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No. 11 Jan./Feb./März 2013 REGGAE Rhein - Main Reggae- & Dancehall-News outta di area Soundsystem Big Mama Sound Interview mit Goldi Im Gespräch mit Keishera Im Interview mit The Silvertones
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Reggae Rhein-Main No11

Mar 27, 2016

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Reggae Rhein-Main Magazin
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Page 1: Reggae Rhein-Main No11

No. 11Jan./Feb./März 2013

REGGAERhein-MainReggae- & Dancehall-News outta di area

Soundsystem

Big Mama Sound

Interview mit

Goldi

Im Gespräch mit

Keishera

Im Interview mit

The Silvertones

Page 2: Reggae Rhein-Main No11

Irie Thursday @Every Thursday, Friedberger Landstraße 86

BooBooBama SoundRootsreggae ı Dancehall ı Raggamuffin ı Rocksteady

Page 3: Reggae Rhein-Main No11

Editorial

Impressum Herausgeber:z-medien, Petra ZeidlerAm sonnigen Hang 12,64689 [email protected]@gmx.deRedaktion:Mascha Wembacher, Stephanie Reichelt, Anja Elsner, Azieb Yo-hannes, Isabelle Fichtner, Patrick Neudel, Franziska Zeidler, Eva Ensling, Ali Jameel, Abass Ba,Olaf Heinrichsen

Fotos: Titelbild von livereggae.de,Anja Elsner, Ute, Goldvibes Records, Wiebke Ernst, Heinz Ratz, HELP Jamaica, Stephanie Reichelt, Olaf Hein-richsen, Big Mama Sound, Ali Jameel, Juan Sebastian Elinan, Frank Brehm, Soundbwoys Destiny, Taslim Touray

Anzeigen:[email protected]

Layout/Gestaltung:Franziska Zeidler

Druck:Buch- und Offsetdruckerei Häuser KG, KölnAuflage: 1000 ExemplareVerteilung:Auslagestellen im Rhein-Main-GebietDas Magazin ist kostenlos.Erscheinungsweise:alle drei Monate

Inhalt

Nachdruck/Copyright:Alle Urheberrechte für Text und Gestaltung liegen bei z-medien. Ein Nachdruck der Texte und Fotos, die in Reggae Rhein-Main veröffentlicht sind, ist – auch in Auszügen – nur mit schriftlicher Genehmigung von z-medien erlaubt.Haftung:Namentlich oder mit Kürzel des Autors gekennzeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers.

- 3 -Reggae Rhein-Main No11/Jan.-Feb.-März 2013

Mit Freude stellen wir Euch in dieser Ausgabe auch einen weiteren Vertreter des deutschsprachigen Reggae vor – die Rede ist von keinem geringeren als Goldi aus Müns-ter, der seit einigen Jahren Deutschlands Reggaeszene um nice Vibes, tanzbare Rid-dims und tiefsinnige Texte bereichert. Außerdem dürfen wir Euch das Mannhei-mer Soundsystem Big Mama Sound vorstel-len, the female Soundsation. Zusätzlich präsentieren wir Euch mit Ge-neral Motors einen erstklassigen Selector, der nicht nur seinen Heimatort Darmstadt seit Jahren mit feinstem Reggae und Dance-hall versorgt, sondern auch über die Stadt-grenzen hinaus karibische Vibez verbreitet. Darüber hinaus haben wir diesmal wie-der die Ehre, Euch zwei Organisationen vorstellen zu dürfen, die jede auf ganz un-terschiedliche Art dazu beiträgt, unsere Welt

ein kleines Stückchen besser zu machen. Außerdem erhaltet Ihr unse-re „Natural Beauty“-Tipps diesmal zum Thema Ananas – und Partyberichte, Ausgeh-Tipps und CD-Reviews dürfen na-türlich auch nicht fehlen! Leider müssen wir auch diesmal wieder darauf aufmerksam machen, dass wir noch immer dringend auf der Suche nach Anzeigenkunden sind! Wir würden uns sehr freuen, wenn noch weitere Kunden hinzukämen, die in unserem Maga-zin für ihre Sache werben und damit unser Projekt unterstützen! Anzeigen nehmen wir jederzeit unter folgender E-Mail-Adresse [email protected] entgegen. Wir wünschen euch einen schönen Win-ter und viel Spaß beim Lesen!! ONE LOVE. Euer Team von Reggae RheinMain (mw)

Greetings Massive! Hiermit haltet Ihr die 11. Ausgabe unseres kosten-losen Reggae- und Kulturmagazins für das Rhein-Main-Gebiet in den

Händen! Wir freuen uns diesmal be-sonders, Euch mit „The Silvertones“ wah-

re Urgesteine des Reggae und Ska vorstellen zu dürfen. Wir trafen das jamaikanische Trio, das seine Ursprünge in den 60er Jahren hat, auf dem Reggae-Jam in Bersenbrück und durften uns davon überzeugen, dass die äu-ßerst sympathische Band bis heute nichts von ihrer Lebendigkeit und musikalischen Überzeugungskraft eingebüßt hat. Desweiteren präsentieren wir Euch ein Interview mit einer ganz besonderen Künst-lerin. Keishera James – Sängerin & Songwri-terin – versteht es wie keine andere, Soul mit Reggae zu verbinden. Gänsehaut garantiert!

4 The Silvertones Musik kann Medizin sein.

6 Keishera It‘s all about vibrations.

8 Goldi Es tut gut, auf seinen Bauch zu hören.

10 General Motors Ein Tag ohne Musik

ist ein verlorener Tag

12 Big Mama Sound The female Soundsation

15 HELP Jamaica! Help Establish Library Projects

16 Strom&Wasser feat. The Refugees

Interesse

18 Ananas Die tropische Gute Laune-Frucht

19 Partyberichte Was war los in der Area?

20 CD-Tipps21 Party-Konzert-Guide22 Yagana‘s Haircreations I CARE for YOUR Dreads!

HELP Jamaica! Yagana‘s HaircreationGoldi

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Im Interview mit

- 4 - Reggae Rhein-Main No11/Jan.-Feb.-März 2013

sendwende machen sie nun wieder auf sich aufmerksam. Ska, Rocksteady, Reggae. Die legendären Silvertones, das Original Studio One-Harmony Trio ist das erste Mal in Eu-ropa. Von uns ließen sie sich hocherfreut und voller Euphorie interviewen. Auf dem ReggaeJam 2012 sprechen sie über ihre er-sten Recordings in den Sechzigern und ihre größten Erfolge bis heute. Wie hat euch die Show gefallen? Ist es euer erstes Mal hier auf dem Reggae Jam bzw. in Deutschland? Die Show war toll, ja, es ist unser erstes Mal hier. Wir haben nie zuvor von dem Festival gehört. Wir sind zum ersten Mal in Deutschland und in Eur-opa überhaupt. Wie kam es denn dazu, dass ihr hier auf dem Reggae Jam seid? Sheriff (Ver-anstalter des ReggaeJam Festivals, Anm. d. R.) hat dafür gesorgt, dass wir heute hier sind. Er hatte schon sehr lange versucht, uns hierher zu bringen. Wisst ihr, wir brachten unseren ersten Song raus, da wart ihr noch nicht einmal geboren (Bezogen auf die jun-gen Hüpfer der Redaktion). Uns gibt es nämlich schon seit 1964. Unser erster Song „True Confession“ kam im Jahr 1965 heraus (Sie geben uns ein gemeinschaftliches Acapella-Ständchen von „True Confessions“). Wie viele Alben wurden in eurer lan-gen Laufbahn bisher veröffentlicht? Es gab verschiedene Promoter für verschie-

Die drei Sänger Gilmore Grant, Keith Coley und Denton Delroy, geboren in den Vierzigern in Jamaika (Saint Mary Parish und Saint Elizabeth Parish), gründeten be-reits 1964 „The Silvertones“. Denton Delroy war in den ersten Jahren der Leadsänger der Band. Bereits 1966 nahmen sie die Singles „True Confession“ und „ It’s Real“ auf, darauf folgte eine Vielzahl weiterer Aufnahmen, aus heutiger Sicht eine schi-er endlos scheinende Liste. Aus heutiger Sicht möchten wir auch von „Legenden“ sprechen. Denn Klassiker wie „Old Man River“ und „In The Midnight Hour“ (Cover Version von Wilson Pickett’s Song) folgten. Sie produzierten mit Duke Reid, Sonja Pot-tinger, Clancy Eccles und Studio One. Als Denton Delroy Jamaika verließ, kam Clinton „Tennessee“ Brown für ihn in die Band. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Lee Perry folgte ab den späten Sechzigern. Teilweise auch erschienen unter dem Namen „The Muskyteers“. Es erschien das Album „Silver Bullets“ auf dem ´Black Art Label´ Lee Perry’s so-wie bei Trojan Records 1974. Einige der Studio One-Aufnahmen erschienen 1999 zusammen mit einigen über Duke Reid pro-duzierten Songs auf dem Album „Young at Heart“. Nach dem Tod von Clinton „Tenessee“ Brown war es lange ruhig um die verblie-benen Silvertones. Erst nach der Jahrtau-

The Silvertones„Musik kann Medizin sein.“Text: Isabelle Fichtner, Anja Elsner / Fotos: Anja Elsner

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- 5 -Reggae Rhein-Main No11/Jan.-Feb.-März 2013

dene Alben. Darunter wurde ein Album von Lee Scratch Perry produziert. Wir trafen uns einfach inmitten der Musikerwelt. Leider ha-ben wir bereits ein Mitglied der Silvertones verloren. Vielleicht sind wir deshalb so lan-ge nicht getourt, da unsere Gruppe aus drei Leuten besteht. Es gab daraufhin eine Neu-besetzung. Wir haben uns eine Zeit lang von den Menschen fern gehalten. In Eng-land sagten die Promoter „ Warum dauert es so lange, bis ihr hier endlich mal auftre-tet?“ Dies hat uns Ruff Cat aus England be-richtet. Sie wollten uns schon seit langem dort spielen lassen. Wir haben also dort die Chance bekommen aufzutreten. Viele Leute kamen gar nicht erst zur Show, da sie nicht glaubten, uns dort wahrhaftig endlich spielen zu sehen. Wir mussten einen Live-Stream machen, um die Menschen davon zu überzeugen, dass wir wirklich kommen würden um unser neues Album „World An-them“ mit der Single „Love in the City“ vor-zustellen. Irgendwie hatte man Angst vor uns. Wir wurden fern gehalten. Vielleicht ist der Grund dafür, dass wir drei Leadsänger sind. Wir sind eben eine sehr starke Gruppe. Aber wir sehen ja selbst, dass die Leute uns lieben, sogar kleine Kinder möchten sich mit uns fotografieren lassen. Woher nehmt ihr die Energie, das alles zu tun, was ihr tut, und die Moti-vation, weiter zu kämpfen? Es ist einfach die Liebe zur Musik, die uns voran treibt.

Eines Tages, bevor wir von der Erde gehen, müssen wir den Menschen geben, was sie möchten, und sie möchten „Medizin“ von den Silvertones. In einem unserer Lieder singen wir darüber, dass Musik Medizin sein kann. Sie wollen uns schon so lange live sehen überall auf der Welt und haben es so oft noch nicht erfüllt bekommen. (Dankpreisungen an Sherriff folgen) Welches ist euer favorisierter Song? Oder was ist typisch für euch? Die Art von Song, die wir singen wollen, sind „Love-songs“. „Smile“ ist ein „Lovesong“. Aber wir haben keinen unserer Songs als Favorit. Die Leute erzählten uns, dass kleine Kinder in Japan sogar die Zeilen „It’s best to rise with a smile on your face” singen können.“ Garnet Silk hat den Song gesampelt. Gre-gory Isaacs, Sugar Minott haben ihn geco-vert. Ebenso tat dies Dennis Brown, Berry Summer und viele mehr. Jeden Tag möch-te ihn jemand neu aufnehmen. Als Coxton von Studio One den Song hörte, wollte er ihn damals ebenfalls unverzüglich aufneh-men (ein weiteres Ständchen folgt). Es war uns eine große Ehre, diese drei charmanten und aktiven Herren interviewen zu dürfen. Noch heute, ei-nige Monate später, können wir diesen Moment kaum fassen. Großer Dank von Herzen dafür!

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Im Gespräch mit

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Wir hatten das Glück, Keishera James, spontan auf dem Reggae Jam interviewen zu dürfen, nachdem sie uns mit ihrem Auf-tritt dort begeistert hatte. Die Soulstimme aus Jamaika hat vor kurzem ihren Wohnsitz von New York nach Berlin verlagert, um die Musik endlich zum Fokus ihres Lebens zu machen. Uns erzählt sie von ihrem turbulen-ten Weg. Hallo Keisheira, erzähle doch bitte un-seren Lesern selbst, wer du, Keishera, bist! Also, ich wurde auf Jamaika geboren. Als ich ein kleines Kind war, sind wir nach New York gezogen, und ich habe einige Hochs und Tiefs mit meiner Familie durch. Aber alle Hindernisse, die ich überwunden habe, machen mich zu dem Individuum, das ich heute bin. Auf den (westindischen, Anm. d. Red.) Inseln ist man immer von Musik umgeben. Es kamen viele Performer zu uns an die Schule: Freddie McGregor, Lieutenant Stitchie, Marcia Griffith etc. Das hat wirklich meine Liebe zur Musik geformt. Es geht um die Vibrations. Auch wenn du den Text nicht verstehst, kannst du sie fühlen, wenn es eine sehr starke Message ist. Das half mir sehr, als ich einige Probleme hatte. In die-sen Zeiten machte mich Musik glücklich. Musik war meine Rettung. Erzähl uns doch bitte vom Beginn dei-ner Musikkarriere! Zunächst fing ich da-mals an zu modeln. Es lief alles gut, aber ir-gendwann hatte ich genug davon, einfach nur ein Model zu sein, weil ich mehr zu sa-gen hatte. So kam es, dass ich anfing, mit

lokalen Produzenten zu arbeiten. Ich nenne diese ganzen Erfahrungen Übungen. Ich zog nach Paris, denn ich arbeitete mit einem Produzenten dort. Als ich 2004 nach Jamai-ka zurück kam (ein Freund von mir arbeitete dort bei BB Records) wurde ich ins Studio eingeladen, und ich machte auf den Soulfull Riddim einen Song namens „So Good“, wel-cher drei Tage später im Radio zu hören war. Ich fragte mich plötzlich, wieso ich so lange dafür gebraucht hatte. (Gibt uns ein Gänse-haut-bringendes Ständchen). Christopher Birdge kam dann auf mich zu, um etwas auf den „Cry Baby Riddim“ aufzunehmen, wel-cher mich ziemlich gepushed hat. Er meinte, er wolle ein Lied mit einer starken Aussage machen. Etwas für Menschen, besonders für Frauen. Ironischerweise hatte ich erst an diesem Tag einen Mann beim Frisör darüber sprechen hören, was er seiner Frau böses antun wolle. Ich ging darauf zu ihm hin und sagte ihm: Stellt sich jemand, der stärker ist, über jemanden, der schwächer ist, zeugt das von Feigheit. Also sagte ich zu Birdge, lass uns einen Song über häusliche Gewalt machen, und so kam es zu dem Lied „Break Free.“ Ist häusliche Gewalt ein großes Prob-lem auf Jamaika? Ich erinnere mich daran, als ich aufwuchs, fragte ich meine Großmut-ter nach einer gigantischen Narbe, die sie auf ihrem Rücken besaß. Sie berichtete, dass sie diese von einem ihrer Ex-Männer hatte. Ich habe den Song zum Thema häus-liche Gewalt geschrieben. Der Text des Lie-

des “Break Free” geht so: „I’m not gonna cry no more. Pack your bags we’re done for sure“. Ich machte außerdem eine Kollabora-tion mit Shaggy. Warum kamst du ausgerechnet nach Deutschland? Als ich von New York nach Paris ging, war es mein erster Versuch, wirk-lich etwas zu wagen, um Musikalisch weiter zu kommen. Ich kam wieder zurück nach New York und war unzufrieden, so beschloss ich letzten September, nach Deutschland zu gehen. Warum ich ausgerechnet nach Deutsch-land kam, weiß ich nicht so genau. Irgend-wie interessierte mich Deutschland schon als Kind. Man hört oft von Leuten, die nach Deutschland gehen. Es sei so musikfreund-lich, wird gesagt. In New York versucht es jeder zu schaffen, aus diesem Grund wird es dort irgendwann sehr eng für so viele Musi-ker. Ich hatte nur zwei Kontakte hier in Deutschland, und diese wurden meine Freunde. Ich traf außerdem Barney Millah, der, nachdem er mich einmal hatte singen hören, alle Hebel für mich in Bewe-gung setzte, um mir musikalisch zu helfen. Ich lebe jetzt also in Berlin und werde hier auch bleiben. Wie waren also deine Erfahrungen. Hattest du das Gefühl du müsstest dich als Frau mehr durchbeißen als ein Mann im Musikbusiness? Du musst eine starke Frau sein. Aber du musst ohnehin stark sein. Viele gehen verloren. Viele fühlen sich von mir eingeschüchtert (lacht), und ich

Keishera … It‘s all about vibrations.Text: Isabelle Fichtner / Fotos: Ute

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sende keine falschen Signale. Ich kam nie in eine komische Situation diesbezüglich. Schwerer für mich war die persönliche Ent-scheidung, mich wirklich darauf einzulassen und es mit der Musik zu wagen. Ich bin sehr spirituell. Ich bete sehr viel, und ich habe „The Most High“ um Erlaubnis für meine Entscheidung gebeten. Es wurde mir das Gefühl gegeben, sie bekommen zu haben. (Keishera beginnt zu erzählen …) Sarah Vaughan, Tina Turner, Aretha Franklin, Etta James, Nina Simone, Chaka Khan, Sade: Das sind Stimmen. Diese Schwestern sind mei-ne Inspiration. Keine dieser Schwestern hat-te es leicht. Damals, als ich wieder zur Schule gehen musste in Jamaika, fühlte ich mich innerlich zerrissen (2005), weil ich nicht das tat, was ich tun wollte. Irgendwann muss man dort-hin zurück kehren, zu dem, was man eigent-lich tun möchte, wenn der richtige Zeitpunkt für einen gekommen ist. Gerade ist es der richtige Zeitpunkt für mich. Was für eine tolle Stadt Berlin ist, um zu dem zurückzukehren, was ich machen möchte. Barney (Millah) machte mich aufs Reggae Jam aufmerksam und wollte unbe-dingt, dass ich hier spiele, obwohl ich kein reiner Reggaeartist bin. Ich mache Soul mit Reggae-Einflüssen. Wie erlebst du das Reggae Jam, was ist es für dich? Es ist eine der tollsten Erfah-rungen meines Lebens. Alle sind auf einem Level hier, vom Organisationsteam bishin zu den Security-Leuten und denen, die hierher kommen, um die Vibes zu fühlen (Singt uns einen Reggae Jam-Jingle vor). Hier gibt es keine Kontrolle und keine Gewalt. Von da, wo ich herkomme, könnte es dies möglicherweise geben, aber hier ist es einfach friedlich. Hast du eine Message für unsere Le-ser? Einer meiner Songs heißt „Song of Hope“. Ich habe viel harte Arbeit hinter mir und bin zu dem Entschluss gekommen, dass

alles Liebe ist. Liebt euch selbst als Frau! Wir Frauen suchen immer nur nach Liebe außer-halb von uns selbst, aber wir sollten danach in uns selbst suchen und es dann auch aus-strahlen. Und sobald dies passiert, wird der Rest von alleine folgen. Selbstliebe ist enorm wichtig. Erst wenn du dich selbst liebst, wird es dir gelingen, andere zu lieben. Was ich sagen möchte steckt in diesem Lied: Stoppt den Hass, stoppt die Gewalt. Die Welt ist groß genug für uns alle. Wir sind alle Indivi-

duen und können teilen, das ist die Hoff-nung. Als ich aufwuchs, gab es einige Prob-leme in meiner Familie und mit anderen Menschen. Teilweise halfen mir sogar frem-de Menschen in dieser Zeit. Glücklicherwei-se ist jetzt alles geklärt, aber ich danke Gott für die Engel, die ich um mich haben durfte. Das ist meine Message: Selbstliebe und ge-genseitige Liebe! Für weitere Infos: www.reverbnation.com/keishera

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„ Es tut gut, auf seinen Bauch zu hören.“ Text: Azieb Yohannes/ Fotos: Goldvibes Records

Im Interview mit

Goldi ist bekannt für deutschsprachigen Reggae mit viel Feingefühl und Tiefe. Wie er zum Reggae kam, woher seine Inspirationen kommen und welche Talente er noch besitzt, dürfen wir euch im folgenden Interview prä-sentieren. Hallo Goldi, wir vom Reggae Rhein-Main-Magazin möchten dich gern unseren Lesern vorstellen. Wer ist Goldi? Wie kommt man zu einem solch goldwerten Namen? Hallo zusammen! Ich grüße euch recht herz-lich! Meinen Namen Goldi trage ich bereits seit dem Kindergarten und seitdem vergoldige ich die Zeit meiner Mitmenschen, so gut ich kann. Ich lebe in Berlin und mache Reggae- & Dancehallmusik in meiner Muttersprache Deutsch. Nebenbei schraube ich im Goldvibes Studio an verschiedenen Produktionen, um den besten Sound zu generieren. Die Musik und speziell Reggae ist mein Lebensinhalt, und an den Wochenenden geb‘ ich das am Mikro-fon zum besten. Wie kamst du in der Vergangenheit mit Reggae in Berührung? Wie begann deine Karriere als Reggaekünstler? Wer inspirierte dich? Das Glück brachte mir tatsächlich einen Schornsteinfeger ins Haus. Der hatte meinen Kollegen mit einer Kassette ausgestattet, die fortan im Auto lief, wenn wir unterwegs wa-ren zu diversen Skateparks oder auf sonstigen abenteuerlichen Touren. So richtig geflasht hat mich der Tune „Un-der Mi Sensi“ von Barrington Levy, in der auf-gefrischten Version mit Beenie Man, und ich brauchte einfach noch viel mehr davon. Olli, der Schornsteinfeger von JAHWIN SOUND aus Ahlen in Westfalen, meinem Geburtsort, ver-anstaltet auch eigene Dances und ist mit uns

in ganz NRW unterwegs gewesen, auf den Reggaepartys, Konzerten und Festivals. Einen wichtigen Eindruck gewann ich bei der Reg-gae Summer Night in Hamm, bei der Show von Bushman. Ich hatte mich unsterblich in den Sound vom Bass verliebt, so laut hatte ich Reggae bis dahin auch noch nicht erleben dürfen und dann auch noch eine ganze Band. Ich tanzte die ganze Zeit, über eine Stunde, auf einer Stelle zum Basslauf und als Bushman mit einem Merchandise-Karton auf die Bühne zu-rückkam und es jeden, auch mich, nach vorne zur Bühne zog, blieb ich trotzdem auf meiner Stelle stehen und tanzte weiter … das war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus, die fast mit einer Platzwunde am Kopf belohnt wor-den wäre, wenn ich die Kings Of Kings-DVD nicht aufgefangen hätte, ohne mich nur einen Millimeter von der Stelle bewegen zu müssen. Ich habe mir darauf eingebildet, es tut gut, auf seinen Bauch zu hören und das verstärkt zu-zulassen, was mich tatsächlich weiter brachte. Das inspirierte mich, so wie das Leben, sehr. Danke Bushman! In dieser Zeit habe ich meinen Zivildienst angefangen, als Minibusfahrer und Betreuer von alten Menschen und bin dafür in das schö-ne Münster gezogen. In Münster war Reggae schon lange ein Be-griff, und ich war von nun an auf jedem Dance der Stadt. Noch während meines Zivildienstes hab ich erste Songs geschrieben und ange-fangen ein Studio aufzubauen, um sie aufzu-nehmen und mit den „Runtingz“ auch erste Auftritte in einer Bandformation gespielt. Mit dem MSF-Soundsystem habe ich dann erste Soundshows gespielt und angefangen meine Tunes ins Internet zu stellen. In dieser Zeit traf

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ich auch auf Dr.Ring Ding, Manu Ranking und Flaming Mo, mit denen ich Alben produziert habe und auch Live zu sehen war. 2007 ver-öffentlichte ich dann mein Debüt-Album „Am Mike“ und zog mit Selecta Rockiy von Dance zu Dance. Nebenbei hab ich verschiedene Jobs, zum Teil auch auf Baustellen, gemacht, um mein Leben finanzieren zu können, nach Feierabend saß ich dann wieder im Studio. Das ist nur ein grober Überflug, über die Vergangenheit, und ich kann nur noch sagen, es war bisher eine sehr aufregende Zeit mit sehr vielen lieben Menschen und dafür möch-te ich mich an dieser Stelle recht herzlich be-danken! Reggae tut gut! Weiter geht‘s … Du hast in deinen jungen Jahren schon mit vielen Top-Reggaeartists gearbeitet. Wie kam es dazu? Wer hat dich musikalisch und menschlich beeindruckt und warum? Da wir in diesem Land eine im Prinzip sehr überschaubare „Szene“ haben/sind, bleibt es nicht aus, das wir letztlich alle miteinander ar-beiten, egal ob mehr oder weniger etabliert. Zurzeit schraube ich am neuen Dr. Ring Ding-Album und habe auch schon bei „Dance-hall Nice Again“ und weiteren Alben vom Dok-tor meine Finger mit im Spiel gehabt. Wir ha-ben gemeinsam einige Singles produziert, z. B. für Supersonic, DreadSquad, u. a.. Es gab viele weitere Alben oder EP-Produktionen und auch Riddim Selections, bei denen ich mit den ver-schiedensten Künstlern zu tun hatte. Ich habe etliche Dubplate-Sessions mit jamaikanischen Künstlern wie z. B. der lebenden Dancehall-Legende Yellowman, Doreen Shaffer, General Trees, etc., betreut, aufgenommen und/oder gemischt. Mich haben alle auf ihre Art beeindruckt, und es ist mir eine große Freude, mitzuwirken, und ein Teil dieses wunderbaren Mikrokosmos zu sein … In vielen deiner Songs stecken so viele positive Messages, die ich mir gerne an-höre. Woher hast du die Gabe, die Kraft des Wortes so treffend zu formulieren, dass man es fühlen kann? Es geht hier um aufrichtige Worte, die sich erst in einen Song verpacken lassen, wenn man die Wahrheit erfahren hat und davon berichten kann. Viele Menschen sind abgelenkt und gestresst, und meiner Meinung nach kann hier vieles runder laufen, wir sollten nicht aufhören, an uns zu arbeiten und Kraft haben, andere aufzufangen und aufmerksamer zu begleiten.Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Zusammenleben auf der Welt allgemein so aussehen muss, wie man es täglich im Fernse-hen sieht, es ist noch ein langer Weg, und wir sind grad am Anfang! Goldi, in deinen Liedern besingst du nicht nur die Liebe, Spiritualität und sozi-alkritische Themen, sondern es gibt auch viele mutmachende, aufbauende Songs, die fast jeden ansprechen. Basieren diese

aus eigener Erfahrung? (beispielsweise der Song „Das Tief“) Ja. Das sind meine konser-vierten Erfahrungen oder auch Antworten, die ich für mich finden konnte, an die ich mich nur noch erinnern muss, um sie in mein tägliches Handeln integrieren zu können. Du warst dieses Jahr sehr viel auf Fe-stivals und Konzerten unterwegs. Welches Ereignis war im Jahr 2012 dein Höhepunkt und warum? Mein musikalischer Höhepunkt war mein doppelter Einsatz am 25. August. als ‚Opener‘ am Samstag auf der Mainstage des Chiemsee Reggae Summer mit Begleitung durch die Goldvibes Band. Am selben Abend dann ging es beim P-Town Open Air, nähe Ol-denburg, auf der Aftershow-Party im Dance-hall-Zelt weiter. Das war eine aufregende Reise mit vielen lieben Menschen und nur ein Tag aus dem Jahr 2012. In meinem neuen Musik-video zu dem Song „Immer Dabei“, kann man sich davon ein Bild machen und es tauchen noch viele weitere Höhepunkte darin auf: www.goldimusic.com Als No1 Bersenbrücker Reggae-Jam-Ambassador, wie kommst du bei deinen Stadtleuten an? Welche Resonanz gibt es auf dich und das Festival? Wir haben viele wunderbare Festivals in unseren Breiten-graden, wobei der Reggae Jam etwas ganz be-sonderes ist, weil uns zum einen die Stadt Ber-senbrück so herzlich Willkommen heißt, und das Festivalgelände wohl der schönste Platz dieser freundlichen Gemeinde ist, und zum anderen ist es ein riesiges Familientreffen. Je-der der schonmal da war, weiß genau was ich meine, und wie ich es meine. 2006 stand ich zu ersten mal auf der Bühne des Reggaejams und seitdem jedes Jahr, dieses Jahr als Special Guest von Ganjaman. Letztes Jahr hab ich mit MC-Unterstützung von Shotta Paul (Jugglerz) ein Reggaejam-Special produziert und es zum kostenlosen Download angeboten, um meine Zuneigung zum Ausdruck zu bringen. Das Festival hat sich über die Jahre auch wunderbar entwickelt, so dass wir dieses Jahr wieder das Dubzelt von Rootsplaque und der Münster-Massive besuchen konnten, eine Campingplatz-Stage von Sunfire Sound ab jetzt zum festen Angebot gehört, und sich viele Essensstände mit gutem Essen über die Jahre etablieren konnten. Das Programm auf den beiden Bühnen ist für Musikliebhaber ein qualitativer Hörgenuss und so vielseitig wie Reggae zum Glück ist. Mein Tipp für 2013: Auf zum Reggaejam nach Bersenbrüüüüück! Du bist nicht nur Sänger, Songwriter und Produzent, welche versteckten Talente besitzt du noch? Gehörst du zu den Be-gabten, den Schlauen oder beides? (lacht) Stimmt es, dass du im Alter von 19 Jahren schon dein eigenes Studio gegründet hast? Ja das stimmt. Mit dem Zivildienst in Münster gab es die ersten Goldvibes-Aufnahmen und auch schon in meiner Kindheit hatte ich ver-schiedenste „Projekte“, oftmals nur mit Tape

aufgenommen, mit meinem Stiefvater oder meinen Freunden zusammen. Als ich 12 Jah-re alt war, bekamen wir ein Schlagzeug, und ich war nach einer Woche mehr als fähig, darauf zu spielen. So bekam ich 3 Jahre lang Schlagzeug-Unterricht bei einem englischen Big Band-Veteran. Ich habe in meiner Jugend in verschiedenen Bands Schlagzeug gespielt, dazu zähle ich auch die Schülerband, wo ich auch ein Jahr den Bass auf den Schultern trug. Ich schraube nicht nur gerne am Sound, sondern auch an Videoproduktionen und habe ein gutes Gefühl, Bilder einzufangen und auch einen große Spaß daran.Ansonsten bin ich ausgebildeter Tischler, habe aber auch in viele andere Bereiche reinschauen dürfen. Somit fühle ich mich schon relativ fit! Was inspiriert und motiviert Goldi? Mich Inspiriert das Leben mit euch und die Motivati-on seid Ihr! Du hast u. a. Ganjaman auf Konzerten musikalisch begleitet, wie kam es zu dieser Kollaboration? Mit Ganjaman hatte ich 1,5 Jahre lang ein gemeinsames Studio in Neu-kölln. Die Räumlichkeiten mussten wir leider aufgeben und sind auf der Suche nach einem geeigneten Platz für unsere gemeinsame Vi-sion eines Gemeinschaftsstudios. Wir sind leidenschaftliche Soundschrauber, machen beide Reggaemusik und singen auch noch in derselben Sprache und das aus demselben Beweggrund. Wir haben einen ähnlichen Weg eingeschlagen und haben ähnliche Entschei-dungen getroffen, die uns letztendlich zusam-men geführt haben. 2010 half er mir dabei, mein Album „Al-les Liebe“ abzumischen. Wir arbeiten viel zu-sammen und schätzen uns gegenseitig sehr, menschlich wie auch musikalisch. Was macht Goldi, wenn er nicht auf der Bühne steht oder mit Musik beschäftigt ist? Die Musik ist immer dabei! Gerade jetzt in der heutigen Zeit, wo Gier und Hass sichtbar die Welt regieren, welche Message hast du für unsere Leser und alle Menschen da draußen? Erstmal sehe ich, dass da draußen viele liebe Menschen sind und somit viel Potenzial, die Verhältnisse auf der Welt auszubalancieren. Gebt die Hoffnung nicht auf und achtet gut darauf, welches Ham-sterrad ihr antreiben wollt, in der Zeit, die ihr hier habt auf der Durchreise. Lasst uns Schul-ter an Schulter das Leben feiern. Es gibt so viele Angebote und Möglichkeiten zusammen zu kommen, die Sounds geben sich allgemein viel Mühe, um einen unvergesslichen Abend bieten zu können, und das sollte jeder nut-zen, der Lust darauf hat, dass was passiert. Ich wünsche euch einen goldigen Aufenthalt und alles Liebe aus Berlin!!! Goldi, danke für das Interview und für so viele Buchstaben in deinen Songs. Wir von der Reggae Rhein-Main Redaktion möchten dich ermutigen, „das Buch“ weiterzuschrei-ben.

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Im Gespräch mit

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General Motors Ein Tag ohne Musik ist ein verlorener TagText: Mascha Wembacher / Fotos: Olaf Heinrichsen

„Superwhip Hi-Fi feat. General Motors“ – ein Name, der seit vielen Jahren für ei-nen äußerst tanzbaren und professionellen Mix feinster Reggae- und Dancehall-Tunes steht, auf Partys Tanz-Garantie verspricht und bei vielen Darmstädter Reggae-Headz sofort Erinnerungen an zahlreiche herausra-gende Veranstaltungen wach werden lässt. Wir freuen uns, Euch einen erstklassigen Selector vorstellen zu dürfen, der nicht nur an den Turntables für heiße Dances sorgt, sondern auch als Bandmitglied weit über die Stadtgrenzen Darmstadts hinaus kari-bische Vibez verbreitet und sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Begeisterung der jamaikanischen Musik in all ihren Facetten verschrieben hat. General Motors vereint exzellente DJ-Skills mit großer Leidenschaft für die Musik und fundiertem Hintergrund-wissen – ob es eine Frage rund um den Reggae gibt, die er nicht beantworten kann, darf bezweifelt werden. Schon lange ver-muten wir, dass sogar sein Herz im Offbeat schlägt – das nachfolgende Interview macht uns dessen ziemlich sicher. Wie entstand deine Begeisterung für Reggae / Dancehall? Ich habe mit ca.14/15 Jahren 2tone-Ska gehört. The Specials, Ma-dness, The Selecter etc.. Ein Freund meines älteren Bruders brachte damals Cassetten mit Ska zu uns nach Hause, und ich war sofort geflasht. Durch Plattenkäufe wurde ich dann auch auf den traditional Jamai-can Ska & Rocksteady und schließlich auch auf Roots Reggae aufmerksam. Auf meiner Schule gab es auch Leute, die mich mit Mu-sik von Culture, Aswad, Bunny Wailer und Pablo Moses, aber auch von Dillinger, Yel-lowman, Eek-A-Mouse etc. versorgten. So wurde dann mein Interesse für Dancehall geweckt. Das muss so 1988 gewesen sein. Du kennst dich auch mit Geschichte und Entwicklung des Reggae sehr gut aus – wie wichtig ist die Musik in dei-nem Leben? „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ ist ein berühmtes Zitat, das auf mich 100%ig zutrifft. Ein Tag ohne Musik ist ein verlorener Tag. Mich fasziniert vor allem jamaikanische Musik in all ihren Facetten wie Mento, Ska, Rocksteady, Early Reggae, Rootsreggae, Lovers Rock, Dub, Dancehall. Gerade inhaltlich konnte ich schon immer

mehr mit Reggae anfangen, als mit den „weichgespülten“ Radiocharts. Dass ich mich viel mit der Historie des Reggae aus-einandergesetzt habe, liegt wohl auch an der Tatsache, dass es damals kaum Leute gab, die Reggae hörten, und man schlecht an Informationen herankam. Ich wollte aber alles wissen und habe mich dann mit-hilfe der Liner notes von LPs, den damals erhältlichen Reggaemagazinen wie „Dread“ oder „Mix up“ und ein paar Büchern bröck-chenweise „weitergebildet“... Woher kam dein Interesse, selbst auf-zulegen? Wann hast du das erste mal auf einer Veranstaltung aufgelegt? Wie kam es dazu? Ich habe schon früh mit 2 Hifi-Plattenspielern und einem geliehenen Billigmischpult zuhause rumprobiert - mich hat das irgendwie fasziniert. Zuerst habe ich dann auf privaten Partys alles mögliche auf-gelegt. Mein erster öffentlicher DJ-Auftritt war dann 1989 in einer Disco, in der ich mit einem Kumpel einmal im Monat einen Ska-Abend veranstaltete. Ich organisierte damals auch selbst Partys im Darmstädter Kulturzentrum Bessunger Knabenschule. Mein erster offizieller Auftritt als DJ General Motors war – glaube ich – 1993 oder ’94 im Kesselhaus in Darmstadt. Wie ging es dann weiter? Wir erin-nern uns mit großer Freude an legendäre Partys im Kesselhaus, dem Roßdörfer Biergarten, Kombinat-Partys in der Kro-ne und viele weitere Veranstaltungen im 603qm, der Centralstation, dem Extasis, bei denen du aufgelegt hast… um nur Veranstaltungen in DA zu nennen… Ja, die Liste ließe sich noch fortsetzen… Im Kesselhaus habe ich dann des Öfteren auf-gelegt. Irgendwann habe ich angefangen, Mixtapes zu machen. Auch dadurch bekam ich die Möglichkeit, immer öfter in Clubs außerhalb von Darmstadt aufzulegen. Ich war dann einige male beim Radiosender hr XXL (heute youfm) zu Gast und habe schließlich beim Darmstädter Lokalradio ein paar Jahre selbst eine Reggaesendung moderiert. Irgendwann bin ich bei Riddim-Wize eingestiegen. Wir hatten tolle Jahre im o25 in Frankfurt und sind in dieser Zeit auch ein bisschen rumgekommen. Es ergab sich zudem ab und zu die Möglichkeit, einzelne

Singer oder MCs aus der Riddim Wize-Crew bei Soloshows als Backing DJ zu begleiten. Trotzdem habe ich parallel immer auch wei-terhin ohne MCs alleine als „Superwhip Hi-Fi feat. General Motors“ aufgelegt. Zusätz-lich habe ich auch Musik in Bands gemacht und hatte zu dieser Zeit ein kleines Tonstu-dio, in dem ich mit einem Musikerkollegen dem Dubreggae frönte. Wie kam die Connection zum Frank-furter Soundsystem RiddimWize zu-stande, einem der ersten Frankfurter Soundsystems, die die Dancehall-Szene in Frankfurt stark mit geprägt haben? Seit wann bist Du dabei? RiddimWize war das erste Soundsystem Frankfurts. Seine Geschichte beginnt bereits in den späten 80er Jahren, als sie noch unter dem Namen „Raggamuffin Soundsystem“ unterwegs waren. Nicht unbedingt ein ausgefeilter Name, dafür aber schon da-mals umso ungewöhnlicher im Auftreten mit live-MCs und Sängern! Ich stieß ca. 1998/99 dazu. Sie hatten damals gerade die location in Frankfurt gewechselt und sind vom Ostclub in die Ostparkstrasse umgezogen. Ich traf DJ Reverend zufällig in Frankfurt im Plattenladen „Pro Vinyl“, damals DER Umschlagplatz für Vinyl. Ich hatte ihn ein paar Jahre vorher in meiner Radiosendung interviewt, als er mit dem „Serious Dropout“-Projekt zugange war. Er lud mich ein, mal als Gast bei einem der RiddimWize-Abende aufzulegen. Seit die-sem Abend bin ich dabei. Damals waren es Tricky Criss & Reve-rend als Selectors, sowie Yah Meek, Mar-lon B. und Markie J. am Mikro. Kurz darauf kam Tolga dazu. Ich brachte Jah Sesco (heute Bobo Niyah) zu uns, und schließ-lich kam Rudegyal Mantiz ins Boot. Zudem hatten wir oft Gäste aus dem Umfeld der einzelnen Mitglieder. Ich erinnere mich an furiose Abende mit D-Flame, Ras Abra-ham, Marlene Johnson, Skarra Mucci oder Dutchie Gold. Mittlerweile schläft das Ur-gestein RiddimWize etwas. Jedes Mitglied hat natürlich auch eigene Projekte, um die es sich kümmern muss. Wir treten aber mindestens einmal im Jahr in Frankfurt beim Museumsuferfest auf. Das ist mittler-weile Tradition und macht großen Spaß!

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- 11 -Reggae Rhein-Main No11/Jan.-Feb.-März 2013

Wie bist du zu deinem Namen gekom-men? Der Name entstand eigentlich aus einer Not. Ich brauchte einen DJ- Namen, denn mein erster öffentlicher „Ragga“-Auftritt stand bevor. Ich fand es uncool, vor meinen Vornamen bloß ein „DJ“ zu hän-gen… Mit einem Kumpel, mit dem ich zu-sammen auflegen sollte, haben wir etwas rumgesponnen und mit Worten gespielt. Im Dancehall wimmelte es damals von Lieute-nants, Admirals und Generälen. So kam ich auf General Motors… und er nannte sich Cutty Eppstein. - Cutty Ranks war damals ganz groß… (lacht) Du bist auch Keyboarder in mehr als ei-ner Band. Erzähl uns mehr dazu… Ja, ich bin Gründungsmitglied von Ska Trek – wir spielen seit 1990 Traditional Ska & Rocksteady. Zudem spiele ich bei der Reggae-Band Ease up Ltd. Keyboards. Ease up Ltd. gibt es seit 2009. Mit Ska Trek haben wir über die letzten 20 Jahre sehr viele geile Auftritte gehabt und die Bühne mit großen Künstlern geteilt, die von jeher zu meinen Ska & Reggae-Helden zählen: z.B. Laurel Aitken, Ken Boothe, Dave Barker, Judge Dread, Rico, Justin H i n d s ,

Derrick Morgan, Toots, The Pioneers, Alton Ellis, The Selecter, Bad Manners. Mit Ease up Ltd. gehen wir demnächst ins Studio, um einige Songs aufzunehmen. Wir haben sehr guten Zuspruch von allen Seiten und werden zur Zeit ständig gelöchert, wann es denn endlich eine CD von uns gibt… Wir sind auf jeden Fall hoch motiviert. Weitere Highlights deiner „Selector-Karriere“…? Hmm, schwer zu sagen… meinen „Job“ als Tourbegleiter und Sup-port-DJ von General Levy auf der Deutsch-landtour 1994 werde ich bestimmt nie ver-gessen. Gerne erinnere ich mich auch an die Anfangszeiten meiner RiddimWize-Zeit im übervollen o25. Auch meine Auftritte mit D-Flame & Tolga auf Tour in Stuttgart,

Hamburg, Berlin und Köln gehören auf jeden Fall dazu. Die Auftritte

beim Hessischen Rundfunk im Radio mit Liveübertragung ins TV waren auch sehr auf-regend… Warst du schon mal auf Jamaika? Was hat dort

den stärksten Eindruck bei dir hinterlassen? Ja, klar war

ich schon da. Wenn man mehr als die Hälfte seines Lebens Reg-

gae hört, MUSS man einfach nach Jamaika (lacht).

Aber Spaß bei-seite – der

stärkste E i n -

druck ist wohl, dass dort Armut und Wohl-stand sehr dicht nebeneinander liegen, und trotz der wenigen materiellen Dinge, die die Leute besitzen, eine positive Grundstimmung herrscht, die mir manchmal fast unverständ-lich ist. Die Gastfreundschaft ist umwerfend. Sofern man Interesse für das Land zeigt und vielleicht auch mal ein paar Schritte abseits der Touri-Trampelpfade wagt, kann man Ja-maika von der richtigen Seite kennenlernen. Hast du einen Lieblings-Artist? Eine schwierige Frage. Eigentlich nicht. Mich hat General Degree immer beeindruckt. Leider ist es etwas ruhiger um ihn geworden. Von den aktuellen Dancehall-Artists gefallen mir Konshens und Busy Signal sehr gut – aber einen Lieblingsartist habe ich nicht. Was ist dir beim Auflegen wichtig? Gibt es Songs oder Artists, die du nicht spielst? In erster Linie möchte ich als DJ die Leute unterhalten und ihnen einen geilen Abend bereiten. Songs, die mir nicht gefallen, spiele ich nicht. Wenn du auf homophobe Texte an-spielst: ich bin kein Multiplikator von men-schenverachtenden Inhalten und spiele sol-che Tunes auch nicht. Glücklicherweise hat sich das Thema anscheinend totgelaufen. Was mir musikalisch allerdings übel aufstößt, sind die nicht enden wollenden Autotune-„Orgien“ – furchtbar! Was machst du aktuell musikalisch? Wo kann man dich auflegen hören? Ich spiele auf Auftritten mit Ska Trek und Ease up Ltd., und einmal im Monat lege ich im Roßdörfer Biergarten auf – da aber eher in gepflegter Kneipenatmosphäre zum Bier. Mit Ease Up Ltd. haben wir am 06.03. einen klei-nen Auftritt in der „Frischzelle“ in der Bes-sunger Knabenschule. Einmal monatlich bin ich mit meiner Reihe „Rocky Reggae“ in der Goldenen Krone in Darmstadt, bei der ich Dancehall & Modern Roots zum Abfeiern auf-lege – z.B. am 25.01. und 15.02. Im Dezem-ber war ich zu Gast bei Dubstadt, einer tollen Veranstaltungsreihe von jungen Reggae-Headz aus Darmstadt und Umgebung. Am 01.03. lege ich als Gast beim monatlichen „Into the Lions Den“ in Darmstadt auf und am 08.02. als Support von David Rodigan im Zoom. Aktuelles findet Ihr auch auf facebook unter www.facebook.com/superwhip. Gibt es musikalische Pläne für die nahe Zukunft? Ehrlich gesagt, nichts Konkretes. Ich möchte auf jeden Fall weiterhin viel auf-legen und live spielen. Das Auflegen musste aus beruflichen Gründen in den letzten 6 Monaten ein wenig zurückstecken, jetzt habe ich aber wieder mehr Zeit, mich um meine „DJ-Karriere“ zu kümmern… Wir freuen uns drauf! Big up, General – und danke für das Interview!

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– the female SoundsationText: Eva Ensling, Ali Jameel / Fotos: Big Mama Sound

Big Mama Sound aus Mannheim ist be-kannt für ihre toughen Speeches, Big Tune-Selections, und Dubplates, die persönlich mit den Artists produziert werden. Wir freuen uns besonders, euch Katja aka Cuttia Ranks, Linda aka Lynn Luger und Sina aka Nimeesha (die leider an unserem Treffen krank war) vorzustellen. Cuttia Ranks, erzähl uns doch erstmal etwas über die Anfänge des Big Mama Sounds. Wie bist du dazu gekommen, an den Turntables zu stehen? Also, den Sound habe ich 2003 gegründet. Ich habe aber da-vor schon für mich aufgelegt. Mein Bruder hatte damals schon ein Soundsystem, heu-te ist das Slin Rockaz Sound aus Mannheim. Durch ihn kannte ich das Auflegen schon ein bisschen und habe dann irgendwann angefangen Platten zu sammeln und für mich zu spielen. Gut eineinhalb-zwei Jahre, und dann habe ich gesagt, das will ich auch machen! Ja, und dann ist daraus Big Mama Sound entstanden. Da war ja auch das Sie-

bener, neben dem Rude7, und da durfte ich schon im November 2003 spielen. Ab da gab es dann den Sound! 2009 ist Nimeesha dazugestoßen und 2012 habt ihr Lynn Luger als weite-re Selectress dazu geholt. Wie kam es dazu? Nimeesha und ich, wir kennen uns jetzt wirklich schon seit 13 Jahren. Wir ha-ben schon immer zusammen gefeiert und kannten uns von den Dances und wurden dann auch Freunde. Und eigentlich ab dem Moment, als ich den Sound hatte, habe ich immer gesagt, ich fände es so cool, wenn sie mitmacht. Sie konnte sich das aber nie vorstellen, und ich hab sie wirklich, das ist kein Scherz, vier bis fünf Jahre lang belabern müssen, bis sie Anfang 2009 kam und sag-te: „Du hast irgendwie nie aufgehört mir zu sagen, dass ich mitmachen soll. Du scheinst irgendwas zu sehen oder zu wissen, was ich nicht sehe. Dann will ich es jetzt halt mal probieren!“ Und ich würde nach wie vor sagen, das passt extrem gut! Sie hat ein-

fach immer schon unheimliches Musikver-ständnis. Und den gleichen Geschmack. Es ist schon wichtig, das du ein Gespür für die Musik hast und weisst, wovon du sprichst. You have to know the vibes before you play ... Ganz genau. Und Linda, wir kennen uns seit Januar 2010 und haben uns eigent-lich auch durch die Dances kennen gelernt. Das hat aber auch einfach so von Anfang an gepasst, dass sich da ziemlich schnell eine gute Freundschaft entwickelt hat. Sie hat uns auch so schon immer auf den Dances unterstützt. Im März 2012 war ich dann in Jamaika und wollte Dubs für uns aufneh-men. Ich habe dann so gedacht, eigentlich ist es total bescheuert, was muss denn jetzt passieren, damit sie offiziell im Sound ist? Dann habe ich sie angerufen und wir haben zu dritt beratschlagt, wie sie denn jetzt hei-ßen soll, damit ich ihren Namen in den Dubs mitvoicen kann. Das Rude7 in Mannheim ist eure Homebase, dort habt ihr alle zwei Mona-

Soundsystem

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- 13 -Reggae Rhein-Main No11/Jan.-Feb.-März 2013

te einen regular Dance „Big Mama Rama - the real mama drama“. Was verbindet euch mit dem Rude7? Wir sind mit dem Rude groß geworden. Da ziehe ich auch nach wie vor den Hut davor, das Rude7 ist und bleibt DER Reggaeladen in Mannheim. Es haben viele schon was anderes probiert, und es gibt ja immer wieder mal Leute, die ein bisschen dagegen „haten“. Aber Fakt ist, und das sage ich immer wieder, es wäre kei-ner bereit, auch so ein „Risiko“ in Kauf zu nehmen und regelmäßig Artists und Sounds in der Größenordnung zu holen. Was ja auch mal in die Hose gehen kann. Ich denk dann, die sollen sich alle nicht das Maul zerreißen, weil sie es im Endeffekt nicht mal annä-hernd so machen würden, wie es Deebuzz und das Rude7 eben machen. Bei euren Dances, holt ihr da auch Artists? Es gab jetzt schon unterschiedli-che Formationen, also wir hatten sowohl den Birthday Bash vor zwei Jahren, wo wir verschiedene Sounds hatten: Foundation Sound, Ever Living Spirit aus der Schweiz, dann eben Slin Rockaz, der Sound meines Bruders, Riddim Keepaz, der Sound von Nimeeshas Ehemann, und Deebuzz. Dann hatten wir aber auch Dances mit Queen Omega & Band oder mit Shinehead. Wir haben einmal eine International Dubplate-Night gemacht, bei der wir Afrikan Vybz aus New York und Foundation Sound und De-ebuzz da hatten und stictly Dubs gespielt wurden. Das gab es so auch noch nicht! Das hat wirklich Aufmerksamkeit in der ganzen Welt gekriegt. In New York wurde darüber geschrieben und gefachsimpelt, einfach, weil das auch mal nicht einfach so einer macht, so eine Dubplate-Nacht. Das ist ganz cool. Das Rude7 lässt uns da auch, Gott sei Dank, recht viel Freiraum. Das war auch un-ser Hauptziel, wir wollen dieses Regular! Wir wollen einfach dazu beitragen, dass es nice Dances in Mannheim gibt. Es ist auch ein etwas anderes Publikum, das zu unse-ren Dances kommt. Deebuzz hat seine Art zu spielen, oder wer auch immer. Wir sind halt nicht so New Tune-lastig, und die meis-ten Sounds, die wir einladen, mit denen ha-ben wir ja auch irgendwie einen guten Vibe. Von daher gibt es viele Leute, die man sonst nicht so im Club sieht, die dann aber kom-men, wenn wir einen Dance haben. Bei den Riddim Clashes 2009 und 2010 „5 Dubs to Go“ habt ihr eure männlichen Kollegen gegen die Wand gespielt. Schon. Das war sehr verrückt. Dadurch seit ihr auch international bekannt geworden. Wo wart ihr schon mit dem Big Mama Sound? Und wie war die Resonanz? Eigentlich ist die Resonanz immer gut. Wir waren in Belgien, Holland, Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz, Ja-maika. In Italien hatten wir z.B. schon zwei Touren. Die Italiener, das ist immer lustig,

es gibt kein Volk das so schlecht Englisch spricht, aber dir trotzdem so deutlich zeigen kann, was es dir gerade sagen will. So eine Herzlichkeit! Mit Händen und Füßen wird dir irgendwie beigebracht, dass das jetzt gut war. Und sie stehen unheimlich auf tiefe Stimmen. In Italien kann man die besten For-wards mit Ward 21, Lexxus und Buru Banton kriegen. Holländer sind cool, die verstehen es auch, zu feiern, die sind verrückt, Belgier ebenso, die sind eigentlich noch verrückter. In Österreich zum Beispiel habe ich etwas erlebt, dass hat uns damals sehr geflasht, da haben Sina und ich auf dem South Park Fes-tival 2010 aufgelegt. Kurz vorher war ja der Artikel im Riddim Magazin rausgekommen, und da hatten wir einen Dubplate-Mix mit drauf, unter anderem ein Sizzla-Dub, das es so weder als 45-Tune noch als Dubplate gibt. Wir standen in Österreich auf diesem Festival und spielen den Riddim an. Und da springen echt zwei Typen auf die Bühne, und der eine schreit „spielt den Sizzla, spielt den Sizzla!“ So, wir spielen den Sizzla, und die

beiden haben den Wort für Wort mitgesun-gen. Und Sina und ich waren echt nur baff. Das war das erste Mal, dass wir in Österreich gespielt haben, und da stehen zwei Leute und singen unsere Dubplate. Nicht einfach irgendein Tune, sondern unser Dubplate! Ihr seit oft und viel in Jamaika und habt Kontakte zu bekannten Artists dort, u.a. zu Luciano oder Sizzla, wie wir gehört haben. Was könnt ihr uns über die Szene dort berichten? Reggae ist in Jamaika halt einfach allgegenwärtig. Selbst die streng christlich gläubige Bürokauffrau, die irgend-wo in der Vorstadt wohnt, weiß trotzdem, wer Luciano ist, und hört sich mit Sicherheit auch mal das ein oder andere Reggaelied an. Es läuft im Radio, du gehst zum Friseur, da diskutieren die Friseure über Beenieman. Ich hab Elefant Man z.B. das erste Mal an der Tankstelle getroffen. Oder Luciano, wenn du ihn im Studio triffst, der von allen ja auch sehr geachtet und geschätzt wird, und dann immer in Rasta-Manier begrüßt wird, was irgendwie einen Radius von zwei Metern braucht, damit keiner verletzt wird. Es ist sehr verrückt. Es fühlt sich... ich denk mal, für einen Reggae Head, der hier wohnt, so

wie wir, der wie ich dann vielleicht noch Dreadlocks hat und sich hier mit blöden Fra-gen rumschlagen muss oder komisch ange-guckt wird, der möchte, glaub ich, am liebs-ten nur weinen, wenn er da ankommt. Es fühlt sich an wie endlich normale Menschen und endlich zu Hause! Weil jeder, selbst die Frau am Kiosk, wenn die dich fragt: „Was machst du in Jamaika?“ und du sagst: „Ich hab nen Sound“, dann sagt die nicht: „Wie, ‘nen Sound?“, sondern: „Wah, you hav a Sound – big up! Nice man, a woman run a Sound!“ Es ist halt so allgegenwärtig! Reg-gae ist einfach die jamaikanische Volksmu-sik! Stellt euch vor, hier würde jeder Florian Silbereisen hören, und das wäre wirklich big, und im Radio und im Fernsehen würde es um nichts anderes gehen. „Haste gehört, Florian Silbereisen hat wieder Marianne und Michael gedisst. Richtig heftig! Da gab es jetzt ne Counteraction, ich hab`s gestern auf ARD gesehen!“ Stellt es euch echt so vor. Als wir im Juli da waren, waren auch die Vorbereitungen für die Unabhängigkeitsfei-

er, deswegen hat sich sowieso ganz Jamaika herausgeputzt. So, dann läufst du halt aus ei-nem Geschäft heraus, und es läuft Dennis Brown „Promised Land“ voll aufgerotzt, und du läufst ins nächste Geschäft rein, und da spielen sie Eek-A-Mouse mit „Wa Do Dem“. Das ist so als würdest du hier bei H&M raus und bei C&A rein und es wird halt Reggae gespielt. Es ist ver-rückt!Und ihr habt auch dort die

Chance zu spielen? Ja, also ich spiel eigent-lich mittlerweile jedes Mal, wenn ich da bin. Weil es immer irgendwen gibt, der sagt, hier ich hab da und da was, komm vorbei. Und da sieht dich dann wieder jemand, der sagt, ich hab am Freitag ‘nen Dance, komm doch bitte vorbei. Jamaika ist halt ein Dorf! Auch Kingston, obwohl es eine Millionenstadt ist, ist ein Dorf, und wenn du irgendwo krass was abgerissen hast, dann kannst du sicher sein, dass dir dann übermorgen jemand begegnet der dir dafür ein Big Up gibt. Er hat gehört, du hast das und das da und da gespielt. Wie habt ihr euch als deutscher Fema-le-Sound in Jamaika Achtung verschaffen können? Das stellen wir uns nicht so ein-fach vor... Das kann schon sein. Aber ich hab es eigentlich nie als wirklich schwer empfunden. Jamaika mag es, wenn man ir-gendwo echt ist, und wenn man bereit ist, für etwas zu arbeiten oder einfach da dahin-ter steht. Jamaikaner haben meiner Meinung nach eine echt krasse Menschenkenntnis und können dich auch ganz schnell wirk-lich sehen und durchschauen. Ich tauche da einfach alleine am Studio auf und mache

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alleine Verhandlungen über Geld und habe irgendw elche Riddims dabei, die jamaikani-sche Engineers fünf oder zehn Jahre nicht mehr gehört haben, und dann gleich fragen, ob sie die sich kopieren dürfen. Auch komm ich mir nicht zu doof vor, wenn da ein Artist was falsch singt, dass ich ihn stoppe und nicht voller Ehrfurcht bin, sondern sage: „Ey, das hat mir nicht gepasst, mach es bitte so.“ Da wurde ich auch echt mal angeguckt: „Hey, das gefällt mir, du stehst für deine Sa-che ein“. Damit bekommt man dann auch Achtung. Sie sehen, dass ich dahinter stehe, was ich tue, und dass ich liebe, was ich tue. Wie erlebt ihr die Dances dort? Eigent-lich irgendwie weniger euphorisch als hier, außer das gedaggert wird, was das Zeug hält! (lacht) Also ich war auf einem Street-dance, da stand auf der gegenüberliegen-den Straßenseite so ein kleiner Verkaufs-tisch und da fing ein Pärchen an zu daggern und landete halt wirklich unter diesem Tisch und der MC war davon so gebannt, dass er die Musik gestoppt und gesagt hat: „People, you just see this? Them dagger under the table!“ (lacht) Oder einmal war ich auf so einem Dance in einer großen Holzhütte mit Balken an der Wand, und da sind sie wirklich die Wand hochgeklettert und hingen an die-sen Schrägbalken im Dach, rutschen aber ab und flogen halt grad so runter. Aber die stehen halt wieder auf und machen weiter. Ja ansonsten, irgendwie schon cool. Wie lang gehen die Parties da? Bis die Polizei kommt und sie beendet. Ganz einfa-che Regel und das passiert irgendwann zwi-schen zwei und fünf. Wenn du Pech hast, ist der Dance um zwei rum, wenn du Glück hast, geht`s bis vier. Ihr bietet einen Dubplateservice für andere Sounds an, wenn ihr in Jamaika seid. Wie kamt ihr auf die Idee, und was kann man sich darunter vorstellen? Der Punkt ist ja, dass es viele Leute mittlerweile gibt, die Dubplate Services anbieten, also auch viele Sounds, Engineers, irgend-welche anderen Jammies, die Zugang zu der Szene haben. Das war halt nie unser Ding. Wir haben unsere Dubs schon immer persönlich mit den Artists aufgenommen. Ich wollte eben nicht einfach mein Geld in die Welt schi-cken und krieg dann irgendwas zurück oder auch nix, oder dann am besten auch noch gesplict, also das es nicht mal der Artist ist den ich bestellt habe. Deshalb habe ich das von Anfang an vermieden. Ich hörte dann aber auch immer von anderen Sounds, die eben genau diese Pro-bleme hatten und war zu dem Zeit-punkt schon in der Position, dass wir eben nach Jamaika geflogen sind, ich von hier aus schon die

richtigen Telefonnummern hatte, und es für mich eben eine recht sichere Sache war, ge-nau das zu kriegen, was ich will. Und eigent-lich ging das dann mit Sizzla los. Viele wuss-ten, wir haben einen guten Link zu Sizzla, und dann wird das was, und dann wird es auch gut. Ich kam eigentlich nie ohne Arbeit zu ihm, auch wenn er in Europa war. Irgend-wann habe ich gesagt, warum eigentlich nur Sizzla, wir kennen mehr Artists, und im Endeffekt, ich habe früher immer über die ganzen Jammies gelacht, die gesagt haben: „Ich kann dir alle besorgen, sag mir einfach, wen du willst, es ist scheißegal, ich kenn sie alle!“ Da hab ich früher immer gesagt, willst du mich verarschen, du musst doch quasi zehn haben, die du wirklich kennst, und mittlerweile sag ich selbst: „Ich kann dir je-den besorgen, sag mir einfach den Namen“. Ich muss halt selbst dabei schmunzeln, aber im Endeffekt ist es einfach so. Du kennst im-mer jemanden, der jemanden kennt, der ihn kennt, und dann hast du ‘ne Telefonnummer, und dann rufst du ihn an, und dann kennst du ihn auch. So! Ich bin mir da auch nicht zu schade, ich ruf halt an: „Hier, guten Tach, mein Name ist Katja von Big Mama Sound, ich komm aus Deutschland, bin grad in Ja-maika und ich habe Arbeit für dich. Können wir uns bitte mal treffen.“ Ganz einfach. Was habt ihr für die nahe Zukunft geplant? Hach, clashen! (seufzt) Es nagt echt an uns. Wir haben mehrere Versuche gestartet, einen Female Clash zu spielen,

weil es einfach, ich sag mal, nur fünf bis sechs Female Sounds auf der ganzen Welt gibt, die im dem Sinne so prepared sind wie wir, dass sie wirklich einen Dubplate Clash spielen könnten. Man muss ernsthaft sagen, es ist jetzt vor allem die letzten zwei Mal immer daran gescheitert, dass es immer so Idiot-Promoter sind, die das nicht ernst neh-men, die sich nicht wirklich um irgendwas kümmern, einen teilweise auf Kosten sitzen lassen, Verträge schicken mit völlig anderen Regeln als vorher besprochen. Ey, das ist einfach enttäuschend. Wir hätten es halt gerne als schönen Auftakt gesehen, einen Female Clash, um quasi sagen zu können: wir haben es bewiesen, wir sind der No.1 Female Sound, und jetzt kann kommen, wer will! Vielleicht muss dieser Clash einfach in Mannheim stattfinden. Ja, wie gesagt, es be-trifft ja quasi nur fünf bis sechs Sounds, die wir mittlerweile auch alle persönlich ken-nen. Die Female Top Sounds der Welt haben sich schon unterhalten.Wir wollen jetzt auch alle keine 3000 Dollar vor die Nase gelegt kriegen. Da ist es schade, dass es an einem Flugticket und einer ernsthaften Promotion und an so Kleinigkeiten einfach scheitert. Ja, ansonsten soll es weiter gehen. Ich würde mir auch für die Zukunft wünschen, das ist im Moment noch ein bisschen geträumt, aber ich könnte mir echt vorstellen, dass wir auch irgendwann mehr Artist-Touren ma-chen. Artist Promotion, da habe ich wirklich Bock zu. Es sprechen uns auch viele an, weil sie Bock hätten, mit uns zu arbeiten. Das ist im Moment nur noch eine Frage der Mög-lichkeiten. Wir wünschen alles Gute für Big Mama Sound. Look Forward and never give up. Dankeschön. Schade, dass Nimeesha krank ist,

wir wünschen ihr eine gute Besse-rung und much respect an Kai und

Wiebke, die dieses Treffen orga-nisiert haben. Wir sagen auch

Dankeschön. Für die Reggae-Hörer: Es wird auch in na-

her Zukunft wieder mehr gute Roots- und Reggae-Musik in Jamaika geben.

Es gibt viele junge gute, talentierte Artists, es gibt wirk-

lich nice Riddims, die rauskom-men, man muss nur leider im Mo-ment immer noch ein bisschen suchen, aber es gibt sie schon wieder! Es ist auch an uns, was wir im Endeffekt unterstützen, welche Artists, welche Messa-ge, damit es eine schöne und positive Kultur bleibt!

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- 15 -Reggae Rhein-Main No11/Jan.-Feb.-März 2013

Strand, Rum und Reggae sind oft die ersten Dinge, die viele Menschen mit Jamaika asso-ziieren. Dass in dem Land, das nicht mal so viele Einwohner hat wie Berlin, statistisch ge-sehen täglich vier bis fünf Menschen ermordet werden, dass das Bruttosozialprodukt gerade mal bei 3330 US-Dollar liegt, und dass viele Jugendliche die Schule abbrechen, um Geld auf der Straße zu verdienen, wissen dagegen die wenigsten. Die Ursachen der Gewalt und der Kriminalität auf der Insel sind altbekannt. Armut, ein niedriges Bildungsniveau und Per-spektivlosigkeit lassen viele Jugendliche, vor allem Jungs, auf die schiefe Bahn geraten. In vielen Familien fehlt das Geld für Bücher, den Schulbus oder die Schuluniform, weshalb viele Kinder nur unregelmäßig zur Schule gehen. Der 2008 gegründete gemeinnützige Ver-ein HELP Jamaica! e.V. hat sich das Ziel gesetzt, auf diese Missstände aufmerksam zu machen und viel wichtiger noch: aktiv Hilfe zu leisten. Um den Teufelskreis von Gewalt und Armut zu durchbrechen, hat es sich der Verein zur Aufgabe gemacht, unabhängige Bildungsein-richtungen in bedürftigen Gegenden Jamai-kas zu errichten. Kinder sollen dort freien und kostenlosen Zugang zu Büchern und somit zu Bildung erhalten. Sie sollen in angenehmer Atmosphäre lernen und spielen können und dabei ihre Persönlichkeit entfalten und ihre Stärken entdecken. Dadurch werden ihnen Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt, die ihnen ein besseres Leben ermöglichen sollen. Nach knapp zweijähriger Vorbereitung konnte im Februar 2011 das erste HELP Jamai-ca! Education Center in Cassava Piece (auf Ja-maika auch oft „Gully Side“ genannt) eröffnet werden. Die Gegend gehört zu einer der ärms-ten Communities in der Hauptstadt Kingston. Der Bau wurde durch Gelder der deutschen Botschaft auf Jamaika mitfinanziert, die auch durch eine zweite Spende die Errichtung eines zweiten Klassenzimmers im Jahr 2012 ermög-lichte. Für die Bauarbeiten fanden sich in bei-den Fällen viele Freiwillige, die bei der Errich-tung des Centers halfen. In den ersten Wochen

nach der Eröffnung war der Andrang bereits so groß, dass das Team Ende März noch einmal vergrößert werden musste. So wurde eine aus-gebildete Lehrerin eingestellt, um den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen und sie auf wichtige Examen vorzubereiten. Des Weiteren wurden drei Assistenz-Kräfte aus dem Viertel engagiert, die täglich im Center sind, um mit den Kindern zu malen, zu basteln oder im Gar-ten zu spielen. Neben den fest angestellten Kräften ar-beiten im Center auch immer ein oder zwei Freiwillige aus verschiedenen Ländern, die einige Monate auf Jamaika bleiben. Die Frei-willigen haben verschiedenste Qualifikationen und Interessen, die sie in ihre Arbeit im Cen-ter einfließen lassen. Von Freiwilligen aus der Umgebung wurden ein Theaterkurs sowie ein Gartenbaukurs ins Leben gerufen, an denen die jungen Besucher mit Begeisterung teilneh-men. Das Herzstück des Centers ist nach wie vor die Bibliothek, deren Bestand immer wieder durch Bücherspenden ausgebaut wird. Viele Kinder tun sich mit dem Lesen und Schreiben schwer. Ihnen fehlt schlichtweg die Übung, denn in vielen Haushalten in Cassava Piece lässt sich kein einziges Buch finden. Umso wichtiger ist es, dass sich die Assistenten und Freiwilligen immer wieder die Zeit nehmen mit den Kindern lesen zu üben, ihnen aber auch Geschichten vorlesen, um ihr Interesse an der Literatur zu wecken. Ende 2011 wurde ein Erwachsenenbil-dungsprogramm ins Leben gerufen, das Mitte 2012 durch die ehrenamtliche Unterstützung von vier Lehrern aus der Umgebung weiter ausgebaut werden konnte. Heute werden Englisch-, Mathematik-, Sozialkunde- und Computerkurse angeboten, die wöchentlich insgesamt von ca. 120 Erwachsenen besucht werden. Der Bedarf ist groß, da viele Eltern oft nicht einmal über das nötige Grundwissen ver-fügen, um ihren Kindern bei den Hausaufga-ben helfen zu können. Auch besitzen die meis-ten Haushalte in Cassava Piece keinen PC, so

dass die Grundkenntnis-se der Arbeit mit einem Computer oft fehlen. Der Computerkurs soll es Ju-gendlichen und Erwach-senen ermöglichen, die wichtigsten Fertigkeiten zu erlernen, wozu auch das Recherchieren im In-ternet zählt. HELP Jamaica! war von Anfang darauf be-dacht, möglichst viele Bewohner von Cassava Piece selbst in den Entstehungsprozess des Centers und dessen spätere Betreuung mit ein zu beziehen. In mehreren Community Meetings, bei denen auch Vertreter der ört-liche High School und der Polizei anwesend waren, wurde über die Gestaltung und die Or-ganisation des Education Centers beraten und gemeinsame Lösungen gefunden. Dies war wichtig, da solch ein Projekt nur gemeinsam mit der Unterstützung der Anwohner funktio-nieren kann. Der Verein verfügt über ein internationales Netzwerk aus Musikern, Sängern, Soundsys-tems und Veranstaltern, die HELP Jamaica! unterstützen. Neben Spenden finanziert der Verein seine Arbeit auch durch den Verkauf von Charity-Artikeln wie dem HELP Jamaica! Charity Shirt, eines Postkartensets mit Kunst-motiven eines jamaikanischen Künstlers und eines Kalenders, der 2012 bereits zum vierten Mal erschien und sich wie jedes Jahr großer Beliebtheit erfreute. Anfang 2013 wird das Cassava Piece Edu-cation Center sein zweijähriges Bestehen feiern. Viel hat sich in dieser Zeit getan. Das Center hat einen festen Platz in Cassava Piece erhalten und ist inzwischen auch außerhalb der Community bekannt. Der Verein ist jedoch weiterhin auf Spenden und tatkräftige Unter-stützung von Freiwilligen angewiesen, um sei-ne Arbeit fortsetzen zu können. Weitere Informationen, News und Wege, den Verein bei seiner Arbeit zu unterstützen gibt es unter: www.helpjamaica.org.

HELP Jamaica! Text: Janika Takats / Fotos: Help Jamaica

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- 16 - Reggae Rhein-Main No11/Jan.-Feb.-März 2013

Report

projekte. 700 km durch deutsche Flüsse, „Lehre der Flüsse“. Interesse. Und an dritter Stelle entstand durch den Hinweis eines Obdachlosen aus ers-terem Teil des Triathlons schließlich die Idee zu den „1000 Brücken“. 7000 km sind sie durch das Land geradelt und haben 80 Asylbewerberheime in Deutschland be-sucht. Um insgesamt 40.000 Euro Spenden für die Betroffenen zu sammeln. Und um Interesse zu wecken. Bei diesen Besuchen fiel Heinz Ratz die ganze Tragik ins Auge. Wie es Menschen in Deutschland geht. Wie Menschen leben, deren Existenz seltenst jemand hier wirklich interessiert, die aus-harren, perspektivlos, ihrem Schicksal er-geben und nicht selten in diese Länder zu-rück geschickt werden, aus denen sie meist unter tragischsten Umständen aus unter-schiedlichen Gründen flohen. Interessan-teste Menschen aus der ganzen Welt. Heinz Ratz interessiert sich und so ergab sich in den unterschiedlichsten Gesprächen mit den Flüchtlingen , dass es sich hier um teil-weise große Künstler handelt. Eine große Idee war geboren. Als ich die Band bzw. das Projekt erst-malig auf dem Tanz- und Folklore-Festival in Rudolstadt sah, war ich sofort überzeugt:

Das ist was für unser Magazin, für Euch. Un-terschiedlichste Menschen aus verschie-densten Teilen der Erde machen gemeinsam Musik. Mehr dazu aber von Heinz selbst. Heinz, du hast in den Heimen teilweise Musiker mit Weltklasseniveau getroffen. Wie hast du das überhaupt herausgefun-den, und war das Thema Musik von vorn-herein ein Thema bei Euren Besuchen? Das ergab sich in den Gesprächen in den Heimen selbst. Schon da kam die Idee, die Musiker, die sich teilweise nicht einmal selbst ein In-strument leisten können, sollen selbst mit auftreten. Und ich wollte sie nach Hamburg ins Studio einladen. Wir wollen für die, die keine Stimme in der Gesellschaft haben, ein Sprachrohr sein. Meinungen mittragen. All die Zehntausend repräsentieren, die keine „eigene Stimme“ in der Gesellschaft haben. Ich nenne es mal so: Wir wollen Musik als musikalische Waffe nutzen. Und da war dann klar, dass es eine CD geben wird? Es entstand der Wunsch, nach all den Eindrücken und Erlebnissen, die wir kennenlernten, etwas Buntes und Hoffnungsvolles zu schaffen. Dafür haben wir auf das eigene „Strom & Wasser“-Album verzichtet in 2011, um diese Idee umzuset-zen. Das ergab sich dann recht schnell. So

Seid interessiert! Empfindliche Geister unter uns fühlen sich an eine alte Schuler-mahnung erinnert. Aber so ist die – zuge-geben leicht provokante – Aufforderung gar nicht gemeint. Manchmal bedarf es einer kleinen Wachrüttlung, um gewohnte Pfade des Denkens zu verlassen. Heinz Ratz hatte das nicht nötig. Der kritische Schriftsteller und Musiker blickte schon immer hinter die Kulissen. Nicht umsonst gibt es deshalb das Bandprojekt Strom & Wasser bereits seit 10 Jahren. Zusammen mit anderen Lie-dermachern ist dies ein musikalisches Pro-jekt, welches es schafft Party und politische Fragen und Themen zu vereinen. Aber das reichte Heinz Ratz nicht. Er war unzufrieden mit sich. „Nur anprangern und nichts unter-nehmen – damit bin ich ja auch nur Einer von Vielen!“. So entstand die Idee, zusätz-lich den „Moralischen Triathlon“ durchzu-führen. Im ersten Teil dieses Triathlons wa-ren Heinz Ratz und seine Projektkollegen und -kolleginnen zu Fuß unterwegs, um Obdachlose in ganz Deutschland zu besu-chen und auf deren Situation in unserer Ge-sellschaft aufmerksam zu machen. Ganze 1000 km sind sie gelaufen, „Lauf gegen die Kälte“. Interesse. Ein Zweiter Teil beinhalte-te das Schwimmen für einige Artenschutz-

Strom & Wasser feat. The Refugees InteresseText: Anja Elsner / Foto: Heinz Ratz

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entstand das Album „Strom & Wasser feat. the Refugees“. Das klingt so einfach. War für euch so schnell klar, wer eingeladen wird? Oder wie kam es überhaupt zu der Auswahl? Na, manchmal hatten wir mit einzelnen Musikern nur insgesamt zwei Stunden Zeit im Studio. Da sie aufgrund der Auflagen der Ausländerbehörde nicht mehr Zeit hatten. Und natürlich unterschiedlichste andere Umstände, die das Ganze sehr chaotisch machten. Teilweise haben sich die Musiker selbst gemeldet, eher die Selbstbewusste-ren. Am Anfang waren natürlich auch viele zu schüchtern. Es kommen jetzt viele nach. Aber wir beschränken uns im Moment auf das schon bewährte Live-Team. Mit denen wir eben jetzt auch auf Tour waren. Mit de-nen wird es auch eine neue Tour geben. Wer ist für „1000 Brücken“ ursprüng-lich alles mit geradelt? Wir, also die Band und unser Tontechniker, das waren sie ei-gentlich schon. Große Unterstützung beka-men wir teilweise vor Ort von den Flücht-lingsorganisationen. Wie schafft man das, die ganzen teils dramatischen Schicksale zu verarbeiten? Man schafft es am besten dadurch, dass man was macht, was unternimmt. Nicht nur passiv die Nachrichten aufnehmen. Ich tu‘ ja was, für die Musiker und für das Projekt. Ihr habt ja soviele Locations bundes-weit auf eurer Liste (auch der vorangegan-genen Konzerte), wie kamen denn diese

Connections um dort überall auftreten zu können? Die Locations kennen mich schon, wir als Strom&Wasser haben überall schon mal gespielt. Die kennen uns schon seit 10 Jahren, z.B. kürzlich erst in Darmstadt in der Centralstation. Früher war das natürlich nicht so einfach, vor 10 Jahren haben wir noch in Kneipen vor 10, 20 Leuten gespielt... keine Hilfe von Agenturen oder Labels, da steckte kein Geld dahinter. Du sprachst selbst an, dass es eine weitere Tour geben wird. Wie heißt die dann? Da das ganze Projekt so erfolgreich ist, werden wir den bewährten Namen (1000 Brücken) beibehalten. Auch eine neue CD ist geplant. Die neue Tour wird durch ca. 60 Städte in ganz Deutschland gehen, in 2013. Start Ende Februar in München. Geplant ist auch ganz was Neues: Wir wollen die Zuschauer am Tag nach dem Konzert mit Shuttlebus-sen in die Lager vor Ort bringen. Damit sie kennen lernen, wovon wir reden. Wow, tolle Idee. Da steckt ja einiges an Organisation und überhaupt auch bei so vielen Konzerten an „Stress“ dahinter. Schon. Im Sommer wollen wir dann nochmal mit mobiler Bühne los, in die 20 schlimmsten Lager. Wir werden dort vor Ort eine Tour geben, diese Lager sozusagen be-singen. Wie würdest du selbst die Musik von Strom&Wasser feat. The Refugees be-

zeichnen? DubReggaeBalkanbeats, mmh, Dub, Reggae, Balkanbeats, Punk auch ein bisschen, und HipHop, und das in allen Spra-chen! Wenn du uns noch etwas für unsere Leser mitgeben möchtest, bitte jetzt :-)Die meisten Leute wissen gar nicht, wie die Flüchtlinge teilweise leben, wie es diesen Menschen geht. Ich möchte gegen Vorurteile angehen. Wichtig wäre mir, dass bestehen-de Urteile hinterfragt werden. Am wichtigs-ten eigentlich, dass man nicht überheblich urteilen sollte, in Deutschland bräuchte es nur zwei Mal ein Unglück des Ausmaßes von Fukushima und wir würden auch die Hilfe eines anderen Landes benötigen, nur mal als Beispiel. Wir wollen die Grundlagen der Menschenrechte gewahrt wissen. Ich fände schön, wenn die Leute anfangen würden, sich zu interessieren, dass die Menschen sich interessieren, wie es den Flüchtlingen bei uns eigentlich wirklich geht. Ja, das ist es eigentlich: anfangen zu interessieren. Wir wollen Interesse wecken. Herzlichen Dank, für Euer Engagement, für das tolle Projekt, die tolle Musik und natürlich für deine Zeit! Wir wünschen Al-les Gute und freuen uns auf ein Wiederse-hen auf den bevorstehenden Konzerten.

Konzerttermine zur Tour in 2013 folgen.Mehr auch unter: www.strom-wasser.dewww.1000bruecken.de

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Natural Beauty

Ananas Die tropische Gute Laune-FruchtText: Eva Ensling, Ali Jameel / Foto: Ali Jameel

regt die Verdauung an. Auch Vitamin- und Mi-neralstoffmangel hat gegen eine frische Ana-nas kaum eine Chance. Sie enthält viel Vita-min C und auch die Vitamine A, B und E. Der hohe Gehalt an Kalium, Kalzium, Magnesium, Zink und Eisen hat ebenfalls einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Doch Ananas ist nicht nur gesund, sie verbessert auch unse-re Laune. Die Frucht enthält Vanillin und den Botenstoff Serotonin – beides sind natürliche und nebenwirkungsfreie Stimmungsaufheller. Ein gesunder Serotoninspiegel im Gehirn lässt uns ausgeglichen, gut gelaunt und entspannt sein. Eben das Liegestuhl-Feeling! Der Bo-tenstoff bremst zudem Heißhungerattacken, mildert Ängste und Nervosität.Aber auch für die Schönheit unserer Haut hat die Ananas einiges zu bieten. Wenn man

frischen Ananassaft eine Weile auf die Haut einwirken lässt, können Sonnen- und Alters-flecken aufgehellt werden. Püriertes Frucht-fleisch auf der Haut wirkt wie ein sanftes Peeling – und das ganz ohne rubbeln. Bei trockener Haut und Falten kann eine Ge-sichtsmaske aus Ananas-Fruchtfleisch sehr unterstützend wirken. Einfach zwanzig Minu-ten einwirken lassen und mit kaltem Wasser abspülen. Sie spendet der Haut Feuchtigkeit, löst abgestorbene Hautzellen und hilft so die Zellen zu erneuern.Die Natur bietet uns in dieser Frucht also ei-nen Cocktail zahlreicher Stoffe, die durch ihr Zusammenspiel einen positiven Einfluss auf unseren Körper haben können. Genießt sie einfach pur, auf der Haut oder als frischen Saft, und holt euch so die Sonne zurück!

Ananas – da kommen einem Sommerfeeling, Sonnenschein, eine Liege am Strand und ein Cocktail in der Hand in den Sinn. Relaxen und genießen. Und das nicht ohne Grund. Die Ananas bietet weit mehr als ein erfri-schendes, süßes Geschmackserlebnis. Die Kö-nigin der Tropenfrüchte stammt aus Südame-rika und ist ein wahres Naturheilmittel. Schon bei den Naturvölkern Südamerikas ging man davon aus, dass der Verzehr von Ananas sich heilend auf Blasen- und Nierenbeschwerden sowie Halsschmerzen und Skorbut auswirkt. Heute lassen sich viele dieser Heilwirkungen nachweisen. Man kann sie vor allem auf den hohen Enzymgehalt zurückführen. Was die Frucht so außergewöhnlich macht, ist ihr Ei-weiß spaltendes Enzym Bromelain. Es hemmt Entzündungen, fördert die Durchblutung und

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14. November 2012: Easy Skanking – ’Bob Marley-Songs inna different style’ im Magenta, Darmstadt

Mit der Reihe ‚Stereo Kerruish & Friends’ lädt der Magenta

Club seit Neuestem jeden Mittwoch zu Live-Musik-Veranstal-

tungen ein, bei denen jedes Mal Gäste ganz unterschied-

licher Musikgenres für ein abendfüllendes Programm sorgen.

Diesmal waren „Easy Skanking“ zu Gast – bestehend aus dem

bekannten Darmstädter Straßenkünstler Phoenix und Musi-

kerkollege Anto. Das Duo überraschte mit eigenwilligen, aber

sehr gelungenen zweistimmigen Interpretationen bekannter und

weniger bekannter Bob Marley-Stücke, die stimmlich und musikalisch

überzeugten. Der Support durch One Love Sounds aus Darmstadt und

das chillige Ambiente taten ihr Übriges zu einem sehr nicen Abend. (mw)

17. November 2012: Reggaebar @ Stereobar, Frankfurt

Wow, die Soundbwoys

Destiny präsentierten uns

hier tatsächlich 100% Feel-

good-Reggae-Hits! Respect!

The best of Reggaemusic in einer

Super-Location in Sachsenhausen.

Allerdings sind hier tropische Temperaturen

garantiert. :) Zu Gast an den Turntables waren neben den

Soundbwoys auch Hightune Sound Machine. Ein nicer Abend,

und es wird in Zukunft noch weitere geben. Die Reggaebar @

Stereobar scheint ein Regular in Frankfurt zu werden, was

uns natürlich sehr erfreut. (fz)

07. Dezember 2012: Roots & Reggae @ Café Kurzschlusz,

Frankfurt Mit einem neuen Rootsreggae-Event starteten Dj Ralleman aus dem Creche-

kurs Camp und Booboobama Sound im altbekannten und beliebten Café

Kurzschlusz. Zu Gast waren auch die Funk Doobiez aus Köln. Wer Roots, Dub,

Rocksteady, Digital und eine gute Mischung aus Oldschool-Dancehall und

Raggamuffin mag, war hier bestens aufgehoben! Der Dancefloor war gut gefüllt,

und eine begeisterte Massive hatte ihren Spaß bis in die Morgenstunden. Die

Rhein-Main Area wird sich hoffentlich noch über weitere

Roots & Reggae-Events freuen können, die dann

unter einem anderen Namen weitergehen

sollen. Neben soviel Dancehall muss sich

hier auch Roots-Reggae endlich mal

behaupten können. Die Einnahmen

wurden an WATOTO WEMA CENTRE

(Kindergarten in Kenia) und für

einen Hilfscontainer nach Senegal

gespendet. Big up und weiter so!

(fz)

14. September 2012: Benjie zu Gast in DarmstadtIm Rahmen der halbjährlichen Love & Unity-Veranstaltung lud Dyna-

might Sound einmal mehr zum Tanz ins Kulturzentrum Bessunger

Knabenschule. Für das Warm Up sorgte das Darmstädter Radikal

Sunflowers Colectivo unterstützt von Isabelle. Hauptact war kein Ge-

ringerer als Benjie, der eine energiegeladene Bühnenshow ablieferte

und sowohl Classics wie den „Ganjasmoker“ als auch brandneue

Tunes präsentierte. Zwar wäre noch ein wenig Platz für ein paar Reg-

gaebegeisterte mehr gewesen, aber auch so war die Stimmung nice,

und Benjie brachte das Publikum ordentlich zum Tanzen. (mw)

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Partyberichte & PicsWas war los in der Rhein-Main-Area:Partyberichte & PicsWas war los in der Rhein-Main-Area:

Text: Mascha Wembacher, Franziska Zeidler / Fotos: Anja Elsner, Juan Sebastian Elinan, Frank Brehm, Soundbwoys Destiny, Wiebke Ernst

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auf den Turntables

CD Tipps Out Of Many 50 Years of Reggae Music, VÖ – 20.07.2012, 3CD Box, VP Records / Groove Attack VP Records veröffentlicht anlässlich des 50. Jubiläums der Jamaikanischen Unab-hängigkeit eine umfassende Compilation und präsentiert uns auf drei CDs für jedes Jahr zwischen 1962 und 2012 je einen

herausragenden Hit aus Jamaika. Essenzielle Songs v e r s c h i e d e n e r Epochen von Ska & Rocksteady über Early Reggae & Roots bis zu Dan-cehall und sogar

ein Dubstep-Tune versammeln sich hier aus dem Backkatalog des Reggaeimperi-ums VP, welches einst als Randy´s Record Mart in der North Parade 17 in Kingston begann und heute zum größten Reggae-vertrieb der Welt gewachsen ist. Künstler wie Lord Creator, Alton Ellis, Skatalites, Dennis Brown, Culture, Gregory Isaacs, Barrington Levy, Eek-A-Mouse, Yel-lowman, Shabba Ranks, Chakka Demus & Pliers, Sizzla, Beenie Man, Sean Paul, Mo-vado, Gyptian und viele andere sind hier mit richtig dicken Tunes vertreten, und so gibt es keinen einzigen Song, der hier fehl am Platz wäre. Alte Reggaehasen können vielleicht ohne diese Compilation auskommen. Für Reggaeeinsteiger ist diese CD-Box aller-dings eine sehr empfehlenswerte Sache, denn sie gibt einen sehr guten Überblick über die Geschichte und vor allem die Entwicklung dieser vielfältigen Musik der letzten fünfzig Jahre. Nicht zuletzt die inte-ressanten Linernotes von Reggaehistoriker Noel Hawks runden diese überaus gelun-gene Zusammenstellung ab. (oh)

Romain VirgoThe System, VÖ – 04.05.2012, VP Records / Groove Attack Das zweite Album des 22jährigen, der 2007 die jamaikanische Talentshow „Di-gicel Rising Stars Competition“ gewann und seitdem einen konstanten Output von hochklassigen Songs vorweisen kann, ist da. Sein erster Hit „Mi Caan Sleep“ auf dem Feel Good Riddim von 2008 gehört für mich schon heute zu den besten Modern

Roots-Tunes des Jahrzehnts. Nach seinem Debütalbum „Romain Virgo“ (VP Records, 2010) und unzähligen Hitsingles später ist endlich sein neuer Tonträger „The System“

– ebenfalls über VP – erhältlich. Die Produktion klingt äußerst ausgewo-gen, was maßgeb-lich Shane Brown geschuldet ist, der für einen großen Teil des Albums

als Produzent verantwortlich zeichnet. Be-sonders hervorzuheben sind meiner Mei-nung nach allerdings die Songwriting Skills von Virgo. Der Themenbereich pendelt zwischen Lovesongs und ernster System-kritik. In Stücken wie „The System“, „Mini-mum Wage“ oder etwa „Food Fi Di Plate“ erhebt Romain Virgo mit beeindruckenden Lyrics seine Stimme gegen die schwer zu ertragenden Lebensumstände, in denen sich viele seiner Landsleute befinden. Aber auch durch seichtere Gewässer steuert er sicher und kann hier zum Beispiel bei der Singleauskopplung „I Am Rich In Love“ Stärke beweisen. Das musikalisch fast aus-schließlich im Modern Roots-Gewand ge-haltene Album begeistert aufgrund seiner vielfältigen Textinhalte sofort, ist aber kei-ne Neuerfindung von Romain Virgo, eher eine Verfeinerung seines Könnens. (oh)

Yah MeekSojourner, VÖ – 09.03.2012, Freetime Records 1994 besuchte er zum ersten Mal Deutschland. Serious Dropout, das Riddim

Wize Soundsy-stem, Movements, Söhne Mann-heims, Brothers Keepers und die Verleihung des German Reggae Award für sein Debutalbum sind

die herausragenden Stationen des Wahl-bielefelders und gebürtigen Jamaikaners aus Robins Bay. Und hier ist Yah Meeks Album Num-mer Drei. Das Werk wird mit dem Nya-binghi-Roots-Stück „Sojourner“ eröffnet,

welches dem Album seinen Titel gibt und für mich wie ein Intro wirkt. Ab Titel Num-mer Zwei offenbart sich dann ein schönes Rootsreggae-Album, das sogar mit einem Dancehalltune („Live it up“) und einer Ska-Nummer („Know yourself“ featuring Uwe Banton) zu überraschen weiß. Musikalisch zeichnet für den meisten Teil der Produk-tion die hauseigene Riddimschmiede des Labels Freetime verantwortlich und kann überzeugen. Solide Riddims, echte(!) Blä-ser und groovende Basslines sind ein an-genehmes Fundament für Yah Meeks spiri-tuelle Lyrics. Gleich elf der achtzehn Songs sind Com-binations und versammeln alte und neue Weggefährten wie Bobo Niyah, Jennifer Washington, Anthony Locks, Uwe Banton, Don Sharicon, Mighty Tolga oder Singing Gold. Stimmlich kann Yah Meek durchaus mit Gesangsgrößen wie Jahmali verglichen werden, und persönlich schätze ich die Singstimme von Yah Meek sehr. Der ab und zu eingesetzte, tonal sehr hohe Kopfstim-mengesang wie z.B. bei „Need you in my life“ strengt mich auf Dauer allerdings et-was an und schmälert meinen Hörgenuss ein wenig. Sojourner ist bestimmt noch nicht sein bestes Album, aber eins der besten Yah Meek-Alben in jedem Fall! (oh)

Richie Stephens & GentlemanLive your life, VÖ – 27.11.2012 (MP3), 11.12.2012 (CD), USA-Import, VP Records Mit den Hits „Live your life“ und „War-rior“ feierten Richie Stephens und Gentle-man im Jahr 2012 Riesenerfolge weltweit. Nun vereinen sich die beiden Multitalente auf einem gemeinsamen Album. Leider wurde dieses Album in Europa bisher nicht veröffentlicht, steht uns jedoch als US-Import zur Verfügung. Das 14 Track starke

Album ist eine Mi-schung aus Duetts sowie Solosongs beider Sänger. Feinster Soul und R‘n‘B gepaart mit Reggae à la Gentleman.

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Partys & Festivals

- 21 -Reggae Rhein-Main No11/Jan.-Feb.-März 2013

05. Januar 2013Frankfurt• 22 Uhr, High & Mighty Vol.2, Ska, Rocksteady und Reggae, Papa-Boom (Rude Street Soundsystem Erfurt) ls. Lucky7even @ Dreikö-nigskellerRoßdorf• 21 Uhr, Reggaelation mit DJ General Motors, jamaikanische Musikperlen zwischen Ska, Dub und Modern Roots @ Roßdörfer Biergarten

11. Januar 2013Frankfurt• 23 Uhr, Island Vibes #4, Dubs till Dawn ls. Big Badda Boom (Portu-gal) @ Orange Peel

12. Januar 2013Frankfurt• 22 Uhr, Das Beste aus Reggae-, Roots- und Foundationmusik presented by Soundbwoys Destiny & Hightune Soundmashine, Reggaebar @ Stereobar

25. Januar 2013Frankfurt• 23 Uhr, Gappy Ranks (uk) live on stage, Renaissance (Jamaica) ls. Soundbwoys Destiny @ Zoom ClubDarmstadt• 23 Uhr, Rocky Reggae mit DJ General Motors, Reggae, Dancehall @ Rockybar, Goldene Krone

01. Februar 2013Darmstadt• 22 Uhr, Into the lion`s Den,Companheiro Leao ls. Kali Yuga Sound (Bamberg) @ Bessunger Knabenschule

Party - Konzert - Guide 22. Februar 2013Frankfurt• 23 Uhr, Soundbwoys Destiny & guests @ Zoom ClubDarmstadt• 22 Uhr, live on stage, Jennifer Washington, Radikal Sunflowers Colectivo feat. Isabelle, Dyna-might Soundsystem & Andrés Digital @ Bessunger Knaben-schule

23. Februar 2013Mainz• 22 Uhr, Uwe Banton live on stage, Irie Vibes und Lion People Soundsystem @ ReduitWörth am Main• 21 Uhr, We run it! Reggae-Dan-cehall-Night, Firewheel Family @ Chiffre/Club

01. März 2013Darmstadt• 22 Uhr, Into the lion`s Den,Companheiro Leao ls. Superwhip Hi-Fi (feat. General Motors) @ Bessunger Knabenschule

02. März 2013Mainz• 22 Uhr, Come around #13, Dancehall, Reggae & more, Yard Impact ls. guests @ Baron, Uni

06. März 2013Darmstadt• 23 Uhr, „Frischzelle“, Ease up Ltd. live on stage @ Bessunger Knabenschule (Keller)

08. März 2013Frankfurt• 23 Uhr, Island Vibes, Dubs till Dawn & guests #6 @ Orange Peel

09. März 2013Frankfurt• 22 Uhr, Das Beste aus Reg-gae-, Roots- und Foundation-musik presented by Sound-bwoys Destiny, Reggaebar @ StereobarMainz• 22 Uhr, Wake the town… !, Jackpot Sound ls. guests @ Kulturcafé, Uni

16. März 2013Darmstadt• 22 Uhr, Dubstadt, Rebelion Soundsystem ls. special guests outta France @ Oetinger Villa

29. März 2013Frankfurt• 23 Uhr, Soundbwoys Destiny & guests @ Zoom Club

02. April 2013Frankfurt• 20.30 Uhr, Jamaram, Konzert @ Das Bett

05. April 2013Darmstadt• 22 Uhr, Into the lion`s Den, Companheiro Leao ls. Soundse-lectors (Bayreuth) @ Bessunger Knabenschule

Die Redaktion übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen.

Eva‘s Top 20 (die individuellen Top20)

01 Sorry Is A Sorry Word Tarrus Riley

02 Poor People Land Vybz Kartel

03 Brave Ones Ky-Mani Marley

04 Gwaan Live Life Ce`cile

05 Harambe Rita Marley

06 Awake Julian Marley

07 96 Degrees in the Shade Third World

08 Protect My Life Busy Signal

09 Good Girl Gone Bad Tarrus Riley ft. Konshens

10 Affairs of the Heart Damian Marley

11 Rasta Love Protoje ft. Ky-Mani Marley

12 It´s a Pity Tanya Stephens

13 Open the Doors Richie Spice

14 System Romain Virgo

15 Be My Man Asa

16 Rasta Got Soul Fantan Mojah

17 Leave You no more Alborosie ft. Jah Cure

18 Shining Star Nneka

19 Times Like These Queen Ifrica

20 Tell Me How Come Morgan Heritage

02. Februar 2013Mainz• 22 Uhr, Come around #12, Dancehall, Reggae & more, Yard Impact ls. guests @ Baron, Uni

08. Februar 2013Frankfurt• 23 Uhr, SIR DAVID RODIGAN& special GUESTs, General Motors (Superwhip Hi-Fi/Riddim Wize) & Markie J (Dutty Friday, Dutty Dubz, Riddim Wize), supported by DUTTY FRIDAY @ Zoom Club

15. Februar 2013Frankfurt• 23 Uhr, Island Vibes #5, Dubs till Dawn & guests @ Orange Peel

09. Februar 2013Frankfurt• 22 Uhr, Das Beste aus Reggae-, Roots- und Foundationmusik presented by Soundbwoys Destiny, Reggaebar @ StereobarMainz• 22 Uhr, Wake the town… !, Jackpot Sound ls. guests @ Kulturcafé, Uni

15. Februar 2013Roßdorf• 21 Uhr, Reggaelation mit DJ General Motors, jamaikanische Musikperlen zwischen Ska, Dub und Modern Roots @ Roßdörfer Biergarten

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- 22 - Reggae Rhein-Main No11/Jan.-Feb.-März 2013

I CARE for YOUR Dreads!Text: Taslim Touray | Fotos: Taslim Touray

Yagana‘s Haircreations Schanzenstrasse 28 Ecke Dalbergstrasse | 68159 Mannheim Tel. 0176-71780938 [email protected]

facebook.com/yagana.taz

Im Mannheimer Jungbusch-Viertel hat Taz im Oktober seinen Afro-Hair-Shop »Yagana’s Haircreations« eröffnet: Für alle, die sich professionell Dreadlocks machen lassen, ihre Dreads reparieren lassen wol-len oder sich ein individuelles Hair-Tattoo wünschen, gibt es nun diesen einladenden Shop in der Schanzenstrasse 28, der schon von weitem durch die red-yellow-green- Wandfarben ins Auge sticht. Sicher kennen die meisten Mannhei-mer Reggae-Lovers diesen Laden noch als REGGAE Corner, den Iris Walford erfolgreich geführt hat. Taz führt die Tradition fort und war beim ersten Besichtigungstermin sofort sicher: das wird mein neuer Laden. Schon beim Betreten des Ladens wird man mit sweet Reggae-Music und Taz Rie-sen-Smile empfangen und kann sich erst-mal bei einer Tasse Tee oder Kaffee in Ruhe beraten lassen und auf dem bequemen Fri-sierstuhl Platz nehmen. Dreadlocks kann Taz sowohl in afrikanisches krauses als auch in das glatte europäische Haar zaubern: ganz ohne Chemie. Verschiedene Techniken wer-den von ihm angewendet wie Backombing, Twisting oder Rubbing. Für die erste Dread- Sitzung muss man je nach Haarlänge 3-6 Stunden Zeit mitbringen, die mit Taz aber wie im Fluge vergehen. Wer schon Dreads hat und erste dünne Stellen an den unteren Enden entdeckt oder an der Kopfhaut keine Definition der Dreads mehr hat, sollte zur

Dreadlocks-Repair & Care kommen. Lose Haarsträhnen werden sorgfältig mittels Hä-kelnadel in die bestehenden Dreads verwo-ben, brüchige Dreads erhalten Soforthilfe mit einer speziellen Knoten- oder Faden-Technik. Kurzhaar-Träger warten entweder noch auf die erforderliche Dread-Mindest-Haar-länge von ca. 10 cm bei europäischem Haar oder bleiben ihrem Stil treu und lassen sich den Schopf mit einem künstlerischen Hair-Tattoo verschönern: ein Football-Player ließ sich zum Beispiel von Taz seine Startnum-mer 22 prominent einrasieren und gewann damit hoffentlich das Match aber mit Si-cherheit viel Aufmerksamkeit. Besonders stolz und geehrt fühlte sich Taz, als TriXstar der female Dancehall Artist aus Dortmund vorbeischaute und sich für ihren Auftritt in Mannheim in ihren Upper-cut ein cooles Tribal von ihm machen ließ. Und schon die coolen Kids kommen mit eigenen Wünschen für ihr Hair-Tattoo wie den Nike-Swoosh, oder eine Micky-Mouse für die ganz Kleinen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Taz macht jeden kleinen und großen Kopf zum Kunstwerk und absoluten Hingucker. Im Laden gibt’s außerdem noch aus-gesuchte Streetwear-Fashion für Reggae- und HipHop-Lovers. Jedes Shirt gibt’s nur einmal, von daher lohnt es sich, schnell zuzuschlagen. Für den Winter bietet Taz

Dreadlocks | Dreadlocks-Repair | Hair-Tattoos | Streetwear: HipHop & Reggae

warme handgemachte Caps aus Wolle in Rasta-Farben an, von Large- bis XXX-Large-Dreadlocks. Wer unter der großen Auswahl nichts passenden findet, kann auch gerne Farb- und Formwünsche für die Mütze angeben und bekommt nach einer Woche sein persönliches Unikat. Und da ja auch dieses Jahr wieder Weih-nachten ansteht, findet man(n) für sein Wi-fey schönen Holzschmuck aus Afrika, Nepal und Goa, indische Räucherstäbchen und handgeschnitzte Calabash-Motiv-Ketten, die Taz mit sehr viel Liebe selbst herstellt.

Ein Besuch bei Yagana’s Haircreations lohnt sich auf jeden Fall. Und natürlich werden alle künftigen Reggae-RheinMain-Ausgaben bei Taz ausliegen! Come in and find out; in full effect and ‚Nice to be Nice‘, wie Taz gerne sagt! YAGA-NA!

Dancehalll Artist TriXstar mit neuem Hairtattoo von Taz

Mannheims NEW Afro-Hair-Shop

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Dreadlocks | Dreadlocks-Repair | Hair-Tattoos | Streetwear: HipHop & Reggae

Yagana‘s Haircreations Schanzenstrasse 28 Ecke Dalbergstrasse | 68159 Mannheim Tel. 0176-71780938 [email protected]

www.yaganas-haircreations.de

facebook.com/yagana.taz

NEW IN

MANNHEIM

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