01 16 Vom Unkraut zum Rohstofflieferanten ContiTech testet Motorlager aus dem Kautschuk der Löwenzahn-Wurzel Das ContiTech Magazin
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Vom Unkraut zum RohstofflieferantenContiTech testet Motorlager aus dem Kautschuk der Löwenzahn-Wurzel
Das ContiTech Magazin
Rubr ik_ x x
um den Globus sowie stark schwankende Rohstoffpreise neh-
men Einfluss auf das ökonomische Ergebnis der Industrie. Auch
an ContiTech geht dies nicht spurlos vorbei. Durch unsere diver-
sifizierte Aufstellung schaffen wir es aber, die unterschiedliche
Entwicklung in verschiedenen Branchen und Märkten bestmöglich
auszubalancieren.
Liebe Leser, auch das Jahr 2016 hält große Herausforderungen für
uns bereit. Man erwartet von uns, dass wir flexibel reagieren, dass
wir unseren Dienst am Kunden weiter ausbauen und dass wir mit
Innovationen aufwarten, mit denen wir unsere Position stärken.
Das geht nur gemeinsam. Egal, ob wir eng mit unseren Vorliefe-
ranten an den besten Produkten für unsere Kunden arbeiten oder
an ihrer Seite die optimalen Verfahren und Systeme für ihre Güter
entwickeln. 2016 wird uns daher wieder Höchstleistungen und viel
Engagement abverlangen. Als große ContiTech Familie werden
wir das kommende Jahr miteinander gestalten und gemeinsam zu
einem guten Jahr für unser Unternehmen machen.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Start ins neue Jahr. Viel
Spaß bei der Lektüre der ContiTech initiativ!
Ihr
Hans-Jürgen Duensing
Leiter der Division ContiTech
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
2015 war ein Jahr, in dem ContiTech mit Veyance die größte
Übernahme ihrer Geschichte gestemmt hat. Damit haben wir es
geschafft, im nordamerikanischen Markt als einer der Technolo-
gieführer für Kautschuk- und Kunststoffprodukte entsprechend
präsent zu sein.
ContiTech hat dadurch weltweit nicht nur Standorte hinzugewon-
nen. Mit nun rund 43.000 Mitarbeitern stehen wir an der Seite
unserer Kunden, um gemeinsam erfolgreich zu sein. Dabei nutzen
wir jede Chance, den Kunden unsere Kompetenz unter Beweis zu
stellen. Mit neun Business Units sind wir dafür gut aufgestellt. Vor
wenigen Monaten haben wir unseren Bereich Fluid Technology
gesplittet, um noch besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden in
der Automobilbranche sowie in anderen Industriezweigen eingehen
zu können. Außerdem setzen wir in unseren Schwerpunktmärkten
Asien, Europa und NAFTA auf weitere Regionalisierung. Denn wir
wollen dort sein, wo unsere Kunden sind. Dabei machen Menschen
bei uns den Unterschied. Das Wissen um kulturelle Vielfalt, regional
unterschiedliche Marktmechanismen und -anforderungen sind für
uns genauso wichtig wie technisches Know-how. Alles zusammen
bildet die Basis für die Erfüllung individueller Kundenbedürfnisse.
Mit unserem umfassenden Know-how sind wir nachhaltig in vie-
len Schlüsselindustrien vernetzt und behaupten seit Jahren eine
Position als anerkannter Technologieführer. Dabei hilft uns selbst-
verständlich auch der starke Verbund im Continental-Konzern.
Wir sind bei allem so individuell wie unsere Kunden und bieten die
passende Lösung für die vielfältigen Themenstellungen mit ausge-
zeichneten Materialentwicklungen.
Neben all dem befinden wir uns aber auch in einem schwierigen
Marktumfeld – und das weltweit. Volatile Wirtschaftsmärkte rund
Editor ial_ 3
Extrem belastbar: das Glasperlendrucktuch von ContiTech für den Wertpapier- und hochwertigen Verpackungsdruck
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In dieser Ausgabe
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ContiTech. Engineering Next Level Performance Next LevelBiobasierte Kunststoffe – Modetrend oder Polymerwerkstoffe
der Zukunft?
Als Werkstoffe sind Kunststoffe schon längst und auch zukünftig
unverzichtbar. Aufgrund ihrer regenerierbaren Rohstoffbasis
befinden sich biobasierte Kunststoffe und Bioverbundwerk-
stoffe inzwischen auf dem Vormarsch. Im Gastbeitrag berichtet
Professor Hans-Josef Endres, Leiter des IfBB-Instituts für Bio-
kunststoffe und Bioverbundwerkstoffe an der Hochschule
Hannover und des Fraunhofer-WKI-Anwendungszentrums für
Faser und Compositeforschung, über den positiven Trend der
Biowerkstoffe am Markt. ______________________ Seite 12
Affinity Next LevelPssst!
Wenn es um die Herstellung fälschungssicherer Banknoten
geht, spielt das Druckverfahren eine entscheidende Rolle. Das
neue Glasperlendrucktuch von ContiTech sorgt für hochpräzise
Ergebnisse im Wertpapierdruck. ____________________________________________________________________________________________________________________________________ Seite 30
Service und kompetente Beratung rund um den Globus 24/7
Mit perfekt aufeinander abgestimmten Komponenten und
Systemen sichert ContiTech den bestmöglichen Betrieb von
Fördergurten. Erfahrene Montageteams installieren, konfektio-
nieren, warten, reparieren und betreuen Anlagen ihrer Kunden
über und unter Tage weltweit und rund um die Uhr. Elektronische
Überwachungs- und Inspektionssysteme garantieren zudem ein
Höchstmaß an Sicherheit. ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Seite 32
Responsibility Next LevelWächst mit den Aufgaben: Kautschuk aus Löwenzahn
Ein Unkraut ist auf dem Karriereweg zur Nutzpflanze mit groß-
artigen Eigenschaften für technologische Spitzenprodukte. Die
Entwickler von ContiTech Vibration Control testen erfolgreich
den Einsatz von Kautschuk aus Löwenzahn für die Schwingungs-
technik. ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Seite 16
Et ceteraNext Level Nachrichten aus der ContiTech Welt ________________________________________________________ Seite 37
Impressum _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Seite 37
Im Süden Englands entsteht maritime Ingenieurskunst
Für den Antrieb der gigantischen 12000TD-Dieselmotoren setzt
der britische Hersteller von Luftkissenfahrzeugen, Griffon Hover-
work, auf ContiTech Zahnriemen mit Carbonzugstrang. Mit Beginn
des Frühjahres 2016 sollen zwei neue Hovercrafts Passagiere
zwischen Portsmouth und der Isle of Wight für das Betreiberunter-
nehmen Hovertravel Ltd. schnell und sicher befördern. _____________________________ Seite 6
Auf dem Prüfstand
In eigenen Hochtechnologie-Laboren an nahezu allen Standorten
erprobt ContiTech die Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit und
Qualität ihrer Produkte unter realen Bedingungen. Erst dann geht
ein Bauteil in Serie. Dabei testen die Experten weit übers Limit
hinaus. __________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Seite 20
Ein Maßanzug zum Tauchen
Hervorragender Tragekomfort beim Trockentauchen: Der neuartige
Anzugstoff von ContiTech sorgt für einen perfekten Sitz und setzt
neue Maßstäbe unter Wasser. Die besondere Materialmischung
wurde von ContiTech gemeinsam mit dem Tauchausrüster Kallweit
entwickelt. ________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Seite 26
6_ Responsibil i t y Next Level Rubr ik_ x x
Bahnbrechende Innovation mit DoppelnutzenSpezialfolie mit Solarzellen erhält kostbares Wasser in heißen Regionen und sorgt für EnergieIm Süden Englands entsteht
maritime IngenieurskunstDie neue Generation von Luftkissenfahrzeugen des Betreiberunternehmens Hovertravel Ltd. läuft mit dem Synchrochain Carbon
Der französische Literat Antoine de Saint-Exupéry prägte das Zitat,
dass man Männern die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer
lehren solle, damit sie gute Schiffe bauen. Im benachbarten Verei-
nigten Königreich nimmt man das von jeher für bare Münze und baut seit
Jahrhunderten hervorragende Schiffe. Entlang der südlichen Küste Eng-
lands finden sich gleich mehrere Hafenstädte, die Geschichte geschrieben
haben. In Plymouth legte 1620 das berühmte Segelschiff Mayflower ab, um
die Pilgerväter ins gelobte Land Amerika zu bringen. Von Southampton
aus stach 1912 der ehedem weltgrößte Luxusliner „Titanic“ als technischer
Superlativ zur Jungfernfahrt in See.
Ein Pionier für eine besondere Errungenschaft war dann in den 1950er-
Jahren auch Christopher Cockerell: Er erfand das Luftkissenfahrzeug, das
heute noch mit hoher Geschwindigkeit als Fährverbindung auf dem Solent,
einem Seitenarm des Ärmelkanals, über das Wasser schwebt. Der Erfinder
hatte seinerzeit mit einer leeren Konservenbüchse experimentiert, die er mit
einem Loch versah. Er nahm einen Föhn, blies Luft durch das Loch und ent-
deckte so das simple Prinzip des Luftauftriebs für Hovercrafts. Noch heute
fahren die faszinierenden Fahrzeuge nach diesem Prinzip.
Seine Erfindung wurde von den Gründervätern der Griffon Hoverwork Ltd.
immer weiter verbessert. Heute bringen deren hochmotorisierte leistungs-
starke Hovercrafts die Passagiere kontinuierlich zwischen Portsmouth und
der Isle of Wight schnell an ihr Ziel.
Aktuell schlägt Griffon Hoverwork mit dem Bau von zwei neuen Hovercrafts
ein neues Kapitel maritimer Ingenieurskunst auf. Mit Beginn des Frühjah-
res 2016 sollen zwei neue Schnellfahrzeuge die Fährverbindung für das
Betreiberunternehmen Hovertravel Ltd. übernehmen.
Eine anspruchsvolle Aufgabe für Zahnriemen
In den gigantischen Luftkissenfahrzeugen Griffon 12000TD arbeiten je
8_ Per formance Next Level Per formance Next Level_9
zwei Motoren mit 793 kW (1.079 PS). Um diese zu betreiben, setzt das Un-
ternehmen auf den Zahnriemen Synchrochain Carbon von ContiTech. „Wir
wollen einen hochgradig zuverlässigen und präzisen Betrieb der Propeller
und Turbinen garantieren“, so Greg Dawson, Systemingenieur bei Griffon.
„Unser Unternehmen war das erste, das dafür statt Gasturbinen Benzin-
und später Dieselmotoren verwendete. Jetzt setzen wir für den nächsten
Entwicklungsschritt den Synchrochain ein, weil er unseren Ansprüchen
an echte Innovationen entspricht.“
Eine anspruchsvolle Aufgabe, die Griffon und ContiTech gemeinsam lösen.
„Sie müssen sich vorstellen, dass wir von zwei gigantischen Motoren mit
einer Leistung von jeweils über 1.000 PS sprechen, die die Passagiere förm-
lich über das Wasser fliegen lassen“, beschreibt Barrie Oldham, Industrial
Sales Director ContiTech UK, die Herausforderung. „Griffon baut die Moto-
ren in den Fahrzeugen der 12000TD-Serie so tief wie möglich ein, um einen
optimalen Lastenschwerpunkt zu erzielen“, ergänzt Dawson. „Gleichzeitig
„Wenn du willst, dass jemand ein Schiff baut, gib ihm kein Werkzeug, sondern wecke in ihm die Sehnsucht nach dem Meer.“
Antoine de Saint-Exupéry
Ideale Lösung für die Luftkissenfahrzeuge von Griffon Hoverwork: Der verschleiß- und abriebfeste Synchrochain Carbon von ContiTech überträgt hohe Leistungen äußerst zuverlässig
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Das Unternehmen Griffon Hovercraft Ltd. wurde 1976 von den beiden Entwicklern Edwin Gifford und Don Robertson gegründet. Dies ging zurück auf die Zusammenarbeit Giffords mit dem Erfinder des Luftkissenfahrzeuges Christopher Cockerell. Ziel war es, eine Fährverbindung an der britischen Küste zu ermöglichen. Nach Gründung stellte die Firma als erster Hersteller für Luftkissenboote von Gasturbinen als Antrieb auf die viel effizienteren Benzinmotoren um. 1983 baute Griffon Hovercraft mit dem 1000TD erstmals ein Luftkissenboot mit Dieselmotor. Der Vorteil darin liegt in der sehr viel geringeren Anfälligkeit des Motors gegen Salzwasser. Zur Jahrtausendwende ersetzte bereits der 8000TD sein Vorgängermodell. Nach der Übernahme des Unternehmens durch die Bland Group und der Fusion mit Hovercraft firmiert es seit 2009 unter Griffon Hoverwork Ltd. Southampton, dem weltweit größten Hersteller von Luftkissenfahrzeugen.
verwenden wir Propeller mit dem größtmöglichen Durchmesser, denn sie
bewegen sich langsamer als kleinere Pendants und sind somit leiser.
Um die tiefliegenden Motoren mit den großen Propellern zu verbinden, benö-
tigen wir entsprechend lange Riemen. Nur ContiTech ist in der Lage, uns
einen stabilen Zahnriemen in der erforderlichen Länge anzubieten.“
Mit 5.502 mm und 4.956 mm handelt es sich dabei um die längsten bis-
lang hergestellten Polyurethan-Riemen in „endloser“ Ausführung. Die
Leistung von zweimal 1.079 PS wird auch gut genutzt: Die Luftkissen-
fahrzeuge nehmen in etwa die Fläche eines Tennisplatzes ein und beför-
dern bis zu 88 Personen.
Carbon im Herzen
Herzstück des Synchrochain ist ein Carbonzugstrang, der bei gleicher Belas-
tung noch stabiler und weniger dehnbar ist als ein Zugstrang beispielsweise
aus Aramid. Hinzu kommt die hohe Steifigkeit des Cords, der Vorspan-
nungsverluste minimiert und die Effizienz des Antriebs weiter steigert. Der
Riemen ist somit nahezu wartungsfrei – was hilft, Kosten im Bereich der
Wartung, der Instandhaltung und der Wiederbeschaffung zu minimieren.
Vorteile, die dem Vorhaben weitere Schwebekraft verleihen.
Seit es Schiffe gibt, haben die Menschen daran gearbeitet, sie schneller zu
machen. Die Mayflower bewegte sich mit Windantrieb durchschnittlich
sechs bis sieben Knoten. Die schnellsten Dampfer schaffen es nicht, mit
mehr als 40 Knoten durch die Wellen zu pflügen. Moderne Luftkissenboote
dagegen schaffen mühelos circa 50 Knoten. Eine Fahrt mit dem Hovercraft
über den Solent dauert also weniger als zehn Minuten. Eine kurze Zeit, um
die Kraft der Riemen von ContiTech erleben zu können.
Zahnriemen mit Carbonzugstrang treiben die Propeller und Turbinen der gigantischen Luftkissenboote an
10_ Per formance Next Level
>>
Kontakt: Barrie Oldham, [email protected]
12_ Cont iTech . Eng ineer ing Next Level Rubr ik_ x x
Bei allen Diskussionen über die Vorräte
und Reichweite fossiler Ressourcen bleibt
unbestritten, dass wir petrochemische
Rohstoffe schneller verbrauchen, als sie sich
regenerieren. Das bedeutet bei allen Diskussi-
onen zur Reichweite des Erdöls debattieren wir
nicht darüber, ob wir in einer Sackgasse sind,
sondern wie schnell wir unterwegs sind und wie
lange es dauert, bis das Ende in Sicht ist. Ebenso
ist durch die Nutzung fossiler Energieträger die
Freisetzung von CO2 höher als die erneute Fixie-
rungsrate. Im Energiesektor hat diese Bewusst-
seinsänderung längst zu entsprechenden Maß-
nahmen geführt, wie z. B. der Förderung von
erneuerbaren Energien, dem Emissionshandel
mit CO2-Zertifikaten, dem Megatrend Elektro-
mobilität, der Einführung von Biokraftstoff etc.
Zunehmend wird bewusst, dass die negativen
Aspekte der Petrochemie auf der Rohstoff- und
„End of Life“-Seite auch auf den werkstofflichen
Bereich zutreffen. Denn auch zukünftig sind
Kunststoffe unverzichtbare Werkstoffe. Man
muss sich nur das tägliche Leben wie z. B. die
Medizin, die Kommunikation, das Transportwe-
sen, den Baubereich, Kleidung, Sport- oder Elek-
tronikgeräte und den Konsum von Nahrungs-
mitteln ohne Kunststoffe vorstellen. Gerade die
großen Megatrends wie z. B. der Leichtbau, die
digitale Vernetzung oder die Elektromobilität
wären ohne Kunststoffe undenkbar. Um die Ver-
fügbarkeit von Kunststoffen auch langfristig und
möglichst nachhaltig sicherzustellen, rücken bio-
basierte Kunststoffe und Bioverbundwerkstoffe
aufgrund ihrer regenerierbaren Rohstoffbasis
zunehmend in das Interesse von Industrie, Poli-
tik, Wissenschaft und Verbrauchern.
Dabei wird das Thema häufig sehr emotional
dargestellt, obwohl inzwischen viele Informati-
onen für mehr faktenbasierte Diskussionen zur
Verfügung stehen. Außerdem muss man sich die
Frage stellen: Was ist denn die Alternative zu
den petrochemischen Rohstoffen? Wenn es nicht
Polymerwerkstoffe auf Basis nachwachsender
Rohstoffe sind, bleibt doch nur Weitermachen
wie bisher.
Zudem können biobasierte Kunststoffe am Ende
des Lebenszyklus nach dem Recycling als CO2-
neutrale Energieträger verwendet werden, da bei
ihrer Verbrennung genau die gleiche Menge an
CO2 freigesetzt wird, wie bei der Bildung der Bio-
masse als Polymerrohstoff der Erdatmosphäre
entzogen wurde.
Biobasierte Kunststoffe – Modetrend oder
Polymerwerkstoffe der Zukunft?
Neben nachvollziehbaren und belastbaren Infor-
mationen zu Biokunststoffen ist hierbei zunächst
eine klare Verwendung der Begrifflichkeiten
wichtig. Biobasierte Kunststoffe sind keine völlig
neue Werkstoffart, sondern lediglich neuartige
Polymerwerkstoffe innerhalb der altbekannten
Werkstoffklasse der Kunststoffe. Bevor sich die
petrobasierten Kunststoffe im Zuge der Indust-
rialisierung und der guten Verfügbarkeit pet-
rochemischer Rohstoffe als Massenkunststoffe
durchsetzten, gab es bereits erste biobasierte
Kunststoffe. Sie basierten auf Naturstoffen
wie Cellulose-Regeneraten oder –Derivate,
Proteinen (Caseine), Pflanzenölen (Linoleum)
oder Kautschuk. Seit Mitte des letzten Jahrhun-
derts wurden diese ursprünglichen biobasier-
ten Kunststoffe jedoch nahezu vollständig von
den petrochemischen Polymerwerkstoffen ver-
drängt. Nur wenige dieser ersten biobasierten
Kunststoffe, so genannte „Old-Economy-Biokunst-
stoffe“, sind bis heute am Markt verblieben. Dazu
gehören im Wesentlichen nur der natürliche Kau-
tschuk und die cellulosebasierten Kunststoffe.
Inzwischen erfahren die Biokunststoffe jedoch
insbesondere aus ökologischen Gesichtspunkten
und im Hinblick auf die Limitierung petrochemi-
Hans-Josef Endres ist seit 1999 Professor an der Hochschule Hannover und leitet dort das IfBB –Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerk-stoffe sowie ein neu aufgebautes Fraunhofer-WKI-
Anwendungszentrum für Faser- und Composite -forschung. Mit biobasierten Werkstoffen befasst er sich seit ca. 25 Jahren. Er ist Autor verschie -dener Fachbücher in diesem Bereich. Für seine
richtungsweisende Forschung erhielt er u.a. in 2012 den niedersächsischen Wissenschaftspreis und wurde 2015 mit dem B.A.U.M.-Umweltpreis ausgezeichnet.
12_ContiTech. Engineering Next Level
Ein Gastbeitrag von Professor
Hans-Josef Endres
ContiTech. Engineering Next Level_13
scher Ressourcen sowie zum Teil auch neuarti-
gen Eigenschaftsprofilen eine Renaissance. Seit
Ende der 80er-Jahre werden gezielt neue Biopo-
lymere überwiegend auf Basis nachwachsender
Rohstoffe entwickelt.
Diese so genannten „New-Economy-Biokunst-
stoffe“ der letzten Jahrzehnte bestehen wiederum
aus zwei grundsätzlichen Hauptgruppen, den
chemisch neuartigen, d. h. bis vor wenigen Jah-
ren im Kunststoffbereich aus chemischer Sicht
noch unbekannten Polymerstrukturen, und den
so genannten „Drop-ins“ als chemisch struktur-
gleiche, aber partiell oder vollständig biobasierte
und langzeitbeständige Kunststoffe. Die derzeit
prominentesten Beispiele hierfür sind bioba-
siertes PET (Bio-PET), biobasiertes Polyethylen
(Bio-PE) und verschiedene biobasierte Polyamide
(Bio-PA). Diese Drop-ins haben identische Eigen-
schaften wie ihre petrochemischen Pendants. Bei
einer Substitution der konventionellen Kunst-
stoffe durch die entsprechenden Drop-ins sind
daher auch keine Veränderungen im Bereich der
Verarbeitung, der Gebrauchsphase und insbe-
sondere auch der Wiederverwertung des Recyclings
zu erwarten.
Bei Naturkautschuk handelt es sich jedoch nicht
um ein Drop-in für Synthesekautschuk, sondern
„nur“ um ein Material mit ähnlicher chemischer
Molekülstruktur und daher „nur“ ähnlichen
Eigenschaften.
Häufig wird jedoch einfach von Biokunststof-
fen, Biopolymeren oder Bioplastics gesprochen.
Die derzeit allgemein beste Definition für den
Begriff „Biokunststoff“ ist ein Polymerwerkstoff,
der mindestens eine der beiden folgenden Eigen-
schaften erfüllt:
1. besteht aus biobasierten (nachwachsenden)
Rohstoffen und/oder
2. verfügt über eine biologische Abbaubarkeit
Demnach existieren folglich drei grundsätzliche
Biokunststoff- bzw. Biopolymergruppen
1. Abbaubare, petrobasierte Biokunstst offe
2.Abbaubare, (überwiegend) biobasierte
Biokunststoffe
3. Nicht abbaubare, biobasierte Biokunststoffe
Das bedeutet, dass biologisch abbaubare Kunst-
stoffe sowohl auf petrochemischen Rohstoffen
als auch auf nachwachsenden Rohstoffen basie-
ren können. Die Abbaubarkeit wird ausschließ-
lich durch die chemische und physikalische Mi-
krostruktur und nicht durch den Ursprung der
eingesetzten Rohstoffe oder den Herstellprozess
der Polymere beeinflusst. Somit müssen Bio-
kunststoffe nicht zwangsweise ausschließlich
aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Es
können auch biologisch abbaubare Polymere auf
Basis petrochemischer Rohstoffe hergestellt werden.
Umgekehrt sind nicht alle auf nachwachsenden
Rohstoffen basierenden Biopolymere zwangs-
weise auch biologisch abbaubar, wie z. B. vulka-
nisierter Kautschuk oder Celluloseacetate.
Um daher bei Biokunststoffen Missverständnisse
zu vermeiden, ist es wichtig, konkret von abbau-
baren oder biobasierten Polymerwerkstoffen zu
sprechen. Bei der Abbaubarkeit handelt es sich
um eine (Entsorgungs-)Eigenschaft am Ende des
Lebenszyklusses, unabhängig vom Rohstoffur-
sprung. Umgekehrt beschreibt biobasiert aus-
schließlich den Ursprung des Polymerrohstoffes
und stellt keine Aussage zur Abbaubarkeit dar,
da diese wiederum nur durch die Mikrostruktur
bedingt wird.
Insgesamt beträgt das aktuelle Marktvolumen
aller Biokunststoffe, d. h. Old und New Economy
zusammengenommen, weltweit ca. 17,5 Mio.
t/a. Am gesamten globalen Kunststoffmarkt mit
knapp 300 Mio. t/a liegt ihr Anteil damit bei
lediglich etwa 6 %.
Betrachtet man diese Old-Economy-Biokunst-
stoffe etwas genauer, macht der Naturkautschuk
mit etwas über 12 Mio. t den größten Anteil aus
(das Produktionsvolumen für Synthesekaut-
schuk als petrochemischer Kunststoff beträgt
etwa das 1,5-Fache der Naturkautschukproduk-
tion). Die cellulosebasierten Kunststoffe (Cellulo-
seregenerate und -derivate) sind mit etwas über
5 Mio. Jahrestonnen mengenmäßig betrachtet
die zweitwichtigste Gruppe der biobasierten
Kunststoffe der Old Economy. Linoleum spielt
dagegen mit nur noch etwa 140.000 Jahreston-
nen eine untergeordnete Rolle.
Die weltweite Produktionskapazität aller New-
Economy-Biokunststoffe betrug demgegenüber
im Jahr 2014 insgesamt etwas über 2 Mio. Jah-
restonnen, d. h. aktuell etwa ¹/₁₀ der klassischen
Old-Economy-Biokunststoffe oder weniger als 1
% am gesamten Kunststoffmarkt. Bei der Reali-
sierung des vielfach prognostizierten weiteren
starken Anstiegs der New-Economy-Biokunst-
stoffe auf mehr als 7 Mio. Jahrestonnen bis zum
Jahr 2020 wird der Marktanteil dieser neu ent-
wickelten Biokunststoffe in den nächsten Jahren
auf maximal 2 % des gesamten Kunststoffmarktes
wachsen. Die dafür im Jahr 2020 erforderliche
landwirtschaftliche Fläche beträgt etwas weniger
als 2 Mio ha, das ist etwa ¹/₁₀₀₀ der weltweit zur
Verfügung stehenden Ackerfläche (1,4 Mrd. ha).
Selbst wenn zukünftig alle Kunststoffe weltweit
biobasiert hergestellt würden, so würde die dafür
erforderliche Fläche lediglich ca. 5-7 % der Acker-
fläche betragen. Natürlich könnten die biobasier-
ten Kunststoffe am Ende zudem (im Idealfalle
nach einem mehrfachen Recycling) energetisch
verwertet, d. h. als biobasierte Energieträger
genutzt werden.
Der heutige positive Trend der Biowerkstoffe am
Markt wird sich in Zukunft weiter fortsetzen.
Neben einer zunehmenden Anzahl und Vielfalt
an Werkstoffherstellern und Materialien selbst,
nehmen auch die Anwendungen und daraus
hergestellten Produkte stetig zu. Gleichzeitig
werden die Rohstoffe für die Herstellung bio-
basierter Werkstoffe immer mehr in Asien und
Südamerika produziert werden. So wie aber
Deutschland auch ohne eigenes Rohöl und ohne
Kautschukplantagen ein führendes Kunststoff-
land geworden ist, wird es auch im Bereich der
Biokunststoffe ohne große Flächen zur Produk-
tion nachwachsender Rohstoffe (weiterhin) eine
Technologieführerschaft übernehmen. Deutsch-
land verfügt dazu u.a. über entsprechendes
Know-how, einen hochwertigen und angesehe-
nen Kunststoffmaschinenbau, eine Vielzahl an
mittelständischen Kunststoffverarbeitern, einen
entsprechend großen Absatzmarkt für Kunst-
stoffprodukte, wie z. B. die Verpackungs- oder
Automobilindustrie, und ein ausgeprägtes öko-
logisches Verantwortungsbewusstsein, sowohl
in der Industrie als auch in der Politik und beim
Verbraucher.
12,0 %15,4 %
14,0 %
0,5 %
58,1 %
Südamerika
Asien
Europa
Nordamerika
Australien
14,0 %
12,0 %
15,4 %58,1 %
0,5 %
IfBB - Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe
Weltweite Produktionskapazität von Biokunststoffen (nach Regionen)
14_ Cont iTech . Eng ineer ing Next Level ContiTech. Engineering Next Level_15
>>
x x_ Rubr ik
Die Textilbeschichtung schützt den Keilrippen-riemen CONTI® UNIPOWER TOUGH GRIP auch in
staubiger und sandiger Umgebung vor Verschleiß
Responsibil i t y Next Level_17
Was fällt uns ein, wenn wir an Löwen-
zahn denken? Am ehesten erscheint
eine gelbblühende Pflanze vor unse-
rem geistigen Auge. Als Unkraut wächst sie
in großer Menge in Betonritzen und auf Grün-
streifen. Kinder lieben die puscheligen, weißen
Blütenstände und schauen fasziniert auf ihre
Samen, die sie durch ihren Atem auf die Reise
bringen. Wenn aber Anna Misiun, Entwicklerin
bei ContiTech Vibration Control, an Löwenzahn
denkt, dann hat sie keine pustenden Kinder im
Sinn. In ihrem Kopf bewegt sie stattdessen die
Frage, ob der Milchsaft aus der Pflanzenwur-
zel in der Lage ist, den tropischen Kautschuk
adäquat zu ersetzen. „Ja, er kann“, erklärt die
Projektleiterin lächelnd und zeigt auf das erste
Motorlager aus Löwenzahn-Gummi, das vor ihr
auf dem Schreibtisch liegt.
„Wir sind Teil eines ehrgeizigen Projektes, das
die Reifendivision unseres Mutterkonzerns Con-
tinental gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut
auf den Weg gebracht hat“, ergänzt Jürgen Blanke,
Leiter der Material- und Prototypentwicklung
beim Schwingungsspezialisten der ContiTech.
Die Beweggründe, alternative Quellen für Kaut-
schuk aufzutun, sind dabei ebenso zwingend
wie schnell nachvollziehbar. Naturkautschuk ist
gerade für Reifenproduzenten ein knapper und
daher heiß begehrter Rohstoff. Fast 70 Prozent
der weltweiten Gummiproduktion geht in die
Herstellung von Auto- und Lkw-Reifen.
Markt wächst schneller als
Produktionsmöglichkeiten
Die zunehmende Motorisierung, vor allem in den
Wachstumsmärkten Asiens, führt seit einigen
Jahren zu einer rapide steigenden Nachfrage. Lag
der Bedarf für Naturkautschuk 2001 noch bei sie-
ben Millionen Tonnen, so sind aktuell gut zwölf
Millionen Tonnen Jahresverbrauch zu verzeich-
nen. Bis 2023 soll dieser sogar auf 16 Millionen
Tonnen steigen.
Angebaut wird das kostbare Gut im so genannten
„Kautschukgürtel“ rund um den Äquator, vor
allem auf asiatischen Plantagen. Dort sind in den
letzten Jahrzehnten extrem viele Monokulturen
entstanden. Es ist nicht neu, dass diese inten-
sive Bewirtschaftung das empfindliche Öko-
system Regenwald nachhaltig bedroht. Der hier
gewonnene Gummi ist zwar ein nachwachsen-
der Rohstoff, doch die Kritik an den schädlichen
Auswirkungen auf die Umwelt wird immer lau-
ter. Kautschukbäume haben zudem eine extrem
lange Kultivierungszeit, bis sie den wertvollen
Saft spenden. Der Ertrag pro Baum ist begrenzt.
So kommt man während eines Lebenszyklus
auf ungefähr 150 Liter Latex pro Baum, was
circa 50 Kilogramm Festkautschuk entspricht.
Wahrlich nicht viel. Es erfordert also eine große
Anzahl von Bäumen für die globalen Bedarfs-
mengen an Naturkautschuk. Und die Anbau-
flächen können nicht mehr beliebig erweitert
werden. Kurzfristig steigende Nachfrage aus der
Industrie ist kaum zu decken. Rohstoffknapp-
heit, hohe Preise und starke Preisschwankungen
sind die Folge. „Darunter leiden gerade Indus-
triebereiche, die auf Naturkautschuk angewiesen
sind“, unterstreicht Jürgen Blanke. „Für unsere
Motorlager und Schwingungselemente können
wir bei Vibration Control ausschließlich natür-
liches Gummi einsetzen. Nur er gewährleistet
die hervorragenden Eigenschaften unserer Pro-
dukte im Hinblick auf Dynamik, Flexibilität und
Lebensdauer.“ Und was ist mit Synthesekaut-
schuk? „Keine Alternative für uns“, beantwor-
tet Anna Misiun die Frage. „Bis heute sind die
Eigenschaften wie Abriebfestigkeit und Elasti-
zität von Naturkautschuk unerreicht. Und im
Sinne der Nachhaltigkeit ist zu bedenken, dass
synthetisches Kautschuk auf Öl basiert – einer
endlichen Ressource also.“
Grüner Tausendsassa
Eine kleine Pflanze aus Kasachstan ist nun also
auf dem besten Weg Abhilfe schaffen zu kön-
nen. Der so genannte „Russische Löwenzahn“
entpuppte sich in Versuchen geradezu als Tau-
sendsassa. Die anspruchslose Pflanze produziert
Rohstofflieferant aus Kasachstan: Löwenzahn produziert einen ebenso
hochwertigen Kautschuk wie Gummibäume
Wächst mit den Aufgaben:Kautschuk aus Löwenzahn
Entwickler von ContiTech Vibration Control testen erfolgreich Kautschuk aus Löwenzahn für die Schwingungstechnik
18_ Responsibil i t y Next Level Responsibil i t y Next Level_19
im Gegensatz zum hiesigen Löwenzahn einen
ebenso hochwertigen Kautschuk wie Gummi-
bäume. Dies belegt nicht zuletzt das Motorlager
von ContiTech Vibration Control: „Wir verlangen
vom Naturkautschuk noch einmal ganz andere
Eigenschaften als unsere Reifenkollegen. Ein
Motorlager verbindet das Antriebsaggregat mit
der Karosserie. Es nimmt also erhebliche stati-
sche Lasten auf, isoliert den Körperschall des
Motors und begrenzt seine Bewegungen. Dies
verhindert beispielsweise, dass es die Fahrgäste
im Auto durchschüttelt oder gar der Motor bei
einem Unfall abreißt. Wir haben es mit sehr
hohen dynamischen Belastungen bei hohen
Temperaturen zu tun. Unsere Produkte benöti-
gen deshalb einen 1a-Kautschuk“, umreißt Dr.
Misiun die Anforderungen an das Material. Das
Projektteam hat das neue Motorlager auf Herz
und Nieren geprüft und zeigt sich begeistert
von den Resultaten: „Gummi aus Löwenzahn
ist eine echte Alternative zum herkömmlichen
Naturkautschuk. Mit unseren Versuchen konn-
ten wir das Material noch besser verstehen. Und
wir haben zeigen können, welche Leistungen der
Löwenzahn-Kautschuk auch bei hochtechnologi-
schen Anwendungen wie Motorlagern bringen
kann“, fügt Blanke hinzu.
Vom Unkraut zur Nutzpflanze Bis die Löwenzahn-Motorlager oder Reifen aus
dem neuen Rohstoff in Serie über die Straßen
fahren werden, wird noch Zeit vergehen. Mit fünf
bis zehn Jahren rechnen die Entwickler. Nach
der erfolgreich abgeschlossenen Pilotphase geht
es nun darum, die Bedingungen für eine indus-
trielle Nutzung
der Pflanze zu
schaffen. „Um aus
der Pusteblume
einen verlässlichen
Rohstofflieferanten zu
machen, sind noch eine
Menge Hausaufgaben zu erle-
digen“, sagt Dr. Carla Recker, die bei Continental
das Forschungs- und Entwicklungsprojekt zum
Löwenzahnkautschuk leitet. Gemeinsam mit
dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie
und angewandte Ökologie, dem Julius-Kühn-
Institut und dem Züchtungsunternehmen Aes-
kulap, arbeitet die Continental vor allem an drei
Lösungsansätzen: Erstens gilt es, die Pflanze
weiter zu optimieren. „Wir benötigen besonders
produktive, ertragreiche Sorten, die schnell
wachsen, um sie nach kurzer Anbauzeit idealer-
weise ganzjährig ernten zu können. Quantitati-
ves Ziel der Züchtung ist eine Tonne Kautschuk
pro Hektar. Dann wären die Produktionsraten
vergleichbar zum subtropischen Anbau“, erklärt
Professor Dirk Prüfer, Projektleiter am Fraunho-
fer-Institut in Münster.
Zweitens kümmert sich das Team intensiv um
die Entwicklung einer Anbau- und Erntetechno-
logie. „Wir entwickeln nun die Maschinen, mit
denen wir den Latexsaft industriell gewinnen
können“, fügt Prüfer hinzu. „Und last, but not
least sind Flächen und überzeugte Bauern erfor-
derlich, die auf Löwenzahn umsatteln. Es existie-
ren bereits erste Felder, auf denen wir den Anbau
mit Landwirten unter Realbedingungen testen.“
Um den gesamten Bedarf an Naturkautschuk
weltweit zu decken, müsste man eine Fläche so
groß wie Österreich und die Schweiz bepflanzen.
Und würde man im ganzen Stadtgebiet Hanno-
vers, Sitz der Konzernzentrale von Continental
und ContiTech, die gelbblühende Wiesenblume
anbauen, entspräche dies zehn Prozent des deut-
schen Verbrauchs. Carla Recker schmunzelt:
„Die Vorstellung, Kautschuk direkt an unseren
Produktionsstandorten anzubauen, ist aber
durchaus kein Scherz, sondern eine sehr ernst
gemeinte Überlegung. Stellen Sie sich vor, was
wir allein an Transportkosten und CO2-Emissio-
nen einsparen könnten, wenn wir lokal unseren
Gummi produzieren!“
In wenigen Jahren könnte so ein neuer Kaut-
schukgürtel entstehen, der die Milchsaftgewin-
nung aus Gummibäumen maßgeblich und sinn-
voll ergänzen könnte. Also von wegen Unkraut!
Der Milchsaft aus Löwenzahn hat das Zeug dazu,
zu einer wichtigen Rohstoffquelle für die Gum-
miindustrie zu werden.
Die wichtigsten Fakten zum Kautschuk aus Löwenzahn
Die Idee, Kautschuk aus Löwenzahn zu gewinnen, ist nicht neu. Erste Patente gab es bereits 1905.
Nun ist der Löwenzahn auf dem „Karriereweg zur Nutzpflanze“ – ausgestattet mit hervorragenden
Eigenschaften für technologisch anspruchsvolle Spitzenprodukte. Der Vorteil des Russischen
Löwenzahns: Er kann anders als Gummibäume in fast allen Klimazonen wachsen, auch auf
nährstoffarmen, kargen Böden, wo andere Pflanzen nicht mehr gedeihen. So stellt er keine
Konkurrenz für Pflanzen dar, die Mensch und Tier ernähren. Besonderer Pluspunkt gegenüber
anderen Gummilieferanten ist seine deutlich kürzere Anbauzeit von sechs bis acht Monaten. So
lassen sich theoretisch auch recht kurzfristig steigende Bedarfe abdecken. Der Reifenspezialist
Continental hat 2014 erfolgreich den ersten Prototyp eines Premium-Winterreifens mit einem
Laufstreifen ausschließlich aus Löwenzahnkautschuk auf die Straße gebracht. Fortsetzung folgt …
>>
Motorlager aus dem Kautschuk der Löwenzahn-Wurzel
Kontakt: Anna Misiun, [email protected]
Jürgen Blanke, [email protected]
Carla Recker, [email protected]
Rubr ik_ x x
Auf dem PrüfstandIn Hochtechnologie-Laboren testet ContiTech weltweit die Qualität von Bauteilen weit übers Limit hinaus
In der Sonnensimulations-Kammer bildet Benecke-Kaliko als Spezialist für automobile Innenräume das
natürliche Spektrum des Sonnenlichts nach und prüft so das Alterungsverhalten von Bauteilen wie Instru-
mententafeln oder auch Reifen
x x_ Rubr ik Rubr ik_ x x
Wenn der südkoreanische Schnellzug HEMU 400x seine Fahr-
gäste mit einer Höchstgeschwindigkeit von 400 km/h sicher ans
Ziel bringen soll, muss jedes einzelne Bauteil der Hightech-Bahn
zuverlässig funktionieren. Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit und Zuverläs-
sigkeit spielen auch eine große Rolle, wenn Menschen mit Aufzügen in die
luftigen Höhen von 70 oder mehr Etagen in Wolkenkratzern gebracht wer-
den. Gleiches gilt, wenn Truckfahrer ihren Lkw durch eiskalte sibirische
Landschaften oder über unwegsame Gebirgsstraßen lenken. All das sind
Bedingungen, denen Systeme und Komponenten von ContiTech Tagtäglich
ausgesetzt sind. Hinzu kommen strenge gesetzliche Richtlinien, die die
Bauteile erfüllen müssen. Doch erst wenn auch die kleinste Komponente in
den Prüflaboren des Spezialisten für Kautschuk- und Kunststofftechnologie
vielfältige Tests durchlaufen und bestanden hat, kommt sie im Endprodukt
zum Einsatz. Jedes Detail muss stimmen – vom ersten Moment der Ent-
wicklung bis hin zum Serieneinsatz. Das schafft Sicherheit für Millionen
von Menschen weltweit. Und das macht ContiTech aus.
Der Härtetest
Es fängt bei dem richtigen Werkstoff an. Bis die jeweilige Rezeptur stimmt,
wird produktgerecht geprüft, austariert, immer wieder evaluiert und nach-
justiert. Experten prüfen in den ContiTech Laboren Materialien und Pro-
dukte auf Herz und Nieren: Dichte, Biegefestigkeit, Verformbarkeit, Kor-
rosions-, Ozon-, Hitze- und Kältebeständigkeit, Haftung, Berstdruck oder
Medien- und Kratzbeständigkeit bis hin zu Reißkraft oder Zugfestigkeit
werden präzise gemessen.
ContiTech testet schwingungstech-nische Komponenten für schwere Nutz- und Industriefahrzeuge auf
diesem modularen 3-D-Prüfstand im slowakischen Dolne Vestenice
Performance Next Level_ 2322_ Performance Next Level
>>
An Standorten rund um den Globus stellen die Entwicklungsingenieure
des Unternehmens in eigenen Hochtechnologie-Laboren die Qualität von
Bauteilen aller Art auf den Prüfstand. Auf wissenschaftlicher Grundlage
wird nahezu jede denkbare Situation authentisch simuliert. Dabei prüfen
und testen die Experten so lange im Grenzbereich, bis sie neue Meilensteine
setzen können. Die ContiTech Power Transmission Group verfügt als einziges
Unternehmen auf dem Markt über einen Akustikprüfstand, der die Prü-
fung von Körperschallemissionen von Antriebsriemen für elektromechani-
sche Servolenkungen in der Kfz-Erstausrüstung zu 100 % gewährleistet. Auf
dieser Basis hat der Antriebsspezialist für das Zahnriemengetriebe einer
elektrischen Servolenkung einen schrägverzahnten Riemen bauen können.
Die Anforderungen an die Komponenten sind hoch: Dicht über der Fahr-
bahnoberfläche eingesetzt, muss der Riemen sehr niedrige Temperaturen
aushalten. Für einen niedrigen Geräuschpegel wurde das speziell entwi-
ckelte Riemenprofil um fünf Grad schrägverzahnt. Und die Tests beweisen:
Es funktioniert hervorragend.
Zertifizierte Kompetenz
ContiTech Prüf- und Forschungslabore zählen in praktisch allen Geschäftsbe-
reichen zu den führenden ihrer Branche. Einige Einrichtungen sind zusätz-
lich zertifiziert und bei den Behörden akkreditiert. Mit diesem Status dürfen
sie wie unabhängige Labore Bauteile für Hersteller testen. Das Unternehmen
besitzt das weltweit einzige Prüflabor von Schienenfahrzeugen, dessen Unab-
hängigkeit offiziell zertifiziert wurde. Zwölf für die Bahnindustrie relevante
Prüfverfahren sind derzeit akkreditiert. Die Belastung von Luftfedern wird
unter verschiedensten Umfeldbedingungen praxisnah simuliert, beispiels-
weise am mehraxialen Prüfstand: Welche Kräfte wirken auf das System?
Wie groß ist die Balgverformung? Welche Temperaturen erzeugen welche
Reibkräfte? Bereits im frühen Projektstadium lassen sich damit verläss-
liche Vorhersagen über das Leistungsverhalten von Luftfedern beispiels-
weise im Chassis von Lkws ableiten.
Immer einen Schritt voraus
Darüber hinaus sind Prüflabore immer auch Quelle für Innovationen und
Weiterentwicklungen. Im Jahr 2017 tritt eine neue EU-Richtlinie für alle
neuen Pkws in Kraft. Diese verlangt klimafreundlichere Kältemittel für
Klimaanlagen. Das bisherige Kältemittel Tetrafluorethan (R134a) ist nicht
mehr zulässig und muss künftig ersetzt werden. Damit Fahrzeugherstel-
ler die Klimaanlagen ihrer Neuwagenflotten auf das neue Kältemittel CO2
(R 744) umstellen können, hält ContiTech bereits jetzt das passende Lei-
tungssystem bereit. Es überzeugt mit minimalem Kältemittelverlust über
die gesamte Fahrzeuglebensdauer. Bei der Entwicklung standen vor allem
weniger Gewicht und ein geringerer Bauraum durch kompaktere Baufor-
men im Vordergrund. Für die Einführung eines weiteren neuen Kältemittels
führt ContiTech schon jetzt die entsprechenden Prüfungen durch.
Mit dem Kunden für den Kunden
Um optimal auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmte Bauteile her-
zustellen, arbeiten die ContiTech Experten bereits frühzeitig gemeinsam
mit ihren Partnern an der Evolution von Produkten und Werkstoffen. „Ein
Cont iTech . Eng ineer ing Next Level_ 25
besonderer Pluspunkt unserer Einrichtung ist, dass wir auf individuelle
Kundenanforderungen schnell reagieren können. Wir bauen für kunden-
spezifische Tests unsere Anlagen nach Maßgabe um. Dabei prüfen wir
nicht etwa Standardsituationen, die ein Fahrzeug durchläuft, sondern Aus-
nahmesituationen im Grenzbereich“, betont Hubertus Gawinski, Leiter For-
schung und Entwicklung bei ContiTech Air Spring Systems.
Ein Beispiel für eine kundenspezifische Entwicklung kommt vom
Mischungsspezialisten ContiTech Compounding Technology, der eine helle
Silikamischung ohne schwarzen Rußansatz für acht Reifenmodelle der
Continental entwickelt hat. Die hellen Industriereifen für Flurförderzeuge
hinterlassen keine schwarzen Abriebspuren mehr auf den Böden. Das
ist besonders in staub- und schmutzempfindlichen Produktionsanlagen
ein großer Pluspunkt. „Die Reifen mit unserer Mischung kommen in der
Lebensmittel- oder Getränkeindustrie, bei Computer- und Elektronikher-
stellern oder auch in der Solarindustrie sowie in der Luft- und Raumfahrt-
industrie zum Einsatz“, erläutert PCT-Compounder Heiko Schilling.
Über Ländergrenzen hinweg
Als Spezialist für hochwertige, geruchsarme und gesundheitsfreundliche
Innenraummaterialien für Fahrzeuge unterstützt Benecke-Kaliko bereits
seit Jahren den chinesischen Automobilmarkt. Das Unternehmen hilft den
Kunden bei der Definition einheitlicher Messmethoden, um eine hohe Luft-
qualität im Fahrzeuginnenraum zu erreichen. Zur Messung der Emissionen
in Fahrzeugen gibt es eine Reihe von Verfahren. Die Experten von Benecke-
Kaliko haben die in Asien gebräuchlichste Messmethode unter die Lupe
genommen. Hierbei werden Proben in Beutel verpackt und erhitzt, um die
darin entstehende Schadstoffkonzentration zu messen. Da jeder Fahrzeug-
hersteller seine eigenen Prüfungsparameter für diese „Beutel-Methode“
verwendet, wird die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert. Benecke-
Kaliko hat untersucht, welche Faktoren auf die Prüfresultate einwirken.
Den größten Einfluss haben demnach das Probenalter und die Vorbereitung
der Proben. „Wir konnten aufzeigen, dass darin der größte Einflussfaktor
auf das Messergebnis liegt“, betont Roland Freudenmann, Leiter der welt-
weiten Labore bei Benecke-Kaliko.
Durch Formulierung notwendiger Standards und Toleranzen hat der Spezia-
list für automobile Innenräume dafür gesorgt, dass künftig mit der marktüb-
lichen Methode vergleichbare und aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden.
Hightech-Prüfeinrichtungen für Hightech-Produkte
Auch ContiTech Oil & Marine ist führend im Bereich Innovation und Prü-
fung. Das Unternehmen verfügt über technisch äußerst fortgeschrittene
und einzigartige Anlagen. „Wenn es um Spitzentechnologien wie unsere
LNG-Schläuche zum Transport von Flüssigerdgas geht, dann erfordern
diese Prüfeinrichtungen, die sich auf dem höchsten technologischen Niveau
befinden. Damit sichern wir uns einen entscheidenden Wettbewerbsvor-
teil“, hebt Kam Zandiyeah hervor.
„Unsere Ladeluft-Lebensdauer-Prüfstände haben wir selbst entwickelt und
für das gesamte Segment gebaut. In puncto Größe, Bedienbarkeit, Präzision
und Energierückgewinnung ist diese Testanlage absolut state of the art“,
betont Sebastian Seibold, F&E-Leiter bei Mobile Fluid Systems.
Ein weiteres Exempel für einzigartige Prüfverfahren liefert wiederum
Benecke-Kaliko. Als einziger Hersteller seiner Branche kann der Geschäfts-
bereich in den unternehmenseigenen Laboren die Vielzahl von Prüfverfahren
für Lichtbeständigkeit, Emissionen und Anti-Knarz von Bezugsmaterialien
und Oberflächen selbst messen. So können die Experten entsprechende
Entwicklungsanpassungen empfehlen. Andere Hersteller greifen hier auf
unabhängige Labore zurück, was mit Kosten, langen Wartezeiten und oft
uneinheitlichen Messmethoden einhergeht. Die Prüfungen detailliert in
Präzision und auch mit deren Problemen genau zu kennen, beschleunigt die
Entwicklung von neuen, verbesserten Oberflächen- und Bezugsmaterialien.
Ein Netzwerk: global und crossdivisional
„Es ist die Vielseitigkeit im Hinblick auf unsere Simulations- und Messme-
thoden, die uns auszeichnet. Diese stehen uns weltweit an fünf Standorten
zur Verfügung. Ein Highlight ist der modulare 3-D-Prüfstand im slowaki-
>>
Benecke-Kaliko Mitarbeiterin Tang Hua untersucht im chinesischen Labor des Unternehmens die Einflussfakto-ren bei der Beutel-Methode zur Emissionsmessung
schen Dolne Vestenice. Hier erproben wir schwingungstechnische Kompo-
nenten für schwere Nutz- und Industriefahrzeuge“, erläutert Hans-Jürgen
Karkosch, Leiter F&E bei ContiTech Vibration Control. Doch was tun, wenn
die Anwendung nicht ins Labor passt? Um große Baustellenfahrzeuge,
Schiffe oder Windkraftanalagen vermessen zu können, haben die Lager-
und Schwingungsexperten eigens mobile Prüfsysteme geschaffen. Mit
diesen können schwingungstechnische und akustische Untersuchungen
direkt am Einsatzort und unter realen Bedingungen durchgeführt werden.
ContiTech hebt bedeutendes Potenzial, weil das Unternehmen als Global
Player im Sinne des Lokalitätsprinzips die Forschung und Entwicklung
auch durch dezentrale Einrichtungen in den Märkten etabliert. Die Stand-
orte arbeiten dabei alle nach denselben definierten Standards. Und auch die
verschiedenen Geschäftsbereiche nutzen die Einrichtungen untereinander.
Hinzu kommt das Know-how des Continental-Konzerns. Auch hier werden
Synergien effizient genutzt – weltweit und über alle Divisionen hinweg.
24_ Performance Next Level Performance Next Level_25
Kontakt: Hubertus Gawinski, [email protected]
Heiko Schilling, [email protected]
Dr. Roland Freudenmann, [email protected]
Dr. Kambiez Zandiyeh , [email protected]
Sebastian Seibold, [email protected]
Dr. Hans-Jürgen Karkosch, [email protected]
Per formance Next Level_ 27
Ein Maßanzug zum Tauchen
ContiTech Elastomer Coatings entwickelt neuartigen Anzugstoff für höchste Sicherheit und hervorragenden Komfort beim Trockentauchen
>>
Tauchanzüge der Firma Kallweit GmbH aus dem neuen Stoff von ContiTech bieten dank der innovativen Conden-sation-Control-Technology (CCT) selbst beim Eistauchen eine optimale Regulierung des Körperklimas
Per formance Next Level_ 2928_ Per formance Next Level
Im Rausch der Tiefe. Der Kultfilm, 1988 vom französischen Regisseur
Luc Besson gedreht, fasziniert die Tauchbegeisterten auf der ganzen
Welt. Er zeigt, mit welch müheloser Eleganz Jacques Mayol, gespielt
von Jean-Marc Barr, vor den Augen von Rosanna Arquette durch ein Loch
im Eis in die schiere Unendlichkeit des arktischen Meeres eintaucht und
dort minutenlang verweilt, ganz ohne Hast, zutiefst in sich selbst und sein
Handeln versunken. Ohne Atemgerät, nur mit Maske, Flossen und einem
einfachen Neoprenanzug versehen, trotzt das Idol von Generationen begeis-
terter Unterwassersportler den lebensfeindlichen Bedingungen im eisigen
Wasser.
Mit den starken Bildern und der unglaublichen Atmosphäre ließ Besson
eine Faszination auferstehen, die lange vergessen schien und nur spezielle
Zielgruppem wie Feuerwehr- und andere Berufstaucher oder wenige
Sportfreunde beschäftigte. Und das, obwohl schon große Wissenschaftler
und Romanciers wie Jules Verne mit seinem Roman „20.000 Meilen unter
dem Meer“ mutige Fantasien zur maritimen Welt hatten, Jacques Cousteau
seine langen Forschungsreisen auf der Calypso filmisch dokumentierte
oder der österreichische Tauchpionier und Visionär Hans Hass vom Umgang
mit Haien oder einer Zukunft vom Leben im und aus dem Wasser schrieb.
Kaum jemand weiß heute noch, dass die USA zur selben Zeit, als sie sich
im Wettkampf mit der Sowjetunion an der Eroberung des Weltalls versuch-
ten, auch intensiv die Erforschung der Tiefsee betrieben: 1960 erreichte
ein amerikanisches Tiefseetauchboot, der Bathyscaph „Trieste“, den tiefsten
Punkt des Meeresgrundes rund 11.000 Meter unter dem Meeresspiegel im
Marianengraben.
Danach: nahezu Funkstille für den Rest des Jahrtausends.
Renaissance der Taucherei
Heute, 50 Jahre später, erlebt die Taucherei weltweit eine sagenhafte
Renaissance. Millionen von Sporttauchern erkunden das Great Barrier
Reef vor Australien oder das Rote Meer. Sie betauchen die wassergefüllten
Cenotes auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. In den ausgedehnten
unterirdischen Höhlen- und Gangsystemen, die mit Wasser gefüllt sind und
zum Teil mit dem Meer in Verbindung stehen, gleiten sie mit spezieller
Ausrüstung hinab in fantastische Unterwasserwelten. „Das Meer hat als
Wirtschaftsfaktor erheblich an Bedeutung gewonnen. Dies gilt auch für die
Berufstaucherei: Bohrplattformen für die Öl- und Gasförderung, Windparks
in der Nordsee und Anlagen zur Förderung von kostbaren Rohstoffen vom
Meeresgrund müssen aufgebaut, gewartet und betrieben werden. Dafür
braucht es Spezialisten, die neben einer guten Ausbildung über hervorra-
gendes Equipment verfügen“, erklärt Daniel Körner, Geschäftsführer vom
erfolgreichen und renommierten Tauchequipment-Anbieter, der Kallweit
GmbH in Pforzheim.
Tauchanzug der Sonderklasse
Eine herausragende Rolle spielt dabei der Tauchanzug. Mit ihm trotzen
Berufs- wie Sporttaucher den lebensfeindlichen Umständen im tiefen, rauen
Wasser: Vor Kälte und vor Verletzungen soll er schützen, als Schwimmbla-
senersatz für Auf- oder Abtrieb sorgen, robust und widerstandsfähig soll er
sein und dabei trotzdem eine gute Beweglichkeit und Passform bieten. Das
>>
Material für einen Tauchanzug muss daher über viele sehr verschiedene,
oft widersprüchliche Eigenschaften verfügen. ContiTech hat mit seinem
neuartigen Verbundstoff nach einer langen Kette von Entwicklungen nun
ein echtes Highlight fürs Trockentauchen geschaffen.
Wurde lange Zeit Neopren, ein synthetisches Kautschukprodukt, als erstes
Mittel der Wahl favorisiert, haben innovative und qualitätsorientierte Spe-
zialausrüster wie Kallweit die so genannten Trilaminat-Anzüge im Bereich
des Trockentauchens optimiert. Das Material galt in Fachkreisen lange Zeit
zwar als äußerst widerstandfähig und gut adaptierbar für Anbauteile wie
Handschuhe, aber eben auch als steif und wenig anpassungsfähig. Mit der
neuen Generation trägt sich dank ContiTech der Trockentuchdress fast wie
ein Maßanzug: leicht, sehr flexibel, ohne große Luftnester sowie einschrän-
kende und schmerzende, steife Wülste und Druckstellen. Die Anzüge ver-
binden alle Vorteile des Trilaminats mit einem perfekten Sitz – und stellen
damit in jeder Hinsicht das Optimum dar.
Neue Maßstäbe unter Wasser
Möglich ist dies durch die besondere Materialmischung, die in intensiver
Forschungsarbeit von ContiTech gemeinsam mit Kallweit entwickelt wurde.
Immer wieder traf sich das Entwicklerteam, um Optimierungen zu bewer-
ten und die nächsten Entwicklungsschritte festzulegen. Entstanden ist ein
Gewebeverbund, der auch nach vielen Tauchstunden bei extremen Belas-
tungen absolut dicht bleibt. Und nicht nur das: Mit seiner neuen Condensa-
tion-Control-Technology (CCT) sorgt das Produkt dafür, dass Schwitzwasser
wesentlich effektiver nach außen transportiert wird als bei bisherigen Anzü-
gen. Alles in allem keine leichte Aufgabe für die Entwickler: „Wir mussten
die Faktoren Flexibilität, Dichtigkeit und Verarbeitbarkeit perfekt in Ein-
klang bringen“, beschreibt André Overkamp, Produktmanager Safety bei
ContiTech Elastomer Coatings, die technologische Herausforderung. „Gerade
die Konfektionierbarkeit ist besonders wichtig. Der Erfolg steht und fällt mit
dem Nähen und Verkleben der Nähte.“
Unter Wasser muss alles passen, denn die Taucher sind darauf angewiesen,
dem Material hundertprozentig vertrauen zu können. „Sicherheit ist beim
Tauchen das A und O“, ergänzt Daniel Körner. „Mir ist kein Produkt auf dem
Markt bekannt, das bei vergleichbarer Dichtigkeit so flexibel und leicht ist
wie das neue Gewebe von ContiTech. Und das Feedback unserer Kunden ist
großartig.“ Das neue Material ist seit kurzem auf dem Markt und kommt
in der kompletten Produktpalette für Laminatanzüge von Kallweit zum
Einsatz.
Kaum etwas ist so faszinierend wie unter Wasser in neue Welten einzutau-
chen. In Luc Bessons Film fragt Rosanna Arquette als Johanna: „Wie fühlt
es sich an, wenn du tauchst?“ Und Jaques antwortet: „Es ist ein Gefühl wie
wegzugleiten, jedoch ohne zu fallen.“ Und sicher umso schöner, wenn man
den richtigen Anzug anhat.
Kontakt: André Overkamp, [email protected]
x x_ Rubr ik Rubr ik_ x x
Wussten Sie, dass in der Europäischen Union inzwischen Bankno-
ten im Wert von rund 1.000 Milliarden Euro in Umlauf sind? Die
508 Millionen Einwohner der Mitgliedsstaaten greifen damit auf
ein komplexes Präzisionsprodukt zurück, das die Bundesdruckereien der
Länder sozusagen im Hochsicherheitstrakt entstehen lassen.
In Asien, Europa und in den USA, überall auf der Welt, wo Geldscheine
gedruckt werden, ist es wichtig, möglichst fälschungssichere Banknoten in
bester Qualität herzustellen. Darum liegt ein ganz besonderes Augenmerk
auf den Druckverfahren.
Hier kann Black Pearl einen ganz besonderen Beitrag leisten. Dabei han-
delt es sich um ein hochwertiges Glasperlendrucktuch von ContiTech, das
die besonderen Ansprüche für die Herstellung von Geldnoten auf höchs-
tem Niveau zu erfüllen vermag. Das Stichwort lautet Hologrammfolien: Je
besser diese sind, desto schlechter werden die Zeiten für „Blüten“. Genaue-
res hierzu wird aber nicht verraten: „Diskretion gehört zum Geschäft“, so
Vertriebsmanager Michael Simm. „Ich darf Ihnen nicht sagen, wer bereits
jetzt auf unser innovatives Verfahren setzt. Nur so viel: Wir liefern unser
Produkt weltweit aus“, lächelt er verschwiegen.
Eine Perle unter den Drucktüchern ContiTech ist damit über alle Kontinente hinweg das einzige Unterneh-
men, das ein Präzisionsdrucktuch aus Glasperlen in der aktuellen Güte-
klasse herstellen kann. Doch warum wird hier Glas als Werkstoff einge-
setzt, fragen wir René Horenburg, Materialentwickler, und Michael Simm,
Pssst! Wie Black Pearl einer äußerst diskreten Branche Nutzen stiftet
Affinity Next Level_ 31
Area Manager bei PMS Drucktuch: „Das Besondere an Glas: Es ist anti-
statisch. Und mit 7.000 feinsten Glaskügelchen pro Quadratzentimeter
Drucktuch ist es zudem extrem belastbar, langlebig sowie enorm wider-
standsfähig. Entscheidend ist zudem die völlig homogene Verteilung der
Glasperlen – jede einzelne mit exakt demselben Durchmesser. Das sorgt
für eine überaus gleichmäßige Beschichtung. Seine Oberflächenhärte
macht Glas zum Werkstoff Nummer eins, wenn es um Banknoten, Wert-
papiere, Urkunden geht. Aber auch bei besonders wertigen Verpackungen
für empfindliche Lebensmittel wie der berühmten Schweizer Schokolade
erzielt es die gewünschten Ergebnisse.“ Dafür hat das Black Pearl das
Zertifikat des international tätigen Prüfinstituts ISEGA erhalten. Es tes-
tiert, dass ganz im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens der ContiTech
das Drucktuch schadstofffrei und gesundheitlich unbedenklich ist.
Präzise unter Druck
Bei dem hochwertigen Veredlungsverfahren des Heißprägens wird
anstelle von Druckfarbe eine dünne Folie aus Kunststoff auf den Bedruck-
stoff wie Banknoten oder Urkunden aufgebracht. Dabei muss das Druck-
tuch enorme Pressstärken des Prägestempels von bis zu 60 Tonnen stand-
halten sowie Temperaturen von bis 160 °C. „Unser Glasperlendrucktuch
garantiert auch unter diesen Umständen einen absolut flüssigen Verarbei-
tungsprozess und sorgt für hochpräzise Ergebnisse im Wertpapierdruck“,
ergänzt Simm. >>
Höchste Qualität für Wertpapiere, Urkunden und Verpackungen: mit dem Glasperlendrucktuch von ContiTech
Der Hologramm-Streifen des neuen 20-Euro-Scheins: Beim Kippen der Banknote ins Licht erscheint die Europafigur in einem der gotischen Fenster
Kontakt: Michael Simm, [email protected]
René Horenburg, [email protected]
Rubr ik_ x x
Service und kompetente Beratung rund um den Globus 24/7 Wenn jede Minute zählt, hält ContiTech Lösungen für den einwandfreien Einsatz von Fördergurten bereit
Als Anbieter von Komplettlösungen mit kundennahen Standorten weltweit sichert ContiTech eine umfassende Betreuung der Fördergurte ihrer Kunden
34_ Affinity Next Level
Ob über oder unter Tage, steil bergauf oder
über kilometerlange Distanzen – Förder-
gurte sind das Herzstück und oftmals
der Flaschenhals in Bergbau und Industrie.
Und dabei sind sie besonders hart im Nehmen.
Scheinbar unermüdlich transportieren sie unter
noch so rauen Arbeitsbedingungen tonnen-
schwere Lasten, scharfkantige, heiße sowie öl-
oder fetthaltige Güter. Hier ist der reibungslose
Gurtlauf für Wirtschaftlichkeit und Sicherheit
entscheidend. Denn steht der Fördergurt auf-
grund einer Beschädigung länger still, wird es
teuer für den Anlagenbetreiber.
Nur abgestimmte Komponenten und Systeme
ermöglichen den besten und effizientesten
Betrieb einer Förderanlage. „Genau hier setzen
wir an und stellen unsere Kompetenzen unter
Beweis. Unsere Kunden erhalten alles aus einer
Hand – von der technischen Beratung, umfassen-
der Planung und ingenieursgetriebener Entwick-
lung bis zur Herstellung. Fördergurt- und Kom-
ponentenlieferung, Installation, Inbetriebnahme
sowie Wartung und Überwachung des Gurtes
runden das Gesamtpaket ab: alles perfekt aufein-
ander abgestimmt, um den bestmöglichen Betrieb
und höchsten Kundennutzen zu erreichen“, betont
Patrick Raffler, der Anwendungstechniker bei der
ContiTech Conveyor Belt Group ist.
Erfahrene Montageteams installieren, konfekti-
onieren, reparieren und betreuen in enger Koor-
dination mit dem Auftraggeber die Fördergurte
direkt vor Ort. 24 Stunden täglich – 365 Tage im
Jahr – sichert die flexible und schnelle Organisa-
tion den erfolgreichen und kundennahen Service
weltweit ab.
One Face to the Customer
Gemäß der Maxime „One Face to the Customer“
richten sich die engagierten Ansprechpartner
von ContiTech nach den individuellen Anforde-
rungen der Kunden und bieten maßgeschnei-
derte Lösungen. „In vielen Ländern sind unsere
Händlernetzwerke entscheidendes Element eines
Full-Service-Konzepts. Sie verbinden unsere Pro-
dukte mit ihrem eigenen Know-how zu einem
Rundumpaket für den Kundennutzen“, betont
Raffler.
Der Fördergurtspezialist arbeitet darüber hin-
aus ständig an seinem Portfolio für intelligente
Softwarelösungen. Im Onlineportal können
Partner einfacher denn je Informationen über
Produktneuheiten, aktuelle Neuigkeiten und
Sicherheitsdatenblätter abrufen. „Mit unserer
APP ‚Conti+‘ sind alle Daten einfach zu erfassen.
Im Falle einer Anlagenstörung können Kunden
mit dem interaktiven Tool einfach in Kontakt tre-
ten und zur Diagnose Fotos oder Videos direkt
vom Mobilgerät aus übermitteln. Über unsere
„CareWell“-Anwendung im Internet zeigen wir,
wie die Anwendung unseres Servicematerials
den reibungslosen Betrieb einer Anlage positiv
beeinflusst“, ergänzt Raffler. Mit wenigen Clicks
kann sich so jeder Kunde über unser Lösungs-
portfolio für sein jeweiliges Problem informieren.
Von den weltmarktführenden Unternehmen ist
ContiTech das einzige, das auf eine selbst entwi-
ckelte Software setzt. „Unser langjähriges Know-
how fließt in die Entwicklung intelligenter Soft-
warelösungen ein. Dadurch können wir unsere
Kunden bestmöglich unterstützen. Die neue Soft-
ware erlaubt eine noch detailliertere Berechnung
von Fördergurten als zuvor“, hebt Raffler hervor.
Weltneuheiten für Nonstop-Performance
Neben dem breiten Spektrum an Stahlseil- und
Textilfördergurten, Spezialprodukten und Ser-
vicematerial wartet ContiTech zusätzlich mit
innovativen elektronischen Überwachungs- und
Inspektionssystemen auf. Diese erhöhen die
Lebensdauer und Sicherheit von Fördergurten.
Zu den Technologien der neuesten Generation
zählen aktuell zwei Weltneuheiten: CONTI Wear-
Inspect ermöglicht die effiziente Dickenmessung
des Fördergurtes. Damit kann eine verlässliche
Vorhersage über die verbleibende Lebensdauer
des Produktes bezüglich der Deckplattendicke
getroffen werden. So kann der passende Zeit-
punkt für einen kostenintensiven Gurtwechsel
Mit High-End-Fördergurttechnologie von ContiTech laufen Transportbandanlagen zuverlässig, wirtschaftlich und umwelt-schonend im Bergbau, dem Maschinen-
und Anlagenbau sowie in vielen weiteren Industriebranchen
36_ Af f init y Next Level
genauer prognostiziert werden. CONTI Surface-
Inspect hilft bei der Planung von Wartungsar-
beiten. Über eine virtuelle 3-D-Analyse erkennt
das System alle Schäden der Deckplatte eines
Gurtes, sodass Reparaturarbeiten zuverlässig
durchführbar sind.
Alle Systeme des Hauses bieten ein Höchstmaß
an Sicherheit für Anlagenbetreiber. Dabei erken-
nen CONTI RipProtect und CONTI SpliceProtect
Fördergurtschlitze und schwerwiegende Verbin-
dungsfehler frühestmöglich. CONTI CordInspect
stellt frühzeitig Stahlseilschäden fest. Die Vor-
teile dieser ausgeklügelten Monitoring-Systeme
liegen auf der Hand: Sie verhindern, dass teure
Schäden am Fördergurt entstehen, weil recht-
zeitig Abhilfe geschaffen wird. Stillstandzeiten
minimieren sich und die Lebensdauer sowie die
Systemverfügbarkeit und Zuverlässigkeit steigen.
Jedes System ist flexibel im Betrieb einsetzbar –
ganz gemäß den Kundenanforderungen.
Die Herausforderung bei der Entwicklung der
CONTI INSPECT-Systeme lag darin, hochpräzise
Messinstrumente zu schaffen. Sie liefern schnell
die erforderlichen Messergebnisse. Dadurch
stellt ContiTech eine hohe Anlagenverfügbarkeit
für den Kunden sicher. Die Förderung muss nur
wenige Minuten für die Messungen unterbro-
chen werden. Auch die CONTI PROTECT-Systeme
zeichnen sich durch ihre äußerst hohe Zuverlässig-
keit aus und entsprechen dem Prinzip der hohen
Anlagenverfügbarkeit.
„Wie bei unseren Fördergurten haben wir auch
bei unseren Systemen den Anspruch, Produkte
auf allerhöchstem Niveau zu liefern und schnell
auf die Anforderungen unserer Kunden zu
reagieren. Auch maßgeschneiderte Lösungen
sind auf Wunsch möglich – immer state of the
art, denn wir verbessern und erweitern unser
Portfolio laufend“, hebt Raffler die besondere
Leistungsfähigkeit hervor.
Weltweit verfügbar Die Überwachungs- und Inspektionssysteme fin-
den sowohl in der Industrie als auch im Bergbau
Anwendung. Die Nachfrage aus dem Bergbausek-
tor ist dabei besonders groß, weil gerade hier die
Fördergurte Höchstleistungen bringen müssen.
Die Gurte zu schützen und zu überwachen hat
in diesem Bereich eine entsprechend hohe Pri-
orität. ContiTech bietet die Systeme für Kunden
weltweit an. Besonders gut angenommen werden
sie von Anlagenbetreibern in den boomenden
Bergbau-Märkten in Südamerika, insbesondere
Chile, in Australien sowie in Nordamerika.
Mit kompetenter Beratung, Rund-um-die-Uhr-
Unterstützung für den Ernstfall und einem
umfassenden Serviceangebot, das jeden Son-
der- und Spezialfall abdeckt, erfüllt ContiTech
Ansprüche an höchste Qualität, Sicherheit und
Flexibilität. Der maximale Nutzen für den Kun-
den steht für das Unternehmen stets im Mit-
telpunkt. Möglich machen das die ContiTech
Mitarbeiter. Experten, die in verschiedensten
Bereichen und unterschiedlichsten Kulturen zu
Hause sind, aber eine gemeinsame Sprache spre-
chen – die ihrer Kunden!
Dr. Erhard Barho, Leiter Forschung und Entwicklung
beim ContiTech Oberflächenspezialisten Benecke-
Kaliko, informierte im November das Fachpublikum
auf der Lightweight Vehicles Conference in Berlin
darüber, wie sich mit modernen Innenraummateri-
alien für Fahrzeuge enorme Gewichtseinsparungen
erzielen lassen. Seit 2008 ist das durchschnittliche
Fahrzeuggewicht bereits um 20 Prozent gesunken.
Durch den Einsatz leichter Kunststoffkomponenten
wird sich dieser Trend weiter fortsetzen. Für die
Automobilindustrie sind technische Kunststoffe die
Werkstoffe der Zukunft: Denn nur wenn Fahrzeuge
leichter werden, können schärfere Emissionsober-
grenzen eingehalten und Autokäufern trotz stei-
gender Kraftstoffpreise wirtschaftliche Lösungen
angeboten werden.
Besondere Vorteile bringt der Einsatz leichter
Kunststoffkomponenten bei Fahrzeugen mit schwe-
ren Elektroantrieben – hier bedeutet jedes Gramm
weniger Gewicht und mehr Reichweite. Aber auch
bei Verbrennungsmotoren bringen Maßnahmen
Der Lagerungsspezialist ContiTech Vibration Con-
trol hat ein Leichtbau-Stützlager für das Federbein
aus glasfaserverstärktem Polyamid BASF Ultra-
mid entwickelt. Es ist das weltweit erste Lager
aus diesem Material, das im Fahrwerk sowohl an
der Vorder- als auch an der Hinterachse von Pkws
eingesetzt wird. Mit einer Gewichtsersparnis von
rund 25 Prozent gegenüber herkömmlichen Bau-
teilen aus Stahl oder Aluminium leistet es einen
Beitrag zum Megatrend Leichtbau. Weitere Plus-
punkte der Innovation: Die äußerst robuste Kom-
ponente bietet eine längere Einsatzdauer, erhöhte
Fahrsicherheit und mehr Fahrkomfort durch ein
hoch isolierendes Gummielement. ContiTech hat
das Stützlager gemeinsam mit General Motors
LCC für den neuen Cadillac CT6 entwickelt, der
Ende 2015 auf den Markt kommt. „Entscheidend
war die frühzeitige Einbindung unseres Kunden in
den Entwicklungsprozess, sodass wir von Anfang
an Teil der Systemauslegung waren und somit
unsere Erfahrung gezielt einbringen konnten“,
zur Emissionsminderung wie Abgasrückführungen
oder Partikelfilter mehr Gewicht ins Fahrzeug, das
an anderer Stelle eingespart werden muss. Die
Leichtbaulösungen von Benecke-Kaliko für den
Fahrzeuginnenraum bergen hier besonders großes
Potenzial. „Die ultraleichten Dekorfolien Xpreshn
Light und Xpreshn HD Light sind bis zu 60 Prozent
leichter als herkömmliche Lösungen“, erläuterte
Barho.
Auch das Bezugsmaterial Acella Light für Sitze, Kon-
solen und dekorative Elemente bringt 20 Prozent
weniger Gewicht auf die Waage als vergleichbare
Standardoberflächenmaterialien. „Es ist frei von toxi-
schen Weichmachern und Schäumungsmitteln sowie
schwermetallhaltigen Stabilisatoren“, so Barho.
Die umweltverträgliche und kostengünstige Foli-
enlösung Yorn Light ermöglicht sogar Gewichts-
vorteile von bis zu 50 Prozent im Vergleich zu
Standarddekormaterialien. Es weist zudem eine
um 46 Prozent bessere CO2-Bilanz im Vergleich zu
Standard-PVC-Folien auf.
berichtet Stefan Wöhler, Entwickler bei ContiTech
Vibration Control.
„Hochleistungskunststoffe sind das Material der
Zukunft im Automobilbereich“, sagt Kai Frühauf,
Geschäftsbereichsleiter bei ContiTech Vibration
Control. „Mit unserer langjährigen Erfahrung
und umfangreichen Materialkompetenz gehören
wir zu den Toppartnern, wenn es um innovative
Neuentwicklungen geht. Wir erobern mit unserer
Expertise im Leichtbau Fahrzeugkomponenten, in
denen bisher Metall vorherrschte. Mit dem Lager
für den Karosseriebereich setzen wir einen neuen
Meilenstein.“
Im Pkw ist das Stützlager die Schnittstelle zwi-
schen dem Federbein und der Karosserie. Es
sorgt so für einen optimalen Kontakt des Reifens
zur Straße. Dadurch lässt sich das Fahrzeug leich-
ter lenken. Die Neuentwicklung hält sogar hohen
Stoßbelastungen von 75 kN stand, die zum Bei-
spiel beim Fahren durch extreme Schlaglöcher
entstehen.
Weniger Emissionen und geringerer Verbrauch mit leichten Materialien für den Fahrzeuginnenraum
Weltweit erstes Stützlager aus Polyamid für das Pkw-Fahrwerk
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