Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus
Bei Diabetes die Augen im Blick behalten
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Inhalt
Wenn der Zucker ins Auge geht 4 – 5
Wie das Sehen funktioniert 6
Problempunkt Auge 7 – 8
Wie Diabetes das Sehvermögen beeinträchtigt 9 – 11
Einfache Selbstkontrolle mit dem Amsler-Gitter 12 – 13
Genau hinschauen: Untersuchungen der Augen 14
Die Sicht verbessern: Möglichkeiten
zur Behandlung von Augenschäden 15 – 17
Sehprobleme verringern die Lebensqualität 18 – 19
Diabetes – was steckt dahinter ? 20 – 23
Gefährliches Quartett: das metabolische Syndrom 24
Den Alltag gut meistern 25 – 26
Genussvoll schlemmen 27 – 29
Hilfreiche Adressen, Internetseiten und Buchtipps 30
Glossar 31
Impressum
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Konzept und Text:
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Wenn der Zucker ins Auge geht
Folgeschäden durch Diabetes mellitus verkürzen die
Lebenserwartung von Zuckerkranken im Vergleich zu Nicht-
diabetikern um rund acht Jahre. Denn schlecht eingestellte
Blutzuckerwerte schädigen langfristig die Blutgefäße und
Nerven – und damit verschiedene Organe. Neben Herz-
Kreislauf-System und Nieren leiden vor allem die Augen
unter einer schlechten Blutversorgung. Hierzulande verlieren
jährlich rund 6.000 Diabetiker ihr Augenlicht aufgrund einer
diabetischen Retinopathie (siehe Seite 7 – 11).
Schädigung der großen und kleinen Blutgefäße
Zu viel Zucker im Blut richtet unter anderem in den Blut-
gefäßen viel Schaden an: Sie verkalken und verengen sich
(Arteriosklerose) und können dadurch ihr „Zielgebiet“ nicht
mehr optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen.
Dadurch steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall,
Nierenversagen und Augenschäden bei Diabetikern massiv
an. Durchblutungsstörungen der großen Gefäße gefährden
vor allem das Herz-Kreislauf-System, Versorgungsprobleme
der kleinen Gefäße hauptsächlich Augen und Nieren.
Regelmäßige Blutzuckerkontrollen und eine auf den Patienten und seine Werte persönlich zugeschnittene Therapie (Lebens-stiländerungen, Tabletten und Insulin) bieten den besten Schutz vor diabetischen Folgeerkrankungen. Je besser und konstanter der Blutzuckerspiegel eingestellt ist, umso geringer ist die Gefahr, dass der Körper dauerhaft Schaden nimmt.
Daher gilt für alle Diabetiker:
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Arzt (Blutzucker, Blutfette, Blutdruck, Nierenwerte)
Einmal jährlich: Augenuntersuchung beim Augenarzt
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Der beste Schutz: regelmäßige Kontrollen
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Wie das Sehen funktioniert
Wenn wir etwas anschauen, beispielsweise eine Blume,
gelangt das reflektierte Licht durch die verschiedenen Ab-
schnitte des Auges: die Hornhaut, die vordere Augenkammer,
die Iris (Regenbogenhaut), die Linse und den Glaskörper
bis auf die Netzhaut (Retina), auf der sich die Sehzellen und
im Netzhautzentrum der Bereich des schärfsten Sehens
(gelber Fleck/Makula) befinden. Die Sehzellen wandeln das
Licht in Nervenimpulse um, aus denen im Gehirn ein Bild
entsteht, durch das die Blume für uns erst sichtbar wird.
Problempunkt Auge
Unser wichtigstes Sinnesorgan leidet stark unter einer
schlechten Blutversorgung. Schwere Sehbeeinträchtigungen
bis hin zur Erblindung gehören daher zu den typischen
Spätfolgen von Diabetes – trotz verbesserter Diagnostik
und guter Behandlungsmöglichkeiten. Vor allem zwei Netz-
hauterkrankungen machen den Augen von Diabetikern zu
schaffen: die diabetische Retinopathie und die diabetische
Makulopathie bzw. das diabetische Makulaödem (DMÖ).
Diabetische Retinopathie
Hohe Blutzuckerwerte schädigen auf Dauer die feinen
Netzhautgefäße und führen zur häufigsten diabetischen
Augenerkrankung, der diabetischen Retinopathie. Anfangs
beschränken sich die Gefäßveränderungen auf die Netz-
haut. Es kommt zu Einblutungen, Ablagerungen von Fett
und Eiweiß und kleinen Gefäßaussackungen; die Sauerstoff-
versorgung des Auges leidet. Dieses Stadium bemerken
die Betroffenen selten. Im weiteren Krankheitsverlauf bilden
sich krankhafte neue Blutgefäße, die auch in den Glas-
körper des Auges einwachsen und zu Blutungen neigen
Netzhaut (Retina)
Gelber Fleck (Makula)
Regenbogen- haut (Iris)
Linse
Pupille
Hornhaut
Glaskörper
Sehnerv
Aufbau des Auges
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(proliferative Retinopathie). Blutungen im Glaskörper
verschlechtern die Sehschärfe massiv.
Diabetische Makulopathie und Makulaödem
Diabetische Netzhauterkrankungen verlaufen schleichend,
die Betroffenen bemerken Sehbeeinträchtigungen daher
meist erst bei fortgeschrittenen Netzhautschäden im Bereich
des schärfsten Sehens – dem gelben Fleck (Makula) in der
Netzhautmitte (Makulopathie). Flüssigkeitsansammlungen
und eine verdickte Netzhaut in diesem Gebiet (Makulaödem)
gefährden das Augenlicht von Diabetikern.
Wie Diabetes das Sehvermögen beeinträchtigt
Von einer leichten Retinopathie erfahren Diabetiker oft
zufällig während eines Besuchs beim Augenarzt. Im fort-
geschrittenen Stadium kommt es jedoch zu charakteris-
tischen Beeinträchtigungen, die sich im Alltag durchaus
bemerkbar machen. Sichtbeispiele dazu finden Sie auf den
folgenden beiden Seiten.
Typische Symptome diabetischer Augenschäden
Unscharfes, verschwommenes Sehen
Dunkle Flecken und/oder rote Schleier
im Gesichtsfeld
„Grauer Vorhang“/„Schleiersehen“, verzerrtes
Sehen (bei Makulopathie bzw. Makulaödem)
„Lichtblitze“ und „Rußregen“ bei beginnender
Netzhautablösung (bei Netzhautablösung
besteht Erblindungsgefahr – bitte schnell einen
Augenarzt aufsuchen!)
Plötzliche und drastische Verschlechterung der
Sehschärfe bei Einblutungen in den Glaskörper
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„Lichtblitze“
„Grauer Vorhang“ / „Schleiersehen“
Dunkle Flecken
Unscharfes, verschwommenes Sehen
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Die Augen im Blick behalten
Wenn Diabetiker bemerken, dass mit ihren Augen etwas nicht
stimmt, ist die Erkrankung meist schon fortgeschritten. Ein
ganz einfacher und kurzer Test für zu Hause, der sogenannte
Amsler-Gitter-Test, kann dazu beitragen, erste Anzeichen
eines Makulaödems auch zwischen zwei Kontrollterminen
beim Arzt möglichst frühzeitig zu erkennen (siehe Einlege-
blatt). Am besten befestigen Sie das Testgitter an einer gut
sichtbarer Stelle, wie zum Beispiel an der Kühlschranktür
oder im Badezimmer.
Einfache Selbstkontrolle mit dem Amsler-Gitter
Unser Gehirn schafft es, das Sehen selbst dann noch über
lange Zeit hinweg aufrechtzuerhalten, wenn die Augen durch
diabetische Augenschäden wie beispielsweise das diabetische
Makulaödem (DMÖ) deutlichen Schaden genommen haben.
Dadurch bemerken die Betroffenen beginnende Sehprobleme
oft erst einmal gar nicht – zumal das schlechte Sehen meist
nicht von heute auf morgen auftritt, sondern sich langsam
einschleicht.
Rund 15 Prozent der Diabetiker leiden nach 15-jähriger Erkran-kungsdauer an Netzhautschäden im Bereich des gelben Flecks (Makulopathie).
Mit dem Amsler-Gitter-Test lässt sich die Funktion der Makula ganz einfach in Eigenregie überprüfen. Dieser Selbsttest ersetzt jedoch keinesfalls eine regelmäßige Überprüfung durch Ihren Augenarzt. Das für den Test notwen-dige karierte Quadrat (Amsler-Gitter) und eine Testbeschreibung haben wir dieser Broschüre beigelegt (Nachbestellung unter 01802 232300 (0,06 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz; max. 0,42 € pro Minute aus dem deutschen Mobilfunknetz).
Schneller Check für zu Hause: der Amsler-Gitter-Test
Das Amsler-Gitter
Normales Sehen Dunkler Fleck / verzerrtes Sehen
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Genau hinschauen: Untersuchungen der Augen
Eine Untersuchung des Augenhintergrunds (Ophthalmo-
skopie) einmal jährlich gehört bei Diabetikern zu den regel-
mäßigen Kontrolluntersuchungen. Diese schmerzfreie
Untersuchung zeigt Gefäßveränderungen, Ablagerungen
und Blutungen auf der Netzhaut. Da der Arzt die Pupille
dafür mit speziellen Augentropfen „weittropft“, um eine
optimale Sicht auf die Netzhaut zu erhalten, reagieren die
Augen danach sehr blendempfindlich. Die Patienten dürfen
daher einige Stunden nicht selbst Fahrrad oder Auto fahren.
Untersuchungen je nach Krankheitsverlauf
Bei einer bereits vorliegenden Retinopathie kommen
weitergehende und oft auch häufigere augenärztliche
Untersuchungen infrage. Dazu gehören beispielsweise
eine Fluoreszenzangiografie zur Darstellung der Netzhaut-
gefäße mithilfe eines harmlosen gelben Farbstoffs oder die
optische Kohärenztomografie (OCT), die – ähnlich wie eine
Ultraschalluntersuchung – einen Blick auf die einzelnen
Netzhautschichten gewährt (siehe Bilder auf Seite 18 – 19).
Die Sicht verbessern: Möglichkeiten zur Behandlung von Augenschäden
Optimal eingestellte Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruck-
werte sowie der Verzicht aufs Rauchen bilden die Grund-
lage bei der Therapie von Diabetes-Spätfolgen. Die gezielte
Behandlung diabetischer Augenschäden richtet sich dann
nach dem Erkrankungsstadium. Vor allem zwei Therapie-
verfahren tragen wirkungsvoll dazu bei, die Sehleistung
zu verbessern und / oder den Verlust der Sehkraft zu ver-
hindern: Laser- und Injektionsbehandlungen.
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Netzhaut-Lasertherapie
Laserverfahren eignen sich vor allem dann, wenn sich neue
krankhafte Blutgefäße im Auge gebildet haben.
Mit Licht gegen unerwünschte Blutgefäße
Mit dem konzentrierten Lichtstrahl (Laser) kann der Arzt
ausgewählte Netzhautareale veröden. Dadurch bilden
sich die krankhaften Blutgefäße zurück und es entstehen
weniger unerwünschte Neubildungen dieser Gefäße. Oft
kann so verhindert werden, dass der Sehverlust weiter
fortschreitet. Für die Behandlung reicht in der Regel eine
örtliche Betäubung mit Augentropfen aus.
Behandlungen per Spritze
Spezielle Augeninjektionen, die der Augenarzt unter ört-
licher Betäubung direkt ins Auge spritzt, ermöglichen beim
Visusverlust infolge eines diabetischen Makulaödems
Besserung. Die Injektionen enthalten sogenannte VEGF-
Hemmer, die genau den Wachstumsfaktor hemmen, der
bei Diabetikern für Sehprobleme sorgt (siehe Kasten).
Kortisonhaltige Augeninjektionen spielen heutzutage in
diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle.
Hinter der Abkürzung VEGF verbirgt sich ein Wachstumsfaktor (Vascular Endothelial Growth Factor), der die Bildung neuer, brüchiger Blutgefäße im Auge sowie die Gefäßdurchlässigkeit und damit Ödeme fördert. Bei Patienten mit diabetischem Makulaödem finden sich erhöhte VEGF-Werte in der Netzhaut.
VEGF-Hemmer blockieren diesen Wachstumsfaktor und sen-ken dadurch die Gefahr, dass sich unerwünschte Blutgefäße und Ödeme im Auge bilden. Einige der bereits entstandenen Schäden wie das krankhafte Gefäßwachstum und Flüssigkeits-ansammlungen gehen mit diesen Substanzen sogar zurück. Die abschwellende Wirkung von VEGF-Hemmern verbessert oft die Sehfähigkeit.
Wie VEGF-Hemmer wirken
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Lebensqualität von Diabetikern. Auto fahren, fernsehen, ein
Kinobesuch oder lesen – all dies geht bei fortgeschrittenen
Augenschäden irgendwann nicht mehr.
Leider noch immer ein Tabu: Alltagsbeeinträchtigungen
Je mehr das Augenlicht nachlässt, desto weniger trauen
sich die Betroffenen zu. Manche ziehen sich dann zurück,
weil sie andere nicht belasten wollen oder aber das Gefühl
haben, dass sie aufgrund ihrer Einschränkung ausgegrenzt
werden. Der Austausch mit anderen Diabetes-Patienten
trägt dazu bei, das Selbstbewusstsein zu stärken und den
Alltag besser zu bewältigen (siehe Adressen auf Seite 30).
Sehprobleme verringern die Lebensqualität
So mancher fühlt sich bereits beeinträchtigt, wenn irgend-
wann in der zweiten Lebenshälfte kein Weg mehr an der
klassischen Lesebrille vorbeiführt. Dieses Beispiel lässt
ahnen, wie sehr die krankheitsbedingten Sichteinschränkun-
gen bei Diabetikern die Betroffenen belasten. Denn hier geht
es um weit mehr als ein paar schlecht lesbare Zeilen. Mit
zurückgehendem Sehvermögen sinkt nicht nur die Selbst-
ständigkeit, sondern auch die ohnehin schon reduzierte
Ophthalmoskopie Darstellung des Augen-hintergrunds (Netzhaut) – direkte Sicht
Fluoreszenzangiografie Genaue Darstellung der Netzhautgefäße – direkte Sicht
Optische Kohärenztomografie (OCT) Darstellung der Netzhautschichten – Querschnitt
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aufnehmen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel (Hyper-
glykämie). Für die Glukoseaufnahme aus dem Blut stellt der
Körper das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon
Insulin bereit. Wie ein Türöffner sorgt Insulin dafür, dass der
Blutzucker in den Körperzellen ankommt und dort in Energie
umgewandelt wird. Je mehr Zucker im Blut kursiert, desto
höher die Insulinausschüttung. Bei Diabetikern funktioniert
dieses Wechselspiel nicht mehr richtig.
Alles eine Typfrage
Mediziner unterteilen die Zuckerkrankheit grob in zwei
Varianten: Typ-1- und Typ-�-Diabetes.
Typ-1-Diabetes
Diese umgangssprachlich auch als jugendlicher Diabetes
bezeichnete Krankheitsform tritt, abgesehen von Ausnah-
men, in der Regel vor dem 40. Geburtstag auf – oft bereits
bei Kindern und Jugendlichen. All diese Patienten benötigen
von Anfang an eine Insulinbehandlung. Heilbar ist diese Er-
krankungsvariante leider nicht. Ein gesunder Lebensstil, eine
gut eingestellte Behandlung und regelmäßige Kontrollen
erlauben diesen Patienten aber heutzutage ein weitgehend
normales Leben.
Diabetes – was steckt dahinter ?
Diabetes mellitus, im Volksmund auch Zuckerkrankheit
genannt, zählt weltweit zu den häufigsten chronischen
Stoffwechselerkrankungen. Angelehnt an die typische
Zuckerausscheidung im Urin bedeutet Diabetes mellitus
wörtlich übersetzt „honigsüßer Durchfluss“.
Zuckerstoffwechsel auf Abwegen
Bei Diabetes mellitus können die Körperzellen den Zucker
aus dem Blut (Glukose = Traubenzucker) nicht mehr richtig
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Zu viel oder zu wenig: Unter- und Überzuckerung
Bei Diabetikern gerät der Zuckerstoffwechsel manchmal
aus dem Lot, vor allem bei zu hoch oder zu niedrig dosier-
ten Medikamenten. Extreme Entgleisungen nach oben oder
unten können schlimmstenfalls zur Bewusstlosigkeit führen
und ein diabetisches Koma („Zuckerschock“) hervorrufen.
Achten Sie daher auf folgende Anzeichen:
Unterzuckerung (Hypoglykämie)
Unruhe, Konzentrations- und Koordinationsstörungen,
Verwirrung, Zittern, Heißhunger (auf Süßes),
Schwitzen, Erbrechen, Sehstörungen, schneller Puls,
hoher Blutdruck.
Erste Hilfe: Zuckerhaltiges verabreichen (Limonade,
Traubenzucker – danach ein Stück Brot), sofern der
Betroffene bei Bewusstsein ist. Zügig einen Arzt rufen.
Überzuckerung (Hyperglykämie)
Azetongeruch beim Ausatmen (riecht wie Nagellack),
Bewusstseinstrübung, Bauchschmerzen, Übelkeit,
schneller Puls, niedriger Blutdruck, vermehrter Harndrang,
starkes Durstgefühl.
Erste Hilfe: Sofort einen Arzt rufen (Notarzt: 11�)!
Typ-�-Diabetes
Diese früher auch als Altersdiabetes bezeichnete Form
der Zuckerkrankheit macht sich meist erst jenseits des
50. Lebensjahrs bemerkbar. Inzwischen häufen sich jedoch
auch Fälle unter sehr jungen Patienten. Typ-2-Diabetiker
benötigen meist (zunächst einmal) kein Insulin – Tabletten
und eine gesunde Lebensweise reichen überwiegend
aus. Denn diese Erkrankungsvariante gilt als typisches
Wohlstandsleiden, an dem ein unvernünftiger Lebensstil
(falsche Ernährung, Übergewicht, mangelnde körperliche
Bewegung) großen Anteil hat.
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Gefährliches Quartett: das metabolische Syndrom
Manche Diabetiker leiden an weiteren Erkrankungen, die sich
zusammen mit der Zuckerkrankheit zu einem ausgesprochen
gefährlichen Quartett vereinen: dem metabolischen Syndrom.
Verschiedene Werte bestimmen das Risiko
Dieses fatale Zusammenspiel schädigt Herz, Kreislauf und
Blutgefäße massiv und erhöht die Herzinfarkt- und Schlag-
anfallgefahr dadurch deutlich. Das metabolische Syndrom
basiert auf folgenden Gesundheitsrisiken, festgelegt von der
International Diabetes Federation (2005):
Bauchbetontes Übergewicht (Taillenumfang);
bei Männern > 94 cm, bei Frauen > 80 cm
plus mindestens zwei weitere Risikofaktoren wie
Erhöhte Blutzuckerwerte oder bekannter Typ-2-Diabetes
Erhöhte Triglyzeridwerte(> 150 mg/dl)
Vermindertes HDL-Cholesterin („gutes“ Cholesterin);
Männer < 40 mg/dl, Frauen < 50 mg/dl
Bluthochdruck (> 130/85 mmHg)
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Den Alltag gut meistern
Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass ein gesunder
Lebensstil die Diabetesbehandlung wirkungsvoll unterstützt
und dazu beiträgt, Folgeschäden auszubremsen. Es lohnt
sich also auf jeden Fall, die innere Blockade zu überwinden
und folgende Ziele konsequent umzusetzen:
Normalgewicht anstreben oder halten (BMI < 25 kg/m²)
Auf eine gesunde Ernährung achten (siehe Seite 27 – 29)
Stress vermeiden/abbauen, regelmäßig Sport treiben
Diabetikerberatung wahrnehmen
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Ganz alltägliche Dinge erleichtern Diabetikern den Umgang mit ihrer Erkrankung – angefangen bei den richtigen Socken über eine gute Hautpflege bis hin zur passenden Sehhilfe.
Gut gepflegt Spezielle Hautpflegemittel mit den Wirkstoffen Urea, Lactat, Ceramiden oder Carnitin bewahren die besonders empfindliche Haut von Diabetikern vor dem Austrocknen und vor Infektionen durch Pilze oder Bakterien. TIPP: In der Apotheke nach geeigneten Präparaten fragen
Füße im Fokus Die Füße sind bei Zuckerkranken ein wunder Punkt (Verhor-nungen, Verletzungen oder Druckgeschwüre). Untersuchen Sie Ihre Füße täglich auf Druckstellen oder Verletzungen, gehen Sie monatlich zur medizinische Fußpflege und achten Sie auf passende (eventuell orthopädische) Schuhe. TIPP: Feuchtigkeitshaltige Fußcremes benutzen
Alles im Blick Es gibt viele verschiedene Sehhilfen (z. B. Leselupen), die sich an die Bedürfnisse der Patienten anpassen lassen. TIPP: Erhältlich im Sanitätshaus oder beim Optiker
Perfekt gekleidet Spezielle Shirts, Unterwäsche und Socken mit Softbündchen wirken dank der eingearbeiteten Silber- oder Sojafasern desinfizierend und heilungsfördernd. TIPP: Im Sanitätshaus nachfragen oder bei www.diaexpert.de
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Nützliche Hilfen für den Alltag
Genussvoll schlemmen
Die Zeiten, in denen Zuckerkranke sich streng an Diäten
halten mussten, gehören glücklicherweise dank moderner
Behandlungsverfahren der Vergangenheit an. Aber Aus-
nahmen gibt es dennoch: Diejenigen, die sich vor den Mahl-
zeiten eine festgelegte Insulinmenge spritzen, müssen ihre
Kohlenhydratzufuhr im Auge behalten und per Broteinheiten
(BE) berechnen. Dahinter verbirgt sich die Maßeinheit für
Kohlenhydrate (also Zucker, Stärke etc.) in Lebensmitteln.
Eine BE entspricht 12 Gramm Kohlenhydraten.
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Kalorien, Gewicht und Nährstoffverhältnis
Patienten mit Insulinpumpen, einer bedarfsgerechten
individuellen Insulintherapie oder rein medikamentöser
Behandlung müssen heutzutage nicht auf Genuss verzich-
ten. Bei ihnen zählen vor allem eine dem Kalorienbedarf
angepasste Ernährung im richtigen Nährstoffverhältnis und
der Abbau überflüssiger Pfunde. Eine große Rolle spielt
auch der glykämische Index, der die Auswirkungen von
Nahrungsmitteln auf den Blutzucker darstellt.
Fragwürdige Wahl: Diabetikerprodukte
Lebensmittel für Diabetiker stehen mittlerweile durchaus in
der Kritik. Denn sie kosten meist nicht nur mehr als andere
Produkte, sondern enthalten oft auch mehr Kalorien und
Fett als vergleichbare Standardlebensmittel. Der statt Haus-
haltszucker in vielen Fällen zugesetzte Fruchtzucker steht
zudem im Verdacht, Übergewicht zu fördern.
Professionelle Beratung hilft
Nutzen Sie als Diabetiker unbedingt eine fundierte Ernäh-
rungsberatung – sprechen Sie Ihren Arzt darauf an!
Je niedriger der glykämische Index (GI) eines Lebensmittels ausfällt, desto weniger Insulin muss der Körper dafür bereitstellen. Hier einige Beispiele für eine optimale Lebens-mittelauswahl:
Vollkornprodukte (Brot und Nudeln aus Vollkorn, Naturreis, Haferflocken), Milchprodukte, Eier, Blatt- und Kohlgemüse, Hülsenfrüchte, Äpfel, Birnen
Meiden Sie jedoch folgende Lebensmittel mit hohem GI:
Weißmehlprodukte, Schokomüsli, Cornflakes, gekochte Kartoffeln und Produkte daraus (z. B. Klöße, Püree), Dosenfrüchte, Kakaogetränke, Speisestärke /Soßenbinder
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Lebensmittelauswahl nach dem glykämischen Index
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ADRESSEN
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) Blickpunkt Auge – Rat und Hilfe bei Sehverlust Beratungsstellen unter Internet: www.blickpunkt-auge.de/regionen.html Telefon: 030 285387-0 Die nächstgelegene Ortsgruppe des DBSV erreichen Sie unter Telefon: 01805 666456 (0,14 € / Minute aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 € / Minute) Internet: www.dbsv.org
Deutscher Diabetiker Bund e. V. Goethestraße 27, 34119 Kassel Telefon: 0561 703477- 0 E-Mail: [email protected] Internet: www.diabetikerbund.de
INTERNET
www.ratgeber-makula.de
www.diabetesde.org
BUCHTIPPS
Doris Fritzsche: Diabetes. Der Einkaufsberater von A – Z Gräfe und Unzer 2012 (12,99 Euro)
Ellen Jahn: Diabetes Typ 2. Wie Sie gezielt gegensteuern Stiftung Warentest 2011 (16,90 Euro)
Hilfreiche Adressen, Internetseiten und Buchtipps
Gelber Fleck (Makula): Etwa fünf Millimeter großer Bereich der menschlichen Netzhaut mit besonders hoher Sehzellendichte in der Netzhautmitte – auch Bereich des schärfsten Sehens genannt.
Glaskörper (Corpus vitreum): Der die Augenform erhaltende Glaskörper befindet sich zwischen Linse und Netzhaut und besteht aus einer durchsichtigen gelartigen Substanz.
Metabolisches Syndrom („tödliches Quartett“): Gefährliche Kombination aus bauchbetontem Übergewicht, Fettstoff-wechselstörungen, erhöhtem Blutzucker und Bluthochdruck.
Netzhaut (Retina): Schicht aus Nervengewebe an der hinteren Innenseite des Auges, in der die optischen Signale umgewan-delt und über den Sehnerv an das Gehirn geleitet werden.
Sehzellen: Lichtempfindliche Zellen in der Netzhaut. „Stäbchen“: Sehen in der Dunkelheit und bewegter Bilder, „Zapfen“: Erkennen von Farben, zentrale Sehschärfe.
Überzuckerung (Hyperglykämie) und Unterzuckerung (Hypo-glykämie): Entgleisungen des Zuckerstoffwechsels nach oben oder unten bei schlecht eingestellten Blutzuckerwerten, die sofortige ärztliche Hilfe erfordern (Gefahr: diabetisches Koma!).
VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor): Wachstumsfaktor (Protein), der unter anderem die Bildung unerwünschter neuer, brüchiger Blutgefäße im Auge anregt sowie die Durchlässigkeit dieser Gefäße erhöht und dadurch Ödeme fördert.
Glossar
Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus
Bei Diabetes die Augen im Blick behalten
Novartis Pharma GmbH
Roonstraße 25, 90429 Nürnberg, www.novartis.de
www.ratgeber-makula.de 311471 10 / 2014