Formale Semantik Zusammenfassung Anke Assmann [email protected] Universit ¨ at Leipzig, Institut f ¨ ur Linguistik 09.07.2013 1 / 100
Jun 13, 2020
Formale SemantikZusammenfassung
Anke [email protected]
Universitat Leipzig, Institut fur Linguistik
09.07.2013
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Warnung
Die folgende Zusammenfassung ersetzt nichtdie ausfuhrlichen Ausarbeitungen zu deneinzelnen Kapiteln.
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Ubersicht
1 EinfuhrungFormale SemantikMengen und Funktionenλ-NotationDenotationen und semantische TypenCurrying
2 Funktionen und ArgumenteTheorieVerbale und nicht-verbale PradikateSemantisch leere WorterArgumente
3 ModifikatorenPradikatmodifikationRelativsatze
4 Quantoren und DeterminiererDefiniter DeterminiererQuantoren als Pradikate zweiter StufePrasuppositionenFlexible TypenQuantorenbewegung
5 Pronomen und BindungReferentielle Pronomen vs. gebundene VariablenSyntaktische vs. semantische BindungE-Typ-Pronomen
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Inhalt
1 Einfuhrung
2 Funktionen und Argumente
3 Modifikatoren
4 Quantoren und Determinierer
5 Pronomen und Bindung
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Inhalt
1 EinfuhrungFormale SemantikMengen und Funktionenλ-NotationDenotationen und semantische TypenCurrying
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Ziel des Kurses
Ziel: eine formale wahrheitskonditionale Semantik zuentwickeln.
Warum formale Semantik?
LeitsatzNaturliche Sprache ist das gleiche wie die formale Sprache derLogik.
Richard Montague (1930-1971)
Wahrheitskonditionale Semantik:Eine Theorie, die Satzen ihre Wahrheitsbedingungen zuweist.
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Kompositionalitat
Die Bedeutung von sprachlichen Ausdrucken innerhalb derwahrheitskonditionalen Semantik ist die Art und Weise, wie erzu Wahrheitsbedingungen eines Satzes beitragt. Derentscheidende Begriff bei dieser Herangehensweise ist der derKompositionalitat (Gottlob Frege).
KompositionalitatsprinzipDie Bedeutung eines Satzes ergibt sich aus den Bedeutungenseiner Bestandteile und der Art wie sie zusammengesetzt sind.
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Kompositionalitat
Um herauszufinden, was die Bedeutung eines Satzes ist, mussman die Bedeutung seiner Bestandteile kennen. Dafur mussman die Struktur des Satzes kennen:
(1)
Ann
N
NP
smokes
V
VP
S
Wir brauchen eine Semantik, die syntaktische Struktureninterpretieren kann.
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Komponenten der Semantik
1. Inventar an Bedeutungstypen (Von was fur einer Art sindBedeutungen?)
2. Lexikon (Wie sind die Bedeutungen fur konkretelexikalische Elemente?)
3. Semantische Regeln (Wie werden Bedeutungenkombiniert?)
Wie lassen sich Bedeutungen darstellen?Als Mengen oder Funktionen.
Wie wird der Zusammenhang zwischen Form (konkretemlex. Element) und Bedeutung hergestellt?
Die Interpretationsfunktion ~ � weist sprachlichenAusdrucken ihre Bedeutung zu.
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Warum gibt es Kompositionalitat?
Die Bedeutung bestimmter sprachlicher Ausdrucke ist nichtkomplett; sie ist unsaturiert. Unsaturierte Bedeutungenkonnen als Funktionen konstruiert werden. Sie nehmenArgumente.
Saturierte Bedeutungen ergeben sich durch die Applikationeiner Funktion auf ihre Argumente.
Frege’s HypotheseSemantische Komposition ist funktionale Applikation.
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Inhalt
1 EinfuhrungFormale SemantikMengen und Funktionenλ-NotationDenotationen und semantische TypenCurrying
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Was ist eine Menge?
Eine Menge ist eine Ansammlung von Elementen.
Definitionen von Mengen:Nicht-formale Auflistung:Sei M die Menge, deren Elemente ausschließlich a,b , csind.
Formale Auflistung:M B {x , y , z}
Nicht-formale Abstraktion:Sei M die Menge aller Katzen.Sei M die Menge, die genau alle x enthalt, so dass gilt, xist eine Katze.
Formale Abstraktion:M B {x : x ist eine Katze}.
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Was ist eine Funktion?
DefinitionEine Funktion f ist eine Abbildung von einer Menge D in eineandere Menge Z .
f : D → Z , x 7→ y
f(x) = y
Eine Funktion f ordnet jedem Element aus derDefinitionsmenge D genau ein Element aus der Zielmenge Z .(umgekehrt gilt das nicht.)
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Definitionen von Funktionen
F B {(a,b), (c,b), (d,e)}
F B
a → bc → bd → e
Sei F die Funktion f mit der Definitionsmenge {a, c,d}, so dassf(a) = f(c) = b und f(d) = e.
Sei F die Funktion f so dassf : IN → IN, und fur jedes x ∈ IN, f(x) = x + 1.
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Zusammenhang Mengen und Funktionen
(2) Sei M eine Menge. Dann ist charM (diecharakteristische Funktion von M) eine Funktion f , sodass gilt: fur jedes x ∈ M, f(x) = 1, fur jedes x < M,f(x) = 0.
(3) Sei f eine Funktion mit der Zielmenge {0,1}. Dann istcharf (die von f charakterisierte Menge){x ∈ D : f(x) = 1}.
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Beispiel
Sei D = {Ann, Jan, Maria}. Ann und Jan schlafen; Ann ist dieeinzige, die schnarcht.
Bedeutung als Menge Bedeutung als Funktion
~sleeps� = {Ann, Jan}. ~sleeps� =
Ann → 1Jan → 1Maria → 0
~snores� = {Ann}. ~snores� =
Ann → 1Jan → 0Maria → 0
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Inhalt
1 EinfuhrungFormale SemantikMengen und Funktionenλ-NotationDenotationen und semantische TypenCurrying
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λ-Notation
Die λ-Notation ist eine Kurzschreibform von Funktionen.
Allgemeines Schema:
(4) [λα : φ.γ](i) “die (kleinste) Funktion, die jedes α, so dass φ gilt,
auf γ abbildet”(ii) “die (kleinste) Funktion, die jedes α, so dass φ gilt,
auf 1 abbildet falls γ, und sonst auf 0 abbildet”
α: Argumentvariable (Variable, z.B. “x”, “y”, “z”, “x′”, etc.)φ: Domanenbedingung (Definitionsbereich, z.B. IN, De, Dt ,D<e,t>, etc.)γ: Wertebeschreibung (Element aus Zielbereich, z.B. x+1,Maria, 0, ~likes Maria�)
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Noch mehr Schreibfaulheit
(5) [λx : x ∈ D.[λy : y ∈ D.y liebt x]] =λx : x ∈ D.[λy : y ∈ D.y liebt x] =λx ∈ D.[λy ∈ D.y liebt x] =λx .[λy .y liebt x] falls x , y ∈ D
(6) λx .[λy .y liebt x](Sue) = ???
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Inhalt
1 EinfuhrungFormale SemantikMengen und Funktionenλ-NotationDenotationen und semantische TypenCurrying
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Mogliche Denotationen
Innerhalb der wahrheitskonditionalen Semantik werdenBedeutungen auch als Denotationen bezeichnet.
Satze denotieren Wahrheitswerte (0, 1); Eigennamendenotieren Individuen (Ann, Bob, Peter, Mary, . . . ).
Daruber hinaus gibt es (nicht-)terminale Knoten, dieunterschiedlich komplexe Funktionen denotieren.
Kompositionalitat ergibt sich uber Funktionale Applikation.
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Systematisierung der Denotationstypen
(7) Semantische Typena. e und t sind semantische Typenb. Falls σ und τ semantische Typen sind, dann ist
< σ, τ > ein semantischer Typ.c. Nichts sonst ist ein semantischer Typ.
(8) Semantische Denotationsdomanena. De B D.b. Dt B {0,1}.c. For jeden beliebigen semantischen Typ σ und τ is
D<σ,τ> die Menge aller Funktionen von Dσ in Dτ.
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Beispiel
(9)
Ann e
N e
NP e
smokes <e,t>
V <e,t>
VP <e,t>
S t
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Inhalt
1 EinfuhrungFormale SemantikMengen und Funktionenλ-NotationDenotationen und semantische TypenCurrying
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Currying
Frage: Wie behandelt man transitive Pradikate?
Normalerweise sind transitive Pradikate 2-stellige Relationen,d.h. Mengen von geordneten Paaren.
In unserer funktionsorientierten Semantik mussten es somitFunktionen von geordneten Paaren in Wahrheitswerte sein.
Das Problem ist nun, das unsere Semantik syntaktischeStrukturen interpretiert, in denen die Argumente nacheinanderverkettet werden.
Um das Problem zu losen, mussen Funktionen transitiverPradikate Currying unterlaufen.
(10) Allgemein:f : A1 × · · · × An → B wird zuf ′ : A1 → (A2 → (. . . (An → B) . . . ))
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Beispiel
(11) großer-als-Relation:Rgr = {<Shirley,Shaun>, <Shirley,Timmy>, <Shaun,Timmy>}
charRgr :fgr =
<Shaun,Shaun> → 0<Shaun,Shirley> → 0<Shaun,Timmy> → 1<Shirley,Shaun> → 1<Shirley,Shirley> → 0<Shirley,Timmy> → 1<Timmy,Shaun> → 0<Timmy,Shirley> → 0<Timmy,Timmy> → 0
Rechts-nach-Links(2. Argument von fgr zuerst)(entspricht der Struktur naturlicher Sprache)
f ′gr =
Shaun →
Shaun → 0Shirley → 1Timmy → 0
Shirley →
Shaun → 0Shirley → 0Timmy → 0
Timmy →
Shaun → 1Shirley → 1Timmy → 0
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Inhalt
1 Einfuhrung
2 Funktionen und Argumente
3 Modifikatoren
4 Quantoren und Determinierer
5 Pronomen und Bindung
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Inhalt
2 Funktionen und ArgumenteTheorieVerbale und nicht-verbale PradikateSemantisch leere WorterArgumente
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Vorbemerkung
ZielNur die Denotationen lexikalischer Elemente mussen spezifiertwerden. Die Kompositionsregeln sind nichtkonstruktionsspezifisch.
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3 allg. Prinzipien statt vieler spezifischer Regeln
(12) Terminale Knoten (TK)Wenn α ein terminaler Knoten ist, dann ist ~α� imLexikon spezifiziert.
(13) Nicht-verzweigende Knoten (NK)Wenn α ein nicht-verzweigender Knoten ist und β seinTochterknoten ist, dann ~α� = ~β�.
(14) Funktionale Applikation (FA)Wenn α ein verzweigender Knoten ist, {β, γ} die Mengevon α’s Tochterknoten ist und ~β� eine Funktion, derenDefinitionsbereich ~γ� ist, dann ~α� = ~β�(~γ�).
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Input fur die semantische Interpretation
Input fur die Semantik ist die Logische Form (LF), die durchtransformationelle Derivationen gebildet wird.
Strukturen auf der Logischen Form werden alsPhrasenstrukturbaume dargestellt. Darin gibt es terminaleKnoten, (nicht-terminale) nicht-verzweigende undverzweigende Knoten.
Wichtig:Fur die (hier entwickelte) Semantik spielen lineare Prazedenzund Labels von nicht-terminalen Knoten keine Rolle. (Siewerden nur benutzt um sich auf Teilstrukturen zu beziehen.)
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Uninterpretierbarkeit
Strukturen, die keine Denotation haben, sind uninterpretierbar(sind nicht im Definitionsbereich von ~ �). Uninterpretierbarkeitkann zu Ungrammatikalitat fuhren.
(15) Prinzip der InterpretierbarkeitAlle Knoten in einem Phrasenstrukturbaum mussen imDefinitionsbereich der Interpretationsfunktion ~ � sein.
Die 3 semantischen Regeln mussen dementsprechend um dieBedingungen erweitert werden, dass der Mutterknoten nurdann interpretierbar ist, wenn die Tochterknoten interpretierbarsind.
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Inhalt
2 Funktionen und ArgumenteTheorieVerbale und nicht-verbale PradikateSemantisch leere WorterArgumente
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Wortkategorie spielt fur die Semantik keine Rolle
So wie es n-stellige verbale Pradikate gibt, gibt es auch n-stelligenominale, prapositionale oder adjektivische Pradikate.
(16) 1-stellig:a. Verb: ~sleep� = [λx ∈ D . x schlaft]b. Nomen: ~Katze� = [λx ∈ D . x ist eine Katze]c. Adjektiv: ~gray� = [λx ∈ D . x ist grau]d. Praposition: ~out� = [λx ∈ D . x ist nicht in x’s Haus]
(17) 2-stellig:a. Verb: ~like� = [λx ∈ D . [λy ∈ D . y mag x]]b. Nomen: ~part� = [λx ∈ D . [λy ∈ D . y ist ein Teil von x]]c. Adjektiv: ~proud� = [λx ∈ D . [λy ∈ D . y ist stolz auf x]]d. Praposition: ~in� = [λx ∈ D . [λy ∈ D . y befindet sich in
x]]
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Inhalt
2 Funktionen und ArgumenteTheorieVerbale und nicht-verbale PradikateSemantisch leere WorterArgumente
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Semantisch leere Worter
Semantisch leere Worter leisten keinen semantischen Beitragin den Strukturen in denen sie enthalten sind.
Beispiele:Praposition of in proud of John, father of John.Kopula be in pradikativen Satzen, z.B. John is rich.indef. Artikel a in pradikativen Satzen, z.B. Kaline is a cat.
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Analyse
1. Semantisch leere Worter denotieren die Identitatsfunktion.
(18) a. ~of� = [λx ∈ De. x]b. ~a� = [λf ∈ D<e,t . f]
2. semantisch leere Worer (inkl. der Knoten, die sieprojizieren) sind unsichtbar.
(19)
Kaline
NP
cat
NPa
DPis
VP
S
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Inhalt
2 Funktionen und ArgumenteTheorieVerbale und nicht-verbale PradikateSemantisch leere WorterArgumente
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Argumente von Funktionen
Argumente von Funktionen konnen Individuen vom Typ e,Wahrheitswerte vom Typ t oder Funktionen sein.
(20) Beispielea. Funktion: ~sleep� = [λx ∈ D . x ist eine Katze]
Argument: ~Kaline� = Kalineb. Funktion: ~it-is-not-the-case� = [λp ∈ Dt . p=0]
Argument: ~Obama is a president� = 1c. Funktion: ~and� = [λf ∈ D<e,t> . [λg ∈ D<e,t> . [λx ∈
D . f(x) = 1 und g(x) = 1]]]Argument: ~sleep� = [λx ∈ D . x ist eine Katze]
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Inhalt
1 Einfuhrung
2 Funktionen und Argumente
3 Modifikatoren
4 Quantoren und Determinierer
5 Pronomen und Bindung
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Inhalt
3 ModifikatorenPradikatmodifikationRelativsatze
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Modifikatoren
Sprachliche Ausdrucke vom Typ <e,t> konnen auch alsModifikatoren dienen.
Modifikatoren verandern die Stelligkeit eines Pradikats nicht (imGegensatz zu Argumenten).
Modifikatoren sind mit den bisherigen Regeln nichtinterpretierbar.
(21) NP1???
AP<e,t>
gray
NP2<e,t>
cat
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Neue Regel: Pradikatmodifikation
(22) Pradikatmodifikation (PM)Wenn α ein verzweigender Knoten ist, {β, γ} die Mengevon α’s Tochterknoten ist und ~β�, ~γ� ∈ D<e,t>, dannist ~α� = λx ∈ De . ~β�(x) = ~γ�(x) = 1.
(23) NP1<e,t>
AP<e,t>
gray
NP2<e,t>
cat
(23) = [λx ∈ De . ~AP�(x) = ~NP2�(x) = 1]= [λx ∈ De . x ist grau und x ist eine Katze]
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Nicht-intersektive Modifikatoren
Vage Adjektive wie small sind nicht intersektiv wie z.B. gray:Sie denotieren keine absolute Menge von Individuen, sonderndie Denotation ist abhangig vom sprachlichen undaußersprachlichen Kontext.
(24) a. a small elephantb. a small cat
Trotzdem kann man diese Adjektive wie intersektiveModifikatoren behandeln, wenn man die kontextuelleAbhangigkeit in die Denotation der Adjektive steckt
(25) ~small� = [λx ∈ D . x’s Große ist geringer als c, wobei cder Großenstandard ist, der durch denAußerungskontext salient gemacht ist]
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Inhalt
3 ModifikatorenPradikatmodifikationRelativsatze
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Relativsatze als Modifikatoren
Eine weitere Art von Modifikatoren sind Relativsatze.
(26) Mary is a woman [Rel who Peter loves].
(27) NP
NP
woman
Rel
who Peter loves
Nach der PM-Regel, mussen Relativsatze vom Typ <e,t> sein.
Frage: Relativsatze sind Satze, Satze sind vom Typ t. Wiekonnen Relativsatze vom Typ <e,t> sein?
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Variablen und Pradikatabstrakte
Losung:Relativsatze enthalten Variablen, die von einemVariablenbinder gebunden werden.
Die Denotation einer Variable (und von Konstituenten dieVariablen enthalten) ist abhangig von der Zuweisungsfunktion.Relativsatze selber sind Pradikatabstrakte.
(28) CP
wh1 C′
C S
Peter VP
loves t1
(wh und C sind sem. leer.)
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Pradikatabstraktion
(29) Pradikatabstraktion (PA)Wenn α ein verzweigender Knoten ist, dessenTochterknoten β und γ sind, wobei β nur einennumerischen Index i ∈ IN dominiert, dann gilt fur einebeliebige Zuweisung a, ~α�a = [λx ∈ De. ~γ�a
x/i].
PA fuhrt eine Variable x ein und verandert dieZuweisungsfunktion.
(30) mod. Zuweisung (MZ)Sei a eine Zuweisungsfunktion, i ∈ IN und x ∈ D. Dannist ax/i die einzige Zuweisung, die folgendeBedingungen erfullt:a. dom(ax/i) = dom(a) ∪ {i},b. ax/i(i) = x undc. fur jedes j ∈ dom(ax/i), wobei j , i: ax/i(j) = a(j).
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Problem
PA ist nicht definiert fur Strukturen α ohne eineZuweisungsfunktion.
Konflikt: Bisher waren alle Denotationen ohne Zuweisungendefiniert. Man brauchte sie nicht fur Strukturen ohne Variablen.Alle bisherigen Regeln sind fur Strukturen ohneZuweisungsfunktionen definiert.
Losung: Alle semantischen Regeln fur nicht-terminale Knoten(NK, FA, PM) werden derart neu definiert, dass die Zuweisungdes Mutterknotens mit der Zuweisung der Tochterknotenidentisch ist.
Regel der leeren Zuweisung und Regel furzuweisungsunabhangige Denotationen sorgen dafur, dass manDenotationen ohne Zuweisungsfunktionen in solche mitZuweisungsfunktionen ubersetzen kann und umgekehrt.
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Regeln
(31) Zuweisungsunabhangige Denotation(assignment-independent denotation: AID)Fur jeden Baum α gilt, α ist im Definitionsbereich von ~�, gdw fur alle Zuweisungen a und b, ~α�a = ~α�b .Wenn α im Definitionsbereich von ~�, dann gilt fur alleZuweisungen a, ~α� = ~α�a .
(32) Konvention fur leere Zuweisungen (LZ)Fur jeden Baum α gilt, ~α� := ~α�∅.
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Regeln fur terminale Knoten
(33) Terminale Knoten (TK)Wenn α ein terminaler Knoten ist, der von einemlexikalischen Element besetzt ist, dann ist ~α� imLexikon spezifiziert ist.
(34) Spuren/Pronomen-Regel (SP)Wenn α eine Spur oder ein Pronomen ist, a eineZuweisung und i ∈ dom(a), dann ~αi�
a = a(i).
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Beispiel
(35) NP[λx ∈ D . ~NP�∅(x) = ~CP�∅(x) = 1]
NP~woman�∅
woman[λx ∈ D . x ist eine Frau]
CP[λx ∈ D . ~S�[1→x]]
1 S~VP�[1→x](~Peter�[1→x])
PeterPeter
VP~loves�[1→x](~t1�[1→x])
loves[λz ∈ D . [λy ∈ D . y liebt z]]
t1
x
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Inhalt
1 Einfuhrung
2 Funktionen und Argumente
3 Modifikatoren
4 Quantoren und Determinierer
5 Pronomen und Bindung
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Inhalt
4 Quantoren und DeterminiererDefiniter DeterminiererQuantoren als Pradikate zweiter StufePrasuppositionenFlexible TypenQuantorenbewegung
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Definiter Determinierer
Determinierer nehmen NPn vom Typ <e,t> als Argument. Siesind somit Pradikate zweiter Stufe.Bemerkung: der indefinite Determinierer ist ambig (semantischleer oder Pradikat zweiter Stufe).
Der definite Determinierer bildet ein Pradikat p vom Typ <e,t>auf ein Individuum x vom Typ e ab, namlich das einzige x imKontext C, das die Eigenschaft beschrieben durch p erfullt.
Damit prasupponiert the, dass es nur ein Individuum gibt, sodass p(x) = 1.
Der definite Determinierer ist somit eine partielle Funktion.
(36) ~the� = [λf : f ∈ D<e,t> und es gibt genau ein x (∈ C), sodass f(x) = 1 . das einzige y (∈ C), so dass f(y) = 1(wobei C eine im Kontext saliente Teilmenge von D ist)]
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Inhalt
4 Quantoren und DeterminiererDefiniter DeterminiererQuantoren als Pradikate zweiter StufePrasuppositionenFlexible TypenQuantorenbewegung
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Was denotieren Quantoren?
Quantoren denotieren keine Individuen und auch keineMengen von Individuen. Stattdessen sind sie Pradikate zweiterStufe, die Pradikate erster Stufe als Argumente nehmen.
(37) a. ~nothing� = [λf ∈ D<e,t> . es gibt kein x ∈ D, sodass f(x) = 1]
b. ~something� = [λf ∈ D<e,t> . es gibt ein x ∈ D, sodass f(x) = 1]
c. ~everything� = [λf ∈ D<e,t> . fur alle x ∈ D gilt, f(x)= 1]
(38) a. ~no� = [λf ∈ D<e,t> . [λg ∈ D<e,t> . es gibt kein x ∈D, so dass f(x) = 1 und g(x) = 1]]
b. ~some�/~a� = [λf ∈ D<e,t> . [λg ∈ D<e,t> . es gibtein x ∈ D, so dass f(x) = 1 und g(x) = 1]]
c. ~every� = [λf ∈ D<e,t> . [λg ∈ D<e,t> . fur alle x ∈ D,so dass f(x) = 1, gilt g(x) = 1]]
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Quantifizierende DPn vs. Individuen-DPn
(39) a. St
DPe
Mary
VP<e,t>
vanished
b. St
DP<<e,t>,t>
Nothing
VP<e,t>
vanished
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Inhalt
4 Quantoren und DeterminiererDefiniter DeterminiererQuantoren als Pradikate zweiter StufePrasuppositionenFlexible TypenQuantorenbewegung
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Was sind Prasuppositionen
Prasupposition: Bedingung, die erfullt sein muss, um einerAussage einen Wahrheitswert zuweisen zu konnen;Information, die von einem sprachlichen Ausdruck impliziertwird.
(40) a. John knows that Peter smokes.Prasupp.: Peter raucht.
b. The escalator in South College is broken.Prasupp.: Es gibt genau eine Rolltreppe im SC.
c. Every American king lived in New York.Prasupp.: Es gibt mindestens einenamerikanischen Konig.
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Prasuppositionen und Wahrheitswerte
So wie der definite Determinierer sind prasupponierendesprachliche Ausdrucke partielle Funktionen, d.h. sie bilden nichtjedes Element aus dem Definitionsbereich auf ein Element imZielbereich ab.
Die Prasupposition wird in der Domanenbedingung kodiert.
Sind Prasuppositionen nicht erfullt, erhalt ein sprachlicherAusdruck, der prasupponierende Elemente enthalt, keineDenotation, d.h. Aussagen, die prasupponierende Elementeenthalten, konnen manchmal keine Wahrheitswertezugewiesen werden.(Technisch erreicht man das, indem man die semantischen Regeln soverandert, dass der Mutterknoten nur dann einen semantischen Wert erhalt,wenn die Tochterknoten einen semantischen Wert haben.)
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Prasuppositionen und Wahrheitswerte
(41) Sn.d. (wegen FA)
DPn.d (wegen λ)
the[λf : f ∈ D<e,t>& ∃!x[f(x) = 1].ιy[f(y) = 1]]
NP[λx ∈ D .
x ist eine R. im S.C.]
escalator in South College
VP[λx ∈ D .
x ist kaputt]
is broken
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falsch vs. 0, wahr vs. 1
Aussagen mit falscher Prasupposition werden von Sprecheri.d.R. nicht als nicht-bewertbar sondern als falsch eingestuft.
(42) System der Wahrheitswerte:~φ� = 1 φ ist wahr
~φ� = 0~φ� = n.d.
}φ ist falsch
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Welche Determinierer sind prasuppositional?
(43) a. Starke Determinierer:the, both, neither, every, . . .
b. Schwache Determinierer:a, no, some, many, . . .
Starke Determinierer sind immer prasuppositional.
Schwache Determinierer sind manchmal prasuppositional,manchmal nicht. (Das ist abhangig vom syntaktischen Kontext.)(Technisch: zwei unterschiedliche Lexikoneintrage fur die Determinierer: Bsp.a: sem. leer oder (38-b))
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Inhalt
4 Quantoren und DeterminiererDefiniter DeterminiererQuantoren als Pradikate zweiter StufePrasuppositionenFlexible TypenQuantorenbewegung
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Quantoren in Objektposition
Quantoren in Objektposition sind nicht ohne Weiteresinterpretierbar.
(44) S
Peter VP???
offended<e,et>
DP<et,t>
every<et,<et,t>>
linguist<e,t>
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Losung: flexible Typen
Quantoren konnen verschiedene semantische Typen haben,abhangig von ihrer Position.
(45) a. ~everybody1� = [λf ∈ D<e,t> . fur alle Personen y ∈D gilt, f(y) = 1]
b. ~everybody2� = [λf ∈ D<e,et> . [λx ∈ D . fur allePersonen y ∈ D gilt, f(y)(x) = 1]]
c. ~somebody1� = [λf ∈ D<e,t> . es gibt eine Persony ∈ D, so dass f(y) = 1]
d. ~somebody2� = [λf ∈ D<e,et> . [λx ∈ D . es gibteine Person y ∈ D, so dass f(y)(x) = 1]]
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Losung: flexible Typen
(46)S
1 gdw ∀z[∃y[z beleidigte y]]
everybody1(45-a)
VP[λx . ∃y[x beleidigte y]]
offended[λx . [λy . y beleidigte x]]
somebody2(45-d)
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Typenanhebungsregeln
Um die Machtigkeit der Analyse einzuschranken und dieGemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Determinierernhervorzuheben, bedient man sich allgemeinerTypenanhebungsregeln.
(47) Bsp: Regel fur quantifizierenden Determinierereiner DP in Objektposition.Fur jedes lexikalische Element δ1 mit einer Bedeutungvom Typ <et,<et,t>> gibt es ein (homophones undsyntaktisch identisches) Element δ2 mit der folgendenBedeutung vom Typ <et,<<e,et>,et>:~δ2� = [λf ∈ D<e,t> . [λg ∈ D<e,et> . [λx ∈ D . ~δ1�(f)([λz∈ D . g(z)(x)])]]]
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Inhalt
4 Quantoren und DeterminiererDefiniter DeterminiererQuantoren als Pradikate zweiter StufePrasuppositionenFlexible TypenQuantorenbewegung
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Alternative zu flexiblen Typen
Eine andere Moglichkeit, dass Problem zu losen, ist,Quantorenbewegung anzunehmen.
(48) S
DP
every linguist1 S
John VP
offended t1
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Quantorenbewegung
Quantorenbewegung ist eine coverte Bewegung und passiertauf dem LF-Zweig der Derivation.
DS
SS
LF PF
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Optionalitat von Quantorenbewegung
Quantorenbewegung als syntaktische Bewegung auf LF istzunachst einmal wie jede andere Bewegung optional.In bestimmten Fallen kann das Fehlen vonQuantorenbewegung aber zu Uninterpretabilitat fuhren.
S
DP
Peter
VP
likes DP
Mary
S
DP
Peter1 S
t1 VP
likes DP
Mary
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Optionalitat von Quantorenbewegung
Quantorenbewegung als syntaktische Bewegung auf LF istzunachst einmal wie jede andere Bewegung optional.In bestimmten Fallen kann das Fehlen vonQuantorenbewegung aber zu Uninterpretabilitat fuhren.
S
DP
everybody
VP
likes DP
Mary
S
DP
everybody1 S
t1 VP
likes DP
Mary
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Optionalitat von Quantorenbewegung
Quantorenbewegung als syntaktische Bewegung auf LF istzunachst einmal wie jede andere Bewegung optional.In bestimmten Fallen kann das Fehlen vonQuantorenbewegung aber zu Uninterpretabilitat fuhren.
S
DP
Mary
VP
likes DP
Peter
S
DP
Peter1 S
DP
Mary
VP
likes t1
75 / 100
Optionalitat von Quantorenbewegung
Quantorenbewegung als syntaktische Bewegung auf LF istzunachst einmal wie jede andere Bewegung optional.In bestimmten Fallen kann das Fehlen vonQuantorenbewegung aber zu Uninterpretabilitat fuhren.* S
DP
Mary
VP
likes DP
everybody
S
DP
everybody1 S
DP
Mary
VP
likes t1
76 / 100
Pied-Piping
Es muss sich so viel Material mit dem quantifizierendenElement bewegen, dass die richtige Interpretationgewahrleistet ist.*
S
every1 S
John VP
fed DP
t1 bird
S
DP
every bird1 S
John VP
fed t1
77 / 100
Lange Quantorenbewegung
Quantorenbewegung ist wie andere syntaktische Bewegungenauch durch syntaktische Beschrankungen (z.B.Inselbeschrankungen) beschrankt.
(49) * S
nobody
2 S
DP
most NP
accidents CP
wh
1 C′
that S
t2 VP
reported t1
VP
were minor
78 / 100
Quantorenbewegung an andere Kategorien
Ohne zusatzliche Annahmen muss Quantorenbewegung immeran einen Knoten vom Typ t gehen.
Problem: Es gibt Evidenz fur Quantorenbewegung anKategorien, die bisher vom Typ <e,t> waren.
Losung: Struktur verandern, so dass diese Kategorien vomTyp t sind:VP/PP/NP/AP-interne Subjekte
79 / 100
Quantorenbewegung an andere Kategorien
(50) VP-interne SubjekteIP
Al
1 I′
(did) not VP
DP
more than two meetings
2 VP
t1 V′
attend t2
80 / 100
Quantorenbewegung an andere Kategorien
(51) PP-interne SubjekteIP
DP
no NP
student PP
PRO
1 PP
DP
a foreign country2 PP
t1 P′
from t2
VP
was admitted
81 / 100
Inhalt
1 Einfuhrung
2 Funktionen und Argumente
3 Modifikatoren
4 Quantoren und Determinierer
5 Pronomen und Bindung
82 / 100
Inhalt
5 Pronomen und BindungReferentielle Pronomen vs. gebundene VariablenSyntaktische vs. semantische BindungE-Typ-Pronomen
83 / 100
Referentielle Pronomen
Pronomen sind Variablen, die ihre Referenz zugewiesenbekommen mussen.
Die Zuweisung erfolgt wie bei Spuren uber eineZuweisungsfunktion. Die Zuweisungsfunktion kann entwederdurch den Kontext (referentielle Lesart) oder die syntaktischeStruktur (Variablenbindung) zustande kommen.
Sgc :[1→Peter]
Peter VPgc :[1→Peter]
goes tohisgc :[1→Peter]
1 office
S[1→Peter]
Peter [1→x]
1 S[1→x]
t[1→x]1
VPgc :[1→x]
goes tohis[1→x]
1 office
84 / 100
Ambiguitaten
Da die kontextuelle Zuweisungsfunktion nicht beschrankt ist,kann es manchmal zu Ambiguitaten: Pronomen als gebundeneVariablen oder referentielle Pronomen.
Allerdings konnen beide Lesarten in bestimmtenKonstruktionen unterschieden werden und sind beide attestiert.
85 / 100
Ambiguitaten
(52) Philipp went to his office. Marcel didn’t.Lesart 1 (strikt): Philipp ging zum Buro von Person x. Marcel gingnicht zum Buro von Person x. (his als ref. Pron.)Lesart 2 (sloppy): Philipp ging in Philipps Buro. Marcel ging nicht inMarcels Buro. (his als geb. Var.)
Analyse:Die VP-Ellipse im zweiten Satz ist nur unter Identitat zur VP imersten Satz moglich. Teil der Identitatsbedingung ist, dass (i)his in beiden Satzen den gleichen Index tragt und (ii) his inbeiden Fallen referentielles Pronomen (freie Variable) oder inbeiden Fallen gebundene Variable ist.
86 / 100
Inhalt
5 Pronomen und BindungReferentielle Pronomen vs. gebundene VariablenSyntaktische vs. semantische BindungE-Typ-Pronomen
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Syntaktische Beschrankungen fur Bindung
Bindung scheint nicht nur semantisch sondern auch syntaktischbeschrankt zu sein.
(53) a. *Bill1 likes him1.b. *The shark next to him1 attacks every diver1.
In beiden Fallen sollte Variablenbindung semantisch gesehenmoglich sein.
Losung: Es gibt zwei Konzepte der Bindung.
88 / 100
Syntaktische vs. semantische Bindung
(54) Syntaktische Bindung auf SS:Ein Knoten α bindet einen Knoten β syntaktisch gdw(i) α und β sind koindiziert(ii) α c-kommandiert β(iii) α befindet sich in einer A-Position(iv) α c-kommandiert keinen anderen Knoten, der β syntaktisch
bindet.
(55) Bindungstheorie:(A) Anaphern mussen in ihrer Bindungsdomane synt. gebunden
sein.(B) Pronomen mussen in ihrer Bindungsdomane synt. frei sein.(C) R-Ausdrucke mussen synt. frei sein.
(56) Semantische Bindung auf LF:Eine Knoten α bindet einen Knoten β semantisch gdw β und dieSpur von α vom selben Variablenbinder gebunden werden.
89 / 100
Das Bindungsprinzip
(57) Bindungsprinzip:Sein α und β DPn, wobei β nicht phonetisch leer ist.Dann gilt: α bindet β syntaktisch gdw α β semantischbindet.
Konsequenzen: (53-a) und (53-b) werden korrekt alsungrammatisch vorausgesagt. Da in beiden Fallen keinesyntaktische Bindung vorliegt, darf es laut Bindungsprinzipauch keine semantische Bindung geben.
90 / 100
Beschrankungen fur Koreferenz
Referentielle Lesarten von Pronomen sind zunachst immermoglich, es gibt keine syntaktischen oder semantischenEinschrankungen. Trotzdem ist Koreferenz nicht immermoglich.
(58) *Shei liked the flowers that we bought for Zeldai .
Losung: Reinharts Prinzip
(59) Reinharts PrinzipWenn eine Außerung mit zwei minimalunterschiedlichen Satzen ausgedruckt werden kann,dann wird die Struktur mit Variablenbindung bevorzugt.
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Reinharts Prinzip
(60) Information:Zelda mag die Blumen, die wir fur Zelda gekauft haben.
(61) Außerungen:a. She liked the flowers that we bought for Zelda.b. Zelda liked the flowers that we bought for her.
In (61-b) ist Variablenbindung moglich, da synt. Bindungmoglich ist. In (61-a) ist keine Variablenbindung moglich, dasynt. Bindung nicht moglich ist.⇒ Zu wahlende Außerung: (61-b)
92 / 100
Inhalt
5 Pronomen und BindungReferentielle Pronomen vs. gebundene VariablenSyntaktische vs. semantische BindungE-Typ-Pronomen
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Pronomen, die nicht koreferieren konnen
(62) a. *No boy1 was invited. He1 complained.b. John1 was invited. He1 complained.c. Only one boy1 was invited. He1 complained.
Die Ungrammatikalitat von (62-a) ist erwartet, weil keineVariablenbindung moglich ist und weil Koreferenz aufgrund derNicht-Referentialitat von no boy ausscheidet.
Die Grammatikalitat von (62-b) ist erwartet, weil Koreferenzmoglich ist.
Die Grammatikalitat von (62-c) ist nicht erwartet, only one boysich so verhalten sollte wie no boy.
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Aboutness
Die Grammatikalitat von (62-c) ist daraufzuruckzufuhren, dassder erste Satz ein bestimmtes Individuum salient macht,namlich den einzigen eingeladenen Jungen.
Somit gibt es eine Aboutness-Relation zwischen only one boyund he.
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E-Typ-Pronomen
Es gibt auch Falle, wo man eine gebundene Variablen-Lesarthaben mochte, diese aber dennoch ausgeschlossen ist. Auchdie referentielle Lesart ist hier ausgeschlossen.
(63) Every host bought just one bottle of wine andserved it with the dessert.= (Every host bought just one bottle of wine and servedthe bottle of wine he bought with the dessert.)
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Analyse
E-Typ-Pronomen sind eigentlich komplex und beinhalten 2 Variablen.
(64) Every host bought just one bottle of wine and served itwith the dessert.
(65) DP
the NP
N
R7
DP
pro1
R7 ist eine Variable fur ein Pradikat, dass ihre Referenz uber denKontext erhalt. pro1 wird von every host semantisch gebunden.
(66) gc : [7→ [λ x. [λ y . y ist eine Flasche, die x gekauft hat]]]
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Variablen, die keine Individuen denotieren
Damit R etwas anderes als ein Individuum vom Typ edenotieren kann, mussen die Annahmen uberZuweisungsfunktionen und Indizes erweitert werden.
(67) DP
the NP
N
R<7,<e,et>>
DP
pro<1,e>
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Regeln
(68) Eine partielle Funktion g von Indizes in Denotationenist eine Zuweisung gdw:fur jede Zahl n und jeden Typ τ, so dass <n,τ > ∈dom(g), gilt: g(n,τ) ∈ Dτ.
(69) Regel fur Spuren und Pro-Formen (SP):Wenn α eine Pro-Form oder eine Spur ist, i ein Index,und g eine Zuweisung, deren Definitionsbereich ibeinhaltet, dann ist ~α�g = g(i).
(70) Appropiateness Condition:Ein Kontext c ist angemessen fur eine LF φ nur dann,wenn c eine Zuweisungsfunktion gc bestimmt, derenDefinitionsbereich jeden Index einschließt, der einefreie Okkurrenz in φ hat.
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Weitere Beispiele fur E-Typ-Pronomen
(71) ‘Donkey’-Satze (Geach 1962)a. If a man owns a donkey, he beats it.b. Every man who owns a donkey beats it.
(72) ‘Paycheck’-Satze (Karttunen 1969)a. A woman who puts her paycheck in a federally
insured bank is wiser than one who puts it in theBrown Employees’ Credit Union
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