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„Nur Paradestücke der Chronologie?“ Eine Untersuchung über Nachbestattungen im Rahmen des Glockenbecher-Phänomens Magisterarbeit zur Erlangung der Würde des Magister Artium der Philosophischen Fakultäten der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br. vorgelegt von Anja Stadelbacher aus Freiburg i. Br. Sommersemester 1999 Urgeschichtliche Archäologie
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"Nur Paradestücke der Chronologie ?" Eine Untersuchung über Nachbestattungen im Rahmen des Glockenbecher-Phänomens . Archäologie Digital 2 (2004).

Jan 17, 2023

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„Nur Paradestücke der Chronologie?“

Eine Untersuchung über Nachbestattungen im Rahmen des Glockenbecher-Phänomens

Magisterarbeit zur

Erlangung der Würde des Magister Artium der Philosophischen Fakultäten der

Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br.

vorgelegt von

Anja Stadelbacher aus Freiburg i. Br.

Sommersemester 1999

Urgeschichtliche Archäologie

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A. Stadelbacher, Nachbestattungen des Glockenbecher-Phänomens

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Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort.................................................................................................................................. 4 2. Einleitung .............................................................................................................................. 5

2.1. Forschungsgeschichtliche Aspekte................................................................................ 5 2.2. Fragestellung und Ziel ................................................................................................... 7 2.3. Aufbau der Arbeit und methodisches Vorgehen ............................................................ 9 2.4. Chronologischer und geographischer Rahmen ........................................................... 10

3. Terminologische und methodisch problematische Aspekte ................................................ 12 3.1. Grundlegende Terminologie ........................................................................................ 12 3.2. Nachbestattung - terminologische und inhaltliche Abgrenzung ................................... 12 3.3. Die Gefahr befundimmanenter Interpretationen .......................................................... 14 3.4. Kultur oder Phänomen oder ...?................................................................................... 15

4. Die Befunde ........................................................................................................................ 23 4.1. Die Zuweisung der Befunde in Kategorien .................................................................. 23 4.2. Ostprovinz.................................................................................................................... 28

4.2.1. Mährische Gruppe: Mähren...................................................................................... 28 4.2.2. Böhmische Gruppe: Böhmen ................................................................................... 33 4.2.3. Süddeutsche Gruppe ............................................................................................... 39

4.3. Ostdeutsche Provinz.................................................................................................... 44 4.3.1. Mittelelbe-Saale-Gebiet............................................................................................ 44 4.3.2. Mecklenburgische Gruppe: Mecklenburg - Vorpommern......................................... 57

4.4. Nordwestprovinz .......................................................................................................... 58 4.4.1. Nordwestdeutsch-Niederländische Gruppe: Nordwestdeutschland, Niederlande, Belgien ................................................................................................................................ 58 4.4.2. Jütländische Gruppe: West - Dänemark .................................................................. 65

4.5. Westmediterrane Provinz............................................................................................. 67 4.5.1. Lombardische Gruppe: Norditalien........................................................................... 67 4.5.2. Die Nekropole Petit - Chasseur, Sion, Valais........................................................... 68

4.6. Zusammenfassung der Befunde.................................................................................. 77 4.6.1. Unterschiede zwischen den GBP - Nachbestattungen und den „regulären“ GBP - Bestattungen ....................................................................................................................... 79 4.6.2. Gemeinsamkeiten der GBP - Nachbestattungsfaktoren ......................................... 80

4.7. Anmerkungen zu den Befunden .................................................................................. 82 5. Interpretation ....................................................................................................................... 83

5.1. Ethnologische Analogien ............................................................................................. 83 5.2. Interpretationsansätze ................................................................................................. 83

5.2.1. Legitimation durch Tradition ..................................................................................... 84 5.2.2. Der Akt einer Ablösung: Manifestation und Überprägung ........................................ 87

6. Schlußfolgerungen und Ausblick......................................................................................... 89 7. Literatur ............................................................................................................................... 91 8. Anhang.............................................................................................................................. 106

8.1. Abkürzungen.............................................................................................................. 106 8.2. Fundortliste KSK und GBP ........................................................................................ 107 8.3. Tafeln ......................................................................................................................... 108

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GEGEN DAS VERGESSEN.

ANNE-CATHERINE CONSCIENCE SCHAUFELBERGER

23.4.2001

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1. Vorwort Bereits im letzten Jahrhundert waren Forscher beeindruckt von dem kleinen, glockenförmigen Becher, der in weiten Teilen Europas in archäologischen Befunden zum Vorschein kam. Dieser Becher, die vergesellschafteten Funde und Befunde formen das Glockenbecher - Phänomen. Inspiriert von der außergewöhnlichen Erscheinung des Glockenbecher - Phänomens entstanden Theorien zum Ursprung und dem kulturellen Hintergrund, die so mannigfaltig waren wie die Verzierungsvariationen der einzelnen Becher in den Regionalgebieten. Ein zentraler Aspekt dieses Phänomens war und ist die in vielen Regionalgebieten streng genormte, geschlechtsdifferenzierte Bestattungsweise: Männer wurden in linksseitiger Hocklage mit dem Kopf im Norden, Frauen in rechtsseitiger Hocklage mit dem Kopf im Süden bestattet. Gemeinsam war ihnen der Blick nach Osten. Aus dieser Basis ergaben sich fortwährend neue Ansätze, wie das Phänomen an sich zu interpretieren sei. Eine Untersuchung der Nachbestattungen des Glockenbecher - Phänomens könnte neue Aspekte aufzeigen, welche die Interpretation dieses endneolithischen „Phänomens“ einen weiteren Schritt voranbringen. Die hier vorliegende Magisterarbeit wurde 1999 fertiggestellt. Für die Publikation in der Reihe „Archäologie Digital“ wurde die Arbeit in geringen Teilen überarbeitet, so wurden z.B. Literaturzitate ergänzt, die auf Arbeiten verwiesen, die 1999 noch in Vorbereitung oder im Druck waren1, aber schon für die vorliegende Arbeit berücksichtigt wurden. Neue Befunde sowie gänzlich neue Literatur wurden nicht aufgenommen. Danke! An erster Stelle möchte ich Prof. Dr. Ch. Strahm danken. Die Basis für diese Magisterarbeit wurde durch seine Lehre und Forschung gelegt. Während der Bearbeitung dieser Thematik waren es die zahlreichen konstruktiven und äußerst kreativen Diskussionen, die neue Fragen und Perspektiven entstehen ließen. Weiterhin möchte ich Dr. Marion Benz, Hubert Fehr M.A., Dr. Lutz Klassen, Ilona Knapp M.A., Dr. Markus Vosteen und Dr. Samuel van Willigen für zahlreiche anregende Gespräche danken. Ein ganz besonders herzlicher Dank richtet sich an Prof. Dr. em. Edward Sangmeister für seine wertvollen Anregungen und die immer wieder bereichernden Einblicke in Forschungsgeschichte und Befundlage. Für eine umfassende „allround“ - Betreuung, seinen dies intensive fachliche Diskussionen, Korrekturarbeiten, EDV - Hilfe oder die manchmal nötigen Pausen, bedanke ich mich herzlichst bei Andreas Brunn M.A., Matthias Fröhlich M.A., Thilo Jordan M.A., Bettina Pfaff M.A., Dr. Silvia Sprenger, Roland Wiermann M.A., Susanne Wiermann M.A. und Jakob.

1S. z.B. Eisenhauer 2002 oder Knapp 2001.

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2. Einleitung

2.1. Forschungsgeschichtliche Aspekte

Nachbestattungen im Neolithikum sind bisher erst einmal zentrales Objekt einer wissenschaftlichen Arbeit gewesen2: 1953 erschien von Ulrich Fischer der Artikel „Über Nachbestattungen im Neolithikum von Sachsen - Thüringen“ (Fischer 1953a). In der Regel werden Nachbestattungen nur am Rande erwähnt und erlangen einzig im Rahmen relativchronologischer Aussagen Bedeutung für die Auswertung von Befunden. Als ein Beispiel unter vielen sei die Monographie „Studien zum mitteldeutschen Neolithikum“ von Gerhard Mildenberger3 (1953) herausgegriffen. In dem Kapitel „Die großen Grabhügel“ (Mildenberger 1953:22-47) erläuterte der Autor alle relevanten Grabhügelbefunde und legte mit Hilfe von Stratigraphien mögliche Belegungsabläufe dar. Bei der Durchsicht nach Aunjetitzer Belegungen fanden sich auch Hinweise auf GBP - Nachbestattungen, die jedoch kaum hinterfragt wurden. Mildenberger untersuchte die Befunde nur hinsichtlich ihrer Aussagekraft für die Erstellung einer relativen Chronologie. Ulrich Fischers Fragestellungen hingegen unterschieden sich eindeutig von vielen zeitgenössischer Arbeiten. In seiner bahnbrechenden Analyse „Die Gräber der Steinzeit im Saalegebiet“ (Fischer 1956) erkannte Fischer Regelhaftigkeiten in der Bestattungssitte und prägte den in der heutigen Forschung so allgegenwärtigen Begriff „geschlechtsdifferenzierte Bestattungsweise“4: „Neu ist die geschlechtliche Differenzierung von Lage und Orientierung, die in der Schnurkeramik wie anscheinend auch in der Glockenbecherkultur geübt wird.“ (Fischer 1956:252) Es handelte sich bei dieser Publikation um eine diachrone Beschreibung der Bestattungssitten von der Linearbandkeramik bis zur Aunjetitzer Kultur, die als einen zweiten, analytischen Teil eine Herausarbeitung kulturspezifischer Grab- und Bestattungsformen beinhaltete. Fischer löst sich somit von der bisher vorherrschenden Art der Gräberanalyse, er geht über relativchronologische Aussagen hinaus und öffnet die Tür zu einer neuen Perspektive: Kulturhistorische und sozial-ökonomische Fragestellungen werden durch die erweiterte Sichtweise möglich. So ist auch gut nachvollziehbar, daß Fisch im Zuge seiner Forschungen zur obigen Monographie einen genaueren Blick auf die Nachbestattungen im MES – Gebiet warf, der zu dem eingangs erwähnten Artikel „Über Nachbestattungen im Neolithikum von Sachsen-Thüringen“ (Fischer 1953a) führte.

2Nicht berücksichtigt werden konnte die Arbeit von M. Sopp, Die Wiederaufnahme älterer

Bestattungsplätze in den nachfolgenden vor- und frühgeschichtlichen Perioden in Norddeutschland, (Sopp 1999), die der Bearb. bei Abgabe noch nicht vorlag. GBP – Nachbestattungen werden in der Analyse von Sopp nicht angesprochen.

3Diese Publikation war die überarbeitete Habilitationsschrift „Die großen Grabhügel der mitteldeutschen Jungsteinzeit“, die G. Mildenberger 1951 beendete (Mildenberger 1953:5).

4Ein Teilauszug dieser Arbeit mit ersten Ergebnissen zur Bestattungsweise veröffentlichte Fischer bereits 1953 (Fischer 1953b).

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In dieser Analyse rückte U. Fischer Nachbestattungsbefunde ins Zentrum einer wissenschaftlichen Fragestellung. Erstmals in der archäologischen Forschung beinhaltete diese Frage nicht nur einen chronologischen Aspekt, Fischer ging einen Schritt weiter: „Das Studium der Nachbestattungen hat im übrigen nicht nur ein chronologisches Interesse; dahinter stehen die Probleme der Kontinuität von Bevölkerung und Kultur.“ (Fischer 1953a:161) Eine derart intensive Betrachtung erforderte natürlich auch eine bis dahin noch nicht erfolgte Begriffsdiskussion sowie eine inhaltliche Strukturierung des Begriffes „Nachbestattung“, die Fischer ausführlich leistete (ders. 1953a:162)5. Wie auch in seiner Monographie von 1956 führte der Autor Befunde von der Linearbandkeramik bis zur Aunjetitzer Kultur auf und analysierte diese hinsichtlich Regelhaftigkeiten oder besonderer Merkmale. Präsent war auch immer die Frage nach Kontinuitäten und Traditionen in Bezug auf Nachbestattungen. Als ein Ergebnis erarbeitete Fischer drei Kontinuitätsreihen für das MES - Gebiet (ders. 1953a:175) (vgl. Kap. 5 Interpretation): „a/b.) Baalberger Reihe, die älteste von allen; ihr ist die weit seltenere Salzmünder Reihe beizuordnen. Man kann beide auch die hochneolithischen Reihen nennen; sie umfassen alle späteren Kulturen bis Aunjetitz, mit Ausnahme der Glockenbecher. c.) Walternienburg-Bernburger Reihe, später beginnend als die vorgenannten, sonst diesen entsprechend. Aunjetitzer Nachbestattungen treten sehr zurück. d.) Schnurkeramische Reihe, beginnend mit der Kalbsriethgruppe oder der entwickelten Schnurkeramik. In ihr fehlt Walternienburg-Bernburg, dafür treten die Glockenbecher neu hinzu.“ Des weiteren konnte Fischer deutlich zeigen, daß die ersten Nachbestattungen mit der Baalberger - Kultur einsetzten (ca. von 4100 BC - 3800 BC6), die ebenso als erste archäologische Kultur im MES - Gebiet Hügelgräber aufweist und somit den Anfangspunkt einer Nachbestattungstradition setzt, die erst mit der ausgehenden Frühbronzezeit abbricht (ders. 1953a:163-164). In Bezug auf die GBP - Nachbestattungen vermutete Fischer eine Angleichung an den schnurkeramischen Ritus, den er jedoch nicht weiter diskutierte (ders. 1953a:170). Im Anschluß an die Vorstellung der Nachbestattungsbefunde der einzelnen archäologischen Kulturen nutzte er eine erste Analyse für das Aufstellen einer relativen Chronologie, bemerkte jedoch: „Wichtiger als die chronologischen Aufschlüsse scheinen uns die kultursoziologischen zu sein“ (ders. 1953a:174). Neben chronologischen Aspekten, die er in seinem Artikel weiter verfolgte, stellte sich Fischer auch die Frage nach einem „[...] inneren Zusammenhang von Vor- und Nachbestattung“ (ders. 1953a:177). Aufgrund der zeitlichen Dimension und der „[...] Verschiedenheit der beteiligten Kulturgruppen“ negierte Fischer (ders. 1953a:179) eine Interpretation der Nachbestattungen als Sippengräber und vermutete religiöse und soziologische Hintergründe. Als zentrales Ergebnis postulierte er, aufgrund der aufgezeigten Kontinuitäten, eine „[...] weit stärkere Konstanz der Bevölkerung [...] als der bunte Wechsel der Kulturen erkennen läßt“(ebd.). Der vorgestellte Artikel von U. Fischer ist bis heute maßgebend für die Beschäftigung mit Nachbestattungen im Neolithikum. In der Forschung fand er nicht den gewünschten Widerhall,

5Vgl. auch Kap. 3.2. 6Datierung nach Müller 1999b:48.

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es gab keine weiteren Untersuchungen, auch nicht von Fischer selbst, die Nachbestattungen nicht nur als „[...] Paradestücke der Chronologie“ (ders. 1953a:162) betrachteten. Mit dem Terminus „Nachbestattungen“ assoziieren Archäologen oft auch die großen Grabhügel der Hallstatt- und Latènezeit (Ha D1 bis Latène A). Da diese großen Grabhügel mit hoher Anzahl an Nachbestattungen7 eher als Nekropole für eine Gemeinschaft interpretiert werden, während im Neolithikum generell doch der Eindruck von Einzelgräbern überwiegt, kann inhaltlich nur schwer eine Brücke zwischen den beiden Traditionen geschlagen werden. Interessante Aspekte könnten sich jedoch aus theoretischen Abhandlungen von Nachbestattungen, deren Schwerpunkt auf Definition und Terminologie liegt, ergeben. Es muß jedoch auch für die hallstatt- und latènezeitlichen Nachbestattungen festgestellt werden, daß sie noch nie primäres Ziel einer derartigen Untersuchung waren. Generell kann von einer eher deskriptiven Arbeitsweise ausgegangen werden, deren Ergebnisse oft zur Beantwortung chronologischer Fragen herangezogen wurden8. Ebenso stand die Frage nach rekonstruierbaren „Trachtsitten“ bzw. der Geschlechtsbestimmung anhand der Beigaben im Vordergrund9. Auch S. Kurz streifte das Thema „Nachbestattungen“ in seiner 1997 erschienenen Monographie „Bestattungsbrauch in der westlichen Hallstattkultur“ nur am Rande (Kurz 1997:123-124). Erwähnt sei noch ein Artikel von J. Müller (ders. 1994), dessen Hauptanliegen war, Strukturen innerhalb der Bestattungen des Magdalenenberges mit statistischen Mitteln aufzuzeigen. Auch diese innovative Art der Analyse ist aufgrund der nötigen Datenmenge nur schwer auf neolithische Befunde übertragbar. Zusammenfassend ist festzustellen, daß im Bereich der Analyse von Nachbestattungen ein großes Defizit in der archäologischen Forschung herrscht. Die Basis wurde in beeindruckender Weise 1953 von Ulrich Fischer gelegt, jedoch wurde es seit diesem Zeitpunkt versäumt, darauf aufzubauen. Für den Bereich der GBP - Forschung soll die vorliegende Arbeit diese Lücke schließen.

2.2. Fragestellung und Ziel

Bei einer Analyse des GBPs ist die Betrachtung der Bestattungssitten unabdingbar, was sowohl durch die allgemeine Quellenlage als auch durch die Aussagekraft dieser Befundgattung begründet ist10. Bei derartigen Untersuchungen wurde des öfteren das Vorhandensein von Nachbestattungen festgestellt (z.B. Fischer 1953a / Fischer 1956). Diese GBP - Nachbestattungen sind keine regionale Erscheinungen, es finden sich Hinweise von Portugal bis ins MES-Gebiet, von Dänemark bis nach Norditalien.

7J. Müller (1994:175, 177) spricht in Bezug auf den Magdalenenberg bei Villingen von „Nach- oder

Nebenbestattungsgemeinschaften“, die in diesem Grabhügel 139 Nach- oder Nebenbestattungen anlegten.

8So z.B. Parzinger (1986). 9So z.B. Sangmeister (1983), Lenerez - de Wilde (1989). 10Über Bestattungssitten im Neolithikum geben im allgemeinen die Arbeiten von A. Häusler Auskunft,

eine zusammenfassende Darstellung wurde als Artikel publiziert (Häusler 1992).

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Da Nachbestattungen als Teil einer relativen Chronologie äußerst wichtig und beweiskräftig sind, tritt und trat der chronologische Aspekt bei Fragestellungen zu diesem Themenkomplex immer in den Vordergrund11. Bei der Beschäftigung mit dem GBP fällt die anscheinende Häufigkeit von Nachbestattungen im Vergleich zu anderen archäologischen Kulturen auf. So finden sich z.B. in den Beschreibungen der einzelnen Regionalgebiete in der Publikation „Das Glockenbecher-Phänomen. Ein Seminar“ (Strahm 1995) in fast allen Gebieten direkte oder indirekte Hinweise auf Nachbestattungen. Diese anscheinende Regelhaftigkeit ist der Ausgangspunkt für die Fragestellungen der vorliegenden Arbeit. In der Literatur finden sich oft Andeutungen, daß es sich bei dem Anlegen von Nachbestattungen im Rahmen des GBPs um eine Art „Bequemlichkeit“ handeln könnte12. Weiterreichende Fragen wurden kaum gestellt, außer sie hatten einen eindeutig chronologischen Charakter. An dieser Stelle gilt es anzusetzen und andere Fragen zu stellen: Dieser vereinfachte Interpretationsansatz widerspricht dem Gesamteindruck, den die Hinterlassenschaften des GBPs bei uns erwecken. Fragen nach inneren Zusammenhängen der Nachbestattungen können sicherlich nicht nur mit den Argumenten „Bequemlichkeit“ und „Chronologie“ erklärt werden. Um Hinweise auf eine mögliche Intention der Bestattenden zu erhalten, muß die Frage nach ähnlichen Merkmalen innerhalb der Nachbestattungen sowie Unterschieden zu der „regulären“ Bestattungssitte des GBPs in den jeweiligen Regionalgebieten gestellt werden. In der Folge wäre zu untersuchen, ob sich die herausgearbeiteten Merkmale überregional gleichen, ja sogar ob sie Ausdruck einer ähnlichen Idee sein könnten. Konkret ergibt sich folgende Fragestellung: Ist das Anlegen von Nachbestattungen als Ausdruck einer bestimmten, nicht rein funktional orientierten Intention bzw. Idee der Bestattenden des GBPs anzusehen? Um diese Frage beantworten zu können, müssen folgende Aspekte untersucht werden: Bestanden traditionelle oder ähnliche Verbindungen zu den älteren Bestattungen des entsprechenden Grabmonumentes? Wurde die Vorbestattung beeinträchtigt? Sind solche Verbindungen im archäologischen Material ersichtlich? Lassen sich aus diesen möglichen Verbindungen Regelhaftigkeiten ableiten? Gibt es Unterschiede im Grabbau, in der Ausstattung, der Orientierung der Toten oder anderen Merkmalen zwischen den GBP - Nachbestattungen und den „regulären“ GBP - Bestattungen? Die Beantwortung dieser Fragen wird auch neue Aspekte hinsichtlich der kulturhistorischen Verflechtungen des GBPs mit anderen archäologischen Kulturen aufzeigen. Zusammenfassend kann die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit folgendermaßen umrissen werden: Verbindende Merkmale von GBP - Nachbestattungen sollen herausgearbeitet und in Relation zu der „üblichen“ Bestattungssitte gestellt werden. Weichen diese Merkmale von anderen GBP - Bestattungen ab, so werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie diese Abweichungen

11Z.B. bei Mildenberger (1953). 12So z.B. Größler 1902:105: „[...] so konnte kein Zweifel sein, dass die Grabkammer schon einmal

geöffnet worden ist, und zwar zu Gunsten des als Eindringling in der Mitte ... liegenden Hockerskeletts“.

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interpretiert werden können. Des weiteren sollen Kausalitäten für Regelhaftigkeiten oder Abweichungen in der Bestattungssitte untersucht werden.

2.3. Aufbau der Arbeit und methodisches Vorgehen

Die vorliegende Analyse ist in fünf thematisch getrennte Abschnitte unterteilt. Als einleitendes Kapitel (s. Kap. 2)führt diese Arbeit Betrachtungen zur Forschungsgeschichte auf, um die Entstehung der Fragestellung zu illustrieren. Die Fragestellung und Zielsetzung der vorliegenden Arbeit wird erläutert, worauf sich eine methodische Betrachtung anschließt. Ergänzt wird diese Basis durch die Darstellung chronologischer und geographischer Abgrenzungen der Fragestellung. Der zweite Abschnitt wird mit der Überschrift „Terminologische und methodisch problematische Aspekte“ (Kap. 3) betitelt und widmet sich im ersten Teil der Darstellung der grundlegenden Terminologie für den Bereich „Bestattungssitten“. Um eine einheitliche und klar belegte Terminologie zu verwenden, muß im folgenden Abschnitt der Begriff „Nachbestattung“ definiert werden. Da das Datenmaterial, das zur Beantwortung der Fragestellung herangezogen wird, verschiedene Grabarten aufweist, müssen anschließend die Gefahren befundimmanenter Interpretation aufgezeigt und analysiert werden. Abgeschlossen wird dieser zweite Komplex von der grundlegenden Frage nach „Glockenbecherkultur oder Glockenbecher-Phänomen“, welche zumindest für diese Arbeit beantwortet werden kann. Eine Aufgabe, die im dritten Abschnitt (Kap.4), dem Hauptteil dieser Arbeit, realisiert wird, ist die Erstellung eines Kataloges von Nachbestattungen des GBPs, der die Datenbasis für die Beantwortung der Fragestellung darstellt. In diesem Katalog soll die Aussagekraft der einzelnen Nachbestattungen, oder der Befunde, die als solche angesprochen wurden, aufgezeigt und bewertet werden. Als Ergebnis dieser Bewertung werden diese Nachbestattungen in entsprechende Kategorien eingeordnet. Auch soll die auffallende Häufigkeit von Nachbestattungen im Rahmen des GBPs damit bestätigt oder relativiert werden. An diese Datenbasis werden daraufhin die entsprechenden Fragen gestellt, wobei die Herausarbeitung der Unterschiede zum regional üblichen Grabbrauch des GBPs direkt im Anschluß an den Katalogteil des jeweiligen Gebietes erfolgt. Diese Herausarbeitung impliziert gleichzeitig eine Zusammenfassung der relevanten Befunde. Nachdem die regionalen Zusammenhänge erläutert wurden, kann daraufhin eine überregionale Betrachtung in einer deskriptiven Zusammenfassung erfolgen. Anschließend werden die aus den Befunden resultierenden Ergebnisse einer kritischen Betrachtung unterzogen. Im vierten Abschnitt (Kap. 5) werden zwei Interpretationsansätze vorgestellt, welche aus den Ergebnissen der Datenanalyse resultieren. Der abschließende Abschnitt (Kap. 6) beinhaltet Schußfolgerungen, die aus den vorherigen Kapiteln gezogen werden können. Zum anderen soll in einem Ausblick die Relevanz und die Konsequenzen der Ergebnisse bezüglich der Gesamterscheinung des GBPs erläutert und mögliche neue Perspektiven aufgezeigt werden.

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Die Methodik ist von einer induktiven Arbeitsweise gekennzeichnet13. Wichtig in diesem Zusammenhang ist eine strenge Befundkritik und ein konsequentes Einhalten der erarbeiteten Kategorien14. Das Hinzuziehen von Ergebnissen oder Analogien aus „Nachbarwissenschaften“, wie z.B. der Ethnologie, ist m.E. mit einer Aussage von Ucko (1969) grundlegend und treffend charakterisiert: „What I am suggesting is that one of the prime results of the use of ethnographic parallels is to take the archaeologist back to his own material - the width of the approach will make the archaeologist re-analyse his own material.“ (Ucko 1969:264) Ein Blick in die Nachbarwissenschaften kann den eigenen Horizont beträchtlich erweitern, jedoch sollten deren Ergebnisse keinesfalls vorschnell oder unreflektiert auf die vorhandenen Befunde angewendet werden. Eine Analyse des Materials nach Uckos (ebd.) Vorschlag würde einen deduktiven Arbeitsschritt bedeuten, der zuvor methodisch sicher noch diskutiert werden müßte.

2.4. Chronologischer und geographischer Rahmen

Bei dem GBP handelt es sich um eine Erscheinung des Endneolithikums, die zusammen mit der Kultur mit Schnurkeramik eine Zeit des tiefgreifenden Wandels charakterisiert (Strahm 1999:18). Relativchronologisch lassen sich viele Verzahnungen mit den regionalen endneolithischen Kulturen feststellen. Auch scheint mit dieser Zeit die „Initialzündung“ einer neuen Epoche gegeben zu sein: der Bronzezeit. In den frühen Kulturen der Frühbronzezeit finden sich noch viele Hinweise auf GBP - Traditionen. Eine chronologische Überschneidung von GBP und z.B. Aunjetitzer Kultur scheint gesichert (Müller 1999a:85; vgl. Abb. 22). Absolutchronologisch finden sich für das Arbeitsgebiet die frühesten Daten um 2900 BC cal. für die Ostprovinz (Schmidt / van Willigen 1995), während die jüngsten Daten um 1900 BC cal. liegen (ebd.). Ein Schwerpunkt liegt sicher in der Mitte des dritten Jahrtausends, die Qualität der 14C - Daten (Knochenmaterial oder Holzkohle) sowie deren absolutchronologische Aussagen unterscheiden sich regional stark. Das Bearbeitungsgebiet umfaßt geographisch in groben Zügen das mitteleuropäische Verbreitungsgebiet des GBPs. Es handelt sich hierbei um folgende GBP - Provinzen (vgl. Strahm 1995b:11-12): die Ostprovinz, die Ostdeutsche Provinz, die Nordwestprovinz ohne die Atlantische Gruppe sowie der zircumalpine Bereich der Westmediterranen Provinz. Die nicht berücksichtigten Gebiete unterscheiden sich vom Arbeitsgebiet in der Ausprägung des GBPs, in dem in der Regel eine Einhaltung der strengen Bestattungssitte des GBP vorherrscht, wobei die Orientierung der Bestatteten eine zentrale Rolle spielt. Dieser für die Arbeit wichtige Punkt ist größtenteils von der Befundart abhängig und bei Bestattungen in Megalithgräbern nur selten aussagekräftig. Die Bearbeitung des gesamten GBP - Verbreitungsgebietes im Hinblick auf die Fragestellung würde den Rahmen einer Magisterarbeit sprengen, da aufgrund der divergierenden

13Natürlich ist anzumerken, daß eine rein induktive Arbeitsweise wohl nie möglich sein wird, da allein

schon die Ansprache der Funde und Befunde sowie die Zuweisung derselben zu einer archäologischen Kultur o.ä. ein Vorwissen beeinhaltet, anhand dessen vom Generellen auf das Spezielle, den Einzelfall, geschlossen wird. Dennoch wird der induktive Charakter dieser Arbeit betont, da die Basis und der Ausgangpunkt dieser Analyse definitiv die Befunde sind.

14Die Kategorien des Befundkataloges entstanden nach einer ersten Durchsicht der Befunde und waren nicht schon im Voraus festgelegt.

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Befundarten auf mehreren Ebenen und mit einer extrem hohen Anzahl an komplexen megalithischen Befunden gearbeitet werden müßte. Somit ist mit dem Bearbeitungsgebiet ein inhaltlich geschlossener Ausschnitt aus der Gesamtverbreitung des GBPs ausgewählt worden.

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A. Stadelbacher, Nachbestattungen des Glockenbecher-Phänomens

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3. Terminologische und methodisch problematische Aspekte Um Unklarheiten oder mehrdeutige Interpretationsansätze auszuschließen, sollen im folgenden die grundlegenden Begriffsinhalte kurz dargestellt und erläutert werden. Ebenso müssen methodische Probleme, die durch die variierende inhaltliche Belegung von Begriffen oder durch den Vergleich verschiedener Befundarten entstehen, aufgezeigt und diskutiert werden.

3.1. Grundlegende Terminologie

Der Bereich „Bestattungssitten“ birgt in der Archäologie ein weites Feld von Begriffen, die oftmals wenig transparent erscheinen. Die beiden grundlegenden Begriffe „Bestattung“ und „Grab“ werden für diese Arbeit nach Wahl (1994) definiert. a. Bestattung Der Begriff „Bestattung“ „[...] schließt sowohl den Vorgang des Bestattens als auch die Situation des Verstorbenen im Grab inklusive aller Grabeinbauten und Beigaben mit ein“ (Wahl 1994:89).15 Im archäologischen Befund zeigen sich verschiedene Bestattungsarten, wie z.B. die Brandbestattung oder die Körperbestattung (ebd.). b. Grab Der Begriff „Grab“ bezeichnet „[...] ausschließlich die Lokalität, erst die Benennung Körper- oder Brandgrab bezieht die Überreste des Verstorbenen insofern mit ein, als der Verwendungszweck bzw. die Bestattungsart näher charakterisiert werden“ (Wahl 1994:90). Als „Grabbefund“ definiert Wahl „[...] das materielle Endprodukt aller in das Totenbrauchtum einfließenden Vorgänge und Wertvorstellungen“ (ders. 1994:90). Verdeutlicht werden obige terminologische Aspekte sowie die inhaltlichen Komponenten in einer Grafik von J. Wahl (Abb. 1)16. Die Einwirkung der einzelnen in der Abbildung dargestellten Parameter kann sehr unterschiedlich sein, die Spanne reicht von „dominierend“ bis „unbedeutend“ (ders. 1994:91). Es wird auch die immense Anzahl an Variationsmöglichkeiten deutlich, die auf dieser unterschiedlichen Intensität der Einwirkung aber auch auf den unterschiedlichen Auswirkungen der Parameter beruhen kann. Im Bewußtsein dieser Möglichkeiten fasziniert um so mehr der Bestattungsritus des GBP, dessen strenge Einhaltung in weiten Gebieten nachweisbar scheint (z.B. Strahm 1995a).

3.2. Nachbestattung - terminologische und inhaltliche Abgrenzung

Schon der Begriff „Nachbestattung“ an sich impliziert eines der Hauptkriterien der Definition: die zeitliche Komponente, das „Danach“.

15Wahl (1994:89) merkt an, daß der Begriff „Bestattung“ teilweise auch als Synonym für den Toten selbst

oder die Skelettreste benutzt wird, was jedoch nicht legitim sei. 16Anstatt der “Rahmen”-Bezeichnung “Ethnische Zugehörigkeit” würde Bearb. “Zugehörigkeit zu einer

Gemeinschaft” im Sinne der Gemeinschaft der Bestattenden vorschlagen, was natürlich den zweiten von Wahl angeführten “Rahmen”-Begriff “Tradition” auch schon beinhaltet.

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Die bis heute grundlegenden terminologischen Überlegungen zu dem Begriff wurden von U. Fischer 1953 in seinem Aufsatz „Über Nachbestattungen im Neolithikum von Sachsen-Thüringen“ (Fischer 1953a) publiziert. Einer der Grundsätze seiner umschreibenden Definition lautet: „Zum Wesen der ‚Nachbestattung‘ gehört die ‚Vorbestattung‘, welche den Nachbestattern bekannt war“ (ders. 1953a:162). In diesem Basisgedanken erkannte Fischer eine erste Problematik: Die Frage nach bewußter Handlung oder Zufall, die für die Archäologen im Befund nicht immer klar zu beantworten ist. Auch muß laut Fischer der Bezugspunkt der Kontinuität eingegrenzt werden, was bedeutet, daß im Befund eine deckungsgleiche Grabstelle oder eine zumindest Überschneidung vorliegen sollte (ders. 1953a:162). Auf dieser Basis unterschied Fischer grundsätzlich drei Formen von Nachbestattungen (ebd.): a. Nachbestattungen im gleichen Grabraum Unter diese Kategorie fallen fast alle Nachbestattungen in megalithischen Anlagen. Ohne klare Stratigraphie sind diese Nachbestattungen nur schwer von gleichzeitig niedergelegten Kollektivbestattungen zu unterscheiden. b. Nachbestattungen in verschiedenen Grabräumen, aber in gleicher Grube Es handelt sich bei diesen Befunden meist um Flachgräber, die als „konkordant“ bezeichnet werden, falls die Vorbestattung ungestört bleibt17. c. Nachbestattungen in verschiedenen Grabgruben, aber in der gleichen Hügelschüttung Fischer bezeichnete Nachbestattungen in Hügelgräbern als „[...] häufigste Form“, betonte aber, daß die Befundsituation, d.h. die Zuweisung zu einem Hügel, nicht immer eindeutig war (ebd.). Aufgrund dieser Darlegungen von U. Fischer wird der Begriff „Nachbestattung“ für diese Arbeit folgendermaßen als Prämisse definiert: Eine Nachbestattung ist eine Bestattung, die bewußt und mit zeitlichem Abstand nach einer vorherigen Bestattung, der Vorbestattung, angelegt wurde. Es findet somit eine Wiederverwendung einer Grabanlage im weitesten Sinne statt. Das bewußte Anlegen wird gekennzeichnet durch: a. eine Bestattung im Grabraum oder der Grabgrube der Vorbestattung, wobei anhand eindeutiger Stratigraphien gleichzeitig niedergelegte Kollektivbestattungen auszuschließen sind oder b. eine Bestattung in oder auf der Hügelschüttung des Grabhügels der Vorbestattung. Dabei wird auch eine absichtliche Erweiterung des Grabhügels miteinbezogen, was sich i.d. Regel am Befund erkennen läßt oder c. eine enge horizontale räumliche Nähe zur Vorbestattung. Als sicher können in diesem Fall nur Befunde gelten, die sich decken oder zumindest überschneiden. Bei unsicheren Befunden

17Im Falle einer Beeinträchtigung der Vorbestattung benutzt Fischer (ders. 1953a:162) den Begriff

„diskordant“.

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muß eine Einzelfallentscheidung getroffen werden, welche z.B. die Gesamtsituation der Befunde des betreffenden Gräberfeldes berücksichtigt. Als problematisch erweist sich die nähere Definition des geforderten „zeitlichen Abstandes“ zwischen der Vorbestattung und der Nachbestattung, besonders dann, wenn keine unabhängige Datierung der beiden Befunde möglich ist und diese auch durch relativchronologische Zuweisung in einen Zeithorizont fallen könnten. Auch hier muß eine Einzelfallentscheidung getroffen werden, die auf stratigraphischen und gegebenenfalls kulturhistorischen Aspekten basiert. Es ist außerdem noch anzumerken, daß die Termini „Primär- und Sekundärbestattung“ von Wahl (1994:95) und Kunter (1988) in Zusammenhang mit mehrstufigen Bestattungssitten eindeutig definiert wurden: „Nach Kunter (1988,553 ff.) gelten ein Individuum oder mehrere Individuen im anatomischen Zusammenhang als ‚Primärbestattung‘; eine ‚Sekundärbestattung‘ ist durch die fehlende oder nur noch teilweise gegebene anatomische Abfolge charakterisiert...“ (Wahl 1994:95) Somit sind beide Begriffe nicht als Synonyme für Vor- bzw. Nachbestattung zu verwenden.

3.3. Die Gefahr befundimmanenter Interpretationen

Die Niederlegung von Nachbestattungen wird, wie allgemein bei Bestattungen, von verschiedenen Faktoren geprägt. Die meisten dieser Faktoren stehen in direktem Zusammenhang mit dem Toten selbst oder der Gemeinschaft der Bestattenden. Jedoch ist ein Faktor, die Grabanlage, in die nachbestattet wird, vorgegeben. Natürlich kann diese nachträglich verändert werden, jedoch war dies nur bei wenigen Anlagen der Fall. Ebenso ist davon auszugehen, daß für die Bestattenden gewisse Kriterien zur Auswahl eines Grabmonumentes relevant waren. Die grundsätzliche Problematik, nämlich der Vergleich unterschiedlicher Grabarten, in die nachbestattet wurde, wird von diesen relativierenden Einwänden jedoch nicht entschärft. Aufgrund dieser Ausgangslage muß auf die Gefahr einer befundimmanenten Interpretation hingewiesen werden, die bei einem Vergleich unterschiedlicher Grabarten nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden kann. Die Überprüfung der für diese Arbeit relevanten Befunde wird in Kap. 4.7 geleistet werden. Vorab soll jedoch an drei fiktiven Beispielen die Problematik erläutert werden. In dem für diese Arbeit umrissenen geographischen Raum finden sich an Grabarten, die für die GBP - Nachbestattungen relevant sind, das Flachgrab, das Hügelgrab sowie das Megalithgrab. Beispiel 1: Ergebnis: In einem Regionalgebiet finden sich neben Nachbestattungen in Grabhügel auch Nachbestattungen über Flachgräbern. Diese Befundkombination wird als außergewöhnlich betrachtet und entsprechend interpretiert. Erläuterung: Bei Flachgräbern kann es sich um abgeschleifte Hügelgräbern handeln, die heute als solche nicht mehr erkennbar sind. Somit wäre in Betracht zu ziehen, daß die eventuell in einer vorhanden gewesenen Hügelschüttung niedergelegten Nachbestattungen mit dieser zerstört

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wurden oder als Nachbestattungen über Flachgräbern interpretiert werden. Eine intensivere Betrachtung der regionalen Bestattungssitten kann weiterhelfen. Beispiel 2: Ergebnis: Nachbestattungen in megalithischen Anlagen finden sich fast ausschließlich in derselben Grabkammer wie die Vorbestattungen. Im selben Arbeitsgebiet finden sich in den Grabhügeln keine Nachbestattungen in den Grabkammern der Vorbestattungen, selbst wenn es sich bei diesen um Steinkisten handelt. Dieses Ergebnis könnte auf einen unterschiedlichen Bezug zu den Vorbestattungen hinweisen. Erläuterung: Bei den megalithischen Anlagen im Arbeitsgebiet handelt es sich in den meisten Fällen um Kammergräber mit nur einer Kammer, wodurch der Niederlegungsort für die Nachbestattung schon vorgegeben ist. Bei einem Hügelgrab kann die Grabkammer der Vorbestattung gewählt werden, was in der Regel jedoch einen ungleich höheren Arbeitsaufwand für die Bestattenden bedeutet, vor allem dann, wenn die exakte Lage der Vorbestattung nicht mehr bekannt war. Es sind somit zwei vollkommen unterschiedliche Ausgangssituationen gegeben. Beispiel 3: Ergebnis: In megalithischen Anlagen wurden die Vorbestattungen meist gestört oder ausgeräumt, während die Vorbestattungen in Grabhügeln unangetastet blieben. Auch dieses Ergebnis könnte als unterschiedliche Haltung zu den Vorbestattungen interpretiert werden, besonders wenn diese zusätzlich von Trägern unterschiedlicher archäologischer Kulturen angelegt wurden. Erläuterung: Eine Nachbestattung in einer megalithischen Anlage beinhaltet in der Regel eine direkte Konfrontation mit den Überresten der Vorbestattung, was bei Nachbestattungen in Grabhügeln nur selten der Fall ist. Bei einer solchen Nachbestattung ist somit eine Störung der Vorbestattungen schon funktional sehr wahrscheinlich. Hinzu kommt, daß die Toten des GBPs zumeist als Einzelbestattung niedergelegt wurden. Um diesen Zustand annähernd zu erreichen, ist eine Verlagerung der Überreste voriger Bestattungen unumgänglich.

3.4. Kultur oder Phänomen oder ...?

Die großräumige Verbreitung der Glockenbecher, die große Ähnlichkeit des Formeninventares sowie der Mangel an Siedlungsbefunden förderten wie bei keiner zweiten archäologischen Erscheinung die Diskussion nach deren Hintergrund. Hand in Hand ging diese Diskussion mit der Hinterfragung des Begriffes „archäologische Kultur“, dessen Problematik in Bezug auf eine dahinterstehende Gruppe von Menschen oder gar „Volk“ deutlich aufgezeigt wird. Mit der Zeit änderten sich nicht nur die Definitionen des Kulturbegriffes sondern auch die Befundlage in Bezug auf die Glockenbecher. Eine neue, grundsätzliche Diskussion wurde notwendig, deren Ergebnisse jedoch nicht die gewünschte breite Reflexion in der Forschung finden. Einen grundsätzlichen Beitrag zu diesem komplexen Thema kann dieses Kapitel nicht leisten, jedoch soll eine Abgrenzung bzw. eine Anlehnung an gewisse Strömungen der Forschung dargestellt werden. Falls durch diese Darstellung einige Tendenzen relativiert und andere gefördert werden, ist dies durchaus im Sinne der Bearbeiterin.

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Wie aus den vorherigen Kapiteln schon ersichtlich, wird der Arbeitsbegriff „Glockenbecher-Phänomen“ (GBP) benutzt. Der Weg der Begriffsfindung für die vorliegende Arbeit soll kurz erläutert werden. Es ist dafür notwendig, die Hintergründe und die in der Forschungsgeschichte zugewiesenen Inhalte der Termini „Glockenbecherkultur“ und „Glockenbecher-Phänomen“ in ihren für diesen Entscheidungsprozess wichtigsten Ausprägungen darzustellen. a.) Glockenbecherkultur „Die „Kulturen“ oder „Komplexe“, zu denen die Vor- und Frühgeschichte ihr Material strukturell zusammenfaßt, können als konkrete historische Gemeinschaften in Zeit und Raum ... verstanden werden.“ (Jan Lichardus 1991:13) „Es soll nicht bestritten werden, daß „archäologische Kulturen“ auf innere geistig-kulturelle Zusammenhänge hinweisen...“ (Roland Mischung 1986:681) „Schon aus heuristischen Gründen sollte man...“die reale Existenz von Kulturen“ energisch in Abrede stellen...“

(Jens Lüning 1972:169) [Alle drei Zitate aus Wotzka 1993:25] Diese drei Zitate zeigen deutlich das Kernproblem der Diskussion um den Kulturbegriff auf, die Identifikation menschlicher Gruppen durch eine Übertragung klassifikatorischer Einheiten. Im Rahmen der forschungsgeschichtlichen Betrachtung des Begriffes „Glockenbecherkultur“ spielt diese Diskussion eine wichtige Rolle. Zuerst sollen hier jedoch kurz auf die nachhaltigsten Bedeutungsinhalte, die dem Begriff „Kultur“ zugewiesen wurden, eingegangen werden18. Gustav Kossinna und Gordon Childe schufen Definitionen der „archäologischen Kultur“, welche die Forschung jahrzehntelang beeinflußten, sei dies im Sinne einer „völkischen Interpretation“ und dem später folgenden „Kossinna-Syndrom“19 oder einer sich im Laufe der Jahre modifizierenden Gelehrtenmeinung, die eine Spiegelung des Zeitgeschehens beinhaltet. Keines der verwendeten Konzepte wurde von Kossinna oder Childe geschaffen, jedoch sind es diese beiden „Namen“, die „[...] untrennbar mit dem archäologischen Kulturbegriff verknüpft sind“ (Wotzka 1993:28). Das Ziel Kossinnas war es, in fest umrissenen Gebieten archäologische Funde zu kartieren, und diese Völkern oder Stämmen aus der historischen Überlieferung zuzuschreiben. Er wollte diese Stämme also anhand von Funden identifizieren20. Diese ethnischen Gruppen verfolgte er aufgrund der postulierten Kontinuität im Fundstoff immer tiefer in die Vorgeschichte, sie wurden somit zu seinem Ausgangspunkt zur Identifikation prähistorischer Gesellschaften (Wotzka

18Die folgende kurze Einführung beruht hauptsächlich auf Zusammenfassungen von Textpassagen des

Artikels „Zum traditionellen Kulturbegriff in der prähistorischen Archäologie“ von H.-P. Wotzka (1993). Der Artikel bietet u.a. einen hervorragenden Überblick zum traditionellen Gebrauch des Kulturbegriffes.

19Der Begriff wurde von G. Smolla (1980) geprägt. 20„...scharf umgrenzte archäologische Kulturprovinzen decken sich zu allen Zeiten mit ganz bestimmten

Völkern oder Völkerstämmen“ (Kossinna 1911:3).

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1993:29). Wotzka (ebd.) stellte fest, daß Kossinnas rassische Komponenten von nachfolgenden Forschern revidiert wurden, jedoch blieb „[...] die Gleichsetzung von Volk und Kultur integraler Bestandteil des archäologischen Kulturbegriffes“. Auf dieser revidierten Basis formulierte Gordon Childe seine Definition der archäologischen Kultur, die laut Wotzka (ebd.) „[...] bis heute gültiger Ausdruck der traditionellen Auffassung geblieben ist“21. Im Gegensatz zu Kossinna legte Childe großen Wert auf die Vergesellschaftung von Funden und Befunden, er nutzte neue Erkenntnisse, um seine Definitionen zu modifizieren. In späteren Schriften wurde der „Volksbegriff“ von Childe durch den Begriff „society“ (vgl. McNairn 1980:59-64) ersetzt. Er erkannte daraufhin auch die Problematik der Gleichung: archäologische Kultur = Volk bzw. eine Gesellschaft = eine Sprache. Eine Gruppe, die „[...] gemeinsamen Traditionen konkreten Ausdruck verleiht“, kann eine „[...] Anzahl von Siedlungen oder lokalen Gemeinden umfassen“ und sich eventuell sogar als Volk bezeichnen, jedoch „[...] nichts berechtigt uns zu der Annahme, daß dieses Volk als ganzes eine einzige Sprache hatte oder als politische Einheit handelte, geschweige denn, daß alle seine Mitglieder physiologisch verwandt oder zoologisch derselben Abstammung waren“ (Childe 1975:52; vgl. Wotzka 1993:31). Mittelpunkt des weiteren Schaffens von Childe war der Versuch einer soziologischen Untermauerung seiner Definition: Er versuchte, „[...] mit rein archäologischem Instrumentarium [...] weiterhin anthropologisch Relevantes zu schaffen“ (Wotzka 1993:32). Speziell hinsichtlich der Glockenbecherforschung der 70er Jahre soll ein Aufsatz nicht unerwähnt bleiben22: 1972 publizierte Jens Lüning (1972) seine Abhandlung „Zum Kulturbegriff im Neolithikum“. Er analysierte darin die bisherigen Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet und kam zu dem Ergebnis, daß der Kulturbegriff im Neolithikum Teil eines Klassifizierungssystemes sei und sich nur für „[...] ganz bestimmte Aufgaben und nur für diese“ eignen würde (Lüning 1972:168), wobei der Schwerpunkt dieser Aufgaben eindeutig im chronologischen Sektor zu suchen sei. Abschluß dieses Absatzes soll ein Zitat von Lüning (1972:168-169) bilden, das richtungsweisend für die Auswahl und Definition des Arbeitsbegriffes der vorliegenden Untersuchung war: „Hierüber muß man sich im klaren sein, wenn man das Neolithikum unter anderen als chronologischen Aspekten betrachten will und sich dabei fälschlicherweise der Kulturen als scheinbar vorgegebener Größe bedient. Sie stellen nicht mehr als Teile eines chronologisch-terminologischen Systems dar und dürfen keinesfalls überfordert werden.“ Vor diesem Hintergrund sollen nun selektiv einige forschungsgeschichtliche Stationen des Begriffes „Glockenbecherkultur“ aufgezeigt werden23.

21„We find certain types of remains - pots, implements, ornaments, burial rites, house forms - constantly

recurring together. Such a complex of associated traits we shall term a ‚cultural group‘ or just a ‚culture‘. We assume that such a complex is the material expression of what would today be called a ‚people‘. (As the adjective from ‚people‘, corresponding to the German ‚völkische‘, we use the term ,ethic‘). Only where the complex in question is regularly and exclusively associated with the skeletal remains of a specific physical type would we venture to replace ‚people‘ by the term ‚race‘ “ (Childe 1929:V-VI). Siehe hierzu auch Wotzka 1993:Anm.16 und 22.

22Zu erwähnen sind natürlich auch die Arbeiten von K. J. Narr (v.a. 1985). 23Es soll keine vollständige oder repräsentative Forschungsgeschichte des Begriffes dargestellt werden,

die Auswahl der vorgestellten Interpretationen ist bewußt subjektiv und soll die Eckpfeiler der späteren Argumentation für den hier verwendeten Arbeitsbegriff darstellen.

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Ausgangspunkt dieser Betrachtung ist der viel zitierte Satz von A. Schliz (1906:334): „Zerstreut über das ganze Gebiet unserer Karte finden wir Gräber und Einzelfunde der Glockenbecherbevölkerung, internationale schweifender Horden, halb Händler und halb bogenbewaffnete Nomaden...“24 Schliz (1906:343) prägte auch den Begriff „reisige Bogenschützen“ für die „Glockenbecherbevölkerung“. Bis zu dieser Zeit wurde das GBP als reiner Formenkreis betrachtet, Schliz öffnete eine „[...] neue, ethnische Dimension“, und versuchte diese auch in späteren Arbeiten mit anthropologischen Daten zu unterstützen (vgl. Benz / Gramsch / van Willigen 1995:16). Diese ethnische Interpretation wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges exzessiv betrieben, eine deutliche Parallele findet sich in Bezug auf den Kulturbegriff. Ein weiteres, tiefgreifendes Ereignis in der Geschichte des Begriffes „Glockenbecherkultur“ wurde von Sangmeister (1972:188) treffend geschildert: „Als 1954 K. Gerhardts Buch über die „Glockenbecherleute in Mitteleuropa“ erschien, waren offensichtlich die Vorstellungen bestätigt, die man sich von der Glockenbecherkultur gemacht hatte: Sie war das Produkt einer Population, in der ein in Mitteleuropa vorher unbekannter rassischer Typus dominierte. Diese Fremdartigkeit deckte sich gut mit der Vorstellung von Einwanderern und der vom „reisigen Volk von Bogenschützen...“ Somit wurde die Sichtweise Glockenbecherkultur = Glockenbechervolk in einer Weise bestärkt, die erst nach zwei Jahrzehnten wieder grundsätzlich hinterfragt werden sollte. Die „Chance“ Planoccipitaler Steilkopf wurde von der Forschung kaum genutzt, sie wandelte sich in eine Art Rechtfertigung und wurde teilweise zum unreflektierten Festhalten an früheren Vorstellungen benutzt. Eine Art von Aufbruchsstimmung, forciert durch den stattfindenden Generationenwechsel, kennzeichnete die Forschung der frühen 70er Jahre, die zweifellos ihren Höhepunkt im „Glockenbechersymposion Oberried“ fand25. Sangmeisters Aufsatz „Sozial - ökonomische Aspekte der Glockenbecherkultur“ (1972) war eine erste, imponierende Antwort auf diese Stimmung. Er formulierte als eindeutiges Ergebnis seiner Studie: „Es gibt eine Glockenbecherkultur26“ (ders. 1972:194). Mit der Formulierung dieser Antwort wird klar, daß Teile der Forschung die dazugehörige Frage stellten. 1989 bestätigte Sangmeister (1989) grundsätzlich seine Aussagen von 1972, jedoch nahm er einige Modifikationen vor. Eine hervorragende Momentaufnahme im Rahmen des Symposions Oberried gelang E. Neustupný (1976) mit seinem Artikel „Paradigm Lost“. Er stellte noch einmal deutlich den Einfluß von „Kossinna´s paradigm“ auf die Interpretation des Begriffes „Glockenbecherkultur“ heraus (ders. 1976:242) und zeigte neue Tendenzen auf: „A deep chance is to be expected in the explanation of Central European Beakers in the near future. The traditional paradigm is lost forever, and facts are mute without a paradigm. A new one must be accepted.“ (Neustupný 1976:246)

24„internationale schweifender“ entspricht dem Wortlaut des Zitates (Schliz 1906:334). 25Das Symposion fand 1974 statt und wurde 1976 publiziert. 26Er spezifizierte dieses Ergebnis: „Sie (die Kultur) wird getragen von einer Gesellschaft, die

kleingegliedert ist, und in der Kleinfamilien so etwas wie einen Clan bilden.“ (ebd.). Sangmeister bezeichnete das Ergebnis jedoch als vorläufig und ließ die Frage ausgeklammert, ob die Glockenbecherkultur eine gesellschaftliche Einheit vertritt (ders. 1972:200).

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Neustupný zeigte zwar neue Ansätze auf, jedoch liegt der Schwerpunkt dieses Aufsatzes m.E. eher in dem Abschluß mit alten Paradigmen und der erzeugten Aufbruchsstimmung als in den angedachten Lösungswegen. Wie eine kurze Reflexion der Forschung der 50er Jahre scheint die auf diesen Beitrag folgende Diskussion (Neustupný 1976:248) während des Symposions, in der bezeichnenderweise K. Gerhardt versuchte, noch einmal die „Trumpfkarte Planoccipitaler Steilkopf“ zu spielen, die aber, wie auch in der Schlussdiskussion deutlich wurde, nicht mehr „gestochen hat“. In dieser Schlussdiskussion spürte man zwischen den Zeilen eine Art Unsicherheit, wie denn nun „das Kind beim Namen zu nennen sei“: Sangmeister (Final Discussion 1976:483) sprach einmal sogar von dem „[...] Phänomen 'Glockenbecherkomplex‘“. Zur heutigen Verwendung des Begriffes „Glockenbecherkultur“ ist zu sagen, daß er nur von wenigen Autoren bewußt gewählt und auch begründet wird27. Meistens wird dieser Begriff recht unreflektiert, geschweige denn mit einer Begründung, verwendet. Eine kurze Erläuterung des verwendeten Begriffes und der zugewiesenen Inhalte könnte für eine klare Darstellung der verschiedenen Standpunkte sorgen und wahrscheinlich sogar neue grundsätzliche Diskussionen forcieren. b.) Glockenbecher - Phänomen Die Verknüpfung zu den vorherigen Ausführungen kann durch das Glockenbechersymposion Oberried 1974 (1976) hergestellt werden. Neustupný war mit seiner Forderung nach einem Paradigmenwechsel nicht allein, er wurde unter anderem von Shennan unterstützt, der in seinen Artikeln „Bell beakers and their context in central Europe“ (ders. 1976) und „The appearance of the Bell Beaker Assemblage in Central Europe“ (ders. 1977) neue Wege aufzeigte wie z.B. eine Übertragung des „interaction sphere - Models“ nach Binford (1965)28. Sehr auffällig ist, daß Shennan es vermied, den Begriff „Bell Beaker Culture“ zu verwenden. In diese sehr produktive Zeit um 1974 fallen auch zwei weitere Artikel, die nicht unerwähnt bleiben sollen. R. Harrison publizierte 1974 einen Artikel über „Origins of the Bell Beaker cultures“ (ders. 1974). Basierend auf einer ausführlichen Forschungsgeschichte über die „Ursprungsfrage“, kam er zu dem Schluß, daß ein multipler Ursprung wahrscheinlich sei. In diesem Zusammenhang verwendete er den Ausdruck „[...] dichotomized Beaker complex“ (ders. 1974:107), bemerkenswert ist auch, daß Harrison den Begriff Kultur in Bezug auf Glockenbecher nur im Plural benutzte. Bisher konnten nur Tendenzen in eine neue Richtung festgestellt werden, der erste Meilenstein auf diesem neuen Weg wurde von C. Burgess und S. Shennan gesetzt (Burgess / Shennan 1976)29. In ihrem Artikel „The beaker phenomenon: some suggestions“ wird der Begriff „Kultur“ erstmals gezielt durch „Phänomen“ ersetzt:

27Siehe z.B. Schmid 1995:84. 28Sehr interessant ist die Tatsache, daß Shennan wohl längere Zeit mit Neustupný in Prag zusammen

gearbeitet hat (Shennan 1976:238). 29Der Zusatztitel des Bandes, in dem der obige Aufsatz publiziert wurde, lautete: „Papers delivered at a

conference organised by the Department of Adult Education, University of Newcastle upon Tyne, January 1976“. Es wird deutlich, daß der Artikel noch in dem Jahr publiziert wurde, in dem auch das Kolloquium stattfand. Das Glockenbechersymposion Oberried fand 1974 statt, wurde aber erst 1976 publiziert. Da zumindest Shennan an dem Symposion teilnahm, kann der Artikel von 1976 Anregungen von Oberried aufgenommen haben, obwohl beides im gleichen Jahr publiziert wurde.

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„[Burgess and Shennan] [...] believe the discussion should now be taken a step further; that the time has come to question the traditional equation of Beakers with a seperate people and with population movement, and introduce an alternative hypothesis. This would see Beakers as something extra-cultural, connected with some sort of activity which was taken up by societies throughout Europe. Together with the artefacts with which they are regularly associated they could be said to form a „Beaker package“, which would be merely the outward manifestation of whatever international phenomenon is involved.“ (Burgess / Shennan 1976:309) Natürlich zeigte diese Darlegung neuer Ansätze ihre Wirkung in der Forschung, jedoch muß man sich die Frage stellen, inwiefern die folgende Entwicklung sich ihres „Ursprunges“ bewußt war. Der Artikel von Burgess und Shennan findet sich zwar in vielen forschungsgeschichtlich orientierten Texten wieder, jedoch ohne die Betonung der immensen Wichtigkeit für die GBP - Forschung. Selbst die aktuellen Modelle30 müssen in ihrer „Innovationsfreudigkeit“ relativiert werden: Die grundlegenden Aussagen wurden spätestens 1976 getätigt. Auch A. Gallays Artikel „Le Phénomène Campaniforme: une nouvelle hypothèse historique“ (Gallay 1979a) von 1979 wurde von den Ergebnissen des Glockenbechersymposions Oberried beeinflusst. Auch er bekannte sich zu dem Begriff „Phénomène“, den er auch in der überarbeiteten Fortsetzung seiner These (Gallay 1988a) weiter gebrauchte31. Ende der 80er Jahre tauchte ein weiterer Begriff in der Glockenbecherforschung auf: „The Bell Beaker Complex“. A. Sherratt (1987:83) benutzte diesen Begriff wohl zur Verdeutlichung seines postulierten „drinking complex“ (ders. 1987:89), während dem Artikel von R. J. Harrison (ders. 1993) keine Hinweise zu entnehmen sind, warum er den Terminus „complex“ verwendete32. c.) Neuere Tendenzen und alternative Möglichkeiten Die Publikation „Das Glockenbecher-Phänomen. Ein Seminar“ (Strahm 1995a) war das Ergebnis zweier Seminare an dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Freiburg. Das GBP wurde „[...] nicht als voll umfänglich dokumentierte archäologische Kultur“ (Strahm 1995b:7) angesehen, auch war eine Absetzung hinsichtlich anderer archäologischer Kulturen erwünscht, so daß die Bezeichnung „Glockenbecher-Phänomen“ angebracht schien. Eine mögliche Interpretation des Phänomens wurde mit dem „Crémade-Modell“ vorgestellt (Strahm 1995a:389-396). Das GBP wurde als Ausdruck einer Ideologie gewertet, die nur ansatzweise nachvollzogen werden kann. Das Vorhandensein einer voll ausgebildeten Glockenbecherkultur wurde für möglich gehalten, jedoch in leicht evolutionistischer Tendenz „späteren Stufen“ zugeschrieben (Strahm 1995a:392). Somit erhielt die Differenzierung „Glockenbecher-Phänomen“ und „Glockenbecherkultur“ eine neue Dimension: nämlich eine chronologische. Diese Tendenz wurde in weiteren Aufsätzen betont. So erläuterten M. Benz, A. Gramsch. R.R. Wiermann und S. van Willigen (dies. 1998b:185), daß „[...] in this stage, the BBP seems to be present in all spheres of life and can now be described as an archaeological Culture - the Bell

30Z.B. das Crémade-Modell, das die Hinterlassenschaften des GBPs als Ausdruck einer neuen Ideologie

deutet (Strahm 1995a:398-396). 31In einem Aufsatz von 1998, „L´enigme campaniforme“ (Gallay 1998), wird jedoch Gallays Interpretation

des Phänomens oder „enigme“ deutlich: „Les deux premières phases s´apparentent à la diffusion d´une mode, alors que les quatre autres réseaux constituent autant de groupes culturels originaux qui pourraient avoir des assises „ethniques“ distinctes“ (ders. 1998:12) (vgl. dazu auch Besse 1996).

321980 spricht Harrison noch von dem „Beaker Folk“ (ders. 1980).

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Beaker Culture“. Um diese und weitere Interpretationen konkret an Befunden zu manifestieren, wäre jedoch dringend eine unabhängige Chronologie vonnöten (ebd.). Der chronologische Aspekt wurde von den genannten Autoren in einem Artikel im Rahmen der Festschrift für Christian Strahm wieder aufgegriffen: Hier wurde für die Frühphase des GBP ein selektives Typenspektrum angenommen, das keine Berechtigung zur Ansprache als „archäologische Kultur“ gäbe, und deshalb könne auch von keinem „[...] Glockenbechervolk gesprochen werden“33 (dies. 1998a: 296). Diese Andeutung einer Unterteilung in Glockenbecherkultur und -phänomen manifestierte sich u.a. in den Abbildungen 7 und 8 des Aufsatzes „Il bicchiere campaniforme: fenomeno e cultura“ von Ch. Strahm (ders. 1998) (vgl. Abb. 2)34. Für Strahm stehen die „Aspekte der Ideologie“ gleichwertig den „Aspekten der archäologischen Kultur“ gegenüber (ebd.), das Glockenbecher - Phänomen wird jedoch entwicklungsgeschichtlich vor die Glockenbecherkultur gestellt. d.) Definition des Arbeitsbegriffes Der aufgeführte Weg der Entscheidungsfindung verdeutlicht die Komplexität des terminologischen Problems. Sieht man den Begriff „archäologische Kultur“ als das an, was er eigentlich ist, nämlich eine wertfreie Klassifizierungshilfe, so müßte die logische Entscheidung für den Terminus Glockenbecherkultur fallen35. Unter diesem Begriff subsumieren sich alle Hinterlassenschaften einer wirtschaftenden Gemeinschaft36, unabhängig von der Art dieser Gemeinschaft. Der Begriff Phänomen beinhaltet ansatzweise schon eine Interpretation dieser Gemeinschaft, die im Glockenbecher - Kontext im ideologischen Bereich37 zu suchen ist. Der Alternativbegriff Glockenbecherkomplex ist ebenfalls rein klassifikatorisch zu sehen und kann in Glockenbecher - Phänomen und eine Glockenbecherkultur unterteilt werden, wobei das Phänomen entwicklungsgeschichtlich vor der Kultur liegt (vgl. Strahm 1998; Benz / Strahm / van Willigen 1998). Eine grundlegende Trennung der beiden „Phasen“ und eine Anwendung auf konkrete Befunde ist m.E. jedoch nicht möglich. Oberflächlich betrachtet scheinen Bestattungsbefunde als sichere Hinterlassenschaft einer Ideologie und Siedlungsbefunde für den ökonomischen Bereich zuzutreffen. Wie sieht es jedoch mit einzelnen Komponenten der beiden Bereiche aus? In diesem Fall würde der Begriff „Kultur“ schon einen Interpretationsansatz in Bezug zu dem Begriff „Komplex“ beinhalten, was neue terminologische Verwirrungen auslösen würde: Auf der einen Seite steht die Forderung nach einer wertfreien Benutzung des Begriffes „archäologische Kultur“, auf der anderen Seite die Loslösung der ideologischen Hinterlassenschaften. Ein weiteres Argument für die Wahl des Begriffes „Phänomen“ stellt die Forschungsgeschichte dar. Es wurde gezeigt, welche Inhalte dem Begriff „archäologische Kultur“ im Glockenbecherkontext zugewiesen wurden und werden. Was für jeden Leser klar ersichtlich sein sollte ist, daß Bearb. die Gleichstellung Glockenbecherkultur = Glockenbechervolk oder = Glockenbechergesellschaft ablehnt. Zusätzlich ist auch nicht zu leugnen, daß wir mit dem generell GBP etwas anderes fassen als mit den meisten anderen archäologischen Kulturen, der

33Abgesehen davon kann m.E. eine archäologische Kultur nie mit einem Volk gleichgesetzt werden. 34Diese Abbildungen wurden ebenfalls in Benz / Strahm / van Willigen 1998 publiziert. 35Auch ist bei dem GBP das Vorhandensein von Funden und Befunden gegeben. 36Definition einer archäologischen Kultur nach den Vorlesungen von Prof. Dr. Ch. Strahm. 37Ideologie im Sinne neuen Wissens.

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Unterschied liegt z.B. im großen Verbreitungsgebiet sowie in den Besonderheiten des Siedlungswesen: Siedlungen in exponierter Lage oder die Ausgrenzung eines Hauses mit GBP - Funden im Strukturbild eines Dorfes. Somit wird der Begriff Phänomen als die Gesamtheit der Hinterlassenschaften einer wirtschaftenden Gemeinschaft, deren verbindendes Element auf ideologischer Ebene zu suchen ist, für diese Arbeit definiert. Der Begriff „Phänomen“ stellt somit in Bezug zu dem Begriff „archäologische Kultur“ lediglich eine andere Stufe der Analyse dar. Es ist jedoch auch ersichtlich, daß dringend eine allgemeine Hinterfragung und eine Standortbestimmung der Terminologie nötig ist. Es bedarf hierzu jedoch einen anderen Rahmen als den einer Magisterarbeit, deren Schwerpunkt auf Bestattungssitten liegt. Eine positive Seite der Medaille ist jedoch zu erkennen: Das Problem ist hausgemacht und somit lösbar.

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4. Die Befunde Der Katalog der Nachbestattungen ist in Anlehnung an Strahm (1995:11f.) in Regionalgruppen aufgeteilt. Allen Regionalgruppen, in denen sich Nachbestattungen der Kategorie I (s.u.) finden, geht eine Kurzcharakteristik des GBPs im entsprechenden Gebietes voraus. Diese Einführung basiert größtenteils auf den entsprechenden Artikeln aus „Das Glockenbecher-Phänomen: Ein Seminar“ (Strahm 1995a) und soll die Charakteristika des GBPs im jeweiligen Arbeitsgebiet wiedergeben. Die Fundorte der Nachbestattungen sind innerhalb einer Regionalgruppe alphabetisch geordnet. Gehört ein Befund einem Gräberfeld an, so wird dieses, falls die Literatur es erlaubt, erst kurz charakterisiert und anschließend z.B. das entsprechende Hügelgrab als eigentlicher Befund dargestellt.

4.1. Die Zuweisung der Befunde in Kategorien

Die aufgenommenen Befunde des GBPs stehen alle unter dem Oberbegriff „Bestattungen“. Eine erste Unterteilung wird im allgemeinen aufgrund der Bauart des Grabmonumentes erstellt, z.B. Megalithgrab oder Grabhügel, wobei sich in diesen Grabbauten meistens diverse verschiedene Grabarten finden. Im Rahmen der Fragestellung schien eine Kategorisierung der Befunde nach den eben angedeuteten Kriterien nicht sinnvoll. Relevant ist primär die Aussagekraft der Befunde; daß diese teilweise mit den verschiedenen Bauarten korreliert, ist oft auf deren Forschungsgeschichte und somit Ausgrabungsart verbunden. Die Aussagekraft der einzelnen Befunde wird durch verschiedene Faktoren bestimmt. An erster Stelle steht der Erhaltungszustand. Bei schlecht erhaltenen Grabmonumenten, sei es aufgrund von Witterungseinflüssen oder antiken bzw. rezenten Störungen, kann auch eine exakte Ausgrabungstechnik und Dokumentation nicht weiter helfen. Somit wären wir schon beim zweiten Faktor, der Ausgrabung. Aufgrund ihrer deutlichen Präsenz in der Landschaft wurden viele Grabbauten schon im letzten Jahrhundert, bzw. zu Anfang dieses Jahrhunderts ausgegraben. Diese frühe Ausgrabungstätigkeit kann nicht im allgemeinen als Garant einer ungenügenden Fundbeobachtung herangezogen werden, da ihre Qualität stark von den einzelnen Ausgräbern abhängig war, wie z.B. die Arbeitsergebnisse und Bemerkungen38 F. Klopfleischs erkennen lassen. Besonders relevant ist dieser Punkt für die 38„...Die Methode der Ausgrabung selbst ist daher auch nicht gleichgültig; besonders muss der

Ausgrabende sein Augenmerk darauf richten, die innere Konstruktion der Fundstelle, z. B. eines Grabhügels, vollständig übersichtlich vor sich zu sehen, damit ihm nicht etwa die Wahrnehmung entgehe, dass einer ursprünglich älteren Grabanlage später eine jüngere Beisetzung aufgepfropft wurde, die unter Umständen sogar noch tiefer eingegraben sein kann als die urspünglich ältere Beisetzung...“ (Klopfleisch 1884:27). Ein weiteres Zitat zu diesem Thema soll dem Leser nicht vorenthalten werden: „Besonders bedenklich und verwerflich ist die Ausgrabungsmethode mittels Stollen, Schachten, schmalen Gruben und Gassen in grösseren Grabhügeln, auf solchem Wege kann man nie ein getreues Bild von der ursprünglichen inneren Konstruktion eines Hügels und später eingetretenen Störungen derselben erhalten und muss [der] Verfasser, gestützt auf seine langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiete der Grabhügelausgrabungen, ernstlich davor warnen, diese erst neuerdings wieder in der Generalversammlung der deutschen anthropologischen Gesellschaft zu Strassburg von Professor Oskar Fraas aus Stuttgart angepriesene und in sehr romantische Beleuchtung gestellte Ausgrabungsmethode mit unterirdischen Stollen bei Grubenlicht

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Ausgrabung der Innenräume von Megalithgräbern, die oft sehr komplexe Stratigraphien aufweisen. Welchen Wert eine minutiöse Ausgrabung und Befundbeobachtung bei mehrphasigen Bestattungsplätzen haben kann, zeigen die Befunde vom Petit - Chasseur, Sion39. Ein weiterer, nicht befundimmanenter Faktor für die Kategorisierung ist eine sorgfältige Publikation. Basis hierfür muß eine genaue Befundbeschreibung sein, welche die Fundlage eindeutig nachvollziehbar macht. Mit diesem Punkt fassen wir ein großes Manko der für diese Arbeit relevanten Befunde. Oft deuten alle Faktoren auf eine eindeutige GBP - Nachbestattung hin, jedoch geht aus der Publikation nicht eindeutig hervor, welcher Schicht oder welchem Teilbefund, respektive Grab, die GBP - spezifischen Funde zugeordnet werden können. Somit wird die Aussagekraft für die Fragestellung minimiert. Prominentestes Beispiel hierfür sind die Befunde von Saint-Martin-de-Corléans im Aosta-Tal40. Die fehlende Möglichkeit einer Zuordnung der Funde zu einer Bestattung, sei diese gekennzeichnet durch ein Skelett, Leichenschatten, Leichenbrand oder eine Grabgrube41, kann natürlich auch durch nachträgliche Störung, z.B. im Rahmen einer mehrphasigen Belegung, erfolgt sein. Eine vorläufige Bewertung der Nachbestattungen oder der als Nachbestattung angesprochenen Befunde ist hinsichtlich der Aussagekraft in Bezug auf die Fragestellung nötig. Basis für die Zuordnung in eine Kategorie ist die Primärliteratur. Kategorie I Folgende Bedingungen müssen für die Zugehörigkeit eines Befundes in Kategorie I gegeben sein: • Der Befundinterpretation als Bestattung muß eindeutig sein, ebenso wie die Bestimmung als

Nachbestattung. • Die Beigaben müssen eindeutig einer Bestattung bzw. im Einzelfall einer Grabgrube

zuzuordnen sein. Dies kann bei Mehrfachbestattungen ohne Grabgrube, die auf einem

etc. zum Vorbild zu wählen, es würde dies, wennschon dem Genannten diesmal ein aussergewöhnlich reicher Fund glückte, doch zu einem höchst bedenklichen archäologischen Raubbausystem führen, aber nie zu einer klaren Anschauung der oft äusserst komplizirten Grabkonstruktion und ihrer religiös-cultischen Beziehungen, welche für die Entscheidung, in welche Perioden die Fundgegenstände gehören, oft sehr massgebend sind“ (ders. 1884:27).

39Vgl. Kap. 4.5.2. 40Vgl. Kap. 4.5.1. 41Das Vorhandensein einer Grabgrube mit Beigaben, ohne Hinweise auf menschliche Überreste,

berechtigt m.E. zu der Ansprache Bestattung, falls aufgrund der regionalen Bodenqualität keine Knochen erhalten bleiben. Im Einzelnen müssen die Fälle bewertet werden, wo Verdacht auf Grabraub besteht oder eine Niederlegung ohne Leichnam angenommen werden muß. Im Falle einer antiken Beraubung kann eine sekundäre Verlagerung der sich noch im Knochen- oder Sehnenverband befindenden Leiche festgestellt werden, der Befund muß dann aber als gestört betrachtet, die Vollständigkeit der Beigaben muß bezweifelt werden. Genügend Beispiele für Befunde dieser Art finden sich z.B. in frühbronzezeitlichen oder in frühgeschichtlichen Gräberfeldern (s. z.B. Jankuhn 1978). Eine Niederlegung von Beigaben in einer Grabgrube ohne Leichnam könnte u.a. ein Hinweis auf eine mehrstufige Bestattung sein, jedoch wären solche „Scheingräber“ wohl häufiger anzutreffen und würden sich eventuell in der Beigabensitte von anderen abheben, wie z.B. das Gräberfeld von Varna, Bulgarien, vermuten läßt (u.a. Fol/Lichardus 1988).

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Niveau liegen, durch eine horizontale Stratigraphie geschehen. Das bestattete Individuum muß also mit den zugehörigen Beigaben identifizierbar sein.

• Die Publikation des Befundes muß eindeutig in ihrer Aussage sein. • Eine rezente Störung bzw. Grabraub ist nicht feststellbar. • Die Zuweisung des Befundes zum GBP muß eindeutig sein42. Kategorie II • Die Befundinterpretation als Bestattung muß eindeutig sein, ebenso wie die Bestimmung als

Nachbestattung. • Der GBP - Befund muß stratigraphisch von der Vorbestattung sowie allen eventuellen

weiteren Bestattungen zu unterscheiden sein, es genügt jedoch die Zuweisung zu einer spezifischen Fundschicht, was vor allem Megalithgräber betrifft43.

• Die Literatur zu dem Befund ist ausreichend. • Die Zuweisung des Befundes zum GBP muß eindeutig sein. Kategorie III In diese Kategorie fallen Befunde, deren Interpretation als Bestattung nicht eindeutig ist. Diese Befunde wurden i.d.R. nur deshalb aufgenommen, weil sie in der Literatur als Nachbestattung angesprochen wurden. Unklar oder problematisch ist teilweise auch die Zuweisung zum GBP. Andere Befunde der Kategorie III lassen Nachbestattungen vermuten, werden in der Literatur aber nicht näher besprochen oder sind völlig unzureichend publiziert. Daß die Entscheidung über die Kategoriezugehörigkeit trotz klarer Definition der Kriterien teilweise schwer fällt, liegt an der Komplexität der einzelnen Befunde. Wichtigstes Kriterium bei Grenzfällen war die Aussagekraft hinsichtlich der Fragestellung. Die vollzogene Kategorisierung beinhaltet natürlich auch eine erste Interpretation, die sich in der Beschreibung der Befunde widerspiegelt. Befunde der Kategorie I (Kat.I) werden ausführlich nach vorgegebener Maske beschrieben, basierend auf der Primärliteratur. Alle weiteren Literaturstellen, in denen der Befund genannt oder besprochen wird, werden genannt. Die Befunde der Kat.I sind maßgebend für die Interpretation der Nachbestattungen im jeweiligen Regionalgebiet. Die Beschreibung der Befunde der Kategorie II erfolgt nicht nach einer vorgegebenen Maske. Es gilt die für die Beantwortung der Fragestellung relevanten Sachverhalte zu beschreiben. Befunde der Kat.II können zur Interpretation herangezogen werden, falls auffallende Tendenzen an zusätzlichem Material beobachtet werden sollen. Jedoch werden auf der Basis von Kat.II - Befunden keine Merkmale erstellt, die spezifisch für GBP - Nachbestattungen in einem Arbeitsgebiet sein sollen.

42Diese Zuweisung richtet sich nach den erarbeiteten Kriterien aus Strahm 1995a: Glockenbecher,

Kupferdoch mit rechteckiger Griffzunge, halbmondförmiger Knochenknebel, Schmuckringe aus Edelmetall. Berücksichtigt werden natürlich auch die regionalen Gegebenheiten, wobei die sog. Begleitkeramik m.E. als allgemein endneolithisch bzw. frühbronzezeitlich zu betrachten ist.

43Eine Zuweisung in Kategorie II scheint auf den ersten Blick von dem Grabbau abhängig zu sein, da sie auf sehr viele Megalithgräber zutrifft. Jedoch sind gerade im GBP - Kontext die sogenannten „Einzelbestattungen“ in Megalithgräbern der Iberischen Halbinsel nicht zu vernachlässigen, die ohne weiteres in die Kategorie I eingeordnet werden könnten.

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Die Befunde der Kategorie III werden stichwortartig und problemorientiert beschrieben, es werden fehlerhafte Folgerungen in der Sekundärliteratur aufgezeigt und Befundinterpretationen „ins rechte Licht gerückt“. Die Befundbeschreibung der Kat.I basiert auf folgender Maske: FO.: Fundort, Kreis, Bezirk, Bundesland, (ggf. Land) FS.: Genaue Fundstelle, falls vorhanden: Gemarkung, Flur etc. FU.: Falls bekannt: Genaue Fundumstände (Wer? Wo? Wann? Warum?) BB.: Befundbeobachtung: Beschreibung des Gesamtbefundes. Bei Angabe der Orientierung

wird, falls in der Literatur erwähnt, die Lage des Kopfes erstgenannt und unterstrichen. - absolute Datierung: falls vorhanden 14C-Daten oder Dendrodaten, falls möglich mit Labor-Nummer - Anthropologische Bestimmungen: falls vorhanden FuG.: Fundgegenstände: a.) GBP-Kontext: Funde, die der GBP - Nachbestattung direkt zuzuordnen sind: Fundbeschreibung und Erläuterung der Lage im Grab, falls diese aus der zugehörigen Abbildung nicht deutlich zu entnehmen ist

b.) anderer Kontext: Funde, die der Vorbestattung zuzuordnen sind, sowie Funde von weiteren Bestattungen (z.B. in Grabhügeln)

Strat.: Erkennbare und relevante Stratigraphien des Befundes sowie deren relativchronologische Aussage

Lit.: Verwendete Literatur, Primärliteratur ist kursiv gekennzeichnet. Diese Vorlage soll der Vergleichbarkeit der Befunde dienen. Geringfügige Abweichungen von der Vorlage waren durch die Qualität der Literatur oder die Beschaffenheit des entsprechenden Befundes nötig. Der Vorlage der einzelnen Befunde folgt eine Zusammenfassung derselben sowie eine Interpretation in Bezug auf die übliche Manifestation des GBPs in der Regionalgruppe. Daraus resultierende Fragen, die noch in direktem Zusammenhang zu der regionalen Erscheinung des GBPs stehen, werden ebenfalls gleich diskutiert. Keine Hinweise auf Nachbestattungen fanden sich in folgenden Gebieten: Niederösterreich Aus Niederösterreich sind trotz der regen Forschungstätigkeit44 und vielversprechenden Ausgrabungen keine Nachbestattungen des GBPs bekannt. Ungarn Aus Ungarn sind keine Nachbestattungen bekannt. Es muß jedoch berücksichtigt werden, daß sich die Manifestation des GBPs in Ungarn, besonders in Bezug auf die Bestattungssitten, aufgrund einer starken regionalen Tradition grundlegend von den anderen Bearbeitungsgebieten unterscheidet (Kalicz-Schreiber 1976; Kalicz-Schreiber / Kalicz 1997: bes. 336; Kalicz-Schreiber / Kalicz 1998; Primas 1977:79f.). Kleinpolen

44S. z.B. Neugebauer, Neugebauer 1997.

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Für Kleinpolen sind keine GBP - Nachbestattungen belegt.

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4.2. Ostprovinz

4.2.1. Mährische Gruppe: Mähren

a) Kurzcharakteristik In Mähren ist das GBP durch Siedlungs- und Grabbefunde belegt, wobei letztere eindeutig überwiegen. 1989 waren 640 Gräber von 222 Orten bekannt, wovon nur 60 sorgfältig ausgegraben und publiziert wurden (Hakelberg 1995:31; Dvorák 1989, 201). 404 der 640 bekannten Gräber beinhalten eine Körperbestattung (86 %), die restlichen Gräber sind Brandbestattungen45. Die für das GBP übliche geschlechtsdifferenzierte Bestattungsweise ist dominant, Ausnahmen bilden Strecker und „abnorme Orientierungen“ (Hakelberg 1995:31; Havel 1978; Dvorák 1989). Die Grabgruben sind meist länglich-oval, selten gibt es Hinweise auf Steinsetzungen bzw. Holzeinbauten. Neun Anlagen mit Kreisgräben sind bekannt. Laut Hakelberg (1995:32) ist in der Beigabenausstattung in Mähren keine Differenzierung zwischen Körper- und Brandbestattungen festzustellen. In der Regel finden sich ein bis zwei verzierte Glockenbecher in einem Grab. Weitere typische Beigaben, neben der spezifischen regionalen Begleitkeramik, sind Kupferdolche, Armschutzplatten, Pfeilspitzen, V-Knöpfe, Knebel und diverse Schmuckformen.

b) Befunde der Kategorie I FO.: Prosiměřice, Bez. Znojmo, Mähren FS.: Nördlich Prosiměřice, ehemalige Katasterbezeichnung Bohunice FU.: Die Fundstelle ist schon seit 1932 bekannt, mehrere Befunde aus verschiedenen archäologischen Zeitstellungen wurden entdeckt. 1958 wurde die GBP - Grabanlage von M. R. Pernička, Prähistorisches Institut der Universität J. E. Purkyně ausgegraben46. BB.: Es handelt sich bei diesem Befund um eine „[...] unikate endneolithische Grabanlage, ein kombiniertes birituelles Doppelgrab“ (Pernička 1961:11) (Abb. 3). Die zentrale Bestattung beinhaltete ein Skelettgrab und wurde durch zwei kreisförmige Gräben begrenzt. Diese zentrale Grabgrube hatte die Maße 2,75 m x 2,50 m und war in ihrer Längsachse W-O orientiert. Die Längsachse konnte eindeutig bestimmt werden, da sich die Grabgrube in Richtung Grabboden verjüngte47. Der Grabboden befand sich in einer Tiefe von 1,95 m, die Grabgrube konnte aber erst 0,65 m unter der Oberfläche erkannt werden. Es wird vermutet, daß die Wände der Grabgrube mit Flechtwerk verkleidet waren. Ein männliches Individuum, matur, war in starker Hocklage an der Westseite der Grube bestattet worden (Grab 1). Das Skelett war sehr schlecht erhalten, wurde jedoch anthropologisch bestimmt (Lorencová 1961). Die Bestattung war NNO-SSW orientiert, mit Blick nach Osten. Als Beigaben fanden sich in der SO-Ecke der Grube ein

45Die Publikationslage hat sich aufgrund der Publikationen von Dvořák / Hájek 1990, Dvořák 1992 und

Dvořák et alii 1996 erheblich verbessert. Es handelt sich um die Aufarbeitung des Materials in dem Gebiet von Šlapanice, Mittelmähren und Südmähren. Der Schwerpunkt der Beobachtungen lag jedoch bei allen drei Publikationen, wahrscheinlich erhaltungsbedingt, auf der Darstellung der Funde. Hinweise auf Nachbestattungen liegen nicht vor.

46Von Pernička selbst wurde die Grabung in seiner Publikation (Pernička 1969:9) als Versuchsgrabung bezeichnet.

47In welcher Höhe allerdings die Maße 2,75 m x 2,50 m genommen wurden, bleibt unklar.

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Glockenbecher, im Bereich des Bestatteten diverse Silexgeräte, Gefäßscherben und Rötelstückchen. Zwischen den beiden Kreisgräben, die das Zentralgrab umschlossen, befand sich eine „freie Fläche“ von ca. 0,50 m - 0,90 m Breite. An der Südseite der Grabenanlage, in dem beschriebenen Zwischenraum, fand sich eine ca. 2 m lange Grube mit einer Tiefe von 0,30 m. An der Westseite dieser Grube wurde eine Vertiefung (0,30 m tief) entdeckt, in der sich ein verzierter Glockenbecher befand. Östlich dieser Vertiefung lag ein Häufchen verbrannter Menschenknochen (Grab 2), an dessen Ostrand ein Kupferdolch zum Vorschein kam. Die Reste der Brandbestattung wurden anthropologisch als Überreste einer erwachsenen Frau bestimmt. - absolute Datierung: Keine Angaben. - Anthropologische Bestimmungen:

• Grab 1: Mann, matur48, „[...] von massivem, kräftigem Baue“ (Lorencová 1961:58)

• Grab 2: Frau, matur, „[...] grazil, aber sehnig“ (ebd.). Die Knochen wurden anscheinend nach der Verbrennung zerschlagen (Lorencová 1961:58)49. Lorencová beschreibt „Körpermerkmale“, die sich „bei den Glockenbecherleuten vorfanden“, schränkt jedoch ein: „Trotzdem will ich mit Hinsicht auf die bedeutende Variabilität der anthropologischen Merkmale sowie mit Rücksicht darauf, daß es an genau bestimmbaren Merkmalen fehlt, [...] keine Schlußfolgerungen hinsichtlich des anthropologischen Typus der beiden studierten Träger der Glockenbecherkultur ziehen“( Lorencová 1961:57).

• In der Humusschicht über der Grabanlage fanden sich noch Fragmente von einem Kinderschädel, die jedoch nicht der Grabanlage zugeordnet werden konnten (Lorencová 1961:58).

FuG.: a.) GBP-Kontext Grab 1: • Ein verzierter Glockenbecher, Verzierung: alternierende Bänder, Kammstempeleindrücke

(Grab 1, Abb. 4, 11) • Scherben eines großen Glockenbechers, Hinweise auf Zierstreifen am Rand und an der

Schulter, stark profiliert, Lage: Kopfnähe (Grab 1, Abb. 5, 5) • Zehn Hornsteinpfeilspitzen, neun geflügelt, eine gestielt. Lage: hinter dem Becken (Grab 1),

die gestielte Spitze befand sich ca. 25 cm entfernt von den geflügelten. Anordnung der Pfeilspitzen weist auf Aufbewahrung im Köcher hin, an zwei Pfeilspitzen Reste von Harz (Abb. 4, 1-10; Abb. 5, 4; Abb. 6)

• Ein Feuersteinschaber , Lage: bei den Knien (Grab 1; Abb. 4, 12) • Zwei Schleifsteine, Lage: bei den Fersenknochen (Grab 1, Abb. 4, 13-14) Grab 2: • Ein verzierter Glockenbecher, zonierte (Kamm-) Stempelverzierung, metopenartig gegliedert

(Grab 2, Abb. 5, 1)

48Lorencová versteht unter “Maturus” ein Alter von 30-50 Jahren (Lorencová 1961:58). 49Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß sich z.B. bei Dvořák (ders. 1992 und ders. et al. 1996) mehrere

Hinweise auf nur fragmentarisch erhaltene Skelette finden, und das sowohl bei Körperbestattungen als auch bei Brandbestattungen.

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• Ein Kupferdolch mit Griffzunge. Holzreste auf dem Blatt werden als Reste einer Scheide angesehen. Länge 11,36 cm50 (Grab 2, Abb. 5, 3; Abb. 6)

• Einzelne Streuscherben in der Verfüllung der Grabkammer, zwei Rötelstückchen (GBP-Kontext aufgrund der typologischen Kulturzuweisung der einzelnen Scherben nicht eindeutig)

Strat.: Der Schlüssel zum Verständnis dieser Grabanlage liegt im Aufbau des Hügels. Es gilt die Frage zu stellen, ob es sich bei Grab 2 überhaupt um eine Nachbestattung handelt oder ob beide Bestattungen gleichzeitig niedergelegt wurden. Die Antwort gab Pernička in seiner Rekonstruktion der Grabanlage, die auf der Interpretation und der Beschaffenheit der Schichten beruhte (Abb. 7). Er vertrat die Meinung, daß „[...] die Kreisgräben ursprünglich leer, unausgefüllt waren und die Hügelaufschüttung umgaben“ (ders. 1961:41). Das Rekonstruktionsschema von Pernička (1961:42) hilft beim Verständnis der relativen Chronologie der Grabanlage: Zuerst wurde das Zentralgrab mit einer ersten Hügelschüttung angelegt, darauf erfolgte der Aushub eines bzw. beider Kreisgräben51. Anschließend wurde die Brandbestattung vorgenommen und der Grabhügel weiter aufgeschüttet, so daß der erste der Kreisgräben nun auch von Erde bedeckt war. Die Frage, wieviel Zeit zwischen den beiden Bestattungen vergangen war, läßt sich nicht beantworten52. Wahrscheinlich ist jedoch, daß die Verfüllung des äußeren Grabens sehr lange gedauert hat, da sich in diesem je eine hallstattzeitliche und eine latènezeitliche Scherbe fanden. Aufgrund einer Störung in oberen Bereich des Skelettes ging Pernička (1961:37) davon aus, daß die Zentralbestattung gestört wurde53. Da die Nachbestattung aber keinerlei Hinwesie auf eine Störung liefert, wurde dieser Befund als Kat.I – Befund klassifiziert. Lit.: Hájek 1966:218; Lorencová 1961; Pernička 1961; Vladár 1976:224, 226.

c) Befunde der Kategorie III Holešov, (Bez. Kroměříž), Mähren (Ondráček / Šebla 1985): Gräberfeld der Nitra-Gruppe: 420 Gräber der Nitra-Gruppe, 10 GBP - Gräber. GBP-Grab VII wird von dem Nitra-Grab 320 geschnitten, während das GBP - Grab VI die 50Dieser Fund gehört laut Pernička „[...] zu den größten Exemplaren in der Tschechoslowakei“ (ders.

1916:36). Ebenso bemerkenswert sei die Tatsache, daß bis dahin noch kein Dolchfund aus einem Brandgrab bekannt war (ebd.).

51Pernička postulierte einen direkten Zusammenhang von einer Hügelaufschüttung mit dem Aushub eines Kreisgrabens (ders. 1961:43). Nach der primären Hügelschüttung soll nur der innere der beiden Gräben angelegt worden sein, erst bei der sekundären Aufschüttung erfolgte die Anlage des zweiten. Eine direkter stratigraphischer Beleg für diese These existiert jedoch nicht, die Grundlagen seiner Argumentation bezieht der Autor wohl aus der Ethnologie: „Im Falle, daß beide Kreisgräben keinen praktischen Zweck hatten, so muß man auf eine ideologisch-symbolische Funktion schließen. Sie sollten eine imaginäre Welt der Geister der Verstorbenen von denen der Lebenden absondern“ (ders. 1961:44).

52Pernička (1961:37) interpretierte beide Bestattungen als Hinterlassenschaften der älteren oder mittleren Phase der Glockenbecherkultur in Mähren, seine Argumentation ist jedoch rein typologischer Natur. Die nachträgliche Verfüllung des ersten Grabens berechtigt m.E., Bestattung 2 als Nachbestattung anzusehen.

53Außerdem führte er noch das Fehlen einer Armschutzplatte, evtl aus Metall, bei den Beigaben der Zentralbestattung an, die seiner Meinung nach aufgrund der Befundlage zu erwarten gewesen wäre (ders. 1961:35f.).

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nebeneinanderliegenden Nitra-Gräber 318, 322 und 325 quer schneidet. Da bei diesem Gräberfeld sicher nicht von einer ehemaligen Überhügelung ausgegangen werden kann54, handelt es sich bei diesem Befund um keine Nachbestattung laut Definition sondern um ein bikulturelles Gräberfeld, dessen Belegungsabläufe äußerst komplex erscheinen.

d) Vergleich des Befundes mit dem vorherrschenden Bestattungsritus Grabbau Die Grabgrube der GBP - Nachbestattung aus Prosiměřice entspricht den üblichen Befunden dieser Art. Bemerkenswert ist jedoch die Situation dieser Nachbestattung: Wahrscheinlich wurde sie nicht in einen bestehenden Grabhügel eingetieft, bzw. in dessen Kreisgraben eingebracht, sondern als ein zweiter Grabkomplex angelegt. Dieser zweite Komplex befindet sich außerhalb der primären Grabanlage und wurde mit dieser durch eine additive sekundäre Hügelaufschüttung verbunden. Der dadurch verschüttete Kreisgraben wurde wieder hergestellt. Diese Rückführung zu einer Einheit zeigt, daß für diese Nachbestattung die gesamte Grabanlage zu betrachten ist. Die Grabanlage von Prosiměřice ist mit ihren zwei Kreisgräben sicherlich ein einzigartiger Befund unter den Gräbern des GBP in Mähren. Ein Kreisgraben um eine Bestattung ist für Mähren in zehn Fällen belegt (Dvořák 1989:201). Auch die Überhügelung von Bestattungen ist in Mähren mehrfach bekannt (Havel 1978:115). Ungewöhnlich erscheint die W-O Orientierung der primären Grabgrube, wobei diese Befundbeobachtung m.E. mit Vorsicht behandelt werden muß, da die Ausmaße der Grabkammer eher quadratisch denn rechteckig scheinen. Auch die Größe der Grabgrube scheint der Bedeutung der Anlage angemessen. Es bleibt festzustellen, daß die einzelnen Komponenten dieser Grabanlage keinen ungewöhnlichen Befund darstellen55, jedoch die Verdoppelung derselben in einem Befund nur aus Prosiměřice bekannt ist. Bestattungssitte Die Orientierung der Vorbestattung entspricht dem üblichen GBP - Ritus. Die Grabgrube der Brandbestattung nimmt den südlichsten Sektor des Zwischenraumes der Kreisgräben ein und weist somit in „gewissem Sinne eine W-O-Orientierung“ auf. Inwiefern diese Relevanz hat, bleibt zu diskutieren, da das eigentliche Hauptmerkmal der Orientierung, der Blick nach Osten (Müller 1998:125), aufgrund des Ritus nicht ausgeführt werden konnte56. Obwohl in Mähren die Körperbestattung dominiert (86%, Dvořák 1989:201), ist weder eine Brandbestattung an sich noch ein biritueller Grabbefund außergewöhnlich57. Beigaben Grundsätzlich bereitet es keine Schwierigkeiten, die Beigaben in das mährische GBP - Typenspektrum einzugliedern (Pernička 1961). Auffallend sind die zehn Pfeilspitzen in Grab 1 sowie der Kupferdolch in Grab 2.

54Hinweis dazu geben die äußerst geringen Abstände zwischen den einzelnen Gräbern, zu dieser

Problematik s. auch Primas 1977:69f. 55S. auch Grabanlage von Smolín (Grab XIII) (Novotný 1958). 56Falls die Brandbestattung in einer Grabgrube niedergelegt wurde, so weist diese Grabgrube meistens

eine Orientierung an der N-S-Achse auf (z.B. Gräberfeld von Lechovice, Medunová / Ondráček 1969; Primas 1977:Abb. 8).

57Z.B. Šlapanice: Gräberfeld mit 13% Brandbestattung.

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Pernička interpretiert die Pfeilspitzen als „[...] Symptom eines reich ausgestatteten Grabes“ (ders. 1961:34). Auch in diesem Fall kann der Smolíner Befund als Vergleich herangezogen werden: Unter den Beigaben des Grabes XIII, dessen Grabanlage schon von Pernička zur Interpretation von Prosiměřice herangezogen wurde (ders. 1961:40f.), fanden sich elf geflügelte Pfeilspitzen58. Die Smolíner Pfeilspitzen bilden ebenso einen „Köcherbefund“, jedoch weicht eine, wie in Prosiměřice die gestielte Pfeilspitze, von dieser Situation ab (vgl. Taf.3). Leider sind bei Novotný (1958:303) und Hájek (1966:231) in der Abbildung der Smolíner Befunde nur zehn geflügelte Pfeilspitzen aufgeführt, so daß nicht nachvollzogen werden kann, ob es sich bei der elften, in der Lage abweichenden Pfeilspitze, um ein gestieltes Objekt gehandelt hat. Pernička (1961:34) interpretierte die Sonderform und -lage der gestielten Pfeilspitze als funktionsbedingt, sie könne zu speziellen Jagdzwecken gedient haben. Der Kupferdolch von Grab 2 ist aufgrund der Bestattungsart einer intensiveren Betrachtung zu unterziehen. Das Knochenmaterial der Brandbestattung wurde einer anthropologischen Untersuchung unterzogen (Lorencová 1961), welche ergab, daß es sich um die Überreste einer Frau handelte, deren Sterbealter mit „matur“ angegeben wurde. Die Rolle der Kupferdolche als geschlechtsspezifische Beigaben wurde von A. Müller (1998) ansatzweise untersucht. Er vermutete, daß „[...] die Beigaben [...] neben der Jenseitsvorstellung auch einen sozialen Rang im Diesseits ausdrücken: so ist z.B. in den beigabenreichen Gräbern mit Kupferdolch oder Armschutzplatte eine gewisse Oberschicht zu erkennen“ (ders. 1998:125). Dieser Oberschicht konnten, laut Müller (ebd.) auch Frauen angehören. Zu überprüfen wäre die Aussage von Pernička (1961:36), der Prosiměřicer Dolch sei der einzige, der in einem Brandgrab gefunden wurde.

e) Zusammenfassende Betrachtung Der GBP - Befund von Prosiměřice ist in seiner Beschaffenheit einzigartig: Hier fassen wir eine Nachbestattung und eine Vorbestattung der selben kulturellen Zugehörigkeit. Gewisse Ähnlichkeiten ergeben die Befunde von Lechovice. Das Gräberfeld von Lechovice wies vier Brand- und drei Körpergräbern des GBPs auf (Medunová / Ondráček 1969:445). Drei der Brandgräber waren Urnengräber, während es sich bei Grab V um ein Brandschüttungsgrab mit Grabgrube handelte. Dieses Grab wurde von einem Kreisgraben umgeben, dessen Durchmesser neun Meter betrug. Es handelt sich somit um ein birituelles Gräberfeld in Kombination mit einer (wahrscheinlichen) Überhügelung und einem Kreisgraben59. Aufgrund der angeführten Argumente ist Grab 2 von Prosiměřice als Nachbestattung zu betrachten. Jedoch stellt sich die Frage, ob die bestattete Frau in einem direkten Verhältnis zu der Vorbestattung stand. Diese kann m.E. als Bestattung einer herausragenden Persönlichkeit betrachtet werden. Handelt es sich hierbei also um eine Art Totenfolge? Eine Antwort auf diese Frage ergibt sich vielleicht aus dem Vergleich mit den anderen Nachbestattungen. Dringend zu untersuchen wäre der kausale Zusammenhang zwischen Brandbestattung und weiblichem Geschlecht und dem eher „GBP - untypischen“ Gesamteindruck der Brandbestattungen in Bezug auf birituelle Gräberfelder.

58Hájek (1966:220) erwähnte von elf Pfeilspitzen, von denen zehn noch in „Köcherposition“ lagen. 59Anm. der Bearbeiterin: Fehlt leider nur die Nachbestattung.

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4.2.2. Böhmische Gruppe: Böhmen

a) Kurzcharakteristik Die Verbreitung der GBP - Fundorte in Böhmen beschränkt sich größtenteils auf das Flußsystem, das Moldau, Elbe und deren Nebenflüsse bilden. Umschrieben wird hiermit das nordwestliche Böhmen sowie das Gebiet östlich von Prag (Hecker 1995:42). Die Quellenlage weist auch hier eine deutliche Dominanz der Grabbefunde auf: 24 Siedlungsbefunden stehen mehr als 700 Grabbefunde gegenüber (dies. 1995:43f.). Übliche Bestattungsform ist das Körper-Einzelgrab (ca. 93% aller Grabbefunde). Die GBP - Bestattungen in Böhmen liegen meist als kleine Grabgruppen vor, es sind jedoch auch große Gräberfelder60 bekannt (ebd.). Mit wenigen Ausnahmen dominiert die typische bipolare, geschlechtsdifferenzierte Niederlegung der Toten. Die Ausnahmen beziehen sich jedoch hauptsächlich auf die geschlechtsdifferenzierte Bestattungsweise und nicht auf generelle Abweichungen von der N-S-Achse (dies. 1995:Anm. 17). Der „typisch böhmische“ Glockenbecher kann einen Henkel aufweisen und ist von eher gedrungener Form. Er weist mehrere breite Zierzonen auf, die mit schmalen, unverzierten Bändern alternieren. Typisch sind Stempeleindrücke, die eine Fülle von geometrische Formen, häufig Zickzack-Linien bilden. Charakteristisch ist die Metopenverzierung (dies. 1995:50). In Böhmen findet sich auch die sogenannte „Begleitkeramik“, ein vielzitiertes Merkmal der Ostgruppe. Der Formenschatz der meist unverzierten Gefäße reicht von Bechern über Krüge bis hin zu Schüsseln und Henkeltöpfen. Es ist durchaus üblich, daß die keramischen Grabbeigaben nur aus Begleitkeramik bestehen (dies. 1995:51). Weitere Beigaben sind Kupferdolche, Armschutzplatten, Silexpfeilspitzen, verzierte Knochenknebel sowie goldene und silberne Lockenringe, die teilweise eine punzverzierte Endplatte aufweisen (dies. 1995:53-57). 14C-Daten aus Böhmen liegen nicht vor (dies. 1995:62).

b) Befunde der Kategorie I FO.: Čachovice, Kr. Chomutov, Nordwest-Böhmen FS.: Am Lužice Potok, Nebenfluß der Ohře Die Aufnahme der Befunde aus Čachovice in den Katalog der Kat.I - Nachbestattungen bedarf einer Erläuterung. Wie definiert, muß bei Nachbestattungen im das Vorhandensein einer Vorbestattung bekannt gewesen sein. Einen Hinweis auf eine intentionelle Nachbestattung, nämlich das ehemalige Vorhandensein von Grabhügeln, lieferten E. Neusupný und Z. Smrž (1989) für das Gräberfeld von Čachovice. Der Abstand zwischen den schnurkeramischen Gräbern beträgt mindestens 5m, und das „[...] is one of the proofs that Corded Ware graves were originally covered by barrows whose diameter was 5m or more“ (dies. 1989:381). Als weitere Belege für das ehemalige Vorhandensein von Grabhügeln sprechen ihrer Meinung nach ein Graben um Grab 44 und ein versuchter Grabraub61. Dieser Versuch eines Grabraubes

60Bisher größtes bekanntes Gräberfeld: Mochov, Prag (Hecker 1995:45). 61Auch Grab 43.

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datiert vermutlich in die frühe Eisenzeit, die Grabräuber hätten, so die Autoren, den damals noch vorhandenen Hügel wohl für eine eisenzeitliche Bestattung gehalten (ebd.)62. FU.: Das Gräberfeld von Čachovice wurde zwischen 1980 und 1982 von Z. Smrž, Außenstelle des Archäologischen Institutes Prag in Most, in drei Kampagnen gegraben. Entdeckt, leider auch teilweise zerstört, wurde das Gräberfeld bei Erdarbeiten im Rahmen des Braunkohletagebaues. BB.: Auf dem Gräberfeld von Čachovice fanden sich 59 schnurkeramische und 21 GBP - Bestattungen. Horizontalstratigraphisch lassen sich die Bestattungen klar in drei Gruppen unterteilen: Im Zentrum der untersuchten Fläche liegt die Grabgruppe II, zu der 20 GBP - Bestattungen gehören. Gräbergruppe I befindet sich im NO, während Gruppe III am SSW-lichen Rande der Grabungsfläche liegt (Abb. 8; Abb. 9). Fünf GBP - Gräber schneiden schnurkeramische Gräber, die sich schneidenden Befunde erhielten dieselbe Grabnummer, wurden jedoch mit den Buchstaben A und B als verschiedene Bestattungen gekennzeichnet. Es handelt sich hierbei um folgende Befunde: 2AB; 6AB; 24AB; 27AB; 90AB. Aufgrund der anzunehmenden ehemaligen Überhügelung der schnurkeramischen Gräber könnte argumentiert werden, daß es sich bei allen 21 GBP - Gräbern von Čachovice um Nachbestattungen handelt. Jedoch weist diese Rechnung zu viele Unbekannte auf: Welchem schnurkeramischen Grab soll welches GBP - Grab zugeordnet werden? Waren die Durchmesser der Grabhügel regelmäßig, oder gab es Unterschiede? Wurden teilweise schon schnurkeramische Nachbestattungen oder Mehrfachbestattungen in einem Grabhügel angelegt, so daß eine komplexere Stratigraphie zu berücksichtigen wäre? Somit erfolgt die Beschränkung auf die „sicheren“ Befunde. Lit.: Moucha 1992; Neustupný / Smrž 1989; Wiermann 2001 FO.: Čachovice, Grab 24 A/B, Kr. Chomutov, Nordwest-Böhmen FS.: Fundgruppe II-2 BB.: Bei dem Grab 24A handelt es sich um einen schnurkeramischen Befund. Das Skelett, obwohl nicht mehr vollständig erhalten, wies eine eindeutige O-W - Orientierung auf, was sich in der Anlage der Grabgrube widerspiegelte. Das bestattete Individuum, anthropologisch bestimmt als weiblich, adult, wurde als linksseitiger Hocker niedergelegt, die Beigaben gruppierten sich um das Skelett. Dieses Grab wurde im SW-Bereich von einem NO-SW orientierten GBP - Grab (1,78 m x 1,32 m, Grab 24B) geschnitten (Abb. 10). In dem GBP - Grab befand sich ein fast vollständiges Skelett in linker Hockerstellung mit Blick nach SO. Die Keramikbeigabe lag im Fußbereich, die Silexbeigabe im Rückenbereich des Individuums - absolute Datierung: nicht vorhanden - Anthropologische Bestimmungen63:

• Grab 24A: Frau, adult I-II

62Natürlich stellt sich hier auch die Frage: Warum fand der Grabraubversuch ausgerechnet an dem

einzigen Befund statt, der einen Graben aufweist? Kann es etwa sein, daß es sich um eine besondere Bestattung handelt und nur dieses Grab überhügelt war? Die Ausstattung dieses Grabes gibt leider keinen Hinweis zu dieser Frage, da deren Vollständigkeit zu bezweifeln ist. M.E. ist jedoch die These von Neustupný und Smrž durchaus plausibel, betrachtet man sämtliche Hinweise und ähnliche Überlegungen von anderen Autoren (z.B. Wiermann 2001:26).

63Nach Neustupný / Smrž 1989:302-304 und Wiermann 2001:118.

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• Grab 24B: Mann, adult I FuG.: a.) GBP-Kontext (Grab 24B) • Eine unverzierte konische Schüssel mit leicht einziehendem Rand, zur Begleitkeramik

gehörend (Abb. 11 unten, 1) • Ein Silexkratzer (Abb. 11 unten, 2) b.) anderer Kontext (Grab 24A) • Eine unverzierte schnurkeramische Amphore (Abb. 11 oben, 4) • Eine kleine, unverzierte schnurkeramische Amphore (Abb. 11 oben, 2) • Ein doppelkonisches Henkelgefäß mit zylindrischem Hals (1 Henkel)64, der Henkel setzt

direkt unter dem leicht ausladenden Rand an und endet nach einem gleichmäßigen Schwung am Schulter-Bauch-Umbruch. Jeweils zwei horizontal gruppierte Schnurlinien befinden sich direkt unter dem Rand, am Halsknick und auf dem Gefäßbauch, zwischen letzteren sind noch vertikal gruppierte Schnurlinien angeordnet (Abb. 11 oben, 3).

• Ein eiförmiges Gefäß, nach Buchvaldek (1967:21), mit einer umgehenden Zierleiste (Fingernageleindrücke?) auf dem Schulterbereich, alternierende Randknubben mit Fingernageleindrücken (Abb. 10, 1)

• Eine Silexklinge (Abb. 11 oben, 5) • Ein Schleifstein (Abb. 10, 6) • Tierknochen Strat.: Das OW - Profil des Gesamtbefundes zeigt deutlich, daß der Boden der GBP - Grabgrube tiefer lag als der Boden der schnurkeramischen Grabgrube. Grab 24B durchschnitt Grab 24A also vollkommen (vgl. Abb. 10, Querschnitt). Lit.: Neustupný / Smrž 1989; Wiermann 2001. FO.: Čachovice, Grab 90 A/B, Kr. Chomutov, Nordwest-Böhmen FS.: Fundgruppe II-2 BB.: Das schnurkeramische, O-W orientierte Grab 90A wurde von der N-S orientierten GBP - Grabgrube 90B (1,52 m x 0,85 m) im gesamten Ostteil geschnitten. Während das schnurkeramische Grab keine menschlichen Überreste beinhaltete, befand sich in der GBP - Grabgrube ein N-S orientiertes Skelett, das als linker Hocker niedergelegt wurde. Die Hände waren zum Gesicht erhoben, die Blickrichtung war Osten. Sämtliche Beigaben fanden sich hinter dem Rücken des bestatteten Individuums (Abb. 12). - absolute Datierung: nicht vorhanden. - Anthropologische Bestimmungen65 :

• Grab 90A: Skelett nicht erhalten • Grab 90B: Mann, matur I

FuG.: a.) GBP-Kontext / Grab 90B • Ein unverzierter, gehenkelter Glockenbecher, wird der Begleitkeramik zugeordnet (Abb. 12,

1) • Ein gehenkelter Glockenbecher mit drei horizontalen Ritzlinien im Halsbereich, wird der

Begleitkeramik zugeordnet (Abb. 12, 2)

64Von Wiermann 2001:118 als „Krug“ bezeichnet. 65Nach Neustupný / Smrž 1989:302-304 und Wiermann 2001:129.

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• Eine Armschutzplatte (Abb. 12, 5) • Drei Pfeilspitzen (Abb. 12, 3a, 3b, 3c) • Eine Silexklinge (Abb. 12, 4) b.) anderer Kontext / Grab 90A • Eine Steinaxt (Abb. 12 unten, 1) Strat.: Der Querschnitt der beiden Gräber läßt erkennen, daß die GBP - Bestattung das schnurkeramische Grab vollständig durchschnitten hat, so daß die Grabsohle von Grab 90 B deutlich tiefer lag als die Grabsohle des Grabes 90 A (vgl. Abb. 12, Querschnitt). Lit.: Neustupný / Smrž 1989; Wiermann 2001.

c) Befunde der Kategorie II Čachovice, Grab 2 A/B, Kr. Chomutov, Nordwest-Böhmen (Neustupný / Smrž 1989): Zwischen den Befunden Grab 2A, laut Neustupný und Smrž (1989:305) schnurkeramisch, und Grab 2B, dem GBP angehörend (dies. 1989:311) lassen sich keine Befundgrenzen erkennen. Es waren nur noch verstreute Skelettreste erhalten, die sich keiner Bestattung zuordnen ließen, weder eine Horizontal- noch eine Vertrikalstratigraphie war erhalten. Čachovice, Grab 6 A/B, Kr. Chomutov, Nordwest-Böhmen (Neustupný / Smrž 1989): Die Befunde A und B lassen sich in keinem Bereich des Grabes trennen. Die Ränder des OW-orientierten Grabes geben keinen direkten Hinweis auf eine zweite Grabgrube. Die wenigen Skelettreste waren wahllos in dem Grab verstreut. Čachovice, Grab 27 A/B, Kr. Chomutov, Nordwest-Böhmen (Neustupný / Smrž 1989): Die Grenzen der Befunde 27 A und 27 B lassen sich aufgrund der Umrisse des Gesamtbefundes erahnen, jedoch fehlte bei dem Skelett in der GBP - Grabgrube der gesamte Oberkörper. Auch das Fehlen jeglicher keramischen Beigabe weißt auf eine nachträgliche Störung, eventuell Grabraub, hin. Das Profil des Gesamtbefundes kann nicht zur Klärung beitragen. Beachtenswert bei diesem Grab ist jedoch die Beigabe von drei Silexpfeilspitzen, die im rückwärtigen Hüftbereich wohl noch in situ lagen und mit ihren Spitzen nach S/W zeigten. Stehelčeves, Bez. Kladno, Fundstelle III (Hájek 1968:118; Knor 1966:107f.): Kleine GBP - Nekropole. 1961 wurden vier Gräber entdeckt. Grab 1: Linker Hocker, Beigaben: ein Krug, ein kleiner und ein großer Becher, ein Kupferdolch, eine Armschutzplatte sowie das Fragment einer zweiten, ein Steinbeil, drei Pfeilspitzen, und „etc.“ (Knor 1966:107). Grab 2: Drei verzierte Becher, ein Kupferdolch, eine Armschutzplatte, ein Silexkratzer, vier isoliert liegende Pfeilspitzen sowie 18 Pfeilspitzen, deren Lage eindeutig auf einen nicht mehr vorhandenen Köcher verweist, eine Geweihhacke und ein Steinbeil. Das dritte Grab enthielt eine Brandbestattung ohne Beigaben. Leider ist nicht eindeutig, ob sich die Gräber 2 und 3 innerhalb oder außerhalb einer durch einen Kreisgraben eingegrenzten Fläche befinden. Hinzu kommt die unzureichende und nur fragmentarische Publikation der Befunde. Das sehr schlecht erhaltene Grab 4 befand sich in der Aufschüttung des Kreisgrabens, in dessen Zentrum sich ein Steinkistengrab sowie etwas außerhalb eine weitere Bestattung befanden, die jedoch schon vor der Ausgrabung zerstört wurden (ebd.)66.

66Inwiefern sich diese beiden Gräber mit dem Bericht von Hájek 1961 in Verbindung bringen lassen, ist

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Die Befunde von Stehelčeves können aufgrund der ungenügenden und ungenauen Publikationslage nicht in die Kat.I aufgenommen werden. Eine ausführliche Publikation dieser Befunde wäre dringend notwendig, da ihre große Bedeutung jetzt schon zu erahnen ist.

d) Befunde der Kategorie III Praha 8 - Kobylisy, Fundstelle IX, Sandgrube Kat.Nr.339/2, Körpergrab I (Buchvaldek / Havel / Kovářik 1991:165-166, Abb.21; Hájek 1968:94-95; Moucha 1992:81): Körpergrab, linker Hocker O-W orientiert, mit schnurkeramischen Beigaben. In der SW-Ecke des Grabes, schon fast in der darüberliegenden Humusschicht, fand sich eine Schüssel, die einen Krug und einen Henkeltopf enthielt, daneben ein „beschädigtes Krüglein“. Letztere Gefäße werden dem GBP zuzuordnen (Buchvaldek / Havel / Kovářik 1991:166). Bei diesem Befund könnte es sich um die Reste einer GBP - Bestattung handeln, die ein schnurkeramisches Grab schneidet. Da die GBP - Gefäße sich schon dicht am Humusbereich befindet, ist es nicht verwunderlich, daß von der Bestattung selbst nichts mehr erhalten ist. Hinweise auf eine Brandbestattung liegen nicht vor. Sulejovice, Bez. Litoměřice, Fundstelle I (Hájek 1968:119; Moucha 1958:62-63; Moucha 1992:84-85; Smrž/ Neustupný 1979): Grab mit drei Bestattungen: ein Mann und zwei Kinder W-O-orientiert, ein Kind O-W-orientiert. Schnurkeramische Beigaben waren Reste von zwei beinernen Gürtelplatten, ein Perlmuttscheibchen und eine Feuersteinklinge. Außerdem fand sich ein verzierter Glockenbecher. Der Befund wurde von Smrž und Neustupný (1979:403) als eine GBP - Nachbestattung interpretiert, die eine schnurkeramisches Grab geschnitten hat. Es finden sich jedoch keinerlei stratigraphische Hinweise für eine derartige Nachbestattung.

e) Vergleich der Befunde mit dem vorherrschenden Bestattungsritus Grabbau Bei den GBP - Bestattungen von Čachovice handelt es sich um einfache Körperbestattungen, die als Einzelbestattung angelegt wurden. Wie schon erläutert, ist eine ehemalige Überhügelung sehr wahrscheinlich. Nicht unerwähnt soll jedoch die zentrale Anlage in der Grabgruppe II bleiben. Die Anlage besteht aus einer unregelmäßigen rechteckigen Grabenkonstruktion, deren Eckpunkte jedoch auf einem projizierten Kreisbogen liegen würden (Wiermann 2001:53). Das Objekt wird von keinem der Gräber gestört. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, daß alle GBP - Bestattungen, außer Grab 48, dessen Zuweisung jedoch fraglich ist, sich in besagter Grabgruppe II befinden. Der Grabbau der GBP - Nachbestattungen entspricht dem „üblichen“ Grabbau der Bestattungen des GBPs im Regionalgebiet. Bestattungssitte Die GBP - Bestattungen von Čachovice folgen dem üblichen, in diesem Gebiet streng eingehaltenen GBP - Ritus. Auch die anthropologische Bestimmung der beiden Skelette als männlich paßt zu der linken Hocklage. Eher unüblich erscheint nur die abweichende Orientierung des Grabes 24B, die als NO-SW (ebenso die Bestattung) angegeben wird, da die Ausrichtung an der N-S-Achse in Böhmen relativ streng eingehalten wird (Müller 1998:123f., Schlosser et alii 1979:38-44).

m.E. nicht ersichtlich. Hájek äußerte sich größtenteils nur über die Funde und machte keine Angaben zum Ritus etc. (ebd.).

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Beigaben Die keramischen Beigaben aus Grab 24B und 90B fallen nicht aus dem Rahmen des böhmischen Fundmaterials des GBPs. Eine eingehendere Betrachtung der nichtkeramischen Beigaben scheint jedoch erforderlich. Pfeilspitzen finden sich in Böhmen laut Hecker (1995:55) eher selten67. Bemerkenswert scheint auf jeden Fall die Anhäufung derselben in Grab 90B. Ein vergleichbarer Befund stellt das Grab 27A auf demselben Gräberfeld dar. In Beckenhöhe hinter der gestörten Bestattung fanden sich ebenfalls drei Pfeilspitzen, deren Spitzen nach SW zeigten. Auch bei diesem Grab handelt es sich um eine Nachbestattung (Kat.II). Die Pfeilspitzen scheinen jedoch zu dem ungestörten Teil der Bestattung zu gehören. Eine Vergesellschaftung von Armschutzplatten mit Pfeilspitzen ist für Böhmen in sieben Fällen belegt (Hecker 1995:55).

f) Zusammenfassende Betrachtung Obwohl in Böhmen keine Grabhügel erhalten sind, kann aufgrund der schon aufgeführten Argumentation von der ehemaligen Existenz derselben ausgegangen werden. In diesem Rahmen müssen die Nachbestattungen von Čachovice gesehen werden. Die Vermutung liegt natürlich nahe, daß mit den ehemaligen Grabhügeln auch viele Nachbestattungen verschwunden sind. Die Lage der Grabgruppe II erlaubt folgende Schlüsse: Weder die schnurkeramischen noch die GBP - Bestattungen schneiden die zentrale Anlage. Geht man von der Sichtbarkeit der Anlage aus, so muß deren Bedeutung eigentlich bei beiden, den Bestattenden der KSK und des GBPs, bekannt gewesen sein, zumindest jedoch ersteren, falls angenommen wird, daß sich die GBP - Bestattungen als Nachbestattungen in Hügeln nur auf die primären Grabbauten bezogen. Die Tatsache, daß sich die GBP - Bestattungen mit nur einer Ausnahme in Grabgruppe II befanden, kann mit der Bedeutung dieser Gruppe oder einer chronologisch jüngeren Stellung erklärt werden. Die böhmischen Befunde schlagen aufgrund der Beigaben einen Bogen nach Mähren: Werden die mährischen Befunde mit in die Betrachtung einbezogen, könnte eine hohe Anzahl von Pfeilspitzen eine Indikator für Prestige sein. Nicht zu vernachlässigen ist die Tatsache, daß die GBP – Nachbestattungen ohne jegliche Rücksichtnahme in oder durch die schnurkeramischen Vorbestattungen eingetieft wurden.

67Hecker führte für Böhmen 51 Pfeilspitzen auf und postulierte eine hohe Verlustrate aufgrund von

Altgrabungen, was m.E. in dieser Pauschalität nicht haltbar ist (dies. 1995:Anm. 85).

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4.2.3. Süddeutsche Gruppe

4.2.3.1. Bayern Aus Bayern sind keine Befunde der Kategorie I bekannt. Grundlage für die Literaturrecherche war die unveröffentlichte Magisterarbeit von A. Müller über „Die Glockenbecherkultur in Bayern unter besonderer Berücksichtigung der Begleitkeramik“ aus dem Jahr 1993, deren Forschungsstand u.a. durch die neu hinzugekommenen, regional relevanten Zeitschriften aktualisiert wurde.

a) Befunde der Kategorie III Hollstadt, Lkr. Bad Neustadt a. d. Saale, Unterfranken (Müller 1993/Katalog:66; Pescheck 1958:56): 1898 wurde bei Ausgrabungen eines Hügelgräberfeldes in Hügel VI eine endneolithische Bestattung entdeckt. Dem einzigen GBP - Befund des Gräberfeldes war ein Becher, der eine kleine Rippe und Holzkohle enthielt, beigegeben. Keine weiteren Angaben. Pflaumheim, Lkr. Obernburg, Unterfranken (Müller 1993, Katalog:67; Pescheck 1958:70): 1897-1902 wurde ein Hügelgräberfeld ausgegraben, das neben Hallstattgräbern auch Funde des GBPs und der KSK aufwies. Laut Müller (ebd.) und Pescheck (ebd.) sind die Grabzusammenhänge jedoch unbekannt. Tückelhausen, Stadt Ochsenfurt , Lkr. Würzburg, Unterfranken (Müller 1993/Katalog:67; Schröter / Wamser 1980): Die „Etagen-Doppelbestattung“ (Schröter / Wamser 1980:287) von Tückelhausen wurde vor ihrer Ausgrabung 1978 durch Pflugarbeiten so gestört, daß Schädelreste und andere Skeletteile schon ausgeackert waren. Die Nachgrabung ergab folgenden Befund: In einer Grabgrube (1,15m x 0,85m) fanden sich zwei Skelette, die übereinander angeordnet waren. Die obere Bestattung war stark gestört, die Lage konnte jedoch noch als rechter, S-N - orientierter Hocker, anthropologisch als Frau, matur, bestimmt, angegeben werden. Als Beigabe fand sich in der Nähe der Füße ein rezent zerstörter Glockenbecher. Die untere Bestattung lag dicht unter der oberen, war von dieser jedoch durch eine dünne Erdschicht getrennt. Es handelte sich um einen N-S - orientierten linken Hocker, anthropologisch als Mann, matur, bestimmt. Zugehörige Beigaben wurden nicht gefunden. Aufgrund der 14C-Daten68 ist ein kurzer Zeitraum zwischen dem Anlegen der Bestattungen, eine gleichzeitige Niederlegung wäre in Betracht zu ziehen. Diese Annahme wird unterstützt durch verschiedene Befundbeobachtungen (Schröter, Wamser 1980:304f.). Die Autoren vermuteten als Ursache der unüblichen Doppelbestattung eine soziale Bindung. Von einer Nachbestattung im üblichen Sinne kann hier jedoch m.E. nicht gesprochen werden.

68Tückelhausen 1 (obere Bestattung): 3680±60 BP = 1730±60 BC (Hv 9436); Tückelhausen 2 (untere

Bestattung): 3635±60 BP = 1685±60BC (Hv 9437) (Schröter / Wamser 1980:291).

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4.2.3.2. Südwestdeutschland, Elsaß, Nordschweiz

a) Kurzcharakteristik Das Arbeitsgebiet Südwestdeutschland69, Elsaß und Nordschweiz70 umfaßt geographisch gesehen einen beachtlichen Raum, der von diversen modernen politischen Grenzen durchzogen wird. Daher scheint die Zusammenstellung der Befunde in einem Kapitel problematisch, was jedoch mit den eher einheitlichen Grundzüge des GBPs in diesem Regionalgebiet begründbar ist. Die folgende Beschreibung orientiert sich an der Zusammenfassung von C.-D. Schmid (1995). Eine detailliertere Ausarbeitung, z.B. hinsichtlich der regionalen Kleingruppen nach Sangmeister (u.a. 1984) scheint aufgrund der Fragestellung nicht zwingend notwendig. Der Bestattungsritus im Arbeitsgebiet ist typisch für das GBP: Es handelt sich um eine geschlechtsdifferenzierte Körperbestattung in Flachgräbern und Hügelgräbern, sowohl Nekropolen als auch Einzelgräber sind bekannt. Frauen wurden als rechte Hocker, S-N orientiert, Männer als linke Hocker, N-S orientiert, niedergelegt. Gelegentlich finden sich Steinkisten bzw. Steinsetzungen in den Gräbern. Als Beigabe wurde den Toten in der Regel ein Gefäß mitgegeben, die nicht-keramischen Beigaben beinhalten das typische GBP - Spektrum. Laut Schmid (1995:87) finden sich in den Gräbern der linken Hocker Armschutzplatten, Pfeilspitzen Knochenknebel, Knochennadel und Dolch, während die rechten Hocker oft Knochenköpfe, Knochenpfrieme, Knochenspitzen, Spinnwirtel und Flußmuschelschalen aufweisen. Die Formen- und Verzierungsvarianz der Glockenbecher ist sehr reich: Bekannt sind maritime und epimaritime Becher, Veluwebecher, AOO - Becher sowie regionale Entwicklungen, die oft chronologisch gedeutet werden71.

b) Befunde der Kategorie I FO.: Haldorf, Kr. Schwalm-Eder, Hessen FS.: Östlicher Hügel von einer Dreiergruppe Grabhügel, Waldgebiet Werner-Haldorf FU.: Von Walther Bremer im Auftrag des Hessischen Landesmuseums vom 23. bis 25. März und am 12. und 13. April 1922 gegraben, d.h. eine fünftägige Grabungszeit. BB.: Der Grabhügel war 1922 noch 85 cm hoch erhalten und hatte einen Durchmesser von 13,5 m (W/O-Richtung) bzw. 16 m (N/S-Richtung). Die Hügelaufschüttung bestand hauptsächlich aus Sand, erst 5-10 cm über der Hügelsohle wurde der Boden steinig und wies unter anderem Holzkohle und Streuscherben auf. In der Hügelmitte fand sich in der Hügelschüttung ein Glockenbecher. „1,5 m weiter in genau östlicher Richtung fand sich in gleicher Tiefe auf einem Platze von 40 x 50 cm Leichenbrand mit vereinzelten Scherben und Holzkohle ... Zwischen beiden Plätzen ist der Boden etwas lockerer und dunkler. Er enthält aber keinerlei Knochenspuren“ (Bremer 1922:111)72 (Abb. 13). Da die Hügelschüttung in dieser Höhe

69Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland. 70Nordschweiz und Schweizer Mittelland. 71Z.B Harrison 1980:33, 57; Heyd 1998:90; Sangmeister 1951: Stufen 1-3. 72Weiterhin: “Man hat den Eindruck, daß hier für eine Brandbestattung eine Grube wie für ein Skelettgrab

ausgehoben sei, und daß man in die eine Ecke der Grabgrube den Leichenbrand geschüttet und die Gefäßbeigabe in die ander Ecke gestellt habe” (Bremer 1922:111).

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aus „Sand“ (Bremer 1922:110) bestand, ist die Identifizierung der W-O orientierten GBP - Grabgrube eindeutig (s. auch Sangmeister 1951:81). Auf der Hügelsohle befand sich ein Totenhaus. Bremer erwähnt schnurkeramische Streuscherben im Bereich des Totenhauses73 und im Bereich einer Feuerstelle, die ca. 1 m östlich des Hauses lag. (1922:112). Das W-O orientierte Totenhaus war rechteckig und zur Ostseite mittig geöffnet. Eine Ausräumung des Totenhauses kann nicht ausgeschlossen werden. - absolute Datierung: Keine Angaben - Anthropologische Bestimmungen: Keine Angaben FuG.: a.) GBP-Kontext • Ein Glockenbecher, rötlich, horizontale Ritzlinienverzierung, freie Bodenzone (Abb. 14, 1),

im Westen der Grabgrube gefunden. b.) anderer Kontext • Ein Feuersteinmesser74 • Kleine und kleinste Scherben, gelblich braun, unverziert (Sangmeister 1951:92) Strat.: Eindeutige Vertikalstratigraphie: „Totenhaus“ auf Hügelsohle, in der Hügelaufschüttung, 80 cm über dem Fundament des Hauses, die GBP - Nachbestattung75. Lit.: Bremer 1922; Sangmeister 1951:11, 70, 81, 92, 125; Sangmeister 1964:99; Uenze 1956:100.

c) Befunde der Kategorie III Climbach, Kr. Gießen, „Am Homberg“, Grabhügel 1 (Kunkel 1919:8-9; Sangmeister 1951:79): Grabhügel, 1,50 m hoch erhalten, Durchmesser 15-20 m. In 1,30 m Tiefe ein umgestülpter Glockenbecher, keine Angaben über eine Grabgrube, kein Skelett oder Leichenbrand. Frankfurter Wald, Sandhofgruppe Grabhügel 75, Kr. Frankfurt (Fischer 1972): 1876 untersuchter Grabhügel, 2 m hoch erhalten, Durchmesser 19-20 m. Im nördlichen Teil des Hügels fand sich in einer Tiefe von 1,40 m ein Glockenbecher. Es wurden keine Hinweise auf eine Grabgrube, Skelettreste oder eine Vorbestattung gefunden. Trotz alledem ist es für Fischer eindeutig, daß es sich bei diesem Befund um eine Nachbestattung handelt (ders. 1972:25). Fulda, Kr. Fulda, Schulzenberg, Südhang, Hessen (Sangmeister 1951:12, 80): Grabhügel, 2 m hoch erhalten, Durchmesser 11-12 m. In den gewachsenen Boden eine Grabgrube eingetieft mit linkem Hocker, Blick nach Osten. Im Hügel eine Doppelbestattung, Teile dieser fanden sich auch in der unteren Bestattung. In einer Schicht zwischen der unteren und der oberen Bestattung fand sich unter anderem eine Glockenbecherscherbe. Die Deutung des Gesamtbefundes ist unklar, Sangmeister vermutet eine sekundäre Störung, die in ihren Einzelheiten jedoch nicht mehr nachvollziehbar ist (ders. 1951:12). 73Auch Sangmeister (1951:92) erwähnt Scherben innerhalb des Hausgrundrisses. 74Die Zuordnung des Silexmessers zu der GBP - Bestattung (ders. 1922:112), das außerhalb der

Grabgrube auf Höhe der Hügelsohle gefunden wurde, kann nicht nachvollzogen werden. Wahrscheinlich ist es dem schnurkeramischen Totenhaus zuzurechnen.

75Sangmeister (1951:92) plazierte die Nachbestattung 80 cm über den Hausgrundriss.

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Neuses, Kr. Main - Kinzig - Kreis, Distrikt 4, Grabhügel 3, Hessen (Köster 1965/1966:67; Pape 1978:98f.; Sangmeister 1951:16, 69, 81, 85, 125; Sangmeister 1962:98; Uenze 1951; Uenze 1956:100): Grabhügel, Zentralgrab mit Holzeinbauten, wohl schnurkeramisch. Nur 35 cm darüber fanden sich ein Glockenbecher und eine gestielte Pfeilspitze. Eine dazugehörige Grabgrube bzw. Reste eines Skelettes waren nicht erkennbar. Problematisch waren auch die Fundumstände: 1938 Nachgrabung eines „[...] bei Neuses, Kr. Gelnhausen einige Jahre vorher von Arbeitslosen zur Gewinnung von Altertümern angegrabenen Erdhügelgrabes“ (Uenze 1951:28). Pape (1978:98f.) erachtete es aufgrund der Lage der Funde auch als möglich, daß die GBP - Funde zu der Vorbestattung gehörten. Eine sichere Stratigraphie ist somit nicht gegeben. Auch die Zuweisung der Amphore zur Schnurkeramik sei nicht eindeutig (ebd.). Schöfflisdorf, Hügel 9, Kt. Zürich (Heierli 1910:52-56; Strahm 1969:105; Strahm 1971:93-125; Strahm 1976:265-266; Wyss 1969:146, 150): Gräberfeld auf „der Egg / Alten Platte“, insgesamt 30 Grabhügel, primär schnurkeramisch. Ausgrabungen 1846, 1866 und 1909/10 mit Nachuntersuchung der zuvor gegrabenen Hügel, darunter auch Hügel 9. Allgemein Brandbestattung. In Grabhügel 9, Durchmesser 12 m, erhaltene Höhe 1 m, fand sich, neben den üblichen schnurkeramischen Funden, eine Glockenbecherscherbe, Lokalisierung im Hügel unklar. Hügel 9 wurde 1846 getrichtert, somit ist die Glockenbecherscherbe eventuell der letzte Hinweis auf eine völlig zerstörte Nachbestattung.

d) Vergleich der Befunde mit dem vorherrschenden Bestattungsritus Grabbau Bei dem Befund von Haldorf handelt es sich um ein einfaches Erdgrab, das in die Hügelaufschüttung eines Grabhügels eingetieft wurde. Hinweise auf komplexere Strukturen existieren nicht. Auffallend dagegen ist die Vorbestattung des Hügels: Es handelt sich bei dem Befund um ein schnurkeramisches Totenhaus. Sangmeister (1964:99) zog eine Parallele zu dem Holzeinbau von Neuses, Kr. Gelnhausen, den wir interessanterweise in der Kategorie II wiederfinden. Aufgrund der Keramiktypologie seien die beiden Befunde als annähernd gleichzeitig zu betrachten (ebd.). Daß ein Holzeinbau bzw. ein Totenhaus Anzeichen für Prestige oder einen sozialen Status ist, ist anzunehmen76. In diesem Fall kann diese Frage nicht weiter untersucht werden, da die Vorbestattung von Haldorf kaum zuweisbare Beigaben aufwies. Konkrete Hinweise auf eine Ausräumung durch die Nachbestattenden sind nicht bekannt. Auffällig ist außerdem die Lage der Nachbestattung, damit auch die Orientierung der Grabgrube: In Abb. 13 läßt sich deutlich erkennen, daß die Grabgrube ebenso wie der Primärbefund entlang der W-O - Achse orientiert ist. Die Orientierung an der N-S - Achse ist typisch für das Arbeitsgebiet, jedoch sind auch Ausnahmen belegt77, so daß diese Abweichung nicht einmalig ist.

76Eindeutige Befunde finden sich m.E. erst in der Frühbronzezeit mit den Häuptlingsgräbern von

Leubingen und Helmsdorf. Eine Untersuchung von I. Knapp (2001) ergab bei den herausragenden frühbronzezeitlichen Bestattungen im Mittelelbe-Saale-Gebiet erstaunliche Kontinuitäten ins Neolithikum.

77S. Sangmeister 1984:82, 88.

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Projiziert man jedoch die Haldorfer Nachbestattung auf den Primärbefund in eine Ebene, so liegt die Grabgrube in der Kammer vom Totenhaus und zieht sich durch die „Türöffnung“ bis in den kleinen Vorraum. Der eigentliche Leichenbrand konzentriert sich in dieser Projektion direkt vor dem Eingang zum Totenhaus. Bestattungssitte Sehr ungewöhnlich für das Arbeitsgebiet ist eine Brandbestattung, zumal diese in einer Grabgrube niedergelegt wurde. Brandbestattungen im GBP - Kontext sind zwar in geringer Anzahl vorhanden78, jedoch ist die Niederlegung dieser in einer Grabgrube sehr selten. Diese Bestattungssitte erinnert eindeutig an böhmische und mährische Befunde. Beigaben Der Becher aus dem Grab von Haldorf wird von Sangmeister als eine „[...] rheinische Eigenbildung mit horizontaler Linienverzierung und freier Bodenzone“ angesprochen: „In diesen Formen wollen wir ja das Ergebnis einer Mischung von Glockenbecher (westeuropäische Form) und Schnurkeramik sehen“ (ders. 1964:99). Festzuhalten ist, daß dieser Glockenbecher in der Verzierung sowohl an einen AOC als auch an einen Schnurbecher erinnert (obwohl er ritzverziert ist), das Profil jedoch eindeutig „glockenbecherisch“ ist.

e) Zusammenfassende Betrachtung Erstaunlich für das Arbeitsgebiet ist die geringe Anzahl der Kategorie I - Nachbestattungen. Jedoch sollte nicht außer Acht gelassen werden, daß die meisten Grabhügel sehr früh gegraben wurden, was ja ein allgemeines Problem darstellt. Und nicht jedes Gebiet kann über einen exzellenten Ausgräber wie Klopfleisch verfügen. Jedoch kann man sich aufgrund der gesamten Befunde des Eindruckes nicht erwehren, daß allgemein ein Bezug zu den Vorbestattungen vorhanden ist, der aufgrund der geringen Anzahl der Befunde wohl erst im Vergleich mit Beobachtungen aus den anderen Regionalgebieten faßbar wird.

78Z.B. Mainzlar, Kr. Gießen, Glockenbecher über Leichenbrand gestülpt (Sangmeister 1951:81).

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4.3. Ostdeutsche Provinz

4.3.1. Mittelelbe-Saale-Gebiet a) Kurzcharakteristik

Das GBP manifestiert sich im MES-Gebiet mit den Zügen einer in sich geschlossenen Regionalgruppe, die durch den Zonenbecher repräsentiert wird (Wiechmann 1995:96). Nachweise des GBPs finden sich in den traditionellen lokalen Siedlungsarealen, den fruchtbaren Schwarzerdegebieten zwischen Harz, Erzgebirge und Dübener Heide, die unter anderem auch von schnurkeramischer und Aunjetitzer Besiedlung zeugen (dies. 1995:97). Die häufigste Grabform ist das Erdgrab, gefolgt von Steinkistengräbern, Gräbern mit Steinpackung und Nachbestattungen in Grabhügeln. Die Toten wurden fast ohne Ausnahme geschlechtsdifferenziert als linke Hocker, N-S orientiert, oder als rechte Hocker, S-N orientiert bestattet. Eine geschlechtsdifferenzierte Zuordnung der linken Hocker als typisch männliches sowie der rechten Hocklage als typisch weibliches Bestattungsmerkmal kann jedoch nur mit Einschränkung gelten, da weniger als die Hälfte der Bestatteten anthropologisch untersucht wurden. Abweichungen zu dieser Regel sind bekannt und anthropologisch belegt (dies. 1995:99). Die Bestattungen lassen sich anhand der Beigaben in zwei große Gruppen unterteilen: 1.) Bestattungen, denen nur Keramik beigegeben wurde79. 2.) Bestattungen, die Keramik sowie eine nicht-keramische Beigabe aufweisen80. Die keramische Beigabe tritt in 80% der Gräber nur in Einzahl auf, bei einer zweiten keramischen Beigabe ist am häufigsten die gehenkelte Tasse/GB anzutreffen. Zur Vergesellschaftung der Beigaben ist anzumerken, daß der verzierte GB nur einmal mit einem unverzierten GB, einmal mit einer Fußschale und nie mit einer Füßchenschale gefunden wurde. Ein verzierter GB ist in 1/3 aller Steinkistengräber, jedoch in weniger als 1/4 der Erdgräber nachgewiesen. Bei den nichtkeramischen Beigaben handelt es sich hauptsächlich um Armschutzplatten, Pfeilspitzen, diverse Silexobjekte, seltener kommen Knochenknebel, Kupferdolche und Bernsteinschmuck (V-Knöpfe und Perlen) vor (dies. 1995:102). Die Betrachtung der Wirtschaftsweise ist aufgrund der fehlenden Siedlungsbefunde schwierig. Tierknochen in den Gräbern lassen auf das übliche Spektrum schließen. Getreideanbau ist durch Gersten-, Emmer- und Weizenabdrücke auf Gefäßen nachgewiesen. Die Grundlage für den Anbau ist im MES-Gebiet durch die äußerst fruchtbaren Schwarzerdeböden gegeben.

b) Befunde der Kategorie I FO.: Gleina, Kr. Nebra, Sachsen-Anhalt FS.: Wüste Mark Windhausen, vor dem Lohholze (Größler 1902:102) FU.: Von H. Größler im Juli 1900 gegraben. BB.: Laut Größler (ebd.) handelte es sich um einen Grabhügel mit 16 m bis 18 m Durchmesser, der noch 1 m hoch erhalten war. In dem Grabhügel fand sich ein Mauerkammergrab mit einer „Steinpackungsdecke“ (Matthias 1974:120) (Maße 2,00 m x 1,80 m), in dem Skelette von fünf Individuen gefunden wurden. Eines dieser Skelette (Ind.A) befand sich im nordwestlichen Teil des Grabes und war aufgrund der Erhaltungsbedingungen nur noch bedingt als Hocker bestimmbar, während das zweite (Ind.B) „[...] an die nördliche Giebelwand

792/3 der Erdgräber, weniger als die Hälfte der Steinkistengräber. 801/3 der Erdgräber, mehr als die Hälfte der Steinkistengräber.

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angelehnt, ja zum Teil zwischen Steinplatten eingeklemmt“ (Größler 1902:103) war. Das dritte Skelett (Ind.C) konnte eindeutig als S-N ausgerichteter, rechter Hocker mit Blick nach Osten (Abb. 15) identifiziert werden. Niedergelegt wurde es in dem westlichen Teil der Grabkammer. Die Arme des Individuums waren stark angewinkelt, die Hände befanden sich vor dem Gesicht und die Unterschenkel waren von einer kleinen Kalkplatte bedeckt. Die einzige Keramikbeigabe dieser Bestattung befand sich auf Nackenhöhe hinter dem Skelett. Zu beiden Seiten dieses Hockers fanden sich, ca. 33 cm tiefer, auf der Grabsohle, noch zwei weitere Hocker (Ind.D/E), die von Größler (1902:105) als Vorbestattung angesehen wurden81. Bei diesen beiden Skeletten handelte es sich angeblich um zwei sitzenden Hocker; die Nachbestattung fand sich im Verhältnis zu den Erstbestatteten eher in der Grabmitte. - absolute Datierung: Keine Angaben - Anthropologische Bestimmungen: Keine Angaben FuG.: a.) GBP - Kontext • Ein unverzierter gehenkelter Glockenbecher (Abb. 14, 1), nach Schlette (1948:57) mit der

vorherrschenden Glockenform82, eindeutig dem rechten S-N - Hocker (Ind.C) zuzuordnen b.) anderer Kontext • Ein facettierter, durchbohrter Steinhammer83 (Abb. 14, 5), Lage: unter Glockenbecher • Eine schnurkeramische Amphore im SO der Kammer • Ein Feuersteinbeil (Abb. 14, 6), ein Facettenmeißel aus Kieselschiefer (Abb. 14, 3), ein

Feuersteinmesser (Abb. 14, 4) (NW-Ecke der Kammer) • Scherben eines schnurkeramischen Bechers (NW-Ecke der Kammer) Strat.: Eindeutig zu trennen scheinen die beiden zuletzt gefundenen Hocker (Ind.D/E) von den restlichen Bestattungen zu sein. Laut Größler (1902:107) ist die GBP - Nachbestattung (Ind.C) stratigraphisch nicht von den beiden Bestattungen im nördlichen Teil der Kammer (Ind.A/B) zu unterscheiden, er sieht die drei Bestattungen als gleichzeitig an. Laut Ausgrabungsbericht wurden die Ind. A/B dicht unter der abdeckenden Steinplatte gefunden (in 0,30 m, bzw. 0,10 m unter der Steinabdeckung), was jedoch bei einem Individuum auf die Bestattungsart („[...] an die nördliche Giebelwand angelehnt, ja zum Teil zwischen Steinplatten eingeklemmt...“ Größler 1902:103) zurückzuführen sein mag. Alle Funde, außer dem Glockenbecher, sind, nach der Primärliteratur zu urteilen, den Individuen D und E zuzuordnen. Matthias (1974:120) weist die Funde in der NW-Ecke ebenso wie die Facettenaxt den schnurkeramischen Vorbestattungen zu, betont aber, daß die Axt 0,35 m über dem Grabboden lag und damit in Höhe der GBP - Nachbestattung (Höhe: 0,33 m über dem Grabboden). Lit.: Fischer 1953a:170, 180, 181; Fischer 1956:298; GHZ 1909:63f.; Größler 1902:102-107; Matthias 1974:120; Neumann 1929:58; Schlette 1948:72.

81Größler erkannte den rechten Hocker sofort als Nachbestattung, da die Amphore trotz einer

schützenden Steinplatte nicht vollständig erhalten war. „Da sich andere Bruchstücke, der Amphora ... trotz der vorgesetzten Schutzplatte nicht fanden, so konnte kein Zweifel sein, dass die Grabkammer schon einmal geöffnet worden ist, und zwar zu Gunsten des als Eindringling in die Mitte .... bestatteten liegenden Hockerskeletts“ (Größler 1902:105).

82Schlette unterteilte die Glockenbecherfunde in Sachsen-Anhalt in verschiedene Kategorien, wobei der Becher aus Gleina der Kategorie 2,IIa zugeordnet wurde (1948:72). Glockenbecher dieser Art sind teilweise mit Glockenzonenbechern (ders. 1948:58) vergesellschaftet.

83Matthias 1974:120: Facettenaxt.

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FO.: Goldbach, Gem. Liebstedt, Kr. Apolda, Thüringen FS.: „Acker Trappe rechts des Weges nach dem Pfiffelbacher Holz“ (Loewe 1959:12) FU.: Nicht bekannt BB.: „In der geringen Tiefe von 0,28-0,33 m auf engem Raum Reste von 4 neolithischen Bestattungen: 1. linker Hocker ONO-WSW mit Glockenbecher vor den Knien; 2. spärliche Reste eines nicht mehr kenntlichen Hockers, nördlich davon eine Schnuramphore; 3a. N-S liegender, rechter Hocker mit Muschelscheibchen und einem gebogenen Stück Kupferdraht, eben darunter 3b. Beine eines S-N liegenden rechten Hockers, hinter dessen Kopf wohl eine Baalberger Amphore gestanden hat, deren Rand noch gefunden wurde; der etwas weiter südwestlich gefundene Schädel von 3b mag bei der Bestattung von 3a hinausgeworfen worden sein“ (Abb. 16) (Loewe 1959:12)84. - absolute Datierung: Keine Angaben - Anthropologische Bestimmungen: Keine Angaben FuG.: a.) GBP - Kontext • Ein Glockenbecher (ohne weitere Angaben) b.) anderer Kontext • Eine schnurverzierte Amphore (zu Grab 2) • Sechs Muschelscheibchen, ein zusammengebogenes Stück Kupferdraht (zu Grab 3a) • Ein Gefäßrand (evtl. Baalberger Amphore, zu Grab 3b) Strat.: Keine Angaben über eine Vertikalstratigraphie, Horizontalstratigraphie von West nach Ost: GBP - Bestattung, Schnurkeramische Bestattung, N-S Hocker mit Kupferdraht, Baalberger Bestattung. Lit.: Fischer 1956:27985; Loewe 1959:12f.; Müller 1989:286. FO.: Orlamünde, Kr. Jena (Land), Thüringen FS.: In einer Sandgrube, südlich eines Weges in den unteren Molkenborn FU.: 1954 wurde eine Grabanlage mit schnurkeramischen Gräbern freigelegt (Schrickel 1955/56), bei weiteren Rettungsgrabungen wurde 1958 Grab 1, 1959 von W. und D. Mania die Gräber 2 und 3 entdeckt. BB.: Mania (1961:180) geht davon aus, daß die Gräber Teil eines Grabhügels waren86. Grab 1 zeigte sich 20 cm bis 27 cm unter der Oberfläche als eine 1,40 m lange Verfärbung in NO/SW-Richtung, die mit Sandsteinbruchsteinen durchsetzt war. Die Verfärbung wurde von Mania (1961:169) als Leichenschatten interpretiert. Keramische Beigaben fanden sich im NO sowie im SW der Verfärbung, eine Silexklinge wurde nördlich der Verfärbung gefunden. Grab 2 lag 65 cm unter der Oberfläche und war ca. 40-50 cm in den anstehenden Sandstein eingetieft. Es handelte sich um eine Grabkammer mit den Maßen 1,90 m x 1,30 m, deren

84Aufgrund der kompakten und knappen Befundbeschreibung in der Primärliteratur schien es sinnvoll,

diese als Zitat gesamthaft zu übernehmen. 85Fischer (1956:298) bezog sich auf ein 1913 entdecktes Einzelgrab in Goldbach. Obwohl die

Fundumstände von Goldbach-Acker Trappe (Loewe 1959:12) nicht bekannt sind, dürfte es sich um zwei verschiedene Befunde handeln. So erwähnten weder Neumann (1929:69) noch Schlette (1948:77) weitere Bestattungen bzw. Skelettfunde bei der Beschreibung des Befundes von 1913, auch präzisierten sie die Fundstelle nicht.

86Begründung s. Stratigraphie.

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Wände aus verschieden großen Sandsteinplatten bestanden87 (Abb. 17). Die in N/S-Richtung orientierte Kammer wies in der NO-Ecke eine Störung auf, deren Ursache Mania (1969:171) in einer Rodung vermutete. In dieser Störung, über der eine ca. 70 cm lange Platte lag, fand sich eine glasierte Scherbe und ein rezenter Eisennagel. Außerhalb der Kammer wurden insgesamt sieben Pfostenverfärbungen festgestellt, westlich neben ihr fanden sich in einem angrenzendem Raum die Beigaben. Im Westteil der Kammer fand sich ein ca. 1,10 m langer Leichenschatten, aufgrund einiger Knochen- und Zahnreste konnte die Orientierung auf S-N festgelegt werden. Vereinzelte Funde fanden sich auch in der Grabkammer. Grab 3 lag südlich von Grab 2, befand sich 17 cm unter der Oberfläche und bestand aus einer 1,75 m mal 1,25 m großen, OW-orientierten Grabkammer (Abb. 17). Auch hier wurden die Wände durch Sandsteinplatten und Sandsteinquader gebildet. Der Leichenschatten folgte eindeutig der OW-Orientierung der Kammer, die Lage des Kopfes konnte jedoch nicht mehr rekonstruiert werden. Mania (1961:178) schließt aufgrund der maximalen Länge des Leichenschattens von 1,30 m auf eine Hockerbestattung. Eine keramische Beigabe fand sich in der SO-Ecke der Kammer. - absolute Datierung: Keine Angaben - Anthropologische Bestimmungen: Keine Angaben FuG.: a.) GBP - Kontext • Ein unverzierter Glockenbecher (Abb. 14, 10) (Grab 3) b.) anderer Kontext • Zwei unverzierte, zweiösige Amphoren mit zylindrischem Hals (Abb. 14, 7-8), eine

retuschierte Feuersteinklinge (Grab1) • Ein großer, eiförmiger unverzierter Becher (Abb. 14, 12), ein kleiner eiförmiger unverzierter

Becher (Abb. 14, 11), Scherben einer plastisch verzierten Amphore, ein dicknackiges Quarzitbeil, ein dicknackiges Schieferbeil, ein dünnackiges Schieferbeil, eine Steinaxt, ein Silexabschlag, zwei Silexschaber, eine Silexklinge, Keramikscherben von u.a. einem S-förmig profilierten Becher mit Öse in der Halskehle (Abb. 14, 9) (Grab 2)

Strat.: „Grab 2 war etwas in den anstehenden Boden eingetieft. Seine Grabgrubengrenze war aber nicht bis zur Humusgrenze zu verfolgen, sie hörte schon bald wieder auf. Darüber lag feiner gelber Sand, der zu einer Aufschüttung gehört haben kann, die aber bis auf diesen Rest abgetragen wurde. Grab 1 lag ganz flach unter dem Humus und wurde bis auf die Sohle mit den Resten der Bestattung und den Beigaben abgetragen. Da es zum Teil über Grab 2 lag, handelte es sich hier um eine Nachbestattung. Grab 3 wurde südlich von Grab 2 von einer Oberfläche aus eingegraben, die heute nicht mehr vorhanden ist. Die Humusschicht schneidet die Grabgrube ab. Diese Oberfläche hat höher gelegen als die, von der aus Grab 2 eingetieft wurde. So kann man annehmen, daß Grab 3 ebenso wie Grab 1 in einen schon bestehenden Hügel eingesenkt wurden“ (Mania 1961:180) (Abb. 18). Somit fassen wir in diesem Befund einen Hügel mit schnurkeramischer Vorbestattung (Grab 2) sowie einer Schnurkeramik- (Grab 1) und einer GBP - Nachbestattung (Grab 3). Die schnurkeramische Bestattung in Grab 2 wies eine S-N-Orientierung auf, während die Bestattung des GBPs in Grab 3 OW-orientiert war. Lit.: Mania 1961; Müller 1989:286.

87„30-40 x 20-40 x 5-10 cm große Sandsteinplatten“ (Mania 1961:171).

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FO.: Rössen, Ot. von Leuna, Kreis Merseburg, Sachsen-Anhalt FS.: Rössener Hügel FU.: Ausgegraben im Herbst 1918 anläßlich der Eröffnung des Provinzialmuseums in Halle. Gegraben wurde nur ein „[...] 3-4 m breiter Schacht von der westlichen Seite her gegen die Mitte“ (Niklasson 1919/1920:312), der jedoch das Zentrum des Hügels nicht erreichte, da der dort vorhandene Baum nicht beschädigt werden sollte und deshalb der Graben gegen Südosten abgelenkt wurde (Abb. 19). BB.: Der ovale Hügel wies einen Durchmesser von 17 m bis 25 m auf und war noch 2,20 m hoch erhalten. Mittig in dem Hügel, in der untersten Schicht liegend fand sich ein sehr schlecht erhaltenes Skelett mit einem Feuersteinmesser als Beigabe. Zwei unverzierte Amphoren fanden sich in einer Steinkiste (Abb. 20, g), die ca. 70 cm über der Vorbestattung lag. Das zugehörige Skelett war nicht mehr erhalten88, auch die Steinkiste selbst schien Niklasson nur in gestörtem Zustand erhalten zu sein (ders. 1919/1920:312). In der Nähe der Steinkiste fand sich ein W-O orientierter Hocker (Abb. 20, d) mit einer Keramikbeigabe89. Auf ca. 1,10 m Höhe des Hügel wurden darauf zwei NO-SW orientierte Steinpackungsgräber mit Leichenbrand (Abb. 20, b und e) gefunden. Neben einigen Scherben waren den Individuen auch zwei Bronzegegenstände beigegeben. Weiterhin fand sich in der Hügelspitze eine wahrscheinlich mittelalterliche Kinderbestattung (Abb. 20, f) (ders. 1919/1920:312f.). - absolute Datierung: Keine Angaben - Anthropologische Bestimmungen: Keine Angaben FuG.: a.) GBP - Kontext • Ein unverzierter Glockenbecher (Abb. 21, 2; Abb. 20, d) b.) anderer Kontext • Ein Feuersteinmesser (Abb. 20, h) • Zwei Amphoren (Abb. 21, 1 und 3; Abb. 20, g) • Ca. 100 Keramikscherben (Abb. 20, b und e) • Eine Bronzespirale, Stück eines Bronzeblattes (Blech?) (Abb. 20, e) • Nicht zuordenbare Einzelfunde: div. unverzierte Keramikscherben, „stichbandkeramische

Scherben90“, eine Fibel. Strat.: Detailliertere Äußerungen zur Stratigraphie tätigt Niklasson (1925:8-10, Abb. 20) Für Niklasson (1925:8) ergibt sich folgende Stratigraphie: Als Zentralgrab erkannte er die Steinkiste g, deren Hügelschüttung einen älteren Grabhügel mit Grab h überdeckte. Die Bestattungen d, b, e, f waren allesamt Nachbestattungen, welche in die sekundäre Hügelaufschüttung in der aufgeführten Reihenfolge eingetieft wurden. Die Einzelfunde fanden sich im gesamten Hügel zerstreut91. 88Diese Steinkiste wurde von Niklasson (1919/1920:312) als Hauptbestattung angesehen. 89„[...] ein stark zusammengeschnürter Hocker mit dem Kopf im Westen“ (Niklasson 1919/1920:312). 90Diese Scherben wurden sowohl von Niklasson (1919/1920:314) als auch von Mildenberger (1953:40)

nicht zum Grabhügel zugehörig angesehen, sondern als Keramik, evtl. aus einem älteren Siedlungsbefund, die schon bei Aufschüttung des Hügels im Boden war.

91„An mehreren Stellen (i.e. im Grabhügel) fanden sich aber zerstreut menschliche Skelettreste, Leichenbrandreste, Gefäßscherben, Stücke von gebranntem Lehm und natürliche Tonklumpen von blaugrüner Färbung, so daß das Ganze einen ziemlich durchwühlten Eindruck machte“ (Niklasson 1925:4). Niklasson führte dies auf Tieraktivitäten und die Nachbestattungen zurück, vermutete aber auch, daß bei der Hügelaufschüttung „[...] wohl einige von den Tierknochen und den Scherben in

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Fischer (1956:120) interpretierte Niklassons Zentralgrab als „[...] Zentralbestattung der Kalbsriethgruppe“, welcher Nachbestattungen der Schnurkeramik und des GBPs folgen, während Mildenberger (1953:40) eine Abfolge Glockenbecher Schnurkeramik ? zu erkennen glaubte Pape (1978:100) betonte, daß „[...] das Verhältnis des unverzierten kesselförmigen Glockenbechers zur schnurkeramischen Steinkiste mit den beiden unverzierten Amphoren keineswegs so eindeutig (ist), wie Fischer und Mildenberger angeben“. Er berief sich auf die Profilzeichnung von Niklasson (Abb. 20, oben), aus der hervorgehen würde, „[...] daß Glockenbecher und Schnurkeramik nebeneinander lagen, wobei die Glockenbecherbestattung eine etwas tiefere Position einnahm“ (ebd.). Auch die von Niklasson postulierte sekundäre Aufschüttung des Grabhügels hielt Pape aufgrund der unvollständigen Ausgrabung des Hügels nicht für bewiesen (ebd.). Zusammenfassend läßt sich sagen, daß für den Rössener Hügel wohl die „Abfolge“ KSK (Kalbsrieth)-KSK/GBP angenommen werden darf, wobei für die Fragestellung dieser Arbeit die Hinterfragung der Stratigraphie interessanter ist (s. Pape), als der Versuch für den Rössener Grabhügel eine eindeutige Abfolge der Bestattungen festzulegen (s. Mildenberger). Lit.: Fischer 1953a:170, 180, 181; Fischer 1956:286, 300; Grimm 1940:404; Herrmann 1989b; Mildenberger 1953:40; Neumannn 1929:56; Niklasson 1919/1920; Niklasson 1925; Pape 1978:100. FO.: Sachsenburg Hügel 2, Kr. Artern, Thüringen FS.: „Hügelgräber auf der Hainleite, Distrikt 66“(Größler 1909:24) FU.: Im September 1904 von Major a.D. Dr. Förtsch, Direktor des Provinzialmuseums Halle, gegraben. BB.: Aufgrund des Baumbewuchses wurde in den von Förtsch als „flach“ bezeichneten Hügel zunächst nur ein Einschnitt von 1,5 m Breite von SW nach NO gegraben. Als erster Befund zeichnete sich eine OW-ausgerichtete Steinpackung mit den Maßen 1,5 m x 2,3 m ab, die bis auf den nordöstlichen Teil92 freigelegt wurde. Unter der Steinpackung fanden sich drei Bestattungen (Ind.A, B und C). Ind.A wurde W-O-orientiert in starker Hockerlage, die Hände vor dem Gesicht, mit Blickrichtung nach Norden beigesetzt. Dieser Bestattung ist eine Keramikbeigabe zuzuordnen. Bei Ind.B handelte es sich um ein W-O orientiertes, schlecht erhaltenes Kinderskelett, das südlich von Ind.A ohne Beigaben niedergelegt wurde. Die dritte Bestattung, Ind.C, fand sich, als „[...] die im gewachsenen Boden ausgekratzte Mulde rein ausgeräumt wurde“ und konnte aufgrund eines Baumes nicht vollständig ausgegraben werden. (Größler 1909:25, Zitat Ausgrabungsbericht Förtsch). Größler (ebd.) gab keine weiteren Informationen zur Bestattung von Ind.C. - absolute Datierung: Keine Angaben

der Erde schon vorhanden“ waren (ebd.) (s. auch Fußnote 90). Die GBP - Nachbestattung wurde unter Kat.I eingeordnet, da sowohl Orientierung als auch Zuweisung der Beigaben eindeutig ist. Vorsicht wäre jedoch bei einer relativchronologischen Aussage der beiden Bestattungen angebracht (s. dazu auch Pape 1978:100).

92Auf dem nordöstlichen Teil der Steinpackung stand ein Baum, der nicht gefällt wurde.

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- Anthropologische Bestimmungen: Keine Angaben FuG.: a.) GBP - Kontext • Ein Zonenglockenbecher (Ind. A zuzuordnen) (Abb. 21, 4) b.) anderer Kontext • Nicht vorhanden93 Strat.: Ind.A sowie Ind.B befanden sich in einer tonigen Lehmschicht. „Das dritte Skelett [Ind. C] war“, wie Förtsch annahm, „ohne Zweifel früher bestattet“, als die anderen, denn es lag 25 cm tiefer, als die beiden zuerst gefundenen, und vollständig in kalkhaltigem Boden (Größler 1909:25). Lit.: Fischer 1953a:170, 180, 181; Fischer 1956:286, 300; GHZ 1909:113; Größler 1909; Mania 1966: 83, 122; Neumann 1929:50.

c) Befunde der Kategorie III Forst Leina, Kr. Altenburg, Sachsen (Weber 1964:216, 220): In Hügel III fand sich ein glockenbecherartiges Gefäß und ein unverzierter Glockenbecher. Keine weiteren dazugehörigen Befunde erwähnt. Helfta, Ot. von Eisleben, Kreis Eisleben, Sachsen - Anhalt (von Fischer 1953a:170, 180, 181 als Nachbestattung angesprochen): „Entsprechend wird wohl die Fundnotiz „in einem Hügel gefunden“ bei dem Glockenbecher von Helfta auf einen schnurkeramischen Hügel deuten“ (Fischer 1953a:170). Keine weiteren Informationen über die Herkunft des Bechers bekannt (s. auch Pape 1978:100). Klein-Korbetha, Ot. von Großkorbetha, Kr. Weißenfels, Sachsen-Anhalt (von Fischer 1953a:180, 181 als Nachbestattung angesprochen mit der Abfolge: KSK-GBP-AK): „In einem Berichte über die Ausgrabung auf der Graslücke, einer natürlichen Anhöhe östlich von Kleincorbetha, gibt Förtsch nach den handschriftlichen Notizen von Klopfleisch, der zuerst im Jahre 1878 hier Untersuchungen unternommen hat, an, daß dieser (Klopfleisch) ,obenauf nebst slavischen Scherben mit Burgwallornamenten, schnur- und gitterartig verzierte neolithische Scherben‘ angetroffen, das alles ihm aber gestört und durchwühlt erschien“ (Niklasson 1926:42f.) (s. auch Pape 1978:193, 200). Bei GHZ (1909:12) finden sich keinerlei Hinweise auf eine GBP - Nachbestattung. Nautschütz, Hügel 11, Kr. Eisenberg, Thüringen (von Fischer 1953a:180, 181; ders.:1956:284, 300 als Nachbestattung angesprochen): „Ein [...] unverzierter [...] Becher stammt nach den dürftigen über ihn erhaltenen Nachrichten aus einem Grabhügel in der Flur des Dorfes Nautschütz...“(Größler 1909:41); „Der zusammenfassende Bericht von Uggla 1916 stimmt nur in einigen Punkten mit dem Bericht Klopfleischs an das Ministerium 1878 überein (...) Skelette werden meist nicht genannt, waren also wohl vergangen.“ (Loewe 1959:108) (s. auch Pape 1978:99f.). Nerkewitz, Kr. Jena, Thüringen (Fischer 1956:284, 300 erwähnte GBP - Nachbestattungen und zitierte GHZ 1909 314f.):

93Die diesem Hügel oft zugerechneten schnurkeramischen Funde stammen aus den Hügeln 3 und 4

(Größler 1909:24).

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GHZ 1909:314: „[...] sechzehn Grabhügel, deren Inhalt teils steinzeitlich, teils bronzezeitlich ist und unter der Weglassung des Nebensächlichen sich folgendermaßen darstellt:“ Hügel II: „1 Scherbe mit Rädchenverzierung nach Art der Zonenbecher“, kein Hinweis auf Skelett sowie allgemeine Befundsituation. GHZ 1909:315: Hügel IX: „Keine Skelettreste; Fragment einer Armschutzplatte“. Loewe 1959:29 erwähnte keine GBP - Funde. Literatur gibt keine genaueren Hinweise zur Befundlage. Sachsenburg Hügel 4, Kr. Artern, Sachsen - Anhalt (von Mania 1966:83 als GBP - Nachbestattung angesprochen94): „Hügel 4/1904. Kleiner flacher Hügel. Unter drei Steinlagen die Reste von Körperbestattungen. Neben Funden der Glockenbechergruppe auch schnurkeramische:...“ (Mania 1966:121) „Hügel 4/1904. Reste von Bestattungen. Neben schnurkeramischen Funden ein Glockenbecherrest: Mittelstück eines Glockenbechers mit Zierstreifen aus Horizontalrillen, die eine Winkellinie einfassen“(Mania 1966:122). Keine weitere Befundbeschreibung (auch nicht bei Größler 1909:24ff.; s. hierzu auch Pape 1978:99). Rannstädter Hügel II, Sömmerda, Kr. Sömmerda, Thüringen (von Fischer 1953a:170, 180, 181 als GBP-Nachbestattung angesprochen): Der gehenkelte Glockenbecher im Rannstädter Hügel II ist nicht eindeutig der Einzelbestattung über der Mehrfachbestattung zuzuweisen, da Klopfleisch nur von insgesamt zwei Gefäßen spricht (Höfer 1906:85), diese einmal getrennt je einer Bestattung zuweist, kurz darauf jedoch beide Gefäße als der Mehrfachbestattung zugehörig beschreibt95. Dieser Widerspruch wurde schon von Höfer (ebd, FN 4) erkannt, der den ersten Bericht über den Rannstädter Hügel II nach Notizen von F. Klopfleisch erstellte.

d) Vergleich der Befunde mit dem vorherrschenden Bestattungsritus Für das MES - Gebiet fanden sich die meisten Befunde der Kategorie I. Aufgrund der Quantität sowie der Qualität dieser Befunde wird die Analyse im Rahmen des Regionalgebietes ausführlicher sein. Ziel dieses Kapitels ist es, mögliche Zusammenhänge zwischen den einzelnen Nachbestattungen des GBPs aufzuzeigen. Es gilt die Frage zu beantworten, ob eine grundsätzliche Übereinstimmung in der Beigabenausstattung, der Niederlegung der Toten sowie der „ausgewählten“ Grabhügel besteht. Diese Faktoren werden für das MES - Gebiet aus dem Katalog tabellarisch zusammengefaßt und deskriptiv ausgewertet. Diese Auswertung gilt es dann den sogenannten Normbestattungen des GBPs im MES - Gebiet gegenüberzustellen und mit diesen zu vergleichen.

94„Jene zwei Glockenbecher (Taf. XII, 8, 11) aus Grabhügelnachbestattungen (Hügel 2 und 4/1909) von

der Hainleite...“ (Mania 1966:83). Hier liegt offensichtlich ein Druckfehler vor: Die angesprochenen Gefäße wurden auf Taf. XII, Seite 160, den Hügeln 4/1904 (Gefäß Nr.11) und 2/1904 (Gefäß Nr.8) unter den Fundort Sachsenburg zugeordnet. Die Jahreszahl 1909 ist falsch und irreführend.

95S. dazu auch Pape 1978:100.

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Gleina Goldbach Orlamünde Rössen Sachsenburg„Einzelgrab“ in Grabhügel

- ja ja ja -

NB in einer Grabkammer

ja - - - ja

Glockenbecher 1x unverziert, gehenkelt

1x, ohne weitere Angaben

1x unverziert 1x unverziert 1x Zonen-glockenbecher

Vorbestattung Doppelbest. KSK

Baalberg (?) KSK KSK (Kalbsrieth?)

1 Indiv., nicht zuordenbar

weitere NB im Hügel

2 Indiv., nicht zuordenbar

KSK, ? KSK KSK, 3 erhebl. jüngere Best.

1 Indiv., nicht zuordenbar

Orientierung GBP-Best.

S-N, rechter Hocker, B:O

ONO-WSW, linker Hocker, B:O

O-W, Hocker, B.? W-O, Hocker, B:?

W-O, linker Hocker, B:N

Orientierung restl Best.

keine Angaben

KSK:? Baalberge:S-N

?: N-S96

KSK Vorbest.: S-N,

KSK Nachb.: Leichenschatten

NO-SW (unsicher)

KSK Vorbest.: W-O,

KSK Steinkiste: W-O

1x W-O 1x ?

Hügel vollst. ausgegraben?

unbekannt unbekannt wahrscheinlich nein nein

Tabelle 1: Vergleich der GBP - Nachbestattungen des MES - Gebietes der Kat.I. (B:O : Blick nach Osten; KSK : Kultur mit Schnurkeramik). Grabbau Bei drei der fünf GBP - Nachbestattungen im MES-Gebiet handelt es sich um Einzelgrabanlagen, die in einen schon bestehenden Grabhügel eingetieft wurden. Zwei der Bestattungen hingegen wurden in ein zu einem Grabhügel gehörenden KSK-Mauerkistengrab (Gleina) bzw. einem Steinpackungsgrab97 (Sachsenburg) niedergelegt. Innerhalb der Grabkammern waren eindeutige Stratigraphien zu erkennen. Somit ergeben sich folgende mögliche Szenarien: 1.) Die Hügelaufschüttung über den Grabanlagen wurde nach der letzten Nachbestattung angelegt. 2.) Die Hügelaufschüttung wurde mit dem Bau der Grabanlage getätigt, a.) den Nachbestattenden war die Grabstätte „bekannt“. b.) es handelt sich um ein eher zufälliges Auffinden der Grabanlagen in den Grabhügeln. Im Falle des Befundes von Gleina ist wohl dem Ausgräber H. Größler zuzustimmen, der aufgrund einiger Hinweise auf eine sekundäre Öffnung der Grabkammer schloß (Größler 1902:105). Der Befunde von Sachsenburg, Hügel 2, ist schwieriger zu beurteilen, unter anderem auch deshalb, weil die Vorbestattung nicht vollständig ausgegraben wurde. Allgemein 96Es könnte sich hierbei aufgrund der Orientierung und des Kupferdrahtes eventuell um eine Aunjetitzer

Bestattung handeln. 97Die Steinpackung von Sachsenburg wird als Steinpackungsgrab, also als eine Einzelgrabanlage,

bezeichnet, da sie die Ausmaße 1,5m x 2,3m aufweist und damit alle drei Bestattungen unter ihr abdeckt.

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gilt hier jedoch anzumerken, daß bisher im MES - Gebiet kein sicherer Befund vorliegt, der eine Hügelaufschüttung mit direktem Zusammenhang mit dem GBP aufweist. Da bei keinem der vorliegenden Grabhügel sicher eine vollständige Ausgrabung angenommen werden kann, ist die Bezeichnung „Vorbestattung“ aufgrund der Forschungsumstände zu relativieren. Es gilt festzuhalten, daß sich in vier der fünf Hügel eindeutige KSK-Bestattungen fanden. Bestattungssitte Auffällig ist, daß drei der GBP-Nachbestattungen O-W bzw. W-O orientiert sind, eine Bestattung ONO-WSW und daß nur die Bestattung von Gleina die „typische“ GBP - Orientierung S-N aufweist. Weiterhin gilt zu beachten, daß die KSK-Bestattung von Orlamünde in S-N-Richtung niedergelegt wurde, was in diesem Verbreitungsgebiet der KSK schon häufiger beobachtet wurde98. Konkrete Hinweise finden sich hierfür bei Loewe (1959), z.B. in den Befunden von Schloßvippach (dies. 1959:35), Utenbach (dies. 1959:42) oder Vippachedelhausen (dies. 1959:43). Eine interessante Beobachtung schilderte Weber in Bezug auf die Oberlausitzer Gruppe der KSK (1969:33-34): „Es überwiegen jedoch die Erdgräber, ... wohl tatsächlich echte Flachgräber. Die sind, soweit beobachtet, immer grob Nord-Süd orientiert, stehen damit in auffallendem Gegensatz zur Orientierung in der Saalegruppe...“ Somit bewegt sich die angesprochene N-S - Orientierung durchaus im Rahmen üblicher Befunde. Anders sieht es bei der Orientierung der GBP - Nachbestattungen aus: Die eindeutige Dominanz der O-W- bzw. W-O-Orientierung findet keine Entsprechung in den restlichen Befunden, im Gegenteil: Das Mittelelbe-Saale - Gebiet gilt als eines der GBP-Gebiete, in dem die „übliche“ N-S - bzw. S-N Orientierung relativ streng eingehalten wird (Fischer 1956:164, Puttkammer 1994:272, Wiechmann 1995:99). Die wenigen O-W / W-O-Orientierungen, die durch die Literatur „geistern“, sind zu hinterfragen. Dies erkannten auch D.W. Müller und A. Siebrecht (1985), als sie bei den Ausgrabungen eines GBP - Gräberfeldes bei Deesdorf am nördlichen Rand desselben auf zwei OSO-WNW orientierte Gräber (Grab 9 und 10) stießen. Diese wurden jedoch von den Ausgräbern nicht automatisch dem GBP zugeordnet, sondern folgerichtig mit der Bemerkung „Die [...] Gräber erweisen sich wegen der fehlenden Beigaben als in ihrer kulturellen Einordnung problematisch“ (Müller, Siebrecht 1985:225) versehen. Des weiteren seien die oft in der Literatur als O-W orientierte GBP - Bestattungen angesprochenen Befunde ebenfalls nicht durch Funde eindeutig einer Kultur zuzuweisen (Müller, Siebrecht 1985:230).

98Im Wintersemester 1997/98 fand an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Ur- und

Frühgeschichte ein Hauptseminar „Räumliche Identitäten und technologische Innovation am Übergang zur Frühbronzezeit“ unter der Leitung von Dr. J. Müller statt. Im Mittelpunkt der Betrachtung standen das GBP, die KSK und die Aunjetitzer Kultur im Mittelelbe-Saale - Gebiet, deren Funde und Befunde mit Hilfe der Korrespondenzanalyse ausgewertet wurden. Ein interessantes Ergebnis erhielt die Arbeitsgruppe KSK in Bezug auf die konsequente Einhaltung der Orientierung der Bestatteten. In der sogenannten „Kernzone“, dem mittleren Saalegebiet, wird die übliche Orientierung entlang der O-W - Achse konsequent eingehalten, während in den Randgebieten Thüringen, Saale-Unstrut - und Saalemündungsgebiet auch N-S ausgerichtete Bestattungen bekannt sind (Freundl. Mitteilung Jürgen Fischer M.A.).

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Fischer führte im Katalogteil seiner Monographie „Die Gräber der Steinzeit im Saalegebiet“ folgende GBP - Bestattungen auf, denen er eine O-W / W-O Orientierung zuwies: 1.) Bündorf, Gem. Knapendorf, Kr. Merseburg, Sachsen - Anhalt Grab 4: rechter Hocker, O-W, B: N Grab 8: W-O Der Verweis von Fischer (1956:298) auf Gerhardt (1953:14) bringt keinen Hinweis auf eine Zugehörigkeit des Grabes zum GBP: „Zerstörtes Steinplattengrab mit linksseitigem Hocker. Es gehört zu einem Friedhof von 9 unmittelbar beieinander liegenden Gräbern, deren Beigaben ihn in die Frühaunjetitzer Stufe stellen“(Gerhardt 1953:14). Müller und Siebrecht (1985:230) ordneten diesen Friedhof dem GBP zu, erkannten jedoch in oben genannten Gräbern keine aussagekräftigen Belege für eine gleichartige Zuordnung. Diese Unsicherheit in der kulturellen Zuweisung wurde durch Matthias (1982:34) bestätigt, der die Gräber mit Vorbehalt als schnurkeramisch ansprach. 2.) Dreileben, Kr. Wanzleben, Sachsen - Anhalt Grab 1: linker Hocker, O-W, B: S Grab 2: rechter Hocker, W-O, B: S Fischer (1956:298) verwieß im Falle von Dreileben auf Schlette (1948:35), bei dem der Fundort unter dem Namen Ovelgünne geführt wird. Die von Fischer aufgeführte Orientierung bestätigt sich bei der Befundbeschreibung Schlettes, ebenso scheint die Kulturzuordnung durch die Funde eindeutig zu sein. 3.) Köthen (Ringstraße), Kr. Köthen, Sachsen - Anhalt Grab 3: rechter Hocker, OSO-WNW, B: N Grab 4: rechter Hocker, OSO-WNW, B: NO Grab 5: rechter Hocker, OSO-WNW, B: ONO Grab 6: linker Hocker, WNW-OSO, B: NO Grab 7: rechter Hocker, OSO-WNW, B: NO Grab 8: rechter Hocker, OSO-WNW, B: NNO Grab 9: Ho, OSO-WNW, B: NNO Grab 10: Ho, OSO-WNW Ulrich Fischer (1956:299) zitierte im Falle von Köthen / Ringstrasse Schlette (1948:33) und Gerhardt (1953:11f). F. Schlette gab die Orientierung aller Bestattungen mit NW-SO/SO-NW, B:O an, während Gerhardt keine Angaben zur Orientierung machte. Die in der Primärliteratur genannte Orientierung beinhaltet eine 45°-Abweichung von beiden Hauptorientierungsachsen, somit kann von einer eindeutigen O-W - Orientierung keine Rede sein. 4.) Langendorf, Ot. von Obergreißlau, Kr. Weißenfels, Sachsen - Anhalt Linker Hocker, W-O, B: S Fischer (1956:299) verwies auf Gerhardt (1953:14), der jedoch außer der Bemerkung „Hockergrab“ keine weiteren Angaben zur Bestattungssitte machte. Gerhardt lieferte die Literaturangaben Größler (1909:60-61), Wilcke (1913:304ff.) und Neumann (1929:61). Größler (1909:60-61) berichtete von einem Skelett in linker Hockerlage, als einzige Beigabe nannte er einen unverzierten Glockenbecher. Wilcke (1913:304), der auch schon von Größler erwähnte Finder des Grabes, beschrieb den Befund wie folgt: „Sein [des männlichen Skelettes]

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durch den seitlich lastenden Druck etwas verschobenes Gesicht war der im Mittag stehenden Sonne zugekehrt; es lag also- mit anderen Worten -in der Richtung von Osten nach Westen.“ Es ist zu bemerken, daß Wilcke das Gefäß nicht für einen Glockenbecher hielt, sondern es der Aunjetitzer Kultur zuwies. Diese Zuweisung wurde von Kossinna und Mötefindt unterstützt (Wilcke 1913:306). Neumann (1929:61) nahm das Gefäß jedoch als Glockenbecher in seine Materialsammlung auf. Die Kulturzuweisung ist m.E. jedoch fraglich. 5.) Weddingen, Kr. Goslar, Niedersachsen Grab 1: linker Hocker, O-W, B: SO Grab 2: linker Hocker, O-W, B: SO Fischer (1956:301) zitierte einen Bericht von O. Thielemann, dessen Befundbeschreibung wie folgt lautete: „Beide Tote waren als angewinkelte Hocker in linksseitiger Schlaflage bestattet und annähernd ostwestlich ausgerichtet, mit der Blickrichtung mehr nach Südosten“ (Thielemann 1940:65). Die Beigaben weisen eindeutig auf eine Zugehörigkeit zum GBP hin. Was „annähernd ostwestlich“ in Gradabweichung von den Hauptachsen zu bedeuten hat, muß offen bleiben. 6.) Weimar-Lützendorf, Stadtkreis, Thüringen linker Hocker, O-W, B: S Der Verweis von Fischer (1956:301) auf Möller / Neumann (1936:4) gibt Hinweise, welche die Eindeutigkeit der Orientierung in Frage stellen: „[...] wurde auf dem Grundstück der neuen Kaserne bei Schachtarbeiten ein Flachgrab ohne Steinschutz gefunden, von einem neueingestellten Arbeiter jedoch leider zu spät erkannt und daher zerstört.“ Die Fundumstände relativieren die Sicherheit der Aussage über die Orientierung doch stark. 7.) Wohlsborn, Kr. Weimar (Land), Thüringen99 3 Gräber: O-W, B: N Fischers (1956:301) Verweis auf Möller (1932:91) bestätigt die kulturelle Zuordnung sowie die Orientierung der Gräber. Die von Fischer aufgeführten O-W - Orientierungen reduzieren sich auf zwei sicher belegte Fundorte. Auch später publizierte GBP - Befunde, die angeblich eine O-W - Orientierung aufweisen, relativieren sich bei einer näheren Betrachtung100. Somit ist eindeutig festzustellen, daß vier von fünf Nachbestattungen im Mittelelbe-Saale - Gebiet eine für GBP-Gräber unübliche Orientierung aufweisen - nämlich die Standartorientierung schnurkeramischer Gräber. Damit wird U. Fischers Vermutung von 1956 (ders. 1956:164) klar bestätigt:

99Interessanterweise befand sich die GBP - Bestattung von Weimar-Lützendorf 130 m nordwestlich eines

großen KSK - Gräberfeldes (Möller / Neumann 1936:4) und die GBP - Bestattung von Wohlsborn ca 60 m östlich eines KSK - Gräberfeldes (Möller 1932:91).

100So z.B. Grab 17 der Gräberfeldes von Schafstädt (Matthias 1960:92-93). Das ONO-WSW orientierte Grab war rezent (?) gestört, wies ein nur unvollständiges Skelett sowie als einzige Beigabe ein „Feuersteinstück“ (ebd.) auf. Die kulturelle Einordnung ist somit unklar.

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„Zu den wenigen Fällen mit westöstlicher Orientierung gehören die Nachbestattungen in schnurkeramischen Hügeln, bei denen, wie in Rössen, Sömmerda und wahrscheinlich auch in Sachsenburg, die Blickrichtung nach Süden ging; hier scheint eine Angleichung an den schnurkeramischen Ritus vorzuliegen.“ Beigaben Alle Befunde der Kategorie I weisen als einzige Beigabe einen Glockenbecher auf. Die Becher sind in den meisten Fällen unverziert. Im Fundmaterial der Nachbestattungen lassen sich keine Besonderheiten hinsichtlich einer Abweichung vom Fundspektrum der restlichen GBP-Bestattungen festmachen: Das Verhältnis unverzierter zu verzierten Glockenbechern entspricht der Dominanz der unverzierten Glockenbecher im allgemeinen Fundspektrum. Auch das Fehlen von nichtkeramischen Funden ist durchaus als üblich zu betrachten (Fischer 1956:165; Puttkammer 1994:274; Wiechmann 1995:99).

e) Zusammenfassende Betrachtung Das auffälligste Merkmal der GBP - Nachbestattungen im Mittelelbe-Saale-Gebiet ist die Orientierung der Nachbestattungen, womit ein klarer Bezug zu dem Bestattungsritus der KSK aufgezeigt wird. Neue Ansätze zu dem chronologischen Aspekt dieser Beobachtung liefert J. Müller (1999a) im Rahmen des Datierungsprojektes „Beiträge zur Chronologie am Übergang vom Neolithikum zu Metallikum in Mitteldeutschland“. Mit Hilfe von 14C-Daten konnte eine Dauer der KSK im MES - Gebiet von ca. 2750 BC bis mindestens 2100/2000 BC manifestiert werden (ders. 1999a:81). Im Rahmen dieses Datierungsprojektes konnten auch 14C-Daten des GBP und der Aunjetitzer Kultur bearbeitet werden, die folgende Ergebnisse lieferten: Für das GBP konnte eine Dauer von 2500/2400 BC - 2000/1900 BC festgestellt werden, während der Beginn von Aunjetitz mit 2200/2100 BC beziffert werden konnte. Somit ergibt sich folgendes Bild (Abb. 22): Aus den Daten geht eine deutliche Überschneidung, ja sogar eine langandauernde „Koexistenz“ von KSK und GBP hervor. Beide Erscheinungen weisen zudem noch eine fast 200jährige Überlappung mit der Aunjetitzer Kultur auf. Diese absolutchronologischen Aussagen unterstützen die Annahme, daß es sich bei den Orientierungen von GBP-Nachbestattungen entlang der O-W - Achse um eine bewußte, auf die Orientierungssitte der KSK bezogene, Angleichung handelt.

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4.3.2. Mecklenburgische Gruppe: Mecklenburg - Vorpommern a) Befunde der Kategorie III

Klein Görnow, Gem. Groß Görnow, Kr. Sternberg (Jacobs 1991:55; Kaufmann 1969; Schuldt 1967; Wetzel 1976:58; Wiermann 1995:114) Großsteingrab mit angeblicher GBP - Nachbestattung (Wiermann 1995:114). Es wurde jedoch schon darauf hingewiesen, daß der Befund nur mit Einschränkung als Nachbestattung anzusprechen wäre. Die Funde, auf denen die Zuweisung zum GBP beruhen, sind mehrere Scherben eines Gefäßes. Dieses Gefäß wurde teilweise als dem GBP zugehörig angesprochen (Wiermann 1995; Wetzel 1976), andererseits der Einzelgrabkultur zugeteilt (Jacobs 1991, Kaufmann 1969, Schuldt 1967). Eine eindeutige Zuweisung ist m.E. nicht möglich. Dumsewitz101, Ortsteil von Groß Schoritz, Großsteingrab II, Kr. Rügen (Jacobs 1991:13,42; Wetzel 1976:56) Die Faktoren Glockenbecher und Großsteingrab lassen auf den ersten Blick eine Nachbestattung vermuten. Jedoch ist m.E. auch in diesem Fall die Zuweisung der betreffenden Keramik zum GBP mehr als fragwürdig. Die Zweifel kommen auf durch einen ausgeprägten Standfuß des Gefäßes sowie die Plazierung der Verzierung. Der Einordnung von Jacobs (1991:13) unter „klassischer Glockenbecher“ ist keinesfalls zuzustimmen. GBP - spezifische Beifunde fehlen.

101Schreibweise bei Jacobs 1991: Dumsevitz.

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4.4. Nordwestprovinz

4.4.1. Nordwestdeutsch-Niederländische Gruppe: Nordwestdeutschland, Niederlande, Belgien

a) Kurzcharakteristik Die Kurzcharakteristik der Nordwestdeutsch-Niederländischen Gruppe basiert größtenteils auf Behnert (1995). Die zahlreichste Quellengattung im Arbeitsgebiet sind Bestattungen. Dominierende Grabform in den Niederlanden ist das Einzelgrab mit Grabhügel und Kreisgraben, Holzeinbauten wurden beobachtet. Flachgräber sind eher selten. Schwierig für die Befundaufnahme ist die oft frühe Ausgrabung sowie eine nicht ausführliche Publikation. Aus Nordwestdeutschland und Belgien sind im Verhältnis zu den Niederlanden nur wenige Bestattungen bekannt (Heege / Maier 1991:153). Niedergelegt wurden die Toten als Hocker, ihre Orientierung wurde anscheinend von der Art der Becherbeigabe, die in den Niederlanden chronologisch gedeutet wird, bestimmt. Skelettmaterial ist aufgrund der Bodenbedingungen nur selten erhalten. Weitere Beigaben bewegen sich im üblichen Spektrum, zu erwähnen sind die „Cushion-stones“, die als Metallbearbeitungwerkzeuge interpretiert werden (Behnert 1995:167). Die Glockenbecherfunde der Niederlande sind in ein relativchronologisches Schema eingeordnet, das eine Entwicklungslinie vom Protruding Foot Beaker (PFB) über den All Over Ornamented / Corded (AOO / AOC) zu den eigentlichen Glockenbechern, den maritimen Bechern und den Veluwe-Bechern, führt (Lanting / van der Waals 1976:4)102.

b) Befunde der Kategorie I FO.: Vaassen, Gem. Epe, tum. 3, Prov. Veluwe, Niederlande FS.: „[...] Near Vaassen and Maarsbergen“ (Lanting / van der Waals 1971:25) FU.: Die drei Grabhügel von Vaassen, Gem. Epe, wurden 1941 von F. C. Bursch ausgegraben. Eine Publikation der Ergebnisse blieb jedoch aus. 1970-1971 fand eine Nachgrabung von J. N. Lanting und J. D. van der Waals statt, die Ergebnisse dieser Nachgrabung sowie der ersten Ausgrabung von 1941 wurden von den beiden Ausgräbern 1971 publiziert. Hügel III der Gräbergruppe wurde 1971 als „[...] een grote, platte pannekoek“ angetroffen (Lanting / van der Waals 1971:111). Die Informationen von 1941 über Hügel III waren minimal. Nach Anlegen eines Schnittes wurde erkannt, daß der Hügel in der ersten Ausgrabung nicht vollständig gegraben wurde, zwei Kreisgräben waren noch erhalten. BB.: Der Befund von Hügel III ist sowohl aufgrund der Ausgrabungsumstände als auch der außergewöhnlichen Nachbestattung sehr komplex (Abb. 23 / Abb. 24). Es handelte sich bei diesem Grabhügel um ein mindestens zweiphasiges Monument. Nachgewiesen wurden zwei Hügelschüttungen sowie zwei Kreisgräben. Der primäre Grabhügel war sehr niedrig (erhalten?). Die Autoren rekonstruierten aufgrund eines Fundes von Glockenbecherscherben, die ihrer Meinung nach nur auf dem primären Hügel liegen konnten, für 1941 eine Höhe von 0,30 m. Der primäre Hügel wurde in den Ausgrabungen von 1941 nicht

102Die Terminologie dieses Schemas wurde für diese Arbeit zum besseren Verständnis übernommen,

wenngleich Bearb. der chronologische Aussage von Lanting / van der Waals (1976) nur in Teilen zustimmt (s. hierzu auch Strahm 1979).

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erkannt. In diese erste Periode fallen auch die beiden Kreisgräben sowie zwei Funde, eine Streitaxt und eine Silexklinge, die wohl noch in situ in den Resten der Vorbestattung lagen. Der innere Kreisgraben wies 1941 einen Durchmesser von ca. 3,50 m auf, der Durchmesser des äußeren Grabens betrug zwischen 9,00 m und 9,50 m. Die Vorbestattung wurde beim Anlegen der Nachbestattung vollkommen zerstört. Am Fuße des primären Hügels fanden sich noch Scherben eines PF-Bechers und ein Steinbeil, die wohl bei der Ausräumung verlagert wurden. Die Nachbestattung fand sich in einer Tiefe von 1,90 m unter der 1941 gemessenen Gesamthöhe des Hügels, das bedeutet 1,00 m unter der primären Hügelspitze. Im Zuge dieser Nachbestattung fand eine sekundäre Aufschüttung des Hügels statt. Die rechteckige Grabgrube war SW-NO - orientiert und wohl mit Holz ausgekleidet war. Das Grab beinhaltete eine Brandbestattung und als Beigaben einen Veluwe-Becher, einen Kupferdolch, einen V-Knopf sowie einen Anhänger.

- absolute Datierung: GrN-6369: 4165 ± 40 BP, Holzkohle aus der Verfüllung des äußeren Kreisgrabens.

- Anthropologische Bestimmungen: Keine Angaben FuG.: a.) GBP - Kontext • Ein Veluwe-Becher (Typ 2Id, Abb. 25, 1), gelbbraun, 3 Verzierungszonen mit

Kammstempeleindrücken, die Gliederung des Gefäßes betonend. Höhe 17,3 cm (GBP-Bestattung, Abb. 24, Fundpunkt 9)

• Fragment eines Kupferdolches (Abb. 25, 2), 5,5 cm lang (GBP-Bestattung, Abb. 24, Fundpunkt 13)

• Rechteckiger Bernsteinknopf (Abb. 25, 3), V-förmig durchbohrt, 3,1 cm x 2,6 cm (GBP-Bestattung, Abb. 24, Fundpunkt 11/12)

• Fragment eines lunulaförmigen Bernsteinanhängers (Abb. 25, 4), mittig durchbohrt, Länge ca. 3,3 cm (GBP-Bestattung, Abb. 24, Fundpunkt 11/12)

• Fragmente eines Veluwe-Bechers (Abb. 25, 5, Typ 2Id?) (Spitze des primären Hügels, Abb. 23, Fundpunkt 2/8/5)

b.) anderer Kontext • Streitaxt, Länge 12,8 cm (Vorbestattung, in situ, Abb. 23, Fundpunkt 6) • Silexklinge, beidseitig retuschiert, Länge 9,4 cm (Vorbestattung, in situ, Abb. 23, Fundpunkt

7) • Geschliffenes Dioritbeil, Länge 15,7 cm, dicknackig (am Fuße des primären Hügels, Abb.

23, Fundpunkt 3) • Rand- und Halsscherben eines PF-Bechers (sekundär verlagert) Strat.: Der Grabhügel III von Vaassen weist eine inverse Stratigraphie auf. Der jüngere Befund liegt eindeutig tiefer als der ältere, jedoch ist die Abfolge aufgrund der Fundlage in Kombination mit der primären Hügelschüttung gesichert. Lit.: Lanting / van der Waals 1976:60; Lanting / van der Waals 1971

c) Befunde der Kategorie II Ostenwalde, Steingrab Nr.1, Lkr. Emsland, Niedersachsen (Tempel 1978; Tempel 1979) Das Megalithgrab bestand aus 6 Tragsteinpaaren, 2 seitlichen Schlußsteinen und 6 Decksteinen (Abb. 26). Die so gebildete Grabkammer hatte die Innenmaße von 8,90 m Länge sowie eine Breite zwischen 1,80 m und 2,30 m, die Deckenhöhe betrug ca. 1,60 m. Orientiert war die Anlage entlang der W-O - Achse. Eine ursprüngliche Überhügelung ist nachgewiesen.

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Laut Tempel (1978:15) war der Inhalt der Kammer in drei Schichten gegliedert. Die untere Schicht enthielt vor allem Tiefenstichkeramik und Scherben der Einzelgrabkultur, darauf folgte eine Steinpackung mit Keramikmaterial der beiden angrenzenden Schichten. In der oberen Schicht fanden sich Scherben von Glockenbechern und Riesenbechern sowie der Einzelgrabkultur. Drei Gruben waren in die Steinpackung ca. 30 cm eingetieft, aufgrund ihrer Maße von 1,60 m - 1,80 m Länge und einer Breite von 0,50 m - 0,70 m wurden sie von Tempel (1978:16) als Grabgruben interpretiert. In der Grube II fanden sich Reste von vier Glockenbechern, diese Grube ist jedoch aufgrund einer rezenten Störung nicht vollständig erhalten. Eine eindeutige Zuweisung der GBP - Funde zu den „Grabgruben“ kann nicht geleistet werden. Skelettreste sind nicht erhalten, in Teilen der Kammer fand sich Leichenbrand verstreut, ohne daß daraus direkt einzelne Bestattungen ableitbar waren. Sicher nachgewiesen sind anthropogene Störungen aus diesem Jahrhundert, die das Gebiet außerhalb der Kammer sowie den Innenraum betreffen. Dieser war aufgrund eines Hohlraumes teilweise zugänglich. Uddelermeer, tum. E, Gem. Apeldoorn, Prov. Veluwe (Holwerda 1911:5-7; von Lanting / van der Waals 1976:59 als „secondary grave“ bezeichnet) Der Grabhügel E wurde 1843 und 1910 ausgegraben, wobei die endneolithischen Befunde in der zweiten Kampagne zum Vorschein kamen. Unter den 1843 entdeckten frühgeschichtlichen Befunden fand sich auch eine unregelmäßige Grabgrube, die eine Hockerbestattung erkennen ließ. Beigegeben waren dieser Bestattung ein „atypischer Glockenbecher“ (Lanting / van der Waals 1996:59) und ein Pfeilschaftglätter. In welchem Zusammenhang die gefundenen Feuersteinspitzen zu der Bestattung standen, ist m.E. zu diskutieren. Die Verfärbung der Grabgrube setzte sich weiter Richtung Hügelsohle fort103. Ca. 46 cm unter der GBP - Bestattung fand sich eine Steinaxt sowie ein PF-Becher. Auf den ersten Blick scheint die Stratigraphie des Grabhügels eindeutig zu sein, betrachtet man jedoch die Ausgrabungsphotos von Holwerda (ders. 1911:Abb.5 und 6) so ist m.E. eine eindeutige Zugehörigkeit des Glockenbechers zu dem Leichenschatten nicht ersichtlich. Auch die Form der Grabgrube sowie die Verteilung der Beigaben erinnert an zwei sich teilweise überschneidende Grabgruben (Abb. 27).

d) Befunde der Kategorie III - de Eesse, Hügel IV, Gem. Steenwijkerwold, Prov. Drenthe (von Lanting / van der Waals 1976:58 als „secondary grave“ bezeichnet; van Giffen 1930:135-140) Der Befund wurde von Lanting / van der Waals als GBP-Nachbestattung bezeichnet (ebd.). Der Primärliteratur können verschiedene Fakten entnommen werden, die Zweifel aufkommen lassen: Die späte und spärliche Publikation begründete van Giffen damit, daß „[...] ich sie [i.e. die Ausgrabungsergebnisse] (damals) nicht in allen Teilen verstanden habe und die Hoffnung hegte, sie noch in irgendeiner Weise vervollständigen zu können. Dies hat sich jedoch leider nicht ereignet“ (ders. 1930:136). Weiterhin erwähnt er: „Übrigens kann ich nur lebhaft bedauern, daß ich damals die Ausgrabungen mit nicht geschultem Personal habe vornehmen müssen, während ich persönlich öfter abgerufen wurde“ (ebd.). 103„Merkwaardig was het dat, zooals reeds vaker door ons in deze koepelgraven werd opgemerkt, ook

onder het liggende lijk de grafkuil nog veel dieper doorging, thans gevuld met een aarde, die de duidelijke sporen droeg van vergane substantie“ (Holwerda 1911:7). Interessant wäre hier zu erfahren, was Holwerda unter „Substanzen“ verstand.

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Eine endgültige Einordnung in Kat. III bewirkte die Tafel 105/Abb. 100 (ders. 1930, Tafelband), in der er den Glockenbecher eindeutig dem „Hauptgrab“, also wohl der Vorbestattung zuordnet. Eine ausführlichere Publikation dieses Altbefundes wäre dringend von Nöten, da die Anlage an sich „vielversprechend“ scheint. Drijber, Hügel II, „de Otterberg“, Gem. Beilen, Prov. Drenthe (Lanting 1973:273-275; von Lanting / van der Waals 1976:61 als „[...] probably secondary grave“ bezeichnet) Grabhügel mit zwei Gräbern. Grab 2 enthielt zwei Glockenbecher, weder ein Skelett noch ein Leichenschatten waren in diesem Grab erhalten. Die Interpretation als Nachbestattung ist zweifelhaft, da keine aussagekräftige Stratigraphie vorliegt. Drouwen, hunnebedden D 19, Prov. Drenthe (Holwerda 1913; Moddermann 1971) In dem Megalithgrab von Drouwen fanden sich mehrere Glockenbecherscherben, die jedoch stratigraphisch völlig unbeobachtet blieben, eine Befundinterpretation ist deshalb nicht einmal ansatzweise möglich. Ehestorf, Ldkr. Rotenburg (Strahl 1990a:313; ders. 1990b:109; ders. 1990c:Taf. 40,1) / Holtebüttel, Ldkr. Verden (Strahl 1990a:313; ders. 1990b:241; ders. 1990c:Taf. 110,11) / Uthlede, Ldkr. Cuxhaven (Strahl 1990a:313; ders. 1990b:41; ders. 1990c:Taf. 8) / Vollersode-Wallhöfen, Ldkr. Osterholz (Strahl 1990a:313; ders. 1990b:95; ders. 1990c:Taf. 29,9)104 Bei diesen Befunden scheint es sich auf den ersten Blick um Nachbestattungen zu handeln, da sie von Strahl (1990a:313) im Rahmen einer Darstellung von Belegungsdauer auf Grabhügelfeldern bzw. in Großsteingräbern stellvertretend für die glockenbecherzeitliche Belegung genannt wurden. Jedoch bezog sich Strahl weniger auf mehrphasige Grabhügel denn auf die Mehrphasigkeit von Grabhügelgruppen. Bei den genannten Befunden fassen wir m.E. höchstwahrscheinlich Vorbestattungen des GBPs. Holzhausen, Gmd. Wildeshausen, Kr. Oldenburg, Niedersachsen (Lanting / van der Waals 1976:40,44,57; Pätzold 1958) Der Grabhügel von Holzhausen weist eine deutliche Stratigraphie auf: Ein Kernhügel mit Zentralbestattung, abgegrenzt durch einen Graben, in den ca. 60 Holzpflöcke eingelassen wurden. Nach einer Nachbestattung der Einzelgrabkultur (Pätzold 1958:9) wurde der Hügel aufgeschüttet. Vor der dritten Hügelaufschüttung wurde eine Grube in den Hügel abgetieft. In dieser Grube finden sich Holzkohlepartikel, evtl. hat in der Grube ein Feuer gebrannt. In der Holzkohleschicht am Boden der Grube fand sich ein AOC, der von Pätzold (ders. 1958:10) genau wie die angebliche Bestattung der Einzelgrabkultur zugeordnet wurde. Da sich in der Grube kein Hinweis auf Skelettmaterial, einen Leichenschatten oder Leichenbrand fand, ist die Ansprache als Bestattung nicht eindeutig.105 Mander, Grabhügel 1958, Gem. Tubbergen, Prov. Overijssel (Lanting 1973:237; von Lanting / van der Waals 1976:62 als „secondary grave“ bezeichnet)

104Alle Niedersachsen. 105Hinzu kommt die Beobachtung von Pätzold, daß auf dem zweiten Hügel einmal ein starkes Holzfeuer

gebrannt hat (ders. 1958:7). Eine Glockenbecherbestattung ist zwar wahrscheinlich, jedoch kann eine andersartige rituelle Niederlegung des AOC nicht ausgeschlossen werden.

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Die einzige Beigabe dieser angeblichen GBP - Nachbestattung ist ein Silexmesser. Damit ist eine eindeutige Zuordnung zum GBP unmöglich. Odagsen, Stadt Einbeck, Kr. Northeim, Niedersachsen (Heege / Heege 1989:17-68) Bei diesem Befund handelt es sich um eine neolithische Totenhütte, deren Boden mit Kalksteinen ausgelegt war. Vermutet wird ein hölzerner Aufbau. Die Maße der Grabkammer wiesen eine Länge von 16,3 m und eine Breite von 3,6 m auf. Der WNW-ONO orientierte Grabbau war bis zu 1,2 m eingetieft. Laut Heege / Heege (1989:19f.) konnten stratigraphisch drei Bestattungsschichten festgestellt werden, die durch Kalksteinschichten, eine Art Pflasterung, voneinander abgetrennt waren. Im oberen, also dem jüngsten Bestattungshorizont fanden sich schnurkeramische und Glockenbecherscherben. Diese interpretierten Heege / Heege (1989:35) als Anzeichen von Nachbestattungen in eine „[...] ursprünglich intakte Grabanlage“. Diese Nachbestattungen gelten somit als jünger als der oberste Bestattungshorizont. Aus der Literatur kann die genaue Lage der Scherben in der Grabanlage jedoch nicht entnommen werden, ebensowenig können sie einer bestimmten Bestattung zugeordnet werden. Die Glockenbecherscherben stehen jedoch nach neusten Erkenntnissen in keinem direkten Zusammenhang mit der Belegung der Grabkammer, da alle Fragmente außerhalb der Kammer gefunden wurden. Ein Bestattungskontext der GBP - Funde ist nicht gesichert106.

e) Vergleich der Befunde mit dem vorherrschenden Bestattungsritus Grabbau Die Niederlegung der Toten in Grabhügeln -im Rahmen des GBPs- stellt für die Nordwestdeutsch-Niederländische Gruppe eher die Regel als eine Besonderheit dar. Hinweise auf Nachbestattungen konnten sowohl in Grabhügeln als auch in Megalithgräbern erbracht werden. Der Grabhügel 3 von Vaassen stellt in seiner Konstruktion keine Besonderheit dar. Das Primärgrab, wahrscheinlich ein sogenanntes „beehive grave“, war mit zwei Kreisgräben umgeben worden. Eine Grabenkonstruktion zählt zu den Charakteristika der „beehive graves“, auch der Befund eines zweifachen Kreisgrabens ist nicht unbekannt (Bursch 1933:u.a. 41). Die Grabgrube war wohl mit Holz ausgekleidet, was einige Entsprechungen in anderen Gräbern mit Veluwe - Bechern findet (Lanting / van der Waals 1976:46). Außergewöhnlich hingegen ist die inverse Stratigraphie. Sie kann m.E. kaum mit der niederen Hügelhöhe in Verbindung gebracht werden, da diese wohl eine rezente Erscheinung darstellt. Bei der Anlegung der Nachbestattung müssen die Nachbestattenden auf Skeletteile der Vorbestattung gestoßen sein, was ihr Handeln anscheinend nicht beeinträchtigt hat. Bestattungssitte Im Gegensatz zur im Arbeitsgebiet üblichen Körperbestattung liegt im Grabhügel 3 von Vaassen eine Brandbestattung vor, die in einer SW-NO orientierten Grabgrube niedergelegt wurde. Die Orientierung der Grabgrube findet keine direkte Entsprechung in der Orientierung der Körpergräber mit Veluwe-Bechern107.

106Freundliche Mitteilung Christoph Rinne M.A., Seminar für Ur- und Frühgeschichte Göttingen. 107Bestattungen mit AOO und maritimem Becher wurden meist NW-SO orientiert, bei der Beigabe von

Epimaritimen oder Veluwe - Bechern war die Orientierung eher O-W (Behnert 1995:165). Relativiert wird diese Aussage von Lanting / van der Waals (1976:44, 46), die Abweichungen um 45° und regionale Unterschiede als nicht ungewöhnlich erachteten.

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Laut Lanting / van der Waals (1971:126) ist der Befund einer Brandbestattung im GBP - Kontext exzeptionell, was jedoch in Anbetracht ihrer Publikation von 1976 relativiert werden muß. In einem kleinen Katalogteil über „Structures and Orientations of 86 AOO and BB Graves“ (Lanting / van der Waals 1976:56-62) werden 22 Gräber mit AOO - Bechern, 6 Gräber mit maritimen und frühen regionalen Bechern, 35 Gräber mit Veluwe - Becher sowie verwandten Typen und 23 Gräber mit späten Glockenbechern vorgestellt. Die folgenden Tabelle dient der Übersicht, die Abkürzungen in der Kopfzeile beziehen sich auf die eben genannten Gruppen. AOO-B. Maritime-B. Veluwe-B. Späte GB Anzahl Bestattungen 22 6 35 23 davon Brandbestattung 0 1 7 0 davon: Holzeinbau - 0 1(Vaassen) - als NB bezeichnet - 0 1(Vaassen) - Flachgrab - 0 2 - Primärgrab in Hügel - 1 4 - Tabelle 2: Kombination von verschiedenen Becherformen mit ausgewählten Merkmalen Mit dem Befund von Vaassen fassen wir somit die einzige Bestattung im Regionalgebiet, die einen Holzeinbau und Leichenbrand aufweist108.

f) Beigaben Auffallend bei den Beigaben ist die Qualität und Quantität der Gegenstände. Der Veluwe-Becher des Typs 2Id liegt im normalen Beigabenspektrum. Über die einzelnen GB-Typen läßt sich in Bezug auf Nachbestattungen oder Brandbestattungen keinerlei Regelhaftigkeit feststellen. Jedoch sind einige Anmerkungen zu den nichtkeramischen Beigaben des Hügels 3 von Vaassen zu machen. Als Basis dieser Anmerkungen dienen wie bei obiger Tabelle Informationen von Lanting / van der Waals (1976:56-62). Zuerst stellt sich die Frage, ob das Beigabenspektrum des Hügels 3 durch andere nachvollziehbare Faktoren beeinflußt werden konnte. Dazu die Tabelle:

GB Cu-Dolch V-Knöpfe Pfeilspitze Pfeilschaft-glätter

Steinaxt Bernstein-anhänger

7 1 (Vaassen) 1x2 Stück 1x1 Stück, Bernstein (Vaassen)

3 (2x in Mehrzahl) 1x2 1 1 (Vaassen)

Tabelle 3: Beigabenspektrum der Brandgräber mit Veluwe-Bechern und „[...] closely related types“ (Anzahl 7) (Lanting / van der Waals1976:59-60).

108Zum Vergleich: Unter den 28 Veluwe - Gräbern, die eine Körperbestattung beinhalten, finden sich 7

Gräber mit Holzeinbau.

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Es wird deutlich, daß die Beigabenkombination an sich sowie die einzelnen Komponenten nicht von dem Faktor „Brandbestattung“ abhängig sind. Des weiteren müssen die Beigaben in einen weiteren Rahmen gestellt werden:

GB Cu-Dolch V-Knöpfe Pfeilspitze Pfeilschaft-glätter

Armschutz-platte

Bernstein-anhänger

divers

23 3 1x1 Stück 1x4 Stück, Bernstein

5x in Mehrzahl

1x1 Stück 7 2 1x Steinaxt 1x Cu-Ahle 1x Cushion

stone Tabelle 4: Beigabenspektrum der Gräber mit Veluwe-Bechern und „[...] closely related types“ (ohne Brandgräber), Anzahl 28 (Lanting / van der Waals1976:59-60). Zu Erinnerung noch einmal kurz die Beigaben aus Hügel 3, Vaassen: 1 Veluwe - Becher Typ2Id, Fragment eines Kupferdolches, V - Bernsteinknopf, Bernsteinanhänger. Alle nichtkeramischen Beigaben des Grabes sind aufgrund ihrer Seltenheit schon außergewöhnlich, im Rahmen der Brandbestattungen gesehen sogar fast einzigartig. Im besonderen trifft dies auf den Bernsteinanhänger zu. Interessante Ansätze liefert die Beigabenkombination, die in dieser Zusammensetzung keine vergleichbare Ausstattung findet. Somit müssen die einzelnen Komponenten betrachtet werden. Die Kombination Cu-Dolch mit Bernsteinartefakten findet sich in den bearbeiteten 86 Gräbern nur ein weiteres Mal. Es handelt sich dabei um das Grab von Exloo-Odoorn (Lanting / van der Waals 1976:61, Kat.Nr. 77), eine GBP-Bestattung unter einem Grabhügel. Die Beigaben bestanden aus einem 2Ib-Becher, einem Kupferdolch, einer Kupferahle, einem Spiralarmband sowie Gold- und Bernsteinperlen. Die Kombination Bernsteinanhänger und V-Bernsteinknopf weist außer dem Hügel 3 von Vaassen nur der Grabhügel 1 von Bennekom, Gem. Ede, Buurtheide (Lanting / van der Waals 1976:59, Kat.-Nr. 40) auf. Der Befund überrascht durch zwei GBP-„primary-graves“, die folgende Beigaben aufwiesen: Vier 2If-Becher, ein Bernsteinanhänger, Bernsteinperlen und -V-knöpfe109. Zusammenfassend sind die Grabbeigaben des Hügels 3 von Vaassen besonders in ihrer Kombination als auffallend zu bezeichnen.

g) Zusammenfassende Betrachtung Auch in diesem Arbeitsgebiet zeigt eine Nachbestattung der Kategorie I außergewöhnliche Züge auf. Fügt man die erläuterten Faktoren wieder zu einem Ganzen zusammen, nämlich zu einem Grabbefund, so ist dieser deutlich von der großen Mehrheit der restlichen Grabbefunde des GBP im Arbeitsgebiet abzuheben. Ein Vergleich mit Bestattungen der anderen Kategorien ist schwierig. Sehr zu begrüßen wäre eine Neupublikation der Altbefunde, wie sie von Lanting und van der Waals im Falle von Vaassen durchgeführt wurde.

109Der Befund wurde von Lanting / van der Waals (1976) nicht weiter erläutert. Es ist unklar, ob es sich

um zwei Einzelgräber oder eine Doppelbestattung handelt und, im Falle zweier Einzelgräber, wie die Beigaben auf die Gräber aufgeteilt sind. Der obige Vergleich wird somit relativiert. Die Primärliteratur, van Giffen 1937, war leider nicht zugänglich.

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4.4.2. Jütländische Gruppe: West - Dänemark a) Befunde der Kategorie II

Bigum, Viborg Amt (Lomborg 1975; Nordmann 1918:98-102) Das Ganggrab von Bigum ist stratigraphisch gut beobachtet. In der untersten Schicht fanden sich unter anderem 75 Bernsteinperlen, die Funde wurden der Trichterbecherkultur oder der Einzelgrabkultur zugehörig bestimmt. Die zweite Schicht in der Kammer war dunkler als die untere, sie enthielt Reste von Skeletten, im oberen Bereich dieser Schicht war eine Steinpackung eingebracht. In diesem oberen Bereich lag eine „[...] unförmige Steinaxt“ (Lomborg 1975:37), ein später Einzelgrabbecher sowie ein Glockenbecher. Oberhalb dieser Funde, zum Teil auch oberhalb der Steinpackung, wurden noch Flintdolche gefunden, die an den Anfang des späten Neolithikums datiert wurden. Der Glockenbecher weist eine Metopenverzierung auf und ist laut Lomborg „[...] von typisch entwickeltem, mitteleuropäischem Typ“ (ebd.). Dieser Befund impliziert eine Abfolge Trichterbecherkultur / Einzelgrabkultur - späte Einzelgrabkultur / GBP. Die Funde im GBP - Kontext sind von der unteren primären Schicht deutlich abzutrennen, eine direkte Zuweisung zu einer Bestattung ist jedoch nicht möglich.

b) Befunde der Kategorie III Blære, Himmerland (Fabech 1986) Die Steinkiste von Blære wurde unter einem sekundären Grabhügel gefunden, der weitere, jedoch jüngere Nachbestattungen enthielt. Unter den vielen Funden in der Steinkiste war es möglich, zehn „Bestattungen“ zu unterscheiden. Die primäre Belegung erfolgte durch die EGK, bei der Anlegung einer der Nachbestattungen (grave 3) wurden die meisten der vorherigen Bestattungen eingeebnet. Darunter fällt auch der „Glockenbecherbefund“: Fabech (1986:73) ordnete ihn der „[...] very disturbed grave layer 6“ zu. Die Ansprache der einzelnen Befunde als „graves“ kann nicht in allen Fällen akzeptiert werden, besonders den Glockenbecherscherben läßt sich kein eindeutiger Befundkontext zuweisen. Bårdesø, Insel Fyn (Becker 1936:197; Glob 1952:120) Glockenbecherscherben wurden mit spätneolithischer Keramik und Abschlägen in einem völlig abgeschleiften Großsteingrab gefunden. Keine weiteren Aussagen möglich. Baunehøj, Kirke-Helsinge (Lomborg 1975; Rosenberg 1929:211-225) Das Ganggrab von Baunehøj wies Glockenbecherscherben in der Kammer sowie, verstreut in einer Schicht, außerhalb der Kammer um den alten Hügel auf. Die Stratigraphie des Befundes ist unklar und wird kontrovers diskutiert (Lomborg 1975:37). Orebygård, Ksp. Tårs (Becker, 1936:150-154; Ebbesen 1975:150, FN 561a) Die Anlage von Orebygård wird als Großdolmen mit Vorraum der Trichterbecher - Kultur interpretiert, der u.a. eine sekundäre Belegung durch die Einzelgrabkultur aufweist. Die Grabkammer war bis zur Decke mit Erde verfüllt. Der Gang sowie der westliche Teil der Kammer waren durchwühlt, im östlichen Teil fanden sich verschiedene Skeletteile, jedoch gibt es keine Angaben über eine weiterführende Stratigraphie. Der relevante Zonenbecher befand

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sich im hinteren östlichen Teil der Kammer110, die Ansprache als Glockenbecher ist m.E. fragwürdig.

110Becker 1936:Fig.7, Fundnummer 4.

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4.5. Westmediterrane Provinz

4.5.1. Lombardische Gruppe: Norditalien a) Befunde der Kategorie III

St. Martin de Corleans, Aosta (Mezzena 1981; Mezzena 1998; Mezzena / Mollo 1992) Die Belegungsgeschichte der megalithischen Nekropole St. Martin de Corleans wird von F. Mezzena (Mezzena / Mollo 1992:17) in fünf Phasen eingeteilt, wobei die Phase III (ca. 2400 - 2100 BC) und die Phase IV (ca. 2100 - 1900 BC) die für die Fragestellung relevanten Zeitabschnitte betreffen. Zu beachten wären die Gräber II, IV, V, VII, laut Mezzena (ders. / Mollo 1992: 22) in der Phase III errichtet sowie die Gräber I und III, deren Errichtung in die Phase IV fällt. Eine eindeutige Stratigraphie, auf der eine solche Phaseneinteilung basieren muß, ist nicht publiziert. Verblüffend ist die architektonische Ähnlichkeit des Grabes II (Aosta) mit den Dolmen MVI und MXII von der Nekropole Petit - Chasseur (Sion). Mezzena (1981:50) unterteilte die GBP - Funde in zwei Gruppen, die „campaniformes anciens“ (AOC - Becher / Martitime Becher) und die „campaniformes évolués“. Ebenso unterteilte er seine Phase III in eine Phase IIIa und eine Phase IIIb, die er hauptsächlich aufgrund typologischer Merkmale der gefundenen Stelen definiert - also entsprechend „Stèles anthropomorphes Ière série“, Phase IIIa, und „Stèles anthropomorphes II série, Phase IIIb. Die schon erwähnten Grabbauten stellte er in Phase IIIb. Dieser Phase ordnete er nun die „Campaniformes anciens“ zu, und datierte die „Campaniformes évolués“ in Phase IV. Diese kurze Darstellung soll das Ungleichgewicht Befundpublikation / Interpretation verdeutlichen. Auch in seiner neuesten Publikation legte Mezzena den Schwerpunkt, wie bereits zuvor, auf eine Interpretation der Stelen (Mezzena 1998). Wie schon erwähnt wurde, ist keine Stratigraphie publiziert, die Mezzenas Unterteilungen, welche es auch seien, belegen könnte. Somit liegt die große Bedeutung dieses Fundortes leider nicht in den Befunden an sich, sondern in der Parallelität zu dem Gräberfeld „Petit - Chasseur“ in Sion. Schon eine nur annähernd so ausführliche Publikation wie die der Befunde aus Sion wäre äußerst begrüßenswert. Velturno, Bolzano (Bagolini et alii 1988; Benz 1995: FN 7; Nicolis 1986:175-177) Ausgrabungen ergaben eine Art megalithischer Struktur111, bei der es sich eventuell um ein Grab handelt. Außerhalb dieser Anlage fanden sich, in einer 2x2 m großen Steinpackung, die Scherben eines Glockenbechers. Unsicher ist, ob eine Scherbe, die im Innern der Anlage gefunden wurde, auch zu diesem Gefäß gehört. Diese Scherbe wurde in einem Haufen verbrannter Knochen entdeckt. Der Befund ist leider unzureichend publiziert, so daß sich mehr Fragen als Antworten ergeben.

111„[...] una struttura megalitica...“ (Nicolis 1986:175).

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4.5.2. Die Nekropole Petit - Chasseur, Sion, Valais Die megalithische Nekropole Petit-Chasseur (Abb. 30), Sion, stellt einen der bedeutendsten Befunde dar, die jemals Hinweise zum GBP gaben. Die genauen stratigraphischen Beobachtungen wurden von A. Gallay (1986a:236) zu einem Belegungsablauf rekonstruiert. Die ausführliche Darstellung aller 13 Grabmonumente bezüglich des Grabbaus, der einzelnen Schichten und der anthropologischen und archäologischen Befunde würde aufgrund des hervorragenden Publikationsstandes und der Komplexität der Befunde alleine eine Magisterarbeit beanspruchen. Aufgrund dieser besonderen Komplexität sowie aufgrund der Einteilung in die Befundkategorie II, wird in diesem Kapitel von der üblichen Beschreibungsmaske Abstand genommen. Der Schwerpunkt der Betrachtung wird auf den rekonstruierten Belegungsabläufen sowie den damit direkt verbundenen Befunden und Funden liegen. Die Beschreibungen in der Sekundärliteratur wurden anhand der Primärliteratur überprüft.

a) Befund der Kategorie II FO.: Petit-Chasseur, Sion, Wallis, Schweiz FS.: Der Fundort „Petit-Chasseur“ (PC) wurde in drei Ausgrabungsareale unterteilt (Abb. 28): • Ausgrabung I (PC I) an der Avenue du Petit-Chasseur • Ausgrabung II (PC II) zwischen der Avenue du Petit-Chasseur und der Rue de Lausanne • Ausgrabung III (PC III), ca. 150 m östlich des PC I • Das Ausgrabungsareal I wies eine Basishöhe von 489, 50 m ü.N.N. auf. Das PC liegt am

Rande des Anschwemmungskegels der Sionne. FU.: 1961 von Arbeitern beim Legen einer Wasserleitung entdeckt.

Ausgrabungen: • 1961-1969 Olivier-Jean Bocksberger, oberer Horizont PC I • 1968-1969 Alain Gallay und Marc-Rodolphe Sauter, unterer Horizont PC II • 1971-1973 Alain Gallay, Abschluß der Ausgrabungen des oberen Horizontes PC I, weitere

Ausgrabung unterer Horizont PC II • 1987-1988 Sébastien Favre und Manuel Mottet, Alain Gallay und M. F. Wiblé

(Grabungsleitung), PC III Die Stratigraphie - Basis der Rekonstruktion Die Rekonstruktion des Belegungsablaufes im Petit - Chasseur konnte nur aufgrund einer sehr gut beobachteten und untersuchten Stratigraphie gelingen. Das Verständnis dieser auch sehr komplexen Stratigraphie der Nekropole basiert auf den geologischen Schichten, die deshalb einführend kurz dargestellt werden müssen. Die geologische Schichtenfolge des Petit - Chasseur (Abb. 29) wird mit sechs Ablagerungszyklen beschrieben (Gallay 1986a:232-234). Den verschiedenen Ablagerungszyklen werden folgende Horizonte zugeschrieben: Zyklus I: Tiefer Horizont (6500 - 4200 v. Chr. / Älteres Atlantikum und erste Hälfte des jüngeren Atlantikums) Zyklus II: Unterer Horizont (4200-3200 v. Chr. / Zweite Hälfte des jüngeren Atlantikums) Zyklus III A: Mittlerer und oberer Horizont (3200 - 2000 v. Chr. / Erste Hälfte des Subboreals) Zyklus III B: Oberer Horizont (2000 - 1600 v. Chr. / Subboreal)

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Zyklus IV: Oberflächenhorizont (1250 - 800 v. Chr. / Ende des Subboreals und Beginn des Subatlantikums) Zyklus V: Oberflächenhorizont (800 - 500 v. Chr. / Subatlantikum) Zyklus VI: Oberflächenhorizont ( 500 v. Chr. - 400 n. Chr. / Subatlantikum). In der Abb. 29 werden die Ablagerungszyklen mit römischen Zahlen dargestellt und bezeichnen somit geologischen Ereignisse. Die Kulturschichten selbst wurden in der Abbildung mit arabischen Zahlen, in der Stratigraphie von oben nach unten ansteigend, gekennzeichnet. Die verschiedenen Horizonte fassen jeweils mehrere Schichten zusammen und vereinfachen somit eine Darstellung der Kulturabfolge. Die folgende Darstellung der einzelnen Horizonte basiert auf Gallay 1986 (ders. 1986a:234-236). Tiefer Horizont (PC I, Schichten 13 bis 19): Bestimmung der Schichten 13, 15 und 17 mit Hilfe von 14C - Daten als vor-Cortaillod- zeitlich, kein archäologisches Material. Unterer Horizont (PC I, Schichten 8 bis 12. Pc II, Schichten 8 bis 14): Mittelneolithikum 2 - Schichtenpacket, Cortaillod-Kultur. Eindeutige Siedlungsbefunde, Kulturzuweisung über 14C - Daten und spezifische Funde. Mittlerer Horizont (PCI, Schicht 7): Nach-Cortaillod-zeitliche Siedlungsschicht, keine kulturspezifischen Funde, Zuweisung zum Jungneolithikum über 14C - Daten. Oberer Horizont (PC I, Schichten 4 bis 6): Dieser Horizont impliziert alle Niveaus, die in einem direkten Zusammenhang zum Dolmen-Gräberfeld des Petit-Chasseur I stehen. Schichten des Jungneolithikums, des GBP, sowie der Frühbronzezeit (FBZ). 14C - Daten sowie kulturspezifische Funde sind vorhanden. Oberflächenhorizont (PC I, Schicht 3A und 3B. PC II, Schichten 4 bis 7): Wird unterteilt in folgende chronologische Abschnitte: 1. Spätbronzezeit (PC II, Schichten 6 und 7), kulturelle Zuweisung über Funde. 2. La Téne (PC I, Schicht 3B, PC II, Schichten 4 und 5) kulturelle Zuweisung über Funde. 3. Römisches Zeitalter (PC I, Schicht 3A, PC II, Schichten 2 und 4). Die für die Fragestellung relevanten Befunde werden dem Oberen Horizont zugerechnet, dieser wird somit im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen.

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Die Beschreibung der Befunde Die zusammenfassende Darstellung der Grabanlagen des Petit – Chasseurs (Abb. 30) beruht in den Grundzügen auf einem Artikel von Alain Gallay (Gallay 1986c) und wurde anhand der Primärliteratur geprüft und ergänzt. Dolmen MVI und MXII112

a) Grabbau Typ 1: Dolmen MVI und MXII Die Beschreibung basiert auf der Architektur des MVI (vgl. Abb. 31), dessen grundlegende Zügen sich auch bei dem etwas kleineren MXII feststellen lassen113. Diese beiden Dolmen wurden aus vier großen Steinplatten zusammengefügt und mit einer fünften abgedeckt. Die somit entstandene Südwand wurde in die beiden Seitenwände in vorgemeißelte Passfugen so eingelassen, daß die Enden dieser Seitenwände hervorstehen. In der östlichen Seitenwand befand sich ein qudratischer herausgemeißelter Eingang zur Innenkammer, der mit einem Verschlußstein, für den eine Gleitrinne angebracht wurde, verschlossen werden konnte. Die hervorstehenden Elemente an der Südseite wurden mit angesetzten Platten verlängert, die mit einer Querplatte abgeschlossen einen Annex bildeten. Diese Querplatte schloß genau mit der Basis eines dreieckigen podiumartigen Plattenpflasters ab, auf dem der untere Teil des Dolmens errichtet wurde. Bei dem Plattenpflaster handelte es sich um eine in Trockenmauertechnik gebaute Plattform von ca. 0,30 m - 0,50 m Höhe in der Form eines spitzwinkeligen Dreieckes mit der Basislänge von 6 m und den Seitenlängen von je 17 m. Der Dolmen an sich hat ohne Annexbau eine Länge von 3 m, eine Breite von 2 m und eine Höhe von 1,5 m. MVI wurde von Gallay (1986c:53) als das älteste Bauwerk der Nekropole bezeichnet.

b) Funde (MVI) GBP - Funde: Keramik • Für MVI sind sieben GB belegt (Bocksberger 1976a:50). Hier das allgemeine Spektrum der

Verzierungen aller Glockenbecherfunde (vgl. Abb. 32): • GB mit alternierenden Bändern, die kreuzweise oder schraffurartig mit

Kammstempeln ausgefüllt wurden, ähnlich den maritimen GB • GB mit alternierenden Bändern, teilweise mit Metopenbändern oder komplexen

Kerbschnittmustern • AOC - Becher • GB mit Horizontallinien aus Kammstempeln • Gehenkelte GB, verziert und unverziert

Nichtkeramische Funde: • V-förmig durchbohrte Knochenknöpfe • Silberne Spirale(„Lockenring“) mit punzverzierter Endplatte (Abb. 33 unten) 112Nach Gallay 1986b:53 und Baudais et alii 1989/90:117. Baudais (ebd.) bezeichnete MXII als „[...] un

prototype du monument MVI“. 113MXII und MXIII wurden erst im Zuge der Ausgrabungen des PC III entdeckt und sind noch nicht

vollständig publiziert worden.

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• Verzierter Knochenknebel (Abb. 33 oben) • Drei Silexpfeilspitzen, mit Stiel und Flügeln, mit konkaver Basis und gestumpften Flügeln,

kleinere Silexgeräte • Eine Bergkristallpfeilspitze • Rillensteine / Pfeilschaftglätter • Ein Beilfragment

c) Bemerkungen (MVI) Die Funde der Saône - Rhône - Kultur fanden sich außerhalb des Dolmen und bildeten die Schicht 5B (Abb. 31). Diese Verlagerung wurde von den Trägern des GBP verursacht, als im Zuge der Nachbestattungen die vorigen Bestattungen ausgeräumt wurden. Eine derartige Schicht von vorherigen Bestattungen fand sich nur um MVI. Die GBP - Funde stammen aus den Schichten 5A5MAJ (im Innern von MVI) 5AMAJ (außerhalb von MVI) (Bocksberger 1976a:50) und der Schicht FOS/TRAN (FT). Die Nachbestattungen sind laut Stratigraphie jünger als die Dolmen MI, MV und MXI, jedoch älter als die kleinen Steinkisten. An der Ostseite der triangulären Trockenmauer fanden sich in der Schicht 5B 24 Schädel, die in unmittelbarer Nähe der Mauer niedergelegt wurden (Abb. 34)114. Aufgrund der stratigraphischen Beobachtungen sind diese sicher den Vorbestattungen der Saône - Rhône - Kultur zuzuordnen. Sie wurden jedoch nicht wie das restliche Skelettmaterial bei der Ausräumung vor dem Dolmen verstreut, sondern mit dem Hinterhauptsloch (foramen magnum) nach unten separat aufgestellt115(Bocksberger 1976a:100). Der „Blick“ dieser Schädel zeigte somit nach Osten. Das 1986 noch unbekannte PC III ist in der Schichtenfolge mit PC I und PC II vergleichbar (Baudais et alii 1989/90:16). Der Dolmenbau MXII korrespondiert mit der Schicht C6 und ist älter als MVI anzusehen. Für eine ausführliche Beschreibung des MXII bleibt die endgültige Publikation abzuwarten. Dolmen MI, MV und MXI116

a) Grabbau Typ 2: Dolmen MI, MV und MXI Die Grundform dieser Dolmen wurde durch vier bzw. fünf Steinplatten gebildet, es gibt keine Hinweise auf ein Trockenmauerwerk. Alle wiesen ein Einstiegsloch an der Ostseite auf und sind durch Längsplatten gekennzeichnet, welche an einer Schmalseite die Abschlußplatte der Dolmen überragten und somit einen kleinen „Vorraum“ bildeten. Bei den Steinplatten, aus denen die Dolmen errichtet wurden, handelt es sich fast ausschließlich um sekundär benutzte Stelen. Errichtet wurden die drei Dolmen auf der Schicht 5C2. Sie sind somit jünger als MVI und wurden wahrscheinlich von den Trägern des GBPs erbaut. 114Acht der Schädel befanden sich in einer Entfernung von 0 cm - 20 cm von der Mauer, 7 Schädel waren

20 cm - 40 cm, 4 Schädel 40 cm - 60 cm, drei Schädel 60 cm - 80 cm und nur 2 Schädel 80 cm - 100 cm entfernt (Bocksberger 1976a:100) (vgl. Abb. 34).

115Diese Niederlegung erweckt den Anschein einer „anatomisch korrekten“ Niederlegung. 116Nach Gallay 1986c:54.

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b) Funde Die Funde der Dolmen MI, MV, MXI werden von Gallay (1986c:54) als ein „[...] geschlossener Komplex“ angesehen. GBP - Funde: Keramik: • Typenspektrum (vgl. Abb. 32) entspricht dem von MVI / MXII, die rekonstruierbare

Mindestanzahl der GB wurde für MI und MXI (Bocksberger 1976a:38-39; Gallay / Chaix 1984b:Doc 97, Doc. 249) mit sechs, für MV mit fünf (Gallay 1989b:76) beziffert.

• In MV fand sich der einzige unverzierte GB (außer den Henkeltassen) der Nekropole (Gallay 1989a:25)

Nichtkeramische Funde: • Schmuck aus Muschelschalen und Schneckengehäusen: Dentalien, Columbellaschalen mit

abgeschnittener Spitze, Lunulae aus Petunculaschalen, doppelt durchbohrte Tritonschalen. • Silexgeräte • Ein goldener Noppenring (MV)

c) Bemerkungen MI: Es konnte aus dem Skelettmaterial eine Mindestanzahl von fünf bestatteten Individuen rekonstruiert werden (Bocksberger 1978a:58). Die GBP - Nachbestattungen wurden vollständug ausgeräumt, die GBP - Funde stammten aus der Schicht 5A (außerhalb des Dolmens). Im Innern des Dolmens wurde im Zuge der Ausräumung der GBP - Nachbestattungen ein frühbronzezeitliches Gefäß niedergelegt (Schicht 5AMAJ) (Bocksberger 1978a:75; Bocksberger 1978b:planche22). MV: Die Schichten, in denen die GBP - Funde entdeckt wurden, sind 5A/C1MAJ (im Innern des Dolmen), 5C1 und 5A (außerhalb des Dolmens). Der goldene Noppenring fand sich im „Vorraum“ des Dolmens in Schicht 5A/C1MAJ (Gallay 1989b:Doc.42). Die Verlagerung der GBP - Funde bezeugt die frühbronzezeitliche Störung des Dolmens. MXI: Die GBP - Funde stammen aus den Schichten 5ASUP, 5A53 (außerhalb des Dolmens) und 5A53MAJ (innerhalb des Dolmens) (Abb. 35) (Gallay / Chaix 1984b:Doc.249). Durch die Stratigraphie ist eindeutig belegt, daß in der Frühbronzezeit die GBP - Nachbestattungen größtenteils aus dem Dolmen herausgeräumt wurden. Bestattungen der Saône - Rhône - Kultur sind nicht belegt. MXI wurde ausschließlich aus wiederverwendeten, teilweise beidseitig verzierten Stelen errichtet, deren „Kopfenden“, eventuell aus technischen Gründen, abgeschlagen wurden (Fischer 1986:193). Aufgrund einiger Pfostenlöcher kann eine ehemalige Holzkonstruktion angenommen werden. In der Frühbronzezeit wurde das seitliche Einstiegsloch mit Steinen blockiert und eine letzte Bestattung, durch ein neu geschlagenes Einstiegsloch in einer Deckplatte, eingebracht (Fischer 1986:194). Die folgende Verfüllung des Dolmens mit Keramik, Knochen und Steinen ergab eine für das Wallis einzigartige Stratigraphie von Bronze ancien I-IV (Gallay / Chaix 1984b:Doc.104).

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Dem GBP konnten aus den Skelettresten 16 Individuen zugeordnet werden (Gallay / Chaix 1984b:Doc.162-206; vgl Fischer 1986:194). Kleine Steinkisten MII, MIII, MVII, MVIII. MIX und MX117

a) Grabbau Typ 3: Kleine Steinkisten MII, MIII, MVII, MVIII, MIX und MX Auch die kleinen Steinkisten weisen eine rechteckige Form auf, die durch vier Steinplatten gebildet wurde. Es fehlen jedoch die Einstiegslöcher und die Anten. Die Stelen, die zum Bau der Steinkisten verwendet wurden, gehören dem jüngeren Stil an. MVII wurde auf Schicht 5B errichtet, MVIII und MX auf Schicht 5C1118. Aufgrund der Stratigraphie sieht Gallay (1986c:56) die kleinen Steinkisten als jüngste Grabmonumente an.

b) Funde GBP - Funde: Keramik: • Typenspektrum entspricht dem von MVI / MXII, jedoch fehlen die „maritim-artigen“ GB sowie

die GB mit einfachen Kammstempellinien Nichtkeramische Funde: • Ähnliches Typenspektrum wie die Dolmen MI, MV und MXI.

c) Bemerkungen MII: Aufgrund der unklaren Stratigraphie und dem Fehlen von eindeutig datierendem archäologischen Material ist die Zuordnung von MII zum GBP nicht sicher. Eine Datierung in die Frühbronzezeit wäre ebenfalls möglich (Bocksberger 1978a:85-86; vgl. Fischer 1986:192). MIII: Die meisten GBP - Funde ( mind. ein GB rekonstruierbar) stammen aus der Schicht 5A53 (außerhalb der Steinkiste). Eine Scherbe wurde im Innenraum, in Schicht 5AMAJ gefunden (Gallay 1989a:89). Frühbronzezeitliche Störung. MVII: Die vier GB wurden in den Schichten 5AMAJ (im Innern des Dolmens) und 5A (außerhalb der Steinkiste), zwischen MVII und MVIII, gefunden (Gallay 1989b:Doc.72). Frühbronzezeitliche Störung. MVIII: Einzelscherben von GB fanden sich in der Schicht 5A (außerhalb der Steinkiste, s. MVII) (Gallay 1989b:Doc. 72). Frühbronzezeitliche Störung. MIX:

117MIV gehört zum unteren Horizont und wird hier nicht berücksichtigt. MXIII sei wohl dem GBP

zuzurechnen, da jedoch kein archäologisch datierendes Material gefunden und der Befund nur unzureichend publiziert wurde, wird MXIII ebenfalls nicht berücksichtigt (vgl. Wiblé 1989:304).

118Gallay (1986c:56) weißt darauf hin, daß an dieser Stelle die Schicht 5B nicht vorhanden war.

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In MIX fanden sich keine GB, die einzigen Funde waren nichtkeramischer Art (Gallay 1989b:Doc.99). Aufgrund der Stratigraphie scheint die Zuordung zum GBP jedoch sicher. Frühbronzezeitliche Störung. MX: Einzelscherben von unverzierten GB und Columbella - Funde in Schicht 5AMAJ (im Innern der Steinkiste), außerhalb in Schicht 5A einige Scherben von verzierten GB. Die Steinkiste wurde in der FBZ gestört. Weitere Aspekte der Nekropole Ein wichtiger Befund des Gräberfeldes Petit - Chasseur stellen die 28 anthropomorphen Stelen dar (Abb. 36). Die Stelen wurden alle in sekundärer Lage gefunden und teilweise überarbeitet (Gallay 1976:281). Es wird davon ausgegangen, daß ein Teil der Stelen von den Trägern des GBPs überarbeitet wurde (s.u.). A. Gallay (1979b:99) unterteilte die Stelen in zwei Typen: Typ I: „Groupe archaïque“ (Gallay 1979b:99): Einfache Ornamentik, die Figur trägt im Brustbereich mindestens einen Dolch von Typ Remedello und/oder eine Doppelspirale als Anhänger (Abb. 36, 1). Typ II: „Groupe récent“ (Gallay 1979b:99): Reiche geometrische Ornamentik, die Figur trägt im Brustbereich einen Bogen mit einem bis drei Pfeilen (Abb. 36, 2). Herausgearbeitet wurden die Darstellungen durch ein gleichmäßiges Picken mit einem spitzen Gegenstand (Gallay/Spindler 1972:80). Die beiden Stile wurden von A. Gallay chronologisch gedeutet, er ordnet die Stelen vom Typ I der ersten Belegungsphase des Petit - Chasseur, der Saône-Rhône - Kultur, zu. Abgelöst würden diese von Stelen des Typ II, deren Verzierung Gallay als „eigentlichen Glockenbecherstil“ identifiziert (Gallay 1986c:48). Im GBP - Fundmaterial des Petit - Chasseur konnte keine innere Entwicklung oder Gliederung aufgezeigt werden. Auch eine Zuordnung zu den einzelnen Nachbestattungen war nicht möglich. Die Funde, die nicht dem GBP zugerechnet werden konnten, sind in ihrem kulturellen Kontext üblich und weisen keine Besonderheiten auf119. Rekonstruktion der Belegung Aus der Stratigraphie ergab sich für Gallay (1986a:236-242) eine historische Entwicklung des oberen Horizontes, die er in acht Perioden unterteilt: Periode 1, Dolmen MVI (ders. 1986a:236) Jungneolithikum, Saône - Rhône - Kultur. Bau des Dolmen MVI auf Schicht 6, Stelen vom Typ 1. Periode 2, Dolmen MI, MV und MXI (ebd.) 119Es soll kurz auf einen außergewöhnlichen Befund der Rhône - Kultur hingewiesen werden. In das

trianguläre Trockenmauerwerk des MVI wurde eine Bestattung (Bronze ancien Tombe 3) mit auffallenden Beigaben eingelassen: ein Vollgriffdolch (Rhônetyp), ein Randleistenbeil (Typ Bevaix), zwei Rollenkopfnadeln, mehrere Bronzespiralröllchen, mehrere Bernsteinperlen, Bärenzahnschmuck, mehrere bronzene Ringanhänger (Knapp 2001:116).

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Spätneolithikum, GBP. Bau der genannten Dolmen an der Oberfläche der Schicht 5C2, Stelen vom Typ 1 und 2. Periode 3, Grabausräumung des Dolmen MVI (ders. 1986a:236-240) Spätneolithikum, GBP . Die ausgeräumten Knochen aus dem Inneren des Dolmen bilden die Schicht 5B. Die Schädel der zuvor Bestatteten werden an der östlichen Seite der triangulären Plattform aufgereiht. Periode 4, Kleine Steinkistengräber (ders. 1986a: 240) Endneolithikum, GBP Bau der Gräber MII, MIII, MVII, MVIII, MIX, MX an der Oberfläche der Schichten 5B und 5CI, Stelen vom Typ II Periode 5, Grabplünderung und Kinderbestattung (ebd.) Frühbronzezeit I Entspricht der Bildungszeit der Schicht 5A. Errichtung von Steinplattenaltären vor MVI und MXI. Systematische Ausräumung der alten Gräber, Verstreuung der Grabbeigaben, Verbrennung der menschlichen Knochen in einer Grube bei MVI. Nachbestattung einer Frau in MXI sowie von Kindern in MVI oder in nachträglich angebauten Kisten (bei MVI und MXI). Zahlreiche Brandspuren, Stelen vom Typ 2. Periode 6, Kairns und Darbringung von Gefäßen (ebd.) Frühbronzezeit II und III (Schicht 5A), Frühbronzezeit IV (Schicht 4Cund 4D) Keine weitere Bestattung von Toten, die Monumente verschwinden langsam unter Steinhaufen, an deren Rand große Gefäße aufgestellt wurden. Teilweise werden die Dolmen verfüllt (MVI, MXI). Periode 7 Frühbronzezeit IV, Schicht 4B Pfostenlöcher weisen auf den Bau einer Hütte hin. Periode 8, Gräber ohne Einfassung Frühbronzezeit IV (Schicht 4A) Anlegung von vier Gräbern, nur noch die obersten Teile der Dolmen MVI und MXI sind sichtbar. Eine herausragende frühbronzezeitliche Bestattung findet sich in Grab3. Die Nekropole Petit - Chasseur ist im Rahmen einer Analyse von GBP - Nachbestattungen der zentrale Befund. Es sind hier nicht so sehr die Einzelfaktoren, die diese herausragende Bedeutung definieren. Der Gesamteindruck dieser Nekropole120 und das Wissen um die Belegungsabläufe sind für eine Interpretation von GBP - Nachbestattungen von immenser Wichtigkeit. Lit: Baudais et alii 1989-90; Bocksberger 1976a; Bocksberger 1976b, Bocksberger 1978a; Bocksberger 1978b, Favre / Mottet 1990; Fischer 1986; Gallay 1971; Gallay 1976; Gallay 1979b; Gallay 1986a; Gallay 1986b; Gallay 1986c; Gallay 1989a; Gallay 1989b;

120S. hierzu auch Abb. 37.

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Gallay / Chaix 1984a; Gallay / Chaix 1984b; Gallay / Spindler 1972; Stadelbacher 1995; Voruz 1991.

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4.6. Zusammenfassung der Befunde

Das folgende Kapitel basiert auf den Zusammenfassungen der Kat. I - Befunde der einzelnen Regionalgebiete. Die auffallendsten Merkmale der GBP - Nachbestattungen, die sich von den „regulären“ GBP - Bestattungen abheben, werden für die Arbeitsgebiete zusammenfassend dargestellt. Anschließend werden diese Merkmale hinsichtlich gemeinsamer Tendenzen untersucht. Als Einführung wurde folgende tabellarische Übersicht erstellt, welche Auskunft über die Quantität und Qualität der Befunde gibt. Ostprovinz: Kategorie Anzahl der Befunde

I 1 II - III 1

Tabelle 5: Mährische Gruppe: Mähren Kategorie Anzahl der Befunde

I 2 II 4 III 2

Tabelle 6: Böhmische Gruppe: Böhmen Kategorie Anzahl der Befunde

I - II - III 3

Tabelle 7: Süddeutsche Gruppe: Bayern Kategorie Anzahl der Befunde

I 1 II - III 5

Tabelle 8: Süddeutsche Gruppe: SWD, Elsaß, Nordschweiz Ostdeutsche Provinz: Kategorie Anzahl der Befunde

I 5 II - III 7

Tabelle 9: Elb-Saale-Gruppe: MES – Gebiet

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Kategorie Anzahl der Befunde

I - II - III 2

Tabelle 10: Mecklenburgische Gruppe: MVP Nordwestprovinz: Kategorie Anzahl der Befunde

I 1 II 2 III 10

Tabelle 11: Nordwestdeutsch-Niederländische Gruppe: NWD/NL Kategorie Anzahl der Befunde

I - II 1 III 4

Tabelle 12: Jütländische Gruppe: West-Dänemark Westmediterrane Provinz: Kategorie Anzahl der Befunde

I - II - III 2

Tabelle 13: Lombardische Gruppe: Norditalien Gesamtes Arbeitsgebiet: Kategorie Anzahl der Befunde I 10 II 7 III 36 Tabelle 14: Gesamtes Arbeitsgebiet (ohne Petit - Chasseur121) Die Dominanz der Befunde aus Kat. III zeichnet sich hier sehr deutlich ab. Dies ist sicher mit dem bisherigen Umgang der Bezeichnung „GBP - Nachbestattung“ in Verbindung zu bringen, der in vielen Fällen recht unreflektiert Befunde zugewiesen wurden.

121Die Nennung einer absoluten Zahl der Nachbestattungen im Petit Chasseur ist m.E. kaum möglich,

deshalb wurde das Gräberfeld bei obiger Auflistung nicht berücksichtigt.

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4.6.1. Unterschiede zwischen den GBP - Nachbestattungen und den „regulären“ GBP - Bestattungen

Der mährische Befund hebt sich von den übrigen GBP - Bestattungen in diesem Regionalgebiet deutlich ab. Die Kombination einer Brandbestattung mit der Beigabe eines Kupferdolches scheint für Mähren einzigartig zu sein. Daß die Knochen als Überreste einer weiblichen Toten identifiziert wurden, muß im Zusammenhang mit dem Kupferdolch nicht zwangsläufig überraschen (vgl. Kapitel IV.2.1.). Ein weiterer, auffallender Faktor ist die Vorbestattung. Es konnte dargelegt werden, daß es sich bei den Pfeilspitzen, die dieser Vorbestattung beigegeben wurden, sehr wahrscheinlich um einen Prestigeindikator handelt, der in diesem Regionalgebiet nicht oft zu finden ist. Im gesamten Arbeitsgebiet ist dies der einzige Befund, bei dem die Vor- als auch die Nachbestattung dem GBP angehören. Eine GBP - Nachbestattung aus Böhmen bestärkt die Annahme, daß mehrere Pfeilspitzen im Bestattungskontext als Prestigeindikator angesprochen werden können. Zu beachten ist die Gesamtsituation auf dem Gräberfeld von Čachovice, die sich weniger in außergewöhnlichen Funden oder Befunden niederschlägt. Vielmehr werden Hinweise auf das Verhältnis GBP - KSK gegeben, die sich in der Interpretation der Gesamterscheinung „GBP - Nachbestattungen“ als nützlich erweisen werden (vgl. auch Kap. 5). Der südwestdeutsche Befund fällt durch den für dieses Gebiet eher seltenen Brandritus der Nachbestattung auf. Auch hier findet sich eine Vorbestattung, die aufgrund des Grabbaus nicht mit den restlichen schnurkeramischen Bestattungen im Regionalgebiet einhergeht. Das „schnurkeramische Totenhaus“ stellt schon allein aufgrund des Arbeitsaufwandes eine auffallende „Prestigebezeugung“ für den Toten dar, die durch die Seltenheit des Befundes noch unterstützt wird. Die wohl eindringlichsten Eindrücke hinterließen die GBP - Nachbestattungen des MES - Gebietes: Vier von fünf Befunden wiesen eine schnurkeramische Orientierung auf, was aufgrund der in diesem Regionalgebiet eher streng eingehaltenen GBP - Bestattungssitten außergewöhnlich ist. Der niederländische Befund überrascht zunächst durch eine inverse Stratigraphie. Einzigartig in diesem Regionalgebiet ist die Kombination einer Holzauskleidung der Grabgrube mit einer Brandbestattung. Die einzelnen Beigaben dieser GBP - Nachbestattung finden wenig Entsprechungen in den „regulären GBP - Bestattungen“. Betrachtet man die Zusammensetzung der Beigaben dieser Nachbestattung, so finden sich für verschiedene Kombinationen122 nur ein bis zwei Parallelen, deren Ausstattung bzw. Bestattungsart auf sehr reiche bzw. unübliche Befunde hinweist. Die Nekropole „Petit - Chasseur“ und deren Befunde sollen erst in der Interpretation wieder aufgegriffen werden, da sie erstens in ihrer Art einzigartig sind und zweitens m.E. die Nekropole als Ganzes betrachtet und in die Interpretation miteinbezogen werden. Einzelfaktoren, wie sie bei den Nachbestattungen im restlichen Arbeitsgebiet sicher eine wichtige Rolle spielen, sind hier aufgrund der Einteilung in die Befundkategorie II dem Gesamteindruck unterzuordnen.

122Z.B. Kupferdolch und Bernsteinartefakte oder V-Bernsteinknopf und Bernsteinanhänger.

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Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, daß sich, bis auf einen Befund aus Böhmen, alle Nachbestattungen der Kategorie I in mindestens einem Faktor von den „regulären GBP - Bestattungen“ im jeweiligen Regionalgebiet unterscheiden. Diese Faktoren sollen im Folgenden mit dem Begriff „Nachbestattungsfaktoren“ belegt werden. Als Nachbestattungsfaktoren gelten Faktoren, die Nachbestattungen von nicht als Nachbestattung angelegten Bestattungen desselben Phänomens oder derselben archäologischen Kultur im jeweiligen Regionalgebiet unterscheiden. Die einzelnen Nachbestattungsfaktoren scheinen bei einer detaillierten Betrachtung von Regionalgebiet zu Regionalgebiet unterschiedlich zu sein123, was jedoch nicht auf eine unterschiedliche Motivation hinweisen muß. Inwiefern trotz dieser ersten Eindrücke Gemeinsamkeiten bestehen, soll im nächsten Kapitel erläutert werden.

4.6.2. Gemeinsamkeiten der GBP - Nachbestattungsfaktoren Basierend auf dem vorherigen Kapitel wurde eine Übersichtstabelle erstellt. Die Nachbestattungsfaktoren, die in der folgenden Tabelle für die jeweiligen Regionalgebiete aufgeführt werden, sind in manchen Fällen schon mit einer Interpretation behaftet. Mähren Böhmen SWD MES NL VB mit Prestige-indikator(en)

ja - ja - -

NB mit Prestige-indikator(en)

ja ja - - ja

Orientierung wechselt

(ja: evtl. Grabgrube)

- (ja: Grabgrube)

ja -

VB = KSK/EGK - ja ja ja ja Ungewöhnliche Kombination zweier Komponenten

ja - - - ja

Brandbestattung ja - ja - ja Brandbestattung

unüblich im Regionalgebiet124

- - ja - -

Tabelle 15: Nachbestattungsfaktoren und Regionalgebiete (VB : Vorbestattung; NB : Nachbestattung; KSK : Kultur mit Schnurkeramik; EGK : Einzelgrabkultur) Grundlegend ergeben sich aus obiger Tabelle zwei eindeutige Tendenzen: Das Vorhandensein von Prestigeindikatoren in der Vor- und / oder Nachbestattung sowie eine Bezugnahme auf die

123Eine detaillierte Beschreibung der jeweiligen Nachbestattungsfaktoren findet in Kap. 4 im Anschluß an

die Darstellung der Nachbestattungen in den einzelnen Regionalgebieten. 124Die Niederlegung einer Brandbestattung erweist sich nur in SWD als Nachbestattungsfaktor, da in den

anderen Regionalgebieten, in denen Nachbestattungen als Brandbestattungen niedergelegt wurden, diese Bestattungsart durchaus üblich war.

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KSK / Einzelgrabkultur können als Gemeinsamkeiten der Nachbestattungen im gesamten Arbeitsgebiet gewertet werden. Auffallend ist die Sonderstellung der Nachbestattungen im MES - Gebiet: Der diesbezüglich herausgearbeitete Nachbestattungsfaktor, die Änderung der Orientierung, findet in keinem der anderen Regionalgebiete eine derart deutliche Entsprechung. Auch die gute quantitative Belegung dieses Nachbestattungsfaktors ist einzigartig. Die hier vorgestellten Ergebnisse resultieren aus Befunden der Kategorie I. Die Befunde der Kategorie II sind in ihrer Interpretation als Nachbestattung und in der Zuweisung zum GBP ebenfalls eindeutig, jedoch lassen sich die Beigaben nicht eindeutig einer Bestattung zuordnen. Dennoch kann an diesen Befunden eine Überprüfung obiger Ergebnisse stattfinden, denn sowohl ein Bezug zur Schnurkeramik wie auch das Vorhandensein von Prestigeindikatoren, letztere v.a. im Bereich Grabbau, könnten noch feststellbar sein. Bezüge zur Schnurkeramik weisen die Bestattungen 2 A/B, 6 A/B und 27 A/B vom Gräberfeld Čachovice auf und fügen sich somit in das Bild der Kat. I - Nachbestattungen von diesem Fundort ein. Eine Rücksichtnahme auf die schnurkeramischen Vorbestattungen kann nicht festgestellt werden. Als Prestigeindikator kann der Fund von drei Pfeilspitzen in Grab 27 A/B gewertet werden. Gerade im Bereich Prestige unterstreichen die Befunde von Stehelčeves eindrücklich die Ergebnisse der Kat. I. Besonders die Beigabe von 18 Pfeilspitzen in Grab 2 sowie drei verzierten Bechern ist außergewöhnlich. Es ist im Arbeitsgebiet auch die einzige Grabanlage, bei der mehr als eine GBP - Nachbestattung vermutet werden kann. Einen Bezug zur Einzelgrabkultur weisen die Nachbestattungen von Ostenwalde, Uddelermeer und Bigum auf. Das absolute „highlight“ der Kategorie II ist die Nekropole Petit Chasseur. Sowohl die Gold- als auch die Silberbeigabe geben einen ersten Eindruck von der Außergewöhnlichkeit dieser Befunde. Unter den außergewöhnlichen Funden befindet sich auch eine Pfeilspitze aus Bergkristall, Bearb. ist im GBP-Kontext kein weiteres Exemplar bekannt. Als weitere Prestigeindikatoren haben eindeutig die ungewöhnliche Architektur der Grabbauten und die Stelen zu gelten. Auch die Behandlung der Vorbestattungen, auf die in Kap. 5.2.2 noch näher eingegangen wird, birgt Hinweise zur Deutung der GBP - Nachbestattungen. Zusammenfassend kann angeführt werden, daß die Ergebnisse der Analyse der Nachbestattungen der Kategorie I von allen Nachbestattungen der Kategorie II bestätigt werden.

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4.7. Anmerkungen zu den Befunden

Wie schon in Kap. 3.3 dargelegt, sollte eine befundimmanente Interpretation ausgeschlossen werden. In Kategorie I findet sich neben Einzelgräbern auch eine Nachbestattung in einer Grabkammer. Der unterschiedliche Grabkontext wurde beachtet. Die GBP - Nachbestattungen weisen auch unterschiedliche Bestattungsarten auf, was ebenfalls berücksichtigt wurde. Die Grabgruben für Leichenbrand entsprechen in den meisten Fällen nicht denjenigen mit Körperbestattungen. Somit ist für Befunde mit Leichenbrand eine Ausrichtung entlang einer Orientierungsachse nicht möglich. Daß sich dennoch eine Aussagemöglichkeit hinsichtlich der Orientierung ergeben kann, bezeugt die Nachbestattung von Haldorf, wo Leichenbrand in eine O-W orientierte Grabgrube niedergelegt wurde. Die Beigaben der GBP - Nachbestattungen können nicht ohne Reflexion überregional verglichen werden, da die einzelnen Gebiete spezifische Beigabensitten aufweisen können. Diese Relativierung der Funde im Bestattungskontext wurde jedoch schon in den Betrachtungen der einzelnen Regionalgebiete geleistet. Zusammenfassend wäre anzumerken, daß trotz der unterschiedlichen Einzelfaktoren der jeweiligen Nachbestattungen sich eine übergreifende Interpretation derselben anbietet, da die Signifikanz weniger im Detail zu liegen scheint.

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5. Interpretation

5.1. Ethnologische Analogien

Eine Analogie beruht zunächst auf zwei Polen: dem Subjekt, für diese Arbeit die GBP - Nachbestattungen, und der Quelle. Verbunden werden diese beiden Pole durch identische Merkmale, wobei unterschiedliche Merkmale ebenfalls identifiziert werden müßten. Durch diese Identifikationen entsteht eine Art „Restmenge“ an Informationen, die für die Quelle, jedoch nicht für das Subjekt, bekannt sind (Bernbeck 1997:85, vgl. Wylie 1985:93). Laut Bernbeck (ebd.) beruht der Analogieschluß selbst „[...] auf der Annahme, daß feststellbare Ähnlichkeiten zwischen Quelle und Subjekt auch auf die zuletzt genannten Merkmale ausgeweitet werden können, die nur in der Quelle beobachtbar sind.“ Konkrete Hinweise zur Interpretation der GBP - Nachbestattungen könnten ethnologische Quellen liefern, die aufgrund gemeinsamer Merkmale mit dem Subjekt auszuwählen sind. Diese gemeinsamen Merkmale müssen anhand der GBP - Nachbestattungen als Anforderung für die Quelle definiert werden. Das grundlegende Merkmal aller GBP - Nachbestattungen ist zunächst der Bestattungskontext, weiter spezifiziert die Nachbestattung an sich als eine „Sonderform“ im Bestattungswesen einer Gemeinschaft. Die Nachbestattungen, die als Quelle dienen könnten, müssen einen Bezug zu einer Vorbestattung aufweisen oder in ihrem Befund Hinweise auf Prestigeindikatoren geben. Ein größerer Rahmen dieser Merkmale wäre m.E. methodisch sehr problematisch und würde nur scheinbar neue Lösungsansätze liefern. Eine den definierten Anforderungen entsprechende Quelle aus ethnologischem Kontext konnte nicht gefunden werden. Einige Beispiele mehrstufiger Bestattungsrituale könnten angeführt werden, jedoch sind die verbindenden Merkmale zu den GBP - Nachbestattungen zu gering125.

5.2. Interpretationsansätze

Falls in Bezug auf die Interpretation der GBP - Nachbestattungen eine sichere Aussage getroffen werden kann, dann diese, daß die vorliegenden Befunde nicht monokausal, bzw. mit einem Interpretationsansatz, erklärbar sind. Ein Grundgedanke mag sicherlich zu finden sein, es sind jedoch zuerst die mannigfaltigen Variationen dieses Gedankens, die wir in den einzelnen GBP - Regionalgebieten fassen und versuchen, sie in diesem Kontext zu deuten. Die nun vorgestellten Interpretationsansätze sind erste Schritte auf einem sehr komplexen Weg, auf dessen Verlauf viele Faktoren Einfluß nehmen. Diese Arbeit betrachtet einen dieser Faktoren, die Nachbestattungen des Gesamtphänomens, und wird versuchen, „eine kurze Wegstrecke

125So wurden z.B. die wiederausgegrabenen Knochen weniger begüteter Menschen einer aufwendigen

Kremation beigegeben, die nur hochgestellte bzw. begütete Personen anläßlich ihrer eigenen Bestattung initiieren können (Bsp. Kremation des Königs von Bali 1979) (Biasio / Münzer 1980:152). Ein weiteres Beispiel wären die Bestattungssitten der Toba - Batak (Sumatra), die u.a. im Rahmen eines zweistufigen Bestattungsritus die Überreste der Verstorbenen einer marga (Verwandtschaftsgruppe gemeinsamer Abstammung) in ein tugu (aus Stein errichtete Grabstätte mit mehreren Kammern) umbetten (Beier 1997:446). Diese ethnologischen Quellen sind für die Archäologie im Rahmen der Betrachtung von Bestattungssitten von höchster Bedeutung, für ein Heranziehen als Quelle in Bezug auf Nachbestattungen jedoch nicht ausreichend.

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anzuleuchten“. Ob es sich bei dieser „Strecke um den richtigen Weg“ handelt, und welchen Anteil sie an der „Gesamtlänge des Weges“ hat, wird künftig zu diskutieren sein.

5.2.1. Legitimation durch Tradition Schon Fischer hat 1953 (ders. 1953a) aufgezeigt, daß Nachbestattungen im MES - Gebiet Teil einer neolithischen Tradition sind. Das Anlegen dieser Nachbestattungen scheint nicht willkürlich erfolgt zu sein, denn Fischer konnte sogenannte Nachbestattungsreihen identifizieren (ders. 1953a:175). Eine neue Nachbestattungsreihe scheint von der KSK initiiert worden zu sein, in welcher sich die GBP - Nachbestattungen des MES - Gebietes finden. Im gesamten Arbeitsgebiet zieht sich dieser Bezug zum schnurkeramischen Horizont, bzw. einer regionalen endneolithischen Kultur, wie ein roter Faden durch die Befunde126. Es kann davon ausgegangen werden, daß es sich bei dem GBP um die Manifestation einer neuen Idee handelte, deren primäres „Erkennungsmerkmal“ oder Symbol der Glockenbecher war (Strahm 1995a:390). Wie kann eine derartige Manifestation verdeutlicht oder legitimiert werden? U. Eisenhauer tätigte im Rahmen Ihrer Dissertation „Untersuchungen zur Siedlungs- und Kulturgeschichte des Mittelneolithikums in der Wetterau“ (Eisenhauer 2002) Überlegungen „Zur Kommunikation von Innovationen : Prozesse und ihre Faktoren“ (dies. 2002:131)127. Zu der grundsätzlichen Haltung traditioneller Gesellschaften bezüglich Innovationen formulierte Eisenhauer: „Traditionelle Gesellschaften zeichnen sich in allen Zeiten durch ihren Konservativismus aus, der dem System Stabilität verleiht und Innovationen zunächst ablehnend gegenüber steht.“

(Eisenhauer 2002:132) „Konsequenterweise ist die Diffusion von Neuerungen innerhalb eines Systems oder einer Kultur erfolgversprechender und verläuft schneller, als darüber hinaus.“ (Eisenhauer 2002:133) Aus dieser Aussage Eisenhauers können Rückschlüsse auf die GBP - Nachbestattungen gezogen werden. Der Ausdruck „innerhalb eines Systems“ beinhaltet das Bekannte, Wertvorstellungen und Normen, die als Tradition in eine innovative Phase miteingebracht werden können: „Eine Innovation muß, um erfolgreich zu sein, mit den Normen, Erfahrungen und Bedürfnissen der Empfänger harmonieren.“ (Eisenhauer 2002:138) Konkret impliziert die Abgrenzung des GBPs zur KSK oder anderen endneolithischen Kulturen eine bewußte Abgrenzung, eine neue Idee. Diese Idee kann durch die Miteinbeziehung traditioneller Faktoren eine breitere Legitimation erhalten. Diese traditionellen Faktoren sind im Falle der vorliegenden Arbeit primär die Bestattungsplätze der Nachbestattungen und der Ritus der Nachbestattung an sich. Ein weiterer, sehr auffallende Bezug zur „traditionellen Ideologie“ sind die Nachbestattungen im MES - Gebiet. Die Orientierung der Bestatteten war ein letzter Anklang von Ehrerbietung der neuen Ideologie an die „herrschende“ Ideologie und gleichzeitig die Manifestation eines Übergangs. Diese indirekte Botschaft spiegelt sich im MES - Gebiet in der Gesamtheit der Nachbestattungs - Befunde

126Interessant sind hierzu auch die Befunde von Weimar-Lützendorf, Thüringen und Wohlsborn,

Thüringen (vgl. Kap. 4.3.1). 127Ihre Ausführungen basieren auf einem theoretischen Modell von Rogers und Shoemaker (1971).

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wider: Neueste Erkenntnisse im chronologischen Bereich ergaben eine ca. 400jährige Gleichzeitigkeit zwischen GBP und KSK im MES - Gebiet (Müller 1999a:85). Es gibt zahlreiche Stratigraphien, in denen wir GBP - Befunde über denen der KSK finden. Wo sind jedoch die Stratigraphien KSK über GBP? Bei einer langdauernden chronologischen Überschneidung müßten derartige Befunde existieren. Gab es von Seiten der KSK eine Art „Tabu“ oder, relativiert, „Ignoranz“ in Bezug auf das GBP? Natürlich könnte nun das Argument angeführt werden, daß sich GBP und KSK im allgemeinen kleinräumig ausschließen. Dies mag in wenigen Regionalgebieten der Fall sein, jedoch zeigen viele Befunde ein enges Nebeneinander von KSK und GBP128. Vielmehr scheint es sich hier tatsächlich um ein eher traditionelles Bewußtsein zu handeln, das in Bezug auf das innovative Element des GBPs nicht archäologisch faßbar reagierte: Die Aktion ging eindeutig vom GBP aus. Somit kann Fischers Dialektik (1976) nicht in allen Bereichen nachvollzogen werden, wenngleich seine Feststellung „[...] der Gegensatz wirkt provoziert“ (Fischer 1975:12) in Bezug auf die unterschiedliche Orientierung von KSK und GBP hier eine neue Bedeutung gewinnt: Eine Herausforderung, die von der KSK nicht angenommen wurde. Der Vorgang der Legitimation einer neuen Idee durch Tradition ist im MES - Gebiet in der frühen Bronzezeit selbst zu einer Art Legitimation geworden. I. Knapp (2001) erkannte in ihrer Untersuchung „ ‚Fürst oder Häuptling?‘ Eine Analyse der herausragenden Bestattungen der frühen Bronzezeit“ gemeinsame Merkmale der herausragenden Bestattungen der Aunjetitzer Kultur, die deutliche Parallelen zu den Nachbestattungsfaktoren des GBPs liefern. Die meisten von Knapp aufgeführten Befunde wurden als Nachbestattung, oft mit einer zusätzlichen Hügelerweiterung, angelegt (Knapp 2001:84). Diese Art von Legitimation durch Tradition spiegelte sich auch in dem Fundspektrum wider: „Als Hinweise auf herausragende Bestattungen können des Weiteren die neolithischen Steinhämmer bzw. Schuhleistenkeile herangezogen werden, welche sich mit einer sicheren Ausnahme lediglich in den als herausragend bezeichneten ‚Fürstenbestattungen‘ befinden.“ (dies. 2001:81) Knapp interpretierte „[...] Vermittlung traditioneller Werte“ als „[...] Berufung auf Deszendenzlinien“ eines herausragenden Individuum. Diese Deszendenzlinien würden der „Restbevölkerung“ nur bedingt zugesprochen werden (Knapp 2001:113). Die Grundidee der Legitimation durch Tradition ist somit auch in der Frühbronzezeit belegt, jedoch ist der dort damit verbundene „Insigniencharakter“ nicht auf das GBP übertragbar. Hinweise auf die Hintergründe dieser Art der Legitimation können der Monographie „Das kulturelle Gedächtnis“ von J. Assmann entnommen werden (Assmann 1999). Der Autor konzentrierte sich auf zwei Formen kollektiver Erinnerung: das kommunikative und das kulturelle Gedächtnis. Obwohl eine genaue Abgrenzung dieser oft ineinander zerfließenden Formen nicht möglich sei, faßte Assmann die Pole der beiden Erinnerungsformen folgendermaßen zusammen (Assmann 1999:56): 128Siehe hierzu Fundortliste KSK und GBP. Hier wurden beispielhaft für die Regionen Böhmen und

Mähren Fundorte zusammengestellt, die eine räumliche „Nähe“ von KSK und GBP aufzeigen. Diese Liste ist für das entsprechende Gebiet sicher nicht vollständig, sie entstand während der Literaturrecherche zu den GBP - Nachbestattungen und hat beispielhaften Charakter.

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Kommunikatives Gedächtnis Kulturelles Gedächtnis Inhalt Geschichtserfahrungen im Rahmen

indiv. Biographien Mythische Urgeschichte, Ereignisse in einer absoluten Vergangenheit

Formen Informell, wenig geformt, naturwüchsig, entstehend durch Interaktion, Alltag

Gestiftet, hoher Grad an Geformtheit, zeremonielle Kommunikation, Fest

Medien Lebendige Erinnerung in organischen Gedächtnissen, Erfahrungen und Hörensagen

Feste Objektivationen, traditionelle symbolische Kodierung / Inszenierung in Wort, Bild, Tanz usw.

Zeitstruktur 80 - 100 Jahre, mit der Gegenwart mitwandernder Zeithorizont von 3 - 4 Generationen

Absolute Vergangenheit einer mythischen Urzeit

Träger Unspezifisch, Zeitzeugen einer Erinnerungsgemeinschaft

Spezialisierte Traditionsträger

Tabelle 16: Kommunikatives und kulturelles Gedächtnis (Assmann 1999:56). Nimmt man Assmanns Ausführungen als Basis oder Hintergrund für den Vorgang „Legitimation durch Tradition“, ergibt sich folgendes Bild: Während in der Frühbronzezeit im Bereich der herausragenden Bestattungen eher die Ausdrücke eines kulturellen Gedächtnisses erkennbar sind, scheinen die GBP - Nachbestattungen eine Art von Manifestation zwischen diesen beiden Polen. Manifestation deshalb, da überregional sehr ähnliche Nachbestattungsfaktoren faßbar sind. Diese unterschiedlichen Stadien von Aunjetitz und GBP kann auch bei den von Assmann aufgeführten Trägern beobachtet werden. Die herausragenden Bestattungen der Aunjetitzer Kultur können ohne weiteres als „spezialisierte Traditionsträger“ angesprochen werden, während bei den GBP - Nachbestatteten in Relation zu den „üblichen“ GBP - Bestattungen eine Spezialisierung in dieser Deutlichkeit nicht nachweisbar ist. Erste Ansätze sind jedoch klar erkennbar: Das Auftreten von Prestigeindikatoren in den Nachbestattungen oder Vorbestattungen unterstreicht das angesprochene Zwischenstadium129. Diese Prestigeindikatoren subsumieren sich als ein weiterer, deutlich in den Befunden erkennbarer Nachbestattungsfaktor. Ein Hinweis auf die ideelle Übertragbarkeit von Prestigeindikatoren in Vorbestattungen auf die Nachbestattungen gibt J. Thomas (1991) in seiner Untersuchung „Reading the Body: Beaker Funerary Practice in Britain“: „Beaker burials inserted into existing mounds or into older monuments tend to have no grave goods beyond the beaker pot. This could represent the burial of lesser members of society, but an alternative explanation is possible: in a location connected with significant past events (whether fully or imperfectly understood) the place itself might serve to guarantee a reading of the dead person´s importance. Complex grave goods might thus not be necessary.“ (Thomas 1991:40). Vor diesem Hintergrund wird deutlich, daß selbst bei einer Innovation oder Veränderung im ideologischen Bereich, wie wir sie mit dem GBP fassen, kollektive traditionelle Stränge der

129„Zwischenstadium“, bzw. die Pole kommunikatives und kollektives Gedächtnis sollen nicht als

Entwicklungsreihe verstanden werden, sondern als verschiedene Zustände auf einer horizontalen Ebene.

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Erinnerung vorhanden bleiben können und eine Berufung auf dieselben eine Legitimation des „Neuen“ unterstützt. Weitere Hinweise für eine „Legitimation durch Tradition“ gibt die Wiederverwendung der Nekropole von „Petit - Chasseur“: Eine uniforme herausragende Stellung während der Saône - Rhône - Kultur ist eindeutig aufgrund des außergewöhnlichen Grabbaues und der Stelen belegt. Durch die GBP - Belegung dieser Nekropole und die Weiterführung und Aufrechterhaltung der traditionellen Wichtigkeit findet sich auch hier ein Aspekt der Legitimation durch Tradition. Weitere Befunde der Nekropole unterstützen eher den zweiten Interpretationsansatz, der im Folgenden dargestellt werden soll.

5.2.2. Der Akt einer Ablösung: Manifestation und Überprägung Einige GBP - Nachbestattungen und die mit ihnen verbundenen Befunde scheinen den ersten Interpretationsansatz nicht direkt zu unterstützen: Die Ausprägung läßt die traditionellen Momente in den Hintergrund treten und es erscheint das Bild einer eher aggressiven Präsenz. So wurden Vorbestattungen des MVI von den Trägern des GBPs aus dem Dolmen ausgeräumt und deren Skelettreste, mit Ausnahme der Schädel, vor der Grabanlage zerstreut liegengelassen. Die Schädel jedoch wurden mit „Blick nach Osten“ am triangulären Trockenmauerwerk des Dolmens aufgestellt. Die Grabanlage wurde von den Trägern des GBPs übernommen und somit überprägt, worauf auch die sekundäre Benutzung und die eventuelle Überarbeitung der Stelen hinweist. Die Aufstellung der Schädel mit der „Blick nach Osten“ scheint eine eindringliche Manifestation der neuen Ideologie und eine Art von „Korrektur“ des Traditionellen zu implizieren. Auch der Befund von Vaassen läßt eine derartige Intention vermuten: Die mit Prestigeobjekten „überladene“ GBP - Nachbestattung wurde ohne erkennbare „Rücksichtnahme“ durch die Einzelgrabkultur - Vorbestattung hindurch in den Grabhügel eingetieft. Alle GBP - Nachbestattungen von Čachovice störten schnurkeramische Vorbestattungen. Es scheint, daß sie von den Bestattenden bis zum räumlichen Kontakt mit den Vorbestattungen eingetieft wurden, um einen abgeschlossenen Raum neu zu definieren. Bei diesen Befunden implizierte die Wiederbelegung einen Akt der Zerstörung. Ein direkter Zusammenhang mit dieser „aggressiveren Spielart“ des ersten Interpretationsansatzes mit unterschiedlichen regionalen Faktoren im Vergleich zu den anderen Nachbestattungsbefunden kann nicht belegt werden. Vereinigt werden beide Interpretationsansätze in der Nekropole Petit - Chasseur. Nicht nur in Bezug auf die Funde und Befunde scheint es sich hier um eine Art übergeordnete Ebene zu handeln, um ein Zentrum, in dem sich Strömungen aus verschiedenen Regionalgebieten vereinigen. Auch die komplexen Manifestationen ideologischer Art unterstreichen diese Sonderstellung. Vielleicht liegt der Schlüssel zum Verständnis dieser Nekropole in ihrer Lage und Geschichte: Im Rahmen einer Fundstellenprospektion in den Walliser Alpen wurde 1985 der Abri d´Alp Hermettji, Zermatt entdeckt und erste Untersuchungen wurden durchgeführt. Die Kampagne wurde Mitte der 90er Jahre weitergeführt und erbrachte interessante Ergebnisse und Interpretationsmöglichkeiten (Curdy et alii 1998:65; May 1987:173). Die Untersuchungen ergaben mindestens 17 Feuerstellen, die zusammen mit den 14C - Datierungen und den stratigraphischen Ergebnissen auf eine Benutzung vom Mesolithikum bis in die Neuzeit

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hinweisen (Curdy et alii 1998:67). Die 14C - Daten weisen auf eine Nutzung der Fundstelle während der Erbauung des MVI, Petit - Chasseur, hin (May 1987:174). Weitere Funde wiesen eindeutige typologische Verbindungen zu den Funden des MXII ( Saône - Rhône - Kultur) auf (Curdy et alii 1998:68). Ein von den Autoren vorgestelltes Szenario deutet die Fundstelle als schützende Zwischenstation auf einer „Handelsroute“ über die Alpen. Eine derartige Verbindung kann m.E. auch für die Route Sion - Aosta postuliert werden (s. Abb. 38). Die Signifikanz dieser Route wird durch die annähernd baugleichen Grabanlagen MVI / MXII der Nekopole Petit - Chasseur und Grab II der Nekropole St. Martin de Corleans, Aosta, betont und liefert einen direkten Hinweis auf die Nutzung dieser Verbindung während der Saône - Rhône - Kultur. Beide Nekropolen weisen eine Wiederbelegung durch das GBP auf130. Diese „Aneignung“ dieser wichtigen N-S - Verbindung läßt an eine Art Strategie denken, die wieder zu dem Faktor Legitimation durch Tradition führt: Eine Belegung oder Manifestation des GBPs in strategisch wichtigen Orten, wobei die Wichtigkeit der Orte einen funktionalen und / oder ideellen Charakter aufweisen kann.

130Die Problematik von St. Martin de Corleans, Aosta wurde bereits in Kapitel IV.5.1. besprochen.

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6. Schlußfolgerungen und Ausblick Eine Frage konnte die vorliegende Untersuchung mit Bestimmtheit beantworten: „Nur Paradestücke der Chronologie“ sind die Nachbestattungen des GBPs sicher nicht. Es konnte vielmehr gezeigt werden, daß diese innerhalb des GBPs eine besondere Stellung einnahmen, die sich in den Befunden widerspiegelt. Erste Ansätze einer Interpretation wurden vorgelegt, für eine weitergehende Analyse müßte jedoch das GBP in seiner Gesamtstruktur wieder in den Mittelpunkt der Betrachtungen rücken. Ohne ausführliche Beobachtungen der jeweiligen Manifestation in den Regionalgebieten, unter Berücksichtigung der Einbindung in die endneolithischen und frühbronzezeitlichen Strukturen, sind tiefgreifendere Aussagen wohl kaum möglich. Diese regionalen Beobachtungen, sowie die ausführliche Publikation derselben, müßte ein vordringliches Ziel der künftigen GBP - Forschung sein. Denn nur auf einer soliden, regional erstellten Basis, die reflektiert in die überregionalen Zusammenhänge eingeordnet wurde, lassen sich Fragen beantworten, die das Gesamtphänomen betreffen. In vielen Regionalgebieten ist die Analyse vor Ort weit fortgeschritten, jedoch fehlt die überregionale vergleichende Einordnung, was eine Art Isolation durch Spezialisierung zur Folge hat. Um weitere Informationen zu GBP - Nachbestattungen zu erhalten, muß die Problematik primär den Ausgräberinnen und Ausgräbern, des weiteren den Bearbeiterinnen und Bearbeitern von GBP - Befunden präsent werden. In diesem Zuge könnte auch die Frage nach dem Prestigefaktor von Pfeilspitzen weiter bearbeitet werden131. Als ein Schlüsselfaktor zum Verständnis der GBP - Nachbestattungen hat sich der Begriff „Tradition“ als Mittel zur Legitimation erwiesen. Wie schon Fischer 1953 aufgezeigt hat, sind die GBP - Nachbestattungen ein Glied einer Nachbestattungsreihe, die mit der KSK beginnt. Es wäre somit auch zu wünschen, daß das „Phänomen Nachbestattung“ an sich eine nähere Untersuchung erfährt. Weichen andere Nachbestattungen, z.B. die der Aunjetitzer Kultur oder der KSK auch von den „regulären Bestattungen“ der jeweiligen Kultur ab? Können aus diesen Abweichungen diachrone Regelhaftigkeiten abgelesen werden und wie wirken sich diese, falls vorhanden, auf die Nachbestattungsfaktoren des GBPs aus? Diese diachrone Betrachtungsweise wäre eine weitere Richtung, die in Bezug auf GBP - Nachbestattungen zu verfolgen wäre. Ein anderer Weg, den es zu verfolgen gilt, ist die Ausweitung der Fragestellung der vorliegenden Arbeit auf das gesamte GBP - Verbreitungsgebiet. Inwiefern lassen sich die vorliegenden Ergebnisse auf die GBP - Nachbestattungen der Iberischen Halbinsel, Frankreichs und Großbritanniens übertragen? Lassen die eventuell zu erwartenden unterschiedlichen Nachbestattungsfaktoren Rückschlüsse auf die regionalen Ausprägungen des GBPs zu?132

131Einen eindeutigen Hinweis zu dieser Fragestellung lieferte u.a. die 1996 entdeckte GBP - Bestattung

von Wellington Quarry, Marden, Herefordshire (Harrison et alii 1999). Die außergwöhnlich reiche Ausstattung beinhaltete unter anderem vier gestielte und geflügelte Silexpfeilspitzen sowie drei Pfeilspitzenrohlinge. Die Aussage, daß mehrere Pfeilspitzen im Bestattungskontext einen Prestigeindikator darstellen, könnte für das GBP überregionalen Charakter haben. Ebenso wäre zu beachten, daß sich auf den Stelen des jüngeren Stils der Nekropole Petit - Chasseur Darstellungen von Pfeilen finden.

132Andere Nachbestattungsfaktoren können aufgrund bekannter Nachbestattungen wie z.B. der Befunde des Feldkuppelgrabes 2 von São Pedro do Estoril angenommen werden (Freundl. Mitteilung Ângela

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Die weitere Analyse der GBP - Nachbestattungen nach den genannten Vorgehensweisen könnte entscheidende Hinweise auf die strukturellen Verflechtungen der Regionalgebiete untereinander sowie zu endneolithischen und frühbronzezeitlichen Kulturen geben. Vielleicht mag es dann auch gelingen, das „Wesen(tliche)“ des GBPs herauszuarbeiten und darzustellen.

Carneiro).

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A. Stadelbacher, Nachbestattungen des Glockenbecher-Phänomens

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A. Stadelbacher, Nachbestattungen des Glockenbecher-Phänomens

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8. Anhang

8.1. Abkürzungen

AOC All Over Corded AOO All Over Ornamented B: Blick BB Befundbeschreibung EGK Einzelgrabkultur FO Fundort FS Fundstelle FU Fundumstände FuG Fundgegenstände GB Glockenbecher GBP Glockenbecher - Phänomen Kat. Kategorie KSK Kultur mit Schnurkeramik MES - Gebiet Mittelelbe - Saale - Gebiet MVP Mecklenburg - Vorpommern MXI Monument XI (Petit - Chasseur) NB Nachbestattung NL Niederlande NWD Nordwestdeutschland PFB Protruding - foot - beaker Strat Stratigraphie SWD Südwestdeutschland TBK Trichterbecherkultur VB Vorbestattung

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A. Stadelbacher, Nachbestattungen des Glockenbecher-Phänomens

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8.2. Fundortliste KSK und GBP

Brandýsek Böhmen (Hájek 1968:4, Kytlicová 1960): 22 GB-Gräber liegen im Ostteil der untersuchten Flächen und bilden den südlichen Teil eines Glockenbechergräberfeldes, dessen Nordteil vor Beginn der Ausgrabungen zerstört worden war. Alle N-S, NNO-SSW (oder umgekehrt) orientiert. Mehrzahl Kinder/Jugendgräber. Unterschiede im Grabbau, erinnert teilweise an KSK-Befunde. 7 KSK Gräber, fast alle schließen direkt an den Westrand des GB-Gräberfeldes an, alle W-O (oder umgekehrt) orientiert. Bis auf eines alles Kinder/Jugendgräber. Gegenseiteige Beinflussung deutlich. Dolní Chabry (Bez. Praha-Ost), Fundstelle I Böhmen (Hajek 1968:20-21): Belegt sind für diesen Fundort GBP-Gräber, KSK-Gräber und Gräber der Jordansmühler-Kultur. Holubice, Mähren (Rakovsk& 1985): 10 Gräber, 7 Glockenbechergräber, 2 KSK. Grab 8 KSK Orientierung mit Glockenbecherbeigabe (so Autor). Kněževes (Bez. Praha-West) Fundstelle I, Böhmen (Hájek 1968:32-36, Hecker 1995:Anm.11, Kytlicová 1957): Schnurkeramisches Grab in direkter Nachbarschaft zu einem Gräberfeld der Glockenbecherkultur. Lysolaje, Böhmen (Pleslová-Štiková 1972; Buchvaldek 1964): Auf einem 1944 untersuchten Gräberfeld finden sich unter anderem mindestens 26 Glockenbecherbestattungen und 8 schnurkeramische Gräber (laut anthropologischer Untersuchungen finden sich in den SK-Gräbern nur Frauen und Kinder/Jugendliche). Marfey I / Člupy, Mähren (Kalousek 1956): Gräberfeld mit insgesamt 45 Gräbern: Schnurkeramik, GBP, Aunjetitz, Urnenfelderkultur, LaTéne. Most (Bez. Most), Fundstelle V, Böhmen (Hájek 1968:73): Gräberfeld mit Gräbern der KSK und des GBP. Eventuell in Körpergrab I nebem Glockenbecher-Beigaben auch schnurkeramische Funde. Toušeň, (Bez. Praha-Ost), Fundstelle I, Böhmen (Hájek 1968:127): Auf diesem Gräberfeld befinden sich Gräber des GBP, der KSK sowie der Aunjetitzer Kultur. Vikletice (Kr. Žatec), Böhmen (Buchvaldek / Koutecký 1970:52, 155, 299; Wiermann 2001:48): Auf einem schnurkeramischen Gräberfeld befand sich unter anderen nicht-schnurkeramischen Befunden eine Glockenbecher-Kulturgrube.

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8.3. Tafeln

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Abb. 1: Grundgrößen einer Bestattung und einwirkende Parameter (Wahl 1994:91).

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Abb. 2: Verschiedene Aspekte der GBK und des GBPs (nach Strahm 1998:35).

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Abb. 3: Prosiměřice: Plan der Grabanlage. Mittig die Zentralbestattung, südlich zwischen den Kreisgräben die Brandbestattung (Pernička 1961:18).

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Abb. 4: Prosiměřice: Grabbeigaben aus der Zentralbestattung: 1-10 M 1:1; 11 M1:3; 12 M 1:2; 13-14 M1:2 (Pernička 1961:TAB. II).

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Abb. 5: Prosiměřice: 1, 2 Beigaben aus der Brandbestattung (1: M 1:3; 2: M 1:1); 3 kleiner Henkelkrug aus der Humusschicht (M 1:3); 4 Detailansicht Pfeilspitze (M 2:1); 5 großer Glockenbecher aus Zentralbestattung (M 1:3) (Pernička 1961:TAB. III).

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Abb. 6: Prosiměřice: oben: Die Pfeilspitzen im Zentralgrab in situ; unten: Reste der Brandbestattung, im Kreis der Kupferdolch in situ (Pernička 1961:TAB. IV, Hervorhebung durch Bearb.).

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Abb. 7: Schematische Darstellung der Entstehung des Hügelgrabkomplexes (Pernička 1961:42).

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Abb. 8: Čachovice: Plan des Gräberfeldes (Neustupný / Smrž 1989: 284).

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Abb. 9: Čachovice: Detailplan der Gräbergruppen I, II und III. Ausgefüllte Flächen: GBP - Bestattungen (Neustupný / Smrž 1989: 287).

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Abb. 10: Čachovice: Grab 24 A, B mit Querschnitt (Bestattungsbefund M 1:20; Keramik M 1:3; restl. M 2:3) (Neustupný / Smrž 1989:355).

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Abb. 11: Čachovice: Grab 24 A, B; oben: Funde Grab 24 A (Neustupný / Smrž 1989:354); unten: Funde Grab 24 B (Bestattungsbefund M 1:20; Keramik M 1:3; restl. M 2:3) (Neustupný / Smrž 1989:375).

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Abb. 12: Čachovice: Grab 90 A, B; Funde Grab 90 A (Neustupný / Smrž 1989:369); Funde Grab 90 B (Bestattungsbefund M 1:20; Keramik M 1:3; restl. M 2:3) (Neustupný / Smrž 1989: 378).

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Abb. 13: Haldorf: Darstellung der Befunde (Bremer 1922:11).

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Abb. 14: 1 Haldorf (M 1:4) (Sangmeister 1951:107); 2-6 Gleina (M 1:3) (Größler 1902:Taf.XIII); 7-12 Molkenborn (7, 8: Mania 1961:169; 9, 11, 12: Mania 1961:175; 10: Mania 1961:179).

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Abb. 15: Gleina: Skelett in situ (Größler 1902:Taf.XIII).

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Abb. 16: Goldbach: Befundsituation (Loewe 1959:12).

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Abb. 17: Molkenborn: Gräber 2 und 3 (Grabung 1959) (Mania 1961:172).

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Abb. 18: Molkenborn: Profilschema der Grabanlage (Grabung 1958/59) (Mania 1961:171).

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Abb. 19: Rössen: Ausgrabungsskizzen (Niklasson 1925:Taf.I).

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a- Bronzefibel des ersten Jahrhunderts AD b- Steinpackungsgrab NNO-SSW c- Runder Stein unter der Steinkiste, laut Niklasson (1925:5) nicht zu b. gehörend d- GBP - Bestattung: Becher, Schädel, Unterschenkel in W-O-Orientierung e- Steinpackungsgrab NO-SW mit Keramik und Bronzegegenständen f- Jüngeres Kindergrab ohne Beigaben g- Steinkiste (laut Niklasson Zentralbestattung) O-W h- Schlecht erhaltenes Skelett mit Feuersteinmesser (direkt auf dem anstehenden Kies) i- Einige Tierknochen und „stichbandverzierte und unverzierte“ Keramik

Abb. 20: Rössener Hügel: Bestattungsbefunde (Niklasson 1925:Taf.II).

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Abb. 21: 1-3 Rössener Hügel (Niklasson 1925:Taf.III); 4 Sachsenburg (Größler 1909:Taf.II (o.M.).

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Abb. 22: Müller 1999a:85 (Rote Hervorhebung durch Bearb.).

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Abb. 23: Vaassen: Befundsituation Hügel 3 (nach Lanting / van der Waals 1971:fig. 9).

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Abb. 24: Vaassen: oben schematische Darstellung der Befundsituation der GBP - Nachbestattung; unten Profile der Kreisgräben (vgl. Abb. 17) (nach Lanting / van der Waals 1971:fig. 9).

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Abb. 25: Vaassen: Funde (Keramik M 2:3; restl. M 1:1) (Lanting / van der Waals 1971:115).

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Abb. 26: Ostenwalde: 1 Nachbestattungen I, II, III, moderne Störungen durch Kreuzschraffur gekennzeichnet (zu Befund IV fanden sich keine weiteren Angaben in der Literatur); 2 Fundverteilung in der oberen Schicht mit Streuung zugehöriger Fragmente (5: Einzelgrabkultur; 6-10: Riesenb.; 11, 13-18: GB; 19, 20: unbest.; 26: Kupferblechrolle) (M 1:80) (Tempel 1978:10).

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Abb. 27: Uddelermeer: Befundsituation Hügel E (Holwerda 1911:afb.4).

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Abb. 28: Petit - Chasseur: Lageplan der Nekropole (Favre / Mottet 1990:116).

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Abb. 29: Petit Chasseur. Schematischer Schnitt durch die geologischen Schichten (Gallay 1986a:233).

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Abb. 30: Petit - Chasseur: Plan des megalithischen Gräberfeldes (Gallay 1986a:235).

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Abb. 31: Petit - Chasseur: Dolmen MVI, Schicht 5A (Bocksberger 1976a:189).

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Abb. 32: Petit - Chasseur: 1, 2: Gobelets 1 und 3, Schicht 5A53, MXI (M 1:2) (Gallay / Chaix 1984a:151); 3-5: Keramik aus MVI, Schicht 5A5MAJ, 5AMAJ, FOS/TRAN (M 1:2) (Bocksberger 1976b:124).

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Abb. 33: Petit - Chasseur: MVI: oben verzierter Knochenknebel (M 4:3); unten silberner Lockenring mit punzverzierter Endplatte (M 8:3) (Bocksberger 1976b:126).

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Abb. 34: Petit-Chasseur: Rekonstruktion MVI (Bocksberger 1976b:148), rot: die aufgereihten Schädel (Hervorhebung durch Bearb.).

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Abb. 35: Petit Chasseur. Verteilung der Glockenbecherkeramik um MXI (Gallay / Chaix 1984a:Beilage 21).

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Abb. 36: Petit-Chasseur: Stelen; 1 älterer Stil; 2 jüngerer Stil (nach Fotografien der Originalstelen aus dem Kantonsmuseum Sion, Umzeichnung aus Favre (1986:Taf.3)).

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Abb. 37: Petit – Chasseur: Belegungsschema (Gallay 1988b:61).

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Abb. 38: Alpenpassage von Sion nach Aosta. Im Vordergrund das Rhonetal bei Sion. 1 Zermatt, Alp Hermettji; 2 Zermatt, Furgg Garten; 3 Evolène, Barme Bertol; Evolène, Ouartse-Les-Jouttes; 6 Vex, Le Château. Nach einer Zeichnung von R. Van der Woude (Curdy et alii, 1998:69).