montag, 29. juni 2009 badische zeitung 21 lörrach www.badische-zeitung.de/loerrach Visitenkarte des Entenbads Zur Gewerbeschau von Brombach und Hauingen kamen viele Besucher ins Gewerbegebiet Entenbad. Lörrach, Seite 22 Narrenzunft zufrieden Die Narrenzunft Lörrach ist mit sich zufrieden. Die Zunft freut sich auf die renovierte Alte Halle. Lörrach, Seite 22 Ruhebänkle für Petra Höfler Die Lörracher Marktfrauen bereiteten am Samstag Marktmeisterin Petra Höfler einen herzlichen Abschied. Lörrach, Seite 23 Gute Leistungen am „Hebel“ 38 Schüler haben am Hebel-Gymnasium das Abitur geschafft. Spitzenleistungen brachte Dominic Dold. Lörrach, Seite 23 Eine ganze Stadt singt im Chor Mitmachen war bei „Lörrach singt!“ in diesem Jahr so wichtig wie nie / Lörracher Liederbuch zeigt Wirkung Von unserer Mitarbeiterin Barbara Ruda LÖRRACH. 97 Formationen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz mit 2500 Sängern und mindes- tens noch einmal so viele Besucher, die sich an einem der zahlreichen Orte in der Innenstadt vom Singvirus anste- cken ließen, machten die achte Auflage von „Lörrach singt!“ am Samstag wie- der zu einem großen Gesangsfest. Samstagmittag neben dem Hirschenbrun- nen: Eine Menschenmenge erkundet mit Erhard Zeh das im Januar dieses Jahres aufgelegte „Lörracher Liederbuch“. Lied für Lied, und mit sichtbarer Begeisterung. Die Mischung darin scheint den Ge- schmack der Menschen zu treffen. Vom Volkslied „Die Gedanken sind frei“ über’s alemannische „In Muetters Stübele“ oder dem Kanon „Es tönen die Lieder“, bis zu „Über den Wolken“ von Reinhard Mey oder dem irischen Segenswunsch „Möge die Straße uns zusammenführen“ singen Jung und Alt gemeinsam. „Entschuldi- gung, was für ein Chor ist das“, fragt eine ältere Dame. Als sie hört, dass diese Men- schen sich gerade erst zusammengefun- den haben beziehungsweise sich weiter zusammenfinden, ist sie erstaunt. „Ah, das sind nämlich Lieder, die hört man sel- ten“, erklärt sie und erwirbt flugs ein Lie- derbuch beim Stimmen-Helfer. Der Korb ist am Ende leer, 160 solcher kleinen Heftchen sind weggegangen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. „Wer bitte sind die Fischerchöre und wer bitte ist Gotthilf Fischer?“, fragt am Ende leidenschaftlich der Chorleiter – mit Recht. Wie Georg Hausammann aus Mut- tenz, der das „Sing-in“ und den „Spontan- LustChor“ beim Finale leitete, gehört Er- hard Zeh zu den begnadeten Menschen, die den Gesang spielerisch leicht und mit- reißend vermitteln können. So leicht ist das gar nicht, wie „Lörrach singt!“-Orga- nisatorin Fraua Kruse-Zaiss weiß. „Um die Leute anzulocken braucht es einen, der strahlt wie 100 Batterien“. Überall in der Stadt finden sich am Samstag immer wieder solch spontane Chöre und erfüllen das Motto „Lachen, Lauschen, Lörrach singt“ mit Leben. So- gar die Beatboxer von „Acoustic Instinct“ aus Freiburg, vermeintlich die „Exoten“ bei „Lörrach singt!“, scharen im Muse- umshof eine Menge um sich, die sich be- müht, Sounds von Drums mit Mund und Zwerchfell nachzuahmen. Die Menschen lassen sich treiben oder flanieren nach einem Plan zwischen den Singorten, die ganz oft zu Mitsingorten werden. Eine kurze Weile begleitet einen die gerade gehörte oder gesungene Melo- die noch im Kopf auf dem Weg – bis man in eine neue Klangwolke eintaucht. Das kann ein Gospel sein, eine neapolitani- sche Galliarde, ein „Prinzen“- oder „Ab- ba“-Song oder ein „Beatles“-Medley. Mit dem Verzicht auf die große Bühne und auf die große Technik auf dem Alten Markt haben die Organisatoren Fraua Kruse-Zaiß und Anette Eckstein eine gute Entscheidung getroffen. Die Menschen mussten näher an die Singenden herange- hen, oft so nahe, dass sich Aktive und Pas- sive wie selbstverständlich vermischten. Es ist jedes Mal aufs Neue ein wunder- bares Erlebnis, wenn „Lörrach singt!“ die Stadt und die Menschen erstrahlen lässt. Das gilt für die, die mit ihrem Lachen und ihrem Ohrenspitzen den Tag mitgestalten und sich lauschend dem puren Stimmen- vergnügen hingeben. In noch größerem Maß gilt das freilich für die vielen, die in den Chor der Tausend Stimmen mit ein- stimmten und sich tief im Herzen berüh- ren ließen von der Energie, die entsteht, wenn viele Menschen zusammen singen. Ein bisschen fühlten sie sich „wie im Himmel“, diesem fabelhaften Film über die heilende Kraft des Singens, aus dem der Chor „Flat & Co“ mit der Solistin Pia Feger beim großen Finale auf der Burghof- bühne „Gabriellas Song“ intonierte. Überall blickte man in leuchtende Augen und strahlende Gesichter. „Lörrach singt!“ – ein phantastisch schöner Tag, für viele Lörracher mittlerweile der schönste im ganzen Jahr in ihrer Stadt. Oder mit dem Titel eines Liedes ausgedrückt, des- sen Refrain gegen Ende aus hunderten von Kehlen erschallte : „Oh happy day“. Eine Fotogalerie im Internet unter www.badische-zeitung.de MARKTGEFLÜSTER „Lörrach singt!“ Noch mehr als in den vergangenen Jah- ren verschwamm am Samstag bei „Lör- rach singt!“ die Grenze zwischen de- nen, die sangen, und denen, die zuhör- ten. Beinahe jeder gab irgendwann dem inneren Drang nach und stimmte in ein bekanntes Lied mit ein – sei es nun di- rekt bei einem der Mitsingangebote, oder aber einfach irgendwo bei einem Chor oder Ensemble. So wurden aus vie- len der Singorte, ohne dass sie extra als solche ausgewiesen waren, Mitsingorte. Dass etwas vorgeführt wird, hat man bei Veranstaltungen überall. Dass sich so viele Menschen begeistert selbst mit einbringen, ist das Besondere dieses Ta- ges. Darin liegt zweifellos auch sein Reiz – und eine Chance. Genau mit dem Ziel des gemeinsamen Singens waren die Or- ganisatoren ursprünglich einmal mit dem Gesangsfest gestartet. Im vergange- nen Jahr, so hat nicht bloß Organisatorin Fraua Kruse-Zaiß festgestellt, ist der Knoten endlich geplatzt. Das Publikum im großen Stil zu so einem singfreudi- gen zu machen, braucht es allerdings Menschen mit einer mitreißenden Art wie Erhard Zäh oder Georg Hausam- mann. Es hat sich die Idee des Zusam- mensingens betreffend in den vergange- nen paar Jahren viel getan in Lörrach – sei es über den Zugang von „Lörrach singt!“, über das im Januar erschienene Lörracher Liederbuch oder über offene Singangebote von Chören. Den Erfolg der Veranstaltung am Samstag sollte man zum Anlass nehmen, das Mitsing- angebot wie bereits geplant zu erwei- tern und regelmäßig einmal im Monat an einem Samstag ein offenes Singen an- zubieten. Am besten da, wo es bei „Lör- rach singt“ auch funktioniert: mitten in der Stadt und Open Air. Die Lörracher sind augen- und ohrenscheinlich bereit dazu. Barbara Ruda „Lörrach singt!“-Abend mit Neuerungen LÖRRACH (rud). Beim großen „Lörrach- singt!“-Finale auf der Bühne beim Burg- hof dankte Helmut Bürgel Fraua Kruse- Zaiß und Anette Eckstein mit riesigen Blumensträußen. Die beiden Frauen ha- ben das Festival im Festival mitentwi- ckelt, aufgebaut und auch heuer wieder so organisiert, dass alles wie am Schnür- chen klappte. Für die neunte Auflage des Gesangsfestes am 26. Juni 2010 kündigte Lörrachs Kulturreferent indes etwas ganz Neues für den Abend an, das „Lörrach singt!“ lässt wie es ist, aber Brücken schlägt zur Stadt und dem Stimmen-Festi- val. Im Herbst werde man mehr erfahren. Das Eis ist gebrochen Beliebte Mischung: Gesang und Comedy, wie hier bei den „Unerhörten Schwiegersöhnen“ aus Konstanz, sind bei „Lörrach singt!“ eine sichere Bank. Meinungsverschiedenheiten zwischen Mann und Frau stellten die „Li(e)derlichen“ aus Waldkirch in einer Szene dar. FOTOS: BARBARA RUDA „Lörrach singt!“ baut musikalische Brücken – auch zwischen den Generationen. Kinder sind genauso vertreten wie ältere Menschen. Damit Lieder die gemeinsame Sprache bleiben, gibt es das Lörracher Liederbuch (rechts). Vorsänger: OB Heute-Bluhm, „Stimmen“-Chef Helmut Bürgel und Organisatorin Fraua Kruse- Zaiss. FOTO: BARBARA RUDA