Infoblatt 2/2006 Aktuelle Informationen aus der Modellversuchspraxis In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung Titel Dialogische Medienentwicklung (DiaMedia) Handlungsorientierte Aus- und Weiterbil- dung unter Nutzung der Gestaltung einer netzgestützten Plattform für kollektives Lernen am Beispiel des Geräte- und Produktsicherheitsgesetzes Förderkennzeichen D 6132.00 + B Laufzeit 01.02.2004 – 31.01.2007 Durchführungsträger Input – Institut für Schulung und Medienentwicklung www.institut-input.de Reinhard R. Lenz Kaiserstr. 80 44135 Dortmund Carola Langer Fon: 0231 / 58 44 92 –14 Fax: 0231 / 58 44 92 – 17 e-Mail: [email protected] Wissenschaftliche Begleitung Forschungsgruppe Praxisnahe Berufsbildung (FPB) www.fpb.uni-bremen.de Universität Bremen Wilhelm-Herbst-Str. 7 28359 Bremen Dr. Marc Schütte Fon: 0421 / 218 – 9016 Fax: 0421 / 218 – 4624 e-Mail: [email protected] Fachliche Betreuung Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) R.-Schumann-Platz 3 53175 Bonn Werner Gerwin Fon: 0228 / 107 – 1417 e-Mail: [email protected] Administrative Betreuung Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) R.-Schumann-Platz 3 53175 Bonn Frau Tengler Fon: 0228 / 107 – 1519 e-Mail: [email protected] Fördernde Institution Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Der Modellversuch wird gefördert vom Bundesinstitut für Berufsbeildung aus Mitteln des Bundesministriums für Bildung und Forschung. Herausgeber Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Der Generalsekretär Dialogische Medienentwicklung „Strukturen und Projekte“ Einleitung Im ersten Teil des Infoblatts wird das Ablaufmodell von Projekten darge- stellt, mit denen der Ansatz der dia- logischen Medienentwicklung in der betrieblichen Praxis realisiert wird. Als Referenzprozess für die Definition und Abgrenzung von Projekten sowie als inhaltliches Kriterium für die Medienentwick- lung dient der Produktlebenszy- klus (Abbildung). Anhand eines konkreten technischen Produkts (z. B. eine Maschine oder Maschi- nenkomponente) sollen Auszubil- dende jeweils für eine bestimmte Phase des Lebenszyklus voraus- schauende Lösungen im Hinblick auf Sicherheit und Gesundheit erarbeiten. Die Lösungen werden praktisch umgesetzt. Hierdurch wird erreicht, dass der Bezug der Lernprozes- se zur konkreten Wirklichkeit der Facharbeit gewahrt bleibt. Zugleich stellt die praktische Umsetzung ein wichtiges Validitätskriterium für die Medienentwicklung im Rahmen des Arbeits- und Problemlösungs- prozesses dar. Damit sollen sowohl facharbeitsrelevante als auch -ge- rechte Informations- und Lernange- bote geschaffen werden. Erarbeitete Lösungen können zum Ausgangspunkt für neue Projektde- finitionen werden, die der nachfol- genden Phase des Lebenszyklus zugeordnet sind. Zum Beispiel er- folgt im Anschluss an die Fertigung und Montage der Transport zum Verwendungsort der Maschine, wo schließlich die Inbetriebnahme erfolgt. Auf diese Weise lassen sich etwa systemische Zusammenhän- ge und Abhängigkeiten erkennen und thematisieren. Das allgemeine Ablaufmodell verbindet mehrere Merkmale, die sowohl für die Lernprozesse der Beteiligten als auch für die Qualität der daraus hervorgehen- den Lern- und Informationsan- gebote förderlich sind, nämlich: z Verbindung von individuellem und organisationalem Lernen z Lerner als Designer z problembasiertes und erfah- rungsgeleitetes Lernen z dialogische Lernformen/ netzgestützes Lernen (siehe unter FAQ’s) Am Berufsbildungswerk der Evan- gelischen Stiftung Volmarstein werden gegenwärtig zwei Projekte umgesetzt: z Neukonstruktion eines Roboters für den Qman. Beteiligt sind hier auch Techni- sche Zeichner. Im Unterricht der Berufsschule wird das Pro- jekt ebenfalls begleitet und zu- sammen mit den Auszubilden den der Firma DCC weiter ent- wickelt. Planung und Entwicklung des Roboters z Erneuerung einer Trocknungs- anlage für Moos durch ein Team von Auszubildenden (Elektro- niker Geräte und Systeme). Hier steht die Auswahl von sowohl der Norm entsprechen- den als auch den Sicherheits- standards genügenden Bautei- len im Vordergrund. Einen zen- tralen Aspekt des Projektes stellt die Auseinandersetzung mit Genehmigungseinrichtungen und externen Beratern dar. FAQ’s zum Modellversuch In den vergangenen ca. 2 Jahren wurden die Modellversuchsakteu- re mit wieder kehrenden Fragen konfrontiert. Die folgenden Fragen wurden ausgewählt, um hier beant- wortet zu werden. Was sind die grundlegenden Intentionen des Modellver- suchs? Mit dem Modellversuch DiaMedia soll ein nachhaltiger Beitrag zur Integration von Sicherheit und Gesundheit sowohl in die Berufs- bildung als auch in die betriebliche Bildung geleistet werden. Die Leit- idee lautet: Auszubildende sollen an Veränderungen der betrieblichen Praxis mitwirken und Auslöser für Innovationen und Verbesserungen sein. Darin kommt die Annahme zum Ausdruck, dass Facharbeit zu- nehmend stärker organisierendes Handeln beinhaltet. Den Erfor- dernissen bzw. Bedingungen von kontinuierlicher Verbesserung und permanenter Organisationsent- wicklung müssen auch die Rolle von Auszubildenden und die Methoden der Ausbildung stärker Rechnung tragen. Statt Wissensrezeption rü- cken Prozesse der Wissensschaf- fung in den Vordergrund. Warum beschäftigt sich der Modellversuch mit Sicherheit und Gesundheit? Sicherheit und Gesundheit sind gemeinsame Wertungs- und Be- zugspunkte für die Kompetenzent- wicklung sowohl von Individuen als auch Organisationen – gerade in der Produktion. Zum einen stellt eine progressive, gesundheitsförderliche Arbeitsge- staltung (wie zum Beispiel umfang- reiche Tätigkeitsspielräume und langfristige Entwicklungschancen) hohe Gestaltungsanforderungen an das einzelne Individuum. Die Fülle und Kontinuität von berufs- und erwerbsrelevanten Entwick- lungsaufgaben bringt etwa das Schlagwort „Lebenslanges Lernen“ zum Ausdruck. Zum anderen hat der Umgang mit Unsicherheit und Risiko eine hohe Bedeutung für Unternehmen erlangt, die etwa aus der Produkt- haftung, dem Vorsorgeprinzip und dem Verbraucherschutz erwächst. Vorausschauendes und verant- wortliches Handeln in diesem Zusammenhang ist auch auf der Facharbeitsebene relevant. Hierzu gehören etwa Produktdokumen- tationen oder Risokanalysen und -bewertungen über den gesamten Zyklus eines Produktlebens. Dem Anlagen- und Maschinenbau kommt bei dieser Entwicklung eine enorme Vorreiterrolle zu. Nach welchen übergeordneten Aspekten werden die Projekte gestaltet? Die Projekte zur dialogischen Medie- nentwicklung sind nach folgenden Merkmalen gestaltet (siehe oben): z Verbindung von individuellem und organisationalem Lernen. Auszubildende werden in die Lage versetzt, organisationale Veränderungen auszulösen (z. B. Verbesserungsvorschläge zu Arbeitsabläufen und -verfah- ren). Dies setzt etwa den Zu- gang zu Fachabteilungen und Beschäftigten als Auskunfts- quellen und Adressaten für die Lernergebnisse voraus. z Lerner als Designer: Auszubildende erarbeiten Informations- und Lernangebote in Form von digitalen Fallstudien zum Produktlebenszyklus. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie die oftmals mehr- deutigen, kooperationsinten- siven Anforderungen der Geräte- und Produktsicherheit sowie Arbeitssicherheit optimal umgesetzt werden können. z Problembasiertes und erfah- rungsgeleitetes Lernen. Auszubildende erarbeiten exem- plarische Problemlösungen an- hand von konkreten technischen Produkten, deren Lebenspha- sen gestaltet und vorausschau- end aufeinander abgestimmt werden sollen. z Dialogische Lernformen/ netzgestützes Lernen. Auszubildende stehen in einem lösungsorientierten Dialog mit Fachkräften,Fachleuten und Praktikern sowohl innerhalb als auch außerhalb des Betriebes. Dieser Dialog wird direkt und über das Netz mit Hilfe einer Internetplattform geführt. Was zeichnet die Ergebnisse des Modellversuchs aus? Durch den Modellversuch soll eine enge Verzahnung von praxisnahem Lernen (im Rahmen der betriebli- chen Facharbeiterausbildung) und der instruktionsorientierten Aufbe- reitung beziehungsweise Schaffung von praxisnahem Wissen erreicht werden. Die Vorteile sind unter anderem: z Digitale Fallstudien haben einen handlungs- und lösungsorien- tierten Charakter. Demgegen- über befördern traditionelle E-Learning-Angebote träges Wissen. Ein zu hoher Abstrak- tionsgrad hat zur Folge, dass gerade die Facharbeitsebene mit herkömmlichen Angeboten nicht erreicht wird. z Dialogische Medienentwicklung als eine dezentrale Lern- und Organisationsform der betriebli- chen Ausbildung fördert die Ent- stehung reflexiver Handlungs- kompetenz. Die Vehikel hierfür sind vor allem der Computer, verstanden als ein kognitives Werkzeug, und ein lösungsori- entierter Dialog mit Know-how- Trägern. Primäres Lernen (in Projekten) und sekundäres Lernen (auf der Basis von Fallstudien) werden somit ge- meinsam gefördert. Weitere Informationen sowie Hinweise zur Mitwirkung können auf der Homepage des Modellversuchs www.diamedia-lernwelt.de bezogen werden. Dort steht auch das Infoblatt Nr. 1 als Download bereit.