claudia Ceplak
Große Entwicklungsprojekte scheitern restlos, wenn es um die Steuerung von Projekten mit
einem Umfang von einigen 100 Millionen Euro Entwicklungsbudget und mehreren parallel
laufenden Projektzielen geht. Die traditionelle Projektsteuerung über Budgets, welche den
Entwicklungsbereich immer noch dominiert, kann dieser Aufgabe nicht gerecht werden. Eine
integrierte Betrachtung der relevanten Erfolgsfaktoren Kosten, Zeit und Qualität ist grundle-
gend, um eine effiziente Steuerung von Entwicklungsprojekten zu gewährleisten.82
Auch Fleming und Koppelman beschreiben dieses Problem in ihrem Artikel „What’s Your Pro-
ject’s Real Price Tag“. Großprojekte können die Gewinne über Jahre belasten, wenn sich ihre
Durchführung verzögert bzw. erheblich verteuert. Probleme entstehen dann, wenn Finanz-
chefs bei der Berechnung der Projektkosten nur zwei Größen beachten: die geplanten Kosten
und die tatsächlichen. Diese Rechenmethode ist grundsätzlich korrekt, wenn man die Absicht
verfolgt das gesamte Geld, das einem Projekt zugewiesen wurde, auszugeben. Gibt man we-
niger Geld aus als vorgesehen, handelt es sich um eine Kostenunterschreitung. Gibt man mehr
aus, ist die Rede von einer Überziehung des Budgets. Dabei wird aber auf eine ganz wesentli-
che Größe vergessen: der Wert der geleisteten Arbeit.83
Ein Beispiel: Für die Entwicklung eines Flugzeuges wird ein Projekt mit einer Dauer von fünf
Jahren und Gesamtkosten von einer Milliarde Dollar gestartet. Die Hälfte davon wurde für die
ersten zweieinhalb Jahre eingeplant. Das heißt der Erwartungswert an Projektkosten für Ar-
beit und Material beträgt nach Ablauf der Hälfte der Zeit 500 Millionen Dollar. Angenommen
bis dahin werden aber nur 450 Millionen Dollar verbraucht. Manche Projektmanager bezeich-
nen dies als Budgetunterschreitung. Was passiert jedoch, wenn man im Zeitplan zurückliegt
und der Wert der geleisteten Arbeit eigentlich nur 400 Millionen Dollar ausmacht? Von einer
Kostenunterschreitung ist hier keine Rede mehr. Im Gegenteil: Das Budget wurde um 50 Mil-
lionen Dollar überzogen.84
Die Anwendung der traditionellen Kostenanalyse stellt ein großes Problem dar. Der Plan/Ist-
Vergleich ist zwar das einfachste Instrument des Projektcontrollings, hat jedoch einen wesent-
lichen Nachteil.
82 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 324. 83 Vgl. Fleming/Koppelman (2004), S. 15. 84 Vgl. Fleming/Koppelman (2004), S. 15.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 17 - Claudia Ceplak
Der Plan/Ist-Vergleich:
Angenommen eine Besprechung über den Projektfortschritt steht an und die Projektbeteilig-
ten erhalten Informationen über den derzeitigen Stand des Projektes. Dabei ist es notwendig
zu jeder Zeit die geplanten Kosten als auch die Kosten der fertiggestellten Arbeit zum Stichtag
zu kennen.85
Somit wird auf die Frage nach dem aktuellen Stand des Projektes meistens mit einer Grafik
des Plan/Ist-Kosten-Vergleichs geantwortet.86
Abb. 2: Traditionelle Kostenanalyse87
Doch es ist wohl kaum möglich aus der bloßen Gegenüberstellung von Plan- und Ist-Kosten zu
einem Stichtag den Gesundheitszustand bzw. Fortschritt eines Projektes abzulesen.
Diese traditionelle Kostenanalyse vergleicht Ist-Kosten der erledigten Arbeit mit Plan-Kosten
am Stichtag. Die Abweichungen der Ist-Werte, wie z.B. Ist-Kosten, Ist-Arbeitszeit, Ist-Arbeits-
menge werden zum Stichtag durch die entsprechenden Plan-Werte definiert.88
Was sagt diese Abbildung nun aus? Ist das Ergebnis zufriedenstellend oder eher besorgniser-
regend? Die aktuellen Kosten liegen einiges unter den geplanten Kosten. Aber ist das Projekt
85 Vgl. Raby (2000), S. 7. 86 Vgl. Wanner (2007), S. 50. 87 Quelle: Raby (2000), S. 7 (leicht modifiziert). 88 Vgl. Wanner (2007), S. 50.
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
1.800
Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz
PLAN
IST
Stichtag
kEUR
Zeit
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 18 - Claudia Ceplak
deshalb in gutem Zustand? Solange die geplanten Kosten der erledigten Arbeit (EV) nicht be-
rücksichtigt werden, ist es unmöglich den Projektfortschritt zu messen.89
Solange die geplanten Kosten der erledigten Arbeit nicht berücksichtigt werden, kann keine
klare Aussage darüber gemacht werden wie es um das Projekt steht. Genau diese fehlende
Information kann mittels Earned Value Management bereitgestellt werden. Kosten- und
Zeitinformationen sowie der Fertigstellungsgrad werden hierfür gemeinsam betrachtet.90
Earned Value Management liefert Antworten auf schwierige Fragen, wie
• Was bedeutet es, wenn die aktuellen Ist-Kosten unter den Plan-Kosten liegen? Arbeitet das
Projekt gut oder schlecht? Was, wenn sich das Projekt verzögert?
• Wie hoch werden die Projektkosten am Ende der Laufzeit voraussichtlich sein und befinden
sich diese noch innerhalb des Budgetrahmens?
• Wie effizient werden Ressourcen und Zeit genutzt?
• Wie hoch wird der Gewinn am Projektende ausfallen?91
Der Plan/Ist-Vergleich hat auf diese Fragen keine Antworten. Das große Manko – die effektive
Leistung eines Projektes wird nicht berücksichtigt. Mithilfe des Earned Value Management
werden Messung, Überwachung und Kommunikation der wirklichen Projektleistung garan-
tiert.92
Die Earned Value Analyse erlaubt im Gegensatz zu traditionellen Methoden eine integrierte
Betrachtung von Projekterfolgsgrößen. Die klassische Budgetkontrolle konzentriert sich aus-
schließlich auf die Kostenseite, ohne dabei die erbrachte Leistung zum Stichtag zu berücksich-
tigen. Die wechselseitige Abhängigkeit der Größen wird damit gänzlich missachtet.93
4 Einführung ins Earned Value Management
Der Begriff „Earned Value“ (EV) ist seit den 1960ern in Gebrauch. Damals diente EVM dem US-
amerikanischen Verteidigungsministerium als Standardmethode zur Projektleistungsmes-
sung. Heutzutage findet es durchaus weitere Verbreitung.94
89 Vgl. Raby (2000), S. 7. 90 Vgl. Wanner (2007), S. 51. 91 Vgl. Wanner (2007), S. 14. 92 Vgl. Wanner (2007), S. 14. 93 Vgl. Menze (2013), S. 69. 94 Vgl. Raby (2000), S. 6.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 19 - Claudia Ceplak
Die Projektkontrolle fokussiert sich auf die Messung und Auswertung des tatsächlichen Pro-
jektfortschritts.95 Aufgrund von Planabweichungen werden zur Kontrolle der Leistung eines
Projektes vermehrt Techniken, wie das Earned Value Management (EVM), angewendet.96
EVM ist eine Methode des Projektcontrollings, die Umfang, Kosten und Termine verwendet
um den tatsächlichen Projektfortschritt zu messen. EVM errechnet Abweichungen und Leis-
tungsindizes von Projektkosten und -terminen, um die zu erwartenden Projektkosten sowie
den Zeitpunkt des Projektabschlusses voraussagen zu können. Diese Technik des Projektcon-
trollings liefert somit frühzeitig Anhaltspunkte eintretender Ergebnissen der Projektleistung.97
Drei Basiswerte, Planned Value (PV), Earned Value (EV) und Actual Cost (AC), bilden den Kern
von zahlreichen EVM-Leistungskennzahlen, die den Projektfortschritt bezüglich Zeit und Kos-
ten messen. Sie sollten auch als Anstoß für Korrekturmaßnahmen dienen, wenn das Projekt-
ziel in Gefahr zu sein droht.98
Ursprünglich wurde EVM als Kostenmanagement- und Kontrollwerkzeug entwickelt, welches
auch auf die Terminverfolgung erweitert werden konnte. Die Entwicklung von EVM fokus-
sierte sich größtenteils auf das Kostenmanagement, die Kontrolle und die finanzielle Ana-
lyse.99 Erst im Laufe der Zeit verlagerte es sich allmählich von der Kostenkontrolle auch auf die
Zeitkontrolle. Der Zeitaspekt des EVM wurde von Lipke (2003) aufgegriffen und begründet das
Earned Schedule (ES) Konzept.100
Die Möglichkeit die endgültige Projektdauer genau voraussagen zu können, ist essentiell für
erfolgreiches Projektmanagement. Beim Earned Value Management wird eine sogenannte Ba-
seline erstellt um Prognosen zur Projektdauer ablesen zu können.101 EVM misst und analysiert
den allgemeinen Projektstatus anhand dieser Baseline.102 Dabei dient die Baseline bzw. der
Planned Value als Ausgangspunkt um die tatsächliche Projektleistung ermitteln zu können.103
95 Vgl. Willems/Vanhoucke (2015), S. 1610. 96 Vgl. Colin et al. (2015), S. 65. 97 Vgl. Vanhoucke/Vandevoorde (2007), S. 1361 ff. 98 Vgl. Colin et al. (2015), S. 65. 99 Vgl. Brandon (1998), S. 11 ff. 100 Vgl. Willems/Vanhoucke (2015), S. 1610. 101 Vgl. Batselier/Vanhoucke (2015), S. 1588. 102 Vgl. Narbaev/De Marco (2014), S. 1007. 103 Vgl. Willems/Vanhoucke (2015), S. 1610.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 20 - Claudia Ceplak
4.1 Die Entstehung von EVM
Das Earned Value Konzept stammt ursprünglich aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ingenieure
beschäftigten sich jahrelang mit einem Ansatz, der die tatsächliche „Kosten-Leistungseffizi-
enz“ feststellen sollte. Um den Kostenverlauf zu ermitteln, verglichen sie ihre erarbeiteten
Leistungen mit den tatsächlich angefallenen Kosten. Danach verglichen sie ihre erarbeiteten
Leistungen mit den ursprünglich geplanten Leistungen, um die Zeitplanung bewerten zu kön-
nen und es entstand Earned Value in seiner einfachsten Form.104
Earned Value, auch Fertigstellungswert genannt, wurde von der US-Regierung über Jahr-
zehnte in einer starren, formellen Weise angeordnet, die viele Organisationen davon abgehal-
ten hat, die Technik anzuwenden. Diese vorgeschriebene, formale Ausführung der Earned Va-
lue Methode begann 1967 als das Verteidigungsministerium (Department of Defense, DoD)
eine Richtlinie veröffentlichte. Diese Richtlinie enthielt 35 Kriterien (Cost/Schedule Control
Systems Criteria, C/SCSC), an die sich alle privaten Industrieunternehmen, welche auch in Zu-
kunft an wichtigen Regierungsprojekten teilnehmen wollten, zu halten hatten. Wann immer
ein neues Großprojekt von der US-Regierung beschafft wurde, bei dem das „Kostenrisiko“ von
Seiten der Regierung eingegangen wurde, mussten diese 35 Kriterien vom Auftragnehmer er-
füllt werden.105
Man wollte mit den C/SCSC eine einheitliche Ausführung des „Earned Value“-Konzepts bezüg-
lich Kosten- und Zeitmanagement auf ausgewählte, neue Großprojekte erwirken. Ein be-
stimmter Mindestvertragswert (in Millionen) und eine Mindestprogrammdauer (von zwölf
Monaten oder mehr) waren erforderlich, um die Kriterien anwenden zu können. Das C/SCSC-
Konzept wurde 30 Jahre lang konsequent angewendet und setzte den Standard für die
Vergabe von Großprojekten, die von der Regierung beschafft wurden. Andere Regierungsbe-
hörden in den Vereinigten Staaten und in anderen Ländern, wie Australien, Kanada und
Schweden haben ähnliche Earned Value Kriterien ins Management ihrer Großprojekte aufge-
nommen.106
104 Vgl. Fleming/Koppelman (1998), S. 20. 105 Vgl. Fleming/Koppelman (1998), S. 19. 106 Vgl. Fleming/Koppelman (1998), S. 19.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 21 - Claudia Ceplak
Diese 35 C/SCSC-Standards sollten auch von privaten Unternehmen verwendet werden. Und
obwohl die Leistungsmessung basierend auf dem Fertigstellungswert ein solides Projektma-
nagement-Tool darstellt, war die Privatwirtschaft gegen die C/SCSC-Standards. Viele private
Unternehmen hatten Schwierigkeiten diese strengen Kriterien auf alle Projekte, insbesondere
auf jene im gewerblichen Bereich, anzuwenden. Das softwarebasierte Projektmanagement
benötigte etwas weniger Formelles als die gesamten C/SCSC.107
Nach Jahren, in denen die US-amerikanische Regierung das Earned Value Konzept für staatli-
che Projekte vorgegeben hatte, erhielt die Privatwirtschaft ein Mitspracherecht bei der For-
mulierung der Anforderungen, die ihnen für die Anwendung des Konzeptes auferlegt wurden.
Im Jahr 1995 gestattete die National Security Industrial Association (NSIA) den privaten Un-
ternehmen den Nutzen der Earned Value Kriterien zu beurteilen. Nach einer einjährigen Stu-
die, veröffentlichte die NSIA die deutlich umformulierte Version der Kriterien, um diese für die
Privatwirtschaft schmackhafter zu machen. Dieser Standard wurde Earned Value Manage-
ment System (EVMS) genannt.108
4.2 EVM-Definitionen
Aber worin genau liegt der Unterschied zwischen Earned Value, Earned Value Analyse, Earned
Value Management oder Earned Value Management System? Drei wesentliche Definitionen
gilt es zu unterscheiden. Die folgende Abbildung zeigt die unterschiedlichen Bedeutungen der
Begriffe im Überblick.
107 Vgl. Anbari (2003), S. 12. 108 Vgl. Fleming/Koppelman (1998), S. 20.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 22 - Claudia Ceplak
Abb. 3: Die Hierarchie der EVM-Begriffe109
4.2.1 Earned Value (EV)
Earned Value ist im Wesentlichen der Wert der Arbeit, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt
geleistet wurde basierend auf dem geplanten (budgetierten) Wert dieser Arbeit. Daher wird
für Earned Value auch der Begriff „Budgeted Cost of Work Performed” (BCWP) verwendet,
das so viel bedeutet wie “budgetierte Kosten der geleisteten Arbeit“.110
Einfacher ausgedrückt, kann mit Hilfe des Earned Value die Wertschöpfung bzw. ‚wahre‘ Pro-
jektleistung zum entsprechenden Zeitpunkt ermittelt werden. Der EV kann auch als physischer
Fortschritt des Projektes beschrieben werden. Wie der Begriff Earned Value bereits verrät,
wird durch einen gewissen Aufwand etwas erreicht (earned).111
Und obwohl der Earned Value ‚nur‘ ein Hilfsmittel zur Berechnung der EVM-Leistungskenn-
zahlen darstellt, ist er dennoch das Schlüsselelement. Denn ohne den EV könnten keine Pro-
jektabweichungen oder Leistungsindizes ermittelt werden.112
109 Quelle: Wanner (2007), S. 62. 110 Vgl. Brandon (1998), S. 4. 111 Vgl. Wanner (2007), S. 62 ff. 112 Vgl. Wanner (2007), S. 62 ff.
Earned Value(EV) = geplanter Wertder erledigten Arbeit
Earned Value Management(EVM) = Anwendung von Earned Value
Management Kennzahlen zur Bestimmung des Projektstatus,
Prognosen und Korrekturmaßnahmen
Earned Value Management System(EVMS) = Ein System von integrierten Prozessen, welches die
definierten EVM-Normen und Kriterien im Unternehmen implementiert
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 23 - Claudia Ceplak
4.2.2 Earned Value Analyse (EVA)
Die Earned Value Analyse wird oft mit dem Earned Value Management gleichgesetzt. Wanner
ist jedoch der Ansicht, dass diese „Analyse“ nur einen kleinen Teil dieser Management-Me-
thode widergibt.113
4.2.3 Earned Value Management (EVM)
Earned Value Management ist ein Verfahren, um Kosten, Termine sowie technischen Fort-
schritt für Auftraggeber als auch Auftragnehmer sichtbar zu messen. Dadurch kann die Pro-
jektleistung effektiv gemanagt werden.114
Es ist eine strukturierte Management-Methode, die den tatsächlichen Fortschritt eines Pro-
jektes misst und analysiert. Dabei werden die drei entscheidenden Erfolgsfaktoren des Pro-
jektmanagements (Zeit, Kosten, Projektumfang) mit einbezogen. EVM ermöglicht die Berech-
nung von Kosten- und Terminabweichungen sowie Leistungsindizes und erstellt Prognosen
der anfallenden Projektkosten und der noch benötigten bzw. gesamten Projektdauer. Es lie-
fert frühzeitige Hinweise zur Projektleistung, um eventuelle Korrekturen rechtzeitig vorneh-
men und auf Abweichungen früh reagieren zu können.115
4.2.4 Earned Value Management System (EVMS)
Ein Earned Value Management System besteht aus einer Vielzahl von integrierten Prozessen,
welche festgelegte Kriterien und Normen implementiert. EVMS kann in seiner einfachsten
Form auch ohne Software eingesetzt werden. Jedoch steigert eine solche die Produktivität,
ermöglicht eine wirtschaftliche Implementierung von EVM und vereinfacht die Durchführung
komplexer Projekte.116
Ein Earned Value Management System (EVMS) integriert Projektumfang und -inhalt effektiv
mit Zeitplan und Kostenelementen für eine optimale Projektplanung und -kontrolle. Der pri-
märe Zweck des Systems besteht darin, das Projektmanagement zu unterstützen.117
113 Vgl. Wanner (2007), S. 62 ff. 114 Vgl. Wanner (2007), S. 62 ff. 115 Vgl. Vandevoorde/Vanhoucke (2005), S. 1. 116 Vgl. Wanner (2007), S. 62 ff. 117 Vgl. Electronic Industries Alliance (1998), S. 1.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 24 - Claudia Ceplak
5 Die integrierte Baseline als Anwendungsvoraussetzung von EVM
„Grundvoraussetzung für die Anwendung von EVM, aber auch für jedes moderne Projektma-
nagement, ist die integrierte Baseline“, so Niemand et al. Die Baseline besteht aus einem Pro-
jektstrukturplan (PSP) sowie dessen Arbeitspaketen (AP). Unabhängig davon, ob EVM im Un-
ternehmen eingesetzt wird oder nicht – die integrierte Baseline bietet die Grundlage für eine
erfolgreiche Projektsteuerung. Häufig wird in der Praxis jedoch kein allzu großer Wert auf eine
solide Projektplanung gelegt.118
Der Nutzen des Projektstrukturplans wird dabei oft unterschätzt. Ohne einen guten PSP mit
definierten Arbeitspaketen kommt es früher oder später zu Problemen – beispielsweise durch
eine ungenaue bzw. unvollständige Definition des Projektumfangs zu Projektbeginn. Aber
auch eine Unterbudgetierung des Projektes führt auf sicherem Weg zu einer Überziehung der
Projektkosten; genauso wie das Vorgeben eines unerreichbaren Projektabschlusstermins zu
einer Planabweichung führt. Um solche Fehler zu vermeiden, gibt es Voraussetzungen, die
erfüllt werden müssen, um mittels EVM die Projektleistung genau bestimmen zu können.119
Die Projektstrukturplanung mit detaillierter Definition aller Arbeitspakete ist von entscheiden-
der Bedeutung für den Einsatz von EVM.120 Der PSP ist ein einfaches jedoch wertvolles und am
meisten unterschätztes Projektmanagementwerkzeug. Er ist eine unentbehrliche Basis für
den Einsatz von Earned Value Management.121
5.1 Der Projektstrukturplan
Jedes Projekt zeichnet sich durch einen gewissen Grad an Komplexität aus. Eine Zerlegung der
Projektaufgaben in einzelne, überschaubare Einheiten erweist sich dabei als durchaus sinn-
voll.122 Dabei wird der gesamte Projektumfang zu 100 Prozent unter Nutzung eines Projekt-
strukturplans definiert.123 Aufgrund der Strukturierung werden die Aufgaben plan- sowie steu-
erbar und können fehlerfrei und effektiv ausgeführt werden. Der PSP stellt alle Elemente eines
Projektes vollständig und hierarchisch in Form eines Organigramms dar.124
118 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 325. 119 Vgl. Wanner (2007), S. 72 ff. 120 Vgl. Cioffi (2006), S. 290 ff. 121 Vgl. Wanner (2007), S. 72 ff. 122 Vgl. Willems/Vanhoucke (2015), S. 1614. 123 Vgl. Fleming/Koppelman (1998), S. 21 f. 124 Vgl. Marr/Steiner (2004), S. 1202.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 25 - Claudia Ceplak
Die oberste Ebene des Projektstrukturplans zeigt den Projektnamen bzw. die Projektbezeich-
nung. Die zweite PSP-Ebene beinhaltet Teilsysteme, die auch zu Teilprojekten bzw. -aufgaben
gegliedert werden können. Auf der untersten Ebene werden diese Teilaufgaben wiederum
weiter gegliedert in sogenannte Arbeitspakete (AP).126
Die veraltete DIN 69901 aus dem Jahr 1987 interpretierte den Projektstrukturplan bloß als
Darstellung der Projektstruktur.127 Dabei sollte dieses so einfach darzustellende Organigramm
in jedem Projekt ein Kernelement verkörpern. Denn der PSP fungiert für sämtliche Projektbe-
reiche sowie Projektbeteiligte als gemeinsame Grundlage im Projektgeschehen.128
Die aktuelle DIN 69901-5 (2009) präzisiert den Projektstrukturplan als die vollständige hierar-
chische Darstellung aller Elemente (Teilprojekte, Arbeitspakete) der Projektstruktur.129 Damit
125 Quelle: Wanner (2007), S. 83. 126 Vgl. Jenny (2001), S. 211 f. 127 Vgl. Angermeier (2014), o.S. 128 Vgl. Wanner (2007), S. 80 ff. 129 Vgl. Angermeier (2014), o.S.
Arbeitspaket-beschreibung
Vorgänge
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 26 - Claudia Ceplak
liefert der PSP die Basis für eine umfassende Koordination der Projektsteuerung. Er gliedert
das Projekt hierarchisch nach Tätigkeiten mit zunehmendem Detaillierungsgrad. Werden
diese Tätigkeiten, sprich PSP-Elemente, zusammengefasst, ergeben sie den gesamten Arbeits-
umfang des Projektes. Somit gewährleistet der PSP Transparenz bei der Projektrealisierung
und orientiert sich an der Verwirklichung der Projektziele. Der PSP bildet für den Projektma-
nager ein effizientes Managementinstrument zur Koordination von Projekten.130
Der Projektstrukturplan erfüllt folgenden Zweck:
• Überblick über das Projekt schaffen (Transparenz des Projektes für alle Projektverantwort-
lichen)
• Vollständige Darstellung des Projektumfangs/Projektgegenstands
• Definition aller projektbezogenen Arbeitspakete
• Bilden von Teilprojekten, die zur Ausführung an verantwortliche Stellen übertragen werden
• Strukturieren und ordnen der Arbeitspakete
• Aufdecken von Abhängigkeiten und Zusammenhängen und definieren von Nahtstellen
• Vorgabe einer Struktur zur Führung des Projektes (Planung, Steuerung und Überwachung
des Projektes sowie Risiko-, Qualitätsmanagement usw.)
• Spezifizieren des Projektgegenstands, um eine Basis für das Änderungs- und Konfigurati-
onsmanagement zu schaffen.131
„Mit anderen Worten: Der Projektstrukturplan ist ein Instrument, mit welchem festgelegt
wird, was in einem Projekt zu tun ist.“132
5.1.1 So entsteht ein Projektstrukturplan
Die Basis einer Strukturplanung bildet der Projektinhalt bzw. -umfang, auch „scope of work“
genannt, oder der Auftrag des Vertragspartners.133
130 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 325. 131 Vgl. Kummer et al. (1986), S. 62. 132 Wytrzens (2010), S. 122. 133 Vgl. Wanner (2007), S. 88 f.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 27 - Claudia Ceplak
Hat ein Projekt eine bestimmte Größe erreicht, wird es in Teilprojekte gegliedert. Je nach Art
der Strukturierung bilden diese Teilprojekte die zweite oder dritte PSP-Ebene.134 Danach wer-
den diese wiederum – ausgehend von der Prozessstruktur – in kontrollierbare und selbständig
durchführbare Teilaufgaben zerlegt (Work Breakdown Structure). Auf der untersten Ebene
befinden sich die Arbeitspakete, welche nicht weiter aufteilbare Aufgaben darstellen.135 Ist
diese unterste Ebene bzw. die Ebene der Arbeitspakete erreicht, wird das Projekt nicht mehr
weiter zerlegt.136 Die Arbeitspakete werden dann einem Projektteammitglied, der zuständi-
gen Organisationseinheit des Unternehmens oder einem externen Unternehmen zur Durch-
führung übergeben.137
Oft stehen zum Planungsbeginn nicht genügend Informationen zur Verfügung, um gewisse
Teilaufgaben sehr detailliert in Arbeitspakete unterteilen zu können. Der PSP wird deshalb nur
so weit wie möglich gegliedert. Zukünftige Arbeiten, welche noch über zu wenig genaue De-
tails verfügen, werden erst später in einzelne Arbeitspakete unterteilt. Nur selten besteht die
Möglichkeit gleich zu Planungsbeginn das gesamte Projekt detailliert zu planen. Deshalb
kommt häufig die „rollende Planung“ (Rolling Wave Planning) zum Einsatz.138
Ziel der Ausarbeitung eines Projektstrukturplans sind die Eingrenzung sowie Feststellung ei-
genständiger Arbeitsabläufe, die das Projekt seiner Fertigstellung näher bringen, um damit
eine Basis für die weitere detaillierte Projektplanung zu schaffen.139
5.1.2 Der Projektstrukturplan und seine Bedeutung für das Earned Value Management
Der PSP hat eine ganz wesentliche Bedeutung für das Earned Value Management. Ohne PSP
kann EVM nicht angewendet werden. Ohne einen klar festgelegten Projektumfang sowie ei-
nen davon abgeleiteten Projektstrukturplan kann keine klare Messbasis (Baseline) für den Ein-
satz von Earned Value Management bestimmt werden. Traditionelles Projektmanagement
überwacht meist nur zwei Komponenten: Budget (Plan) und Ausgaben (Ist). Earned Value Ma-
nagement hingegen berücksichtigt Kosten, Zeitplan sowie den Projektumfang. Durch die zu-
sätzliche Überwachung des Projektumfangs, bzw. der bereits ausgeführten Arbeit, erhält man
134 Vgl. Webb (2003), S. 39 ff. 135 Vgl. Burghardt (1999), S. 72. 136 Vgl. Litke (1991), S. 65. 137 Vgl. Wanner (2007), S. 88 f. 138 Vgl. Wytrzens (2010), S. 122. 139 Vgl. Wytrzens (2010), S. 122.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 28 - Claudia Ceplak
ein umfassendes Verständnis vom Projektfortschritt sowie Gesundheitszustand des Projek-
tes.140
Der Projektstrukturplan ist das wichtigste Instrument, wenn es um die Definition und Über-
wachung eines Projektes geht. Wird der PSP nicht korrekt aufgebaut bzw. enthält er nicht den
gesamten Projektumfang, 141 kann auch der Projektfortschritt nicht exakt gemessen werden.
Ohne einen 100 prozentigen Bezugspunkt kann niemand genau sagen, ob 10 Prozent, 20 Pro-
zent oder bereits 25 Prozent der Arbeit erledigt sind.142 Das angewandte Earned Value Ma-
nagement System (EVMS) wäre nutzlos, da es keine korrekten Werte liefern könnte. Ohne
vollständigen PSP verliert man die Kontrolle über das Projekt.143
Der Projektstrukturplan liefert dem Earned Value Management die Struktur für
• die Erfassung und Definition des gesamten Projektumfangs,
• die Aufteilung des Projektumfangs in festgelegte plan- und steuerbare Arbeitspakete,
• die Budgetierung und Zeitplanung des Projektes,
• die Erfassung der tatsächlichen Kosten, um einen Vergleich mit den geplanten Kosten an-
stellen zu können,
• den Vergleich des Projekt-Enddatums mit den Projekt-Endkosten sowie
• den Bericht des Projektfortschritts, der Projektkosten sowie der EVM-Kennzahlen an das
Management.144
5.2 Arbeitspakete
Die DIN 69901-5 aus dem Jahr 2009 definiert das Arbeitspaket als „eine in sich geschlossene
Aufgabenstellung innerhalb eines Projekts, die bis zu einem festgelegten Zeitpunkt mit defi-
niertem Ergebnis und Aufwand vollbracht werden kann“145.
Ein Arbeitspaket verkörpert das kleinste Element im Projektstrukturplan und wird daher in-
nerhalb des PSP nicht weiter gegliedert. Jedes AP stellt eine echte Aufgabe in Form von phy-
140 Vgl. Wanner (2007), S. 93. 141 Vgl. Webb (2003), S. 39 ff. 142 Vgl. Fleming/Koppelman (1998), S. 21 f. 143 Vgl. Wanner (2007), S. 93. 144 Vgl. Wanner (2007), S. 93 f. 145 Deutsches Institut für Normung e.V. (2009), S. 151.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 29 - Claudia Ceplak
sischer Arbeit dar. Diese Aufgabe wird von einer organisatorischen Einheit oder einer einzel-
nen Person mit festgelegtem Ergebnis bis zu einem fixierten Zeitpunkt ausgeführt. Es handelt
sich dabei um eine Aufgabe, die aus einzelnen Komponenten besteht, welche jedoch nicht
separat betrachtet werden müssen, sondern als Paket abgewickelt werden können. Jedes Ar-
beitspaket braucht einen AP-Verantwortlichen. Somit kann es als „Mini-Projekt“ innerhalb ei-
nes Projekts angesehen werden.146
Die Arbeitspakete werden mit den Planwerten Aufwand, Dauer, Leistung (überprüfbare Er-
gebnisse), Qualität und Ressourcen ausgestattet.147 Die Summe der einzelnen AP-Ergebnisse
stellt den gesamten Leistungsumfang eines Projektes dar.148
Jedes Arbeitspaket verfügt über ein definiertes Ergebnis. Erst bei Vorliegen dieses Ergebnisses
und Abnahme durch die Projektleitung bzw. Qualitätssicherung ist das AP abgeschlossen. Da-
bei ist es wichtig, den Nutzen einer ausführlichen Arbeitspaketbeschreibung nicht zu unter-
schätzen. Der etwas größere Aufwand wird sich lohnen, denn die AP-Beschreibung liefert die
Grundlage zur Erstellung detaillierter Kosten- und Terminpläne.149
5.2.1 Arbeitspaketgröße und -dauer
Laut Projektstrukturplanung sollte das Projekt so detailliert gegliedert werden, bis plan- und
steuerbare Einheiten (Arbeitspakete) entstehen. Wird das Projekt zu fein detailliert, verringert
dies die Übersichtlichkeit und das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Projektplanung verschlech-
tert sich. Eine zu grobe Detaillierung des Projektes hat ein erhöhtes Risiko einer Kosten- und
Terminüberschreitung zur Folge. Die Wahl der Arbeitspaketgröße sollte deshalb so ausfallen,
dass die AP sicher gemanagt und kontrolliert werden können. Zu große AP laufen Gefahr außer
Kontrolle zu geraten. Sie sind dann nicht mehr steuerbar und gefährden Projekte, die dem
Projektplan zeitlich hinterher hinken.150
5.2.2 Arbeitspakete und Earned Value Management
Ohne Arbeitspakete und laufender Berichterstattung bezüglich Zeit und Leistung erweist sich
die Anwendung von Earned Value Management als nahezu unmöglich. Nach Wanner beträgt
die Mindestanzahl der Arbeitspakete 50, da andernfalls das Verhältnis zwischen Nutzen und
146 Vgl. Raby (2000), S. 8. 147 Vgl. Webb (2003), S. 62 f. 148 Vgl. Jenny (2009), S. 106. 149 Vgl. Webb (2003), S. 62 f. 150 Vgl. Wanner (2007), S. 97 f.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 30 - Claudia Ceplak
Aufwand nachteilig ausfiele. Bei weniger als 50 Arbeitspaketen leide die Qualität des ermittel-
ten Earned Values. Laut Wanner könnte man daraus berechnen, dass EVM ab ca. 500.000 Euro
Projektkosten sinnvoll einzusetzen wäre – außer es werden kleinere Arbeitspakete defi-
niert.151
Die Größe der Arbeitspakete ist durchaus zu berücksichtigen. Denn bei zu kleinen Arbeitspa-
keten wird der Aufwand der Berichterstattung für das Projektteam enorm. Sind die Arbeits-
pakete zu groß, erfolgt die Messung der Projektleistung tendenziell seltener und es werden
weniger Korrekturmaßnahmen vorgenommen. Wird die Messung der Projektleistung monat-
lich durchgeführt, sollte die Dauer der Arbeitspakete einen Monat keinesfalls übersteigen –
besser wären ein bis zwei Wochen.152
Beim Earned Value Management ist die regelmäßige Berichterstattung des Fertigstellungsgra-
des aller Arbeitspakete von wesentlicher Bedeutung. Auch bei großen Projekten sind wö-
chentliche Berichte durchaus sinnvoll. Ist eine geeignete Arbeitspaketgröße gewählt, kann mit
der groben Schätzung des Fertigstellungsgrades begonnen werden, beispielsweise 0 % (AP
noch nicht begonnen), 50 % (AP bereits begonnen), 100 % (AP abgeschlossen). Mit dieser Me-
thode bleibt die Genauigkeit gegenüber dem Wert der Gesamtprojektleistung bestehen.153
5.2.3 Anforderungen an Arbeitspakete für eine integrierte Leistungsmessung
Die einzelnen AP müssen folgende Anforderungen erfüllen, damit eine integrierte Leistungs-
messung gewährleistet werden kann:
• Eine eindeutige Abgrenzung der einzelnen AP sollte durch eine genaue Aufgabenbeschrei-
bung sowie exakte Zielvorgabe (Meilenstein) erfolgen. Ein Meilenstein verfügt über ein ge-
plantes Sachergebnis (inhaltlicher Bestandteil), das sich an einem festgelegten Fertigstel-
• Die Terminplanung bestimmt Anfangs- und Endzeitpunkt der einzelnen AP. Der Endzeit-
punkt ist an jenen Zeitpunkt gekoppelt, zu dem der Meilenstein erreicht ist. Ein Meilenstein
ist aber nicht etwa mit der Fälligkeit des Termins erreicht, sondern erst wenn das Sacher-
gebnis vorliegt und damit auch die Qualitätsziele erfüllt sind.155
151 Vgl. Wanner (2007), S. 101 f. 152 Vgl. Wanner (2007), S. 101 f. 153 Vgl. Wanner (2007), S. 101 f. 154 Vgl. Platz/Schmelzer (1986), S. 281. 155 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 326.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 31 - Claudia Ceplak
• Die Budgetierung erfolgt durch Zuweisung der Werte auf die einzelnen AP. Die Summe die-
ser Werte sollte dem Gesamtprojektwert entsprechen.156
Wichtig ist, dass für jedes AP ein Verantwortlicher vorhanden ist und dass im Zuge der Pro-
jektkontrolle ein Monitoring der Arbeitspakete erfolgt. Kosten, Zeit sowie definiertes Quali-
tätsniveau werden mit Hilfe der Meilensteine parallel betrachtet. Damit wird eine integrierte
Leistungsmessung gewährleistet und mit Hilfe von klaren Verantwortlichkeiten eine stärkere
Verhaltensbeeinflussung ermöglicht.157
Um die Baseline zu erstellen, bedarf es einer Ausrichtung der Arbeitspakete an einem Zeit-
strahl. Somit entspricht die Baseline in kostenmäßiger als auch in zeitlicher Hinsicht der
Summe aller AP und eignet sich als Referenz für das Projektcontrolling.158 Demnach gibt die
Baseline den festgelegten Ablauf der Arbeitspakete wider, wogegen der PSP das Instrument
zur Aufgabenplanung darstellt.159
Die Baseline (auch Basisplan genannt) umfasst alle Daten eines genehmigten, in Zeitabschnitte
gegliederten Projektplans zu einem bestimmten Stichtag. Die Baseline kann für ein Projekt,
eine PSP-Komponente, ein Arbeitspaket oder einen Terminplanvorgang erstellt werden.
Grundsätzlich bezieht sich das Projektmanagement beim täglichen Arbeiten auf den aktuellen
Basisplan. Es kann sich dabei aber auch am ursprünglichen oder einem anderen Basisplan ori-
entieren. Meistens wird der Plan noch um einen Begriff erweitert, der seine Aufgabe näher
beschreibt (zum Beispiel Kosten-, Termin-, Leistungsmessungs- oder technischer Basisplan).
Um den Fortschritt eines Projektes aufzuzeigen, werden die Daten aus dem Basisplan entnom-
men und an den bisher erzielten Ergebnissen gemessen.160 Streng genommen ist nur der erste
Terminplan, den alle Projektbeteiligten zu Projektbeginn genehmigt haben, der Basisplan. Im
Projektverlauf werden aber auch eigens dokumentierte Zwischenstände des Terminplans als
Basispläne bezeichnet.161
Electronic Industries Alliance (EIA) definiert die integrierte Baseline bzw. Baseline der Leis-
tungsmessung als gut funktionierendes Management-Tool. Die Baseline ist eine Darstellung
156 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 326. 157 Vgl. Gadatsch/Mayer (2004), S. 272 f. 158 Vgl. Colin et al. (2015), S. 65. 159 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 326. 160 Project Management Institute (2004), S. 354. 161 Vgl. Angermeier (2003), o.S.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 32 - Claudia Ceplak
aktueller Projektpläne, die sich ändert sobald diese Pläne verfeinert und überarbeitet werden.
Eine angemessene Instandhaltung der Baseline verhindert die Leistungsmessung an einem
veralteten oder nicht genehmigten Plan.162
Die Baseline der Leistungsmessung ist der Grundstein des EVM-Systems. Ist die Baseline nicht
korrekt, sind die gemessenen Leistungsdaten des EVM bedeutungslos. Das Budget, und damit
die Baseline, sollten in ihrer Höhe konstant bleiben; es sei denn, es gäbe einen guten Grund
für eine Abweichung vom Projektumfang oder eine andere genehmigte Änderung. Da die Pro-
jektleistung an der Baseline gemessen wird, kann eine instabile Baseline zu Problemen führen.
Innerhalb eines Portfolios können unbeständige Baselines auch die ursprünglichen Portfolio-
Auswahlkriterien widerlegen. Eine genaue Baseline der Leistungsmessung erfordert gute Pro-
jektmanagementsteuerung sowie gute Projektmanagementdisziplin.163
Um die Baseline des Projektes stabil zu halten, werden alle Änderungen der Baseline verwal-
tet. Die Baseline des Projektfortschritts, die beim Projektstart aufgestellt wird, ist nur so gut
wie das Management aller geplanten Änderungen der Baseline während der Projektdauer.
Neue Änderungen der Projektarbeit müssen entweder genehmigt oder abgelehnt werden. Da-
mit die anfängliche Baseline nicht an Gültigkeit verliert, muss jede Änderung genau gemanagt
werden. Eine Baseline stabil zu halten ist eine genauso große Herausforderung wie die Defini-
tion des Projektinhalts und -umfangs zu Beginn des Projektes.164
Projektstrukturplan und Arbeitspakete bilden die wesentlichsten Bestandteile einer integrier-
ten Baseline. Um Earned Value Management im Unternehmen erfolgreich implementieren zu
können, bedarf es jedenfalls eines solchen Basisplans – unabhängig um welches Projekt es sich
handelt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass folgende Tätigkeiten abzuwickeln sind bevor der
Earned Value berechnet werden kann:
• Der Projektstrukturplan ist zu erstellen und auf der untersten Ebene in Arbeitspakete zu
gliedern.
• Die Ressourcen müssen definiert und die Kosten jedes Arbeitspaketes müssen eingeschätzt
werden. Auch die Arbeitspaketverantwortlichen sind zu definieren.
162 Vgl. Electronic Industries Alliance (1998), S. 14. 163 Vgl. Flemin/Koppelman (1998), S. 21 f. 164 Vgl. Fleming/Koppelman (1998), S. 21 f.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 33 - Claudia Ceplak
• Für jedes Arbeitspaket ist eine Terminplanung zu erstellen, inklusive aller AP-Abhängigkei-
ten.
• Die Verfügbarkeit und Auslastung der benötigten Ressourcen sowie die Budgetierung sämt-
licher Kosten müssen überprüft werden.
• Der Projektplan ist als Basisplan zu speichern.165
6 Die Berechnung des Earned Value
Der Earned Value entspricht den Sollkosten eines Arbeitspaketes. Die Sollkosten sind jene Kos-
ten, die für eine bestimmte Leistung plangemäß anfallen dürfen (geplante Kosten pro Leis-
tungseinheit x tatsächliche Kosten).166 Der offensichtliche und in der Literatur durchaus be-
kannte Vorteil der Sollkosten liegt in der Berücksichtigung der Leistungskomponente.167
Tab. 1: Beispiel zur Berechnung des Earned Value169
165 Vgl. Wanner (2007), S. 131. 166 Vgl. Fiedler (2008), S. 198. 167 Vgl. Hoffmann/Renner (2008), S. 49. 168 Vgl. Hoffmann/Renner (2008), S. 49. 169 Quelle: Anbari (2003), S. 13.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 34 - Claudia Ceplak
Die Grafik zeigt einen Projektstrukturplan mit einem Gesamtbudget von € 100.000. Das Ar-
beitspaket 1.1 weist ein Budget von € 20.000 auf und ist zum Stichtag zu 100 % fertig gestellt.
Somit wird der Earned Value dieses Arbeitspakets wie folgt ermittelt:
𝐸𝑉 = € 20.000 × 1,00 = € 20.000170
Beim Arbeitspaket 1.2 beläuft sich das Gesamtbudget auf € 40.000 und ist am Stichtag zu 50 %
fertig gestellt. Der Earned Value dieses Arbeitspakets beträgt:
𝐸𝑉 = € 40.000 × 0,50 = € 20.000171
Somit ergibt sich für das gesamte Projekt ein Earned Value von:
𝐸𝑉 = € 20.000 + € 20.000 = € 40.000172
Die Methode zur Berechnung des eigentlichen Earned Value bildet das Herzstück des EVM.
Der Fertigstellungsgrad der Arbeitspakete spielt dabei eine wichtige Rolle. Ohne richtige Be-
urteilung des Fertigstellungsgrades ist eine korrekte Berechnung des Earned Value mit realis-
tischen Prognosen nicht möglich.173
6.1 Die Bewertung des Fertigstellungsgrades174
Eine Überwachung des Projektfortschritts umfasst stets auch die zentrale Frage nach dem je-
weiligen Fertigstellungsgrad der auszuführenden Projektarbeiten.
Der Fertigstellungsgrad lässt sich wie folgt definieren:
𝐹𝐺 =𝐴𝑓𝑒𝑟𝑡𝑖𝑔
𝐴𝑔𝑒𝑠
𝐹𝐺 Fertigstellungsgrad
𝐴𝑓𝑒𝑟𝑡𝑖𝑔 fertiges Arbeitsvolumen
𝐴𝑔𝑒𝑠 gesamtes Arbeitsvolumen175
170 Vgl. Anbari (2003), S. 13. 171 Vgl. Anbari (2003), S. 13. 172 Vgl. Anbari (2003), S. 13. 173 Vgl. Wanner (2007), S. 131. 174 Vgl. Burghardt (2000), S. 365 f., sowie Wanner (2007), S. 134 ff. 175 Vgl. Burghardt (2000), S. 365 f., sowie Wanner (2007), S. 134 ff.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 35 - Claudia Ceplak
Um den Fertigstellungsgrad und damit den Fortschritt eines Projektes zu bestimmen, müssen
weitere objektivierbare Sachverhalte herangezogen werden. Dabei können mehrere Vorge-
hensweisen unterschieden werden:176
6.1.1 Relativer Fertigstellungsgrad
„Zu welchem Prozentsatz ist das Arbeitspaket fertig?“ Mit der Beantwortung dieser Frage wird
der relative Fertigstellungsgrad ermittelt. Die aus der Fragestellung resultierenden Prozent-
werte der einzelnen Arbeitspakete werden dann in Relation zu deren Arbeitsvolumina gesetzt
und ergeben so den prozentualen Gesamt-Fertigstellungsgrad des Projektes (Beispiel a).177
Beispiel a AP 1 3 Monate 30 % fertig 0,9 Monate AP 2 4 Monate 70 % fertig 2,8 Monate AP 3 7 Monate 40 % fertig 2,8 Monate
Projekt 14 Monate 46 % fertig 6,5 Monate Tab. 2: Bestimmung des relativen Fertigstellungsgrades178
6.1.2 Absoluter Fertigstellungsgrad
Im Gegensatz zum relativen wird bei der Berechnung des absoluten Fertigstellungsgrades le-
diglich die Frage gestellt, ob das Arbeitspaket bereits fertig gestellt wurde oder nicht. Wie weit
ein bereits begonnenes Arbeitspaket fortgeschritten ist, interessiert hierbei nicht. Der ge-
samte absolute Fertigstellungsgrad des Projektes kann ermittelt werden, indem abgeschlos-
sene und noch nicht abgeschlossene Arbeitspakete gegenübergestellt werden (Beispiel b).
Dies gelingt jedoch nur, sofern das Projekt in genügend kleine Arbeitspakete gegliedert ist und
diese in etwa über gleich große Arbeitsvolumina verfügen.179
Beispiel b n AP insges. 20 Monate fertig 29 % m AP insges. 50 Monate nicht fertig 71 %
Projekt 70 Monate 29 % fertig Tab. 3: Bestimmung des absoluten Fertigstellungsgrades180
Jedoch wird in der Praxis meist die „Prozent Start/Prozent Ende EV-Technik“ zur Bestimmung
des Fertigstellungsgrades verwendet:
176 Vgl. Burghardt (1999), S. 176. 177 Vgl. Burghardt (2000), S. 365 f. 178 Quelle: Burghardt (1999), S. 177. 179 Vgl. Burghardt (1999), S. 177. 180 Quelle: Burghardt (1999), S. 177.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 36 - Claudia Ceplak
Wie der Name schon sagt orientiert sich die „Prozent Start/Prozent Ende EV-Technik“ am Start
und Ende eines Arbeitspaketes. Diese Technik wird als objektiv angesehen, da Projektmitar-
beiter keinen Einfluss auf die Bestimmung des Fertigstellungsgrades haben. Damit soll eine
durch Schätzung hervorgerufene zu positive Bewertung des Projektfortschritts vermieden
werden.181
Die „50/50 EV-Technik“ beispielsweise eignet sich sehr gut, um Fertigstellungsgrade – vor al-
lem bei Projekten mit wenigen Arbeitspaketen – abzuschätzen, da diese Technik den Fort-
schritt der Arbeitspakete relativ genau ermittelt.182
Einen Spezialfall der Prozent Start/Prozent Ende EV-Technik stellt die „0/100 EV-Technik“ dar.
Ihr Einsatzgebiet sind zeitlich knappe Tätigkeiten/Arbeitspakete, die innerhalb einer Report-
ing-Periode fertig gestellt werden. Die Bewertung anhand der 0/100 EV-Technik erfolgt sehr
vorsichtig. Bei Projekten mit wenigen Arbeitspaketen kann es deshalb zu wesentlichen Wirk-
lichkeitsverzerrungen kommen und die 0/100 EV-Technik erweist sich als unzweckmäßig. Bei
Projekten mit vielen kleinen Arbeitspaketen und kurzen Reporting-Zyklen ist es jedoch sinnvoll
die 0/100 EV-Technik anzuwenden.183
Die 0/100 EV-Technik bewertet den Projektfortschritt sehr konservativ, da der Fertigstellungs-
grad tendenziell niedriger bewertet wird. Dadurch ist sie aber auch die sicherste aller EV-Tech-
niken.184
6.2 Probleme bei der Bewertung des Fertigstellungsgrades
Das Problem bei der Bestimmung des Fertigstellungsgrades liegt darin, zu ermitteln welche
Arbeit nun tatsächlich abgeschlossen ist, also das Fixieren des fertigen Arbeitsvolumens. Die
oft subjektiven Antworten der Entwickler liefern kaum brauchbare Aussagen. Denn diese
schätzen den erreichten Fertigstellungsgrad ihrer Aufgaben meist zu hoch ein. Dadurch wird,
kurz bevor das geplante Projektende erreicht ist, eine Planerfüllung suggeriert, obwohl der
Plan in Wirklichkeit schon unterschritten ist. Häufig werden dann für die übrigen 10 % Arbeit
mindestens 40 % Zeit benötigt. Die Gründe solcher Fehleinschätzungen sind vielfältig:185
• Der noch zu leistende Arbeitsaufwand wird enorm unterschätzt.
181 Vgl. Wanner (2007), S. 134 ff. 182 Vgl. Wanner (2007), S. 134 ff. 183 Vgl. Wanner (2007), S. 134 ff. 184 Vgl. Wanner (2007), S. 134 ff. 185 Vgl. Burghardt (2000), S. 365.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 37 - Claudia Ceplak
• Die bereits erbrachte Leistung wird überschätzt.
• Zukünftige Schwierigkeiten werden verharmlost oder erst gar nicht erkannt.
• (Terminliche) Planüberschreitungen, die bereits eingetreten sind, werden verdrängt.
• Durch ein Drängen der Projektleitung wird die „Realitätstreue“ der Entwickleraussagen be-
einträchtigt.186
Die entscheidende Unsicherheit in der zuvor genannten relativen Bestimmung des Fertigstel-
lungsgrades liegt im „Fast-schon-fertig“-Syndrom.187
Die meisten Projektleiter und -mitarbeiter bewerten den Projektfortschritt bzw. Restaufwand
zu optimistisch. Beträgt der geschätzte Fertigstellungsgrad 90 %, liegt die Arbeitspaketdauer
bzw. Projektlaufzeit oft erst zwischen 50 % und 70 %. Dies rührt daher, dass der Lösungsweg
zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt ist, die noch auftretenden Störungen jedoch nicht. Ins-
besondere Entwicklungsprojekte unterliegen diesem sogenannten „90 %-Syndrom“. Die Um-
setzung einer ermittelten Lösung erfordert oft erhebliche Aufwendungen, sodass subjektive
Einschätzungen gegebenenfalls deutlich erhöht werden müssen.188
Zur Vermeidung des „Fast-schon-fertig“-Syndroms müssen objektive Messungen des Projekt-
fortschrittes durchgeführt werden. Die einfachste Methode dafür ist die 0/100 EV-Technik,
welche geleistete Arbeit erst nach erfolgter Abnahme gelten lässt.189
Bei der 50/50 EV-Technik erfolgt in der ersten Hälfte der Arbeitspaketdauer meist eine ten-
denzielle Überbewertung der Leistung während in der zweiten Hälfte eher unterbewertet
wird. Die Verwendung dieser Technik beschränkt sich deshalb auf kurze Arbeitspakete, welche
Start und Ende innerhalb zwei aufeinander folgender Reporting-Perioden haben. Bei der
50/50 EV-Technik besteht die Gefahr, dass Vorgänge, die noch nicht bearbeitet wurden, be-
reits als begonnen erklärt werden, um die Leistungskennzahlen zu verbessern. Erfolgt nun im
letzten Viertel des Arbeitspaketes der größte Arbeitsanfall, ist es problematisch diese Technik
anzuwenden. Daher ist die 50/50 EV-Technik mit Vorsicht zu genießen.190
186 Vgl. Burghardt (2000), S. 365. 187 Vgl. Burghardt (1999), S. 177. 188 Vgl. Wanner (2007), S. 147. 189 Vgl. Wanner (2007), S. 147. 190 Vgl. Wanner (2007), S. 136.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 38 - Claudia Ceplak
Nach der Bewertung des Fertigstellungsgrades, kann der Earned Value ermittelt werden. Die-
ser legt den Grundstein für die Berechnung aller anderen Kennzahlen des Earned Value Ma-
nagements.
7 Kennzahlen im Earned Value Management
Ein Projektcontrolling basierend auf Earned Value Kennzahlen verkörpert eine Integration des
Kosten- und Zeitcontrollings.191 Mithilfe EV-basierter Kennzahlen ist es möglich, noch während
der Projektlaufzeit eine genaue Schätzung des Projektfortschrittes sowie verlässliche Progno-
sen zu erstellen.192
Die Messung der Projektleistung während der Projektlaufzeit ist eine Möglichkeit, frühe Warn-
signale zu bestimmen. Diese dienen als Auslöser für rechtzeitige Korrekturmaßnahmen, sollte
sich das Projekt in Gefahr befinden.193
191 Vgl. Hoffmann/Renner (2008), S. 48. 192 Vgl. Riedrich/Sasse (2005), S. 174. 193 Vgl. Vanhoucke (2016), S. 199.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 39 - Claudia Ceplak
Abb. 5: Die 3 wesentlichen Komponenten des EVM194
Den Ausgangspunkt der Earned Value Methode bildet die Ermittlung von Plan- und Istkosten
für die Arbeitspakete pro Betrachtungsperiode. Diese Kennzahlen berücksichtigen erbrachte
bzw. geplante Arbeitsergebnisse.195
7.1 Basiskennzahlen
Planned Value, Actual Cost und Earned Value sind die Basiskennzahlen des Earned Value Ma-
nagements und schaffen die Grundlage für die Ermittlung aller anderen EVM-Kennzahlen.196
Laut Vanhoucke kann – basierend auf dem Planned und Earned Value – ohne weiteres auch
eine vierte Basiskennzahl berechnet werden.197 Diese vierte Basiskennzahl nennt sich Earned
Schedule und wird nachfolgend näher erläutert.198
194 Vgl. Vanhoucke (2016), S. 200. 195 Vgl. Hoffmann/Renner (2008), S. 49. 196 Vgl. Wanner (2007), S. 149. 197 Vgl. Vanhoucke (2016), S. 200. 198 Siehe Kapitel 7.1.4.
Der Earned Value verkörpert die Sollkosten. Das sind jene Kosten, die für die tatsächlich er-
brachten Arbeitsergebnisse eingeplant werden. Wie zuvor schon erwähnt, beruht der Vorteil
199 Vgl. Fiedler (2008), S. 199. 200 Vgl. Angermeier (2001), o.S. 201 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 326. 202 Vgl. Project Management Institute (2004), S. 362. 203 Vgl. Fiedler (2008), S. 199. 204 Vgl. Anbari (2003), S. 13. 205 Vgl. Vanhoucke (2016), S. 205 f. 206 Vgl. Fiedler (2008), S. 199. 207 Vgl. Anbari (2003), S. 13. 208 Vgl. Fiedler (2008), S. 199.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 41 - Claudia Ceplak
des Earned Value auf der Berücksichtigung der Leistungskomponente durch die Einführung
von Sollkosten. Die etwas ältere englische Bezeichnung des Earned Value lautet ‚Budgeted
Haack definiert den Earned Value als „die zu einem gegebenen Zeitpunkt während der Pro-
jektlaufzeit tatsächlich umgesetzte bzw. erbrachte Leistung, ausgedrückt in dem für diese Leis-
tung veranschlagten Budget“.211
BCWS und BCWP unterscheiden sich darin, dass ersteres das Budget für Tätigkeiten darstellt,
die ursprünglich geplant waren und letzteres stellt die geplanten Kosten für diejenigen Aktivi-
täten dar, die zum Stichtag bereits erledigt sind.212
7.1.4 Earned Schedule (ES)
Der Earned Schedule ist die Übersetzung des Earned Value in Zeiteinheiten. Er misst den Pro-
jektfortschritt in Zeiteinheiten und schwankt zwischen 0 (am Beginn des Projektes) und der
Planned Duration (PD) am Projektende. Daher gilt am Ende eines Projektes: EV = PV und ES =
PD.213
𝐸𝑆 = 𝑡 +𝐸𝑉 − 𝑃𝑉𝑡
𝑃𝑉𝑡+1 − 𝑃𝑉𝑡
214
Mittels Gegenüberstellung von Plan-, Soll- und Istkosten können Abweichungsursachen diffe-
renzierter betrachtet werden.215
• Wie hoch sind die Kosten der tatsächlich erbrachten Leistung (Istkosten)?
• Wie hoch dürften die Istkosten laut Plan sein (Sollkosten)?
• Wie hoch dürften die Kosten bei geplanter Leistung sein (Plankosten)?
• Verläuft das Projekt ökonomisch (Istkosten – Sollkosten)?
209 Vgl. Hoffmann/Renner (2008), S. 49. 210 Vgl. Fiedler (2008), S. 199. 211 Vgl. Haack (2011), S. 41. 212 Vgl. Raby (2000), S. 7. 213 Vgl. Vanhoucke (2016), S. 200. 214 Vgl. Vanhoucke (2016), S. 205 ff. 215 Vgl. Fiedler (2008), S. 198.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 42 - Claudia Ceplak
• Wird die Leistung laut Plan erbracht (Sollkosten – Plankosten)?216
Aus den Basiskennzahlen werden die wesentlichen Abweichungen (Cost Variance, Schedule
Variance) sowie die zugehörigen Index-Werte, abgeleitet.217
7.2 Vergangenheitsorientierte Kennzahlen
Mithilfe der drei Basisgrößen PV, AC und EV wird eine klassische Varianzanalyse durchgeführt.
Interessant ist dabei aber nicht nur die einfache Kostenanalyse, welche Ist- (AC) und Plankos-
ten (PV) vergleicht, sondern auch die Gegenüberstellung von Plan- (PV) und Sollkosten (EV).218
• Cost Variance zeigt die Kostenabweichungen zum betrachteten Zeitpunkt auf.
𝐶𝑉 = |𝐸𝑉 − 𝐴𝐶|
• Schedule Variance hingegen zeigt die Zeitineffizienzen im Projektverlauf.
𝑆𝑉 = 𝐸𝑉 − 𝑃𝑉219
Abweichende Ressourcenverbräuche oder zeitliche Verschiebungen können der Grund für
eine Abweichung sein. Eine Terminabweichung (Schedule Variance, SV) wird definiert als Dif-
ferenz zwischen Earned Value und Planned Value. Somit gibt diese Abweichung Auskunft über
die jeweilige Beschleunigung bzw. Verzögerung gegenüber dem ursprünglichen Projektplan.
Ein negatives Ergebnis lässt auf einen langsameren Leistungsfortschritt schließen. Ist das Er-
gebnis positiv schreitet das Projekt schneller voran als ursprünglich geplant. Die Kostenabwei-
chung (Cost Variance, CV) errechnet sich als Differenz von Earned Value und Actual Cost und
beschreibt eine Über- oder Unterschreitung von Preisen bzw. Mengen.220
Die Schedule Variance kann nicht nur mit dem Earned Value, sondern auch auf Basis des
Earned Schedule (ES) berechnet werden.
𝑆𝑉(𝑡) = 𝐸𝑆 − 𝐴𝑇
AT … Actual Time (Istzeit, tatsächlich benötigte Zeit)221
216 Vgl. Fiedler (2008), S. 198. 217 Vgl. Haack (2011), S. 42. 218 Vgl. Hoffmann/Renner (2008), S. 49. 219 Vgl. Riedrich/Sasse (2005), S. 174. 220 Vgl. Anbari (2003), S. 14 f. 221 Vgl. Anbari (2003), S. 14 f.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 43 - Claudia Ceplak
Die absoluten Termin- und Kostenabweichungen können auch relativ in Form von Leistungs-
Indexwerten dargestellt werden. Diese Leistungsindizes treffen Aussagen über die bislang er-
reichte Effizienz des Ressourceneinsatzes. Anstelle der Differenz wird dabei der Quotient aus
den entsprechenden Größen gebildet. Das Resultat daraus ergibt den Schedule Performance
Index (SPI) bzw. Cost Performance Index (CPI). Ein Performance Index von 1,0 deutet auf eine
termingerechte bzw. kosteneffiziente Projektabwicklung hin. Ein Index größer 1,0 ist hingegen
ein Anzeichen für einen geringeren Ressourcenverbrauch als geplant.222
Tab. 4: EVM-Kennzahlen im Projektcontrolling der Fa. CapGemini (Stand: Jänner 2012)
252 Vgl. Vanhoucke (2016), S. 205 ff. Das folgende Praxisbeispiel basiert auf dem Berechnungsmodell von Vanhoucke. 253 www.at.capgemini.com 254 Der EAC wurde von CapGemini nach einer anderen Methode berechnet, als die in meinem Beispiel vorgestellte (siehe S. 64).
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 49 - Claudia Ceplak
Tabelle 5 zeigt die Ausgangsdaten des Beispiels. Lediglich der Planned Value ist bereits zu Pro-
jektbeginn vollständig bekannt. Alle anderen Daten errechnen sich erst zum jeweiligen Stich-
tag (Stand: Jänner 2012). Wobei nicht alle Daten in Tabelle 5 für die Durchführung des Bei-
spiels relevant sind.
Abb. 6: Planned Value Curve auf Basis der EVM-Kennzahlen der Fa. CapGemini
Die S-Curve zeigt die Basiskennzahlen Planned Value, Actual Cost und Earned Value über die
gesamte Projektlaufzeit. Die PV-Curve hingegen zeigt lediglich den Planned Value, der auch in
der S-Curve dargestellt ist. Die Planned Value Curve ist eine direkte Überführung des Baseline-
Terminplanes in Geldeinheiten.
Lediglich der Planned Value ist vom Projektbeginn bis zum Projektende bekannt bzw. vorge-
geben. Er entspringt aus dem Baseline-Terminplan. Abbildung 6 zeigt den gesamten kumula-
tiven Anstieg aller Planned Values der Aktivitäten des Baseline-Terminplanes, welche als Er-
gebnis gesamte budgetierte Kosten (Budget at Completion, BAC) von € 1.206 aufweisen.
Die Basiskennzahlen Actual Cost und Earned Value basieren auf wöchentlichen Fortschritts-
messungen bei der Projektabwicklung.
60132
320
486584
690792
9041.022 1.066
1.1481.206
€ 0
€ 200
€ 400
€ 600
€ 800
€ 1.000
€ 1.200
€ 1.400
Planned Value (S Curve)
PV cum.
AC cum.
EV
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 50 - Claudia Ceplak
Tabelle 5 zeigt die Daten des EV-Projektcontrollings der Firma CapGemini. Die Berechnungen der Kennzahlen liegen nun bereits bis zum Zeitpunkt
Juli 2012 vor.
2012
Total Jän.12 Feb.12 Mär.12 Apr.12 Mai.12 Jun.12 Jul.12 Aug.12 Sep.12 Okt.12 Nov.12 Dez.12 Ef
Tab. 7: Die EVM-Basiskennzahlen plus Leistungsmessungen (Abweichungen und Leistungsindizes) für alle Perioden bis zum Monat Juli (basierend auf den Beispieldaten der Fa. CapGemini)
𝑆𝑉 = 𝐸𝑉 − 𝑃𝑉
𝑆𝑃𝐼 = 𝐸𝑉
𝑃𝑉
𝐶𝑉 = | 𝐸𝑉 − 𝐴𝐶 |
𝐶𝑃𝐼 = 𝐸𝑉
𝐴𝐶
• Schedule Variance (SV) zeigt die Abweichung der Zeit ausgedrückt in Geldeinheiten.
• Cost Variance (CV) zeigt die Abweichung der Kosten ausgedrückt in Geldeinheiten.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 56 - Claudia Ceplak
Beide Abweichungen werden in Geldeinheiten ausgedrückt. Während dies für eine Kostenab-
weichung (CV) Sinn macht, sollte eine Zeitabweichung (SV) besser in Zeiteinheiten ausge-
drückt werden als in Geldeinheiten. Zu diesem Zweck können die zwei Abweichungen in di-
mensionslose Leistungsindizes (Performance Indices) übersetzt werden.
• Schedule Performance Index (SPI) zeigt die Leistung der Zeit (EV/PV) in einer dimensions-
losen Form.
• Cost Performance Index (CPI) zeigt die Leistung der Kosten (EV/AC) in einer dimensionslo-
sen Form.
Schedule Performance Index
SPI = EV/PV
Cost Performance Index
CPI = EV/AC
> 100 % Projekt liegt vor dem Plan Budgetunterschreitung
= 100% Projekt läuft nach Plan Projekt liegt im Budget
< 100 % Projektverzögerung Budgetüberschreitung
Tab. 8: EVM-Leistungsindizes im Überblick
Die Schedule Variance, SV und der Schedule Performance Index, SPI werden kritisiert, da sie
eher unzuverlässige Projektzeitmessungen durchführen. Eine alternative Abweichung sowie
ein alternativer Performance Index werden vorgeschlagen:
8.3 Projektzeitmessungen
Es wurde gezeigt, dass die vierte Kennzahl, bekannt als Earned Schedule ES, für die Fort-
schrittsmessung der Projektzeit besser geeignet ist. Der Schedule Performance Index SPI wird
für seinen unzuverlässigen Verlauf am Ende des Projektes stark kritisiert. Die Earned Schedule
Methode hingegen ermöglicht die Berechnung einer alternativen Version des SPI und SV.
• Schedule Variance, SV(t) zeigt die Zeitabweichung (ES – AT*) ausgedrückt in Zeiteinheiten.
> 0: Projekt liegt vor dem Plan
= 0: Projekt liegt in der Zeit
< 0: Projektverzögerung
• Schedule Performance Index, SPI(t) zeigt das Verhalten der Projektzeit (ES / AT*) dimensi-
onslos an.
> 100 %: Projekt liegt vor dem Plan
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 57 - Claudia Ceplak
= 100 %: Projekt liegt in der Zeit
< 100 %: Projektverzögerung
* AT = die aktuell tatsächlich benötigte Zeit
Abb. 10: Darstellung der SV sowie SV(t) am Praxisbeispiel der Fa. CapGemini
SV misst die Projektzeitentwicklung nicht in Zeiteinheiten, sondern in Kosten, während SV(t)
den Projektfortschritt in einer Zeitdimension darstellt. Die Earned Schedule Methode hat aber
auch noch andere Vorteile zu bieten. Diese sind bedeutender als die einfache Definition der
Leistungsmessungen in Zeiteinheiten. Es löst das unzuverlässige Verhalten des traditionellen
Tab. 11: Weitere EVM-Kennzahlen basierend auf den Beispieldaten der Fa. CapGemini
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 65 - Claudia Ceplak
9 Earned Value Management im Multiprojektmanagement
Wie bereits in Kapitel 2 beschrieben, bestehen zwischen den verschiedenen parallel durchzu-
führenden Projekten ziemlich hohe Abhängigkeiten auf inhaltlicher, finanzieller, zeitlicher so-
wie personeller Ebene. Eine übergeordnete Koordination dieser Abhängigkeiten wird erfor-
derlich.255
Um solch eine Projektelandschaft steuern zu können, muss der Status der einzelnen Projekte
bezüglich inhaltlichem Fortschritt, Budgetentwicklung, Zeit und Kapazitäten ermittelt werden.
Das Ergebnis wird für alle Projekte des betreffenden Unternehmens transparent gemacht.256
9.1 Herausforderungen im Multiprojektmanagement
Das Problem liegt an der unzureichenden Informationsqualität, sprich am Informationsman-
gel, über die gesamte Projektelandschaft. Gründe dafür sind unter anderem fehlende Unter-
nehmensstandards, unterschiedliche Informationsdarstellungen, ein Mangel an Integration
von IT-Systemen, wenig Unterstützung durch Automatismen bei der Konsolidierung von Infor-
mationen, fehlende Prozesse bei der Verteilung und Ausarbeitung der Informationen.257
Inwiefern die EVA dabei hilft, diese Probleme des Multiprojektmanagements zu lösen, wird im
folgenden Abschnitt gezeigt.
9.2 Beitrag der Earned Value Analyse zum Multiprojektmanagement
Mithilfe der Earned Value Analyse können unterschiedliche Projekte in Bezug auf die Kosten-
und Termintreue sowie den Fertigstellungsgrad dargestellt werden. Damit ermöglicht die EVA
eine Einordnung der verschiedenen Projekte hinsichtlich Kosten, Zeit und Leistung (die drei
zentralen Projektziele).258
Im Multiprojektmanagement werden Portfolios verwendet, um einen Überblick über die Pro-
jektelandschaft zu erhalten.259 Dazu kann das Projektstatus-Portfolio verwendet werden. Es
verschafft den Projektbeteiligten eine Übersicht über den aktuellen Stand aller Projekte.260
255 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 66. 256 Vgl. Doerwald/Schaub (2012), S. 140. 257 Vgl. Doerwald/Schaub (2012), S. 140 f. 258 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 67. 259 Vgl. Lomnitz (2004), S. 31. 260 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 67.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 66 - Claudia Ceplak
Abb. 13: Projektstatus-Portfolio261
Um die Projekte einteilen zu können, wird die aktuelle Termin- und Kostensituation jener Pro-
jekte herangezogen. Ob die Projekte unter oder über den Plankosten liegen, zeigt die Ordinate
des Projektstatus-Portfolios. Die Abszisse beschreibt die Terminsituation. Das Einordnen der
Projekte in die einzelnen Quadranten des Portfolios wird mithilfe des Cost Performance Index
(CPI) bzw. des Schedule Performance Index (SPI) vorgenommen um die aktuelle Kosten- bzw.
Terminsituation der Projekte zu beschreiben.262
Im Portfolio werden die einzelnen Projekte mittels unterschiedlich großer Kreise dargestellt.
Die Projektgröße (ausgedrückt in Personenmonaten) oder die strategische Projektrelevanz für
das Unternehmen liefert hier das Kriterium der Kreisgröße. Damit wird den Verantwortlichen
261 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 67. 262 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 67.
Kosten
Dauer
CPI > 1BCWP > ACWP
SPI > 1BCWP > BCWS
SPI = 1BCWP = BCWS
SPI < 1BCWP < BCWS
CPI = 1BCWP = ACWP
CPI < 1BCWP < ACWP
P1
P2
P3
Pn
Pm
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 67 - Claudia Ceplak
des Multiprojektmanagements ermöglicht, kritische Situationen in strategisch relevanten Pro-
jekten von Störungen in minder bedeutenden Projekten unterscheiden zu können.263
Weiters kann der zeitliche Projektfortschritt durch unterschiedliche Füllstände der Kreise be-
schrieben werden. Zur Bestimmung dieser Füllstände kann das Verhältnis der bereits in An-
spruch genommenen Dauer zur gesamten, geplanten Projektdauer verwendet werden. Dies
wird auch als Indikator genutzt, um aufzuzeigen welche Möglichkeiten dem Multiprojektma-
nagement verbleiben, damit noch vor dem geplanten Projektende steuernd eingegriffen wer-
den kann.264
Die oben dargestellte Abbildung 13 zeigt ein Projektportfolio mit drei verschiedenen Projek-
ten. Das Projekt P1 befindet sich im rechten oberen Quadranten des Portfolios. Dies bedeutet,
dass die Istkosten über den geplanten Kosten liegen und das Projekt den Zeitplan bisher nicht
einhalten konnte. Auch die Zeit zum Gegensteuern gestaltet sich sehr knapp. Das Projekt P1
wird bei Fertigstellung vermutlich weder im Zeitplan noch im Budget liegen.265
Projekt P2 hat zwar einen größeren Umfang als P1, liegt aber zeitlich ebenfalls hinter dem
Plan. Jedoch entsprechen die Istkosten zum Stichtag den Plankosten. Laut dem Füllstand die-
ses Projektes ist erst ein Viertel der Projektzeit verstrichen. Das bedeutet, dass hier noch die
Möglichkeit zum Gegensteuern besteht.266
Schneller und kostengünstiger als ursprünglich geplant ist das Projekt P3 des Portfolios. Es
könnte in Erwägung gezogen werden, Ressourcen aus diesem Projekt für andere Projekte zu
verwenden, um diese zu unterstützen.267
Mithilfe von Portfolios ist es möglich, eine Übersicht über die Gesamtsituation in einer Mul-
tiprojektumgebung zu gewinnen.268 Einen Gesamtüberblick über inhaltlichen Fortschritt,
Budgetausschöpfung sowie Termintreue der einzelnen Projekte liefert die Earned Value Ana-
lyse. Eine Durchführung der EVA in allen Projekten, gewährleistet, dass relevante Kennzahlen
263 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 67 f. 264 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 67 f. 265 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 67 f. 266 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 67 f. 267 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 67 f. 268 Vgl. Kütz (2005), S. 197 f. bzw. Hirzel (2002), S. 170 f.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 68 - Claudia Ceplak
über die gesamte Projektlandschaft einheitlich dargestellt werden können. Den vorhin er-
wähnten „fehlenden Informationen über die Projektelandschaft“ kann damit entgegen ge-
wirkt werden.269
Die Ausführung der Earned Value Analyse ist heutzutage mit keinem beträchtlichen Mehrauf-
wand mehr verbunden, da mittlerweile fast alle PM-Softwarewerkzeuge nützliche Funktionen
zur Unterstützung der EVA bereitstellen. Es bedarf lediglich einer regelmäßigen Überprüfung
der von der EVA ermittelten Kennzahlen durch die MPM-Verantwortlichen, um bei Fehlent-
wicklungen rechtzeitig gegensteuern zu können.270
10 Anwendungserfahrungen und -grenzen* von Earned Value Management
*Hierin werden Voraussetzungen und Grenzen strikt unterschieden. Voraussetzungen stellen
die grundlegende Basis dar um Earned Value Management im Unternehmen integrieren zu
können. Grenzen wiederum können während der Anwendung von EVM auftreten und somit
die Durchführung ver- bzw. behindern.
Im Folgenden wird ausschließlich auf Anwendungsgrenzen bzw. -erfahrungen des Earned Va-
lue Managements eingegangen. Über EVM-Voraussetzungen wurde bereits in Kapitel 5 be-
schrieben.
Laut Niemand et al. ist das Earned Value Management grundsätzlich nur bei Projekten anzu-
wenden, die ein Projektvolumen über 25 Mio. Euro sowie eine Projektlaufzeit von mindestens
2 Jahren aufweisen. Der Grund dafür ist, dass bei kleineren Projekten der Aufwand für die EV-
Methode nicht durch deren Nutzen kompensiert werden könne. Es sollte auf einfachere Me-
thoden der Projektsteuerung zurück gegriffen werden.271
Das gleiche gilt bei Projekten mit wenigen Arbeitspaketen. Diese sind meist kleinere oder
schlecht geplante Projekte. Aufgrund der großen Schwankungen zwischen den einzelnen Mo-
mentaufnahmen, kommt es zu wilden Sprüngen in einer Zeitreihe. Somit wird der Earned Va-
lue als Prognose-Tool unbrauchbar.272
Ein weiteres Problem könnten Arbeitspakete darstellen, die keine klaren bzw. nur schwer
messbare Outputs generieren. Am Beispiel „das Image der Firma erhöhen“ würde der Output
269 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 68. 270 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 68. 271 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 329. 272 Vgl. Wanner (2007), S. 72 ff.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 69 - Claudia Ceplak
nur aus Schätzungen und Vermutungen bestehen und der Einsatz von Earned Value würde nur
bedingt Sinn machen.273
EVM liefert dem Entwicklungsgeschehen mehr Transparenz und erhöht somit die Notwendig-
keit an Commitments. Die gedankliche Einstellung der verantwortlichen Projektbeteiligten er-
weist sich regelmäßig als problematisch. Bei der Einführung von neuen Methoden kommt es
häufig zu Blockadehaltungen bei den betroffenen Mitarbeitern. Deshalb ist es wichtig, diese
Commitments einzugehen und auch einzuhalten. Nur durch transparentes, methodisches Vor-
gehen bei der Einführung, gute Machtpromotion, Eingehen auf die Bedürfnisse der Mitarbei-
ter sowie weitreichende Schulungen und eine umfassende Einbindung der Betroffenen kann
dieser Problematik begegnet werden.274
Laut Stelzer/Bratfisch lässt sich EVM nur mit Schwierigkeiten bzw. gar nicht durchführen,
wenn
• umfangreiche Teilaufgaben definiert werden und sich diese über einen beachtlichen Teil
der Projektlaufzeit erstrecken,
• Termine oft verschoben oder nicht eingehalten werden,
• keine genaue Beschreibung von erreichten Ergebnissen der Teilaufgaben erfolgt, d.h. Pro-
jektfortschritte nicht korrekt übermittelt wurden.275
Gegenüber den Empfehlungen von Niemand et al., bringen Stelzer/Bratfisch Aussagen vieler
Projektverantwortlicher vor, die den Einsatz der Earned Value Analyse auch in kleineren Pro-
jekten für sinnvoll halten. Die Projektgröße ist hingegen nach Stelzer/Bratfisch kein Kriterium
für die Anwendung von EVM. Denn die Earned Value Analyse lässt sich ohne beachtlichen
Mehraufwand durchführen, sofern Budget- sowie Terminplanung hinreichend genau ausge-
führt werden.276
„Wenn es sinnvoll ist, Projektmanagement zu betreiben, ist es auch sinnvoll, eine EVA durch-
zuführen.“ Es scheint keine Untergrenze in Bezug auf die Projektgröße zu geben. Denn „ein
273 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 325. 274 Vgl. Niemand et al. (2003), S. 329 f. 275 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 69. 276 Vgl. Stelzer/Bratfisch (2007), S. 68.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 70 - Claudia Ceplak
sinnvoller Einsatz der EVA hängt nicht in erster Linie von der Größe eines Projektes ab, sondern
von der Frage, ob ein professionelles Projektmanagement betrieben wird.“277
11 Fazit
Die wichtigste Frage ist doch, wie eine Projektmanagement-Methode, die dermaßen viele Vor-
teile für den Projektmanager mit sich bringt, so lange ignoriert werden konnte, obwohl sich
über dessen Nutzen viele Fachexperten bewusst waren.
Jene Kritik, die Earned Value in der Vergangenheit zugesprochen wurde, war durch einen strik-
ten, dogmatischen Ansatz geprägt, welcher möglicherweise in den Anfangszeiten von EV noch
zutraf, doch nun keineswegs mehr mit der EV-Projektmanagement-Methode, die heutzutage
eingesetzt wird, zu vergleichen ist.278
Der schwierigste Teil für EVM war und ist es seither Akzeptanz innerhalb einer Organisation
zu gewinnen. Doch jene, die den EV-Prozess bereits durchlebt haben, wissen „Once a project
manager has used earned value to manage a project, he will usually always want to manage
with earned value.“279
Mithilfe der Earned Value Analyse kann der Projektfortschritt kontrolliert als auch prognosti-
ziert werden. Denn die Earned Value Methode bietet die Möglichkeit Kosten-, Zeit- und Leis-
tungsentwicklungen in einer einzigen Abbildung darzustellen, mittels dieser die Finanz-, Er-
gebnis- sowie Risikoinformationen der einzelnen Projekte verdichtet wiedergegeben werden
können. Anhand der EV-Methode wird dem/der ControllerIn die Möglichkeit gegeben, Pro-
jektverläufe und -änderungen nachzuvollziehen und, wenn nötig, auch einzugreifen.280
Jedoch wird dabei ein professionell geführtes Projektmanagement vorausgesetzt, in dessen
fert. Kleine sowie umfangreiche Projekte aber auch jene Projekte, die während der Laufzeit
häufig modifiziert und somit der Projektstrukturplan laufend verändert werden muss, können
von der EV-Methode sinnvoll gemanagt werden.281
277 Stelzer et al. (2007), S. 254. 278 Vgl. Webb (2003), S. xi. 279 Webb (2003), S. xi. 280 Vgl. Streif (2009), S. 128 f. 281 Vgl. Stelzer et al. (2007), S. 256.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 71 - Claudia Ceplak
Mithilfe jener Kennzahlen, die Kosten- und Zeitplanabweichungen aufzeigen, wird die Über-
wachung des Projektverlaufs transparenter als auch effizienter gestaltet. EVM liefert damit
eine erhebliche Verbesserung der oft kritisierten mangelhaften Informationsqualität eines
Projektportfolios.282 Die Earned Value Analyse optimiert die Datengrundlage für das Control-
ling und liefert Indikatoren, die eine frühzeitige Problemerkennung erheblich erleichtern.283
Earned Value Management ist kein Allheilmittel, jedoch ein hilfreiches Instrument in jedem
kompetent geführten Projektmanagement.284
282 Vgl. Streif (2009), S. 128 f. 283 Vgl. Stelzer et al. (2007), S. 256. 284 Vgl. Stelzer et al. (2007), S. 256.
Earned Value Management – Controlling von Projektportfolios mit Hilfe der Earned Value Analyse - 72 - Claudia Ceplak
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Online-Quellen
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