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Es gibt drei wesentliche morphologische Teilgebiete: Derivation, Kompositionund Flexion.
Sprachen realisieren grammatische Unterscheidungen wie Singular vs. Pluraloder Prateritum vs. Nicht-Prateritum durch Flexion.
Flexion kann durch unterschiedliche formale morphologische Operationenerfolgen (Affigierung, Suppletion, interner Vokalwechsel, suprasegmentalerWechsel, Reduplikation)
(1) Wurzel:Eine Wurzel ist ein Morphem, das den Hauptteil der Bedeutung eines Wortestragt und zu einer lexikalischen Kategorie gehort: N(omen) (Substantiv),V(erb), A(djektiv), P(raposition).
(2) Basis:Eine Basis ist eine Form, an die ein Affix angefugt wird. (Oft ist die Basisidentisch mit der Wurzel.)
(3) Stamm:Eine Basis, an die ein Flexionsaffix angefugt wird, heißt auch Stamm.
a. work-er-s vs. *work-s-er; Arbeit-er-n vs. *Arbeit-et-erb. creat-ion-s vs. *creat-es-ion; Erzeug-ung-en vs. *Erzeug-ten-ungc. king-dom-s vs. *king-s-dom; Herzog-tum-er vs. *Herzog-e-tum
(7) Flexion nach Komposition – Numerusflexion:
a. foot-ball-s vs. *feet-Ø-ball; Fuß-ball-e vs. Fuß-e-ballb. out-law-s vs. *out-s-law; Hand-tasche-n vs. *Hand-e-taschec. black-board-s vs. *black-s-board; Tafel-kreide-n vs. Tafel-n-kreide
(8) Flexion nach Derivation – Tempusflexion:
a. hospital-ize-d vs. *hospital-s-ize; kanon-[is(ch)-ier]-te vs.*kanon-s-isier(-te)
b. activ-ate-d vs. activ-?-ate; aktiv-ier-st vs. *aktiv-er-ier(-st)
(9) Flexion nach Komposition – Tempusflexion:
a. white-wash-ed vs. *whit-er-wash; weiß-wasch-en vs. *weiß-er-wasch(-en)b. off-load-ed vs. *off-ed-load; ab-lad-en vs. *ab-en-lad
Flexion ist in Sprachen wie dem Englischen oder Deutschen in erster Linieaffigierend (aber es gibt auch Ablaut und Umlaut). Was unterscheidet Flexion undDerivation?
Unterschiede von Flexion und Derivation:
Kategoriewechsel: Flexion nein, Derivation ja
Abfolge: Flexion außen, Derivation innen
Produktivitat: Flexion ja, Derivation beschrankt
Allgemein gilt:Flexion schafft neue Wortformen eines Wortes; Derivation schafft neue Worter.
Nominalklasse: Gruppierung von Substantiven in unterschiedliche Gruppen, tendentiell gemaßphonologischen und/oder semantischen Kriterien (‘Women, fire, and dangerous things’).Nominalklasssen losen unterschiedliche Kongruenzmarkierungen bei kongruierenden Elementenaus. Nominalklassen sind auch oft durch spezielle Nominalklassenmarker auf Substantivenvorhanden.
(19) Vier Nominalklassen im Dyirbal (Pama-Nyungan, Australien):
a. Nominalklasse I: belebte Objekte, Mannerb. Nominalklasse II: Frauen, Wasser, Feuer, Gewaltc. Nominalklasse III: Essbare Fruchte, Gemused. Nominalklasse IV: Unterschiedliches (u.a. Dinge, die nicht in die ersten drei Klassen
passen)
(20) Nominalklassen im SiSwati (Bantu):
Prafix Beschreibung der Klasse Beispiel Ubersetzung
Das Genus indoeuropaischer Sprachen ist eine Instanz der grammatischenKategorie Nominalklasse. Wesentliches Merkmal: Genus ist (normalerweise) nichtmorphologisch auf dem Substantiv zu sehen, sondern nur auf einemkongruierenden Element.
(21) Genera im Deutschen:Maskulinum Tand der Tand Er liegt hier herumFemininum Hand die Hand Sie ist gewaschenNeutrum Band das Band Es ist gerissen.
KasusKasus dient der Argumentkodierung, d.h., der Sichtbarmachung dergrammatischen Funktion (Subjekt, Objekt, indirektes Objekt) eines nominalenElements. (Kongruenzmarkierung auf einem Verb kann dasselbe bewirken.)
(22) Kasus im Englischen:
a. Kasus ist hier kaum sichtbar (nur noch im Bereich derPersonalpronomina: her, she, him, he, us, we, them, they, sowie beimklitischen Possessivmarker -s.
b. Argumentkodierung erfolgt durch feste Wortstellung und durchPrapositionen.
(23) John gave a book to Mary.
(24) Kasus im Turkischen:Kasus Form markiertes ElementNominativ ev-Ø SubjektAkkusativ ev-i direktes ObjektDativ ev-e RezipientGenitiv ev-in PossessorLokativ ev-de OrtAblativ ev-den Richtung von etwas weg
Andere Sprachen konnen mehr oder weniger Kasus aufweisen als das Turkische. Z.B.:Rumanisch: 2 Kasus; Deutsch, Islandisch: 4 Kasus; Russisch: 6 Kasus; Finnisch: 15 Kasus
Andere Sprachen konnen mehr oder weniger Kasus aufweisen als das Turkische. Z.B.:Rumanisch: 2 Kasus; Deutsch, Islandisch: 4 Kasus; Russisch: 6 Kasus; Finnisch: 15 KasusErgativ: ein Kasus fur ein Subjekt eines transitiven Verbs (sonstige Subjekte und alle Objektebekommen den Absolutiv).
(25) Intransitive Verben im Archi (Daghestanisch; Kaukasus):
Beobachtung:Die obliquen Formen werden auf der Grundlage der Ergativform gebildet; sieerweitern diese Form: Priscianische Bildung (Parasitare Bildung).
Verben kongruieren in vielen Sprachen mit dem Subjekt (oder auch einem anderenSatzglied) bzgl. morpho-syntaktischer Merkmale wie Person, Numerus undNominalklasse (oder Genus).
Bemerkung:Das Buch redet im Zusammenhang von Nominalklassen auch von “inflectionalclasses”. Das ist aber nicht korrekt. Flexionsklassen unterscheiden sich vonNominalklassen (Genera) dadurch, dass sie
immer einen morphologischen Reflex auf dem dazugehorenden Elementhaben;
nie einen morphologischen Reflex auf einem anderen Element auslosen (keineKongruenz bzgl. Flexionsklasse!), also rein morphologisch sind;
nicht Substantiv-spezifisch sind (auch Verben konnen zu Flexionsklassengehoren).
Beobachtung:Es gibt massive Flexionsmarkerhomonymien: Synkretismus. (Enges Verstandnis: Ein Marker furmehr als einen Kasus. Weites Verstandnis: Zusammenfall von Formen in einem Paradigma.) Esist nicht a priori klar, in welchem Maß diese Synkretismen systematisch sind, und in welchemMaß zufallig. Aber es ist unumstritten, dass zumindest einige Synkretismen nicht zufallig sind,und damit stellt sich die Frage, wie man das erklart.
Beispiel:In Paradigma 5 gibt es 24 Paradigmenzellen, aber nur 5 verschiedene Marker: -e, -er, -en, -es,-em. So gibt es etwa nur einen Marker fur die morpho-syntaktischen Merkmalskontexte[+dat,+mask,–pl] und [+dat,+neut,–pl]: -em; dieser Marker ist anders als alle anderen Marker inParadigma 5.
Strategie: Es wird eine gemeinsame Basis fur Synkretismen gesucht, eine Eigenschaft, das dieunterschiedlichen Kontexte mit identischem Marker gemeinsam haben. Diese Eigenschaftcharakterisiert eine naturliche Klasse von morpho-syntaktischen Spezifikationen. Im vorliegendenFall unterscheiden sich [+dat,+mask,–pl]- und [+dat,+neut,–pl]-Kontexte nur bzgl. derGenusinformation. Annahme: [+mask] und [+neut] bilden eine naturliche Klasse. NaturlicheKlassen konnen gewonnen werden durch Dekomposition der ublichen morpho-syntaktischenMerkmale in Kombinationen von abstrakteren, primitiveren Merkmalen.
(34) Dekomposition von Genusmerkmalen im Deutschen:
Unterspezifikation:Die Idee ist nun, dass Marker nicht unbedingt durch vollstandig spezifizierte morpho-syntaktischeMerkmale gekennzeichnet sein mussen; sie konnen auch durch unterspezifiertemorpho-syntaktische Information charakterisiert sein. Also:Der Marker -em ist nicht als [+dat,+mask,–fem,–pl] oder als [+dat,–mask,–fem,–pl]charaktiersiert. Vielmehr ist er durch die bzgl. Genus unterspezifizierte Merkmalsausstattung[+dat,–fem,–pl] charakterisiert.
Beobachtung:Dieselbe Situation ergibt sich fur Kasusmerkmale. Man betrachte wiederum Paradigma 5. DerMarker -es wird fur Nominativ und Akkusativ Neutrum gebraucht. Dieser Synkretismusentspricht einem indoeuropaischen Grundprinzip und ist gewiss kein Zufall. In ahnlicher Weisesystematisch scheint der Synkretismus bei -e in Nominativ und Akkusativ Femininum (undvielleicht auch im Plural).
Analyse (Jakobson (1962a,b), Bierwisch (1967)):Die Kasus werden dekomponiert in Kombinationen primitiver Merkmale.
(35) Dekomposition von Kasusmerkmalen im Deutschen [±objekt], [±oblique]:
Konsequenz:Nominativ und Akkusativ bilden eine naturliche Klasse.Genitiv und Dativ bilden eine naturliche Klasse.Akkusativ und Dativ bilden eine naturliche Klasse.Nominativ und Genitiv bilden eine naturliche Klasse.Nominativ und Dativ bilden keine naturliche Klasse.Akkusativ und Genitiv bilden keine naturliche Klasee.
Konsequenz:Unterspezifikation bewirkt typischerweise, dass es zu einem Wettbewerb vonverschiedenen Markern fur ein und denselben morpho-syntaktischen Kontextkommt. Ein solcher Wettbewerb kann aufgelost werden durch das Konzept derextrinsischen Ordnung von Flexionsmarkern (bzw. von Regeln, die dieseFlexionsmarker einfuhren).
Annahme:Gegeben seien (a) ein Stamm und (b) die Menge vollstandig spezifiziertermorpho-syntaktischer Merkmale fur diesen Stamm, die den Spielraum moglicherWortformen kodiert (diese Menge beinhaltet sowohl dem Stamm lexikalischinharente Merkmale wie – beim Substantiv – Flexionsklasse und Genus, als auchvariable Merkmale wie Kasus, Numerus). Diese Information spannt ein Paradigmaauf, dessen Zellen gefullt werden mussen. Es wird fur jedes Paar aus (a) und (b)durch die Wahl eines kompatiblen Flexionsmarkers (z.B. gemaß demTeilmengenprinzip, s.u.) die korrekte Wortform (bzw. gefullte Paradigmenzelle)determiniert.
a. dieser Tee, dieses Bier, diese Milch, diese Glaserb. diesen Tee, dieses Bier, diese Milch, diese Glaserc. diesem Tee, diesem Bier, dieser Milch, diesen Glasernd. dieses Tees, dieses Bieres, dieser Milch, dieser Glaser
Annahme: Schwa in den Endungen ist ein phonologisches Phanomen.
Ein alternatives (und aus moderner Perspektive vielleicht attraktiveres) Konzept beruht auf demBegriff der Spezifizitat. Vgl. z.B. ein Prinzip wie das Teilmengenprinzip (Subset Principle) mitdem dazugehorigen Konzept der Spezifizitat, auch bekannt in verschiedenen Variationen unterden Namen Spezifizitatsprinzip (Specificity Condition), Elsewhere Principle, Blocking Principle,Panini’s Principle, Proper Inclusion Principle, etc.
(38) Teilmengenprinzip:Ein Flexionsmarker F wird mit einem Stamm S bei einer vollstandig spezifiziertenMerkmalsstruktur M verknupft gdw. (i) und (ii) gelten:
(i) Die morpho-syntaktischen Merkmale von F sind eine Teilmenge dermorpho-syntaktischen Merkmale von M.
(ii) F ist der spezifischste Flexionsmarker, der (i) erfullt.
(39) Spezifizitat von Flexionsmarkern (vorlaufig):Ein Flexionsmarker Fi ist spezifischer als ein Flexionsmarker Fj gdw. er uber mehr(relevante) morpho-syntaktische Merkmale verfugt.
(40) Spezifizitat von Flexionsmarkern (revidiert):Ein Flexionsmarker Fi ist spezifischer als ein Flexionsmarker Fj gdw. es eineKlasse von Merkmalen F gibt, so dass (i) und (ii) gelten:
(i) Fi hat mehr Merkmale in F als Fj .(ii) Es gibt keine hoher geordnete Klasse von Merkmalen F
′, so dass gilt: t Fi
und Fj haben eine unterschiedliche Zahl von Merkmalen in F′.
(41) Hierarchie von Merkmalsklassen:Numerus � Flexionsklasse � Kasus
a. Nom = [+subj,–obj,–obl]b. Akk = [–subj,+obj,–obl]c. Dat = [–subj,+obj,+obl]d. Gen = [+subj,+obj,+obl]e. Inst = [+subj,–obj,+obl]f. Lok = [–subj,–obj,+obl]
Annahme: Es gibt im Griechischen acht Flexionsklassen (Traditionelle Sichtweise:drei Flexionsklassen).
T11: Flexionsklassen I–IV
I: masc I: fem II: masc III: fem IV: femkipm (‘Garten’) psiff (‘Abstimmung’) maxit(i)m (‘Kampfer’) avl(i)f (‘Hof’) pol(i)(e)f (‘Stadt’)
Nom/sg os os s Ø ØAkk/sg o(n) o(n) Ø Ø ØGen/sg u u Ø s sVok/sg e e Ø Ø ØNom/pl i i es es isAkk/pl us us es es isGen/pl on on on on onVok/pl i i es es is
Bemerkung zur ℵ-Notation bei /s/:ℵ ist eine Variable uber Merkmalswerten (+/–). Damit konnen die beiden /s/-Marker in II undIII/IV als ein Marker analysiert werden. Die ℵ-Notation (ursprunglich: α-Notation) geht aufChomsky (1965) und Chomsky & Halle (1968) zuruck. Hiermit wird die Zahl naturlicher Klassenerhoht. Im vorliegenden Fall erfasst das Mittel exakt die klassische Intuition hinter eim sog.‘S-Prinzip’.
Bierwisch, Manfred (1967): Syntactic Features in Morphology: General Problemsof So-Called Pronominal Inflection in German. In: To Honour Roman Jakobson.Mouton, The Hague/Paris, pp. 239–270.
Chomsky, Noam (1965): Aspects of the Theory of Syntax. MIT Press, Cambridge,MA.
Chomsky, Noam & Morris Halle (1968): The Souund Pattern of English. MITPress, Cambridge, Mass.
Jakobson, Roman (1962a): Beitrag zur allgemeinen Kasuslehre.Gesamtbedeutungen der russischen Kasus. In: Selected Writings. Vol. 2,Mouton, The Hague and Paris, pp. 23–71.
Jakobson, Roman (1962b): Morfologiceskije Nabljudenija. In: Selected Writings.Vol. 2, Mouton, The Hague and Paris, pp. 154–181.
O’Grady, William, Michael Dobrovolsky & Francis Katamba (1996): ContemporaryLinguistics. An Introduction. 3 edn, Longman, Harlow, Essex.