Randgemeinden innovativer LEADER-Regionen
Prozesse und Strukturen in Peripherräumen unter besonderer Berücksichtigung der Regionalentwicklung
Masterarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Science
der Studienrichtung: Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung
an der Karl-Franzens-Universität Graz
vorgelegt von
Sandro Kohler, BSc
am Institut für: Geographie und Raumforschung
Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Dr.phil. Peter Cede
Graz, 2017
Eidesstattliche Erklärung
2
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende
Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst,
andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt
und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen als solche kenntlich
gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher
oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen
oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und
auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung
entspricht der eingereichten elektronischen Version.
Graz, am …………………………….. …………………………………………
(Unterschrift)
Vorwort
3
Vorwort
Die Steiermark ist ein Bundesland, in welchem es seit Jahrzehnten immer wieder
Veränderungen im Bereich der Strukturpolitik gibt. Neben Gemeinde- oder
Bezirkszusammenlegungen, wie auch der Bildung von Kleinregionen, gab es auch
Zusammenlegungen einzelner Tourismusregionen. Beginnend mit dem LEADER-Programm,
einer Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union, wurden einzelne Strukturen ein
weiteres Mal verändert, wodurch es heute in der Steiermark neben Kleinregionen auch
LEADER-Regionen gibt.
Ich persönlich komme zwar aus keiner LEADER-Region, konnte jedoch im Rahmen meines
Studiums in diversen Praktika solche Regionen kennenlernen. Gerade diese Praktika, in denen
wir vor Ort die Möglichkeit hatten, mit Akteuren zu sprechen, weckten in mir den Wunsch,
sich im Rahmen der Masterarbeit vertiefend mit solchen Regionen auseinander zu setzen. Ein
weiterer Grund für das bestehende Interesse an der Thematik war die Vorlesung
„Kulturlandschaft und Regionalentwicklung“, in der es zu einem großen Teil um die
Förderlandschaft der Europäischen Union gegangen ist.
Ich möchte mich hier auch bei allen Personen bedanken, welche mich während meines
gesamten Studiums, wie auch beim Verfassen dieser Arbeit unterstützt haben. Mein ganz
besonderer Dank gilt vor allem Herrn Prof. Peter Cede, der mich fachlich wie auch didaktisch
bestmöglich unterstützt hat. Abschließend möchte ich mich selbstverständlich bei meiner
Familie bedanken, die mich während meiner Studienzeit, wie auch auf meinem bisherigen
Bildungsweg stets unterstützt hat. Vor allem möchte ich mich bei meiner Freundin Jacqueline
bedanken, welche mir während meines Studiums stets zur Seite gestanden ist und durch ihre
Geduld und Zuversicht meinen Arbeitseifer jeden Tag aufs Neue gestärkt hat.
Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wurde in dieser Arbeit auf eine
geschlechterspezifische Formulierung verzichtet. Die entsprechenden Begriffe beziehen sich
jedoch allesamt auf Männer und Frauen.
Zusammenfassung
4
Zusammenfassung
Ziel der Masterarbeit ist es herauszufinden, welche Effekte das LEADER-Programm für
Randgemeinden von innovativen LEADER-Regionen hat. Hierzu wurde mittels definierter
Parameter wie der Bevölkerungsentwicklung, der Anzahl umgesetzter LEADER-Projekte,
beziehungsweise der Summe an lukrierten Fördergeldern ermittelt, welche Region als
innovativ anzusehen ist.
Diese Parametrisierung ergibt, dass die LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf und die LAG
Steirisches Vulkanland in der letzten abgeschlossenen LEADER-Periode zwischen 2007-2013
die beiden innovativsten Regionen gewesen sind. Um nun „starke“ wie auch „schwache“
Randgemeinden herauszufiltern, werden die zuvor erwähnten Parameter wie die
Bevölkerungsentwicklung, die Anzahl der LEADER-Projekte und die lukrierte Fördergelder mit
den Ergebnissen der Interviews verknüpft. Somit ergeben sich in beiden Regionen sowohl eine
„schwache“ als auch eine „starke“ Randgemeinde.
Die Effekte des LEADER-Programms sind vor allem darin zu spüren, dass ein verstärktes
Bewusstsein eingesetzt hat und die Bevölkerung es wieder mehr zu schätzen weiß, was die
Region zu bieten hat. Auch ist man stolz auf regionale Produkte, regionales Handwerk und
Know-how aus der Region. In den Randgemeinden ist LEADER nur in dem Sinn zu spüren, dass
es durch die Stärkung der Region indirekt positive Effekte für alle Gemeinden gibt denkt man
etwa an den Tourismus.
Durch diese Arbeit wird deutlich, dass das Förderprogramm LEADER, zwar ein wichtiges
Element zur Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes ist, es jedoch nur eine von
vielen Maßnahmen ist, um peripher liegende Gemeinden zu entwickeln.
Abstract
5
Abstract
This master’s thesis aims at examining the effects of the LEADER program on fringe
municipalities in LEADER regions. Firstly, one has to constitute what makes a region be
considered innovative. Among the determining factors are demographic development, the
amount of LEADER projects implemented and the amount of aid money generated.
According to these parameters, the LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf and the LAG Steirisches
Vulkanland were the most innovative in the expired LEADER period of 2007-2013. In order to
filter out “strong” and “weak” municipalities, the aforementioned parameters are looked at
in conjunction with the interview results. This tells us that both regions contain one “strong”
and “weak” municipality respectively.
The effects of the LEADER program are evident in the improved awareness and appreciation
of the region's offerings by the population. There is also an increased recognition of regional
products, craftsmanship and know-how. The fringe municipalities benefit only indirectly in
terms of increased tourism in the region.
This thesis proves that the LEADER program is an important element for the advancement of
the development of rural regions. However, it is merely one of many measures to develop
peripheral regions and municipalities.
Inhaltsverzeichnis
6
Inhaltsverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung ............................................................................................................ 2
Vorwort ...................................................................................................................................... 3
Zusammenfassung ...................................................................................................................... 4
Abstract ...................................................................................................................................... 5
Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................... 6
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................ 9
Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. 12
1. Einleitung .............................................................................................................................. 13
1.1 Problemstellung und Zielsetzung ................................................................................................ 13
1.2 Arbeitsgrundlagen und Arbeitsmethodik .................................................................................... 14
1.3 Begriffsdefinition: LEADER ........................................................................................................... 15
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark .............................................. 17
2.1 Die räumliche Struktur vor der steirischen Gemeindestrukturreform 2015............................... 18
2.2. Die räumliche Struktur nach der steirischen Gemeindestrukturreform 2015 ........................... 21
2.3 Die Großregionen ........................................................................................................................ 21
2.4 Die Kleinregionen ........................................................................................................................ 24
3. Innovative Leader Regionen ................................................................................................. 26
3.1 Auswahl der Leader-Regionen ..................................................................................................... 26
3.2 LAG Steirisches Vulkanland ......................................................................................................... 31
3.2.1 Lagekriterien des Untersuchungsgebiets ............................................................................. 31
3.2.2 Administrative Gliederung ................................................................................................... 32
3.2.3 Bevölkerungsentwicklung 1991-2011 .................................................................................. 32
3.2.4 Wirtschaftliche Entwicklung ................................................................................................. 34
3.2.5 Historischer Überblick .......................................................................................................... 35
3.2.6 Aktuelle Situation und Aussicht ............................................................................................ 37
3.2.7 Einzelne LEADER-Projekte .................................................................................................... 38
3.3 LAG Energieregion Weiz – Gleisdorf ............................................................................................ 40
3.3.1 Lagekriterien des Untersuchungsgebiets ............................................................................. 40
3.3.2 Administrative Gliederung ................................................................................................... 42
3.3.3 Bevölkerungsentwicklung 1991-2011 .................................................................................. 42
Inhaltsverzeichnis
7
3.3.4 Wirtschaftliche Entwicklung ................................................................................................. 44
3.3.5 Historischer Überblick .......................................................................................................... 45
3.3.6 Aktuelle Situation und Aussicht ............................................................................................ 46
3.3.7 Einzelne LEADER-Projekte .................................................................................................... 47
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen .............................................................. 50
4.1 Randgemeinden der LAG Steirisches Vulkanland ........................................................................ 51
4.1.1 Gemeinde Pirching am Traubenberg.................................................................................... 52
4.1.1.1 Lagekriterien ........................................................................................................... 52
4.1.1.2 Bevölkerungsentwicklung ....................................................................................... 55
4.1.1.3 Wirtschaft ............................................................................................................... 59
4.1.1.4 Effekte des LEADER-Programms für die Gemeinde ................................................ 61
4.1.2 Gemeinde Mitterlabill .......................................................................................................... 63
4.1.2.1 Lagekriterien ........................................................................................................... 63
4.1.2.2 Bevölkerungsentwicklung ....................................................................................... 66
4.1.2.3 Wirtschaft ............................................................................................................... 69
4.1.2.4 Effekte des LEADER-Programms für die Gemeinde ................................................ 71
4.2 Randgemeinden der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf............................................................. 73
4.2.1 Gemeinde Albersdorf-Prebuch ............................................................................................. 74
4.2.1.1 Lagekriterien ........................................................................................................... 74
4.2.1.2 Bevölkerungsentwicklung ....................................................................................... 77
4.2.1.3 Wirtschaft ............................................................................................................... 82
4.2.1.4 Effekte des LEADER-Programms für die Gemeinde ................................................ 84
4.2.2 Gemeinde Puch bei Weiz ...................................................................................................... 87
4.2.2.1 Lagekriterien ........................................................................................................... 87
4.2.2.2 Bevölkerungsentwicklung ....................................................................................... 90
4.2.2.3 Wirtschaft ............................................................................................................... 93
4.2.2.4 Effekte des LEADER-Programms für die Gemeinde ................................................ 96
5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regionen und Gemeinden ................................. 98
5.1 Gemeinsamkeiten der ausgewählten LEADER-Regionen ............................................................ 98
5.2 Unterschiede der ausgewählten LEADER-Regionen .................................................................... 98
5.3 Gemeinsamkeiten der „starken“ Randgemeinden ..................................................................... 99
5.4 Unterschiede der „starken“ Randgemeinden ............................................................................. 99
5.5 Gemeinsamkeiten der „schwachen“ Randgemeinden ................................................................ 99
5.6 Unterschiede der „schwachen“ Randgemeinden ..................................................................... 100
5.7 Gemeinsamkeiten zwischen den Vulkanlandgemeinden .......................................................... 100
5.8 Unterschiede zwischen den Vulkanlandgemeinden ................................................................. 101
Inhaltsverzeichnis
8
5.9 Gemeinsamkeiten zwischen den Gemeinden in der Energieregion Weiz-Gleisdorf ................. 102
5.10 Unterschiede zwischen den Gemeinden der Energieregion Weiz-Gleisdorf .......................... 102
6. Zukunftsaussichten ............................................................................................................. 103
7 . Resümee ............................................................................................................................ 104
8. Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen ................................................................................. 106
8.1 Literatur ..................................................................................................................................... 106
8.2 Internet ...................................................................................................................................... 106
8.3 Interviews .................................................................................................................................. 109
Abbildungsverzeichnis
9
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die 15 LEADER-Regionen der Steiermark ......................................................... 16
Abbildung 2: Bevölkerungsverteilung in der Steiermark (Stand: 01.01.2011)....................... 20
Abbildung 3: Die sieben Großregionen der Steiermark ......................................................... 22
Abbildung 4: Steirische LEADER-Regionen 2007-2013 ........................................................... 28
Abbildung 5: Lage des Steirischen Vulkanlands ..................................................................... 31
Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung in der LAG Steirisches Vulkanland 1991-2011 ........ 33
Abbildung 7: Bruttomedianeinkommen in € .......................................................................... 35
Abbildung 8: Vulcano-Produkte ............................................................................................. 39
Abbildung 9: Genusswanderweg Riegersburg ....................................................................... 40
Abbildung 10: Lage der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf ..................................................... 41
Abbildung 11: Bevölkerungsentwicklung 1991-2011............................................................... 43
Abbildung 12: Entwicklung der LAG Almenland & Energieregion Weiz-Gleisdorf .................. 45
Abbildung 13: Funergy Park Weiz ............................................................................................ 48
Abbildung 14: Fahrradstation in der Stadt Weiz ...................................................................... 49
Abbildung 15: Lage der Gemeinde Pirching am Traubenberg ................................................. 53
Abbildung 16: Blick von Heiligenkreuz am Wasen in Richtung Pirching am Traubenberg ...... 54
Abbildung 17: Bevölkerungsentwicklung Pirching am Traubenberg 1951-2011 ..................... 55
Abbildung 18: Geburtenbilanz der Gemeinde Pirching am Traubenberg 1991-2011 ............. 56
Abbildung 19: Wanderungsbilanz 1991-2011 .......................................................................... 57
Abbildung 20: Neubautätigkeit in der Gemeinde Pirching am Traubenberg .......................... 57
Abbildung 21: Neubautätigkeiten in der Gemeinde Pirching am Traubenberg ...................... 58
Abbildung 22:Bevölkerungsprognose Pirching am Traubenberg 2017-2030 .......................... 59
Abbildung 23: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren von 2011 und 2014 ......................... 60
Abbildung 24: Arbeitsstätten nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014 ............................... 61
Abbildung 25: Lage der ehemaligen Gemeinde Mitterlabill .................................................... 64
Abbildungsverzeichnis
10
Abbildung 26: Gemeindehauptort von Mitterlabill ................................................................. 66
Abbildung 27: Bevölkerungsentwicklung der ehemaligen Gemeinde Mitterlabill .................. 67
Abbildung 28: Geburtenbilanz der Gemeinde Mitterlabill 1991-2011 .................................... 68
Abbildung 29: Wanderungsbilanz der Gemeinde Mitterlabill 1991-2011 ............................... 69
Abbildung 30: Erwerbstätige nach Wirtschafssektoren 2011 und 2014 ................................. 70
Abbildung 31: Arbeitsstätten nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014 ............................... 71
Abbildung 32: Breiter Talboden des Raabtals in der Gemeinde Albersdorf-Prebuch ............. 75
Abbildung 33: Breiter Talboden des Raabtals in der Gemeinde Albersdorf-Prebuch ............. 75
Abbildung 34: Lage der Gemeinde Albersdorf-Prebuch .......................................................... 76
Abbildung 35: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Albersdorf-Prebuch 1991-2011 ...... 78
Abbildung 36: Geburtenbilanz der Gemeinde Albersdorf-Prebuch 1991-2011 ...................... 79
Abbildung 37: Magna Heavy Stamping in Albersdorf-Prebuch ............................................... 80
Abbildung 38: Gewerbepark der Gemeinde Albersdorf-Prebuch ............................................ 80
Abbildung 39: Wanderungsbilanz der Gemeinde Albersdorf-Prebuch 1991-2011 ................. 81
Abbildung 40: Bevölkerungsprognose der Gemeinde Albersdorf-Prebuch 2017-2030 .......... 82
Abbildung 41: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014 ................................ 83
Abbildung 42: Arbeitsstätten nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014 ............................... 84
Abbildung 43: Sanfte Formen des oststeirischen Hügellandes in Puch bei Weiz .................... 88
Abbildung 44: Blick von Puch bei Weiz Richtung Nord-West zum steirischen Randgebirge ... 88
Abbildung 45: Lage der Gemeinde Puch bei Weiz ................................................................... 89
Abbildung 46: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Puch bei Weiz 1991-2011 ............... 90
Abbildung 47: Geburtenbilanz der Gemeinde Puch bei Weiz 1991-2011 ............................... 91
Abbildung 48: Wanderungsbilanz der Gemeinde Puch bei Weiz ............................................ 92
Abbildung 49: Bevölkerungsprognose der Gemeinde Puch bei Weiz 2017-2030 ................... 93
Abbildung 50: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014 ................................ 94
Abbildung 51: Arbeitsstätten nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014 ............................... 95
Abbildungsverzeichnis
11
Abbildung 52: Touristisches Hinweisschild am Gemeindeamt von Puch bei Weiz ................. 95
Tabellenverzeichnis
12
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gemeinden nach Bundesländern und Größenklassen ............................................ 18
Tabelle 2: Größenklassen der steirischen Gemeinden (Stand 01.01.2011) ............................. 19
Tabelle 3: Die "innovativsten" LEADER-Regionen der Steiermark ........................................... 30
Tabelle 4: Gemeinden des Steirischen Vulkanlandes 2011 ..................................................... 34
Tabelle 5: Gemeinden der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf 2011 ....................................... 44
1. Einleitung
13
1. Einleitung
Die vorliegende Masterarbeit soll einen fundierten Überblick über einzelne innovative
LEADER-Regionen in der Steiermark beziehungsweise dessen Randgemeinden geben. Daher
werden einzelne Prozesse und Strukturen innerhalb dieser Regionen und Gemeinden
analysiert, wobei der Fokus, wie im Titel der Arbeit ersichtlich, auf die Regionalentwicklung
gelegt wird. Des Weiteren werden die Forschungsergebnisse ansprechend visualisiert um
diese gut verständlich zu machen.
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Wie folgend in Abbildung 1 ersichtlich ist, gibt es in der Steiermark 15 LEADER-Regionen,
welche aus einer unterschiedlichen Anzahl von Gemeinden bestehen. Im Zuge dieser Arbeit
sollen ausgewählte innovative LEADER-Regionen in der Steiermark erfasst und miteinander
verglichen werden. In einem weiteren Schritt, sollen aus jeder dieser Regionen
Randgemeinden herangezogen werden, wobei eine sehr erfolgreiche und eine weniger
erfolgreiche Region ausgewählt wird. Ziel ist es nun herauszufinden, welche Effekte diese
LEADER-Programme in den einzelnen Gemeinden haben, beziehungsweise hatten.
Abschließend sollen die Gemeinsamkeiten wie auch die Unterschiede der „starken“ und der
„schwachen“ Gemeinden sowie jene zwischen den „starken“ und den „schwachen“
Gemeinden erfasst werden. Auch sollen die Ursachen für etwaige Gemeinsamkeiten und
Unterschiede im Zuge dieser Masterarbeit ermittelt werden. Diese Ergebnisse gilt es, in einem
Resümee zusammenzufassen und aussagekräftig zu visualisieren. Daraus ergeben sich zwei
Forschungsfragen, welche wie folgt lauten:
Welche Effekte hat das LEADER-Programm für die Regionalentwicklung der einzelnen
Untersuchungsgemeinden?
Gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einzelnen Randgemeinden
innovativer LEADER-Regionen in der Steiermark und worauf sind diese zurückzuführen?
1. Einleitung
14
1.2 Arbeitsgrundlagen und Arbeitsmethodik
Als Methode innerhalb der empirischen Sozialforschung wird „ ... die geregelte und
nachvollziehbare Anwendung von Erfassungsinstrumenten wie Befragung, Beobachtung,
Inhaltsanalyse.“ verstanden. (ATTESLANDER, 2010, S. 5) Da die empirische Sozialforschung eine
wichtige Arbeitsweise der Geographen darstellt, wurden die Sekundäranalyse und
Experteninterviews als zielführende Methoden zur Beantwortung der Forschungsfragen und
zur Erfassung des Raumes ausgewählt.
Um die in der Ausarbeitung erzielten Erkenntnisse besser auswerten zu können und auch um
zusätzliche Bewertungen einfließen zu lassen, wurden Experteninterviews durchgeführt. Es
wurde zu diesem Zweck neben einem Ansprechpartner aus der jeweiligen LEADER-Region
auch die Ansprechpartner der Randgemeinden interviewt.
Die Durchführung eines Interviews kann wenig bis stark strukturiert werden, wobei sich bei
dieser qualitativ orientierten Methode eine gering strukturierte Arbeitsweise empfiehlt.
Dadurch bleibt mehr Raum für die Beantwortung und neue Erkenntnisse außerhalb der
eigentlichen Intention der Fragestellung. (ATTESLANDER, 2010, S. 143)
Anders als üblich, stützt sich die vorliegende Arbeit nicht großteils auf Literaturwerke in Form
von Büchern, sondern orientiert sich sowohl an statistischen Daten und zahlreichen
Internetquellen, als auch auf durchgeführte Experteninterviews in den
Untersuchungsgemeinden. Auch war es notwendig sich zu überlegen, mit welchen
Parametern man die einzelnen LEADER-Region und die Gemeinden auswählt. Aus diesem
Grund wurden in Kapitel 3.1 Parameter definiert, an welchen sich die Auswahl der „starken“
und der „schwachen“ LEADER-Region orientiert.
1. Einleitung
15
1.3 Begriffsdefinition: LEADER
Durch die seit 1991 bestehende Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union namens
LEADER, das eine Abkürzung des Französischen „Liaison entre Actions de Développement de
l'Economie Rurale“ ist, das auf Deutsch die "Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der
ländlichen Wirtschaft" bedeutet, werden innovative Strategien zur Entwicklung ausgewählter
Regionen gefördert. (AMT DER OÖ. LANDESREGIERUNG, 2013)
Auch trägt das LEADER-Programm wesentlich zur Umsetzung der Leitbilder bei, welche in den
sieben steirischen Regionen erarbeitet wurden und ist somit ein wichtiger Pfeiler der
steirischen Regionalentwicklung. Auch ist LEADER in der aktuellen Förderperiode 2014-2020
die Maßnahme des österreichischen Programms für die ländliche Entwicklung. Österreichweit
gibt es, mit Stand Juni 2015, 77 LEADER-Regionen, wovon sich 15 in der Steiermark, welche
wiederum 251 Gemeinden abdecken, befinden. Generell funktioniert LEADER in der Form,
dass erste Ideen bzw. Ansätze von bereits entwickelten integrierten Strategien für eine
nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums gefördert werden und in weiterer Folge auf
lokaler und regionaler Ebene in Form von aktiven Partnerschaften erarbeitet werden. Die
Aufgabe des Programms ist es, den Akteuren im ländlichen Raum eine Hilfestellung zu geben,
um sich über etwaige Potentiale in ihrem Gebiet Gedanken zu machen, wobei es vor allem um
längerfristige Perspektiven geht. Abgewickelt werden die Maßnahmen des LEADER-
Programmes 2014-2020 im Rahmen des ELER-Förderprogramms (Österreichisches Programm
für die ländliche Entwicklung). Durch LEADER sollen die ländlichen Regionen Europas
insbesondere in Bezug auf die eigenständige Entwicklung unterstützt werden. Durch
Maßnahmen bzw. Kooperationen soll die Entwicklung des ländlichen Lebensraums, bzw. die
ländliche Wirtschaft und die Lebensqualität gefördert werden. (RAUMPLANUNG STEIERMARK,
2016)
1. Einleitung
16
Abbildung 1: Die 15 LEADER-Regionen der Steiermark
Datengrundlage: RAUMPLANUNG STEIERMARK, 2017 Wie in Abbildung 1 ersichtlich, können LEADER-Maßnahmen nur im ländlichen Raum erfolgen,
welcher eine homogene Einheit bilden muss und neben Humanressourcen auch über
ausreichend finanzielle Mittel und wirtschaftliche Potentiale für eine nachhaltige regionale
Entwicklung verfügt. Homogene Einheit meint, dass das Gebiet geographisch, wirtschaftlich
und sozial ein zusammenhängendes Gebiet darstellen muss. Des Weiteren sind Städte und
Gemeinden mit einer Bevölkerungszahl von mehr als 30.000 Einwohnern ausgenommen, was
erklärt, dass der steirische Zentralraum, mit der steirischen Landeshauptstadt Graz, von
diesen LEADER-Maßnahmen ausgeschlossen ist. Auch muss ein LEADER-Gebiet mindestens
10.000 Einwohner aufweisen, darf jedoch die Bevölkerungszahl von 150.000 nicht
überschreiten. (RAUMPLANUNG STEIERMARK, 2016)
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
17
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
Betrachtet man die geschichtliche Entwicklung der steirischen Gemeinden genauer, so zeigt
sich, dass es stets zu Veränderungen und Adaptierungen in Bezug auf die Anzahl von
Verwaltungseinheiten bzw. die Einwohnerzahl gekommen ist. Beginnend mit dem
provisorischen Gemeindegesetz vom 17. März 1848 ist es im Gebiet des heutigen
Bundeslandes zur Errichtung von 1.011 sogenannten Ortsgemeinden gekommen. Über die
Jahre stieg nicht nur die Anzahl der Ortsgemeinden, welche im Jahre 1896 exakt 1.004 (das ist
aber weniger als 1.011 im Jahr 1848) und im Jahre 1910 bereits 1.022 betrug, sondern auch
die Einwohnerzahl, welche in diesem Zeitraum auf 970.000 Einwohner anstieg. Dies ist eine
Zunahme um 50%. Es folgten erste Zusammenlegungen bereits zwischen den Jahren 1947-
1949, wobei es in den 1950er Jahren zu 96 Zusammenlegungen gekommen ist, an denen 217
Gemeinden beteiligt waren. Auch verschob sich in dieser Periode erstmals der Anteil der
Gemeinden unter 500 Einwohnern (von 44,5% auf 38,5%), hin zu einem höheren Anteil an
Gemeinden zwischen 1.001-2.000 Einwohnern (von 14,2% auf 18,2%). Es folgte die
Gemeindezusammenlegung von 1967/68, in der sich 514 Gemeinden zu 189
zusammenschlossen. Die Gesamtzahl der Gemeinden sank somit von 806 im Jahr 1967 auf
561 im Jahr 1969. In dieser Periode wurde neben der Halbierung der Gemeinden mit unter
1.000 Einwohnern auch eine Verdoppelung der Gemeinden zwischen 1.001-2.000 Einwohnern
erreicht. In den Folgejahren kam es nur noch zu kleineren Zusammenlegungen, wodurch es
mit Stand 01.01.2010 exakt 542 Gemeinden gibt. (LAND STEIERMARK, 2016, S. 19)
Betrachtet man die neun österreichischen Bundesländer, so ist ersichtlich, dass die Steiermark
vor der Gemeindestrukturreform im Jahr 2015 mit 542 Gemeinden nur von Niederösterreich
überboten wurde. In Relation zur Bevölkerung weist die Steiermark allerdings die meisten
Gemeinden Österreichs auf. Nach der Gemeindestrukturreform, welche von der sogenannten
Reformpartnerschaft beschlossen wurde, hat sich die räumliche Struktur dahingehend
verändert, dass die Anzahl der Gemeinden von zuvor 542 auf 287 gesunken ist. (LAND
STEIERMARK, 2016, S. 3)
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
18
2.1 Die räumliche Struktur vor der steirischen Gemeindestrukturreform 2015
Wie in Tabelle 1 ersichtlich, gab es vor der Reform in der Steiermark zwar „nur“ den
zweithöchsten Wert an Gemeinden, betrachtet man die Tabelle jedoch genauer, so zeigt sich
der markant hohe Wert der Gemeinden unter 500 Einwohnern, welcher deutlich über den
Werten der anderen Bundesländer liegt. Ein weiterer Punkt ist die Einwohnerzahl, welche
durchschnittlich bei 2.234 gelegen ist, wobei dieser Wert, bereinigt von der steirischen
Landeshauptstadt Graz, bei 1.754 Einwohnern gelegen ist. Bei einer Analyse der
österreichischen Gemeinden wird ersichtlich, dass es in der Steiermark sowohl im absoluten
als auch im relativen Vergleich einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Kleingemeinden
gegeben hat. (LAND STEIERMARK, 2016, S. 4)
Tabelle 1: Gemeinden nach Bundesländern und Größenklassen
Datengrundlage: GEMEINDESTRUKTURREFORM STEIERMARK, 2012
Somit lagen vor der Reform 41 % aller österreichischen Gemeinden unter 500 Einwohnern
bzw. 32% aller österreichischen Gemeinden unter 1.000 Einwohnern in der Steiermark.
Bedingt durch die demographische Entwicklung ist nicht anzunehmen, dass dieser Wert sinken
wird. Wie in Tabelle 2 ersichtlich, wohnen in etwa 9,5 % aller Steirer in den rund 200
Gemeinden, die eine Bevölkerung von unter 1.000 Einwohnern aufweisen, wobei der Anteil
dieser Größenklassen an allen anderen steirischen Gemeinden 37% betragen hat. Dies macht
die in der Steiermark, vor allem vor der Strukturreform ausgeprägte, kleinteilige Struktur
ersichtlich, welche zusätzlich regionale Unterschiede aufweist. (LAND STEIERMARK, 2016, S. 5)
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
19
Tabelle 2: Größenklassen der steirischen Gemeinden (Stand 01.01.2011)
Datengrundlage: GEMEINDESTRUKTURREFORM STEIERMARK, 2012
Konzentrieren sich Kleinstgemeinden unter 500 Einwohnern vorrangig auf alpine Bereiche der
Tauern, der Gleinalm und der Koralm, sowie teilweise im oststeirischen Hügelland,
verzeichnet die Südoststeiermark in der Klasse von 501-1.000 Einwohnern den höchsten
Anteil. Wie in Abbildung 2 visualisiert, weist in der Klasse zwischen 1.001-2.500 Einwohnern
die Südwest- und Oststeiermark den höchsten Wert auf, wohingegen man Gemeinden mit
mehr als 10.000 Einwohnern nur in der Mur-Mürz Furche findet bzw. die Stadt Graz als
Landeshauptstadt, sich hier wiederfindet. Diese Schwelle von 10.000 Einwohnern ist deshalb
relevant, weil sich aufgrund gesetzlicher Bestimmung im primären und sekundären
Finanzausgleich unmittelbare finanzielle Effekte ergeben. So resultieren bei den Schwellen
von 10.000, 20.000 bzw. 50.000 Einwohnern höhere Ertragsanteile aus dem
Finanzausgleichsgesetz. Auffallend ist, dass es zwischen 1961 und 1981 noch 11 Gemeinden
gegeben hat, welche den Wert von 10.000 Einwohnern übertroffen haben, im Jahr 2001
bereits nur noch acht und im Jahr 2011, bedingt durch die demographische Entwicklung in der
Steiermark, nur noch vier. (LAND STEIERMARK, 2016, S. 6)
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
20
Abbildung 2: Bevölkerungsverteilung in der Steiermark (Stand: 01.01.2011)
Datengrundlage: GEMEINDESTRUKTURREFORM STEIERMARK, 2012
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
21
Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Anteil der Gemeinden bis 1.000 Einwohner wieder
am Ansteigen ist, während die Zahlen bei der Größenordnung zwischen 1.001-2.000
Einwohnern sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen rückläufig sind. Auch gab es in
den letzten 30 Jahren einen starken Rückgang von Gemeinden mit einer Einwohnerzahl
zwischen 10.000-50.000. Dadurch ergibt sich ein Wachstum jener Gemeinden zwischen 5.001-
10.000 Einwohnern, welche von 13 Gemeinden im Jahr 1970 auf 26 Gemeinden im Jahr 2011
angestiegen sind. Somit zeigt sich ein Trend zu kleineren Gemeindegrößen bzw. einem
Schrumpfen regionaler Zentren. (LAND STEIERMARK, 2016, S. 19)
2.2. Die räumliche Struktur nach der steirischen Gemeindestrukturreform 2015
Betrachtet man die Steiermark nach der von der Reformpartnerschaft eingeleiteten
Gemeindestrukturreform im Jahr 2015, so zeigt sich ein stark verändertes Bild. Von den zuvor
542 Gemeinden bestehen nach der Struktur nur noch 287, wodurch mittel- bis langfristig
positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Gemeinden zu erwarten sind. Auch
ist es genau diese Stärkung der zukünftigen Leistungsfähigkeit der Gemeinden, welche als
oberstes Ziel der Struktur definiert wurde und somit zu einer Schaffung von Gemeinden
beitragen soll, welche in der Lage sind, ihre Angelegenheiten langfristig und ohne
Haushaltsabgang zu erfüllen. Ergebnis der Reform ist, dass sich die durchschnittliche
Einwohnerzahl der steirischen Gemeinden von 1.747 im Jahr 2010 auf 3.293 im Jahr 2015 fast
verdoppelt hat. Auch sank der Anteil der Kleinstgemeinden unter 1.000 Einwohnern von 32%
im Jahr 2010 auf nur noch 3,6% im Jahr 2015. Auch kam es zu einer Verdreifachung der
Gemeinden mit einer Einwohnerzahl von über 10.000. Waren es im Jahr 2010 nur noch fünf,
so sind es nach der Reform 15 Gemeinden, welche diese, vor allem auch finanziell
interessante, Schwelle überschreiten. (FACHER, 2013)
2.3 Die Großregionen
Wie in Kapitel 2.2 ersichtlich, gliedert sich die Steiermark seit dem 01.01.2015 in 287
Gemeinden. Des Weiteren ist es in der Steiermark in den Jahren 2012 und 2013 zu
Bezirkszusammenlegungen gekommen, wodurch es mit Stand 01.01.2013 nicht mehr wie
zuvor 17 sondern nur noch 13 Bezirke gibt. Diese Zahl ergibt sich aufgrund der
Zusammenlegungen der politischen Bezirke Judenburg und Knittelfeld zum neuen politischen
Bezirk Murtal, Bruck an der Mur und Mürzzuschlag zu Bruck-Mürzzuschlag, Hartberg und
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
22
Fürstenfeld zu Hartberg-Fürstenfeld bzw. Feldbach und Radkersburg zum politischen Bezirk
Südoststeiermark. (LANDESSTATISTIK STEIERMARK, 2016)
Neben dieser administrativen Gliederung lässt sich die Steiermark in sieben Regionen
unterteilen. Diese wurden per Verordnung von Seiten der steirischen Landesregierung im Jahr
2009 im Landentwicklungsprogramm festgelegt und sind unter Abbildung 3 ersichtlich.
(PFERSCHER, 2011) Gemäß der Verordnung aus dem Landentwicklungsprogramm 2009 werden
Regionen nach §2 (1) folgend definiert:
„Regionen sind räumliche Einheiten, die jede für sich die erforderlichen räumlichen
Voraussetzungen für möglichst alle Daseinsgrundfunktionen bieten sollen, so dass sie gut
ausgestattete und funktionsfähige Lebensräume für ihre Bevölkerung darstellen.
Daseinsgrundfunktionen sind die Funktionen Wohnen, Arbeiten, Erholen, Bildung, Ver- und
Entsorgung, soziale Kommunikation und Verkehr“ (RAUMPLANUNG STEIERMARK, 2009, S. 5).
Abbildung 3: Die sieben Großregionen der Steiermark
Datengrundlage: RAUMPLANUNG STEIERMARK, 2009
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
23
Da diese Regionen auf den 13 steirischen Bezirken basieren, weisen sie sämtliche benötigten
Verwaltungsstrukturen und -einrichtungen auf, welche für die Befriedigung aller
Daseinsgrundfunktionen notwendig sind. Auch sind diese Regionen in vielen Fällen im
Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Ein Bewohner aus Leibnitz sieht sich mit ziemlicher
Sicherheit als Südsteirer, wobei sich ein Hartberger wiederum als Oststeirer bezeichnet, was
für die Identifikation mit der „Heimatregion“ von großer Bedeutung ist. Dadurch entsteht
neben dem stärkeren Bewusstsein für die Heimat auch jenes für das „Regionale“. Die im
Landentwicklungsprogramm aufgelisteten Regionen inklusive der darunterliegenden Bezirke
lauten wie folgt: (PFERSCHER, 2011, S. 48-49)
1. Liezen (identisch mit dem politischen Bezirk Liezen)
2. Obersteiermark Ost (Bezirke Bruck-Mürzzuschlag und Leoben)
3. Obersteiermark West (Bezirke Murtal und Murau)
4. Oststeiermark (Bezirke Weiz und Hartberg-Fürstenfeld)
5. Südoststeiermark (deckt sich mit dem Bezirk Südoststeiermark)
6. Südweststeiermark (Bezirke Leibnitz und Deutschlandsberg)
7. Steirischer Zentralraum (Stadt Graz inklusive der Bezirke Graz-Umgebung und Voitsberg)
Betrachtet man diese Regionen genauer, so ist erkennbar, dass es innerhalb dieser über die
Jahre zu erheblichen Neustrukturierungen gekommen ist, welche eine Folgeerscheinung der
permanenten Weiterentwicklung der steirischen Regionalpolitik zeigt. Dies bedeutet, dass
neue attraktive Räume mit dem Ziel, die regionale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und den
Regionen eine höhere Eigenverantwortung zu übertragen, geschaffen werden sollen.
Wesentlich hierfür ist dabei die Rolle der sogenannten Kleinregionen, welche durch das
Projekt Regionext zu einem wesentlichen Faktor in Bezug auf diese Neustrukturierung der
Regionalpolitik geworden ist. (PFERSCHER, 2011, S. 47-49)
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
24
Generell übernehmen diese Regionen eine bedeutende Rolle in der Regionalentwicklung und
agieren als Schnittstelle zwischen Projektträgern vor Ort und dem Land Steiermark. Durch die
Möglichkeit, Gesellschaften zu gründen, hatten die einzelnen Regionalvorstände die
Möglichkeit, eine große Zahl an Organisationen in den jeweiligen Regionen unter ein Dach zu
holen, um damit sogenannte Regionalmanagements zu etablieren. Somit gibt es für jede
dieser Regionen ein eigenes Regionalmanagement. (RAUMPLANUNG STEIERMARK , 2016)
Auch fallen die LEADER-Regionen unter dieses Regionalmanagement, wodurch z.B. die Region
Liezen, welche mit dem politischen Bezirk Liezen ident ist, 3 LEADER-Regionen untergeordnet
hat. Zusätzlich besteht die Region aus 6 Kleinregionen und 29 Gemeinden, wodurch die
Komplexität der administrativen Struktur der Steiermark anhand dieses Beispiels ersichtlich
wird. (RAUMPLANUNG STEIERMARK, 2017)
2.4 Die Kleinregionen
Da einzelne Gemeinden einem stets größer werdenden Druck ausgesetzt sind, kam es im Jahr
2006 von den damaligen Regierungsparteien SPÖ und ÖVP zur Gründung des Projekts
Regionext. Ziel des Projekts war es, bestehende Strukturen weiterzuentwickeln, um folgende
kommunale und regionale Aufgaben effizienter und effektiver umsetzen zu können. Durch
dieses Projekt, sollen zwischen den Gemeinden neue Kooperationen entstehen, da dies im
Zuge der Strukturreformen so vorgesehen und gewünscht wurde. Die Form in der diese
Kooperationen nun stattfinden sollen, sind die sogenannten Kleinregionen. Hierbei handelt es
sich um einen Zusammenschluss von mindestens vier anschließenden Gemeinden. Innerhalb
dieser Kleinregionen sollen vor allem jene Bereiche erarbeitet werden, welche im
gemeinsamen Interesse des neuen Gemeindeverbundes liegen bzw. in diesem relevante
Bereiche auch nachhaltiger und effizienter umgesetzt werden können. Wesentlich ist, dass es
innerhalb der Kleinregionen durch einen „Bottom-Up-Ansatz“ zu mehr Eigenverantwortung
kommt. Auch kommt es daher zu mehr Eigenständigkeit, da man auf konkrete kommunale
Problemgebiete eingehen kann, wodurch man in weiterer Folge neben der
Wettbewerbsfähigkeit der Gemeinde auch jene der darüber liegenden Region erhöht. Bei der
Initiierung des Regionext-Projekts wurde erkannt, dass nachhaltige Entwicklung nicht auf
Gemeindeebene, sondern in Form von Kooperationen stattfinden muss, da viele Gemeinden
bereits mit ihren eigenen Aufgaben überfordert sind. (PFERSCHER, 2011, S. 49-52)
2. Die kleinregionale Entwicklung und Struktur der Steiermark
25
Ein bedeutender Mehrwert dieser Kleinregionen ist der, dass diese über Bezirksgrenzen
hinweg Kooperationen ermöglichen. Somit kann man diesem „Entwicklungshemmnis“ durch
diese neuen Gemeindeverbände entgegenwirken. Bezüglich der rechtlichen Situation muss
gesagt werden, dass die Bildung dieser Kleinregionen auf freiwilliger Basis erfolgt, wobei die
Region aus mindestens vier Gemeinden bzw. 3.000 Einwohnern bestehen sollte, da die Region
ansonsten nicht die gewünschte Effizienz mitbringt, die man sich erhofft. (PFERSCHER, 2011, S.
49-52)
3. Innovative Leader Regionen
26
3. Innovative Leader Regionen
Im folgenden Kapitel werden die ausgewählten LEADER-Regionen, welche aufgrund diverser
Parameter ausgewählt wurden beschrieben. Bezüglich der Parameter muss erwähnt werden,
dass diese nicht aus wissenschaftlichen Publikationen entnommen wurden, sondern in
Absprache mit meinem Betreuer Herrn. Prof. Cede erarbeitet wurden. Betreffend der LEADER-
Regionen handelt es sich um jene Regionen, welche in der vorherigen Periode 2007-2013 eine
Einheit bildeten. Diese Anmerkung muss in der Einleitung des Kapitels genannt werden, da es
in der aktuellen Förderperiode 2014-2020 eine Regionsstruktur gibt, welche mit der vorigen
nicht ident ist.
3.1 Auswahl der Leader-Regionen
Aufgrund dessen, dass es, wie in Kapitel 1.3 beschrieben, 15 steirische LEADER-Regionen gibt,
musste mittels ausgewählter Parameter ermittelt wie auch begründet werden, warum die
nachfolgenden LEADER-Regionen als „die Innovativsten“ gelten. Die Parametrisierung bezieht
sich jedoch auf die unter Abbildung 4 ersichtlichen 19 LEADER-Regionen der Förderperiode
2007-2013, da die aktuelle Periode noch nicht abgeschlossen ist und etwaige eingereichte
Projekte, von Seiten der LEADER-Region, von der zuständigen Abteilung 17 (Landes- und
Regionalentwicklung ) des Landes Steiermark noch nicht begutachtet bzw. genehmigt wurden.
Hierzu wurden in einem ersten Schritt fünf Parameter erarbeitet und abschließend nach deren
Bedeutung gereiht, wie folgend ersichtlich ist.
Umgesetzte LEADER-Projekte in der Region
Steuereinnahmen (Kommunalsteuer bzw. Steuerkraftkopfquote)
Bevölkerungsentwicklung
o Natürliche Bevölkerungsentwicklung
o Wanderungsbilanz
Arbeitsplatzentwicklung und Arbeitsstätten
Lagekriterien und Besitzverhältnisse
Anhand dieser Parameter werden die LEADER-Regionen der Steiermark überprüft, um auf
Basis der daraus erzielten Kenntnisse die beiden innovativsten LEADER- Regionen zu ermitteln
und diese abschließend zu reihen.
3. Innovative Leader Regionen
27
Dies erschien notwendig, da es nicht ausreichend ist, ein subjektives Empfinden als Grund für
die Auswahl einer Region heranzuziehen, sondern es eine Begründung mittels festgelegter
Parameter benötigt. Aufgrund einiger Hürden bei der Datenrecherche wurden die zuvor
festgelegten Parameter adaptiert und folgend eine neue, deutlich verkürzte Liste an
Parametern erstellt. Dies war notwendig, weil es einerseits nicht möglich war, alle in der unter
Punkt 3.1 festgelegten Parameterliste gezeigten Informationen zu erhalten, andererseits nach
der Förderperiode zwischen 2007-2013 LEADER-Regionen zusammengelegt wurden. Hier liegt
das Problem vor allem darin, dass die einzelnen LEADER-Regionen, die im Kapitel 3.1
angeführten Parameter bzw. Informationen und Statistiken nicht führen. Arbeitsplätze und
Arbeitsstätten bzw. Steuereinnahmen lassen sich aus der Statistik zwar eruieren, jedoch nicht
auf LEADER-Regionsebene, wodurch man sich alle steierischen Gemeinden bezüglich dieser
Informationen im Detail ansehen hätte müssen.
Für die Auswahl der innovativsten Regionen werden nun ausschließlich jene Parameter
verwendet, welche sich für alle 19 Regionen der vorherigen Förderperiode 2007-2013
herausfinden lassen. Somit kann jede Region auf dieselbe Art und Weise und aufgrund
derselben Kriterien betrachtet werden. Dieser Schritt war essentiell, um die Vergleichbarkeit
zwischen den Regionen in Bezug auf die in der Arbeit ausgewählten innovativsten Regionen
zu gewährleisten. Folgende Parameter wurden abschließend ausgewählt:
Umgesetzte LEADER-Projekte in der Region
Bevölkerungsentwicklung
Gesamte LEADER-Förderung aus Landes-, Bundes- und EU-Mitteln
Mittels dieser Parameter werden die 19 LEADER-Regionen der Förderperiode 2007-2013
untersucht, um folgend die innovativsten Regionen zu erhalten, welche sich aufgrund der
zuvor festgelegten Parametrisierung ergaben. Bezüglich der Bevölkerungsentwicklung gibt es
jedoch auf LEADER-Ebene keine Statistiken, wodurch man die Bevölkerungsentwicklung der
einzelnen Gemeinden aller LEADER-Regionen gesondert betrachten muss um anschließend
die Veränderungen auf LEADER-Ebene zu erhalten.
3. Innovative Leader Regionen
28
Abbildung 4: Steirische LEADER-Regionen 2007-2013
Datengrundlage: RAUMPLANUNG STEIERMARK, 2009
Für die Auswahl der „innovativsten“ LEADER-Regionen werden die Daten, welche für die
Parametrisierung notwendig sind, aufbereitet und in Form einer Tabelle dargestellt. Wie in
Tabelle 3 ersichtlich, sind die beiden „innovativsten“ LEADER-Regionen gelb markiert, um sie
besser von den anderen Regionen unterscheiden zu können. Die Kombination der Parameter
ist für die Auswahl der Regionen von Bedeutung, da z.B. die Anzahl der umgesetzten Projekte
in der Region allein nicht ausreicht, um über „innovativ“ bzw. „wenig innovativ“ zu
unterscheiden. Hierfür bedarf es weitere Parameter wie etwa die Bevölkerungsentwicklung.
Zu diesem Zweck wurde die Bevölkerungsentwicklung ab 1991 herangezogen, da es, wie in
Kapitel 1.3 erwähnt, in diesem Jahr zur Gründung der Gemeinschaftsinitiative LEADER
gekommen ist. Am Beispiel der „Holzwelt Murau“ zeigt sich sehr deutlich, dass die
umgesetzten Projekte als Auswahlkriterium nicht ausreichend sind. So wurden in der Holzwelt
Murau, in der Förderperiode 2007-2013 94 Projekte umgesetzt, allerdings fällt die Region
aufgrund der negativen Bevölkerungsentwicklung von -10,15% zwischen den Jahren 1991-
2011 nicht unter die „innovativsten Regionen“.
3. Innovative Leader Regionen
29
Durch diese Überschneidung der Parameter ergeben sich nun die zwei „innovativsten“
LEADER-Regionen, welche in den folgenden Kapiteln 3.2 bzw. 3.3 ausführlich beschrieben
werden. Als die innovativsten LEADER-Regionen gelten aufgrund der Parametrisierung in
Tabelle 3 das Steirische Vulkanland und die Energieregion Weiz - Gleisdorf.
Zwar hat die Bergregion Oberes Ennstal mit 72 umgesetzten Projekten nahezu die doppelte
Anzahl im Vergleich zur Energieregion Weiz - Gleisdorf (37 umgesetzte Projekte), jedoch weist
diese mit 3,895 Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln eine höhere Summe auf als die
Bergregion Oberes Ennstal (3,42 Millionen Euro). Öffentliche Fördersumme meint die gesamte
LEADER-Förderung aus Landes-, Bundes und EU-Mitteln, wobei die Summe der EU-Mitteln in
der Förderperiode 2007-2013 rund 50% ausmachte. Des Weiteren hatte die Energieregionen
Weiz - Gleisdorf zwischen 1991-2011 einen Bevölkerungszuwachs von +12,44% auf, was mehr
als drei Mal so viel ist wie jener der Bergregion Oberes Ennstal (+3,97%). Das Steirische
Vulkanland (+0,53%) hat wiederum nur einen geringen Bevölkerungszuwachs zwischen 1991-
2001, jedoch mit 85 umgesetzten Projekten den zweithöchsten Wert aller LEADER-Regionen.
Auch mit der Fördersumme von 6,274 Millionen Euro liegt das Steirische Vulkanland in dieser
Kategorie an zweiter Stelle, wodurch es aufgrund der festgelegten Parametrisierung ebenfalls
zu den „innovativsten“ LEADER-Regionen der Förderperiode 2007-2013 zählt. (MINISTERIUM für
EIN LEBENSWERTES ÖSTERREICH, 2017, S. 72-73)
3. Innovative Leader Regionen
30
Tabelle 3: Die "innovativsten" LEADER-Regionen der Steiermark
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013; GRÜNER BERICHT, 2013, eigene Darstellung
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3. Innovative Leader Regionen
31
3.2 LAG Steirisches Vulkanland
In Kapitel 3.2 wird näher auf die LAG Steirisches Vulkanland eingegangen. Dabei soll primär
ein Überblick über die Region geschaffen werden. Neben den Lagekriterien und der
administrativen Gliederung wird auch auf die Bevölkerungsentwicklung in der Region
eingegangen. Auch soll ein historischer Überblick gegeben werden, um Strukturen und
Prozesse in diesem Raum besser verstehen zu können. Neben der wirtschaftlichen
Entwicklung soll auch auf die Regionalentwicklung und die zukünftige Entwicklung der Region
eingegangen werden.
3.2.1 Lagekriterien des Untersuchungsgebiets
Das steirische Vulkanland liegt primär im oststeirischen Hügelland, wobei es im Norden
größtenteils durch den Illzbach bzw. das Feistritztal begrenzt wird. Die südliche Grenze bildet
die Mur, die westliche die Kleinregion Schwarzautal und die östliche Grenze bildet die
Landesgrenze zum Burgenland bzw. die Staatsgrenze zu Slowenien. (PFERSCHER, 2011, S. 15)
In Abbildung 5 erkennt man die Lage des Steirischen Vulkanlandes im Südosten der
Steiermark.
Abbildung 5: Lage des Steirischen Vulkanlands
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013, eigene Bearbeitung
3. Innovative Leader Regionen
32
Geographisch nimmt die Südoststeiermark, in welcher sich nahezu alle Gemeinden des
Steirischen Vulkanlandes befinden, eine Randlage innerhalb der Steiermark ein, da im Bezirk
selbst kein direkter Anschluss an das hochrangige Verkehrsnetz besteht. Grundsätzlich ist der
Bezirk über die Nachbarbezirke Leibnitz (Pyhrn Autobahn A9) und Weiz (Südautobahn A2)
jedoch gut erschlossen. Auch fehlt in der Region ein Anschluss an das hochrangige
Schienennetz, da die vormals Ungarische West-Bahn von Graz nach Ungarn heute als
Regionalbahn geführt wird. (GSTINIG, HABSBURG-LOTHRINGEN, KIRSCHNER, & NIEDERL,
SÜDOSTSTEIERMARK, 2015)
Der Großteil des oststeirischen Vulkangebiets befindet sich im Steirischen Vulkanland in dem
man die typischen Vulkankegel (wie Riegersburg, Gleichenberger Kogel, Stradner Kogel oder
Klöcher Ölberg) findet. (OBER, 2007, S. 6)
3.2.2 Administrative Gliederung
Die ehemaligen Bezirke Feldbach und Radkersburg (seit 2013 Südoststeiermark) nehmen
flächenmäßig den größten Teil der Region ein. Politisch und administrativ setzt sich das
Steirische Vulkanland heute aus 4 Bezirken zusammen. Neben der Südoststeiermark gibt es
auch in den Bezirken Weiz, Hartberg-Fürstenfeld und Leibnitz Gemeinden, welche Teil der LAG
Steirisches Vulkanland sind. Vor der steirischen Gemeindestrukturreform bestand das
Steirische Vulkanland aus 79 Gemeinden, wovon sich 72 in den ehemaligen Bezirken Feldbach
und Radkersburg befunden haben. (PFERSCHER, 2011, S. 17) Heute besteht das Vulkanland,
aufgrund der im Jahre 2015 durchgeführten steirischen Gemeindestrukturreform aus 33
Gemeinden.
3.2.3 Bevölkerungsentwicklung 1991-2011
Bezüglich der Bevölkerungsentwicklung zwischen 1991-2011 ist in Abbildung 6 ersichtlich,
dass es vor allem in den südlichen und östlichen Randgemeinden der LEADER-Region
Bevölkerungsabnahmen gegeben hat. Durchwegs positive Werte lassen sich vor allem rund
um die Nachbargemeinden der Stadtgemeinde Feldbach erkennen, welche zugleich
Bezirkshauptmannschaft des politischen Bezirkes Südoststeiermark ist, in welchem sich der
überwiegende Teil des steirischen Vulkanlandes befindet. Auch gibt es eine positive
Bevölkerungsentwicklung bei jenen Gemeinden, die geographisch am nächsten zur
Landeshauptstadt Graz liegen.
3. Innovative Leader Regionen
33
Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung in der LAG Steirisches Vulkanland 1991-2011
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013, eigene Bearbeitung
3. Innovative Leader Regionen
34
Tabelle 4: Gemeinden des Steirischen Vulkanlandes 2011
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013, eigene Bearbeitung
3.2.4 Wirtschaftliche Entwicklung
Grundlegend wird die Region durch kleine Betriebe geprägt. Über die Jahre stieg die Zahl an
Erwerbsfähigen an, wobei die Zahl der Arbeitssuchenden nur langsam anstieg. In der LEADER+
Periode (2000-2006) konnte die Zahl der Netto-Neugründungen an Betrieben pro Jahr von 85
auf ca. 180 gehoben werden. (OBER, 2007, S. 8)
3. Innovative Leader Regionen
35
Bezüglich des Bruttomedianeinkommens 2015 wird klar ersichtlich, dass der Bezirk
Südoststeiermark, welcher sich nahezu mit dem Steirischen Vulkanland deckt, trotz der
Bemühungen im Bereich Regionalentwicklung oder Tourismusmarketing, steiermarkweit den
geringsten Wert aufweist. Mit 1.983 € (Steiermark: 2.430€), weist der Bezirk das geringste
Niveau aller steirischen Bezirke auf. Vor allem das Einkommen der Männer (2.433€) weicht
stark vom steirischen Durchschnitt (2.872€) ab. (GSTINIG, HABSBURG-LOTHRINGEN, KIRSCHNER, &
NIEDERL, SÜDOSTSTEIERMARK, 2015)
Abbildung 7: Bruttomedianeinkommen in €
Datengrundlage: WIRTSCHAFTSPOLITISCHES BERICHTS- UND INFORMATIONSSYSTEM, 2015
3.2.5 Historischer Überblick
Die Anfänge der heutigen LAG Steirisches Vulkanland liegen im Jahr 1994, in dem es zur
Gründung der Kleinregion Feldbach, bestehend aus 14 Gemeinden, gekommen ist. Auch
Begriffe wie Region, Regionalentwicklung bzw. Nachhaltigkeit finden sich erstmals zu dieser
Zeit. Um sich von negativen Assoziationen und der schlechten wirtschaftlichen Lage der
Region zu befreien, musste ein Wandel vollzogen werden, um die Region nachhaltig zu
stärken. Als es im Jahr 1995 zum EU-Beitritt Österreichs gekommen ist, konnte der zuvor
3. Innovative Leader Regionen
36
genannte Zusammenschluss rund 1 Million Euro an Fördergeldern durch das LEADER II
Programm der EU lukrieren. (GÖBL, 2016, S. 34-35) Hervorzuheben ist vor allem der Einsatz
des damaligen Bürgermeisters Josef Ober der Gemeinde Auersbach, der federführend bei der
Umsetzung dieser Gemeindegrenzen überschreitenden Idee beteiligt war. Neben der
Bewusstseins- und Persönlichkeitsbildung, welche wichtige Aspekte darstellten, kam es auch
zur Erstellung eines Leitbildes für die Region –„Gedanken an die Zukunft“ bzw. „sich die
Zukunft denken trauen“. In weiterer Folge wurde im Jahr 1998 das Haus der Regionen
gegründet, eine Bildungsstätte, in der Weiterbildungskurse angeboten wurden, um dadurch
die Weiterentwicklung von regionalen Unternehmen zu gewährleisten. Bis zum Jahr 2016
wurden über 9.000 Personen in verschiedenen Bereichen weitergebildet. Zur Ausdehnung des
Gebiets kam es im Jahr 1998, wodurch sich die Region auf den gesamten damaligen Bezirk
Feldbach ausgedehnt hat. Zu Gesprächen mit dem Bezirk Radkersburg kam es durch die
Schaffung des Namens „Steirisches Vulkanland“. Durch diese anschließend stattfindende
Erweiterung kam es zur Bildung des Vereins zur Förderung des Steirischen Vulkanlandes, der
die Kompetenz in der Regionalentwicklung bzw. die operative Leitung der
Regionalentwicklung Feldbach GmbH innehatte. (GÖBL, 2016, S. 34-35)
Es folgte die Wahl diverser Wirtschaftskompetenzfelder, welche durch eine Analyse des Ist-
Zustandes, einer Trenduntersuchung und durch die Einbindung der Bürger entstanden sind.
Dieser Prozess brachte im Jahr 2003 drei Kompetenzfelder hervor
Kulinarische Region – was hier wächst hat Wert (inkl. Gentechnikfrei, biologischer
Landbau)
Europäische Handwerksregion – Handwerker schaffen Lebensqualität (inkl. Erneuerbarer
Energien)
Region der Lebenskraft – Mensch und Landschaft im Einklang (z.B. Gesundheitsregion,
sanfter Tourismus)
Bezüglich dieser Wirtschaftskompetenzfelder muss gesagt werden, dass es sich hierbei um
wirtschaftliche Leitthemen handelt, welche die Stärken der Region hervorheben und beleben
sollen. (GÖBL, 2016, S. 35-36)
Grundlegend ist zu sagen, dass es durch das LEADER-Programm überhaupt einmal möglich
wurde, dass sich die Region als Region begreift. Sprich, dass es zum Vulkanland geworden ist,
bzw. diesen Wandel möglich machte. Durch LEADER entwickelte sich die Region von einer
3. Innovative Leader Regionen
37
Grenzregion, welche man mit wenig wirtschaftlicher oder touristischer Aktivität und
Attraktivität verbunden hat, zu einer Region, die von sich aus mittlerweile weiß, was sie hat
und vor allem, was sie kann. So sehr man momentan die Europäische Union auf vielen Ebenen
kritisiert, darf man jedoch, bezogen auf die Regionalentwicklung, nicht vergessen, dass durch
das LEADER-Programm, welches zu 80% von EU-Mitteln finanziert wird, erstmal möglich war,
dass die Region ein Budget für sich hat. Zwar hat es auch vor dem LEADER-Programm
Förderungen gegeben, allerdings nur für Branchen oder einzelne Projekte. Ein Budget für eine
Region mit der sie arbeiten und sich Ziele vornehmen kann, wurde erst durch LEADER möglich.
Auch war es erst durch LEADER umsetzbar, über einen längeren Zeitraum am Image einer
Region zu arbeiten und dieses zu ändern. Denkt man an andere Förderprogramme, wie den
„Europäischen Fond für Regionalentwicklung“, hat man in den besten Fällen zwei bis drei
Jahre für Projekte zur Verfügung, wobei es hier einen großen internationalen Anteil gibt.
Dadurch muss man sich mit vielen Personen und Organisationen abstimmen und kann sich
nicht so stark auf die Region konzentrieren, wie das bei LEADER der Fall ist. In anderen
Förderprogrammen kann man sich aufgrund der kurzen Projektzeiträume meist nur einen
Impuls holen bzw. etwas entwickeln. Man muss Projekte, damit sie nachhaltig erfolgreich sind,
jedoch über einen längeren Zeitraum weitertragen, was nur mit LEADER möglich ist. (FEND,
2017)
3.2.6 Aktuelle Situation und Aussicht
Vor der Steirischen Gemeindestrukturreform im Jahr 2015 zählte das steirische Vulkanland 79
Gemeinden in 5 Bezirken. Nach dieser Reform hat die Region aktuell 33 Gemeinden in 4
Bezirken. Zusätzlich erfolgte im Jahr 2016 eine Kooperation mit dem Regionalverband
Thermenland Steiermark, wodurch es unter dem Namen Thermenland – Vulkanland
Steiermark eine neue Vermarktung gibt. Auch gibt es von der Region erarbeitete Visionen, wie
die „Energievision 2025“, welche darauf abzielt, eine 100%ige Selbstversorgung mit
erneuerbarer Energie aus der Region zu generieren. Auch ist hier die „Vision Mobilität 2025“
zu nennen, in der es darum geht, sich im steirischen Vulkanland zu 100% auf Elektromobilität
zu stützen. Ziele hierbei sind z.B. die Schaffung von 700 Arbeitsplätzen für die Region bzw.
eine Einsparung von bis zu 35% aller PKW-Fahrten durch die Organisation von
Mitfahrgelegenheiten bzw. Car-Sharing. Dies ist jedoch nur ein Auszug aus einer Vielzahl von
Visionen und Projekten, welche in Zukunft behandelt werden. (GÖBL, 2016, S. 38-47)
3. Innovative Leader Regionen
38
Abschließend ist zu erwähnen, dass es in der Region eigene Themenbeauftragte gibt, welche
vom LEADER-Management eingeschult werden, damit sie wissen, wie sie Projekte angehen
und umsetzen können. Hier sieht die Region auch in der Zukunft großen Handlungsbedarf, da
es nicht an Ideen und Konzepten scheitert, sondern meist am fehlenden Wissen, wie man
diese Ideen in weiterer Folge umsetzt. Auch gibt es durch die steirische
Gemeindestrukturreform den Vorteil, dass man intensiver mit den Gemeinden
zusammenarbeiten kann, vor allem deshalb, weil es im steirischen Vulkanland wie bisher nicht
mehr 79 Gemeinden sondern aktuell 33 Gemeinden gibt. (FEND, 2017)
3.2.7 Einzelne LEADER-Projekte
Wie unter 3.1 visualisiert, wurden in der LAG Steirisches Vulkanland, in der bereits
abgeschlossenen LEADER-Periode zwischen 2007-2013 insgesamt 85 Projekte umgesetzt,
welche ein Fördervolumen von 6,274 Millionen Euro hatten. Einige dieser Projekte sollen
folgend beschrieben und mittels Fotos veranschaulicht werden.
Leader-Projekt: „Wirtschaftskraft Kulinarik im Steirischen Vulkanland“
Projektlaufzeit: 2007-2014
Die Ausgangssituation ist die, dass es im Steirischen Vulkanland neben Aktionsfeldern wie
Energie und Handwerk natürlich auch das Thema Kulinarik gibt, welches sich in der hier
behandelten Periode zwischen 2007-2013, aber auch in der vorigen Periode zwischen 2000-
2006, in der Region etabliert hat. Das Thema „kulinarische Region“ mit dem Motto „was hier
wächst hat Wert“ hat sich seit dem Jahr 2002 so gut vermarktet, dass das steirische Vulkanland
mittlerweile als die kulinarische Ecke in der Steiermark bekannt ist. Dieser Prozess der
Bewusstseinsbildung und dem Zu-Schätzen-Wissen, was die Region zu bieten hat, zeigt sich in
den 170 Produktentwicklungen, welche allein in der LEADER-Periode zwischen 2000-2006 im
Zusammenhang mit dem Steirischen Vulkanland entstanden sind. (VEREIN ZUR FÖRDERUNG DES
STEIRISCHEN VULKANLANDES, 2007)
Auch in der abgeschlossenen Periode zwischen 2007-2013 war das Ziel, das bestehende Know-
how zu bündeln, auszubauen beziehungsweise in innovative Produkte und
Unternehmensgründungen überzuführen. Auch sollen dadurch junge Menschen inspiriert
werden, Betriebe der Eltern und Großeltern weiterzuführen. Im Zuge der letzten LEADER-
Periode zwischen 2007-2013 wurde daher unter anderem an einer gemeinsamen
3. Innovative Leader Regionen
39
Vermarktungsstrategie, der Vorbereitung und Umsetzung von Seminaren zur
Bewusstseinsbildung, der Förderung des regionalen Bewusstseins für Kulinarik, Esskultur und
Bioprodukte sowie der Medienarbeit gearbeitet, um nur einige zu nennen. Auch die
Bewahrung der für die Region typischen Produkte und Angebote und vor allem deren
Inwertsetzung, ist ein wichtiger Teil dieses LEADER-Projekts und auch der Region. (VEREIN ZUR
FÖRDERUNG DES STEIRISCHEN VULKANLANDES, 2007)
Jene Produkte, welche maßgeblich dafür verantwortlich gewesen sind, dass man das
Vulkanland mit einer kulinarischen Region in Verbindung setzt, sind die Vulcano-Produkte, wie
in Abbildung 8 ersichtlich ist.
Abbildung 8: Vulcano-Produkte
Datengrundlage: Vulcano Fleischwarenmanufaktur, 2017
Leader-Projekt: „Genusswanderweg Riegersburg
Projektlaufzeit: 2010-2012
Der Tourismusverband Riegersburg initiierte zwischen 2010 und 2012 ein Projekt mit dem Ziel,
einen Erlebnisweg für Jung und Alt zu kreieren. Dieser soll eine nachhaltig bewirtschaftete
3. Innovative Leader Regionen
40
Einrichtung werden, die den Besuchern sowohl die kulinarischen als auch die kulturellen
Stärken der Region als Naturerlebnis näherbringen soll. Da es sich bei den Besuchern von
kulinarischen Betrieben und der Riegersburg selbst meist um Kurzurlauber oder
Tagestouristen handelt, soll dieser Erlebniswanderweg dazu beitragen, dass Besucher länger
in der Region verweilen. (VEREIN ZUR FÖRDERUNG DES STEIRISCHEN VULKANLANDES, 2010)
Abbildung 9: Genusswanderweg Riegersburg
Datengrundlage: Tourismus Riegersburg, 2017
3.3 LAG Energieregion Weiz – Gleisdorf
In Kapitel 3.3 soll nun auf die zweite „innovative LEADER Region“, die LAG Energieregion Weiz
– Gleisdorf, genauer eingegangen werden. Auch hier soll primär ein Überblick über die Region
geschaffen werden, wobei in der aktuellen Situation vor allem auf den Zusammenschluss mit
der LAG Almenland eingegangen wird. Neben den Lagekriterien und der administrativen
Gliederung, soll auch auf die Bevölkerungsentwicklung in der Region eingegangen werden.
Auch soll ein historischer Überblick gegeben werden, um Strukturen und Prozesse in diesem
Raum besser verstehen zu können. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung soll auch auf die
Regionalentwicklung und die zukünftige Entwicklung der Region eingegangen werden.
3.3.1 Lagekriterien des Untersuchungsgebiets
Die LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf liegt im Osten von Graz und ist über die Autobahn (A2)
vom Süden bzw. über die S35 von Graz aus gut zu erreichen. Im Nordwesten der LAG
Energieregion Weiz-Gleisdorf liegt die mittlerweile mit der Energieregion fusionierte und
3. Innovative Leader Regionen
41
zuvor eigenständige LAG Almenland. Diese liegt in einer Seehöhe von 464-1.720 Metern und
ist vor allem durch die subalpine Almlandschaft und die ausgedehnte Almlandschaft
gekennzeichnet. (TOURISMUSVERBAND ALMENLAND)
Die Region befindet sich einerseits im außeralpinen Riedelland, welches für eine
abwechslungsreiche Kulturlandschaft verantwortlich ist, andererseits in einem Talraum an der
Grenze zum steirischen Zentralraum, welcher verkehrstechnisch gut ausgestattet ist, wovon
wiederum die ansässige industriell-gewerbliche Entwicklung enorm profitiert. In Abbildung 10
erkennt man die Lage der Energieregion Weiz-Gleisdorf, östlich der steirischen
Landeshauptstadt Graz. (ALMENLAND & ENERGIEREGION WEIZ-GLEISDORF REGIONALENTWICKLUNG
GMBH, 2014, S. 3)
Abbildung 10: Lage der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013, eigene Bearbeitung
3. Innovative Leader Regionen
42
3.3.2 Administrative Gliederung
Die Energieregion Weiz-Gleisdorf wurde im Jahr 1996 gegründet und setzte sich damals aus
insgesamt 15 Gemeinden zusammen. Im Jahr 2001 wurde die Energieregion Weiz-Gleisdorf
vom Land Steiermark beauftragt, die steirischen Landesausstellung zum Thema „Energie“
durchzuführen, wodurch es erstmalig ein gemeinsames Projekt von den Gemeinden und den
beiden Städten Weiz und Gleisdorf gab, wodurch ein enormer Zusammenhalt entstand. Im
Jahr 2005 gab es bereits ein großes EU-Programm zum Thema der erneuerbaren Energien,
wobei die Kooperation zwischen den Gemeinden nach kurzer Zeit bereits wieder sehr ruhig
wurde. In LEADER sah man 2007 die Chance, den im Jahr 2001 aufgebauten Zusammenhalt
zwischen den Gemeinden mit neuen Impulsen wieder zu stärken und zu erarbeiten. (ABSENGER-
HELMI, 2017)
Im Jahr 2014 schlossen sich die beiden lokalen Aktionsgruppen „Energieregion Weiz –
Gleisdorf“ und „Steirisches Almenland“ zusammen und gründeten die gemeinsame LEADER-
Region „Almenland & Energieregion Weiz – Gleisdorf“. Die Region besteht aktuell aus 18
Gemeinden, welche aus den politischen Bezirken Weiz bzw. Bruck – Mürzzuschlag kommen.
(STADTGEMEINDE WEIZ - IT & INFORMATIONSMANAGEMENT, 2015)
3.3.3 Bevölkerungsentwicklung 1991-2011
Wie in Abbildung 11 ersichtlich, gab es im Zeitraum zwischen 1991-2011 eine positive
Bevölkerungsentwicklung in der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf. Besonders ist hier der
Raum um die Stadt Gleisdorf hervorzuheben. Vor allem die Gemeinde Ungerdorf (+49,03%),
welche heute Teil der Stadt Gleisdorf ist, fällt durch ihre positive Bevölkerungsentwicklung
auf. Prinzipiell ist die Bevölkerungsentwicklung bis auf wenige Gemeinde zumindest
stagnierend, wobei der südliche Teil der Region, also der Raum um die Stadt Gleisdorf, eine
deutlich positivere Entwicklung aufweist. Auch weisen jene Gemeinden mit einer geringeren
Entfernung zur steirischen Landeshauptstadt Graz eine positivere Bevölkerungsentwicklung
auf als jene, welche weiter von ihr entfernt sind. Der deutlichste Unterschied zur LAG
Steirisches Vulkanland ist der, dass es in der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf, keine
markanten Unterschiede zwischen Randgemeinden und jenen Gemeinden gibt, welche
zentral in der Region eingebettet sind. Dies liegt vor allem daran, dass die Region insgesamt
durch die Autobahn A2 verkehrsgeographisch besser erschlossen ist, bzw. es im Vergleich zur
3. Innovative Leader Regionen
43
LAG steirisches Vulkanland keine Grenzen zum „bevölkerungsarmen“ südlichen Burgenland
bzw. zum Nachbarland Slowenien gibt.
Abbildung 11: Bevölkerungsentwicklung 1991-2011
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013 eigene Bearbeitung
3. Innovative Leader Regionen
44
Tabelle 5: Gemeinden der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf 2011
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013, eigene Bearbeitung
3.3.4 Wirtschaftliche Entwicklung
Die wirtschaftliche Stabilität der neuen LAG Almenland & Energieregion Weiz-Gleisdorf ist vor
allem auf die Entwicklung im Süden der Region zurückzuführen. Im Bereich der regionalen
Arbeitsplätze bzw. der allgemeinen Erwerbsquote kann diese positive Entwicklung im Norden
der neuen LEADER-Region auf den Tourismus und im Süden auf die Vielzahl der ansässigen
Unternehmen zurückgeführt werden. Wie in Kapitel 3.3.6 beschrieben, setzt die neue Region
auf eine sogenannte Zwei-Markenstrategie, um die Vorteile der jeweiligen Teilregion auch
nach der Fusionierung weiterhin hervorzuheben. Somit soll die Region nicht nur im Tourismus,
sondern auch im Bereich der industriellen-gewerblichen Entwicklung vorangetrieben werden.
(ALMENLAND & ENERGIEREGION WEIZ-GLEISDORF REGIONALENTWICKLUNG GMBH, 2014, S. 14-15)
Hierzu gab es bereits in der Vergangenheit die Versuche, eine Unternehmensplattform bzw.
eine Industrieplattform zu erstellen. Dies wurde bereits vier Mal mit unterschiedlichsten
Ansätzen versucht, jedoch konnte man sich mit der in der Region ansässigen Industrie bis dato
noch nicht auf die genaue Gestaltung bzw. die Umsetzung einer solchen Plattform einigen.
(ABSENGER-HELMI, 2017)
Betrachtet man den Bezirk Weiz, in welchem die LAG Almenland & Energieregion Weiz-
Gleisdorf zur Gänze liegt, so zeigt sich, dass der Bezirk bezüglich des
Bruttomedianeinkommens nur an zehnter Stelle der insgesamt 13 steirischen Bezirke liegt,
dieser jedoch im Jahr 2015 mit 5,1% die niedrigste Arbeitslosenquote aller steirischen Bezirke
aufweist. Auch war die Beschäftigungsentwicklung im Bezirk mit +1,4% zwischen 2011-2015
überdurchschnittlich hoch (Steiermark +0,8%). (GSTINIG, HABSBURG-LOTHRINGEN, KIRSCHNER, &
NIEDERL, 2015)
0 Hofstätten an der Raab 10 Mitterdorf an der Raab
1 Krottendorf 11 Mortantsch
2 Thannhausen 12 Naas
3 Albersdorf-Prebuch 13 Nitscha
4 Etzersdorf-Rollsdorf 14 Puch bei Weiz
5 Gleisdorf 15 Sankt Ruprecht an der Raab
6 Gutenberg 16 Stenzengreith
7 Labuch 17 Ungerdorf
8 Laßnitztal 18 Unterfladnitz
9 Ludersdorf-Wilfersdorf 19 Weiz
3. Innovative Leader Regionen
45
3.3.5 Historischer Überblick
Da die neue LEADER-Region Almenland & Energieregion Weiz-Gleisdorf erst im Jahr 2014
gegründet wurde, kann momentan noch nicht auf eine lange LEADER-Geschichte
zurückgeblickt werden. Die einzelnen Gemeinden/Regionen der beiden ehemaligen LEADER-
Regionen können allerdings durchaus auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken.
Abbildung 12 zeigt die historische Entwicklung von der Entstehung des ehemaligen Vereins
Almenland und der Energieregion Weiz-Gleisdorf bis zur Vereinigung der Regionen im Jahr
2014. (ALMENLAND & ENERGIEREGION WEIZ-GLEISDORF REGIONALENTWICKLUNG GMBH, 2014)
Abbildung 12: Entwicklung der LAG Almenland & Energieregion Weiz-Gleisdorf
Datengrundlage: LAG ALMENLAND UND ENERGIEREGION WEIZ-GLEISDORF, 2014
Die ehemalige LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf, welche im Jahr 1996 gegründet wurde,
widmete sich von Beginn an in vielen unterschiedlichen Lebensbereichen wie Wirtschaft,
Soziales, Umwelt, Bildung und Infrastruktur dem Thema „Energie“. Auch im Jahr 2011 hatte
3. Innovative Leader Regionen
46
das Thema Energie für die Region einen hohen Stellenwert, wodurch die Energiecharta der
Energieregion Weiz-Gleisdorf erstellt wurde. Darin verpflichten sich alle Gemeinden der
Region als Vorbild in den Bereichen „Erneuerbare Energien“ und „Energie-Effizienz“
aufzutreten und zu handeln, Rahmenbedingungen hierfür zu offerieren und
Schwerpunktaktionen umzusetzen. Die ehemalige LAG Steirisches Almenland kann ebenfalls
die Erfahrung aus drei vorangegangenen LEADER-Teilnahmen in die neue LAG miteinbringen.
In der ersten Teilnahme, im Rahmen des LEADER II Programms, lag die Ausrichtung der Region
darin, der Alm als Lebens-, Erholungs- und Arbeitsraum wieder einen angemessenen
Stellenwert zukommen zu lassen. Auch in der folgenden LEADER+ Periode zwischen 2000-
2006 lag der Fokus auf der Erhaltung des Almenlandes als Lebens-, Erholungs- und
Arbeitsraum. Auch wurden in dieser Zeit Strukturen entwickelt, die mit dem Almenland
konform sind. Damit ist neben dem Tourismusverband Almenland und dem Naturpark
Almenland auch die Genussregion Österreich für das Leitprodukt ALMO – Almochsenfleisch
aus Österreich gemeint. In der letzten Periode zwischen 2007-2013 wurde die Stärkung der
Leitprodukte ALMO mit dem Regionspartner Schirnhofer GmbH forciert bzw. der Almenland-
Stollenkäse als weiteres Leitprodukt etabliert. (ALMENLAND & ENERGIEREGION WEIZ-GLEISDORF
REGIONALENTWICKLUNG GMBH, 2014, S. 5-7)
3.3.6 Aktuelle Situation und Aussicht
Obwohl sich die Region nahezu vollständig im politischen Bezirk Weiz befindet, charakterisiert
sich die neue LEADER-Region durch zwei voneinander unterschiedliche Regionen. Generell
gibt es momentan in der Region mehr Lehrstellen als Lehrlinge, weshalb man in Zukunft
diesem Lehrlingsmangel entgegenwirken möchte. Vor allem im städtischen Bereich der neuen
LAG werden zu diesem Zweck laufend mehr Jobs für Jugendliche geschaffen, um Jugendliche
in der Region zu „halten“ oder „zurückzuholen“. Auch soll die Vernetzung der regionalen
Bildungsträger mit der regionalen Wirtschaft durch gemeinsame Bildungsinitiativen
verbessert werden. Auch die Bereiche Mobilität, Barrierefreiheit oder lebenslanges Lernen
werden in Zukunft einen hohen Stellenwert in der Regionalentwicklung darstellen. Durch die
Verschmelzung der beiden ehemaligen selbstständigen Regionen gilt es zusätzlich, vor allem
ein gemeinsames, werteorientiertes sowie nachhaltiges Zukunftsbild zu entwickeln. Zur
Stärkung der neuen LAG Almenland & Energieregion Weiz-Gleisdorf kam es in der aktuellen
Periode 2014-2020 zur Etablierung einer Zwei-Markenstrategie. Neben der Marke „Naturpark
Almenland - Die ALMO Genussregion“ bleibt auch die Marke „Energieregion Weiz-Gleisdorf“
3. Innovative Leader Regionen
47
erhalten, da man der Meinung ist, dass die Auflösung einer der beiden Marken zu einer
Wertevernichtung führen kann. Auch soll die Positionierung als gemeinsame Marke
„Almenland & Energieregion“ die regionale Identität stärken. (ALMENLAND & ENERGIEREGION
WEIZ-GLEISDORF REGIONALENTWICKLUNG GMBH, 2014, S. 13-15)
Abschließend ist zu erwähnen, dass man in der Region durch die enorme Bürokratie auch
bemüht ist, Projekte abseits von LEADER zu erarbeiten. Die Region selbst arbeitete schon in
der Vergangenheit eine Multifondstrategie. So war die Region während der Smart City
Initiative Smart Region bzw. ist ebenfalls Klima- und Energiemodell Region und reicht
momentan bei „Klimaanpassungsregionen“ ein, weil man der Meinung ist, dass es Sinn macht,
mehrere Fördertöpfe zu bedienen. Dies war nicht immer einfach, jedoch gilt, dass der Erfolg
einer Region sehr davon abhängt, wie das Netzwerk dahinter aussieht bzw. wie interdisziplinär
es ist. Ein weiteres Ziel, welches in der Region ein großes Thema ist, ist die Erstellung dieser
zuvor angesprochenen Unternehmensplattform, welche bisher noch nicht erarbeitet werden
konnte. (ABSENGER-HELMI, 2017)
3.3.7 Einzelne LEADER-Projekte
Wie unter 3.1 visualisiert, wurden in der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf in der bereits
abgeschlossenen LEADER-Periode 37 Projekte umgesetzt, welche ein Fördervolumen von
3,895 Millionen Euro hatten. Einige dieser Projekte sollen folgend beschrieben und mittels
Fotos veranschaulicht werden.
Leader-Projekt: „Energie-Erlebnis-Welt Weiz“
Projektlaufzeit: April-September 2014
Aufgrund der Tatsache, dass der positive Bezug zu naturwissenschaftlichen- und
mathematische Fächern bei Kindern und Jugendlichen immer weniger gegeben ist, wurde in
der Stadt Weiz ein Energie-Erlebnis-Outdoorbereich errichtet. Dieser soll spielerisch die
kindlichen Fähigkeiten im Bereich der sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaft, Technik) stärken. Diese Erlebniswelt steht den Kindern und Jugendlichen
der Weizer Schulen zum Erleben von verschiedenen naturwissenschaftlichen
Zusammenhängen zur Verfügung. Zusätzlich können auch Familien aus dem gesamten
Großraum Weiz diesen Erlebnispark in der unterrichtsfreien Zeit nutzen. (STADTGEMEINDE WEIZ,
2017)
3. Innovative Leader Regionen
48
Abbildung 13: Funergy Park Weiz
Datengrundlage: TOURISMUS WEIZ, 2017
Leader-Projekt „Energie-rad-region Weiz-Gleisdorf “
Projektlaufzeit: 2008-2013
Aufgrund des stetig steigenden Verkehrsaufkommens zwischen den Zentren Weiz und
Gleisdorf beziehungsweise aufgrund der Tatsache, dass sich die Mobilität von und in die
Umlandgemeinden hauptsächlich auf den Individualverkehr beschränkt, ist es zur Schaffung
von neuen Nahversorgungskonzepten gekommen. Eine Maßnahme war die Etablierung der
Energieregion für sogenannte „Pedelecs“ (= Pedal Electric Cycle), wobei es sich um ein durch
einen Elektromotor unterstütztes Fahrrad handelt. (GREIMEL, 2017, S. 170)
Zu diesem Zweck wurden in der Stadt Weiz zahlreiche Stationen für diese Elektrofahrräder
geschaffen, welche sich vor allem in der Nähe von Haltstellen der öffentlichen
Verkehrseinrichtungen befinden. (GREIMEL, 2017, S. 170)
3. Innovative Leader Regionen
49
Abbildung 14: Fahrradstation in der Stadt Weiz
Datengrundlage: GREIMEL, 2017
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
50
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
Bezüglich der Randgemeinden sollen nun anhand der aus den Interviews generierten
Informationen und auch aufgrund der Bevölkerungsentwicklung sowie der wirtschaftlichen
Entwicklung die Gemeinden aufgelistet und beschrieben werden, welche stark bzw. schwach
vom LEADER-Programm profitieren. Hierzu ist primär auf die Aussagen der LEADER-Manager
zu verweisen, da typische demographische Aspekte allein nicht ausreichend sind, um die
Effekte von LEADER in einer Gemeinde zu beschreiben. Die einzelnen Gemeinden sollen
anhand definierter Parameter und Kriterien beschrieben werden, um sie aufgrund der
Beschreibung in weiterer Folge miteinander zu vergleichen.
Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung also die Erwerbstätigen nach
Wirtschaftssektoren, so zeigt sich, dass es in den ehemaligen Großzählungen bis zum Jahr
2001 keine Erhebung der land- und forstwirtschaftlichen Arbeitsstätten beziehungsweise der
Erwerbstätigen in diesem Sektor gegeben hat. Erst durch das neue Registerzählungsgesetz
BGBI. I Nr. 33/2006 vom 16.03.2006 wurden erstmalig im Jahre 2011 die Informationen nicht
von den Bürgern eingeholt, sondern den vorliegenden Verwaltungsregistern entnommen.
Somit erfolgt am 31.10.2011 die erste Registerzählung in Österreich. Mit dieser
Registerzählung erfolgt mit 31.10.2011 von der Bundesanstalt Statistik Austria erstmals eine
Volks-, Arbeitsstätten-, Gebäude- und Wohnungszählung, wobei erstmals auch die land- und
forstwirtschaftlichen Betriebe, sowie deren Beschäftigte in die Statistik mit eingeflossen sind
(STATISTIK AUSTRIA, 2011, S. 6-7)
Zwar lassen sich die Ergebnisse der letzten Großzählung mit jenen der Registerzählung
teilweise vergleichen, aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsarten ergeben sich bei
manchen Merkmalen jedoch Unterschiede. So wurden etwa geringfügig Erwerbstätige nicht
als erwerbstätig bezeichnet, was in der Registerzählung 2011 jedoch nicht mehr abgebildet
wird. Auch wäre ein Herausrechnen der geringfügig Beschäftigten aus der Gesamtzahl aller
Erwerbstätigen für Vergleiche zwischen 1991 und 2001 nicht sinnvoll, da sich die Bezeichnung
geringfügig bis zur Volkszählung 2001 auf die Stundenzahl bezogen hat, während in der
Registerzählung 2011 die Höhe des Einkommens im Sinne der sozialversicherungsrechtlichen
Geringfügigkeitsgrenze ausschlaggebend war. Ein weiterer Grund, warum die Datensätze von
2001 nur schwer mit jenen von 2011 zu vergleichen sind, ist, dass bei der
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
51
Arbeitsstättenzählung von 2001 sowohl Land- und Forstwirtschaft als auch die Unternehmen
in der öffentlichen Verwaltung nicht erfasst worden sind. Durch die Untererfassung aufgrund
nicht ausgefüllter Fragebögen vor allem von kleinen Unternehmen bei der
Arbeitsstättenzählung 2001 ist eine Vergleichbarkeit mit 2011 nur bedingt gegeben. (STATISTIK
AUSTRIA, 2011, S. 65)
Aufgrund der Tatsache, dass die Datensätze erst ab 2011 miteinander vergleichbar sind,
werden folgend die Entwicklung der Arbeitsstätten und Beschäftigten sowie die
wirtschaftliche Entwicklung zwischen 2011 und 2014 miteinander verglichen, um so eine
Aussage über dessen Entwicklung in den einzelnen Gemeinden der innovativen LEADER-
Regionen geben zu können.
Zusätzlich sollen in den Untersuchungsgemeinden Interviews geführt werden, da es stark von
den Persönlichkeiten in einer Gemeinde abhängt, wie sehr sich die Region entwickelt. Auch
wird es immer wieder Gemeinden geben, welche ihren Teil der Verantwortung bezüglich der
Entwicklung nicht sehen und daher nicht wahrnehmen. (ABSENGER-HELMI, 2017)
4.1 Randgemeinden der LAG Steirisches Vulkanland
Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung im steirischen Vulkanland so wird ersichtlich,
dass die Gemeinden des ehemaligen Bezirks Feldbach zwischen 1991-2011 eine deutlich
positivere Entwicklung aufzuweisen hatten als jene des ehemaligen politischen Bezirks
Radkersburg. Dies lässt sich zum einen dadurch erklären, dass LEADER vormals aus der im
Jahre 1994 gegründeten Kleinregion Feldbach entstanden ist. Es folgte die Ausdehnung auf
den ehemaligen politischen Bezirk Feldbach, wobei es erst in der Folgeperiode zum Eintreten
des ehemaligen politischen Bezirks Radkersburg in die Region gekommen ist. Dieser kürzere
Zeitraum, in welchem die Gemeinden des ehemaligen politischen Bezirks Radkersburg wie
auch einige Gemeinden aus anderen Bezirken in der LEADER-Region beteiligt sind, macht sich
in der Entwicklung bemerkbar. Ein wesentlicher Punkt ist der, dass es sieben Gemeinden gibt,
welche sich nicht im politischen Bezirk Südoststeiermark befinden. Die Region setzt sehr auf
Bewusstseinsbildung, welche stark über Medien vermittelt wird. Da jedoch Regionalteile in
Zeitungen bezirksdeckungsgleich sind, erhalten jene Gemeinden, welche zwar Teil des
Vulkanlandes sind, sich aber in einem anderen Bezirk befinden, andere Informationen als jene
Gemeinden des Bezirks Südoststeiermark. (FEND, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
52
Da im Regionalteil für die Südoststeiermark bereits über Jahre immer wieder Artikel über das
Vulkanland gebracht werden, die besagten 7 Gemeinden diese Informationen jedoch nicht
über dieses Format erhalten, wird die Identifikation mit der Region in diesen Gemeinden nicht
gleichermaßen gegeben sein, wie in jenen Gemeinden, welche diese Informationen über Jahre
erhalten. Durch diese fehlende Information werden auch tendenziell weniger LEADER-
Projekte in Gemeinden außerhalb des politischen Bezirks Südoststeiermark eingereicht,
wodurch der Effekt von LEADER für die Gemeinden nicht im selben Ausmaß spürbar ist wie für
Gemeinden im Bezirk Südoststeiermark. (FEND, 2017) Aufgrund dieser Tatsache und aufgrund
der Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden der untersuchten LEADER-Regionen ergibt
sich für das steirische Vulkanland die Gemeinde Pirching am Traubenberg als „starke
Gemeinde“ und die Gemeinde Mitterlabill als „schwache Gemeinde“ bezogen auf die
Aussagen und Informationen der LEADER-Manager und aufgrund der
Bevölkerungsentwicklung.
4.1.1 Gemeinde Pirching am Traubenberg
Im folgenden Kapitel soll die in der LAG Steirisches Vulkanland liegende Gemeinde Pirching
am Traubenberg beschrieben werden. Neben den Lagekriterien, welche sich in die
topographische und die geographische Lage unterteilen, liegt der Fokus vorwiegend auf der
Bevölkerungsentwicklung zwischen 1991-2011 und aufgrund der unter Kapitel 4 eingangs
erwähnten Probleme bezüglich der wirtschaftlichen Statistiken auf der wirtschaftlichen
Entwicklung zwischen 2011-2014.
4.1.1.1 Lagekriterien
4.1.1.1.1 Topographische Lage
Die Gemeinde Pirching am Traubenberg befindet sich etwa 25 km südöstlich der steirischen
Landeshauptstadt Graz, wie in Abbildung 15 zu erkennen ist. Die sich im Bezirk
Südoststeiermark befindende Gemeinde weist eine Fläche von 31,75km² auf und hat 2.579
Einwohner (Stand 01.01.2016). (STATISTIK AUSTRIA, 2016)
Pirching am Traubenberg ist wie viele andere Gemeinden im politischen Bezirk
Südoststeiermark von geringer Reliefenergie geprägt. Generell ist die Südoststeiermark der
Bezirk mit der geringsten Reliefenergie in der Steiermark. Auch ist der Bezirk beziehungsweise
auch die Gemeinde durch die sanften Formen des oststeirischen Hügellandes geprägt.
(SCHULATLAS STEIERMARK, 2016)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
53
Abbildung 15: Lage der Gemeinde Pirching am Traubenberg
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013, eigene Bearbeitung
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
54
Abbildung 16 zeigt, aufgenommen von der Nachbargemeinde Heiligenkreuz am Wasen, die
Sonnseite der Gemeinde Pirching am Traubenberg.
Abbildung 16: Blick von Heiligenkreuz am Wasen in Richtung Pirching am Traubenberg
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
4.1.1.1.2 Geographische Lage
Weder die Gemeinde noch der übergeordnete politische Bezirk Südoststeiermark besitzen
eine Autobahn oder eine Schnellstraße, wobei der Bezirk und auch die Gemeinde durch ein
dichtes Netz an Landesstraßen gut erschlossen sind. Entlang der durch die Gemeinde
führenden Landesstraße B73 erreicht man Richtung Süden folgend die Autobahn A9 im
politischen Bezirk Leibnitz und Richtung Nordwesten folgend die Autobahn A2 im politischen
Bezirk Graz-Umgebung. Zwar ist die Gemeinde an das Postbusnetz angeschlossen, wodurch
man mit der Linie 500 die steirische Landeshauptstadt Graz in ca. 30 Minuten erreicht, jedoch
gibt es keinen Eisenbahnanschluss. Bis zur nächsten Eisenbahnstation, welche sich in
Studenzen-Fladnitz befindet, fährt man mit dem PKW etwa 25 Minuten. Von dort aus erreicht
man die von Nordwesten kommende steirische Ostbahn, welche die steirische
Landeshauptstadt Graz mit der Stadt Feldbach beziehungsweise weiterführend mit dem
ungarischen Szentgotthard verbindet. (SCHULATLAS STEIERMARK, 2016)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
55
Durch die Nähe zur steirischen Landeshauptstadt Graz ergeben sich natürlich Vorteile für die
Gemeinde, da zwar viele Bewohner pendeln, ihren Hauptwohnsitz jedoch in Pirching am
Traubenberg haben, wodurch die positive Bevölkerungsentwicklung zu erklären ist. (MATZER,
2017)
4.1.1.2 Bevölkerungsentwicklung
Mit einem Bevölkerungswachstum von +26,50% in dem für LEADER relevanten Zeitraum
zwischen 1991-2011 ist Pirching am Traubenberg jene Gemeinde in der LAG Steirisches
Vulkanland mit der größten Bevölkerungszunahme. Waren es im Jahr 1991 noch 1.283
Einwohner stieg die Bevölkerungszahl bis 2011 auf 1.623 Personen an.
Bei Betrachtung eines längeren Zeitraums, also von 1951-2011, zeigt sich, dass die Gemeinde
in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung eine nahezu durchgehend positive Entwicklung
erfahren hat. Trotz der in Abbildung 17 ersichtlichen positiven Entwicklung, welche sich über
viele Jahrzehnte gezogen hat, waren es vor allem die Jahre zwischen 1991-2011, welche für
die stärksten Zuwächse verantwortlich waren. (LAND STEIERMARK, 2013)
Die Gründe hierfür liegen jedoch nicht in der Tatsache, dass die Gemeinde Mitglied der LAG
Steirisches Vulkanland ist, sondern liegen vor allem an der Nähe zur steirischen
Landeshauptstadt Graz beziehungsweise am günstigen Baugrund. (MATZER, 2017)
Abbildung 17: Bevölkerungsentwicklung Pirching am Traubenberg 1951-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
56
4.1.1.2.1 Natürliche Bevölkerungsbewegung
Die Natürliche Bevölkerungsbewegung, welche auch Geburtenbilanz bezeichnet wird, ist die
Zahl der Lebendgeborenen abzüglich der Zahl der Sterbefälle. (MAGISTRAT DER STADT WIEN,
2017) Wie in Abbildung 18 ersichtlich ist, weist die Gemeinde Pirching am Traubenberg eine
deutlich positive Geburtenbilanz auf. Auch ist es in der Periode zwischen 2001-2011 zu
deutlich größeren Steigerungen gekommen als in der Vergleichsperiode zwischen 1991-2001.
Die Gemeinde, welche heute im politischen Bezirk Südoststeiermark, vor 2013 jedoch im
politischen Bezirk Feldbach gelegen ist, weist zusätzlich eine deutlich höhere Geburtenbilanz
auf als der Bezirk in dem sie liegt. Ein Grund für die positive Bevölkerungsentwicklung, vor
allem in den Jahren zwischen 2001-2011, ist somit die positive Geburtenbilanz. (STATISTIK
AUSTRIA, 2017)
Abbildung 18: Geburtenbilanz der Gemeinde Pirching am Traubenberg 1991-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.1.1.2.2 Wanderungsbilanz 1991-2011
Auch bei der Wanderungsbilanz zeigt sich, dass die Gemeinde sowohl zwischen 1991-2001 als
auch zwischen 2001-2011 eine positive Bilanz aufweist. Im Vergleich dazu kommt es im selben
Betrachtungszeitraum im Bezirk Feldbach zu deutlich niedrigeren Werten. In beiden Perioden
zeigt sich in Abbildung 19 eine leicht negative Wanderungsbilanz. (STATISTIK AUSTRIA, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
57
Die positive Wanderunsgsbilanz in Pirching am Traubenberg ergibt sich, wie bereits
angesprochen, einerseits aufgrund der günstigen Baugründe im Gemeindegebiet und
andererseits aus der Nähe zu Graz. Diese Nähe zur steirischen Landeshauptstadt ermöglicht
ein nicht allzu langes Pendeln, wodurch es in den letzten Jahren zu einer regen
Neubautätigkeit vor allem im Bereich von Einfamilienhäusern gekommen ist, wie die
Abbildungen 20 und 21 zeigen. (MATZER, 2017)
Abbildung 19: Wanderungsbilanz 1991-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
Abbildung 20: Neubautätigkeit in der Gemeinde Pirching am Traubenberg
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
58
Abbildung 21: Neubautätigkeiten in der Gemeinde Pirching am Traubenberg
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
4.1.1.2.3 Bevölkerungsprognose 2011-2030
Bezüglich der Bevölkerungsprognose zeigt sich, dass die Werte im Vergleich zur Abbildung 17
deutlich höher als in Abbildung 22 sind. Der Grund hierfür ist der, dass die Gemeinden
Edelstauden und Frannach im Zuge der steirischen Gemeindestrukturreform 2015 in die
Gemeinde Pirching am Traubenberg eingemeindet worden sind. In Abbildung 22 wird
ebenfalls ersichtlich, dass der zwischen 1951-2011 vorhandene positive Trend in Bezug auf die
Bevölkerungsentwicklung nicht vorgesetzt wird. Zwar soll es laut Bevölkerungsprognose zu
keinen starken Rückgängen kommen, jedoch gehen die Bevölkerungszahlen erstmals seit 1951
leicht zurück. (LAND STEIERMARK, 2016)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
59
Abbildung 22:Bevölkerungsprognose Pirching am Traubenberg 2017-2030
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.1.1.3 Wirtschaft
In diesem Kapitel soll auf die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Pirching am
Traubenberg eingegangen werden. Neben der Entwicklung der Arbeitsplätze in den einzelnen
Wirtschaftssektoren, soll auch die Entwicklung der Arbeitsstätten und der Arbeitsplätze
insgesamt aufgezeigt werden. Wie in der Einleitung des 4. Kapitels bereits erwähnt wurde,
kann die Statistik zwischen 1991-2011 durch die Veränderung der Erfassungsmethode in
Bezug auf die Arbeitsplätze beziehungsweise Arbeitsstätten nicht erhoben werden. Da die
Werte erst ab 2011 miteinander vergleichbar sind und, um den für die Arbeit wesentlichen
Aspekt der wirtschaftlichen Entwicklung und der Entwicklung der Arbeitsstätten erörtern zu
können, werden folgend die Daten von 2011 mit jenen von 2014 miteinander verglichen.
4.1.1.3.1 Wirtschaftliche Entwicklung 2011-2014
Betrachtet man die Erwerbstätigen nach Wirtschafssektoren so zeigt sich, dass es sowohl im
Primärsektor als auch im Sekundärsektor einen Anstieg gegeben hat. Der Anteil von über 20%
Beschäftigten im Primärsektor lässt sich durch den Anstieg der Selbstständigen in der Land-
und Forstwirtschaft in Pirching am Traubenberg erklären. Zwar liegt der Anteil der im
Primärsektor beschäftigten Personen im Jahr 2014 bei 22,71%, wie Abbildung 23 zeigt, jedoch
sind nahezu 50% aller Arbeitsstätten in Pirching am Traubenberg dem Primärsektor
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
60
zuzuordnen. Durch diesen großen Anteil selbstständig beschäftigter Personen im Primärsektor
gab es in absoluten Zahlen 2014 exakt 77 Beschäftigte, die sich auf 46 Betriebe aufgeteilt
haben. (STATISTIK AUSTRIA, 2014)
Abbildung 23: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren von 2011 und 2014
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.1.1.3.2 Arbeitsplatz- und Arbeitsstättenentwicklung 2011-2014
Wie bei den Erwerbstätigen nach Wirtschafssektoren zeigt sich auch bei den Arbeitsstätten,
dass es einen Anstieg im Primär- und im Sekundärsektor gegeben hat. Speziell der
Sekundärsektor stieg auffallend an, wobei dieser Anstieg auch durch die Ansiedlung von
Gewerbebetrieben im ländlichen Raum aufgrund günstiger Baugründe durchaus
nachvollziehbar ist. (STATISTIK AUSTRIA, 2014)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
61
Abbildung 24: Arbeitsstätten nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.1.1.4 Effekte des LEADER-Programms für die Gemeinde
Die in diesem Kapitel generierten Informationen ergeben sich aus dem am 18. April 2017
durchgeführten Interview mit dem Bürgermeister Franz Matzer
Interviewer: Sandro Kohler
Interviewte Person: Bürgermeister Franz Matzer
Inwiefern profitiert die Gemeinde Pirching am Traubenberg von der LEADER-Region
beziehungsweise dem LEADER-Programm?
Dadurch dass die Gemeinde Pirching am Traubenberg Gründungsgemeinde des steirischen
Vulkanlandes ist und diesen Prozess von Beginn an mitgetragen hat, ist der Profit vorrangig
der, dass den Bewohnern bewusst geworden ist, was die Region bietet. Die Region hat sich
mittlerweile zu einer Marke entwickelt, die einen gewissen Wert hat und davon profitiert
indirekt natürlich auch Pirching. Auch wenn die Gemeinde und die Region nicht die größten
Highlights zu bieten haben, erreichte man mit dieser Bewusstseinsbildung über den Wert der
Region und der Heimat eine positive Entwicklung.
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
62
Auch wurde die steirische Gemeindestrukturreform von der Bevölkerung positiv
aufgenommen, weil es der Bevölkerung in der gemeinschaftlich agierenden Region sehr wohl
bewusst ist, was eine Gemeinschaft für Vorteile haben kann. Somit gestaltete sich die
Gemeindestrukturreform durch diesen fortgeschrittenen Prozess der Bewusstseinsbildung
durch LEADER deutlich einfacher als in anderen Gemeinden, welche diesen Prozess der
bestehenden „Gemeinschaft“ nicht durchlebt haben.
Was hat sich seit der Mitgliedschaft in der Region verbessert, was hat sich verschlechtert?
Verschlechtert hat sich eigentlich nichts. Verbessert hat sich in dem Sinn etwas, dass es der
Bevölkerung heute mehr, als noch vor der Gründung der LEADER-Region klar ist, dass es Sinn
macht, nachhaltig an Projekten zu arbeiten. Die Bewohner waren zur Gründungszeit durchaus
skeptisch, wobei sich das über die Jahre gelegt hat und es der Bevölkerung klar geworden ist,
was die Region eigentlich bietet.
Welche Rolle spielt ihre Gemeinde für die LEADER-Region?
Sie spielt zwar direkt für die Region nur eine Rolle als Mitglied in dieser, jedoch war es während
der steirischen Gemeindefusion geplant, dass die Gemeinde zum Bezirk Leibnitz wechselt,
wobei sich die Bürger klar zum ehemaligen Bezirk Feldbach dazugehörig gefühlt haben. Auch
wenn die Gemeinde und deren Bürger durch die geographische Lage auch stark nach Leibnitz
und Graz orientiert sind, spielt die Zugehörigkeit zum Bezirk eine bedeutende Rolle.
Was erwarten Sie sich für die Zukunft von der Mitgliedschaft in der LEADER-Region?
Der Weg sowie er bisher begangen wurde sollte weitergeführt werden, weil er sehr erfolgreich
gewesen ist. Viele Regionen sind mittlerweile auch neidisch auf die Entwicklung des
Vulkanlandes, was grundsätzlich positiv zu bewerten ist, da es die positive Entwicklung
bestätigt.
Welche Effekte hat das LEADER-Programm für die Regionalentwicklung der einzelnen
Untersuchungsgemeinden?
Wirklich direkte Effekte in Form eines Bauwerks, was expliziert auf LEADER zurückgeführt
werden kann, gibt es zumindest in Pirching nicht. Eher ist es diese bereits angesprochene
Bewusstseinsbildung, welche die Region als solche und damit auch Pirching gestärkt hat und
die Bewohner wieder gerne in der Region leben lässt, weil sie es schätzen, was die Region zu
bieten hat.
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
63
Auch gibt es Betriebe, die sich mit Projekten in dieses Programm einbringen möchten und dies
teilweise auch tun, jedoch sind diese Betriebe meist ausgelastet und können sich mit Dingen
wie LEADER meistens nicht beschäftigen. Auch war es speziell in Pirching nicht der Plan,
unbedingt die Vorteile des Programms für den Einzelnen herauszufiltern, sondern dass man
durch überregionales Handeln versucht, das Bewusstsein zu verändern. Zwar hat die
Gemeinde viele Projekte auch im Tourismus umgesetzt, jedoch waren das gemeindeinterne
Projekte, wo LEADER keine Rolle gespielt hat. Weil angesprochen wurde, dass gewisse
Gemeinden im Vulkanland „schwach“ sind, weil sie außerhalb des Bezirks liegen und somit
andere Informationen über Regionalteile von Zeitungen bekommen, ist zu sagen, dass man
das nicht so einfach sehen kann. Oft sind es auch die handelnden Personen in den Gemeinden,
welche dafür verantwortlich sind, wie sich etwas entwickelt. Wenn man nur darauf wartet, bis
sich etwas entwickelt, weil man eben Mitglied der Gemeinschaft ist, wird es nicht
funktionieren.
4.1.2 Gemeinde Mitterlabill
Im folgenden Kapitel soll die in der LAG Steirisches Vulkanland liegende Gemeinde Mitterlabill
beschrieben werden. Neben den Lagekriterien, welche sich in die topographische und die
geographische Lage unterteilen, liegt der Fokus vorwiegend auf der Bevölkerungsentwicklung
zwischen 1991-2011 und aufgrund der unter Kapitel 4 eingangs erwähnten Probleme
bezüglich der wirtschaftlichen Statistiken auf der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen 2011-
2014.
4.1.2.1 Lagekriterien
4.1.2.1.1 Topographische Lage
Die Gemeinde Mitterlabill befindet sich im politischen Bezirk Leibnitz und ist heute eine von
12 Katastralgemeinden der nach der steirischen Gemeindestrukturreform 2015 entstandenen
Gemeinde Schwarzautal. (SCHULATLAS STEIERMARK, 2016)
Mit Stand 2014 hatte die ehemalige Gemeinde 394 Einwohner auf einer Gesamtfläche von nur
7,9km². (LANDESSTATISTIK STEIERMARK, 2014)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
64
Abbildung 25: Lage der ehemaligen Gemeinde Mitterlabill
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013, eigene Bearbeitung
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
65
Die Gemeinde, welche vor der steirischen Gemeindestrukturreform im politischen Bezirk
Südoststeiermark gelegen ist, befindet sich durch die Anpassung der Bezirksgrenzen nach der
besagten Reform im politischen Bezirk Leibnitz. (OBENDRAUF, 2017)
Ähnlich wie die Gemeinde Pirching am Traubenberg ist auch die ehemalige Gemeinde
Mitterlabill von den sanften Formen des oststeirischen Riedellandes geprägt. (SCHULATLAS
STEIERMARK, 2016)
4.1.2.1.2 Geographische Lage
Ähnlich wie in Pirching am Traubenberg befinden sich auch in der unmittelbaren Nähe der
Gemeinde Mitterlabill keine Autobahn und auch keine Schnellstraße. Der Bezirk Leibnitz, in
welchem sich Mitterlabill seit der Gemeindestrukturreform befindet, ist trotz dieser Tatsache
durch ein dichtes Netz an Landesstraßen gut erschlossen. (SCHULATLAS STEIERMARK, 2016)
Auch gibt es mit der Pyhrnautobahn A9 eine wichtige Nord-Südverbindung. Die
Eisenbahnstrecke, welche den Bezirk Leibnitz in Nord-Süd- Richtung durchquert, ist Teil der
Südbahn, welche eine der Hauptverbindung in Österreich ist. Verkehrsgeographisch hat
Mitterlabill deshalb Standortnachteile, da die Gemeinde weder einen Eisenbahnanschluss
noch einen Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz besitzt, was zum Beispiel in der
unmittelbar neben Mitterlabill liegen Nachbargemeinde Pirching am Traubenberg der Fall ist,
da dort der Postbus die Gemeinde mit der Stadt Graz verbindet. In Mitterlabill gibt es in der
Früh und zu Mittag einen Bus, der nach Graz fährt. Anderweitige Möglichkeiten öffentlich nach
Graz zu kommen, gibt es nicht. (OBENDRAUF, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
66
Abbildung 26: Gemeindehauptort von Mitterlabill
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
4.1.2.2 Bevölkerungsentwicklung
Mit einem Bevölkerungsrückgang von -8,99% in dem für LEADER relevanten Zeitraum
zwischen 1991-2011 ist die ehemalige Gemeinde Mitterlabill zwar nicht jene Gemeinde mit
der größten Bevölkerungsabnahme in der „LAG Steirisches Vulkanland“, allerdings liegt sie
außerhalb des politischen Bezirks Südoststeiermark. Dies führt meist dazu, dass man sich mit
der Region nicht Identifiziert und es somit von Seiten dieser Gemeinden weniger eingebrachte
LEADER-Projekte gibt. (FEND, 2017) Trotzdem ist die ehemalige Gemeinde Mitterlabill eine
Randgemeinde mit starken Bevölkerungsabnahmen. Waren es im Jahr 1991 noch 456
Einwohner sank die Bevölkerungszahl bis 2011 auf 415 Personen und 2014 sogar auf 389. Bei
Betrachtung eines längeren Zeitraums, also von 1951-2011, zeigt sich, dass man in der
ehemaligen Gemeinde Mitterlabill von keinem durchgehend negativen Trend sprechen kann.
Trotz starker Abnahmen ab 1981 ist unter Abbildung 27 zusätzlich ersichtlich, dass es durchaus
auch Zeiträume gab, in welchen es einen Bevölkerungsanstieg gegeben hat. (LAND STEIERMARK,
2013)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
67
Abbildung 27: Bevölkerungsentwicklung der ehemaligen Gemeinde Mitterlabill
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013, eigene Bearbeitung
4.1.2.2.1 Natürliche Bevölkerungsbewegung 1991-2011
Die ehemalige Gemeinde Mitterlabill weist eine deutlich höhere Geburtenrate auf als der
Bezirk, in dem sie im Betrachtungszeitraum gelegen ist. Die negative Bevölkerungsentwicklung
von -8,99% in diesem Zeitraum kann somit nicht über die Geburtenbilanz erklärt werden. Dazu
benötigt es andere Parameter, wie etwa die Wanderungsbilanz. Die Geburtenbilanz ist nicht
nur höher als jene des ehemaligen Bezirks Feldbach, sondern konnte zwischen 2001-2011 im
Vergleich zum Zeitraum zwischen 1991-2001 sogar gesteigert werden, wie unter Abbildung 28
ersichtlich ist. (STATISTIK AUSTRIA, 2014)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
68
Abbildung 28: Geburtenbilanz der Gemeinde Mitterlabill 1991-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.1.2.2.2 Wanderungsbilanz 1991-2011
Wie unter Kapitel 4.1.2.2.1 angesprochen, lässt sich der starke Bevölkerungsrückgang
zwischen 1991-2011 nicht durch die Geburtenbilanz erklären, sondern durch die
Wanderungsbilanz. Wie in Abbildung 29 ersichtlich, hatte die Gemeinde Mitterlabill zwischen
1991-2001 eine Wanderungsbilanz, welche deutlich negativer als jene des ehemaligen Bezirks
Feldbach ist. Im Vergleichszeitraum zwischen 2001-2011 verdoppelte sich dieser Wert nahezu,
wodurch der starke Bevölkerungsrückgang zu erklären ist. (LANDESSTATISTIK STEIERMARK, 2014)
Zwar liegt der Quadratmeterpreis in der ehemaligen Gemeinde Mitterlabill bei etwa 20 Euro,
was im Vergleich zu Pirching am Traubenberg aber auch Albersdorf-Prebuch sehr günstig ist,
jedoch kann trotz dieser Tatsache der negativen Wanderungsbilanz nicht entgegen gewirkt
werden. (OBENDRAUF, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
69
Abbildung 29: Wanderungsbilanz der Gemeinde Mitterlabill 1991-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.1.2.2.3 Bevölkerungsprognose 2011-2030
Aufgrund dessen, dass die ehemalige Gemeinde Mitterlabill im Rahmen der steirischen
Gemeindestrukturreform mit den Gemeinden Wolfsberg im Schwarzautal, Breitenfeld am
Tannenriegel, Hainsdorf im Schwarzautal und Schwarzau im Schwarzautal zusammengelegt
wurde und die dadurch neu entstandene Gemeinde seit 01.01.2015 den Namen Schwarzautal
trägt, gibt es zur ehemaligen Gemeinde Mitterlabill keine Statistiken zur
Bevölkerungsprognose. Lediglich zur neu entstandenen Gemeinde Schwarzautal kann eine
Bevölkerungsprognose ermittelt werden.
4.1.2.3 Wirtschaft
4.1.2.3.1 Wirtschaftliche Entwicklung 2011-2014
Die ehemalige Gemeinde Mitterlabill weist mit einem Anteil von 40,19% im Jahr 2011 und
48,15% im Jahr 2014 die größte Anzahl an Erwerbstätigen im Primärsektor aller vier
Untersuchungsgemeinden auf. Ähnlich wie in der Gemeinde Pirching am Traubenberg ist der
Primärsektor in Mitterlabill von Kleinbetrieben von 0-4 Mitarbeitern geprägt, wodurch im Jahr
2014, exakt 52 Beschäftige in 34 Betrieben beschäftigt sind. Auch hat die Gemeinde
Mitterlabill, bedingt durch die verkehrsgeographische Lage, ohne direkten Anschluss an eine
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
70
Autobahn Standortnachteile, welche vor allem bei Betrachtung des Sekundärsektors
ersichtlich wird. Dieser ist mit 30,56% im Jahr 2014 zwar ähnlich wie in Pirching am
Traubenberg, vergleicht man den Wert jedoch mit dem Sekundärsektor von Albersdorf-
Prebuch, so ergibt sich ein deutlich niedriger Wert. (STATISTIK AUSTRIA, 2014)
Abbildung 30: Erwerbstätige nach Wirtschafssektoren 2011 und 2014
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.1.2.3.2 Arbeitsplatz- und Arbeitsstättenentwicklung 2011-2014
Wie Abbildung 31 zeigt, waren sowohl im Jahr 2011 als auch im Jahr 2014 mehr als die Hälfte
aller in der Gemeinde ansässigen Betriebe dem Primärsektor zuzuordnen. Wie bereits
angesprochen sind es auch in Mitterlabill vorwiegend selbstständig beschäftigte Personen,
welche im Primärsektor beschäftigt sind. Wie zuvor in Abbildung 30 ersichtlich ist, ging der
Anteil der Beschäftigten im Sekundärsektor zwar zurück, der Anteil der Betriebe im selbigen
Sektor stieg jedoch an, wie Abbildung 31 zeigt. (STATISTIK AUSTRIA, 2014)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
71
Abbildung 31: Arbeitsstätten nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.1.2.4 Effekte des LEADER-Programms für die Gemeinde
Die in diesem Kapitel generierten Informationen ergeben sich aus dem am 18. April 2017
durchgeführten Interview mit dem ehemaligen Bürgermeister Anton Obendrauf.
Interviewer: Sandro Kohler
Interviewte Person: Ehemaliger Bürgermeister Anton Obendrauf
Inwiefern profitiert die Gemeinde Mitterlabill von der LEADER-Region beziehungsweise
dem LEADER-Programm?
Man hätte profitieren können, wenn man in der Vergangenheit gewisse Dinge genutzt hätte,
die angeboten wurden. Hätten Betriebe Nischen gefunden, die Fördergelder hätten lukrieren
können, wäre es möglich gewesen, einen Vorteil zu erlangen. In Mitterlabill fehlten jedoch
solche Betriebe die mittels LEADER etwas hätten machen können, denn wie soll z.B. ein
Mechaniker auf die Marke Vulkanland aufspringen. Zwar hat es Möglichkeiten gegeben, diese
sind jedoch nicht genutzt worden. Hilfe und Informationen von Seiten des Managements
waren nicht da, aber man muss ehrlich sagen, dass diese von Seiten der Gemeinde
unzureichend ausgeschöpft wurden. Die Gemeinde hätte mehr Initiative zeigen müssen,
damit man vom LEADER-Programm profitiert hätte.
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
72
Allerdings darf man die finanzielle Seite nicht komplett außer Acht lassen. Denn wenn man als
Gemeinde beim Gemeindehaushalt schon Sorgen hat, dann überlegt man es sich zweimal, ob
man Kapital für Projekte in die Hand nimmt. Außerdem ist Mitterlabill eine kleine Gemeinde
und mit Pirching am Traubenberg mit mehr finanziellen Möglichkeiten schwer zu vergleichen.
Was hat sich seit der Mitgliedschaft in der Region verbessert, was hat sich verschlechtert?
Zu sagen was sich explizit aufgrund von LEADER verbessert hat, beziehungsweise
verschlechtert hat, kann man schwer beantworten. Schlechter ist es aber auf keinen Fall
geworden. Wirklich spürbare Verbesserungen hat es aber auch nicht wirklich gegeben. Durch
die Gemeindestrukturreform beschäftigte man sich eher damit, wie es mit der Gemeinde
weitergeht, und wo man dazukommt und nicht wirklich mit dem LEADER-Programm selbst.
Zwar hat es in den Vulkanlandgemeinden Themenveranstaltungen gegeben, wodurch man
informiert wurde, der direkte Kontakt hat jedoch meist gefehlt.
Welche Rolle spielt ihre Gemeinde für die LEADER-Region?
Mitterlabill hat nicht wirklich eine Rolle gespielt im und für das Vulkanland. In der Gemeinde
gibt es keinen Leitbetrieb und auch sonst nichts, was für die gesamte LEADER-Region von
Bedeutung wäre. Auch hat sich die Bevölkerung die letzten Jahrzehnte mehr mit dem Bezirk
Leibnitz identifiziert. Sowohl bei Ausflügen als auch bei Einkäufen sind die meisten Bewohner
in die Stadt Leibnitz gefahren. So identifiziert man sich nicht wirklich mit dem Vulkanland.
Auch, was das Postwesen oder die Aufteilung der Pfarre betrifft, waren viele Bewohner von
Mitterlabill stets dem Bezirk Leibnitz zugeordnet, auch als man noch im politischen Bezirk
Feldbach gelegen ist. Was Amtsgeschäfte angegangen ist, war man auf Feldbach bezogen, bei
allem anderen jedoch auf Leibnitz. Als man noch im Bezirk Südoststeiermark gelegen ist, fühlte
man sich zu beiden Bezirken zugehörig, wobei man mittlerweile sagen muss, dass der Fokus
eher in Richtung des Bezirks Leibnitz geht. Selbst in der Zeit, als man im Bezirk
Südoststeiermark gelegen ist, erhielten viele Bewohner die Regionalteile beider Bezirke, da
man direkt an der Grenze der Bezirke lag, wodurch man sich nie wirklich nur einer Region
zuggehörig gefühlt hat.
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
73
Was erwarten Sie sich für die Zukunft von der Mitgliedschaft in der LEADER-Region?
Dass es das Vulkanland auch in Zukunft gibt, ist grundsätzlich schon wichtig. Es fehlen aber
speziell in Mitterlabill einfach Bereiche, Betriebe und Möglichkeiten auf diese Schiene
Vulkanland aufzuspringen. Die neue Gemeinde Schwarzautal, die durch die steirische
Gemeindestrukturreform entstanden ist, ist nun wieder Teil des Vulkanlandes. Diese neue
Gemeinde hat nun über 2.000 Einwohner und andere finanzielle Möglichkeiten, wodurch es
in Zukunft eventuell mehr Perspektiven geben wird, auf diese LEADER-Schiene aufzuspringen.
Welche Effekte hat das LEADER-Programm für die Regionalentwicklung der einzelnen
Untersuchungsgemeinden?
Was sich im Raum Feldbach oder Radkersburg in den letzten Jahren getan hat, ist enorm. In
Mitterlabill merkt man davon allerdings nichts. Man fährt eben genau nach Feldbach oder
Radkersburg, aber nicht nach Mitterlabill. Schaut man in andere Gemeinden, wie etwa
Straden oder St.Anna am Aigen, welche ebenfalls Randgemeinde sind, so muss man sagen,
dass dort viel passiert ist, und dass LEADER für diese Gemeinden große Vorteile brachte. In
Mitterlabill ist von diesen positiven Effekten durch das LEADER-Programm, nichts zu spüren.
Viele negative Dinge, wie etwa die sinkende Bevölkerungszahl oder Das-nicht-Vorhanden-Sein
von öffentlichen Verkehrsmitteln, sind jedoch nicht auf LEADER zurückzuführen.
4.2 Randgemeinden der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf
Einzelne Randgemeinden innerhalb der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf haben zwar nicht
dieselben finanziellen Möglichkeiten wie andere Gemeinden, die nahe an den regionalen
Zentren Weiz und Gleisdorf gelegen sind, sind jedoch trotzdem Teil der Region. Die Städte
Weiz und Gleisdorf stellen quasi die „Ferraris“ da, um metaphorisch zu sprechen. Daneben
gibt es Gemeinden, welche gute Mittelklassewägen darstellen und „Trabis“. Darunter sind
Gemeinden mit weniger finanziellen Möglichkeiten zu verstehen. Der Effekt von LEADER, auch
für die einzelnen Gemeinden, war und ist der entstandene Zusammenhalt, denn bei
einberufenen Vorstandssitzungen kann meist mit 80-90% der Eingeladenen gerechnet
werden. (ABSENGER-HELMI, 2017) Zwar hatten die Städte Weiz und Gleisdorf in der
Förderperiode 2007-2013 die meisten umgesetzten LEADER-Projekte, jedoch handelt es sich
bei diesen um keine Randgemeinden. Zieht man für die Auswahl der Gemeinden die
Bevölkerungsentwicklung zwischen 1991-2011 heran und kombiniert diesen Parameter mit
den umgesetzten LEADER-Projekten in der Förderperiode 2007-2013, so ergibt sich als Beispiel
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
74
für eine „starke Gemeinde“ Albersdorf-Prebuch und als Beispiel für eine „schwache
Gemeinde“ Puch bei Weiz“.
Die Gemeinde Albersdorf-Prebuch setzte in der Förderperiode 2007-2013 zwar ebenso viele
Projekte wie die Gemeinden Gutenberg an der Raabklamm, St.Ruprecht an der Raab und
Mitterdorf an der Raab um, hatte jedoch zwischen 1991-2011 mit +29,22% eine positivere
Bevölkerungsentwicklung als die zuvor genannten. Als Beispiel für eine „schwache Gemeinde“
wird folgend auf Puch bei Weiz eingegangen. Ein Grund hierfür ist der, dass Puch bei Weiz jene
Gemeinde war, welche in der ehemaligen LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf zwischen 1991-
2011 die negativste Bevölkerungsveränderung aufwies (-1,32%). Auch wurden von der
Gemeinde in der Förderperiode 1991-2011 keine LEADER-Projekte umgesetzt. Zwar gibt es
weitere Gemeinden wie Krottendorf, Labuch, Nitscha, Nass, Laßnitztal, Ludersdorf-
Wilfersdorf, Etzersdorf-Rollsdorf, Stenzengreith, Thannhausen und Unterfladnitz, welche
ebenfalls keine Projekte eingereicht haben, jedoch weist keine Gemeinde zusätzlich zu dieser
Tatsache eine negativere Bevölkerungsentwicklung auf als Puch bei Weiz. Zwar gibt es 7
LEADER-Projekte, welche von der ehemaligen Energieregion gemeinsam initiiert wurden,
jedoch gab es in der Förderperiode 2007-2013 von den zuvor genannten keine eigens
entwickelten Projekte. (ABSENGER-HELMI, 2017)
4.2.1 Gemeinde Albersdorf-Prebuch
Im folgenden Kapitel soll die, in der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf liegende, Gemeinde
Albersdorf-Prebuch beschrieben werden. Neben den Lagekriterien, welche sich in die
topographische und die geographische Lage gliedern, liegt der Fokus vorwiegend auf der
Bevölkerungsentwicklung zwischen 1991-2011 und aufgrund der unter Kapitel 4 eingangs
erwähnten Probleme bezüglich der vorhandenen Statistiken, auf der wirtschaftlichen
Entwicklung zwischen 2011-2014.
4.2.1.1 Lagekriterien
4.2.1.1.1 Topographische Lage
Die Gemeinde Albersdorf-Prebuch liegt, wie unter Abbildung 34 ersichtlich, im südlichen Teil
des politischen Bezirks Weiz und weist anders als der nördliche Teil, welcher vom steirischen
Randgebirge geprägt ist, die sanften Formen des oststeirischen Riedellandes auf. Dieses ist
durch den breiten Talboden der Raab deutlich sichtbar, wie in Abbildung 32 und 33 ersichtlich
ist. (SCHULATLAS STEIERMARK, 2016)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
75
Der „Doppelname“ Albersdorf-Prebuch entstand aus der Gemeindezusammenlegung von
1968, in der die ehemaligen Gemeinden Albersdorf und Prebuch zusammengelegt wurden.
Die Gemeinde setzt sich heute aus fünf Katastralgemeinden (Albersdorf, Kalch, Postelgraben,
Prebuch, Wollsdorferegg) zusammen und hat eine Fläche von 14,16km². Mit Stand Mai 2017
leben 2.047 Personen in der Gemeinde. (GEMEINDE ALBERSDORF-PREBUCH, 2017)
Abbildung 32: Breiter Talboden des Raabtals in der Gemeinde Albersdorf-Prebuch
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
Abbildung 33: Breiter Talboden des Raabtals in der Gemeinde Albersdorf-Prebuch
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
76
Abbildung 34: Lage der Gemeinde Albersdorf-Prebuch
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013, eigene Bearbeitung
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
77
4.2.1.1.2 Geographische Lage
Durch die verkehrsgeographisch günstige Lage an der Südautobahn A2 und der Nähe zur Stadt
Gleisdorf ergeben sich für Alberdorf-Prebuch Vorteile für dessen wirtschaftliche Entwicklung.
Neben der Stadt Gleisdorf, welche sich in unmittelbarer Nähe zur Gemeinde befindet, erreicht
man auch die etwa 15 km nördlich von Gleisdorf liegende Hauptstadt des politischen Bezirks
Weiz über die Landesstraße B64 in ungefähr 20 Minuten. Auch bezüglich des
Eisenbahnverkehrs ergeben sich für Albersdorf-Prebuch große Vorteile. Neben der
Landesbahn Gleisdorf-Weiz, mit welcher man die Bezirkshauptstadt direkt erreichen kann, ist
der Bahnhofsknoten Gleisdorf Teil der Ostbahn und stellt somit eine Direktverbindung zur
steirischen Landeshauptstadt Graz dar. (SCHULATLAS STEIERMARK, 2016)
4.2.1.2 Bevölkerungsentwicklung
Mit einem Bevölkerungswachstum von +29,22%, in dem für LEADER relevanten Zeitraum
zwischen 1991-2011, ist Albersdorf-Prebuch die Gemeinde mit der stärksten
Bevölkerungszunahme aller vier Untersuchungsgemeinden. Waren es im Jahr 1991 noch
1.540 Einwohner stieg die Bevölkerungszahl bis 2011 auf 1.990 Personen an. Bei Betrachtung
eines längeren Zeitraums, also von 1951-2011, zeigt sich, dass die Gemeinde in Bezug auf die
Bevölkerungsentwicklung eine durchgehend positive Entwicklung erfahren hat. Betrachtet
man den für LEADER relevanten Zeitraum zwischen 1991-2011, so zeigt sich, dass es in diesem
Zeitraum zu den größten Bevölkerungszuwächsen gekommen ist. (STATISTIK AUSTRIA, 2017)
Dies ist jedoch, ähnlich wie bei Pirching am Traubenberg nicht auf die Tatsache
zurückzuführen, dass die Gemeinde Mitglied des Förderprogramms LEADER ist. Die starken
Zunahmen sind vor allem auf den Wirtschaftsstandort Gleisdorf zurückzuführen.
(SCHMIERDORFER, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
78
Abbildung 35: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Albersdorf-Prebuch 1991-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.1.2.1 Natürliche Bevölkerungsbewegung 1991-2011
Wie in Abbildung 36 ersichtlich, weist die Gemeinde Albersdorf-Prebuch zwischen 1991-2011
eine positive Geburtenbilanz auf. Vergleicht man die Bilanz mit jener des politischen Bezirks
Weiz, in dem die Gemeinde liegt, so zeigt sich, dass Albersdorf-Prebuch positiver bilanziert als
der Bezirk. Auffallend ist, dass die Geburtenbilanz der Gemeinde im Vergleich zum Bezirk
deutlich zugenommen hat. (STATISTIK AUSTRIA, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
79
Abbildung 36: Geburtenbilanz der Gemeinde Albersdorf-Prebuch 1991-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.1.2.2 Wanderungsbilanz 1991-2011
Zusätzlich zur positiven Geburtenbilanz weist die Gemeinde Albersdorf-Prebuch eine stark
positive Zuwanderung ins Gemeindegebiet auf. Die Wanderungsbilanz ist nicht nur deutlich
höher als jene des Bezirks, in dem sie liegt, sondern ist auch die höchste aller vier
Untersuchungsgemeinden. Beim Vergleich der beiden Zeiträume zeigt sich, dass sich die
Wanderungsbilanz zwischen 2001-2011 im Vergleich zu 1991-2001 mehr als verdoppelt hat.
(STATISTIK AUSTRIA, 2017) Diese positive Wanderungsbilanz ist nicht nur auf die Nähe zur
Stadtgemeinde Gleisdorf, sondern vor allem auf den im Gemeindegebiet ansässigen
Gewerbepark zurückzuführen, welcher in Abbildung 38 ersichtlich ist. Abbildung 37 zeigt den
breiten Talboden des Raabtals, der eine Betriebsansiedelung von Betrieben mit großen
Flächenbedarf möglich gemacht hat. Auch zeigt sie die Firma Magna Heavy Stamping im
Gewerbepark, welche repräsentativ für eine Vielzahl von Betrieben steht, die der Grund für
den hohen Anteil an Beschäftigten im Sekundärsektor ist. (SCHMIERDORFER, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
80
Abbildung 37: Magna Heavy Stamping in Albersdorf-Prebuch
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
Abbildung 38: Gewerbepark der Gemeinde Albersdorf-Prebuch
Datengrundlage EIGENE AUFNAHME, 2017
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
81
Abbildung 39: Wanderungsbilanz der Gemeinde Albersdorf-Prebuch 1991-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.1.2.3 Bevölkerungsprognose 2011-2030
Bei der Bevölkerungsprognose zeigt sich, dass dieser unter Abbildung 35 aufgezeigte Trend
der stetigen Bevölkerungszunahme nicht fortgesetzt werden kann. Zwar werden, wie unter
Abbildung 40 ersichtlich, nur kleinere Rückgänge beziehungsweise eine Stagnation zu
erwarten sein, jedoch wird deutlich, dass es selbst in Randgemeinden mit bisher positiver
Bevölkerungsentwicklung zukünftig keine Bevölkerungszunamen mehr geben wird. (LAND
STEIERMARK, 2016)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
82
Abbildung 40: Bevölkerungsprognose der Gemeinde Albersdorf-Prebuch 2017-2030
Datengrundlage: STATISTIK AUstria, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.1.3 Wirtschaft
4.2.1.3.1 Wirtschaftliche Entwicklung 2011-2014
Die Gemeinde Albersdorf-Prebuch weist unter den vier Untersuchungsgemeinden den
höchsten Wert an Erwerbstätigen auf, die im Sekundärsektor tätig sind. Zwar hat es, wie in
Abbildung 41 ersichtlich ist, bei den Erwerbstätigen im Sekundärsektor zwischen 2011 und
2014 eine leichte Abnahme gegeben, dies ist jedoch auf den starken Anstieg von
Erwerbstätigen im Tertiärsektor zurückzuführen. Im Jahr 2011 arbeiteten 349 Personen im
Tertiärsektor, wohingegen es nur 3 Jahre später, im Jahr 2014, exakt 453 Personen waren, was
einen Anstieg von knapp 30% entspricht. In absoluten Zahlen ist sowohl der Sekundärsektor
als auch der Tertiärsektor gestiegen. (STATISTIK AUSTRIA, 2014)
Dieser Anstieg im Sekundärsektor und im Tertiärsektor ist vor allem auf den im
Gemeindegebiet befindlichen Gewerbepark zurückzuführen. Zwar hat auch das
Förderprogramm LEADER indirekt positive Effekte auf die Arbeitsplatzentwicklung der
Gemeinde, jedoch ist es schwer zu erheben, welche Entwicklungen explizit auf LEADER
zurückzuführen sind. (SCHMIERDORFER, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
83
Abbildung 41: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.1.3.2 Arbeitsplatz- und Arbeitsstättenentwicklung 2011-2014
Bei Betrachtung der Entwicklung der Arbeitsstätten nach Wirtschaftssektoren zeigt sich ein
völlig anderes Bild als bei den unter Abbildung 42 ersichtlichen Erwerbstätigen nach
Wirtschaftssektoren. Auffallend ist, dass der Anteil der Arbeitsstätten im Sekundärsektor
prozentuell nur eine geringe Rolle spielt. Der Grund hierfür ist der, dass mit Großfirmen wie
zum Beispiel MAGNA Powertrain AG und Co KG oder Magna Heavy Stamping Firmen ansässig
sind, die eine große Anzahl an Personen beschäftigen. So verteilten sich die 1.011
Beschäftigten, welche im Jahr 2014 im Sekundärsektor tätig waren, auf nur 19 Arbeitsstätten,
wodurch es Kenntnisse der absoluten Zahlen benötigt, um das Verhältnis zwischen den
Erwerbstätigen und den Arbeitsstätten zu verstehen. Anders ist es beim Primär-
beziehungsweise beim Tertiärsektor. Hier ist der Anteil der Beschäftigten in Bezug auf die
Gesamtzahl aller Beschäftigten zwar gering, jedoch ist die Anzahl der Arbeitsstätten in diesen
Wirtschaftssektoren deutlich höher als im Sekundärsektor. Dies ist darauf zurückzuführen,
dass in den Arbeitsstätten des Primär- und des Tertiärsektors deutlich weniger Personen
arbeiten als im Sekundärsektor. (STATISTIK AUSTRIA, 2014)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
84
Abbildung 42: Arbeitsstätten nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.1.4 Effekte des LEADER-Programms für die Gemeinde
Die in diesem Kapitel generierten Informationen ergeben sich aus dem am 19. April 2017
durchgeführten Interview mit dem Bürgermeister Robert Schmierdorfer.
Interviewer: Sandro Kohler
Interviewte Person: Bürgermeister Robert Schmierdorfer
Inwiefern profitiert die Gemeinde Albersdorf-Prebuch von der LEADER-Region
beziehungsweise dem LEADER-Programm?
Die Gemeinde Albersdorf-Prebuch profitiert nur bedingt vom LEADER-Programm, da es nicht
möglich ist, LEADER-Projekte im größeren Ziel zu initiieren, wobei es selbstverständlich positiv
für die Gemeinde ist, wenn die Stadtgemeinde Gleisdorf Projekte startet. Man profitiert von
Projekten, welche Gleisdorf umsetzen will und ist auch bereit, diese mitzutragen, jedoch
waren und sind LEADER-Projekte im „großen Stil“ kein Thema für die Gemeinde. Direkt hat
man vom LEADER-Programm nicht profitiert. Durch LEADER-Projekte der Stadtgemeinde
Gleisdorf und der Stadt Weiz flossen allerdings Fördergelder in die Region, was für die gesamte
Region positiv zu bewerten ist.
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
85
Durch diese Gelder ergibt sich ein Mehrwert für die einzelnen Gemeinden der Region, auch
wenn diese Gemeinden direkt wenig mit LEADER zu tun haben. Zudem war die Gemeinde
Albersdorf-Prebuch vor 30 Jahren in der Kaufkraftstatistik dritt-vorletzter in der Steiermark.
Im Jahr 2017 ist man in den Top 10, was jedoch auf den Gewerbepark zurückzuführen ist und
nicht unbedingt auf das LEADER-Programm. Wäre es nicht zur Gründung dieses Gewerbeparks
gekommen, hätte es keine solche positive Entwicklung gegeben. Von manchen Projekten
einer Gemeinde profitiert eine Gemeinde mehr andere weniger, man muss jedoch die Summe
sehen. Den Mobilitätspark in Gleisdorf können Albersdorfer genauso nutzen wie Gleisdorfer.
Ich kann aber nicht in jeder Gemeinde einen Mobilitätspark bauen, was auch finanziell nicht
machbar ist. Viele wissen gar nicht, welche Dinge es in der Gemeinde gibt. Das hängt stark mit
der Informationsflut unserer Zeit zusammen. Die Personen haben gar nicht mehr die Zeit, alle
Informationen aufzunehmen und diese bewusst umzusetzen.
Was hat sich seit der Mitgliedschaft in der Region verbessert, was hat sich verschlechtert?
Durch die Ansiedelung von Industrie und Gewerbe hat sich die Gemeinde und auch das ganze
Raabtal sehr gut entwickelt. Des Weiteren kam es durch die Ansiedelung des Gewerbeparks
zu zahlreichen neuen Arbeitsplätzen, welcher nicht nur Albersdorf-Prebuch sondern auch
zahlreichen anderen Umlandgemeinden zugutekommt. Der Grund für die positive
Bevölkerungsentwicklung ist also ganz klar auf diesen Gewerbepark zurückzuführen, weniger
auf LEADER.
Welche Rolle spielt ihre Gemeinde für die LEADER-Region?
Die Gemeinde Albersdorf-Prebuch sieht sich eher als Randbereich der LEADER-Region, die
zwar versucht diverse Projekte an Land zu ziehen, dies aber nicht in dem Umfang wie der
städtische Bereich, wie etwa Gleisdorf oder in Weiz, schafft. Wenn es Projekte gibt, macht
man diese mit der Stadt Gleisdorf gemeinsam. Vor allem beim Thema „Mobilität in den Stadt-
Umland Gemeinden“ setzt man auf Zusammenarbeit, aber ansonsten spielen Projekte von
Seiten der Gemeinde eher keine Rolle. Gemeinden kümmern sich eher um Projekte, welche
den Standard der Gemeinde verbessern, wie etwa Wohnbau beziehungsweise Wasser- und
Kanalanschluss sowie Infrastrukturprojekte. Innovative Projekte spielen sich eher im
Gewerbepark ab.
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
86
Was erwarten Sie sich für die Zukunft von der Mitgliedschaft in der LEADER-Region?
Dadurch das Landesbahnen genau darauf schauen, in welchen Gemeinden und Regionen viel
Frequenz herrscht, welche zum Bau von Linien Bedingung ist, ist es schwierig öffentlichen
Verkehr sicher zu stellen. In diesem Bereich möchte man in Zukunft gezielt mit LEADER-
Projekten Stadt-Umlandgemeinden in Projekte miteinbeziehen, wobei der Impuls von den
Zentren kommen muss. Ein weiterer Punkt, welcher für die Zukunft spannend werden wird,
ist das Zusammenfügen der beiden ehemaligen eigenständigen LEADER-Regionen
Energieregion Weiz-Gleisdorf und der LAG Almenland. Dieses Zusammenfügen der beiden
ehemaligen LEADER-Regionen wird wahrscheinlich noch Jahre dauern. Es sind erstens ganz
andere Strukturen und zweitens völlig andere Interessen. Das Almenland ist auf diese
Genussschiene aufgebaut, wo es um Lebensgefühl, Ernährung und Naturprodukte aus dem
Almenland geht, was mit dem, für was die ehemalige Energieregion Weiz-Gleisdorf steht,
nichts zu tun hat. Diese Situation kann man mit einer Patchwork-Familie vergleichen, wo jeder
Partner schon ein Vorleben gehabt hat, und wo man mit der Zeit wieder zu einer Familie
zusammenwächst. Langfristig können beide voneinander profitieren, auch wenn das nicht von
heute auf morgen funktionieren wird. Die Energieregion hat ein Produkt, was nicht greifbar
ist. Den Begriff Vulkanland kennt jeder, denn dieser ist im Schinken oder in der Salami greifbar.
Diese Genussprodukte hat jeder schon in den Händen gehalten und gegessen. Auch im
Almenland ist das so, denn auf vielen Genussprodukten steht Almenland drauf. Hier haben
sich Marken etabliert. Diesen Begriff der Energieregion, in die Köpfe der Bewohner zu bringen
ist natürlich deutlich schwerer als mit einem Produkt. Gehe ich heute in ein Geschäft und dort
stehen in einem Regal nur Vulkanlandprodukte, so kennt das jeder. Auch identifiziert man sich
z. B. in Regionen wie dem Almenland mehr mit der Region, da jedes Kind schon die Produkte
kennt, für die die Region steht. Bei der Energieregion wird das schwer gehen, denn ich kann
Energie nicht verpacken beziehungsweise angreifen. Zwar gibt es Förderprogramme für
Elektromobilität, aber gewisse Dinge sind nicht so ausgeprägt, dass der Bruttonormalbürger
stolz darauf ist, zu sagen, dass er in der Energieregion lebt und gewisse Vorteile spürt. Wenn
es also nicht greifbar ist, wird das in den Köpfen nie so reifen wie im Almenland oder dem
Vulkanland.
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
87
Welche Effekte hat das LEADER-Programm für die Regionalentwicklung der einzelnen
Untersuchungsgemeinden?
Man sollte die Region als Puzzle sehen, wo jede Gemeinde ein Puzzlestück ist, und wo man
auch mit Fördergeldern die Puzzlestücke zu einem Bild zusammenfügt. Zwar werden sich nicht
alle Puzzlestücke gleich entwickeln, allerdings geht es auch primär darum, dass die Region als
Ganzes eine positive Entwicklung erfährt. Hierfür ist allerdings mehr nötig als LEADER. Dieses
Programm ist nur ein Teil aus einem Konglomerat verschiedener Dinge, um eine Region als
Ganzes zu entwickeln. Auch haben wir in der Region „starke Gemeinden“ beziehungsweise
auch „schwache Gemeinden, wobei man in der Entwicklung der Region das „große Ganze“
sehen sollte. Alle Gemeinden profitieren und zwar genau dann, wenn es der Region gut geht.
Den wenn sich zum Beispiel Betriebe im Raabtal ansiedeln, hat jemand der in Birkfeld oder in
Anger lebt die Möglichkeit, in der Region zu arbeiten und muss nicht nach Graz pendeln. Je
mehr innovative Betreibe man also in die Region bringt, umso kürzer ist der Arbeitsweg für
den Einzelnen. Das LEADER-Programm ist nicht auf eine einzelne Gemeinde oder einzelne
Personen bezogen, denn das Hauptinteresse bei den Entscheidungen, ob ein LEADER-Projekt
genehmigt wird oder nicht, hat stets ein übergeordnetes Ziel und zwar, ob es der Region etwas
bringt. Zwar gibt es in der Region einzelne Tourismusprojekte, wo jene Gemeinde am meisten
profitiert, die das Projekt umsetzt, jedoch werden auch jene Gemeinden in der Region
profitieren, die etwas im Bereich Tourismus anzubieten haben. Bringe ich Personen in die
Region, bleiben diese ja nicht in dieser einen Gemeinde, sondern erkunden die Region.
4.2.2 Gemeinde Puch bei Weiz
Im folgenden Kapitel soll die in der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf liegende Gemeinde Puch
bei Weiz beschrieben werden. Neben den Lagekriterien, welche sich in die topographische
und die geographische Lage gliedern, liegt der Fokus vorwiegend auf der
Bevölkerungsentwicklung zwischen 1991-2011 und aufgrund der unter Kapitel 4 eingangs
erwähnten Probleme bezüglich der vorhandenen Statistiken, auf der wirtschaftlichen
Entwicklung zwischen 2011-2014.
4.2.2.1 Lagekriterien
4.2.2.1.1 Topographische Lage
Die Gemeinde Puch bei Weiz liegt etwa 10 Kilometer östlich der Bezirkshauptstadt Weiz und
ungefähr 25 Kilometer östlich der steirischen Landeshauptstadt Graz. Ähnlich wie in
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
88
Albersdorf-Prebuch dominieren auch in Puch bei Weiz die sanften Formen des oststeirischen
Riedellandes, wie in Abbildung 43 ersichtlich ist. Die Gemeinde befindet sich an den südlichen
Ausläufern des steirischen Randgebirges und grenzt im Osten an den politischen Bezirk
Hartberg-Fürstenfeld, wie in Abbildung 45 gezeigt wird. (SCHULATLAS STEIERMARK, 2016) Mit
Stand 2017 hat die Gemeinde 2.095 Einwohner verteilt auf einer Fläche von knapp 25 km²
(STATISTIK AUSTRIA, 2017)
Abbildung 43: Sanfte Formen des oststeirischen Hügellandes in Puch bei Weiz
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
Abbildung 44: Blick von Puch bei Weiz Richtung Nord-West zum steirischen Randgebirge
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
89
Abbildung 45: Lage der Gemeinde Puch bei Weiz
Datengrundlage: OFFENE DATEN ÖSTERREICH, 2013 eigene Bearbeitung
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
90
4.2.2.1.2 Geographische Lage
Zwar besitzt die Gemeinde keinen direkten Eisenbahnanschluss, jedoch erreicht man in 15
Autofahrminuten die Bezirkshauptstadt Weiz. Von dort aus erreicht man mit der Landesbahn
Weiz-Gleisdorf den Verkehrsknotenpunkt Gleisdorf, wovon man wiederum mit der steirischen
Ostbahn die Landeshauptstadt Graz erreicht. Über die Weizer Straße B72 erreicht man in
ungefähr 45 Autofahrminuten die steirische Landeshauptstadt Graz. (SCHULATLAS STEIERMARK,
2016)
4.2.2.2 Bevölkerungsentwicklung
Mit einem Bevölkerungsrückgang von -1,32% ist die Gemeinde Puch bei Weiz, jene Gemeinde
in der ehemaligen selbstständigen LEADER-Region „LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf“,
welche zwischen 1991-2011 den größten Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen hatte. Auch
war sie gemeinsam mit der Gemeinde Etzersdorf-Rollsdorf die einzige Gemeinde, welche eine
negative Bevölkerungsentwicklung im Vergleichszeitraum aufgewiesen hat. Auffallend ist,
dass es zwischen 1961 und 2001 deutliche Bevölkerungszuwächse gegeben hat. Den stärksten
Bevölkerungsrückgang gibt es zwischen 2001-2011, wo es einen absoluten Rückgang von 87
Personen gegeben hat, was bei einer Einwohnerzahl von etwa 2.100 vergleichsweise hoch ist.
(STATISTIK AUSTRIA, 2017)
Abbildung 46: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Puch bei Weiz 1991-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
91
4.2.2.2.1 Natürliche Bevölkerungsbewegung 1991-2011
Die positive Geburtenbilanz der Gemeinde Puch bei Weiz ist im Zeitraum zwischen 2001-2011
im Vergleich zum Zeitraum zwischen 1991-2001 gesunken. Auffallend ist auch, dass es im
Bezirk zwischen den Vergleichsdekaden stärkere Rückgänge geben hat als in der Gemeinde.
Somit liegen die Gründe für den Bevölkerungsrückgang, ähnlich wie in der Gemeinde
Mitterlabill, nicht an der Geburtenbilanz, sondern in der Abwanderung. (STATISTIK AUSTRIA,
2017)
Abbildung 47: Geburtenbilanz der Gemeinde Puch bei Weiz 1991-2011
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.2.2.2 Wanderungsbilanz 1991-2011
Wie unter Abbildung 48 ersichtlich ist, sind die Gründe für die negative
Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Puch bei Weiz durch die Abwanderung zu erklären.
Im Vergleich zum politischen Bezirk Weiz, welcher trotz Rückgänge beim Vergleich der
Betrachtungszeiträume eine positive Wanderungsbilanz aufweist, sank diese in der Gemeinde
zwischen 2001-2011 um 5,9%. In Absolutzahlen sind das 128 Einwohner bei einem
Bevölkerungsstand von 2.097 im Jahr 2011. (STATISTIK AUSTRIA, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
92
Abbildung 48: Wanderungsbilanz der Gemeinde Puch bei Weiz
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.2.2.3 Bevölkerungsprognose 2017-2030
Wie in den bisher bearbeiteten Untersuchungsgemeinden zeigt sich auch in Puch bei Weiz ein
negativer Trend bezüglich der Bevölkerungsentwicklung. Stieg die Bevölkerungszahl von 1.931
im Jahr 1961 auf das Maximum von 2.184 im Jahr 2001 an, soll diese Zahl laut Prognose stark
reduziert werden. In Abbildung 49 ist zu erkennen, dass bereits im Jahr 2025 erstmals seit
1961 wieder weniger als 2.000 Personen in der Gemeinde leben werden. (LAND STEIERMARK,
2016)
Momentan ist jedoch spürbar, dass die Bevölkerung wieder verstärkt in den
Stadtumlandgemeinden leben möchte und dass der Trend auch in näherer Zukunft in diese
Richtung gehen wird, was allerdings der angeführten Statistik widerspricht. Auch setzt die
Gemeinde auf die Schaffung von Wohnraum und sieht sich auch als Wohngemeinde, wodurch
man nicht mit einer solchen Abnahme rechnen kann (SCHNEIDER, 2017)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
93
Abbildung 49: Bevölkerungsprognose der Gemeinde Puch bei Weiz 2017-2030
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.2.3 Wirtschaft
4.2.2.3.1 Wirtschaftliche Entwicklung 2011-2014
Ähnlich wie die Gemeinden Pirching am Traubenberg und die ehemalige Gemeinde
Mitterlabill weist auch die Gemeinde Puch bei Weiz einen hohen Anteil an Beschäftigten im
Primärsektor auf. Von den 232 Personen, welche im Jahr 2014 im Primärsektor tätig waren,
sind 199 selbstständig beschäftigte Personen, wodurch es auch hier ein ähnliches Bild wie in
den eben erwähnten beiden anderen Untersuchungsgemeinden gibt. Was den Tertiärsektor
angeht, weist Puch bei Weiz mit über 50% Erwerbstätigen den größten Wert aller
Untersuchungsgemeinden auf. (STATISTIK AUSTRIA, 2014)
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
94
Abbildung 50: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
4.2.2.3.2 Arbeitsplatz- und Arbeitsstättenentwicklung 2011-2014
Ähnlich wie in der ehemaligen Gemeinde Mitterlabill sind auch in Puch bei Weiz mehr als 60%
der Arbeitsstätten dem Primärsektor zuzuordnen. Von den insgesamt 131 Arbeitsstätten,
welche im Jahr 2014 dem Primärsektor zuordenbar waren, haben 130 Betriebe zwischen 0-4
Mitarbeiter. Auch sind es, wie unter 4.2.2.3.1 erwähnt, hauptsächlich selbstständig
beschäftigte Personen, welche in diesem Wirtschaftssektor tätig sind. Auffallend ist auch der
sowohl bei den Erwerbstätigen als auch bei den Arbeitsstätten verhältnismäßig kleine Wert
im Sekundärsektor, der in der Gemeinde nur eine untergeordnete Rolle spielt. Der große
Anteil an Beschäftigten im Primärsektor lässt sich durch die Lage an der Steirischen
Apfelstraße erklären, wodurch es zahlreiche Apfelbauern gibt. (STATISTIK AUSTRIA, 2014)
Auch präsentiert sich die Gemeinde als Apfeldorf und stellt den Mittelpunkt der steirischen
Apfelstraße dar. Die steirische Apfelstraße wurde 1986 mit dem Ziel gegründet, einer großen
Anzahl von Interessierten den Schatz des Apfels näher zu bringen. (HAUSMANN, 1998)
In den vorherigen LEADER-Periode, als die Gemeinde noch Teil des oststeirischen Kernlandes
war, wurden zwar LEADER-Projekte zum Thema Apfelstraße umgesetzt, jedoch war und ist das
Programm nicht maßgeblich an der Entwicklung der steirischen Apfelstraße beteiligt. Zwar hat
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
95
es durch LEADER positive Impulse gegeben, jedoch hätte man die Projekte auch ohne LEADER-
Förderungen umsetzen können. (SCHNEIDER, 2017)
Abbildung 51: Arbeitsstätten nach Wirtschaftssektoren 2011 und 2014
Datengrundlage: STATISTIK AUSTRIA, 2017, eigene Bearbeitung
Abbildung 52: Touristisches Hinweisschild am Gemeindeamt von Puch bei Weiz
Datengrundlage: EIGENE AUFNAHME, 2017
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
96
4.2.2.4 Effekte des LEADER-Programms für die Gemeinde
Die in diesem Kapitel generierten Informationen ergeben sich aus dem am 23. Juni 2017
durchgeführten Interview mit der Bürgermeisterin Gerlinde Schneider
Interviewer: Sandro Kohler
Interviewte Person: Bürgermeister Gerlinde Schneider
Inwiefern profitiert die Gemeinde Puch bei Weiz von der LEADER-Region beziehungsweise
dem LEADER-Programm?
Dieses Programm ist natürlich wichtig und auch wertvoll. In der letzten Periode war die
Gemeinde Teil des oststeirischen Kernlandes, in der zahlreiche Projekte zum Thema
Apfelstraße über LEADER umgesetzt wurden. In der Region beziehungsweise in der Gemeinde
werden kaum LEADER-Projekte initiiert, welche von Privatpersonen ins Leben gerufen
werden. Die Komplexität der Thematik und die Eigenmittel, welche gestellt werden müssen,
sind der Hauptgrund, warum solche LEADER-Projekte von Privatpersonen so selten umgesetzt
werden. Auch ist das Programm und deren Leistungen für viele nicht durschaubar, was vielen
die Motivation nimmt ein solches Projekt zu starten.
Was hat sich seit der Mitgliedschaft in der Region verbessert, was hat sich verschlechtert?
Verschlechtert hat sich zwar nichts, jedoch ist es auch schwer zu sagen, welche Entwicklungen
explizit auf LEADER zurückzuführen sind.
Welche Rolle spielt ihre Gemeinde für die LEADER-Region?
Die Gemeinde steht für Begriffe wie Freizeit und Wohlfühlen mit dem Apfel und für den Apfel.
Was erwarten Sie sich für die Zukunft von der Mitgliedschaft in der LEADER-Region?
Beim Thema Stadt trifft Land und Land trifft Stadt könnte man verstärkt Projekte angehen.
Auch ist ein Radweg von Weiz nach Puch bei Weiz als ein solcher Impuls dieser Idee geplant.
Hierbei gibt es in Zukunft für viele Randgemeinden beziehungsweise für viele Stadt-
Umlandgemeinden zahlreiche Möglichkeiten. Generell gibt es viele Projekte, welche die
Gemeinde in den kommenden Jahren umsetzen will. Ob sich LEADER zur Förderung dieser
Projekte eignet, wird sich zeigen. Auch erwartet man sich für die Zukunft eine intensive Arbeit
am Thema Energie und dass man daran gemeinsam als Region arbeitet.
4. Randgemeinden in innovativen LEADER-Regionen
97
Das Miteinander, welches auch bei den Sitzungen im Vordergrund steht, soll auch in Zukunft
im Vordergrund stehen, denn gemeinsamen erreicht man mehr als alleine.
Welche Effekte hat das LEADER-Programm für die Regionalentwicklung der einzelnen
Untersuchungsgemeinden?
Die Effekte für die einzelnen Gemeinden sind zwar nicht wirklich messbar, allerdings kommt
es mehr darauf an, wie es der Region geht und wie sich diese entwickelt. Grundsätzlich sind
die Effekte von LEADER für die Region als Ganzes spürbar, weniger für die einzelnen
Gemeinden. Zwar gibt es vor allem, was die Apfelstraße betrifft, punktuell einige kleinere
Projekte, wo es möglich ist, dass man sich Fördergelder als Unterstützung holt. Jedoch wären
diese Impulse auch ohne LEADER gesetzt worden. Als Gemeinde hätte man dann zwar mehr
investieren müssen, jedoch hätte man diese Projekte auch ohne LEADER umgesetzt.
Auch tun sich Regionen leichter, die ein Produkt haben, wie etwa das Vulkanland. Auch das
Almenland tut sich in dem Sinn leichter, da das Wort Alm positiv behaftet ist und man damit
Dinge wie Freizeit, Ausruhen oder Natur verbindet. Um dem Alltagsstress zu entfliehen, fährt
man auf die Alm, in die Natur und somit denkt man, wenn man frei hat, genau an z.B. solche
Regionen wie das Almenland oder das Vulkanland. Bei der Energieregion ist es so, dass man
den Begriff Energie eher als Arbeitsthema sieht, auch wenn es das nicht ist. Abschließend ist
zu sagen, dass Impulse und Projekte nicht vom Management kommen müssen, sondern hier
sehr wohl die Gemeinden gefordert sind, Schritte zu setzen. Die Gemeinden sind zwar anders
gewachsen oder haben sich anders entwickelt, wobei diese Tatsache nicht negativ zu
bewerten ist. Denn diese Vielfalt macht die Region aus und jede Gemeinde hat gewisse
Schmankerl zu bieten. Deswegen kommt eine Vielzahl von Projekten aus den regionalen
Zentren, weil es dort meistens ein Team gibt, das für das Marketing verantwortlich ist und
Projekte umsetzen kann, wohingegen es in den peripheren Gemeinden vom Bürgermeister
beziehungsweise vom Gemeinderat abhängig ist. Hier könnte man durchaus ansetzen und
gewisse Projekte gezielt in ländlichen Gemeinden der Region starten. Auch sollte das vom
Land stärker fokussiert werden, da man zwar von der Bedeutung und der Stärkung des
ländlichen Raums spricht, diese Stärkung jedoch nicht wirklich spürbar ist. Zwar ist die
Stärkung der Region von Bedeutung, um ein schönes Gesamtbild einer Region zu erhalten,
jedoch braucht auch jedes Puzzlestück seine Stärken, welche man bündeln muss, um eine
Region nachhaltig zu stärken.
5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regionen und Gemeinden
98
5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regionen und Gemeinden
In diesem Kapitel sollen nun die aus den Interviews generierten Informationen wie auch jene
aus der Literaturrecherche und der Besichtigung vor Ort zusammengeführt werden, um
abschließend eventuelle Gemeinsamkeiten und Unterschieden erfassen zu können. Diese
sollen nicht nur zwischen den einzelnen Gemeinden sondern auch zwischen den LEADER-
Regionen an sich erarbeitet werden.
5.1 Gemeinsamkeiten der ausgewählten LEADER-Regionen
Sowohl die LAG Steirisches Vulkanland als auch die LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf weisen
aufgrund der unter Kapitel 3.1 erstellten Parameter eine positive Entwicklung auf. Neben
steigender Bevölkerungszahlen ist es vor allem die Anzahl umgesetzter LEADER-Projekte,
welche in beiden Regionen sehr hoch ist. Außerdem sind beide Regionen von
Umstrukturierungen betroffen. Die LAG Steirisches Vulkanland startete im Jahr 2016 eine
Kooperation mit dem Thermenland, wodurch es unter dem Namen „Thermenland –
Vulkanland Steiermark“ eine neue Vermarktung gibt. In der ehemaligen Energieregion Weiz-
Gleisdorf sind diese Umstrukturierungen größer, da es zu einer Fusionierung der ehemaligen
selbstständigen LEADER-Regionen Weiz Gleisdorf & Almenland gekommen ist. Welche
positiven Effekte diese neue Vermarktung beziehungsweise diese Fusionierung haben wird,
kann auf Grund der kurzen Zeit der Kooperationen momentan noch nicht erhoben werden.
5.2 Unterschiede der ausgewählten LEADER-Regionen
Der größte Unterschied ist der, dass sich die Bevölkerung im Steirischen Vulkanland mehr mit
der LEADER-Region identifiziert als in der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf. Der Grund hierfür
ist der, dass es der LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf an einem greifbaren Produkt fehlt. Mit
dem Begriff Vulkanland verbindet man automatisch Produkte wie den Vulcano-Schinken,
wohingegen der Begriff Energie meist mit Arbeit assoziiert wird. Durch die Fusionierung der
ehemaligen LEADER-Regionen LAG Energieregion Weiz-Gleisdorf mit der LAG Almenland kann
dem in Zukunft entgegengewirkt werden. Da man den Begriff Alm mit Erholung, Freizeit und
Spaß assoziiert, besteht im Zusammenschluss die Chance, auch das Thema Energie verstärkt
positiv zu vermarkten, wodurch sich die Bevölkerung eventuell mehr als momentan mit der
Region identifiziert.
5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regionen und Gemeinden
99
5.3 Gemeinsamkeiten der „starken“ Randgemeinden
Sowohl Pirching am Traubenberg (+26,50%) als auch Albersdorf-Prebuch (+29,22%) weisen im
Untersuchungszeitraum eine deutlich positive Bevölkerungsentwicklung auf. Auch weisen
beide Gemeinden neben einer deutlich positiven Bevölkerungsbilanz zusätzlich eine deutlich
positive Wanderungsbilanz auf. Bezüglich der Anzahl an Beschäftigten im Gemeindegebiet
konnten beide Gemeinden zwischen 2011 und 2014 Zuwächse verzeichnen. Sowohl die
positiven Entwicklungen in Pirching am Traubenberg als auch jene in Albersdorf-Prebuch sind
allerdings nicht auf das Förderprogramm LEADER zurückzuführen. Vielmehr spielt die
verkehrsgeographische Lage, die Nähe zu Städten wie Graz oder Gleisdorf sowie der günstige
Baugrund eine Rolle. Zwar bringt das LEADER-Programm positive Effekte für die Region und
indirekt auch für die Mitgliedsgemeinden, jedoch sind diese positiven Effekte wie Zuzug oder
ein Anstieg der Betriebsstätten auch in den „starken“ Gemeinden nicht auf LEADER
zurückzuführen.
5.4 Unterschiede der „starken“ Randgemeinden
Albersdorf-Prebuch weist im Vergleich zu Pirching am Traubenberg eine Vielzahl an
Beschäftigten im Sekundärsektor auf. Bedingt durch den breiten Talboden des Raabtals und
der Lage an der Autobahn A2 siedelten sich dort über die Jahre zahlreiche Industriebetriebe
an. Pirching am Traubenberg weist hingegen ein Gleichgewicht zwischen Beschäftigten im
Sekundärsektor und im Tertiärsektor auf. Auch sieht sich die Gemeinde Pirching am
Traubenberg vorrangig als Wohngemeinde, wohingegen sich Albersdorf-Prebuch durch die
unmittelbare Nähe zu Gleisdorf beziehungsweise auch durch den im Ortsgebiet ansässigen
Gewerbepark als Wohngemeinde, aber auch als Gemeinde mit starken Fokus auf
Betriebsansiedlung sieht.
5.5 Gemeinsamkeiten der „schwachen“ Randgemeinden
Sowohl die ehemalige Gemeinde Mitterlabill als auch die Gemeinde Puch bei Weiz weisen eine
negative Wanderungsbilanz auf. Auch liegt diese in beiden Fällen deutlich unter jener des
jeweiligen Bezirks, in der die Gemeinde liegt. Zwar liegt die Geburtenbilanz in beiden
Gemeinden über dem Wert des Bezirks, jedoch gibt es sowohl in Mitterlabill als auch in Puch
bei Weiz zwischen 1991-2011, bedingt durch die Abwanderung, eine negative
Bevölkerungsentwicklung.
5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regionen und Gemeinden
100
Auch hat keine der beiden Gemeinden in der abgeschlossenen Periode zwischen 2007-2013
LEADER-Projekte umgesetzt, was jedoch grundsätzlich auch auf die „starken“ Gemeinden
zutrifft, da solche Projekte hauptsächlich von den regionalen Zentren ausgehen und nicht von
einzelnen Gemeinden.
5.6 Unterschiede der „schwachen“ Randgemeinden
Zwar weisen beide Gemeinden eine negative Bevölkerungsentwicklung auf, jedoch sind die
Rückgänge in Puch bei Weiz zwischen 1991-2011 im Vergleich zu Mitterlabill minimal. Auch
gab es in Puch bei Weiz in vorherigen LEADER-Perioden, als man noch Teil der LAG
Oststeirisches Kernland war, bereits umgesetzte Projekte, wohingegen Mitterlabill bisher
keine LEADER-Projekte eingereicht hat. Auch hat Mitterlabill mit Stand 2011 nur 415
Einwohner, wohingegen Puch bei Weiz im selben Jahr 2.097 Einwohner hatte, wodurch die
Gemeinde, bedingt durch die niedrigere Einwohnerzahl, weniger finanzielle Möglichkeiten hat
als Puch bei Weiz. Zusätzlich besitzt Puch bei Weiz im Jahr 2011 mit 534 Arbeitsplätzen im
Gemeindegebiet fünf Mal so viel wie Mitterlabill (107 Arbeitsplätze in der Gemeinde),
wodurch ebenfalls weniger Einnahmen für die Gemeinde zur Verfügung stehen. Auch sieht
sich die Gemeinde Mitterlabill, bedingt durch die Lage an der Grenze zum politischen Bezirk
Leibnitz, teilweise eher zu Leibnitz zugehörig. Aufgrund der fehlenden Identifikation mit dem
Vulkanland, die auch im Interview mit dem ehemaligen Bürgermeister bestätigt wurde, gibt
es in Mitterlabill im Vergleich zu Puch bei Weiz weniger Impulse in Richtung Partizipation an
der LEADER-Region.
5.7 Gemeinsamkeiten zwischen den Vulkanlandgemeinden
Vergleich man nun die Untersuchungsgemeinden Pirching am Traubenberg und die ehemalige
Gemeinde Mitterlabill, so zeigt sich, dass es nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen den
beiden Untersuchungsgemeinden gibt. Bis auf die in beiden Gemeinden deutlich positive
Geburtenbilanz oder der Tatsache, dass es sich in beiden Gemeinden um Randgemeinden
handelt, sind kaum Gemeinsamkeiten festzustellen.
5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regionen und Gemeinden
101
5.8 Unterschiede zwischen den Vulkanlandgemeinden
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Untersuchungsgemeinden ist der, dass die
Gemeinde Pirching am Traubenberg im Vergleich zu Mitterlabill eine deutlich positive
Wanderungsbilanz aufweist. Auch bezüglich der Arbeitsplatzentwicklung gibt es große
Unterschiede zwischen beiden Gemeinden. In Mitterlabill stagnierte die Zahl der
Erwerbstätigen im Gemeindegebiet zwischen 2011 und 2014, wohingegen es in Pirching am
Traubenberg einen Anstieg von 285 Erwerbstätigen im Jahr 2011 auf 340 im Jahr 2014
gegeben hat.
Ein weiterer, sehr entscheidender Unterschied ist der, dass sich Pirching am Traubenberg,
zumindest von Seiten der Gemeindevertretung, stark mit dem Vulkanland verbunden fühlt,
was in Mitterlabill nicht der Fall ist. Die Gründe sind hierfür die, dass sich Mitterlabill von
Seiten der Gemeindevertretung eher Leibnitz zugehörig fühlt, was darauf zurückzuführen ist,
dass man über den Regionalteil der Zeitungen Informationen aus dem politischen Bezirk
Leibnitz und nicht aus der Südoststeiermark bekommt, in der das Vulkanland großteils liegt.
Pirching am Traubenberg, als eine der Gründungsgemeinden des Vulkanlandes, trug die Ideen
und Überzeugungen dieses Projektes von Beginn an mit, wodurch man sich mit der Region
stärker als Mitterlabill verbunden fühlt. Wie stark man sich der Region zugehörig fühlt und
wieviel man als Gemeinde dazu beiträgt, dass sich die Region entwickelt, hängt stark von den
handelnden Personen in der Gemeinde ab. Zwar spielen auch finanzielle Möglichkeiten eine
Rolle, wodurch Mitterlabill aufgrund der finanziellen Situation weniger Möglichkeiten als
Pirching hat, jedoch können engagierte Bürgermeister beziehungsweise Gemeindevertreter
auch in Randgemeinden dazu beitragen, dass Projekte gestartet und umgesetzt werden. Man
muss abschließend aber auch sagen, dass die positiven Entwicklungen in Pirching am
Traubenberg bezüglich Bevölkerungszuwachs und der regen Neubautätigkeit nicht auf
LEADER, sondern auf die Nähe zu Graz und den günstigen Baugrund zurückzuführen sind.
5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regionen und Gemeinden
102
5.9 Gemeinsamkeiten zwischen den Gemeinden in der Energieregion Weiz-Gleisdorf
Sowohl in Albersdorf-Prebuch als auch in Puch bei Weiz spielen LEADER-Projekte von
Privatpersonen beziehungsweise von der Gemeinde eine untergeordnete Rolle. Vielmehr
profitiert man durch die Nähe zu den regionalen Zentren Weiz und Gleisdorf. Auch sehen
beide Gemeindevertreter in Bezug auf die Regionalentwicklung die gesamte Region im
Vordergrund. Zwar möchte man auch als Gemeinde Projekte an Land ziehen, jedoch ist man
in beiden Gemeinden der Meinung, dass was der Region gut geht, automatisch auch der
Gemeinde gut geht. Zudem ist man sich einig, dass LEADER nur ein Steuerungsinstrument der
Regionalentwicklung ist, um eine Region zu entwickeln. Auch hätten vergangene Projekte
auch ohne LEADER umgesetzt werden können, allerdings mit dem Nachteil, dass man dann
von Seiten der Gemeinden mehr hätte zahlen müssen. Sowohl Albersdorf-Prebuch als auch
Puch bei Weiz sehen die Gründe für die wenigen LEADER-Projekte, welche von Seiten der
Gemeinden umgesetzt werden, in der Komplexität der Thematik und an der enormen
Vorarbeit, welche notwendig ist, um ein LEADER-Projekt umsetzungswürdig zu machen. Auch
sehen beide Gemeindevertreter LEADER zwar als wichtiges Element der Regionalentwicklung,
jedoch ist man sich einig, dass die meisten positiven Entwicklungen nicht auf LEADER
zurückzuführen sind. Sowohl der Gewerbepark in Albersdorf-Prebuch als auch die steirische
Apfelstraße, welche für Puch bei Weiz von großer touristischer Bedeutung ist, verdanken Ihre
Entstehung und positive Entwicklung nicht dem LEADER-Programm.
5.10 Unterschiede zwischen den Gemeinden der Energieregion Weiz-Gleisdorf
Die größten Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungsgemeinden sind unter
anderem in der Wanderungsbilanz zu finden. Vor allem zwischen den Jahren 2001-2011 sind
diese Unterschiede markant. Die Gemeinde Albersdorf-Prebuch hatte, vor allem bedingt
durch die vertretene Industrie im Ortsgebiet und den zusätzlichen Fokus der Gemeinde als
Wohngemeinde aufzutreten, eine Wanderungsbilanz von +12,5%, wohingegen Puch bei Weiz
im selben Zeitraum eine Wanderungsbilanz von -5,9% aufwies. Auch im Bereich der
Arbeitsplätze, verzeichnete Albersdorf-Prebuch einen Anstieg von 1.409 Arbeitsplätzen im
Jahr 2011 auf 1.572 nur drei Jahr später, im Jahr 2014. Puch bei Weiz hingegen verzeichnete
einen leichten Rückgang von 534 Arbeitsplätzen im Jahr 2011 auf 531 im Jahr 2014. Der starke
Anstieg in Albersdorf-Prebuch ist vor allem auf die im Gemeindegebiet ansässigen
Industriebetriebe zurückzuführen.
6. Zukunftsaussichten
103
6. Zukunftsaussichten
Da der Aufwand, der für die Umsetzung von LEADER-Projekten notwendig ist, sehr groß ist
und es neben der bestehenden Bürokratie auch finanzielle Vorleistungen benötigt, welche
einzubringen sind, wird es wohl auch in Zukunft so sein, dass LEADER-Projekte eher von
Städten ausgehend initiiert werden, da es dort eigene Teams gibt, welche sich mit dieser
Thematik beschäftigen. Nicht nur für Privatpersonen sondern auch für die Bürgermeister
einzelner Randgemeinden sind das LEADER-Förderprogramm und deren Leistungen nicht
durschaubar. Durch diesen enormen Aufwand und vor allem die Vorarbeit, welche bei einem
solchen Projekt notwendig ist, überlegen es sich Privatpersonen besonders gut, ob sie
Projekte initiieren sollen. Vor allem deshalb, weil es durchaus möglich ist, dass trotz des
erbrachten Aufwandes unter dem Strich nichts dabei rausschaut.
Eine Herausforderung wird auch sein, eine Vermarktungsstrategie für das Thema Energie zu
finden. Wie bereits erwähnt, hat es das Steirische Vulkanland durch ein greifbares Produkt,
wie dem Vulcano-Schinken, beziehungsweise der breiten Palette an Genussprodukten
deutlich leichter als etwa die Energieregion Weiz-Gleisdorf. Durch die Fusionierung mit der
LEADER-Region Almenland wird es zwar eine Herausforderung sein, sich mit der neuen Region
zu identifizieren, jedoch kann diese Fusionierung durchaus eine Chance sein, um sich als
Region zu entwickeln. In der Kombination der Themen Energie und Genussprodukte sieht man
in den beiden Regionen zwar eine große Herausforderung, allerdings auch die Chance, als eine
gemeinsame Region eine positive Entwicklung zu durchleben.
Für die einzelnen Gemeinden wird es wichtig sein, dass es engagierte Bürgermeister und
Gemeindebürger gibt, die versuchen auf LEADER aufzuspringen. Man muss jedoch auch
kritisch sagen, dass es wichtiger sein wird, dass sich die Regionen insgesamt positiv
entwickeln. Auch die Vertreter der Gemeinden sehen die Entwicklung der Region insgesamt
als bedeutend, da auch die Gemeinden davon profitieren, wenn es der Region gut geht. Man
sollte aber trotzdem versuchen, einzelne LEADER-Projekte beziehungsweise Impulse dafür in
die Gemeinden zu verlagern, denn wenn sämtliche Projekte von den Städten eingebracht
werden, profitieren zwar auch die Gemeinden, jedoch besteht dann die Gefahr, dass sich
sämtliche Aktivitäten des tägliches Lebens immer mehr in die Städte verlagern, was der
Entwicklung des ländlichen Raumes nicht zugutekommen wird.
7 . Resümee
104
7 . Resümee
Im Resümee sollen nun die unter Kapitel 1.2 gestellten Forschungsfragen wieder aufgegriffen
und abschließend beantwortet werden.
Welche Effekte hat das LEADER-Programm für die Regionalentwicklung der einzelnen
Untersuchungsgemeinden?
Wirklich direkte Effekte in Form eines Bauwerks, das explizit auf LEADER zurückzuführen ist,
gibt es in nahezu keiner Randgemeinde. Eher fand über die Jahre eine Bewusstseinsbildung
statt, wodurch die Bevölkerung die Region wieder zu schätzen gelernt hat. Zwar gibt es in
einigen Randgemeinden positive Entwicklungen in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung
oder das Ansiedeln von großen Industriebetrieben, welche Arbeitsplätze schaffen, aber diese
Entwicklungen sind nur bedingt auf LEADER zurückzuführen. Man sollte LEADER eher als ein
Teil eines Konglomerats vieler Dinge sehen, die notwendig sind, um eine Region als Ganzes zu
entwickeln. Auch sollte man bei der Erhebung der Effekte von LEADER nicht auf die
Gemeinden achten, sondern auf die Region insgesamt. Die einzelnen LEADER-Regionen kann
man als Puzzle sehen, in dem jede Gemeinde ein Puzzlestück darstellt. Die Puzzlestücke
werden sich nicht alle mit der gleichen Geschwindigkeit entwickeln, wobei man mit
Fördergeldern, politischem Willen und dem Zusammenhalt zwischen den einzelnen
Gemeinden die Puzzlestücke zu einem Bild zusammenfügen kann.
Gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einzelnen Randgemeinden
innovativer LEADER-Regionen in der Steiermark und worauf sind diese zurückzuführen?
Zwar gibt es zwischen den vier Untersuchungsgemeinden Gemeinsamkeiten und
Unterschiede, diese sind aber nicht auf LEADER zurückzuführen. So sind etwa die
Bevölkerungszuwächse in einzelnen Randgemeinden auf die verkehrsgeographische Lage und
der damit verbundenen Ansiedlung von Betrieben zurückzuführen und nicht auf LEADER.
Ebenso sind die teilweise starken Bevölkerungsrückgänge in einzelnen Randgemeinde kein
Ergebnis schlechter Arbeit von Seiten des LEADER-Managements. Auch hier liegen die Gründe
meist an der verkehrsgeographischen Lage oder an den verantwortlichen Personen in der
Gemeinde.
7 . Resümee
105
Gerade die verantwortlichen Personen in der Gemeinde spielen für die Umsetzung und
Initiierung von Projekten eine bedeutende Rolle. Eine Gemeinsamkeit ist, dass beide Regionen
bezüglich der Identifikation mit der Region ein Problem haben. Im Steirischen Vulkanland sind
es Gemeinden, welche außerhalb der Bezirksgrenzen liegen und somit nicht dieselben
Informationen bekommen, wie Gemeinden, die innerhalb des Bezirks liegen. Da die
Regionalteile in Zeitungen meist deckungsgleich mit dem Bezirk sind, erhalten jene
Gemeinden, die nicht im Bezirk Südoststeiermark liegen, andere Informationen als jene
Gemeinden des Bezirks Südoststeiermark. In der Energieregion Weiz-Gleisdorf hat man das
Problem, dass sich die Gemeindebürger weniger mit der Region identifizieren, weil ein
Produkt fehlt, das greifbar ist. Dies ist im Vulkanland durch die Produkte wie den Vulcano-
Schinken nicht der Fall. Durch die Zusammenlegung der beiden ehemaligen LEADER-Regionen,
LAG Weiz-Gleisdorf und LAG Almenland, wird es Zeit benötigen, bis sich die Bürger als Teil der
neuen Region sehen, wobei diese Zusammenlegung durchaus Chancen haben kann. Dieses
zuvor angesprochene fehlende Produkt, welches prägend für die ehemalige Energieregion
Weiz-Gleisdorf ist, würde durch die Genussprodukte des Almenlandes kompensiert werden.
Damit diese Zusammenlegung die gewünschte Identifikation mit der Region nach sich zieht,
bedarf es gezielte Marketingstrategien und ein gemeinschaftliches Umsetzen von Projekten.
Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen
106
8. Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen
8.1 Literatur
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8.3 Interviews
ABSENGER-HELMI, D. I. (21. 2 2017). Die LAG Energieregion Almenland & Energieregion Weiz-Gleisdorf. (B. Sandro Kohler, Interviewer) Graz.
FEND, M. (3. 3 2017). LAG Steirisches Vulkanland. (S. Kohler, Interviewer) Griebing, Steiermark.
MATZER, F. (18. 04 2017). Pirching am Traubenberg. (S. Kohler, Interviewer) Pirching am Traubenberg.
OBENDRAUF, A. (18. 4 2017). Effekte von LEADER für die Gemeinde Mitterlabil. (S. Kohler, Interviewer)
SCHMIERDORFER, R. (19. 04 2017). Gemeinde Albersdorf-Prebuch. (S. Kohler, Interviewer) Albersdorf-Prebuch.
SCHNEIDER, G. (23. 06 2017). Gemeinde Puch bei Weiz. (S. Kohler, Interviewer).