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1. Wiederholte frühe Stresserfahrung verändert die Stress-Reaktionssysteme von Grund auf (u.a. epigenetische Veränderung d. Glukokortikoid-Rezeptor-Gens); das bewirkt
2. Veränderungen in der Genexpression, Myelinisierung, neuronaler Morphologie (Bsp. PFC), Neurogenese und Synaptogenese.
3. Das „Timing“ der Schädigung ist wichtig.
4. Dauerhafte Konsequenzen: Schädigungen des Neokortex (v.a. links), verminderte Integration der beiden Großhirnhälften, gesteigerte elektr. Reizbarkeit der Schaltkreise im limbischen System…
5. Schwere (psychiatrische) Folgen wie (komplexe) PTBS, Dissozialität und Depression treten oft erst später auf, so dass gilt:
6. Je früher eingreifen, desto besser!
09.08.2011
Copyright: Michaela Huber 3
WAS MACHT MASSIVER STRESS MIT KINDERN?KASKADENMODELL VON TEICHER (AB 2000):
Bottom-Up: Jeder einschießende Impuls, Affekt, jedes einschießende Körpergefühl bestimmt, was der Mensch denkt. Bei Angst: Es gibt existenzielle Not, raus hier! Bei Wut: Ich muss um mein Leben kämpfen. Bei Trauer: Nichts hilft, es ist alles zu spät, ich gebe auf. Etc.
Top-Down: Einschießende Impulse, Affekte, Körpergefühle werden moduliert: Das ist von früher, nicht von heute. Ich kann später darauf eingehen, bemerke es aber. Es könnte die oder die Ursache haben. Bei Angst: Etwas macht mir Angst, was könnte das sein? Ist es wirklich so schlimm? Bei Wut: Wie kann ich die angemessen äußern? Bei Trauer: Ist das angemessene Trauer oder zu viel? Sollte ich mich ablenken? Etc.
Empfehlung: Mentalisieren! („Wie finden Sie das?“ Etc.)
09.08.2011
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Folie 6
VERBALE PROZESS-TECHNIKEN HELFEN
MENTALISIEREN
Kaskadentechnik
Entweder Überzeugungen oder Symptome:
Weil… weil… weil… ← (Trauma)
Sonst… und dann… und dann → (tödliche Befürchtung)
Anerkennen, dass das Symptom vor Schlimmerem bewahrt.
Dann die Überzeugung ein kleines Stück weit herausfordern.
Sokratischer Dialog
Vor allem Überzeugungen, Täterintojekte…
Wer hat das gesagt?
Ist das ok?
Wie finden Sie das?
Soll das so bleiben?
Hatten Sie das schon von Geburt an? Vorher schon? Schicksal?
PROZESSIEREN IM PSYCHOTHERAPEUTISCHEN SINNE – WAS IST DAS?
• Informationstransfer im Gehirn, im Körper, in zwischenmenschlichen Beziehungen.
• Traumatherapeutisch seit Janet, 1898: Dreiphasen-Modell, es gehe letztlich um „Realisieren“; heute: „Integration“.
• Geschieht, wenn das Lernfenster (Window of tolerance, D. Siegel) offen ist, also keine starke Über- oder Untererregung.
• Information, die bislang abgetrennt gehalten wurde, wird mit anderen Informationen verknüpft, so dass Schlussfolgerungen und „Verstehen“möglichwerden.
• Das Getrennthalten / Dissoziieren von Information hatte einen Sinn. Welchen? Was konnte die Persönlichkeit nur dadurch erreichen, weil sie das Material abspaltete?
• Darf die Alltagsperson / das Alltags-Ich „es“ wissen?
• Gibt es genügend Schutz außen / innen?
• Wie stabil und belastbar ist die Persönlichkeitsstruktur?
• „Boden unter die Füße“ (Ressourcen, Distanzierung, SVV verändern, Notfall-Liste etc.) und „Meta-Ebenen“ - innere Introspektion (Landkarten etc.) sowie zunehmend Kooperation und innere Verhandlungen.
ERPROBTE REGELN FÜR DIE ARBEIT:1 – 3: AUFRICHTIGKEIT
1. „Anderen kann man etwas vormachen“ (Tätern z.B.), aber ich selbst (wir) mache mir/machen uns nichts mehr vor.“ Psychoedukation, warum Aufrichtigkeit im inneren Kontakt wichtig ist.
2. Man darf in der Therapie (und untereinander im inneren System) Dinge – noch – verschweigen, Stoppsignale beachten, Grenzen für Offenheit setzen.
3. Aber was man sagt (auch in der Therapie), soll aufrichtig sein (Aufrichtigkeit im th. Kontakt).
09.08.2011
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Folie 16
09.08.2011
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WIE VIEL POSITIVE ENERGIE DARF ES GEBEN?…
Die Sau trägt heut ein neues Kleid, denn gestern trug sie Herzeleid
• Alle starken Gefühle erst einmal beiseite, und sich selbst innerlich achtsam beobachten:
• Welche Energien möchten/könnten Sie (Ihr) freisetzen?
• Wovor gibt es Befürchtungen – was könnte schlimmstenfalls passieren?
• Gibt es einen inneren Konflikt, mehrere „Seelen in Ihrer (Eurer) Brust“?
• Achtsamkeit üben!
• Ego-State-Arbeit auf der „inneren Bühne“.
• Anschließend überprüfbare Verhaltens-Schritte: Was machen Sie/macht Ihr bis zum nächsten Mal anders, als Sie es sonst tun würden?
09.08.2011
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Folie 18
RESSOURCEN PERSONIFIZIEREN UND VERANKERN
• Wenn Fähigkeiten oder Eigenschaften, die helfen müssen, zu fehlen scheinen: „Ressourcium“ (Huber, 2009) oder „Inneres Ressourcen-Team“ (Huber, 2003/2006)
• Verankern von Ressourcen imaginativ und/oder per EMDR, um neue Netzwerke zu bilden!
• Um die Screen-Technik positiv einzuführen: „Bildschirm-Schoner“: Schönes, künstlerisches Bild, etablieren!
• Achtsamkeit = Neugierig und offen wahrnehmen was ist, ohne sofort eingreifen zu müssen. Emotionen regulieren durch Annäherung statt Vermeidung.
• Achtsamkeitsübungen zunächst von außen nach innen: achtsam Gemüse putzen, achtsam das Auto waschen…
• Dann etwas Verletzliches innerlich in Sicherheit, dort eine hilfreiche imaginierte Gestalt; ANP verspricht, sich ab und zu anzunähern und sich in der Therapie zu kümmern etc.
• Schwieriges per Screen (Bildschirmtechnik) in Distanz anschauen.
• Nur so viel, wie es „ok“ ist! Dosieren ist wichtig.
• „Filme“ anschließend „wegpacken“.
• Wenn Übungen schwierig: viel konkretistisch „bauen“: Tresor ist Schublade oder Karton; realer Park wird innerer Garten, Kuchen backen wird die „sichere Aktivität“ etc.
09.08.2011
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Folie 20
REGELN 4 – 6: INNERE GEWALT-FREIHEIT UNDFRAGEN NACH VON AUßEN KOMMENDER GEWALT
4. Keine Gewalt, weder nach außen, noch nach innen, im Zusammenhang mit dem, was wir hier besprechen, auch nicht hinterher zu Hause.
5. Um Gewaltfreiheit einhalten zu können: Notfall-Liste.
Eine empfindsame Stelle unterhalb des Schlüsselbeins suchen und leicht reiben (wie bei EFT/TFT/PEP etc.).
Dabei einen Satz sagen, der aus zwei Teilen besteht:
1. „Auch wenn ich/wir…“ (Problem benennen, z.B.: „oft noch so verzweifelt bin/uns noch schneiden“ etc.)
2. „Kann ich/können wir doch jetzt schon…“ (Ressource/n herbeiholen, z.B. „manchmal ganz mutig sein“ oder „versuchen zu verstehen, womit das zusammen hängt“ etc.
Immer wieder neue Sätze finden und auf diese Weise mehr Mut fassen, Ressourcen zu nutzen.
• KlientIn wird immer wieder innehalten und durch strukturelle Dissoziation überzeugt sein, es gehe nicht weiter. Z.B. bleibt sie in destruktiven Beziehungen.
• TherapeutIn kann dann ihre Beziehung herausfordern: Sie wird „den Griffel hinlegen“ und eine Therapiepause von mehreren Wochen einlegen, wenn es nicht weitergeht.
• Begründen, dass dies keine Bestrafung ist, sondern dass es sein kann, dass Kl. erst einmal das Erreichte überprüfen bzw. ihr Leben weiterleben kann.
• Th. macht klar: Sie macht sich nicht zur „Komplizin der schlechten Verhältnisse“!
• Verbindbar mit dem Reiben eines Punktes unter dem Schlüsselbein (PEP/TFT etc.)
• Oder: „Können Sie sich einmal die Hand aufs Herz legen?“ (Kann auch, falls das zu schwierig ist, irgend eine andere Stelle des Körpers sein, die berührbar ist – Ziel ist ja das Einbeziehen des Körpers in die Erkenntnisarbeit. Dann aber möglichst Körperachse kreuzen: Rechte Hand aufs linke Knie…).
• „Sie haben gerade einen wichtigen Satz gesagt, der etwas aussagt über die Bedeutung, die ein Ereignis/Erlebnis in der Vergangenheit für Ihr Leben heute hat. Können Sie diesen Satz noch einmal wiederholen und dabei (die Hand aufs Herz/Knie legen/die Stelle unterhalb des Schlüsselbeins reiben etc.)“.
• Fühlt sich das stimmig an – oder…?
• Den nächsten Satz suchen, der „stimmig“ ist! Usw.
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REGEL 14:
KONKRETE VERHALTENS-SCHRITTE „HERAUS“,DANN ERST EVTL. ANZEIGEN
• Realistische Schritte tun, diese stabilisieren.
• Anzeige: Unterschied zwischen juristischem und psychotherapeutischem Denken deutlich machen: Wenn keine Beweise, dann keine Verurteilung.
• Je weiter externe Sicherheit gelebt werden kann, desto mehr kann Traumabearbeitung Thema sein.
• Trauerprozesse müssen ausgehalten werden! (Achtung auf SVV und Suizidalität, Sucht-Rückfälle, Wiederaufnahme der Kontakte zu den Tätern in dieser Phase etc.
• Beginn mit aktuellen Beziehungs-Konflikten, dabei Einsatz von Distanzierungs-Techniken (S.O., Tresor, Screen, etc.)
• Immer wieder Reorientierung, Diskussion des Prozesses auf allen Ebenen der Persönlichkeit!09.08.2011
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Folie 34
DIE INNERE RETTUNGSAKTION
• Problem: Ein oder mehrere Anteile (EPs) hängen noch in einem Trauma fest. Wichtig: Trauma muss unwiederholbar sein; möglichst kein Kontakt mehr zum Täter.
• Ausruhort (Zelt, „Lazarett“; Baumhöhle etc.) imaginativ finden. Einen Anteil finden, der dort achtsam aufpasst/Geborgenheit schenkt.
• Th. hilft mit vorbereiteten Stichworten beim Ablauf.
• Ohne Ansehen der Traumaszene die traumatisierten Anteile herausholen und an den Ausruhort bringen, von dort zurück in den Th.raum. GGf. noch einmal wiederholen.
ABLAUF EINER TRAUMA-PROZESSIERENDEN SITZUNGMIT DER SCREEN-TECHNIK (4)
• Nächste Sitzung ggf. weiteres Prozessieren.
• Bei hochdissoziativen KlientInnen ist eher die Regel, dass einzelne Partikel aus einzelnen Traumata bearbeitet werden, dann tauchen andere Traumaszenen auf oder es werden
• andere Interventionen notwendig (Integrationen, Loslösen von destruktiven Bindungen, Trauer, Trost, Erkennen, Anerkennen, Lernen aus der Erfahrung, Erholung, neues Traumamaterial sichern etc.)
• Screen, EMDR, andere körperorientierte Prozess-Techniken lassen sich miteinander kombinieren und dann anwenden, wenn es jeweils geboten erscheint. Die KlientIn kann selbst oft die Prozess-Technik auswählen, die sie bevorzugt.09.08.2011
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REGEL 16:
ANPS UND EPS VERBÜNDEN
• Alltags-Funktionen und innere HelferInnen, BeobachterInnen etc. zuerst zur Funktionstüchtigkeit bringen.
• Innenarbeit, wobei ANPs aus sicherer Entfernung zuschauen können.
• Integration (z.B. ANP und EP „geben die Hände“ beim Tappen mit EMDR) th. fördern, dabei Achtung auf (Mangel an) Toleranzen!
• Innere kleinere Anteile dürfen nur „raus“, wenn ältere, beschützende dabei sind!
EMDR BEI DISSOZIATIVEN STÖRUNGEN:EP(S) UND ANP(S) VERBINDEN/VERBÜNDEN
• Zunächst schauen, ob es eine dissoziative Störung mit Affektstates ist, eine mit Ego-States oder eine DIS.
• ANP bzw. bei DIS: ANPs stärken und Ko-Bewusstsein im Alltag fördern. Täterkontakt beachten und ggf. begrenzen! EPs erst einmal in Sicherheit, wann immer es geht.
• Innere Helfer sollen möglichst nach und nach EPs geschützt „herbeiholen“. EMDR: ANP, HelferInnen und ein EP nach dem anderen auf dem Arm von ANP oder HelferIn.
• EP kann z.B. „mit durch die Augen schauen“ oder „mit die Hände geben“ beim Prozessieren.
• Gelegentlich zum Beruhigen kann auch das Tappen eingesetzt werden bei einem EP; ANP schaut aus sicherer Entfernung zu.
• Überhaupt ist das Zusehen der ANP(s) „aus der Hängematte im Inneren Garten“ oft eine sicherere Sache, um die Alltagstauglichkeit im Anschluss an das Prozessieren zu sichern.
• BEIM PROZESSIEREN IMMER AUCH DIE GEFUNDENEN ERKENNTNISSE/RESSOURCEN VERANKERN!
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VOR- UND NACHTEILE VON SCREEN BZW. EMDR
• Screen ist oft bei hoch dissoziativen KlientInnen vorzuziehen, wenn es sich um szenisches Material handelt (Anfang und Ende bekannt sind). Nachteil: Nicht-szenisches, z. B. „atmosphärisches“ Affektmaterial weniger gut prozessierbar. Auch gut zum Explorieren schwieriger Situation, zum Verankern von Ressourcen und zum „Probe-Handeln“.
• EMDR auch bei nicht-szenischem Material und diffusen affektiven und Körpergefühlen und zum Verankern von Ressourcen gut. Nachteil: „Vom Hölzken zum Stöcksken“, von ANP zu EP(s) kann es unkontrolliert „springen“, wenn man das nicht sehr genau macht.
• In beiden Fällen: Immer nur „die Portion, die für heute richtig ist“. Am Ende jeder Sitzung fragen, ob noch etwas „für den Moment für heute wichtig ist“. Gegenfrage: „Ist es so ok?“
• Welches ist das Hauptsymptom? Welche Gefühle/Körperempfindungen/Gedanken sind damit verbunden? (Meist ein EP!)
• Welche Eigenschaft bräuchte sie, um „es“ doch noch zu schaffen? Ressourcen-Team installieren.
• Mithilfe von Steinen, Holzkugeln etc. das Thema an einem „Lebensfaden“ (Tau etc.) entlang legen.
• Situationen, die gut ausgegangen sind bzw. die damals entwickelten Ressourcen mit positiven Symbolen kennzeichnen (helle Steine etc.)
• Vor der Geburt: War das auch schon ein Thema für Vater, Mutter, Großvater, Großmutter…?
• Schritt für Schritt die Symbole in die Hand nehmen, von früher bis heute, und anerkennen: „Damals war das so, und das hatte für mich eine Bedeutung“. Ggf. eine Atem- oder andere Körperübung damit verbinden. Danach die Kugel beiseite legen, die positiven Symbole liegen lassen.
• Am Schluss ein positives Symbol aussuchen u. mitnehmen.09.08.2011
• Die Spaltung in Opfer und Täter, Opferanteile und Täterintrojekte wird zunehmend aufgehoben.
• Das Kraftvoll-Energetische, Kontroll-Fähige und Beschützende der ehemaligen Täterintrojekte ergänzen das Achtsame, Liebevolle und (Selbst-)Fürsorgliche der ehemaligen Opfer-Anteile plus innerer HelferInnen.
• Die Fähigkeit, Gutes und Böses zu tun, wird erst reflektiert, statt impulsiv ausgeführt.
• Die eigenen Kinder werden adäquat behandelt, intergenerationelle Prozesse reflektiert und angemessen innerfamiliär besprochen.