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Johannes W. Grüntzig · Heinz Mehlhorn
mit einem Geleitwort von Jörg Hacker, Deutsche Akademie der
Naturforscher Leopoldina, Halle
und einem Beitrag von Michael Beekes und Reinhard Burger, Robert
Koch-Institut, Berlin
Robert KochSeuchenjäger und Nobelpreisträger
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Wichtiger Hinweis für den BenutzerDer Verlag, der Herausgeber
und die Autoren haben alle Sorgfalt walten lassen, um voll-ständige
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Planung und Lektorat: Dr. Ulrich G. Moltmann, Martina
MechlerRedaktion: Marc-Andreas NeuertUmschlagestaltung , Layout und
Satz: Joachim Tiffert Kommunikation.Design, Düsseldorf
ISBN 978-3-8274-2710-6
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14 Geleitwort
16 Vorwort
23 Kapitel 1 Der schwarze Tod Zwei Karavellen bringen 1348 die
Pest nach Europa — zwischen 1331 und 1353 sterben in China ca. 65 %
der Bevölkerung — Beschreibung des Erregers 1894 durch Yersin —
Boccaccios Decamerone, Thukydides und Camus — Verbrennung und
Marter von Juden — Schnabeldoktor anzug gegen Infektion —
Quarantäne — Daniel Defoes Londoner Pest — 1 900 Kilometer
Seuchengrenze — Kontumaz-häuser — Heidelberger Rastelzange —
Pettenkofer-Gutachten erleichtert 1884 Postverkehr — Herbst 2001:
Todesopfer durch verseuchte Briefe — Empfehlungen Robert
Koch-Institut zum Umgang mit verseuchten Briefen — SHOC is watching
you — Exzellenz Wissen kompakt: Pest Evolution menschlicher
Seuchenerreger (M. Beekes, R. Burger)
83 Kapitel 2 Sichern Kolonien die Zukunft ? Metropole Berlin:
Pferdebahnen und erste dampfgetriebene Viaduktbahn Europas — Robert
Kochs Umzug 1880 nach Berlin — frühe koloniale Bestrebungen des
Großen Kurfürsten (1620 – 1688) — Hochstetter auf Weltreise
(1858/59), erschließt Neuseeland und gilt als Pionier der
Tsunami-Forschung — 24. April 1884: in Süd-westafrika
„Reichsschutz“ gewährt — Wettlauf mit England in Westafrika —
Rochus Schmidt verteidigt Stil der Kolonialerwerbungen — Palästina
reise Wil-helms II. 1898 — Heimstätte für Juden unter Schutz des
Deutschen Kaisers ? — starke Flotte soll Frieden sichern —
Machtmissbrauch durch Kolonialbeamte —
Auswan der er schicksal
117 Kapitel 3 Robert Koch betritt die wissenschaftliche
Weltbühne Großfamilie Koch mit 13 Kindern und das Thema
„Auswandern“ — Robert Kochs Leidenschaft für Schach —
Medizinstudium in Göttingen — Glasplattensammlung Oberharzer
Bergwerksmuseum — heiratet mit 23 Jahren Emmy Fraatz —
Familien-treffen Clausthal-Zellerfeld, Koch-Denkmal 2005 eingeweiht
— bedrückende
Inhalt
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wirt schaftliche Verhältnisse in der jungen Ehe —
Kriegsfreiwilliger 1870/71, Bruder Hugo erhält EK II —
Kreisphysikus in Wollstein (1872 – 1880) — Entschlüs-selung des
Milzbrandgeheimnisses — wann ist ein Erreger ein Erreger? — die
Henle-Kochschen Postulate — im Kaiserlichen Gesundheitsamt —
Weltruf mit Ent deckung des Tuberkelbazillus be gründet Wissen
kompakt: Milzbrand, Tuberkulose
157 Kapitel 4 Die Cholera in Europa und Robert Kochs erste
Expedition 1883 nach Indien Berliner Cholera-Patienten des Dr.
Froriep — ein folgenschwerer Maskenball 1831 — Heinrich Heine und
die Cholera in Paris — Die Seuche ist da, der Tod geht um: Theodor
Fontane und der deutsche Krieg 1866 — Internationales Komitee vom
Roten Kreuz 1864 in Genf gegründet — Koch-Expedition 1883/84 in
Ägypten und Indien — Nährböden entscheiden Wettlauf — in Rekordzeit
Cholera-Erreger nach-gewiesen — Brief an Tochter aus Kalkutta ein
Opfer der Rastelzange — Russischer Stanislausorden 1. Klasse und
Generalarzt 2. Klasse — Pettenkofer will Harmlosig-keit des
Cholerabazillus durch Selbstversuch beweisen — am 1. Juli 1891
Institut für Infektionskrankheiten eröffnet — Erfolge steigern
Ansehen tropenmedizini-scher Einsätze Wissen kompakt: Cholera
201 Kapitel 5 Robert Koch und die junge Hedwig Freiberg, Cholera
in Hamburg – Helfer der Menschheit Porträts im besten Mannesalter —
Emil du Bois-Reymond und das geistige Leib-regiment des Hauses
Hohenzollern — Theodor Fontane mit höchstem Lob für den Maler
Gustav Graef — Sittenprozess gegen Künstler und sein Modell —
Mittel gegen die Schwindsucht und der so genannte
Tuberkulin-Schwindel — gefähr-liche Versuche an Verehrerin — Liebe
auf Sylt — Kein Jammern hört man, nur hier und da ein Seufzen oder
das Röcheln der Sterbenden: Choleraepidemie in Hamburg fordert
viele Tote — aus dem Lebensbericht von Hedwig Koch, geborene
Freiberg — Heiratsurkunde Nr. 375 — Auszug des Taufregisters —
Graef-Porträts Kochs in Berlin und Tokyo — Augenarzt Unger schreibt
„Helfer der Menschheit. Der Lebensroman Robert Kochs“ — Film mit
Jannings — Heirats termin mit Hedwig: 13. 9. 1893 — Deutscher
Lyzeumklub und die kleine graue Exzellenz Koch
287 Kapitel 6 Jahrhundertwende im Expeditions- und Reisefieber
Werbung für Kolonial-Tourismus — Expeditionsaus rüstungen auf dem
Prüfstand — Pickelhaube als Vorbild für den Tropenhelm — Agar-Agar
— Lebens regel:
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Aus bildung des Gefühls absoluter Wurschtigkeit — Dr. Kade‘s
Tropen apotheke — Etikette für Schiffsreisen — Askaris sichern
Expeditionen — Mit Motorboot quer durch Afrika — gebrochener
Unterkiefer gerichtet — Gesetzt den Fall, ich hätte die
Schlafkrankheit, was dann? — 2002 entdeckter Asteroid nach
Afrika-Reisen-dem benannt
319 Kapitel 7 Kochs Reise 1896 nach Afrika, Pest-Forschung 1897
in Indien Erholung in Ägypten, Haffkine besucht Robert Koch — 1896
Koch gegen Lepra, die Geißel Gottes, im Kreis Memel — erste
internationale Leprakonferenz Oktober 1897 in Berlin — 1871
identifiziert der Norweger Hansen in Bergen erstmals den Erreger —
das „Löwengesicht“ — 1899 erstes Lepraheim bei Memel — Robert und
Hedwig Koch zur Bekämpfung der Rinderpest 1896/97 in Südafrika —
Yersin mit Elephanten 1893 in Vietnam, 1894 Entdeckung des
Pesterregers in Hongkong — Erfolgreich, weil Brutschrank fehlt? —
Deutsche Pest kommission 1897 in Indien — Zusammenarbeit mit Yersin
und Haffkine — Flöhe als Pest überträger — Pestherd in
Deutsch-Ostafrika? — Zupitza unternimmt für Koch dreimonatigen
Fußmarsch Wissen kompakt: Rinderpest, Lepra
397 Kapitel 8 Malaria in Italien Vortrag vor der Deutschen
Kolonialgesellschaft am 9. Juni 1898 — Malaria beeinflusst
Weltgeschichte — Chinarinde und Gräfinnenpulver — Alexander von
Humboldt untersucht Chinarindenbaum — Laveran entdeckt Malaria
erreger am 6. 11. 1880: „Malaria Day“, Ross den Überträger am 20.
8. 1897: „Mosquito Day“ — Vom 11. August bis zum 2. Oktober 1898
weilt Koch in Italien, klärt das Wesen des „Sommer-Herbst-Fiebers“
— Prioritätsstreit um die Entdeckung der Mücken-Malaria-Theorie —
Frühjahr 1899: Koch in verseuchten Sumpflandschaften an der ital.
Westküste — Sohn Wilhelm von Humboldts stirbt an Malaria — Angelo
Celli (geb. 1857) und Anna Fraentzel (geb. 1878) gemeinsam gegen
Malaria — im Roman von Anna Celli-Fraentzel (1945) angebliche
Begegnung mit Robert Koch, der sich zu diesem Zeitpunkt aber auf
dem Weg in die Südsee befand Wissen kompakt: Malaria, Mücken,
Trachom
467 Kapitel 9 Robert und Hedwig Koch 1900 in Neuguinea Von
Singapore nach Batavia — Koch folgert: Wo keine Mosquitos, da keine
en-demische Malaria! — 17. November 1884 spektakuläre deutsche
Besitzergreifung von Neuguinea mit Kreuzerfregatte Elisabeth —
Schwester Auguste Hertzer und ihre Tagebucheintragungen aus dem
Jahr 1891 über die hohen Sterberaten — von Erima nach Stephans ort
mit dem „Ochsen-Schnellzug“ — Ehepaar Koch erregt in
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der deutschen Kolonie Neuguinea allgemeines Aufsehen —
lebensbedrohliche Ma-laria führt zum Abbruch des Aufenthaltes von
Hedwig — Koch März/April 1900 zu den Witu-Inseln — zu Gast beim
König von Witu — auf zweiter Reise ins Bis-marckarchipel nur knapp
dem Tod entronnen — in Herberts höhe muss sich Koch Gästezimmer des
Gouverneurs mit Reise schrift steller von Hesse-Wartegg teilen — im
Mai dritte Schiffsexpedition ins Archipel — am 7. August 1900
Rückreise — auf Karolinen und Marianen Frambösie, Tinea imbricata
und Elephantiasis weit verbreitet — Malariabekämpfung auf der
damals zu Österreich gehörenden Insel Brioni im März 1901
Wissen kompakt: Frambösie, Syphilis (Lues)
549 Kapitel 10 A lovely morning, Doctor! Tierseuchen in
Rhodesien – Zecken infektionen in Ostafrika Dempwolff setzt
Expeditionsarbeit in Neuguinea fort — Chinininjektionen mit
Ampullen von Dr. Kade — Elephantiasis und Beriberi — Koch mit
Malaria rezidiven — Juli 1902 mit Frau Erholungsreise nach
Spitzbergen — Einladung Dezember 1902 der englischen Regierung nach
Rhodesien zur Bekämpfung von Tierseuchen — Hedwig trainiert mit
Engländerinnen in der Drillhall von Cecil Rhodes — sech-zigster
Geburtstag in Bulawayo, fern der Heimat, befreit von Freund und
Feind — „Kochsche Kugeln“ — Missgeschick auf der Rückreise — Juni
1904 Kur in Bad Ems, Testamentsänderung — ab 1. Oktober 1904: frei
von amtlichen Verpflichtungen — Oktober 1904 Paris: Carrière,
Rodin, Marie und Pierre Curie — Tante Hedwig ge-nießt bei
jugendlicher Verwandtschaft wenig Sympathien — im Januar 1905
trifft Koch ohne Hedwig in Deutsch-Ostafrika ein — Arbeiten über
Zecken, Rückfallfie-ber, Schlafkrankheit — 21. Oktober 1905 wieder
in Berlin — Nobelpreis und Pour le Mérite — große Schlafkrankheits
expedition nach Ostafrika noch „secret“
Wissen kompakt: Zeckeninfektionen, Pferdekrankheiten (Surra)
627 Kapitel 11 Pensionär und Nobelpreisträger Robert Koch
1906/07 in der Wildnis von Britisch-Uganda Schlafkrankheit-Seuche
im Vormarsch — durch weltweite Verbreitung neuer Nachweismethoden
werden zeitgleich Erreger entdeckt — clevere Forscher sichern sich
telegraphisch die Priorität — Kochs „Rochade“: Wechsel von
Protozoologie auf praktische Seuchenbekämpfung — 1906/07 große
Schlafkrankheits-Expedi-tion in Ostafrika — wegen Malaria Heim
reise Hedwigs am 21. 8. 1906 — Koch als Eremit auf den Sese-Inseln
— von Sandflöhen gepeinigt — Neues Medikament erfolgreich gegen
sonst tödliche Krankheit — Oktober 1907 Abschied von Afrika für
immer — Paul Graetz startet zur ersten automobilen
Afrika-Durchquerung — 13. 11. 1907 Ernennung Kochs zum Kaiserlichen
Wirklichen Geheimen Rat mit
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dem Titel Exzellenz — Koch-Schüler Kleine leitet die weitere
Schlafkrankheits-Bekämpfung in Deutsch-Ostafrika
Wissen kompakt: Schlafkrankheit, Tungiasis, Leishmaniasis
707 Kapitel 12 Letzte Reisen und Triumphzug durch Japan 1908
Besuch der Geschwister in den USA — erholsame Tage auf Hawaii — in
Japan als Wohltäter der Menschheit gefeiert — Kitasato: ein
grandioser Organisator — Audienz beim japanischen Kaiser — Hedwig
repräsentiert sich als emanzipierende Frau und First Lady der
deutschen Wissenschaft — Erholung in Kamakura — Miyashima, Kitasato
und Shiga Reisebegleiter durch Japan — Fischen mit Kormo-ran —
Robert erkrankt in Kyoto — Hermann Lattorff beschreibt die
Schönheiten der Stadt — Besuch von Miyajima, Tempelheiligtum der
Japaner — über Hiroshima Rückfahrt nach Tokyo — 23. August 1908
Abschiedsdinner — Tuberkulose-Kongress Washington — Empfang im
Weißen Haus, ein paar Tausend Hände geschüttelt — 21. Oktober 1908
wieder in Berlin — ein Jahr später Besuch Kitasatos, gemeinsame
Experimente — 27. Mai 1910 stirbt Robert Koch — Kitasato bekämpft
1911 die
Lungenpest in der Mandschurei — „Konferenz der 10 000
Nationen“
753 Kapitel 13 Die Lungenpest in der Mandschurei 1910/11 und
1921 Seuche entlang der Transsibirischen Eisenbahnlinie — über 60
000 Todesopfer — 28-jähriger Neffe des Pest forschers Haffkine in
der Mandschurei — Murmeltiere als Pestreservoir — Leichen können
nicht abtransportiert werden — der unbequeme Baron von Budberg,
seine Kontrahenten Zabolowski und Wu Lien-Teh — über 60 europäische
Pfleger und Ärzte sterben 1911 an der Lungenpest — Panik durch
Vermummte — Armee sichert Anti-Pest-Maßnahmen — Dr. Wu und seine
Anti-Pest-Organisation — Lungenpest-Epidemie 1920/21 — Wu 1927
mehrere Monate in Europa — am 1. Juli 1930 zum Direktor des
Nationalen Quarantäne Service in Shanghai ernannt — 1931 putscht
Kwantung-Armee, Japaner kontrollieren Mandschurei — „Einheit 731“
unterliegt strengster Geheimhaltung — Herstellung von Biowaffen —
Wu verlässt 1938 China und kehrt in die Heimat nach Malaysia zurück
— mit 81 Jahren stirbt Wu, von der Times geehrt als heroische
Persönlich-keit im Kampf gegen Seuchen
809 Kapitel 14 Das Schicksal der Witwe Hedwig Koch Beileid des
deutschen Kaisers — 27. Mai 1912 Ehrengast in Tokyo — 1913 Reise
über Griechenland nach China — während Revolutionswirren fast
erschossen — 1914 Reise nach Japan — beschäftigt sich mit Esoterik
des Mahayana-Buddhis-mus — 100 000 Mark verloren — Kriegsausbruch —
Rückreise erst 1915 — Hunger,
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10
wirtschaftliche Not — Deutschland wieder im Krieg — heroische
Worte vom Reichsgesundheitsführer Conti — 70-jährige Hedwig Koch
ist krank, kann sich kaum bewegen, hungert — Bomben treffen ihr
Zuhause in Berlin — Gerücht: aus Not habe Hedwig goldene Nobelpreis
medaille veräußert — verschollene Lebens-erinnerungen —
Briefwechsel mit Luise Rinser und Dr. Bruno Friton — 14. August
1943 Flucht aus Berlin nach Marmecke — beim „Endkampf“ im April
1945 Gefech-te vom Fenster verfolgt — Hedwig stirbt am 16. Juni
1945 — Amtsgericht bemüht um Nachlass — langwierige Erbermittlungen
— am 16. 10. 1948, wenige Stunden vor Übergabe der
Nobelpreismedaille, zeigt Biologielehrer sie seinen Schülern — 2005
Rätselraten um Goldmedaille beendet, sie wird erstmals öffentlich
präsen-tiert
875 Kapitel 15 „Der lachende Tod“, Beginn des Prionen-Zeitalters
Vincent Zigas studiert Medizin in Deutschland, rettet sich über das
Kriegsende nach Landshut und wandert 1948 nach Australien aus —
1950 als „Refugee doc-tor“ in Neuguinea — 1954 District Health
Officer in den Eastern Highland of New Guinea — ein Jahr später mit
Kuru („lachender Tod“) beim Stamm der Fore kon-frontiert —
Marathonforscher Gajdusek — Krankheitsbild: Schüttellähmung, Tod
innerhalb von zwei Jahren — weit verbreiteter Ritus: Leichenessen —
Gajdusek dreht mehr als 30 km Film über Leben der Einheimischen,
Film über Menschen-fresserei bleibt unter Verschluss — es gibt
keine Behandlung, Erreger können nicht nachgewiesen werden — spielt
der Endokannibalismus eine Rolle? — Paul Ekman nutzt Gajdusek-Filme
für Gesichtserkennungs systeme — Wende in der Kuru-Forschung durch
eine Ausstellung — Ekman in Papua Neuguinea — BSE, Kuru und
Creutzfeldt-Jakob lassen sich übertragen — Spongi forme
Enzephalopathien: Prionenkrankheiten — 1976 Nobelpreis für
Gajdusek, 1997 für Prusiner – Nach Verbot des Leichenessens: The
last case ever? — Robert-Koch-Preis an Adriano Aguzzi —
Pressemeldung vom 21. / 22. November 2009: das Prionen-Gen G127V
soll Überlebende des Fore-Stammes vor Prionenkrankheiten
schützen
957 Kapitel 16 Schweinegrippe im Jahr 2009 – eine
Medienpandemie? Angriff aus dem Schattenreich — Anfangsphase der
Neuen Influenza A (H1N1/09)- Pandemie in Mexiko im April 2009 —
höchste WHO-Pandemiestufe 2009 für Schweine grippe — Reiseverkehr
bleibt ohne Einschränkungen — Sehn-sucht nach Pandemie? —
Wärmebildkameras an Flughäfen — Pandemie-Spiel (Pegasus) ein
Verkaufsschlager — tägliche Schreckensnachrichten verunsichern die
Bevölkerung — Schweinepanik: impfen oder nicht impfen? — 25
Millionen Impfdosen zu viel — können wir lernen, mit Unsicherheit
rational umzugehen?
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11
Anhang
980 Bildnachweise
1003 Literaturverzeichnis
1053 Personenverzeichnis
1067 Stichwortverzeichnis
1081 Dank
1084 Die Autoren
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Vorwort
Ob die Pest in Uganda wieder ausbricht, die Cholera in Simbabwe
oder die Schwei-negrippe in Mexiko, unmittelbar nach Bekanntwerden
beginnt im „Strategic Health Operation Center“, dem sogenannten
SHOC room der WHO in Genf, ein Wettlauf gegen die Zeit, um einen
„Seuchen-Tsunami“ zu verhindern. Forscher versuchen, die molekulare
Gestalt der Erreger zu entschlüsseln, die Pharmaindustrie
entwickelt neue Impfstoffe, Behörden schmieden
Katastrophenpläne.
Schon im Jahre 1485, als der „schwarze Tod“ in Europa
grassierte, schufen die Venezianer zur Koordination der
Abwehrmaßnahmen einen Gesundheitsrat, dem man das Recht einräumte,
über Leben und Tod der Beklagten zu entscheiden. Pest-tote mussten
unverzüglich in Massengräbern beerdigt werden, Patrouillen
kont-rollierten Passanten auf Krankheitssymptome, Sterbende wurden
zusammen mit bereits Verstorbenen abtransportiert. Das Grauen
übersteigt alle Vorstellungen. Die zahlreichen Darstellungen des
„Totentanzes“ in der Kunst, wie sie Hans Schade-waldt
zusammengetragen hat und in der Universitätsbibliothek Düsseldorf
gezeigt werden, lassen diesen Seuchenhorror spüren, dem die
Menschen damals hilf- und schutzlos ausgeliefert waren.
Knapp vierhundert Jahre später wird der junge Arzt Robert Koch
Mitarbeiter des Kaiserlichen Gesundheitsamts in Berlin. Zu dieser
Zeit stritten die Gelehrten noch über die Ursachen der Seuchen.
Gifte (Miasmen), die aus stinkenden Sümpfen entstünden, galten als
Verursacher. Oder durch Urzeugung aus unbelebter Mate-rie
hervorgegangene Wirkstoffe (Kontagien) sollten Krankheiten von
Mensch zu Mensch weitergeben. Louis Pasteur hatte 1857
herausgefunden, dass Fäulnis und Gärung durch Mikroorganismen
hervorgerufen werden. Robert Koch, damals noch Landarzt, konnte am
Beispiel des Milzbrandes 1876 beweisen, dass Krankheiten durch
bestimmte Bakterien hervorgerufen und übertragen werden können.
Dies war der Anfang der exakten wissenschaftlichen Mikrobiologie.
Zwei Jahre später definiert Koch die Bedingungen für die
Charakterisierung einer Infektionskrankheit in seinen „Postulaten“.
Dieser Zeitpunkt gilt als Beginn der modernen klinischen
Bakteriologie.
Unter Kochs Leitung entwickelt sich das Kaiserliche
Gesundheitsamt zu einem führenden Zentrum im Kampf gegen Seuchen.
Wissenschaftler aus aller Welt suchen seinen Rat oder lassen bei
ihm ausbilden. Mit seinen Schülern, wie dem
Vorwort
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17
Abb. 0.1: Wie kann die Tu-berkulose über-tragen werden?
(Aufklärungstafel des Deutschen Hygiene-Muse-ums, Dresden)
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18
Vorwort
Japaner Kitasato, verbindet ihn lebenslange Freundschaft. Im
Jahr 1882 identi-fiziert Koch den Erreger der „weißen Pest“, der
Tuberkulose, und beweist dessen Übertragbarkeit durch Husten,
Niesen und Spucken (Abb. 0.1). Damit revolutio-niert er Medizin und
Biologie. Die Erfolge beflügeln seine Vision, die Tuberkulose sei
besiegbar, die Entdeckung eines Heilmittels nur eine Frage der
Zeit. Anlässlich des Internationalen Medizinischen Kongresses 1890
in Berlin stellt Koch sein Heilmittel „Tuberkulin“ vor, ohne es
hinreichend getestet zu haben. Die Hoffnun-gen werden enttäuscht,
Tuberkulin entpuppt sich als weitgehend wirkungslos. Trotzdem
gelingt es durch gesundheitspolitische Maßnahmen, die Tuberkulose
in Deutschland erheblich zurückzudrängen. Diese Maßnahmen stellte
der frisch gekürte Nobelpreisträger Koch am 12. Dezember 1905 in
den Mittelpunkt seiner Dankesrede.
Zu seinen großen Verdiensten zählt, dass er die Bequemlichkeit
der Forschungs-stätte in Berlin immer wieder aufgab, um in
lebensfeindlichen Gegenden nach dem Ursprung der Epidemien zu
suchen. Er rettet dort Todgeweihte und entwickelt er-folgreiche
Abwehrmaßnahmen gegen Tierseuchen. Jüngere Autoren sehen in sei-nen
Expeditionen, die ihn bis nach Neuguinea führen, eine Flucht vor
Anfeindun-gen nach den Misserfolgen mit Tuberkulin. Ein Film über
Koch, gedreht in der Nazi-Zeit, wagt sich in der Lebensdarstellung
ebenfalls nur bis zu der triumphalen Entdeckung des
Tuberkulose-Erregers. Den angeblichen Bruch in seiner
Forscher-laufbahn Anfang der 1890er Jahre beziehen mehrere Autoren
nicht nur auf den Rückschlag mit dem Tuberkulin, sondern auch auf
eine persönliche Veränderung, die man mit den Worten umschrieb,
dass Robert Koch, im „besten Mannesalter“ stehend, von einem
„hübschen, damals 17-jährigen Mädchen“ fasziniert wurde. An diesem
Punkt setzten unsere Nachforschungen ein. Wir betraten damit
medizinge-schichtliches Neuland.
Die detektivische Spurensuche begann am 31. August 2006 mit
einem Telephonge-spräch über die verschollene Autobiographie seiner
Witwe Hedwig Koch. Der Düs-seldorfer Medizinhistoriker Hans
Schadewaldt gab dafür den Anstoß. Im Verlauf der Recherchen stellte
sich die Frage, warum die meisten Biographen/innen Kochs zweite
Frau völlig ausblendeten. War sie nur eine unbedeutende Figur an
seiner Seite? Sollte ihr Lebensbericht unter dem Vorwand, dem guten
Ruf nicht zu scha-den, der medizinhistorischen Forschung
verschwiegen werden?
Nachdem wir zwei Versionen dieser „Confessiones/Bekenntnisse“
aufspürten (Über-schrift: „Mein Weg mit Robert Koch. Aufgeschrieben
von Hedwig Koch- Freiberg, oder: Ännchen von Tharau´s Martyrium“),
Briefe, Gerichtsakten, Dokumente und Zeitzeugen einbezogen, ergab
sich fast zwangsläufig die Aufgabe, die Biogra-phie Robert Kochs
neu zu schreiben, verbunden mit seiner Wirkungsgeschichte und einer
Geschichte von Seuchen. Denn dieser Arzt überragte nicht nur auf
wis-
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19
senschaftlichem Gebiet viele seiner Zeitgenossen. Er rebellierte
ebenso gegen die scheinheiligen Moralvorstellungen der Zeit, trotz
seiner Zugehörigkeit zum „geis-tigen Leibregiment der
Hohenzollern“. So ließ sich Koch von dem durch einen
Ver-leumdungsprozess desavouierten Maler Gustav Graef porträtieren,
trennte sich von seiner Frau und heiratete die uneheliche Tochter
einer Schneiderin. Er verlor dadurch den Großteil seines Vermögens
und die gesellschaftliche Reputation. Der Kaiser erhob ihn nicht in
den Adelsstand.
Dass seine junge Gattin ihren Körper für Tuberkulose-Experimente
opferte, fand keine Würdigung, ebenso wenig ihr Einsatz auf den
Expeditionen, von dem sie ein Leben lang gezeichnet blieb. Sie
inspirierte und beflügelte seine wissenschaftli-chen Visionen. Bis
heute kennen wir nicht Zeit und Ort ihrer ersten Begegnung.
Immerhin erlaubt ihr wiederentdeckter Lebensbericht den Rahmen der
Ereignis-se einzugrenzen. Bis zum Lebensende tabuisiert, rettet
sie, trotz Hungersnot und Bombenschäden, die goldene
Nobelpreismedaille über den Zusammenbruch des Naziregimes. Zu einer
ihrer letzten Briefpartnerinnen gehörte die junge Schriftstel-lerin
Luise Rinser, wie Hedwig Koch eine „starke Frau“.
In dieser von Flüchtlingen und Tod geprägten Zeit beginnt die
Geschichte eines Arztes, der während des Krieges als junger
Mediziner in deutschen Feldlazaretten gegen Seuchen kämpft. In
Papua-Neuguinea stößt er auf eine mysteriöse Schüttel-krankheit
unter Hochlandbewohnern, die ihre Toten nicht begraben, sondern aus
großer Zuneigung verspeisen. Seine Expeditionen werden zum
Kristallisationspunkt für Entdeckungen, die eine neue Erregerklasse
etablieren: infektiöse Prionen. Zwei
Abb. 0.2: Im Schlaf geschützt gegen Malaria durch
Insektizid-imprägnier-tes Moskitonetz (Uganda 2005)
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20
Vorwort
Nobelpreise werden vergeben. Einem Preisträger wird sein Umgang
mit Eingebore-nen zum Verhängnis. Viele Jahre später verbüßt er
dafür in den USA eine Gefäng-nisstrafe.
Das Buch schließt mit der Chronik über die jüngste Pandemie, die
Schweinegrippe. Sie hielt fast ein Jahr die Welt in Atem. Mit einer
gigantischen Impfkampagne wollte man ihr Einhalt gebieten. Wie
bedrohlich war aber das neue Virus? Wissenschaftler äußerten die
Befürchtung, Schweinegrippe- und Vogelgrippe-Virus könnten sich zu
einem der schlimmsten Killer aller Zeiten verbinden. Doch es kam
ganz anders.
Unter Einbeziehung schwer zugänglicher Quellen, die hier z. T.
erstmals veröffent-licht werden, vermitteln wir in dem Buch einen
Brückenschlag von der Pest im Mittelalter zu den jüngsten
Bedrohungen durch Biowaffen, Prionen und Schwei-negrippe.
Zahlreiche Abbildungen und originale Quellen – grammatikalische
Fehler wurden meist nicht übernommen, Anmerkungen in eckige
Klammern gesetzt – er-möglichen es dem Leser/der Leserin, in eine
lebendige Zeitgenossenschaft mit den damaligen Pionieren zu treten.
In den Bildern und Dokumenten werden sie leben-dig und begegnen
uns. Neben dem Grundtext haben wir, graphisch hervorgehoben, am
Ende einiger Kapitel Zusatzinformationen, z. B. zu bestimmten
Krankheiten, unter dem Titel „Wissen kompakt“ in lexikalischer Form
beigefügt. Dazu zählt auch ein aktueller Beitrag von Michael Beekes
und Reinhard Burger vom Robert Koch-Institut über „Die Evolution
menschlicher Seuchenerreger“.
Fast einhundert Jahre benötigte die Pest im Mittelalter –
seegestützt – für den Sprung von Asien nach Europa. Im Jahr 2009
umrundete der Erreger der „Schwei-negrippe“ die Welt – luftgestützt
– in nur vier Tagen. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts
feierte die WHO den Sieg über die Pocken. Nach dem Erfolg einer
zwanzigjährigen, generalstabsmäßig abgelaufenen Ausrottungsaktion
glaubte man epidemische Krankheiten gänzlich abschaffen zu können.
Den Erreger erkennen, ihm den Lebensraum nehmen, ihn ausrotten mit
der militärischen Strategie des „Search and destroy“ – das Ende der
Seuchen schien besiegelt. Doch die Seuchen kommen auf unheimliche
Weise wieder zurück; wir kämpfen immer noch gegen alte Bedrohungen
wie Tuberkulose, Malaria (Abb. 0.2) oder Schlafkrankheit – und es
gibt neue. Sind wir heute besser gegen solche Invasionen aus dem
„Schatten-reich“, dem Pandämonium der Seuchen gewappnet? SHOC is
watching you!
Daher ist ein weiteres Ziel dieses Buches der Aufweis, wie gemäß
der mahnenden Aufforderung des Atheners Thukydides (ca. 456 – 396
v. u. Z.) die reale Erfahrung von Seuchen „als Besitz für immer“
eine Hilfe für uns heute und für künftige Ge-nerationen sein kann.
Denn wir wissen, „dass vielleicht der Tag kommen wird, an dem die
Pest zum Unglück und zur Belehrung der Menschen ihre Ratten wecken
und erneut aussenden wird, damit sie in einer glücklichen Stadt
sterben.“ Auch
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21
dann wird die Chronik der Seuchen nicht von einem endgültigen
Sieg handeln. Das große „Und dennoch“, „der aufrechte Gang“ –
wieder mit Albert Camus ge-sprochen – heißt jetzt jedoch: Diese
Chronik „konnte nur das Zeugnis dessen sein, was man hatte
vollbringen müssen und was ohne Zweifel noch alle jene Menschen
vollbringen müssen, die trotz ihrer inneren Zerrissenheit gegen die
Herrschaft des Schreckens und seine unermüdliche Waffe ankämpfen,
die Heimsuchungen nicht anerkennen wollen, keine Heiligen sein
können und sich dennoch bemühen, Ärzte zu sein.“ Unsere Biographie
macht deutlich: Ein solcher Arzt ist Robert Koch – er begegnet uns
in diesem Buch. Die von ihm entwickelte Methode des Forschens
erscheint uns als der bleibende Wert seines wissenschaftlichen
Wirkens. Nicht das, was er gedacht hat, sondern die Art und Weise
wie er es gedacht hat, erweist sich auch heute noch als sein
wegweisendes Verdienst.
Wir laden Sie ein, mit uns die faszinierende Welt Robert und
Hedwig Kochs zu besuchen und ihre bahnbrechenden Leistungen
mitzuerleben. Wenn sich Land-schaften gewandelt haben, muss neu
vermessen und kartographiert werden. Mit neu vermessenen
Orientierungspunkten haben die Leserinnen und Leser die
Mög-lichkeit, ihren Weg im schwierigen Gelände der Seuchen und
Pandemien besser zu finden.
Johannes W. Grüntzig, Heinz Mehlhorn Düsseldorf, am 27. Mai
2010
-
319
Kapitel 7
Kochs Reise 1896 nach Afrika, Pest-Forschung 1897 in Indien
Erholung in Ägypten, Haffkine besucht Robert Koch — 1896 Koch
gegen Lepra, die Geißel Gottes, im Kreis Memel — erste
internationale Leprakonferenz Oktober 1897 in Berlin — 1871
identifiziert der Norweger Hansen in Bergen erstmals den Erreger —
das „Löwengesicht“ — 1899 erstes Lepraheim bei Memel — Robert und
Hedwig Koch zur Bekämpfung der Rinderpest 1896/97 in Südafrika —
Yersin mit Elephanten 1893 in Vietnam, 1894 Entdeckung des
Pesterregers in Hongkong — Erfolgreich weil Brutschrank fehlt? —
Deutsche Pestkommission 1897 in Indien — Zusammenarbeit mit Yersin
und Haffkine — Flöhe als Pest überträger — Pestherd in
DeutschOstafrika? — Zupitza unternimmt für Koch dreimonatigen
Fußmarsch
Wissen kompakt: Rinderpest, Lepra
-
320
Kapitel 7 Kochs Reise 1896 nach Afrika, Pest-Forschung 1897 in
Indien
Im Jahr 1896 kann Koch endlich länger Urlaub nehmen und das
Verspre-chen einlösen, das Hedwigs Hochzeitsgeschenk sein sollte:
eine Reise nach Ägypten. „Ich bin nun seit anderthalb Jahren
unausgesetzt an der Arbeit gewesen“, so Koch am 19. Dezember 1895
in einem Brief an Gaffky (1), „und brauche eine Erholung. Kartulis
und seine Frau werden mit uns den Nil hin-auffahren. Ich denke, es
wird eine recht angenehme Reise werden.“
Alexander Kartulis (1852 – 1920), geboren auf Chios, hatte in
Athen, Zü-rich, München und Berlin Medizin studiert (Abb. 7.1). Vom
1. Mai bis 15. De-zember 1892 arbeitete er bei Koch am Institut für
Infektionskrankheiten. Auf Kochs Antrag wurde er mit dem
Preußischen Professorentitel ausgezeichnet. Sein Name ist durch
Arbeiten über Amöbendysenterie bekannt geworden. Koch blieb er
zeitlebens freundschaftlich verbunden.
In seinem Brief an Gaffky erwähnt Koch auch den aus Russland
stammen-den Pionier eines Cholera-Impfstoffes, W. M. Haffkine (1860
– 1930), den er später in Indien wiedertrifft: „Vor einiger Zeit
besuchte mich Dr. Haffkine, der in Indien die prophylaktischen
Injektionen mit Cholerakulturen gemacht
Robert Koch auf der Suche nach dem Erreger der Rinderpest
(Ausschnitt Abb. 7.12)
-
321
hat. Nach allem, was ich bis jetzt darüber erfahren habe, geht
es sehr gut damit, und es ist möglich, dass man auf diesem Wege die
Cholera in ihrer Heimat an der Wurzel angreifen kann. Leider
brachte er auch eine Trauerbot-schaft mit. Dr. Coats, der seinen
Abschied genommen hatte, in London lebte und mich noch vor einem
Jahr hier in bestem Wohlsein besuchte, ist nach Indien zu einer
Konsultation bei einem Rajah [Fürsten] gereist und dort an Cholera
gestorben. Unserem Freunde Dissent soll es gut gehen, er schwört
auf die Cholerabakterien. D. D. Cunningham ist noch immer derselbe
ungläu-bige Thomas.“
Koch erhält vom 16. Januar bis 31. März 1896 Erholungsurlaub und
wird in dieser Zeit durch Pfeiffer vertreten. Die Leitung der
Kontrollstation für das Diphtherie-Heilserum übernimmt Ehrlich.
Zunächst besuchen Koch und seine Frau Karl Flügge in Breslau, dann
geht es über Triest nach Alexandrien, und am 1. Februar 1896
berichtet er aus Kairo an Flügge (2):
„Wir haben ein paar schöne Tage in Triest und dann eine sehr
gute Seefahrt nach Alexandrien gehabt. Augenblicklich sind wir in
Kairo und schwelgen in den Eindrücken, welche das unverfälschte
orientalische Leben gewährt. Das Wetter ist allerdings weniger
tropisch, als ich es zu finden erwartet hatte, der Himmel öfters
bewölkt, hin und wieder ein wenig Regen. Deswegen wollen wir in
wenigen Tagen weiter nach Süden.“
Am selben Tag informiert er Pfeiffer, dass man hier bei etwa
sechs Cho-lerafällen das Behringsche Choleraserum angewandt habe,
aber ohne ir-gendwelchen Einfluss auf den Gang der Krankheit. Mit
seinem Serum (von Pfeiffer) habe man mangels Gelegenheit bisher
keine Versuche gemacht. Er habe sein Serum nach Alexandrien an
Bitter gesandt, der es jetzt neben dem Behringschen Serum prüfen
sollte. Über die Cholera-Versuche von Haffkine schreibt er Pfeiffer
(3):
„Man hat hier große Neigung, die Immunisierung mit toten
Cholerakul-turen zu versuchen. Wenn ich aus Ober-Ägypten
zurückkomme, wohin wir am 6. Februar abreisen, werde ich
hoffentlich schon etwas davon zu sehen bekommen. Hier in Kairo
liegt augenblicklich, wie mir Rogers Pascha sagte, ein indisches
Regiment, das von Haffkine teilweise immunisiert ist. Offiziere und
Mannschaften sollen geäußert haben, dass sie lieber die Cholera
durch-machen wollten als noch einmal die Injektion, so schmerzhaft
und unange-nehm sei dieselbe gewesen.“
„Wir fuhren den Nil hinauf“, so Hedwig Koch in ihrem
Lebensbericht (4),
„bis weit nach Ober-Ägypten hinein, wo es damals ja noch keine
Eisenbahnen
Abb. 7.1: Alexander Kartulis (1852 - 1920): mit Robert Koch
zeitlebens befreundet
-
322
Kapitel 7 Kochs Reise 1896 nach Afrika, Pest-Forschung 1897 in
Indien
gab und antiker Zauber noch leben-dig war. Um das alles wirklich
in mich aufzunehmen, hatte ich mich vorher sogar auch mit
Hieroglyphenschrift beschäftigt. Wir machten überaus in-teressante,
lange Kamelritte tief in die Wüste hinein [Abb. 7.2], … auch in
Gesellschaft zweier großer Ägypten-kenner, Professor [Georg]
Schwein-furth [1836 – 1925] und Professor [Emil] Brugsch [1842 –
1930]. In Kairo wurde ich der Mutter des Vizekönigs vorgestellt von
unserer Gesandtin, der interessanten Elisabeth von Heyking
[1861 – 1925], und lernte orientalische Kultur in den Familien
der offiziellen Großen kennen. Auch Lord Cromer besuchte uns.“
Freiherr Edmund von Heyking (1850 – 1915) war zu diesem
Zeitpunkt deutscher Generalkonsul in Kairo, Lord Cromer sein
englischer Gegenspieler. Möglicherweise fand die Begegnung mit
Elisabeth und der Mutter des Vize-königs (Titel des Vizekönigs:
Khedive) schon am 31. Januar 1896 statt, denn wenige Tage später
packten die Heykings für ihre Rückreise nach Berlin. In den
Tagebüchern aus vier Weltteilen von Elisabeth finden sich über den
Di-plomatenalltag mit Würden- und Titelträgern facettenreiche
Schilderungen. Begegnungen mit Wissenschaftlern, wie z. B. Robert
Koch, finden keine Er-wähnung. Dabei spielte es wohl auch keine
Rolle, dass Robert und Hedwig im renommierten Shepherds Hotel
untergekommen waren.
Elisabeth von Heyking notiert am 31. Januar 1896 (5):„Ich fuhr
mit Prinzess Croy nach Koubeh zu den Khedivas (der Khedive
hatte sich 1895 vermählt), die uns die kleine Prinzess zeigten.
‚Comme der-nier cri de l’ occupation anglais’ hat sie eine
englische Nurse und trägt das Haar in anglaise Locken.“
Der nächste Eintrag, vom 4. Februar, beginnt mit: „Der Packer
ist dage-wesen und so wird denn die Zerstörung unsres reizenden
Hauses bald begin-nen. Mir wird dabei ganz weh ums Herz. Ich lernte
dieser Tage Lord Charles Beresford kennen. Er sagt mir, dass er
dagegen sei, dass England Allianzen schlösse ... “
Dann folgen die Eintragungen:„5. Februar. Edmund und ich aßen
bei Gräfin Landberg im Shepheard …“„6. Februar. Wir gaben ein recht
wohl gelungenes Diner, bei dem auch
Abb. 7.2: Erholungsurlaub
1896 in Ägypten: Hedwig und Robert
Koch
-
323
Dr. Bumiller [deutscher Afrikareisender, seit 1895 Regierungsrat
im deutsch-ostafrik. Gouvernement] war … “
„8. Februar. Wir waren zu Tee bei Prinzess Hazzli …“„9. Februar.
Herr von Mumm [Freiherr Mumm von Schwarzenstein, da-
mals vortragender Rat im Auswärtigen Amt], der eben aus Berlin
angekom-men war, suchte uns über Tanger [sollten eventuell dorthin
versetzt werden] zu trösten … “
„10. Februar. Die Erbherzogin von Sachsen kam abends an und wir
fuhren auf die Bahn, sie abzuholen … “
„11. Februar. Zum Tee bei Frau von Willebois to meet Prinzess
Nazzli und dann schnell nach Haus, wo mich zuerst die Prinzess
Amélie von Schleswig-Holstein und dann die Erbgroßherzogin von
Weimar besuchte …“
„13. Februar. Wir lunchten im Ghesireh-Hotel bei der
Erbgroßherzogin …“„15. März. Bairam. Edmund machte morgens
Abschiedsvisiten bei Mo-
hammedanern, dann fuhren wir zum Prinzen Hussein und es war mir
recht wehmütig, seinen schönen Garten zum letzten Mal zu sehen. Ich
war auch bei Mme. Mukhtar und Mme. Izzet, und wie jedes Mal, wenn
ich einen gut er-haltenen Harem betrete, empfand ich den größten
Neid gegen diese ruhigen, sicheren Existenzen, denen die wahren
Lebenssorgen ferngehalten werden, et qui n’ ont qu’ a se laisser
vivre.“
„17. März. Wir lunchten bei der Erbgroßherzogin von Weimar, die
eben zurückgekommen ist aus Ober-Ägypten …“
„18. März. Wir lunchten zum letzten Mal in unserm lieben, großen
Spei-sesaal, in dem wir soviel lustige Diners gehabt und soviel
langweilige Globe-trotters abgespeist …“
In einem Brief vom 28. Februar 1896, vermutlich an Carl Weigert
(1845 – 1904), dem damaligen Direktor des Pathologischen Instituts
am Senckenbergschen Krankenhaus in Frankfurt am Main, meldet sich
Koch aus dem Pagnon’s Hotel in Luxor (6): „Unsere ägyptische Reise
nähert sich ihrem Ende. In wenigen Ta-gen fährt uns das Schiff
wieder nach Kairo zurück und dann nach dem kalten Norden. Hier ist
es so sommerlich, ewiger Sonnenschein, die Weizenfelder in vollen
Ähren, Wachteln und Lerchen schlagen. Könnte man doch immer so
schöne Tage haben! Bitte grüßen Sie Libbertz. Mit herzlichem Gruß
Ihr R. Koch.“
Koch hatte Weigert bei seinen Milzbranddemonstrationen am
Pflanzen-physiologischen Institut in Breslau im Mai 1876
kennengelernt. Weigert, Pri-vatdozent am Pathologischen Institut,
gewährte ihm damals umgekehrt Ein-blick in neue Methoden zur
Darstellung von Bakterien im Gewebe. Ferdinand Cohn, der Direktor
des Pflanzenphysiologischen Instituts, erkannte bereits damals die
weit reichende Bedeutung der Kochschen Versuche. Noch wäh-
-
324
Kapitel 7 Kochs Reise 1896 nach Afrika, Pest-Forschung 1897 in
Indien
rend der Demonstration schickte Cohn einen Boten in das
Pathologische In-stitut, um seine wissenschaftlichen Freunde daran
teilhaben zu lassen (7): „Da Weigert gerade sezieren musste, ging
Cohnheim [Julius, Schüler Virchows, Professor der pathologischen
Anatomie in Breslau, 1839 – 1884] hin, und als er wiederkam, sagte
er: ‚Nun lassen sie alles stehen und liegen und gehen Sie zu Koch;
dieser Mann hat eine großartige Entdeckung gemacht, die in ihrer
Einfachheit und Exaktheit der Methode um so mehr Bewunderung
verdient, als Koch von aller wissenschaftlichen Verbindung
abgeschlossen ist und dies alles aus sich heraus gemacht hat, und
zwar absolut fertig. Es ist gar nichts mehr zu machen. Ich halte
dies für die größte Entdeckung auf dem Gebiet der Mikroorganismen
und glaube, dass Koch uns alle noch einmal mit weiteren
Entdeckungen überraschen und beschämen wird!“
Nach der Rückkehr von der ägyptischen Reise, die Koch, wie er an
seinen Schwiegersohn Pfuhl am 18. Juni 1896 schreibt, ausgezeichnet
bekommen war, setzt er seine Forschungen über Tuberkulose fort,
forciert aber auch neue Themen, wie z. B. die Krankheiten in
tropischen Ländern. Vielleicht erhält er dazu auch Anregungen durch
die laufende Berliner Gewerbe- und Kolonialausstellung (1. 5. – 15.
10. 1896). Für einen Sommer ist die „europäi-sche Provinzhauptstadt
Berlin“ eine Weltstadt. (8) Obwohl es an 120 der ins-gesamt 165
Öffnungstage regnet, besichtigen über 7,4 Millionen Besucher die
Ausstellung im Treptower Park. Im Süden lockt die Besucher die
„Son-derausstellung Kairo“ mit dem Nachbau einer Straße und der 38
Meter hohen Imitation der Cheopspyramide. Im Osten des Geländes
befindet sich die große Kolonialaustellung mit den international
üblich gewordenen „Eingeborenen-
Abb. 7.3: Berliner Kolonial-
Ausstellung 1896: im Vordergrund, im
Wasser stehend mit spitzen Giebeln, ein
Heiliges Haus aus Deutsch-Neuguinea,
Postkarte
-
325
dörfern“ (Abb. 7.3), die dem offiziellen Bericht zufolge „bei
der Mehrzahl der Besucher das größte Interesse“ erweckte, „denn der
‚Wilde’ war ihnen noch niemals so greifbar nahe gebracht wie hier.“
(9)
Die Veranstalter ließen über 80 Einheimische aus den deutschen
Kolonien nach Berlin reisen. Deutsch-Neuguinea (DNG) schickt acht
Vertreter unter Führung des Luluei (Häuptling, König) Tokinkin (35
Jahre alt). Nach einer sechswöchigen Reise trifft diese Gruppe erst
am 6. Mai 1896 in Berlin ein. Mehrere Mitglieder sind krank und
kommen in die Charité. Wahrscheinlich werden sie in den Baracken
für Infektionskranke des Kochschen Instituts behandelt. Wegen einer
unheilbaren Erkrankung (Frambösie?) wird ein Mit-glied direkt
wieder in die Heimat zurückgeschickt. Die Gruppe stammt aus der
Gegend von Ralum-Raluana auf der Gazelle-Halbinsel (Neupommern/New
Britain). Durch Unterricht der dort ansässigen Wesleyanischen
Missi-on konnte Tokinkin lesen und schreiben. Als Pfarrer Brown
dort 1876 die erste Niederlassung gründete, wurden wenig später
vier seiner Mitarbeiter erschlagen und verspeist. Brown schickten
die Kannibalen vom Stamm der Tolai als Warnung einen
übriggebliebenen Knochen. (10) Diese Geschichte dürfte für
„Gänsehaut“ bei den Ausstellungsbesuchern gesorgt haben, denn die
Delegierten aus DNG waren Angehörige dieses Stammes! Neben dem
„Heiligen Haus“ zeigte die DNG-Ausstellung ein Tabuhaus, ein
Gasthaus, ein Junggesellenhaus, ein Baum haus aus Finschhafen, ein
Diwarra-(Geld-)Haus und ein Totenhaus aus Neumecklenburg. Unter dem
Baumhaus hatten Lulei Tokinkin und seine Gefährten ihre
mitgebrachten Hütten errichtet. Den Besu-chern demonstrierten sie
ihre Fertigkeit im Speerwerfen auf 50 Meter Entfer-
Abb. 7.4: Gruß von der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896. Im
Vordergrund die Spree, im Mittel-punkt das „Hauptge-bäude“ mit
Spring-brunnen und der eigens angelegte Neue See
-
326
Kapitel 7 Kochs Reise 1896 nach Afrika, Pest-Forschung 1897 in
Indien
nung. Auf einem künstlich angelegten See segelten sie mit ihren
beiden Aus-legerbooten. Neben dem Freigelände gab es eine große
Kolonialhalle. Dort präsentierten sich werbewirksam die
Handelsfirmen. So wurde das Modell einer Tabak- und Baumwollkultur
der Neuguinea Compagnie von Stephans-ort gezeigt mit
Trockenscheune, Fermentiergestell, drei Arbeiterhäusern und einem
Europäerhaus. Sogar auf die dort vorhandene Ochsen-Feldbahn, die
Robert Koch vier Jahre später benutzen sollte, wurde hingewiesen.
Etliche Sammler zeigten ihre Objekte, in Volieren waren importierte
Paradiesvögel und Krontauben zu bewundern.
Insgesamt wurden für die Ausstellung innerhalb kürzester Zeit
etwa 300 temporäre Strukturen und Ausstellungspavillons errichtet.
Das „Hauptgebäu-de“ und der eigens angelegte Neue See (Abb. 7.4)
fungierten dabei als eigent-licher Dreh- und Angelpunkt des
Geländes. Sie wurden entlang einer großen west-östlichen Hauptachse
ausgerichtet. Der Besuch der Ausstellung entwi-ckelte sich schnell
zu einer gesellschaftlichen Verpflichtung ersten Ranges. Wer die
Ausstellung nicht besucht hatte, galt gleichsam als nicht
existenzbe-rechtigt. Er wurde, so die Vossische Zeitung vom 9. 5.
1896, „am Stammtisch über die Achseln angesehen und von den
strafenden Blicken seiner Herren Söhne und Fräulein Töchter
verfolgt, denen er noch nicht Gelegenheit gege-ben hat, die
Schaustellung in Treptow zu sehen.“
Möglicherweise knüpft Robert Koch auf der Ausstellung
Verbindungen zur Neuguinea-Compagnie an, denn die erste
Operationsbasis seiner spä-teren Malariaexpedition sollte
Stephansort werden. Aber noch drücken ihn Routinearbeiten für die
Reichsbehörden, Städte und Institutionen. Sein Insti-tut besitzt
die Bedeutung eines Seuchenhospitals. Sowohl Cholera- wie auch
Pocken-, Flecktyphus- und andere Infektionskranke beherbergen seine
Ba-racken. Wiederholt erwarb er sich Verdienste um die schnelle
Eindämmung von Infektionsherden in der Stadt. Aber wo sollte das
künftige Institut für Infektionskrankheiten seinen Platz finden,
nachdem der alte Standort we-gen des Neubaus des
Charité-Krankenhauses aufgegeben werden musste? Ein Jahr nach der
Gewerbeausstellung wird mit dem Bau des neuen Instituts am Nordufer
des Spandauer Schifffahrtkanals begonnen. Von dem Gelände des
Rudolf-Virchow-Krankenhauses, und zwar des Teils, auf dem sich die
Infek-tionsabteilung befindet, ist das Institutsgrundstück nur
durch die Föhrerstraße getrennt. Das Hauptgebäude wird 1900 der
Benutzung übergeben.
Am 1. April 1896 war Paul Ehrlich aus dem Kochschen Institut
ausgeschie-den. Er erhielt ein eigenes Institut für Serumforschung
und Serumprüfung in Berlin-Steglitz, das drei Jahre später als
Institut für experimentelle Therapie nach Frankfurt am Main
übersiedelt. Koch arbeitet mit Hochdruck an einem
-
327
neuen Tuberkulin-Präparat und hofft auf den therapeutischen
Durchbruch. In Kooperation mit Libbertz und den Höchster Farbwerken
ist die industrielle Herstellung geplant. Aber wieder einmal muss
er anderen Verpflichtungen nachkommen.
Meldungen über Leprafälle in Preußen beunruhigen Öffentlichkeit
und
Behörden gleichermaßen, denn seit Mitte des 17. Jahrhunderts
galt diese Seu-che in Deutschland als erloschen. Lepra – ebenfalls
bekannt unter den Namen Hansen-Krankheit, Miselsucht, Aussatz,
„Strafe Gottes“ – ist eine der ältesten Infektionskrankheiten der
Menschheit. Sie war früher auch in Deutschland verbreitet. So
beschloss z. B. 1179 das 3. Laterankonzil strenge Verhaltensre-geln
für Leprakranke, die ihnen den Umgang mit Gesunden verboten. Kranke
wurden in sogenannten Leprosorien außerhalb der Städte abgesondert.
Sie mussten eine weithin kennzeichnende, demütigende
Lazarusgewandung an-legen, die aus einem schwarzen, gegürteten
Rock, langen Handschuhen und einem großen Hut mit weißem Bande
bestand. Zu ihrer Ausrüstung gehörte außerdem ein Signalhorn oder
eine Rassel zur Abschreckung von Passanten. Im Übrigen wurden sie
von mildtätigen Stiftungen mit dem Erforderlichen versorgt.
Namentlich der Orden vom Heiligen Lazarus – daher stamme nach
einigen Autoren die Bezeichnung „Lazarett“ – nahm sich der
Aussätzigen an. Im 13. Jahrhundert erreichte diese Seuche in Europa
ihren Höhepunkt. In den verseuchten Ländern hatte fast jede Stadt
ihr eigenes Aussatzhaus. Die ersten Leprosorien werden schon von
Gregor von Tours 560 n. Chr. erwähnt. Sie sind die Vorläufer der
späteren Krankenhäuser. Die Aufnahme in ein der-artiges Haus war
begehrt, da es Fürsorge und soziale Absicherung bot. Ende des 16.
Jahrhundert verschwand die Lepra weitgehend aus Mitteleuropa, nur
in Nordeuropa hielt sie sich noch länger. Im 19. Jahrhundert
bestanden in Europa neben Norwegen vor allem in Spanien, Portugal,
den Balkanländern, Schweden und Russland größere Lepraherde.
Es erregt daher Aufsehen, als im Jahre 1884 ein Memeler Arzt
(der Kreis Memel gehörte damals zum Regierungsbezirk
Königsberg/Preußen) über einen Fall von Lepra berichtet. In den
folgenden Jahren kommen weitere Krankheitsfälle hinzu. Wie wenig
man mit dem Wiederauftauchen dieser Krankheit gerechnet hatte, geht
auch daraus hervor, dass die preußische Seu-chenverordnung
(Regulativ) vom 8. August 1835 den Aussatz nicht erwähnt. Die
ersten amtlichen Mitteilungen über das Vorkommen von Aussatz im
Kreise Memel finden sich im Generalsanitätsbericht für den
Regierungsbezirk Königsberg für die Jahre 1886 bis 1888 und in dem
Bericht über das Sani-tätswesen des Preußischen Staates während der
Jahre 1889, 1890 und 1891. Jedoch erst die Arbeiten von A. Blaschko
in der Berliner Klinischen Wochen-schrift und der Dermatologischen
Zeitschrift (1896) lenken die Aufmerksam-
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328
Kapitel 7 Kochs Reise 1896 nach Afrika, Pest-Forschung 1897 in
Indien
keit weiterer Kreise und auch der preußischen Staatsregierung in
erhöhtem Maße auf diese Krankheit. Dass die Lepra im Kreise Memel
überhaupt sich so verbreitete, lag nach Blaschko an den schlechten
hygienischen Verhältnissen der Landbevölkerung bei kümmerlicher
Ernährung (11):
„Die Wohnungen sind überaus schlecht und ungesund, niedrig, eng
und schmutzig. Oft findet sich im ganzen Haus nur ein Zimmer, in
dem nicht nur die gesamte Familie isst, wohnt und schläft, sondern
auch Schweine und allerhand Hausgetier seinen Wohnsitz
aufgeschlagen hat. In dieser Stube steht auch das große Bett,
welches für die Eltern bestimmt ist, während die Kinder entweder
auf der Erde, an oder gar auf dem Ofen schlafen. … Auch die Furcht
vor ansteckenden Krankheiten scheint sehr gering zu sein. So fand
ich einmal einen schwerkranken Leprösen als Pensionär in einer
Familie von sechs Köpfen, die einträchtig mit ihm in einem winzigen
Raum von kaum 15 Kubikmeter Luftraum hauste. In einem anderen Falle
schlief die 21-jährige Tochter im Bett zusammen mit ihrer seit zehn
Jahren kranken, am ganzen Körper mit Geschwüren bedeckten Mutter.
Pflege und Reinhaltung des Kör-pers sind bei Gesunden und Kranken
ein unbekannter Luxus.“
Meist handelte es sich um Familien- und
Hausgemeinschaftsinfektionen. Unverzüglich beordert die
Medizinalabteilung des preußischen Kultusmi-nisters im September
1896 Robert Koch in den Kreis Memel, um die Aus-dehnung der
Krankheit festzustellen und Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung
vorzuschlagen. Alle verfügbaren Daten werden ein Jahr später auf
der ersten
Abb. 7.6: Tafel I: 70-jähriger Patient (1895) mit leprösen Haut-
und Schleimhautveränderungen (Rachen) Tafel II: 19-jährige
Patientin mit Lepraknoten im Gesicht und am rechten Auge
Abb. 7.5: Gewebeschnitt aus dem leprösen Nervus media-nus.
Bazillen rot gefärbt, die kleinen blauen Ringe sind
Nervenfaserschnitte (Färbung: Karbol fuchsin, Säure-Alkohol,
Methylenblau)
-
329
internationalen Leprakonferenz, die vom 11. – 16. Oktober 1897
in Berlin stattfindet, der Öf-fentlichkeit präsentiert.
Der Aussatz wird durch das Bakterium Myco-
bacterium leprae hervorgerufen, einem nahen Verwandten des
Tuberkulose-Erregers. Im Jahre 1871 identifiziert der Norweger
Gerhard Armau-er Hansen (1841 – 1912), Direktor des Pflegestif-tes
für Aussätzige in Bergen, erstmals den Erre-ger. Die
Veröffentlichung seiner fundamentalen Entdeckung erfolgt aber erst
im Jahre 1874. Die Verzögerung wurde durch die vergeblichen
Ver-suche, den Erreger zu kultivieren und auf Ver-suchstiere zu
überimpfen, verursacht. Während Hansen durch Behandlung des
Erregers mit Os-miumsäure das Bakterium nur äußerst geringfü-gig
aus der Anonymität zu locken vermochte, er-zielte Albert Neisser
(1855 – 1916), der 1879 den
Erreger der Gonorrhoe entdeckt hatte, mittels Fuchsin- und
Gentianaviolett-Färbung „ein schönes Hervortreten“ der Stäbchen,
wie er sich ausdrückte. Zwischen 1879 und 1881 gelang es ihm, die
Mycobakterien in verschiedenen Organen von Leprakranken
nachzuweisen (Abb. 7.5). Der Erreger konnte aber weder kultiviert
noch im Tierversuch eindeutig weitergezüchtet werden, d. h. es
fehlte ein Beweis in der Kette der Kochschen Postulate. Trotzdem
wurde der ursächliche Zusammenhang gegen Ende des 19. Jahrhunderts
– nach erbittertem Gelehrtenstreit – schließlich anerkannt. Bis
heute ist es nicht ge-lungen, den Erreger in vitro züchten. Seit
1960 kann man das Bakterium aber in Mäusepfoten vermehren. Seit
1971 sind Gürteltiere die für die Anzüchtung des Erregers geeignete
Tiergruppe, was für die Erforschung von Impfstoffen von Bedeutung
ist.
Das Mycobacterium leprae befällt die Haut, auch die Hornhaut des
Auges, Schleimhäute und Nervenzellen. Eindrucksvolle Bilder davon
aus dem 19. Jh. (Abb. 7.6) überlieferte der „Dirigirende Arzt der
chirurgischen Abteilung des Stadtkrankenhauses zu Riga und Direktor
des Leprosoriums“ Dr. Adolf von Bergmann. Im Verlauf der Krankheit
werden die Patienten unempfind-lich gegenüber Kälte, Wärme und
Schmerz. Unbemerkt können sich Wun-den infizieren und Gliedmaßen
als indirekte Folge der Lepra absterben bzw. „abfallen“. Im
Frühstadium, der sogenannten indeterminierten Lepra, finden sich
unscharf abgegrenzte rötliche Flecken auf der Haut, bei
dunkelhäutigen Menschen sind diese heller als die gesunde Haut.
Diese Hauterscheinungen
Abb. 7.7: Das „Löwengesicht“ mit verschmelzenden Leprakno-ten
bei einem 23-jährigen rumänischen Hirten. Die Krankheit begann im
Alter von acht Jahren
-
330
Kapitel 7 Kochs Reise 1896 nach Afrika, Pest-Forschung 1897 in
Indien
fühlen sich für den Erkrankten taub an. In dieser Phase kann die
Krankheit stagnieren, spontan abheilen oder sich zur tuberkuloiden,
lepromatösen oder einer Zwischenform (Borderline Lepra)
weiterentwickeln. Die lepromatöse Lepra ist die schwerste Form
dieser Infektionskrankheit. Durch ungehemmte Vermehrung der
Bakterien verbreiten sich diese im gesamten Körper. Die Haut ist
von Knoten und kleinen Flecken überzogen. Besonders im Gesicht
verschmelzen diese Knoten zu faltigen Verdickungen, dem sogenannten
„Lö-wengesicht“ (Abb. 7.7). Dieses Bild publizierte 1901 Dr. Victor
Babes, Profes-sor der Pathologischen Anatomie und Bakteriologie an
der Universität und Direktor des Pathologisch-Bakteriologischen
Institutes in Bukarest.
Im weiteren Verlauf können Knochen, Muskeln und innere Organe
befal-len werden. Der Tod tritt durch Sekundärinfektionen ein.
Obwohl inzwischen wirksame Medikamente, eine Kombination aus
mehreren Antibiotika, zur Behandlung zur Verfügung stehen, konnte
sie bisher nicht ausgerottet wer-den. Nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation waren 2007 weltweit noch über 200 000
Menschen an Lepra erkrankt.
Im Jahr 1896 war die Lepra – so das Ergebnis der Nachforschungen
von Robert Koch (12) – von Norden und Osten her über die russische
Grenze in den Memeler Kreis eingedrungen. Insgesamt kann er bei 27
Patienten diese Erkrankung feststellen. Bei fast allen Leprösen
findet er Leprabazillen im Nasenschleim, woraus er folgert, dass
die Ansteckung zum großen Teil durch derartige bazillenhaltige
Sekrete vermittelt wird. Zur Bekämpfung der Seu-che empfiehlt er
neben Einführung der Anzeigepflicht und Belehrungen nach dem Muster
Norwegens die Errichtung eines Leprosoriums. Am 22. Januar 1897
wird die Anzeigepflicht der Lepra für das Deutsche Reich
eingeführt. Von der zwangsweisen Absonderung Aussätziger rät Koch
ab, denn in Nor-wegen war man ohne Anwendung von Gewalt ausgekommen
(13), „und so wird man auch bei uns, wenigstens vorläufig, dasselbe
versuchen müssen; ganz abgesehen davon, dass zurzeit keine
gesetzliche Unterlage besteht, auf Grund deren Lepröse zwangsweise
isoliert werden könnten. Eine solche müsste erst geschaffen
werden.“ Ersatzweise wäre aber auf § 16 des schon erwähnten
Regulativs vom 8. August 1835 zurückzugreifen, so Koch in einer
Fußnote, wonach „Kranke mit ansteckenden Krankheiten, zu denen
unzwei-felhaft auch Lepra gehört, in ein Krankenhaus gebracht
werden [könnten], wenn ihre sichere Isolierung im eigenen Haus
nicht möglich ist.“
Aufgrund der Vorschläge von Koch, die nicht nur Standortwahl und
Be-triebskosten beinhalten, wird 1899 bei Memel ein Lepraheim
errichtet (Abb. 7.8). Die Standortwahl versuchte er mit folgenden
Worten den Entscheidungs-trägern schmackhaft zu machen (14):
„Voraussichtlich wird die Anstalt nur
Abb. 7.8: Deutsches Lepraheim
bei Memel, auf Vorschlag von Robert Koch 1899 errichtet
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331
eine Reihe von Jahren als Leprosorium zu dienen haben. Sie würde
dann, nachdem die Lepra verschwunden ist, wegen ihrer Lage am
Seestrand sich in vortrefflicher Weise zu einem Seehospiz eignen.“
Kurz nach der Gründung des Heimes war es mit 22 Kranken voll
belegt. Im Jahre 1927 beherbergte es immerhin noch 15 Kranke. Die
Ereignisse des I. Weltkrieges und die spätere Besetzung des
Memelgebietes durch Franzosen und Litauer gingen an dem Heim auch
nicht still vorüber. So wurde das Heim im März 1915 von russi-schen
Truppen überfallen (15): „Die leitende Schwester öffnete auf Befehl
der Russen die Türen. Die Russen, die zum großen Teil betrunken
waren, zerstör-ten sofort das Telefon und alle medizinischen
Apparate. Sie durchsuchten das ganze Haus, auch die Räume der
Kranken, nach deutschen Soldaten, wobei Schwestern die Führung
übernehmen mussten. … Schwestern und Kranke wurden bestohlen
(Taschenuhren, Taschenlampen, Taschenmesser u. a.), alle
Vorratsbetten aufgeschlitzt, Lebensmittelvorräte fortgeschleppt, z.
T. an Ort und Stelle verzehrt. Die Schwester bat, die Kranken nicht
fortzuschaffen, es
Abb. 7.9: Wegekarte Bezirk Morogoro/Deutsch-Ostafrika. Zahlen =
Angabe der Entfernung in Marschtagen; außerdem Angaben über Orte
mit Wasser (stets reichlich oder wenig) und Verpfle-gung (reichlich
oder wenig)
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Kapitel 7 Kochs Reise 1896 nach Afrika, Pest-Forschung 1897 in
Indien
seien Aussätzige, Schwerkranke. Trotzdem erfolgte die
Fortschaffung nach einer etwa einen Kilometer entfernt liegenden
Kaserne. Von hier wurden sie nach einigen Stunden von einem
russischen Arzt wieder zurückgeschickt. Gleichzeitig wurde das
Verlassen des Heimes bei Strafe der Erschießung ver-boten. … Bei
der 1923 erfolgten Besetzung des Memelgebietes durch Litauen kam es
zu Kampfhandlungen zwischen den französischen Besatzungstrup-pen
und den eindringenden litauischen Freischärlern. Das Heim lag vier
Tage in der Feuerlinie.“
Als Robert Koch im Januar 1905 in Deutsch-Ostafrika weilt und
erfährt, dass es in den Uluguru-Bergen einen Lepraherd geben solle,
marschiert er mit
Oberstabsarzt Meixner nach Morogoro, wo sie im März eintreffen
(Abb. 7.9). Bei über 400 Ein-geborenen stellen sie Aussatz fest.
Aufgrund der Intervention Robert Kochs kommt die Fra-ge der
unzureichenden staatlichen Lepra-Für-sorge ins Rollen. Bis 1911
werden daraufhin allein im Bezirksamt Morogoro sieben Lepra-dörfer
für ca. 700 Patienten (Abb. 7.10) errich-tet. Der Schwachpunkt der
Lepra-Bekämpfung in Deutsch-Ostafrika waren die unzureichen-den
Mittel des Kaiserlichen Gouvernements für die einzelnen Bezirke.
Andererseits standen durch das Vermächtnis eines indischen
Händ-
lers, Sewa-Hadji, der 1897 in Sansibar gestorben war, reichlich
Mittel nicht nur für das von ihm in Daressalaam (jetzt Hauptstadt
von Tansania) für Ein-geborene gestiftete Hospital zur Verfügung,
sondern auch für ein Lepraheim in Bagamojo. Diese Stadt war zur
Zeit seines Todes der größte Handelsort der Kolonie, von dem
Sewa-Hadji zeit weise Trägerkarawanen mit bis zu 4 000 Trägern ins
Innere abgehen ließ. Der Fürsorge gegenüber seinen ehemaligen
Trägern, insbesondere dem Stamm der Wa-nyamwezi, der ihm
zeitlebens die besten Trä-ger gestellt hatte, entsprang seine
letztwillig verfügte Errichtung und Unterhaltung eines Lepraheims
in Bagamojo. Bei Abfassung des Testamentes konnte Sewa-Hadji nicht
ahnen, dass Bagamojo innerhalb weniger Jahre – erst durch den Bau
der Usambarabahn und dann der Mittellandbahn – seine Bedeutung als
Handelszentrale vollständig verlieren würde. Im jetzt eher ruhigen
Ort mit sinkenden Ein-wohnerzahlen gibt es auch keinen Arzt
mehr.
Abb. 7.11: Robert Koch (vorn re. kniend) in Kimberley,
Südafrika, 1896 mit
Kollegen bei der Sektion eines Rindes
Abb. 7.10: Lepra-Patienten in Deutsch-Ostafrika
(Nunge)
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333
Durch das Ende des Karawanenverkehrs wurde der ursprüngliche
Zweck der Stiftung – die Versorgung leprakranker Wanyamwezi-Träger
in einer großen überregionalen Leprasiedlung – illusorisch.
Abgesehen von der fehlenden ärztlichen Versorgung, entsprach es
nicht der Mentalität der Eingeborenen, sich entfernt von ihrem
Volksstamm kasernieren zu lassen. Nach einem be-schwerlichen
Behördenweg entschied schließlich das Kaiserliche Gouverne-ment,
die großen Stiftungsmittel Sewa-Hadjis für den Aufbau weiterer
Lep-raheime zu verwenden, wie z. B. in Daressalaam und Tabora, dem
Hauptort der Wanyamwezi. (16)
Kurz nach Kochs Rückkehr aus Memel bittet ihn die britische
Regierung, in Südafrika die Rinderpest zu erforschen und zu
bekämpfen, wovon er Lib-bertz in einem Brief vom 4. November 1896
berichtet (17):
„Gerade jetzt, wo ich mich aus-
schließlich mit der Ausarbeitung des neuen Verfahrens [mit
Tuberkulin] für die Praxis beschäftigen möchte, wird mir ein Strich
durch die Rech-nung gemacht. Die Regierung der Kapkolonie hat sich
an unser Aus-wärtiges Amt mit dem Ersuchen gewendet, mich zur
Untersuchung der Rinderpest nach Südafrika zu senden. Anfangs
verhielt ich mich ablehnend, aber die Sache gestal-tete sich immer
mehr zu einer Art Ehrensache, der ich mich nicht ent-ziehen konnte,
namentlich da auch politische Gründe ins Feld geführt wurden. Ich
muss nun schon in etwa acht Tagen die Reise nach Kapstadt antreten.
Von da wird es dann ins In-nere des Landes gehen. Meine Frau geht
mit mir. Als wissenschaftlichen Begleiter resp. Assistenten habe
ich mir Dr. Kohlstock, der früher als Re-gierungsarzt in Ostafrika
gewesen ist, gewählt. Wie lange die Expedi-tion dauern wird, lässt
sich vorläufig gar nicht absehen, aber kaum unter einem halben
Jahr.“
Abb. 7.12: Robert Koch in seinem Labor in Kimberley in Südafrika
1896