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„Diabetes kompakt für die Hausarztpraxis“ Deutscher Diabetes Kongress, Berlin, 16. Mai 2015 In Kooperation von
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„Diabetes kompakt für die Hausarztpraxis“ · Antidiabetika kombiniert werden.

Aug 06, 2018

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Page 1: „Diabetes kompakt für die Hausarztpraxis“ · Antidiabetika kombiniert werden.

„Diabetes kompakt für die Hausarztpraxis“Deutscher Diabetes Kongress,Berlin, 16. Mai 2015

In Kooperation von 

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Wann starte ich mit Insulin?

Wie starte ich mit Insulin?

Welches Insulin sollte man nutzen?

Start mit Insulin

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Vorbemerkende Feststellungen I:

•Außer dem hyperosmolaren Koma gibt es keine absolute Insulinindikation bei Typ-2-Diabetikern.

•Die Insulintherapie ist neben Metformin und Glibenclamid die dritte antihyperglykämische Therapie, die evidenz-basiert Spätfolgen verhindern kann. Dies kann sie nicht so gut wie Metformin, aber vergleichbar gut wie Sulfonylharnstoffe.

•Insulin führt häufiger zu Hypoglykämien als orale Antidiabetika.

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Vorbemerkende Feststellungen II:

•Wird trotz guter Indikation kein Insulin eingesetzt, können Hyperglykämien ebenfalls gefährlich werden.

•Insulin kann alleine gegeben werden oder mit anderen Antidiabetika kombiniert werden.

•mit Ausnahme der Kombination Insulin/Metformin gibt es keine kontrollierten prospektiven Studien, die einen positiven Effekt einer (jeglicher) Kombinationstherapie gezeigt haben.

•von der Kombination Sulfonylharstoff und Insulin wird explizit abgeraten!

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Aussagen aus relevanten Studien I•UKPDS und UKPDS-follow up (1997/2008)

Insulin als Monosubstanz kann (schlechter als Metformin als Monosubstanz) langfristig Folgeschäden verhindern (kardiovaskuläre erst nach 20 Jahren),

•HOME-Trial (2002/2006)

Die Kombination von Metformin zu einer bestehenden Insulin-Therapie ist sicher und kann zur Einsparung von Insulin führen. Sie führt zu keiner weiteren Gewichtszunahme im Gegenteil zu einer Monotherapie mit Insulin.

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Aussagen aus relevanten Studien II•4-T-Studie (2009)

Einmalig gegebenes basales Insulin führt zu einer besseren Stoffwechseleinstellung bei geringerer Hypoglykämierate als die Gabe von Misch-Insulin oder prandialem Insulin.

•DCCT und EDIC (1993/2005) Beim Typ-1-Diabetiker führt die intensivierte Therapie (ICT) zu

weniger Früh- und Spät-Komplikationen als die konservative Therapie (CT).

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Aussagen aus relevanten Studien III

•Origin (2012) und andere (z.B. LAPTOP 2005) Auch das ultralange Basalinsulin Glargin führt zu einer Gewichtszunahme

von ca 1-2 kg (wie Glibenclamid).

Das HBa1c lässt sich mit einfachen Therapieformen (BOT/CT) um etwa 1,5-2 % senken, bereits hierbei muss man jedoch mit relevanten Hypoglykämien rechnen.

•4-T-Studie (2009)

•Eine ICT mit niedrigem HbA1c-Ziel führt zu einer Gewichtszunahme von durchschnittlich 6 kg im ersten Jahr.

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Studienaussagen, die fehlen...• Ist Insulin bei älteren / bei kardiovaskulär erkrankten / bei an Tumoren erkrankten Patienten effektiv?

•Mit welchen Medikamenten ist Insulin sinnvoll zu kombinieren?

•Welches Insulin hat die beste Effektivität

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• … Insulin ist kein wirklich effektives Medikament zur Verhinderung von Folgeerkrankungen

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Fallbeispiel:•73 Jahre •Diabetes mellitus seit 1992, milde diabetische Retinopathie, Z.n. offenem Ulcus am linken Fuß. •systolische Herzinsuffizienz bei zu unterstellender KHK (Procam/Arriba) •Arterielle Hypertonie seit 1985 •HbA1c 9,3%, Kreatinin 1,1mg% •Rezidivierende Harnwegsinfekte •Therapie bisher: Metformin 2x1000mg, Glibenclamid 3x3,5mg

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Frage: Was ist hier die Indikation für Insulin und wie startet man?

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Insulin – wann starten?Gute Indikationen: ungewünschte Nebenwirkungen und/oder neu aufgetretene

Kontraindikationen der bisherigen oralen Therapie!

Bedingte Indikationen: Nicht-Erreichen des individuell formulierten HbA1c-Zielwertes mit

evidenzbasierter oraler Medikation.

Vermeidung einer Mehrfachmedikation

Wunsch des Patienten

Keine Indikation: Routineaufforderung zur HbA1c-Senkung in spezialistischen Entlassbriefen

ohne individuelle Würdigung der Situation des Patienten. (Selbst wenn im Krankenhaus vor Entlassung schon umgesetzt - vielleicht gab es Gründe)

„schlechter“ HbA1c-Wert bei symptomfreien Patienten.

Relative Kontraindikationen: Der Patient lehnt die Therapie ab.

Die Sicherheit des Umgangs mit Insulin ist nicht zu gewährleisten.

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… und wie startet man?

1. NPH (=„Basal“)-Insulin 2x zu den Hauptmahlzeiten nach Spritzenplan?

2. NPH (=Basal“)-Insulin zur Nacht?

3. Glargin-Langzeitinsulin zum Frühstück?

4. Kombiniertes-Misch-Insulin 2x/Tag

5. Analog oder Normalinsulin 3x zu den Hauptmahlzeiten.

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Insulin normaler Tagesverlauf

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Tbl BOT Tbl

Basal-Insulin

•Insulinresistenz und die Dämmerung“

•Sie wollen Unterzucker vermeiden •Oft reichen morgens gute Werte, die über den Tag halten •Der Insulin-Resistente hat tags eh zu viel Insulin

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Basal-Insulin welches Insulin?

langsam und lang wirkende Intermediärinsuline (Wirkdauer ca. 12-18 Stunden)

idealer Peak morgens wenn spät abends gegeben

Basal = NPH-Insulin

► NPH-Insulin ist das Mittel der Wahl zum Start einer Insulintherapie!

► Wird Insulin eingesetzt, muss das Vermeiden seiner gefährlichsten Komplikation, der Hypoglykämie, oberstes Therapieziel sein.

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X

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Erklären Sie die möglichen Injektionsstellen Weisen Sie mehrfach auf die Notwendigkeit, des regelmäßigen Spritzstellenwechsels hin.

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Jetzt ist auch ein guter Zeitpunkt zur Thematisierung der Problematik einer Unterzuckerung

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IHF Diabetes Typ 2 - NVL Uebel - Mannheim 2014

Intensivierte Schemata ? und wenn ja - in der Hausarztpraxis?

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Ergänzende Anmerkungen

•Prinzipiell ist jede Insulintherapie in der Hausarztpraxis möglich und dort auch durchführbar.

•Es ist wünschenswert, dass eine Insulineinstellung wohnortnah und möglichst durch den/die auf Dauer verantwortliche/n (Haus-) Arzt/Ärztin erfolgt.

•Stationäre Einweisungen sind bei kompensierten Patienten nicht indiziert!

•Hausärzte/Innen, der/die geneigt sind, eine Insulintherapie durchzuführen, müssen sich Zeit nehmen und Fallstricke kennen. Es benötigt kein Spezialwissen, aber eine fundierte Vorbereitung.

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