Für Jens Krukenmeyer ist klar,wohin die Reise geht: In Zu-kunft
werden die Tiefkühl-abteilungen noch mehr Wär-me und
Wohlfühlatmosphäre aus-strahlen. Er ist Spartenleiter
Ver-trieb-Einzelhandel bei der Lüning-Gruppe im westfälischen
Rietberg, zuder 31 Geschäfte gehören, darunter18 Elli-Märkte mit
Verkaufsflächenvon 1000 bis 1900 Quadratmeter. Imvergangenen
November hat dieGruppe mit dem Elli-Markt in Del-brück ihr neues
Flaggschiff eröffnet –mit besonderem Erfolg in der
TKK-Abteilung.
„In den ersten Monaten seit Neu-eröffnung verzeichnen wir bei
Tief-kühlkost eine deutlich stärkere Um-satzsteigerung als für den
gesamtenMarkt“, sagt Krukenmeyer. Die Ver-antwortlichen des
Unternehmens ha-ben sich bewusst dafür entschieden,Tiefkühltruhen
kurz vorm Checkout-Bereich zu platzieren. Hier griffen
dieVerbraucher zu, um dann sofort zubezahlen und die Ware schnell
nachHause zu bringen. Das umsatzstärksteSegment Pizza ist in
Tiefkühlschrän-ken untergebracht. „Die sind mit Vor-schubsystemen
ausgestattet, so dassder Kunde stets auf gefüllte Schränkeblickt“,
erklärt der Spartenleiter.
Laut Max Stenten, Juniorchef des3600 Quadratmeter großen
Rewe-Marktes Stenten in Aachen, gibt eserheblichen Nachholbedarf in
dervielerorts recht frostig anmutendenAbteilung. „Der Handel
behandelt
die TK-Abteilung noch sehr stiefmüt-terlich. Wir müssen uns
intensivermit ihr beschäftigen, denn Tiefkühl-kost bietet ein
riesiges Potenzial“, istder Kaufmann überzeugt. Seiner An-sicht
nach sollte in den Möbeln mehrPlatz für Bio-Tiefkühlkost sowie
Spe-zialitäten aus Frankreich und Spanienwie beispielsweise
Premium-Flamm-kuchen der französischen MarkeKauffer’s geschaffen
werden. „Auchein indisches Sortiment kann ich mirsehr gut
vorstellen“, sagt Stenten.
In den TK-Abteilungen der 77 Su-per- und Verbrauchermärkte der
Pir-masenser Wasgau Produktions &Handels AG ist Regionalität
ein wich-tiges Thema. „Die Nachfrage nach re-gionalen Produkten
steigt in unserenMärkten stetig. Deshalb müssen sol-che Artikel
auch im TKK-Bereich ih-ren Platz haben. Daran arbeiten wiraktuell“,
sagt Marketingleiterin IsoldeWoll. Kein einfaches Unterfangen,wie
Thibault Freytag, Marktleiter beiRewe Istas in Köln-Rodenkirchen,
auseigener Erfahrung weiß. „Wir sind aufder Suche nach Lieferanten
von regio-nalen Tiefkühlprodukten. Die Nach-frage ist da, aber es
fehlen derzeit dieHersteller. Außerdem möchten wirnoch mehr vegane
Produkte listen“,so Freytag.
Nach Ansicht von Berthold Han-sen sind auch vegane Produkte
ausder Tiefkühltruhe gefragt. Er ist KeyAccount Manager im
Unternehmens-bereich Kühlsysteme der ViessmannGroup, einem der
führenden europäi-
schen Hersteller von Kühl- und Tief-kühlmöbel. „Streetfood und
Super-foods“ liegen ebenfalls voll im Trend,so Hansen. „Außerdem
könnten inZukunft Produkte, mit denen sich in-dividuelle Pizzen
kreieren lassen, imTK-Pizza-Segment für Wachstumsorgen.“
In seinen Augen sind die klassi-schen, mit flachen Truhen
bestücktenTiefkühlinseln nicht mehr zeitgemäß,weil die
Anforderungen an die Waren-präsentation aufgrund des seit
Jahrenanhaltenden Wachstums der Waren-gruppe gestiegen sind. „Der
Handelsollte sich für innovative Tiefkühlmö-bel entscheiden. In der
Mitte der Ab-teilung platzierte halbhohe Tiefkühl-schränke in
Gondelform sind zumBeispiel eine sehr gute Lösung. Siehaben im
Vergleich zur TK-Inseldeutlich mehr Nutzvolumen und er-möglichen
eine bessere Präsentationder Produkte. Außerdem lassen sichdiese
Schränke schneller und einfa-cher mit Ware auffüllen“, so der
KeyAccount Manager.
Viessmann bietet einen halbhohenTiefkühlschrank im Programm.
ImEdeka-Markt Görse & Meichsner inBerlin-Reinickendorf, ist der
auf einerLänge von 15 Metern vor allem auchein stylischer
Blickfang. „Durch dieGondelform haben wir im Vergleichzu
Tiefkühltruhen eine viel bessereWarenpräsentation. Vor allem
Pizzaläuft super“, erklärt Marktleiter SörenGörse. Anfangs hätten
sie die Kartonsin den Schrank gelegt. „Seit wir die
Packungen hochkant aufstellen, istder Umsatz deutlich
gestiegen.“
Die wachsende Nachfrage nachTiefkühlkost bedeutet auch ein
häufi-geres Öffnen der Schranktüren undSchiebescheiben. „Das
erfordert An-passungen bei der Gestaltung vonTiefkühlmöbeln und bei
der Kälte-technik. Der Einsatz von zusätzlichenZwischenwänden oder
Acrylglas-Trennwänden hält die Temperaturenstabil niedrig und
vermeidet Verei-sungen in den Schränken beziehungs-weise Truhen“,
sagt Key Account Ma-nager Hansen. Das spare Energie. DerEinsatz des
umweltfreundlichen Käl-temittels CO2 für Kälteanlagen sei
imTiefkühlbereich mittlerweile gängigePraxis. „Für steckerfertige
Tiefkühl-möbel ist Propan als nachhaltiges undenergieeffizientes
Kältemittel zu emp-fehlen“, ergänzt er.
Die Herausforderung des Handelssieht er in der wachsenden
Sortiments-tiefe. Bei Super- und Verbraucher-märkten deute sich
bereits an, dassklassische Präsentationsformen ver-lassen und neu
gedacht werden – wasauch damit zu tun habe, dass Verbes-serungen
bei Ergonomie und Waren-ansicht zu einer verbesserten
Flächen-produktivität führten. Die Präsentati-on von TK-Ware im
Kassenzonenbe-reich habe sich bewährt. Der LEH hatlaut Hansen
gegenüber den Discoun-tern in der Regel angesichts einer grö-ßeren
Verkaufsfläche bessere Mög-
Neues RaumgefühlMit der steigenden Nachfrage nach Convenience
wächst im Handel der Bedarf anKühl- und Tiefkühlmöbeln. Die müssen
in vielfacher Hinsicht überzeugen: Einladend
aussehen,energieeffizient sein und für eine möglichst hohe
Flächenproduktivität sorgen. | Dieter Heimig
»Der Handel behandeltdie Tiefkühlabteilungnoch sehr
stief-mütterlich «
Max Stenten, Juniorchef
bei Rewe Stenten
Fortsetzung auf Seite 36
FOTO
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MANN
/OBEN
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SICAALICEHATH
/VIESS
MANN
Stand der Technik:TK-Möbel im
Schmidt‘s XL Marktin Bad Säckingen
und bei Edeka Görsein Berlin (unten).
34 LebensmittelZeitung Ausgabe 715. Februar 2019SORTIMENTETKK
UND EIS
Angesagt: Eis inhandlichen Portionen.Seite 40
36 LebensmittelZeitung Ausgabe 715. Februar 2019SORTIMENTE TKK
UND EIS
Fortsetzung von Seite 34
+2,5%
Der Absatz von Tiefkühlkostist laut Nielsen 2018 beikleinen
Verbrauchermärktengestiegen
lichkeiten, sich breiter und modernerzu positionieren.
Joachim Dallinger, Leiter Marke-ting und Produktmanagement bei
derEpta Deutschland, einer Tochter deritalienischen Epta-Gruppe,
die jähr-lich rund 200000 Kühleinheiten pro-duziert, weiß, wie man
auf bestehen-der Fläche mehr rausholt. „Wir bietenein
steckerfertiges Tiefkühlmöbel an,das als Überbau über Truhen
platziertwerden kann. Die Produkte befindensich in Augenhöhe der
Kunden undsind so verkaufsfördernd in Szene ge-setzt“, ist
Dallinger von seinem Pro-dukt überzeugt. Der Marketingleiterist
geht davon aus, dass sich die TK-Abteilung in den kommenden
Jahrenvom klinisch-kalten Bereich hin zueiner Abteilung mit mehr
Wärme undWohlfühl-Atmosphäre entwickelnwird.
„Live-Cooking-Stationen könn-ten zur Aufwertung beitragen und
dieKunden für neue Produkte begei-stern“, so Dallinger.
Koch-Events sind auch aus Sichtvon Sabine Eichner,
Geschäftsführe-rin des Deutschen Tiefkühlinstituts,ein
wirkungsvolles Instrument, dasGeschäft mit gefrosteten Waren
anzu-kurbeln. Außerdem könne der Handelmit speziellen Aktionswochen
fürKaufimpulse sorgen. „Digitale Ele-mente werden künftig Einzug in
dieTK-Abteilungen halten. Die ermögli-chen es, Verbraucher
individuell an-zusprechen und die vielfältigen
Ein-satzmöglichkeiten und Vorteile vonTK-Produkten zu
kommunizieren“,sagt Eichner.
Möglich ist auch, dass die TK-Ab-teilung irgendwann ganz aus den
Ge-schäften verschwindet. Sandra Toma-sevic,
Marketingverantwortliche beimösterreichischen
Tiefkühlmöbelher-steller Hauser, kann sich durchausvorstellen, dass
die Verbraucher inZukunft tiefgefrorene Produkte imHandel via App
oder Bestellterminalordern und dann an einer Abholstati-on im
Bereich der Kassenzone inEmpfang nehmen. Die Ideen
vonWasgau-Marketingleiterin Woll gehenin eine andere Richtung:
„TK-Schrän-ke im Außenbereich der Märkte sindim Kommen. An denen
können sichdie Kunden auch außerhalb der Öff-nungszeiten mit
Tiefkühlkost versor-gen, zum Beispiel schnell ein Eis aufdem Weg
ins Schwimmbad, Eiswürfelzur Kühlung von Getränken oder einePackung
Pommes Frites für eine spon-tane Party kaufen.“ lz 07-19
Herr Krukenmeyer, die Lüning-Gruppehat im vergangenen November
ihr neu-es Flaggschiff eröffnet. Worauf habenSie bei der
Tiefkühlabteilung geachtet?Wir wollten in unserem neuen Marktin
Delbrück eine Tiefkühl-Welt schaf-fen. Allein mit flachen Truhen
lässtsich das nicht realisieren, denn überdie schauen die Kunden
schnell hin-weg. Wir nutzen deshalb auf einerStrecke von 21 Metern
Tiefkühl-schränke, die wir in L-Form angeord-net haben. Die sind
optisch attrakti-ver und wir können in ihnen auchdeutlich mehr
Facings präsentierenund mehr Ware unterbringen. Ganzbewusst haben
wir die Tiefkühlabtei-lung vor den Kassen platziert. DieKunden
können sich nun Zeit für denEinkauf nehmen und müssen sichnicht
beeilen, um ein Auftauen dergekauften Ware zu verhindern.
Tiefkühlkost verursacht die höchstenRaumkosten im Markt. Wie
steuern Siedagegen?Energieeffizienz ist natürlich auch füruns ein
Thema. Im Delbrücker Elli-Markt arbeiten wir mit
Wärmerück-gewinnung, das heißt, die Abwärmeder Kälteanlage wird zum
Heizen desMarktes genutzt. Außerdem setzenwir ausschließlich auf
LED-Beleuch-
tung und es kommt ein CO2-neutra-les Kältemittel zum
Einsatz.
Haben sich Ihre Überlegungen bereitsausgezahlt?Auf jeden Fall.
In den ersten Monatenseit der Eröffnung verzeichnen wirbei
Tiefkühlkost eine deutlich stärke-re Umsatzsteigerung als für den
ge-samten Markt. Das liegt zum einendaran, dass wir ein breites und
tiefesSortiment bieten. Zum anderen hatdie Platzierung der
Tiefkühlabteilungin unmittelbarer Nähe zu den Kassenan der
positiven Entwicklung einenentscheidenden Anteil. Wir gehen da-von
aus, dass die Absatz- und Um-satzkurve im Verlauf des Jahres
nochweiter nach oben zeigen wird.
Welche Produkte sind an dem Erfolgmaßgeblich
beteiligt?Regionalität ist bei unserer Kund-schaft Trumpf. In der
Top Ten der ab-satzstärksten Produkte rangieren dieArtikel
Hähnchenbrustfilet im Knus-permantel und Chicken Crossies weitoben.
Die werden von dem hier inDelbrück ansässigen UnternehmenHanna
Feinkost hergestellt. Es folgenLachsfilet und Fischstäbchen der
Ede-ka-Eigenmarke Gut & Günstig. Auf-grund der Sortenvielfalt
ist Pizza das
umsatzstärkste Segment der Waren-gruppe. Die erste Pizza liegt
im Ran-king allerdings auf Platz elf. Die größ-te Umsatzsteigerung
erzielen wirbeim Tiefkühlfisch.
Können Sie weitere Beispiele für regio-nale Produkte nennen?Wir
führen eine sieben Sorten umfas-sende Eiscreme-Range des in
Harse-winkel nordwestlich von Delbrückansässigen Unternehmens
GourmetEis. Der 250-Milliliter-Becher kostet2,99 Euro. Übrigens
werden wir dem-nächst Produkte der Eiscreme-MarkeHalo Top neu
einführen. Das von demin den USA ansässigen UnternehmenHalo Top
Creamery hergestellte Eis istkalorienarm und hat einen
hohenProteingehalt.
Welche Trends können Sie in der Wa-rengruppe
ausmachen?Tiefkühlkost mit Zusatznutzen, alsozum Beispiel vegane
Produkte undsolche in Bioqualität, aber auch dasgerade genannte
Protein-Eis liegenderzeit voll im Trend. Hinzu kommt,dass das
Bewusstsein unserer Kundenfür Regionalität und Nachhaltigkeitstetig
steigt. Der Umsatzanteil von re-gionalen Produkten liegt bei uns
be-reits bei über 10 Prozent. dh/lz 07-19
Rechnet bei Tiefkühlkost mit weiteren Umsatzsteigerungen im
Jahresverlauf: Jens Krukenmeyer.
FOTO
:DIETE
RHEIMIG
„Kunden wollenregionale Ware“
Jens Krukenmeyer, SpartenleiterVertrieb-Einzelhandel bei der
LüningGruppe, über die Tiefkühl-Welt desneu eröffneten Elli-Marktes
imwestfälischen Delbrück.