Kunst in der Zeitung
BaZ | Montag, 14. Juni 2010 | Seite 103
Morgen dann (gefaltete Formate 6/6), 2010Karin Hueber Courtesy die Künstlerin
EineSpezialausgabe der Basler Zeitung und
der Kunsthalle Basel
BaZ: Adam Szymczyk, o�enbar ist Pa-pier für junge Künstler nach wie vor ein Medium, mit dem gern gearbeitet wird: Alle 15 Künstler, die Sie angefragt ha-ben, liessen sich für das Projekt begeis-tern.Adam Szymczyk: Es gibt das Sprich-wort, dass Papier geduldig ist. Es ist ein Medium, auf dem absoluter Non-sense neben Weltbewegendem stehen kann. Aber es ist auch ein Medium, dem ein gewisser Widerstand einge-schrieben (eigen?) ist. Und damit ist es per se ein politisches Medium. Ei-nen ganzen Bund einer Tageszeitung mit Kunst zu besetzen ist für den Le-ser, der die gewohnte Kulturberichter-stattung erwartet, eine unerwarteter Eingri�.
BaZ: Wie findet sich die Kunst zurecht auf dem kurzlebigen Zeitungspapier?Für die Künstler ist die Zeitung nicht zuletzt ein Testfeld, in dem Dinge in einem vorgegebenen Rahmen auspro-biert werden können. Die Kunst muss nicht unbedingt die Themen der Zei-tung explizit aufnehmen. Das ist ge-nerell nicht mein Ding, ich gebe ungern ein Thema vor, egal ob bei meinen Ausstellungen oder bei die-sem Projekt.
BaZ: Sie liessen den Künstlern also freie Hand?Adam Szymczyk: Bei jeder Gruppenaus-stellungen ist es eine Illusion, voraus-sagen zu wollen, was am Ende in der Ausstellung zu sehen sein wird. Eine Ausstellung funktioniert nicht wie ein SBB-Fahrplan. Ausser man be-schränkt seine Auswahl auf bestehen-de Werke und komponiert die Ausstellung aus diesen Elementen. Da Kunstwerke unterschiedlich interpre-tiert werden können, werden sich aber selbst diese mit dem Thema in einem gewissen Sinn arrangieren. Der Kontext verändert die Kunst, un-abhängig davon, wie der Kurator die Weichen gestellt hat. Ob ein bestimm-tes Werk in einem Zeitungsbund plat-ziert wird oder an der Wand einer Galerie hängt, ist ein grosser Unter-schied.
BaZ: Wie unterschied sich Ihre Herange-hensweise von einer Ausstellung in der Kunsthalle?Adam Szymczyk: Es gibt ein weites Feld von Anknüpfungspunkten, wenn man Kunst und Zeitung zueinander bringt. Ich dachte an das von Jamie Reid ge-staltete berühmte Plattencover der Sex Pistols Singel «God Save The Queen» von 1977, das mit seinen aus-geschnittenen Buchstaben die auf der Gesicht des Britischen Königin Elisa-beth II aufgeklebt worden an anony-me Drohbriefe erinnert. Ich erinnerte mich an historischen Fotografie das
Barrikaden aus Zeitungen zeigt, die beim Spartakusaufstand in den Stra-ssen von Berlin errichtet wurden. Auch William Burroughs und Brion Gysin haben Wörter aus Magazinen ausgeschnitten um die „cut-up po-ems“ zu komponieren, ähnliche Tech-niken waren von Surrealisten und Dadaisten benutzt. Aber natürlich vor allem hat die Zeitung die Aufgabe, In-formationen und Ideen zu verbreiten. Das haben sich Konzeptkünstler wie Dan Graham mit seinen 1967 Insera-ten «Homes for America» oder Robert Smithson mit seinen Essays im Kunst-magazin Artforum zunutze gemacht.
BaZ: Welche Ansätze verfolgten die von Ihnen ausgewählten Künstler konkret?Adam Szymczyk: Oft geht es um das Wesen der Zeichnung (besser??) Das Werk von Manon Bellet sieht aus wie eine zarte Kohlezeichnung, ist aber tatsächlich ein verkohltes Papier – also doch wieder eine Kohle-Zeich-nung. Auch Karin Hueber macht sich die Eigenschaften des Papiers zunut-ze, wenn sie ihr Werk auf der ersten Seite des Bundes gleichsam aus Zei-tungspapier herausschneidet. Dann ist die Frage des Layouts ein Thema, bei Marco Pirovino, der sein eigenes Material arrangiert und so die Macht über die Präsentationsweise nicht aus den Händen gibt. Ähnlich Davide Cascio, der eine Reihe koreanischer Models [or popstars?], die Selbstmord begangen haben, mit historischen Reisedarstellungen kombiniert. Diese Form der Präsentation ist das Erbe der Konzeptkunst der siebziger Jahre, wo viele Künstler bestehendes Bild-material neu arrangierten.
Daneben gibt auch Collagen mit ge-fundenem Papier oder Sto�, etwa jene von Vanessa Billy oder Reto Pul-ver. Sicher, die Technik veraltet nicht. Interessant ist, wie die Künstler nun mit der Oberfläche umgehen. Edit Oberbolz, die cuts the mirror in the shape of a star. Oder Anna Roldan, die die mexikanische Flagge zu einer Art Kristall drapiert. Überhaupt habe ich beim Gang durch die letzte Liste mit Erstaunen festgestellt, welch gro-sse Faszination Techniken wie das Falten, Verdrehen oder Zerknüllen auf jüngere Künstler hat. Möglicher-weise, weil damit das Objekt selbst mit der Umformung eine neue Bedeu-tung erhält.
BaZ: Nach welchen Kriterien haben Sie die Künstler ausgewählt?Adam Szymczyk: Konkret haben meine Assistenzkuratorinnen Annette Am-berg, Roos Gortzak und ich je eine Liste mit Vorschlägen zusammenge-stellt und diese dann abgeglichen. Es sollten Künstler sein, die noch nicht
prominent bei Ausstellungen gezeigt worden sind. Es geht nicht um ein Best-of der Schweizer Kunst, sondern kann als eine Anmerkung zu Ausstel-lungen gelesen werden, die in jüngs-ter Zeit den Fokus auf jüngere Schweizer Kunst gelegt haben: «Shif-ting Identities» 2008 im Kunsthaus Zürich oder derzeit «Of Objects, Fields, and Mirrors» im Kunsthaus Glarus. Ich glaube unter den jungen Schweizer Künstlern gibt es ein gro-sses Bedürfnis, ihre Kunst zu zeigen und sehr berühmt zu werden... (lacht). Da besteht eindeutig Hand-lungsbedarf, für mich wie für die Zei-tung, zu deren zentralen Aufgaben ja das Vermitteln von Informationen und der Beitrag zur Meinungsbildung gehört.
BaZ: Besuchen Sie die Künstler in ihren Ateliers?Adam Szymczyk: Viele können oder wollen sich kein Atelier leisten, viele benötigen auch keines. Ich wünsche diesen Künstlern, dass sie von ihrer Arbeit leben können, aber das ist oft nicht der Fall. Das Atelier ist, wo der Künstler sich aufhält, mit Laptop, Ka-mera, Zeitung, Büchern, mit o�enen Augen und Ohren. Natürlich schaue ich auch viele Ausstellungen an; Gale-rien, Institutionen, O�-Spaces, die
Regionale. Das sind die interessantes-ten Orte für die Kunst, man erkennt die Qualität eines Künstlers nicht zu-letzt in seiner Fähigkeit, sein Werk unter bestimmten Bedingungen zu präsentieren.
BaZ: Sehen Sie es als Ihre Pflicht als Di-rektor der Kunsthalle an, den Nach-wuchs zu sichten und Talente aufzuspüren, bevor eine Galerie zu-schlägt?Adam Szymczyk: Es gibt kein ausser-halb oder kein vor dem Kunstmarkt, weder für einen Künstler noch für mich. Sich den Markt zum Gegner zu machen ist wenig sinnvoll. Man muss mit dem Markt arbeiten, um ihn zu formen. Wenn ich mit jüngeren Künstlern arbeite, versuche ich ihnen die Gelegenheit zu geben, so lange wie möglich an der Entwicklung ihrer Kunst zu arbeiten, bevor die Karri-ereplanung die Energie in Anspruch nimmt. Das ist, was ich tun kann, wenn ich eine Ausstellung vorbereite oder dieses Projekt für die Basler Zei-tung entwickle: Es Kunstscha�enden ermöglichen, ein Werk zu scha�en, das bestimmte Anforderungen erfül-len und an der Aufgabe wachsen kann.
Zitat aus dem InterviewUrem nullaore duisi bla corem eliquam zzril eugue
Mexican flag 1 (folds), 2010 Ana Roldán FotografieCourtesy die Künstlerin
Manon Bellet (*1979) lebt und arbeitet in Basel.Ausstellungen (Auswahl): Yesterday will be better, Kunsthaus Aarau; F#, Ausstellungsraum Klingen-tal, Basel; Position I, Galerie Bob Gysin, Zürich; Casting, Gallerie Visite ma tente, Berlin (alle 2010).
Vanessa Billy (*1978, Genf) lebt und arbeitet in Zürich und London.Ausstellungen (Auswahl): Who Shapes What, Limoncello, Lon-don (2010); stream, river, lake, river, stream, BolteLang, Zürich; Surfaces for the mind to rest or sink in, The Pho-tographers Gallery, London (2009).
Manuel Burgener (*1978) lebt und arbeitet in Bern/Burgdorf.Ausstellungen (Auswahl): Kunsthalle Bern; Step in switch over, Düsseldorf (2010); Formsachen, Bern (2009); M/C/Y, Cité international des arts, Paris (2008); Ab ovo, Marks Blond, Bern (2007); Kunstmuseum Thun (2006).
Davide Cascio (*1976, Lugano) lebt und arbeitet in Lugano und Paris.Ausstellungen (Auswahl): Be-building, Nicolas Krupp, Basel (2010); A portrait of the man as a building, Kunsthaus Glarus; E.N. Quasi-bridge, FormContent, London (2009); Rooms look back/Insert III, Kunsthalle Basel (2008).
Karin Hueber (*1977, Zwingen) lebt und arbeitet in Basel und Rotterdam. Ausstellungen (Auswahl): In Falten ziehen, Kuttner Siebert, Berlin (2009); THE INSIDE OUT EXHI-BITION, Rückwand, Kunsthalle Basel; Karin Hueber, Atelier Amden, Amden; Shifting Identities, Kunsthaus Zürich (alle 2008); Poor Thing, Kunsthalle Basel (2007).
Tobias Kaspar (*1984, Basel) lebt und arbeitet in Frankfurt und Hamburg. Ausstellungen (Auswahl): Alex Zachary, New York; Silberkuppe, Berlin; Of Objects, Fields and Mirrors, Kunsthaus Glarus; PROVENCE, Halle für Kunst, Lüneburg (alle 2010).
Tobias Madison (*1985, Basel) lebt und arbeitet in Basel und Zürich.Ausstellungen (Auswahl): Haus Konstruktiv, Zürich; Frame, Frieze Art Fair, London; Hydrate + Perform / Yes I Can! The Movie: A Pre-view, Swiss Institute, New York; That Leaf! That Mushroom! That Palm Tree! (mit Ida Ekblad), Karma International, Zürich (alle 2010).
Fabian Marti (*1979, Fribourg) lebt und arbeitet in Zürich. Ausstellungen (Auswahl): Prix Manor Zürich, Kunstmuseum, Winterthur (2011); End Egoic Mind, Galerie Peter Kilchmann, Zürich; ELM MR CL MYMULW, Hans Trudel Haus, Baden; Ruins, Regrets and Visible E�ects with Piero Golia, Istituto Svizzero di Roma, Rom (alle 2009).
Kaspar Müller (*1983, Scha�hausen)Ausstellungen (Auswahl): Manor-Preis Scha�hausen, Museum zu Allerheiligen Scha�hausen; Belle-Idée pour l’Espace Abraham Joly, mit Damian Navarro, HUG, Genf; Of Ob-jects, Fields and Mirrors, Kunsthaus Glarus; The Modern Institute/Toby Webster Ltd, Glasgow (alle 2010).
Edit Oderbolz (*1966, Stein am Rhein) lebt und arbeitet in Basel. Ausstellungen (Auswahl): Am Haus lesen, Rückwand, Kunsthalle Basel; All The Girls Standing In The Line For The Bathroom, artnewsprojects, Berlin; Traces and Impressions, Galerie Lullin+Ferrari, Zürich (alle 2009).
Fabio Marco Pirovino (*1980, Basel) lebt und arbeitet in Basel und Zürich.Ausstellungen (Auswahl): RAZZLE DAZZLE (PPG), Rückwand, Kunsthalle Basel; The Artist and the Photograph, Ausstellungsraum Klingen-tal, Basel; Coalmine Fotogalerie (alle 2010).
Reto Pulfer (*1981, Bern) lebt in Arlesheim, London, Rom.Ausstellungen (Auswahl): FormContent, London (2010); Der un-merkliche Zugang, Kunstverein Arns-berg (2009); Animism, Kunsthalle Bern/ExtraCity, Muhka, Antwerpen (2010); modern modern, Chelsea Art Museum, New York (2009).
Pamela Rosenkranz (*1979, Bern) lebt und arbeitet in Zürich. Ausstellungen (Auswahl): Our Sun, Istituto Svizzero, Venedig; No Core, Centre d’Art Contemporain, Genf; Kunstverein Braunschweig; Galerie Rüdiger Schöttle, München; Of Objects, Fields and Mirrors, Kunst-haus Glarus (alle 2010).
Ana Roldán (*1977, Mexiko) lebt und arbeitet in Zürich.Ausstellungen (Auswahl): Words to be looked at, objects to be read, Kunsthalle Arbon (2009); Distant Memory, Kunstmuseum Solothurn (2010); Conspiracy, Kunsthalle Bern; Gipfeltre�en, KIT, Düsseldorf (2009).
Vanessa Safavi (*1980, Lausanne) lebt und arbeitet in Basel und Berlin. Ausstellungen (Auswahl): Groeflin Maag, Zürich; Chert, Berlin; EN MIROIR, PROJECTION SUR LE FOLKLORE, Kunsthalle Fri-Art, Fribourg (beide 2010); All The Girls Standing In The Line For The Bathroom, Artnews Project Space, Berlin (2009).
Impressum Konzept: Adam Szymczyk, Annette Amberg Roos GortzakRedaktion: Annette Amberg, Alexander Marzahn Christoph Heim Layout: Sarah Infanger
BaZ: Adam Szymczyk, o�enbar ist Pa-pier für junge Künstler nach wie vor ein Medium, mit dem gern gearbeitet wird: Alle 15 Künstler, die Sie angefragt ha-ben, liessen sich für das Projekt begeis-tern.Adam Szymczyk: Es gibt das Sprich-wort, dass Papier geduldig ist. Es ist ein Medium, auf dem absoluter Non-sense neben Weltbewegendem stehen kann. Aber es ist auch ein Medium, dem ein gewisser Widerstand einge-schrieben (eigen?) ist. Und damit ist es per se ein politisches Medium. Ei-nen ganzen Bund einer Tageszeitung mit Kunst zu besetzen ist für den Le-ser, der die gewohnte Kulturberichter-stattung erwartet, eine unerwarteter Eingri�.
BaZ: Wie findet sich die Kunst zurecht auf dem kurzlebigen Zeitungspapier?Für die Künstler ist die Zeitung nicht zuletzt ein Testfeld, in dem Dinge in einem vorgegebenen Rahmen auspro-biert werden können. Die Kunst muss nicht unbedingt die Themen der Zei-tung explizit aufnehmen. Das ist ge-nerell nicht mein Ding, ich gebe ungern ein Thema vor, egal ob bei meinen Ausstellungen oder bei die-sem Projekt.
BaZ: Sie liessen den Künstlern also freie Hand?Adam Szymczyk: Bei jeder Gruppenaus-stellungen ist es eine Illusion, voraus-sagen zu wollen, was am Ende in der Ausstellung zu sehen sein wird. Eine Ausstellung funktioniert nicht wie ein SBB-Fahrplan. Ausser man be-schränkt seine Auswahl auf bestehen-de Werke und komponiert die Ausstellung aus diesen Elementen. Da Kunstwerke unterschiedlich interpre-tiert werden können, werden sich aber selbst diese mit dem Thema in einem gewissen Sinn arrangieren. Der Kontext verändert die Kunst, un-abhängig davon, wie der Kurator die Weichen gestellt hat. Ob ein bestimm-tes Werk in einem Zeitungsbund plat-ziert wird oder an der Wand einer Galerie hängt, ist ein grosser Unter-schied.
BaZ: Wie unterschied sich Ihre Herange-hensweise von einer Ausstellung in der Kunsthalle?Adam Szymczyk: Es gibt ein weites Feld von Anknüpfungspunkten, wenn man Kunst und Zeitung zueinander bringt. Ich dachte an das von Jamie Reid ge-staltete berühmte Plattencover der Sex Pistols Singel «God Save The Queen» von 1977, das mit seinen aus-geschnittenen Buchstaben die auf der Gesicht des Britischen Königin Elisa-beth II aufgeklebt worden an anony-me Drohbriefe erinnert. Ich erinnerte mich an historischen Fotografie das
Barrikaden aus Zeitungen zeigt, die beim Spartakusaufstand in den Stra-ssen von Berlin errichtet wurden. Auch William Burroughs und Brion Gysin haben Wörter aus Magazinen ausgeschnitten um die „cut-up po-ems“ zu komponieren, ähnliche Tech-niken waren von Surrealisten und Dadaisten benutzt. Aber natürlich vor allem hat die Zeitung die Aufgabe, In-formationen und Ideen zu verbreiten. Das haben sich Konzeptkünstler wie Dan Graham mit seinen 1967 Insera-ten «Homes for America» oder Robert Smithson mit seinen Essays im Kunst-magazin Artforum zunutze gemacht.
BaZ: Welche Ansätze verfolgten die von Ihnen ausgewählten Künstler konkret?Adam Szymczyk: Oft geht es um das Wesen der Zeichnung (besser??) Das Werk von Manon Bellet sieht aus wie eine zarte Kohlezeichnung, ist aber tatsächlich ein verkohltes Papier – also doch wieder eine Kohle-Zeich-nung. Auch Karin Hueber macht sich die Eigenschaften des Papiers zunut-ze, wenn sie ihr Werk auf der ersten Seite des Bundes gleichsam aus Zei-tungspapier herausschneidet. Dann ist die Frage des Layouts ein Thema, bei Marco Pirovino, der sein eigenes Material arrangiert und so die Macht über die Präsentationsweise nicht aus den Händen gibt. Ähnlich Davide Cascio, der eine Reihe koreanischer Models [or popstars?], die Selbstmord begangen haben, mit historischen Reisedarstellungen kombiniert. Diese Form der Präsentation ist das Erbe der Konzeptkunst der siebziger Jahre, wo viele Künstler bestehendes Bild-material neu arrangierten.
Daneben gibt auch Collagen mit ge-fundenem Papier oder Sto�, etwa jene von Vanessa Billy oder Reto Pul-ver. Sicher, die Technik veraltet nicht. Interessant ist, wie die Künstler nun mit der Oberfläche umgehen. Edit Oberbolz, die cuts the mirror in the shape of a star. Oder Anna Roldan, die die mexikanische Flagge zu einer Art Kristall drapiert. Überhaupt habe ich beim Gang durch die letzte Liste mit Erstaunen festgestellt, welch gro-sse Faszination Techniken wie das Falten, Verdrehen oder Zerknüllen auf jüngere Künstler hat. Möglicher-weise, weil damit das Objekt selbst mit der Umformung eine neue Bedeu-tung erhält.
BaZ: Nach welchen Kriterien haben Sie die Künstler ausgewählt?Adam Szymczyk: Konkret haben meine Assistenzkuratorinnen Annette Am-berg, Roos Gortzak und ich je eine Liste mit Vorschlägen zusammenge-stellt und diese dann abgeglichen. Es sollten Künstler sein, die noch nicht
prominent bei Ausstellungen gezeigt worden sind. Es geht nicht um ein Best-of der Schweizer Kunst, sondern kann als eine Anmerkung zu Ausstel-lungen gelesen werden, die in jüngs-ter Zeit den Fokus auf jüngere Schweizer Kunst gelegt haben: «Shif-ting Identities» 2008 im Kunsthaus Zürich oder derzeit «Of Objects, Fields, and Mirrors» im Kunsthaus Glarus. Ich glaube unter den jungen Schweizer Künstlern gibt es ein gro-sses Bedürfnis, ihre Kunst zu zeigen und sehr berühmt zu werden... (lacht). Da besteht eindeutig Hand-lungsbedarf, für mich wie für die Zei-tung, zu deren zentralen Aufgaben ja das Vermitteln von Informationen und der Beitrag zur Meinungsbildung gehört.
BaZ: Besuchen Sie die Künstler in ihren Ateliers?Adam Szymczyk: Viele können oder wollen sich kein Atelier leisten, viele benötigen auch keines. Ich wünsche diesen Künstlern, dass sie von ihrer Arbeit leben können, aber das ist oft nicht der Fall. Das Atelier ist, wo der Künstler sich aufhält, mit Laptop, Ka-mera, Zeitung, Büchern, mit o�enen Augen und Ohren. Natürlich schaue ich auch viele Ausstellungen an; Gale-rien, Institutionen, O�-Spaces, die
Regionale. Das sind die interessantes-ten Orte für die Kunst, man erkennt die Qualität eines Künstlers nicht zu-letzt in seiner Fähigkeit, sein Werk unter bestimmten Bedingungen zu präsentieren.
BaZ: Sehen Sie es als Ihre Pflicht als Di-rektor der Kunsthalle an, den Nach-wuchs zu sichten und Talente aufzuspüren, bevor eine Galerie zu-schlägt?Adam Szymczyk: Es gibt kein ausser-halb oder kein vor dem Kunstmarkt, weder für einen Künstler noch für mich. Sich den Markt zum Gegner zu machen ist wenig sinnvoll. Man muss mit dem Markt arbeiten, um ihn zu formen. Wenn ich mit jüngeren Künstlern arbeite, versuche ich ihnen die Gelegenheit zu geben, so lange wie möglich an der Entwicklung ihrer Kunst zu arbeiten, bevor die Karri-ereplanung die Energie in Anspruch nimmt. Das ist, was ich tun kann, wenn ich eine Ausstellung vorbereite oder dieses Projekt für die Basler Zei-tung entwickle: Es Kunstscha�enden ermöglichen, ein Werk zu scha�en, das bestimmte Anforderungen erfül-len und an der Aufgabe wachsen kann.
Zitat aus dem InterviewUrem nullaore duisi bla corem eliquam zzril eugue
Mexican flag 1 (folds), 2010 Ana Roldán FotografieCourtesy die Künstlerin
Manon Bellet (*1979) lebt und arbeitet in Basel.Ausstellungen (Auswahl): Yesterday will be better, Kunsthaus Aarau; F#, Ausstellungsraum Klingen-tal, Basel; Position I, Galerie Bob Gysin, Zürich; Casting, Gallerie Visite ma tente, Berlin (alle 2010).
Vanessa Billy (*1978, Genf) lebt und arbeitet in Zürich und London.Ausstellungen (Auswahl): Who Shapes What, Limoncello, Lon-don (2010); stream, river, lake, river, stream, BolteLang, Zürich; Surfaces for the mind to rest or sink in, The Pho-tographers Gallery, London (2009).
Manuel Burgener (*1978) lebt und arbeitet in Bern/Burgdorf.Ausstellungen (Auswahl): Kunsthalle Bern; Step in switch over, Düsseldorf (2010); Formsachen, Bern (2009); M/C/Y, Cité international des arts, Paris (2008); Ab ovo, Marks Blond, Bern (2007); Kunstmuseum Thun (2006).
Davide Cascio (*1976, Lugano) lebt und arbeitet in Lugano und Paris.Ausstellungen (Auswahl): Be-building, Nicolas Krupp, Basel (2010); A portrait of the man as a building, Kunsthaus Glarus; E.N. Quasi-bridge, FormContent, London (2009); Rooms look back/Insert III, Kunsthalle Basel (2008).
Karin Hueber (*1977, Zwingen) lebt und arbeitet in Basel und Rotterdam. Ausstellungen (Auswahl): In Falten ziehen, Kuttner Siebert, Berlin (2009); THE INSIDE OUT EXHI-BITION, Rückwand, Kunsthalle Basel; Karin Hueber, Atelier Amden, Amden; Shifting Identities, Kunsthaus Zürich (alle 2008); Poor Thing, Kunsthalle Basel (2007).
Tobias Kaspar (*1984, Basel) lebt und arbeitet in Frankfurt und Hamburg. Ausstellungen (Auswahl): Alex Zachary, New York; Silberkuppe, Berlin; Of Objects, Fields and Mirrors, Kunsthaus Glarus; PROVENCE, Halle für Kunst, Lüneburg (alle 2010).
Tobias Madison (*1985, Basel) lebt und arbeitet in Basel und Zürich.Ausstellungen (Auswahl): Haus Konstruktiv, Zürich; Frame, Frieze Art Fair, London; Hydrate + Perform / Yes I Can! The Movie: A Pre-view, Swiss Institute, New York; That Leaf! That Mushroom! That Palm Tree! (mit Ida Ekblad), Karma International, Zürich (alle 2010).
Fabian Marti (*1979, Fribourg) lebt und arbeitet in Zürich. Ausstellungen (Auswahl): Prix Manor Zürich, Kunstmuseum, Winterthur (2011); End Egoic Mind, Galerie Peter Kilchmann, Zürich; ELM MR CL MYMULW, Hans Trudel Haus, Baden; Ruins, Regrets and Visible E�ects with Piero Golia, Istituto Svizzero di Roma, Rom (alle 2009).
Kaspar Müller (*1983, Scha�hausen)Ausstellungen (Auswahl): Manor-Preis Scha�hausen, Museum zu Allerheiligen Scha�hausen; Belle-Idée pour l’Espace Abraham Joly, mit Damian Navarro, HUG, Genf; Of Ob-jects, Fields and Mirrors, Kunsthaus Glarus; The Modern Institute/Toby Webster Ltd, Glasgow (alle 2010).
Edit Oderbolz (*1966, Stein am Rhein) lebt und arbeitet in Basel. Ausstellungen (Auswahl): Am Haus lesen, Rückwand, Kunsthalle Basel; All The Girls Standing In The Line For The Bathroom, artnewsprojects, Berlin; Traces and Impressions, Galerie Lullin+Ferrari, Zürich (alle 2009).
Fabio Marco Pirovino (*1980, Basel) lebt und arbeitet in Basel und Zürich.Ausstellungen (Auswahl): RAZZLE DAZZLE (PPG), Rückwand, Kunsthalle Basel; The Artist and the Photograph, Ausstellungsraum Klingen-tal, Basel; Coalmine Fotogalerie (alle 2010).
Reto Pulfer (*1981, Bern) lebt in Arlesheim, London, Rom.Ausstellungen (Auswahl): FormContent, London (2010); Der un-merkliche Zugang, Kunstverein Arns-berg (2009); Animism, Kunsthalle Bern/ExtraCity, Muhka, Antwerpen (2010); modern modern, Chelsea Art Museum, New York (2009).
Pamela Rosenkranz (*1979, Bern) lebt und arbeitet in Zürich. Ausstellungen (Auswahl): Our Sun, Istituto Svizzero, Venedig; No Core, Centre d’Art Contemporain, Genf; Kunstverein Braunschweig; Galerie Rüdiger Schöttle, München; Of Objects, Fields and Mirrors, Kunst-haus Glarus (alle 2010).
Ana Roldán (*1977, Mexiko) lebt und arbeitet in Zürich.Ausstellungen (Auswahl): Words to be looked at, objects to be read, Kunsthalle Arbon (2009); Distant Memory, Kunstmuseum Solothurn (2010); Conspiracy, Kunsthalle Bern; Gipfeltre�en, KIT, Düsseldorf (2009).
Vanessa Safavi (*1980, Lausanne) lebt und arbeitet in Basel und Berlin. Ausstellungen (Auswahl): Groeflin Maag, Zürich; Chert, Berlin; EN MIROIR, PROJECTION SUR LE FOLKLORE, Kunsthalle Fri-Art, Fribourg (beide 2010); All The Girls Standing In The Line For The Bathroom, Artnews Project Space, Berlin (2009).
Impressum Konzept: Adam Szymczyk, Annette Amberg Roos GortzakRedaktion: Annette Amberg, Alexander Marzahn Christoph Heim Layout: Sarah Infanger
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Collage auf gefundenem Bild, 22 × 20.2 cmCourtesy BolteLang, Zürich; Limoncello, London
Celebration (Long Life), 2010Vanessa Billy
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Tierleni, 2008 Pastell auf Papier, Textil, Faden, 26 TeileCourtesy der Künstler
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Celebration (Long Life), 2010Vanessa Billy
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Tierleni, 2008 Pastell auf Papier, Textil, Faden, 26 TeileCourtesy der Künstler
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Ohne Titel (Weisse Bilder), 2008
Ohne Titel, 2010
24 × 32 cm, Linolschnitt-drucke auf PapierCourtesy die Künstler
Palmenblätter und Gips, Dimensionen variabelCourtesy die Künstlerin
Edit Oderbolz Holz beschichtet, Glas, 90 × 63 × 3 cmPrivatsammlung, Zürich
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010 Ohne Titel, 2010 Vanessa Safavi
Aus der Serie: Figuren I – X, 2010
Kaspar Müller, in Zusammenarbeit mit Thomas Julier
Manuel Burgener Holz, Farbe, Kette; 4.2 × 4.1 × 5.1 mCourtesy der Künstler
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Ohne Titel (Weisse Bilder), 2008
Ohne Titel, 2010
24 × 32 cm, Linolschnitt-drucke auf PapierCourtesy die Künstler
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Edit Oderbolz Holz beschichtet, Glas, 90 × 63 × 3 cmPrivatsammlung, Zürich
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010 Ohne Titel, 2010 Vanessa Safavi
Aus der Serie: Figuren I – X, 2010
Kaspar Müller, in Zusammenarbeit mit Thomas Julier
Manuel Burgener Holz, Farbe, Kette; 4.2 × 4.1 × 5.1 mCourtesy der Künstler
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Tableaux III, happy slapping in yo face, 2009Fabio Marco Pirovino Inkjetprint, 100 × 150 cmCourtesy der Künstler und Abbt Projects, Zürich
Tableaux III, happy slapping in yo face, 2009Fabio Marco Pirovino Inkjetprint, 100 × 150 cmCourtesy der Künstler und Abbt Projects, Zürich
(1) Des (Chris Eigeman) in “The Last Days of Disco” (1998), directed by Whit Stillman
Davide Cascio – Arnoldus Montanus, Denkwürdige Gesandtscha�ten der Ost-Indischen Gesellschaft in den Vereingten Niederländern an unterschiedliche Keyser von Japan. Ed. Jacob van Meurs, Amsterdam, 1669.– Kim Daul, Model, 1989 – 2009.– Ellis Gene Buettner vor einem Buddha, Koreanischer Krieg, 1950.– Rabindranath Tagore, 1886 – 1941, Japan, 1929.– Lee Seo-Hyun, Leadsänger der Popgruppe M.Street, 1978 – 2008.– Kim Suk-Gyun, Schauspieler, 1977 – 2009.– Choi Jin-Sil, Schauspielerin und Model, 1968 – 2008. Courtesy der Künstler
Tobias Kaspar
Ohne Titel, 2010
Courtesy der Künstler
(1) Des (Chris Eigeman) in “The Last Days of Disco” (1998), directed by Whit Stillman
Davide Cascio – Arnoldus Montanus, Denkwürdige Gesandtscha�ten der Ost-Indischen Gesellschaft in den Vereingten Niederländern an unterschiedliche Keyser von Japan. Ed. Jacob van Meurs, Amsterdam, 1669.– Kim Daul, Model, 1989 – 2009.– Ellis Gene Buettner vor einem Buddha, Koreanischer Krieg, 1950.– Rabindranath Tagore, 1886 – 1941, Japan, 1929.– Lee Seo-Hyun, Leadsänger der Popgruppe M.Street, 1978 – 2008.– Kim Suk-Gyun, Schauspieler, 1977 – 2009.– Choi Jin-Sil, Schauspielerin und Model, 1968 – 2008. Courtesy der Künstler
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Ohne Titel, 2010
Courtesy der Künstler