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PS!1004 Die 1000-PS-Grenze haben auch schon andere
überschrit-ten, doch das Faszinierende am Fahlke Larea GT1 S10 ist,
dass er dabei unter 1000 Kilo wiegt. Text Christan Gebhardt · Fotos
Rossen Gargolov
VIDEO FAHLKE LAREA GT1 S10Zum Betrachten des Films den Bildcode
per Smartphone mit einer QR-App scannen
Viele Landstraßen rund um das nord-deutsche Scheeßel erinnern an
die le-gendäre Hunaudières-Gerade auf der Rennstrecke in Le Mans.
Einziger Un-terschied: Die topfebenen Pisten rund um Scheeßel sind
meist übertunnelt.
Neben jahrzehntealten Alleebäumen bilden Holzkreuze ein ganz
besonderes Tempospalier. Kurz: Die Bedingungen für den ersten
Ausflug im 1004 PS starken Fahlke Larea GT1 S10 sind so prächtig
wie für einen Hubschrauber-flug inmitten von
Hochspannungsleitungen.
Fahlke Larea GT1 S10, 1004 PS – was ist das denn? Das ist in
erster Linie ein positiv
verstrahlter Sportwagen-Junkie aus Nord-deutschland, der seinen
Traum vom eigenen Automobil verwirklicht hat. „Mich hat kein
Sportwagen mehr gereizt, da habe ich mich entschieden, mein eigenes
Auto zu bauen. Ich habe bewusst die Nische der Rennwagen mit
Straßenzulassung gewählt“, erzählt Markus Fahlke, Erbauer des Larea
GT1 und Chef von M-Racing Fahlke Kfz-Technik und
Proto-typenentwicklung mit Standorten in Buchholz und Scheeßel. Der
studierte Maschinenbau- Ingenieur ist hauptberuflich
Geschäftsführer des Familienunternehmens, das in der
Auto-matisierungstechnik beheimatet ist (siehe Kasten Seite 9).
Leistungsgewicht? 0,9 kg/PS! „Die Gedanken an ein eigenes Auto
kamen 1997. Ernst wurde es dann 2004“, erzählt Fahlke weiter,
während er die Flügeltür auf der Fahrerseite öffnet. Unter der
Carbon- Karosserie sitzt ein aus hochfesten
GT1000-Chrom-Molybdän-Stählen gefertigter Gitter-rohrrahmen, der 80
Kilo wiegt. „Wir nehmen ein Vierkantrohr, das unheimliche
Verwin-dungen aushält. Das hat nur 1,4 Millimeter, noch Fragen?“,
schwärmt der Selfmade-Auto-bauer weiter. So liegt das Leergewicht
mit 910 Kilo auf dem Niveau einer Lotus Elise,
FAHRBERICHT FAHLKE LAREA GT1 S10
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Nordisch by Nature Der Fahlke Larea GT1 wird in Scheeßel und in
Buchholz (Nordheide) produziert
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2010 konnte der erste fahrfertige Larea gefeiert werden.
Mittlerweile fanden fast 40 Stück einen Abnehmer. Die Lieferzeit
beträgt fast eineinhalb Jahre. Da hat einer aus unterneh-merischer
Sicht wohl alles cleverer gemacht als so mancher darbende
Kleinserienhersteller. „Das Rezept ist: ein Mädchenname. Denn
Männer können sich weibliche Namen besser als männliche merken“,
lautet Fahlkes Theorie.
GT-Rennwagen trifft Trecker Heute kribbelt es besonders im
rechten Fuß. 1004 PS warten – tausendundvier. Wer die richtige
Einstiegs-Choreografie aus Lenkrad-
nach-rechts-Drehen und Abstützen auf dem kniehohen
Seitenschweller beherrscht, findet geschmeidig den Weg in die
Vollschalensitze des kanzelartigen Cockpits im Gruppe-C-Stil.
Drinnen dominiert Sichtcarbon. Nein, falsch, hier dominiert
eigentlich die reine Nacktheit. Auf dem kantigen Armaturenbrett
sitzen sechs Kippschalter, ein Renndisplay, der Startknopf und ein
Drehknopf für die Brems-kraftverstellung. Dazu kommen acht Knöpfe
am Carbonlenkrad, eine manuelle Handbremse sowie ein Schaltknauf,
der aus einem Porsche 996 stammt. Das war’s. „Ein Porsche 911 GT3
ist eine Luxuslimousine im Vergleich zu
unserem Auto. Der Larea ist ’ne Waffe mit gruseligem Drehmoment.
Ich würd’ das heute nicht voll auskosten, bei den ganzen Bäumen
hier“, mahnt Fahlke. Mehr kann er nicht sa-gen, sein
martialisch-muskulöses 1400-Nm-Monster schneidet ihm das Wort
ab.
Dem kurzen Anlasserjaulen folgt ein Rennkonzert – der
Achtzylinder bollert, die Benzinpumpe sirrt, das Getriebe mahlt.
Die Kupplung hat Biss und Schärfe, überfordert aber nur
Fahranfänger. Wer schon mal einen echten Rennwagen bewegt hat, wird
beim Larea-Start nicht das Gesicht verlieren. Kleiner Tipp, um
Blamagen zu vermeiden: Vor dem
Supermarkt nicht in der ersten Reihe parken. Der Wendekreis
gleicht dem eines 40-Tonners.
Der Flügeltürer nimmt Fahrt auf. Zu den anfangs erwähnten
Alleebäumen gesellen sich übrigens noch flammneue und kalte
Kumho-Semi-Slicks sowie morgendlicher Berufsver-kehr – was hier
heißt: GT-Rennwagen trifft Erntemaschinen und Trecker.
Egal, so ein bisschen Adrenalin am Morgen hilft dem
Nicht-Kaffeetrinker. Der bestialisch am Gas hängende
7,2-Liter-Kompressor-V8 erinnert mit dem ersten Tritt in die
Magen-grube ganz kurz an eine andere 0,9-Kilo-pro-PS-Erfahrung.
Gedanken an den Tracktest im
„EIN PORSCHE 911 GT3 IST EINE LUXUS-LIMOUSINE IM VERGLEICH ZUM
FAHLKE LAREA GT1 S10“
Fahlke Larea GT1
Der Larea GT1 wurde von Markus Fahlke entworfen. Zunächst flog
der studierte Maschinenbauer sechseinhalb Jahre als Verkehrspilot,
bevor er ins Familienunterneh-men zurückwechselte, das in der
Automatisie-rungstechnik tätig ist. 1997 wurde die Kfz-Spar-te
gegründet. 2004 begann die Entwicklung des Larea GT1. Heute gibt es
vier Leistungsstufen (S6, S7, S9 Evo, S10). Derzeit in Entwicklung:
eine über 1200 PS starke Version (S12).
IM DETAIL!
obwohl der Larea GT1 fast 70 Zentimeter länger und 30 Zentimeter
breiter ist.
Fahlke lässt dabei keine Zweifel aufkom-men, dass seine
Eigenentwicklung eine Bastel-bude ist. Nur Motor, Getriebe und
Fahrwerk kauft er ein, alles andere ist made in Nord-deutschland.
Dazu zählen auch sämtliche Carbonteile, die im firmeneigenen
Autoklav gebacken werden. Das Streben nach perfekter Verarbeitung,
nach geringem Gewicht und hoher Leistung treibt Fahlke an. „Kunden,
die ein Radio und eine Klimaanlage wollen, schicken wir gleich
wieder nach Hause“, ver-teidigt er sein außergewöhnliches
Konzept.
FAHRBERICHT LAREA GT1
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Back to the Roots Der Larea GT1 S10 stellt sich ohne Fahrhilfen
– sogar ohne ABS – dem Trend aktueller Supersportler entgegen
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DATEN & FAKTEN
Mehr braucht man nichtÜbersichtliches Cockpit mit wenigen
Schaltern und Anzeigen, manuelles Sechsganggetriebe
Ein Fall für zwei Fahrer und Beifahrer sind mit
Carbon-Schalensitzen für den nächsten Trackday bestens gerüstet
Alles mit TÜV? Fahlke: „Einige Kantenradien müssen für die
Straße mit ’nem Keder abgedeckt sein. Sonst alles okay!“
Gruß aus der V8-Küche Das Display macht auch optisch sofort
klar, was hier Sache ist: vierstellige Motorleistung
Lotus-Formel-1 von vor zwei Jahren werden wach. Dritter Gang,
die Hinterreifen fahnden erfolglos nach Traktion. Draußen muss das
Weidevieh jetzt Kumho-Gummi-Aroma inha-lieren. Schalten, nächster
Versuch. Vierter Gang, langsam greifen die 335er-Walzen hin-ten.
Fünfter Gang, 3000, 4000, 5000/min. Stopp, heute drehen wir den
Larea GT1 nicht bis zu seiner Maximaldrehzahl von 7800 Tou-ren! In
Flensburg hatten sie sich schon auf einen neuen Langzeitbekannten
eingestellt. Tempo-limit, Bäume, kalte Reifen – die heutigen
Fahr-eindrücke sind so wertlos wie DM-Banknoten.
„Mit warmen Reifen hat das Teil richtig Traktion. Dank der
Aerodynamik hat der Wa-gen bei 250 km/h übrigens 300 Kilo Abtrieb“,
sagt Markus Fahlke. Und, Topspeed? Mit ei-ner langen
Getriebeübersetzung soll der Larea GT1 über 400 laufen.
„Längsdynamik finde ich uninteressant. Für mich persönlich ist 360
km/h ’ne gute Geschwindigkeit. Danach kann man das Thema eigentlich
stoppen“, hält sich der Larea-Erbauer lächelnd aus der
Topspeed-Rekordjagd anderer heraus.
V8-Kernkraftwerk mit 1400 NmGenüsslich knisternd erholt sich der
Larea GT1 vor einem norddeutschen Bauerngehöft von 1905. Gegensätze
ziehen sich an. Und die könnten jetzt, da die Kohlefaser-Flunder
ihre LMP-ähnliche Motorhaube öffnet, nicht grö-ßer sein. Wir stehen
vor einem V8-Kernkraft-werk, das aus den USA stammt. Das Aggregat
fertigt der US-Motorenbauer Mast Performance,
der sich auf die LS-Baureihen spezialisiert hat, die aus
verschiedenen Corvette-Generationen bekannt sind.
„Unser Triebwerk wird nur nach unseren Spezifikationen ganz
speziell angefertigt. Da ist nichts von der Stange. Der Motor
kostet 55 000 Euro“, verrät Markus Fahlke. Auch das Getriebe ist
eine stramm verstärkte Sonderan-
fertigung, Kostenpunkt 40 000 Euro. „Im Einkauf“, fügt der
Ingenieur hinzu.
Mehr als der GT1-Kaufpreis von 640 000 Euro interessiert uns die
Rennstrecken- und Längsdynamik-Performance. „Können wir gerne
machen“, nimmt Markus Fahlke die Einladung zum sport auto-Test
sofort an – meistens ein vielversprechendes Zeichen. ◾
Fahlke Larea GT1 S10MOTOR Achtzylinder-V-Motor mit Kom-pressor,
Hubraum 7190 cm³, Leistung 1004 PS (738 kW) bei 6400/min,
Drehmo-ment 1400 Nm bei 4500/min, Maximal-drehzahl
7800/minKRAFTÜBERTRAGUNG Hinterradantrieb, manuelles
Sechsganggetriebe, Differen-zialsperreBREMSEN Innenbelüftete
Carbonschei-ben rundum, Durchmesser 365/365 mmBEREIFUNG 245/35 R 18
vorn und 335/30
R 18 hinten auf 9,0- und 13,0-Zoll-Leicht-metallfelgen, Kumho
Ecsta V700KAROSSERIE Zweisitziges Coupé mit Git-terrohrrahmen und
Carbon-Karosserie, L x B x H (mm) 4360 x 1940 x 1080, Radstand 2610
mm, Tankvolumen 80 Liter, Gewicht 910 kg, Leistungsgewicht 0,9
kg/PS FAHRLEISTUNGEN* 0–100 km/h in 2,4 Se-kunden, 0–200 km/h in
6,0 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 400 km/hGRUNDPREIS 640 000 Euro
*Herstellerangaben
FAHRBERICHT LAREA GT1