The Bling Ring Film(&)Philosophie Akademie für http://akademiephilosophie.de „Ich möchte irgendwann einmal ein Land führen.“ Dr. Thomas Wachtendorf angewandte Philosophie
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„Ich möchte irgendwann einmal ein Land führen.“
Dr. Thomas Wachtendorf
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Herzlich willkommen bei der Akademie für angewandte Philosophie im SchlachthofKino!
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Worum geht es? !• Es geht um Werteverlust, nicht um Wertewandel • Der Mensch ist ein beurteilendes Wesen • Das Ergebnis einer Beurteilung ist ein Wert • Werte zu verlieren, heißt Probleme mit dem
eigenen Menschsein zu bekommen
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Zwei wichtige Begriffe: !• Inhalt (zeigt sich in einer Form) • Form (präsentiert einen Inhalt)
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Der Niedergang der Alten Mächte !• Mit dem Aufkommen der Naturwissenschaft
verlieren Traditionen und die Kirche an Bedeutung • Die dogmatische Kraft beider wird in Frage gestellt
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Was ist die Folge dieses Niedergangs? !• keine absolute Wahrheit • Komplexität !Aber: Freiheit! Der moderne Mensch hat den Eindruck, alles tun zu können, was er will („The Sky was the Limit“, Tom Petty: Into the Great Wide Open), ihm fehlt aber immer mehr der Begriff der Verantwortung. !Doch woher kommt nun die Anerkennung? Der moderne Mensch ist durch vollkommene Hilflosigkeit gekennzeichnet, seit mit den Alten Mächten die klare Struktur verschwunden ist.
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Dem modernen Menschen bleiben nur zwei Möglichkeiten, mit seiner Hilflosigkeit umzugehen: !Er kann entweder Werte bilden (eine Position beziehen) oder fliehen.
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Die erste Möglichkeit: Werte bilden !Dazu sind zunächst zwei Einsichten erforderlich: !• Die Welt ist problematisch • Ich muss mich dazu verhalten („Grenzsituationen“,
Karl Jaspers) !Die Folge dieser Einsichten: Ich werde ein bestimmter Mensch.
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Die zweite Möglichkeit: flüchten !Angesichts der ständig auf den Menschen eindringenden Probleme der Welt, ist die einzige Möglichkeit zur Flucht neben der Selbsttötung, Drogen zu nehmen. !In diesem Sinne fungieren die neuen Medien als Drogen, weil sie suggerieren, den Problemen entgehen zu können. Tatsächlich können Psychologen dieselben Symptome nachweisen bei Menschen im Drogen- und im Mobiltelefonentzug.
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Inwiefern sind die neuen Medien Drogen gleich? !Vorbemerkung: Hans Blumenberg charakterisiert den Menschen wesentlich als sehend. !Computer und Mobiltelefone wirken gerade auf den Sehsinn ein und befriedigen dabei gleichzeitig den Wunsch danach, gesehen zu werden. Das heißt: Diese Geräte sprechen einen zentralen Sinn und ein Bedürfnis des Menschen an.
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Zwei Mechanismen der Neuen Medien in Mobiltelefon und Computer sind für die Wirkung als Droge entscheidend: !• Ablenkung • Anerkennung
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Ablenkung: !„Der moderne Mensch wird in einem Tätigkeitstaumel gehalten, damit er nicht zum Nachdenken über den Sinn seines Lebens und der Welt kommt.“
Albert Schweitzer !„Wo Augen und Ohren übersatt sind, hat das Gehirn niemals Hunger.“
Ludwig Marcuse
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Ablenkung: !„Der moderne Mensch wird in einem Tätigkeitstaumel gehalten, damit er nicht zum Nachdenken über den Sinn seines Lebens und der Welt kommt.“
Albert Schweitzer !„Wo Augen und Ohren übersatt sind, hat das Gehirn niemals Hunger.“
Ludwig Marcuse
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Anerkennung !• „Likes“ • „Follower“ • „Freundschaft“ !Es handelt sich bei all dem nur noch um eine bloße Form, um Mitteilung statt Teilhabe, sprechen statt sagen, kommunizieren statt ein Gespräch führen. Der moderne Mensch orientiert sich an äußeren Kriterien, da ein inhaltlicher Austausch nicht mehr möglich ist (vgl.: Kommentare auf Facebook, YouTube etc.). Entscheidend ist nur noch die sofortige Befriedigung.
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Anerkennung !• „Likes“ • „Follower“ • „Freundschaft“ !Es handelt sich bei all dem nur noch um eine bloße Form, um Mitteilung statt Teilhabe, sprechen statt sagen, kommunizieren statt ein Gespräch führen. Der moderne Mensch orientiert sich an äußeren Kriterien, da ein inhaltlicher Austausch nicht mehr möglich ist (vgl.: Kommentare auf Facebook, YouTube etc.). Entscheidend ist nur noch die sofortige Befriedigung.
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Die Folge dessen ist eine vollkommene Aushöhlung dessen, was den Menschen ausmacht. Der Mensch wird von einem Wesen, in dem Inhalt und Form vereint sind, zu einer bloßen Form. Die Anstrengung, Mensch zu werden (also sein Verhältnis von Inhalt und Form zu finden), weicht einer vollkommenen Unfähigkeit zur Anstrengung als Resultat einer Überforderung durch die Reize der (medialen) Welt: !„yolo", „chillen“, „chillaxen", „boring“ !Der Mensch wird dann zu dem, was Philosophen Zombie nennen.
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Ein philosophischer Zombie sieht nur noch aus wie ein Mensch, teilt aber keine wesentlichen Eigenschaften mehr mit ihm. Wesentlich für den Menschen sind zum Beispiel: Vertrauen, Liebe, Freundschaft. !Doch all das braucht Zeit, erfordert Anstrengung, führt nicht zu sofortiger Befriedigung und ist unsicher.
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Vertrauen, Liebe, Freundschaft geben dem menschlichen Leben seinen Sinn. Der Moderne, dem all das fehlt, spürt, dass sein Leben sinnlos ist. Doch der ihm fehlende Sinn muss schnell beschafft werden. Dementsprechend sind fernöstliche Sinnangebote beliebt.
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Angebote, die schnell Sinn zu stiften versprechen, sind Esoterische Pseudolehren, die vermeintliche Antworten auf die Fragen des Modernen liefern, der ja nicht mehr tief nachfragt. Da lehnt man das Christentum ab, wird aber Buddhist, glaubt an Karma, Fernreiki oder Ähnliches. !Dies alles antwortet nicht auf die eigentlichen Fragen! Wer die Frage nicht kennt, kann auch keine Antwort finden!
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The Bling Ring (2013), Sofia Coppola !• wahre Begebenheit • Dokumentarstil • Einsatz von Musik und Digitalkamera als
Formelement • Inhalt: Wohlhabende Menschen, denen es an nichts
fehlt, können ihrem Leben keinen Sinn geben (ihr Leben ist vollkommen inhaltsleer). Sie brechen bei ihren „Stars“ ein, klauen „style“, um an deren „glamour“ teilzuhaben und so Sinn zu erfahren.
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The Bling Ring (2013), Sofia Coppola !• Reine Form: Jede Form kann nur sinnvoll sein, wenn
sie auf einem Inhalt beruht (auch und gerade in der Mode)
• Folgen der Sinnlosigkeit: Sehnsucht nach Sinn: Pseudosinn: sinnlose Rituale
• Freundschaft: formales Konzept. „Wir werden immer Freunde sein“
• Kein Selbst-/Weltbezug, da die Wertkonstitution der Akteure formal und virtuell – also nicht real – erfolgt: „Ich möchte irgendwann einmal ein Land führen.“
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