32 J GYNKOL ENDOKRINOL 2008; 11 (3)
Dr. Regula Brki war vor ihrer Rckkehr in die SchweizDozentin fr
Gynkologie und Geburtshilfe an der Universi-tt Utah und Prsidentin
der dortigen Sektion des AmericanCollege of Obstetricians and
Gynecologists und befasstsich heute am Salem-Spital Hirslanden
sowie als niederge-lassene rztin mit dem Thema moderne
Kontrazeption.Livia Rohrmoser sprach mit ihr anlsslich des
Jahreskon-gresses der Schweizerischen Gesellschaft fr Gynkologieund
Geburtshilfe Ende Juni in Interlaken.
Was waren die interessantesten Vortrge der Jahrestagung?Brki:
Die Jahrestagung war sehr interessant, fr mich beson-ders die
onkologischen Vortrge und die Diskussion ber dieKonsequenzen der
Feminisierung der Gynkologie. Ein hoherProzentsatz der Gynkologen
in Ausbildung sind Frauen, aberes fehlt noch die Infrastruktur wie
etwa Kinderkrippen und-horte, speziell solche, die lnger offen
haben. Allerdingskann die Fachgesellschaft da nicht viel tun.
Gab es auch Neues in Fragen der Kontrazeption?Brki: Eine sehr
interessante Arbeit aus Spanien ist jene vonLete et al. [1], bei
der eine grosse Zahl an GynkologInnenund fast 17000 Patientinnen
teilnahmen. In ihr wird erneutkonnotiert, wie schlecht die
Compliance bei Verwenderinnender Pille ist. Meines Wissens einmalig
ist bei dieser Umfrage,dass auch die psychische Belastung der
Non-Compliance er-fasst wurde, also wie gestresst die Frauen sind,
wenn sie diePille vergessen.
Nach dieser Studie gibt es Non-Compliance bei allen drei
ver-wendeten Methoden: Pille, Patch und Nuvaring. Dabei gibtes aber
grosse Unterschiede: 71 % der Pillenanwenderinnensind
non-compliant. So vergisst etwa die Hlfte der Frauendie Pille, 6,8
Prozent sogar hufig, und 61,8 Prozent der be-fragten
Pillenanwenderinnen nehmen sie zu spt ein, 10,6Prozent sogar oft zu
spt. Dagegen sagen nur 32,2 Prozent derVerwenderinnen des Patch und
nur 21,6 Prozent jener Frauen,die den Ring verwenden, dass sie die
Anwendung vergessenoder das Entfernen verzgern.
Die wirkliche Compliance ist mglicherweise noch schlech-ter, da
diese Studie auf den Angaben der Frauen basierte. Esgibt Arbeiten,
wie etwa die von Potter [2], die zeigen, dass diePille noch fter
vergessen wird, als die Frauen selbst angeben.
Ihre Kritikpunkte an der Arbeit Lete et al. [1]?Brki: Aus
anderen Arbeiten ist bekannt, dass das Risiko freine
Schwangerschaft stark steigt, wenn die Verhtung unter-brochen wird
[3]. Dieses Thema wurde in dieser Studie nichtangesprochen. Dabei
ist dieses Problem weltweit bekannt. Inden Lndern, in denen die
Pille rezeptfrei abgegeben wird, etwain den Niederlanden, ist es
geringer. Hierzulande merken dieFrauen irgendwann, dass sie nur
noch eine halbe Packung haben,
Rubrik: Aktuelles
Dr. Regula Brki
Non-Compliance bei hormoneller Verhtung zu hochund psychisch
belastend
aber den nchsten Facharzttermin gibtes erst in drei Monaten. Und
fr viele,vor allem junge Frauen, reicht das Geldeinfach manchmal
nicht, da in vielenLndern die Empfngnisverhtung vonden Frauen
selbst bezahlt werden muss.
Sehen Sie abgesehen von der Compli-ance noch weitere Vorteile
von Patchoder Ring gegenber der Pille?Brki: Beide sind einfacher,
weil mannicht tglich dran denken muss, eine Pille zu nehmen.
BeimRing ist die monatliche Gesamthormondosis niedriger
undHormonschwankungen entfallen weitestgehend. Er eignet sichauch
besonders gut fr Frauen, die viel reisen und Zeitzonenwechseln oder
im Beruf Wechseldienste absolvieren.
Wie fllt der Vergleich Patch zu Ring aus?Brki: Ich verschreibe
den Patch selbst nicht. Warum sollteich eine wchentliche Methode
whlen, die beim Baden ab-fallen kann, wenn es eine Methode gibt,
bei der man nur alledrei Wochen wechseln muss? Zudem publizierte
die FDA imNovember 2005 eine Warnung zum Patch, da die
Hormon-konzentration unter Umstnden recht ansteigen kann undauch
anders als bei der Pille nur langsam wieder sinkt.
Eine Studie aus den USA [4] zeigt, dass der Ring deutlich
be-liebter ist als der Patch. Die Akzeptanz einer Methode ist
we-sentlich, da die Wahrscheinlichkeit, dass eine Methode
nichtkonsequent angewendet wird, mit der Unzufriedenheit
derAnwenderin mit der Methode [5] steigt.
Den Verhtungsring setze ich sehr hufig ein. Er wird vonmeinen
Patientinnen sehr gut akzeptiert, und viele schicken
ihreFreundinnen zu mir, weil diese ebenfalls einen Ring wollen.
Das Gesprch fhrte Livia Rohrmoser.
Literatur:1. Lete I et al. Self-described impact of
noncompliance among users of a combined hormo-nal contraceptive
method. Contraception 2008; 77: 27682.
2. Potter L et al. Measuring compliance among oral contraceptive
users. Fam PlannPerspect 1996; 28: 1548.
3. Frost JJ, Singh S, Finer LB. Factors associated with
contraceptive use and nonuse,United States, 2004. Perspect Sex
Reprod Health 2007; 39: 909.
4. Creinin MD et al. Multicenter comparison of the contraceptive
ring and patch: arandomized controlled trial. Obstet Gynecol 2008;
111: 26777.
5. Frost JJ, Daroch JE. Factors associated with contraceptive
choice and inconsistentmethod use, United States, 2004. Perspect
Sex Reprod Health 2008; 40: 94104.
Korrespondenzadresse:Dr. Regula BrkiCH-3013 Bern, Schnzlistrasse
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