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Bauwelt 13 | 2009 14 Thema Das Neue Museum in Berlin Bauwelt 13 | 2009 15 Der Ägyptische Hof, in dem einst die Grabungsergebnisse der Ägyptenexpedition von Richard Lepsius präsentiert wurden, zählte vor der Zer- störung im Zweiten Weltkrieg zu den besonders opulent in- szenierten Räumen des Muse- ums. Kleines Foto: Ute Zscharnt, Foto rechts: Christian Rich- ters Die Aura des Authentischen Die „ergänzende Wiederherstellung“ des Neuen Museums ist zu einer einzigartigen atmospärischen Raumfolge geworden. Neue, auf den ersten Blick archaisch wirkende Einbauten von David Chipperfield machen die inneren Strukturen des Stülerbaus wieder sichtbar. Kritik Kaye Geipel Sechzig Jahre lag Friedrich August Stülers Neues Museum auf der Berliner Museumsinsel brach. Mit stupender Detail- perfektion hat David Chipperfield die Ruine in die Gegen- wart geholt. Schwelgt die farbintensive Restaurierung in einer Romantik des sinnlichen Fragments? Jede Beschreibung des Neuen Museums beginnt wie von selbst bei der neuen und gleichzeitig alten Treppenhalle. Sie ist der Fokus des Wiederaufbaus. Es waren nicht zuletzt die Vorschläge der verbliebenen Konkurrenten Frank Gehry und David Chipperfield für die zerstörte Halle, anhand derer Ende 1997 der Wettbewerb um den Wiederaufbau des Neuen Muse- ums entschieden wurde. Gehry wollte den Raum mit riesigen schraubenförmigen Treppen, die sich zu beiden Seiten der Halle über restaurierte Säulen erhoben hätten, in ein taumeln- des neobarockes Ensemble transformieren, während Chipper- field sich eng an Stülers Kubatur anlehnte, allerdings hatte er damals anstelle der Zugangstreppe aus dem Erdgeschoss noch eine Wendeltreppe vorgesehen. Jede Beschreibung beginnt aber auch deshalb mit der Treppenhalle, weil sich hier in den Jahrzehnten nach dem Krieg eine in sich zusammengestürzte Leerstelle befand und weil hier der nicht mehr benutzbare Mittelpunkt der Ruine lag, der den Bau in zwei Hälften auseinanderfallen ließ. Und sie beginnt heute hier, weil jene strikt sich auf das erhaltene Fragment konzentrierende Konzeption, die David Chipper- field gemeinsam mit Julian Harrap beim Wiederaufbau umge- setzt hat, dem Besucher in der Treppenhalle sofort unver- blümt und brut vor Augen geführt wird – eine Haltung, die die Denkmal-Charta von Venedig von 1964 wortwörtlich ernst nimmt, wo es im Artikel 9 heißt: „Der Wiederherstellungspro- zess ... beruht auf der Beachtung von Originalmaterialien und authentischen Unterlagen und muss da aufhören, wo die Mut- maßungen beginnen.“ Chipperfield hat Stülers Treppe in ihrer grundsätzlichen Form wieder aufgebaut, aber in einer eigenen, neuen Materia- lität. Der Besucher taucht aus dem Dunkel des kleinen, östli- chen Eingangsfoyers und steigt dann auf, zwischen die enor- men Flächen der Treppenwangen aus Stahlbeton gepresst. Die Oberflächen aus riesigen sandgestrahlten Fertigteilflächen er- innern manche Kritiker an den italienischen Rationalismus der Nachkriegszeit. Es ist nicht alles gelungen. Der oberste Teil der Treppenhalle, dort, wo bei Stüler die Korenhalle mit Ko- pien aus dem Erechtheion der Akropolis auf der Brüstung auf- saß, zeigt heute ein unvollständiges Ende mit einem unpropor- tionierten, wie gestaucht wirkenden Treppenabschluss. Aber im Ganzen ist eine außergewöhnliche Neuschöpfung entstan- den, eine groß dimensionierte, eindrucksvolle Leere, in der die Die fehlenden Wände wurden komplett neu gebaut, auch wurde in den Ägyptischen Hof eine Ausstellungsplattform aus Stahlbeton integriert. Die Verbindungspunkte der Plattform mit ihren 15 Meter hohen Stützen sind so aus- geführt, dass die einzelnen Stäbe als monolithische Ele- mente erscheinen.
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Sechzig Jahre lag Friedrich August Stülers Neues … · men, Janna Bunje, Wolfgang Frey, Ayten Güleryüz, Stefan Mayer, Larissa Sabottka, Ste-fan Schiefl, Joachim Schrö-der, Heiner

Aug 10, 2018

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Bauwelt 13 | 200914 Thema Das Neue Museum in Berlin Bauwelt 13 | 2009 15

Der Ägyptische Hof, in dem einst die Grabungsergebnisse der Ägyptenexpedition von Richard Lepsius präsentiert wurden, zählte vor der Zer-störung im Zweiten Weltkrieg zu den besonders opulent in-szenierten Räumen des Muse-ums.

Kleines Foto: Ute Zscharnt, Foto rechts: Christian Rich-ters

Die Aura des AuthentischenDie „ergänzende Wiederherstellung“ des Neuen Museums ist zu einer einzigartigen atmospärischen Raumfolge geworden. Neue, auf den ersten Blick archaisch wirkende Einbauten von David Chipperfield machen die inneren Strukturen des Stülerbaus wieder sichtbar.

Kritik Kaye Geipel

Sechzig Jahre lag Friedrich August Stülers Neues Museum auf der Berliner Museumsinsel brach. Mit stupender Detail-perfektion hat David Chipperfield die Ruine in die Gegen-wart geholt. Schwelgt die farbintensive Restaurierung in einer Romantik des sinnlichen Fragments?

Jede Beschreibung des Neuen Museums beginnt wie von selbst bei der neuen und gleichzeitig alten Treppenhalle. Sie ist der Fokus des Wiederaufbaus. Es waren nicht zuletzt die Vorschläge der verbliebenen Konkurrenten Frank Gehry und David Chipperfield für die zerstörte Halle, anhand derer Ende 1997 der Wettbewerb um den Wiederaufbau des Neuen Muse-ums entschieden wurde. Gehry wollte den Raum mit riesigen schraubenförmigen Treppen, die sich zu beiden Seiten der Halle über restaurierte Säulen erhoben hätten, in ein taumeln-des neobarockes Ensemble transformieren, während Chipper-field sich eng an Stülers Kubatur anlehnte, allerdings hatte er damals anstelle der Zugangstreppe aus dem Erdgeschoss noch eine Wendeltreppe vorgesehen.

Jede Beschreibung beginnt aber auch deshalb mit der Treppenhalle, weil sich hier in den Jahrzehnten nach dem Krieg eine in sich zusammengestürzte Leerstelle befand und weil hier der nicht mehr benutzbare Mittelpunkt der Ruine lag, der den Bau in zwei Hälften auseinanderfallen ließ. Und sie beginnt heute hier, weil jene strikt sich auf das erhaltene Fragment konzentrierende Konzeption, die David Chipper-field gemeinsam mit Julian Harrap beim Wiederaufbau umge-

setzt hat, dem Besucher in der Treppenhalle sofort unver-blümt und brut vor Augen geführt wird – eine Haltung, die die Denkmal-Charta von Venedig von 1964 wortwörtlich ernst nimmt, wo es im Artikel 9 heißt: „Der Wiederherstellungspro-zess .. . beruht auf der Beachtung von Originalmaterialien und authentischen Unterlagen und muss da aufhören, wo die Mut-maßungen beginnen.“

Chipperfield hat Stülers Treppe in ihrer grundsätzlichen Form wieder aufgebaut, aber in einer eigenen, neuen Materia-lität. Der Besucher taucht aus dem Dunkel des kleinen, östli-chen Eingangsfoyers und steigt dann auf, zwischen die enor-men Flächen der Treppenwangen aus Stahlbeton gepresst. Die Oberflächen aus riesigen sandgestrahlten Fertigteilflächen er-innern manche Kritiker an den italienischen Rationalismus der Nachkriegszeit. Es ist nicht alles gelungen. Der oberste Teil der Treppenhalle, dort, wo bei Stüler die Korenhalle mit Ko-pien aus dem Erechtheion der Akropolis auf der Brüstung auf-saß, zeigt heute ein unvollständiges Ende mit einem unpropor-tionierten, wie gestaucht wirkenden Treppenabschluss. Aber im Ganzen ist eine außergewöhnliche Neuschöpfung entstan-den, eine groß dimensionierte, eindrucksvolle Leere, in der die

Die fehlenden Wände wurden komplett neu gebaut, auch wurde in den Ägyptischen Hof eine Ausstellungsplattform aus Stahlbeton integriert. Die Verbindungspunkte der Plattform mit ihren 15 Meter hohen Stützen sind so aus-geführt, dass die einzelnen Stäbe als monolithische Ele-mente erscheinen.

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„Eine Halle wie von Piranesi.“David Chipperfield

Was war der Ausgangspunkt für den Entwurf der Treppenanlage in der Großen Halle?Das Treppenhaus war ja zerstört. Das offene Dach hatte im Lauf der Jahrzehnte dafür ge-sorgt, dass der Raum bis auf seine Grundfeste beschädigt wurde. Übrig geblieben war eine Halle wie von Piranesi. Die Museumsleute wa-ren von den Möglichkeiten des leeren Raums begeistert. Sie stellten sich eine moderne Inter-pretation der Halle vor. Über ein Jahr suchten wir nach Alternativen. Als konkreten Anhalts-punkt gab es für uns nur die Wände. Nachdem wir eine Reihe von Varianten ausprobiert hat-ten, war es interessanterweise das originale Treppenmodell, das sich uns anbot.

Die Rohform von Stüler als erstes Modell? Es funktionierte, weil es sich wie von selbst in das Volumen der Halle einpasste. Diese ur-sprüngliche Form der Treppe gab dem Raum wieder eine Bedeutung. Nach einem Jahr Su che wussten wir, dass es die richtige Antwort war. Auch die Denkmalpfleger waren damit sehr zufrieden. Schließlich waren auch die Verant-wortlichen des Museums überzeugt.

Welcher Weg führte von der bloßen Form des Stüler’schen Treppenhauses zum Einsatz der monumentalen Fertigteile?Die Lösung für die Treppenanlage stimmte mit unserem generellen Konzept für das Neue Mu-seum überein, Volumen, Form, Raumfolgen und Struktur wiederherzustellen. Wir wollten die Form wiedergewinnen, gleichzeitig aber den Anteil an Dekor reduzieren. Als wir uns für einen gewissen Minimalismus in der Aus-führung entschieden hatten, rückte die Frage der Materialität in den Vordergrund. Der Ein-satz großer Stahlbetonfertigteile gab uns die Möglichkeit, vertikale und horizontale Flächen zusammenzubringen und die Treppenanlage selbst tektonisch zu interpretieren, ein Kon-zept, das auf seine Art die Frage des Dekors wieder in den Mittelpunkt stellt.

Die Fragen stellten Sigrid Hoff und Kaye Geipel.

zerschundenen, vorsichtig geflickten Rohbau-Ziegelwände der dreigeschossigen Ruine zusammen mit den monumental auf-einandergeschichteten Fertigteilen in heller Sandsteinfarbe zu einer überzeugenden Textur zusammenfinden. Zwanzig Meter über den Köpfen der Besucher schließt dieser Raum durch einen offenen Dachstuhl aus kubisch angeordneten, dunklen Holzbalken ab. Dieser Dachstuhl könnte eine Referenz an das in den späten siebziger Jahren fertiggestellte Bahnschwellen-haus von Shin Takasuga auf der Insel Miyake darstellen, ein Hauptwerk des japanischen Minimalismus jener Zeit, das Chipperfield während seiner Japanaufenthalte vermutlich ken-nengelernt hat. Wie bei Takasuga kommt Chipperfields Mini-malismus aus der Dunkelheit und operiert mit Licht „as a pre-sence against darkness, as normally experienced in a church“. Mit diesem Zitat hat Chipperfield 1997 seinen Entwurf für den Kolumba-Wettbewerb in Köln erläutert, aber er passt ge-nauso gut für das Neue Museum – ein Museum mit der Atmo-sphäre einer säkularisierten Basilika.

Die Kriegsruine des Neuen Museums lag, das war und ist ihre Besonderheit, nach 1945 als Torso längs des Kupfergra-bens, nur grob gesichert – aber eben auch nie durch etwaige

ArchitektenDavid Chipperfield Architects

EntwurfsplanungDirektoren: Martin Reichert, Eva Schad, Alexander Schwarz; Projektarchitekten: Martin Reichert, Eva Schad; Team: Janna Bunje, Adrian Dunham, Harald Eggers, An-nette Flohrschütz, Michael Freytag, Anke Fritzsch, Isa-belle Heide, Christoph Hesse, Christiane Melzer, Franziska Rusch, Christian Stiller

AusführungsplanungDirektoren: Martin Reichert, Eva Schad, Alexander Schwarz; Projektarchitekten: Martin Reichert, Eva Schad; Team: Christiane Abel, Ar-naud Bauman, Thomas Benk (Rohbau im Bestand), Johan-nes Bennke, Daniela Bruns, Katja Buchholz, Nils Dall-mann, Florian Dirschedl, Ma-ryla Duleba, Matthias Fiegl(TGA Integration), Annette Flohrschütz, Michael Freytag(Teamleitung Neubau), Anke Fritzsch (TeamleitungRestaurierung), Katja Gursch, Anne Hengst, Michael Kaune,Regine Krause, Paul Ludwig, Martina Maire, Marcus Ma-thias, Werner Mayer-Biela, Virginie Mommens, Harald Müller, Max Ott, Peter Pfeif-fer, Martina Pongratz, Robert Ritzmann, Mariska Rohde, Franziska Rusch, Elke Saleina, Sonja Sandberger, Antonia Schlegel, Gunnar Schmidt, Lukas Schwind, Doreen Sour-adny, Annika Thiel, Barbara Witt, Sebastian Wolf

RestaurierungsarchitektJulian Harrap Architects: Ju-lian Harrap, Caroline Wilson

Fachplanung/Bauleitung (Restaurierung)Pro Denkmal GmbH: Uwe Bennke, Peter Besch, Tom Bre-men, Janna Bunje, Wolfgang Frey, Ayten Güleryüz, Stefan Mayer, Larissa Sabottka, Ste-fan Schiefl, Joachim Schrö-der, Heiner Sommer, Claudia Vollmann

KostenplanungNanna Fütterer

weiter auf Seite 19

Die oberen Bildreihen auf den Seiten 16 bis 25 zeigen Tanz-sequenzen aus einer Choreo-graphie, die Sasha Waltz Ende März mit einer Truppe von 70 Tänzern, Musikern und Sän-gern in den leeren Räumen des Museums aufgeführt hat.

Fotos auf dieser Doppelseite mit der Großen Treppenhalle, rechts der Blick auf den öst-lichen Abschluss der Treppe, auf dem sich früher eine Ko-pie der Korenhalle des Erech-theions befunden hatte. Bei der Restaurierung der Ziegel-wände kamen unter anderem rote „Rathenower“ und gelbe „Birkenwerder“ Ziegel zum Einsatz.

Fotos Tanzsequenz: Eric-Jan Ouwerkerk; kleines Foto mit David Chipperfield am provi-sorischen Besprechungstisch in der großen Treppenhalle: Friederike von Rauch, Foto da- runter: Jörg von Bruchhau-sen; Foto rechts: Ute Zscharnt

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Der Schnitt macht die Entschei-dung deutlich, die Treppen-halle durch ein schweres Dach-tragwerk abzuschließen und sie wie bei Stüler nur von Ost und West zu belichten.

Nachkriegseingriffe verändert oder im Stil der Zeit moderni-siert. Planungen für den Wiederaufbau begannen zu DDR-Zeiten Mitte der achtziger Jahre. Sie entstanden zusammen mit der Sicherung erhaltener Bauteile, die als Vorlage einer weitgehenden Rekonstruktion des Gebäudes dienen sollten. Nach der Wende herrschte Einigkeit über den Wiederaufbau, das Wie war aber heftig umstritten. Jörg Haspel, Direktor des Berliner Landesdenkmalamtes beschrieb die Situation damals so: „Ins Zentrum der Diskussion gerieten vor allem die von Krieg und späteren Verlusten stark in Mitleidenschaft gezo-genen Hofräume sowie die teilzerstörten Süd- und Westflügel. Während die Konservatorenseite aufgrund der bereits einge-tretenen Verluste eher den Wert der verbliebenen Teile be-tonte und für eine konsequente Erhaltung sowie Wiederher-stellung im Grundriss eintrat, plädierten die Bauseite und Teile der Nutzerseite dafür, das Ausmaß der Denkmalzerstörung als Chance für einen Neuanfang und eine konsquent moderne Lö-sung zu ergreifen.“

Ein Drittel der Originalsubstanz war völlig verloren, von einem weiteren Drittel waren lediglich die äußeren Mauern respektive der Rohbauzustand vorhanden. Nur das letzte Drit-tel galt als „leidlich überliefert, einschließlich der fragmenta-risch vor Ort erhaltenen künstlerischen Ausstattungen und Ausmalungen“. Eine überregional besetzte Sachverständigen-kommission erarbeitete Richtlinien, die dann 1993/94 zur Vor-bereitung eines internationalen Wettbewerbs für den Wieder-aufbau und die Planung eines neuen Eingangsbauwerks dien-ten (Heft 22.1994). Kern dieses Konzepts war das Prinzip einer „ergänzenden Wiederherstellung“. In diesem Konzept war üb-rigens für die Treppenhalle bereits formuliert, dass es wesent-lich sei, das „alte Prinzip der Treppen- und Podestanlagen zu

wiederholen: lange strenge Läufe, die den Raum gliedern und beherrschen“. Gleichzeitig wurde angemerkt, die wiederher-gestellte Halle solle „das Schicksal der Zerstörung, des Verlus-tes, der Notsicherung und der Wiederbelebung spiegeln“.

Gaps und FragmenteWenn das Neue Museum im Herbst mit den Sammlungen für Ägyptische Kunst und einem Teil des Museums für Vor- und Frühgeschichte eröffnen wird, wird dieser Spagat zwischen Verlustdokumentation und ergänzender Wiederherstellung in einer kostbaren, geradezu romantischen Vielfarbigkeit deut-lich, in der noch kleinste Spuren erhalten wurden: Die sorgfäl-tig nach Farbclustern zusammensortierten Altziegel aus Bran-denburger Scheunen, die die in DDR-Zeiten ersetzten, aber zu harten Ziegel ausgewechselt haben; die in wenigen geometri-schen Linien rekonstruierten, ansonsten aber durch neutra-les Weiß ergänzten Bodenmosaike im Nordkuppelsaal, auf denen Nofretete Platz nehmen wird; die Konservierung der zu Stülers Zeit typischen Bearbeitungsflecken beim hochfeinen Marble-Cement der Portale; oder die mit Kupferblechen hin-terlegten und somit gesicherten Einschusslöcher des Zweiten Weltkriegs im Hauptportal – sie alle erzählen vom Ethos einer Charta-von-Venedig-gerechten Restaurierung, über deren Funk-tion als Vorzeigebeispiel der Weltverband ICOMOS zufrieden sein dürfte.

Aber sie erzählen auch von einer in die Gegenwart pas-senden Faszination, derzufolge wir bereit sind, nicht dem ho-mogen restaurierten Ensemble als vielmehr dem herauspräpa-rierten Fragment die Aura der authentischen Einzigartigkeit zu-zugestehen. Es gibt in Deutschland heute wohl kein Museum, das in derartiger Anschaulichkeit das Nebeneinander der Spu-

Grundrisse mit dem Sockel ge- schoss und den bereits an-gelegten unterirdischen Über-gängen zum Pergamonmu-seum und zum Alten Museum, darüber die beiden Hauptge-schosse des Museums und die Ebene mit den Kunstkammer-sälen.

Grundrisse im Maßstab 1:1000, Längsschnitt im Maß- stab 1:750

BauleitungLubic & Woehrlin GmbH: Co-rinna Becker, Evelyne Billo, Markus Bondzio, Christoph Gläser, Hubert Greiner, Moni-ka Hagedorn, Mona Ibra-him, Gerda Lange, Alexander Lubic, Michael Martin, Tho-mas Möbbeck, Gottfried Paul (Oberbauleiter), MathiasPoleh, Rolf Schneider, Dirk Schubert, Jirka Semecky-Over-weg, Tobias Strenge, Stefan Woehrlin, Inka Woschinik

ProjektsteuerungErnst & Young Real Estate GmbH

TragwerksplanungIngenieurgruppe Bauen: Ger-hard Eisele (Projektleitung),Markus Filian, Sylvia Glomb, Kerstin Gscheidle, Dorothea Rützel, Stefanie Rosenberg, Kerstin Schmidt, Josef Seiler

AusstellungsplanungMichele de Lucchi

BauherrStiftung Preußischer Kultur-besitz, vertreten durch dasBundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Herstellerindexwww.bauwelt.de/hersteller-index

LuftraumNord-

kuppelsaalRoter Saal Östlicher Kunstkammersaal

Luftraum Griechischer Hof

Luftraum Ägyptischer HofGrüner Saal

Blauer Saal Westlicher Kunstkammersaal SternenSaal

LuftraumSüd-

kuppelsaal

Majolikasaal

Nord-kuppelsaal Niobidensaal Römischer Saal

Luftraum Griechischer Hof

Plattform Ägyptischer Hof

Apollosaal

Griechischer Saal Moderner Saal

Bern

war

d Zi

mm

er

Mittelalterlicher Saal

Treppenhalle

Süd-kuppelsaalBacchussaal

Gräbersaal Mythologischer Saal Vaterländischer Saal

Luftraum Griechischer Hof

Luftraum Ägyptischer Hof

Hypostyl

Historischer Saal Ethnographischer Saal

Flachkuppelsaal

Treppenhalle

SüdvestibülVestibül

Galerie

Galerie

SchatzkammerNordostflügel

Südostflügel

Griechischer HofÄgyptischer Hof Südflügel

Trep

penh

alle

NordwestflügelSüdwestflügel