K A M P A G N E N + S T R U K T U R + B I L A N Z + E R T R Ä G E U N D A U F W E N D U N G E N
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2002
Editorial
2002: UMWELT IN NOT
2
2002 war für die Umwelt ein schwierigesJahr. Viele Katastrophen, etwa die Jahr-hundertfluten in Deutschland und Europa,zeigten verheerende Auswirkungen. Somusste sich auch Greenpeace unerwartetenHerausforderungen stellen. Im Augustwaren Aktivisten während der Flutkata-strophe an der Elbe im Einsatz. Helferin-nen und Helfer arbeiteten oftmals bis anden Rand der Erschöpfung. Sie fülltenSandsäcke, sicherten Deiche und nah-men Wasser- und Bodenproben. Dennalte, nicht sanierte Chemieanlagen kön-nen bei jedem Hochwasser die Umweltverseuchen.
Als im November 2002 vor Galicien derTanker „Prestige“ sank, halfen Greenpeacervor Ort bei den Aufräumarbeiten und über-nahmen gleichzeitig die Überwachung derKadetrinne, der stark befahrenen Meeres-straße in der Ostsee. Die Crew an Bord der„Sunthorice“ harrte die Weihnachtsfeier-tage und Silvester bei eisigem Wetter inder Meerenge aus, um insbesondere ma-rode Tanker aufzuspüren. Ergebnis: EineÖlpest ist auch in der Kadetrinne jeder-zeit möglich. Greenpeace fordert unteranderem: Lotsenpflicht, verbesserte Radar-überwachung und in ganz Europa Häfen,die havarierte Schiffe aufnehmen können.
Zunehmende Stürme und Flutkatastro-phen weltweit zeigen, welche dramatischenFolgen der von Menschen gemachteTreibhauseffekt hat. Umso enttäuschen-der das Ergebnis des Weltgipfels in Johan-nesburg: Dort einigten sich die Delegatio-nen nicht auf den Ausbau erneuerbarerEnergien. Die USA und die Ölförderstaatenverhinderten feste Zielvorgaben. Dochwenn Klimachaos sowie die Gefahr künf-tiger Kriege um Erdöl vermieden werdensollen, müssen Investitionen in erneuerba-re Energien im großen Stil getätigt werden.
Die Schwerpunkte unserer Arbeit geltenauch über 2002 hinaus: Wir fordern eine
naturnahe Landwirtschaft ohne Gentech-nik. Nur sie kann eine intakte Umweltund gesunde Lebensmittel garantieren.Der Ausstieg aus der risikoreichen Atom-energie muss konsequent verfolgt wer-den. Die rot-grüne Bundesregierung hatgezeigt, dass ihr so genannter Atomaus-stieg eine Farce ist. Das alte Atomkraft-werk in Obrigheim, Baden-Württemberg,soll Jahre länger am Netz bleiben als im„Atomausstieg“ geplant. Die gefährlicheatomare Wiederaufarbeitung von deut-schem Atommüll in England und Frank-reich läuft weiter, obwohl sie die Meereund weite Landstriche für viele kommen-de Generationen verseucht.
Finanziell war 2002 ein erfreuliches Jahr;die Einnahmen sind um 3 Millionen Eurogestiegen – zusätzliche Einnahmen, die wir2003 für den aktiven Umweltschutz ausge-ben. Wir danken Ihnen für Ihre Unterstüt-zung und Ihr Vertrauen. Bitte begleiten Sieuns auch weiterhin mit Ihrem Zuspruchund Engagement! Greenpeace braucht dieUnterstützung möglichst vieler Menschen.Etwa bei der internationalen Arbeit gegenuneinsichtige Konzerne wie den ÖlriesenExxonMobil (Esso), der Klimaschutz fürunnötig hält, und beim Schutz der letztenUrwälder auf unserem Planeten.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte BehrensGeschäftsführerin von Greenpeace
Februar: Wieder einmal ziehen Greenpeacer vor dasEuropäische Patentamt. Mit einem riesigen Bild der„Venus“ protestieren sie gegen die Patentierung einesBrustkrebsgens. Das Patent behindert die Anwendungund Entwicklung neuer Verfahren zur Diagnose vonBrustkrebs.
Mai: Greenpeace protestiert zeitgleich an zwei Atom-kraftwerken für eine gesetzliche Pflicht der Stromkenn-zeichnung. Die Umweltschützer entlarven Konzernewie E.ON, die an AKW beteiligt sind, ohne dass es derKunde erfährt.
August: „Wir sind mittendrin“, warnt Greenpeaceschon lange. Die Elbeflut 2002 zeigt, dass der Klima-wandel auch Europa nicht verschont. Während derKrise im Sommer helfen Aktivisten in den Hochwasser-gebieten.
Oktober: Aktion bei Esso in Luxemburg. 650 Greenpeace-Aktivisten aus 31 Ländern ketten sich andie Zapfsäulen aller 28 Tankstellen des Ölkonzerns. Sie bieten dem mächtigen Gegner damit Paroli, der alle Bemühungen zum Klimaschutz hintertreibt undkeinen Cent in erneuerbare Energien investiert.
November: Die „Prestige“ sinkt vor Galicien. Weltweitsind nach Greenpeace-Recherchen 3437 gefährlicheChemie- und Öltanker auf den Weltmeeren unterwegs.50 Prozent der Tankerflotte stellen eine Gefahr dar.Allein durch die Havarie der „Prestige“ verschmutzenimmer neue Ölteppiche die spanische, portugiesischeund französische Atlantikküste.
Dezember: Vom 11. Dezember 2002 bis zum 12. Januar2003 sind Greenpeacer mit Schiff und Schlauchbootenin der Kadetrinne, Ostsee, im Einsatz. Sie dokumentierengefährliche Verkehrssituationen in der stark befahrenenMeeresstraße und identifizieren insbesondere Öltanker,insgesamt 112 an der Zahl. Mindestens 24 davon sindschwimmende Zeitbomben: uralte Tanker, die nur übereine einzige Schiffshülle verfügen.
Chronik 2002
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AKTIONEN 2002 – EINE AUSWAHL
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Die rücksichtslose Ausbeutung der Naturmacht nicht an Ländergrenzen Halt. Greenpeace arbeitet deshalb als inter-nationale Organisation mit Hauptsitz inAmsterdam. Alle nationalen Büros koor-dinieren ihre Kampagnen und Aktionengemeinsam, aber führen sie eigenverant-wortlich durch.
Das höchste Entscheidungsgremium istdas Council, das sich aus Vertretern dereinzelnen nationalen Büros zusammen-setzt und auf jährlichen Treffen die Leit-linien der Arbeit festlegt. Das Councilwählt den internationalen Vorstand, derwiederum die internationale Geschäfts-führung einsetzt.
Argentinien • Australien • Belgien • Brasilien • Chile • China • Deutschland • Frankreich • Griechenland • Großbritannien • Indien • Italien • Japan • Kanada •
Luxemburg • Mexiko • Mittelmeer • Neuseeland • Niederlande • Nordic • Mittel- und Osteuropa • Russland • Schweiz • Spanien •
Südostasien • Thailand • Tschechien • USA
* Greenpeace hat 28 nationale und regionale Büros, die zu nationalen und internationalen Umwelt-Themen arbeiten. Darüber hinaus gibt es in weiteren 11 Ländern Greenpeace-Aktivisten, die an Kampagnen mitarbeiten (s. Karte » Greenpeace-Kontakte in aller Welt« auf dem Rücktitel).
** » Stichting Greenpeace Council« koordiniert die internationalen Kampagnen, die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Schiffsflotte und überwacht die Aktivitäten der nationalen Büros.
STRUKTUR VON GREENPEACE INTERNATIONAL
Greenpeace weltweit
Nationale Greenpeace-Büros*
Stichting Greenpeace Council**
VorstandGreenpeace International
7 Mitglieder
Kampagnen • Aktionen • Schiffe •Presse/Medien • Lobby • Entwicklung
der nationalen Büros • Finanzen • Fundraising •Verwaltung • Personal
Internationaler Geschäftsführer
Repräsentanten der einzelnen Büros bilden das SGC.
wählt
ernennt
Bereiche
4
Finanzen International
Als ein Länderbüro mit vergleichsweisehohen Einnahmen übernimmt Green-peace Deutschland jährlich einen großen Teil der Kosten für die weltweite Kampagnenarbeit und fördert so Akti-vitäten in Ländern, in denen die Armutes den meisten Menschen nicht erlaubt,Geld für Umweltschutzorganisationen
zu erübrigen. Aktivitäten gegen die Zerstörung des Regenwaldes in Amazo-nien beispielsweise könnten die latein-amerikanischen Greenpeace-Büros nichtallein finanzieren.
Folgende nationale Büros haben sichim Jahr 2002 finanziell an der inter-nationalen Kampagnenarbeit beteiligt:
DAS BUDGET VON GREENPEACE INTERNATIONAL
12,0
7,1
4,9
3,4
2,2
6,6
Finanzierung internationaler Kampagnen gesamt in Mio EUR
Ausgabenbudget Greenpeace International in Mio EUR
Flotte und Aktionen
Fundraising
36,2
36,7
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Deutschland
Niederlande
USA
Großbritannien
Schweiz
Andere
Medien und Kommunikation
Sonstiges
Verwaltung
Themenbereiche
• Meere• Wälder• Klima/Öl• Chemie• Atom• Gentechnik
14,5
8,54,2
5,0
3,1
1,0
0,4
Unterstützung nationaler Büros
Struktur deutsches Büro
Das deutsche Büro hat seinen Sitz in Hamburg. Oberstes Beschlussgremiumist die Mitgliederversammlung, die aus 38 stimmberechtigten Mitgliedernbesteht und den Aufsichtsrat wählt.
Die sechs ehrenamtlichen Aufsichtsrats-mitglieder setzen die Geschäftsführungein. Diese leitet den Verein und ist für dierund 150 festangestellten Mitarbeiter des Greenpeace e.V. verantwortlich.
STRUKTUR VON GREENPEACE IN DEUTSCHLAND
38 stimmberechtigte ehrenamtliche Mitglieder
ehrenamtlicher Aufsichtsrat
Geschäftsführung
Trustee
wählen
Bereiche
unterstützen
wählt
ernennt, kontrolliert und entlastet
Christine Ax • Jörn Behrens (Sprecher) • Rainer Brockhaus • Helmut Haeckel • Claudia Maiwald • Hermann E. Ott • Christian Schaake
über 520.000 Fördermitgliederfinanzieren die Umweltschutzarbeit durch ihren regelmäßigen Beitrag
Vertreter des deutschen Büros
Brigitte Behrens
Kommunikation/Werbung/Förderer Kampagnen/Themen Verwaltung
80 Greenpeace-Gruppen
ca. 1.800 ehrenamtliche Mitglieder machen Aufklärungsarbeit vor Ort und unterstützen die Kampagnen auf lokaler Ebene
Presse • Medienarbeit • Fördererservice •Greenpeace-Gruppen-Betreuung • Green-teams • Team fünfzig Plus • Spenden-gewinnung • Mailings
Atom • Energie • Öl • Klima •Meere • Wale • Wälder •Artenvielfalt • Landwirtschaft •Gentechnologie • Chemie •Aktion
Finanzen •Buchführung •Recht • EDV •Personal
6 Stand: Juli 03
Kampagnen 2002
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Urwaldschutz – Aktionen in Deutschland
Die Kampagne für den weltweitenUrwaldschutz ist 2002 ein Schwerpunktder internationalen Greenpeace-Arbeit.Auch in Deutschland arbeitet die Umwelt-organisation intensiv an diesem Themaund prangert mit zahlreichen Aktionendie weltweite Urwaldvernichtung an: Im Februar protestieren Aktivisten beimVerband Deutscher Papierfabriken gegendie Zerstörung finnischer Urwälder fürdie Papierproduktion. Ende des Monatsstoppen Aktivisten im Hamburger Hafeneine Schiffslieferung mit brasilianischemUrwaldholz aus dem Amazonas. Späterwerden die illegal gefällten Mahagoni-Stämme von den Behörden beschlag-nahmt. Im November erhält Mahagoniauf der internationalen Cites-Konferenzeinen höheren Schutzstatus.
Mitte März protestieren 70 Greenpeacerbei einer Holzhandelsfirma in Nordrhein-Westfalen. Mit der neuntägigen Aktionfordern sie: Kein Holz aus Urwaldzer-störung! Es gibt Alternativen: Verbraucherkönnen sich am FSC-Siegel orientieren.Dieses internationale Gütezeichen garantiert eine ökologisch und sozial ver-trägliche Waldwirtschaft.
Auch bei internationalen Konferenzenist Greenpeace präsent, etwa beimUrwaldgipfel in Den Haag oder beimWeltgipfel für nachhaltige Entwicklungin Johannesburg. Mit Demonstrationenvor den Türen und intensiver Lobby-arbeit streitet Greenpeace für besseren
Urwaldschutz und erreicht Teilerfolge. Intensiv arbeitet Greenpeace gegen ein
Finanzierungsprojekt der WestdeutschenLandesbank. Diese stellt Gelder für denBau einer Erdölpipeline quer durch Ecua-dor bereit. Dadurch sind einzigartigeUrwaldgebiete des Amazonas bedroht.
Für die Urwaldkampagne gibt Green-peace Deutschland 2002 insgesamt rund 266.000 Euro aus. Ein großer Teildavon, rund 143.000 Euro, fließt in diezahlreichen Aktionen. Etwa 14.000 Eurokosten die zahlreichen regionalen Gruppen-Aktivitäten. Für Recherchenwerden rund 7000 Euro und für die Produktion von Infomaterialien sowieFotodokumentationen ca. 16.500 Euroaufgewendet.
Besonderes Highlight der Öffentlich-keitsarbeit ist ein Filmspot, der kostenlosin hunderten deutschen Kinos und vielenFernsehsendern gezeigt wird. Die Vorlagedazu kam vom Greenpeace-Büro inGroßbritannien. Die Produktion einerdeutschsprachigen Version inklusiveHerstellung und Versendung der Film-kopien kostet rund 34.000 Euro. Ein Ein-satz, der sich lohnt. Der Spot vermitteltmit dramatischen Bildern nicht nurhautnah das Problem Urwaldzerstörung,sondern bringt auch unzählige positiveRückmeldungen. Viele Menschen mel-den sich bei Greenpeace und wollen dieKampagne zum Urwaldschutz aktivunterstützen. Diese Mithilfe ist mehr als willkommen, denn für den Urwald-schutz wird Greenpeace auch in dennächsten Jahren intensiv arbeiten.
WOHIN FLIESSEN DIE SPENDENGELDER?
März 2002: Aktion am Holzlager der Firma Offermann in Preußisch-Oldendorf, die Holz ausUrwaldzerstörung verarbeitet.
Spenden unter vv 100
Spenden unter vv 500
Spenden von vv 500 und mehr
Zinserträge, sonstige Erträge
Erbschaften, sonstige Spenden
Industriesponsoring
Staatliche Zuwendungen
Im Jahr 2002 erreichten die Gesamterträ-ge von Greenpeace e.V. 38,88 Mio A. Greenpeace Deutschland finanziert sichzu über 90 Prozent aus Spenden und För-derbeiträgen. Im Dezember 2002 haben522.000 Förderinnen und Förderer Green-peace unterstützt, 11.600 mehr als imVorjahr. Die tragende Säule sind dabei die vielen Zuwendungen von bis zu 100 A.
Die breite Basis der Förderer sichert demVerein die für die Umweltschutzarbeitunerlässliche Unabhängigkeit. Green-peace nimmt kein Geld von der Indus-trie, dem Staat oder Parteien und akzep-tiert kein Sponsoring. Weitere Einnah-men erzielte Greenpeace aus Erbschaften,Bußgeldern, Sachspenden und Zins-erträgen. Den Erträgen von 38,88 Mio A
GREENPEACE DEUTSCHLAND: ERTRÄGE UND AUFWENDUNGEN
Erträge in Mio EUR
Aufwendungen in Mio EUR
Verwaltung
Werbung
38,88
35,9
6,9
12,0
12,7
2,9
Beitrag für internationaleKampagnen und Themen
8
Finanzen Deutschland 2002
Kommunikation
1,3
Sonstiges
28,22
5,52
1,51
1,63
2,00
0
0
Kampagnen und Themen in Deutschland
• Meere/Wälder• Klima/Öl• Chemie• Energie/Atom• Gentechnik
0,1
standen Aufwendungen in Höhe von35,9 Mio A gegenüber. Die Differenz von2,96 Mio Awurde in die Rücklagen ein-gestellt. Die Rücklagen garantieren diekontinuierliche Arbeit auch im Fall vonEinnahmeschwankungen und ermög-lichen es, schnell und mit hohem Einsatzauf Unvorhergesehenes reagieren zukönnen.
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’90
Finanzsituation in Mio EUR
Erträge, Aufwendungen und Rücklagen (ohne Anlagevermögen)* seit 1983
’83 ’84 ’85 ’86 ’87 ’88 ’89
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0’91 ’92 ’93 ’94 ’95 ’96 ’97 ’98 ’99 ’00 ’01 ’02 ’03
Erträge
Aufwendungen
Rücklagen ohne Anlagevermögen
*Nicht enthalten: Rücklagen für bereits getätigte Investitionen (diese entsprechen dem Restbuchwert der immateriellen Vermögensgegenstände und des Sachanlagevermögens)
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Finanzen Deutschland 2002
Kampagnen 2002
Greenpeace fordert Rußfilter für Dieselautos
Stuttgart, November 2002: Aktivistenund 26 Krankenbetten zieren die Zufahrtder Firmenzentrale von DaimlerChrysler.Die Betten sind an den Kopfenden mitKrankheiten beschriftet, die durch dasEinatmen von Dieselruß entstehen können: Krebs, Herzinfarkt, Asthma undAllergien. Transparente sind gespannt,auf denen „Dieselruß macht Krebs, Mercedes Benz macht mit!“ zu lesen ist.
DaimlerChrysler und andere deutscheAutobauer weigern sich seit Jahren, ihreFahrzeuge mit Rußfiltern auszurüsten.Besonders gefährlich sind die ultrafeinenRußpartikel, da sie bis in die feinsten Ver-ästelungen der Lunge vordringen können.Das Umwelt und Prognoseinstitut Heidelberg (UPI) rechnet in Deutschlandjährlich mit etwa 8000 Toten infolgeLungenkrebs durch Dieselpartikel.
Etwas dagegen zu tun, wäre leicht: Die nötige Filtertechnik ist vorhanden.Nutzfahrzeuge werden seit Jahren mitRußfiltern ausgerüstet. FranzösischeAutohersteller bieten bereits serienmäßigDieselautos mit Filteranlagen an. UndGreenpeace zeigt, dass Autos nachgerüs-tet werden können: Ein gebrauchter Mercedes C 220 Diesel wird mit Rußfilterversehen, der nur noch ein Fünftausends-tel der Partikel aus dem Auspuff lässt.
Greenpeace präsentiert diesen nach-
gerüsteten Mercedes in zahlreichen Städten und vor Zentralen deutscherAutofirmen. Mit dabei ist ein zum rosaDieselschwein umgestalteter Mercedes –noch ohne Rußfilter symbolisiert er diedreckige Technik. Auch VW in Wolfsburgstattet Greenpeace einen Besuch ab undprangert mit einem „Friedhof für Diesel-rußopfer“ die Untätigkeit der Autobaueran. Forderung auch hier: Bei Neufahrzeu-gen muss der Rußausstoß umgehend aufnahezu Null gesenkt werden.
In die Dieselrußkampagne fließen2002 rund 162.000 Euro. Für Aktionenwerden rund 23.000 Euro aufgewendet.24.000 Euro gehen in den Fahrzeugkaufund rund 15.000 Euro in Umbaumaß-nahmen und Einbau der Filtertechnik.Die begleitenden Abgas-Testreihen durchden TÜV kosten ca. 20.000 Euro. Unteranderem für die Öffentlichkeitsarbeitwerden Umbau und erste Testfahrten perFoto und Film dokumentiert, Kosten:rund 22.500 Euro. In Bereitsstellung und„Dekoration“ des rosa Dieselschweinsfließen ca. 10.000 Euro. Zudem werdenAusstellungstafeln, Broschüren, Plakateund Flugblätter produziert. Mit ihnenarbeiten vor allem die Greenpeace-Gruppen, um möglichst viele Menschenüber das Problem Dieselruß, die Gesund-heitsgefahren und vorhandene techni-sche Lösungen zu informieren. Die Pro-duktionskosten hierfür belaufen sich aufinsgesamt 35.000 Euro.
WOHIN FLIESSEN DIE SPENDENGELDER?
November 2002: Greenpeace stattet der Firmenzentrale von DaimlerChrysler einen Besuchab und fordert Dieselrußfilter für alle Neuwagen. Aktion vor Autohändler: für Aufsehen sorgtein zum rosa Dieselschwein umgestalteter Mercedes.
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Kampagen 2002
JAGs – Weltgipfel und anderes mehr
Die gesamte Themenpalette des Umwelt-schutzes und der Armutsbekämpfungsteht Mitte 2002 beim Weltgipfel inJohannesburg zur Diskussion. Besondersdie Jugendlichen von Greenpeace, auchJugend-AGs (JAGs) genannt, verschaffensich mit kreativen Aktionen und Forde-rungen bei der deutschen Politik vorBeginn des Gipfels Gehör: Der Staats-sekretärin vom Bundesministerium fürwirtschaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung überreichen sie einen sym-bolischen Scheck über neun MilliardenEuro, dies als Zeichen für die von derBundesrepublik zugesagten, aber nichteingehaltenen Leistungen. Auf demAlexanderplatz in Berlin halten sie eine100-stündige Mahnwache und fordernalle Regierungen auf, Johannesburg zum Erfolg zu führen. Bundeskanzler Schröder überreichen sie einen Reisekof-fer für Johannesburg , in dem sich auchein Steuerrad mit der Botschaft befindet,in Johannesburg das Steuer in die Handzu nehmen. Die Forderung der Jugend-lichen: „ Zehn verlorene Jahre liegen seitdem Erdgipfel in Rio de Janeiro 1992 hinter euch – jetzt müsst ihr handeln! Die Erde ist kein Selbstbedienungsladender Erwachsenen!“ Die JAG-Aktivitätenrund um den Weltgipfel kosten insge-samt ca. 20.000 Euro, davon fließen rund
14.000 Euro in die Aktionen, für rund1.400 Euro werden Flugblätter produziert.
Auch zu anderen Themen arbeiten dieGreenpeace-Jugendlichen: Begleitet voneinem großen Castormodell starten 50Jugendliche am 1. November 2002 zueiner 30 Kilometer langen Fahrradtourdurchs Wendland, von Lüchow nachGorleben. Sie lassen sich auch von Windund Kälte nicht abbringen, gegen dennahenden Castor-Transport und die„verantwortungslose Atompolitik derBundesregierung und der Energieversor-gungsunternehmen“ zu protestieren. Sie dekorieren eine Hüpfburg als Luft-schloss und lassen riesige gelbe Drachendarüber steigen. Ihre Botschaft: „SicheresEndlager = Luftschloss“.
Rund 600 Jugendliche zwischen 15und 20 Jahren sind in ca. 40 Jugend-AGsbei Greenpeace aktiv. Ihr gemeinsamesAnliegen: Sie wollen nicht mehr tatenloszusehen, wie über ihre Köpfe hinweg Entscheidungen gefällt werden, die ihreZukunft betreffen. Rund 25.000 Eurofließen 2002 in die Arbeit der Jugend-Gruppen von Greenpeace, wichtige Themen neben Atomkraft sind Klima,erneuerbare Energien, Urwaldschutz,Meere und Gentechnik.
Zum Weltgipfel in Johannesburg halten die „JAGs“ 100 Stunden Mahnwache auf dem Alexanderplatz in Berlin. Im Wendland machen sie eine Protest-Tour gegen die verant-wortungslose Atompolitik; das strahlende Erbe Atommüll lehnen sie dankend ab.
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2001AKTIVA in TA 2002
Greenpeace legt jedes Jahr seine Bücheroffen, um nachzuweisen, dass die Gelderausschließlich für die in der Satzung fest-gelegten Zwecke eingesetzt werden. Dervollständige Jahresabschluss 2002 wurde
freiwillig zur Prüfung an KPMG DeutscheTreuhand-Gesellschaft AG Wirtschafts-prüfungsgesellschaft gegeben. Der miteinem hinweisenden Zusatz verseheneuneingeschränkte Bestätigungsvermerk
JAHRESABSCHLUSS ZUM 31. 12. 2002
12
Finanzen Deutschland 2002
378
3.757
7.160
11.295
0
1.907
323
637
25.735
28.602
100
245
3.655
7.094
10.994
10
97
346
356
24.342
25.151
111
Anlagevermögen
I. ImmaterielleVermögensgegenstände
II. Sachanlagen
III. Finanzanlagen
Umlaufvermögen
I. Forderungen und sonstigeVermögensgegenstände
1. Forderungen gegen Greenpeace Media GmbH
2. Forderungen gegen andere GP-Organisationen
3. Sonstige Vermögensgegenstände
II. Sonstige Wertpapiere
III. Kassenbestand, Guthaben beiKreditinstituten und Schecks
Rechnungs-abgrenzungsposten
Summe 39.997 36.256
A.
B.
C.
Bilanz zum 31.12. 2002
2001PASSIVA in TA 2002
A.
B.
C.
D.
für diesen Jahresabschluß datiert vom27. März 2003. Der hinweisende Zusatzbegründet sich aus der noch nicht ab-geschlossenen steuerlichen Außenprü-fung. Wir veröffentlichen an dieser Stelle
eine Zusammenfassung des geprüftenAbschlusses 2002 mit Bilanz undGewinn- und Verlustrechnung.
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Finanzen Deutschland 2002
Summe 39.997 36.256
Rücklagen
I. Langfristige Rücklagen
II. Andere Rücklagen
Rückstellungen
Verbindlichkeiten
1. Verbindlichkeiten aus nicht verwendeten zweck-
gebundenen Spenden
2. Verbindlichkeiten ausLieferungen und Leistungen
3. Verbindlichkeiten gegenüberanderen GP-Organisationen
4. Sonstige Verbindlichkeiten
Rechnungs-abgrenzungsposten
29.690
6.901
36.591
1.602
120
1.193
172
318
1.803
1
23.616
10.013
33.629
1.250
26
1.202
138
10
1.376
1
2001ERTRÄGE in TA 2002
Beiträge und Spenden
insbesondere Geldspenden vonFörderern; auch Erbschaften,
Bußgelder, Dienstleistungsspendenund Sachspenden
Sonstige Erträge
Zinsergebnis
Gesamterträge
Netto-Entnahmen aus denRücklagen
Die Glaubwürdigkeit von Greenpeace ist auch auf die finanzielle Transparenzzurückzuführen, nicht zuletzt auch durchden Hinweis auf verbundene Unterneh-men: Greenpeace e.V. ist alleiniger Gesell-schafter der Greenpeace Media GmbH, diedas Greenpeace Magazin herausgibt undals deutscher Lizenzhalter des Namens‚Greenpeace’ für Drittfirmen fungiert,zum Beispiel für umweltschonende Pro-dukte wie Kalender und Schulhefte ausRecyclingpapier. Die Greenpeace Energy eG
ist eine eingetragene Genossenschaft, diesich der Produktion und dem Verkauf um-
weltverträglicher Energie verschriebenhat. Greenpeace e.V. hält symbolischeinen Genossenschaftsanteil. An derUmweltstiftung Greenpeace ist Greenpeacee.V. finanziell nicht beteiligt. Alle dreiUnternehmungen agieren rechtlichunabhängig, jedoch im Sinne von Green-peace. Zuwendungen oder Gewinnaus-schüttungen an Greenpeace e.V. gab esim Jahr 2002 nicht. Weitere Informationen dazu finden Sieals Link zu den Unternehmen auf unsererHomepage: www.greenpeace.de.
14
Finanzen Deutschland 2002
37.254
447
1.183
38.884
0
32.906
1.526
1.486
35.918
0
Summe 38.884 35.918
Gewinn- und Verlustrechnung zum 31.12. 2002
2001AUFWENDUNGEN in TA 2002
Kampagnenkosten
Nationale und internationaleAktionen und Projekte, Informa-tionskampagnen, Aktionsaufrufe
für Kampagnen, Studien,Rechercheaufträge
Kommunikation
Greenpeace Nachrichten
Fördererbetreuung
Informationsmedien:z.B. Pressestelle, Broschüren,
Plakate, Filme, Kinospots, Fotodokumentationen,
sonstige Öffentlichkeitsarbeit
Werbekosten
Anzeigen, Mailings, Erbschafts-broschüren, Standwerbung,
Neuförderergewinnung
Verwaltungskosten
Geschäftsführung,Buchhaltung, Poststelle, IT-,
Personalabteilung, Geldverkehr,Rechts- und Beratungskosten,
Versicherungen, Gebühren
Sonstige Aufwendungen
Gesamtaufwendungen
Netto-Einstellung in Rücklagen
24.670
1.160
2.285
3.435
6.880
1.330
2.880
162
35.922
2.962
22.554
1.113
2.011
3.139
6.263
2.097
2.735
152
33.801
2.117
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00
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Finanzen Deutschland 2002
Summe 38.884 35.918
Herausgeber: Greenpeace e.V. 22745 Hamburg, Tel. 040- 30618-0; [email protected] V.i.S.d.P.: Fouad Hamdan; Redaktion: Kirsten Hagemann; Produktion: Christiane Bluhm, Birgit Matyssek;Fotoredaktion: Sonja Umhang; Konzept: Factor Design; Gestaltung: groht.communications, Hamburg; Litho: Offset-Repro,Hamburg; Druck: Hartung, Hamburg; gedruckt auf 100% Recyclingpapier; Auflage: 7.000; Stand: 7/2003; Titelfoto: Greenpeace überwacht die Kadetrinne in der Ostsee, Dez. 2002;Fotos: Titel: T. Häntzschel; S.2: L. Putzenhardt; S.3: C. Lehsten, T. Einberger, J. Gläscher, B. Arnold, J. Cunningham, F. Hormann; S.7: F. Stockmeier (2); S.10: M. Storz, K. Michalak; S.11: P. Langrock, F. Dott; alle © Greenpeace
Jahresrückblick 2002
31
71
10
95
3 3
2
15
1816
1912
178
20
6
11 144
13
21
23
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Illustration: Phoebe ArnsStand: 7/03© Greenpeace
30
31
35
37
38
39
32
33
34
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IndienNeu DelhiChinaHongkongJapanTokioThailandBangkokPhilippinenQuezon CityPapuaNeu GuineaSalomonenAustralienSydneyNeuseelandAucklandPazifikSuva/Fiji
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25
26
28
29 27
30 31
34
37
3536
38
39
33
32
20
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IsraelTel AvivLibanonBeirutMaltaTürkeiIstanbul
1
3
4
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6
7
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12
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BelgienBrüsselDänemarkKopenhagenDeutschlandHamburg, BerlinFinnlandHelsinkiFrankreichParisGriechenlandAthenGroßbritannienLondonItalienRomLuxemburgLuxemburgNiederlandeAmsterdamNorwegenOsloÖsterreich/Zentral- undOsteuropaWien
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KanadaTorontoUSAWashingtonMexikoMexiko CityArgentinienBuenos AiresBrasilienSão PauloChileSantiago
17
13
15
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RusslandMoskauSchwedenStockholmSchweizZürichSlowakeiBratislavaSpanienMadridTschechienPragUngarnBudapest
18
19
B 0
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Greenpeace-Kontaktein aller Welt