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Sturmschäden in einem Fichtenbestandder Münchener SchotterebeneVon Teja Preuhsler, München *)
Die Stürme vom Winter 1990 haben in Bayern rund 23 Millionen FestmeterHolz auf rund 30 000 ha Sturmschadensfläche geworfen. Allein im StaatswaId waren es rund 8,5 Millionen Festmeter auf 13 000 ha.
Im Forstamt München brachten VIVIAN und WIEBKE Ende Februar/Anfang März 1990 mit ca 300 000 Fm das 4,3fache des Hiebsatzes von ca70000 Fm zu Boden, aufinsgesamtrund 350 ha, wobeigrößere Sturmwurflläeben 270 ha einnehmen undzusätzlich zahllose kleinere Nesterwurf-Flächenund Einzelwürfe anfielen.
Die Stürme mit Spitzenwindgeschwind igkeiten zwischen 130 km/h (Riem) und172 kmlh (Hohenpeißenberg) (6) habendas Geb iet des Forstamtes nicht gleichmäßig erfaßt: Wie Abb. 1 zeigt (aus 4),konzentrierte sich der Schaden auf einen 4 bis 6 km breiten, von NW nach SOreichenden Streifen unmittelbar am südlichen Stadtrand. Großflächig sind in diesem Bereich Bestände der nach Baumart, Nutzungsklasse, Pflegezustand undBestandesstruktur unterschiedlichstenBestandesformen geworfen worden. AufGrund der warmen Witterung Ende Februar war der Boden nicht gefroren, sodaß der Antei l der gebrochenen Bäumegering war.
Der erste Sturm vom 27. Februar 1990hatte die Bäume überwiegend in einevon WSW nach ONO streichende Richtu ng gestürzt und nach ersten okularenSchätzungen am 28. Februar 1990 imgesamten Forstamt einen Schadensumfang von ca 70000 Fm verursacht. Dernachfolgende zwe ite Sturm vom 1.12.März 1990 warf nochmals rund230000 Fm in der Fallrichtung NW nachSO , häufig über die bereits vom erstenStu rm geworfenen Bäume hinweg .
Vor allem in den Randbereichen derbrei ten Sturmstraßen fand sich eine Reihe kleinerer Schadflächen. Sie hattenoffensichtlich nicht die volle Wucht dieser Jahrhu ndertorkane zu spüren bekommen und ließen durch die Häufungder Nester- und Einzelwürfe eher dieAuswirkungen ..normaler" Winterstürmeerwarten. In einem solchen Bestand warunmittelbar vor dem Sturmereignis einewa ldwachstumskundliche Versuchsflächen-Vollaufnahme erfolgt. Hier bot sicheine Analyse der Sturmschädigung an.
*) Dr. Dr. hab il. T. Preunster ist stellvertretenderLei ter des Forstamtes Miinchen und daneben alsPriva tdozent am Lehrstuhl für WaIdwa chstumskunde der Universitä t Mün chen tätig.
Sturmdisposition desVersuchsbestandesDie Versuchsfläche zur Erkundung desWachstumsganges von Eichen-Verjüngungspflanzen unter Fichtenschirm warmit 7 Parzellen im Rahmen einer Diplomarbeit im Herbst 1989 in Abteilung XV Ba""Hinterer 43er" der ForstdienststelleBaierbrunn angelegt worden (7). Dernoch geschlossene, 87jährige FichtenReinbestand erstreckt sich von NW nachSO auf eine Länge von 560 m bei einerBreite von 130 m. Die Versuchsflächeliegt im Nordwestteil des Bestandes .
Die Parzellen sind 30 x 40 m = 0,12 hagroß, zuzüglich eines jeweils 10 m breiten Umfassungsstreifens. Die Flächengröße des gesamten Versuches beläuftsich auf 1,4 ha, die reine Meßfläche ngröße auf insgesamt 0,84 ha.
Standörlliche GegebenheitenDer Bestand stockt auf würmeisze itliehen Niederterrassen-Schottern mit geringmächtigen Flutlehmbeimeng ungen,
Abb. 1: Darstellung der Flächenwürfe der Stürme
VIVIAN undWIEBKE vom
Spätwinter 1990im südlichen Bereich des Forst-
amtes München.Im Original topo
graphische Karten1:25000; aus (4).
die entka lkte und bis 50 cm tief entwickelte Parabraunerden bildeten, mit mäßigfrischen bis fr ischen, kiesig-sandigenLehmen. Diese Stando rteinheit Nr. 142der Standortkartierung (8) umfaßt rund56 % der Holzbodenfläche in der Betriebsklasse Süd des Forstamtes München. Ihre durchschnittliche OberhöhenBonität (h,100) beträgt über alle Altersklassen hinweg für die Fichte 36,5 mnach der Fichten-Ertragstafel AssMANNFRANz von 1963 (9).
Bei jährlichen Niederschlägen von840 mm und 7,9 "C Jahres-Mitteltemperatur zeigt das Klima den subkontinentalen Sommerregentyp mit 66%des Niederschlages in der Vegetationszeit und einem Niederschlagsmaximumim Juli. Die Temperaturen der MonateMai bis September erreichen im langjährigen Mittel 15,2 "C.
In ca.600 m NN und völlig ebene r Lagewird der Bestand von ähnlichen, etwa 20bis 40 Jahre jüngeren Fichten-Reinb eständen umgeben. Luvseitig im Westenvorgelagert steigt eine Niederterrassenstufe rund 6 m stei l an. Sie gleicht denaltersbed ingten Unterschied in der Bestandeshöhe ·zu dem dort stockendenjüngeren Bestand voll aus.
Die Böden sind für die Fichte gutdurchwurzelbar: Nach den Stürmen wurden an den geworfenen Bäumen Hauptwurzelbereiche bis in rund 50 bis 80 cmTiefe ermittelt.
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Ertragskundliehe Bestandes- undEinzelbaumdaten vo r dem SturmIm Mittel der 7 Parzellen hatte der 87jährige Bestand zum Zeitpunkt der Flächenanlage vor den Stürmen einen Bestandesvorrat von 740 VfmD, eine Grundfläche von knapp 55 m' und 487 Stämme/Hektar bei einer überhöhen-Bonität(ho 100) von 34,3 m. Eine ,natürliche"Inhomogenität der Bestandesdichtezeig t sich in den untersch iedlichenBaumzahlen, Grundflächen, Vorrätenund h/d-Werten auf den Parzellen(Tab.1). Sie geht überwiegend auf frühere Schneebruch-ZE-Anfä lle zurück .
Die letzte Durchforstung von 1983 hatte 184 Vfm/ha entnommen. In den Jahren 1985 bis 1989 erfolgten lediqlichnoch einzelne ZE-Entnahmen von zusammen 21 Vfm/ha. Das Überschir·mungsprozent betrug zur Aufnahme imDezember 1989 im Millel der siebenParzellen etwa 77% ; dies ist normal türeinen geschlossenen Fichtenbestandbesserer Bonität. Der über Zuwac hsbohrung ermitte lte laufende jährliche Zuwachs der vergangenen 15 Jahre lag beirund 20 VfmD /ha.
Tab. 1: Ertrag skund liehe Bestandesdaten der Versuchsfläche MUE 139, Forstamt München (Aufnahme Dezember 1989) (nach Messner, 1991)
Par z . Nl h a G I~~ V/h a» .z: I dO'1 Dtc"a;\ hm ldm ~;;',Iho Del ta · ho /do
tom IV 'mD c m cm d cm rrm h r m \1 550 5 7 .4 776 .2 36 .2 44. 1 7.9 0 .8 4 30.3 31.8 1. 5 0 .722 492 5 8 .9 799 .1 39 .0 4 6 .3 9 .3 0.79 30 .9 32.3 1.4 0 .673 5 4 2 5 4.0 728 .6 35 .6 43 . 7 8 . 1 0 .84 30 .2 31 .7 1.5 0. 734 367 4 9 .2 6 69. 7 4 1. 3 49 .7 8 .4 0 .76 3 1.3 3 2.5 1.2 0 .655 4 42 54 .0 733. 0 39 .4 48.9 9 .5 0 .79 31.0 32.4 1. 4 0 .6 66 458 51.0 690 .8 37 .7 47 .9 10 .2 0 .82 30 .6 32.3 1. 7 0 .677 558 58 .0 186 .5 36 .4 43 .8 7 .4 0 .84 30 .4 3 1.7 1.3 0 .72
Mittel 487 54 .6 740 .5 37 .9 46 .6 8 .5 0 .81 30. 7 32 .1 1.4 0 .69DElTA-d _ oo-em: DElTA·h - bo-hm
Tab. 2: Schaft- und Kronenparameter nach Baumklassen für den Fichten-Ausgangsbestand auf der Versuchsfläche MUE 139 (AUfnahme Dezember 1989)
BKl n d h h /d kn kr l krb kr. kr. b. o. DO o. h r e l1 39 4 8 . 6 32 .3 .67 16 .2 16 .1 6 .5 34.6 259.4 .5 0 . 20 .4 2 . 14 .9 22 3 11 39. 8 31.2 .79 18.6 12. 6 5 .2 22 .2 12 9. 2 .4 0 . 17 .43 .1 3 .8 93 1 5 1 3 2 .2 29 .4 .92 18 .5 10. 9 4 .6 17 .0 8 5 . 1 .3 7 .16 .43 .14 .8 44 44 27 .9 26.5 .97 17.2 9.4 4 .3 14 .8 65 . 1 .3 5 . 16 .4 8 .1 6 .765 3 24 .3 25 . 1 1.02 18.7 6 .0 3 .8 11.5 32.3 .24 . 15 .69 . 15 .7 1a. 5 48 37.3 30 .4 .8 4 18 .3 12.1 5 .1 21.0 120 .5 .4 0 .17 .44 . 14 .8 7Arithm. Mittel: n ... Baumzahl , lrct, Grenzbäume; d • Brusthöhendurchme ssar; h • Baumhöhe ;hld • Schlankheilsgrad; kra • Kronenansalzhöhe; kri - Kronenlänge; krb '"' Kronenbreile; krg •Kronengrundfläche; krv '"' Kronenvolumen; bg • Bokronungsgrad (hI1<rl); sg • Spreitungsgrad (krbJh) ;Da • Ptumoheltscrad lkrblkrll: av .. Ausladunosverhältnis-fkrb/d\: hrel • relative Baumhöhe (hlhma~l
Disposition der Einzelbäume mit ihrenSchaft· und Kronenkennwerten und derWurzelverankeru ng Bedeutung bei.
Die Schlankheitsgrade der Bäume aufden Parzellen incl. der Grenzbäumereichten von 0,50 bis 1,22, der Bestandesmillelstamm (hm, dm) wies einenWert von 0,81 auf, der überhöhen stamm (hjdo) einen solchen von 0,69.Die Schaft- und Kronenparameter zeigten eine deutli che Staffe lung der Wertenach den Baumklassen nach KRAFT
(Tab. 2).
Die Bestandesdaten, die EinzeIbaumparameter und auch die standörtlichenGegebenheiten mit guter Durchwurzelung ließen ausreichende Sturmstabilitäterwarten.
Damit befand sich der Bestand in einem sehr vitalen, produktionsaktiven Zustand, und erwies auch keine besondereStandraumlabilität auf. Ein etwas lückigerer kleinerer Bestandesteil im südöstlichen Bereich der Umfassungsstreifenzwischen den Parzelle 3 und 5 auf Grundweit zurückliegender ZE-Ereignisse wardurch die umgebenden Bäume selbstmit tiefer herabreichenden Kronen, stärkeren Durchmessern und niedrigeren hld-Werten stabil isiert worden.
THoMAsius (10) stellt fest, daß sowohlhinsichtlich Windbruch wie auch Windwurf eine Stabil isierung der Bestände inerster Unie durch eine Erhöhung derkollek tiven Stab ilität erfolgen muß. Demgegenüber mißt ABETz (2) vor allem der
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Abb. 2: ,BOXPlot ' - GruppendarsteIlung derEinzeIbaumvariablen Durchmesser(0), Höhe (H),SChlankheitsgrad(HO) und Kronenvolumen (KRV)nach.der Schadensart (1= verschont, 2 = Wurf,3 = Hänger,4= Bruch) aufderVersuchsflächeMUE 139, ForstamtMünchen
Auswirkung der StürmeVIVIAN und WIEBKEvom Spätwinter 1990Die ertragskundlichen Aufnahmen hatten incl. Grenzbäumen insgesamt 548Bäume erfaßt. 72,3 % dieser Bäume sindvom Sturm verschon t und 27,7% betroffen worden . Die betroffenen Bäume wurden zu 84 % gewo rfen. zu 12 % angeschoben und zu 4 % gebrochen. Dieangeschobenen Bäum e waren zume istin den Kronen der Nachbarbäume hängen geblieben, was auf ein funktionierendes Stülzsystem der Nachbarn imSinne von THoMAslus (10) hinwe ist.
Gegenüberstellung der vom Sturmverschonten und der betroffenenFichtenDie Übersicht über die arithmetischenMitte lwerte der wichtigsten , die Stabilitätcharakterisie renden Einzeibaumparameter in Tab. 3 zeigt auf den ersten Blickkeine gravierenden Unterschiede zwischen den vom Sturm verschonten undden betroffe nen Bäumen . Die Wurf - undHängerbäume habe n jedoch im Mittelerkennbar stärkere Durchmesser, niedrigere h/d-Werte, längere Kronen, höhere Bekronungsgrade und größere Kronenvolumina als die vom Sturm verschonten Bäume. Die sechs Bruchbäume dagegen zeige n im Millel geringereDurchmesser und Höhen und größere h/d-Werte als die verschonten Bäume beiauch hier längeren Kronen , tieferen Kro-
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5 (-:l) " (t\oo4 4) 3 (n_1S1j 2 (n.311j 1 (n.39)Baum kl, ...
BKL verbt. Wurf Hänger Bruch Tolal1 22 16 0 1 3.2 221 73 14 3 3113 118 2. 3 1 1514 34 8 1 1 445 1 2 0 0 3Su . 398 128 18 6 548
Abb. 3 : Sturmschaden 1990 auf der Versuchsfläche MUE 139. Relative (oben)und absolute Häufigkeiten (unten) derSchadensarten in den Baumklassen.
nenansätzen und deutlich gr9ßeren Kronenvolumina.
In der Gruppendarst ellung nach Schadensarten für alle Bäume der siebenParzellen zeigen die . BOX-Plots" mitden Extrema, dem Median und den . Boxen" mit 50 % der jeweiligen Anzahl (begrenzt durch die unteren und oberenQuartile) für die Variablen Höhe, Durchmesser, Schlankheitsgr ad und Kronenvolumen aber , daß hierbe i keine statistisch gesicherten Unterschiede zwischen den verbliebenen, geworfenen,angeschobenen und gebrochenen Bäumen zu erwarten sind (Abb. 2).
Eine Zu ordnung der Sturmschadensbäume zu den Baumklassen nach K RAFT
auf Abb . 3 läßt jedoch bereits erkennen, daß die Baumklassen 1 und 2stärke r durch den Sturm betroffen wurden als die niedrigeren Klassen (derhohe An tei l geworfener Bäume in Klasse5 beruht auf 2 geworfenen von lediglich 3vorhandenen Bäumen und hat daherkeine allzu hohe Aussage kraft).
Flächige Verteil ung derSturmschäden Im BestandDie Stürme haben sich auf den einzelnen Parzellen im Versuchsbestand nichtgleichmäßig ausgewirkt. Wie Abb. 4 mitder maßstabsgerechten Lage der Parzellen im Bestand zeigt, sind auf denParzell en 3 und 5 über die Hälfte allerBäume in flächiger Ausdehnung betroffen worden, während auf den Parzellen1, 2, 4, 6 und 7 Einzelbäume aus demBestand selektiert wurd en.
Tab. 4 enthält für jede Parzelle dieStammzahlen bzw. Stammzahlanteileder vom Stu rm ve rschonten sowie dergeworfenen, angeschobenen und ge-
Tab. 3: Einzelbaumparameter der vom Sturm verschonten, der geworfenen.angeschobenen und gebrochenen Bäume (incl. Grenzbäume) auf der Ver·suchsfläche MUE 139 (ar ithmet. Mit1elwerte)
Gesamt: 548 Bäume verschont eworfen an es choben abrochenStammzahl 3 96 1 2 8 1 8 6Stammzahl-% von Gesamt 7 2. 3 2 3 .3 3 .3 1.1- - - - - - - - -- - - - - - - - - - . - - - - - - -- - - - - - - - - - - - .' - - - - -- - - . - - . - - - - - - - -Durchmesser 3 6. 9 38 .4 38.3 3 5 .3Höhe 3 0 .4 3 0 .3 30 .7 29.3Schlankheitsgrad .84 . 8 2 . 8 3 .86Kronenansatzhöhe 1 8. 6 17 .4 1 8. 5 16 .1Kronenlänge 1 1.8 13.1 12 .3 t 3 . 1Kronengrundflache 2 0. 3 2 2 .6 . 2 0 .3 29 . 5Kronenvolumen 112.0 142 .9 119.4 2 06 .3Bekronungsgrad . . 3 9 . 4 3 .4 0 .4 4rel. Baumhöhe(zu hmaxl . 8 7 6 .8 8 .8 3
Tab . 4: Ausmaß des Sturmes auf den Parzellen 1 - 7 des Versuches MUE 139
Parzelle Anzahl Bäume verschont geworfen angeschoben geb rochenn n n % n n% n n % n n%
- _. - -- -- -- - - - . __. - - - _ . _ - - - _. _ -- - - - - - -- - - - - - --~ _ ._ - _._ -- _ .. _---_ . -1 8 3 70 84.4 7 8 .4 5 6.0 1 1. 22 80 78 97. 6 1 1. 2 0 0 .0 1 1. 23 88 4 0 45 .5 44 50 .0 4 4 .5 0 0 .04 6 5 50 76 .9 8 12 .3 3 4 .6 4 6 .25 70 1 8 25.8 4 7 67. 1 5 7 . 1 0 0 .06 71 54 7 6 .1 1 7 23 .9 0 0 .0 0 0 .07 91 8 6 94 .5 4 4.4 1 1.1 0 0 .0
Einzelwürfe undeinige HängeraufParzelle 1. (Blick
vom Nord-Eck derParzelle in Rich
tung Süd-Eck, Mai1990)
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2 2. 5 27. 5 3 2 ,:; 3 7.5 .2.5 47,5 52.5 sr.s(n.1 1) (n . 51) (n_55l (n . 1' O) (0- 85) (n . 23) 1" _21) (0.3)
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Parzellen (Parz. 1, 2, 4, 6, 7) herangezogen, von denen 52 Bäume oder 13%vom Sturm betroffen worden waren.Abb. 5 gibt die Sturmschadensereignisse nach Baumklassen (BKL) und nachKlassen des Bekronungsgrades (BG)wieder. Für die reiativen Anteile der vomSturm verschonten Bäume zeigt sich inbeiden Darstellungen eine linksschiefeVerte ilung mit einem Optimum in Baum-
III Hänger r.a Wur '
der Sturm böen gerade an dieser Stelledes Bestand für die mehr flächigen Verluste auf den beiden benachbarten undin Sturm richtung hintereinander liegenden Parzellen verantwortlich ist.
Abb. 5 (oben) und 6 (rechts): VersuchMUE 139. Relative Stammzahl-Häufigkeit der Schadensarten (Bruch, Hänger,Wurf, verbleibend) nach Baumkla ssenund Bekronungsgrad-Klassen sowienach Durchmesser-, h/d-Wert · und Kronenvolumen-Klassen auf den Einzelwurf-Parzellen 1, 2 , 4, 6 und 7.
0.\ 5 0.2 5 0. 3 5 0.45 0.5 5 0 .6 5 0 .151" -4 ) (11 . 341 (n.188) (n_13D) (11 .25) ln - a l {n_11
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Parameter der vom Sturm betroffenenEinzelwurl-BäumeFür einen weiteren Vergleich wurden dieinsgesamt 390 Bäume der Einzelwurf-
Die unten lieg enden Bäume wurden vomersten Sturm V/V/AN nach ONO geworfen, darüber fielen in Richtung SO dieBäume des zweiten Sturmes WIEBKE.(Blick vom West-Eck der Parzelle 5 inRichtung Ost-Eck, Mai 1990)
brochenen Bäume. Ein Zusammenhangzwischen Schadensausmaß und Antei·len von Hängern oder Brüchen auf denParzellen ist nicht erkennbar. Auch sindaus Tab. 1 keine Besonderheiten derBestandesdaten der flächig betrollenenParzellen ersichtlich: Parzelle 3 liegt mitihren Werten knapp unterhalb und Parzelle 5 knapp oberhalb des mittlerenDatenniveaus aller Parzellen und auchder aktuelle Durchforstungszustand, erkennbar in den Delta-h- und Delta-dWerten, entspricht dem des gesamtenBestandes.
Somit könnte man zunächst annehmen, daß die Zufälligke it des Aufprallens
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Abb. 4:Baumverteilungskar-te mit dem SlurmschadenMärz 1990. VersuchMUE139/ 1-7: , Eichen-Verjün-gung unterFichten-Schirm ",
•• " •., .., Forstamt München, Abt.XV8<1' . Hinterer 43er ".
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(1 = iitnz etwun-veroneoen ;2 = Einzelwurf-betroffen;3 = Fläche nwurf- verblieben ; 4 = Flächen wurt-be troffen)
Kompakte und tief reichende Wurze/ausbildungen an den ge worfenen Fichten weisen aufdie relativ sturmstebiten Standorte der Münchner Schotterebene hin (März 1990)
Zusammenfassung undFolgerungenDer untersuchte Fichtenreinbestand imForstamt München war auf Grund seinerstandörtliche n Gegebenheit en und se iner Strukt ur und Vitaiität relativ sturmstabil. Die Verteilung der geworfenen Bäu-
me im Bestand sowie desse n Randlageinnerhalb der breiten Stu rmstraße derJahrhundertorkane . vom Spätw inter1990 lassen erkennen, daß hier, im Ge ge nsatz zu den großflächigen Würfen imZen trum der Sturmschneisen - eher"normale" Sturmschäden zu beurteilensind.
Vom Sturm geworfen und angeschoben wurden weit überproportional zu41% die vorherrschenden Fichten, daneben die herrschenden Fichten zu28% , also Bäume mit niedrigen hldWerten und großvolumigen Kron en: Aufden Einzelwurfparzellen wurden sie ausdem geschlossenen Bestandesgefüge. herausgeholt", während benachbarte. Jnstablle" Bäum e mit höheren hl d-Werten und höher angesetzten Kron en stehen blieben. Auf den Flächenwurfparzel-
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Abb.'7: " BOXPlot" - Gruppen-
darstellung derEinzeIbaumvaria
blen Durchmesser(0), Schlankheits -
grad (HO), Kronenlänge (KRL)
und Bekronungs grad (BG) nach
den Sturmbereichen. Versuchsfl.
MUE 139, FAMünchen
hatten . Dies betraf bevorzug t den aufgelockerten Bereich der Umfassungsslreifen zwischen den Parzelle 3 und 5. EineÜberprüfung der Fallri chtungen de rWindwu rfbäume ergab, da ß die dortig enstä rkeren und tiefer beasteten Bäumebereits beimersten Sturm geworfenworden waren. In der dann entstandenenLücke konn te der zweite Sturm leichterangrei fen .
klasse 3 bzw . Bekronungsgrad-Klasse0,35 (% ). In Richtu ng der sozial stärkeren ode r besse r bekronten Klassen haben die Stürme zunehmend größereStammzahlanteile erfaßt: Von 7% Anteilder Sturmschadensbäume in BKL 3 bis36% in BKL 1 oder von 8% Anteil derSturmschadensbäume bei BG=0,35 bis38% bei BG =0,65. Dem stehen höhereAusfä lle in den jeweils schwäc hsten, allerdings nur gering besetzten Klassengegenüber.
Ähnli ch zeigt Abb . 6 eine Zunahme derAusfälle mit ste igender Klasse beiDurchmesser, Schlankheitsgrad undKronenvolumen: Beim Durchmessersteigt der Ausfall von 5% in Klasse32,5 cm auf bis zu 33% in der stärkstenKlasse von 57,5 cm, beim Schlankheitsgrad von 6% in der hld-Klasse 1,05 biszu 36 % Ausfa ll in hld -Klasse 0,55 undbeim Kronenvolumen von 10% in derniedrigsten Klasse (. bis 100 cbrn") bis zuüber 50 % Ausfall bei allen Bäumen mitmehr als 300 cbm Kronenvolumen. BeiDurchmesser und Schiankheitsgradsind ebenfalls in den beiden niedrigstenKlassen ve rstärkt Ausfälle zu erkennen.
Lediglich bei der Baumhöhe zeigensich keine derartigen Tendenzen in derSturmanfäll igkeit.
Einzelwurf und FlächenwurfIn der gruppenweisen . BOX-Plot · - Darstellung für Durchmesser , Schlankheitsgrad, Kronenlänge und Bekro nungsg radauf Abb . 7 sind in Gruppe 1die verbliebenen und in Gruppe 2 die sturmbetro ffenen Bäume (Wurf, Hänger und Bruch)der Einzelwurfparzellen (Nr. 1, 2, 4, 6und 7), in Gruppe 3 die verbliebenen undin Gruppe 4 die sturmbetroffenen Bäumeder Flächenwurfparzellen (Nr. 3 und 5)zusammengefaßt. Die Darstellu ng läßterkennen, daßsignifikante Unterschiedezwischen den vier Gruppen nicht zu erwarten sind.
Auch multivariate Gruppenvergleiche,die das Zusammenwirken der verschiedenen . Schaft- und Kronenparameter(z. B. Durchm esser, Schlankheitsgrad,Kronenansatzhöhe, Kronenlänge, Kronenvoiumen und Bekronun gsgrad) imHinblick auf eine besondere Sturmanfälligkeit der betro ffenen Bäume berücksichtigten (z. B. mit Hilfe von Diskriminanzanalysen), erbrachten keine statistisch gesicherten Gruppi erungen in dieser Richtung.
Es wird aber auch erkennbar, daß aufden Flächenwurfparzellen Nr. 3 und 5der Sturm offensichtlich solche Bereicheerfaßt haben mußte, wo Bäume mit stärkeren Durchmessern, niedrigeren h/dWerten, größeren Kron enlängen und höheren Bekronungsgraden gestanden
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len wu rden sie bere its beim ersten Sturmerfaßt. Hier wa ren es Bäum e, die auf eingrößeres Standraumangebot in der Folge von bereits we iter zurück liegendenZE -Ereignissen mit großvolumigen undtief herabreichenden Kronen und mitstärkeren Durchmessern und niedrigenh/d-Werten reagiert hatten .
Die Ausdehnung zu Flächenwürfenging beim zwe iten Stu rm von dieser soentstandenen Lücke aus. Im Randbereich der über die beiden Parzellen Nr. 3und 5 reich enden und 100 x 35 m großenWindwurfflä che blieben (sowohl in Luv .wie auch in Lee) ebenfalls überwiegendBäume mit höh ere n h/d-Werten und höher angesetzten Kronen stehen.
Zwar konnten die Unterschiede zwischen den vom Stu rm verschonten undden betroffenen B äumen anhand derEinzelbaumparameter von Schaft undKro ne auch multivariat statistisch nichtabges ichert werde n, doch sind in ihrerTendenz folgende Sch lußfolgerungenmög lich:
1. Sowo hl in den geschlossenen Bestandespartien wie auch in dem etwas lückige n Teil boten die großvolumigen Baumkronen dem Sturm erhöhte Angriffsmöglichkeiten, was deren vermutlich bessere
Wurzelverankerung nicht wett machenkonnte.
2. Auf den relativ sturmstabilen Standorten der Münchn er Schotterebene vermag ein niedriger h/d-Wert die Stu rmstabilität einz elner Bäume im gleichmäßig geschlossenen Bestand nicht ausreichend zu gewährleisten , da keinesfallsdie Bäume mit höheren (. ungünstigeren") h/d-Werten vermehrt ausgefallensind.3. Eine Festlegung aut Z-Bäume mitgroß em Standraum , niedrigem h/d-Wertund großvo lurnigen Kronen - wie esABETZ (I , 2) fordert - erscheint unterdiesen Gegebenheiten nicht erforderlich, da nach einem möglichen Ausfallkeine ausreichend produktionsstarkeNachbarschaft mehr verfügbar ist. Hierbietet sich die Auslesedu rchforstung anmit der Mög lichkeit, sich den nach Sturmereignissen geänderten Strukturendes Bestand es laufend und flexibe l anpassen zu können .
4. Ungleichm äßigkeiten in der Bestokkungsdichte bieten Ansatzpunkte fürSturmschädig ungen, selbst wen n dieEinzelbäum e sich durch läng ere Kronenund niedrigere Schlankheitsgrade auferweiterte Standräume einstellten. In
.
den gleichmäßig bestockten und stammzahlreicheren Bestandesteilen sind zwareinze lne vorherrschende und herrschende Bäume ausgefallen, insgesamthat sich jedoch das von Tu ow.cs urs (10)angesprochene Stützsystem der Nachbarschaft bewährt .
Uteraturhinweise
1) ABETZ, P., 1975: Ernsc heidungshill en fü r die Durchfors tung vo n FichlenbestAnden (Du rchf ors tungshilfe Fi 1975)Me rkb lätter der FVA Baden-Würn emberg (Abt.W aldw achstu m ) Nr.13. 2) ABETZ, P., 1991 : Stu rmsch ädenaus wajdwachstum skuodüctier Sich t. AFZ 12/1 99 1, S . 626629 . 3) ASSMANN. E., FRANZ, F., 1963: Vorläu fige Flehten-Ertrags tafel tü r Bay ern. Mü nch en. 4) BERANEK, J.,KIRSTEIN, M., 1991: Erfassung der Sturm schäden imForstamt München: Diplomarbeit MWW-DA, L f.WaJdwachstumskunde, Unl v. München. 5) DL R, 1990 :Übersich tskartienJOg von Orkansc häden mitte ls Luflbildaufnahm en aus 8 000 m HOhe. Deutsche Forsc hung sa nsten für Luft- und Raum fahrt e.V. 4 Seiten; PA 6J9O A: NEO E 10.11, Oberptatteon ct en 6) ORON IA, H., 1990: Vrvianund Wiebke - Auct1 in Zukunff Beg leiterinnen de r Forstleute . Stem e und Weltra um. H. 12/1990, S . 723-7 26. 7)MOSSNER, J., 199 1: Eich enveljüng ung unter Fichtenschinn Im Forstamt Münch en. Struktur und Zuwachsleistung des Fichten-Ausgangsbestandes und Versuchsanlage Versuch MU E 139/1·7 . Olplomarbeil MWW ·D A..79 Un iv.München 8) O FOD MÜNCH EN, 197 2: Standort serkundungfür da s Fo rstamt M önchen-s orst enneo . Oberfo rstdi rekt ionMü nchen, nicht verö ffen tlich t. 9) O FOO MÜNCHEN , 196 8:Forste inrichtung für das Forstamt München. Oberto rstorrektlcn München, nic ht verö ffentlicht. 10) THO MASIUS, H .,198 8 : Stabilität natürlicher und künstlicher Wa ldö kosysteme sowie deren Beeinflu ßba rkeit durch forslWirtsc ha fil ich eMaßnahmen. AFZ38J1988, S. 1037-1043 und 39/1988 . S .1064 · 1068.
Sonderdruck aus Allgemeine Forst Zeitschrift Nr. 21/1991
BLV Vertaqsqesellschaft mbH, Lothstraße 29, 8000 München 40. Probeheft gratis.