NEUE ZEITUNG 6 Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2 Leserecho - Neue Mitglieder NZ-Kommentar S. 3 Hauptstadt Berlin: Prügel- knabe für die Salon-Politk eines Lebemannes? Land und Leute S. 4 Die „Baumblut“ zu Werder an der Havel. Persönlichkeiten S. 5 Der königstreue Machpoliti- ker:Otto Fürst von Bismarck Museumspartnerschaft S. 6 III. Deutsch-poln. Symposi- um im OHM - Altardecken für Nienburger Kirchen OHM-Sonderausstellung S. 7 Die Pickelhaube: Der Leder- helm der preußischen Armee Welt der Arbeit S. 8 Revolution der Gründerjahre Kunst und Kultur S. 9 Die Landschaft als Vision: Der pommersche Maler Caspar David Friedrich Termine S. 10 LM und Freundeskreise Kulinaria S. 11 Graupensuppe mit Back- pflaumen Denkwürdige Ereignisse S. 12 Thronverzicht brachte Ende des deutschen Kaiserreiches ▲ III. Deutsch-Poln. Symposium „Kommunale Kulturarbeit“ im Dez. 2006 im OHM: Fachleute referierten - Politiker und Multiplikatoren aus Bartoszyce und Nienburg diskutierten vier Tage Probleme, die alle Bürger angehen – selbst in der Mittagspause. Gemeinnützige Stiftungen verweigern die Förderung von Maßnahmen der Erwachse- nenbildung. Ihnen geht es nur um die Jugend. Erwachsene bleiben außen vor. -nt. Geleitet von nicht uneigennützigen Lobbyisten schütten öffentliche und private Einrichtungen bedeutende Summen aus, um vor allem fehlgeleitete Jugendliche durch ansprechende Maßnahmen zurückzuführen in geregelte Bahnen oder sie für unser Gemeinwesen zu interessieren. Wohlmeinende „Stiftungen“ fördern reichlich der Völkerverständi- gung dienende Gruppenreisen in andere Länder und wissenvermittelnde Tagungen. Das ist gut so. Daß vieles aber ohne innere Über-zeugung und nur zum Zeitvertreib von einer gela- ngweilten Generation angenommen wird, erfährt nur, wer die wirk- lichen Programmabläufe erkundet. Nicht - wie vorgegeben - ernsthaftes Bemühen um Geschichte, Kul- tur und die Lebensprobleme fremder Nachbarn oder der Erwerb neuer Kenntnisse stehen zumeist im Interesse. In Wahrheit geht es den Projektteilnehmern um preiswerte Freizeitgestaltung auf Kos- ten gutgläubiger Investoren. Dabei genießen Rock- und Disco- Feten die höchste Priorität. Der Zweck der Maßnahmen wird damit nicht erreicht. Darum wissen auch die Veranstalter, die wohl um der vordergründigen und öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten die Augen verschließen und aus dem Füllhorn der öffentlichen und privaten Sponsoren kräftig zehren. Deshalb wird es Zeit, an Institutionen zu erinnern, die sich mit vol- lem Engagement und ernster Absicht sachgerechter Bildung und Information verschrieben haben. Es sind Einrichtungen der Er- wachsenenbildung, denen sich die öffentlichen und privaten Spon- soren weitgehend verweigern, obwohl Gewißheit herrscht, daß de- ren Projekte ihr Ziel erreichen. Hier tut Umdenken dringend Not. Erwachsenenbildung wird zum Stiefkind unserer Gesellschaft Historisches Museum Verdener Landstr. 224 in Nienburg-Holtorf Bushaltestellen und Parkplätze vor der Tür Tel. / Fax: 05021 / 91 15 63 Öffnungszeiten: Di. und Do. 10.00 - 13.00 / 14.00 – 17.00 Fr. 10.00 – 13.00 Uhr Mi. und So. 14.00 – 17.00 Uhr und nach Vereinbarung
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Transcript
NEUE ZEITUNG 6
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-
haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter
Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur
der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen
verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des
Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-
sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die
anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-
kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich
als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-
hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-
sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-
burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien
sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von
Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
ren Projekte ihr Ziel erreichen. Hier tut Umdenken dringend Not.
Erwachsenenbildung
wird zum Stiefkind
unserer Gesellschaft
Historisches Museum
Verdener Landstr. 224
in Nienburg-Holtorf
Bushaltestellen und
Parkplätze vor der Tür
Tel. / Fax: 05021 / 91 15 63
Öffnungszeiten:
Di. und Do.
10.00 - 13.00 / 14.00 – 17.00
Fr. 10.00 – 13.00 Uhr
Mi. und So.
14.00 – 17.00 Uhr
und nach Vereinbarung
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
Leserecho:
,,Bildunterschriftnicht ganz richtio6(.r,b
,,ln der NZ Nr. 20, Seite 7 ist die Bildunter-schrift zu dem Artikel,,Deutsch-Südwest-Afri-ka" nicht ganz richtig. Das Gebäude hinter demReiterdenkmal ist das ehemalige Fort von Wind-huk und dient heute als Museum einschließlicheiner Speisegaststätte.In dem Museum steht ein historischer Zug mitLok und Waggons aus der Zeit des im Adikelangesprochenen Eisenbahnbaues.Der genannte Regierungspalast - im Volksmundals ,,Tintenpalast" bezeichnet (der Sinn dieserBezeichnung erklär1 sich von selbst) - liegt inetwa links hinter dem Bildbetrachter.Er wird auch heute noch als Regierungssitz des
Ministerpräsidenten von Namibia, z.Z. Hifike-punje Pohamba vom Stamm der Owambo, be-nlrtzt."
Diethard Würke, 3 I 608 Murklo he A Reiterdenkmal mit dem deutschen Schutztruppler in Windhuk
t)st6eutsciesfneimstrrwseum
(AfnT'})HISToRISCHES
MusEuvtRedaktion:
Dieter LonchantKonektur:
Inge Koslor.vskiAuflage: 700 Expl.
Anschrift:
NEus ZorruNcVerdener Landstr.224
3 I 582 Nienburg-HoltorfTel. / Fax:
0502t I 91 15 63
Die in Leserbriefen oderKommentaren vertretenenAuffassungen decken sich
nicht unbedingt mit derMeinung der Redaktion.
Wir begrüflenals neueMitglieder irn OHM:Zbi gniew Ciechomski (B arto szyce / B artenstein,PL), Folke Warnecke (Blenhorst), Lutz Borg-hard, Fabian Bremer, Johannes Marwede, Sieg-
fried Stolz und Britta Waschke (alle Nienburg).
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6. Jahrg. 2007 / 21 NEUE ZEITUNG Seite 3
.
Es kommentiert
Leo Warner
Hauptstadt Berlin:
Prügelknabe für
die Politik ihres Party- Bürgermeisters?
Es ist ein Jammer. Da reiben sich die Ministepräsi-
denten der Bundesländer an der von der Mehrheit
der Deutschen erneut zur Hauptstadt erkorenen
Metropole Berlin, weil ihnen die Salonpolitik ihres
partybesessenen „Regierenden“ nicht passt und
strafen dabei die ganze Stadt ab, die Deutschlands
Aushängeschild, ja Werbeträger Nr. 1 sein muß.
Natürlich verdient die rot-rote Stadtpolitik des
Herrn Wowereit, den schamlose Berliner zu „Po-
bereit“ umgetauft haben, nicht der Förderung.
Schulden zu machen und sich im Minus noch zu
sonnen, kann Beifall nicht finden. Es tat wohl, daß
das höchste deutsche Gericht Forderungen auf
finanzielle Stützung verfehlter Kommunalpolitik
durch die Länder abgewiesen hat.
Zugleich fragt man sich, welcher Teufel die sonst
so „hellen“ Berliner geritten hat, den Verprasser
ihrer eigenen Steuern per Stimmzettel weiter an
der Macht zu halten.
Doch kommunale Stadtpolitik ist das eine,
Hauptstadtpolitik das andere. Nicht von ungefähr
zeigen mit Stolz die Franzosen Paris, die Briten
London – haben sie die wichtigsten Institutionen
da angesiedelt, wo der Mittelpunkt des politischen,
geistigen und kulturellen Lebens seinen Platz
haben muß: in ihrer Hauptstadt. Dies bedingt
Engagement und gemeinsame Investitionen.
Das hatten auch die Preußen erkannt und Berlin
ausgestattet mit unvergleichlichen Bauten,
großartigen Kulturdenkmälern und zentralen
Einrichtungen, die bedeutende Köpfe heimisch
werden ließen. Wer „Unter den Linden“ wandelt,
spürt die Faszination der Hauptstadt, nicht
Wowereits kommunale Eskapaden. Deshalb: bei
der Förderung überregionaler Aufgaben Berlins
müssen Bund und Länder ihren Egoismus verges-
sen. Die Hauptstadt darf nicht Prügelknabe sein für
die Salon-Politik ihres Party-Bürgermeisters.
◄ Das Berliner Stadtschloß in der „guten alten Zeit“. Von den Kom-
munisten aus ideologischen Gründen abgerissen, wartet es auf den
Wiederaufbau. Länder und Bundesregierung sollten endlich handeln.
Seite 4 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 /
21
sig zur „Baumblut“ anreisten. So verdankt ein
Teil unserer Bevölkerung indirekt Kraft und
Wohlbeleibtheit.
Doch mit den Jahren verdrängte das Berliner
Weißbier das „Werdersche Bier“. Jetzt sieht man
die Bierflaschen nur noch selten.
Der Werdersche Obstwein wird von Kennern
sehr gepriesen. Die Schoppen munden bei zu-
nehmender Verkostung. Für manchen Genießer
bleibt die Heimreise in der Erinnerung eine Art
schrecklich-stürmische Atlantikfahrt.
Berühmter noch als Wein und Bier ist der Wer-
dersche Markt, der allwöchentlich Obst und
Gemüse feil hält. Er begründet den Wohlstand
der Werderaner, denn die Fischerei wirft trotz
der insularen Lage nur kärgliche Gewinne ab.
Albert Schwarz, 1895
Werder im Frühjahr, das hieß: Obstbaumwälder,
emporstrebend aus weißem Sand in bunter
Pracht von Blüten. Wenn der Weg auf die Höhen
des Wachtelwinkels führte, sahen wir unten das
wogende Blütenmeer unter dem selbst die Havel-
fluten fast verschwanden.
Im würzigen Duft des Frühlings zogen Kopf an
Kopf gedrängt fröhlich schwatzende Menschen
an uns vorüber.
Überall lockte eine gemütliche Frühlingskneipe,
die nur für die Tage der Baumblüte aufgetan
wurde, und wo Werderscher Obstwein oder Wer-
dersches Bier zu genießen war. Das Werdersche
Bier, dem man nährende Eigenschaften zu-
schrieb, kredenzte man mit Vorliebe den nütz-
lichen Spreewaldammen, die zusammen mit
Tausenden ihrer Berliner Herrschaften regelmäs-
▲ Für die Berliner war es liebenswerte Tradition: Im Frühjahr ging es zur „Baumblut“ nach Werder an der Havel. Man genoß
die aufblühende Natur und verkostete süffige Obstweine. Die Eisenbahn setzte Sonderzüge ein. Da üblicherweise nicht wenig
vom Wein probiert wurde, gab es für nicht standfeste Reisende mit Stroh ausgelegte Güterwagen. (Foto: Werderbahnhof 1898)
Die Pickelhaube:I)er Lederhelmderpreußischen ArmeeDer ab 1842 eingesetzte neue Schutzhelm, volkstümlichals,,Pickelhaube" bezeichnet, prägte das Erscheinungsbilddes preußisch-deutschen Militärs. Vom Einsatz bei derNiederwerfung der Revolution 1848149 bis in den erstenWeltkrieg hinein und danach als Traditionsbedeckung er-langte der Helm zugleich symbolhafte Bedeutung.
Das OHM zeiE als Sonderausstellung im Rahmen seiner neu gestalte-ten Abteilung ,,Preußen" eine einzigartige Sammlung von 20 histori-schen Pickelhauben und Tschakos aus der Zeit ab 1842 und zwei dazu-gehörige auf Figurinen gezogene Uniformen sowie seinerzeit ge-bräuchliche Blankwaffen.Die Lederhelme, die je nach Truppengattung mit unterschiedlichen ab-nehmbaren Spitzen ,,Pickeln" versehen waren, wurden im 1. Weltkriegzum besseren Schutz gegen den Stahlhelm ausgetauscht, der beiwiederholten Korrekturen als ,,Deutscher Stahlhelm" noch heute vonder Feuerwehr und dem zur Bundespolizei umbenanntenBundes grenzschutz getragen wird.
{ ,,Kommt es unter einen Hut? - Ich glaube es kommt unter eine Pickelhaube". DieKarikatur aus dem Wiener,,Kikeriki" (1870) prophezeit: Die deutschen Staaten ver-schwinden mit der Reichsgründung l87l alle unter dem preußischen Lederhelm.
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A Großes Halali im OHMlm Zuge des Deutsch-Polnischen Symposiums:,rKommunale Kulturarbeit'o überraschte derJagdbläserchor der Nienburger Jägerschaft un-ter Leitung von Dieter Meister die Tagungsteil-nehmer am 15. Dezember 2006 im OHM. An-laß war die Anwesenheit von 5 Jägern, die zurpolnischen Delegation gehörten. Am 16. Dezem-ber trafen sich alle Teilnehmer in Wendenbor-stel zu einem zünftigen Jägerabend.