Bildungsberatung Niedersachsen zwischen 2009 und 2016
Orientierungshilfe fuumlr lebenslanges Lernen schaffen
B
Impressum
Projektfoumlrderung Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur
Herausgeberin Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung Hannover
Redaktion kos GmbH Berlin
Autorinnen Sabrina Raumlmer amp Dr Elke Scheffelt kos GmbH Berlin unter Mitarbeit von Goumlntje Schoeps kos GmbH Berlin
Gestaltung Svenja Klau | Freie Designerin wwwsvenja-klaude
Deckblattfoto copy vege ndash Adobe Stock
1 Auflage Januar 2017
Kontakt
Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) Boumldekerstraszlige 16 30161 Hannover Postfach 473 30004 Hannover
Tel 0511 300330-10 Fax 0511 300330-81 Mail infoaewb-ndsde wwwaewb-ndsde
copy Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) Boumldekerstraszlige 16 30161 Hannover
Die Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung ist eine selbststaumlndige Stelle nach dem Niedersaumlchsischen Erwachsenenbildungsgesetz (NEBG) die vom Niedersaumlchsischen Bund fuumlr freie Erwachsenenbildung e V (nbeb) getragen wird
Geschaumlftsfuumlhrer Dr Martin Dust
Inhalt
1 Einleitung 4
2 Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen 5
3 Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung 6
Konzeption und Ziele 6
Qualitaumltsvoll beraten 8
Vor Ort gut vernetzt 10
Kompetent und professionell beraten 10
4 Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen 1
Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle 12
Bildungsberatung in allen Lebensphasen 14
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden 17
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt 19
5 Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen 22
Literaturverzeichnis 23
Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
B
4 5
1 2
Einleitung
Lebensbegleitendes Lernen wird in Zeiten der zunehshy
menden Flexibilisierung von Erwerbsverlaumlufen und
steigenden Anforderungen durch gesellschaftliche und
digitale Entwicklungen immer wichtiger Der Bedarf an
Unterstuumltzung und Orientierung zu beruflichen Moumlglichshy
keiten zur Auswahl und Entscheidung fuumlr Fort- und Weishy
terbildungsmaszlignahmen und zum deutschen Bildungsshy
system ist hoch Dementsprechend nehmen breite
Bevoumllkerungsgruppen das Angebot einer Bildungsberashy
tung gezielt an um in Fragen der beruflichen Weitershy
entwicklung oder des beruflichen Wiedereinstiegs gut
informiert Entscheidungen zu treffen Sei es fuumlr eine
Fort- oder Weiterbildung sei es fuumlr das Nachholen eishy
nes Schulabschlusses oder auch um Bewerbungstipps
zu erhalten
Die Modellprojekte der Bildungsberatung im Land Nieshy
dersachsen leisten dazu fast flaumlchendeckend einen
wichtigen Beitrag und haben sich seit ihrer Initiierung
im Jahr 2009 in den jeweiligen Regionen gut vernetzt
und verankert sowie weiter professionalisiert
Die kos GmbH begleitet die Qualitaumltsentwicklung
und -sicherung der Modellprojekte seit 2010 und ist
verantwortlich fuumlr die Entwicklung und Umsetzung
des bdquoNiedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmens fuumlr die
Bildungsberatungldquo (NQB) Vor diesem Hintergrund
entstand die vorliegende Broschuumlre im Auftrag
der Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung
(AEWB) Sie stellt die Entwicklung des niedersaumlchshy
sischen Bildungsberatungsnetzwerks uumlberblicksartig
dar fasst die Ergebnisse der sechsjaumlhrigen Projektshy
laufzeit kompakt zusammen und interpretiert vorhanshy
dene Daten mit Blick auf die Entwicklungen in Nieshy
dersachsen und auf das Feld der Bildungsberatung
allgemein Abschlieszligend werden Schwerpunkte fuumlr
die zukuumlnftige Weiterentwicklung des Beratungsshy
netzwerks skizziert
Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen
Mit dem Landtagsbeschluss zur Finanzierung von Moshy
dellprojekten der Bildungsberatung wurde im Jahr 2009
die Grundlage zum Aufbau eines flaumlchendeckenden Bilshy
dungsberatungsangebots fuumlr die niedersaumlchsische Beshy
voumllkerung geschaffen und die Foumlrdersumme zwischen
2009 und 2012 auf acht geeignete Standorte im Bunshy
desland verteilt Bei der Einrichtung der Modellprojekshy
te wurde bewusst auf Strukturen zuruumlckgegriffen die
aus den BMBF-Programmen der bdquoLernenden Regionenldquo
bdquoLernen vor Ortldquo und der bdquoBildungspraumlmieldquo entstanden
waren Nach der ersten Evaluation der Modellprojekte
erfolgte im Jahr 2014 eine Aufstockung um weitere
vier Beratungsstellen Derzeit existieren damit zwoumllf
Bildungsberatungsstellen in Niedersachsen Sie sind
unterschiedlich aufgebaut und organisiert angepasst
an die jeweiligen regionalen Voraussetzungen und Rahshy
menbedingungen (vgl Etz 2013 S 11)
Abb 1 Standorte der Bildungsberatung Niedersachsen 2016 Quelle wwwbildungsberatung-ndsdeindexphpberatungsstellen
Mit der Einrichtung der Modellprojekte verfolgt das
Land Niedersachsen das Ziel die allgemeine Weiterbilshy
dungsbeteiligung durch kompetente und professionelle
Beratung zu erhoumlhen Die Beratungsangebote als Teil
des staatlichen Auftrags und der Daseinsvorsorge solshy
len das lebensbegleitende Lernen professionell foumlrdern
und Menschen bei ihrer beruflichen Orientierung und
(Weiter-)Entwicklung unterstuumltzen Denn Bildung und
Ausbildung sind wesentliche Voraussetzungen fuumlr eine
gute Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsshy
markt Personen die bisher wenig oder kaum an Weitershy
bildungsaktivitaumlten teilgenommen haben sollen mithilshy
fe der landesweiten Beratungsangebote angesprochen
sensibilisiert und fuumlr Bildung und Weiterbildung aktiviert
werden
6 7
3
Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung
Konzeption und Ziele
Das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft
und Kultur (MWK) beauftragte die Agentur fuumlr Erwachshy
senenbildung und Weiterbildung (AEWB) mit der Steueshy
rung der fachlichen Begleitung und der Qualitaumltssicheshy
rung der Modellprojekte sowie dem erklaumlrten Ziel ein
gemeinsames Rahmenkonzept fuumlr die Beratungsstellen
zu entwickeln Es beinhaltet ua eine einheitliche extershy
ne Evaluation die kontinuierliche und systematische
Qualitaumltssicherung und -entwicklung sowie die inhaltshy
liche Weiterentwicklung im Rahmen des landesweiten
Netzwerks So organisiert die AEWB jaumlhrlich mehrere
landesweite Treffen der Bildungsberatungseinrichtunshy
gen die als Fortbildungstage und Workshops gestaltet
werden Trotz ihrer unterschiedlichen Organisationsmoshy
delle und spezifischer regionaler Auspraumlgungen verfuumlshy
gen die Beratungsstellen damit uumlber einen gemeinsashy
men Ansatz
Die AEWB hat zusammen mit den Modellprojekten ein
Verstaumlndnis von Bildungsberatung als Orientierungsbeshy
ratung entwickelt das sich auf eine wissenschaftliche
Expertise der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin bezieht
Orientierungsberatung in diesem Sinne stellt keine
Fachberatung dar sondern bdquoist ein Oumlffnungsvorgang
(kein Steuerungsvorgang) der differenzierte Wege
Sichten Uumlbersichten Anstoumlszlige zur Selbstreflexion Bashy
lancierungen zu Lernbedarfen und -beduumlrfnissen beshy
reithaumllt (hellip) [Orientierungsberatung] arbeitet auch mit
Weiterverweisung wenn Vorentscheidungen aufbereishy
tet sindldquo (Gieseke 2013 S 27)
Die Beratungsstellen im Netzwerk bdquoBildungsberatung
Niedersachsenldquo bieten dementsprechend allen Menshy
schen fachkundige und traumlgerunabhaumlngige Beratung
rund um die Themen Bildung und Beruf an Sie haben
sich zum Ziel gesetzt den Menschen in Niedersachsen
Zugaumlnge zu Bildung und zum lebenslangen Lernen aufshy
zuzeigen Bei Fragestellungen die uumlber die berufliche
(Weiter-) Bildung und daran angrenzende Themen (zB
Finanzierung oder das Nachholen von Abschluumlssen) hishy
nausgehen findet eine Weiterleitung an entsprechende
Fachberatungsstellen statt
Insgesamt nehmen in Niedersachsen nahezu die
Haumllfte (rund 47) der erwerbsfaumlhigen Menschen
(18 - 64 Jahre) jaumlhrlich an einer Weiterbildung teil
Im Jahr 2014 waren dies rund 23 Mio Menschen
Dieser Wert liegt unter dem bundesdeutschen
Durchschnitt von 511
In der Weiterbildungsbeteiligung von Frauen (45)
und Maumlnnern (49) gibt es dabei kaum Untershy
schiede auch zwischen Voll- und Teilzeitbeschaumlfshy
tigten nicht (beide Gruppen mit mehr als 50)
Den groumlszligten Anteil an Weiterbildung haben beshy
triebliche Weiterbildungsaktivitaumlten 7 von 10 Weishy
terbildungsmaszlignahmen werden in Niedersachsen
im betrieblichen Kontext umgesetzt Dieser Anteil
ist in etwa vergleichbar mit den Anteilen im geshy
samten Bundesgebiet Nicht verwunderlich ist es
deshalb dass sich Erwerbstaumltige und Personen in
(Aus-)Bildung am haumlufigsten an Weiterbildung beshy
teiligen Arbeitslose immerhin noch zu 40 und
Nichterwerbstaumltige zu 23
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang
dass auch das Angebot und die Beteiligung an
Weiterbildung regional sehr unterschiedlich ausshy
gepraumlgt ist Eine Studie des DIE und der Bertelsshy
mann Stiftung ermoumlglicht erstmals den Blick auf
die Ebene der Kommunen und zeigt auf dass die
diesbezuumlglichen Unterschiede nicht nur zwischen
den einzelnen Bundeslaumlndern bestehen sondern
auch innerhalb der einzelnen Laumlnder Dies ist zum
Teil auf die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetshy
zungen der jeweiligen Kommunen (Sozial- Infra-
und Wirtschaftsstrukturen) zuruumlckzufuumlhren Zum
anderen aber auch auf die Angebotsseite vor Ort
Dies betrifft das Weiterbildungsangebot von oumlfshy
fentlichen gemeinschaftlichen privatwirtschaftshy
lichen und betrieblichen Institutionen und die
Erreichbarkeit dieser Angebote ebenso wie die
Kooperation der regionalen Akteure und das Vorshy
handensein einer unabhaumlngigen Beratung (vgl
Buumlrmann und Frick 2015) Fuumlr Niedersachsen zeishy
gen sich im Rahmen dieser Studie aumluszligerst groszlige
Spannbreiten der Weiterbildungsbeteiligung in
den einzelnen Landkreisen Dies reicht von relashy
tiv geringen Weiterbildungsbeteiligungsquoten in
Emden Hameln oder im Emsland bis hin zu hoher
Weiterbildungsbeteiligung in Braunschweig oder
auch der kreisfreien Stadt Oldenburg
Weiterbildungsbeteiligung in Niedersachsen
1 Die Ergebnisse entstammen einer Studie zur bdquoWeiterbildung in Niedersachsen 2014ldquo die das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur (MWK) parallel und analog zum nationalen Adult Education Surveys (AES) von TNS Infratest erstellen lieszlig
Abb 2 Weiterbildungsteilnahme Erwerbsfaumlhiger 2014 Quelle Bilger und Strauszlig 2015
Qualitaumltsvoll beraten
Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements
fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein
grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy
grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB
den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy
beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des
Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an
die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy
weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von
Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch
die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy
tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die
Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy
nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy
rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet
In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den
Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer
vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung
im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des
NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy
gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in
Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase
zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy
einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen
zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet
wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der
einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy
ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt
Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy
maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein
weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung
2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy
organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten
Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH
In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten
Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy
moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden
aufgezeigt
Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement
wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy
gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der
Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy
rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in
DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016
wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen
von einem externen Team erfolgreich auditiert
Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming
Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass
durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy
men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy
sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden
Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy
gungen formuliert
Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy
ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy
zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy
ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung
und -entwicklung insgesamt
In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy
regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy
themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy
management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder
auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy
ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy
meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes
Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie
ein gemeinsamer Internetauftritt
Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen
aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy
lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in
den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit
und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy
ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen
angepasst und kontinuierlich verbessert haben
Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy
ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen
und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran
hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame
Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten
Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy
ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy
einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den
einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt
erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis
etabliert werden
Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand
beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy
schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich
gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy
arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller
Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy
sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert
und moumlgliche weitere Strategien geplant
Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen
8 9
10 11
Vor Ort gut vernetzt
Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy
len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional
je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau
und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb
war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der
Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren
der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy
en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren
ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy
anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive
Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits
bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy
de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy
dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere
Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy
gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick
auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die
Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits
beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt
indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-
und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im
Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy
ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und
weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen
verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung
sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen
relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy
tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit
um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und
ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy
einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen
zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch
zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur
Offenen Hochschule Niedersachsen
Kompetent und professionell beraten
Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy
tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber
fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy
se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen
um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy
sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen
im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy
und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet
und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von
Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy
gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen
angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen
und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss
verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy
bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und
methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung
interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)
Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen
Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy
staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy
alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet
ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy
tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy
menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber
die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy
ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit
Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen
so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer
Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy
schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse
Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt
Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen
ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer
relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die
sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt
hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy
sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy
gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio
was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy
sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht
einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)
und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015
61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)
Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy
wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy
sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den
weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy
saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit
und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy
tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen
auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung
und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy
se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie
auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)
liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy
werten im Bundesgebiet
Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy
sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede
So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu
uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy
taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die
Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen
Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind
entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy
ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy
gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen
Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy
ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems
Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis
Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy
nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war
zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy
schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten
(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy
les Gesundheit und Gleichstellung 2016)
3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen
12 13
4
Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen
Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle
Evaluation der Beratung
Seit Beginn des Modellprojektes werden die
Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy
dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy
tungspersonal mit einem standardisierten Frashy
gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr
Entwicklungsplanung und Strukturforschung
(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet
Die Dokumentation durch das Beratungspershy
sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt
Die Erhebung der Beratungskundinnen und
-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede
vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an
die Beratung den Fragebogen mit der Bitte
diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an
einem separaten Ort und nicht unter den Aushy
gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen
geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy
pekten der jeweiligen Beratung ab
Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy
kumentieren neben soziodemographischen
Merkmalen auch die Beratungsanliegen und
-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das
Beratungsformat und machen Angaben zur
Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy
ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy
satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist
fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements
und der Qualitaumltssicherung
Bildungsabschluumlsse
Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor
dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen
beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen
die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen
Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy
chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy
menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy
ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen
Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an
den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen
etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und
Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy
men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite
12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy
licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung
(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy
tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der
face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der
Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl
Goumlllner 2016)4
Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor
persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy
nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy
nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in
den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen
mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy
ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt
werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung
nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt
die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte
Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung
nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden
der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy
halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen
werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken
festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)
Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)
Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene
Beratungsformate
Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12
14 15
Bildungsberatung in allen Lebensphasen
Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung
die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch
zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen
Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy
gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy
tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den
25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy
hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy
pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und
oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy
lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy
tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden
Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die
Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy
derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden
Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy
dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das
traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von
unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird
(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy
sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger
Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der
beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen
Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy
zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen
in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam
waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy
rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)
koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert
werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt
erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)
mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen
In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob
in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene
zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und
steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy
beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy
fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch
in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy
werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy
ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen
den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-
den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen
Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy
nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8
seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)
Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine
Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken
beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy
dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy
rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit
Personen zustande kam die einen Schulabschluss
aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer
und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)
Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den
Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy
gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass
der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem
Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und
damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen
Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy
nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung
2016)
Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015
Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015
16 17
Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy
dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy
rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit
Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem
akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der
Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy
niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy
desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber
fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy
erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy
schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy
nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die
Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy
nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in
anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy
penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch
gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig
Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil
an Hochqualifizierten
Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)
245 angestellt (Teilzeit)
182 arbeitslos
111 in Ausbildung
SchuleStudium
92 Hausfrau-mann
Elternzeit
88 selbststaumlndig
freiberuflich
12 erwerbsunfaumlhig
Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen
nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt
werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy
ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein
Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy
abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen
Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen
Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden
Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen
mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy
bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy
reicht (vgl Abb9)
Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden
Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung
von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy
besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit
geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht
nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy
schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr
Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt
(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden
tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy
chung von Bildungschancen und die Entkopplung des
Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy
tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp
Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy
periode 2016-2021)
Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung
in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach
dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen
erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei
sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy
beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass
etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung
arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy
tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61
(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass
Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy
angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf
eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy
werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren
Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015
Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy
schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den
Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei
rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich
uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund
(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy
ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-
Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit
dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und
Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy
maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege
und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind
Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy
gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-
Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015
fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die
Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern
(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy
aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von
gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden
sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen
land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die
das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die
Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber
die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind
auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert
So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk
sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
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Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
www aewb-nds de
Impressum
Projektfoumlrderung Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur
Herausgeberin Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung Hannover
Redaktion kos GmbH Berlin
Autorinnen Sabrina Raumlmer amp Dr Elke Scheffelt kos GmbH Berlin unter Mitarbeit von Goumlntje Schoeps kos GmbH Berlin
Gestaltung Svenja Klau | Freie Designerin wwwsvenja-klaude
Deckblattfoto copy vege ndash Adobe Stock
1 Auflage Januar 2017
Kontakt
Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) Boumldekerstraszlige 16 30161 Hannover Postfach 473 30004 Hannover
Tel 0511 300330-10 Fax 0511 300330-81 Mail infoaewb-ndsde wwwaewb-ndsde
copy Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) Boumldekerstraszlige 16 30161 Hannover
Die Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung ist eine selbststaumlndige Stelle nach dem Niedersaumlchsischen Erwachsenenbildungsgesetz (NEBG) die vom Niedersaumlchsischen Bund fuumlr freie Erwachsenenbildung e V (nbeb) getragen wird
Geschaumlftsfuumlhrer Dr Martin Dust
Inhalt
1 Einleitung 4
2 Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen 5
3 Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung 6
Konzeption und Ziele 6
Qualitaumltsvoll beraten 8
Vor Ort gut vernetzt 10
Kompetent und professionell beraten 10
4 Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen 1
Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle 12
Bildungsberatung in allen Lebensphasen 14
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden 17
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt 19
5 Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen 22
Literaturverzeichnis 23
Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
B
4 5
1 2
Einleitung
Lebensbegleitendes Lernen wird in Zeiten der zunehshy
menden Flexibilisierung von Erwerbsverlaumlufen und
steigenden Anforderungen durch gesellschaftliche und
digitale Entwicklungen immer wichtiger Der Bedarf an
Unterstuumltzung und Orientierung zu beruflichen Moumlglichshy
keiten zur Auswahl und Entscheidung fuumlr Fort- und Weishy
terbildungsmaszlignahmen und zum deutschen Bildungsshy
system ist hoch Dementsprechend nehmen breite
Bevoumllkerungsgruppen das Angebot einer Bildungsberashy
tung gezielt an um in Fragen der beruflichen Weitershy
entwicklung oder des beruflichen Wiedereinstiegs gut
informiert Entscheidungen zu treffen Sei es fuumlr eine
Fort- oder Weiterbildung sei es fuumlr das Nachholen eishy
nes Schulabschlusses oder auch um Bewerbungstipps
zu erhalten
Die Modellprojekte der Bildungsberatung im Land Nieshy
dersachsen leisten dazu fast flaumlchendeckend einen
wichtigen Beitrag und haben sich seit ihrer Initiierung
im Jahr 2009 in den jeweiligen Regionen gut vernetzt
und verankert sowie weiter professionalisiert
Die kos GmbH begleitet die Qualitaumltsentwicklung
und -sicherung der Modellprojekte seit 2010 und ist
verantwortlich fuumlr die Entwicklung und Umsetzung
des bdquoNiedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmens fuumlr die
Bildungsberatungldquo (NQB) Vor diesem Hintergrund
entstand die vorliegende Broschuumlre im Auftrag
der Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung
(AEWB) Sie stellt die Entwicklung des niedersaumlchshy
sischen Bildungsberatungsnetzwerks uumlberblicksartig
dar fasst die Ergebnisse der sechsjaumlhrigen Projektshy
laufzeit kompakt zusammen und interpretiert vorhanshy
dene Daten mit Blick auf die Entwicklungen in Nieshy
dersachsen und auf das Feld der Bildungsberatung
allgemein Abschlieszligend werden Schwerpunkte fuumlr
die zukuumlnftige Weiterentwicklung des Beratungsshy
netzwerks skizziert
Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen
Mit dem Landtagsbeschluss zur Finanzierung von Moshy
dellprojekten der Bildungsberatung wurde im Jahr 2009
die Grundlage zum Aufbau eines flaumlchendeckenden Bilshy
dungsberatungsangebots fuumlr die niedersaumlchsische Beshy
voumllkerung geschaffen und die Foumlrdersumme zwischen
2009 und 2012 auf acht geeignete Standorte im Bunshy
desland verteilt Bei der Einrichtung der Modellprojekshy
te wurde bewusst auf Strukturen zuruumlckgegriffen die
aus den BMBF-Programmen der bdquoLernenden Regionenldquo
bdquoLernen vor Ortldquo und der bdquoBildungspraumlmieldquo entstanden
waren Nach der ersten Evaluation der Modellprojekte
erfolgte im Jahr 2014 eine Aufstockung um weitere
vier Beratungsstellen Derzeit existieren damit zwoumllf
Bildungsberatungsstellen in Niedersachsen Sie sind
unterschiedlich aufgebaut und organisiert angepasst
an die jeweiligen regionalen Voraussetzungen und Rahshy
menbedingungen (vgl Etz 2013 S 11)
Abb 1 Standorte der Bildungsberatung Niedersachsen 2016 Quelle wwwbildungsberatung-ndsdeindexphpberatungsstellen
Mit der Einrichtung der Modellprojekte verfolgt das
Land Niedersachsen das Ziel die allgemeine Weiterbilshy
dungsbeteiligung durch kompetente und professionelle
Beratung zu erhoumlhen Die Beratungsangebote als Teil
des staatlichen Auftrags und der Daseinsvorsorge solshy
len das lebensbegleitende Lernen professionell foumlrdern
und Menschen bei ihrer beruflichen Orientierung und
(Weiter-)Entwicklung unterstuumltzen Denn Bildung und
Ausbildung sind wesentliche Voraussetzungen fuumlr eine
gute Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsshy
markt Personen die bisher wenig oder kaum an Weitershy
bildungsaktivitaumlten teilgenommen haben sollen mithilshy
fe der landesweiten Beratungsangebote angesprochen
sensibilisiert und fuumlr Bildung und Weiterbildung aktiviert
werden
6 7
3
Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung
Konzeption und Ziele
Das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft
und Kultur (MWK) beauftragte die Agentur fuumlr Erwachshy
senenbildung und Weiterbildung (AEWB) mit der Steueshy
rung der fachlichen Begleitung und der Qualitaumltssicheshy
rung der Modellprojekte sowie dem erklaumlrten Ziel ein
gemeinsames Rahmenkonzept fuumlr die Beratungsstellen
zu entwickeln Es beinhaltet ua eine einheitliche extershy
ne Evaluation die kontinuierliche und systematische
Qualitaumltssicherung und -entwicklung sowie die inhaltshy
liche Weiterentwicklung im Rahmen des landesweiten
Netzwerks So organisiert die AEWB jaumlhrlich mehrere
landesweite Treffen der Bildungsberatungseinrichtunshy
gen die als Fortbildungstage und Workshops gestaltet
werden Trotz ihrer unterschiedlichen Organisationsmoshy
delle und spezifischer regionaler Auspraumlgungen verfuumlshy
gen die Beratungsstellen damit uumlber einen gemeinsashy
men Ansatz
Die AEWB hat zusammen mit den Modellprojekten ein
Verstaumlndnis von Bildungsberatung als Orientierungsbeshy
ratung entwickelt das sich auf eine wissenschaftliche
Expertise der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin bezieht
Orientierungsberatung in diesem Sinne stellt keine
Fachberatung dar sondern bdquoist ein Oumlffnungsvorgang
(kein Steuerungsvorgang) der differenzierte Wege
Sichten Uumlbersichten Anstoumlszlige zur Selbstreflexion Bashy
lancierungen zu Lernbedarfen und -beduumlrfnissen beshy
reithaumllt (hellip) [Orientierungsberatung] arbeitet auch mit
Weiterverweisung wenn Vorentscheidungen aufbereishy
tet sindldquo (Gieseke 2013 S 27)
Die Beratungsstellen im Netzwerk bdquoBildungsberatung
Niedersachsenldquo bieten dementsprechend allen Menshy
schen fachkundige und traumlgerunabhaumlngige Beratung
rund um die Themen Bildung und Beruf an Sie haben
sich zum Ziel gesetzt den Menschen in Niedersachsen
Zugaumlnge zu Bildung und zum lebenslangen Lernen aufshy
zuzeigen Bei Fragestellungen die uumlber die berufliche
(Weiter-) Bildung und daran angrenzende Themen (zB
Finanzierung oder das Nachholen von Abschluumlssen) hishy
nausgehen findet eine Weiterleitung an entsprechende
Fachberatungsstellen statt
Insgesamt nehmen in Niedersachsen nahezu die
Haumllfte (rund 47) der erwerbsfaumlhigen Menschen
(18 - 64 Jahre) jaumlhrlich an einer Weiterbildung teil
Im Jahr 2014 waren dies rund 23 Mio Menschen
Dieser Wert liegt unter dem bundesdeutschen
Durchschnitt von 511
In der Weiterbildungsbeteiligung von Frauen (45)
und Maumlnnern (49) gibt es dabei kaum Untershy
schiede auch zwischen Voll- und Teilzeitbeschaumlfshy
tigten nicht (beide Gruppen mit mehr als 50)
Den groumlszligten Anteil an Weiterbildung haben beshy
triebliche Weiterbildungsaktivitaumlten 7 von 10 Weishy
terbildungsmaszlignahmen werden in Niedersachsen
im betrieblichen Kontext umgesetzt Dieser Anteil
ist in etwa vergleichbar mit den Anteilen im geshy
samten Bundesgebiet Nicht verwunderlich ist es
deshalb dass sich Erwerbstaumltige und Personen in
(Aus-)Bildung am haumlufigsten an Weiterbildung beshy
teiligen Arbeitslose immerhin noch zu 40 und
Nichterwerbstaumltige zu 23
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang
dass auch das Angebot und die Beteiligung an
Weiterbildung regional sehr unterschiedlich ausshy
gepraumlgt ist Eine Studie des DIE und der Bertelsshy
mann Stiftung ermoumlglicht erstmals den Blick auf
die Ebene der Kommunen und zeigt auf dass die
diesbezuumlglichen Unterschiede nicht nur zwischen
den einzelnen Bundeslaumlndern bestehen sondern
auch innerhalb der einzelnen Laumlnder Dies ist zum
Teil auf die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetshy
zungen der jeweiligen Kommunen (Sozial- Infra-
und Wirtschaftsstrukturen) zuruumlckzufuumlhren Zum
anderen aber auch auf die Angebotsseite vor Ort
Dies betrifft das Weiterbildungsangebot von oumlfshy
fentlichen gemeinschaftlichen privatwirtschaftshy
lichen und betrieblichen Institutionen und die
Erreichbarkeit dieser Angebote ebenso wie die
Kooperation der regionalen Akteure und das Vorshy
handensein einer unabhaumlngigen Beratung (vgl
Buumlrmann und Frick 2015) Fuumlr Niedersachsen zeishy
gen sich im Rahmen dieser Studie aumluszligerst groszlige
Spannbreiten der Weiterbildungsbeteiligung in
den einzelnen Landkreisen Dies reicht von relashy
tiv geringen Weiterbildungsbeteiligungsquoten in
Emden Hameln oder im Emsland bis hin zu hoher
Weiterbildungsbeteiligung in Braunschweig oder
auch der kreisfreien Stadt Oldenburg
Weiterbildungsbeteiligung in Niedersachsen
1 Die Ergebnisse entstammen einer Studie zur bdquoWeiterbildung in Niedersachsen 2014ldquo die das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur (MWK) parallel und analog zum nationalen Adult Education Surveys (AES) von TNS Infratest erstellen lieszlig
Abb 2 Weiterbildungsteilnahme Erwerbsfaumlhiger 2014 Quelle Bilger und Strauszlig 2015
Qualitaumltsvoll beraten
Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements
fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein
grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy
grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB
den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy
beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des
Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an
die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy
weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von
Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch
die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy
tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die
Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy
nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy
rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet
In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den
Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer
vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung
im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des
NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy
gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in
Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase
zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy
einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen
zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet
wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der
einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy
ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt
Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy
maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein
weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung
2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy
organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten
Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH
In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten
Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy
moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden
aufgezeigt
Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement
wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy
gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der
Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy
rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in
DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016
wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen
von einem externen Team erfolgreich auditiert
Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming
Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass
durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy
men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy
sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden
Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy
gungen formuliert
Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy
ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy
zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy
ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung
und -entwicklung insgesamt
In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy
regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy
themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy
management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder
auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy
ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy
meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes
Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie
ein gemeinsamer Internetauftritt
Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen
aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy
lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in
den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit
und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy
ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen
angepasst und kontinuierlich verbessert haben
Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy
ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen
und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran
hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame
Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten
Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy
ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy
einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den
einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt
erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis
etabliert werden
Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand
beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy
schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich
gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy
arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller
Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy
sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert
und moumlgliche weitere Strategien geplant
Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen
8 9
10 11
Vor Ort gut vernetzt
Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy
len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional
je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau
und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb
war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der
Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren
der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy
en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren
ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy
anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive
Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits
bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy
de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy
dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere
Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy
gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick
auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die
Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits
beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt
indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-
und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im
Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy
ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und
weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen
verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung
sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen
relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy
tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit
um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und
ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy
einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen
zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch
zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur
Offenen Hochschule Niedersachsen
Kompetent und professionell beraten
Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy
tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber
fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy
se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen
um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy
sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen
im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy
und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet
und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von
Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy
gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen
angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen
und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss
verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy
bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und
methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung
interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)
Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen
Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy
staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy
alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet
ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy
tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy
menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber
die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy
ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit
Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen
so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer
Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy
schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse
Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt
Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen
ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer
relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die
sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt
hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy
sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy
gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio
was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy
sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht
einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)
und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015
61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)
Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy
wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy
sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den
weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy
saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit
und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy
tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen
auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung
und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy
se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie
auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)
liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy
werten im Bundesgebiet
Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy
sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede
So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu
uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy
taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die
Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen
Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind
entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy
ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy
gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen
Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy
ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems
Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis
Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy
nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war
zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy
schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten
(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy
les Gesundheit und Gleichstellung 2016)
3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen
12 13
4
Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen
Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle
Evaluation der Beratung
Seit Beginn des Modellprojektes werden die
Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy
dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy
tungspersonal mit einem standardisierten Frashy
gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr
Entwicklungsplanung und Strukturforschung
(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet
Die Dokumentation durch das Beratungspershy
sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt
Die Erhebung der Beratungskundinnen und
-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede
vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an
die Beratung den Fragebogen mit der Bitte
diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an
einem separaten Ort und nicht unter den Aushy
gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen
geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy
pekten der jeweiligen Beratung ab
Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy
kumentieren neben soziodemographischen
Merkmalen auch die Beratungsanliegen und
-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das
Beratungsformat und machen Angaben zur
Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy
ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy
satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist
fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements
und der Qualitaumltssicherung
Bildungsabschluumlsse
Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor
dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen
beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen
die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen
Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy
chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy
menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy
ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen
Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an
den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen
etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und
Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy
men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite
12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy
licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung
(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy
tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der
face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der
Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl
Goumlllner 2016)4
Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor
persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy
nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy
nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in
den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen
mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy
ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt
werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung
nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt
die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte
Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung
nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden
der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy
halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen
werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken
festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)
Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)
Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene
Beratungsformate
Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12
14 15
Bildungsberatung in allen Lebensphasen
Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung
die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch
zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen
Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy
gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy
tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den
25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy
hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy
pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und
oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy
lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy
tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden
Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die
Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy
derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden
Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy
dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das
traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von
unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird
(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy
sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger
Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der
beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen
Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy
zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen
in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam
waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy
rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)
koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert
werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt
erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)
mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen
In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob
in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene
zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und
steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy
beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy
fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch
in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy
werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy
ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen
den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-
den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen
Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy
nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8
seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)
Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine
Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken
beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy
dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy
rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit
Personen zustande kam die einen Schulabschluss
aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer
und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)
Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den
Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy
gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass
der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem
Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und
damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen
Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy
nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung
2016)
Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015
Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015
16 17
Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy
dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy
rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit
Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem
akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der
Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy
niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy
desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber
fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy
erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy
schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy
nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die
Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy
nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in
anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy
penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch
gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig
Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil
an Hochqualifizierten
Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)
245 angestellt (Teilzeit)
182 arbeitslos
111 in Ausbildung
SchuleStudium
92 Hausfrau-mann
Elternzeit
88 selbststaumlndig
freiberuflich
12 erwerbsunfaumlhig
Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen
nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt
werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy
ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein
Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy
abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen
Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen
Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden
Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen
mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy
bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy
reicht (vgl Abb9)
Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden
Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung
von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy
besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit
geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht
nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy
schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr
Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt
(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden
tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy
chung von Bildungschancen und die Entkopplung des
Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy
tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp
Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy
periode 2016-2021)
Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung
in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach
dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen
erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei
sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy
beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass
etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung
arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy
tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61
(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass
Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy
angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf
eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy
werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren
Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015
Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy
schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den
Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei
rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich
uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund
(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy
ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-
Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit
dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und
Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy
maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege
und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind
Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy
gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-
Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015
fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die
Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern
(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy
aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von
gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden
sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen
land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die
das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die
Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber
die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind
auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert
So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk
sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
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Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
www aewb-nds de
4 5
1 2
Einleitung
Lebensbegleitendes Lernen wird in Zeiten der zunehshy
menden Flexibilisierung von Erwerbsverlaumlufen und
steigenden Anforderungen durch gesellschaftliche und
digitale Entwicklungen immer wichtiger Der Bedarf an
Unterstuumltzung und Orientierung zu beruflichen Moumlglichshy
keiten zur Auswahl und Entscheidung fuumlr Fort- und Weishy
terbildungsmaszlignahmen und zum deutschen Bildungsshy
system ist hoch Dementsprechend nehmen breite
Bevoumllkerungsgruppen das Angebot einer Bildungsberashy
tung gezielt an um in Fragen der beruflichen Weitershy
entwicklung oder des beruflichen Wiedereinstiegs gut
informiert Entscheidungen zu treffen Sei es fuumlr eine
Fort- oder Weiterbildung sei es fuumlr das Nachholen eishy
nes Schulabschlusses oder auch um Bewerbungstipps
zu erhalten
Die Modellprojekte der Bildungsberatung im Land Nieshy
dersachsen leisten dazu fast flaumlchendeckend einen
wichtigen Beitrag und haben sich seit ihrer Initiierung
im Jahr 2009 in den jeweiligen Regionen gut vernetzt
und verankert sowie weiter professionalisiert
Die kos GmbH begleitet die Qualitaumltsentwicklung
und -sicherung der Modellprojekte seit 2010 und ist
verantwortlich fuumlr die Entwicklung und Umsetzung
des bdquoNiedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmens fuumlr die
Bildungsberatungldquo (NQB) Vor diesem Hintergrund
entstand die vorliegende Broschuumlre im Auftrag
der Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weiterbildung
(AEWB) Sie stellt die Entwicklung des niedersaumlchshy
sischen Bildungsberatungsnetzwerks uumlberblicksartig
dar fasst die Ergebnisse der sechsjaumlhrigen Projektshy
laufzeit kompakt zusammen und interpretiert vorhanshy
dene Daten mit Blick auf die Entwicklungen in Nieshy
dersachsen und auf das Feld der Bildungsberatung
allgemein Abschlieszligend werden Schwerpunkte fuumlr
die zukuumlnftige Weiterentwicklung des Beratungsshy
netzwerks skizziert
Flaumlchendeckende Bildungsberatung fuumlr Niedersachsen
Mit dem Landtagsbeschluss zur Finanzierung von Moshy
dellprojekten der Bildungsberatung wurde im Jahr 2009
die Grundlage zum Aufbau eines flaumlchendeckenden Bilshy
dungsberatungsangebots fuumlr die niedersaumlchsische Beshy
voumllkerung geschaffen und die Foumlrdersumme zwischen
2009 und 2012 auf acht geeignete Standorte im Bunshy
desland verteilt Bei der Einrichtung der Modellprojekshy
te wurde bewusst auf Strukturen zuruumlckgegriffen die
aus den BMBF-Programmen der bdquoLernenden Regionenldquo
bdquoLernen vor Ortldquo und der bdquoBildungspraumlmieldquo entstanden
waren Nach der ersten Evaluation der Modellprojekte
erfolgte im Jahr 2014 eine Aufstockung um weitere
vier Beratungsstellen Derzeit existieren damit zwoumllf
Bildungsberatungsstellen in Niedersachsen Sie sind
unterschiedlich aufgebaut und organisiert angepasst
an die jeweiligen regionalen Voraussetzungen und Rahshy
menbedingungen (vgl Etz 2013 S 11)
Abb 1 Standorte der Bildungsberatung Niedersachsen 2016 Quelle wwwbildungsberatung-ndsdeindexphpberatungsstellen
Mit der Einrichtung der Modellprojekte verfolgt das
Land Niedersachsen das Ziel die allgemeine Weiterbilshy
dungsbeteiligung durch kompetente und professionelle
Beratung zu erhoumlhen Die Beratungsangebote als Teil
des staatlichen Auftrags und der Daseinsvorsorge solshy
len das lebensbegleitende Lernen professionell foumlrdern
und Menschen bei ihrer beruflichen Orientierung und
(Weiter-)Entwicklung unterstuumltzen Denn Bildung und
Ausbildung sind wesentliche Voraussetzungen fuumlr eine
gute Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsshy
markt Personen die bisher wenig oder kaum an Weitershy
bildungsaktivitaumlten teilgenommen haben sollen mithilshy
fe der landesweiten Beratungsangebote angesprochen
sensibilisiert und fuumlr Bildung und Weiterbildung aktiviert
werden
6 7
3
Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung
Konzeption und Ziele
Das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft
und Kultur (MWK) beauftragte die Agentur fuumlr Erwachshy
senenbildung und Weiterbildung (AEWB) mit der Steueshy
rung der fachlichen Begleitung und der Qualitaumltssicheshy
rung der Modellprojekte sowie dem erklaumlrten Ziel ein
gemeinsames Rahmenkonzept fuumlr die Beratungsstellen
zu entwickeln Es beinhaltet ua eine einheitliche extershy
ne Evaluation die kontinuierliche und systematische
Qualitaumltssicherung und -entwicklung sowie die inhaltshy
liche Weiterentwicklung im Rahmen des landesweiten
Netzwerks So organisiert die AEWB jaumlhrlich mehrere
landesweite Treffen der Bildungsberatungseinrichtunshy
gen die als Fortbildungstage und Workshops gestaltet
werden Trotz ihrer unterschiedlichen Organisationsmoshy
delle und spezifischer regionaler Auspraumlgungen verfuumlshy
gen die Beratungsstellen damit uumlber einen gemeinsashy
men Ansatz
Die AEWB hat zusammen mit den Modellprojekten ein
Verstaumlndnis von Bildungsberatung als Orientierungsbeshy
ratung entwickelt das sich auf eine wissenschaftliche
Expertise der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin bezieht
Orientierungsberatung in diesem Sinne stellt keine
Fachberatung dar sondern bdquoist ein Oumlffnungsvorgang
(kein Steuerungsvorgang) der differenzierte Wege
Sichten Uumlbersichten Anstoumlszlige zur Selbstreflexion Bashy
lancierungen zu Lernbedarfen und -beduumlrfnissen beshy
reithaumllt (hellip) [Orientierungsberatung] arbeitet auch mit
Weiterverweisung wenn Vorentscheidungen aufbereishy
tet sindldquo (Gieseke 2013 S 27)
Die Beratungsstellen im Netzwerk bdquoBildungsberatung
Niedersachsenldquo bieten dementsprechend allen Menshy
schen fachkundige und traumlgerunabhaumlngige Beratung
rund um die Themen Bildung und Beruf an Sie haben
sich zum Ziel gesetzt den Menschen in Niedersachsen
Zugaumlnge zu Bildung und zum lebenslangen Lernen aufshy
zuzeigen Bei Fragestellungen die uumlber die berufliche
(Weiter-) Bildung und daran angrenzende Themen (zB
Finanzierung oder das Nachholen von Abschluumlssen) hishy
nausgehen findet eine Weiterleitung an entsprechende
Fachberatungsstellen statt
Insgesamt nehmen in Niedersachsen nahezu die
Haumllfte (rund 47) der erwerbsfaumlhigen Menschen
(18 - 64 Jahre) jaumlhrlich an einer Weiterbildung teil
Im Jahr 2014 waren dies rund 23 Mio Menschen
Dieser Wert liegt unter dem bundesdeutschen
Durchschnitt von 511
In der Weiterbildungsbeteiligung von Frauen (45)
und Maumlnnern (49) gibt es dabei kaum Untershy
schiede auch zwischen Voll- und Teilzeitbeschaumlfshy
tigten nicht (beide Gruppen mit mehr als 50)
Den groumlszligten Anteil an Weiterbildung haben beshy
triebliche Weiterbildungsaktivitaumlten 7 von 10 Weishy
terbildungsmaszlignahmen werden in Niedersachsen
im betrieblichen Kontext umgesetzt Dieser Anteil
ist in etwa vergleichbar mit den Anteilen im geshy
samten Bundesgebiet Nicht verwunderlich ist es
deshalb dass sich Erwerbstaumltige und Personen in
(Aus-)Bildung am haumlufigsten an Weiterbildung beshy
teiligen Arbeitslose immerhin noch zu 40 und
Nichterwerbstaumltige zu 23
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang
dass auch das Angebot und die Beteiligung an
Weiterbildung regional sehr unterschiedlich ausshy
gepraumlgt ist Eine Studie des DIE und der Bertelsshy
mann Stiftung ermoumlglicht erstmals den Blick auf
die Ebene der Kommunen und zeigt auf dass die
diesbezuumlglichen Unterschiede nicht nur zwischen
den einzelnen Bundeslaumlndern bestehen sondern
auch innerhalb der einzelnen Laumlnder Dies ist zum
Teil auf die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetshy
zungen der jeweiligen Kommunen (Sozial- Infra-
und Wirtschaftsstrukturen) zuruumlckzufuumlhren Zum
anderen aber auch auf die Angebotsseite vor Ort
Dies betrifft das Weiterbildungsangebot von oumlfshy
fentlichen gemeinschaftlichen privatwirtschaftshy
lichen und betrieblichen Institutionen und die
Erreichbarkeit dieser Angebote ebenso wie die
Kooperation der regionalen Akteure und das Vorshy
handensein einer unabhaumlngigen Beratung (vgl
Buumlrmann und Frick 2015) Fuumlr Niedersachsen zeishy
gen sich im Rahmen dieser Studie aumluszligerst groszlige
Spannbreiten der Weiterbildungsbeteiligung in
den einzelnen Landkreisen Dies reicht von relashy
tiv geringen Weiterbildungsbeteiligungsquoten in
Emden Hameln oder im Emsland bis hin zu hoher
Weiterbildungsbeteiligung in Braunschweig oder
auch der kreisfreien Stadt Oldenburg
Weiterbildungsbeteiligung in Niedersachsen
1 Die Ergebnisse entstammen einer Studie zur bdquoWeiterbildung in Niedersachsen 2014ldquo die das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur (MWK) parallel und analog zum nationalen Adult Education Surveys (AES) von TNS Infratest erstellen lieszlig
Abb 2 Weiterbildungsteilnahme Erwerbsfaumlhiger 2014 Quelle Bilger und Strauszlig 2015
Qualitaumltsvoll beraten
Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements
fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein
grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy
grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB
den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy
beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des
Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an
die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy
weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von
Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch
die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy
tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die
Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy
nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy
rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet
In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den
Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer
vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung
im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des
NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy
gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in
Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase
zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy
einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen
zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet
wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der
einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy
ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt
Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy
maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein
weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung
2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy
organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten
Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH
In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten
Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy
moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden
aufgezeigt
Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement
wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy
gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der
Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy
rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in
DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016
wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen
von einem externen Team erfolgreich auditiert
Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming
Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass
durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy
men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy
sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden
Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy
gungen formuliert
Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy
ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy
zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy
ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung
und -entwicklung insgesamt
In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy
regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy
themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy
management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder
auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy
ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy
meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes
Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie
ein gemeinsamer Internetauftritt
Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen
aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy
lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in
den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit
und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy
ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen
angepasst und kontinuierlich verbessert haben
Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy
ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen
und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran
hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame
Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten
Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy
ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy
einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den
einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt
erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis
etabliert werden
Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand
beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy
schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich
gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy
arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller
Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy
sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert
und moumlgliche weitere Strategien geplant
Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen
8 9
10 11
Vor Ort gut vernetzt
Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy
len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional
je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau
und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb
war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der
Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren
der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy
en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren
ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy
anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive
Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits
bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy
de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy
dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere
Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy
gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick
auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die
Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits
beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt
indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-
und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im
Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy
ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und
weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen
verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung
sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen
relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy
tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit
um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und
ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy
einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen
zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch
zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur
Offenen Hochschule Niedersachsen
Kompetent und professionell beraten
Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy
tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber
fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy
se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen
um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy
sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen
im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy
und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet
und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von
Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy
gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen
angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen
und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss
verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy
bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und
methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung
interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)
Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen
Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy
staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy
alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet
ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy
tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy
menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber
die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy
ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit
Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen
so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer
Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy
schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse
Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt
Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen
ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer
relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die
sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt
hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy
sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy
gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio
was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy
sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht
einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)
und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015
61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)
Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy
wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy
sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den
weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy
saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit
und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy
tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen
auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung
und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy
se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie
auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)
liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy
werten im Bundesgebiet
Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy
sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede
So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu
uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy
taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die
Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen
Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind
entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy
ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy
gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen
Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy
ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems
Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis
Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy
nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war
zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy
schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten
(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy
les Gesundheit und Gleichstellung 2016)
3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen
12 13
4
Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen
Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle
Evaluation der Beratung
Seit Beginn des Modellprojektes werden die
Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy
dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy
tungspersonal mit einem standardisierten Frashy
gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr
Entwicklungsplanung und Strukturforschung
(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet
Die Dokumentation durch das Beratungspershy
sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt
Die Erhebung der Beratungskundinnen und
-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede
vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an
die Beratung den Fragebogen mit der Bitte
diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an
einem separaten Ort und nicht unter den Aushy
gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen
geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy
pekten der jeweiligen Beratung ab
Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy
kumentieren neben soziodemographischen
Merkmalen auch die Beratungsanliegen und
-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das
Beratungsformat und machen Angaben zur
Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy
ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy
satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist
fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements
und der Qualitaumltssicherung
Bildungsabschluumlsse
Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor
dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen
beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen
die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen
Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy
chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy
menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy
ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen
Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an
den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen
etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und
Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy
men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite
12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy
licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung
(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy
tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der
face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der
Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl
Goumlllner 2016)4
Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor
persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy
nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy
nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in
den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen
mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy
ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt
werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung
nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt
die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte
Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung
nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden
der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy
halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen
werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken
festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)
Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)
Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene
Beratungsformate
Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12
14 15
Bildungsberatung in allen Lebensphasen
Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung
die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch
zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen
Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy
gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy
tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den
25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy
hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy
pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und
oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy
lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy
tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden
Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die
Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy
derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden
Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy
dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das
traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von
unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird
(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy
sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger
Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der
beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen
Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy
zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen
in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam
waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy
rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)
koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert
werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt
erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)
mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen
In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob
in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene
zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und
steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy
beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy
fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch
in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy
werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy
ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen
den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-
den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen
Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy
nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8
seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)
Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine
Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken
beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy
dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy
rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit
Personen zustande kam die einen Schulabschluss
aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer
und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)
Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den
Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy
gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass
der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem
Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und
damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen
Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy
nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung
2016)
Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015
Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015
16 17
Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy
dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy
rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit
Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem
akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der
Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy
niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy
desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber
fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy
erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy
schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy
nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die
Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy
nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in
anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy
penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch
gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig
Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil
an Hochqualifizierten
Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)
245 angestellt (Teilzeit)
182 arbeitslos
111 in Ausbildung
SchuleStudium
92 Hausfrau-mann
Elternzeit
88 selbststaumlndig
freiberuflich
12 erwerbsunfaumlhig
Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen
nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt
werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy
ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein
Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy
abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen
Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen
Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden
Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen
mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy
bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy
reicht (vgl Abb9)
Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden
Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung
von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy
besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit
geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht
nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy
schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr
Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt
(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden
tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy
chung von Bildungschancen und die Entkopplung des
Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy
tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp
Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy
periode 2016-2021)
Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung
in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach
dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen
erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei
sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy
beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass
etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung
arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy
tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61
(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass
Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy
angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf
eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy
werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren
Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015
Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy
schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den
Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei
rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich
uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund
(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy
ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-
Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit
dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und
Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy
maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege
und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind
Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy
gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-
Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015
fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die
Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern
(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy
aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von
gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden
sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen
land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die
das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die
Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber
die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind
auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert
So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk
sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
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Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
www aewb-nds de
6 7
3
Professionelle und qualitaumltsvolle Bildungsberatung
Konzeption und Ziele
Das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft
und Kultur (MWK) beauftragte die Agentur fuumlr Erwachshy
senenbildung und Weiterbildung (AEWB) mit der Steueshy
rung der fachlichen Begleitung und der Qualitaumltssicheshy
rung der Modellprojekte sowie dem erklaumlrten Ziel ein
gemeinsames Rahmenkonzept fuumlr die Beratungsstellen
zu entwickeln Es beinhaltet ua eine einheitliche extershy
ne Evaluation die kontinuierliche und systematische
Qualitaumltssicherung und -entwicklung sowie die inhaltshy
liche Weiterentwicklung im Rahmen des landesweiten
Netzwerks So organisiert die AEWB jaumlhrlich mehrere
landesweite Treffen der Bildungsberatungseinrichtunshy
gen die als Fortbildungstage und Workshops gestaltet
werden Trotz ihrer unterschiedlichen Organisationsmoshy
delle und spezifischer regionaler Auspraumlgungen verfuumlshy
gen die Beratungsstellen damit uumlber einen gemeinsashy
men Ansatz
Die AEWB hat zusammen mit den Modellprojekten ein
Verstaumlndnis von Bildungsberatung als Orientierungsbeshy
ratung entwickelt das sich auf eine wissenschaftliche
Expertise der Humboldt-Universitaumlt zu Berlin bezieht
Orientierungsberatung in diesem Sinne stellt keine
Fachberatung dar sondern bdquoist ein Oumlffnungsvorgang
(kein Steuerungsvorgang) der differenzierte Wege
Sichten Uumlbersichten Anstoumlszlige zur Selbstreflexion Bashy
lancierungen zu Lernbedarfen und -beduumlrfnissen beshy
reithaumllt (hellip) [Orientierungsberatung] arbeitet auch mit
Weiterverweisung wenn Vorentscheidungen aufbereishy
tet sindldquo (Gieseke 2013 S 27)
Die Beratungsstellen im Netzwerk bdquoBildungsberatung
Niedersachsenldquo bieten dementsprechend allen Menshy
schen fachkundige und traumlgerunabhaumlngige Beratung
rund um die Themen Bildung und Beruf an Sie haben
sich zum Ziel gesetzt den Menschen in Niedersachsen
Zugaumlnge zu Bildung und zum lebenslangen Lernen aufshy
zuzeigen Bei Fragestellungen die uumlber die berufliche
(Weiter-) Bildung und daran angrenzende Themen (zB
Finanzierung oder das Nachholen von Abschluumlssen) hishy
nausgehen findet eine Weiterleitung an entsprechende
Fachberatungsstellen statt
Insgesamt nehmen in Niedersachsen nahezu die
Haumllfte (rund 47) der erwerbsfaumlhigen Menschen
(18 - 64 Jahre) jaumlhrlich an einer Weiterbildung teil
Im Jahr 2014 waren dies rund 23 Mio Menschen
Dieser Wert liegt unter dem bundesdeutschen
Durchschnitt von 511
In der Weiterbildungsbeteiligung von Frauen (45)
und Maumlnnern (49) gibt es dabei kaum Untershy
schiede auch zwischen Voll- und Teilzeitbeschaumlfshy
tigten nicht (beide Gruppen mit mehr als 50)
Den groumlszligten Anteil an Weiterbildung haben beshy
triebliche Weiterbildungsaktivitaumlten 7 von 10 Weishy
terbildungsmaszlignahmen werden in Niedersachsen
im betrieblichen Kontext umgesetzt Dieser Anteil
ist in etwa vergleichbar mit den Anteilen im geshy
samten Bundesgebiet Nicht verwunderlich ist es
deshalb dass sich Erwerbstaumltige und Personen in
(Aus-)Bildung am haumlufigsten an Weiterbildung beshy
teiligen Arbeitslose immerhin noch zu 40 und
Nichterwerbstaumltige zu 23
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang
dass auch das Angebot und die Beteiligung an
Weiterbildung regional sehr unterschiedlich ausshy
gepraumlgt ist Eine Studie des DIE und der Bertelsshy
mann Stiftung ermoumlglicht erstmals den Blick auf
die Ebene der Kommunen und zeigt auf dass die
diesbezuumlglichen Unterschiede nicht nur zwischen
den einzelnen Bundeslaumlndern bestehen sondern
auch innerhalb der einzelnen Laumlnder Dies ist zum
Teil auf die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetshy
zungen der jeweiligen Kommunen (Sozial- Infra-
und Wirtschaftsstrukturen) zuruumlckzufuumlhren Zum
anderen aber auch auf die Angebotsseite vor Ort
Dies betrifft das Weiterbildungsangebot von oumlfshy
fentlichen gemeinschaftlichen privatwirtschaftshy
lichen und betrieblichen Institutionen und die
Erreichbarkeit dieser Angebote ebenso wie die
Kooperation der regionalen Akteure und das Vorshy
handensein einer unabhaumlngigen Beratung (vgl
Buumlrmann und Frick 2015) Fuumlr Niedersachsen zeishy
gen sich im Rahmen dieser Studie aumluszligerst groszlige
Spannbreiten der Weiterbildungsbeteiligung in
den einzelnen Landkreisen Dies reicht von relashy
tiv geringen Weiterbildungsbeteiligungsquoten in
Emden Hameln oder im Emsland bis hin zu hoher
Weiterbildungsbeteiligung in Braunschweig oder
auch der kreisfreien Stadt Oldenburg
Weiterbildungsbeteiligung in Niedersachsen
1 Die Ergebnisse entstammen einer Studie zur bdquoWeiterbildung in Niedersachsen 2014ldquo die das niedersaumlchsische Ministerium fuumlr Wissenschaft und Kultur (MWK) parallel und analog zum nationalen Adult Education Surveys (AES) von TNS Infratest erstellen lieszlig
Abb 2 Weiterbildungsteilnahme Erwerbsfaumlhiger 2014 Quelle Bilger und Strauszlig 2015
Qualitaumltsvoll beraten
Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements
fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein
grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy
grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB
den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy
beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des
Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an
die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy
weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von
Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch
die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy
tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die
Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy
nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy
rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet
In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den
Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer
vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung
im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des
NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy
gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in
Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase
zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy
einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen
zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet
wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der
einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy
ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt
Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy
maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein
weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung
2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy
organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten
Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH
In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten
Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy
moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden
aufgezeigt
Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement
wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy
gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der
Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy
rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in
DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016
wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen
von einem externen Team erfolgreich auditiert
Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming
Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass
durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy
men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy
sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden
Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy
gungen formuliert
Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy
ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy
zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy
ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung
und -entwicklung insgesamt
In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy
regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy
themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy
management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder
auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy
ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy
meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes
Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie
ein gemeinsamer Internetauftritt
Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen
aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy
lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in
den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit
und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy
ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen
angepasst und kontinuierlich verbessert haben
Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy
ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen
und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran
hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame
Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten
Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy
ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy
einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den
einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt
erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis
etabliert werden
Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand
beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy
schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich
gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy
arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller
Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy
sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert
und moumlgliche weitere Strategien geplant
Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen
8 9
10 11
Vor Ort gut vernetzt
Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy
len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional
je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau
und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb
war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der
Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren
der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy
en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren
ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy
anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive
Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits
bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy
de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy
dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere
Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy
gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick
auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die
Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits
beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt
indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-
und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im
Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy
ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und
weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen
verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung
sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen
relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy
tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit
um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und
ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy
einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen
zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch
zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur
Offenen Hochschule Niedersachsen
Kompetent und professionell beraten
Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy
tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber
fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy
se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen
um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy
sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen
im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy
und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet
und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von
Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy
gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen
angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen
und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss
verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy
bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und
methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung
interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)
Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen
Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy
staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy
alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet
ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy
tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy
menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber
die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy
ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit
Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen
so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer
Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy
schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse
Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt
Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen
ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer
relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die
sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt
hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy
sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy
gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio
was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy
sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht
einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)
und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015
61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)
Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy
wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy
sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den
weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy
saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit
und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy
tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen
auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung
und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy
se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie
auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)
liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy
werten im Bundesgebiet
Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy
sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede
So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu
uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy
taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die
Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen
Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind
entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy
ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy
gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen
Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy
ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems
Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis
Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy
nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war
zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy
schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten
(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy
les Gesundheit und Gleichstellung 2016)
3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen
12 13
4
Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen
Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle
Evaluation der Beratung
Seit Beginn des Modellprojektes werden die
Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy
dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy
tungspersonal mit einem standardisierten Frashy
gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr
Entwicklungsplanung und Strukturforschung
(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet
Die Dokumentation durch das Beratungspershy
sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt
Die Erhebung der Beratungskundinnen und
-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede
vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an
die Beratung den Fragebogen mit der Bitte
diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an
einem separaten Ort und nicht unter den Aushy
gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen
geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy
pekten der jeweiligen Beratung ab
Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy
kumentieren neben soziodemographischen
Merkmalen auch die Beratungsanliegen und
-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das
Beratungsformat und machen Angaben zur
Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy
ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy
satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist
fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements
und der Qualitaumltssicherung
Bildungsabschluumlsse
Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor
dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen
beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen
die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen
Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy
chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy
menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy
ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen
Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an
den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen
etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und
Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy
men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite
12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy
licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung
(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy
tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der
face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der
Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl
Goumlllner 2016)4
Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor
persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy
nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy
nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in
den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen
mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy
ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt
werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung
nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt
die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte
Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung
nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden
der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy
halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen
werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken
festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)
Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)
Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene
Beratungsformate
Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12
14 15
Bildungsberatung in allen Lebensphasen
Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung
die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch
zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen
Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy
gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy
tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den
25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy
hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy
pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und
oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy
lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy
tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden
Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die
Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy
derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden
Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy
dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das
traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von
unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird
(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy
sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger
Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der
beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen
Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy
zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen
in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam
waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy
rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)
koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert
werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt
erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)
mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen
In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob
in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene
zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und
steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy
beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy
fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch
in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy
werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy
ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen
den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-
den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen
Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy
nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8
seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)
Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine
Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken
beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy
dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy
rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit
Personen zustande kam die einen Schulabschluss
aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer
und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)
Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den
Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy
gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass
der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem
Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und
damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen
Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy
nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung
2016)
Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015
Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015
16 17
Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy
dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy
rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit
Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem
akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der
Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy
niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy
desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber
fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy
erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy
schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy
nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die
Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy
nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in
anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy
penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch
gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig
Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil
an Hochqualifizierten
Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)
245 angestellt (Teilzeit)
182 arbeitslos
111 in Ausbildung
SchuleStudium
92 Hausfrau-mann
Elternzeit
88 selbststaumlndig
freiberuflich
12 erwerbsunfaumlhig
Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen
nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt
werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy
ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein
Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy
abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen
Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen
Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden
Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen
mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy
bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy
reicht (vgl Abb9)
Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden
Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung
von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy
besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit
geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht
nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy
schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr
Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt
(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden
tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy
chung von Bildungschancen und die Entkopplung des
Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy
tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp
Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy
periode 2016-2021)
Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung
in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach
dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen
erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei
sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy
beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass
etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung
arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy
tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61
(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass
Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy
angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf
eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy
werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren
Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015
Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy
schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den
Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei
rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich
uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund
(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy
ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-
Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit
dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und
Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy
maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege
und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind
Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy
gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-
Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015
fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die
Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern
(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy
aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von
gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden
sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen
land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die
das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die
Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber
die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind
auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert
So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk
sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
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Qualitaumltsvoll beraten
Die Einfuumlhrung eines passenden Qualitaumltsmanagements
fuumlr die neutrale und unabhaumlngige Bildungsberatung ist ein
grundlegender Baustein des Projektes Vor diesem Hintershy
grund hat die kos GmbH in Abstimmung mit der AEWB
den Niedersaumlchsischen Qualitaumltsrahmen fuumlr die Bildungsshy
beratung (NQB) entwickelt2 und an die Bedingungen des
Bundeslandes angepasst Im NQB sind Anforderungen an
die Aufbau- und Ablauforganisation sowie an den Nachshy
weis fuumlr die Beratungsqualitaumlt definiert Im Rahmen von
Workshops individuellen Beratungsterminen sowie durch
die Audits vor Ort unterstuumltzt die kos GmbH die Einrichshy
tungen konkret in ihrer Qualitaumltsentwicklungspraxis Die
Unterstuumltzung und Begleitung der Beratungsorganisatioshy
nen und des Gesamtnetzwerks ist grundsaumltzlich prozessoshy
rientiert und entwicklungsaufbauend gestaltet
In der Einfuumlhrungsphase ab 2009 lag der Fokus auf den
Grundlagen fuumlr ein Qualitaumltsmanagement und einer
vergleichbaren Qualitaumltssicherung und -entwicklung
im Netzwerk Dies beinhaltete auch die Einfuumlhrung des
NQB auf dessen Grundlage die Beratungseinrichtunshy
gen die jeweils eingefuumlhrten Qualitaumltsmaszlignahmen in
Qualitaumltsreporten beschrieben In dieser ersten Phase
zeigte sich eine stabile Qualitaumltspraxis der Beratungsshy
einrichtungen die durch Workshops und Arbeitshilfen
zu qualitaumltsrelevanten Themen unterstuumltzt und begleitet
wurden Im Blick war dabei stets die Qualitaumltspraxis der
einzelnen Beratungseinrichtungen mit ihren Netzwershy
ken vor Ort aber auch die Qualitaumltspraxis des niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsnetzwerks insgesamt
Neben der kontinuierlichen Qualitaumltsarbeit sind regelshy
maumlszligige externe Audits der Beratungseinrichtungen ein
weiterer Baustein der Qualitaumltsentwicklung
2 Grundlage ist das bdquoQualitaumltskonzept fuumlr die Bildungsberatungldquo der kos GmbH das prozessorientiert aufgebaut ist und sich mit seinen Qualitaumltsshy anforderungen an die Bedingungen einer Beratungsorganisation zur Erbringung der Dienstleistung Bildungsberatung richtet Fuumlr die Beratungsshy
organisation gilt es das direkte und indirekte Beratungsgeschehen zu planen zu gestalten und bewerten
Abb 3 Niedersaumlchsischer Qualitaumltsrahmen Bildungsberatung copy kos GmbH
In diesen Audits wird die Umsetzung der eingefuumlhrten
Qualitaumltsmaszlignahmen bewertet und Verbesserungsshy
moumlglichkeiten sowie Entwicklungspotenziale werden
aufgezeigt
Grundlage ist das Prinzip von Qualitaumltsmanagement
wonach im Rahmen eines systematischen und stetishy
gen Planens Durchfuumlhrens Pruumlfens und Handelns der
Ablaumlufe und Taumltigkeiten ein kontinuierlicher Verbesseshy
rungsprozess angestrebt wird (vgl PDCA-Zyklus in
DIN EN ISO 9001 2008) In den Jahren 2013 und 2016
wurden alle im Netzwerk beteiligten Einrichtungen
von einem externen Team erfolgreich auditiert
Abb 4 PDCA-Zyklus nach Deming
Im Rahmen der Audits konnte festgestellt werden dass
durch die Einfuumlhrung und Umsetzung des gemeinsashy
men Qualitaumltsrahmens eine systematische Qualitaumltsshy
sicherung und -entwicklung etabliert wurde In beiden
Auditrunden wurden einrichtungsuumlbergreifende Anreshy
gungen formuliert
Zentral waren hier insbesondere Prozesse und Verfahshy
ren mit Bezug zum kundenbezogenen Beratungsproshy
zess der Vernetzung und Oumlffentlichkeitsarbeit der Beshy
ratungsstellen sowie der Praxis der Qualitaumltssicherung
und -entwicklung insgesamt
In daran anschlieszligenden Workshops wurden die Anshy
regungen aufgenommen und uumlbergreifende Qualitaumltsshy
themen bearbeitet (zB Leitbildentwicklung Wissensshy
management Netzwerk- und Oumlffentlichkeitsarbeit oder
auch die strategische Weiterentwicklung der niedershy
saumlchsischen Bildungsberatungsstellen) Ergebnisse dieshy
ser Workshops sind ua die Verstaumlndigung auf ein geshy
meinsames Beratungsverstaumlndnis ein uumlbergeordnetes
Leitbild fuumlr die Bildungsberatung Niedersachsen sowie
ein gemeinsamer Internetauftritt
Gleichzeitig waren einrichtungsspezifische Anregungen
aus den Audits wiederum Grundlage fuumlr die Entwickshy
lung und Umsetzung weiterer Qualitaumltsmaszlignahmen in
den Beratungsstellen So haben das Dokumentenaudit
und das Vor-Ort-Audit im Jahr 2016 gezeigt dass die Beshy
ratungseinrichtungen ihr Angebot und ihre Leistungen
angepasst und kontinuierlich verbessert haben
Insgesamt kam es damit uumlber die Projektlaufzeit zu eishy
ner Professionalisierung der Beratungseinrichtungen
und zu einer Verbesserung der Beratungsqualitaumlt Daran
hat die regelmaumlszligige Verstaumlndigung uumlber gemeinsame
Qualitaumltsstandards auf der Ebene des landesweiten
Netzwerks einen wesentlichen Anteil da so von Beshy
ginn an die Moumlglichkeit bestand voneinander und mitshy
einander zu lernen Good-Practice-Beispiele aus den
einzelnen Beratungsstellen konnten so kennengelernt
erprobt und gegebenenfalls als eine landesweite Praxis
etabliert werden
Im Workshop zum Thema bdquoOumlffentlichkeitsarbeitldquo fand
beispielsweise ein Ideenaustausch statt Die untershy
schiedlichen Beratungseinrichtungen praumlsentierten sich
gegenseitig vielfaumlltige Instrumente der Oumlffentlichkeitsshy
arbeit die sie trotz schmaler zeitlicher und finanzieller
Ressourcen entwickelt und umgesetzt haben Gemeinshy
sam wurden daraufhin die Praxiserfahrungen reflektiert
und moumlgliche weitere Strategien geplant
Abb 5 Instrumente der Oumlffentlichkeitsarbeit im Netzwerk Bildungsberatung Niedersachsen
8 9
10 11
Vor Ort gut vernetzt
Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy
len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional
je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau
und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb
war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der
Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren
der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy
en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren
ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy
anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive
Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits
bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy
de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy
dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere
Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy
gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick
auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die
Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits
beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt
indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-
und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im
Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy
ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und
weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen
verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung
sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen
relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy
tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit
um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und
ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy
einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen
zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch
zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur
Offenen Hochschule Niedersachsen
Kompetent und professionell beraten
Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy
tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber
fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy
se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen
um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy
sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen
im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy
und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet
und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von
Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy
gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen
angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen
und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss
verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy
bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und
methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung
interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)
Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen
Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy
staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy
alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet
ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy
tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy
menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber
die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy
ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit
Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen
so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer
Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy
schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse
Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt
Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen
ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer
relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die
sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt
hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy
sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy
gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio
was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy
sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht
einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)
und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015
61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)
Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy
wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy
sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den
weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy
saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit
und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy
tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen
auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung
und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy
se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie
auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)
liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy
werten im Bundesgebiet
Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy
sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede
So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu
uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy
taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die
Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen
Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind
entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy
ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy
gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen
Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy
ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems
Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis
Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy
nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war
zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy
schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten
(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy
les Gesundheit und Gleichstellung 2016)
3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen
12 13
4
Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen
Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle
Evaluation der Beratung
Seit Beginn des Modellprojektes werden die
Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy
dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy
tungspersonal mit einem standardisierten Frashy
gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr
Entwicklungsplanung und Strukturforschung
(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet
Die Dokumentation durch das Beratungspershy
sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt
Die Erhebung der Beratungskundinnen und
-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede
vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an
die Beratung den Fragebogen mit der Bitte
diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an
einem separaten Ort und nicht unter den Aushy
gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen
geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy
pekten der jeweiligen Beratung ab
Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy
kumentieren neben soziodemographischen
Merkmalen auch die Beratungsanliegen und
-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das
Beratungsformat und machen Angaben zur
Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy
ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy
satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist
fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements
und der Qualitaumltssicherung
Bildungsabschluumlsse
Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor
dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen
beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen
die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen
Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy
chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy
menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy
ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen
Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an
den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen
etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und
Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy
men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite
12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy
licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung
(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy
tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der
face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der
Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl
Goumlllner 2016)4
Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor
persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy
nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy
nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in
den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen
mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy
ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt
werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung
nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt
die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte
Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung
nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden
der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy
halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen
werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken
festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)
Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)
Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene
Beratungsformate
Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12
14 15
Bildungsberatung in allen Lebensphasen
Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung
die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch
zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen
Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy
gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy
tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den
25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy
hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy
pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und
oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy
lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy
tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden
Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die
Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy
derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden
Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy
dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das
traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von
unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird
(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy
sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger
Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der
beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen
Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy
zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen
in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam
waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy
rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)
koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert
werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt
erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)
mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen
In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob
in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene
zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und
steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy
beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy
fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch
in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy
werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy
ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen
den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-
den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen
Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy
nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8
seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)
Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine
Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken
beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy
dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy
rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit
Personen zustande kam die einen Schulabschluss
aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer
und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)
Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den
Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy
gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass
der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem
Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und
damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen
Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy
nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung
2016)
Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015
Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015
16 17
Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy
dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy
rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit
Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem
akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der
Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy
niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy
desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber
fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy
erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy
schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy
nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die
Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy
nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in
anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy
penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch
gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig
Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil
an Hochqualifizierten
Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)
245 angestellt (Teilzeit)
182 arbeitslos
111 in Ausbildung
SchuleStudium
92 Hausfrau-mann
Elternzeit
88 selbststaumlndig
freiberuflich
12 erwerbsunfaumlhig
Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen
nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt
werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy
ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein
Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy
abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen
Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen
Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden
Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen
mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy
bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy
reicht (vgl Abb9)
Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden
Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung
von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy
besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit
geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht
nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy
schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr
Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt
(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden
tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy
chung von Bildungschancen und die Entkopplung des
Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy
tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp
Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy
periode 2016-2021)
Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung
in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach
dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen
erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei
sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy
beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass
etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung
arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy
tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61
(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass
Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy
angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf
eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy
werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren
Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015
Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy
schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den
Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei
rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich
uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund
(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy
ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-
Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit
dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und
Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy
maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege
und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind
Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy
gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-
Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015
fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die
Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern
(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy
aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von
gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden
sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen
land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die
das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die
Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber
die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind
auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert
So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk
sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
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www aewb-nds de
10 11
Vor Ort gut vernetzt
Ein zentraler Aspekt fuumlr die Konzeption der Beratungsstelshy
len war von Beginn an die Beruumlcksichtigung der regional
je unterschiedlichen Rahmenbedingungen fuumlr den Aufbau
und die Entwicklung des Beratungsangebots Deshalb
war und ist eine wichtige Anforderung an die Arbeit der
Einrichtungen Netzwerke vor Ort mit relevanten Akteuren
der lokalen und regionalen Bildungslandschaft aufzubaushy
en und kontinuierlich weiterzuentwickeln Dazu gehoumlren
ua Vertreterinnen und Vertreter von relevanten Bildungsshy
anbietern der Kammern der Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen oder auch anderer Fachberatungsstellen Aktive
Netzwerkarbeit bedeutet dabei aber auch sich in bereits
bestehende Netzwerke aktiv einzubringen um umfassenshy
de Kenntnisse der spezifischen Zielgruppen und ihrem Bilshy
dungsverhalten zu gewinnen diese passgenau an andere
Beratungsangebote oder spezifische Bildungseinrichtunshy
gen weiterzuleiten und damit deren Planung im Hinblick
auf ein bedarfsgerechtes Angebot zu unterstuumltzen Die
Notwendigkeit einer lokalen Vernetzung wurde bereits
beim Auf- und Ausbau der Modellprojekte beruumlcksichtigt
indem diese durch anerkannte Traumlger der Erwachsenen-
und Weiterbildung eingerichtet wurden Somit wurden im
Idealfall bereits unterschiedliche bestehende Netzwershy
ke vorgefunden und konnten entsprechend genutzt und
weiter ausgebaut werden Die Beratungseinrichtungen
verfuumlgen daher haumlufig uumlber eine kommunale Vernetzung
sind regional verortet und pflegen Kontakte mit diversen
relevanten Akteuren Die Beratungsstellen arbeiten akshy
tiv in den kommunalen und regionalen Netzwerken mit
um Beratungs- und Bildungsbedarfe zu erschlieszligen und
ruumlckzumelden sowie passgenaue Verweise an Bildungsshy
einrichtungen und spezialisierte Beratungseinrichtungen
zu gewaumlhrleisten Sie beraten daruumlber hinaus auch noch
zur Bildungspraumlmie zu Fragen der Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen sowie zu Zugaumlngen zur
Offenen Hochschule Niedersachsen
Kompetent und professionell beraten
Voraussetzung fuumlr kompetente und professionelle Berashy
tung sind gut ausgebildete Beratungsfachkraumlfte die uumlber
fundiertes und aktuelles fachliches Wissen und Kenntnisshy
se sowie methodisch-didaktische Kompetenzen verfuumlgen
um die Beratungen den eigenen Qualitaumltsstandards entshy
sprechend durchzufuumlhren Alle Beratungseinrichtungen
im niedersaumlchsischen Netzwerk nutzen ein Qualifikationsshy
und Kompetenzprofil das diese Anforderungen beinhaltet
und das Grundlage fuumlr die Auswahl und Einstellung von
Beratungspersonal ist Dieses Profil wird an die Bedingunshy
gen vor Ort und an sich veraumlndernde Voraussetzungen
angepasst Dementsprechend haben alle Beraterinnen
und Berater des Netzwerks einen Hochschulabschluss
verfuumlgen zusaumltzlich uumlber eine fundierte beraterische Ausshy
bildung und bilden sich regelmaumlszligig zu fachlichen und
methodischen Aspekten weiter (zB Profilpassberatung
interkulturelle Kompetenzen in der Beratung)
Ein wichtiger Baustein der kontinuierlichen beraterischen
Professionalisierung ist weiterhin die Reflexion und Vershy
staumlndigung sowohl auf Landesebene wie auch in kollegishy
alen Beratungen vor Ort In regelmaumlszligigen Treffen findet
ein fachlicher Austausch zur Beratungspraxis zum Berashy
tungsverstaumlndnis zu angewandten Methoden und Instrushy
menten sowie zur kollegialen Fallbesprechung statt Uumlber
die Mitarbeit in den kommunalen und regionalen Netzwershy
ken verstaumlndigen sich die Beraterinnen und Berater mit
Beratungsfachkraumlften anderer Institutionen und gewinnen
so neben Erkenntnissen uumlber Bedarfe und Anliegen ihrer
Beratungskundinnen und -kunden auch Einblicke in untershy
schiedliche Beratungspraktiken und -verstaumlndnisse
Entwicklungen auf dem niedersaumlchsischen Arbeitsmarkt
Die wirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen
ist in den vergangenen Jahren gepraumlgt von einer
relativ robusten konjunkturellen Entwicklung die
sich ua positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt
hat So ist die Anzahl der Erwerbstaumltigen in Niedershy
sachsen in den vergangenen Jahren stark gestieshy
gen Die absolute Zahl lag 2015 bei rund 4 Mio
was einen Anstieg von uumlber 500000 Erwerbspershy
sonen seit 1990 bedeutet Dieser Anstieg geht
einher mit hohen Erwerbsquoten3 (2015 93)
und einer niedrigen Arbeitslosenquote (2015
61) (vgl Statistisches Bundesamt 2016)
Insbesondere Frauen profitierten von diesen Entshy
wicklungen 2015 stieg der Anteil der sozialvershy
sicherungspflichtig beschaumlftigten Frauen an den
weiblichen Erwerbspersonen auf rund 71 (Niedershy
saumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundheit
und Gleichstellung 2016) Dabei ist zu beruumlcksichshy
tigen dass der Anstieg der Erwerbstaumltigenzahlen
auch auf eine Zunahme der Teilzeitbeschaumlftigung
und der geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnisshy
se zuruumlckgeht Sowohl die Teilzeitquote (22) wie
auch die geringfuumlgige Beschaumlftigtenquote (104)
liegen in Niedersachsen leicht uumlber den Vergleichsshy
werten im Bundesgebiet
Zwischen den einzelnen Regionen in Niedershy
sachsen bestehen jedoch groszlige Unterschiede
So kam es in manchen Landkreisen seit 2000 zu
uumlberdurchschnittlichen Anstiegen der Erwerbsshy
taumltigenzahlen Dazu gehoumlren beispielsweise die
Landkreise Cloppenburg und Vechta In anderen
Landkreisen wie Holzminden oder Goslar sind
entgegengesetzte Entwicklungen zu beobachshy
ten (vgl Schmidt 2016 S 174) Dieses Bild spieshy
gelt sich auch in den Anteilen der geringfuumlgigen
Beschaumlftigung wieder Vergleichsweise viele geshy
ringfuumlgig Beschaumlftigte arbeiten im Weser-Ems
Gebiet (124 der Beschaumlftigten) im Landkreis
Emden (159) und in der kreisfreien Stadt Osshy
nabruumlck (161) In der Region Weser-Ems war
zusaumltzlich mit 38 aller in Niedersachsen beshy
schaumlftigten Mini-Jobber der Anteil am groumlszligten
(vgl Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziashy
les Gesundheit und Gleichstellung 2016)
3 Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstaumltige plus Erwerbslose) an der Wohnbevoumllkerung bezogen auf die 15- bis 64-Jaumlhrigen
12 13
4
Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen
Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle
Evaluation der Beratung
Seit Beginn des Modellprojektes werden die
Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy
dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy
tungspersonal mit einem standardisierten Frashy
gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr
Entwicklungsplanung und Strukturforschung
(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet
Die Dokumentation durch das Beratungspershy
sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt
Die Erhebung der Beratungskundinnen und
-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede
vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an
die Beratung den Fragebogen mit der Bitte
diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an
einem separaten Ort und nicht unter den Aushy
gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen
geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy
pekten der jeweiligen Beratung ab
Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy
kumentieren neben soziodemographischen
Merkmalen auch die Beratungsanliegen und
-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das
Beratungsformat und machen Angaben zur
Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy
ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy
satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist
fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements
und der Qualitaumltssicherung
Bildungsabschluumlsse
Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor
dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen
beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen
die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen
Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy
chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy
menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy
ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen
Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an
den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen
etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und
Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy
men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite
12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy
licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung
(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy
tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der
face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der
Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl
Goumlllner 2016)4
Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor
persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy
nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy
nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in
den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen
mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy
ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt
werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung
nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt
die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte
Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung
nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden
der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy
halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen
werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken
festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)
Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)
Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene
Beratungsformate
Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12
14 15
Bildungsberatung in allen Lebensphasen
Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung
die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch
zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen
Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy
gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy
tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den
25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy
hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy
pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und
oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy
lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy
tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden
Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die
Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy
derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden
Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy
dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das
traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von
unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird
(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy
sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger
Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der
beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen
Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy
zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen
in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam
waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy
rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)
koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert
werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt
erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)
mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen
In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob
in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene
zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und
steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy
beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy
fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch
in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy
werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy
ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen
den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-
den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen
Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy
nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8
seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)
Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine
Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken
beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy
dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy
rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit
Personen zustande kam die einen Schulabschluss
aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer
und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)
Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den
Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy
gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass
der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem
Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und
damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen
Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy
nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung
2016)
Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015
Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015
16 17
Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy
dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy
rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit
Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem
akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der
Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy
niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy
desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber
fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy
erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy
schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy
nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die
Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy
nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in
anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy
penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch
gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig
Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil
an Hochqualifizierten
Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)
245 angestellt (Teilzeit)
182 arbeitslos
111 in Ausbildung
SchuleStudium
92 Hausfrau-mann
Elternzeit
88 selbststaumlndig
freiberuflich
12 erwerbsunfaumlhig
Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen
nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt
werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy
ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein
Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy
abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen
Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen
Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden
Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen
mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy
bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy
reicht (vgl Abb9)
Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden
Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung
von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy
besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit
geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht
nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy
schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr
Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt
(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden
tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy
chung von Bildungschancen und die Entkopplung des
Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy
tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp
Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy
periode 2016-2021)
Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung
in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach
dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen
erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei
sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy
beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass
etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung
arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy
tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61
(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass
Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy
angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf
eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy
werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren
Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015
Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy
schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den
Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei
rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich
uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund
(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy
ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-
Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit
dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und
Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy
maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege
und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind
Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy
gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-
Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015
fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die
Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern
(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy
aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von
gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden
sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen
land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die
das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die
Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber
die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind
auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert
So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk
sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
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Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
www aewb-nds de
12 13
4
Bildungsberatung in Niedersachsen in Zahlen
Lebensbegleitende Beratung fuumlr alle
Evaluation der Beratung
Seit Beginn des Modellprojektes werden die
Beratungen sowohl durch die Beratungskunshy
dinnen und -kunden wie auch durch das Berashy
tungspersonal mit einem standardisierten Frashy
gebogen evaluiert und durch das Institut fuumlr
Entwicklungsplanung und Strukturforschung
(ies) vierteljaumlhrlich ausgewertet
Die Dokumentation durch das Beratungspershy
sonal wird als Vollerhebung durchgefuumlhrt
Die Erhebung der Beratungskundinnen und
-kunden erfolgt nach dem Zufallsprinzip Jede
vierte beratene Person erhaumllt im Anschluss an
die Beratung den Fragebogen mit der Bitte
diesen auszufuumlllen Dies sollte moumlglichst an
einem separaten Ort und nicht unter den Aushy
gen der Beratenden erfolgen Die Beratenen
geben darin Einschaumltzungen zu einzelnen Asshy
pekten der jeweiligen Beratung ab
Die Beraterinnen und Berater hingegen doshy
kumentieren neben soziodemographischen
Merkmalen auch die Beratungsanliegen und
-ziele der Ratsuchenden den Umfang und das
Beratungsformat und machen Angaben zur
Weiterleitung von Ratsuchenden an Fachbeshy
ratungen oder Bildungseinrichtungen Der Einshy
satz der standardisierten Evaluationsboumlgen ist
fester Bestandteil des Qualitaumltsmanagements
und der Qualitaumltssicherung
Bildungsabschluumlsse
Die 35-jaumlhrige Berufsruumlckkehrerin der Student kurz vor
dem Abschluss oder der Arbeitslose der nach neuen
beruflichen Perspektiven sucht All dies sind Menschen
die das Angebot einer Bildungsberatung wahrnehmen
Betrachtet man die absoluten Zahlen und Anteile mashy
chen Frauen wie in vielen anderen Beratungszusamshy
menhaumlngen auch in der Bildungsberatung den groumlszligeshy
ren Anteil an Beratenen aus Von den im vergangenen
Jahr durchgefuumlhrten rund 2800 Bildungsberatungen an
den zwoumllf niedersaumlchsischen Standorten stellen Frauen
etwa zwei Drittel Maumlnner ein knappes Drittel dar und
Beratungen von klein- und mittelstaumlndischen Unternehshy
men (KMU) machen etwa 4 aus (siehe Factsheet Seite
12) Interessant ist ein leichter und dennoch kontinuiershy
licher Anstieg beim Anteil der Maumlnner in der Beratung
(276 in 2010 auf 297 in 2015) In der Onlineberashy
tung ist der Anteil der Maumlnner ohnehin houmlher als in der
face-to-face Beratung Bei Letzterem lag der Anteil der
Maumlnner bei 41 im Vergleich zu 541 Frauen (vgl
Goumlllner 2016)4
Auch wenn der groumlszligte Teil der Beratung nach wie vor
persoumlnlich stattfindet hat sich doch in den vergangeshy
nen Jahren der Anteil der E-Mail- wie auch der telefoshy
nischen Beratungen erhoumlht Dies sind insbesondere in
den laumlndlichen Regionen Niedersachsens zusammen
mit der Onlineberatung wichtige Ergaumlnzungen des Beshy
ratungsangebots die ua auch von Menschen genutzt
werden koumlnnen die aus diversen Gruumlnden die Beratung
nicht persoumlnlich aufsuchen koumlnnen oder wollen So zeigt
die Evaluation der Onlineberatung dass nur jede fuumlnfte
Person aus dem staumldtischen Gebiet die Onlineberatung
nutzt waumlhrend zwei Drittel der Kundinnen und Kunden
der Onlineberatung aus dem Landkreis oder von auszligershy
halb des Landkreises kommt Vergleichbare Tendenzen
werden auch in anderen Bildungsberatungsnetzwerken
festgestellt (vgl Irmer und Lachmayr 2012 S 8)
Quelle ies 20154 Drei Beratungsstellen des Netzwerks bdquoBildungsberatung Niedersachsenldquo haben im Zeitraum Oktober 2014 bis Dezember 2015 am bdquoProjekt zur Entwicklung und Erprobung von Bildungsberatung als Onlineberatungldquo teilgenommen Die Fallzahl der durchgefuumlhrten Onlineberatungen ist im Vergleich zu den durchgefuumlhrten persoumlnlichen Beratungen relativ klein Insofern koumlnnen die Ergebnisse nur eingeschraumlnkt verwendet werden sie zeigen aber dennoch Tendenzen auf (vgl Goumlllner 2016 S 12)
Factsheet Bildungsberatung Niedersachsen 2015 Beratene
Beratungsformate
Abb 6 Teilnahme an Onlineberatung nach Geschlecht Quelle Goumlllner 2016 S 12
14 15
Bildungsberatung in allen Lebensphasen
Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung
die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch
zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen
Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy
gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy
tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den
25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy
hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy
pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und
oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy
lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy
tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden
Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die
Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy
derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden
Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy
dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das
traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von
unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird
(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy
sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger
Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der
beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen
Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy
zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen
in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam
waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy
rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)
koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert
werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt
erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)
mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen
In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob
in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene
zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und
steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy
beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy
fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch
in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy
werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy
ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen
den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-
den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen
Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy
nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8
seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)
Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine
Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken
beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy
dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy
rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit
Personen zustande kam die einen Schulabschluss
aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer
und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)
Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den
Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy
gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass
der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem
Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und
damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen
Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy
nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung
2016)
Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015
Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015
16 17
Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy
dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy
rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit
Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem
akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der
Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy
niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy
desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber
fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy
erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy
schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy
nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die
Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy
nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in
anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy
penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch
gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig
Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil
an Hochqualifizierten
Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)
245 angestellt (Teilzeit)
182 arbeitslos
111 in Ausbildung
SchuleStudium
92 Hausfrau-mann
Elternzeit
88 selbststaumlndig
freiberuflich
12 erwerbsunfaumlhig
Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen
nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt
werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy
ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein
Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy
abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen
Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen
Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden
Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen
mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy
bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy
reicht (vgl Abb9)
Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden
Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung
von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy
besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit
geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht
nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy
schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr
Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt
(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden
tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy
chung von Bildungschancen und die Entkopplung des
Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy
tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp
Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy
periode 2016-2021)
Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung
in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach
dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen
erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei
sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy
beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass
etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung
arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy
tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61
(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass
Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy
angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf
eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy
werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren
Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015
Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy
schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den
Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei
rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich
uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund
(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy
ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-
Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit
dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und
Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy
maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege
und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind
Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy
gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-
Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015
fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die
Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern
(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy
aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von
gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden
sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen
land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die
das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die
Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber
die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind
auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert
So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk
sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
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14 15
Bildungsberatung in allen Lebensphasen
Beratung zu Bildung und Beruf ist eine Dienstleistung
die in allen Lebensphasen hilfreich sein kann Dennoch
zeigt sich dass in Niedersachsen wie in vielen anderen
Beratungsnetzwerken die Gruppe der 35- bis 49-Jaumlhrishy
gen mit uumlber einem Drittel den groumlszligten Anteil der Berashy
tungskundinnen und -kunden ausmacht gefolgt von den
25- bis 34-Jaumlhrigen (vgl Abb 7) Es ist davon auszugeshy
hen dass sich fuumlr diese juumlngere und mittlere Altersgrupshy
pe nach einer ersten beruflichen Einstiegsphase und
oder einigen Jahren im Beruf die Frage nach einer berufshy
lichen Fort- und Weiterbildung vermehrt stellt Fuumlr die Alshy
tersgruppe der uumlber 50-Jaumlhrigen ist in den kommenden
Jahren zu beobachten ob und inwieweit sich durch die
Anhebung des allgemeinen Renteneintrittsalters Veraumlnshy
derungen im Weiterbildungsverhalten ergeben werden
Gleichzeitig sind berufliche Wiedereinsteigerinnen in Nieshy
dersachsen eine relativ groszlige Gruppe Wenn auch das
traditionelle maumlnnliche Ernaumlhrermodell nach und nach von
unterschiedlichen Doppelverdienermodellen abgeloumlst wird
(vgl MacRae 2006) finden sich viele Frauen in Niedersachshy
sen nach einer Familienphase ohne oder mit geringfuumlgiger
Beschaumlftigung in den Beratungsstellen ein um Fragen der
beruflichen Um- bzw Neuorientierung fuumlr einen beruflichen
Wiedereinstieg zu klaumlren Dass es uumlber den Betrachtungsshy
zeitraum hinweg zu einer Zunahme (+4) der Beratenen
in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (19 - 24) kam
waumlhrend der Anteil der Altersgruppe der 35- bis 49-Jaumlhshy
rigen kontinuierlich weniger wurde (immerhin fast - 6)
koumlnnte vor diesem Hintergrund vorsichtig so interpretiert
werden dass Frauen auch in der Familienphase vermehrt
erwerbstaumltig sind und sich deshalb auch fruumlher (wieder)
mit Fragen ihrer beruflichen Entwicklung beschaumlftigen
In allen Studien zur Weiterbildungsbeteiligung ob
in Niedersachsen oder auf gesamtdeutscher Ebene
zeigt sich dass mit steigendem Bildungsniveau und
steigender Position im Beruf auch die Weiterbildungsshy
beteiligung ansteigt Dieser sogenannte Matthaumlus-Efshy
fekt (bdquoWer hat dem wird gegebenldquo) laumlsst sich auch
in den Beratungszahlen des niedersaumlchsischen Netzshy
werks beobachten So machen Menschen mit mittleshy
ren oder hohen Schulabschluumlssen in Niedersachsen
den groumlszligten Anteil der Beratungskundinnen und -kun-
den aus 2015 waren dies fast 80 aller Beratenen
Uumlber die Jahre betrachtet ist der Anteil der Berateshy
nen mit mittlerem Schulabschluss gesunken (-8
seit 2011) waumlhrend der Anteil derjenigen mit (Fach-)
Hochschulreife kontinuierlich ansteigt Dies ist eine
Tendenz die auch in anderen Beratungsnetzwerken
beobachtet wird Die Daten des oumlsterreichischen Bilshy
dungsberatungsnetzwerks weisen beispielsweise dashy
rauf hin dass ein Groszligteil der Beratungskontakte mit
Personen zustande kam die einen Schulabschluss
aus dem oberen Sekundarbereich haben (vgl Irmer
und Lachmayr 2012 amp Wagner 2015)
Andererseits muumlssen diese Zahlen auch mit den
Qualifikationsstrukturen im Land Niedersachsen allshy
gemein verglichen werden Und hier zeigt sich dass
der Anteil der Beratenen mit niedrigen bzw keinem
Schulabschluss 2015 bei insgesamt 174 liegt und
damit uumlber dem Anteil der Bevoumllkerung mit niedrigen
Bildungsabschluumlssen (136) (Niedersaumlchsisches Mishy
nisterium fuumlr Soziales Gesundheit und Gleichstellung
2016)
Abb 7 Anteile der Beratenen nach Altersgruppen (2010 - 2015) Quelle ies 2010 - 2015
Abb 8 Anteil der Beratenen nach houmlchstem Schulabschluss 2010 - 2015 Quelle ies 2010 - 2015
16 17
Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy
dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy
rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit
Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem
akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der
Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy
niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy
desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber
fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy
erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy
schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy
nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die
Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy
nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in
anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy
penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch
gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig
Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil
an Hochqualifizierten
Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)
245 angestellt (Teilzeit)
182 arbeitslos
111 in Ausbildung
SchuleStudium
92 Hausfrau-mann
Elternzeit
88 selbststaumlndig
freiberuflich
12 erwerbsunfaumlhig
Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen
nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt
werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy
ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein
Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy
abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen
Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen
Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden
Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen
mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy
bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy
reicht (vgl Abb9)
Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden
Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung
von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy
besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit
geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht
nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy
schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr
Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt
(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden
tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy
chung von Bildungschancen und die Entkopplung des
Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy
tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp
Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy
periode 2016-2021)
Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung
in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach
dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen
erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei
sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy
beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass
etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung
arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy
tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61
(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass
Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy
angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf
eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy
werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren
Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015
Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy
schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den
Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei
rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich
uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund
(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy
ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-
Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit
dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und
Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy
maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege
und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind
Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy
gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-
Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015
fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die
Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern
(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy
aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von
gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden
sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen
land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die
das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die
Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber
die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind
auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert
So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk
sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
Literaturverzeichnis
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www aewb-nds de
16 17
Wie uumlberall im Bundesgebiet steigt auch in Nieshy
dersachsen der Bildungsstand der sozialversicheshy
rungspflichtig Beschaumlftigten So erhoumlht sich seit
Jahren der Anteil der Beschaumlftigten mit einem
akademischen Abschluss waumlhrend der Anteil der
Erwerbsbevoumllkerung mit geringem Qualifikationsshy
niveau in Niedersachsen etwas houmlher als der Bunshy
desdurchschnitt liegt Insgesamt verfuumlgen aber
fast zwei Drittel der Beschaumlftigten uumlber einen anshy
erkannten beruflichen Abschluss was im Durchshy
schnitt mehr als auf der Bundesebene ist Regioshy
nale Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die
Qualifikation So gibt es einige Landkreise in deshy
nen der Anteil der Beschaumlftigten ohne beruflichen
Ausbildungsabschluss deutlich houmlher liegt als in
anderen Dazu gehoumlren ua die Landkreise Clopshy
penburg und Nienburg In einigen eher staumldtisch
gepraumlgten Regionen (Oldenburg Braunschweig
Goumlttingen) gibt es dagegen einen groszligen Anteil
an Hochqualifizierten
Qualifikation der niedersaumlchsischen Bevoumllkerung 260 angestellt (Vollzeit)
245 angestellt (Teilzeit)
182 arbeitslos
111 in Ausbildung
SchuleStudium
92 Hausfrau-mann
Elternzeit
88 selbststaumlndig
freiberuflich
12 erwerbsunfaumlhig
Dieses Bild verstaumlrkt sich noch wenn die Beratenen
nach ihrem houmlchsten beruflichen Abschluss befragt
werden Fast zwei Drittel sind zwar Personen mit eishy
ner Berufsausbildung (570) aber jeweils knapp ein
Fuumlnftel sind Personen mit einem (Fach-)Hochschulshy
abschluss und Personen die uumlber keinen beruflichen
Abschluss verfuumlgen Bezogen auf ihren jeweiligen
Anteil an der Bevoumllkerung in Niedersachsen werden
Personen ohne beruflichen Abschluss und Menschen
mit akademischen Abschluumlssen deshalb vom Angeshy
bot der Bildungsberatung uumlberproportional haumlufig ershy
reicht (vgl Abb9)
Dennoch muss der Schwerpunkt der entsprechenden
Foumlrderprogramme auch in Zukunft auf der Erreichung
von Geringqualifizierten liegen Und so wird die vershy
besserte Ansprache und Erreichung von Personen mit
geringem formalen (Aus-)Bildungshintergrund nicht
nur in Niedersachsen sondern auch in den Foumlrdershy
schwerpunkten des oumlsterreichischen Netzwerks fuumlr
Bildungsberatung noch mehr in den Fokus geruumlckt
(vgl Barth 2015) Auch in der aktuellen Berliner Koali-
Wiedereinstieg Umschulung oder berufliche Weiterentwicklung ndash die Anliegen der Ratsuchenden
tionsvereinbarung wird die gleichberechtigte Ermoumlglishy
chung von Bildungschancen und die Entkopplung des
Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft als Ziel beshy
tont (Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp
Die Linke amp Buumlndnis 90Die Gruumlnen fuumlr die Legislaturshy
periode 2016-2021)
Interessant in der Betrachtung wer Bildungsberatung
in Anspruch nimmt ist schlieszliglich auch die Frage nach
dem Erwerbsstatus So ist ein groszliger Teil der Beratenen
erwerbstaumltig 2015 waren dies knapp zwei Drittel Dabei
sind wenige Unterschiede zwischen Voll- oder Teilzeitshy
beschaumlftigten festzustellen Auffaumlllig ist jedoch dass
etwa 18 der Beratenen zum Zeitpunkt der Beratung
arbeitslos waren Dieser Anteil liegt weit uumlber der akshy
tuellen niedersaumlchsischen Arbeitslosenquote von 61
(vgl Statistisches Bundesamt 2015) und zeigt auf dass
Arbeitslose uumlberproportional gut durch die Beratungsshy
angebote erreicht werden Dies ist sicherlich auch auf
eine funktionierende Weiterleitungspraxis durch Netzshy
werkpartner zu denen auch Jobcenter und Arbeitsagenshy
turen zaumlhlen zuruumlckzufuumlhren
Abb 9 Anteil der Beratenen nach houmlchstem beruflichen Abschluss (2015) Quelle ies 2015
Gut bzw uumlberproportional erreicht werden auch Menshy
schen mit Migrationshintergrund deren Anteil an den
Beratenen in den vergangenen Jahren konstant bei
rund einem Drittel lag (2015 32) und damit deutlich
uumlber dem der Bevoumllkerung mit Migrationshintergrund
(2015 18) Einen groszligen Anteil machen dabei Beshy
ratene aus Russland Polen und vergleichsweise haumlu-
Beratungskundinnen und -kunden kommen vielfach mit
dem Ziel in die Beratungsstellen Informationen und
Beratung uumlber berufliche Fort- bzw Weiterbildungsshy
maszlignahmen finanzielle Foumlrderung Ausbildungswege
und Studienmoumlglichkeiten zu erhalten Fuumlr viele sind
Fragen der beruflichen Neu- oder Umorientierung draumlnshy
gend fuumlr andere Aspekte der Anerkennung von im Aus-
Abb 10 Anteil der Beratenen nach ihrer derzeitigen Taumltigkeit in (2015) Quelle ies 2015
fig auch aus der Tuumlrkei aus Insgesamt kommen die
Beratenen aber aus rund 100 verschiedenen Laumlndern
(vgl Seidel 2016) Interessant wird sein welche Vershy
aumlnderungen sich in den Zahlen durch die Beratung von
gefluumlchteten Menschen ergeben Vermutlich werden
sich die Anteile in 2016 deutlich erhoumlhen
land erworbenen Abschluumlssen oder Informationen die
das Nachholen eines Schulabschlusses betreffen Die
Schwerpunkte der Beratungsthemen haben sich uumlber
die vergangenen Jahre nur wenig veraumlndert und sind
auch in anderen Beratungsnetzwerken aumlhnlich gelagert
So sind auch im Berliner Bildungsberatungsnetzwerk
sowohl die berufliche Um-Neuorientierung als auch der
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
Literaturverzeichnis
Arbeit und Leben (2016) Bildungsberatung Berlin ndash Zahlen Daten und Fakten auf einen Blick Berlin
Barth Regina (2015) Bildungsberatung Oumlsterreich in der neuen Foumlrderperiode (2015 - 2017) In Bildungsbeshyratung im Fokus 1 4
Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp Die Linke amp Buumlndnis 90 Die Gruumlnen fuumlr die Leshygislaturperiode 2016-2021 Digitalisiert im Netz wwwspdberlinwfileswahl2016161116-koalitionsshyvertrag-finalpdf (Zugriff 16122016)
Bilger Frauke Strauszlig Alexandra (2015) Weiterbildung in Niedersachsen 2014 TNS Infratest Sozialforschung Muumlnchen
Buumlrmann Marvin Frick Frank (2016) Deutscher Weishyterbildungsatlas Kreise und kreisfreie Staumldte Zusamshymenfassung der Ergebnisse Guumltersloh
Etz Christine (2013) Das Landesprogramm zum Aufbau neutraler Bildungsberatungsstellen In AEWB (Hg) Bildungsberatung ndash Orientierung Offenheit Quashylitaumlt Bielefeld 11-14
Goumlllner Maximilian (2016) Bildungsberatung Online Abschlussbericht Agentur fuumlr Erwachsenen- und Weishyterbildung (AEWB) (Hg) Hannover
Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH (ies) an der Universitaumlt Hannover Evaluation der Bildungsberatung in Niedersachsen 2010 - 2015
Irmer Manon Lachmayr Norbert (2012) Bildungsshyberatung Oumlsterreich Wer kommt in den Genusshellip Im ersten Halbjahr 2012 erreichte Personengruppen In Bildungsberatung im Fokus 3 7-9
Kaumlpplinger Bernd (2015) Bildungslotsen in der Risikoshygesellschaft ndash Fakten und Positionen Guumltersloh
MacRae Heather (2006) Rescaling gender relations the influence of european directives on the german gen-der regime In Social Politics 4 522-550
Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundshyheit und Gleichstellung (2016) Handlungsorientierte Sozialberichterstattung 2015 Hannover
OECD (2004) Career Guidance and Public Policy Bridshyging the Gap Paris Digitalisiert im Netz wwwoecd orgeducationinnovation-education34050171pdf (Zushygriff 07122016)
Raumlmer Sabrina Scheffelt Elke (2016) Gut vernetzt in die Zukunft Drei Bildungsberatungseinrichtungen und ihre strukturelle Einbindung In Magazin erwachsenenshybildungat Das Fachmagazin fuumlr Forschung Praxis und Diskurs Ausgabe 29 2016 Wien Digitalisiert im Netz wwwerwachsenenbildungatmagazin16-29meb16shy29pdf
Schmidt Julian (2016) Erwerbstaumltige in Niedersachshysen ndash Entwicklungen von 2000 bis 2014 anhand der reshygionalen Erwerbstaumltigenrechnung In Statistische Moshynatshefte Niedersachsen 4 174-181
Schroumlder FrankSchloumlgl Peter (2014) Weiterbildungsshyberatung Qualitaumlt definieren gestalten reflektieren Bielefeld
Seidel Sabine (2016) Orientierungshilfe fuumlr lebenslanshyges Lernen schaffen ndash Modellprojekte fuumlr Bildungsbeshyratung einrichten Die Evaluation der Bildungsberatung 2015 Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforshyschung im Auftrag von AEWB (Hg) Hannover
Statistisches Bundesamt (2016) Statistisches Jahrshybuch 2016 Berlin
Wagner Elfriede (2015) Die ESF-gefoumlrderte Bildungsshyberatung Ein Blick zuruumlck ein Blick nach vorne In Bilshydungsberatung im Fokus 1 2-3
Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
www aewb-nds de
18 19
berufliche Wiedereinstieg von groszliger Bedeutung in der
Beratung (vgl Arbeit und Leben 2016) Verstaumlrkt hinzushy
gekommen sind in den vergangenen zwei Jahren die
Beratungen zu Sprach- undoder Integrationskursen
die 2016 schaumltzungsweise noch weiter angestiegen
sind Der Anteil der Beratungen zur Anerkennung eines
auslaumlndischen Abschlusses wird houmlchstwahrscheinlich
weiter zuruumlckgehen bzw auf niedrigem Niveau vershy
bleiben da sich hier die Fachberatungen des niedershy
saumlchsischen IQ-Netzwerks fuumlr Anerkennungsberatung
etabliert haben und die Weiterleitungspraxis in den reshy
gionalen Netzwerken gut funktioniert
Funktionierende Kooperationen und gute Netzwerkarbeit
vor Ort ist ein entschiedener Schwerpunkt des niedersaumlchshy
sischen Ansatzes Ein Indikator dafuumlr dass diese Kooperashy
tionen in den betreffenden Regionen zum groumlszligten Teil gut
funktionieren ist zum einen die Weiterleitungspraxis der
Beratungsstellen So wurden Kundinnen und Kunden an
Bildungseinrichtungen ArbeitsagenturenJobcenter andeshy
re Beratungsstellen wie zB die Sozial- Migrations- oder
Rechtsberatung und die Kammern (IHK HWK) weitergeleishy
tet Andere Akteure die in den regionalen Netzwerken eine
Rolle spielen sind Hochschulen Anerkennungs- und Exisshy
tenzgruumlndungsberatungsstellen sowie Krankenkassen
und Rentenversicherungstraumlger Gleichzeitig gibt es aber
auch einen groszligen Anteil an Beratenen (2015 rund 40)
die nicht an andere Stellen verwiesen werden da sie die
fuumlr sie notwendigen Informationen und Hinweise in der Beshy
ratungsstelle erhalten haben (vgl Abb 12)
292 Berufliche Weiterbildung
227 Berufliche Orientierung
203 Finanzielle Foumlrderung
77 Ausbildung
58 Studium
51 SprachkursIntergrationskurs
40 Anerkennung von im
Ausland erworbenen Abschluumlssen
Abb 11 Beratungsanliegen 2015 Quelle ies 2015
Umgekehrt fanden aber auch viele Kundinnen und Kunden
uumlber diese regionalen Akteure den Weg in die Beratungsshy
stellen wie zB uumlber die Arbeitsagenturen und Jobcenshy
ter sowie die Bildungseinrichtungen vor Ort Insgesamt
zeigt sich auch an diesem Aspekt wie wichtig eine gut
funktionierende Netzwerkarbeit vor Ort ist um den Berashy
tungskundinnen und -kunden eine qualitaumltsvolle Beratung
anzubieten Synergien zwischen den unterschiedlichen
Institutionen zu bewirken und damit auch oumlffentliche Resshy
sourcen zu schonen (vgl Raumlmer und Scheffelt 2016 S 8)
393 186
124 82
42
42
86 1332
Abb 12 Weiterleitung der Beratungskundinnen und -kunden 2015 Quelle ies 2015
keine Weiterleitung
(andere) Bildungseinrichtung
Arbeitsagentur Jobcenter
Kammer (zB IHK HWK)
sonstiges
Anerkennungsberatung
Hochschule
Schule
Sozialberatung Migrantenberatung
Zufrieden informiert und entscheidungsfaumlhig ndash Beratung wirkt
Wirkungen von Beratungen koumlnnen auf verschiedenen
Ebenen erhoben werden Von groszligem Interesse ist
selbstverstaumlndlich die individuelle Einschaumltzung der
Beratungskundinnen und -kunden Waren sie zufrieden
mit der Beratung und fuumlhlen sie sich nach der Beratung
besser befaumlhigt berufsbezogene Bildungsentscheidunshy
gen eigenstaumlndig zu treffen Im Rahmen der Evaluatishy
on der niedersaumlchsischen Modellprojekte werden die
Beratungskundinnen und -kunden mit einem kurzen
standardisierten Fragebogen zu ihrer individuellen Einshy
schaumltzung nach der Wirkung der Beratung befragt
Insgesamt sind die Beratungskundinnen und -kunden der
niedersaumlchsischen Einrichtungen sehr zufrieden mit der
Beratungsleistung Rund 80 stimmten 2015 der Ausshy
sage bdquoMeine persoumlnlichen Erwartungen an die Beratung
haben sich erfuumllltldquo mit bdquojaldquo zu weitere 20 mit bdquoeher jaldquo
Auf die Frage was den Beratungskundinnen und -kunden
besonders gefallen habe wurde vor allem die Aspekte
bdquoKompetenz des Beratungspersonalsldquo und bdquoindividuell
zugeschnittene Beratungldquo mehrfach genannt
Die Zufriedenheit zeigt sich daruumlber hinaus auch daran
dass ein sehr groszliger Teil der Beratenen der Aussage voll
zustimmt die Beratung weiterzuempfehlen (853)
bdquoUnvoreingenommenheitldquo bdquoKompetenz des Beratungsshy
personalsldquo und die bdquoausfuumlhrliche informative und indishy
viduell zugeschnittene Beratungldquo werden zudem von
den Beratenen als besonders positive Aspekte der Beshy
ratungsleistung genannt
Abb 13 Zufriedenheit mit der Beratung 2015 Quelle ies 2015
Abb 14 Weiterempfehlung der Beratung 2015 Quelle ies 2015
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
Literaturverzeichnis
Arbeit und Leben (2016) Bildungsberatung Berlin ndash Zahlen Daten und Fakten auf einen Blick Berlin
Barth Regina (2015) Bildungsberatung Oumlsterreich in der neuen Foumlrderperiode (2015 - 2017) In Bildungsbeshyratung im Fokus 1 4
Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp Die Linke amp Buumlndnis 90 Die Gruumlnen fuumlr die Leshygislaturperiode 2016-2021 Digitalisiert im Netz wwwspdberlinwfileswahl2016161116-koalitionsshyvertrag-finalpdf (Zugriff 16122016)
Bilger Frauke Strauszlig Alexandra (2015) Weiterbildung in Niedersachsen 2014 TNS Infratest Sozialforschung Muumlnchen
Buumlrmann Marvin Frick Frank (2016) Deutscher Weishyterbildungsatlas Kreise und kreisfreie Staumldte Zusamshymenfassung der Ergebnisse Guumltersloh
Etz Christine (2013) Das Landesprogramm zum Aufbau neutraler Bildungsberatungsstellen In AEWB (Hg) Bildungsberatung ndash Orientierung Offenheit Quashylitaumlt Bielefeld 11-14
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Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH (ies) an der Universitaumlt Hannover Evaluation der Bildungsberatung in Niedersachsen 2010 - 2015
Irmer Manon Lachmayr Norbert (2012) Bildungsshyberatung Oumlsterreich Wer kommt in den Genusshellip Im ersten Halbjahr 2012 erreichte Personengruppen In Bildungsberatung im Fokus 3 7-9
Kaumlpplinger Bernd (2015) Bildungslotsen in der Risikoshygesellschaft ndash Fakten und Positionen Guumltersloh
MacRae Heather (2006) Rescaling gender relations the influence of european directives on the german gen-der regime In Social Politics 4 522-550
Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundshyheit und Gleichstellung (2016) Handlungsorientierte Sozialberichterstattung 2015 Hannover
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Raumlmer Sabrina Scheffelt Elke (2016) Gut vernetzt in die Zukunft Drei Bildungsberatungseinrichtungen und ihre strukturelle Einbindung In Magazin erwachsenenshybildungat Das Fachmagazin fuumlr Forschung Praxis und Diskurs Ausgabe 29 2016 Wien Digitalisiert im Netz wwwerwachsenenbildungatmagazin16-29meb16shy29pdf
Schmidt Julian (2016) Erwerbstaumltige in Niedersachshysen ndash Entwicklungen von 2000 bis 2014 anhand der reshygionalen Erwerbstaumltigenrechnung In Statistische Moshynatshefte Niedersachsen 4 174-181
Schroumlder FrankSchloumlgl Peter (2014) Weiterbildungsshyberatung Qualitaumlt definieren gestalten reflektieren Bielefeld
Seidel Sabine (2016) Orientierungshilfe fuumlr lebenslanshyges Lernen schaffen ndash Modellprojekte fuumlr Bildungsbeshyratung einrichten Die Evaluation der Bildungsberatung 2015 Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforshyschung im Auftrag von AEWB (Hg) Hannover
Statistisches Bundesamt (2016) Statistisches Jahrshybuch 2016 Berlin
Wagner Elfriede (2015) Die ESF-gefoumlrderte Bildungsshyberatung Ein Blick zuruumlck ein Blick nach vorne In Bilshydungsberatung im Fokus 1 2-3
Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
www aewb-nds de
20 21
Quelle SchroumlderSchloumlgl (2014)
IOSM-Modell
Ein wesentliches Ziel von Bildungsberatung ist
die Erhoumlhung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit der Beratungskundinnen bzw
-kunden Eine Person ist dann entscheidungsfaumlshy
hig wenn sie uumlber entscheidungsrelevante Inshy
formationen verfuumlgt und diese verstehen kann
Zudem muss sie abwaumlgen koumlnnen welche Folshy
gen die Wahl der Entscheidung mit sich bringt
Die Erhebung der Entscheidungs- und Handshy
lungsfaumlhigkeit erfolgt anhand des IOSM-Anshy
satzes der von der kos GmbH entwickelt und
operationalisiert wurde Die vier Kriterien bdquoinshy
formierterldquo bdquoorientierterldquo bdquostrukturierterldquo und
bdquomotivierterldquo werden mittels Fragen erhoben
Sie messen unmittelbare Wirkungseffekte aus
der Beratung zB ob die passenden Informatishy
onen erhalten wurden und die naumlchsten Schritshy
te geplant werden koumlnnen Damit laumlsst sich
nachzeichnen inwieweit die Beratung die Entshy
scheidungs- und Handlungskompetenzen der
Beratungskundeninnen gestaumlrkt hat
IOSM-Kriterien
- Informierter in Bezug auf das Anliegen und die
moumlglichen beruflichen undoder bildungsbezoshy
genen Optionen
- Orientierter bezuumlglich eigener Potenziale
und realistischer Ziele
- Strukturierter in Bezug auf das Vorgehen
und Erreichen der (neuen) Ziele
- Motivierter bezuumlglich der eigenen Ziele im
Verstaumlndnis von Eigensinn und
Umsetzungswillen
Im betrachteten Zeitraum zeigt sich insgesamt eine sehr
positive Bewertung der IOSM-Aussagen Die Aussagen
bdquoIch habe fuumlr mich geeignete Informationen erhaltenldquo
und bdquoIch konnte meine Ideen und Wuumlnsche einbringenldquo
wurde am positivsten bewertet Im Vergleich ist die volshy
le Zustimmung zu den Aussagen bdquoIch moumlchte jetzt das
Beratungsergebnis umsetzenldquo und bdquoIch weiszlig jetzt was
ich als naumlchstes tun werdeldquo etwas verhaltener aber imshy
mer noch sehr positiv Hier geben zudem 46 bzw
34 an dass sie dazu (noch) keine Aussage treffen
koumlnnen Dieses Ergebnis deckt sich in etwa mit dem
Ergebnis zur Wirkung der Berliner Bildungsberatung
(vgl Arbeit und Leben 2015) und ist interpretativ leicht
nachvollziehbar In der Beratung stellt es sich wesentshy
lich schwerer dar die Beratungskundinnen und -kun-
den bei ihrem nachfolgenden eigenverantwortlichen
Handeln zu unterstuumltzen als ihnen passende Informatishy
onen und Raum fuumlr ihre Fragen und Wuumlnsche zu geben
Insbesondere bei Beratungsfaumlllen zum Thema beruflishy
che Neuorientierung bedarf die Planung der naumlchsten
Handlungsschritte teilweise komplexe biographische
Entscheidungsprozesse die direkt nach der Beratung
ggf noch nicht abgeschlossen sind oder gegen Ende
der Beratung noch einmal strukturiert aufgegriffen wershy
den muumlssen Fuumlr die weitere Qualitaumltsentwicklung und
Professionalisierung koumlnnen diese Ergebnisse genutzt
werden indem beispielsweise das Thema bdquoPlanung
der naumlchsten Handlungsschritteldquo im Netzwerk aufgeshy
griffen wird
Um einen gesamten IOSM-Wert angeben zu koumlnnen
bedarf es der Berechnung des Mittelwerts Dieser beshy
traumlgt 37 und kann vor dem Hintergrund der 4er Skala
als hoch und somit sehr positiv bewertet werden
Die Beratungskundinnen und -kunden fuumlhlen sich insshy
gesamt informierter orientierter strukturierter und
motivierter fuumlr anstehende Entscheidungen zu Arbeit
Beruf und Bildung
Abb 15 IOSM-Aussagen der Beratungskundeninnen 2015 Quelle ies 2015
Es kann also festgehalten werden dass auf individueller individuellen Entwicklungen fuumlhren was die Beschaumlfti-
Ebene ein beratungsbezogener Outcome entsteht (vgl gungsfaumlhigkeit Arbeitszufriedenheit oder gesellschaftli-
Kaumlpplinger 2015 S 15) und durch Beratung optimierte che Teilhabe betrifftldquo (ebd)
Entscheidungen insgesamt bdquoals Impacts zu besseren
22 23
5
Fazit Kontinuitaumlt schaffen Weiterentwicklung ermoumlglichen
Die Nachfrage nach Beratung und Unterstuumltzung in Frashy
gen von Bildung Beruf und Beschaumlftigung ist hoch und
wird auch in den kommenden Jahren infolge der gesellshy
schaftlichen und demographischen Veraumlnderungen eher
noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
1 Erreichen spezifischer Zielgruppen In der zukuumlnftishy
gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
von Basisbildung bzw weiteren Multiplikatoren fuumlr
schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
zifischen Themen (ua Alphabetisierung und Grundbilshy
dung Offene Hochschule Niedersachsen Vorstufen der
Anerkennungsberatung Kompetenzfeststellung) weiteshy
re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
(E-Mail Chat Foren Blogs Telefon) noch weiter ausshy
gebaut und weiterentwickelt werden ua mit dem Ziel
andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
zu erreichen sowie interaktive Tools zur Kommunikation
in der Beratungslandschaft verstaumlrkt zu nutzen
3 Weitere Professionalisierung der Beratung Ein wichshy
tiger Aspekt fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsshy
angebote ist die weitere Professionalisierung der Berashy
terinnen und Berater des Netzwerks Dazu gehoumlrt zum
einen die individuelle Kompetenzentwicklung der Beshy
ratungsfachkraumlfte (fachlich und methodisch) die durch
Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
len auf regionaler und auf Landesebene befoumlrdert wershy
den kann Dazu gehoumlren aber auch der Ausbau und die
Weiterentwicklung des internen Wissensmanagements
4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
gepraumlgte Netzwerkarbeit ist es den niedersaumlchsischen
Beratungsstellen zum groszligen Teil gelungen ihr Berashy
tungsangebot den Akteuren in der jeweiligen Region
transparent und sichtbar zu machen In Bezug auf die
Bekanntheit bei unterschiedlichen Zielgruppen besteht
noch Entwicklungsbedarf (siehe Punkt 1) Insgesamt ist
deshalb ein Konzept fuumlr die Oumlffentlichkeitsarbeit sowohl
auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene zu entwishy
ckeln das beinhaltet mit welchen Maszlignahmen und Inshy
strumenten eine breitere Oumlffentlichkeit erreicht werden
koumlnnte (siehe Punkt 3)
Literaturverzeichnis
Arbeit und Leben (2016) Bildungsberatung Berlin ndash Zahlen Daten und Fakten auf einen Blick Berlin
Barth Regina (2015) Bildungsberatung Oumlsterreich in der neuen Foumlrderperiode (2015 - 2017) In Bildungsbeshyratung im Fokus 1 4
Berliner Koalitionsvereinbarung zwischen SPD amp Die Linke amp Buumlndnis 90 Die Gruumlnen fuumlr die Leshygislaturperiode 2016-2021 Digitalisiert im Netz wwwspdberlinwfileswahl2016161116-koalitionsshyvertrag-finalpdf (Zugriff 16122016)
Bilger Frauke Strauszlig Alexandra (2015) Weiterbildung in Niedersachsen 2014 TNS Infratest Sozialforschung Muumlnchen
Buumlrmann Marvin Frick Frank (2016) Deutscher Weishyterbildungsatlas Kreise und kreisfreie Staumldte Zusamshymenfassung der Ergebnisse Guumltersloh
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Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH (ies) an der Universitaumlt Hannover Evaluation der Bildungsberatung in Niedersachsen 2010 - 2015
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Kaumlpplinger Bernd (2015) Bildungslotsen in der Risikoshygesellschaft ndash Fakten und Positionen Guumltersloh
MacRae Heather (2006) Rescaling gender relations the influence of european directives on the german gen-der regime In Social Politics 4 522-550
Niedersaumlchsisches Ministerium fuumlr Soziales Gesundshyheit und Gleichstellung (2016) Handlungsorientierte Sozialberichterstattung 2015 Hannover
OECD (2004) Career Guidance and Public Policy Bridshyging the Gap Paris Digitalisiert im Netz wwwoecd orgeducationinnovation-education34050171pdf (Zushygriff 07122016)
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Schmidt Julian (2016) Erwerbstaumltige in Niedersachshysen ndash Entwicklungen von 2000 bis 2014 anhand der reshygionalen Erwerbstaumltigenrechnung In Statistische Moshynatshefte Niedersachsen 4 174-181
Schroumlder FrankSchloumlgl Peter (2014) Weiterbildungsshyberatung Qualitaumlt definieren gestalten reflektieren Bielefeld
Seidel Sabine (2016) Orientierungshilfe fuumlr lebenslanshyges Lernen schaffen ndash Modellprojekte fuumlr Bildungsbeshyratung einrichten Die Evaluation der Bildungsberatung 2015 Institut fuumlr Entwicklungsplanung und Strukturforshyschung im Auftrag von AEWB (Hg) Hannover
Statistisches Bundesamt (2016) Statistisches Jahrshybuch 2016 Berlin
Wagner Elfriede (2015) Die ESF-gefoumlrderte Bildungsshyberatung Ein Blick zuruumlck ein Blick nach vorne In Bilshydungsberatung im Fokus 1 2-3
Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
www aewb-nds de
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noch ansteigen Mit der Initiierung und Weiterfuumlhrung
der Modellprojekte zur Bildungsberatung hat die niedershy
saumlchsische Landesregierung auf diese Bedarfe reagiert
und mit der Fortsetzung der Landesfoumlrderung gleichzeitig
auch signalisiert wie wichtig die geschaffenen Struktushy
ren im Sinne der Daseinsvorsorge und fuumlr die zukuumlnftige
Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften sind
Den Einrichtungen ist es im Verlauf ihrer Foumlrderung
nicht nur gelungen ein professionelles neutrales und
qualitaumltsvolles Beratungsangebot fuumlr alle Bevoumllkerungsshy
gruppen aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwishy
ckeln Sie haben sich gleichzeitig auch in der regionalen
Bildungslandschaft als Akteure etabliert die aufgrund
ihrer fachlichen Kompetenz als wichtige Partner in den
relevanten Netzwerken gesehen werden die die weishy
tere regionale Entwicklung im Hinblick auf Fragen der
beruflichen (Weiter-)Bildung mitgestalten
Fuumlr die Weiterentwicklung der Beratungsleistung ndash fuumlr
die eine verbesserte finanzielle Absicherung durch die
oumlffentliche Hand sinnvoll und hilfreich waumlre ndash haben
sich im Rahmen der begleitenden Qualitaumltsarbeit folshy
gende Schwerpunkte herauskristallisiert denen sich die
Beratungseinrichtungen in der kommenden Foumlrderperishy
ode verstaumlrkt widmen werden
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gen Foumlrderperiode sollen spezifische Zielgruppen (ua
Geringqualifizierte) noch besser angesprochen werden
Dazu sollten ua die Kooperationen mit den Anbietern
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schwer erreichbare Zielgruppen ausgebaut und vertieft
werden Gleichzeitig sollen durch die Beratung zu speshy
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re Zielgruppen angesprochen werden
2 Ausbau des Beratungsformats In den kommenden
Jahren sollten unterschiedliche Formate der Beratung
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andere Zielgruppen zu erreichen bzw bisherige besser
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Vernetzung und den Austausch zwischen Beratungsstelshy
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4 Verstaumlrken der Oumlffentlichkeitsarbeit Durch die ausshy
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www aewb-nds de
Agentur fuumlr Erwachsenen-und Weiterbildung
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