Solidarische Ökonomie – Wege zu einer Gemeinwirtschaft
Andreas Exner
www.social-innovation.org
www.grueneug.wordpress.com
Wovon wollen wir weg und wohin?
Kapitalismus – Grundstrukturen
1. Äquivalententausch (1 Euro = 1 Euro; Geld/Ware)2. Lohnarbeit (Tausch Arbeit/Kapital)3. Staat (Trennung Ökonomie/Politik)
Nicht-Kapitalismus
1. Stoffwechsel nach ökologischen & sozialen Kriterien2. Selbstverwaltung der Produktionsmittel & bedingungslose soziale Sicherheit („Grundauskommen“)3. Einheit von Ökonomie und Politik (partizipative Planung, direkte Kommunikation in Steuerungsgremien)
Nagelproben einer Solidarischen Ökonomie
Nagelproben einer Solidarischen Ökonomie:
1. Sind jene, die nicht den anerkannten Kriterien von Leistung oder Beitragen entsprechen, deutlich schlechter gestellt als andere, die diesen Kriterien gut entsprechen?2. Kann man schädliche Produktionen ersatzlos still legen, ohne damit eine Krise zu provozieren?3. Gibt es eine Klasse von Entscheidern?
Gemeingüter & Solidarischen Ökonomie
Hauptthesen
1. Kapitalismus basiert auf Zerstörung von Gemeingütern2. Gemeingüter auszudehnen zerstört konstruktiv den Kapitalismus3. Solidarische Ökonomie = Gemeingüter-basierte Produktionsweise
Solidarische Ökonomie = Gemeinwirtschaft
Gemeingüter & Gemeinschaften
Was sind Gemeingüter?
• Ressourcen, die gemeinsam genutzt und entwickelt werden• nach Gemeinschaftsregeln• die vor Schädigung, Übernutzung und Privatisierung schützen
Gemeingüter und Gemeinschaften
• Gemeingüter sind keine „Dinge“, sondern Teil von Gemeinwesen• lokal, regional oder global • Gemeingüter sind die Basis jeder Produktion, auch im Kapitalismus• Gemeingüter gehören weder Staat noch Markt• Gemeingüter sind Terrains sozialer Kämpfe
Gemeingüter
Beispiele – natürliche Ressourcen
• Mittelalterliche Allmende• Gemeinschaftswälder heute• Gene?• Biodiversität?• Ozeane?• Süßwasser-Ressourcen?• Atmosphäre?
Gemeingüter
Beispiele – kulturelle Ressourcen
• freie Software• Sprache• Allgemeinwissen• ethische Wertesysteme• Wissen, Bildung, Bildungseinrichtungen
Beispiele – (re)produktive Ressourcen
• Produktionsmittel im Besitz der ArbeiterInnen• kollektive Institutionen (Sozialversicherung, Netzwerke etc.)
Einhegungen – past & present
Geschichte des Kapitals/der Marktwirtschaft
Einhegung der Gemeingüter• zwang Menschen in den Arbeitsmarkt• zwang ArbeiterInnen auf Konsumgütermärkten zu kaufen• ermöglichte Märkte für Investitionsgüter
Kapital & Markt – 2 Seiten einer Medaille
• Ausdehnung des Arbeitsmarkts Ausdehnung anderer Märkte• nur im Kapitalismus regeln Märkte die Produktion• die Steuergröße kapitalistischer Märkte ist die Profitrate• „Kapitalismus“ und „Marktwirtschaft sind 2 Seiten einer Produktionsweise, die auf Einhegungen beruht
Einhegungen: ein Kernelement des Neoliberalismus
Neue Einhegungen von• Emotionen und Motivation („employability“)• kollektiven Institutionen (Privatisierung sozialer Sicherheit)• Landfläche (in der 3. Welt)• Software• kulturellen Produkten• Wissen, Bildungsinstitutionen• Atmosphäre (Emissionshandel, „Verschmutzungsrechte“)• Gene und Biodiversität
Einhegungen – past & present
Die Geldmaschine
Kapitalakkumulation
Geld – Ware – mehr Geld ... G – W – G‘
• Geldmachen als Selbstzweck
• Abstrakte Wertproduktion anstatt Gebrauchswert-Herstellung
• unkontrollierbare Wirtschaftsentwicklung
• steigende Ressourcenverbräuche
• regelmäßige Krisen
Die Geldmaschine
Die Geldbeziehung...
...löst den Widerspruch zwischen (a) privater Produktion für (b) gesellschaftliche Bedarfe
Produzierende voneinander abhängig und zugleich isoliertGeld = Projektion ihrer Beziehungen in ein „Ding“
Daher... • nimmt Gesellschaft die Form eines Dings an• werden gesellschaftliche Entwicklungen „wildwüchsig“• werden gesellschaftliche Beziehungen nicht bewusst
hergestellt, sondern erscheinen „naturgegeben“ („Sachzwang“)
Die Geldmaschine
Wachstum: Drang
100 EUR 100 EUR macht keinen Sinn100 EUR 101 EUR macht Sinn100 EUR 10.000 EUR macht mehr Sinn
Geld befriedigt kein konkretes Bedürfnis – Geldhunger kann niemals befriedigt sein
Geld unterscheidet sich von sich selbst nur der Menge nach – deshalb ist mehr Geld besser als weniger Geld
Die Geldmaschine
Wachstum: Zwang
Ohne Geld ist der Mensch „nichts“ = Marktprinzip
Geldbesitz ist immer unsicher, deshalb ist mehr Geld mehr Sicherheit = bessere Überlebens- und Entwicklungschancen
Märkte sind Räume der Konkurrenz = sie bedrohen das Überleben der Teilnehmenden, weshalb Profitproduktion und Geldanhäufung erzwungen werden
Markt-basierte Produktion: indirekte Beziehungen
ProduzentInA
ProduzentInC
ProduzentInD
ProduzentInB
ProduzentInA
ProduzentInC
ProduzentInD
ProduzentInB
MARKT
Markt-basierte Produktion: indirekte Beziehungen
Markt-basierte Produktion: Herrschaft
K K K K K
A A A A A
Markt
Markt
Kapital
Arbeit
Produktion
(1) Klassenantagonismus(2) Marktkonkurrenz
Selbstverwaltung: Probleme
Widersprüche der Selbstverwaltung in einer Marktwirtschaft
• Der Widerspruch Kapital/Arbeit wird internalisiert• Kooperation nach Innen – Konkurrenz nach Außen• nicht profitorientiert, aber Wachstum abstrakten Werts ist immer noch ein Zeichen von Erfolg/Wertverlust ein Misserfolg • Gebrauchswerte müssen gekauft/verkauft werden
Wie können diese Widersprüche gelöst werden?
Gemeinwirtschaft: direkte Beziehungen
ProduzentInA
ProduzentInC
ProduzentInD
ProduzentInB
POOL
Solidarische Ökonomie & Gemeingüter
Solidarische Ökonomie – eine neue Entwicklungsweise
• Solidarische Ökonomie produziert v.a. Gemeingüter• Je mehr Gemeingüter, desto besser für Solidarische Ökonomie
Gemeinwirtschaft = Commons-basierte Produktionsweise
Commons – Produkte – Commons ... C – P – C
Solidarische Ökonomie & Commons
Solidarische Ökonomie – Eigenschaften
1. Solidarische Ökonomie ist mehr als eine Summe von solidarökonomischen „Betrieben“2. sie produziert v.a. Commons (Gemeingüter) je mehr Gemeingüter desto besser für Solidarische Ökonomie3. baut direkte Beziehungen anstelle von Markt/Staat-Beziehungen4. vereint „Produktion“ and „Re-Produktion“5. garantiert kulturellen Lebensstandard ohne Bedingungen6. kann ohne Krise „schrumpfen“, generiert dabei Zeitwohlstand
Wie kommen wir dorthin?
Mögliche Strategien
1. bestehende Gemeingüter-basierte Produktion stärken2. Gemeingüter-basierte Verteilungsmodi explorieren3. Assoziationen von solidarökonomischen Einheiten als mögliche Steuerungsinstanzen einer Gemeinwirtschaft entwickeln4. Ressourcenpools schaffen (und gegen Markt/Staat schützen)5. GNU-Modelle in der physischen Welt entwickeln6. Funktionshierarchien der Steuerung von Gemeingüternutzung entwickeln (Subsidiaritätsprinzip, bottom up)7. Regionalwirtschaften mit internen / externen Stakeholderships entwickeln (gesellschaftliche Kontrolle der Produktion; „regionale Gemeingüter“)