Neue Öffentlichkeiten im Web
Wie das neue Netz unsere Kommunikation verändert
Dr. Jan Schmidt
Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation
Hürth, 04.09.2009
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Was geschieht im neuen Netz? Diagnosen.
Commons-Based Peer Production (Yochai Benkler)
Produsage (Axel Bruns)
Convergence Culture bzw. Participatory
Culture (Henry Jenkins)
???
(Erscheint am 18.9.2009)
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Was verändert sich im Social Web?
Das neue Netz senkt die Hürden für onlinebasiertes…
www.flickr.com/photos/44029537@N00/12760664/
– Identitätsmanagement (Darstellung individueller Interessen, Erlebnisse, Meinungen, Kompetenzen, etc.)
http://flickr.com/photos/mylesdgrant/495698908/
– Beziehungsmanagement (Pflege von bestehenden und Knüpfen von neuen Beziehungen)
http://www.flickr.com/photos/axels_bilder/1267008046/
– Informationsmanagement (Selektion und Weiterverbreitung von relevanten Daten, Informationen, Wissen- und Kulturgütern)
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Focus des heutigen Vortrags
• Im neuen Netz verändert sich das Umfeld für Journalismus und Massenmedien, also das gesellschaftliche System, das institutionalisiert-professionell Öffentlichkeit herstellt:
1. Neue Konkurrenz um Zeit und Aufmerksamkeit, möglicherweise auch um Vertrauen entsteht
2. Persönliche Öffentlichkeiten entstehen, die auf neuen Instrumenten und Mechanismen der Kanalisierung von Aufmerksamkeit und des Zuschreibens von Relevanz beruhen
3. Neue Allianzen werden erprobt, um journalistisch produzierte Inhalte an aktive Nutzer zu vermitteln und von diesen weiter verbreiten zu lassen
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„Welches Medium ist am Besten geeignet,…..“(in %; angegeben sind erste oder zweite Wahl; 12- bis 24-Jährige Internetnutzer)
Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009
n=650 TV Radio Internet Zeitung Zeitschr.nichts davon
Wenn Du Dich informieren möchtest, was in der Welt los ist
60,1 16,7 66,2 47,7 7,8 1,5
Wenn Du Dich ausruhen möchtest. 69,3 48,7 29,3 10,1 24,8 17,8
Wenn Du Informationen zu einem konkreten Problem suchst, das Dich beschäftigt.
26,6 7,1 93,3 27,1 38,2 10,4
Wenn Du erfahren willst, was gerade „in“ oder „out“ ist. 55,3 8,3 71,3 10,2 45,0 10,0
Wenn Du für Dich allein sein willst. 62,6 32,7 55,1 11,2 24,3 14,1
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Verbreitung ausgewählter Anwendungen unter 12-24jährigen (in %)
90,6
70,1
54,8
49,1
39,2
30,2
27
14,4
12,3
2,9
90,3
83,3
60,4
59,5
65,7
9,3
34,4
22,8
11,3
2,6
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
YouTube
Wikipedia
ICQ
schuelerVZ
StudiVZ
MyVideo
MySpace
Wer kennt wen
Gesamt 15-17
„Zumindest einmal pro Woche“; Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009
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Entstehen persönlicher Öffentlichkeiten
• Für viele Nutzer besteht ein Reiz des Social Web darin, ihre sozialen Beziehungen aus dem „echten Leben“ artikulieren, pflegen und erweitern zu können
• Treten dabei überwiegend mit ihrer „echten“ Identität auf, um auffindbar zu sein und Selbstpräsentation, ggfs. auch Reputation an eigene Person zu koppeln
• Insbesondere auf Netzwerkplattformen werden „weak ties“ abgebildet und aufrecht erhalten, die über den Kreis der engen Freunde hinausgehen, ohne deswegen beliebig zu sein
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Artikulierte soziale Netzwerke
Nutzer von Netzwerkplattformen (~76% der 12-24jährigen)
Haben im Durchschnitt: 130 Freunde
Haben davon bereits face-to-face getroffen
die meisten: 85 Prozent
weniger als die Hälfte: 5 Prozent
Sehen als enge Freunde an
die meisten: 15 Prozent
weniger als die Hälfte: 62 Prozent
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Persönliche Öffentlichkeiten
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Persönliche Öffentlichkeiten
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Aggregation von Aktivitäten
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Überlappungen von Öffentlichkeiten
Zwei dominierende Praktiken: Weblogs als Online-Journale und als kommentierte Linklisten
Erneut: „persönliche Öffentlichkeiten“, in denen Nutzer Themen von persönlicher Relevanz mit oft kleinen Publika teilen
Angebote etablierter Medien gehören zu den meist verlinkten Inhalten in der Blogosphäre
Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von www.deutscheblogcharts.de, Februar 2008 (Quelle hierfür: www.technorati.com)
Gilt auch für Für
noch nicht untersucht
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Nur wenig Kritik journalistischer Angebote in Blogs
12,3
80,5
83,1 4,6
11,2 8,2
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Top 20 RedaktionelleAngebote
Top 5 Blogs
Positiv Neutral NegativQuelle: Auswertung von N=1.750 Links von Blogs auf populäre journalistische Online-Angebote (Quelle hierfür: www.technorati.com)
Anteil bewertender Verweise von Blogs auf andere Online-Quellen (in %)
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Social-News-Plattformen
http://digg.com/
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Quellen von Social-News-Plattformen
Colivia Newstube Webnews Yigg Digg
Klassische Massenmedien
36,4 47,7 51,0 38,7 33,5
Portale 22,7 5,5 14,9 16,1 22,0
Weblogs/private Webseiten
27,3 29,5 18,2 40,3 22,2
Kommerzielle Angebote 6,8 11,6 6,3 2,2 10,7
Communities/Foren 2,3 4,5 5,1 1,6 8,8
Sonstige 4,5 1,2 4,5 1,1 2,8
Quelle: modifiziert nach Rölver/Alpar 2008, S. 317
Anteile verschiedener Nachrichtenquellen unter den Topbeiträgen ausgewählter Social-News-Plattformen (in %)
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Distributionswege von Online-Nachrichten (NYT; 2008)
Quelle: Kang 2009
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Journalismus auf neuen Kanälen
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Journalismus auf neuen Kanälen
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Journalismus auf neuen Kanälen
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Fazit
Das neue Netz ergänzt und erweitert Leistungen des professionellen Journalismus und etablierter Medienorganisationen in zweierlei Hinsicht:
1. (Produktion) Entstehen neuer themen- und gruppenspezifischer, nicht-institutionalisierter „persönlicher Öffentlichkeiten“ mit eigenen Selektions- und Relevanzkriterien
2. (Filtern) „Gatekeeping“, das Beobachten, Selektieren und Aggregieren von Themen für ein Publikum, wird zunehmend auch geleistet von Laien (Nutzer ohne professionelle journalistische Ausbildung und Selbstverständnis)
„soziales Filtern“ Software-Code (Algorithmen einzelner Programme sowie Schnittstellen/Verknüpfungen
zwischen Anwendungen) Neue Publikations-, Filter- und Distributionswege sind mit etablierten journalistischen
Öffentlichkeiten eng verwoben
Offene Frage: Wer kontrolliert und gestaltet die Architektur der neuen Kommunikationsräume?
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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Dr. Jan-Hinrik Schmidt
Hans-Bredow-Institut
Warburgstr. 8-10, 20354 Hamburg
www.hans-bredow-institut.de
www.schmidtmitdete.de
www.dasneuenetz.de
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Weiterführende Literatur
– ARD-ZDF-Onlinestudie 2009:– Van Eimeren, Birgit/Beate Frees (2009): Der Internetnutzer 2009 – multimedial und total vernetzt?
Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2009. In: Media Perspektiven, Nr. 7, 2009, S. 334-348. Online verfügbar: http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/Eimeren1_7_09.pdf.
– Busemann, Martin/Christoph Gscheidle (2009): Web 2.0: Communitys bei jungen Nutzern beliebt. In: Media Perspektiven, Nr. 7. S. 356-364. Online verfügbar: http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/ Busemann_7_09.pdf .
– Boyd, Danah/ Nicole Ellison (2007). Social network sites: Definition, history, and scholarship. Journal of Computer-Mediated Communication, 13(1), article 11.http://jcmc.indiana.edu/vol13/issue1/boyd.ellison.html
– Kang, Jeong-Soo (2009): Ausgestaltung des Wertschöpfungsprozesses von Online-Nachrichten. Unveröffentlichte Dissertation an der Privaten Universität Witten/Herdecke.
– Renz, Florian (2007): Praktiken des Social Networking. Eine kommunikationssoziologische Studie zum online-basierten Netzwerken am Beispiel von openBC (XING). Boizenburg: Verlag Werner Hülsbusch
– Schmidt, Jan (2008): Was ist neu am Social Web? Soziologische und kommunikationswissenschaftliche Grundlagen. In: Zerfaß, Ansgar; Martin Welker; Jan Schmidt (Hrsg.) (2008): Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Zwei Bände. Köln: Van Halem Verlag
– Schmidt, Jan (2009): Das neue Netz. Merkmale, Praktiken und Konsequenzen des Web 2.0. Konstanz: UVK.
– Schmidt, Jan/Ingrid Paus-Hasebrink/Uwe Hasebrink (Hrsg.)(2009): Heranwachsen mit dem Social Web. Düsseldorf: LfM. Erscheint voraussichtlich September 2009.