Aus der Klinik für Dermatologie und Allergologie im St. Josef Hospital Bochum - Universitätsklinik - der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. P. Altmeyer Trageverhalten, Nebenwirkungen und Lebensqualität von Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz unter Kompressionstherapie > 2 Wochen Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Friederike Murmann aus Hannover 2011
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Klinik für Dermatologie und Allergologie · Abb. 25: Indikation: Intensität der Beeinträchtigung im Funktionalen Status 73 Abb. 26: Indikation: Intensität der Ängste und Sorgen
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Aus der
Klinik für Dermatologie und Allergologie
im St. Josef Hospital Bochum
- Universitätsklinik -
der Ruhr-Universität Bochum
Direktor: Prof. Dr. med. P. Altmeyer
Trageverhalten, Nebenwirkungen und Lebensqualität von Patienten mit chronischer
venöser Insuffizienz unter Kompressionstherapie > 2 Wochen
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Friederike Murmann
aus Hannover
2011
Dekan: Prof. Dr. med. K. Überla Referent: Prof. Dr. med. M. Stücker Korreferent: Professeur honoraire PD Dr. med. A. K. St. El Gammal Tag der Mündlichen Prüfung: 20.11.2012
Abstract
Murmann
Friederike
Trageverhalten, Nebenwirkungen und Lebensqualität von Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz unter Kom-
pressionstherapie > 2 Wochen
Problem: Die Kompressionstherapie gilt als eine der wichtigsten Therapiesäulen der chronisch venösen Insuffizienz
(CVI). Trotz vieler Studien zu deren Nutzen fehlen Aussagen unter Alltagsbedingungen, die Patientensicht sowie der
Einfluss der Kompressionstherapie auf die Lebensqualität. Der Therapieerfolg hängt hierbei besonders von der
Compliance der Patienten ab. Die Studie hatte das Ziel, Probleme im Umgang mit der Kompressionstherapie
herauszuarbeiten sowie Einflussfaktoren (Alter, BMI, Geschlecht, Strumpflänge, Indikation) zu definieren.
Methode: Anhand eines Fragebogens führte ich mit 200 konsekutiven, phlebologischen (C2-C6) Patienten mit einer
Kompressionstherapie > 2 Wochen eine Umfrage zur Kompressionstherapie durch. Ich wertete 110 beantwortete
Fragebögen (Rücklaufquote 55%) aus. Neben dem Gesamtkollektiv verglich ich verschiedene Subgruppen (Alter, BMI,
Geschlecht, Strumpflänge, Indikation).
Ergebnis: 29,1% der Patienten beschrieben die Kompressionstherapie als “angenehm”. 37,3% gaben unter der Therapie
eine Verbesserung ihrer Beschwerden sowie leichtere Beine an. Die Tragezeit belief sich bei den meisten Patienten
(51,8%) auf 6-12 h/Tag. Als häufigste Nebenwirkungen galten Hauttrockenheit (58,5%), Juckreiz (32,7%), Rutschen
(29,1%) und Einschnüren (24,5%). Signifikante Unterschiede im Hinblick auf die Lebensqualität bestanden vor allem in
den Kategorien Alter, BMI und den Ulcus cruris. Ein hervorzuhebender Einfluss des Geschlechtes, der Strumpflänge oder
Indikation (Sklerosierungstherapie/Operation) zeigte sich nicht.
Diskussion: Meine Patientendaten bestätigen die Korrelation der Prävalenz der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) mit
dem Alter, BMI und weiblichem Geschlecht. Trotz des langwierigen, oftmals therapieresistenten Verlaufs und zahlrei-
cher unangenehmer Nebenwirkungen, bestand bei den Patienten im Hinblick auf die Notwendigkeit der Kompressions-
therapie eine große Akzeptanz und Compliance. Verbesserungsmöglichkeiten sollten Reduktion der Nebenwirkungen
(Pflegemaßnahmen, Anpassung) beinhalten sowie gerade bei lebenslanger Therapie eine detaillierte Aufklärung und
Therapiebegleitung sein. Schwierigkeiten beim Anziehen der Kompressionsstrümpfe belasteten ältere und adipöse
Menschen, die in Zukunft mit hohen Kosten durch benötigte Pflegedienste einhergehen könnten.
Die Lebensqualität wurde insgesamt als gut eingeschätzt. Eine schlechtere Lebensqualität bestand besonders aufgrund
des fortgeschrittenen Stadiums (Ulcus cruris) und langer Tragedauer, der zugrunde liegenden Indikation für die
Kompressionstherapie, dem Alter, des Gewichts und den mutmaßlichen persönlichen Gewohnheiten und offensichtlich
weniger von Strumpflänge und Geschlecht. Des Weiteren wurden wahrscheinlich auch aufgrund der Komorbiditäten bei
den Subgruppen Alter, BMI und Ulcus cruris vermehrt Beschwerden im Alltag und Ängste in Bezug auf die Zukunft und
Krankheit geäußert. Während ältere Menschen besonders ihre Lebensqualität schlechter einschätzten, wurde bei
adipösen vor allem die schlechte Gesundheit beklagt. Der Therapiebeginn war bei Frauen früher, Männer zeigten
hingegen fortgeschrittene Stadien. Die Patienten in der Ulcus cruris Gruppe schnitten in allen Kategorien schlechter ab
als andere Subgruppen, hatten aber doch die Hoffnung im Hinblick auf ihre Behandlung noch nicht verloren.
Meiner Großtante „Tante Inge“ gewidmet
- 1 -
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 8
1.1 Definition der CVI 8
1.2 Epidemiologie und sozioökonomische Bedeutung der CVI 9
1.3 Pathophysiologie der CVI 10
1.4 Klassifikation der CVI 11
1.5 Therapie der CVI 12
1.6 Wirkungsweise der Kompressionstherapie 13
1.7 Techniken der Kompressionstherapie 14
1.8 Lebensqualität 17
1.8.1 Historischer Überblick 17
1.8.2. Definition des Begriffs Lebensqualität 18
1.8.3. Erfassung der Lebensqualität 20
2 Zielsetzung 21
3 Methodik 22
3.1 Patienten 22
3.2 Methoden 22
3.3 Ethik 24
3.4 Statistik 24
4 Hauptteil mit Darstellung der Ergebnisse 25
4.1 Gesamtkollektiv 25
4.1.1 Basisdaten 25
4.1.2 Kompressionstherapie 25
4.1.3 Nebenwirkungen 26
4.1.4 Lebensqualität 26
4.2 Alter 29
4.2.1 Patienten ≥ 60 Jahre 29
4.2.1.1 Basisdaten 29
4.2.1.2 Kompressionstherapie 29
- 2 -
4.2.1.3 Nebenwirkungen 29
4.2.1.4 Lebensqualität 30
4.2.2 Patienten < 60 Jahre 31
4.2.2.1 Basisdaten 31
4.2.2.2 Kompressionstherapie 31
4.2.2.3 Nebenwirkungen 32
4.2.2.4 Lebensqualität 32
4.2.3 Vergleich 33
4.2.3.1 Basisdaten 33
4.2.3.2 Kompressionstherapie 33
4.2.3.3 Nebenwirkungen 34
4.2.3.4 Lebensqualität 34
4.3 BMI 39
4.3.1 Patienten BMI ≥ 25 kg/m² 39
4.3.1.1 Basisdaten 39
4.3.1.2 Kompressionstherapie 39
4.3.1.3 Nebenwirkungen 40
4.3.1.4 Lebensqualität 40
4.3.2 Patienten BMI < 25 kg/m² 41
4.3.2.1 Basisdaten 41
4.3.2.2 Kompressionstherapie 41
4.3.2.3 Nebenwirkungen 42
4.3.2.4 Lebensqualität 42
4.3.3 Vergleich 43
4.3.3.1 Basisdaten 43
4.3.3.2 Kompressionstherapie 43
4.3.3.3 Nebenwirkungen 44
4.3.3.4 Lebensqualität 44
4.4 Geschlecht 48
4.4.1 Männer 48
4.4.1.1 Basisdaten 48
4.4.1.2 Kompressionstherapie 48
4.4.1.3 Nebenwirkungen 48
- 3 -
4.4.1.4 Lebensqualität 49
4.4.2 Frauen 50
4.4.2.1 Basisdaten 50
4.4.2.2 Kompressionstherapie 50
4.4.2.3 Nebenwirkungen 50
4.4.2.4 Lebensqualität 51
4.4.3 Vergleich 52
4.4.3.1 Basisdaten 52
4.4.3.2 Kompressionstherapie 52
4.4.3.3 Nebenwirkungen 52
4.4.3.4 Lebensqualität 53
4.5 Strumpflänge 56
4.5.1 MCS II AD 56
4.5.1.1 Basisdaten 56
4.5.1.2 Kompressionstherapie 56
4.5.1.3 Nebenwirkungen 56
4.5.1.4 Lebensqualität 57
4.5.2 MCS II AG 58
4.5.2.1 Basisdaten 58
4.5.2.2 Kompressionstherapie 58
4.5.2.3 Nebenwirkungen 58
4.5.2.4 Lebensqualität 59
4.5.3 Vergleich 60
4.5.3.1 Basisdaten 60
4.5.3.2 Kompressionstherapie 60
4.5.3.3 Nebenwirkungen 60
4.5.3.4 Lebensqualität 60
4.6 Indikation 64
4.6.1 Varizenoperation 64
4.6.1.1 Basisdaten 64
4.6.1.2 Kompressionstherapie 64
4.6.1.3 Nebenwirkungen 64
4.6.1.4 Lebensqualität 65
- 4 -
4.6.2 Sklerosierungstherapie 66
4.6.2.1 Basisdaten 66
4.6.2.2 Kompressionstherapie 66
4.6.2.3 Nebenwirkungen 66
4.6.2.4 Lebensqualität 67
4.6.3 Ulcus cruris 68
4.6.3.1 Basisdaten 68
4.6.3.2 Kompressionstherapie 68
4.6.3.3 Nebenwirkungen 68
4.6.3.4 Lebensqualität 69
4.6.4 Vergleich 70
4.6.4.1 Basisdaten 70
4.6.4.2 Kompressionstherapie 70
4.6.4.3 Nebenwirkungen 71
4.6.4.4 Lebensqualität 71
5 Diskussion 75
5.1 Gesamtkollektiv 75
5.2 Alter 82
5.3 BMI 89
5.4 Geschlecht 95 95
5.5 Strumpflänge 98
5.6 Indikation 102
6 Zusammenfassung 110
7 Literaturverzeichnis 112
8 Anhang 121
9 Danksagung
10 Lebenslauf
- 5 -
Abkürzungsverzeichnis
AIK Apparative intermittierende Kompression
BMI Body Mass Index
BRD Bundesrepublik Deutschland
CVI Chronisch venöse Insuffizienz
KT Kompressionstherapie
LQ Lebensqualität
MCS Medizinischer Kompressionsstrumpf
PKV Phlebologischer Kompressionsverband
TBVT Tiefe Beinvenenthrombose
TLQ-CVI Tübinger Fragebogen zur Erfassung der Lebensqualität bei chronisch venöser
Insuffizienz
- 6 -
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: modifizierte Stadieneinteilung der CVI nach Widmer und Marshall 11
Tab. 2: Klinische Klassifikation (C) nach CEAP-Einteilung 12
Tab. 3: Fesseldruckwerte der Kompressionsklassen in der BRD 15
- 7 -
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Standardlängen der Kompressionsstrümpfe 16
Abb. 2: Ausschnitt aus dem Fragebogen 23
Abb. 3: Gesamtkollektiv: Bewertung der einzelnen Kategorien des TLQ-CVI 26
Abb. 4: Gesamtkollektiv: Intensität der Beschwerden an den Beinen 27
Abb. 5: Gesamtkollektiv: Intensität der Beeinträchtigung im Funktionalen Status 27
Abb. 6: Gesamtkollektiv: Intensität der Ängste und Sorgen 28
Abb. 7: Alter: Bewertung der einzelnen Kategorien des TLQ-CVI 35
Abb. 8: Alter: Intensität der Beschwerden an den Beinen 36
Abb. 9: Alter: Intensität der Beeinträchtigung im Funktionalen Status 37
Abb. 10: Alter: Intensität der Ängste und Sorgen 38
Abb. 11: BMI: Bewertung der einzelnen Kategorien des TLQ-CVI 44
Abb. 12: BMI: Intensität der Beschwerden an den Beinen 45
Abb. 13: BMI: Intensität der Beeinträchtigung im Funktionalen Status 46
Abb. 14: BMI: Intensität der Ängste und Sorgen 46
Abb. 15: Geschlecht: Bewertung der einzelnen Kategorien des TLQ-CVI 53
Abb. 16: Geschlecht: Intensität der Beschwerden an den Beinen 54
Abb. 17: Geschlecht: Intensität der Beeinträchtigung im Funktionalen Status 55
Abb. 18: Geschlecht: Intensität der Ängste und Sorgen 55
Abb. 19: Strumpflänge: Bewertung der einzelnen Kategorien des TLQ-CVI 61
Abb. 20: Strumpflänge: Intensität der Beschwerden an den Beinen 62
Abb. 21: Strumpflänge: Intensität der Beeinträchtigung im Funktionalen Status 62
Abb. 22: Strumpflänge: Intensität der Ängste und Sorgen 63
Abb. 23: Indikation: Bewertung der einzelnen Kategorien des TLQ-CVI 71
Abb. 24: Indikation: Intensität der Beschwerden an den Beinen 72
Abb. 25: Indikation: Intensität der Beeinträchtigung im Funktionalen Status 73
Abb. 26: Indikation: Intensität der Ängste und Sorgen 74
- 8 -
1 Einleitung
1.1 Definition der CVI
Die chronisch venöse Insuffizienz (CVI) bezeichnet eine pathologische Situation, bei der es
aufgrund von Veränderungen der Venen zu einer Störung des venösen Rücktransports aus
den superfiziellen und tiefen Venen kommt (Pschyrembel, 2004). Dieser Rückstau leitet
sich bis in die Venolen und Kapillaren fort und wirkt sich schließlich auf den Stoffwechsel
des Gewebes aus (Hach et al., 2000).
Es wird eine primäre von einer sekundären Form unterschieden. Erstere ist durch
hereditäre Veränderungen der Venenwand bedingt. Durch eine Schwäche des
Bindegewebes und damit der Venenwand kommt es zur Erweiterung und Aussackung der
Gefäße und letztendlich zur Schlußunfähigkeit der Venenklappen. Dies führt zu einem
Pendelfluss zwischen den Klappen, es entsteht ein venöser Reflux entgegen der
physiologischen Flussrichtung in Privatkreisläufen. Die Insuffizienz der Venenklappen des
oberflächlichen Venensystems ist die häufigste Form der CVI.
Als weitere Ursachen kommen Klappenagenesie oder Hypoplasie, vererbte
Schlussunfähigkeit der Venenklappen, Degeneration oder Angiodysplasien in Frage (Rabe,
2003a, Marshall and Loew, 2003).
Die sekundäre Form stellt einen Folgezustand anderer Störungen der venösen
Hämodynamik dar, bei der der Abfluss der Venen behindert wird. Oftmals wird die
Schädigung der Venenklappen durch eine tiefe Beinvenenthrombose verursacht, die ein
postthrombotisches Syndrom, eine Phlebothrombose oder Venenklappenschädigung zur
Folge hat, seltener spielen mechanische oder venenverdrängende Prozesse durch
Verletzungen und Tumore eine Rolle (Rabe, 2003a).
Die Ursache der klinischen Symptomatik kann sowohl im oberflächlichen als auch im
tiefen Anteil des Beinvenensystems liegen.
- 9 -
1.2 Epidemiologie und sozioökonomische Bedeutung der CVI
Aufgrund ihrer in älteren und aktuell immer wieder bestätigten hohen Prävalenz und der
altersassoziierten Zunahme stellen chronische Venenerkrankungen ein kostenintensives
und die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigendes Problem dar (Taute, 2010, Fi-
scher, 1981, Wienert and Willer, 1992).
In der Bonner Venenstudie waren bei 31,3% der Patienten Venenerkrankungen im
Stadium CEAP C2-C6 nachweisbar. 56,4% der Probanden litten in den letzten vier Wochen
unter Beinbeschwerden. Nur 9,6% der Probanden wiesen keine Venenveränderungen auf.
Im Vergleich zur Tübinger Studie von 1979 kamen schwere Ausprägungen der CVI (C5 /C6)
deutlich seltener vor (Rabe et al., 2003b).
Unterschiedliche Meinungen und widersprüchliche Daten gibt es über weitere
Risikofaktoren für die CVI. Darunter werden das weibliche Geschlecht, erbliche
Disposition, Übergewicht, Anzahl der Schwangerschaften sowie stehende Berufsausübung
diskutiert (Marshall and Loew, 2003).
Die direkten und indirekten Kosten, die durch chronische Venenerkrankungen entstehen,
sind erheblich.
In westeuropäischen Ländern belaufen sich die direkten Kosten durch CVI auf 600-900
Millionen Euro, dies macht 1-2% der gesamten Gesundheitsausgaben aus. In den USA
werden dafür sogar 2,5 Milliarden Euro verwendet. (Rabe and Pannier, 2009a, Rabe,
2009b).
- 10 -
1.3 Pathophysiologie der CVI
Zu den Funktionen des Venensystems gehören Bluttransport, Blutspeicherung und
Thermoregulation (Marshall and Loew, 2003).
Mehrere wichtige Mechanismen sichern den Rücktransport des Blutes zum Herzen: der
atemabhängige negative Thoraxdruck, die Muskel- und Gelenkpumpe, der
Ventilebenenmechanismus des Herzens sowie die Funktion der Venenklappen (Rabe,
2003a).
Die Venenklappen verhindern den retrograden Reflux des Blutes in die oberflächlichen
Venen. Die Dichte der Klappen nimmt nach distal zu und im Laufe des Lebens ab. Im Alter
von 70 Jahren haben sich bereits 81% der Klappen zurückgebildet (Rabe, 2003a).
Pathophysiologische Grundlage der CVI ist die ambulatorisch venöse und kapilläre
Hypertonie durch Insuffizienz der Venenklappenmechanismen oder der zusätzlichen
Pumpmechanismen. Der Venendruck beträgt im Stehen 80-100 mmHg. Im Gehen wird
das Blut durch die Muskelpumpe in Richtung Herz transportiert, das Volumen im Fuß wird
vermindert und der Druck fällt bei funktionstüchtigen Klappen auf 10-20 mmHg (Rabe,
2003a).
Bei Insuffizienz der Klappen oder der Muskelpumpe fehlt dieser Druckabfall. Es kommt zur
ambulatorischen venösen Hypertonie. Durch den über längere Zeit erhöhten kapillären
Blutdruck kommt es nach der Starling-Gleichung zur vermehrten Filtration und somit zur
Ödembildung. Des Weiteren werden neutrophile Granulozyten aktiviert. Zytokine,
sauerstofffreie Radikale, proteolytische Enzyme und thrombozytenaktivierende Faktoren
führen durch Endothelschädigung und kapillare Verschlüsse zu einer erhöhten
Permeabilität ins extravasale Gewebe (Rabe, 2003a). Der Durchtritt von Erythrozyten und
Proteinen verursacht eine perikapillare Fibrose und chronische Entzündungsreaktion. Der
höchste Druck herrscht in der Region des Malleolus medialis, hier kommt es zu
Hautveränderungen wie Atrophie oder Pigmentation durch die Ablagerung des
extravasalen Hämoglobins. Die Folge ist eine starke Fragilität der Haut, die beim kleinsten
Trauma zum Ulcus cruris führen kann.
- 11 -
1.4 Klassifikation der CVI
Eine Klassifikation der CVI im deutschsprachigen Raum wurde erstmals von Widmer im
Jahre 1981 vorgenommen (Widmer et al., 1981). Später wurde diese von Marshall
modifiziert (Marshall and Wüstenberg, 1994). Die Zuordnung in ein Stadium erfolgt
anhand der optischen Veränderungen der Haut.
Tab. 1: modifizierte Stadieneinteilung der CVI nach Widmer und Marshall (Marshall and
Loew, 2003)
CVI-Stadium Klinische Symptome
I Corona phlebectatica paraplantaris, Phlebödem
II Zusätzlich trophische Störungen mit Ausnahme des Ulcus cruris
Abb. 26: Indikation: Score der Intensität der Ängste und Sorgen
Der Unterschied zwischen operierten und Ulcus cruris-Patienten war in der Kategorie
Befinden und der Lebenszufriedenheit war tendenziell (p=0,08).
Keine signifikanten Unterschiede waren zwischen sklerosierten und Ulcus cruris-Patienten
zu finden.
Insgesamt waren zwischen den Kollektiven keine signifikanten Unterschiede in
Globalurteil zu Gesundheit und Lebensqualität zu finden.
Die Kategorie Zufriedenheit wurde insgesamt signifikant unterschiedlich bewertet.
Zwischen sklerosierten und Ulcus cruris-Patienten waren signifikante Unterschiede bei
den Punkten Beeinträchtigung des äußeren Erscheinungsbildes (p=0,03) und Betreuung
durch den Arzt (p=0,04) zu finden.
Zwischen operierten und Ulcus cruris-Patienten belastete es signifikant mehr Ulcus cruris-
Patienten, wie Mitmenschen auf ihre Erkrankung reagierten (p=0,04).
- 75 -
5 Diskussion
5.1 Gesamtkollektiv
Pathologische Veränderungen des venösen Systems wie Varikose, das postthrombotische
Syndrom und die tiefe Beinvenenthrombose zählen zu den häufigsten Krankheiten in
Deutschland (Pannier et al., 2007). Viele Studien bestätigen die positive Korrelation
zwischen CVI und Alter (Rabe et al., 2003b, Stücker et al., 2003). Der demographische
Wandel und die erhöhte Lebenserwartung werden in den nächsten Jahrzehnten zur
weiteren Zunahme der älteren Bevölkerung führen und sich damit positiv auf die
Prävalenz der CVI auswirken. Deshalb erfordern die Diagnostik und Therapie der
Erkrankungen des venösen Systems spezielle Anforderungen und stellen besonders
bezügliche der Basismaßnahmen eine große Herausforderung im Bereich der Medizin dar
(Weinmann et al., 2003).
Auch die ökonomische Bedeutung der Venenerkrankungen ist nicht zu vernachlässigen.
2006 betrugen die direkten Kosten 2,18 Mrd. €. Des Weiteren entstehen indirekte Kosten
aufgrund von Arbeitsunfähigkeit, vor allem durch Varizenoperationen (Rabe et al., 2009b).
Allgemeiner Fragebogen
Das durchschnittliche Alter meines in Bochum untersuchten Kollektivs betrug 58,83 Jahre.
Am häufigsten waren darunter Patienten zwischen 60-69 Jahren zu finden, jüngere
Patienten waren deutlich seltener vertreten.
Meine Daten bestätigten damit die Aussagen von in der Vergangenheit durchgeführten
Studien bezüglich der Altersprävalenz der CVI: in der Bonner Venenstudie lag die
Prävalenz von Varizen unter den 20-29-jährigen bei 3,2%, im Alter von 60-69 Jahren bei
28,8% (Rabe et al., 2003b). Insgesamt war das Kollektiv in Bonn mit einem mittleren Alter
von 48 Jahren jünger (Rabe et al., 2003b).
Bei einer Studie zur Lebensqualität bei chronisch venöser Insuffizienz von Klyscz lag das
Alter der Patienten im Mittel bei 51 Jahren, wobei hier die Patienten mit fortschreitendem
Schweregrad der Erkrankung älter wurden (Klyscz et al., 1998). Wie in Bochum fand diese
Studie an bereits erkrankten Patienten statt. Alle Patienten meines in Bochum
untersuchten Kollektivs wurden im Venenzentrum Bochum behandelt, litten demnach
unter therapiebedürftigen Venenerkrankungen, die Probanden der Bonner Venenstudie
sollten dagegen einen Querschnitt der deutschen Gesamtbevölkerung darstellen, nur ein
- 76 -
Teil von ihnen war von einer CVI betroffen, was den Altersunterschied der Studien erklärt.
Viele Studien bestätigen das häufigere Vorkommen von Venenerkrankungen beim
weiblichen Geschlecht (Klyscz et al., 1998, Rabe et al., 2003b, Wienert and Willer, 1992).
In Bochum lag der Frauenanteil bei 65,5%, das Verhältnis Männer-Frauen betrug 1:1.9.
An der Bonner Venenstudie nahmen 3072 Patienten teil, davon 1722 Frauen (56,05%) und
1350 Männer (43,94%), Ziel war es ein relativ ausgeglichenes Geschlechtsverhältnis zu
schaffen, um die Gesamtbevölkerung darzustellen (Rabe et al., 2003b).
Bei Klyscz bestand das Patientenkollektiv aus 49 Männern (34,5%) und 93 Frauen (65,5%)
(Klyscz et al., 1998). Die Daten glichen damit, ähnlich wie beim Alter, meinem Bochumer
Patientenkollektiv.
Den chronischen Verlauf der Venenerkrankung bestätigten auch meine Daten in den
Kategorien Rezidivtherapie, Therapiedauer und Indikation (Taute, 2010).
In dem von mir untersuchten Bochumer Kollektiv erhielten mehr als zwei Drittel der
Patienten bereits eine Kompressionstherapie mit einer durchschnittlichen Tragdauer von
32,5 Monaten. Der Krankheitsbeginn hängt dabei vom subjektiven Befinden des Patienten
ab. Für sensible Patienten könnte schon das Auftreten von Besenreisern den
Krankheitsbeginn darstellen, andere ermitteln diesen erst bei Komplikationen von Varizen
wie Hautveränderungen bis hin zum Ulcus cruris (Holz, 1989).
Auch die Bonner Venenstudie zeigte, dass bereits 22,9% der Befragten mit spezifischen
phlebologischen Maßnahmen vorbehandelt wurden (Rabe et al., 2003b).
Die Indikation für die Verwendung einer Kompressionstherapie ist vielfältig. Oftmals wird
diese in Kombination mit weiteren Therapiemaßnahmen verwendet.
Ich zeigte, dass in Bochum der Kompression am häufigsten eine Sklerosierung oder
Operation vorausging. Beide Therapieoptionen dienen der Ausschaltung des Reflux und
sind bereits in einem frühen Stadium der primären CVI zur Verhinderung des
Fortschreitens sinnvoll (Taute, 2010). In der Bonner Venenstudie wurden
Kompressionsstrümpfe mit 14,6% der Fälle am häufigsten verwendet, 6,9% wurden
operiert (Rabe et al., 2003b).
Auch ein Ulcus cruris galt in Bochum als Therapieindikation (13,6%). Insgesamt zeigte die
Bonner Venenstudie, dass solche schweren Verläufe der CVI in den letzten Jahrzehnten
- 77 -
abgenommen hatten. In der Tübinger Studie von 1979 betrug die Häufigkeit des floriden
oder abgeheilten Ulcus cruris 2%, die Bonner Venenstudie ermittelte 0,7% in der
Allgemeinbevölkerung (Rabe, 2003a).
Zur Behandlung von Venenerkrankungen werden in der Regel Kompressionsstrümpfe der
Klasse I-III und Verbände in unterschiedlichen Längen verwendet (Rabe, 2003a).
Laut der Leitlinie für Kompressionsstrümpfe kann eine starre Zuordnung einer
Kompressionsklasse zu einer Diagnose nicht vorgenommen werden (Wienert et al., 2006).
Zur Ödemkontrolle eignen sich besonders Kompressionsstrümpfe der Klasse II. Dabei
reichen meist wadenlange Strümpfe aus (Taute, 2010). So wurden Kompressionsstrümpfe
der Klasse II auch von meinem Kollektiv am häufigsten verwendet.
Meine Daten zeigten, dass die Kompressionstherapie insgesamt gut von den Patienten
akzeptiert wurde, die Compliance und die Tragedauer waren erfreulich gut.
Dieses Trageverhalten zeigte sich bereits in der Bonner Venenstudie, hier wurden die MCS
gewöhnlich an fünf oder mehr Tagen der Woche getragen (73,0%), jeweils für 8 oder mehr
Stunden am Tag (89,4%) (Rabe et al., 2003b).
Obwohl die Kompressionsart von den meisten Patienten in Bochum toleriert wurde,
wünschten sich besonders Frauen eine Strumpfhose als Alternative. Diese Therapieoption
sollte in die Wahl der Kompressionsart eingehen.
Für viele Patienten scheint die Kompressionstherapie eine notwendige Maßnahme
darzustellen, welche nach Eingriffen getragen werden sollte. Trotz der Zweckmäßigkeit
deutet die lange und kontinuierliche Tragedauer auf eine gute Compliance und Einsicht
der Patienten hin, welche für den Therapieerfolg notwendig sind (Taute, 2010).
Meines Erachtens könnten Schwierigkeiten beim Anziehen der Kompressionstherapie in
einigen Fällen der Grund für mangelnde Compliance sein: 8,2% benötigten die Hilfe von
Angehörigen, sieben Patienten gaben zusätzlich an, dass besonders das Anziehen der
Strümpfe Probleme machte. Ich vermute, dass weitaus mehr Patienten diesen Umstand
als belastend ansahen.
Als wesentliche Veränderung der Haut wurden Trockenheit, Juckreiz und Schuppung der
Beine beklagt. Durch Reiben der Kompressionsstrümpfe auf der Haut kommt es zu einem
- 78 -
austrocknenden Effekt mit konsekutiver Schuppung, Juckreiz und Ekzembildung. Ähnliche
Ergebnisse, wenngleich mit deutlich geringeren Zahlen (Juckreiz 8,4%, Ekzeme 1,6%),
lieferte bereits die Bonner Venenstudie (Pannier et al., 2007, Reich-Schupke et al., 2009b).
Auch Duque et al. zeigten, dass Juckreiz, Brennen und Schmerzen der Beine häufig
vorkamen, wobei kein Zusammenhang zwischen der Stärke der Symptome und dem Grad
der CVI gefunden werden konnte. Besonders aber Juckreiz hatte einen signifikant
negativen Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten (Duque et al., 2005). Auch
Wärmegefühl und Schwitzen konnten als Nebenwirkung in anderen Studien bestätigt
werden. So kam es bei Patienten mit einer Kompressionstherapie im Vergleich zu solchen,
die unbekleidet waren, zu einem stärkeren Anstieg der Hauttemperatur, des
transepidermalen Wasserverlustes und der Hautfeuchtigkeit (Sohns, 2005).
Diese Punkten sollten zur Verbesserung des Patientenkomforts und damit auch zur
Steigerung der Compliance weiter optimiert werden. Hier gilt es einerseits,
Kompressionsmaterialien zu entwickeln, die den austrocknenden Effekt reduzieren
können, zum anderen könnte eine intensivierte Aufklärung der Patienten zur Hautpflege
unter der Kompressionstherapie die Situation verbessern. Sinnvoll wären weiterführende
Untersuchungen, die unterschiedliche, rückfettende Hautpflegeprodukte bei Patienten mit
einer Kompressionstherapie in ein- oder zweimaliger Anwendung pro Tag beurteilen.
Besondere Rücksicht ist hier vor allem auf die Verträglichkeit der Externa mit dem
Strumpfmaterial bzw. auf eine zeitlich optimierte Anwendung von Hautpflege und
Kompressionsmittel zu legen. Bisher gibt es dazu keine wissenschaftlichen Daten aus
randomisierten kontrollierten Studien, wenngleich die verschiedenen
Kompressionsstrumpfhersteller vielfach auch Hautpflegeprodukte anbieten (Reich-
Schupke et al., 2009b).
Eine weitere beklagte Nebenwirkung, die sich sowohl in der Bonner Venenstudie als auch
in meinem Kollektiv zeigte, war der nicht korrekte Sitz der Kompressionstherapie. Hier
wurden sowohl Einschnürungen der Kompressionstherapie (Bochum: 24,5%, Bonn: 3,6%)
beklagt (Pannier et al., 2007) als auch ein Rutschen der Strümpfe (Bochum: 29,1%)
beschrieben (Reich-Schupke et al., 2009b).
Auch in diesem Punkt liegen die von mir erhobenen Zahlen deutlich über den in Bonn
- 79 -
ermittelten Werten. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass nicht nur der
Sitz der Kompressionsstrümpfe, sondern auch der Knöchelanpressdruck dieser
Kompressionstherapien in der klinischen Anwendung in vielen Fällen nicht den
gewünschten Anforderungen entspricht (Veraart et al., 1997, Winslow and Brosz, 2008,
Reich-Schupke et al., 2009a). Leider ist die Kompressonstherapie weiterhin das Stiefkind
der Schulmedizin, oftmals erfolgt die Anwendung und Anpassung durch wenig
eingearbeitetes Personal, die Anwendung basiert auf Tradition und Erfahrung. Eine
vermehrte Aufklärung der Mitarbeiter und Patienten, weitere Studien zur Wirkungsweise
sowie leitliniengerechte Anpassung und Durchführung der Kompressionstherapie sollen
dies in Zukunft bessern (Partsch, 2011).
Die Kompressionstherapie wird neben der CVI auch bei Ödemen anderer Ursachen
verwendet. Nebenwirkungen und Komplikationen sind vor allem bei
Bewegungseinschränkungen, chronischen Hautirritationen, Durchblutungs- und
Sensibilitätsstörungen, die Druckstellen zur Folge haben können, zu erwarten. Auch
können sich psychische Faktoren, also die patientenbedingte Ablehnung der
Kompressionstherapie, negativ auf die Behandlung ausüben (Vollmer, 2011). Dieses
Faktoren sowie weitere Erkrankungen des Patienten müssen in die Therapieplanung,
Durchführung und Kontrolle miteinbezogen werden und stellen die behandelnden Ärzte
nicht selten vor eine große Herausforderung.
Ich zeigte allerdings auch den positiven Nutzen der Kompressionstherapie. Eine
Verbesserung der Beinbeschwerden (37,3%) und leichtere Beine durch die Therapie
(28,2%) waren deutlich zu sehen.
Auch in der Bonner Venenstudie konnte ein Nutzen der Kompressionstherapie
beschrieben werden, 71,3% der Patienten gaben eine Verbesserung der Erkrankung durch
die MCS an (Rabe et al., 2003b).
Tübinger Fragebogen zur Lebensqualität von Patienten mit Venenerkrankungen
Viele Patienten mit Venenerkrankungen leiden unter typischen Beschwerden wie
Schweregefühl, Spannungsgefühl oder Ödemen (Rabe, 2003a). Auch bei venengesunden
Patienten kommen Spannungs- oder Schweregefühle sowie Ödeme vor. MCS mit 15
mmHg führen zu einer Besserung der Symptomatik, Reduktion des Ödems und werden
- 80 -
zugleich gut toleriert (Blättler et al, 2008).
Ich fand heraus, dass die positiven Effekte der Kompressionstherapie in Bochum
überwogen, nur 33,6% litten unter den erfragten Beschwerden. Vor allem
Ödemreduktion, Strömungsbeschleunigung, Verbesserung der Klappenfunktion und
Reduktion subjektiver Beschwerden führen zur Beschwerdereduktion (Strölin et al., 2005).
Die Bonner Venenstudie zeigte, dass phlebologische Beschwerden und Krankheiten in der
Vorgeschichte in 6,2% der Fälle zur Beeinträchtigung der Lebensweise geführt hatte, dies
wurde von den Frauen deutlich häufiger erwähnt (8,2%) (Rabe et al., 2003b).
Laut meinen Daten Studie traten Spannungsgefühlen und müde Beine am häufigsten als
Beschwerden auf. Bei einer Studie von Strölin et al. entschieden sich nur 20% der
Patienten für die Therapie mit einem Kompressionsstrumpf der Klasse II. Höhere
Kompressionsklassen gaben zwar mehr Halt, die Bequemlichkeit litt aber darunter,
besonders die Enge wurde als unangenehm empfunden. Die Therapie mit Kompression
verschiedener Klassen führte jedoch bei Patienten, unabhängig vom Stadium der CVI, zu
einer Verbesserung der subjektiven Beschwerden (Strölin et al., 2005).
Bei Klyscz wurden müde Beine und Schweregefühl am häufigsten genannt, beides kam
wesentlich häufiger vor (über 70%) als in meinen Daten (Klyscz et al., 1998).
Insgesamt litten die Patienten nur gering unter ihren Beschwerden, der Umgang mit
diesen im Alltag war zufriedenstellend.
Beschwerden in den Beinen können im Laufe der Erkrankung zur Vermeidung
gewöhnlicher Tätigkeiten und damit zu Einschränkungen im Alltag führen. Dieses
Schonverhalten wirkt sich z.B. durch den Ausfall der Muskelpumpe, negativ auf den
Krankheitsverlauf aus und könnte eine Minderung der Lebensqualität zur Folge haben.
Meine Auswertung der Fragen des Funktionalen Status zeigte, dass die Erkrankung und
die Beschwerden noch nicht zum Vermeidungsverhalten geführt hatten, da der Großteil
der Patienten die gefragten Tätigkeiten ausgeführte.
Die Beeinträchtigung durch die Beschwerden war gering, ich ging somit davon aus, dass
die meisten Patienten in ihrem Alltag kaum eingeschränkt waren. Langes Stehen wurde
am häufigsten als Beeinträchtigung erwähnt.
Eine Studie aus den Niederlanden stellte bei im Stehen arbeitenden Männern in 29% eine
CVI fest, diese korrelierte positiv mit dem Alter, Gewicht und Dauer der Arbeit im Stehen
- 81 -
(Krijnen et al., 1997). Durch langes Stehen der hydrostatische Druck in den Beinvenen
erhöht wird und dadurch Beschwerden häufiger und stärker auftreten, sollten die
Patienten versuchen gerade diese Tätigkeit zu vermeiden, da es zum Fortschreiten der
Erkrankung und stärkeren Beschwerden in den Beinen führt.
In der Rubrik Ängste und Sorgen wurde deutlich, dass sich viele Patienten in Gedanken mit
den Folgen und der Therapie der Erkrankung beschäftigten. Auch wenn die Angst davor
nur etwas bestand, ist vielen das Risiko für Komplikationen wie Thrombosen,
Therapieversagen und zusätzliche Belastungen der Mitmenschen bewusst. Gerade
deshalb halte ich es für wichtig, die Patienten ausreichend über ihre Erkrankung
aufzuklären, ihnen verschiedene Therapieoptionen zu erläutern und ihnen den Nutzen der
Kompressionstherapie verständlich zu machen.
Insgesamt war es erfreulich zu sehen, dass die Patienten als Globalurteil ihre Gesundheit
und die Lebensqualität relativ gut einschätzten. Dies zeigte, dass die Venenerkrankung die
Patienten zwar in den einzelnen Kategorien beeinträchtigte, die Lebensqualität und
Gesundheit aber erhalten blieb. Oftmals wurde die Lebensqualität dabei durch die
Gesundheit bestimmt. Auch die Hoffnung in Bezug auf die Erkrankung und Therapie
haben sie noch nicht verloren.
Insgesamt gilt die Lebensqualität von Patienten mit Varikose als schlechter im Vergleich
zur Normalbevölkerung. Nach einer OP wird diese signifikant erhöht (Rabe et al., 2009b).
Auch Noppeney und Nüllen zeigten, dass alle angewendeten Therapien bei CVI die
Lebensqualität und die Beschwerden der Patienten signifikant verbesserten (Noppeney
and Nüllen, 2010).
In meinem Patientenkollektiv wurden Interventionen wie OP oder Sklerosierung
durchgeführt, denen eine Kompressionstherapie folgte, sodass ich nicht feststellen
konnte, ob es Veränderungen der Globalurteile vor und nach der Therapie gab.
Erfreulich ist weiterhin die große Zufriedenheit der Patienten mit der Betreuung und den
ärztlichen Maßnahmen. Dies ist für eine vernünftige und erfolgreiche Therapie und
Patienten-Arzt-Beziehung notwendig und fördert die Compliance.
Laut Klüken ist die Mehrzahl der Patienten mit der Therapie zur Behandlung der CVI
- 82 -
zufrieden (Klüken et al., 1999). Dabei führt unter anderem die Kompressionstherapie zur
größten subjektiven Zufriedenheit. 95% der Patienten, die eine Kompressionstherapie
erhielten, würden diese wenn nötig auch nochmal durchführen. Dies deckt sich mit der
Zufriedenheit der Patienten aus meinen Daten.
Laut Häfner verbessert die Kompressionstherapie nicht nur die apparativ nachweisbaren
Parameter, sondern auch schwere Ödemschmerzen, Juckreiz und Müdigkeit binnen drei
Wochen, die zu einer neu gewonnenen Lebensqualität führen (Häfner, 2000).
5.2 Alter
Die Zunahme des Anteils älterer Menschen in Deutschland aufgrund der stetig
ansteigenden Lebenserwartung stellt eine Herausforderung für die Diagnose und Therapie
in allen medizinischen Bereichen dar. Dabei geht man davon aus, dass 2050 der Anteil der
über 65-jährigen 50% der Gesamtbevölkerung beträgt (Noppenney and Nüllen, 2010).
Venenleiden zählen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Die
Häufigkeit des Auftretens der CVI und deren fortgeschrittener Stadien ist altersabhängig
(Beebe-Dimmer et al., 2005, Taute, 2010, Rabe, 2003a). Die Prävalenz von Varizen liegt
unter den 20–29–jährigen bei 3,2%, bei 60–69–jährigen bei 28,8% (Rabe et al., 2003b).
Eine Vielzahl von Veränderungen findet im Alter statt: durch Muskelatrophie und Ersatz
durch Fettgewebe kommt es zum Kraftverlust. Das stützende Bindegewebe verliert an
Elastizität, wodurch die Beweglichkeit eingeschränkt wird und die Leistungsfähigkeit
abnimmt. Osteopenie, Osteoporose und degenerative Gelenkveränderungen mindern die
Belastbarkeit (Scharla, 2001). Der multimorbide Patient stellt eine Vielzahl neuer
Anforderungen an den Arzt und die Therapiestrategien dar.
In meiner Untersuchung war die Anzahl der Patienten ≥ 60 Jahre und < 60 Jahre in den
beiden Kollektiven relativ ausgeglichen (55 vs. 51 Patienten). Zwischen den beiden
Subkollektiven bestand insgesamt ein Altersunterschied von über 20 Jahren. Innerhalb
eines Zeitraums von 20 Jahren sind viele gesundheitliche, private und berufliche
Veränderungen zu erwarten, die sich auf das Erleben einer Erkrankung auswirken
könnten.
In meinem untersuchten Kollektiv zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der Ge-
schlechterverteilung. Im Lebensalter < 60 Jahre lag das Verhältnis Männer : Frauen bei 1 :
3,6; bei den Patienten ≥ 60 Jahre bei 1 : 1,3. Die Prävalenz von Venenerkrankungen schien
- 83 -
im jüngeren Lebensalter bei Frauen zu dominieren und später auch zunehmend Männer
zu betreffen. Viele Studien zeigten die Bevorzugung des weiblichen Geschlechts bei Ve-
nenerkrankungen, was den hohen Frauenanteil in der Studie erklärt. Besonders für jünge-
re Frauen gelten Beine als Schönheitsattribut, sie könnten sich durch Varizen kosmetisch
beeinträchtigt fühlen. Auch scheinen sie Schwere und Missempfindung der Beine eher als
störend wahrzunehmen und könnten so früher als Männer einen Arzt aufsuchen.
In der Bonner Venenstudie lag das Verhältnis Männer : Frauen mit CVI C4 bei 1,0 : 1,1
(Rabe et al., 2003b). Andere Studien zeigten hingegen eine deutlich erhöhte Prävalenz der
CVI bei Frauen (Klyscz et al., 1998).
Die CVI begleitet aufgrund ihrer Chronizität und Rezidivfreudigkeit den Großteil der
Patienten für den Rest ihres Lebens.
Wesentliche Gründe für die schlechtere Lebensqualität von älteren Patienten waren
längere Tragezeiten der Kompressionstherapie und fortgeschrittenes Venenleiden.
Signifikante Unterschiede fand ich beim Krankheitsbeginn, der Therapielänge und
Indikation.
Die aktuelle Therapie stellte für signifikant mehr jüngere Patienten die erste
Kompressionstherapie dar, deren Tragezeit im Mittel über 39 Monate kürzer war. Des
Weiteren waren unter den älteren Patienten signifikant häufiger solche, die aufgrund
eines Ulcus cruris therapiert wurden, zu finden. Diese Unterschiede verdeutlichten den
chronischen und langwierigen Prozess der CVI.
Die Prävalenz der CVI sowie fortgeschrittene Stadien nehmen mit dem Alter zu, dies führt
zu langjährigen Behandlungen (Taute, 2010, Klyscz et al., 1998, Rabe et al., 2003b).
Deshalb sollte gerade bei jüngeren Patienten das Ziel sein, das Fortschreiten der CVI zu
verhindern.
Dennoch bieten die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung sowie die Fortschritte in
der Medizin Chancen. So unterziehen sich in der Medizin, z.B. der Herzchirurgie, immer
mehr Patienten im höheren Alter einer Operation und Therapie (Hickethier et al., 2001).
Ich zeigte, dass das Trageverhalten beider Kollektive gut war, die Compliance und
Akzeptanz zufriedenstellend.
Die jüngeren Patienten trugen signifikant länger am Tag die Kompressionstherapie.
- 84 -
Aufgrund einer Operation oder Sklerosierungstherapie bei vielen jungen Patienten war
das Tragen der Kompressionstherapie über einen begrenzten Zeitraum indiziert. Unter den
älteren Patienten waren gehäuft fortgeschrittene Venenleiden wie Ulcera cruris zu finden,
die oft einer langjährigen Therapie bedürfen. Daraus schloß ich, dass akute operative und
interventionelle Therapien zu einer verbesserten Compliance und Einsicht der Patienten
führten als chronische Therapien.
Zudem führen Begleiterkrankungen, Therapie-Unwillen der Patienten und das
chronologische Alter selbst zu Problemen in der Behandlung (Singer and Schulte, 2009).
Besonders jüngere Patienten äußerten mir gegenüber den Wunsch nach einer
Kompressionsstrumpfhose. Zum einen waren in diesem Kollektiv mehr Frauen zu finden,
zum anderen könnte es an der Bereitschaft der jüngeren Patienten für alternative
Therapiemöglichkeiten oder an deren verbesserten Beweglichkeit liegen.
Die Kategorie Hilfsmittel verdeutlichte die altersbedingten Probleme der Patienten: diese
waren oftmals auf Hilfe Angehöriger angewiesen und schafften das Anziehen seltener
ohne Hilfsmittel. Das Statistische Bundesamt Deutschland geht davon aus, dass 2025 40%
der Bevölkerung alleine leben werden. 2009 waren 20% der Bevölkerung älter als 65 Jahre
alt, der Anteil der älteren Bevölkerung wird wie bereits erwähnt in den nächsten
Jahrzehnten weiter ansteigen (Statistisches Bundesamt Deutschland, 2011).
Ich halte es für wünschenswert, gerade älteren Patienten einen Pflegedienst zum An- und
Ausziehen der Kompressionstherapie zu vermitteln und sie stärker im Umgang mit dieser
zu unterstützen. Schwierigkeiten beim Anziehen der Kompressionstherapie führen zu
einer verminderten Compliance und damit zum Therapieversagen. Dies allerdings würde
erhebliche Kosten mit sich bringen (Reich-Schupke et al., in press).
Auch andere Studien wiesen auf Probleme mit dem Umgang mit Kompressionsstrümpfen
hin (Belkö et al., 2001).
Eine Studie an Patienten mit Ulcera cruris zeigte, dass ältere Patienten (≥ 70 Jahre)
häufiger Kurzzugbinden trugen und Hilfe eines Pflegedienstes benötigten (Renner et al.,
2010). Jüngere Patienten verwendeten Kompressionsstrümpfe und konnten diese meist
selbst anlegen. Allerdings gab es keine Unterschiede hinsichtlich der Compliance.
Eine aktuelle Studie bei chronischen, therapieresistenten Ulcera cruris zeigte, dass nicht
der Druck auf das gesamte Bein entscheidend für den Therapieerfolg zu sein scheint.
- 85 -
Ausreichend für das Abheilen der Ulcera ist ein erhöhter Druck an der Ulcuslokalisation
bei nur leichtem Druck am restlichen Bein (Brizzio et al., 2010). Diese Ergebnisse sollten
Ärzte auffordern, genau zu überdenken, welche Kompressionsklasse für die Therapie und
Heilung benötigt wird. So könnte eine niedrigere Kompressionsklasse mit Druckpunkten
an den Ulcera für den Patienten von Vorteil sein und ihm das Anziehen erleichtern.
Ein hoher Druck kann durch die Verwendung mehrlagiger Kompressionsverbände
niedrigen Druckes erzeugt werden (z.B. Urgo K2, Profore, Proguide, Coban) oder durch
doppellagige Kompressionsstrümpfe (z.B. Bauerfeind venotrain, Medi ulcertec, Sigvaris
Ulcer X, Jobst ulcercare, Hartmann Saphenamed) (Reich-Schupke et al., in press).
Des Weitern sollten Ärzte und Verkäufer darauf achten, ihre Patienten über Therapie,
Nebenwirkungen und zusätzliche Therapieoptionen aufzuklären, was oftmals
unzureichend erfolgt, um ihnen den Umgang mit der Kompressionstherapie zu
erleichtern.
Ältere und jüngere Patienten litten häufig unter unangenehmen Folgen der
Kompressionstherapie. Bei den jüngeren Patienten wurden besonders Rutschen, Juckreiz,
Einschnürungen und Schwitzen beklagt. Von den älteren Patienten wurden Juckreiz und
Einschnürungen erwähnt. Mehrheitlich wurde von beiden Gruppen Hauttrockenheit
angegeben.
Das Tragen der Strümpfe im stressigen Berufsalltag mit viel Bewegung und Sport könnten
die unangenehmen Begleiterscheinungen bei jungen Patienten wie Rutschen der
Strümpfe verstärken.
Im fortgeschrittenem Stadium der Erkrankung könnte es ebenso länger dauern und
schwieriger sein, Fortschritte zu erzielen als beim jüngeren Patienten.
Tübinger Fragebogen zur Lebensqualität von Patienten mit Venenerkrankungen
Meine Auswertung zeigte, dass die Kategorien Beschwerden an den Beinen, Beschwerden
in den letzten sieben Tagen, Funktionaler Status, Ängste und Sorgen, Befinden und
Lebenszufriedenheit sowie die globale Lebensqualität von den älteren Patienten (hoch)
signifikant schlechter beurteilt wurden.
Sowohl die Häufigkeit des Auftretens von Beschwerden als auch deren Intensität waren im
Kollektiv der ≥ 60-jährigen verstärkt zu finden. Bei älteren Patienten kamen häufiger mit
- 86 -
der CVI assoziierte Symptome wie auch Nebenwirkungen der Kompressionstherapie vor,
die zu einem stärkeren Leidensdruck führten als bei jüngeren Patienten.
Beschwerden an den Beinen kamen im Kollektiv der Patienten ≥ 60 Jahre signifikant
intensiver vor (z.B. Taubheitsgefühle). Dabei war es allerdings anhand der von mir
anamnestisch gewonnenen Daten nicht möglich, zwischen Taubheitsgefühlen durch die
Kompression oder solchen aufgrund anderer Ursachen (Polyneuropathie bei Diabetes
mellitus, Spinalkanalstenose etc.) zu unterscheiden. Des Weitern könnten nicht passende
Kompressionsstrümpfe Hautnekrosen und nervale Druckschäden verursachen (Wienert et
al., 2006).
Bereits vorherige Studien wie die Bonner Venenstudie zeigten eine Zunahme der
Beinbeschwerden mit dem Alter (Rabe et al., 2003b).
Allerdings traten bei 48,8% der älteren bzw. 58,7% der jüngeren Patienten im Durchschnitt
keine Beschwerden auf. Spezifische Beschwerden, die Venenerkrankungen mit sich
bringen, wurden häufig durch den Kompressionsstrumpf vermindert.
Auffällig waren die Unterschiede im Funktionalen Status. Ältere Patienten fühlten sich bei
alltäglichen Tätigkeiten durch ihre Beine signifikant stärker eingeschränkt.
Die Leistungsfähigkeit im Alter ist deutlich vermindert, Muskelkraft und Ausdauer nehmen
ab. Zusätzliche Beschwerden an den Beinen führen zur weiteren Verschlechterung, es
entsteht ein Circulus vitiosus. Zudem haben jüngere Patienten weitere Ressourcen, dieses
Manko zu kompensieren. Oftmals tragen sie ihre Kompressionstherapie nur über eine
begrenzte Zeit, sodass diese wegen der Hoffnung auf ein Leben ohne
Kompressionstherapie besser toleriert wird als bei älteren Patienten, die häufig schon
langjährig und noch lebenslang therapiert werden müssen.
Laut Renner verschlimmern sich die körperlichen Probleme, die täglichen Handicaps und
die sozialen Probleme mit zunehmendem Alter (Renner et al., 2010).
Besonders gravierend erschien mir der Unterschied in der Kategorie Ängste und Sorgen.
Die Angst vor einer Verschlimmerung (Medikamentenversagen) oder Folgeschäden (Ulcus
cruris, Thrombose), limitierende Behandlungen und Pflegebedürftigkeit belasteten
signifikant häufiger ältere Menschen. Gerade die Gefahr einer tiefen Beinvenenthrombose
erhöht sich mit zunehmendem Alter (Beckman et al., 2010). Gründe für die starken Ängste
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und Sorgen wären insgesamt eine schlechtere Gesundheit, die die Patienten dazu
veranlasste sich mit Themen wie Pflege und Tod auseinander zu setzen, eine verminderte
Selbstständigkeit und folglich größere Abhängigkeit von Familie und Freunden sowie das
Wissen, dass eine vollständige Genesung von dieser chronischen Erkrankung nur selten
auftritt.
So wunderte es mich nicht, dass von älteren Patienten in der Rubrik Befinden und
Lebenszufriedenheit die Items körperliche Leistungsfähigkeit und Angst signifikant
schlechter bewertet wurden. Je jünger die Patienten sind, desto schlechter bewerten sie
ihre äußere Erscheinung, was einen Einfluss auf die Lebensqualität haben könnte.
Hingegen erleben ältere Menschen mit venöser Ulzeration laut AWMF-Leitlinie die
Beeinträchtigung der vitalen Körperdynamik und der zustimmenden Körperbewertung
stärker als jüngere (Ehresmann et al., 2008).
Trotz der negativen Bewertung des Fragebogens fand ich beim Globalurteil der
Gesundheit keinen signifikanten Unterschied zu den jüngeren Patienten. Dennoch
bewerten jüngere Patienten ihre Gesundheit eher als gut, ältere als gut bis mittelmäßig.
Es schien, als hätten sich viele Patienten mit dem Alter arrangiert und würden die
physiologischen Veränderungen akzeptieren und sich ihnen anpassen.
Die Lebensqualität wurde von den Patienten ≥ 60 Jahre jedoch als signifikant schlechter
eingeschätzt.
Es erschien mir schwer, den Effekt des Alters auf die Lebensqualität einzuschätzen. Zwar
gewinnt mit zunehmendem Alter eine „gute Gesundheit“ immer mehr Einfluss auf die
Gesamtzufriedenheit des Menschen (Weidkamp-Maicher, 2008). Eine chronische
Erkrankung wie z.B. das Ulcus cruris könnte sich hier jedoch negativ auswirken. Ich
vermute weiterhin, dass ältere Personen neben dem bekannten Venenleiden einige
Komorbiditäten aufweisen, die zwar hier nicht in der Befragung erfasst wurden, aber die
Lebensqualität als Kofaktoren maßgeblich beeinflussen können. Insgesamt gelten ältere
Menschen jedoch als lebenszufriedener im Vergleich zu Personen mit mittlerem
Lebensalter (Weidkamp-Maicher, 2008). Es konnte auch gezeigt werden, dass es in der
Rekonvaleszenz z.B. nach großer Lungenresektion quasi keinen Unterschied zwischen alten
(> 70 Jahre) und jungen (< 70 Jahre) Patienten gegeben hat (Reich-Schupke et al., 2009b).
Eine weitere Studie zeigte, dass eine negative Lebensqualität mit einer schlechten
- 88 -
Gesundheit korreliert, eine gute Lebensqualität, von Person zu Person unterschiedlich,
von Aktivitäten, Einkommen, sozialem Leben und Familie abhängt (Xavier et al., 2003).
Die Werte von globaler Gesundheit und Lebensqualität lagen in meinem Kollektiv bei den
älteren Patienten sehr nahe zusammen, sodass auch hier ein Zusammenhang zwischen
Gesundheit und Lebensqualität bestehen kann. Jedoch bewerteten die jüngeren Patienten
ihre Gesundheit und die Lebensqualität - sogar signifikant - besser, der Unterschied
zwischen diesen Parametern ist etwas grösser als bei den älteren Patienten, sodass hier
noch viele andere Faktoren die Lebensqualität mitbestimmen mögen und die Gesundheit
noch keinen so großen Stellenwert hat.
Trotz dieser Unterschiede waren ältere wie jüngere Patienten mit der ärztlichen
Behandlung und den Maßnahmen zufrieden. Dies zeigte mir, dass die Patienten wohl trotz
allem mit ihrer Erkrankung umgehen konnten und die Hoffnung auf eine Besserung noch
nicht aufgegeben hatten.
Für junge und alte Patienten stellten die Veränderungen der Venen ein kosmetisches
Problem dar, welches vielleicht mehr als die alltäglichen Beschwerden den Gang zum Arzt
nach sich zieht. Das regelmäßige Tragen der Kompressionstherapie und frühzeitige
Intervention ist umso wichtiger, um nicht nur im medizinischen Sinne, sondern auch im
kosmetischen die Patienten zufrieden zu stellen. Für wichtig halte ich es, zukünftig das
Tragen der Kompressionstherapie so angenehm wie möglich zu machen, um damit auch
die Compliance und die Zufriedenheit der Patienten und deren Lebensqualität zu sichern.
Insgesamt muss die Lebensqualität älterer Patienten unter Kompressionstherapie als
signifikant schlechter beurteilt werden als die von jüngeren Patienten. Gründe sind
hierbei besonders im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf und dessen Folgen, sowie der
Multimorbidität und Alterserscheinungen der Patienten zu suchen. Ein Risiko könnte die
Beschwerden der Patienten darstellen, die zu einem Vermeidungsverhalten führen
könnten und so den Verlauf der Erkrankung negativ beeinflussen könnten. Eine intensive
Aufklärung der Patienten, regelmäßige und frühe Kontrollen sind notwendig um den
Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und so die Lebensqualität zu verbessern.
- 89 -
5.3 BMI
Aussagen zum Einfluss des Körpergewichts als Risikofaktor für die CVI sind sehr heterogen
(Göstl et al., 2009). Chiesa et al. beschrieben einen Zusammenhang zwischen BMI und
sichtbaren Zeichen einer CVI (Chiesa et al., 2007). In der Bonner Venenstudie hatten
Probanden mit Teleangiektasien im Mittel einen niedrigeren BMI (25,7 kg/m²) als
Varikose-Patienten (27,3 kg/m²) (Rabe et al., 2003b). Carpentier et al. fanden keinen
Zusammenhang zwischen BMI und Varizen, Hautveränderungen und Ulcera cruris
(Carpentier et al., 2004).
Insgesamt gelten Übergewicht und Adipositas in der Phlebologie als Risikofaktor für die
Entstehung der CVI (Göstl et al., 2009, Beebe-Dimmer et al., 2005). Als Mechanismen
werden chronisch inflammatorische Prozesse und der erhöhte intraabdominelle Druck,
der sich auf die Beinvenen fortleitet, beschrieben (Göstl et al., 2009). Die vermehrte
Körpermasse führt bei Adipositas im Sitzen zur Erhöhung des venösen Ruhedrucks in der
unteren Extremität und somit zu einer temporären venösen Hypertension (Garzon, 2009).
Andere Studien sehen Übergewicht nicht als Ursache für die Entstehung einer CVI,
sondern als Triggerfaktor an (Robertson et al., 2008). Eine weitere Quelle beschreibt
Übergewicht bei Männern als Erscheinung, die höheres Alter mit sich bringt (Benigni et
al., 2006).
Ich denke, es werden wohl noch weitere Studien erforderlich sein, um endgültig den
grundlegenden Zusammenhang zwischen CVI und Adipositas zu klären.
Allgemeiner Fragebogen
Übergewicht und Adipositas stellen in Deutschland ein großes Gesundheitsproblem mit
zunehmender Bedeutung dar.
In den letzten Jahrzehnten ist die Prävalenz stetig angestiegen und wird sich in den Jahren
laut WHO noch erhöhen. Inzwischen gelten 40% der Deutschen als übergewichtig, 20%
der Deutschen und 40% der US-Amerikaner sind adipös (Bramlage, 2008). Die WHO
spricht ab einem BMI von ≥ 25 kg/m² von Übergewicht, als Adipositas wird ein BMI ≥ 30
kg/m² bezeichnet (Hauner, 2008). Bei 21-64% der venösen Ulcera wird keine zugrunde
liegende CVI diagnostiziert, adipöse Patienten leiden aber unter denselben Symptomen
und Hautveränderungen wie bei einer CVI (Göstl et al., 2009).
Aus meinen Bochumer Daten errechnete ich bei 54,5% der Patienten einen BMI ≥ 25
- 90 -
kg/m². Der mittlere BMI bei den Patienten BMI ≥ 25 kg/m² lag bei 30,4 kg/m², damit
waren die Patienten nicht nur übergewichtig, sondern bereits adipös.
Durchschnittlich lag ein Gewichtsunterschied von 22,5 kg zwischen den Subgruppen, die
den abdominellen Druck erhöhen und somit die Wahrscheinlichkeit von erhöhtem
venösem Druck verstärken.
Zum Risikofaktor Übergewicht gesellte sich der Einfluss des Alters. Zwischen den beiden
Kollektiven bestand ein Unterschied von 3 Jahren zugunsten der Patienten BMI ≥ 25
kg/m².
Übergewicht und Adipositas nehmen mit dem Alter zu (Eichholzer, 2003). Die in vielen
epidemiologischen Studien einheitlich beschriebene Korrelation zwischen steigender
Prävalenz der CVI und zunehmendem Alter (Göstl et al., 2009) und der mögliche
Risikofaktor Gewicht erhöhen das Risiko, an einer CVI zu erkranken oder diese zu
verschlimmern.
Meine Ergebnisse zeigten signifikante Unterschiede hinsichtlich der Indikation,
Kompressionsart und Therapiedauer zwischen den beiden Subgruppen. Bei Patienten BMI
< 25 kg/m² war die Kompressionstherapie am häufigsten – und signifikant - nach einer
Sklerosierung indiziert. Bei Patienten BMI ≥ 25 kg/m² wurde meistens, wenn auch nicht
signifikant, eine Varizenoperation angewendet. Außerdem wurde signifikant häufiger
Kompressionsverbandsstrumpf verwendet.
Ich denke, dass dies auf ein früheres Einschreiten der schlanken Patienten bei
Veränderungen der Venen und für schlimmere Verläufe bei übergewichtigen Patienten
deutet. Für schwerere Verläufe bei adipösen Patienten sprach des Weiteren die Tatsache,
dass Patienten BMI ≥ 25 kg/m² die Therapie im Schnitt bereits 12,3 Monate länger trugen
(39,3 vs. 27,1 Monate) und somit unter längeren und schwereren Verläufen litten.
Je höher der BMI desto stärker zeigten sich Zeichen der chronisch venösen Insuffizienz,
mitunter Ulzerationen (Hermanns, 2009). Den Zusammenhang zwischen erhöhtem BMI
und schweren Ausprägungen der CVI konnten auch Danielsson et al. bestätigen
(Danielsson et al., 2002).
In der Varizenchirurgie stellen übergewichtige, adipöse und extrem adipöse inzwischen
einen Anteil von 65% dar (Hermanns, 2009). Gerade bei adipösen Patienten könnte es
infolge eines Diabetes mellitus Typ II aber auch zu einer diabetischen Polyneuropathie
- 91 -
gekommen sein, die mögliche Beschwerden und Schmerzen vermindert und so zu einem
späteren Therapiebeginn führt.
Die Akzeptanz der Kompressionstherapie war insgesamt zufriedenstellend. Von Patienten
BMI <25 kg/m² wurden die Strümpfe häufiger, wenn auch nicht signifikant, bis zu 18 h/Tag
getragen. Signifikant häufiger bezeichneten die schlankeren Patienten die Therapie als
zweckmäßig. Auch diese Unterschiede könnten für eine nur kurzfristige, aber intensive
Therapie sprechen, die aufgrund eines geringeren CVI-Stadiums nur nach einer operativen
oder interventionellen Therapie angewendet wurde.
Nebenwirkungen der Kompressionstherapie traten bei Patienten BMI <25 kg/m²
signifikant seltener auf. Besonders Juckreiz wurde von ihnen als störend empfunden.
Übergewichtige Patienten beklagten tendenziell öfter Einschnüren sowie Rutschen. Der
vergrößerte Umfang des Beines, weichere Beine durch verstärkte Fetteinlagerungen oder
auch eine schlechte Passform der Strümpfe könnten die Übergewichtigen verstärkt zu
diesen Nebenwirkungen führen. Besonders rundgestrickte Strümpfe passen sich den
variablen Umfängen eines Beines schlecht an und können so Einschnürungen in Knie- und
Fußgelenksbereich verursachen. Eine Alternative wären flachgestrickte statt
rundgestrickten Kompressionsstrümpfen, die sich der Form des Beines besser anpassen
(Reich-Schuke et al., in press).
Auch das Anziehen erwies sich bei adipösen Patienten als signifikant problematischer,
Anziehhilfen wurden häufiger verwendet. Dies würde ich zum einen durch das leicht
erhöhte Alter, andererseits durch die schlechtere Beweglichkeit aufgrund des
Übergewichts begründen. Viele adipöse Patienten können ihre Socken oder Schuhe nicht
ohne Hilfe anziehen, demnach ist das Anziehen der Kompressionstherapie beinahe
unmöglich. Hier könnte in Zukunft, wie bei älteren Menschen, eine kostenpflichtige Hilfe
zum Anziehen der Kompressionstherapie notwendig sein (Reich-Schupke et al., in press).
Renner et al. untersuchten 2010 die Compliance bei Kompressionstherapie und Gründe
für mangelndes oder fehlerhaftes Anziehen: dabei wurde auch Adipositas als Grund für
die fehlende Compliance genannt. Die abdominale Fülle und die Unbeweglichkeit machen
die selbstständige Anlage der Kompressionstherapie für viele Patienten unmöglich
(Renner et al., 2010).
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Einheitlich wurden von beiden Subgruppen Hauttrockenheit als häufigste Veränderung
der Beine genannt. An zweiter Stelle wurde eine Beschwerdereduktion beschrieben.
Dabei war die positive Wirkung der Kompressionstherapie bei schlanken Patienten
tendenziell stärker ausgeprägt.
Tübinger Fragebogen zur Lebensqualität von Patienten mit Venenerkrankungen
Signifikante Unterschiede fand ich in den Kategorien Beschwerden in den letzten sieben
Tagen, Funktionaler Status, Ängste und Sorgen, Befinden und Lebenszufriedenheit,
globale Gesundheit und Lebensqualität.
In der Kategorie Beschwerden an den Beinen erwähnten Patienten BMI ≥ 25 kg/m²
deutlich häufiger das Vorkommen von Beschwerden. Die Intensität der Beschwerden wies
jedoch keine Unterschiede auf.
Bei Patienten BMI < 25 kg/m² kamen am häufigsten müde Beine, Spannungsgefühl und
Steifigkeit in den Beingelenken vor, unter diesen Beschwerden litten die Patienten auch
verstärkt. Schweregefühl erzeugte zwar den größten Leidensdruck, dieses Symptom kam
in seiner Häufigkeit jedoch wesentlich seltener vor.
Bei Patienten BMI ≥ 25 kg/m² korrelierte die Häufigkeit der Beschwerden, außer bei
Schwellungen der Beine, nicht mit der Intensität.
Generell schienen Beschwerden bei Patienten BMI < 25 kg/m² deutlich seltener
vorzukommen. Beim Vorkommen von Beschwerden wurden diese aber als belastend
empfunden. Patienten BMI ≥ 25 kg/m² hingegen litten eher unter seltener auftretenden
Beschwerden. Fraglich ist, ob die Beschwerden, besonders müde Beine und
Schweregefühl, ohnehin häufiger bei Übergewichtigen ausgeprägt sind oder besonders in
Kombination mit einer CVI vorkommen.
Insgesamt war die Belastung durch die Beschwerden bei beiden Subkollektiven jedoch
gering ausgeprägt, was für den Erfolg und die Akzeptanz der Kompressionstherapie
spricht.
Obwohl der Umgang mit den Beschwerden bei beiden Gruppen gut war, zeigte ich, dass
Übergewichtige im Alltag häufiger durch die Beschwerden beeinträchtigt waren.
Die Kategorie Funktionaler Status zeigte, dass mehr Patienten BMI ≥ 25 kg/m² in ihren
alltäglichen Tätigkeiten von ihren Beinbeschwerden beeinträchtigt wurden. Einfache
- 93 -
Arbeiten und Bewegungen führten zu Einschränkungen und erschwerten somit das
tägliche Leben enorm. Nicht nur das vermehrte Gewicht, sondern auch die
Beinbeschwerden erschwerten und verschlechtern den Umgang im normalen Leben.
Laut Wirth wird die körperliche Funktionsfähigkeit durch die vermehrte Körperfettmasse
schon bei einfachen Dingen wie Gehen, Laufen, Treppensteigen und Bücken beeinträchtigt
(Wirth, 2006). Besonders Frauen fühlten sich aufgrund der Adipositas eingeschränkt
(Wirth, 2006). Ich halte eine Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Patienten für
empfehlenswert. Dieses Thema sollte bei der Therapieplanung mit eingeschlossen
werden, um den Umgang mit der Therapie zu erleichtern und damit die Compliance und
den Therapieerfolg zu verstärken.
Die Tätigkeiten wurden von beiden Gruppen mit gleicher Frequenz ausgeführt. Trotz
vermehrter Beschwerden wurde bei Patienten BMI ≥ 25 kg/m² kein
Vermeidungsverhalten festgestellt. Ich halte es trotzdem für wichtig, die
Beeinträchtigungen der Beschwerden soweit es geht zu reduzieren. Ein
Vermeidungsverhalten würde die Aktivität der Patienten weiter einschränken und die CVI
verschlimmern. Generell wird Patienten mit CVI eine mäßige körperliche Betätigung
empfohlen, übermäßige Bewegung führt jedoch zum häufigeren Auftreten von Ulcera
(Bérard et al., 2002).
Es zeigte sich, dass körperliche Betätigung das Auftreten schwererer Stadien verhindert,
auch wenn kein direkter Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Auftreten
von CVI festgestellt werden konnte (Alberti et al., 2008).
Das Auftreten von Ängsten und Sorgen im Alltag von übergewichtigen Patienten war in
dem von mir untersuchten Kollektiv häufiger. Auch die Intensität der Beschwerden war bei
ihnen stärker ausgeprägt. Vielen Patienten war der Risikofaktor Übergewicht für
verschiedenste Krankheiten bekannt, sie wussten um den schlechteren Verlauf, was auch
die Ängste im Hinblick auf den Verlauf grösser werden ließ. So ist das Risiko für eine tiefe
Beinvenenthrombose durch das vermehrte Übergewicht in der Bevölkerung erhöht
(Beckman et al., 2010).
Aufgrund der signifikanten Unterschiede in den verschiedenen Kategorien des
Fragebogens hatte ich vermutet, dass die Globalurteile zur Lebensqualität und Gesundheit
bei Patienten BMI ≥ 25 kg/m² ebenfalls schlechter ausfallen.
- 94 -
So schätzten die übergewichtigen Patienten ihre Gesundheit signifikant schlechter ein.
Ursache dafür könnte das Problemen eines erhöhten Gewichtes an sich sein, sowie
diverse Erkrankungen wie Diabetes, Hypertonus, Schlafapnoe-Syndrom und
Lebererkrankungen, die Übergewicht mit sich bringt. Auch treten Krebserkrankungen,
KHK, Apoplex, Beinvenenthrombosen und Arthrose häufiger bei hohen Gewicht auf.
Die Lebensqualität der Patienten BMI ≥ 25 kg/m² dagegen war nur tendenziell schlechter,
sodass ich davon ausging, dass trotz der negativen Veränderungen, die Übergewicht
begleiten, das Leben und der Umgang mit den Erkrankungen von den Patienten gut
gemeistert wurde.
Bei Patienten mit einem erhöhten Gewicht kommt es zwar zu höherem Stress und
Unzufriedenheit mit ihrer Gesundheit, jedoch gibt es keine Hinweise auf eine verminderte
Lebensqualität (Thommasen et al., 2005).
Laut Schneider et al. leidet die Lebensqualität bei adipösen Patienten besonders unter der
psychosozialen Beeinträchtigung durch das Übergewicht und den häufiger
vorkommenden Erkrankungen bei adipösen Patienten (Schneider et al., 1996).
Die geringen Unterschiede in der Kategorie Zufriedenheit zeigten mir, dass die
übergewichtigen Patienten trotz der schlechteren Bewertung der anderen Kategorien mit
der Behandlung, den medizinischen Maßnahmen und ihren Beinen genauso zufrieden
waren wie die schlanken. Lediglich der Unterschied des Verhaltens der Mitmenschen auf
ihre Erkrankung war tendenziell schlechter. Allerdings werden in unser Gesellschaft
übergewichtige Menschen schon stärker missachtet und vom sozialen Leben
ausgeschlossen, sodass die Ursache hier nicht bei der CVI zu suchen ist.
Insgesamt zeigte sich mir, dass übergewichtige Patienten deutlich mehr Probleme mit
ihrer Erkrankung haben. Bei ihnen werden fortgeschrittene Stadien der CVI häufiger
beobachtet, die eine intensive, lange Therapie erfordern. Umso wichtiger wäre die
Betreuung beim Arzt und die frühzeitige Behandlung. Die Akzeptanz der
Kompressionstherapie war bei beiden Gruppen gut.
In allen Kategorien gaben Patienten BMI ≥ 25 kg/m² ein häufigeres und intensiveres
Vorkommen der verschiedenen Items an, die Unterschiede waren größtenteils signifikant.
Dennoch wurde die Lebensqualität insgesamt als zufriedenstellend bewertet, was
sicherlich auch durch die positiven Effekte der Kompressionstherapie verursacht wurde.
- 95 -
Ich empfehle dringend eine Gewichtsreduktion, um den Verlauf der Erkrankung
aufzuhalten, das alltägliche Leben einfacher zu gestalten und damit die Compliance zu
erhöhen.
5.4 Geschlecht Laut der Bonner Venenstudie liegt die Prävalenz von Venenerkrankungen bei Frauen
deutlich höher als bei Männern (Rabe et al., 2003b). Einen Risikofaktor für die Entstehung
einer CVI stellt das weibliche Geschlecht dar (Beebe-Dimmer et al., 2005). Gerade Frauen
fühlen sich durch die äußere Veränderung der Beine durch Varizen oder Besenreiser
kosmetisch beeinträchtigt. Diese werden subjektiv als Schönheitsmakel empfunden. 60%
der Bevölkerung leiden unter geringen Veränderungen der Venen, die zwar kein
gesundheitliches Risiko, aber ein kosmetische Problem darstellen (Böhler, 2007).
Makellose Beine gelten für Frauen eher als für Männer als Schönheitsideal.
Dies könnte damit zum Therapiewunsch bei schon geringeren Stadien der CVI führen.
Allgemeiner Fragebogen
Meine Ergebnisse zeigten Unterschiede bezüglich des Alters, der Therapieart, Indikation
und Dauer, die auf einen deutlich früheren Therapiebeginn bei Frauen hindeuten.
Im von mir untersuchten Kollektiv waren die Frauen etwa 6 Jahre jünger als die Männer.
Laut der Bonner Venenstudie kamen niedrige Stadien der CVI häufiger bei Frauen vor,
viele Patientinnen hatten bereits ärztliche Behandlungen aufgrund der Venenerkrankung
hinter sich. In den Stadien C1 bis C3 mit leichten Symptomen waren deutlich mehr Frauen
als Männer zu finden, das Geschlechtsverhältnis in den fortgeschrittenen Stadien (C4 bis
C6) war jedoch ausgeglichen. 22,9% der Befragten gaben an, bereits phlebologisch
behandelt worden zu sein, dies war häufiger bei Frauen (31,0%) als bei Männern der Fall
(12,7%) (Rabe et al., 2003b).
In dem von mir in Bochum untersuchten Kollektiv wurden tendenziell signifikant mehr
Männer mit einer Kompressionstherapie im Anschluss an eine Operation behandelt.
Als Kompressionsart wurden Kompressionsverbandsstrümpfe, die zur Therapie des Ulcus
cruris verwendet werden, in Bochum signifikant öfter im Kollektiv der Männern
eingesetzt.
- 96 -
Männer trugen ihre Kompressionstherapie durchschnittlich fast 14 Monate länger.
Diese Unterschiede könnten darauf hindeuten, dass Männer eine Behandlung länger
hinauszögern und sich häufiger erst im fortgeschrittenen Stadium behandeln lassen.
Demnach werden zur Therapie aggressivere Therapieverfahren (Operation,
Kompressionsverbandsstrumpf) und längere Behandlungszeiten notwendig.
So kommen venöse Ulcera bei Männern trotz der niedrigeren Prävalenz häufiger vor als
bei Frauen. Unabhängig vom Geschlecht wird die Lebensqualität dabei als signifikant
reduziert beschrieben (White and Ryjewski, 2005).
Derweil trugen Frauen im Bochumer Kollektiv signifikant häufiger
Kompressionsstrumpfhosen und würden diese der bisherigen Therapie vorziehen.
Selbstverständlich stellen unterschiedliche Gewohnheiten von Mann und Frau einen
Grund dafür dar. Zudem könnten unangenehme Nebenwirkungen wie ein Rutschen der
Strümpfe dadurch verhindert werden. Ich halte es für wichtig, gerade Frauen bei
Therapiebeginn von dieser Therapieart in Kenntnis zu setzen. Vor allem im Winter
scheinen Kompressionsstrumpfhosen eine Alternative darzustellen.
Meine Ergebnisse zeigten keine signifikanten Unterschiede bei den unangenehmen
Nebenwirkungen. Die häufigsten Nebenwirkungen stellten Juckreiz, Rutschen und
Einschnürungen der Strümpfe dar.
Hautveränderungen traten bei beiden Kollektiven besonders als Hauttrockenheit auf, von
Frauen allerdings signifikant öfter. Männer hingegen bemerkten ein Spannen und
Rötungen der Haut. Frauen gaben deutlich häufiger eine Beschwerdereduktion an.
Ich gehe davon aus, dass Frauen ihrer Haut insgesamt deutlich mehr Aufmerksamkeit
schenken als Männer, diese z.B. regelmäßig mit Feuchtigkeitscremes behandeln und
Veränderungen früher wahrnehmen. Und trotzdem stellt Hauttrockenheit gerade in der
Menopause ein Problem für viele Frauen dar (Hall and Phillips, 2005). Umso stärker fällt
die Hauttrockenheit unter den Strümpfen auf. Derweil werden auch die positiven Effekte
der Kompressionstherapie teils signifikant stärker von Frauen bemerkt. Dazu kommt, dass
eine Beschwerdereduktion in fortgeschrittenem Stadium der CVI weitaus schwieriger zu
erreichen ist, Therapieerfolge bei Frauen also zum einen früher eintreten und früher
bemerkt werden könnten.
Das Trageverhalten und die Akzeptanz der Kompressionstherapie waren in beiden
- 97 -
Subgruppen ähnlich. Auch wenn die meisten Patienten ihre Therapie als zweckmäßig
empfanden und jeweils 1/3 der Patienten diese auf keinen Fall weiter tragen würde, waren
insgesamt über 60% der Patienten mit ihrer Therapie zufrieden. Dies zeigte sich auch in
der guten Compliance hinsichtlich der Tragezeit.
Tübinger Fragebogen zur Lebensqualität von Patienten mit Venenerkrankungen
Weder in der Kategorie Beschwerden an den Beinen, Funktionaler Status noch Ängste und
Sorgen fand ich im Bochumer Kollektiv signifikante Unterschiede zwischen Männern und
Frauen. Auch die globale Gesundheit und Lebensqualität wurden ähnlich eingeschätzt.
Das Geschlecht beeinflusste insgesamt zwar Verhaltensweisen und Gewohnheiten im
Hinblick des Therapiebeginns und der Therapieart, schien aber kein Faktor zu sein, der die
Lebensqualität mit der Kompressionstherapie beeinflusst.
In der Kategorie Beschwerden an den Beinen korrelierten bei Frauen Quantität und
Qualität der Beschwerden miteinander. Bei Männern stimmte die Häufigkeit der
Beschwerden (Spannungsgefühl, müde Beine, Schweregefühl) nicht mit der Intensität
(Schwellungen, Schmerzen beim Auftreten, Überempfindlichkeit) überein.
In der Bonner Venenstudie zeigten sich Unterschiede im Beschwerdeprofil
(Schweregefühl, Spannungsgefühl, Schwellungsgefühl, Schmerzen nach längerem Stehen,
unruhige Beine) zwischen Männern und Frauen, Frauen waren weitaus häufiger betroffen
(Rabe et al., 2003b). Dies ließ sich mit meinen Daten nicht bestätigen.
Die Globalurteile zur Gesundheit und Lebensqualität wiesen zwischen Männern und
Frauen den geringsten Unterschied aller Subgruppen auf. Das Geschlecht der Patienten
schien keinen Einfluss auf die Akzeptanz und das Erleben der Kompressionstherapie zu
haben.
Andere Studien zeigten dagegen Unterschiede zwischen der Lebensqualität von Männern
und Frauen:
Laut Rabe wird die Lebensqualität bei Frauen unter einer Venenerkrankung um 8,4%
reduziert, bei Männer führt sie in 3,3% der Fälle zur Beeinträchtigung der Lebensweise
(Rabe et al., 2009b).
Eine Studie der Innsbrucker Herzchirurgie an herzkranken Patienten, die sich einer
Operation unterziehen mussten, zeigte ebenfalls kaum signifikante Unterschiede zwischen
- 98 -
den Geschlechtern. Lediglich Depression, Schlafstörungen und Todesangst waren bei den
Frauen stärker ausgeprägt. Gerade von Depressionen sind Frauen aber ohnehin häufiger
betroffen (Hochleitner and Bader, 2003).
Selbst diese Aussage konnten meine Daten nicht bestätigen; in der Kategorie Ängste und
Sorgen waren keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu finden, Frauen hatten
allerdings größere Angst vor einer Thrombose, insgesamt gaben sie in der Kategorie
Befinden und Lebenszufriedenheit tendenziell häufiger Angst und Unruhe an.
In einer Studie der Universität Würzburg mit Patienten mit Gefäßerkrankungen besaßen
Frauen eine minimal schlechtere Lebensqualität als Männer, signifikante Unterschiede
waren in den Bereichen Vitalität und körperliche Funktionsfähigkeit zu finden (Debus et
al., 2005).
Abschließend zeigten meine Daten einen geringen Einfluss des Geschlechts auf den
Umgang mit der Kompressionstherapie und der Lebensqualität. Vielmehr waren es
persönliche Vorlieben, Alter, Indikation und Tragedauer, die mit Veränderungen der
Lebensqualität einhergingen.
5.5 Strumpflänge
Verschiedene Kompressionsarten stehen für die Therapie einer CVI zur Verfügung. Unter
den von mir befragten Patienten wurden am häufigsten Kompressionsstrümpfe der Klasse
II bis zum Oberschenkel oder Knie angewendet.
Allgemeiner Fragebogen
Zwischen den Kollektiven MCS II AD und AG bestanden signifikante Unterschiede
hinsichtlich des Alters, der Indikation und Tragedauer der Kompressionstherapie. Das Alter
der Patienten MCS II AD lag mit durchschnittlich 61,6 Jahren mehr als 5 Jahre über dem
der Patienten MCS II AG. In beiden Gruppen stellten Operation und
Sklerosierungstherapie die häufigsten Therapieindikationen dar. Des Weiteren wurde ein
Ulcus cruris signifikant häufiger beim Kollektiv MCS II AD therapiert. Die Tragezeit belief
sich bei Patienten MCS II AD auf 35,7 Monate, bei Patienten MCS II AG war sie mit 9,4
Monaten deutlich kürzer.
Diese Unterschiede deuten auf ein weiter fortgeschrittenes Stadium der CVI bei Patienten
- 99 -
mit MCS II AD hin. Das Auftreten eines Ulcus cruris führte zu einer intensiveren und
langwierigen Behandlung. Wie bereits im vorherigen erläutert führen ein erhöhtes Alter
wie bei den Patienten MCS II AD zu schwereren Ausprägungen der CVI, was sich in der
Therapieindikation, Art und Dauer wiederspiegelt.
Die Compliance der beiden Gruppen in meinem Kollektiv war zufriedenstellend. Länger,
wenn auch nicht signifikant, wurden die Kompressionsstrümpfe von der Gruppen MCS II
AG getragen. Für die Patienten MCS II AG schien die Therapie eine kurzfristige,
notwendige, therapiebegleitende Maßnahme darzustellen, bei Patienten MCS II AD führte
das fortgeschrittene Stadium zu einer längeren Therapiedauer und besseren Akzeptanz,
aber weniger kontinuierlichen Anwendung.
Eine Studie zur Untersuchung von Knie und Oberschenkelstrümpfen zur Prävention der
TBVT zeigte, dass beide Strumpflängen zwar gleich effektiv waren, die Patienten mit
Kniestrümpfen allerdings eine bessere Compliance zeigten und die Therapie
kosteneffektiver war (Ingram, 2003). Dies wurde auch von einer ungarischen Studie
bestätigt: hier wurden die AD Strümpfe als bequemer eingeschätzt, sie warfen seltener
Falten als AG Strümpfe, wobei beide Arten gleich effektiv waren (Belkö et al., 2001).
Nebenwirkungen kamen in Form von Juckreiz bei Patienten MCS II AD signifikant häufiger
vor, gefolgt von Kältegefühl, Schwitzen und Rutschen der Strümpfe. Patienten MCS II AG
beklagten häufiger, wenn auch nicht signifikant, Rutschen und Einschnürungen der
Strümpfe. Hauttrockenheit wurde von beiden Gruppen am häufigsten als Veränderung
genannt, starke Schuppung der Haut kamen bei Patienten MCS II AG signifikant seltener
vor. Die positiven Effekte der Kompressionstherapie wie weniger Beschwerden an den
Beinen und leichtere Beine wurden von Patienten MCS II AG häufiger, wenn auch nicht
signifikant, angegeben. Aufgrund der weiter fortgeschrittenen Erkrankung könnten
Verbesserungen der Symptome von Patienten MCS II AG erst später auftreten.
Tendenziell mehr Patienten MCS II AD benötigten beim Anziehen die Hilfe der
Angehörigen. Ich hatte zwar vermutet, dass kürzere Strümpfe einfacher in der
Handhabung sind, das gehobene Alter der Patienten sowie die damit weiter
fortgeschrittenen Verläufe führten aber zu Problemen im Umgang mit den Strümpfen.
- 100 -
Tübinger Fragebogen zur Lebensqualität von Patienten mit Venenerkrankungen
Zwischen den beiden Gruppen traten signifikante Unterschiede in den Kategorien
Beschwerden an den Beinen, Beschwerden in den letzten sieben Tagen, Funktionaler
Status, Ängste und Sorgen und Befinden und Lebenszufriedenheit. In allen Kategorien
fielen die Antworten der Patienten MCS II AD schlechter aus.
Besonders bei schlechtem Schlaf wegen der Beschwerden und Schwellungen der Beine
bestanden Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Ursache für Schwellungen der
Beine könnte aufgrund der Kniestrümpfe bestehen, da es oberhalb des Strumpfes zu
Schwellungen kommt und der Druck im Bereich des Gummibundes erhöht wird.
Allerdings zeigte eine Studie, trotz der Erwartung bei AD Strümpfen vermehrt
Schwellungen zu finden, dass kein Unterschied zwischen AD und AG Strümpfen bestand,
es auch nicht vermehrt zu Schwellungen oder Wundheilungsstörungen kam (Williams and
Owen, 2006).
Viele Studien zeigten aber, dass der Umgang mit MCS II AD wesentlich besser war, die
Compliance der Patienten höher (Ingram, 2003, Belkö et al., 2001).
Insgesamt zeigte sich im Bochumer Kollektiv, dass die Häufigkeit des Vorkommens der
Beschwerden keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Kollektiven aufwies,
sodass ich davon ausging, dass Patienten mit Kniestrümpfen häufiger von den
Beschwerden beeinträchtigt wurden, was womöglich eher auf das erhöhte Alter und
damit verbundene Komplikationen und Komorbiditäten zurückzuführen sein könnte.
Möglich wäre es gewesen, dass Patienten mit einem Kompressionsstrumpf der Klasse AG
aufgrund der längeren Strümpfe häufiger Wärmegefühl angegeben hätten. Dies war
allerdings nicht der Fall. Da meine Untersuchung in den Wintermonaten stattfand könnten
lange Strümpfe sogar als angenehmer bewertet werden. Im Sommer wäre das Item
Wärmegefühl vermutlich deutlich häufiger als Nebenwirkung beschrieben worden.
Renner et al. zeigten in einer Studie zur Compliance von Patienten mit
Venenerkrankungen, dass es tendenziell zu einer Verschlechterung dieser in den
Sommermonaten kam (Renner et al., 2010).
Der Funktionale Status der Patienten konnte unabhängig von der Strumpflänge als gut
- 101 -
beschrieben werden, die Patienten waren nur selten in ihrem alltäglichen Leben von den
Beschwerden beeinträchtigt. Patienten mit AD Strümpfen wurden signifikant häufiger von
ihren Beschwerden beeinträchtigt. Auch hier könnte eine Erklärung das höhere Alter und
damit verbundene Schwierigkeiten und der Unterschied in der Indikation sein, da die
unterschiedlichen Beeinträchtigungen kaum mit der Länge der Strümpfe erklärbar sind.
Die jeweiligen Tätigkeiten wurden allerdings von den Patienten etwa gleich häufig
ausgeführt, obwohl die Beeinträchtigung der Patienten mit AD Strümpfen grösser war, hat
noch kein Vermeidungsverhalten stattgefunden.
Die Kategorie Ängste und Sorgen zeigte, dass die Patienten MCS II AD sich deutlich
häufiger Gedanken über die Folgen der Erkrankung machten und vor diesen Vorstellungen
signifikant häufiger Angst hatten. Die schon längere Tragedauer der Patienten mit AD-
Strümpfen und das häufigere Vorkommen von Ulcera cruris könnte diese Angst erklären,
da sich mit der Zeit wahrscheinlich auch der Glaube an eine vollständige Genesung
verringert und die Angst vor Komplikationen steigt.
Insgesamt wurde auch das Befinden und die Lebenszufriedenheit von Patienten MCS II AD
signifikant schlechter bewertet, wobei beide Gruppen diese Kategorie insgesamt als gut
bewerten. Dies zeigte mir, gerade bei Patienten MCS II AD, das sie trotz der
Beeinträchtigung im Alltag und den Problemen und Auswirkungen der Beinbeschwerden
insgesamt zufrieden mit sich und ihren Leistungen sind.
Trotz der signifikanten Unterschiede in allen Themenbereichen wiesen die Globalurteile
der Lebensqualität und Gesundheit keine signifikanten Unterschiede zwischen den
Kollektiven auf. Beide Urteile fielen gut bis mittelmäßig aus.
Dies zeigte, dass die Einschätzung der Lebensqualität von Patienten mit einer
Kompressionstherapie mit Klasse II Kompression offensichtlich weniger von der
Strumpflänge abhängt, als vielmehr von der Tragedauer (Wochen – Monate – lebenslang),
der zugrunde liegenden Indikation für die Kompressionstherapie (Operation,
Sklerosierungstherapie, Ulcus cruris), dem Alter und den mutmaßlichen persönlichen
Gewohnheiten (Reich-Schupke et al., 2009b).
Aus ärztlicher Sicht nimmt man häufig an, dem Patienten mit einem nur knielangen
Strumpf einen Gefallen zu tun. Dies scheint aus Patientensicht jedoch anders zu sein.
- 102 -
Einige Patienten wünschen sich sogar lieber Kompressionstrumpfhosen statt eines
Strumpfes. Vermutlich hängt die Akzeptanz des Kompressionsmittels hier vielmehr von
den jeweiligen Gewohnheiten des Patienten ab. Trägt dieser auch sonst eher lange
Strümpfe oder Strumpfhosen, so wird der das auch bei der Kompressionstherapie
bevorzugen. Jemand, der in der Regel nur Kniestrümpfe trägt, tut sich hingegen mit
langen Kompressionsstrümpfen oder einer Kompressionsstrumpfhose schwer (Reich-
Schupke et al., 2009b).
Eine längere Tragezeit des Kompressionsstrumpfes und ein weiter fortgeschrittenes
Venenleiden scheinen hingegen die wesentlichen Gründe für die im Vergleich schlechtere
Lebensqualität der Patienten mit einem MCS II AD zu sein (Reich-Schupke et al., 2009b).
Eine Verschlechterung der Lebensqualität mit einer Progredienz des CVI - Stadiums konnte
auch Klycsz et al. im Rahmen der Evaluation des Tübinger Fragebogens darlegen (Klycsz et
al., 1998).
Eine randomisierte Studie an 300 Patienten kam zu der Schlussfolgerung, dass das Tragen
von Kompressionsstrümpfen über eine Dauer von mehr als einer Woche nach einer
unkomplizierten Varizenoperation keinen Benefiz für den Betroffenen bringt (Biswas et al.,
2007). Bisher gibt es keine Empfehlung der Leitlinien zur Dauer der Kompressionstherapie
nach einer operativen oder interventionellen Varizentherapie (Partsch, 2004).
5.6 Indikation
In einer weiteren Subgruppenanalyse wurden Patienten mit einer Kompressionstherapie
als Begleitmaßnahme einer Varizenoperation, einer Sklerosierungstherapie und eines
Ulcus cruris verglichen.
Insgesamt zeigte der Vergleich der Kollektive von operierten und sklerosierten Patienten
kaum Unterschiede, der Vergleich zwischen operierten bzw. sklerosierten Patienten und
solchen mit Ulcus lieferte aber signifikante Unterschiede.
Allgemeiner Fragebogen
Das Kollektiv der Patienten mit einem Ulcus cruris bestand aus 15 Patienten, die anderen
Gruppen umfassten 41 bzw. 46 Patienten. Insgesamt machten die Ulcus-Patienten 13,6%
der Befragten aus.
- 103 -
Die Reduktion der Prävalenz des Ulcus cruris in den letzten Jahrzehnten zeigte bereits die
Bonner Venenstudie: hier machten die Ulcus-Patienten 3,6% aus. In der Tübinger
Venenstudie waren schwere Ausprägungen noch mit 13% vorhanden. Die Erklärung
hierfür war die größere Aufmerksamkeit, die den Venenerkrankungen inzwischen gegeben
wird und die damit verbundene frühere Intervention (Rabe et al., 2003b).
In Bochum waren die Patienten des Ulcus-Kollektivs mit 66,2 Jahren signifikant älter als
die Kollektive der beiden anderen Gruppen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die
Prävalenz für das Ulcus cruris stark altersabhängig ist (Rabe and Gallenkemper, 2008).
So lag die Prävalenz in der Bonner Venenstudie für das abgeheilte Ulkus zwischen dem 30.
- 39. Lebensjahr bei 0,2% und stieg bis zum 50. - 59. Lebensjahr auf 0,6, zwischen 60 und
69 Jahren auf 1,1% und erreichte zwischen dem 70. und 79. Lebensjahr 2,4% (Rabe et al.,
2003b).
Die Prävalenz war in der Londoner Studie 2004 mit 8,29/1000 bei Männern im Alter >85
Jahren am höchsten (Moffat et al., 2004).
Meine Ergebnisse ergaben einen tendenziell signifikanten Unterschied zwischen Ulcus-
Patienten und OP/Sklerosierungs-Patienten im Hinblick auf die Ersttherapie. Bei
wesentlich mehr Ulcus- Patienten wurde bereits eine Kompressionstherapie angewendet.
Das unterstrich den chronischen Charakter der Venenerkrankungen. Viele der Ulcus-
Patienten litten wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten unter Venenerkrankungen, die
Vorstufen des Ulcus wurden womöglich bereits lange therapiert. Auch unter den
operierten und sklerosierten Patienten hatten 2/3 der Patienten schon eine
Kompressionstherapie. So stellt die Operation und Sklerosierung nur einen weiteren
Schritt beim Fortschreiten der CVI dar.
Anhand der Indikation für die Kompressionstherapie wird die Art der
Kompressionstherapie ausgewählt: so wurde der Kompressionsverbandsstrumpf von
Patienten mit Ulcus signifikant häufiger verwendet. Dieser wird besonders zur Ausheilung
der Ulcera angewendet, Kompressionsstrümpfe zur Erhaltung des Ergebnisses. Des
Weiteren wurde von keinem der Ulcus Patienten ein Kompressionsstrumpf der Klasse II
AG getragen, welcher bei den operierten und sklerosierten Patienten am häufigsten
eingesetzt wird. Da die unterschiedlichen Indikationen unterschiedliche
- 104 -
Kompressionsarten nach sich ziehen, könnten Indikation und Art der Kompression sowie
das Alter der Patienten die Unterschiede in den Bereichen Nebenwirkungen und dem
speziellen Fragebogen erklären.
Es ist zu diskutieren, ob nicht auch die Tragedauer der Kompressionstherapie
wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität unter Kompressionstherapie hat. Wenngleich
die Tragezeiten der drei Kollektive sich hier im Mittel nicht statistisch signifikant
unterscheiden, so ist doch davon auszugehen, dass Patienten mit einer
Kompressionstherapie als Begleitung einer Varizenoperation oder Sklerosierungstherapie
die Kompression in der Mehrzahl der Fälle nur für einen begrenzten Zeitraum tragen.
Dagegen werden Patienten mit einem Ulcus cruris, also einem schweren,
fortgeschrittenen Venenleiden, die Kompressionstherapie meist lebenslang – zunächst zur
Beschleunigung der Abheilung der Ulcus cruris, später zur Rezidivprophylaxe – weiter
führen müssen (Coleridge-Smith, 2009, Reich-Schupke et al., 2009b).
Die Tragezeiten waren bei den Ulcus- Patienten mit 61,5 Monaten fast dreifach so lange
wie bei operierten und sklerosierten Patienten. Dementsprechend könnten sie
Nebenwirkungen der mutmaßlich lebenslangen Therapie als störender empfinden.
Gleichzeitig haben die vorliegenden Ergebnisse jedoch auch zeigen können, dass die
Ulkuspatienten trotz einer schlechteren Einschätzung der Lebensqualität in einzelnen
Bereichen, nicht ihre Hoffnung in den Erfolg der Behandlung verloren haben (Reich-
Schupke et al., 2009b).
Auch trugen Patienten mit einem Ulcus die Kompressionsstrümpfe im Mittel weniger
Stunden am Tag. Auch hier motivierten die begrenzte Tragezeit nach einem Eingriff und
die noch nicht so fortgeschrittene Erkrankung eher zum Tragen.
Und trotzdem zeigten meine Zahlen, dass auch die Patienten mit einem Ulcus den
Glauben an ihre Therapie noch nicht verloren haben, die Compliance scheint noch sehr
hoch zu sein, der Sinn und Nutzen der Therapie ist den meisten Patienten verständlich.
Gerade bei Patienten mit einem Ulcus cruris ist die Kompression als Therapie essentiell.
Die Compliance wurde auch in einer Studie von Renner untersucht. Hier trugen 75% der
Patienten die verordnete Kompressionstherapie, meist handelte es sich aufgrund der
Grunderkrankung um Kurzzugbinden, die in 50% gut angelegt waren, meist vom Patienten
selber. Gründe für die mangelnde Compliance waren meist (61%) die eigene
- 105 -
Bequemlichkeit (Renner et al., 2010).
Auch schätzen die Patienten mit einem Ulcus die Kompressionstherapie signifikant
häufiger als angenehm ein und würden diese auch nach Abschluss der Therapie
weitertragen, Patienten des operierten und sklerosierten Kollektivs beschrieben diese
häufiger als zweckmäßig.
Es scheint als hätten sich die Patienten mit einem Ulcus im Laufe der Therapie mit dieser
angefreundet und sich so daran gewöhnt, dass diese nicht mehr als störend empfunden
wird. Für die anderen Patienten stellt die Therapie etwas Neues dar, es dauert seine Zeit
bis man sich an diese gewöhnt. Die gute Akzeptanz der Kompressionstherapie ist
erfreulich, nur so ist es möglich die Compliance zu sichern und die gewünschten
Therapieergebnisse zu erreichen.
Das Nebenwirkungsprofil der operierten und sklerosierten Patienten unterschied sich
kaum voneinander, da mit der gleichen Kompressionsart therapiert wurde, schien die
Indikation keinen Einfluss auf die Nebenwirkung zu haben.
Unterschiede bestanden aber zu den Ulcus-Patienten. Diese beklagten vermehrt Juckreiz,
aber auch Schwitzen und Kältegefühl. Der Juckreiz könnte einmal durch die Erkrankung
selbst, bzw. auch die Abheilung des Ulcus verursacht werden, aber auch aufgrund des
Kompressionsverbandsstrumpfs bestehen.
Hohe Kompressionsdrücke können zu Schmerzen und Beschwerden führen. Oftmals gilt
allerdings das Therapieprinzip, dass der höchste vom Patienten tolerierte Druck der
effektivste sei, was mit entsprechenden Nebenwirkungen einhergeht. Deshalb sollte
abhängig von der Steifigkeit des Materials der Kompressionsdruck ausgewählt werden
(Hirai et al., 2011).
Viele Probleme könnten allerdings mit den Schwierigkeiten beim Anziehen der
Kompressionstherapie entstehen. Ein Drittel der Patienten mit einem Ulcus beklagt, die
Therapie nur mit Hilfe von Angehörigen anziehen zu können. Dies könnte aufgrund des
höheren Alters und der damit verbundenen geringeren Beweglichkeit, aber auch wegen
stärkerer Einschränkungen wegen eines Ulcus und Schmerzen verursacht werden. Deshalb
halte ich es für wichtig, gerade Patienten mit einem Ulcus besser in die Handhabung mit
der Kompressionstherapie einzuführen, sie zu beraten und ihnen Möglichkeiten, wie eine
Pflegekraft, aufzuzeigen.
- 106 -
Tübinger Fragebogen zur Lebensqualität von Patienten mit Venenerkrankungen
Die Unterschiede in der Kategorie Beschwerden an den Beinen und Umgang mit den
Beschwerden waren zwischen den OP/Sklerosierungs und Ulcus Patienten signifikant. Die
Patienten mit Ulcus litten deutlich häufiger unter ihren Beschwerden, obwohl die
Häufigkeit dieser etwa gleich war in den drei Kollektiven, Beschwerden nahmen einen
größeren Stellenwert im Alltag ein.
Eine fortgeschrittene Venenerkrankung führte wahrscheinlich zu stärkeren Beschwerden.
Auch zwischen operierten und sklerosierten Patienten gab es keinen Unterschied. Ich
hatte vermutet, dass Patienten nach einer Operation mehr Beschwerden aufgrund des
größeren Eingriffs gehabt hätten. Umso erfreulicher sind die guten Ergebnisse bei diesen
Patienten.
In einer Studie von Klüken zeigte sich eine zunehmende Erwartungshaltung an die
Therapie bei fortschreitender CVI. Die Erwartung, die Beschwerden zu bessern rückt in
den Hintergrund, kosmetische Ergebnisse verlieren an Wert (Klüken et al., 1999).
Die Patienten im Ulcus-Kollektiv zeigen signifikant häufiger Einschränkungen im Alltag, z.B.
beim Gehen, als operierte und sklerosierte Patienten. Die Häufigkeit der ausgeführten
Tätigkeiten zeigte keine Unterschiede.
Obwohl die Patienten durch die Beschwerden häufiger beeinträchtigt werden, konnte
noch kein Vermeidungsverhalten festgestellt werden.
Bei einer Studie der Universität Würzburg zeigte sich, dass Patienten mit arteriellen und
venösen Ulcera deutlich stärker in ihrer Mobilität eingeschränkt waren als Gesunde oder
Patienten mit CVI, in allen LQ-Dimensionen im Vergleich zu Gesunden erheblich
eingeschränkt waren und deutlich mehr unter ihren Schmerzen litten (Debus et al., 2005).
Phillips et al. analysierten Einflussfaktoren auf die Mobilität und den Schmerz von Ulcus-
Patienten: 81% der befragten Patienten waren in ihrer Mobilität durch das Ulcus
eingeschränkt, 57% sogar sehr stark. Den größten Einfluss auf die Mobilität hatte die
Stärke des Ödems mit resultierender Exsudation, wobei besonders bei adipösen
männlichen Patienten die auftretende Schwellung zu Immobilität und eingeschränkter
Arbeitsfähigkeit führte. Bei allen Patienten beeinflusste die Ulkuserkrankung die
Arbeitsfähigkeit, belastete die jüngeren Patienten aber stärker und führte bei diesen zu
einem negativen Selbstbild (Phillips et al., 2004, Köhler et al., 2001).
- 107 -
Die Kategorie Ängste und Sorgen zeigte Unterschiede in der Intensität und Häufigkeit der
Gedanken (offenes Bein) zwischen den operierten und sklerosierten Patienten und
solchen mit Ulcus auf. Zwischen operierten und sklerosierten bestand kein Unterschied.
Die Angst vor weiteren Ulcera ist nicht unbegründet, da durchschnittlich ein Drittel der
Patienten einmal ein Rezidiv bekommt, ein weiteres Drittel zwei- bis dreimal und das
letzte Drittel mehr als viermal. Die Rezidivquote gibt Aufschluss über die Effizienz der
Therapie und über die Compliance der Patienten (Rabe and Gallenkemper, 2008).
Patienten nach einer OP oder Sklerosierung sind in der Erkrankung noch nicht so weit
fortgeschritten und haben wahrscheinlich noch keine Erfahrungen mit einem Ulcus
gemacht.
Häufiger wurden von den Patienten besonders auch die Angst, dass Medikamente nicht
mehr helfen und die Angst anderen zur Last zu fallen genannt. Je länger eine Therapie
dauert und je seltener eine Verbesserung auftritt, umso grösser wird die Sorge.
Laut Jones et al. leiden etwa ein Viertel aller Patienten mit venösen Ulzerationen an
Depressionen und Angst, wobei diese Problematik mit der Stärke des Wundschmerzes und
Wundgeruches korreliert (Jones et al., 2006). Gerade weil die Patienten mit Ulcus auch
älter sind, wächst die Angst, nicht mehr Selbstständig leben zu können und von Familie
und Fremden abhängig zu sein. So zeigten die Probleme mit dem Anziehen der
Kompressionstherapie schon, dass die Patienten alleine Probleme damit hatten.
Die Globalurteile hinsichtlich Gesundheit und Lebensqualität zeigten erstaunlicherweise
keinen signifikanten Unterschied, weder zwischen operierten und sklerosierten Patienten
noch zwischen sklerosierten und Ulcus-Patienten. Entsprechend der Ergebnisse anderer
Untersuchungen wäre zu vermuten gewesen, dass Patienten mit einer Operation im
Vergleich zu Sklerosierungspatienten stärker eingeschränkt gewesen wären durch die
Nebenwirkungen des Verfahrens (Reich-Schupke et al., 2009b). Insbesondere die
Rekonvaleszenz bis zu einer Rückkehr ins normale Arbeits- und Alltagsleben nach einer
Varizenoperation gilt als länger im Vergleich zu interventionellen Maßnahmen (Darwood
et al., 2008). Die hier gefundenen Daten unterstützen aktuelle Ergebnisse einer
Patientenbefragung (Hermanns, 2008). Dabei bewerteten 1708 befragte Patienten aus 18
Venenzentren die Operation insgesamt als gut bis sehr gut. Der Autor schlussfolgerte, dass
die Invasivität der Varizenoperation von ärztlicher Seite scheinbar überschätzt wird
- 108 -
(Hermanns, 2008).
Mariani et al. verglichen ein elastisches Strumpf-System (Sigvaris Postoperative Kit) mit
Bandagen bei postoperativer Anwendung nach Varizenchirurgie. Im Vergleich zur
Verbandsgruppe hatten die Patienten mit Strümpfen weniger Ödeme, eine bessere
Lebensqualität und Compliance. Oftmals führte besonders eine mangelhafte Applikation
der Verbände zu den schlechteren Ergebnissen, weshalb Kompressionsstrümpfe aufgrund
der einfacheren Handhabbarkeit und reproduzierbaren Ergebnisse auch im Hinblick auf
die bessere Lebensqualität zu bevorzugen sind (Mariani et al., 2011).
Eine Studie zeigte überraschenderweise, dass eine Heilung der Ulcera nicht zu einer
Verbesserung der Lebensqualität führt, Patienten mit offenem Ulcus cruris schätzten ihre
Lebensqualität nicht schlechter als die Vergleichsgruppen ein, dies lag wahrscheinlich an
den zahlreichen Komorbiditäten (Renner et al., 2009).
Eine italienische Studie zeigte die Verschlechterung der Lebensqualität mit dem Grad der
CVI. Die Minderung der Lebensqualität ist ähnlich wie bei anderen chronischen
Erkrankungen, wobei Patienten im Stadium C5/C6 am schlechtesten abschnitten,
vergleichbar mit Patienten mit Herzinsuffizienz (Andreozzi et al., 2005).
Leider zeigte sich, dass der psychosoziale Teil der Erkrankung bei Patienten mit einem
Ulcus meist übersehen wird: häufig treten Schmerzen, vermindertes Selbstwertgefühl und
Isolation auf, was die Lebensqualität negativ beeinflussen kann (Koupidis et al., 2008).
Eine Studie von Lindholm et al. zeigte, dass an einem Ulcus erkrankte Männer im
Vergleich zur gesunden Bevölkerung beim Nottinghal Health Profile einen deutlich
erhöhten Score in den Bereichen Schmerz und soziale Isolation hatten (Lindholm et al.,
1993). Ich halte es für wichtig, dies prophylaktisch zu beeinflussen und die Patienten ins
tägliche Leben einzubinden. Die Bestanddauer der Ulzerationen scheint die Lebensqualität
nicht so stark zu beeinflussen, da verschiedene Adaptationsmechanismen die Einbindung
der Erkrankung in den Alltag möglich machen (Köhler et al., 2001).
Körperbewertung und vitale Körperdynamik sind bei Patienten mit venösem Ulkus durch
das venöse Ulkus ausgeprägt zum Negativen hin verändert. Die Beeinträchtigung ist
beinahe so stark wie bei psychosomatischen Erkrankungen, die das Körperbild im
Vergleich zu somatischen Erkrankungen stärkster negativ beeinträchtigen (Ehresmann et
al., 2008).
Tendenziell signifikant war der Unterschied zwischen operierten Patienten und solchen
mit Ulcus bei der Einschätzung der Lebensqualität.
- 109 -
Gerade da in anderen Kategorien so große Unterschiede zwischen den Kollektiven
bestanden, ist es gut zu wissen, dass gerade die Ulcuspatienten ihren Gesundheitszustand
und die Lebensqualität nicht deutlich schlechter einschätzen.
Wenngleich im Vergleich der Subgruppen die Werte der Lebensqualität für Patienten mit
einem Ulcus cruris in den Bereichen Ängste und Sorgen, Funktionaler Status und
Beschwerden an den Beinen signifikant schlechter ausgefallen sind, so zeigt sich aber
doch, dass diese Patienten ihre Hoffnung auf eine Besserung des aktuellen Zustandes
nicht verloren haben. Hier erwarten im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen
ebenfalls signifikant mehr Patienten eine Besserung ihrer aktuellen Situation durch die
Behandlung. Zu berücksichtigen sind bei der Bewertung der Lebensqualität in diesem
Vergleich besonders das Alter der Ulcuspatienten und die verlängerte Tragedauer.
Eine abschließende Wertung dieser Beobachtungen kann ich somit nicht treffen. Vielleicht
könnten hier auch zukünftige Studien der Gerontologie mit einem Schwerpunkt auf die
Lebensqualität der Betroffenen weiteren Aufschluss bieten.
Meine Bochumer Ergebnisse sowie auch die von Klyscz et al. zur Lebensqualität von CVI-
Patienten, belegen die Notwendigkeit der krankheits- und therapiespezifischen
Lebensqualitätsforschung bei diesen Personen. Epidemiologisch gesehen handelt es sich
bei der CVI um eine bislang oft vernachlässigte Volkskrankheit (Reich-Schupke et al.,
2009b).
- 110 -
6 Zusammenfassung
Die Kompressionstherapie gilt als die wichtigste Therapiesäule der chronisch venösen
Insuffizienz. Als kurzzeitige Therapie wird diese besonders nach interventionellen
Eingriffen und operativer Varizenchirurgie eingesetzt. Eine langfristige, oft lebenslange
Therapie stellt sie beim postthrombotischen Syndrom und dem Ulcus cruris dar. Die
Zunahme der älteren und adipösen Bevölkerung - heute und in der Zukunft - stellt weitere
Ansprüche an die Diagnostik und Therapie der chronischen Venenerkrankungen. In der
Medizin ist die Einschätzung des subjektiven Krankheitempfindens im Sinne der
Lebensqualität in den letzten Jahrzehnten zum wichtigen Therapiekriterium geworden.
Ziel meiner Bochumer Untersuchung war es zu erfahren, welche Probleme und
Schwierigkeiten Patienten im Umgang mit der Kompressionstherapie haben und wie diese
ihre Lebensqualität beeinträchtigten. Wie schon viele Studien zeigten, war auch in
meinem Patientenkollektiv eine Korrelation der Prävalenz der CVI mit Alter, BMI und
weiblichem Geschlecht zu finden. Ebenso stellte sich der langwierige, oft
therapieresistente Verlauf der chronischen Venenerkrankungen dar. Insgesamt zeigten
meine Ergebnisse, dass die Patienten sehr zufrieden mit der Kompressionstherapie waren,
diese als notwendige Therapie akzeptiert wurde, was mit einer erfreulich guten
Compliance einherging. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten die Hauttrockenheit
und Juckreiz sowie ein schlechter Sitz. Hier sehe ich Verbesserungsmöglichkeiten wie
rückfettende Pflegemaßnahmen sowie eine bessere Aufklärung der Patienten im Umgang
mit Nebenwirkungen. Einschnürungen waren neben Adipositas besonders auf den
falschen Sitz der Kompressionstherapie zurückzuführen. Auch war gerade bei den
weiblichen und jungen Patienten die Nachfrage nach Kompressionsstrumpfhosen groß.
Besonders ältere und adipöse Patienten beschrieben Schwierigkeiten beim Anziehen der
Kompressionstherapie. Da immer mehr ältere Menschen in Zukunft alleine leben werden
und der Anteil der adipösen Patienten zunehmen wird, werden Pflegedienste notwendig
sein, was mit hohen Kosten einhergehen wird. Gerade Ärzte und Verkäufer sollten die
Wahl der Kompressionsstärke und –länge gut bedenken und den Patienten den Umgang
mit der Therapie verständlich machen. Ich konnte aber auch den positiven Effekt der
Kompressionstherapie bestätigen. Leichtere Beine wurden oftmals beschrieben, zwei
Drittel der Patienten klagten nicht über Beschwerden an den Beinen. Dabei wurde in allen
Kollektiven langes Stehen als belastend empfunden. Die Häufigkeit und Intensität der
- 111 -
Beschwerden an den Beinen war besonders groß bei Patienten ≥ 60 Jahre und mit einem
BMI ≥ 25 kg/m². Die schon physiologische Belastung der Beinvenen beim Stehen sollte
den Patienten verständlich gemacht werden, langes Stehen ohne Betätigung der
Muskelpumpe wenn möglich reduziert werden. Weder die Erkrankung noch die Therapie
hinderten die von mir befragten Patienten am Ausführen ihrer Tätigkeiten, was die gute
Akzeptanz der Kompressionstherapie wiederspiegelt. Insgesamt bestanden bei den
Patienten große Ängste und Sorgen bezüglich der Auswirkungen ihrer Krankheit. Die
Lebensqualität der Patienten wurde als gut eingeschätzt. Sie ging oftmals mit denselben
Werten wie die globale Gesundheit einher, die Lebensqualität wurde durch die
Gesundheit bestimmt. Eine schlechtere Lebensqualität bestand besonders aufgrund des
fortgeschrittenen Stadiums und langer Tragedauer, der zugrunde liegenden Indikation für
die Kompressionstherapie, dem Alter, des Gewichts und den mutmaßlichen persönlichen
Gewohnheiten und offensichtlich weniger von Strumpflänge und Geschlecht. Des
Weiteren wurden wahrscheinlich auch aufgrund der Komorbiditäten bei den Subgruppen
Alter, BMI und Ulcus cruris vermehrt Beschwerden im Alltag und Ängste in Bezug auf die
Zukunft und Krankheit geäußert. Während ältere Menschen besonders ihre
Lebensqualität schlechter einschätzten, wurde bei adipösen vor allem die schlechte
Gesundheit beklagt. Das Geschlecht schien Gesundheit und Lebensqualität bei CVI nicht
zu beeinflussen. Dennoch war der Therapiebeginn bei Frauen früher, Männer zeigten
hingegen fortgeschrittene Stadien. Die Patienten in der Ulcus cruris Gruppe schnitten in
allen Kategorien schlechter ab als andere Subgruppen, hatten aber doch die Hoffnung im
Hinblick auf ihre Behandlung noch nicht verloren.
Obwohl die Akzeptanz und Compliance der Kompressionstherapie in meinem Kollektiv
sehr gut war, zeigte die Subgruppenanalyse, dass im Umgang mit der Therapie einige
wichtige Aspekte zu beachten sind. Diese werden aufgrund des wachsenden Anteils der
älteren Bevölkerung weiter an Bedeutung zunehmen und können, wenn nicht rechtzeitig
Veränderungen eintreten, erhebliche Kosten mit sich bringen. Des Weitern ist es wichtig,
die Anpassung, Wahl der Kompressionstherapie und Aufklärung der Patienten zum
Umgang mit der Kompressionstherapie und deren Nebenwirkungen zu optimieren und
damit eine möglichst gute Compliance und damit Therapieerfolg zu erzielen.
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