MITT.STERR.MINER.GES. 146 (2001) HERBERT EDUARD HABERLANDT: EIN PIONIER DER GEOCHEMIE IN STERREICH (* 3.6.1904 MDLING 9.6.1970 WIEN) (EINE BIOGRAPHIE MIT SCHRIFTENVERZEICHNIS) von Erich Schroll & Franz Pertlik Institut fr Mineralogie und Kristallographie Universitt Wien, Geozentrum, Althanstrasse 14, A-1090 Wien Lebenslauf Herbert Eduard Haberlandt kam als Sohn des Michael Haberlandt (*29.9.1860 in Ungarisch- Altenburg, 14.6.1940 in Wien, Universittsprofessor fr Volkskunde, Direktor des gleich- namigen Museums in Wien) und dessen Gattin Carola (auch Carlotta bzw. Lola, *22.6.1865 in Triest, Tochter des Wiener Lithographen und Fabrikanten Joseph Malovich, auch Mallovits) in Mdling, Feldgasse 72, zur Welt. Die Konfession beider Elternteile war evangelisch A.B., im Taufbuch des evangelischen Pfarramtes A.B. in Mdling scheint der 29.6.1904 als Tag der Taufe auf. Der Gro§vater vterlicherseits, Friedrich Haberlandt (*21.2.1826 in Pre§burg, 1.5.1878 in Wien), war Hochschulprofessor in Pre§burg. Nach Absolvierung des humanistischen Gymnasiums in Wien-Dbling studierte Haberlandt an der Universitt Wien im Hauptfach Mineralogie und Petrographie, in den Nebenfchern Geologie, Chemie und Physik. Er gehrte zu den Schlern des international bekannten Mineralogen und Petrographen Friedrich Johann Karl Becke und war bereits whrend seines Studiums als Demon- strator am Mineralogisch-Petrographischen Institut Beckes ttig. Seine Promotion zum Dr. phil. erfolgte am 19.7.1928 an der Universitt Wien nach Vorlegung einer Dissertation mit dem The- ma: Petrographische Studien am Tiefengesteinskern von Marienbad. Diese Dissertation fand 1929 ihren Niederschlag in einer Publikation, die im Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt verffentlich worden ist. Haberlandt heiratete am 29.7.1928 Margarete, geb. Zahel (*22.5.1901 in Knigsfeld bei Brnn). Nach Wissen der Verfasser hatte das Ehepaar Haberlandt eine Tochter mit Namen Ilse. Die Universittslaufbahn, die Haberlandt eingeschlagen hatte, stand in der Zeit des Stndestaates und der nachfolgenden nationalsozialistischen Herrschaft unter keinem guten Stern. Von 1930 bis 1933 war er an der Technischen Hochschule Wien, am Institut fr Mineralogie und Baustoff- kunde II (Vorstand Roman Grengg), als wissenschaftliche Hilfskraft ttig, danach zwischendurch arbeitslos bzw. untersuchte als freier wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wiener Institut fr Ra- diumforschung Lumineszenzerscheinungen von Mineralen. Mit 1.11.1936 wurde er als wis- senschaftliche Hilfskraft, mit 1.10.1940 als vollbeschftigter wissenschaftlicher Assistent am Mineralogischen Institut der Universitt Wien angestellt. 435
13
Embed
HERBERT EDUARD HABERLANDT EIN PIONIER DER GEOCHEMIE … · Geochemie und Erzmikroskopie, abgehalten. Mit Entschlie§ung des Bundespr−sidenten vom Mit Entschlie§ung des Bundespr−sidenten
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Transcript
MITT.�STERR.MINER.GES. 146 (2001)
HERBERT EDUARD HABERLANDT: EIN PIONIER DER GEOCHEMIE IN �STERREICH(* 3.6.1904 M�DLING 9.6.1970 WIEN)
(EINE BIOGRAPHIE MIT SCHRIFTENVERZEICHNIS)
von
Erich Schroll & Franz Pertlik
Institut f�r Mineralogie und KristallographieUniversit�t Wien, Geozentrum, Althanstrasse 14, A-1090 Wien
Lebenslauf
Herbert Eduard Haberlandt kam als Sohn des Michael Haberlandt (*29.9.1860 in Ungarisch-Altenburg, 14.6.1940 in Wien, Universit�tsprofessor f�r Volkskunde, Direktor des gleich-namigen Museums in Wien) und dessen Gattin Carola (auch Carlotta bzw. Lola, *22.6.1865 inTriest, Tochter des Wiener Lithographen und Fabrikanten Joseph Malovich, auch Mallovits) inM�dling, Feldgasse 72, zur Welt. Die Konfession beider Elternteile war evangelisch A.B., imTaufbuch des evangelischen Pfarramtes A.B. in M�dling scheint der 29.6.1904 als Tag der Taufeauf. Der Gro§vater v�terlicherseits, Friedrich Haberlandt (*21.2.1826 in Pre§burg, 1.5.1878 inWien), war Hochschulprofessor in Pre§burg. Nach Absolvierung des humanistischen Gymnasiums in Wien-D�bling studierte Haberlandt ander Universit�t Wien im Hauptfach Mineralogie und Petrographie, in den Nebenf�chern Geologie,Chemie und Physik. Er geh�rte zu den Sch�lern des international bekannten Mineralogen undPetrographen Friedrich Johann Karl Becke und war bereits w�hrend seines Studiums als Demon-strator am Mineralogisch-Petrographischen Institut Beckes t�tig. Seine Promotion zum Dr. phil.erfolgte am 19.7.1928 an der Universit�t Wien nach Vorlegung einer Dissertation mit dem The-ma: ÒPetrographische Studien am Tiefengesteinskern von MarienbadÓ. Diese Dissertation fand1929 ihren Niederschlag in einer Publikation, die im Jahrbuch der Geologischen Bundesanstaltver�ffentlich worden ist. Haberlandt heiratete am 29.7.1928 Margarete, geb. Zahel (*22.5.1901 in K�nigsfeld bei Br�nn).Nach Wissen der Verfasser hatte das Ehepaar Haberlandt eine Tochter mit Namen Ilse.Die Universit�tslaufbahn, die Haberlandt eingeschlagen hatte, stand in der Zeit des St�ndestaatesund der nachfolgenden nationalsozialistischen Herrschaft unter keinem guten Stern. Von 1930bis 1933 war er an der Technischen Hochschule Wien, am Institut f�r Mineralogie und Baustoff-kunde II (Vorstand Roman Grengg), als wissenschaftliche Hilfskraft t�tig, danach zwischendurchÒarbeitslosÓ bzw. untersuchte als freier wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wiener Institut f�r Ra-diumforschung Lumineszenzerscheinungen von Mineralen. Mit 1.11.1936 wurde er als wis-senschaftliche Hilfskraft, mit 1.10.1940 als vollbesch�ftigter wissenschaftlicher Assistent amMineralogischen Institut der Universit�t Wien angestellt.
435
Im Laufe des Jahres 1942 reichte Haberlandt um die ÒVenia legendiÓ f�r Mineralogie ein. Er er-hielt zwar vom Dozentenbundsf�hrer an der Universit�t Wien Arthur Marchet (Vorstand des Min-eralogischen Institutes, Dekan der Philosophischen Fakult�t im Studienjahr 1943/44) die poli-tische Unbedenklichkeit mit dem Vermerk testiert, dass er Òpolitisch desinteressiert ohnek�mpferischen EinsatzwillenÓ sei, soda§ ihm zwar ein Diplom Dr. phil. habil. nach einem ord-nungsgem�§en Habilitationsverfahren �berreicht, sp�ter jedoch, offenbar aus politischen Gr�n-den, die Weiterf�hrung des Verfahrens blockiert wurde. Es kam zu keinem Probevortrag undkeiner Erteilung der ÒVenia legendiÓ. Haberlandt hatte als weltoffener �sterreicher liberalerGesinnung aus seiner negativen Einstellung zur nationalsozialistischen Weltanschauung keinHehl gemacht. Nach Ende des Krieges wurde ihm im Rahmen der Wiedergutmachung auf Antragdes Professorenkollegiums der Philosophischen Fakult�t vom ÒStaatsamt f�r Volksaufkl�rung,f�r Unterricht und Erziehung und f�r KultusangelegenheitenÓ am 6.8.1945 die Lehrbefugnis f�rMineralogie erteilt. Diese Wiedergutmachung hatte er vor allem seinem F�rderer, dem als Nach-folger von Alfred Himmelbauer 1944 berufenen Professor Felix Karl Ludwig Machatschki, zuverdanken. Machatschki hatte sich als Mineraloge und Kristallograph bereits in den Drei§iger-jahren bei einem der bedeutendsten Geochemikern seiner Zeit, Victor Moritz Goldschmidt, inG�ttingen mit diesem Fach vertraut gemacht.
Haberlandt hat ab dem Wintersemester 1945/46 als Universit�tsdozent (anfangs noch unter derBezeichnung Privat-Dozent) Lehrveranstaltungen, u. a. Einf�hrungen in die Lagerst�ttenkunde,Geochemie und Erzmikroskopie, abgehalten. Mit Entschlie§ung des Bundespr�sidenten vom15.4.1948 wurde ihm der Titel eines au§erordentlichen Universit�tsprofessors verliehen. Ineinem Antrag vom 4.12.1958 an das Bundesministerium f�r Unterricht bittet Haberlandt um dieVersetzung in den dauernden Ruhestand mit folgender Begr�ndung (w�rtlich):ÒInfolge �berarbeitung und gro§er famili�rer Sorgen (Krankheit in der Familie) leide ich anschweren Ersch�pfungszust�nden und bin daher nicht in der Lage, meinen Dienstpßichtennachzukommen.Ó
Der Abgang Haberlandts aus der wissenschaftlichen T�tigkeit entbehrt nicht einer gewissenTragik. Eine schleichende Erkrankung an Schizophrenie war lange nicht als solche von seinerUmgebung erkannt worden. Die bergwirtschaftlich v�llig unbedeutenden Funde von sekund�renUranmineralen in den alten Bergwerksstollen des Radhausberges (heute ÒHeilstollenÓ) undSpuren von Uranpecherz in einem Erzaufschlu§ hinter dem Kurkasino (Hotel Austria) inBadgastein und deren Analysen sollten in seiner Lebensgeschichte tragische Folgen haben. DieAngst, auf Grund der wissenschaftlichen Arbeiten �ber diese Uranminerale von der russischenBesatzungsmacht verschleppt zu werden, sah man eher als Gelehrtenschrulle an. Er vermied auchdie Aufnahme einer diesbez�glichen Ver�ffentlichung (1950) in der Auflistung seinerwissenschaftlichen Arbeiten, welche 1958 in J.C. Poggendorfs biographisch-literarischem Hand-w�rterbuch der exakten Naturwissenschaften, Akademie-Verlag, Berlin erschienen ist. Auch beiseiner letzten Publikation: ÒDie hydrothermalen Minerale im ThermalstollenÒ, die gemeinsammit Ferdinand Ottokar Scheminzky und Alfred Schiener (1965) viel sp�ter zustande gekommenwar, ergaben sich bei der endg�ltigen Fassung dementsprechende Schwierigkeiten. Aufgrundseiner psychischen Erkrankung f�hlte er sich auch mitschuldig am Abwurf der Atombomben�ber Japan im Zweiten Weltkrieg.
436
Haberlandt wandte sich immer mehr der Parapsychologie zu, und aus dieser Zeit sollen, nachAussage von Zeitzeugen, von ihm auch einige einschl�gige Publikationen, eine davon �ber dasBuch des Job (auch Hiob, Altes Testament) existieren. Das Leiden eines Gerechten, in Form ein-er Rahmenerz�hlung wiedergegeben, wurde zum eigenen Leben in Beziehung gebracht.S�mtliche dieser esoterischen Schriften sind, da nicht dokumentiert, heute verschollen.1961 erfolgte seine station�re Aufnahme in das Psychiatrische Krankenhaus auf der Baumgart-ner H�he in Wien. Haberlandt verstarb, bereits verwitwet, am 9.6.1970 im PsychiatrischenKrankenhaus, Wien 14, Baumgartner H�he.
Das wissenschaftliche Werk
Haberlandt hat ein ansehnliches Opus von 92 wissenschaftlichen Arbeiten aufzuweisen, wobei,wie erw�hnt, seine Dissertation als Erstlingswerk ihren Niederschlag in einer Publikation imJahrbuch der Geologischen Bundesanstalt fand. Aus der Zeit seiner wissenschaftlichen T�tigkeit an der Technischen Hochschule Wien stammteine Reihe von Ver�ffentlichungen, die Themen der technischen Gesteinskunde betreffen, wieSonnenbrennereigenschaften von Basalten (1930), Kennzeichnung von Gesteinsoberß�chen,Verwitterungsstudien am Wiener Stephansdom und an Marmorverkleidungen, eine Studie �berdie Anwendung von UV-Lampen zur Untersuchung von Marmoren (1931), Beobachtungen anBausteinmaterialien von Br�ckenpfeilern und Travertin als Verkleidungsstein von Bauten (1932).Ein Bautenschutzthema, das die Verf�rbung von Kalkstein und Marmor zum Gegenstand hatte(1933), und als Ausklang dieses Forschungsbereiches zwei Arbeiten �ber die Verf�rbung vonMarmor im Joddampf (1933, 1934) sind weiters zu erw�hnen. Der Kontakt mit der technischenGesteinskunde blieb eine Episode seiner wissenschaftlichen Aktivit�ten. An der angewandtenGesteinskunde scheint Haberlandt wenig Interesse gefunden zu haben. Wie er erz�hlte, warendie Arbeitsbedingungen nicht so, wie er es sich gew�nscht h�tte, es oblag ihm lediglich, die amDach des Geb�udes der Technischen Hochschule zur Verwitterungspr�fung aufgestelltenNatursteine Tag und Nacht zu �berwachen. In dieser Zeit wandte er sich auch bereits der Auf-lichtmikroskopie zu, wie durch die Untersuchung eines ÒMorogoroerzesÓ zur Feststellung vonMineralverwachsungen einer Pechblende dokumentiert ist (1932). Hier sei erw�hnt, da§ andieser Pechblende der in Wien t�tige Chemiker Friedrich Hecht eine der ersten absoluten Alters-bestimmungen nach der Uran-Blei-Methode auf chemischem Wege durchf�hrte.
Das besondere Interesse Haberlandts an der Fluoreszenzanalyse geht auf den bedeutenden Min-eralogen Max Robert Haitinger zur�ck, durch den er 1932 aufgrund seiner mineralogischenKenntnisse Anschluss an eine Forschergruppe des Wiener Institutes f�r Radiumforschung(Leitung Karl Przibram) fand. Diese Gruppe war bahnbrechend mit dem physikalischenPh�nomen der Lumineszenz am Objekt des nat�rlichen Kalziumßuorids befa§t, dessen Mineral-name Fluorit bereits auf ein, durch Erw�rmen anregbares und im Dunklen sichtbares, Leuchten(Thermolumineszenz) hinweist. Der Erforschung dieses Minerals hat Haberlandt �ber mehr alszwei Jahrzehnte in zahlreichen, teils selbst�ndigen, teils mit Karl Przibram, Berta Karlik undAlfred Schiener gemeinsam durchgef�hrten Arbeiten und einschl�gigen Ver�ffentlichungen(1932Ð1938, 1941, 1949 und 1954) seine spezielle wissenschaftliche Aufmerksamkeit zuge-wandt.
437
Analytisch und synthetisch wurden von ihm die beiden Seltenerd-Elemente Europium undYtterbium in ihrem zweiwertigen Zustand als Aktivatorelemente erkannt; das Europium als Ur-sache f�r die blaue Ultraviolett-Lumineszenz bei normaler Temperatur und das Ytterbium f�reine gr�ne bei Tieftemperatur. Die minerogenetische Dreiteilung der Fluorite auf der Grundlageder Lumineszenzbeobachtungen ina) Fluorite aus Pegmatiten und hochhydrothermalen Paragenesen mit Yttererdenvormachtb) Fluorite mittlerer hydrothermaler Bildungstemperaturen mit Ceriterdenvormacht und einerpositiven Europiumanomaliec) seltenerdarme Fluorite sediment�r-hydrothermaler Genese, deren wei§lich-gelbliche Lumi-neszenz auf Einlagerungen organischer Substanzen beruht,hat den sp�teren analytisch-chemischen �berpr�fungen standgehalten. Haberlandt wurde f�rdiese Arbeiten 1938 mit dem Haitinger-Preis der Akademie der Wissenschaften in Wien aus-gezeichnet. Dieser Preis geht auf eine Stiftung (Statut 9.12.1904) von Ludwig Camillo Haitinger(*1860 1945, Direktor der Gasgl�hlicht- und Elektrizit�tsgesellschaft in Atzgersdorf bei Wien)zur�ck, der ihn zum Ged�chtnis seines Vaters aussetzte. Letztmalig wurde der Preis 1954 ver-liehen.Dar�ber hinaus hat Haberlandt weitere bedeutende Beitr�ge zur Erforschung der Lumineszenz-eigenschaften von Mineralen erbracht, wie von Apatit und diversen Phosphaten, Zirkon, Topas,Mineralen der Skapolith-, Feldspat- und Sodalith-Reihe, Steinsalz, Scheelit, Wulfenit, Sphalerit,sowie Sulfaten und Karbonaten und letztendlich auch von uranhaltigen Mineralen und organ-ischen Verbindungen. Besondere Beachtung fand zur Zeit der Anf�nge der organischen Geo-chemie der Nachweis lumineszierender Kohlenwasserstoffe in sediment�r-hydrothermalen Para-genesen, vor allem von lumineszierenden Porphyrinkomplexen in rotgef�rbten Kalksp�ten vonDeutsch-Altenburg und anderern vergleichbaren Provinzen (1940, 1944). Seine Hinweise auf die praktische Anwendung der Lumineszenzanalyse in der Lagerst�tten-forschung und Prospektion (1939, 1942, 1947, 1949) fanden zun�chst wenig Widerhall, viel-leicht auch weil tragbare, im Gel�nde einsatzf�hige UV-Lampen damals noch nicht verf�gbarwaren. Ein Forschungsprojekt, das w�hrend des Zweiten Weltkrieges die Prospektion auf daslumineszierende Mineral Scheelit, ein Erz des Stahlveredlers Wolfram, in den Ostalpen zumGegenstand hatte, blieb erfolglos. Es fehlte auch an geeigneten analytisch-chemischen Metho-den, um dieser Problemstellung gerecht werden zu k�nnen. Haberlandt war in dieses Forschungs-projekt aus politischen Gr�nden nicht einbezogen worden. Thermo-, sp�ter auch Kathodolumineszenz und UV-Lumineszenz waren die Grundlagen seinerArbeitsmethodik. Das nach Kriegsende zur Verf�gung stehende Instrumentarium war beschei-den: Einige �bliche Durchlichtmikroskope, ein aus dem Erbe Alfred Himmelbauers erworbenesAuflichtmikroskop, ein Leitzsches Handspektrospkop und ein UV-Mikroskop der FirmaReichardt repr�sentierten das gesamte Inventar. F�r Studien mit der Kathodolumineszenz lie§sich Haberlandt eine Vakkuumapparatur vom Glasbl�ser anfertigen.Die vom Gehalt an ÒSpurenelementenÓ abh�ngige Lumineszenz der Minerale und derenBeziehung zur Mineralparagenese �ffnete das Tor zur Geochemie. Die damals in der geo-chemischen Spurenanalyse bevorzugte Methode der optischen Emissionsspektrometrie war nurextern im Gerichtsmedizinischen Institut der Universit�t Wien (Vorstand Franz Xaver Mayer)oder an der Specula Vaticana/Castel Gandolfo (Leitung Alois Gatterer, S. J.) zug�nglich. Dieanorganisch-chemische Analytik, im speziellen auch die in Wien gepßegte und hochentwick-elte Mikroanalytik, bewegt sich noch in den klassischen Bahnen na§analytischer Methodik.
438
Haberlandt hat, angeregt durch die Vorstellungen Victor Moritz Goldschmidts von den Ògeo-chemischen LeitelementenÓ, in seinen Publikationen wiederholt auf die Ògesetzm�§ige Differ-entiation der SpurenelementeÓ und deren Bedeutung f�r die geochemische Forschung aufmerk-sam gemacht (1947, 1951 und 1953 gemeinsam mit einem der Verfasser dieses Artikels E. S.).Die zuletzt zitierte Arbeit, die auf die zuk�nftige Bedeutung der Spurenanalyse f�r die geo-chemische Charakterisierung von Mineralen, Gesteinen und Lagerst�tten hinwies, stie§ vorerstbei vielen Petrographen auf heftigen Widerspruch. Heute ist es aber eine erwiesene Tatsache,da§ gerade die geochemische Charakterisierung f�r die Petrogenese ein ausgereiftes und un-entbehrliches Werkzeug darstellt.Seine letzte Arbeit (1956) als Alleinautor befa§te sich mit der Fluoreszenzanalyse der Scheel-ite und deren Unterschieden im Seltenerd-Bestand. Es gelang, eine gr�§enordnungsm�§igeQuantiÞzierung vorzunehmen. Eine gemeinsam mit Alfred Schiener angek�ndigte ausf�hrlichereVer�ffentlichung kam nicht mehr zustande.Ferner sind Beitr�ge zur Mineralogie Nieder�sterreichs (1937, 1940) und Salzburgs im Gebietvon Badgastein/Hohe Tauern (1948, 1950, 1953, 1956) anzuf�hren. �ber ein Jahrzehnt warHaberlandt in die Aktivit�ten des Forschungsinstitutes Gastein (Leiter Ferdinand OttokarScheminzky) in Badgastein eingebunden, wo ihm im Rahmen seiner SommerurlaubeGel�ndearbeit erm�glicht worden war. Ein Versuch, im wesentlichen gest�tzt auf Fluoreszenz-spektren, im Gasteiner Gebiet neue Uranminerale zu identiÞzieren, brachte jedoch nicht das er-wartete Ergebnis (1950).Auf einen privaten Sommerurlaub in Rettenegg (Oststeiermark) geht auch die erste Studie einesseltenen Metamorphoseproduktes in Form eines Korund-Spinell-Chloritoid-Gesteines zur�ck(1951). Abschlie§end ist noch ein Beitrag (gemeinsam mit Alexander K�hler) zu erw�hnen, derdie Verwendbarkeit von PolarisationsÞltern als Ersatz f�r die bew�hrten Nicolschen Prismen zumGegenstand hat (1950).Haberlandt war an der Einf�hrung des Fachgebietes Geochemie in �sterreich ma§geblichbeteiligt. Seine wissenschaftliche Arbeit steht an der Wende von der experimentellen Mineral-chemie, mit deren Hilfe Cornelio Severus Doelter und Emil Dittler die Bildung der Minerale zuerkl�ren suchten, hin zur umfassenden chemischen und physikalischen Analyse der Mineral-paragenese und den fundamentalen Erkenntnissen der Geochemie. Rege internationale Kontakteaus dieser Zeit zu Fachkollegen wie Carl W. Correns (G�ttingen), Michael Fleischer (Washing-ton), Alfred Treibs (M�nchen) und zu dem bereits erw�hnten V. M. Goldschmidt sind Zeugender Anerkennung des Wissenschafters Haberlandt. Seine richtungsweisenden Arbeiten in derAnwendung der Lumineszenz in der Mineralogie und Geochemie fanden dementsprechend aucheine zweite Anerkennung: 1951 wurde ihm der Fritz-Feigl-Preis der �sterreichichen Gesellschaftf�r Mikrochemie (heute: Austrian Society for Analytical Chemistry Ð ASAC) zuerkannt.
Administration und Lehre
Neben seinen umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten war Haberlandt auch als Kustos derMineraliensammlung am Institut f�r Mineralogie der Universit�t Wien erfolgreich t�tig. Aus-ger�stet mit einem umfangreichen Fachwissen reorganisierte und erweiterte er die Instituts-sammlung, die vor allem unter den Wirren der letzten Kriegstage gelitten hatte. Da er bereitsseit 1936 am Institut t�tig war, machte er sich in dieser Zeit mit dem Umfang der Sammlung
439
vertraut und konnte daher neben der Hilfe bei der Neuaufstellung auch auf fehlende oder ver-lorengegangene Mineralstufen hinweisen. Aufgrund seiner Anregungen wurden derartige, in dersystematischen Sammlung fehlende Stufen von Fachkollegen, Sammlern, aber auch H�ndlernerworben. �ber die Exaktheit seiner Inventarisierung soll Abb. 1 informieren: Der kurzewiedergegebene Ausschnitt aus dem Inventarbuch des Institutes sei stellvertretend f�r die �berzehn Jahre gef�hrten Aufzeichnungen.
Abb. 1
Ausschnitt aus dem Inventarbuch des Institutes f�r Mineralogie der Universit�t Wien.
Diese Seite wurde im Laufe des Jahres 1947 von Haberlandt angelegt.
440
Aufgrund seines politischen Desinteresses und dementsprechender ÒUnzuverl�ssigkeitÓ konnteHaberlandt bis 1945 nominell keine Lehrveranstaltungen ank�ndigen. Erst mit der ofÞziellenVerleihung der ÒVenia legendiÓ f�r Mineralogie (6.8.1945) wurden von ihm eigenst�ndigeLehrveranstaltungen abgehalten. �ber das breite Spektrum derselben gibt Tabelle 1 einen�berblick. Bemerkenswert ist, da§ von ihm elf unterschiedliche Lehrveranstaltungen angebotenwurden, die in Summe 33 Unterrichtsstunden entsprechen.
Tabelle 1
Titel der Lehrveranstaltungen und deren Stundenrahmen, die von H. E. Haberlandt an der Universit�t
Wien angek�ndigt wurden: Ab dem Wintersemester 1945/46 als Universit�tsdozent (teilweise noch unter
der Bezeichnung ÒPrivat-DozentÓ), ab dem Wintersemester 1948/49 als Universit�tsdozent mit dem Titel
eines Au§erordentlichen Universit�tsprofessors. Lehrveranstaltungen, in denen nur auf die Mitarbeit von
Haberlandt hingewiesen wird, sind nicht aufgenommen.
Haberlandt hatte nur einen Dissertanten Erich Schroll, der in der Folge die Arbeitsrichtung seinesLehrers mit Betonung der Vorgaben der analytischen Geochemie weiterentwickelt hat.
441
Zuletzt sei noch auf das Wirken Haberlandts in der Wiener (ab 1947 �sterreichischen) Miner-alogischen Gesellschaft hingewiesen. Bereits als Student zeigte er reges Interesse an denAktivit�ten dieses Vereines. Aus dem Protokoll der Vorstandssitzung vom 11.1.1926 geht her-vor, da§ Haberlandt an diesem Tag ballotiert wurde. W�rtlich:ÒAls neue Mitglieder werden ballotiert: Prof. Dr. Josef Stiny, Wien, IV. Technische Hochschule,Geolog. Institut und phil. Herbert Haberlandt, Wien XVIII, Gymnasiumstra§e 56.ÒIn den Vereinsjahren von 1946 bis 1948 bekleidete er das Amt des Schriftf�hrers und war desweiteren bis 1960 im Vorstand des Vereines aktiv t�tig.
Dank
Die Erfassung der Lebensdaten und des Lebenswerks von H. E. Haberlandt war nur durch die Hilfe einer Reihe
von Institutionen und Einzelpersonen m�glich. Im speziellen danken die Autoren den Mitarbeitern des Evange-
lischen Pfarramtes A. B., M�dling, den Mitarbeitern der Archive der Technischen Universit�t Wien, der Univer-
sit�t Wien sowie folgenden Professoren der Universit�t Wien: Dr. Herbert Ballczo ( am 1.1.2001), Dr. Wolf-
gang Kiesl, Dr. Gerhard Sontag und Dr. Josef Zemann.
Schriftenverzeichnis von Herbert Eduard Haberlandt
1928
Petrographische Studien am Tiefengesteinskern von Marienbad. - Dissertation Universit�t Wien. PN 9925 von 1928.
1929
Petrographische Studien am Tiefengesteinskern von Marienbad. - Jahrbuch der Geol. Bundes. Anst. 79, 257-306.