Ins Deutsche übertragen und bearbeitet von Astrid Thelen | Maurizio Colcuc | Regina Wagner 3., überarbeitete und erweiterte Auflage Chiara Noli | Fabia Scarampella | Stefano Toma Praktische Dermatologie bei Hund und Katze Klinik | Diagnose | Therapie
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Ins Deutsche übertragen und bearbeitet von Astrid Thelen | Maurizio Colcuc | Regina Wagner
3., überarbeitete und erweiterte Auflage
Chiara Noli | Fabia Scarampella | Stefano Toma
Praktische Dermatologie bei Hund und KatzeKlinik | Diagnose | Therapie
Praktische Dermatologiebei Hund und KatzeKlinik | Diagnose | Therapie
Ins Deutsche übertragen und bearbeitet von
Astrid Thelen | Maurizio Colcuc | Regina Wagner
3., überarbeitete und erweiterte Auflage
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de/ abrufbar.
ISBN 978-3-89993-673-5 (Print)ISBN 978-3-8426-8438-6 (PDF)
Alle Rechte vorbehalten.Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schrift-lich genehmigt werden.Eine Markenbezeichnung kann warenzeichenrechtlich geschützt sein, ohne dass diese gesondert gekennzeichnet wurde. Diebeschriebenen Eigenschaften und Wirkungsweisen der genannten pharmakologischen Präparate basieren auf den Erfahrun-gen der Autoren, die größte Sorgfalt darauf verwendet haben, dass alle therapeutischen Angaben dem derzeitigen Wissens-und Forschungsstand entsprechen. Darüber hinaus sind die den Produkten beigefügten Informationen in jedem Fall zu be-achten.Der Verlag und die Autoren übernehmen keine Haftung für Produkteigenschaften, Lieferhindernisse, fehlerhafte Anwendungoder bei eventuell auftretenden Unfällen und Schadensfällen. Jeder Benutzer ist zur sorgfältigen Prüfung der durchzuführen-den Medikation verpflichtet. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr.
gulator)IKT IntrakutantestIL Interleukini. m. intramuskulärIU International Unit (Internationale Einheit)i. v. intravenösJPEG Joint Photographic Expert GroupKGW KörpergewichtkDa Kilo DaltonMAO MonoaminooxidaseMDR Multi-Drug-ResistanceMEN Metabolische epidermale Nekrose (Hepato-
kutanes Syndrom; Erythema necrolyticummigrans)
MGG May-Grünwald-GiemsaMHC Major histocompatibility complex (Haupt-
RIA Radio-Immuno-Assays. c. subkutanSID semel in die – einmal täglichSIS Skin Immune SystemSJS Steven-Johnson-SyndromeSLE Systemischer Lupus erythematodesT3 TriiodthyroninT4 ThyroxinTEN Toxische epidermale NekrolyseTh T-Helferzelle
TID ter in die – dreimal täglichTIFF Tagged Image File FormatTNF TumornekrosefaktorTRH Thyreotropin releasing hormoneTSH Thyroideastimulierendes Hormon
(Thyreotropin)TT4 Gesamt-ThyroxinUV Ultraviolette StrahlungWHWT West Highland White TerrierZNS Zentralnervensystem
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Vorwort zur 3. deutschen Auflage
Mit Freude habe ich die Übersetzung der aktuellen Auflage desvorliegenden Fachbuches übernommen. Seit vielen Jahren ge-hören die italienischen Dermatologen, insbesondere ChiaraNoli, zu den aktivsten, innovativsten und auch kritischstenKollegen in diesem Fachbereich.
Bereits in der ersten Auflage konnte der Praktiker ein umfas-sendes und praxisnahes Nachschlagewerk für unkomplizierte,aber bisweilen auch sehr komplexe dermatologische Fälle vor-finden. Die aktualisierte Fassung wurde u. a. in denjenigen Be-reichen umfangreich überarbeitet, in denen uns kontinuier-
lich neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, wie z. B.allergische und autoimmun-bedingte Erkrankungen. Weiter-hin wurde die vorliegende Auflage durch zahlreiche neue Ab-bildungen und ergänzende Kapitel vervollständigt. Sie wirddamit sowohl für dermatologisch interessierte Kollegen alsauch für Allgemeinpraktiker ein hilfreiches Nachschlagewerkin der täglichen Praxis darstellen.
Bonn, September 2013Astrid Thelen
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Vorwort zur 1. deutschen Auflage
Die steigende Zahl an Neuveröffentlichungen dokumentiertmehr als ausreichend, dass die Veterinärdermatologie unterden klinischen Fächern zu einer der innovativsten und pro-duktivsten Disziplinen herangewachsen ist.
Mit dem vorliegenden Buch ist den beiden italienischen Auto-rinnen Chiara Noli und Fabia Scarampella ein beachtlichesOpus gelungen. Eine detailreiche Übersicht der Untersu-chungstechniken ermöglicht eine rasche Einarbeitung undAneignung dermatologischer Handfertigkeiten. In den erstenbeiden Abschnitten des Buches ermöglichen kurze kompakteKapitel zu den Grundlagen der Dermatologie und zu denwichtigsten dermatologischen Leitsymptomen ein raschesNachschlagen auch unter zeitknappen Praxisbedingungen.Ausführliche Darstellungen praxisrelevanter Fakten im dritten
Teil erlauben es, auch Grundlegendes zu den einzelnen Krank-heiten zu erfahren. Als Beispiel sei hier das Kapitel über diedurch Protozoen hervorgerufenen Erkrankungen genannt.Die gelungene Darstellung der Leishmaniose in Zeiten einerwachsenden Bedeutung der Reisekrankheiten sucht im deut-schen Sprachraum seinesgleichen.
Neben Klinik und Diagnose kommt bei Chiara Noli und FabiaScarampella auch die Therapie nicht zu kurz. Möglichkeitenund Alternativen in der Therapie werden von den beiden Au-torinnen ausführlich besprochen.
Wien, November 2003Maurizio ColcucRegina Wagner
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Vorwort zur 2. italienischen Auflage
Nach dem Erscheinen der ersten Auflage des Buches „Prakti-sche Dermatologie bei Hund und Katze“ vor fast zehn Jahrenfreuen wir uns, die neue, überarbeitete und erweiterte Versionvorzustellen. Die vorausgegangene Auflage, die als erster Bandeiner Reihe von Fachbüchern von Tierärzten für Tierärzte er-schienen ist, war ein großer Erfolg. Aus diesem Grund war un-ser Ziel bei der Überarbeitung die Vervollständigung und In-tegration der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse derletzten zehn Jahre.
Die neue Auflage ist umfangreicher und umfasst einige neueKapitel mit entsprechend mehr Bildmaterial. Dazu gehörenein Kapitel zur Zytologie (in Zusammenarbeit mit dem Zyto-logen Davide De Lorenzi), eines über Digitalfotografie vonIvan Fileccia und drei weitere Kapitel über dermatologischeErkrankungen (mit Beteiligung der Maulhöhle, des Skrotumsund über Zoonosen).
Einige Kapitel wurden relativ unverändert übernommen, an-dere hingegen völlig überarbeitet und durch unveröffentlichteFotos ergänzt. Wieder andere wurden vervollständigt, z. B. dasKapitel über Hautbiopsien, das um einen Abschnitt zur Histo-pathologie erweitert wurde, um den Dialog zwischen Klini-kern und Pathologen sowie die Interpretation der histopatho-logischen Befunde zu verbessern. Der aufmerksame Leser wirdbemerken, dass einige Erkrankungen anders klassifiziert wor-den sind. Die eosinophilen Dermatitiden der Katze wurdenz. B. vom Kapitel über idiopathische Erkrankungen in das überallergische Erkrankungen verschoben. Andere, seltene Patho-logien wurden gestrichen, um häufigere oder immer häufiger
auftretende Erkrankungen ausführlicher beschreiben zu kön-nen.
Wie in der ersten Auflage liefern die ersten Kapitel (Kapitel1–7) eine Einführung und Informationen über den klinischenUntersuchungsgang sowie dermatologische Zusatzuntersu-chungen; im zweiten Teil des Buches (Kapitel 8–29) wird dasklinische Vorgehen bei spezifischen Leitsymptomen erör-tert; im dritten Teil (Kapitel 30–44) wird ausführlich auf dieeinzelnen dermatologischen Erkrankungen nach ätiologi-schen Gesichtspunkten eingegangen. In diesem dritten Teilhaben wir versucht, die wichtigsten Informationen über Ätio-logie und Pathogenese der einzelnen Erkrankungen, eine de-taillierte Beschreibung der klinischen Symptome, eine Anlei-tung zum klinischen Vorgehen sowie praktische und aktuelleTherapiemaßnahmen zu erstellen.
Die Autoren danken den Kollegen, die uns bei den Kapitelnfünf und sieben unterstützt haben: Davide De Lorenzi undIvan Fileccia; ebenso danken wir den Kollegen, die uns Foto-grafien und hilfreiche Informationen zur Verfügung gestellthaben: Francesco Albanese, Chiara Caporali, Giovanni Ghi-baudo, Federico Leone, Ivan Fileccia, Ersilia Pappalardo undAntonella Vercelli. Wir danken auch dem Verlagshaus Poletto,deren Mitarbeiter erneut unser Projekt unterstütz haben.
Peveragno-Gainsville, März 2011Chiara NoliStefano Toma
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Danksagung
In der Hoffnung, dass dieses Werk dazu beiträgt, die Lebens-qualität vieler anderer Hunde und Katzen zu verbessern,widme ich dieses Buch meinem ersten Hund Shibè, der kurio-serweise aufgrund einer unheilbaren dermatologischen Er-krankung verstarb. (CN)
Mein Dank gilt meinen Lehrern und Studenten für all das, wassie mir beigebracht haben. (ST)
Teil
Einführung in diedermatologischeDiagnostik
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1 Ökosystem Haut: Aufbau und Funktion
1.1 Aufbau der Haut
Die Haut setzt sich aus Epidermis, Dermis, Subkutis undHautanhangsorganen zusammen.
1.1.1 Epidermis und Basalmembran
Die Epidermis besteht aus mehrschichtigen Lagen von Epi-thelzellen, die Keratinozyten genannt werden. In den behaar-ten Bereichen (Abb. 1.1a, Abb. 1.1b ) findet man eine zahlen-mäßig geringere Schichtung als in haarlosen Stellen (Ballen,Nasenspiegel) (Abb. 1.2). Die Keratinozyten sind in der Basal-membran verankert. Ihre Entwicklung und Differenzierungverläuft von der Tiefe der Basalmembran zur Hautoberflächevom Stratum basale, über das Stratum spinosum zum Stra-tum granulosum und Stratum corneum (Abb. 1.1b). Währendder Proliferation und Migration zur Hautoberfläche durch-laufen die Keratinozyten einen Reifeprozess. Dabei verlierensie ihren Kern und wandeln sich allmählich in starre Horn-
Abb. 1.1bHistologischer Schnitt der normalen behaarten Haut einer Katze.
Dünne Epidermis, bestehend aus zwei bis drei Lagen von Zellen und
lamellarer Hornschicht (Hämatoxylin-Eosin, 10x).
Abb. 1.2Histologischer Schnitt der normalen Haut des Nasenspiegels einer
Katze. Die Epidermis baut sich aus zahlreichen Lagen von Zellen auf.
Sie ist von einer dichten lamellaren bzw. kompakten Hornschicht be-
deckt. Keine Hautanhänge (Hämatoxylin-Eosin, 4x).
Aufbau der Haut 3
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schuppen um. Ihr Hauptbaustoff ist das Keratin (Korneo-zyten). Intrazelluläre Lipide gewährleisten ein starkes Haftender Korneozyten aneinander und an den tiefer liegenden Zel-len. Gemeinsam bilden sie den Keratinschutzmantel, welcherwasserfest und für die meisten pathogenen Mikroorganis-men undurchdringbar ist. Außerdem befindet sich auf demStratum corneum eine Emulsion, die sich aus Sebum undSchweiß zusammensetzt. Dort findet man etliche spezifische(wie z. B. die Immunoglobuline) und unspezifische (wie z. B.das Transferrin) Faktoren. Wenn diese empfindliche hydro-lipide Schicht verletzt wird, wie bei der Sebadenitis oderdurch wiederholtes Baden mit aggressiven und entfettendenShampoos, kann dies zu bakteriellen Infektionen und Sebor-rhoe führen.
Die Epidermis ist auf der Membrana basalis verankert. Diesekomplexe Schicht setzt sich aus unterschiedlichen Molekülenzusammen. Sie gewährleistet die Verbindung mit der tieferliegenden Dermis. Zwischen Epidermis und Dermis gelegenist sie Filter für die aus dem Kapillarsystem der Dermis stam-menden nutritiven Substanzen, da die Epidermis selbst nichtvaskularisiert ist. Sie ist aber auch eine wichtige Hürde für Mi-kroorganismen und Makromoleküle, welche die Epidermisüberwunden haben und sich auf dem Weg zur Dermis befin-den.
Zwischen den Keratinozyten an der Membrana basalis fin-det man Melanozyten. Diese schieben ihre zytoplasmati-schen Fortsätze (Dendriten) zwischen die Keratinozyten(Abb. 1.3a). Die Melanozyten entstammen der Neuralleiste;ihre Aufgabe ist die Produktion von Melanin. Man kenntzwei Arten von Pigment: das schwarze oder braune Eume-
lanin und das rote Pheomelanin. Es wird in Form von Gra-nula sogenannter Melanosomen hergestellt und über diedendritischen Enden an die umliegenden Keratinozyten ab-gegeben. Ein Melanozyt ist so imstande, bis zu 36 umlie-gende Keratinozyten mit Melanin zu versorgen (Abb. 1.3b).Verteilung und Art des Pigmentes sind genetisch vorher-bestimmt. Hauptaufgabe des Melanins ist der Schutz derEpidermis und der tiefer liegenden Gewebe vor den schäd-lichen Auswirkungen der ultravioletten Sonneneinstrahlung.Die Melaninbildung wird durch Sonneneinwirkung gestei-gert.
1.1.2 Dermis
Die Dermis enthält kollagene und elastische Fasern, die sieproduzierenden Fibrozyten und eine mukopolysaccharideGrundsubstanz. Darin betten sich Fasern, Adnexe, Blutgefäßeund Nerven ein. In der oberflächlichen Dermis sind dieseStrukturen in einer lockereren Anordnung vertreten, in dertiefen Dermis sind sie dichter gepackt. Ihre Zugfestigkeitschützt vor Risswunden. Die elastischen Fasern kann man imhistologischen Präparat nur mittels Spezialfärbungen sichtbarmachen. Sie erlauben der Haut nach Zug oder Bewegung eineRückkehr in ihre ursprüngliche Lage. Diese Eigenschaft ge-winnt an Bedeutung in der Umgebung von Gelenken undKnochenvorsprüngen. Die Grundsubstanz ist sowohl Pufferals auch Speicher von Wasser und Elektrolyten (sie kann Was-ser bis zu einem Vielfachen ihres Eigengewichtes einlagern).Sie gewährleistet außerdem eine große Bewegungsfreiheit fürFibrozyten, Entzündungszellen u. a.
Abb. 1.3aHistologischer Schnitt des Nasenspiegels eines Hundes. Zwischen den
Zellen der Basalschicht sind die Melanozyten (dunkle Zellen) gut sicht-
bar (Hämatoxylin-Eosin, 4x).
Abb. 1.3bMelano-epidermale Einheit.
M – Melanozyt; K – Keratinozyt.
Ökosystem Haut: Aufbau und Funktion4
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Die Blutversorgung der Haut wird durch drei Plexus gewähr-leistet (Abb. 1.4): Das oberflächliche Netz nährt die Epidermis,das mittlere den Haarfollikelisthmus sowie die Talgdrüsen unddas tiefe die Haarpapillen sowie die Schweißdrüsen. Beinaheparallel erfolgt die nervale Versorgung der Haut. Eine ganzeReihe von Organen ermöglicht im Zusammenspiel mit demNervengewebe die Wahrnehmung von Schmerz, Juckreiz,Tastgefühl, Druck und Berührung. Zu diesen Organen zählenu. a. die Tasthaare (Vibrissae) (Abb. 1.5), die Vater-Pacini-La-mellenkörperchen (diese Mechanorezeptoren findet man vorallem in den Ballen) (Abb. 1.6), freie Nervenenden in der Epi-dermis (Schmerz und Juckreiz) und die Merkelschen Zellen(Druckempfindung). An den verschiedenen Körperstellen fin-det man je nach Tierart unterschiedliche dieser Organe.
Schließlich befindet sich in der Dermis auch die Haarbalgmus-kulatur, die distal des Isthmus am Haarbalg verankert ist.Durch die Kontraktion der Muskulatur werden die Haare auf-gerichtet.
Abb. 1.5Histologischer Schnitt eines Tasthaares (Vibrissae). Der Haarfollikel ist
breiter als normale Follikel. Er steckt in einem Blutsinus, der von
einem reichen Nervengeflecht umgeben ist (Hämatoxylin-Eosin, 4x).
Abb. 1.6Histologischer Schnitt durch ein Vater-Pacinisches Lamellenkörper-
chen einer Katze. Lamellare Struktur, die in der Tiefe zwischen den
Haarfollikeln liegt (Periodsäure-Schiff, 4x).
Abb. 1.4Aufbau der Haut. A – Epidermis; B – Dermis; C – Subkutis; 1 – Haar;
6 – Blutgefäße; 7 – Nerven (a – freie Nervenenden; b – Meissnersches
Tastkörperchen; c – Vater-Pacinisches Lamellenkörperchen).
Aufbau der Haut 5
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1.1.3 Hautadnexe
In der Haut eingebettet sind:n Haarbalg (Haarfollikel)n Krallenn Talgdrüsenn Schweißdrüsen
Haarfollikel und HaareHaarbälge sind Invaginationen des epidermalen Gewebes:Dort entstehen Haare, die durch den Follikel gestützt werden(Abb. 1.7). Der Haarbalgtrichter (Infundibulum) als oberfläch-lichster Teil entspricht in seinem Aufbau der Epidermis. Inden mittleren Teil, den Haarbalghals, münden Schweiß- undTalgdrüsen und der Musculus arrector pili findet dort seineVerankerung. Der Haarbalggrundauch Bulbus oder Wurzelgenannt, setzt sich aus Matrix-Epithelzellen und Melanozytenzusammen. Sie sind jeweils für Produktion und Pigmentie-rung des Haares verantwortlich. In seinem proximalen Teil
umgeben innere und äußere Wurzelscheide den neu gebilde-ten Haarschaft. Die innere Wurzelscheide keratinisiert undlöst sich ab dem Isthmus auf. Ab hier ist der Schaft schon starrgenug und bedarf nicht mehr dieser Stütze. Die äußere Wur-zelscheide folgt dem Haarschaft bis zum Ostium des Balges,wo sie mit der Epidermis der Hautoberfläche in Verbindungtritt.
Bei erwachsenen Hunden und Katzen sind die Haarbälge inGruppen angeordnet. Aus einem Haarbalgtrichter entsprin-gen büschelförmig mehrere Haare (Abb. 1.8). Jedes besitzt eineeigene Wurzel. Unter den Haaren desselben Haarbündels er-kennt man ein im Allgemeinen deutlich dickeres und geradesLeithaar (Primärhaar). Es besitzt eine Talg- und eine Schweiß-drüse. Die Primärhaare bilden zusammen das Deckfell, schüt-zen vor Regen und bestimmen sein Aussehen (Farbe, Länge).Die anderen Haare des Büschels, Sekundär- oder Wollhaaregenannt, sind gewöhnlich dünner. Jedoch können Wollhaareim Durchmesser erhebliche Varianten aufweisen, von kaumdünner als ein Deckhaar bis sehr dünn. Wollhaare haben mitseltenen Ausnahmen keine Talg- und Schweißdrüsen. Sie bil-den das schützende und isolierende Unterfell. Durch ihre oft-mals vorhandene gewellte Form kommt es zur Ausbildung vonkleinen Luftpolstern. Auch im Haarmark findet man Luft.
Abb. 1.7Aufbau des Haarfollikels.
E – Epidermis; H – Haar; M – Haarbalgmuskel; P – Dermalpapille;
S – apokrine Schweißdrüse; T – Talgdrüse; 1 – Haaroberhäutchen;
5 – Talgdrüse; 6 – Wurzeln der Sekundärhaare; 7 – Wurzel des Primär-
haares; 8 – apokrine Drüse.
Ökosystem Haut: Aufbau und Funktion6
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Die Wurzeln von Haaren, die sich in der Wachstumsphase be-finden, werden von kernhaltigen Keratinozyten gebildet. Diesesich vermehrenden Matrixzellen bauen den Haarschaft auf. ImHaar sieht man in der Mitte das Haarmark. Beim Leithaar fin-det man dort Glykogenvakuolen, im Wollhaar hingegen Luft.Auf das Mark folgt als nächste Schicht die Haarrinde. Sie pro-duziert ein sehr starres Keratin, das dem Haar Widerstands-kraft verleiht. Außen überzieht ein sehr dünnes Haarober-häutchen das Haar (Abb. 1.9a, Abb. 1.9b).
HaarzyklusHaare wachsen in der sogenannten anagenen Phase. Die Wur-zel ist rundlich und pigmentiert. Sie enthält zahlreiche aktivproduzierende Matrixzellen (Abb. 1.10a, Abb. 1.10b). In derWachstumsphase umgibt die Wurzel fingerhutartig die Der-malpapille. Diese ist mesenchymalen Ursprungs und reichan Blutgefäßen, welche die Matrixzellen mit Nährstoffen ver-sorgen. Nachdem das Haar seine Länge erreicht hat und dasWachstum eingestellt wird, beobachtet man eine Loslösung derWurzel von der Papille. Die Wurzel verliert ihre Pigmentierungund nimmt eine lanzettartige Form an (Abb. 1.11a, Abb. 1.11b).Ein amorphes Keratin, das trichilemmale Keratin, verankert inder telogenen Phase das Haar im Haarbalg. Es kann viele Mo-nate bis zum Beginn des nächsten vegetativen Zyklus in Ruheverharren. Dann beobachtet man, dass sich um die Dermalpa-pille eine neue Wurzel anordnet und diese mit der Herstellungeines neuen Haares beginnt. Das Wachstum des neuen bedingtdas Abstoßen des alten Haares (Abb. 1.12a, Abb. 1.12b).
Abb. 1.10bHistologischer Schnitt eines Haares in Anagenphase. Die Ummante-
lung der Dermalpapille durch die pigmentierte Haarmatrix ist klar er-
sichtlich.
Abb. 1.10aDie Matrix umgibt die Dermalpapille, das Haar ist deutlich pigmentiert
Abb. 1.11bHistologischer Schnitt durch ein Haar in Katagenphase. Die Wurzel er-
scheint ausgefranst und ist durch trichilemmales Keratin an der Folli-
kelwand verankert (Hämatoxylin-Eosin, 10x).
Abb. 1.11aHaarfollikel in Katagenphase. Die Papille umgibt nicht mehr die Wur-
zel, die eine lanzettförmige Gestalt angenommen und das Pigment
verloren hat.
Abb. 1.12aHaarfollikel in früher Anagenphase. Eine neue Wurzel bildet ein neues
Haar, das alte Haar wird hinausgedrängt.
Abb. 1.12bHistologischer Schnitt eines Haares in früher Anagenphase. Am unte-
ren Bildrand sieht man eine Wurzel in Anagenphase, die eine darüber
liegende Wurzel, die sich in Telogenphase befindet, hinausschiebt
(Hämatoxylin-Eosin, 10x).
Ökosystem Haut: Aufbau und Funktion8
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DrüsenIn der Kutis sind Talg- sowie apokrine und ekkrine Schweiß-drüsen eingebettet. Die ersten beiden Drüsen entleeren ihreSekrete in den Haarbalgtrichter (Abb. 1.13a), während Letzterein haarlosen Körperregionen unmittelbar an der Hautoberflä-che münden (Ballen). Talgdrüsen (Abb. 1.13b) sind holokrineDrüsen. Die Zellen der Drüsen füllen sich mit Sebum und lö-sen sich im Zuge der Sekretion auf. Sie produzieren ein fettigesSekret, welches das Fell geschmeidig hält und den oberflächli-chen Schutzfilm der Haut bildet. Apokrine Drüsen (Abb. 1.14)
produzieren ein wässriges Sekret, in welchem man Abwehrfak-toren wie z. B. Antikörper findet. Dieses Sekret vermengt sichzu einer Emulsion mit dem Sebum und bildet den hydrolipi-den Film der Hautoberfläche. Die ekkrinen Drüsen, die denSchweißdrüsen des Menschen ähneln, bilden ein wässriges Se-kret. Es benetzt die haarlose Haut und verleiht den Ballen Grif-figkeit auf glatten Oberflächen.
Es gibt weitere Drüsen mit besonderen Aufgaben, die man alsmodifizierte Talg- und Schweißdrüsen bezeichnet. Zu den Ers-teren zählt man die Zirkumanaldrüsen, das dorsale Schwanz-organ, die Meibomschen Drüsen der Lider sowie die Zirku-moraldrüsen der Katze. Modifizierte Schweißdrüsen findetman in der Milchleiste, bei den Ohrschmalzdrüsen und in je-nen Drüsen, die in die Analbeutel münden.
1.2 Funktionen der Haut
Die Haut ist das Organ mit der größten Ausdehnung, sie bildetdie Außenverkleidung des Organismus. Ihre Aufgaben sindvielfältig und allesamt wichtig für die Homöostase und für dasÜberleben des Organismus.
Abb. 1.14Histologischer Schnitt einer apokrinen Schweißdrüse (Hämatoxylin-
Eosin, 10x).
Abb. 1.13aMündung der Ausführungsgänge von Talg- und Schweißdrüsen in das
Lumen des Haarbalges.
E – Epidermis; H – Haar; M – Haarbalgmuskel;
S – apokrine Schweißdrüse; T – Talgdrüse.
Abb. 1.13bHistologischer Schnitt der Talgdrüse einer Katze. Der Ausführungsgang
der Talgdrüse mündet in das Follikellumen, das rechts zu sehen ist
(Hämatoxylin-Eosin, 40x).
Funktionen der Haut 9
1
n Schutzn Thermoregulationn Speichern Produktionn Kognitive und soziale Aufgaben
1.2.1 Schutz
Die Haut und ihre Anhangsorgane bilden die erste starke Ab-wehrfront gegen Erreger, die dem Organismus fremd sind.Das Fell und das kompakte Stratum corneum sind von einemwasserundurchlässigen Lipidfilm überzogen; des Weiteren fil-tern sie dank Melaninpigment und Keratin die ultravioletteStrahlung, sodass für das darunter liegende Gewebe Schadenabgewendet werden kann. Wimpern schirmen z. B. die Augenvor Sonnenstrahlen und Wind ab. Die widerstandsfähigeHornschicht und die kollagenen und elastischen Fasernschützen die Kutis vor Risswunden durch Zug oder Prellun-
gen. Für den Fall von Verwundungen zeichnet sich die Hautdurch rasche Wundheilungsfähigkeiten aus. Abhängig vonder Schwere der Verletzung kommt es teilweise innerhalb vonnur wenigen Tagen zu einer Wiederherstellung der intaktenHautoberfläche.
Epidermis und Dermis sind für Moleküle (insbesondere fürwasserlösliche) und Mikroorganismen schwer zu durchdrin-gen. Für den Fall einer Penetration kann dank des Hautim-munsystems und seiner unspezifischen und spezifischen Ab-wehrreaktionen einer Infektion entgegentreten werden. Dassogenannte SIS (Skin Immune System) (Abb. 1.15) ist einer dereffizientesten Teile des Immunsystems und umfasst:n Langerhans-Zellen. Es handelt sich dabei um dendritische
Zellen in der Epidermis. Sie sind befähigt, Fremdmoleküleabzufangen (z. B. Allergene) und diese den Lymphozyten zupräsentieren, damit jene eine spezifische Immunantwortauslösen können.
n Lymphozyten. Einige sind in der Epidermis lokalisiert, an-dere in der Dermis. Viele sind Gedächtniszellen, die bei ent-
Abb. 1.15Das Schema des SIS (Skin Immune System).
A – Antigen; D – Dermis; E – Epithelzellen; Ep – Epidermis; K – Keratinozyten; L – Langerhans-Zellen; LK – Lymphokine (Interleukine);
Ly – Lymphozyten; Ma – Makrophagen; Mas – Mastzellen; Mb – Basalmembran; Mo – Monozyten; N – Neutrophile, Th – T-Helferzellen;
Tm – T-Memoryzellen; Z – Zytokine.
Ökosystem Haut: Aufbau und Funktion10
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sprechender Stimulation imstande sind, rasch eine Immun-reaktion auszulösen.
n Mastzellen. Man findet sie in der Nähe von Blutgefäßen. BeiDegranulation setzen sie Entzündungsmediatoren frei. Siebewirken Vasodilatation, Ödembildung und zelluläre Dia-pedese der zirkulierenden Lymphozyten.
n Endothelzellen. Sie binden zirkulierende Leukozyten undleiten sie in Richtung Entzündungsherd.
1.2.2 Thermoregulation
Fell und subkutanes Fettgewebe tragen zusammen mit einerreichen dermalen Vaskularisierung wesentlich zur Konstanter-haltung der Körpertemperatur bei. Durch das Sträuben derHaare wird das wärmeisolierende Luftkissen vergrößert. Dieperiphere Gefäßerweiterung bzw. -verengung steuert die Wär-meabgabe durch Strahlung. Hund und Katze sind nicht in derLage, ihre Schweißdrüsen zur Wärmesteuerung zu verwenden.Katzen können durch das Benetzen des Fells mit Speichel eineKörperabkühlung bewirken.
1.2.3 Speicher
In der Kutis und Subkutis werden Wasser und Elektrolyte inden Mukopolysacchariden der Dermis gespeichert, Fette undVitamine sammeln sich im subkutanen Fettgewebe.
1.2.4 Produktion
Beim Menschen erfolgt durch die Einwirkung von ultraviolet-ter Strahlung eine Vitamin-D-Produktion in der Haut. Andersverhält es sich beim Hund, da hier die Haut mit Fell überzogenist. Bei allen Säugetieren findet in der Haut und in ihren An-hängen eine periphere Aromatisierung von östrogenen undandrogenen Hormonen statt. Dabei können Hormone einerGruppe in eine andere umgewandelt werden. Dies macht eineBeurteilung der Wirkung von Sexualhormonen, die exogenzugeführt werden, schwierig. Zurzeit kennt man weder denperipheren Metabolismus von Sexualhormonen genau nochdie Endprodukte, die rezeptorwirksam sind.
Auch Hautanhangsgebilde wie Haare und Krallen sowie Drü-sensekrete wie Talg und Schweiß sind Erzeugnisse, die von derHaut produziert werden.
1.2.5 Kognitive und soziale Aufgaben
Viele kognitive Empfindungen wie Schmerz, Juckreiz, Wärme,Kälte, Druck und Berührung werden über die Haut wahrge-nommen.
Die Pigmentierung des Fells stand ursprünglich im Diensteder Tarnung; die Farben graubraun, die Wildfärbung und dieStreifung trugen dazu bei, Räuber und Beute wenig sichtbar zumachen. Die Zucht verschiedener Rassen durch den Menschenhat sich oft auf das Aussehen des Fells und auf die Pigmentie-rung von Haut und Adnexen fokussiert. Dadurch sind Farb-schläge und Scheckung entstanden, die in der Natur unbe-kannt sind.
Das Sträuben der Haare erlaubt eine Vergrößerung des Kör-perprofils, um in der Gefahr einen Aggressor abzuschrecken.Mit dem Sekret der Anal- und der Zirkumanaldrüsen wird dasTerritorium markiert. Bei den Katzen nehmen auch die Zirku-moraldrüsen diese Aufgabe wahr. Drüsensekrete ermöglichendas Wiedererkennen von Individuen. Andere Drüsen wie diehepatoiden Drüsen im Perineum und das Suprakaudalorganstehen unter dem Einfluss der Sexualhormone und es ist wahr-scheinlich, dass sie bei den wild lebenden Ahnen von Hundund Katze eine Bedeutung bei der Paarung hatten.
1.3 Mikroflora der Haut
Das Ökosystem Haut, d. h. das Mikroklima, das man auf derOberfläche vorfindet, wird von biologischen, chemischen undphysikalischen Faktoren sowie dem Verhältnis zueinander be-stimmt. Zu den physikalischen und chemischen Faktoren zähltman den pH-Wert, das Wasser, Mineralsalze sowie spezifi-sche und unspezifische Abwehrfaktoren im Sebum und imSchweiß. Zu den Mikroorganismen zählt man Bakterien,Hefen und Parasiten. Im Allgemeinen findet man zwischen»Gastgeber« und Mikroflora der Hautoberfläche stabile Ver-hältnisse. Diese stabilen Relationen tragen dazu bei, dass eineBesiedelung der Haut durch pathogene Mikroorganismen er-schwert wird.
Bei der Isolierung von Bakterien der Hautoberfläche findetman meist aerobe Kokken und andere grampositive Mikroor-ganismen. Staphylokokken nehmen in diesem Spektrum einedominante Stellung ein. Bei dauerhafter Besiedelung sprichtman von Kommensalen. Sie absolvieren ihren gesamten Le-benszyklus auf der Kutis, sie beziehen Nährstoffe und haltendie Besiedelung pathogener Bakterien dank der Herstellungvon toxischen Metaboliten, Enzymen, Bakteriziden und Anti-biotika fern. Opportunistische (wie Staphylococcus interme-dius) oder pathogene Keime können nur schwer Fuß fassen
Mikroflora der Haut 11
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und Infektionen hervorrufen. Beim Hund gelten Keime wieMicrococcus spp., koagulasenegative Staphylokokken wie St.epidermidis und St. xylosus (und viele andere) und alpha-hä-molysierende Streptokokken, Acinetobacter spp., Propioni-bacterium spp. und Clostridium spp. als normale Hautflora.Bei der Katze findet man: Micrococcus spp., koagulasenegativeStaphylokokken (hier ist St. simulans vorherrschend), al-pha-hämolysierende Streptokokken und Acinetobacter spp.Die normale Hautflora ist im Allgemeinen nicht pathogen,manchmal jedoch kann sie sich pathogen verhalten. EineDurchgangsflora kann nur fallweise von der Haut isoliert wer-den. Sie lebt hier nicht dauerhaft und vollbringt hier nicht ih-ren Lebenszyklus. Beim Hund findet man hier Escherichia coli,Proteus mirabilis, Corynebacterium spp., Bacillus spp. undPseudomonas spp.; bei der Katze wurden alpha-hämolysie-rende Streptokokken, E. coli, P. mirabilis, Pseudomonas spp.,Alcaligenes spp., Bacillus spp. und Staphylokokken angezüch-tet. Wenn die Umweltbedingungen geeignet sind, wie z. B. inheißen und feuchten Gegenden, sowie nach Unterdrückungder Mikroflora, können diese Bakterien pathogen werden. Sta-phylococcus intermedius ist hauptverantwortlich für die meis-ten bakteriellen Hautentzündungen beim Hund. Der Erregerist wahrscheinlich ein Bewohner der Schleimhäute und nichtder Haut. Außerdem wurde er aus den Haarbälgen und denTalgdrüsen gesunder Hunde isoliert, sodass man Haare undSchleimhäute als das große Reservoir dieser Mikroorganismenbei an Pyodermien erkrankten Hunden ansehen kann. Da beider Fellpflege Haare abgeleckt werden, ist es denkbar, dass ihreKeimpopulation in Wahrheit von den Schleimhäuten stammt.
Malassezia pachydermatis ist eine Hefe. Sie lebt als Kommen-sale im Ohr, am Kinn, an der Unterlippe, im Zwischenzehen-bereich, am und rund um den Anus und in den Analbeutelnvon Hund und Katze. Die Anwesenheit dieser Hefe schränktwahrscheinlich die Infektionsgefahr durch virulentere Pilzeund Hefen ein. Von Haar und Haut kann man ebenso sapro-phytische Pilze isolieren. Die Gattungen Alternaria, Aspergil-lus, Cladosporium, Mucor, Penicillium und Rhizopus werden inder Umwelt aufgenommen und passiv vom Körper mitge-führt. Zufällige Wundkontaminationen können insbesonderebei immunsupprimierten Individuen (wie z. B. bei Katzen, dieTräger des FIV, dem felinen Immunodefizienzvirus, oder desFeLV, dem felinen Leukämievirus, sind) tiefe Mykosen hervor-rufen. Findet man bei gesunden Tieren Vertreter der geophilenDermatophyten, wie z. B. Microsporum gypseum, Trichophytonmentagrophytes, T. rubrum und T. terrestre, so handelt es sichdabei wohl um eine Durchgangsflora, im Unterschied zuMicrosporum canis, den man immer als pathogen einstufenmuss.
Demodex canis, eine parasitär lebende Milbe, trifft man gele-gentlich bei etwa der Hälfte der gesunden Tiere in kleiner Zahlan. Die Invasion der Demodex-Milben erfolgt schon in denersten Lebenstagen durch Direktkontakt mit dem Muttertierbeim Säugen. Die Parasiten besiedeln Haarbälge und Talgdrü-sen, ohne diese zu schädigen. Prädisponierte oder immunge-schwächte Tiere ermöglichen es den Milben, sich im Übermaßzu vermehren. Es bildet sich die klinische Symptomatik derDemodikose aus.
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2 Geräte und Instrumente für die Dermatologie
Der Bedarf an Geräten und Instrumenten für die dermatolo-gische Praxis ist weder groß noch kostspielig. Zum überwie-genden Teil erwächst der Bedarf aus Zusatzuntersuchungen.
Deshalb erschien es sinnvoll, die Geräte unter dem Gesichts-punkt der verschiedenen Tätigkeiten zu gruppieren.
Dermatologische Untersuchung (Abb. 2.1)n Bajonettpinzette, um das Haar anzuheben und die Haut
freizulegenn Schermaschine, um das Fell zu kürzen, sodass man Efflores-
zenzen besser darstellen kannn Schere für den gleichen Zweckn Fotoapparat mit Makroobjektiv und Ringblitz zur Doku-
mentation von Hautveränderungen
Hautgeschabsel (Abb. 2.2)n für das tiefe Hautgeschabsel einen scharfen Doppellöffel
nach Volkmann mit 5–6 mm Durchmessern für das oberflächliche Hautgeschabsel Skalpellklingen
Nr. 10 oder Nr. 20n Paraffinöl (alternativ KOH oder Chlorlaktophenol)
n Objektträger ohne Mattrandn Deckgläschen von 18 × 18 bis 24 × 24 mmn Mikroskop in guter Qualität mit 4-facher und 10-facher
Vergrößerungn Watte und Alkohol zur Hautdesinfektion nach Entnahme
des Geschabsels
Trichoskopie (Abb. 2.3)n Arterienklemmen Mosquito nach Klemmer; die Maulschen-
kel der Klemme sollte man mit kleinen Gummiröhrchenüberziehen (dafür kann man z. B. die Schutzkappen von Flü-gelkanülen [Butterflies] verwenden). Der Gummiüberzugermöglicht ein festes, aber schonendes Fassen der Haare
n Objektträger, Öl und Mikroskop wie für das Geschabsel
Zytologie (Abb. 2.4)n Objektträger mit Mattrand zum Beschriften der Probenn graue Kanülen (21 G) zur Feinnadelfissionn orangefarbene Kanülen (24 G) zur Feinnadelaspiration von
Pusteln und zum Abheben von kleinen Krustenn Spritzen zu 5 und 10 ml sowie graue Kanülen (21 G) zur
Feinnadelaspiration
Abb. 2.1Bedarf für die spezielle dermatologische Untersuchung: Scherma-
schine, Bajonettpinzette und Schere.
Abb. 2.2Bedarf für das Hautgeschabsel: scharfer Doppellöffel nach Volkmann,
Skalpellklingen Nr. 10 oder Nr. 20, Objektträger, Deckgläschen und