Klassenraum voller Gefühle: Emotionen in Lernsituationen Kaufmann Anne Magnet Marika
Mar 16, 2016
Klassenraum voller Gefühle: Emotionen in Lernsituationen
Kaufmann AnneMagnet Marika
Ablauf- Inhalte
Definition von Emotion
Bedingungen von Emotionen im Kontext von Lernen und Leistung
Folgen von Emotionen im Kontext von Lernen und Leistung
Vorstellung des „FEASP“ - Ansatzes
Take - Home - Message
Emotion - Begriffsklärung
„Emotion ist ein seltsames Wort. Fast jeder denkt, er versteht, was es bedeutet, bis er versucht, es zu definieren. Dann behauptet praktisch niemand mehr, es zu verstehen.“ (Wenger, Jones und Jones, 1962, S.3, zit. nach Hofmann, 1997, S.13)
„Emotionen sind die ewig bewegten Quellen und Ströme, die alles Glück und alle Not des Lebens in sich schließen.“ (Stumpf, 1899, S.96)
Wir versuchen den Begriff der „Emotion“ im Folgenden kurz zu beleuchten
6 Basisemotionen nach Paul Ekman
•Ärger•Furcht•Ekel •Überraschung •Freude •Traurigkeit
(LeDoux, 1998)
„Bestandteile“ von Emotionen:
1) Affektive Komponenten• Auch „Emotionserleben“ oder „subjektives Gefühl“• Bsp.: Unlustvolle Erleben von Anspannung und Nervosität bei Prüfungsangst
2) Kognitive Komponenten • Emotionale Prozesse emot.spezif. Gedanken• Prozesse d. Wahrnehmung und Bewertung • Benennen von Emotionen• Aktivierung von Gedächtnisinhalten o. emot. Schemata• Strategien emotionaler Handlungsregulation
(Lazarus, 1991; zitiert nach Hofmann, 1997)
„Bestandteile“ von Emotionen:
2) Noch zur kognitiven Komponente:• Situations- und Selbstbezogene Kognitionen: Können emotionsgenerierend sein• Aber auch Emotionen können sich auf Kognitive Prozesse auswirken z.B.: Aktivierung aufgabenirrelevanter Gedanken, Sorge über Misserfolge bei PF-Angst 3) Physiologische Komponenten• Peripher-physiologische Veränderungen• Wie Veränderungen von Herzrate, Blutdruck und Atmung, Erröten,
Schwitzen überlebensdienliche Anpassungsleistung
(Plutchik, 1984; zitiert nach Hofmann, 1997)
„Bestandteile“ von Emotionen:4) Expressive Komponenten:• Emotionsspezifische Ausdrucksverhalten• zeigt sich in Mimik, Gestik, Körperhaltung, Stimmklang
und sichtbaren physiologischen Veränderungen• „Basisemotionen“ kulturübergreifend ähnlich in
mimischen Ausdrucksformen (Paul Ekman et al., 1987)
5) Motivationale Komponenten:• Umfassen emotionsspezif. Handlungsimpulse• Wünsche zur Vermeidung unangenehmer oder • zum Aufsuchen angenehmer Situationen
(Pekrun et al., 1996; zitiert nach Hofmann, 1997)
Fazit zu Emotion
Emotionen nach diesem Verständnis:
Ganzheitlicher Prozess bei dem• einzelne oder • alle fünf Komponenten vorhanden sind
(Hofmann, 1997)
Bedingungen von Emotionen im Kontext von Lernen und Leistung
Modell von Weiners (1985) Zu kognitiven Prozessen bei der Emotionsgenese
Weiners Interesse:
Subjektive Bewertungen von UrsachenEntstehung von Emotionen
Modell von Weiners (1985)
4 grundlegende Bewertungsdimensionen:
• Valenz eines Ereignisses (positiv vs. negativ)• Lokation (Ursache innerhalb oder außerhalb d. Person)• Kontrollierbarkeit (durch selbst vs. andere)• Stabilität (zeitlich stabile vs. variable Ursachen)Vergangenheitsbezogene Leistungskognitionen
Emotionale Folgen:z.B.: Aus Misserfolgssituation würde Scham entstehenWenn Ursachen: in eigener Person und selbst kontrollierbar
Folgen von Emotionen im Kontext von Lernen und LeistungPekrun und Schiefele (1996)
„Allokation kognitiver Ressourcen“
Starke emotionale Prozesse Aufmerksamkeit kognitive Kapazitäten
gebunden, die dann zur Bearbeitung der Aufgabe fehlen
einfache Aufgaben - keine große Bedeutungkomplexe Aufgaben - Leistungseinbußen
Folgen von Emotionen im Kontext von Lernen und LeistungHelmke (1993)
Längsschnittstudie an Kindern vom Kindergarten bis 5. Klasse
Positive Emotionen summarisch leistungsfördernde Effekte
Positive Korrelation zwischen Lernfreude und Lernerfolg
Erfolgreiches Leben
nicht garantiert durch kognitive Intelligenz alleine
Salovey & Sluyter(1997)Emotionale Intelligenz = Fähigkeit
Emotionen erkennen/beurteilen/äußernZugreifen/Erzeugen von Gefühlen zur
GedankenunterstützungVerstehen von EmotionenEmotionsregulation
Probleme mit Gefühlen(Steiner, 1997)
negative emotionale Entwicklung beginnt in früher Kindheit, intensiviert sich in der Schulzeit
Kinder mit emotionalen Problemenals Erwachsene:
Drogenmissbrauch Arbeitslosigkeit Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung
FILM
http://www.youtube.com/watch?v=XfyC0o88zfM
FEASP- Ansatz (Astleitner, 1999)
UnterrichtsgestaltungsmodellHerkömmlichen UnterrichtComputergestützte Lehrprogramme
ZielEmotionen in alltäglichen Unterricht integrierenEmotional stimmiger Unterricht
20 unterschiedliche LehrstrategienFür die praktische UmsetzungVerringern negative EmotionenFördern positive Emotionen
• Wechselseitig voneinander abhängig
Angst, Neid, Ärger, Freude, Mitleid
Lehrstrategien zur Angstsenkung
Angst Lehrstrategien Umsetzung im Unterricht
Angstsenkung
Stelle Erfolge beim Lernen sicher
Verwende wirksame kognitive Lehrstrategien
Akzeptiere Fehler als Chance Lasse Lehrende über ihre Fehler, Ursachen für Misserfolge, Erwartungen sprechen
Erzeuge entspannte Situation Wende Entspannung, autogenes Training, Meditation, etc. an
Rege kritisches Denken an- halte eine positive Orientierung aufrecht
Lehre kritisches Denken, zeige auch die Schönheit von Dingen auf
Lehrstrategien zur Neid- Reduktion
Neid Lehrstrategien Umsetzung im computergestützten Unterricht
Neid-senkung
Stelle Vergleiche unter individueller und kriterialer und nicht unter sozialer Bezugsnorm
Individuelle Lerngeschichte zeigen
Installiere konsistente und transparente Leistungsbewertung
automatische Leistungsbewertung
Rege Echtheit und Offenheit an
Homepages von Lernenden verwenden
Vermeide ungleich verteilte Privilegien
Implementiere Belohnungssysteme
Lehrstrategien zur Ärger - Reduktion
Ärger Lehrstrategien Umsetzung im Unterricht
ÄrgerReduktion
Stimmuliere Ärgerkontrolle Rückwärtszählen, tief durchatmen, Ich-messages anstatt Du-messages
Zeige flexible Sichtweisen von Dingen
Problemlösungen auf unterschiedliche WeiseComp.: Links
Lasse einen konstruktiven Ärgerausdruck zu
Lasse Flucht zu wenn persönliche Problemlösung notwendig ist
Zeige und akzeptiere keine Form von Gewalt
Vermeide Drohungen
Attributionsstile(Schmuck, 1996)
• Ursache von Problemen global und stabil attribuieren - mehr Ärger
• Personen• flexibler in ihrem Denken + Verhalten weniger negative Gefühle
Lehrstrategien zur Sympathie Erhöhung
Sympathie Lehrstrategien Umsetzung im Unterricht
SympathieErhöhung
Intensive Beziehungen
Fördere, dass Schüler Freunde und Familie der anderen Schüler kennenlernen
Installiere sensible Interaktionen
Verhindere Nörgeln und fördere aktives um Hilfe fragenTraining- empathische Kommunikation
Etabliere kooperative Lernstrukturen
GruppenarbeitVerwende Groupware
Implementiere Hilfeprogramme
Soziale Netzwerke im Internet
Kooperatives Lernens(Marr, 1997)
Positive Interdependenzalle Gruppenmitglieder wollen dasselbe Ziel erreichen
Individuelle VerantwortungJedes Gruppenmitglied ist verantwortlich für sein
eigenes lernenAlle GM arbeiten zusammenEvaluieren
GM evaluieren ihre Fähigkeit effektiv zusammenzuarbeiten
Lehrstrategien zur Erhöhung d. Vergnügens
Vergnügen Lehrstrategien Umsetzung im Unterricht
Vergnügen- Steigerung
Erhöhung des allgemeinen Wohlbefindens
Wertschätzung, positives Klassenklima: Couch, Pflanzen
Richte offene Lernumgebungen ein
Selbstinstruktive LehrmaterialienVirtueller Klassenraum
Sei humorvoll Produziere lustige ComicsProduktion von Zeichentrickfilmen
Nutze spielerische Aktivitäten
Führe Rollenspiele durch
Relevanz und Wirksamkeit(Hermann Astleitner, 2001)
Validität des FEASP- Ansatz für die Gestaltung von emotional stimmigem Unterricht
Schwierigkeiten163 Lehrer, 53 StudierendeBefragung
Wichtigkeit von Emotionen (LehrerInnen und StudentInnen)Anwendungshäufigkeit des FEASP-AnsatzesEffekte des FEASP-Ansatzes
Fragestellungen
Sind Emotionen im täglichen Unterricht wichtig?LehrerInnen und StudentInnen
Welche Emotionen sind im Unterricht wichtig?5 relevante Emotionen?Hilfe bei emotionalen Problemen?
Sind Lehrstrategien wirklich mit Emotionen verbunden?
Forschung vs. Praxis
Fragestellungen/Hürden
Werden FEASP-Strategien im täglichen Unterricht eingesetzt?
Oder Konzentration auf kognitive Lernziele- Zeitdruck
Effektiv ?Zusammenhang von FEASP-Lehrstrategien und
Erfahrung bestimmter Emotionen im Unterricht
MessinstrumenteFragebogen
Angst"Ich hatte Angst vor Misserfolg" "Ich war körperlich und geistig sehr angespannt“
Neid "Ich fühle mich diskriminiert im Vergleich zu anderen" "Ich war eifersüchtig"
Ärger "Ich war zornig über andere" "Ich war aggressiv"
Sympathie "Ich habe Teamgeist erfahren" "Ich fühlte mich für andere verantwortlich"
Vergnügen "Ich hatte Spaß" "Ich war begeistert" (Studenten-Messung)
Ergebnisse
Ergebnisse
LehrerInnen und StudentInnen erachteten ausgewählte Emotionen als wichtig
60% der FEASP- Lehrstrategien richtigen Emotionen zugeordnet
FEASP-Lehrstrategien werden regelmäßig in unterschiedlichen Bildungssystemen angewandt- sind also nutzbar
Kritik
Nicht alle Lehrer sind kompetent für emotional stimmigen Unterricht
Zeitdruck- in 50min Schulstunde- keine Zeit für Spiele- braucht Zeit
Kontrolle- schwierig- wird FEASP tatsächlich angewandt
Unterrichtsfach-GlückKeine direkten Lehrer-Schüler- VergleicheLehrer trainieren: quasi-experimentell
untersuchen
Take - Home - Message
Emotionen im Studium
Psychologische Studentenberatung Graz • Neben externalen Faktoren beeinflussen internale,
emotionale Faktoren das Lernverhalten sowie kognitive Fähigkeiten
• Positive Lerneinstellung wichtig
Erfolgreicher das Studium bewältigen Mit den richtigen Strategien
Lern dich glücklich!
Positive Psychologie! • Begründer: Martin Seligmann
Bsp.: „Happiness-Seminar“ in Harvard Gewann das Ranking der beliebtesten Kurse in Harvard!
Optimistische Selbstbeschreibung wird erlernt!
Ausgeglichenheit, mehr Leistungsfähigkeit und beruflicher Erfolg als Lohn für Arbeit am Ego!
"Ich bin eigentlich ein pessimistischer, zynischer Mensch, der seine Emotionen zurückhält. Im Kurs habe ich gelernt, Gefühle zuzulassen, mich zu öffnen für das Glück", sagt Mary Anderson (Harvard Studentin).
(SpiegelOnline, 2006)
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!