Astrid Lindgren/Tono Wissing: Ronja Räubertochter Kindermusical von Tono Wissing nach Astrid Lindgren Libretto: Karin Freist-Wissing Empfohlen ab 6 Jahren, UA: Holzlarer Kinderchor 2005
Besetzung: 19 Rollen, für Akteure und Sänger/innen ab 10 Jahren; mögl. Instrumente: Fl., Ob., Clar., Ten.-Sax., Trp., Bass-Poss., Perc., Mar., Vl., Vla., Vlc., Kb./E-Bass, Noten für Orchester, Klavierauszug und Demo CD erhältlich
"In der Nacht, als Ronja geboren wurde, rollte der Donner über die Berge. Ja, es war eine Gewitternacht, dass sich selbst alle Unholde, die im Mattiswald hausten, erschrocken verkrochen …" Mitten im Wald, zwischen Räubern, Graugnomen und Wilddruden, wächst Ronja, die Tochter des Räuberhauptmanns Mattis, auf. Eines Tages trifft sie auf ihren Streifzügen Birk, den Räubersohn aus der verfeindeten Sippe von Borka. Und als die Eltern den beiden verbieten, Freunde zu sein, fliehen Ronja und Birk in die Wälder …
"Die wilde Romantik, die Kraft des Ursprünglichen dieser Geschichte steckt an." (Süddeutsche Zeitung)
Dieses Musical auf Grundlage des bekannten Lindgren-Stoffes eignet sich besonders für musikalisch versierte Schulklassen, Kinder- und Jugendchöre, sowie Kinder- u. Jugendorchester/Band.
Alle Rechte beim Verlag für Kindertheater, Max-Brauer-Allee 34, 22765 Hamburg, www.kindertheater.de Tel: 0049 (0)40 607909-916 / E-Mail: [email protected]
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Auszug aus dem Libretto
ZEITSPRUNG
ERZÄHLER: Und das Leben auf der Mattisburg ging weiter wie bisher. Nur mit dem
Unterschied, dass es dort jetzt ein Kind gab, ein kleines Kind, das Mattis und
alle seine Räuber mit der Zeit mehr oder weniger närrisch machte, fand
Lovis.
Szenenbild im Hintergrund: Räuber betüdeln das Baby-Bündel mit Babysprache und albernen Grimassen
Ronja wuchs mit jedem Tag , und begann so allmählich, die Welt um sich
herum zu erforschen. Eines schönen Tages sah Mattis ein – wie sehr es ihm
auch missfiel- dass die Zeit gekommen war.
MATTIS: Lovis, unser Kind muss lernen, wie es ist, im Mattiswald zu leben. Lass
Ronja hinaus.
LOVIS: Schau an, hast du das endlich auch begriffen? Wenn es nach mir gegangen
wäre, dann wäre sie schon längst draußen.
MATTIS: (zu Ronja) Hüte dich vor den Wilddruden und den Graugnomen und den
Borkaräubern.
RONJA: Woher soll ich wissen, wer die Wilddruden und die Graugnomen und die
Borkaräuber sind?
MATTIS: Das merkst du schon.
RONJA: Na dann.
MATTIS: Und dann hütest du dich davor, dich im Wald zu verirren.
RONJA: Was tue ich, wenn ich mich im Wald verirre?
MATTIS: Suchst du dir den richtigen Pfad:
RONJA: Na dann.
MATTIS: Und dann hütest du dich davor, in den Fluss zu plumpsen.
RONJA: Und was tue ich, wenn ich in den Fluss plumpse?
MATTIS: Schwimmst.
RONJA: Na dann.
MATTIS: Und dann hütest du dich davor, in den Höllenschlund zu fallen.
RONJA: Und was tue ich, wenn ich in den Höllenschlund falle?
MATTIS: Dann tust du gar nichts mehr.
Mattis brüllt, als säße ihm alles Übel der Welt in der Brust. Dann lässt er Ronja in den Wald ziehen.
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2. Szene: Mattiswald
Zu sehen ist der Mattiswald: Bäume, Blumen, ein großer Stein. Ein Teich ist zu sehen und die Bärenhöhle.
Im Hintergrund die Mattisburg. Ronja hüpft laut pfeifend fröhlich durch den Wald. Sie breitet die Arme
aus und schaut in den Himmel. Dann lacht sie laut und klettert auf den großen Stein, dreht sich langsam
um sich selbst und zeigt auf alles, was sie sieht: die Bäume, den Teich, die Höhle, die Sonne, den
Himmel...Schließlich legt sie sich auf dem Stein hin, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und schaut in
den Himmel.
Lied 5
Ronja Räubertochter
1. Ronja, Ronja Räubertochter
dir gehört die Welt!
Ronja, Ronja Räubertochter,
nimm, was dir gefällt!
2. Ronja, Ronja, Räubertochter
werde groß und schlau!
Ronja, Ronja Räubertochter
sieh dich um und schau!
3. Ronja, Ronja Räubertochter
hab ein großes Herz!
Ronja, Ronja Räubertochter,
Freude kommt und Schmerz.
Ronja setzt sich erschrocken hin und schaut um sich.
RONJA: Oh, die Zeit ist so schnell vergangen, es ist ja schon fast dunkel, so spät
schon! Na macht nichts, der Wald ist auch im Dunkeln herrlich.
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Lied 6
Graugnome
1. RONJA:
Hier kann ich es seh'n,
wie ist die Welt so schön!
Dunkler grüner Wald,
helle Sterne kann ich sehn',
Wasser kühl und frisch,
Wasser so klar.
2. CHOR:
Ronja, Ronja, hüte dich,
Ronja, pass gut auf!
Graugnome und Rumpelwicht
sehen wir zu Hauf!
3. RONJA:
Hier kann ich es seh'n,
wie ist die Welt so schön!
Schon ist tiefe Nacht,
will noch nicht nach Hause gehen!
Herz und Auge lacht,
will noch nicht geh'n.
Die Graugnome kommen aus den Büschen und hinter den Bäumen hervor. Sie nähern sich langsam dem
Stein und klopfen mit Stöcken auf den Boden.
4. CHOR:
Ronja, Ronja, hüte dich,
Ronja, pass gut auf!
Graugnome und Rumpelwicht
sehen wir zu Hauf!
Kommen schon mit Stecken,
Wollen dich erschrecken
5. ALLE:
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Ach, was hör ich in der Nacht?
Kommt ganz langsam schon.
Böse Geister sind erwacht,
fürchterlicher Ton!
6. GRAUGNOME (Chor)
Krispel kraspel knuspel knu
Wir woll'n dich erschrecken
Krispel kraspel Ronja, DU
Sollst in Ängsten stecken,
7.
kommen immer näher dir
mit Knüppeln und mit Keulen!
RONJA:
Hilfe, Hilfe Ungetier,
sie fangen an zu heulen.
Die Graugnome kommen immer näher und hauen mit Stöcken gegen den Stein,
auf dem Ronja sitzt. Plötzlich ist ein riesiges Gebrüll zu hören: das
ist Matthis, der seine Tochter nach Hause holen will.
8. MATTIS:
Schert euch weg ihr Ungetier!
Schert euch zum Donnerdrummel!
Haut nur ab, jetzt kommen wir!
Jetzt gibt es Schlachtgetümmel!
Die Graugnome kommen immer näher und hauen mit Stöcken gegen den Stein, auf dem Ronja sitzt.
Plötzlich ist ein riesiges Gebrüll zu hören:
Mattis und seine Räuber vertreiben die Graugnome
MATTIS: Jetzt weißt du, was Graugnome sind. Wenn du Angst hast, wittern sie das
von weit her und erst dann werden sie gefährlich.
LOVIS: Darum ist man im Mattiswald am sichersten, wenn man sich nicht fürchtet.
ERZÄHLER: Und während der folgenden Tage tat Ronja nichts anderes, als sich vor allem
Gefährlichen im Wald zu hüten und sich darin zu üben, keine Angst zu
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haben. Wenn aber der Abend kam, und die Dunkelheit zog herauf, und das
Feuer brannte im Kamin in der Steinhalle, dann kehrte sie heim und saß mit
Mattis und seinen Räubern vorm Feuer und sang mit ihnen Räuberlieder.
Von ihrem Räuberleben aber wusste sie nichts. Ronja liebte ihre
Mattisräuber. Bärtig waren sie und schmutzig und streitsüchtig und wild.
Doch alle waren sie ihre Freunde und alle würden für sie durch Feuer und
Wasser gehen, das wusste sie genau.
Da war Glatzen-Per, der so alt war, dass man die Jahre nicht mehr zählen
konnte.
Glatzen-Per humpelt über die Bühne.
Da gab es Tjegge.
Tjegge springt in komischen Zick-Zack-Sprüngen über die Bühne.
Da waren Pelje und Fjosok
Pelje und Fjosok wanken Arm in Arm laut singend „Wir sind die Räuberbande über die Bühne.
Sturkas und Klein-Klip waren ihre besonderen Freunde, sie konnten
wunderbare Geschichten erzählen und waren so lustig.
Sturkas und Klein-Klip machen lauter Purzelbäume über die Bühne.
Turre und Tjorm waren mutig und stark.
Tjugge und Tjorm gehen wie Muskelpakete mit erhobenen Armen über die Bühne, so dass jeder ihren
Bizeps sehen kann.
Dann gab es noch Labbas und Knotas, sie waren die Faulenzer unter den
Räubern.
Labbas und Knotas schlendern gähnend und müde über die Bühne.
Ronja hörte den Räubern zu, die von den Landsknechten sprachen, die sich
niemals in die Mattisburg wagen würden, und von den Borkaräubern, die
alle Hosenschisser waren, von Verstecken, von Beute und und und. Das
meiste verstand sie nicht, sie war auch abends zu müde, um richtig
zuzuhören. Von den Borkaräubern hatte sie zwar schon gehört – auch vor
denen sollte sie sich hüten, aber bis jetzt hatte sie noch keinen getroffen. Sie
kroch abends lieber in ihren Schlafalkoven und hörte zu, wie Lovis das
Wolfslied sang. So lange Ronja denken konnte, hatte die Mutter zur Nacht
das Wolfslied gesungen Dann war Schlafenszeit, das wusste sie, und ehe sie
die Augen schloss, dachte sie voll Freude: Morgen, da kann ich wieder
aufstehen.
WOLFSLIED klingt an (kleine Vorwegnahme der Melodie im Hintergrund: Z.B. Lovis summt oder singt im
Off, während Ronja auf der Bühne gähnt und einschläft)
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ERZÄHLER: Und sobald ein neuer Tag graute, sprang Ronja auf und welches Wetter er
auch brachte – Ronja wollte hinaus in ihren Wald.
Instrumentalmusik
Das Lied von der Schönheit des Waldes, Tanz der Bäume und Blumen
(Instrumentalmusik, zu der die Bäume und Blumen tanzen…)
ERZÄHLER: So vergingen ihre Tage. Ronja hütete sich und übte eifriger als Mattis und
Lovis ahnten. Vor zwei Dingen musste sie sich noch in Acht nehmen: Vor
den Wilddruden, die von allen Gestalten im Wald die gefährlichsten waren,
schön, aber grausam.
Und: vor dem Höllenschlund:
3. Szene: Der Höllenschlund
Zu sehen ist der Höllenschlund und die beiden Burghälften daneben.
Ronja schiebt sich auf dem Bauch langsam an den Höllenschlund heran.
RONJA: (leise) Huuuu!!! Da ist der Höllenschlund. Mattis hat gesagt, wenn ich da reinfalle,
mache ich gar nichts mehr. Der Höllenschlund ist in der Nacht entstanden, in der
ich geboren wurde. Ein knallender Blitz hat die Burg gespalten und der Abgrund
hier war da. Huuuu!
Sie schiebt sich immer näher an den Abgrund. Dann nimmt sie ein Steinchen und wirft es hinein. Tief
unten hört sie den Aufprall
Das ist grausiger, als ich gedacht habe. Naja, tief ist der Höllenschlund, aber
eigentlich nicht so breit, man müsste… man… müsste … hinüber springen können
Lied 7
Höllenschlund, Strophe 1-3
1. Der Höllenschlund ist tief und schwarz
und trennt die Mattisfeste,
sich davor hüten will sie heut,
das ist das allerbeste.
2. Sie schaut zuerst die Tiefe an
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und lässt ein Steinchen fallen,
es schaudert ihr beim hohlen Klang
das Schwerste wird’s von allen.
3. Sich hüten vor dem Höllenschlund
wie soll sie das nur üben?
Da sieht sie—und sie staunt nicht schlecht –
ein Junge sitzt da drüben…
BIRK: Ich weiß, wer du bist, du bist die Räubertochter, die immer im Wald rumrennt, ich habe dich
da mal gesehen.
RONJA: Wer bist du denn? Und wie um alles in der Welt bist du hierher gekommen?
BIRK: Ich bin Birk Borkasohn und ich wohne hier, wir sind heute Nacht hier eingezogen.
RONJA: Wer W I R?
BIRK: Borka und Undis und ich und unsere Räuber.
RONJA: Willst du etwa behaupten, dass die ganze Nordburg voller Hosenschisser ist?
BIRK: Nein, hier gibt es nur rechtschaffene Borkaräuber. Aber da drüben, wo du wohnst, da ist es
knüppelvoll von Hosenschissern, das hat man ja immer gehört.
RONJA: Potz Pestilenz! Wart nur, bis das Mattis zu Ohren kommt, dann fahren alle Borkaräuber mit
einem Furz zum Donnerdrummel!
BIRK: Das glaubst du!
RONJA: Komm her, dann hau ich dir eins aufs Maul, dass dir die Nase abfliegt!
Birk springt
BIRK: Machs nach, wenn du’s kannst.
Ronja und Birk stehen sich wütend und kampfbereit, mit in die Hüften gestemmten Armen gegenüber.
Lied 7
Höllenschlund, Strophe 4-7
4. Er schaut sie an und lacht und fragt:
"Was guckst du, Räubergöre?"
Da wird sie wild und schreit ihn an,
und sagt ihm, dass er störe.
5. Daraus entsteht ein doller Streit.
Wer kann das meiste wagen?
Sie springen übern Höllenschlund,
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und sehn nicht die Gefahren.
6. Ronja springt mit Kraft und Mut,
auf einmal bleibt sie stehen.
Wo grade eben Birk noch war,
da kann sie nichts mehr sehen.
Birk fällt in den Höllenschlund, man sieht nur noch seine Hände, die sich krampfhaft festklammern und
seinen Kopf.
7. Er hängt im tiefen Höllenschlund
und kann sich nicht bewegen.
Sie reicht ihm ihre starke Hand
und rettet ihm das Leben.
RONJA: (zieht Birk auf den sicheren Boden aus der Schlucht, dann gibt sie ihm einen Stoß
und springt zurück auf ihre Seite)
Hoffentlich fällst du wieder rein, du Hosenschisser!