Wintersemester 2015/16
Universität der Künste Berlin
Lehramt Musik
Passt der Beat zum Menuett?
Autor: Jonathan Kühnl
Proseminar
Kursleitung: Matthias Krebs
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Unterrichtsidee
In der Unterrichtseinheit wird das Menuett in G-Dur von J. S. Bach neu interpretiert.
Jeder Teilnehmer bekommt sein eigenes iPad, auf dem vorkonfigurierte Patterns
abgespielt werden können. Die iPads sind technisch miteinander synchronisiert (Midi-
Clock), sodass die verschiedenen Apps im Tempo zusammen spielen.
In spontanen Bands versuchen wir gemeinsam mit einen passenden Ablauf sowie
elektronische Klänge für eine Neuinterpretation des Menuetts zu finden.
Im zweiten Schritt kann die aus den Pattern entwickelte Komposition in einer
Liveperformance noch erweitert werden. Dazu besteht die Möglichkeit einen geeigneten
Beat zu komponieren, der zusammen mit dem Menuett abgespielt wird, sowie die
Möglichkeit über das Menuett mit einer App melodisch zu improvisieren.
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Bach-Marathon im Konzerthaus Berlin
Welcher Beat passt zum Menuett? Am
28.11.2015 fand im Rahmen des Bach-
Marathons vom Konzerthaus Berlin ein Projekt
mit Musikapps statt. Im Rahmen dieses
Mitmach-Programms für Kinder, Jugendliche
und technikbegeisterte Erwachsene erprobte
ich meine Unterrichtsidee.
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app2music - Appmusik-AGs an Berliner Schulen
Seit etwa einem Jahr leite ich regelmäßig bei app2music Appmusik-AGs im
Nachmittagsbereich an der Berlin International School (BIS). Mit den SuS komponiere
ich eigene Stücke und mit anderen Bands treten wir auch im Konzert auf. Wir
verwenden viele verschiedene Musikapps um den richtigen Sound zu finden oder damit
alle – egal welches Alter – mitmachen können.
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Hier finden sich ein paar Blogartikel, die
meine Arbeit an der BIS dokumentieren:
• final concert
http://app2music.de/final-concert/
• Our Spaceman Becomes Real
http://app2music.de/our-spaceman-
becomes-real/
• Lyrics und Instrumentalklänge
finden zusammen
http://app2music.de/lyrics-und-
instrumentalklaenge-finden-
zusammen/
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Lerngruppe / Materialien / Technik
Bei der Erprobung beim Familientag im Konzerthaus hatte ich an meinem Stand fast nur
Erwachsene zu Gast. Aber ich denke, dass diese Unterrichtsidee auch mit einer 9. Klasse
umsetzbar ist.
• Wie sieht die Lerngruppe aus?
• 9. Klasse, 4-6 SuS in einer Gruppe
• ausgeprägte Vorerfahrungen zum Metrum (Zählzeiten eines Taktes)
wären wichtig
• Welche Materialien werden vorbereitet?
• Musikstück (hier das Menuett) sollte in MidiSTEPs schon konfiguriert sein
• Welche technischen Voraussetzungen gibt es?
• 6 Tablets mit den genannten Apps, Midi-Hub
• 6 Kopfhörer
• Mischpult (JamHub) und genügend Kabel
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Verwendete Musikapps: MidiSTEPs, Thumbjam, DM-1, bs16-i
• MidiSTEPs bietet die Spieloberfläche für die Unterrichtsidee. In dieser App
sind die Noten des Menuetts einprogrammiert und in einzelne Abschnitte
unterteilt. Durch die Möglichkeit verschiedene Stimmen innerhalb der App zu
kontrollieren können Melodie und Harmonien getrennt betrachtet werden.
• Die App bs-16i wurde als Klangerzeuger gewählt und wird von der App
MidiSTEPs angesteuert.
• Die App Thumbjam wird zum Improvisieren verwenden. Die App lässt sich
auf die G-Dur Skala einstellen, so dass die Töne zum Menuett passen.
• Die App DM-1 wird für die Rhythmuspatterns verwendet. Sie gibt gleichzeitig
das Tempo für die App MidiSTEPs an.
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MidiSTEPs (für iPad)
• Die App MidiSTEPs bietet vier Kanäle, die
zusammen oder einzeln abgespielt werden.
Oberer Bereich:
• Jeder Kanal wiederum kann bis zu 16 Patterns
speichern, von denen jeweils max. 16 Takte lang
sein können.
• Der blaue Kanal besteht in diesem Fall aus acht
Patterns. Die Patterns 1-4 sind die vier Formteile,
je 8 Takte Melodie, aus dem Menuett. Die
Patterns 5-8 sind identisch, jedoch eine Oktave
höher.
• Der rote Kanal besteht ebenfalls aus acht
Patterns. Die Pattern 1-4 sind die Formteile, je 8
Takte Begleitung, aus dem Menuett. Die Pattern
5-8 sind identisch, jedoch eine Oktave tiefer.
• Kanal 3 und 4 können beliebig mit einzelnen
Phrasen aus dem Menuett ausgesetzt werden.
Unterer Bereich:
• Unterhalb der Patterns kann man nun die
klanggebende App und damit den Sound wählen.
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DM1 und ThumbJam (für iPad)
Die DrumMachine-App DM1 bietet ein leicht verständliches
Interface und zahlreiche gute Sounds an. Die hell und
dunkel grau hinterlegten vierer (3er oder 6er) Gruppen
symbolisieren dabei die Hauptzählzeiten eines Taktes. So
kann sich der Nutzer/ die Nutzerin leicht bei der
Beatprogrammierung orientieren. Durch Einstellen des
Tempos und die Auswahl einer Sampledatenbank kann das
Pattern individuell angepasst werden.
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Mit der App ThumbJam stehen zahlreiche gut klingende
Instrumente zur Verfügung. Die einzelnen Töne werden
auf nebeneinanderliegenden Flächen abgebildet und
können durch antippen gespielt werden. Durch
Voreinstellung von Tonart und Skala kann der Spieler
sich auf das Improvisieren der Melodie konzentrieren.
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Wie können die Lernenden einbezogen werden?
• Motivation – Musikmachen mit Apps
• Sinn – Bach einmal anders kennenlernen, Verstehen der Formteile
• Spaß – Musizieren in einer Band, Experimentieren und Zusammenfinden
• Zweck – Verarbeitung von musikalischem Material und Benutzung von Musikapps
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Lernziele
• Im Fokus steht das gemeinsame Musizieren mit Apps in den Gruppen.
• Die SuS lernen das Menuett anhand der vorprogrammierten Patterns in
Abschnitten kennen.
• Es geht darum ein Musikstück den eigenen musikalischen Vorlieben und den
Fähigkeiten der Beteiligten entsprechend anzupassen, in Gruppen
einzustudieren und zu präsentieren. Das musikalische Ergebnis sollte dabei
eine erkennbare Gestaltungsabsicht aufzeigen.
• Des Weiteren geht es darum, dass die SuS mit Tönen und Klängen
experimentieren, mit musikalischen Abläufen innerhalb spezifischer Vorgaben
erfinden und einen passenden Ablauf festhalten/notieren.
• Mit Tönen und Klängen experimentieren, kurze Melodieverläufe improvisieren
und dabei auf Impulse anderer reagieren.
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Methoden
Selbstständige Erkundung
• Anhand der selbstständigen Erkundung der App lernen die SuS die Grundfunktionen der App
kennen.
• Durch die Auswahl der Patterns und das Programmieren des Beats erhalten die SuS eine
klangliche Vorstellung von den unterschiedlichen Darstellungen.
Gemeinsames Erarbeiten von einem Ablauf
• Durch die kurzen Patterns lässt sich schnell ein Ablauf festlegen. Es können schnell
verschiedene Varianten ausprobiert werden.
Komponieren von Melodie und Harmonie
• Die Patterns der Melodie werden passend mit den Patterns der Harmonien abgespielt.
• Da immer nur ein Pattern gleichzeitig spielt, lässt sich so schnell etwas passendes finden.
Gemeinsames Improvisieren
• Über das Grundgerüst von Melodie und Begleitung wird ein Rhythmus in DM-1 erstellt werden.
• Zuletzt kann ein Schüler mit einer G-Dur Skala dazu improvisieren.
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Vorbereitung der Materialien
• In der Vorbereitung werden die Melodie und die Begleitung jeweils in vier
Stimmen auf die Kanäle aufgeteilt, da das musikalische Material so
übersichtlicher wird. Die Pattern werden jeweils in eine Melodiespur und eine
Begleitspur eingegeben, sodass insgesamt acht Pattern ausgewählt werden
können. Durch diese optisch übersichtliche Einteilung können die SuS schnell
einen Überblick über den Ablauf bekommen.
• In der AG benötigt jeder Schüler ein iPad. Vier iPads müssen die Apps
MidiSTEPs und bs-16i, zwei iPads die App Thumbjam und ein iPad die App
DM-1 installiert haben. Von den ersten vier Schülern kann somit jeder einen
eigenen Kanal in MidiSTEPs wählen.
• Jeder Schüler bekommt ein iPad und einen Kopfhörer.
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Ablauf
Die SuS sollen zunächst die Funktionsweise ihrer App verstehen. Jeder Schüler übernimmt
einen Kanal (blau, rot, grün oder grau). Nachdem das musikalische Material vertraut ist,
komponieren die SuS gemeinsam in der Gruppe eine stimmige Version. Dabei rekombinieren
sie die Patterns Formteile des Menuetts und experimentieren mit den Harmonien und
Melodieabschnitten. Wenn sie einen geeigneten Ablauf gefunden haben, wird dieser so fixiert,
dass die Komposition wiederholt werden kann.
Danach kann ein Schüler mit der App Thumbjam darüber improvisieren. Schließlich können die
Kanäle 3 und 4 aus MidiSTEPs mit einzelnen Phrasen aus dem Menuett dazugespielt werden.
Zuletzt kann mit der App DM-1 ein Rhythmus im ¾ Takt dazukomponiert werden.
Letztendlich soll ein neue Neuinterpretation des Menuetts entstehen, in der jeder Teilnehmer
eine tragende musikalische Rolle einnimmt. Der Fokus richtet sich dabei auf das
Zusammenspiel, das gegenseitige Zuhören und die Improvisation.
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Unterrichtsablauf
Die Unterrichtseinheit gliedert sich in vier Phasen. Die SuS arbeiten innerhalb
dieser Phasen möglichst selbstständig.
Einführung in die App 5 Min
Erarbeitung einer Form 20 Min
Erarbeitung eines Rhythmus und einer Improvisation 15 Min
Vorstellung 5 Min
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Aufgabenstellung
1. Erkundet die jeweilige App auf Eurem iPad. Ihr habt dafür 2 Min. Zeit.
2. Stellt Euch gegenseitig das musikalische Material vor.
3. Findet gemeinsam einen Ablauf von Melodie und Harmonie
4. Schreibt eure Komposition so auf, dass ihr sie wiederholbar musizieren könnt.
5. Baut an geeigneten Stellen einzelne Phrasen aus dem Menuett ein.
6. Improvisiert mit einer G-Dur Skala über das Menuett.
7. Erstellt einen Beat zum Menuett.
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Auswertung / Reflexion des Ergebnisses
Die Arbeitsergebnisse werden am Ende der Stunde aufgeführt. Dabei soll eine
komplette Version inklusive Drumpattern und Improvisation gespielt werden.
Nach jeder Aufführung einer Gruppe, notieren sich die übrigen SuS im Publikum
jeder für sich, wie ihnen der Anfang, der Schluss, die Improvisation und der Beat
zueinander gepasst haben und ob die Gruppen gemeinsam musiziert haben.
In einer vom Lehrer moderierten Reflexionsrunde geben sich die SuS gegenseitig
Feedback zu ihren Aufführungen.
Abschließend machen sich alle SuS gemeinsam Gedanken, was in der
Erarbeitung in den Gruppen gut geklappt hat und wie sie die Aufführung beim
nächsten mal noch wirkungsvoller machen können.
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Einordnung in den Berliner Lehrplan (1/2)
Fachbezogene Kompetenzen (Vgl. S. 10)
Im Musikunterricht der Mittelstufe ergeben sich vielfältige Gelegenheiten zu individuellem
und gemeinsamem musikalischen Handeln, zu Aneignung und Anwendung
musikbezogenen Wissens sowie zu gedanklicher Auseinandersetzung mit Musik auf der
Grundlage eigener Erfahrungen. Die Fülle der Umgangsweisen mit Musik lässt sich in drei
Kompetenzbereiche gliedern:
• Musik wahrnehmen und verstehen
• Musik gestalten
• Nachdenken über Musik
Quelle: https://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-
bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_musik.pdf?start&ts=1450262874&file=sek1_musik.pdf
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Einordnung in den Berliner Lehrplan (2/2)
Erst die Wechselbeziehung von musikalischer Wahrnehmung, musikpraktischer Erfahrung und
sprachlich-kognitiver Auseinandersetzung bildet die Grundlage eines umfassenden
Musikverständnisses (Vgl. S. 10).
Musik wahrnehmen und verstehen
• Die SuS lernen das Menuett anhand der vorprogrammierten Patterns in Abschnitten kennen.
Musik gestalten
• Die SuS finden eine Abfolge für die Patterns und bringen Melodie und Begleitung zusammen.
• Die SuS improvisieren zusammen.
Nachdenken über Musik
• In einer Abschlussreflexion geben die SuS Feedback einander und Austausch sich über die
Wirkung von alternativen Lösungswegen aus. Wie passt der Beat zum Menuett?
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Aus der praktischen Erfahrung…
• Welche Schwierigkeiten haben sich bei der Erprobung ergeben?
• Für die App midiSTEPs müssen genaue Instruktionen gegeben werden,
da die Fülle an Pattern sehr groß ist. Jeder Schüler sollte sich nur auf
eine Farbe bzw. auf einen Kanal beschränken.
• Was hat zu den interessantesten (Zwischen-)Ergebnissen geführt?
• Ein erstes Zwischenergebnis ist da, sobald eine Abfolge für die
vorinstallierten Patterns in midiSTEPs gefunden wurde.
• Danach können Melodie und Begleitung zusammengeführt werden
• Das Zusammenspiel von Melodie und Begleitung ist ein erstes
Erfolgserlebnis, da nun zusammen musiziert wird.
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Aus der praktischen Erfahrung
Was hat funktioniert?
• Zusammen musizieren
• Interesse für das gemeinsame Musikmachen geweckt
• Spontane Improvisation
• Neuvertonung von Bach
• Komposition mit Sequenzern
Was hat nicht funktioniert und muss verbessert werden?
• Betreuung von mehreren Teilnehmern gleichzeitig gestaltete sich als schwierig (eventuell
weitere Lehrkraft notwendig)
• Es war schwer über einen längeren Zeitraum die Konzentration zu halten (eventuell die
Zwischenergebnisse noch mehr als Erfolgserlebnis nutzen und gemeinsam Musizieren)
Was wurde gelernt?
• Beat zum Menuett
• Improvisation
• Kennenlernen verschiedener Musikapps
• Bedienung Mischpult
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Weitere Ideen / Ergänzungen
• Wie könnte man die Unterrichtsidee noch erweitern? Welche Ideen passen
gerade nicht in das Vorhaben, könnten aber spannend sein?
Schön wäre es, wenn man die entstehenden Musikstücke aufzeichnet. Dann
können sich die SuS die Aufnahme auf ihr Smartphone ziehen und diese
anderen vorspielen.
Man könnte einen kleinen Kompositionswettbewerb machen.
Interessierte Schüler könnten sich selbst eine Musikapp auf ihr Smartphone laden
und Zuhause einen passenden Beat zum Menuett produzieren. Dieser wäre
dann in das Projekt integrierbar.
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