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Universität Bayreuth 28.06.2010
Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Examenskolloquium SS 2010 Dozentin: Claudia Wührl Referentin: Verena Kandziora
Schreiben
Von der Aufsatzdidaktik zu Schreibdidaktik
Schreibentwicklung und Schreibprozess
Schreiben
Funktionen der geschriebenen Sprache:
- Aus sich heraus Schreiben: Schreibender schreib, um etwas, das ihn innerlich bewegt,
nach außen zu bringen, z. B. Tagebucheintrag
- Bewusst machendes Schreiben: Vergegenständlichung innerer Zustände, Vorgänge,
Wahrnehmung, usw., Schreiben als Mittel der gedanklichen Verarbeitung
- Operatives Schreiben: Erkenntnisfunktion, operative Funktion, intellektuelle Funktion,
Bewusstmachung und Klärung eines Problems, Finden von Mitteln und Methoden,
Vorstellung von Lösungsmöglichkeiten, Auswahl und Entscheidung dieser und deren
Durchführung, z. B. argumentative, erörternde Texte
- Selbstvermittelndes Schreiben: Schreiben, um mit sich selbst in Kontakt zu treten
- Schreiben als Formulierungshilfe: kein Zeitdruck, hohe Konzentration, keine
Unterbrechung eines Gegenübers möglich, Umformulierungen möglich
- Konzipierendes Schreiben: Ablauf stichwortartig oder skizzenhaft ein Form eines
Planes oder Programmes festhalten, z. B. für eine Rede oder Referat
- Konservierendes Schreiben: schriftliche Fixierung eines Gedankens oder
Sachverhaltes, um Gedächtnis zu entlasten oder es zu stützen, z. B. Protokoll
- Transferierendes Schreiben: Weitergabe von Wissen an andere, die über das Wissen
noch nicht verfügen und es sich somit lesend aneignen können, z. B.
Gebrauchsanweisung
- Kommunikatives Schreiben: Handeln, Denken, Bewusstsein oder Verhalten des Lesers
sollen beeinflusst, bestimmt oder gelenkt werden, strategisches Schreiben, z. B.
Antrag, Bewerbung
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Bedeutung des Schreibens
Zwei Hauptkategorien schulischen Schreibens:
Expositorisch
- Thema und die Textsorte durch
Lehrer vorgegeben
- Geht primär um Produkt
- Bestimmt Lehrpläne und
Unterrichtsalltag
- Schreibformen: Notizen zu einem
Thema machen, Texte exzerpieren,
zusammenfassen, analysieren,
kommentieren, aus Texten Schlüsse
ziehen, Texte überarbeiten,
Probleme erörtern, argumentieren,
alle Arten vorwissenschaftlichen
Schreibens
Experimentell
- Freies Schreiben
- Schreibprozess steht im
Vordergrund
- Ergebnisse stehen nicht von
vornherein fest, sondern dienen als
Grundlage für diverse Formen der
Weiterbildung
- Schreibformen: Spontanpoesie,
Texte weiter-/umschreiben,
nachempfinden, Texte
demontieren, neu
zusammensetzen, usw.
Beide Schreibkategorien sind für den Lernprozess von Bedeutung,
sie ergänzen sich und fördern in ihrer Komplexität
den Schreiblernprozess optimal
Abb. 1: Zusammenhänge von experimentellem und expositorischem Schreiben
Quelle: Ulrich: Didaktik der Deutschen Sprache. S. 65
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Aufsatz
Geschichte des Aufsatzes unterteilbar in drei große Abschnitte:
1. Im 17. Und 18. Jh.: „rhetorischer Aufsatz“ (im Rhetorikunterricht, Konzeption ist
rhetorisch, Wirkung/Effekt des Aufsatzes der auf Leser ausgeübt wird ist wichtig)
2. Ende des 18. Jh. bis Mitte des 20. Jh.: „bildender Aufsatz“ (Aufsatz dient Bildung der
Seelenkräfte, der Gesinnung und der sprachlichen Bildung; Aufsatz als Ausdruck
innerer Zustände, Hervorbringung von Gedanken, Gefühlen wichtig)
3. Seit 70er Jahre des 20. Jh.: „kommunikativer Aufsatz“ (Aufsatz als Produkt des
Einflusses verschiedener situativer Faktoren, Vorstellung die Schreiber von Leser,
Leserschaft und Leseverhalten hat, ist wichtig)
Aufsatzformen historisch geordnet:
- Gebundener Aufsatz:
- Freier Aufsatz
- Sprachgestaltender Aufsatz
- Funktionaler Aufsatz
Aufsatzdidaktik
Früher; vor kommunikativer Wende
Schreibformen und Aufsatzarten an Schreibfähigkeit in Altersstufen gebunden, also
direkter Zusammenhang zwischen Aufsatzart und Entwicklungsstufen des Kindes
5 Grundformen schulischer Aufsatzarten:
Erzählung, Bericht, Beschreibung, Schilderung, Erörterung (nach behandelter
Reihenfolge)
Zu jeder Form ein „Rezept“ -> diese Vorgaben ergeben einen normativen
Aufsatzunterricht
Formale Vorgaben erscheinen wichtiger als inhaltliche Stimmigkeit und authentische
Gestaltung
Kritik am traditionellen Aufsatzunterricht:
- Viele Formen sind reine Schulformen, kommen im Alltag des Erwachsenen nicht vor,
wohingegen öffentliche Schreibformen im Unterricht oft vernachlässigt werden
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- Formale und stilistische Normen bestimmen den Unterricht, z. B.:
Gestaltungskennzeichen, Ordnungs- und Gliederungsstrukturen, Stilregeln, wenig
eigene Gestaltungsmöglichkeit, da strikte lernzielorientierte Form
- Trennung zwischen objektiven und subjektiven Formen des Aufsatzes (Sachbericht vs.
Erlebnisbericht) ist realitätsfremd, da Schreiben immer perspektivisch ist
- Aufsatzunterricht als Phasenlehre, die entwicklungspsychologisch nicht haltbar ist
Schreibprozess
Anfang der 80er Jahre in Amerika: Schreibprozessforschung
Welche kognitiven Prozesse laufen vor und während der Arbeit mit dem Text ab? -> durch
Ergebnisse bessere Förderung
Geht nicht vom Text als abgeschlossenes Produkt aus, sondern löst sich vom
produktorientierten Paradigma
Urmodell von Hayes und Flower 1981: Schreiben als spezifische Form des Problemlösens
ließen Versuchspersonen beim Schreiben laut denken und entdeckten so unterschiedliche
kognitive Teilprozesse und Planungsstrategien die bei einer Textgestaltung aktiviert
werden und den Schreibprozess ausmachen
Abb. 2: Allgemeines Modell der Textproduktion (nach Hayes & Flower 1980)
Quelle: Bredel, u. A.: Didaktik der deutschen Sprache. S. 213
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1. PLANEN: vor dem Schreiben Kenntnisse und Wissen aus dem Gedächtnis abrufen,
Material auf Schreibziel hin auswählen, in Schreibplan integrieren und ordnen,
Textsorte, -aufbau und Adressat berücksichtigen
Unmittelbar auf die Planung wirken ein:
- Das Thema (topic)
- Die intendierte Hörerschaft (audience)
- Der Schreibanlass (motivating cues)
- Das Weltwissen des Schreibers
- Das Wissen über das Thema
- Das Wissen über die Hörerschaft
- Das Wissen über Schreibpläne und Textsorten
Methoden zur Planung:
- Brainstorming
- Clustering
- Mind-Mapping
2. FORMULIEREN: Schreibplan mit gedanklichen Inhalten schriftlich umsetzen, in lineare
Struktur bringen
3. ÜBERARBEITEN: nach dem Schreiben einzelner Sätze/ Textteile/ des Textes das
Geschriebene lesen, bewerten und gegebenenfalls überarbeiten
Problem: Leistungsmessung, Aufsatzbewertung, Notengebung
Formen und Möglichkeiten des Überarbeitens:
- Überarbeiten eigener/ Überarbeiten fremder Texte
- Überarbeiten während des Schreibens, beim Anfertigen des Textes
- Überarbeiten nach dem Schreiben des fertigen Textes (sofort nach der Fertigstellung,
nach kurzen zeitlichen Abstand, nach langem zeitlichem Abstand)
- Überarbeiten von Teilen des Textes / Überarbeiten des gesamten Textes
- Überarbeiten unter Vorgabe von Kriterien oder Aspekten (direkt oder indirekt) /
Überarbeiten ohne Vorgabe von Aspekten
- Einmaliges Überarbeiten / mehrmaliges Überarbeiten
- Überarbeiten auf der Grundlage empirischen Wissens / Überarbeiten auf der
Grundlage sprachtheoretischen, metakommunikativen Wissens
- Überarbeiten im Unterricht / Überarbeiten außerhalb des Unterrichts
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4. Steuerung und Kontrolle: gesamten Schreibprozess überwachen, damit sich die
Prozesse auf den verschiedenen Ebenen nicht verselbstständigen, sondern
miteinander interagieren können
Problem: keine einheitliches Planungskonzept möglich, da große Unterschiede zwischen
Schreibern -> in Schule: Schüler auf einzelne Prozesse aufmerksam machen und diese
gesondert üben, Schreibprozess muss mehr Beachtung geschenkt werden um Schreiben
zu verbessern
Üben einzelner Teilprozesse nicht optimal, da gelungenes Schreiben durch das flexible
Zusammenspiel der Prozesse geschieht -> Planen, Formulieren und Überarbeiten als
ganzheitlichen Prozess üben
Schreibkonferenzen: Möglichkeit „Überarbeiten“ gezielt zu üben
Schüler lesen sich in kleinen Gruppen gegenseitig ihre Texte vor und überlegen
gemeinsam, wie sie verbessert werden können
Die Schüler sollen nach diesen Regeln verfahren (Gudrun Spitta)
- Nach dem ersten Vorlesen spontane Reaktionen zulassen
- Dann den Text Satz für Satz inhaltlich und sprachlich überprüfen
- Im dritten Durchgang die Rechtschreibung kontrollieren
Kritik: (Untersuchung von Becker-Mrotzek)
- Vor allem junge Schüler haben mit diesem Verfahren große Probleme
- Überarbeitung erfordert komplexe Gesprächsstrategie (erst über Textstelle klar
werden, dann Vorschläge abwägen, anschließend für Vorschlag entscheiden und
optimal umsetzen)
- Häufig nur mündliche „Reparatur“ des Textes, Erklärung oft schon ausreichend
- Vorwiegend nur oberflächliche Bearbeitung, keine tiefergehenden Texteingriffe
- Meist nur mechanische Abarbeitung von bereitgestellten Korrekturhinweisen
Schreibberater: Mitschüler fungiert als Schreibberater, unterstützt Schreibprozess, dient
als Unterstützung und Hilfe
- Berater erhält Bogen mit spezifischen Fragen, um korrekt bewerten und unterstützen
zu können
Über-den-Rand-hinaus-Schreiben:
Text steht in der Mitte eines großen Blattes, Schüler ermitteln als „Textdetektive“
fragliche Stellen, die anschließend nummeriert werden
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Jeder Schüler erhält eine Zahl und bearbeitet die „Leerstelle“ mit seinem
Verbesserungsvorschlag
Alle Vorschläge am Originaltext anordnen (an den Rand oder mit Post-its) und vorlesen
Danach wird gemeinsam entschieden, welche Vorschläge wie verwendet werden
Ähnlich: Paper chat (Schreibdiskussion)
Expertenrunde
Jeder Schüler ist Experte für eine bestimmten Bereich (Sprache, Inhalt, Aufbau, Wortwahl,
Verständlichkeit, Grammatik, Satzbau, …)
Schreibportfolio: Mappe mit gesammelten Schülertexten
Prozessportfolio: enthält Entwürfe und Endprodukte, dokumentiert die Qualität der
Überarbeitungen
Produktportfolio: enthält nur Endfassungen über einen bestimmten Zeitraum, spiegelt
Entwicklung von Schreibfähigkeit über längere Phase wieder
Textlupe: vor allem für Grundschule und Sekundarstufe I entwickelt
„Lupe“ an fremden Text anlegen, um bestimmte Aspekte zu vergrößern, entweder
subjektiv Auffälliges oder bestimmte Wissenselemente, die sich die Schüler vorher
angeeignet haben (z. B. Rechtschreibung, Zeichensetzung, Wortwahl, Tempus, usw.)
Vorgehen: 4er-Gruppe, jeder hat einen fremden Text vor sich und das entsprechende
Arbeitsblatt und füllt dieses aus, beides wird nach vereinbarter Zeit an den Nachbarn
weitergereicht, die Schüler bearbeiten so drei verschiedene Texte -> der Schreiber erhält
so Kommentare von drei Mitschülern , prüft die Vorschläge und arbeitet sie anschließend
in seinen Text ein.
Das hat mir gut gefallen.
Hier fällt mir etwas auf. Hier habe ich noch eine Frage. Hier stört mich etwas.
Meine Tipps und Vorschläge.
1. Schüler 2. Schüler 3. Schüler
Abb. 3: Standard-Textlupe
Quelle: Beste (Hrsg.): Deutsch Methodik. S. 71
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Selbstständiges Überarbeiten mit Überarbeitungsplänen
Beispiel für eine Checkliste für Texte
Schreibentwicklung
Empirische Schreibforschung widerlegt den normativen Stufenplan
Schüler können in Entwicklungsstufen erzählen, berichten, beschreiben, schildern und
erörtern, nur auf unterschiedliche Art und Weise
Modell I: Bereiter 1980
Schreibentwicklung als Prozess, der sich in Stufen / Stadien vollzieht
Leser (3) Communicative Writing
sich am pozenziellen Leser orientieren
Produkt (2) Performative Writing (4) Unified Writing
schulische Konventionen sein Schreibprodukt als
befolgen Leser beurteilen
Prozess (1) Associative Writing (5) Epistemic Writing
Schreiben, solange einem zur Wissensgewinnung
etwas einfällt schreiben
Abb. 5: Schreibentwicklung nach Bereiter 1980
Quelle: Steinig; Huneke: Sprachdidaktik Deutsch. S. 128
Inhalt
- Ist der Titel gut gewählt?
- Ist der Text verständlich?
- Muss der Text ausgebaut oder gekürzt werden?
- Wurde die Erzählperspektive eingehalten?
Wortwahl
- Stören Wiederholungen?
- Wurde immer das treffende Wort gefunden?
Satzbau
- Fehlen Wörter?
- Müssen längere Sätze gekürzt oder kurze Sätze zusammengefasst werden?
- Sind die Satzanfänge abwechslungsreich?
Rechtschreibung
- Achte auf die Groß- und Kleinschreibung!
- Verlängere Wörter, um die Schreibung der Wortenden zu prüfen!
- Schlage schwierige Wörter nach!
- Achte auf die s-Laute: kurzer Vokal + ss / langer Vokal + ß.
Zeitformen
- Wurde das richtige Tempus für den Text gewählt und stets durchgehalten? Überprüfe die Verben!
Satzzeichen
- Stimmen die Satzabschlusszeichen?
- Steht das Komma vor …, dass?
- Sind Satzzeichen bei der wörtlichen Rede gesetzt?
Abb. 4: Checkliste für das Überarbeiten von Texten (nach Dick 2001)
Quelle: Beste (Hrsg.): Deutsch Methodik. S. 72
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(1) Schüler schreiben zu Beginn der Schreibentwicklung assoziativ-reihend, solange ihnen
etwas einfällt, Prozess erfordert ganze Aufmerksamkeit (v.a. Laut-Buchstaben-
Zuordnung)
(2) Ab ca. 3. Schuljahr, Schüler versuchen Text anzufertigen, der den normativen
Erwartungen des Lehrers entspricht
(3) Anfang Sekundarstufe, potenzieller Leser rückt in den Vordergrund
(4) Ende der Sekundarstufe, Schüler orientiert sich wieder am Produkt, aber nicht anhand
von äußeren Konventionen, sondern anhand der Erscheinungsform und der Wirkung
auf ihn selbst als kritischen Leser, erfordert hohes Reflektionsniveau
(5) Nur wenigen, professionellen Schreibern vorbehalten, Prozess des Schreibens im
Vordergrund, der dazu führt, Wissen und Erkenntnisse zu gewinnen, heuristisches
Schreiben
Modell II: Baurmann, 1990 (nach Bereiter)
Teilsysteme Schreibmodus
Geschriebene Sprache
produzieren können
assoziativ-
expressiv
Ideen und Einfälle
finden
normorientiert
Beherrschen von
Schreibkonventionen
(orthographisch,
grammatikalisch,
stilistisch)
kommunikativ
sich adressaten
-orientiert verhalten
können
authentisch
Geschriebenes
Differenziert
beurteilen können
heuristisch
Schreiben als Mittel
des Denkens einsetzen
können
Abb. 6: Modell von Baurmann 1990 (nach Bereiter)
Quelle: Ulrich: Didaktik der deutschen Sprache. S. 51.
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Modell III: August/Faigel, 1989
Stufenmodell ohne eindeutige Zuordnung zu Schreibentwicklungsstufen
1. das Ich 2. die Sache 3. der Text 4. der andere
linear-entwickelndes
Muster
material-systematisches
Muster
formal-
systematisches
Muster
Linear-dialogisches
Muster
- subjektiv - objektiv - konventionell - leseorientiert
- erlebnishaft - sachlich - normativ - mehrperspektivisch
- expressiv - deskriptiv - reflexiv
Abb. 7: Modell mit Schreibentwicklungsstufen nach August und Faigel 1989
Quelle: Steinig; Huneke: Sprachdidaktik Deutsch. S. 129
1. Perspektive aus der subjektiven Erlebniswelt
2. Perspektive auf die objektive Welt
3. Perspektive auf die Sprache / den Text als Medium
4. Perspektive auf den anderen und Wechsel
Didaktische Folgerung: Schreibförderung
Schreibprozesse Überarbeitungsprozesse Beurteilungsprozesse
Klare Vorstellungen über
den Schreibanlass
entwickeln
Abstand zum Text gewinnen Texte von anderen zur
Kenntnis nehmen
Sammeln und Planen von
Inhalten
Dissonanzen entdecken Über Textqualitäten reden
lernen
Schreibprozesse
mehrphasig anlegen
Alternativen finden Von der Fremd- zur
Selbstbeurteilung
Abb. 8: Drei-Säulen-Modell der Schreibförderung
Quelle: Bredel u. A.: Didaktik der deutschen Sprache. S. 219
Der mehrphasige Prüfungsaufsatz
- Erstfassung vom Lehrer eingesammelt und einige Tage später wieder ausgeteilt
- Im zweiten Durchgang konzentrieren sich die Schüler auf das Revidieren auf
verschiedenen Ebenen
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- Bewertet wird nun entweder nur die überarbeitete Fassung oder sowohl Entwurf als
auch Endfassung
- Evtl. können auch vorbereitete Materialmappen mit recherchierten oder exzerpierten
Texten mit abgegeben werden und in die Benotung mit einfließen
Kreatives Schreiben
Schreiben, das primär auf den persönlichen Ausdruck und die Entfaltung der Phantasie
zählt; angeleiteter Vorgang, der Zugänge zum Schreiben schafft
Funktionen kreativen Schreibens
1. Kreativitätsförderung
2. Schreibmotivierung
3. Geselliges Schreiben
4. Förderung des Selbst- und Fremdverstehens
5. Förderung der ästhetischen Kompetenz
6. Förderung von Literaturverständnis
Zielsetzungen:
a) Schreibförderung im engeren Sinne: 2.
b) Förderung, von Fähigkeiten, die für das Schreiben nützlich sind: 1., 5.
c) Förderung, von Fähigkeiten, die für das Lesen nützlich sind: 2., 5., 6.
d) Förderung von allgemeinen, nicht fachspezifischen Fähigkeiten: 3., 4.
Überblick über die kreativen Schreibtechniken:
Therapeutische Dichterische Deutsch-
didaktische
Journalistische Wissenschaftliche Managermäßige Philosophische
Freie
Assoziation
Gelenkte
Assoziation
Märchencluster
Krimicluster
Therapeutische
Schreibspiele
Imagination
Automatisches
Schreiben
Träume
Collage
Zitat
Textumbau
Imagination
-von Texten
-von litera.
Normen
Literarische
Schreibspiele
Recherche
und
Darstellung
Kritisches
Schreiben
Mind-Mapping
Forced
Relationship
Brainstorming
Laterales
Denken
Morphologisches
Denken
Synectics
Transzendieren
und
Meditieren
Abb. 9: Überblick über die kreativen Schreibtechniken (nach Werder, Lutz 1990)
Quelle: Ulrich:Didaktik der deutschen Sprache. S. 67
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Methoden: Becker-Mrotzek/Böttcher 2006; Fritzsche 1994
- Assoziative Verfahren
- Schreibspiele, Spiele an und mit Sprache
- Schreiben nach Vorgaben, Regeln und Mustern
- Schreiben zu und nach (literarischen) Texten
- Schreiben zu Stimuli
- Schreiben aufgrund von Beobachtung und Wahrnehmung
- Schreiben aus der Erinnerung
- Weiterschreiben an kreativen Texten
Beispiele:
- Schreiben zu Bildern/Fotos/Gerüchen/Tönen…
- Figurengeschichte
- Wer-/ Wo-/Was-Geschichten
- Namen buchstabieren
- Problemgeschichten
- Schlagzeilengeschichten
- Halbwahre Erlebnisse
- Gedicht mit Vorgaben
- Fortschreibegeschichte
- Geschichten metaphorischen Redewendungen
- Schreibkiste
Literatur:
BESTE, GISELA (HRSG.): Deutsch Methodik – Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin: Cornelsen, 2007
BREDEL, URSULA; HARTMUT, GÜNTHER; KLOTZ, PETER; OSSNER, JAKOB; SIEBERT-OTT, GESA: Didaktik der deutschen
Sprache – Band 1. Paderborn: UTB, 2006²
LÜTHGENS, STEPHANIE: In aller Freundschaft - Schreibberater beurteilen Schülergedichte. In: Praxis Deutsch.
193/2005. S. 16 – 23.
OSSNER, JAKOB: Sprachdidaktik Deutsch. Paderborn: UTB, 2008²
STEINIG, WOLFGANG; HUNEKE, HANS-WERNER: Sprachdidaktik Deutsch – Eine Einführung. Berlin: ESV, 2007³.
ULRICH, WINFRIED: Didaktik der deutschen Sprache – Schriftlicher Sprachgebrauch, Rechtschreiben und
Zeichensetzung. Stuttgart: Klett, 2001