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Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol JANUAR / FebRUAR / MäRz 2011 01 In caso di mancato recapito restituire al CPO di Bolzano - Bei nicht erfolgter Zustellung wird das Magazin an das OZP Bozen geliefert - Poste Italiane S.P.A. – Spedizione in A.B. – 70% NE/BZ, Tassa Pagata/Taxe Perçue im Quartett Ein Magazin, vier Herausgeber
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M - Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

Mar 31, 2016

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Südtirol, BLS, EOS, SMG, TIS, Marketing
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Page 1: M - Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

Magazin für Destinationsmarketing in SüdtirolJANUAR  /  F ebRUAR  /  MäRz   20 1 101

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im QuartettEin Magazin, vier Herausgeber

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27 PATENTE werden durchschnittlich pro Jahr in Südtirol angemeldet

» Tirolbringtesauf97unddasTrentinoauf20Patentanmeldungen

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Vier sind „M“Es ist keine Sensation, aber doch ein Meilenstein: Vier Gesellschaften, die sich für die Destination Südtirol auf unterschiedliche Weise engagieren, haben jetzt eine gemeinsame Plattform: M – das Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol. M hat vier Herausgeber: BLS, EOS, SMG und TIS; die Standortagentur, die Export-Organisation, die Marketing Gesellschaft und den Innovationspark. Aber was hat ein innovativer Treppenbau (Seite 24) mit einer ausgeklügelten Weinkapsel (Seite 28) zu tun? Beide tragen dazu bei, dass sich Südtirol weiter entwickelt, seine Stär-ken stärkt und auf der Begehrlichkeitsskala der Kunden, Unternehmer und Gäste nach oben bewegt.

Das Magazin bringt Produkte, Ideen und Projekte, die unser Land bereichern und attraktiv machen, an eine sichtbare Oberfläche. Und weil dahinter immer Menschen stehen, rücken wir auch diese ins Rampenlicht. Das ist unsere - ge-meinsame - Idee von erfolgreichem Destinationsmarketing.

Das vorliegende M ist der Auftakt, und zur Premiere servieren wir ein Thema, das alle vier Partner fortlaufend beschäftigt: die Produktentwicklung. Südtirol soll in der Kommunikation attraktiv dargestellt werden, aber eben den Kunden, Unter-nehmern und Gästen auch das bieten, was beworben wird. Keine Werbe-Luft-schlösser, sondern Angebote, die Nutzen stiften.

Wir sehen den gemeinsamen Auftritt im M als Beitrag, abgestimmt zu handeln. Es ist das bekannte Bild des Orchesters: Wenn die Musiker gut aufeinander abge-stimmt sind, dann entsteht Harmonie. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lek-türe und einen guten Auftakt ins neue Jahr.

Ulrich Stofner, BLS-Direktor Hansjörg Prast, EOS-Direktor

Christoph Engl, SMG-Direktor Hubert Hofer, TIS-Direktor

Meinung

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Page 4: M - Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

BLS – Business Location Südtirol A.G., Dompassage 15, 39100 Bozen EOS – Export Organisation Südtirol, Südtirolerstr. 60, 39100 Bozen SMG – Südtirol Marketing K.A.G, Pfarrplatz 11, 39100 Bozen TIS – innovation park, Siemensstr. 19, 39100 Bozen

Verantwortlicher für den Inhalt: reinhold marsoner | Redaktion: martin bertagnolli, maria C. De Paoli, Jasmin mathà, birgit mayr, barbara Prugger, Heiko Schoberwalter, Cäcilia Seehauser | Koordination: ruth Torggler | Layout: Lukas nagler | Design-Consult & Infografik: arne Kluge | Illustration: Licia zuppardi Fotografie: alex filz, max Lautenschläger, frieder blickle, gettyimages | Druckvorstufe: typoplus GmbH, bozner Straße 57, 39057 frangart | Druck: Karo Druck KG, Pillhof 25, 39057 frangarteintragung beim Landesgericht bozen nr. 7/2005 vom 9. mai 2005

Inhalt

mailbox

Bikehotels - Export Coach - snowTOUR - Workshop Südtirol 2011 6

maßstab

Der gepresste Stuhl 'pressed chair' 7

making-off

Klappe die Erste in Südtirol 8

mittelpunkt: Produktentwicklung

Wer innovativ sein will, darf nicht faul sein 10Interview mit Dominik Matt: Marktfähige Ideen rasch umsetzen 16In Südtirol geboren 17Blick über den Tellerrand 20

monolog

Gegenbeweis Erdäpfel 23

material

Weltneuheit im Treppenbau 24

menschen

Roland Perathoner: Wo Greise und Engel Holzköpfe sind 26

marke

Kapsel mit Köpfchen 28 mosaik

Im Visier der Medien 31

miteinander

Vom Stahlkonzern zum Reiseriesen 32

marktplatz

Auf dem Salotto in Mailand 34

8

10

26

28

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Jetzt hat auch Südtirol seine Oscars

Ausschreibung&InfosabFebruar2011

Am11.11.2011werdenerstmalsdie

südtirol awards der wirtschaft vergeben.

eine nacht - vier preise

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nannten Export Coach bekommen in-teressierte Betriebe für mindestens ein Jahr einen erfahrenen Export Manager an die Seite gestellt, der Internationali-sierungsaktivitäten professionell und

nachhaltig aufbaut. „Nicht je-des Unternehmen braucht ei-nen Coach, aber um die Ziele beim Aufbau des Exportge-schäfts zu erreichen, ist ein Coach sehr hilfreich. Das ist je-mand, der einen regelmäßig daran erinnert, wo es hingeht, welches der beste Weg ist, der den Weg und auch das Ziel

kennt“, so Markus Walder, Leiter Inter-national Support der EOS. www.eos-export.org

RADLER SInD STARTKLARNeue Angebotsgruppe: Bikehotels Südtirol

Sie sind die Spezialisten in Sachen Fahr-rad und sind jetzt unter einem Dach. Wer spezialisierte Unterkünfte und Produkte zum Thema sucht, ist deshalb bei den „Bikehotels Südtirol“ gut aufgehoben. Ähn-lich wie die Angebotsgruppen „Vi-talpina Hotels“, „Belvita Hotels“ oder „Familienhotels Südtirol“, fokussiert die Angebotsgruppe

„Bikehotels Südtirol“ ein Kernthema und unterstützt die Mitgliedsbetrie-be in der Produktentwicklung und Ver-marktung. Mountainbiker, Radwande-rer und Rennradler werden ab 2011 in den „Bikehotels Südtirol“ ihren Bedürf-nissen entsprechend betreut. Die neue Angebotsgruppe wurde sowohl für die höhere Sterne-Hotellerie als auch für kleinere Betriebe, bis hin zum Urlaub auf dem Bauernhof-Betrieb, geschaffen. Die Vielfalt der Unterkunftskategorien trägt den mitunter sehr unterschiedli-chen Bedürfnissen der Radfahrer-Ziel-gruppe Rechnung. Die Gruppe „Bikeho-tels Südtirol“ wird von der Südtirol Mar-keting Gesellschaft (SMG) betreut und startet mit 30 Unterkunftsbetrieben und sechs Bikeschulen. www.bikehotels.it

MAnAGER AUF ZEIT Ein Export Coach zum Bestellen

Ein Unternehmen, das Unterstützung bei der Erarbeitung eines Internationali-sierungsplans und dessen Umsetzung sucht, kann sich ab sofort an einen Ma-nager auf Zeit wenden. Mit dem so ge-

Im Austausch mit den Reisemittlern: der Workshop Südtirol, organisiert von der SMG

Wintertechnologie made in Südtirol: Zum Kennenlernen bei der snowTOUR des TIS

(jm)

SnOW TOUR Wintertechnologie made in Südtirol

Die snowTOUR Südtirol ist ein Schaufen-ster für die Kompetenz der Destination in Sachen Wintertechnologie: Ein inter-nationales Fachpublikum hat bei einer dreitägigen Rundreise die Möglichkeit, Südtirols Wintertechnologie kennenzu-lernen und sich unter Fachleuten auszu-tauschen. Die thematischen Schwer-punkte des Wissenstransfers betreffen das Skigebietsmanagement, das Wasser- und Schneemanagement, Pistenpräpa-rierung und Energieeffizienz. Zu den Zielgruppen zählen Experten, Fachjour-nalisten, sowie Politiker, Investoren und Regionalentwickler. Bei einer snow-TOUR vom TIS erleben Teilnehmer un-ter anderem die Pistenpräparierung vor Ort. www.tis.bz.it

WORKSHOP SüDTIROL 2011Im Geschäft mit Reiseveranstaltern

Am 2. Februar 2011 findet mit Beginn um 13.45 Uhr der „Workshop Südtirol“ im Konferenzzentrum des Hotels Shera-ton in Bozen statt. Beherbergungsbe-triebe können dabei mit rund 40 Reise-veranstaltern in Kontakt kommen, neue Verträge ausarbeiten oder beste-hende verlängern. Erstmals werden auch Reisemittler aus Russland zu Gast in Bozen sein. Zum Auftakt der Veran-staltung porträtieren Reiseveranstalter aus den verschiedenen Märkten ihre Gäste. Denn: „Reisemittler fordern marktgerechte Angebote. Die Betriebe sollten deshalb die Eigenheiten ihrer Gäste kennen und das Angebot darauf abstimmen, denn die Anforderungen und Wünsche eines englischen Gastes entsprechen nicht jenen eines deut-schen“, so SMG-Direktor Christoph Engl. Anmeldungen zum „Workshop Südtirol“ sind bis einschließlich 26. Ja-nuar möglich. www.smg.bz.it

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Mailbox

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Maßstab

Opera: Der gepresste Stuhl 'pressed chair'

Design . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Harry Thaler, meran/LondonUmsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2010Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aluminiumGewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 Gramm

S T E C K B R I E F

Auf den ersten Blick mag 'pressed chair' als simples, stapelba-res metallmöbel anmuten, geschaffen aus der formpressung einer 2,5 mm starken aluminiumplatte. Der hauptsächliche ei-genwert des entwurfs liegt aber in der absicht, ein möbel aus einem einzigen materialstück, ohne jegliche Verbindungsteile entstehen zu lassen. zu 100 Prozent kann der Stuhl wiederver-wertet werden: 1 m² aluminium wurde vom Designer geschickt verarbeitet. Die reliefartigen Vertiefungen im Stuhl verleihen ihm Verstärkung zum aufnehmen von Gebrauchs- und nutzla-sten und dienen gleichzeitig auch als Dekoration. Darüber hi-naus fallen bei der Produktion von 'pressed chair' keinerlei restmaterialien an, die einer entsorgung bedürften. Das über-schüssige aluminium wird für die Herstellung eines einfachen, schicken Hockers, konzipiert aus drei Teilen, verbunden mit metallschrauben verwendet. www.harrythaler.it

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Making-off

Klappe die Erste in Südtirol

SüdtirolhatalsFilmlandgroßesPotential.BusinessLocationSüdtirol(BLS)sorgtdafür,dassdiesesWisseninderinterna-tionalenFilmbrancheverankertwird.Positiver„Nebeneffekt“jederFilm-undTV-Produktion:dievielenGeschäftsmöglich-keiten,diesichdabeiauftun.

Bereits im Jahr eins seit Bestehen hat die Abteilung Film drei große Fische an Land gezogen. Das

Team von BLS hat im Sommer und Herbst 2010 drei Projekte unterstützt: als An-sprechpartner und rechte Hand der Pro-duktionsfirmen vor Ort.

Förster Terence Hill

Die Dreharbeiten zur 12teiligen italieni-schen TV-Serie „Un passo dal cielo“ ha-ben im Sommer und Herbst einige Wo-chen lang den Pragser Wildsee und das Dorfzentrum von Innichen in eine viel beachtete Filmlocation verwandelt. Dort wurden nämlich die Episoden der Kopro-duktion von Rai Fiction und der Filmpro-duktionsfirma Lux Vide abgedreht, die das Publikum ab Frühjahr 2011 auf Rai Uno mitverfolgen kann. Serienheld ist Terence Hill in der Rolle eines Försters, der vor der beeindruckenden Kulisse des

BLS und die internationale Filmbranche: überzeugungsar-beit für Südtirol als geeigneter Standort für TV-Produktionen

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die Brüder Reinhold und Günther, die Messner-Eltern waren einheimische Laiendarsteller, und der Pfarrer von Vill-nöss, Paul Faller, spielte im Film sozusa-gen sich selbst. Messner wirkte bei der Entstehung des Films übrigens persön-lich mit. Produziert wird der Film von Andreas Nickel in Koproduktion mit mehreren deutschsprachigen öffent-lich-rechtlichen Fernsehanstalten. Nik-kel, unter anderem bekannt durch den Film „Der dritte Pol“, schrieb auch das Buch zu dem Dokudrama. (bm)

Hochpustertals spannende Abenteuer bestehen muss. Nicht alle Hindernisse muss er selber bewältigen: So gibt der Südtiroler Bergführer Erwin Steiner von der Alpinschule Globo Alpin das Kletter-double des Italo-Amerikaners.

„Ausschlaggebend für die Wahl des Drehortes war für die Produktionsfirma zunächst die einzigartige Kulisse, näm-lich die Kombination aus Dolomiten-Berglandschaft, dem einmaligen Ge-birgssee und dem typisch Südtiroler Ortsbild der Dörfer. Das gefiel den Pro-duzenten dermaßen gut, dass sie den Titel der Serie dem Drehort anpassten“, so BLS-Direkor Ulrich Stofner. Ursprüng-lich hatte der Titel für die TV-Serie

„L’Uomo dei Boschi“ gelautet. Ein weite-rer Grund für die Entscheidung zugun-sten Südtirols waren die Förderung durch das Land und die professionelle Betreuung durch BLS.

Gaukler in Bozen und Pfitsch

„Film ab!“ hieß es dann auch für den deut-schen Kinofilm „Der Sommer der Gauk-ler“ rund um den bayrischen Theater-mann Emanuel Schikaneder. Regisseur des Streifens ist der bayrische Kultre-gisseur Marcus H. Rosenmüller, Haupt-darsteller sind Max von Thun, Nicholas Ofczarek und Lisa Maria Potthoff, be-kannt aus den Serien „Soko Kitzbühel“,

„Der Bulle von Tölz“ und „Tatort“.Fünf Tage drehte das Filmteam der

„Geißendörfer Film- und Fernsehpro-duktion Sued GmbH“, die bereits erfolg-reiche Produktionen wie die „Linden-straße“ herausgebracht hat, im Lande, zwei davon in Bozen. Für die Dreharbei-ten musste die Innenstadt auf „antik“ getrimmt werden, handelt es sich doch bei der Adaption des gleichnamigen Ro-mans um eine historische Komödie, die im Jahr 1780 spielt. Dachrinnen wurden entfernt, Fassaden angepasst, Sand wur-de aufgeschüttet. Der Rest des Drehs in Südtirol spielte sich in Ratschings und Pfitsch ab. Die Vorbereitungsarbeiten liefen bei BLS schon Wochen vor dem Start auf Hochtouren. Von der Suche nach dem geeigneten Drehort über die Vermittlung von Kontakten bis zur Ein-holung von Drehgenehmigungen reicht die Palette der Serviceleistungen, welche die Abteilung Film erbrachte.

Wo gedreht wird, wird auch Geld aus-gegeben. Diese wirtschaftlichen „Neben- effekte“, die sich bei jedem TV- und Filmprojekt für den Drehort ergeben, gab es auch beim „Sommer der Gaukler“. Für Beherbergungsbetriebe, sowie für Handwerker: Ein Spengler aus Sterzing, der für das Filmteam eine Plattform aus Holz für den Kamerakran aufbaute, war mit seinem Team eine ganze Woche lang am Filmset beschäftigt.

Mensch Messner

Der Mensch Reinhold Messner steht im Mittelpunkt des Dokudramas „Mes-sner“, für das im Herbst in Villnöss und Umgebung gedreht wurde. BLS war es gelungen, den deutschen Produzent und Regisseur Andreas Nickel zu über-zeugen, wesentliche Teile seines neue-sten Dokumentarspielfilms über „den Menschen Reinhold Messner und des-sen Entwicklung zum führenden Ex-trembergsteiger und ‚Grenzgänger‘ un-serer Zeit“ auch in Südtirol zu drehen – und nicht nur in Grönland, am Mont Blanc und in Nepal. Resultat: Zwölf Tage lang wurde an Originalschauplätzen aus Messners Kindheit und Jugend in Villnöss gedreht.

Das Tal war während des Drehs ein paar Tage lang im Ausnahmezustand. Villnöss diente nämlich nicht nur als Filmkulisse, sondern auch die Bevölke-rung war intensiv in das Projekt invol-viert, denn sämtliche Komparsen waren Villnösser. Villnösser Kinder mimten

Förster am Pragser Wildsee: Terence Hill am Dolomitenfelsen im Hochpustertal

S T I c h w o R TF I l M F ö R D e R u n g

business Location Südtirol versteht sich unter anderem auch als mittler zwischen der italienisch- und deutsch-sprachigen film- und fernsehbranche. Dies liegt nicht nur aufgrund der geo-grafischen Lage nahe. auch die zwei-sprachigkeit der Südtiroler hilft beim interkulturellen brückenbauen. ergänzend zu Informationen, Dienst-leistungen und beratungen sowie Pro-duktionsvorbereitung verwaltet bLS auch den filmförder-fonds des Landes und kann so film- und TV-Produktio-nen auch finanziell unterstüzen. ab 2011 stellt das Land Südtirol dafür eine fördersumme zur Verfügung, mit der die bLS eine der größten regional-förderungen Italiens zur Verfügung stellen kann. www.bls.info

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Text: Maria Cristina De Paoli Illustration: Licia Zuppardi

forscher sind sich einig: Gerade die ersten Schritte erweisen sich häufig als größte Schwäche im Innovationsprozess. Ihr fazit: erfolgreiche Produktentwicklung fordert viel Disziplin – in allen Phasen.

„weR InnovaTIv SeIn wIll, DaRF nIchT Faul SeIn.“

Mittelpunkt

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»

„weR InnovaTIv SeIn wIll, DaRF nIchT Faul SeIn.“

Im Sommer waren sie der Renner schlechthin, die bunten, lauten Vuvuzelas, die nicht nur Fußball-begeisterte unbedingt haben

mussten. Einige Monate später sind sie und ihr monotones Tröten vergessen, verschwunden, wie vom Erdboden ver-schluckt. Die lästigen Trompeten aus billigem Kunststoff sind nur ein Bei-spiel für die zunehmende Kurzlebigkeit von Produkten. Was heute top, ist mor-gen Flop. Der Markt verlangt nach stän-dig neuen Ideen, Reizen, Leistungen.

Mit dem Druck auf die Wirtschaft steigt aber auch die Quote der Misserfol-ge. Wobei es durchaus zu unterscheiden gilt. „Wenn du keine Fehler begehst, ist das ein Zeichen dafür, dass du nicht wirklich etwas Innovatives machst.“ Mit anderen Worten: Misserfolge sind eine zwangsläufige Begleiterscheinung des innovativen Handelns. Das Zitat stammt vom New Yorker Regisseur und Schau-spieler Woody Allen und hat sicherlich seine Berechtigung. Neue Ideen sind im-mer auch mit Risiken behaftet. So

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wie jene Spieler, die die meisten Tore schießen, in der Regel auch die meisten Torgelegenheiten ver-schießen. Keine Frage.

Fehler vermeiden, Kosten sparen

Fehler bringen aber nicht nur weiter, wie Woody Allen behauptet, sondern kosten auch viel Geld. Daher sucht die Forschung seit Jahrzehnten nach den Lecks im System, ebenso wie nach jenen Faktoren, die die Fehler-quote senken und die Zahl der positi-ven Ergebnisse steigern können. Heu-te wissen wir, dass gerade die frühen Phasen der Produktentwicklung erhebli-che Auswirkungen auf den Erfolg, aber auch auf Kosten und Dauer eines Projektes haben. Und wir wissen auch, dass sich die ersten Schritte häu-fig als größte Schwäche im Innovationsprozess erweisen. Logische Schlussfolgerung ist daher, dass sich die Betriebe gerade in jener Phase, die

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„Es ist ein Fakt,dass in der Industrie nach wie vor im Schnitt nur eine von 40 neuen Ideen die Testphase übersteht“, sagt Werner Taurer, geschäftsführender Gesellschafter von Kohl & Partner in münchen. „Im Tourismus ist das nicht anders. nur dass in dieser branche die zahl der erfolglosen Versuche nicht erfasst und entsprechend unterschätzt wird.“ Das touristische Produkt sei zwar kein „normales“ Produkt. „Hier werden vor al-lem personenbezogene Dienstleistungen verkauft und konsu-miert“, so Taurer. für den Innovationsprozess würden allerdings dieselben Spielregeln wie in anderen Sektoren gelten. allen voran jene strenge Systematik, die den gesamten ablauf von der Ideenfindung bis hin zur Positionierung am markt begleiten sollte. ein Procedere, das den meisten touristischen betrieben noch recht fremd ist. „Die unternehmen, die es richtig machen, könnte man leicht an einer Hand abzählen“, sagt Werner Tau-rer. „Die große Herausforderung für die zukunft liegt deshalb darin, dass sich auch im Tourismus jene Konsequenz durchsetzt, die anderswo bereits beobachtet werden kann.“ als positives beispiel nennt Taurer die Deutsche Post. „Da werden die Ideen der mitarbeiter sehr ernst genommen. Jedes Input wird weitergeleitet und bearbeitet. und der angestellte wird sogar informiert, wann und warum sein Vorschlag ad acta gelegt wurde.“ So kann motivation aussehen. Diese ist im Inno-vationsprozess auch gefragt. Denn die einbindung von mitar-beitern und Kunden ist laut Taurer für die entwicklung von neu-en Produkten, Dienstleistungen oder Organisationsmodellen ausschlaggebend – und fast ebenso relevant wie eine klare ziel-setzung. „Diese ist im Tourismus auch deshalb so wichtig, weil man ja nur selten allein arbeitet, sondern meist mit den Part-nern im Ort oder in der region kooperieren muss.“ Werner Taurer animiert den Tourismus zu regelmäßigen In-novationen. „Dabei muss es sich ja nicht immer um riesenak-tionen handeln. Oft genügen auch kleine Details. Wichtig ist nur, dass man nicht so lange tatenlos abwartet, bis es womög-lich zu spät ist.“ Die notwendigkeit zu Handeln sollte allerdings nicht zu Turbomarketing-aktionen verleiten. „neue Produkte müssen immer gut durchdacht werden.“ und noch ein rat: „Tue neues und spreche dar-über“, mahnt der unternehmensbe-rater. Innovationen seien ein will-kommenes futter für die Presse.

Der Tipp vom Unterneh-mensberater Werner Taurer:

„nicht tatenlos abwarten, aber auch nicht dem Turbo-marketing verfallen“

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Die Zeiten für Alleingänge sind vorbei. „Wir kooperieren mit Fachhoch-schulen und Universitäten, setzen aber auch auf die Erfahrung und das Feedback der Benutzer”, sagt Salewa-Chef Heiner Oberrauch

wicklung unumgänglich: Man muss Kundenprobleme erkennen und diese konsequent in Kundennutzen umset-zen.“ Und es ist wohl kein Zufall, dass der Akzent dabei auf „konsequent“ liegt. Denn in einem Punkt sind sich Analysten einig: Nur wer systematisch und stringent vorgeht, schafft es bis zum marktreifen Produkt.

Innovationsmanagement

Wie ein solches System aussehen kann, das beschreibt der Bozner Heiner Ober-rauch am Beispiel des eigenen Unter-nehmens. „Zunächst unterscheiden wir zwischen einer Grundlagenforschung mit langfristig angesetzten Zielen und der eigentlichen Produktentwicklung, wo eigentlich jedes Jahr etwas Neues entsteht“, sagt der Chef der Salewa GmbH. „Außerdem wird auf verschie-

von der Ideenfindung über deren Be-wertung bis hin zur Planung reicht, be-sonders engagieren.

Patentrezepte gibt es keine. Denn die Wege zur erfolgrei-

chen Innovation sind minde-stens ebenso vielfältig wie

die Produkte selbst. „Wir unterscheiden heute zwi-schen Produkt-, Prozess- und Service-Innovatio-nen“, sagt Universitäts-

professor Dominik Matt (siehe dazu auch Interview).

„Aber auch Geschäftsmodelle sowie verschiedene Formen

der gesellschaftlichen Organisati-on können und müssen ständig über-

dacht werden.“ Trotz aller Unterschie-de wagt es Matt dennoch, einen ge-meinsamen Nenner zu finden. „Zwei Dinge sind heute bei der Produktent-

denen Ebenen gearbeitet. Wir koope-rieren mit Fachhochschulen und Uni-versitäten, denen wir konkrete Pro-blemstellungen unterbreiten. Parallel dazu setzen wir aber auch auf die Erfah-rung und das Feedback der Benutzer. Unser Athleten-Kader, das Salewa alpi-neXtream Team, testet und entwickelt ständig neue Produkte für uns.“ Ein Beispiel für alle: Die Sportbekleidung für Kinder von Salewa, die dank eines einfachen Systems aus Gummibändern mit den Kleinen quasi „mitwächst“.

„Die Kinder sind eigentlich diejenigen, die den größten Schutz brauchen“, so Heiner Oberrauch. „Kinder wachsen aber ständig. Und innovative Funkti-onsmaterialien sind teuer. Das war un-ser Problem.“ Die Lösung wurde schlus-sendlich in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen bzw. mit deren Fakultät für Design gefunden. „Innova-

Mittelpunkt

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tion braucht auch Querdenker und vor allem keinen Zeitdruck“, lautet das Fa-zit von Heiner Oberrauch. Jährlich wer-den bei Salewa sieben Prozent des Um-satzes in Forschung und Entwicklung investiert.

Mut nicht verlieren

Trotz aller Risiken und Schwierigkeiten, die mit Produktentwicklung verbunden sind, warnt der deutsche Unterneh-mensberater Walter Taurer (siehe auch Artikel auf Seite 12) vor allem vor Agonie und Mutlosigkeit. Nichts zu unterneh-men, könne durchaus fatal sein. Tau-rers Credo: „Brich die Regeln und ge-winne“ – allerdings niemals ohne eine ordentliche Portion Realismus.

„Schließlich sind wir ja nicht nur auf die Akzeptanz des Marktes, sondern bei der Umsetzung unserer Ideen auch auf die bestehenden technischen Mittel, Mate-rialien und Betriebe angewiesen“, be-stätigt der Südtiroler Produktentwick-ler und Unternehmer Ulrich Schwings-

hackl. Seit 2008 ist seine Riskprotect GmbH, die Produkte und Lösungen für Arbeitssicherheit und Alpinsport ent-wickelt, im TIS innovation park ange-siedelt. Und seitdem hat Schwingshackl den heimischen Mark mit diversen Ge-niestreichen überrascht. „Wer innova-tiv sein will, darf nicht faul sein“, sagt der passionierte Bergsteiger und Berg-führer. Damit meint er vor allem die ständige Suche nach Inspirationen, aber auch nach neuen Materialien und Verfahren. „Wir sind viel auf Messen unterwegs und halten auch die anderen Branchen und ihre Neuheiten im Visier. Denn warum sollte ein Material, das für den Flugzeugbau konzipiert wurde, nicht auch zur Herstellung von Karabi-nern oder Seilrollen dienen.“

Technologietransfer ist für Ulrich Schwingshackl unverzichtbar. „Das ist kein Markt für Einzelkämpfer mehr. Heute braucht man spezialisierte Part-ner, um sich gegenseitig mit neuen Ide-en und Lösungen zu füttern.“ Sonst geht in der Regel nichts.

Immer noch zu wenig

Trotz zahlreicher positiver Beispiele gilt die Innovationsfreude der heimischen Betriebe nach wie vor als gedämpft. Die quantitativen Voraussetzungen für die

„Produktion“ von Innovationen sind ver-gleichsweise ungünstig, wie es das Wirt-schaftsforschungsinstitut (WIFO) der Handelskammer Bozen in einer aktuel-len Studie formuliert. 2007 (die jüngsten, verfügbaren Daten beziehen sich auf die-ses Jahr) haben die Südtiroler Unterneh-men betriebsintern insgesamt 91,1 Mil-lionen Euro für Forschung und Entwick-lung ausgegeben. Das sind lediglich 0,55 Prozent des Bruttoinlandproduktes.

Nicht ganz so dramatisch sieht es aus, wenn man die Anmeldungen von Paten-ten analysiert. Hier liegen die Südtiroler Unternehmen laut WIFO sowohl italien-weit als auch international im Schnitt. Immerhin erreicht das Land im Vergleich mit 257 europäischen Regionen Platz 117. Dennoch bleibt die Zahl jener Betrie-be, die sich mit dem Thema befassen,

S c h l ü S S e l B R a n c h e e R n e u e R B a R e e n e R g I e na u S S ü D T I R o l M a c h g R e e n va l l e y

Für den amerikanischen Ökonomen Dennis L. meadows, einen der stärksten befürworter eines globalen umdenkprozesses, gibt es keine alternative: „Die nachhaltigkeit wird kommen. Die frage ist nur, ob wir sie steuern, oder ob wir uns in die brutale Gewalt der natur begeben werden.“ Südtirol hat sich entschieden, Ver-antwortung zu übernehmen und dabei auf Grün geschaltet. Die Idee dahinter: Das Land soll zu Italiens Green energy-Standort nummer eins ausgebaut werden. auch ein innovatives Produkt, und zwar ein recht komplexes, an dem gleich auf verschiedenen ebenen und mehrhändig gearbeitet wird. Die Voraussetzungen sind alle ge-geben. Wasser und Sonne, aber auch Wind und Holz sind die wertvollen „rohstoffe“ der region. Darüber hinaus haben sich Land und betriebe in den vergangenen Jahren spezifische Kompetenzen angeeignet, während Strukturen wie universität und euraC, TIS innovation park und bLS, aber auch der geplante Technologiepark sowie das jüngst angesie-delte fraunhofer Innovation engeneering Center das notwendige „geistige“ rüstzeug liefern können. nun gilt es, das Profil zu schär-fen. „ziel unserer arbeit ist ein starkes netz hochrangiger akteure aus forschung, Dienstleistung, Industrie und Handwerk“, sagt ul-rich Stofner, Direktor von business Location Südtirol (bLS).

Die energieoffensive findet auf zwei unterschiedlichen fronten statt. auf der einen Seite gibt das Klimapaket der Landesregie-rung die marschrichtung vor – in den kommenden 40 Jahren sol-len unter anderem die Pro-Kopf-emissionen im Land auf 1,5 Ton-nen CO2 gesenkt, der anteil an erneuerbarer energie auf 90 Pro-zent erhöht und der KlimaHaus-Standard a für alle neubauten

eingeführt werden. Übergeordnetes ziel bleibt außerdem, Südtirol zur energie-autarkie zu führen. Das heißt

nichts anderes, als dass der gesamte energiever-brauch (ohne Verkehr) über heimische, alternative Quellen gedeckt werden soll. Parallel dazu will sich das Land auch als ide-aler Standort für unternehmen aus dem Sektor profilieren. Über 100 heimische betriebe haben

sich laut bLS bereits auf diesem zukunftsmarkt positioniert. Die branche soll aber noch weiter

wachsen. nicht zuletzt durch die ansiedlung neuer firmen, die von hier aus das Potenzial des italienischen

marktes nützen wollen. Die anreize für einen solchen Schritt wurden bereits geschaffen – und zwar in bozen ebenso wie in rom. Die Palette reicht von förderungen über Steuervorteilen bis hin zum Vergütungssystem für die einspeisung von Solarstrom, das zu den attraktivsten europas zählt.

Mittelpunkt

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Page 15: M - Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

nach wie vor gering. Derzeit stehen in Südtirol laut WIFO nur 5,9 Prozent der Unternehmen vor einer Patentierung. 61,4 Prozent haben sich noch nie damit befasst. 32,7 Prozent schätzen Patente so-gar als „nicht wirksam“ ein. Als beson-ders abschreckend gelten die bürokrati-schen Hürden und die Kosten sowie die langen und komplizierten Prüfverfahren. Einwände, die nicht gerade unbegründet erscheinen, wenn man bedenkt, dass der Weg zum Patent bis zu fünf Jahre dauern und 30.000 Euro kosten kann. Eine Ent-bürokratisierung und Verbilligung der Anmeldeprozeduren können laut Ein-schätzungen der Handelskammer aber nur ein erster Schritt sein. Darüber hin-aus fordert der zuständige Landesrat Roberto Bizzo mehr Unterstützung gera-de für Klein- und Kleinstunternehmen. Während WIFO-Chef Oswald Lechner in seiner Analyse sogar noch weiter geht. „In Südtirol fehlt es an einer Innovationskul-tur.“ Gerade deshalb müssten Forschung und Entwicklung als Themen in den Schulen einen Platz finden.

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Produktentwickler und Bergsteiger Ulrich

Schwingshackl: „Warum sollte ein Material, das

für den Flugzeugbau konzipiert wurde, nicht

auch zur Herstellung von Karabinern dienen“

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Marktfähige Ideen rasch umsetzen. nur aus der Kombina-tion von guten Ideen, fundierten marktkenntnissen und systematischem Procedere gehen heut neue Produkte hervor, die dem globalen Wettbewerb gewachsen sind.

d om i n i k m at t

Dominik Matt hat Maschinenbau an der Technischen Universität München stu-diert und anschließend an der Universität Karlsruhe im Bereich Betriebsplanung und Organisation promoviert. Nach dem Forschungsdoktorat war er in verschiede-nen leitenden Positionen bei Unterneh-men in Europa und den USA tätig, u.a. auch für BMW. Seit 2001 leitet er als Ma-naging Partner die Unternehmensbera-tung Matt & Partner in Bozen. 2004 wur-de er als Professor an die Technische Uni-versität Turin berufen. 2008 folgte er dem Ruf der Freien Universität Bozen, wo er unter anderem einen Kurs zum Thema

„Produkt- und Prozessinnovation“ hält. Dominik Matt ist außerdem der Leiter des neuen Frauenhofer Innovation Engenee-ring Centers in Bozen.

mehr muss man stringent vorgehen. Das klingt im ersten Moment sehr aufwän-dig und gerade für klein strukturierte Be-triebe kompliziert, mit etwas Systematik muss es aber absolut nicht sein.

Apropos Kleine. Lässt sich Produktent-wicklung auch als One-Man-Show abzie-hen, oder ist es immer das Ergebnis von Teamarbeit? Tendenziell ist es möglich, dass auch einer allein die Sache stemmt. Und es gibt auch einige wunderbare Beispiele für erfolgreiche Firmen, die ganz klein in einer Garage angefangen haben. In der Regel ist es aber hilfreich, wenn man die Ressourcen im Betrieb nutzt und sich auch fallweise Hilfe von außen besorgt. Damit holt man sich wichtiges Know-how ins Haus und erweitert gleichzeitig den eigenen Horizont. Der Ökonom und bedeutende Innovations-Theoretiker, Joseph Schumpeter, legt unter anderem dar, dass Innovation durch die Kombination bestehenden Wissens gefördert werde. Das bedeutet, dass man sich Inspirationen durchaus auch bei der Konkurrenz oder in ande-ren Branchen holen darf. So kann etwa das Bauwesen, das nach wie vor stark handwerklich geprägt ist, durchaus von der Autoindustrie oder dem Schiffsbau lernen, auch wenn das auf den ersten Blick befremdlich klingt.

Wie wichtig ist das Timing, wenn man ein neues Produkt entwickeln bzw. lancieren will?Es ist essenziell. Deshalb sollte jeder, der eine marktfähige Idee hat, diese auch möglichst schnell umsetzen. Das schützt in vielen Fällen besser als das langwierige und aufwändige Patentie-ren. Denn häufig findet die Konkurrenz früher oder später ohnehin den Weg, um den Schutz zu umgehen. Viel wichti-ger ist es, der erste am Markt zu sein, um so den erzeugten Aha-Effekt für sich zu nutzen.

Professor Matt, wie viel Idee und wie viel System steckt hinter einem erfolgreichen Produkt?Da möchte ich gerne Thomas Alva Edi-son zitieren, der sagt, dass Genie zu ei-nem Prozent Inspiration und zu 99 Prozent Transpiration bedeutet. Diese Aussage lässt sich wunderbar auf Inno-vation übertragen.

Und das heißt?Die Idee als solche fordert einen eher geringen Aufwand. Sie ist lediglich der erste Schritt auf dem Weg zu einer er-folgreichen Innovation. Die Probleme beginnen bei der Umsetzung. Denn In-novation ist nicht gleich Invention. Un-ter Innovation versteht man die erfolg-reiche Umsetzung einer Idee am Markt. Inventionen fordern hingegen vor al-lem eine geistige Leistung, wobei das Ergebnis mehr oder weniger bahnbre-chend sein kann.

Sind zündende Ideen bei der Entwicklung eines Produktes also quasi zweitrangig?Das kann man so nicht behaupten. Man muss schon differenzieren. Neue Produkte entstehen meist aus der Beob-achtung des Marktes. Nur so lässt sich ein reeller Bedarf erkennen. Oft braucht es aber auch eine Idee, um ei-nen Bedarf zu wecken. Ideen sind au-ßerdem immer dann gefragt, wenn Be-dürfnisse in Produkte umgesetzt wer-den sollen.

Dazu braucht es aber auch viel System. Können sich das Klein- bzw. mittelständi-sche Betriebe überhaupt leisten, oder ist ein solcher Aufwand nur in großen Unter-nehmen möglich? Laut einer Studie werden von 1919 Ide-en im Schnitt nur 176 marktreif umge-setzt. Und von diesen schaffen wieder-um nur elf den Durchbruch. Die Erfolgs-quote ist also absolut ernüchternd. Umso wichtiger ist es, sich nicht blind-lings in ein Abenteuer zu stürzen. Viel-

Mittelpunkt

Universitätsprofessor Dominik Matt: „Das perfekte Timing ist ausschlaggebend

für den Erfolg“

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In SüDTIROL WERDEn lediglich 0,55 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in Forschung & Entwicklung investiert.

„Das reicht nicht“, mahnen die Experten. Es gibt aber auch viele Unternehmen, die es genau richtig machen und nicht nur Geld, sondern auch viel Enthusiasmus in die Produktentwicklung investieren.

Schönheit vom Gletscher

Nicht vom Markt, sondern von der Natur hat sich der Schnalser Hotelier Paul Grü-ner zu seiner neuen Kosmetiklinie „Gla-cisse“ inspirieren lassen. „Seit über 25 Jahren betreibe ich das Schutzhaus

,Schöne Aussicht‘ auf 2800 Meter Mee-reshöhe. Und seither ist mir immer wie-der aufgefallen, dass nach der Schnee-schmelze ein superfeiner Sand zurück-bleibt.“ Den Gedanken, daraus etwas zu machen, habe Grüner lange Zeit vor sich hin geschoben. „Bis ich vor einigen Jah-ren zuerst den Sand und später auch et-was Gestein aus einer nahen Gletscher-

höhle zur Analyse in ein Labor gebracht habe. Ich wollte es wissen.“ In Zusam-menarbeit mit den Universitäten von Ferrara, Trient und Padua sei es an-schließend gelungen, aus dem Material einen wertvollen Mineralkomplex zu ge-winnen, der ebenso wie das besonders reine Wasser aus der eigenen Quelle als Grundlage für die Creme, das Tonikum, das Serum und die Körpermilch der Marke „Glacisse“ dient. Die erste Kos-metiklinie, die derzeit über einen eige-nen Online-Shop und in wenigen, ausge-wählten Geschäften zu finden ist, wurde in Zusammenarbeit mit dem Trentiner Pharmaunternehmen EffegiLab produ-ziert. „Mittlerweile sind wir aber auch mit anderen, großen Herstellern im Ge-spräch“, verrät Grüner.

Wenn der Speck zum Pâtée

„Viele unserer Kunden sind nicht im-stande, den Speck richtig zu schneiden“, sagt Peter Hintner, General Manager

von Senfter für den Südtiroler Markt. „Wir müssen das immer wieder feststel-len, vor allem bei den Urlaubsgästen aus dem restlichen Italien oder dem Aus-land.“ Das ist aber nur eine der Überle-gungen, die zum Speckaufstrich des In-nichner Wurstspezialisten geführt ha-ben. Das Pâtée ist zwar ein absolutes Nischenprodukt, wie man bei Senfter betont, trotzdem ist es ein gutes Beispiel dafür, wie Innovation entstehen kann.

„Die Beobachtung beim Speckschneiden war nur ein Teil des Prozesses“, so Hint-ner. „Streichfähige Lebensmittel liegen derzeit voll im Trend. Zudem sind wir ständig auf der Suche nach neuen Mög-lichkeiten, um unsere traditionellen Produkte weiterzuentwickeln.“ So gese-hen war der Speckaufstrich eigentlich nur eine logische Schlussfolgerung. Das Pâtée werde ausschließlich in Südtirol vertrieben: „Wir wissen, dass die Gäste den Speck hier als Spezialität kennen ler-nen und diesen am liebsten vor Ort kau-fen.“ Auch als Aufstrich.

In Südtirol geboren. Schönheit vom Gletscher, Speckpâtée oder andreas Ho-fer Hausbier. Wie gehen heimische unternehmen vor, wenn sie ein neues Produkt entwickeln? ein blick in die verschiedenen branchen.

Vom Gletscher hat sich der Schnalser Hotelier Paul Grüner für seine neue Kosmetiklinie ins-pirieren lassen

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Andreas Hofers Hausbier

Einer wahren Leidenschaft ist hinge-gen Roland Ganterer mit seiner Haus-brauerei AH-Bräu nachgegangen. „Ein frisch gebrautes, naturbelassenes Bier schmeckt nicht nur gut, es ist ja schon fast ein Kunstwerk. Und gesund ist es auch noch“, schwärmt der Gastwirt aus Franzensfeste. Neben dem Familienho-tel „Sachsenklemme“ steht seit knapp zwei Jahren das neue Brauhaus. Die Idee dazu habe er lange Zeit mit sich herumgetragen. „Aber eigentlich war es ein ganz selbstverständlicher Schritt. Unser Obst und Gemüse kommt aus dem eigenen, biologischen Anbau. Wir haben eine Quelle und produzieren so-gar unseren Strom selbst. Was lag da näher, als auch unser eigenes Bier zu brauen – ganz im Sinne der alten Meie-reien.“ Außerdem diene die Haus-brauerei auch als Attraktion für Hotel und Gaststätte. „Wir stehen mitten in der Peripherie, da muss man den Gä-sten schon etwas Besonderes bieten.“

Ganterers AH-Bräu (AH steht übrigens für Andreas Hofer) hat sich erst kürzlich mit sieben weiteren Südtiroler Wirts-hausbrauereien zusammengeschlos-sen. Ein regelmäßiger Austausch ist geplant, ebenso wie die Herausgabe ei-nes Buches über die Bierkultur im Land. Die Kooperation wird vom Cluster Ali-mentaris des TIS innovation park unter-stützt.

„Gaudi“-Biathlon in Antholz

„Wir hatten ganz einfach die besten Vor-aussetzungen dazu“, sagt es Direktor Rudi Leitgeb offen heraus. Womit er wohl recht haben mag. Denn zum einen gibt es die Langlauf- und Biathlonski-schule in Antholz bereits seit 30 Jahren. Zum anderen ist das Tal als Austra-gungsort von Biathlon-Weltmeister-schaft und Weltcups international zum Begriff geworden, ja quasi zur Marke avanciert. Und diesen Vorsprung hat die Schule auch aktiv genutzt. Seit Jah-ren wird das Angebot kontinuierlich

ausgebaut. Mittlerweile kann man auf den Loipen rund um den See und im modernen Biathlonzentrum nicht nur das Langlaufen und das Schießen ler-nen oder üben. Firmen kommen zum Betriebsausflug, Schulklassen zum Wintersporttag und „viele andere ganz einfach aus Spaß“, wie es Leitgeb be-schreibt. „Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, dass die Leute Langlaufen können. Wir unternehmen auch Schneeschuhwanderungen.“ Die größ-te Herausforderung liege allerdings im Schießen. „Im Ruhezustand und unter Belastung, liegend und stehend – das ist gar nicht so einfach“, erklärt der Di-rektor. „Und zum Abschluss gibt es für alle noch ein so genanntes ,Gaudi‘-Ren-nen.“ Die verschiedenen Produkte sind auch kurzfristig buchbar. Für Touristen wurden ganze Urlaubspakete ge-schnürt. Seit einigen Jahren ist die Schule auch im Sommer offen. „Da wird das Schießen in Kombination mit Wan-dern, Inline Skiing oder Mountainbike angeboten.“

Mittelpunkt

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wein.kaltern

„Für unsere Initiative wein.kaltern haben wir 1999 alle mit ins Boot geholt“, sagt Obmann Sighard Rainer. „An der Pro-jektgruppe haben sich damals sämtli-che Kräfte aus dem Dorf beteiligt – vom Bürgermeister über den Tourismusver-ein und die Betriebe bis hin zu Techni-kern wie der Kalterer Architekt Walter Angonese.“ Zusätzliche Hilfe kam aus Innsbruck. „Das Kommunikationsbüro Circus stand uns zur Seite.“ Als Grundla-ge für die gemeinsame Arbeit diente ein Wirtschaftsleitbild, das die Bedürfnisse und Chancen der Gemeinde aufzeigte. Die Analyse bestätigte die Notwendig-keit einer Neupositionierung der Kalte-rer Weine am Markt. „Ebenso deutlich ging hervor, dass sich Kaltern als Wein-dorf tout court etablieren sollte.“ Step by step wurde in den vergangenen elf Jah-ren auf diese beiden Ziele hingearbeitet. Im Zeichen von wein.kaltern wurden zwei große Monolith-Steine an den Dor-feinfahrten aufgestellt, es wurde ein

Weinweg angelegt und sogar ein eigenes Weinglas entworfen. Und in den Partner-betrieben stehen mittlerweile minde-stens sieben lokale Weine auf der Karte.

„Wir haben das Weinhaus gebaut und ein Polenta-Projekt samt Maisanbau gestar-tet“, so Rainer, der auch schon von den nächsten Ideen erzählt. Er spricht von einem immer dichteren kulturellen Pro-gramm und von einem geplanten Wein-Film-Festival. „Außerdem soll der Kalte-rersee künftig jährlich von einer Fachju-ry bewertet und benotet werden.“ Interessant ist auch das Finanzierungs-modell von wein.kaltern. Zu Beginn hatte sich die Gemeinde verpflich-tet, jährlich die Beiträge der Partnerbetriebe zu verdop-peln. In der Zwischenzeit wurde die Gemeinde von privaten Sponsoren ersetzt.

„Wir finanzieren uns aber auch über die verschiednen Veranstaltungen und erhalten zudem einen Beitrag vom Land“, sagt der Obmann.

v.l.n.r.:

Bier brauen aus Leidenschaft: Haus-brauerei AH-Bräu in der Sachsenklemme

Ob Betriebs- oder Klas-senausflug: Hinein-schnuppern in die Diszi-plin des Biathlon ge-paart mit einer Portion Spaß

Weinmarkierungen in Kaltern: die Weinlagen werden so für den Besu-cher sichtbar gemacht

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Blick über den Tellerrand

Beispiele einer erfolgreichen Produktentwicklung in Europa.

JURA: DIE HERREn DER ZEIT

Wenn sich viele jahrzehnte-, nein jahrhun-dertelang mit demselben beschäftigen, kommt Großes raus: Wie im Tal der uhren, das sich selbstredend in der Schweiz befin-det. Gemeint ist damit die geografische re-gion der Jurakette, die sich von Genf nach basel zieht. Touristisch hat man dort das Watch Valley entwickelt. 38 etappen zählt die 200 Kilometer lange uhrmacherstraße. berühmte uhrfabriken und uhrmuseen las-sen die zeit vergessen. Die zwei Städte La Chaux de fonds und Le Locle sind die wich-tigsten uhrenstädte. besucher finden be-kannte uhrenmarken und manufakturen wie Tissot, zenith, zodiac, TaG, ebel, Vulcain, Corum und Girard-Perregaux. bei den füh-rungen wird die Geschichte der uhrmache-rei in einen größeren geschichtlichen zu-sammenhang gestellt. es beeindruckt, dass auf einem Teilstück des Watch Valleys auf 30 Kilometern 40 uhren- und zulieferfirmen stehen. www.juraregion.ch

SIZILIEn: TRADITIOnS-SCHOKOLADE HAUTnAH

es ist immer gut, wenn einer behaupten kann, er wäre der erste gewesen. bei der an-tica Dolceria bonajuto in modica ist das so: Geworben wird mit dem Prädikat der älte-sten Schokoladenfabrik in Sizilien. Seit 130 Jahren wird hier die regionaltypische Scho-kolade, der cioccolato di modica hergestellt. Sehr ursprünglich mit grobem zucker, in an-lehnung an die Schokoladekunst der azte-ken. eine führung lässt den blick hinter die Kulissen zu, geboten wird die Geschichte und Tradition dieser besonderen Schokolade. aber nicht nur. es geht auch um weitere sizi-lianische Sünden wie mpanatigghi, den „rei-se-Keksen“ mit Schokoladen-fleisch(!)-fül-lung oder Cannoli, die kleinen gebackenen Teigrollen mit ricotta-füllung. Die Produkte können samt sympathischer Geschenkideen vor Ort oder online gekauft werden. Die Ho-mepage versprüht mit den Sprachen italie-nisch, englisch, französisch und japanisch In-ternationalität. www.bonajuto.it

USA/JAPAn: SELBST GEBRUTZELT SCHMECKT BESSER

zuhause wird immer weniger gekocht, dabei ist die Sehnsucht danach groß. allein, wie funktioniert es? Die beiden restaurantket-ten Slappy Cakes und Pepperlunch lassen ihre Kunden selbst am Tisch ihr essen braten. Damit tragen sie drei Kundenbedürfnissen rechnung: Günstig konsumieren, erfahrun-gen sammeln und selbst mitmachen. bei Slappy Cakes belegen und braten die Kun-den Ihre Pfannkuchen direkt auf ihrem Tisch, bei Pepperlunch wird das Steak ebenfalls vom Kunden am Tisch ganz nach seinem Ge-schmack gebraten. Serviert wird das essen auf speziellen Gartellern mit elektronischem Kocher. Pepperlunch gibt an, nur hochwer-tigstes fleisch zu verwenden und hat alleine in Japan 200 restaurants. nun breitet sich die Kette auch in australien und in den uSa aus. www.slappycakes.com und www.pepperlunch.com.sg

Uhrenmuseum im Uhrental: Besetzung des Themas Uhr in allen Facetten

Die Schokolade von Bonajuto kann in der Fabrik oder online

gekauft werden

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Der Chinaturm des Hotel Hochschober: eingebettet in den Kärntner Bergen

LOnDOn: DIE ETWAS AnDERE STADTFüHRUnG

führungen scheinen ein alter Hut in der touristischen Produktentwicklung zu sein, doch wie immer kommt es ganz auf das

„wie“ an. es gibt ein unternehmen für Stadt-führungen in London, das nicht etwa frem-denführer als Guides engagiert hat, sondern besondere Leute. es sind dies Journalisten, autoren, Lektoren, Historiker, Schauspieler, barkeeper und musiker.Die Teilnahme ist ganz unkompliziert: Ohne anmeldung findet man sich zur angegebe-nen zeit am Treffpunkt, an einer u-bahn-Station ein. Die führungen dauern an die zwei Stunden und kosten bis zu 8 englische Pfund. Jeden Tag gibt es mehrere führungen zu unterschiedlichen Themen wie z.b. „Die besten adressen in London“-Tour oder die

„Jack the ripper Tour“, oder auch, ganz klas-sisch, die „british museum Tour“. ähnliches gibt es auch in Paris. www.walks.com und www.paris-walks.com

KÄRnTEn: EIn HOTEL –VIEL EInZIGARTIGES

Kein Symposium über marketing im Touris-mus, wo nicht das Hotel Hochschober als gu-tes beispiel genannt wird, um sich aus der masse hervorzuheben. Die Ideen der familie Leeb haben es in sich: Der erste Knaller, der von sich reden machte, war das beheizte See-bad. es folgte die begeisterung für die Türki-sche badekultur und damit ein Hamam mit Originalen anwendungen und Waschzeremo-nien. Seit einigen Jahren gibt es einen China-turm, acht Stöcke hoch und von chinesischen experten erbaut. mit Teeraum samt täglicher Teezeremonie und arztpraxis für traditionelle Chinesische medizin inklusive. Der arzt ist selbstredend Chinese. Der Hotelkomplex ist durch eine "Seidenstraße" mit dem China-turm verbunden, wo die Leebs viele antiqui-täten aus China zugänglich machen, bücher auflegen und man ihre Studienreisen im reich der mitte nachlesen kann. Die türki-sche und chinesische Produktentwicklung passt vielleicht nicht zu Kärnten, aber zu den Leebs. Denn wenn sie was machen, dann or-dentlich: Sehenswert ist der Ski- und Wan-derraum, der Wohnzimmerqualität hat. Ganz neu ist eine bibliothek mit hellem Leseraum, wo moderne Sessel, Chaise Lounges und der ausblick in die natur Lust auf ungestörte

Lesestunden machen. 5.000 bücher stehen bereit, regelmäßig finden Schreibseminare, Lesungen und Kreativworkshops statt.Gut in Szene gesetzt: Das Wasser aus der Leitung kann unter dem namen "Turracher urquell" überall im Haus und auch in vielen zimmern bei einladenden brünnlein selbst gezapft werden. www.hochschober.at

nORDSEE: SO GEHT CURRYWURST! Dass Currywurst auch anders geht, beweist nun ein restaurant auf der kleinen ostfriesi-schen Insel norderney. „Weiße Düne“ heißt das restaurant und liegt malerisch in einer weißen Sanddüne an einem unendlich scheinenden weißen Sandstrand, am östli-chen ende der Insel. und da gibt es sie: Die Gourmet-Currywurst - serviert im nostalgi-schen einweckglas, mit fein abgeschmeck-ter, scharfer Tomaten-Chili-Sauce, überzo-gen nur mit einem feinen Hauch von Curry. Die Idee mit dem einweckglas entsprang ei-ner notwendigkeit: bei umbauarbeiten flo-gen immer wieder Sägespäne in das verfei-

nerte Gericht. Die geschlossene Lösung kam so gut an, dass sie beibehalten wurde. Das einzige, was diese Slowfood-Currywurst mit ihren fastfood-artgenossen aus berlin, Hamburg und dem ruhrpott gemein hat, ist das große bier, das man zur Currywurst nun mal trinken muss. So geht Currywurst!www.weisseduene.com

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(bp)

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Schritte im Produktentwicklungsprozess

Risiken minimieren Die Einführung neuer Produkte birgt erhebliche risiken: So schei-tern beispielsweise 70 Prozent der sogenannten „schnelldrehenden Produkte“ (fast moving Consumer Goods) bereits im ersten Jahr. um die Gefahr von fehlinvestitionen zu reduzieren und abschätzen zu können, bietet die Produktmarktforschung ein breites methoden-portfolio. Die vier Schritte in der Produktentwicklung: am anfang steht die marktanalyse. Die wichtigsten frage dabei sind: Welche

motive hat der Kunde, was sind dessen bedürfnisse (Phase der Exploration, 1) und: Was bietet die Konkurrenz. auf die erkennt-nisse daraus sollte die systematische Ideenentwicklung basieren. es folgen die Produktevaluation, die Preis-absatz-analyse und Verpak-kungs- oder Produkttests sowie die Kostenkalkulation (Phase der Konzeption, 2). für den Launch eines Produktes auf dem markt sind Kommunikations- und Vertriebskanäle zu definieren. (Phase des Marketing, 3). Die Phase der Evaluation (4) räumt ein, dass am Produkt eventuell auch noch Korrekturen vorgenommen werden.Q

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exploration

Situationsnalyse entwicklung von Ideen

1

marketing

Launch, Kommunikation und Distribution

3

konzeption

entwicklung von Produktkonzepten

erstellung des Produktes

2

4 evaluation

erfolgskontrolle modifikation

2 2 M | J a n u a r , f e b r u a r , m ä r z 2 0 1 1

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W as ist heutzutage nicht Produkt? Und was nicht Entwicklung? Die ganze Welt ist Pro-dukt, und was früher ein Weltverbesserer war, ist heute ein Produktentwickler. Also

was? Es ziemt sich in unserer wertneutralen Zeit für den Manager nicht mehr, dass er die Welt verbessern will. Er spricht erstens nicht von Welt und schon gar nicht von Le-ben. Die Begriffe sind ihm zu philosophisch. „Produkt“ ist sachlicher. Und auch „verbessern“ tut man nicht. Weil, klingt zu moralisch. Der moderne Mensch „entwickelt“. Das ist pluralistischer. Demokratischer, irgendwie.

Was also ist Produktentwicklung? Ich erkläre es, was Le- xikon-Redakteure nie dürfen, umgekehrt: Was nämlich ist es nicht? Denn da kenn ich mich aus. Ich bin ein Kind des Pustertals. Genau genommen seines berühmtesten Pro-dukts, der Kartoffel, dort Erdäpfel genannt. Die Pustertaler Kartoffel-Saatbaugenossenschaft, das musste schon jedes Volksschulkind im Tal wissen, war „die größ-te Kartoffel-Saatbaugenossenschaft Italiens“ Zwar wussten wir nicht, ob es noch irgendwo eine zweite gab, aber unsere war jedenfalls die größte. Und das Pustertal war das größte geschlossene Kartoffelanbaugebiet Italiens, logisch. Das Pustertal war Erdäpfel. Diesem verdankte es bis tief in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts seinen gediegenen Wohlstand.

Im Rest des Landes schrie man uns nach, wir kämen „von den Erdäpfeln her“. Das wollte verächtlich sein, war aber nur Neid. Auch „je größer die Erdäpfel, um so dümmer der Bauer“ war so ein Spruch üb-ler Vorurteilspflege. Blanker Neid! Die Pu-sterer waren auf ihrem Gebiet Staatsmeister, lang bevor die „Landler“ mit ihren Äpfeln erst anfingen, Staat zu machen. Wir lieferten Kartoffeln in die ganze Welt. Mein Onkel, der Geschäftsführer der Genossenschaft war und wegen seiner Pingeligkeit von den Bauern

„der Erdäpfelkäfer“ genannt wurde (was ein Ungeziefer ist), fuhr bis nach Israel und Südamerika. Am Pustertaler Wesen sollte die Welt genesen. Erdäpfelmäßig zumindest.

Aber was tat das Pustertal dabei? Es erntete seine Erdäp-fel („Erdäpfel aufklauben“ war die nicht verbotene Kinderar-beit im Tal) und verkaufte sie. Aufklauben und verkaufen. Sonst nichts. Jahrzehntelang. Was nicht Saatkartoffel war, weil zu groß geraten, galt als „Speisekartoffel“ und wurde wenig mehr geachtet als die „Futterkartoffel“. Außer für den Eigenverbrauch hatte man keine Verwendung dafür. Eine nennenswerte Schweinezucht gibt’s nicht mehr. Es blieb die

„missachtete Kartoffel“ aus der Sage von den Anfängen des europäischen Kartoffelbaues.

So war es vor 50 Jahren und ist es heute noch, nur schlimmer. Das Produkt blieb, was es war. Hat sich nicht entwickelt. Wie es wuchs, wurde es vermarktet. Ein Rohstoff

mit null Veredelung. Im Kartoffeltal Pustertal ist ein gan-zes Kartoffelzeitalter lang kein einziger Kartoffel ver-

arbeitender Betrieb entstanden. Kein Chips-Fabri-kant, kein Röster, kein Püree-Grossist, kurz: kein

Veredeler von nix. Darf mach sich wundern? Ja, nicht nur das Produkt Erdäpfel wurde nie ver-

edelt, auch jeglicher Sinn dafür nicht. Stellvertretend für meine Landsleute behaupte ich: Es gibt im Pu-stertal allenfalls eine Kartoffel-Anbaukultur, eine Kartoffel-Konsumkultur gibt es nicht. Es gibt be-zeichnenderweise eine Weinkost dort, neuerdings auch Butter- und Käseverkostungen, Speckiaden auch, aber Kartoffel? Erdäpfel ist Erdäpfel. Was soll man da groß verkosten? Das ist der Bewusst-seinsstand bei meinem sonst so findigen, ent-wicklungsfreudigen Volk der Pusterer. An seinen Erdäpfeln hat es sich als verlässlich produktent-wicklungs-resistent erwiesen.

florian Kronbichler, 59, ist freier Journalist in bozen. Seine Kommentare und Glossen erscheinen in deutschen und italienischen zeitungen.

Pro|dukt|ent|wick|lung die; - ; (Pe) Tätigkeit zum Lösen einer technischen aufgabe. Die beiden klassischen begriffe und Tätigkeiten entwik-keln (forschung & entwicklung: Vorentwicklung) und Konstruieren sind in Produktentwicklung zusammengefasst worden. Produktentwick-lung beginnt bereits bei der am anfang stehenden Idee und reicht bis zur markteinführung des Produkts (der technischen Lösung).

Gegenbeweis Erdäpfelflorian Kronbichler und seine Interpretation von Produktentwicklung. Der freie Journa-list, mit Wurzeln im Pustertal, erinnert sich zurück an Volksschulzeiten und macht, was Lexikon-redakteure nicht dürfen: er erklärt, was Produktentwicklung nicht ist.

Monolog

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Weltneuheit im Treppenbau EssindauchInnovationen,dieSüdtirolzueinervielbeachtetenDestinationimAlpenraummachen.WieetwadiejüngsteErfindungeinesSarnerUnternehmens.

EInE STIEGE AUS STYROPOR. Als Bran-chenfremder würde man schnell in die Versuchung kommen, diese Produktent-wicklung als realitätsfremd abzukan-zeln: Als Modell vielleicht kann das funk-tionieren, aber in der Praxis? Fakt ist: Dem Unternehmen Metallconcept aus Sarnthein ist es mit Hilfe des TIS innova-tion park gelungen, die erste Modulfer-tigbautreppe der Welt zu entwickeln – eben aus: Styropor. Ein neues Zeitalter für Treppen, die eben nicht gezwungere-nermaßen aus Holz, Glas, Stein oder Stahl gefertigt werden müssen.

Das Treppenbauunternehmen suchte von Anfang an nach einer Lösung, um den kosten- und arbeitsaufwändigen Schalungsbau für Betontreppen zu ver-einfachen. Bei Sanierungsarbeiten soll-te die Treppe ohne Probleme an Ort und Stelle eingebaut werden können, Fach-kenntnisse nicht zwingend nötig, zudem die Verschalung Teil der fertigen Treppe sein. „Unser Hauptanliegen war es Trep-pen schneller und günstiger einbauen zu können“, erzählt der Firmen-Geschäfts-führer Kurt Wohlgemuth. „Außerdem sollten die einzelnen Treppenelemente so leicht sein, dass sie einfach transpor-tiert werden können“.

Mit diesen klaren Vorstellungen und Vorgaben wandte sich Wohlge-muth an den Bereich Simulation & Ma-

terial des TIS innovation park. Nach zahlreichen Computersimulationen konnte ein erstes Modell der Treppe am 3-D-Drucker im TIS ausgedruckt wer-den. Nun stellte sich noch die Frage nach dem richtigen Material. Gesucht war ein Material, das viele Anforderun-gen zu erfüllen hatte: leicht sollte es sein, stabil und flexibel bearbeitbar. Die Mitarbeiter des TIS begaben sich auf Materialsuche und hatten zunächst die Idee, Holzbeton zum Einsatz zu brin-gen. Wirklich leicht wurden die Trep-penelemente dadurch aber nicht.

Beschichtetes Styropor

Styropor erwies sich dann als ideales Material für die Treppe; leicht war die Treppe nun, aber stabil noch nicht. Po-lyurethanbeschichtung erwies sich schließlich als das „Zaubermaterial“, das die leichte Styroportreppe nun auch in eine stabile Treppe verwandelte.

Kurt Wohlgemuth: "Unser Anliegen ist es,

Treppen schneller und günstiger einzubauen"

Material

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Hochwertige Gummistiefel werden bei-spielsweise aus Polyurethan hergestellt außerdem findet das Material auch Ein-satz in der Automobilindustrie. Polyure-thane sind Kunststoffe oder Kunstharze, welche je nach Herstellung hart und spröde, aber auch weich und elastisch sein können. „Mit der Materialwahl bin ich sehr zufrieden: Die Treppe erfüllt alle bautechnischen Normen und ist zudem auf Trittschall geprüft.“, erläutert Kurt Wohlgemuth. Die einzelnen Treppen-elemente werden aus dem Styropor com-putergesteuert und millimetergenau herausgefräst und danach mit Polyure-thanlack beschichtet, zur Baustelle transportiert und dort eingebaut.

Der Vorteil des neuen Systems: Wie Bau-klötze können die einzelnen Treppen-elemente aufgestellt werden, was die Fertigung maßgeschneiderter Lösungen erleichtert. Bei der konventionellen Treppenbauweise, wie etwa bei Beton-Fertigtreppen-Elementen, sind die Beto-nelemente sehr schwer und müssen oft mit Sondertransporten und Schwerlast-kränen transportiert und montiert wer-den. Beim neuen System sind die einzel-nen „Bauklötze“ hohl und deshalb leicht und handlich – eine fertige „Bauklotz-treppe“ wiegt in etwa so viel wie drei Ki-sten Bier – sodass ein Handwerker allei-ne eine Treppe in etwa zwei Stunden aufbauen kann, um sie dann an Ort und Stelle zu betonieren.

Mittlerweile ist die innovative und weltweit einzigartige Treppenbauweise patentiert und die erste Modulfertig-bautreppe der Welt wurde auf den Na-men „Scawo“ getauft. Seit Oktober 2010

sind die Produktionsanlagen bei Metall-concept in Sarnthein installiert und in Betrieb. Die Zukunft wird zeigen, wie der Kunde auf das innovative Produkt rea-giert. Jetzt setzen die Sarner daran, ihre Neuheit bekannt zu machen. (hs)

D a S u n T e R n e h M e nM e T a l l c o n c e P T

Der metallbaubetrieb mit 20 beschäf-tigten ist in zweiter Generation tätig. anspruch der Sarner: arbeiten mit mo-dernsten Planungstechniken und ma-schinenpark, wie z.b. CnC-gesteuertem Dreh- und fräsbearbeitungszentrum, CnC-gesteuerte ringbiegemaschine u.s.w. Produktion von Treppen, Gelän-dern und metallkonstruktionen sowohl für Privatkunden als auch für öffentli-che Institutionen. zur Herstellung der Produkte Verwendung verschiedenster metalle, z.b. rostfreien Stahl, Cor-Ten, Stahl roh, bronze und messing in Ver-bindung mit Holz, Glas und Stein oder eben Styropor. www.metallconcept.com

Große zeitersparnis fixpreis durch vorhersehbare arbeits-

schritte Keine Schalungsarbeiten notwendig Individuelle, präzise fertigung nach maß ausgefallene Treppenformen möglich Kein aufgießen bzw. aufpolstern einfachste Installation Ideal für neubau und Sanierung minimaler Verputzaufwand recyclingfähige materialien modernste fertigungstechnologie in

Leichtbau

P R o D u k T v o R T e I l e a u F e I n e M B l I c k

Styropor in Kombination mit Materialien, die für Gummistiefel verwendet werden: das Geheimnis der Sarner Treppe

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Menschen

Roland Perathoner: „Wir arbeiten alle so

individuell, dass der eine dem anderen ei-gentlich keinen Kun-den direkt abwerben könnte. Doch man schaut schon ganz genau, was der Kol-lege wieder neues fabriziert“

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EInE DURCHSCHnITTSMUTTER wäre ausgerastet. Seine Mutter lächelte nur: Früher, als Roland Perathoner noch nicht „UNIKA“-Präsident war, sondern als 13-jähriger Bub die ersten Schnitz-versuche am heimischen Küchentisch machte, rammte er das Eisen ziemlich oft in die hölzerne Tischplatte. Selbst

Kunsthandwerkerin, waren die vielen Schrammen, Kerben und Furchen im Tisch kein Weltuntergang für sie. Viel-mehr freute sie sich, dass der Sohne-mann in ihre Fußstapfen trat.

Vierzig Jahre später steht Perathoner an der Spitze der Grödner Künstlerverei-nigung „UNIKA“: 60 Bildhauer, die mo-derne Kunst anbieten. Alles bescheide-ne, eher zurückhaltende Männer, denen man perfekte sakrale Arbeiten zutraut, vielleicht weniger so kreative Kunstwer-ke wie sie in ihrer Gallerie in St. Ulrich zur Schau gestellt werden. Die Statuen, Bilder und Objekte entzücken den Be-trachter ebenso wie das gewaltige Dolo-mitenpanorama, das man durch die Glasfront des Ausstellungsraums er-blickt. Pinke, blau-gesprenkelte, aus ge-pressten Holzspänen gefertigte Statuen oder Wandbilder sind dort zu bewun-dern, daneben stehen klassische, goti-sche, barocke, abstrakte und naturalisti-sche Skulpturen. Und sakrale Arbeiten,

Wo Greise und Engel Holzköpfe sind. für roland Perathoner, Visionär der Grödner Künstlervereinigung „unIKa“, muss man das Kunsthandwerk im blut und in den Händen haben. Von Künstlern, die ein gestorbenes Stück natur zum Leben erwecken.

Text: Barbara Platzer und Martin Bertagnolli Foto: Max Lautenschläger

die immer noch eine wichtige Einnah-mequelle für die Bildhauer sind.

Begonnen hat die Grödner Passion für Holz bereits vor 400 Jahren. Während der langen, kalten Winterzeiten in ihre Häuser verbannt, wurde die Holzschnit-zerei zum willkommenen Zeitvertreib und bald auch zur wichtigen Einnahme-

quelle. Mit Holzspielzeug und De-korationsgegenständen fing alles an. Im 17. Jahrhundert entstand das professionelle Kunsthand-werk: Kruzifixe, Heiligenbildnis-se, Altäre und Krippen wurden gefertigt. Christian und Bartho-lomäus Trebinger aus St. Ulrich

gelten als Pioniere der Grödner Holz-schnitzkunst. Neben dem bayerischen Oberammergau ist Gröden heute „the place to be“ für jeden Bildhauer.

Weltweit ist „UNIKA“ auf Messen unterwegs. Im reichen Dubai schnup-pern die Scheichs den frischen Zirben-holzduft ebenfalls gern. Der größte Marketing-Coup gelang mit der Ausstel-lung „Fußballfans“, welche 2005 anläs-slich der „UNIKA“-Skulpturenmesse gezeigt wurde. Vom amputierten Greis im Rollstuhl bis hin zum barbusigen weiblichen Fan: ein Teil der 68 hölzer-nen überlebensgroßen Fußballfans wa-ren vor und während der WM 2006 in München und Stuttgart zu bestaunen.

Die seit 1994 bestehende Künstler-vereinigung „UNIKA“ ist ein Zusam-menschluss von Bildhauern, Fassma-lern, Vergoldern und Verzierungsbild-hauern, die die 400 Jahre alte Schnitzkunsttradition Grödens fort-führen. Vor 16 Jahren war man sich im

S T I c h w o R Tu n I k a

„unIKa“ steht für einzelstück. Die Skulpturen der bildhauer von Gröden sind individuell von Hand angefertigt. eine Schutzmarke der Handelskammer bozen weist die „unIKa”-Originale aus. Jedes Jahr findet anfang Septem-ber in St. ulrich in Gröden die „unIKa“-Skulpturenmesse statt. www.unika.org

Tal der Bildhauer in vielen Dingen unei-nig. Einer Gruppierung schwebte die Idee einer gemeinsamen Plattform für individuell gefertigte Erzeugnisse vor, die auch den Jungen, die in das Metier nachrücken würden, offen stehen sollte.

„Einige wenige haben sich dann zusam-mengesetzt und ein Jahr später, 1995, waren wir dann schon 28 Mitglieder, die sich Regeln gegeben und eine Schutz-marke erhalten haben.“

Was ursprünglich eine Veranstal-tung sein sollte, ist heute eine Marke: nächstes Jahr ist man beim Filmfestival in Trient. „Die Besucher kommen in vie-len Fällen dann im September zur „UNI-KA“ in Gröden, wenn sie uns anderswo erleben“, so Perathoner, „denn die Men-schen, die nach Gröden kommen, wol-len nicht nur Skifahren und Wandern, sondern auch etwas über die Kultur er-fahren“. Die „UNIKA“-Künstler sehen sich heute als wichtige Werbeträger: für Gröden – aber auch für Südtirol.

„Meine Werke symbolisieren ein gestorbenes Stück natur, das man wieder zum Leben erweckt hat.“

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glaubwürdig

einprägsam authentisch

klar ne, die wichtige Imageträger für unser Land sind. Dank ihres hohen Renomées tragen sie entscheidend dazu bei, Südti-rol international bekannt und begehrt zu machen.“

Das Logo und die Kapsel

Das neue Logo „Südtirol Wein“ setzt sich aus einer Wort-Bildmarke zusam-men. Der Schriftzug vermittelt durch den kontrastierenden Farbklang und lebendigen Charakter Authentizität und das Selbstbewusstsein der Südtiro-ler Weine. Die Farbwahl fiel auf einen hellen Grünton, da Südtirol sich zuneh-mend als Weißweinland profiliert, die Komplementärfarbe dazu bildet ein nicht allzu hartes Grau, das für die Bo-denständigkeit und Ernsthaftigkeit steht. Der stilisierte Kapselkopf spie-gelt mit seiner Kreisform die „Welt des Südtiroler Weines“ wider. Die Berge und der Südtirol-Schriftzug sind klar erkennbar von der Dachmarke abgelei-tet und betonen die Herkunft.

Als Bindeglied zwischen Produkt und Kommunikation wurde eine ein-heitliche Gestaltung der Kapsel vorge-nommen, die für die Abfüllung 2010 erstmals zur Anwendung kommt. Zur Kennzeichnung des Kapselkopfes wird eine reduzierte Form des „Südtirol Wein“ Logos verwendet. Die Gestal-tung der Seitenflächen der Kapsel bleibt den Produzenten überlassen. Dadurch soll auch in Zukunft ein indi-viduelles Erscheinungsbild der Fla-schen gewährleistet werden.

Und damit schließt sich der Kreis: ohne die bewusste Qualitätsstrategie der Südtiroler Weinwirtschaft und – darauf aufbauend – die Entwicklung der letzten Jahre, wäre das Hervorbrin-gen eines gemeinsamen Auftritts nicht denkbar gewesen. So aber wird ein gu-ter Teil der Abfüllung 2010 zu einem

BEGOnnEn HAT es bei den Weinprodu-zenten und mit der Krise der 80er Jahre: Die Südtiroler Weinwirtschaft besann sich auf den Erfolgsfaktor „Qualität“, denn nur mit einem hochwertigen Pro-dukt – waren Obmänner, Kellermeister und nach und nach auch die Weinbauern überzeugt - könne das kleine Land auf

dem Weinmarkt bestehen. In den Fol-gejahren wuchsen im Land mehr

und mehr Spitzenweine heran und die Produzenten ernteten

Beifall und Auszeichnungen. Nahezu das gesamte Südtiro-ler Sortiment, über 98 Pro-zent, fällt mittlerweile in das DOC Reglement. Viele der Südtiroler Weinbetriebe ha-ben es geschafft, durch kon-sequentes Qualitätsbewusst-sein zu den Besten ihrer

Zunft zu gehören und darüber hinaus charmante Botschafter

Südtirols zu sein.

30 Jahre danach

Auf den Qualitätszug aufspringen will man jetzt auch visuell - mit dem neuen Corporate Design des Südtiroler Weins, das in Zusammenarbeit vom Konsortium Südtiroler Wein und der EOS - Export Or-ganisation Südtirol ausgearbeitet wurde. Der neue Auftritt ist der Dachmarke Süd-tirol entlehnt, fördert ein hochwertiges, eng mit der Destination verbundenes Image und stärkt das Bewusstsein nach innen und nach außen. Es vermittelt Identität und bietet dem Konsumenten eine wertvolle Orientierungshilfe durch mehr Sichtbarkeit vom „Absender Südti-rol“ auf dem Markt. Wirtschaftslandes-rat Thomas Widmann sagt klar: „Auf eine neue Marke zu setzen, aus der die Zuge-hörigkeit zur Dachmarke eindeutig her-vorgeht, ist der richtige Weg. Südtirol produziert herausragende Qualitätswei-

Marke

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Die Kapsel und das Logo: Erkennungs- und Her-kunftszeichen für ausge-wählte Südtiroler Weine

Kapsel mit Köpfchen. Der Südtiroler Wein hat ein neues Logo: lehnt sich an die Dachmarke Südtirol an und wird auf den Kapseln der DOC-Weinflaschen zu einem prägnanten ge-meinsamen Herkunfts- und erkennungszeichen.

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stark

authentisch

Strukturen KonsortiumSüdtirolerWein freie Weinbauern Südtirol (83 mitglieder) Weingüter (39 mitglieder) Kellereigenossenschaften (14 Genossenschaften)

Knapp5.300haRebfläche 55% Weißwein | 45% rotwein

98% der rebfläche sind DOC klassifiziert

LeitsortenWeiß Weißburgunder, Sauvignon, Gewürztraminer

LeitsortenRotVernatsch, Lagrein,

blauburgunder

Armin Dissertori begrüßt den Schritt mit einer gemeinsamen Herkunftsbezeichnung die Stärken des Südtiroler Weines nach außen zu tragen

Z a h l e n u n D F a k T e n Z u R S ü D T I R o l e R w e I n w I R T S c h a F T

J a n u a r , f e b r u a r , m ä r z 2 0 1 1 | M 2 9

»

Der Auftritt des Konsorti-ums Südtiroler Wein: Das

helle Grün aus dem Südti-rol-Panorama ist eine An-

spielung auf die Positionie-rung als Weißweinland

weiteren Meilenstein in der Südtiroler Weingeschichte.

Stimmen der Weinwirtschaft

armin dissertori, Präsident des Kon-sortiums Südtiroler Wein: „Wir bündeln unsere Budgets und bauen ein nachhal-tiges Image auf. Wir nutzen die Syner-giepotentiale bestmöglich und werden unsere Marktposition langfristig festi-gen. Ich begrüße daher den Entschluss, unter einer gemeinsamen Herkunftsbe-zeichnung als Qualitätsstrategie ein-heitlich aufzutreten und hoffe, dass sich

alle gemeinsam dafür einsetzen, die Stärken des Südtiroler Weins einheit-lich nach außen zu tragen.“

christof tiefenbrunner von der Schlosskellerei Turmhof in Kurtatsch verspricht sich von der neuen Kapsel Wettbewerbsvorteile: „Zum einen wird die gemeinsame Kapsel ermöglichen, dass wir uns klar vom Trentino und vom restlichen Italien differenzieren. Zudem bietet sich auf längere Sicht die Möglich-keit auf Synergien mit der Südtirol Mar-keting Gesellschaft, was schlussendlich für alle von Vorteil ist.“

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Marke

Freien Weinbauern Südtirol (FWS) hat sich bei der letzten Sitzung einstimmig für eine Empfehlung der Südtirol Kapsel für die FWS-Mitglieder ausgesprochen. josephus mayr vom Erbhof Unterganz-ner: „Die Fachgruppe Marketing des Konsortiums Südtiroler Wein und die EOS haben eine gute Grundlage geschaf-fen. Nun sind wir Produzenten an der Reihe, das Gerüst mit Leben zu füllen. Die neue Kapsel bietet uns eine hervorra-gende Möglichkeit, um Südtirol gut auf dem Markt zu positionieren und das Image weiter zu stärken.“

Zum einsprachigen Schriftzug auf der Kapsel, erläutert klaus gasser von der Kellerei Terlan: „Wir sind uns bewusst, dass die Vermarktung mit dem deutschen Schriftzug vor allem anfangs mit Mehran-strengungen verbunden ist, insbesonde-re in Ländern wie den USA, wo Südtirol in erster Linie unter seiner italienischen Be-zeichnung bekannt ist. Man muss dazu sagen, dass der einsprachige Schriftzug ausschließlich die Kapsel betrifft, dass aber auf dem Etikett selbst die italieni-sche Bezeichnung erhalten bleibt.“

Der Vorstand der Vereinigung der (cs)

Marke

a n w e n D u n g S R e g e l n B e I D e R v e R w e n D u n g

DieKapseldarfverwendetwerden von mitgliedern des Konsortiums

Südtiroler Wein für deklarierte DOC Weine für 7/10-, magnum, Doppel-

magnum- und 0,375l-flaschen innerhalb eines Preisgefüges

DieKapselmussverwendetwerden auf dem gesamten DOC Sortiment

(Liter-Ware ausgenommen)

Anwendungshinweise Der Kapselaufdruck kann in Weiß,

Silber oder Gold erfolgen. Die anwendung des Kapselkopfes

mit dem neuen Südtirol Wein Logo startet mit der abfüllung des Jahrgangs 2010.

für die nutzungserklärung sowie alle technischen und rechtlichen Informationen steht die Wein- werbung der eOS zur Verfügung: Tel. 0471 945 774, [email protected]

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Bereits mit der Abfüllung des Weins aus dem Jahrgang 2010 wird die neue Kapsel Realität

Sichtbarkeit ohne Eingriff auf die Autonomie der Etikette: die Kapsel mit „Südtirol“, hier auf den Flaschen in weißer Schrift

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Deutschland: VogueModemagazin – Der reiseteil in der letzten ausgabe von 2010 stellt das etwas andere Südtirol vor: neben bekannten Orten und Spezialitäten der region wird auf das zusammenleben der drei Sprachgruppen und auf die Südtiroler selbst eingegangen. Ausgabe Dezember 2010

Deutschland: Deco HomeWohnmagazin – auf fünf Seiten trifft alpenländische Wohnkultur auf moderne „leane“ Innengestal-tung. aber alles hat seine Wur-zeln. Die reise geht von der San Lorenzo mountain Lodge bei St. Lorenzen über das baumhaus in meran bis hin zum Vigilius moun-tain resort und dem bergbauern-hof Obertreyen in Sand in Taufers. Ausgabe September/Oktober 2010

Deutschland: PhotonSolarstrom Magazin – In der monat-lich erscheinenden fachzeitschrift wird Südtirol als ansiedlungsgebiet für Photovoltaikfirmen portraitiert. Interessant sei der Standort gerade für deutsche firmen, die auf dem ita-lienischen markt fuß fassen möch-ten. Ausgabe August 2010

Belgien: Highlife PlusJahresheft – Das Luxusmagazin für besondere

bergurlaube präsentiert seinen Lesern das Ge-biet um den Kronplatz: ausgeh- und restau-

ranttipps sowie Hotels und Veranstaltungen in der Wintersaison in Südtirol. Ausgabe 2010-2011

niederlande: Bergen Magazine

Berg-Magazin – Die mono-thematische zeitschrift wid-met die Titelgeschichte den

Sextner Dolomiten: auf 22 Seiten wird anhand groß-

flächiger bilder, Portraits der großen alpinisten und routenvorschlägen dieser

spektakuläre abschnitt der Dolomiten vorgestellt.

Ausgabe Dezember 2010

Im Visier der Medien. Geschichten über Südtirol außerhalb Südtirols: von entspannten urlaubstagen zwischen alpenländisch und modern, von bergsteiger-Pionieren in den Sextner Dolomiten und von Photovoltaikfirmen, die sich das beste Pflaster als Standort suchen.

Mosaik

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Vom Stahlkonzern zum Reiseriesen Unternehmensindwandelbar.DiezweiteAusgabederSerie„UnternehmenimWandel“erzähltdieGeschichtenvonTUIundderSüdtirolerFirmaFuchsCerealien.Am18.JanuarinderEURAC.EineVorschau.

u n T e R n e h M e n I M wa n D e l

DieVeranstaltungsreihelädtUnter-nehmenein,dieeinenbesonderenWandelerfolgreichvollzogenhaben.ZumThema„Branchenwechsel“wer-denRobinZimmermannvonTUIundWalterFuchs,GeschäftsführerderFirmaFuchsCerealien,denZuschau-ernin60MinutenihreErfahrungenundErkenntnissezumThemaWandelinUnternehmenzugänglichmachen.wer: TIS,EURACundSMGwo:EURAC,Foyerwann:Di,18.Januarum19Uhranmeldung: [email protected]

ZU GAST In BOZEn ist Robin Zimmer-man, stellv. Leiter der TUI Konzern-Kommunikation sowie das Südtiroler Unternehmen Fuchs Cerealien. Sie er-zählen von ihrer bewegten Unterneh-mensgeschichte und davon wie sie die Branche gewechselt haben. Zwei Ge-schichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Da ist einmal das Großunternehmen, das sich vom Stahl-konzern zum größten Tour Operator der Welt entwickelt. Die zweite Geschichte zeichnet den Lebenslauf eines Südtiro-ler Familienunternehmens, das den Wechsel vom Rohprodukt zur Verede-lung wagt und sich in einer neuen Bran-che zurechtfinden muss. Zwei Unterneh-mensrealitäten, die eines verbindet: der erfolgreiche Branchenwechsel.

Weltgrößter Tour Operator

Die Geschichte der TUI AG beginnt im Jahre 1923, im damaligen Preußen: der

staatliche Besitz an Bergwerken, Hüt-ten, Anlagen zur Salzgewinnung und Bernsteinwerken wird in eine Aktienge-sellschaft und zwar in den Stahlkon-zern Preussag umgewandelt. Der da-mals unrentable Staatsbergbau sollte durch die Umwandlung erfolgreicher weitergeführt werden. Die Preussag mit Firmensitz in Berlin hat zu diesem Zeitpunkt 31.000 Beschäftigte. Zur Pro-duktpalette zählen unter anderem Steinkohle, Kali- und Steinsalz, Metall, Bernstein aber auch Erdölprodukte. Während des Zweiten Weltkrieges wer-den zahlreiche Werke von Seiten der Alliierten zerstört. Nach verschiedenen Konzernführungen beginnt im An-schluss an den Zweiten Weltkrieg der erste Neuanfang, mit einem umfang-reichen Investitionsprogramm.

In den 50er Jahren hat die Preussag AG noch in etwa die Geschäftsfelder wie bei ihrer Gründung. 1959 wird der Kon-zern durch den Verkauf von Volksaktien

privatisiert. Ab 1960 verlegt die Preussag ihre Geschäftsfelder auf die damals loh-nenden Bereiche Chemie, Strom, Logi-stik und Stahl und weitet das Tätigkeits-

Erst 1997 fasst die Preussag AG im Tourismus Fuss - 1999 kauft sie TUI

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Miteinander

Page 33: M - Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

den Gewerbes entgegen zu treten: Es wird beschlossen, das Getreide nach dem Mah-len auch zu veredeln.

Nach und nach wächst die Firma vom kleinen Hand-werksbetrieb zum Industrie-unternehmen heran. So be-ginnt Fuchs im Jahre 1987 mit der Produktion von Müsli: eine Produktsparte, die in Ita-lien zu dieser Zeit noch völlig unbekannt ist. Schon bald folgt die Vermarktung der Müsli-Mischungen im In- so-wie im nahen Ausland. Da die Produkte gut ankommen und der Markt enorme Zuwächse verzeichnet, reicht die kleine, handwerklich geführte Pro-duktion in der Mühle schon bald nicht mehr aus. Deshalb wird Ende der 90er Jahre ein neuer Standort in Kastelbell errichtet, wo heute nach mo-dernsten Standards Früh-stückscerealien, Müsli und Naturkost produziert werden.

2007 ist für das Unterneh-men ein weiterer Meilenstein auf dem Weg in den interna-tionalen Lebensmittelhan-del: Fuchs wird IFS (Interna-tional Food Standard) zertifiziert. Eine Auszeichnung, die für das Einhalten höchster Qualitätsstandards und für Produktsicherheit steht. Als italieni-scher Marktführer im Müsli-Bereich verfolgt Fuchs heute das Ziel, Produkte zu entwickeln, die dem Trend nach ge-sunder, vollwertiger Ernährung ent-sprechen. Dazu gehören eine Bio-Linie, Buchweizenmehl, Balance-Flakes mit

Früchten, Müsli mit Waldbeeren oder auch geschälte Sonnenblumenkerne.

Das alte Mühlrad der Mühle Fuchs wurde freilich ersetzt: durch moderne Produktions-, Misch- und Verpackungs-anlagen. Jährlich werden hier nun über 4,5 Millionen Kilogramm konventionel-le und nahezu 1 Million Kilogramm bio-logische Frühstückscerealien und Müs-limischungen produziert.

feld gleichzeitig auf das Ausland aus.Mitte der 60er Jahre steigt die Preus-

sag AG vermehrt in die Konsumgüterin-dustrie ein. Der Unternehmensbereich Körperpflege stellt Pflegemittel und Kos-metikartikel her, wie Mundwasser, Zahnbürsten oder auch Kämme. Durch die Expansion mehrerer Unternehmens-bereiche kommt es 1970 zu einer Exi-stenzkrise, die durch enorme Ölgewinne 1974 ein gutes Ende nimmt.

Wechsel in die Reisebranche

1997 wird die Preussag AG durch den ra-schen An- und Verkauf der Salzgitter AG und der Übernahme des Schifffahrt- und Logistikkonzerns Hapag-Lloyd zu einem Dienstleistungsunternehmen der Frei-zeitindustrie. Mit dem Kauf der TUI Group im Jahr 1999 und der britischen Thomson Travel Group im Jahre 2000 wird das Unternehmen zum weltweit größten Touristikkonzern, der 70 Pro-zent des europäischen Reisemarktes ab-deckt. Seit 1. Juli 2002 firmiert das Unter-nehmen unter TUI: Von der Buchung über den Flug, bis hin zur Unterbrin-gung in konzerneigenen Hotels samt Betreuung der Gäste, bietet der Tourope-rator alles aus einer Hand an.

Eine Mühle namens Fuchs

Latsch im Vinschgau, 1922: Eine Familie betreibt eine Mühle und gründet das Un-ternehmen Fuchs. Laufend werden neue Getreidesorten in die Verarbeitung auf-genommen. Große Bekanntheit erlangt die Fuchsmühle für die Verarbeitung von Dinkel. Ende der 80er Jahre sucht man neue Wege, um dem immer härte-ren Preiskampf des Mehl verarbeiten-

neben Frühstückscerealien und Müslis bringt Fuchs auch naturkost auf den Markt

t u i ag i n z a h len

gründung: 1968mitarbeiter: 65.539branche: Touristik, freizeit und Schifffahrtstandorte: weltweit ca. 3.500 reisebüros, 35 Incoming agenturen, 243 eigene Hotels mit rund 154.000 betten, 5 Kreuzfahrtschiffe mit Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und TuI Cruises kunden: über 30 mio. Kunden aus über 27 Quellmärktenumsatz: 13,1 milliarden euro

f uchs j. ohg i n z a h len

gründung: 1922mitarbeiter: 35branche: vom rohstoff zum Lebensmittelprodukte: frühstückscerealien, müslis und naturkostproduktionsmenge: 5,5 mio. kg frühstückscerealien umsatz: 7 mio. eurostandorte: fuchs mühle in Latsch (Verarbeitung von Getreide zu mehl), fuchs Cerealien in Kastelbell (Pro-duktion von frühstückscerealien, müsli und naturkost)

(jm)

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Zwischen Luis Trenker & Latschenkiefern… der letzte „Salotto” der SmG fand in der mailänder "Dream factory", einem Laboratorium der Kunst statt. „Wir haben hier ein ganz neues format“, so uta radakovich, Pressefrau der SmG für Italien, „die Journalisten waren begeistert! und Südtirol konnte seine Themen im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation gut einfließen lassen.“ Donna moderna, Glamour, Virgilio.it, Style.it, Diva e Donna: Die medienvertreter genossen den abend zwischen Luis Trenker-mann michi Klemera (im bild) und "risotto pino mugo su schiuma di rafano su caffé", meisterlich gekocht von TV-Chef Gregor Wenter.

M a I l a n D , I T a l I e n

Marktplatz

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Page 35: M - Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol

„Der Mensch ist nicht das Produkt seiner

Umgebung. Vielmehr ist seine

Umgebung ein Produkt des Menschen.“

Benjamin Disraelibrit. Staatsmann (1804-1881)

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Unsere W�lt. Unser B�er.