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Kursstruktur : Zu jedem Thema mussen Aufgaben bearbeitet und weiterfuhrendeTexte gelesen (sowie Kontrollfragen dazu beantwortet) werden. Abgabe ist jeweilsbei einer/m TutorIn beim nachsten Tutorium.
Sprache ist kein genuin linguistischer Begriff: “Fragen der Sprache sind letztlichFragen der Macht.” (Noam Chomsky) Oder auch: “Eine Sprache ist ein Dialektzusammen mit einer Armee und einer Flotte.”
• “Chinesisch” = eine Sprache mit verschiedenen, stark unterschiedlichenDialekten (Mandarin, Kantonesisch, ...)
• “Romanisch” = nicht eine Sprache mit verschiedenen Dialekten (Franzosisch,Italienisch, Spanisch, ...)
Grewendorf et al. (1987, 24): “Den Problemen im Zusammenhang mitMinderheitensprachen ist jeder schon einmal begegnet, und es ist bekannt, dasssich sog. ‘exotische’ Sprachen primar in Raumen eines Imperialismus-Vakuumserhalten.”
Grammatiken als kreative Systeme 1Sprecher, die eine Sprache im naturlichen Erstspracherwerb erworben haben(sog. native speakers), haben damit ein kreatives System zur Verfugung, das eserlaubt, immer wieder neue Morpheme, Worter, Phrasen, Satze zu produzierenund zu verstehen.
(1) Nomina als Verben im Englischen:
a. keep the aeroplane on the ground – ground the aeroplaneb. stab the man with a knife – knife the manc. I wristed the ball over the net.d. She Houdini’d her way out of the locked closet.
(2) Beschrankungen:
a. Julia summered in Paris.b. They honeymooned in Hawaii.c. *Jerome midnighted in the streets.d. *Andrea nooned at the restaurant.
Hier und im Folgenden steht ein Stern * vor einer sprachlichen Einheit (Satz,Phrase, Wort) fur Ungrammatikalitat (bzw. Inakzeptabilitat). (In der historischenLinguistik steht der Stern * auch fur erschlossene, nicht belegte Formen.)
a. Morphologie:(i) soleme: ein neu entdecktes Atomteilchen(ii) solemic: wenn etwas die Eigenschaften eines soleme hat(iii) solemicize: etwas solemic machen(iv) solemicization: Der Vorgang des solemic-Machens
b. Phonologie:(i) c wird in solemicize als s ausgesprochen, in solemic aber als k.(ii) Betonung: soLEmicize, nicht SOlemicize oder solemiSIZE
• Wenn ein native speaker die Grammatik einer Einzelsprache L erworben hat,verfugt er uber sprachliche Kompetenz oder sprachliches Wissen, also einRegelwerk, das alle (und nur die) grammatischen, wohlgeformtensprachlichen Einheiten L abzuleiten gestattet.
• Von der sprachlichen Kompetenz zu unterscheiden ist die sprachlichePerformanz: Begrenzungen des Arbeitsgedachtnisses machen sehr langeSatze in der Praxis schwierig; aus unterschiedlichsten Grunden gibt es in dertatsachlichen Sprachverwendung jede Menge Fehler und Gerausche.
• Aus dieser Festlegung des Begriffs Grammatik ergeben sich automatischeinige weitreichende Konsequenzen.
Allgemeinheit: Alle Sprachen haben eine Grammatik 1
Ein Fehler: “Sprache X hat keine Grammatik” (Chinesisch, Swahili, deutscheDialekte; in Amerika Acadisches Franzosisch, Cree, etc.). Ursache: Diebetreffende Sprache hat eine andere Grammatik.
Allgemeinheit: Alle Sprachen haben eine Grammatik 2
Beobachtung:Walbiri hat gegenuber dem Englischen eine sehr (aber nicht ganz, vgl. dasElement in der zweiten Position) freie Wortstellung; aber dafur verfugt es uberspezielle Marker wie ngku, die die grammatische Funktion eines Nomensfestlegen (Subjekt oder Objekt).
Dasselbe gilt auch fur Varietaten einer Sprache, die von der Standardspracheabweichen (Dialekte, Soziolekte, Idiolekte). Auch hier gibt es eine Grammatik; siesieht nur etwas anders aus.
Unzuganglichkeit: Das grammatische Wissen istunbewusst 1
Grammatisches Wissen unterscheidet sich fundamental von bewusst erworbenemWissen (Rechnen, Straßenverkehrsordnung, Texteditor, Excel/Access,Geographiekenntnisse, usw.): Es wird ohne Unterrichtung erworben und bleibt imGroßen und Ganzen das ganze Leben uber unbewusst. Tatsachlich ist es unsunmoglich, die grammatischen Regularitaten explizit zu machen, die unsererMuttersprache zugrunde liegen. (Ware dies moglich, ware es das Ende derForschung in großen Teilen der Linguistik.) Drei Beispiele:
Unzuganglichkeit: Das grammatische Wissen istunbewusst 2
(10) Konsonantencluster im Englischen:
a. pint *paynkb. fiend *fiempc. locked *lockfd. wronged *wrongve. next *nextkf. glimpse *glimpk
Regel: Wenn ein Vokal lang ist und zwei Konsonanten vorangeht, oder wenn einVokal kurz ist und drei Konsonanten vorangeht (also wenn die Silbe einebestimmte Schwere hat), dann muss der letzte Konsonant immer mitangehobener Zungenspitze gebildet werden.
Weil die Sprachwissenschaft nicht praskriptiv ist, gibt es fur Sprachschutz keinenPlatz.
(14) a. Du brauchst das nicht (zu) machen.b. Er hat ja dieselbe/die gleiche Krawatte wie ich.c. Sie hat zwei Kinder, Fritz und Karl. Dieser ist arbeitslos, jener studiert
noch.d. ein lila(nes) Kleid, eine zu(e)(n)e Tur, ein okaye(ne)r Vorschlage. der Bruder Fritzens, Fritzens Bruder, der Bruder von Fritz, dem Fritz
sein Bruderf. Ihr habt zu der Zeit in Hamburg gearbeitet./Ihr arbeitetet zu der Zeit in
Hamburg.g. Wir sollten mal wieder brainstormen. Die sind total abgespaced.h. Das macht/ergibt schon Sinn!
Die sog. Sprachorgane des Menschen waren und sind unabhangig notwendig furprimare Uberlebensfunktionen des Organismus insgesamt; sie sind aber sehr gutan die Bedurfnisse der Sprachproduktion angepasst.
Organ Uberlebensfunktion Sprachfunktion
Lungen fuhren CO2-Austausch durch sichern Luftversorgung fur SpracheStimmbander erzeugen Verschluss des Lungenzugangs produzieren Stimmhaftigkeit fur
SprachlauteZunge bewegt Nahrung zum Hals artikuliert Vokale und KonsonantenZahne zerkleinern Nahrung stellen Artikulationsorte fur
Konsonanten zur VerfugungLippen versiegeln die Mundhohle artikulieren Vokale und KonsonantenNasenhohlen sind beteiligt an der Atmung ermoglichen nasale Resonanz
Ein neueres Forschungsergebnis:Identifikation des FoxP2-Gens als relevant fur Muskelbewegungen im Mundraum, die wesentlich derSprachproduktion dienen (‘Sprachgen’); vgl. Enard et al. (2002).
Abgesehen hiervon muss die Sprachfahigkeit aber speziell im menschlichen Gehirn verankert sein(‘Sprachzentrum’, ‘Universalgrammatik’).
• Sprache ist unerlasslich fur die Entwicklung samtlicher kulturellerErrungenschaften des Menschen.
• Der Versuch, das Phanomen Sprache zu verstehen, bleibt eine derwesentlichen Aufgaben der Grundlagenforschung im Bereich dessen, wasuns zum Menschen macht.
Beobachtung:Das Phanomen der Sprache ist direkter Beobachtung nicht zuganglich.Der direkten Beobachtung zuganglich sind:
• Produkte einer Einzelsprache: Außerungen, Texte, Grammatikalitatsurteile
• Effekte der Manifestation im Gehirn: neurokognitive Korrelate
• Konsequenzen der selektiven Storung: Aphasien
Konsequenz:(i) Diese Produkte der Sprachfahigkeit bilden die Basis der Theoriebildung.(ii) Keiner der Evidenztypen ist gegenuber den anderen primar.(iii) Das Phanomen Sprache muss interdisziplinar erforscht werden, mit demFernziel einer der Konvergenz auf einer einzigen Interpretation.
Die Linguistik (= moderne Sprachwissenschaft) geht in ihrer gegenwartigen Formwesentlich zuruck auf zwei Forscher:
1 Ferdinand de Saussure (Sprache als symbolisches System)
2 Noam Chomsky (Sprache als kognitives System)
Noam Chomsky ist (emeritierter, aber nach wie vor sehr aktiver undeinflussreicher) Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) undam Linguistics Department der University of Arizona und als politischer Aktivistund Publizist fast noch beruhmter als als Sprachwissenschaftler. Er ist der ammeisten zitierte lebende Autor; die Bezeichnung als “greatest living intellectual”(New York Times) wird weithin akzeptiert.
Zentrale Eigenschaften von Grammatiken naturlicherSprachen
• RekursionHierarchische Strukturierung komplexer sprachlicher Ausdrucke mit derMoglichkeit wiederkehrender Muster innerhalb der Struktur.
• Doppelte ArtikulationSeparierung sprachlicher Ausdrucke in (a) minimale Einheiten, dieBedeutung tragen (Morpheme), und (b) minimale Einheiten, die Bedeutungunterscheiden (Phoneme).
• KompositionalitatDie Bedeutung eines komplexen sprachlichen Ausdrucks ergibt sich alleinaus der systematischen Kombination der Bedeutungen seiner Teile.
Zentrale Eigenschaften von Grammatiken naturlicherSprachen
• RekursionHierarchische Strukturierung komplexer sprachlicher Ausdrucke mit derMoglichkeit wiederkehrender Muster innerhalb der Struktur.
• Doppelte ArtikulationSeparierung sprachlicher Ausdrucke in (a) minimale Einheiten, dieBedeutung tragen (Morpheme), und (b) minimale Einheiten, die Bedeutungunterscheiden (Phoneme).
• KompositionalitatDie Bedeutung eines komplexen sprachlichen Ausdrucks ergibt sich alleinaus der systematischen Kombination der Bedeutungen seiner Teile.
• MinimalitatSprachliche Abhangigkeiten sind minimal.
Zentrale Eigenschaften von Grammatiken naturlicherSprachen
• RekursionHierarchische Strukturierung komplexer sprachlicher Ausdrucke mit derMoglichkeit wiederkehrender Muster innerhalb der Struktur.
• Doppelte ArtikulationSeparierung sprachlicher Ausdrucke in (a) minimale Einheiten, dieBedeutung tragen (Morpheme), und (b) minimale Einheiten, die Bedeutungunterscheiden (Phoneme).
• KompositionalitatDie Bedeutung eines komplexen sprachlichen Ausdrucks ergibt sich alleinaus der systematischen Kombination der Bedeutungen seiner Teile.
• MinimalitatSprachliche Abhangigkeiten sind minimal.
• Andere Symbol-manipulierende Systeme haben diese Eigenschaften nicht(naturliche Systeme, z.B. Bienentanz) oder nur zum Teil (kunstliche Systeme,z.B. Programmiersprachen).
• RekursionHierarchische Strukturierung komplexer sprachlicher Ausdrucke mit der Moglichkeitwiederkehrender Muster innerhalb der Struktur.
(15) a. [[Die [Freundin [meiner [großen Tochter]]]] [glaubt, [dass [die Sonne] [scheinen wird]]]].b. Das ist ein Buch mit einer alten Geschichte uber einen Bruder eines Kalifen eines fernen
Landes.c. Man sagt, sie habe geglaubt, dass man dort der Meinung sei, dass die Geschichte, die
• RekursionHierarchische Strukturierung komplexer sprachlicher Ausdrucke mit der Moglichkeitwiederkehrender Muster innerhalb der Struktur.
(15) a. [[Die [Freundin [meiner [großen Tochter]]]] [glaubt, [dass [die Sonne] [scheinen wird]]]].b. Das ist ein Buch mit einer alten Geschichte uber einen Bruder eines Kalifen eines fernen
Landes.c. Man sagt, sie habe geglaubt, dass man dort der Meinung sei, dass die Geschichte, die
man dem Kalifen erzahlt hatte, nicht stimme.
(16) die Freundin meiner großen Tochter
a. N + A = [N A N] (großen Tochter)b. D + [N A N] = [D D [N A N]] (meiner großen Tochter)c. N + [D [N A N]] = [N N [D D [N A N]]] (Freundin meiner großen Tochter)d. D + [N N [D [N A N]]] = [D D [N N [D D [N A N]]]]
• RekursionHierarchische Strukturierung komplexer sprachlicher Ausdrucke mit der Moglichkeitwiederkehrender Muster innerhalb der Struktur.
(15) a. [[Die [Freundin [meiner [großen Tochter]]]] [glaubt, [dass [die Sonne] [scheinen wird]]]].b. Das ist ein Buch mit einer alten Geschichte uber einen Bruder eines Kalifen eines fernen
Landes.c. Man sagt, sie habe geglaubt, dass man dort der Meinung sei, dass die Geschichte, die
man dem Kalifen erzahlt hatte, nicht stimme.
(16) die Freundin meiner großen Tochter
a. N + A = [N A N] (großen Tochter)b. D + [N A N] = [D D [N A N]] (meiner großen Tochter)c. N + [D [N A N]] = [N N [D D [N A N]]] (Freundin meiner großen Tochter)d. D + [N N [D [N A N]]] = [D D [N N [D D [N A N]]]]
(die Freundin meiner großen Tochter)
Rekursion erlaubt es, mit begrenzten Mitteln beliebig viele sprachliche Ausdrucke zu erzeugen:Sprache ist Ausdruck der kreativen Moglichkeit, unendlichen Gebrauch von endlichen Mitteln machenzu konnen (“infinite use of finite means”), Wilhelm von Humboldt uber Noam Chomsky in dessenCartesian Linguistics von 1966.
• Doppelte ArtikulationSeparierung sprachlicher Ausdrucke in (a) minimale bedeutungstragende Einheiten(Morpheme), und (b) minimale bedeutungsunterscheidende Einheiten (Phoneme).
(17) Du verdanktest diesen Buchern viel.
a. /d/-/u/ /f/-/E/-/ö/-/d/-/a/-/N/-/k/-/t/-/@/-/s/-/t/ /d/-/i/-/z/-/@/-/n/ /b/-/y/-/c/-/@/-/ö/-/n/ /f/-/i/-/l/b. Du ver-dank-te-st dies-en Buch-er-n viel
• Doppelte ArtikulationSeparierung sprachlicher Ausdrucke in (a) minimale bedeutungstragende Einheiten(Morpheme), und (b) minimale bedeutungsunterscheidende Einheiten (Phoneme).
(17) Du verdanktest diesen Buchern viel.
a. /d/-/u/ /f/-/E/-/ö/-/d/-/a/-/N/-/k/-/t/-/@/-/s/-/t/ /d/-/i/-/z/-/@/-/n/ /b/-/y/-/c/-/@/-/ö/-/n/ /f/-/i/-/l/b. Du ver-dank-te-st dies-en Buch-er-n viel
Doppelte Artikulation erlaubt es, mit einem kleinen Inventar von einfachen Zeichen (Phonemen, z.B.im Deutschen 35-37) eine potentiell unendlich große Zahl von Informations-kodierenden Symbolen zuerzeugen.
Alternative zur doppelten Artikulation:
• Die minimalen bedeutungstragenden Einheiten sind nicht zusammengesetzt, sondern Primitive.
• Konsequenz: Kein Morphem steht in irgendeinem Form-Zusammenhang mit irgendeinemanderen Morphem; (17-b) ware etwas wie (18).
• KompositionalitatDie Bedeutung eines komplexen sprachlichen Ausdrucks ergibt sich allein aus dersystematischen Kombination der Bedeutungen seiner Teile.
a. ~Robert Forster� = Robert Forsterb. ~kennt� = {<x,y>: x kennt y}c. ~kennt R.F.� = ~kennt�+~R.F.� = {x: x kennt Robert Forster}d. ~Leipzig� = Leipzige. ~in� = {<x,y>: x ist in y}f. ~in Leipzig� = ~in�+~Leipzig� = {x: x ist in Leipzig}g. ~Mensch� = {x: x ist ein Mensch}h. ~Mensch in Leipzig� = ~Mensch�+~in Leipzig� = {x: x ist ein Mensch und x ist in Leipzig}i. ~kein� = {<P,Q>: P∩Q = Ø} (P, Q: {x: ...x...})j. ~kein Mensch in Leipzig� = ~kein�+~Mensch in Leipzig� = {Q: kein Mensch in Leipzig hat
Q}k. ~Kein Mensch in L. kennt R.F.� = ~kein Mensch in Leipzig�+~kennt R.F.� = wahr genau
dann, wenn {x: x kennt Robert Forster} ∈ {Q: kein Mensch in Leipzig hat Q}
Minimalitat bei der Arbeit in der Syntax(22) W-Bewegung (Erganzungsfragen):
a. Wen denkt sie, dass ich <wen> einladen soll?b. *Wen denkt wer, dass ich <wen> einladen soll?
(23) Kopf-Bewegung (Ja/Nein-Fragen):
a. Eagles that fly can swim.b. Can eagles that fly <can> swim?c. *Fly eagles that <fly> can swim?
(24) Kontrolle (Bestimmung der Referenz von mitverstandenen Subjekten von Infinitiven):
a. Maria uberzeugte Fritz, <Fritz> das Rad zu reparieren.b. *Maria uberzeugte Fritz, <Maria> das Rad zu reparieren.
(25) Bindung (hier: Festlegung der Referenz von Reflexivpronomina)
a. Karl denkt, dass Fritz sich waschen sollte.b. *Karl denkt, dass Fritz sich waschen sollte.
(26) Kongruenz (hier: von Verb und nominalem Argument im Satz)
a. Gestern hat er die Katzen gefuttert.b. *Gestern haben er die Katzen gefuttert.
Achtung: Zu allen diesen Minimalitatseffekten gibt es, zumindest auf den ersten Blick, Gegenevidenz(u.a. sog. Objektkontrolle), haufig aus typologisch unterschiedlichen Sprachen (u.a. sog. langeReflexivierung, Objektkongruenz)
Zweite Halfte des 20. Jhd: Leipzig als einziger Ort der DDR mit einemStudiengang Allgemeine Sprachwissenschaft und international sichtbareruniversitarer Forschungstatigkeit. Einige Professoren:
• Rudolf Ruzicka, Gerhard Helbig, Wolfgang Fleischer, Manfred Bierwisch
• Anita Steube (Grundung des Instituts fur Linguistik in den Neunzigerjahren)
Was war eigentlich dazwischen?⇒ Bekenntnis der deutschen Professoren zuAdolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat 1933, mitorganisiert von derUniversitat Leipzig in Leipzig: Theodor Frings (Germanistische Linguistik),Heinrich Junker (Allgemeine Sprachwissenschaft), Reinhold Trautmann(Slawistische Linguistik), Bruno Borowski (Anglistische Linguistik), Ottmar Dittrich(Psycholinguistik)
Aus der Ordnung zur Verleihung des Theodor-Frings-Preises der SachsischenAkademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Universitat Leipzig vom 18.November 2013
“In ehrendem Gedenken an das verdienstvolle Wirken von Prof. Dr. TheodorFrings, 1927-1968 Ordinarius an der Alma mater Lipsiensis und 1946-1965Prasident der Sachsischen Akademie der Wissenschaften, wird ein gemeinsamerPreis verliehen. Der Theodor-Frings-Preis wird in Anerkennung hervorragenderLeistungen auf dem Gebiet der germanistischen Sprach- undLiteraturwissenschaft sowie fur germanistische Forschungen mitinterdisziplinarem Ansatz zuerkannt.”
Gez.:Prasident der Sachsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Prof. Dr.phil. Pirmin Stekeler-WeithoferRektorin der Universitat Leipzig, Prof. Dr. med. Beate A. Schucking
• >30 Professuren zur Sprachwissenschaft in 3 geisteswiss. Fakult.
• Sprache als zentrales Forschungsobjekt von >20 Professuren inPsychologie, Informatik, Biologie, Medizin und Philosophie
• Graduiertenkolleg der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG):Interaction of Grammatical Building Blocks (IGRA)
• Diverse außeruniversitar finanzierte Drittmittelprojekte zu aktuellenForschungsthemen, z.B. zu Hierarchieeffekten in algischen undKiranti-Sprachen, zu Portmanteau-Morphemen, zu neurophsyiologischenKorrelaten von Flexionsmorphologie, Dokumentation bedrohter Sprachen inBolivien (der Arawak-Sprachen Paunaka und Baure), zur lokalenModellierung nicht-lokaler Abhangigkeiten in der Syntax, zum syntaktischenStrukturabbau, zu abstrakten Merkmalsaffixen, zu Anaphern und Kongruenz,zu Open-Access-Worterbuchern fur wenig erforschte Sprachen, usw.
Ausgewahlte Fragestellungen in Forschungsvorhaben 1
Grammatiktheorie:
1 Was ist die Natur von Merkmalen in den vier grammatischen Bereichen (alsoden kleinsten Einheiten, uber die Regeln und Beschrankungen dieserKomponenten reden konnen)?
2 Sind Synkretismen (identische Endungen mit unterschiedlicher syntaktischerFunktion) in der Morphologie einheitlich erfassbar?
3 Warum gibt es das Phanomen der Bewegung in der Syntax, und welchenLokalitatsprinzipien unterliegt es?
4 Wodurch unterscheiden sich ergativische und akkusativischeKodierungsmuster?
5 Wieviel von der Bedeutung eines Verbs im Satz ist tatsachlich im mentalenLexikon gespeichert, wieviel wird aus dem Kontext erschlossen?
6 Sind grammatische Regeln und Beschrankungen verletzbar?
Ausgewahlte Fragestellungen in Forschungsvorhaben 2
Sprachtypologie:
1 Wievele und welche Variablen braucht man, um alle bekannten Spielartenvon Grammatiken erfassen und unterscheiden zu koennen? (Z.B. brauchtman fur Verbkongruenz eine Variable, die bestimmt, welche Merkmalebetroffen sind, etwa Genus oder Person, eine Variable dafur, ob dieKongruenz nur von Subjekten im Nominativ oder auch von solchen inanderen Kasus ausgelost werden kann, usw.)
2 Welche Faktoren bestimmen in welchem Maß die Verteilung der Wertesolcher Variablen auf der Welt? Herkunft? Kontakt mit anderen Sprachen?Soziale Traditionen? Kombinationen davon?
3 Haben Unterschiede in diesen Variablen eine Folge fur die Art und Weise,wie wir Sprache verwenden (z.B. wie wir Geschichten erzahlen), wie wirdenken (z.B. wie wir uns Dinge merken), wie wir Sprache verarbeiten oderwie wir sie als Kinder lernen? Korrelieren solche Unterschiede mitUnterschieden in sozialen und kulturellen Traditionen?
1 Auf der Basis empirischer Evidenz werden Generalisierungen vorgenommen(Daten werden idealisiert, Irrelevantes wird ausgeblendet).
2 Fur die Generalisierungen werden unter Abstraktion auf der Basis vonprimitiven Konzepten (= theoretisches Vokabular) Theorien erstellt, die sieerfassen.(Die Axiome der Theorie verwenden die abstrakten Konzepte. Allgemein gilt:Abstrakte Konzepte sind einzig und allein dadurch gerechtfertigt, dass esAxiome gibt, die uber sie reden.)
1 Auf der Basis empirischer Evidenz werden Generalisierungen vorgenommen(Daten werden idealisiert, Irrelevantes wird ausgeblendet).
2 Fur die Generalisierungen werden unter Abstraktion auf der Basis vonprimitiven Konzepten (= theoretisches Vokabular) Theorien erstellt, die sieerfassen.(Die Axiome der Theorie verwenden die abstrakten Konzepte. Allgemein gilt:Abstrakte Konzepte sind einzig und allein dadurch gerechtfertigt, dass esAxiome gibt, die uber sie reden.)
3 Von mehreren Theorien, die dieselben Daten erfassen, ist die einfachste undeleganteste zu wahlen.
1 Auf der Basis empirischer Evidenz werden Generalisierungen vorgenommen(Daten werden idealisiert, Irrelevantes wird ausgeblendet).
2 Fur die Generalisierungen werden unter Abstraktion auf der Basis vonprimitiven Konzepten (= theoretisches Vokabular) Theorien erstellt, die sieerfassen.(Die Axiome der Theorie verwenden die abstrakten Konzepte. Allgemein gilt:Abstrakte Konzepte sind einzig und allein dadurch gerechtfertigt, dass esAxiome gibt, die uber sie reden.)
3 Von mehreren Theorien, die dieselben Daten erfassen, ist die einfachste undeleganteste zu wahlen.
4 Die Theorie wird mit neuer empirischer Evidenz konfrontiert; auf der Basisneuer Generalisierungen wird die Theorie entweder verandert oderzugunsten einer neuen, besseren Theorie verworfen.
Bemerkung:Dies ist mit dafur verantwortlich, dass fur Laien der Zugang zu den Ergebnissenlinguistischer Forschung nicht einfach ist.
a. Gestern hat er die Katzen gefuttert.b. *Gestern haben er die Katzen gefuttert.c. #Gestern hast, ahh, ich meine, hat er die Katzen gefuttert.
(28) Generalisierung (Anfang):Im Deutschen stimmen manche Ausdrucke in Bezug auf manche Merkmale mit manchen anderen Ausdrucken uberein.
(29) Generalisierung (spater):Im Deutschen stimmen manche Substantivgruppen mit dem finiten Verb in Bezug auf Person und Numerus uberein.
(30) Theorie (Anfang):Im Deutschen kongruiert ein finites Verb mit dem Subjekt in Bezug auf Person und Numerus. (“Kongruenz”, “Subjekt” sind durch Abstraktion gewonneneprimitive Konzepte; “Subjekt” = ranghochstes nominales Argument eines Pradikats.)
a. Gestern hat er die Katzen gefuttert.b. *Gestern haben er die Katzen gefuttert.c. #Gestern hast, ahh, ich meine, hat er die Katzen gefuttert.
(28) Generalisierung (Anfang):Im Deutschen stimmen manche Ausdrucke in Bezug auf manche Merkmale mit manchen anderen Ausdrucken uberein.
(29) Generalisierung (spater):Im Deutschen stimmen manche Substantivgruppen mit dem finiten Verb in Bezug auf Person und Numerus uberein.
(30) Theorie (Anfang):Im Deutschen kongruiert ein finites Verb mit dem Subjekt in Bezug auf Person und Numerus. (“Kongruenz”, “Subjekt” sind durch Abstraktion gewonneneprimitive Konzepte; “Subjekt” = ranghochstes nominales Argument eines Pradikats.)
(31) Neue Daten
a. Gestern wurde hier nicht gearbeitet.b. Der Konig lasst [ die Sklaven den Wein reinbringen ].
a. Gestern hat er die Katzen gefuttert.b. *Gestern haben er die Katzen gefuttert.c. #Gestern hast, ahh, ich meine, hat er die Katzen gefuttert.
(28) Generalisierung (Anfang):Im Deutschen stimmen manche Ausdrucke in Bezug auf manche Merkmale mit manchen anderen Ausdrucken uberein.
(29) Generalisierung (spater):Im Deutschen stimmen manche Substantivgruppen mit dem finiten Verb in Bezug auf Person und Numerus uberein.
(30) Theorie (Anfang):Im Deutschen kongruiert ein finites Verb mit dem Subjekt in Bezug auf Person und Numerus. (“Kongruenz”, “Subjekt” sind durch Abstraktion gewonneneprimitive Konzepte; “Subjekt” = ranghochstes nominales Argument eines Pradikats.)
(31) Neue Daten
a. Gestern wurde hier nicht gearbeitet.b. Der Konig lasst [ die Sklaven den Wein reinbringen ].
(32) Theorie (spater):
a. Im Deutschen kongruiert ein finites Verb mit dem Subjekt, falls es ein solches gibt, und falls das Subjekt thematisch zum Verb gehort.b. Im Deutschen kongruiert ein Subjekt mit einem finiten Verb, wenn es ein Argument davon ist.
a. Gestern hat er die Katzen gefuttert.b. *Gestern haben er die Katzen gefuttert.c. #Gestern hast, ahh, ich meine, hat er die Katzen gefuttert.
(28) Generalisierung (Anfang):Im Deutschen stimmen manche Ausdrucke in Bezug auf manche Merkmale mit manchen anderen Ausdrucken uberein.
(29) Generalisierung (spater):Im Deutschen stimmen manche Substantivgruppen mit dem finiten Verb in Bezug auf Person und Numerus uberein.
(30) Theorie (Anfang):Im Deutschen kongruiert ein finites Verb mit dem Subjekt in Bezug auf Person und Numerus. (“Kongruenz”, “Subjekt” sind durch Abstraktion gewonneneprimitive Konzepte; “Subjekt” = ranghochstes nominales Argument eines Pradikats.)
(31) Neue Daten
a. Gestern wurde hier nicht gearbeitet.b. Der Konig lasst [ die Sklaven den Wein reinbringen ].
(32) Theorie (spater):
a. Im Deutschen kongruiert ein finites Verb mit dem Subjekt, falls es ein solches gibt, und falls das Subjekt thematisch zum Verb gehort.b. Im Deutschen kongruiert ein Subjekt mit einem finiten Verb, wenn es ein Argument davon ist.
(33) Noch mehr Daten:
a. Es scheint [ dass Karl nicht arbeiten will ].b. Karl scheint [ nicht arbeiten zu wollen ].
(34) Theorie (noch viel spater):
a. T hat eine Person-/Numerus-Sonde.b. Person und Numerus sind Zielmerkmale von D.c. Abgleich unterliegt dem Minimalitatsprinzip