Jena Fachhochschule Jena Geldanlage bei Inflationsrisiken und politischen Risiken Alternativen im Vergleich Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Helmut Geyer Studentische Teammitglieder: Katja Baer Caroline Heidner Julia Mattheis Fridolin von Mayerhofer Annabell Willing Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
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Fachhochschule Jena · 2012-06-14 · tivere Rendite (im Vergleich zum Tagesgeld) sowie die flexible Laufzeitgestaltung. Negative Aspekte ergeben sich aus der langfristigen Kapitalbindung,
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Jena
Fachhochschule Jena Geldanlage bei Inflationsrisiken und politischen Risiken Alternativen im Vergleich Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Helmut Geyer Studentische Teammitglieder: Katja Baer Caroline Heidner Julia Mattheis Fridolin von Mayerhofer Annabell Willing
„Das europäische Bankensystem sieht sich einem erheblichen Vertrauensverlust gegenüber. Diesem
entgegenzuwirken stellt die vielleicht größte Herausforderung für die Finanzindustrie dar.“ Dieses
Zitat aus dem Finanzstabilitätsbericht der Deutschen Bundesbank (November 2011)1 fasst wohl sehr
gut die aktuelle Lage auf den Finanzmärkten in Europa zusammen. Nachdem nun auch Italien und
Spanien aufgrund enormer Staatsverschuldung im Sommer 2011 die finanzielle Hilfe der Europäi-
schen Union beanspruchten, verschärften sich das Misstrauen und die allgemeine Anspannung auf den
Finanzmärkten. Mit der Unterstützung spricht die internationale Gemeinschaft dem betroffenen Land
Zeit zu, Fehler im Finanz- und Wirtschaftssystem zu korrigieren. Die Frage, ob es das Land tatsächlich
schafft nachhaltige Änderungen vorzunehmen und somit letztendlich sein Defizit dauerhaft zu senken,
stellt das größte Risiko für die Finanzstabilität dar. Um sich gegen dieses zukünftig abzusichern wur-
den auf europäischer Ebene eine Vielzahl politischer Maßnahmen getroffen, welche nun von Politik
und Gesellschaft der betroffenen Länder nachdrücklich umgesetzt werden sollten. Ziel ist es, die
Märkte vom anhaltenden Verbesserungskurs zu überzeugen und wieder an Vertrauen in diese zu gene-
rieren.
Die europäische Schuldenkrise beeinflusst seit Monaten das Anlegerverhalten. Aus Angst vor Vermö-
gensverlust ist der Großteil der Investmententscheidungen von verstärktem Sicherheitsdenken ge-
prägt2. Mittelfristig wird auf die Erhöhung der Rendite gezielt, wobei hier der steigende Bedarf für die
Eigenvorsorge3 im Fokus steht.
Privatanleger und Institutionen fragen sich zu Recht: Wo ist mein Geld in solch problematischen Zei-
ten noch sicher? In der folgenden Analyse soll die Entwicklung verschiedener Anlagealternativen, die
dem Investor sowohl Rendite, als auch Sicherheit bieten, betrachtet werden, um eine krisensichere
Empfehlung geben zu können.
1.2 Anlagenbeschreibung
Anlegern stehen eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten zur Verfügung. Wir konzentrieren uns in
dieser Arbeit allerdings nur auf einige ausgewählte Produkte, um den vorgegebenen Rahmen einhalten
zu können.
Zu Beginn wenden wir uns der Analyse von Spareinlagen zu, da diese die wohl konventionellste Art
zur Vermögensmehrung darstellen. Im weiteren Verlauf betrachten wir eine Investition in Immobi-
lienanlagen, die als besonders krisensicher gelten. Zum Abschluss widmen wir uns Aktien von Roh-
stoffförderungs-Unternehmen, die eine ansprechende Rendite versprechen.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei Teile: Anfangs stellen wir kurz die Merkmale der jeweili-
gen Anlage dar. Im Hauptteil berechnen wir anhand von fünf Fallbeispielen mögliche Renditen eines
100.000 EUR Investments innerhalb eines festgelegten Zeitraums von 10 Jahren. Abschließend ver-
gleichen wir im Fazit unsere Ergebnisse und geben eine Empfehlung zur Anlage in Krisenzeiten.
Für den folgenden Verlauf definieren wir einen Anleger, der aufgrund der beschriebenen Finanzsitua-
tion risikoavers geprägt ist und mittelfristig seine Rendite steigern möchte. Er möchte inflationären
1 Vgl.: Deutsche Bundesbank: Finanzstabilitätsbericht, 2011, S. 14. 2 Vgl.: May, H.: Geldanlage, 2009, S. 5. 3 Vgl.: Deutsches Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Entwicklung der privaten Vorsorge, 2011, S. 1.
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und politischen Risiken aus dem Weg gehen, um mindestens eine sichere Verzinsung seines eingesetz-
ten Kapitals zu erhalten.
1.2.1 SPAREINLAGEN
Als erste Anlagemöglichkeit soll hier auf Spareinlagen eingegangen werden. Schon von Kin-
desbeinen an kommt man mit dieser konventionellen Art des Sparens in Kontakt. Dies führt dazu, dass
Spareinlagen zu den beliebtesten Anlagemöglichkeiten von Privatanlegern gehören. Sie gelten als
flexibel und sicher und bieten dem Anleger eher eine „Parkmöglichkeit“ für sein Vermögen, als einen
enormen Wertzuwachs, der wiederum mit Risiken behaftet ist. Es handelt sich quasi um Anlagen, um
die sich der Anleger „keine Gedanken machen muss“.
Mit dem Begriff Spareinlagen werden „Einlagen, die ein Kreditinstitut als solche annimmt und durch
Ausfertigung einer Urkunde (…) als Spareinlagen kennzeichnet“, bezeichnet. Sie „(…) dienen der
Ansammlung oder Anlage von Vermögen, nicht aber dem Geschäftsbetrieb oder dem Zahlungsver-
kehr“4. Zusätzlich zu den genannten Merkmalen fügt § 21 Abs. 4 RechKredV hinzu, dass eine Kündi-
gungsfrist von mindestens drei Monaten bestehen muss und juristische Personen diese Sparkonten
nicht einrichten dürfen5. Trotzdem ist der Begriff „Spareinlage“ nicht rechtlich geschützt. So sind auch
abgewandelte Produkte, die nicht diese Merkmale erfüllen, sich aber mit dem Titel schmücken, auf
dem Markt zulässig6.
Jegliche Spareinlage variiert in der Höhe ihres Risikos und der möglichen Rendite. Klassische Arten
stellen das Tagesgeld, das Festgeld und der Sparbrief7 dar. Zusätzlich werden nachstehend Bundes-
wertpapiere betrachtet. Sie sind eine Sonderform der Spareinlagen, da Vertragspartner der Bund8 ist
und sie Anleihen im weiteren Sinne darstellen. Eine Anlage ist hier aufgrund der hohen Sicherheit
besonders sinnvoll.
Der große Vorteil bei den verschiedenen Sparvarianten liegt in der hohen Sicherheit, da das angesam-
melte Vermögen seit 31. Dezember 2010 über den Einlagensicherungsfonds bis zu einer Höhe von
100.000 EUR gesetzlich gesichert ist9. Die Ausnahme bilden hier Bundeswertpapiere, die vom staatli-
chen Vermögen und Steuereinnahmen besichert werden10
.
1.2.1.1 Tagesgeld11
Das Tagesgeldkonto ist ein Konto bei einer Bank, auf dem täglich Geld ein- und ausgezahlt werden
kann. Dies ermöglicht dem Kunden, flexibel über seine Anlage zu verfügen. Ebenso unterliegt das
Tagesgeldkonto keinerlei Kündigungsfrist, was die Flexibilität zusätzlich erhöht. Tagesgelder können
verschieden verzinst werden: Sowohl die Höhe, als auch der Verzinsungszeitraum und der Zahlungs-
4 Vgl.: Alisch, K.: Gabler-Wirtschafts-Lexikon, 2004, Bd. 4, S. 2718. 5 Vgl.: Krumnow, J.: Rechnungslegung der Kreditinstitute, 1994, S. 1297, § 21 (4) RechKredV. 6 Vgl.: Grill, W.: Wirtschaftslehre des Kreditwesens, 2008, S. 172 f. 7 Der Sparbrief ist keine Spareinlage gem. § 21 (4) RechKredV.
Vgl.: Grill, W.: Wirtschaftslehre des Kreditwesens, 2008, S. 184 f. 8 Die Abkürzung Bund steht für „Bundesrepublik Deutschland“. 9 Vgl.: Deutsches Bundesministerium für Finanzen: http://www.bundesfinanzministerium.de/..., zugegriffen am 06.03.2012. 10 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: http://www.bundeswertpapiere.de/..., zugegriffen am 06.03.2012. 11 Vgl.: Alisch, K.: Gabler-Wirtschafts-Lexikon, 2004, Bd. 4, S. 2883.
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zeitpunkt liegen im Ermessen der Bank, bei der das Tagesgeldkonto geführt wird. Ein Risiko kann hier
in der kurzfristigen Anpassung der Zinssätze an den Markt bestehen. Die wesentlichen Vorteile des
Tagesgeldes liegen somit in der täglichen Verfügbarkeit sowie dem Wegfall von Kündigungsfristen.
Nachteilig ist die meist niedrige Verzinsung, welche den alternativen Anlagemöglichkeiten deutlich
nachsteht (Siehe Kapitel 2.2 Immobilien und 2.3 Anteile an Rohstoffförderungsunternehmen).
1.2.1.2 Festgeld12
Auch diese Anlageform stellt ein Konto bei einer Bank dar. Das Geld wird hier jedoch für einen vor-
her festgelegten längerfristigen Zeitraum angelegt, wodurch der Anleger einer gewissen Vertragslauf-
zeit ausgesetzt ist. Nur im Ausnahmefall kann der Investor dieses Konto vorzeitig kündigen. Die Ver-
zinsung kann, ebenso nach Ermessen des Geldinstitutes, monatlich, quartalsweise oder jährlich erfol-
gen. Die Höhe der Zinsen ist jedoch, im Unterschied zum Tagesgeldkonto, bereits vorher verbindlich
festgesetzt. In der Regel erhöht sich der Zinssatz mit der Länge der Vertragslaufzeit. Dies ermöglicht
eine höhere Rendite. Vorteile einer Festgeldanlage sind insofern die konstante Verzinsung, die attrak-
tivere Rendite (im Vergleich zum Tagesgeld) sowie die flexible Laufzeitgestaltung. Negative Aspekte
ergeben sich aus der langfristigen Kapitalbindung, der Kündigungsfrist und dem starren Zins.
1.2.1.3 Sparbrief13
Der Sparbrief stellt eine Schuldverschreibung dar, welche nicht an der Börse gehandelt wird. In die-
sem Fall entfällt das Kursrisiko. Sparbriefe sind, ähnlich wie Festgeldkonten, mit einer langen Laufzeit
(1 bis 6 Jahre) ausgestattet und können in drei Kategorien eingeteilt werden:
Die Grundform ist der normalverzinste Sparbrief. Dem Anleger werden hier laufend die Zinsen zum
Jahresende ausgezahlt. Bei der abdiskontierten Form zahlt der Anleger einen geringeren Betrag und
erhält bei Fälligkeit den höheren Nennwert des Wertpapieres. Die Differenz zwischen Einzahlung und
Nennbetrag wird als „Disagio“14
bezeichnet und bezeichnet den Zinsertrag. Aufgezinste Sparbriefe
sind das Gegenstück zu abdiskontiert Papieren. So findet die Zinszahlung der gesamten Zinsen erst
zum Ablauf des gesamten Anlagezeitraums statt. Ein Nachteil könnte eine mögliche Überschreitung
des Sparerpauschbetrags15
sein, da die Zinserträge versteuert werden müssen.
Vorteilhaft bei Sparbriefen ist die sichere Rendite (fester Zins) über die gesamte Anlagedauer. Als
Nachteil sind dagegen die unflexibel langen Vertragslaufzeiten und die hohe Mindestanlagen zu se-
hen.
12 Vgl.: Alisch, K.: Gabler-Wirtschafts-Lexikon, 2004, Bd. 2, S. 1.035. 13 Vgl.: Grill, W.: Wirtschaftslehre des Kreditwesens, 2008, S. 184 f. 14 Der Begriff Disagio steht für „Abgeld“. 15 Der Sparerpauschbetrag ist die Grenze, bis zu der Kapitalerträge nicht versteuert werden müssen. Derzeit liegt diese bei
Neben den oben genannten Anlagealternativen (Tages-, Festgeldkonto und Sparbrief) gibt es auch die
Möglichkeit, in Wertpapiere der Bundesrepublik Deutschland zu investieren. Diese sollen im folgen-
den Abschnitt vorgestellt werden.
Am 30. September 2011 waren deutsche Bundeswertpapiere im Wert von 1.127. Mrd. EUR im Um-
lauf16
, was für die hohe Bonität des Bundes spricht17
. Sämtliche Bundeswertpapiere sind vom Staat
besichert, so dass von nahezu risikolosen Spareinlagen ausgegangen werden kann. Jedoch muss be-
rücksichtigt werden, dass auch bei Staatsanleihen ein gewisses Risiko besteht, da im Falle einer staat-
lichen Insolvenz der Totalverlust eintreten kann.
Die Finanzierung des Staates durch Schuldverschreibungen existiert in Deutschland seit circa 190
Jahren. Im Jahre 1820 wurde diese Form der Kapitalbeschaffung im damaligen Preußen eingeführt,
um den durch Kriege in Mitleidenschaft gezogenen Haushalt zu sanieren.18
Der Grundstein für das
Modell der Bundeswertpapiere war somit geschaffen.
Klassische Bundeswertpapiere unterteilen sich in Tagesanleihen, Finanzierungsschätze, Bundes-
schatzbriefe, Bundesobligationen und Bundesanleihen. Darüber hinaus hat der Anleger auch die Gele-
genheit, in Bundesschatzanweisungen, unverzinsliche Schatzanweisungen, inflationsindexierte Anlei-
hen, inflationsindexierte Obligationen oder USD-Anleihen zu investieren. Der Bund bietet somit eine
Vielzahl von Möglichkeiten. Im Folgenden soll jedoch nur auf die klassischen Bundeswertpapiere
eingegangen werden.
Tagesanleihe19
Diese staatliche Anleihe zeichnet sich durch ihre unbefristete Laufzeit und die tägliche Verfügbarkeit
aus. Tagesanleihen sind mit Tagesgeldkonten vergleichbar, die zusätzlich den Sicherheitsstandards
von Bundesanleihen unterliegen20
. Die tägliche Verzinsung der Anleihe orientiert sich am EONIA21
,
womit eine marktnahe Verzinsung gegeben ist. An negativen Zinsentwicklungen nimmt die Anleihe
nur soweit Anteil, dass stets der Anlagebetrag plus Zinsen verfügbar bleibt. Es besteht demnach kein
Verlustrisiko. Wesentliche Vorteile liegen also im flexiblen Zugriff, dem täglichen Zinseszinseffekt
und der Sicherheit vor Verlusten. Nachteile können darin gesehen werden, dass die Verzinsung des
Geldes mit aktuell 0,20 %22
hinter den alternativen Anlagemöglichkeiten deutlich zurücksteht. Weiter-
hin ist die tägliche Verfügbarkeit auf 250.000 EUR beschränkt.
Finanzierungsschätze23
Bei den sogenannten Finanzierungsschätzen handelt es sich um Wertpapiere, welche abdiskontiert
ausgegeben werden. Damit zahlt der Investor einen niedrigeren Kaufpreis, als den tatsächlichen
16 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH.: Übersicht über den Stand der Schuld 2011, vom 16.02.2012, S. 2. 17 Vgl.: Deutscher Derivate Verband: http://www.derivateverband.de/..., zugegriffen am 06.03.2012. 18 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: Chronologie, 2010, S. 5. 19 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: Bundeswertpapiere, Januar 2011, S. 6 f.. 20 Die Rückzahlung ist staatlich gesichert. 21 EONIA ist die Abkürzung für „Euopean Over Night Index Average“. Dieser stellt den Durchschnittssatz für Tagesgelder
im Interbankengeschäft dar. (Vgl.: Deutsche Bundesbank: http://www.bundesbank.de/..., zugegriffen am 06.03.2012). 22 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: Aktuelle Konditionen der Bundeswertpapiere, 06.03.2012, S. 1. 23 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: Bundeswertpapiere, Januar 2011, S. 10.
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Nennwert des Papieres24
. Die Differenz entspricht dem Disagio. Der Vorteil ergibt sich in diesem Fall
aus dem höheren Ertrag im Vergleich zum Verkaufszinssatz. Finanzierungsschätze unterliegen einer
Laufzeit von wahlweise einem oder zwei Jahren. Der Vorteil dieses Wertpapiers besteht vor allem in
der überschaubaren Laufzeit, der sicheren Zinszahlung und dem niedrigen Kapitaleinsatz (500 EUR).
Nachteilig ist, dass der Anleger nicht an den Marktentwicklungen partizipieren kann. Ebenso ist eine
vorzeitige Rückgabe der Anleihe nicht möglich.
Bundesschatzbriefe25
Bei dieser Anlageform wird zwischen Typ A und Typ B unterschieden. Bundesschatzbriefe des Typs
A haben einen Anlagezeitraum von sechs Jahren. Die jährliche Verzinsung wird direkt ausgeschüttet.
Schatzbriefe des Typs B hingegen besitzen eine Laufzeit von sieben Jahren. Zinsen werden hier jähr-
lich wieder angelegt und erst am Ende der Laufzeit mit dem Nennwert ausgezahlt. Die regelmäßig
steigende Verzinsung ist bei beiden Typen seit Ausgabe bekannt, wodurch der Anleger potentielle
Risiken durch Kursschwankungen umgeht. Der ausschlaggebende Vorteil des Bundesschatzbriefes
liegt demnach in der Sicherheit vor Verlusten. Nachteil ist, dass der Anleger nicht an positiven Kurs-
schwankungen partizipieren kann. Ferner ist der Anleger weniger flexibel, weil lediglich Teilbeträge
nach dem ersten Anlagejahr monatlich abgerufen werden können.
Bundesobligationen26
Anders als die bereits beschriebenen Varianten können diese Bundeswertpapiere an der Börse gehan-
delt werden. Bundesobligationen werden über sogenannte Tenderverfahren27
ausgegeben und sind
anschließend handelbar. Während der fünfjährigen Laufzeit wird der Anlagebetrag jährlich fest ver-
zinst. Die Vorteilhaftigkeit dieses Wertpapiers liegt bei möglichen Chancen auf Kursgewinne und
gleichzeitiger Sicherheit für den Anleger: Er kann je nach Marktsituation entscheiden, ob er die Bun-
desobligation bis zur Fälligkeit hält und damit jährliche Zinserträge ausgezahlt bekommt oder mit der
Veräußerung der Anleihe zum Kurswert an positiven Kursentwicklungen teilnimmt. Nachteil ist auch
hier, dass die tägliche Verfügbarkeit auf 250.000 EUR begrenzt ist.
Bundesanleihen28
Bundesanleihen sind bezüglich ihrer Ausgestaltung den Bundesobligationen ähnlich. Der Unterschied
liegt in der Laufzeit von 10 bis 30 Jahren. Auch hierbei erfolgt der Erwerb über die Börse. Vorteilhaft
zu nennen sind, analog zu den Bundesobligationen, die jährlich festen Zinszahlungen und erreichbaren
Kursgewinne. Nachteile ergeben sich vor allem aus möglichen Kursverlusten.
24 Die Ausgabe des Wertpapiers unter Nennwert wird im Fachjargon mit „unter pari“ bezeichnet. 25 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: Bundeswertpapiere, Januar 2011, S. 4 f.. 26 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: Bundeswertpapiere, Januar 2011, S. 8 f.. 27Tenderverfahren sind „auktionsähnliche Verfahren bei der Emission von Wertpapieren“
(Vgl.: FAZ Online: http://boersenlexikon.faz.net/... , zugegriffen am 06.03.2012) 28 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: Bundeswertpapiere, Januar 2011, S. 11.
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1.2.2 IMMOBILIEN
1.2.2.1 Wesentliche Anlagemerkmale
Ferner kann der Investor je nach Präferenz auch in reale Güter investieren. Hierbei hat er unter
anderem die Möglichkeit Immobilien zu erwerben und von den Mieteinnahmen sowie eventuellen
Wertzuwächsen zu profitieren. Der folgende Abschnitt befasst sich daher mit der Beschreibung von
Immobilieninvestitionen.
„Mit Immobilien Steuern sparen, ist einfach. Mit Immobilien Vermögen bilden, ist Können“29
.
Unter den breit gefächerten Optionen, Geld möglichst sicher anzulegen, geht der Investmenttrend wie-
der in Richtung Immobilien30
. Dass sich Immobilien als eine hervorragende Geldanlage, sowohl in
direkter als auch in indirekter Form, eignen, und inwieweit eine Immobilieninvestition zu einem star-
ken Vermögenswachstum führt, wird nachfolgend untersucht. Die Nachfrage nach Kapitalanlagen in
Liegenschaften wird immer stärker und die Breite neuer Finanzinstrumente mit besserer Rendite auch.
Damit eine richtige und vor allem erfolgreiche Entscheidung getroffen werden kann, bedarf es der
Beachtung kaufmännischer Grundsätze, sorgfältiger Kalkulationen und realer Einschätzung wirt-
schaftlicher Einflüsse31
.
Neben ökonomischen Rezessionen und Expansionen gehören nun auch globale politische Risiken zu
den zu berücksichtigenden Faktoren bei der systematischen Untersuchung einer sicheren Geldanlage32
.
Dass unter anderem die Weltwirtschaftskrise in den Jahren 2008/2009 für ein Umdenken bei den Fi-
nanciers und Vermögensberatern gesorgt hat, belegt der allgemeine Konsens – Sicherheit rangiert vor
hohen Renditen. Laut der englischen Nachrichtenagentur Reuters gelten vor allem Wohnimmobilien in
Deutschland als sichere Anlage: „German homes as good as gold“33
.
Aber nicht nur direkte Immobilienanlagen, wie beispielsweise Eigentumswohnungen, Ein- und Mehr-
familienhäuser oder Gewerbebauten stellen eine lukrative Anlageform dar. Auch in indirektem Grund-
eigentum steckt Potenzial zur Vermögensmehrung.
Um zunächst einen Überblick über die wichtigsten indirekten Immobilienanlagen zu erlangen, cha-
rakterisieren wir im nächsten Punkt die bedeutendsten.
1.2.2.2 Indirekte Immobilienanlagen
Auch wenn mehr als die Hälfte des privaten Vermögens in reale Immobilien angelegt wird34
, gibt es
ebenso Merkmale, die die Attraktivität dieser Assetklasse schmälern. Sowohl hohe Kaufpreise, als
auch ein enormer finanzieller Aufwand hinsichtlich Unterhalt und Verwaltung schrecken Privatanleger
29 Vgl.: Niehues, K.: Immobilien als Vermögensanlage, 1997, S. 1 ff.. 30 Vgl.: Borchardt Immobilien e.K. Online: Immobilien so attraktiv wie nie zuvor, Frühjahr 2012, zugegriffen am 26.02.212. 31 Vgl.: Niehues, K.: Immobilien als Vermögensanlage, 1997, S.14. 32 Vgl.: ACIO Networks GmbH: Immobilien Ausland Chancen/Risiken, 2007, S. 1. 33 Vgl.: Hefele, G.: Immobilien gelten wieder als attraktive Anlage, 2009, http://hefele-gabriele-dr.suite101.de/... zugegriffen
am 20.09.2011. 34 Vgl.: Neubauer, J.: Steigende Nachfrage trifft sinkendes Angebot, 2007, http://www. ikp21.de zugegriffen am 07.11.2011.
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ab35
. Dennoch haben auch Kleinanleger eine gerechte Chance, in Grund und Boden zu investieren –
über indirekte Immobilienanlagen. Mit diesen erwirbt der Investor kein direktes Immobilieneigentum,
sondern stellt sein Kapital einem professionellen Marktteilnehmer zur Verfügung, welcher das Kapital
in Immobilien anlegt36
.
Zur Illustration dessen werden zunächst offene Immobilienfonds thematisiert. Hierbei handelt es sich
um Investmentfonds, bei denen die Anlegergelder nicht wie üblich in Aktien oder Anleihen, sondern
in gewerbliche Immobilien angelegt werden37
. Das eingesammelte Kapital wird als Sondervermögen
zusammengefasst und ist kein Eigentum der Kapitalanlagegesellschaft. Somit ist das Vermögen im
Falle der Insolvenz der Investmentgesellschaft nicht Teil der Konkursmasse. Der Anleger wäre nicht
direkt von der Insolvenz betroffen. Ihm steht ein Anteil am Sondervermögen zu38
.
Trotz stürmischer Börsenzeiten sind Wertstabilität und Sicherheit als solides Fundament vorhanden.
Inflationsschutz und Liquidität werden einerseits durch die Streuung des Anlagerisikos (d.h. es wird in
verschiedene qualitativ hochwertige Objekte, wie z.B. Büro- und Geschäftshäuser, Hotels und Senio-
renheime an unterschiedlichen Standorten investiert) und andererseits durch die tägliche Verfügbarkeit
der Anteile und die Möglichkeit, schon mit kleinen Beträgen (ab 50 EUR) einzusteigen, gewährleistet.
Der Unterschied von geschlossenen gegenüber offenen Immobilienfonds liegt zunächst darin, dass der
Financier eines offenen Fonds zum Mitgesellschafter und damit zum direkten Miteigentümer des Im-
mobilienvermögens einer Personengesellschaft wird. Diese Anlage steht dem direkten Investment
deutlich näher, als offene Fonds. So sind die typischen Risiken, die im nächsten Gliederungspunkt
genannt werden, für den Anleger zu erwarten, aber auch die Vorteile langfristiger Renditen39
. Wie
auch bei direkten Immobilienanlagen kann bei geschlossenen Immobilienfonds die Gefahr eintreten,
dass zum einen die vermieteten Immobilien zu teuer von der Fondsgesellschaft eingekauft wurden und
zum anderen entweder die Objekte nicht voll vermietet werden können oder aber eine vollständige
Vermietung zu den prospektierten Mieten nicht erfolgen kann. Dies führt unter anderem zur Beein-
trächtigung der Rendite. Dazu trägt auch der Ausfall einzelner Mieter bei, vor allem wenn es sich um
Hauptmieter des Fonds handelt40
.
Neben offenen und geschlossenen Immobilienfonds nehmen auch die Real Estate Investment Trusts
(kurz: Reits) einen essentiellen Platz im Sektor mittelbarer Immobilienanlagen ein. Dabei handelt sich
um steuerbegünstigte Kapitalgesellschaften, deren Hauptaugenmerk auf den Besitz, den Erwerb und
das Betreiben von Immobilien gerichtet ist. Der Anleger kauft hierbei Aktien dieser Institution und
keine Anteile an Immobilien. Die seit Mai 2007 in Deutschland gesetzlich geregelte Form ergänzt die
Anlagemöglichkeiten und die Gruppe der Investoren in Immobilien41
. Die Steuerbegünstigung entsteht
dadurch, dass erwirtschaftete Gewinne fast vollständig ausgeschüttet werden müssen. Sie werden bei
der Gesellschaft nicht besteuert, dafür aber im Privatbereich der Anleger (volle Besteuerung der aus-
geschütteten Gewinne).
35 Vgl.: Alda, W.: Indirekte Immobilienanlagen, 2004, S. 4. 36 Vgl.: Dietrich, F.: Immobilienmanagement, 2009, S.14. 37 Vgl.: Alda, W.: Indirekte Immobilienanlagen, 2004, S. 48 f. 38 Vgl.: Geyer, H.: Immobilien und ihre Finanzierung, 2008, S. 163 ff.. 39 Vgl.: Geyer, H.: Immobilien und ihre Finanzierung, 2008, S. 168 ff.. 40 Vgl.: Franke, D.: Geschlossene Fonds und Beteiligungen, http://www. geschlossener-fonds.net/...zugegriffen am
14.02.2012. 41 Vgl.: May, H.: Geldanlage – Vermögensbildung, 2004, S. 99 ff..
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1.2.2.3 Direkte Immobilienanlagen
Obgleich das leistungsorientierte Management mit Immobilien- und Kapitalmarkterfahrung, geringen
Kosten und einer umfassenden Informationspolitik durch Rechenschaftsberichte und Analysen der
Fonds äußerst vorteilhaft für indirekte Immobilienanlagen ist, steht der tatsächliche Besitz von Immo-
bilien als Kapitalanlage unangefochten auf dem ersten Platz42
.
Die Investition in Liegenschaften wird vor allem von mittel- und langfristig orientierten Geldanlegern
präferiert, wobei die Anleger recht unterschiedliche Motive für eine Investition aufzeigen. Laut einer
Umfrage vom 29. September 2011 durch die „Freie Presse“ liegt der Tenor von Käufern und Erwer-
bern von Grundstücken und Gebäuden vor allem im lang gehegten Wunsch nach Unabhängigkeit von
der Wirtschafts-, Schulden- und Vertrauenskrise in Europa43
. Auf Platz zwei mit 46,4 % der Argumen-
te folgt das historisch niedrige Zinsniveau44
.
Neben der Wertstabilität und den Ertragschancen durch Mieteinnahmen und Verpachtung sind Immo-
bilien auch in steuerlicher Hinsicht interessant. So ist es bei fremdvermieteten Immobilien möglich,
Werbungskosten, wie beispielsweise Kosten der Besichtigung, Renovierungsaufwand und Verwal-
tungskosten, mit den Mieteinnahmen zu verrechnen. Neben den Werbungskosten mindern auch die
Abschreibungen die Steuerlast, ohne dass es zu weiteren Auszahlungen kommt45
. Zusätzlich können
dann eventuell entstandene negative Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung mit anderen Ein-
kunftsarten verrechnet werden.
Aufgrund des immensen Kapitaleinsatzes und der höchst unflexiblen Anlageform ist nur wenig Spiel-
raum für weitere Anlagen gegeben. Dies wirkt sich eher suboptimal auf die Risikostreuung des Portfo-
lios aus. Auch die Veräußerung einer Immobilie erfordert viel Zeit. So ist mit kurzfristigen Anlagen
schneller Geld erwirtschaftet, als beim Erwerb einer Liegenschaft.
42 Vgl.: Pilz, G.: Immobilienaktien und REIT´s - Investmentchancen für Anleger, 2007, S. 19 ff.. 43 Vgl.: Schmidt, T.: Furcht vor dem Tod des geeinten Europa, in Freie Presse, 29.09.2011, S.4. 44 Vgl.: Lohr, Petra: Bauen & Wohnen, in Freie Presse, 19.09.2011, S. 2. 45 Vgl.: Geyer, H.: Immobilien und ihre Finanzierung, 2008, S. 39ff..
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1.2.3 ROHSTOFFE
1.2.3.1 Wesentliche Anlagemerkmale
Definition
Zunächst soll der Begriff Rohstoff näher definiert werden:
Laut Duden handelt es sich hierbei um „für eine industrielle Be- und Verarbeitung geeignete(n) oder
bestimmte(n) Stoff, den die Natur liefert: metallisch, pflanzlich“46
.
Das Wirtschaftslexikon Gabler nutzt eine volkswirtschaftliche Definition: „Unbearbeitete Grundstoffe,
die durch Primärproduktion (Urproduktion) gewonnen werden. [Die] Havanna-Charta [beschreibt
eine] etwas weiter gefasste volkswirtschaftliche Definition über „Grundstoffe“: „Jedes Erzeugnis der
Landwirtschaft, der Forstwirtschaft oder der Fischerei und jedes Mineral, einerlei, ob dieses Erzeugnis
sich in seiner natürlichen Form befindet oder ob es eine Veränderung erfahren hat, die im Allgemeinen
für den Verkauf in bedeutenden Mengen auf dem internationalen Markt notwendig ist.“47
Zusammengefasst handelt es sich demnach um natürlich vorkommende Ressourcen, die vom Men-
schen direkt genutzt oder weiterverarbeitet werden können.48
Einordnung
Im Fachjargon auch mit dem englischen Begriff commodities bezeichnet, werden Rohstoffe häufig in
zwei Klassen eingeteilt: Diejenigen, die stetig nachwachsen und demnach unbegrenzt zur Verfügung
stehen, werden als soft commodities bezeichnet. Hierzu gehörige Rohstoffe sind aus der Abbildung 10
im Anhang ersichtlich.
Im Gegensatz dazu sind die Vorkommnisse der hard commodities von Natur aus begrenzt. Bei dieser
Rohstoffart ist es ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr wirtschaftlich, diese Rohstoffe zu för-
dern, da sie nur schlecht oder überhaupt nicht zu erreichen sind. Die hierzugehörigen Rohstoffe sind in
Abbildung 11 des Anhangs dargestellt.
Desweiteren ist auch eine Einteilung nach folgenden Aspekten möglich49
:
Physikalische Beschaffenheit und Form / chemische Zusammensetzung
Nutzenstiftung
Grad der Weiterverarbeitung
Lager- und Transportfähigkeit, Vergänglichkeit
Preisbildung
Preisentwicklung
Regionale vs. globale Märkte
46 Vgl.: Drosdowski: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, 1996, S. 1263. 47 Vgl.: Alisch: Wirtschaftslexikon, 2004, S. 2564. 48 Vgl.: Beike/Schlütz: Finanznachrichten, 2010, S. 829. 49 Vgl.: Beike/Schlütz: Finanznachrichten, 2010, S. 833.
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Börsenhandel
Auf detailliertere Ausführungen soll an dieser Stelle jedoch verzichtet werden, da der Fokus der Arbeit
in einem anderen Bereich liegt.
Aktuelle Situation
Bis vor wenigen Jahren waren Rohstoffe als Anlageform in Finanzkreisen wenig bekannt. „Deutschen
Banken war es [sogar] bis Ende 1997 (…) aufgrund der bestehenden Rechtsvorschriften nicht erlaubt,
mit Rohstoffen zu handeln“50
. Rohstoffprodukte waren demnach kaum an den deutschen Börsen zu
finden, so dass die Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten für Investoren selten eine Rolle spielten.
Der Großteil der Kontrakte wurden dagegen an den Terminbörsen in Chicago (Chicago Board of Tra-
de) und London (London Metal Exchange) gehandelt. Für Privatanleger waren Investments hier aller-
dings kaum möglich, da die Depotbanken hohe Mindesteinlagesummen forderten51
. Anteile von Roh-
stoffförderungsunternehmen waren somit die einzige Möglichkeit, an positiven Kursentwicklungen
der Rohstoffbranche teilzuhaben.
Aus heutiger Sicht hat sich das Blatt allerdings gewendet: Aufgrund diverser Börseneinbrüche zu Be-
ginn des 21. Jahrhunderts suchten Banken, Fondsgesellschaften und Anleger alternative Formen der
Geldanlage, die mehr Sicherheit boten. Rohstoffe gerieten nun vermehrt in den Mittelpunkt des Inte-
resses, da sie in keinem direkten Zusammenhang zu den „gefährlichen“ Aktienbörsen standen. Zu
dieser Zeit lockten niedrige Rohstoffpreise und Jahresrenditen im zweistelligen Bereich52
. Die stei-
gende Nachfrage durch Schwellenländer, wie China und Indien (sog. emerging markets53
), und die
zunehmende Verknappung der Ressourcen förderten die positive Kursentwicklung der Rohstoffbran-
che zusätzlich innerhalb der letzten Jahre. Heute werden vielfältige Produkte an der Börse gehandelt,
womit unterschiedlichste Anlagestrategien umsetzbar sind. Laut einer Statistik des „Deutschen Deri-
vate Verbands e.V.“ investierten deutsche Anleger im Juli 2011 6,9 % des gesamten Handelsvolumens
in Rohstoffzertifikate54
. Im Juli 2008 waren es noch 5,8 %55
. Dies entspricht einem Anstieg von 7,3 %.
Der Behauptung, Rohstoffe seien eine reine Modeerscheinung, kann demnach widersprochen werden.
Auch ein Blick auf die Entwicklung des „Standard and Poor’s Goldman Sachs Commodity Index“
(S&P GSCI), der 24 verschiedene Rohstoff-Futures abbildet, spricht für die Anlage in Rohstoffpro-
dukte. Er ist heute der wichtigste Rohstoff-Index, da er seit seiner Einführung im Jahr 1991 die Ent-
wicklung der Rohstoffbranche objektiv als Benchmark widerspiegelt56
. Innerhalb von 20 Jahren ist
eine durchschnittliche Steigerung des Indexes um 9 % abzulesen (siehe Abbildung R1).
50 Vgl.: Beike/Schlütz: Finanznachrichten, 2010, S. 827. 51 Vgl.: Rettberg: Rohstoffe, 2009, S. 15. 52 Vgl.: Beike/Schlütz: Finanznachrichten 2010, S. 827. 53 emerging markets ist eine Bezeichnung für aufstrebende Volkswirtschaften. 54 Vgl.: Deutscher Derivate Verband: Börsenumsätze von derivativen Wertpapieren, Juli 2011, S. 7. 55 Vgl.: Deutscher Derivate Verband: Börsenumsätze von derivativen Wertpapieren, Juli 2008, S. 4. 56 Vgl.: Standard & Poors: http://www.standardandpoors.com/..., zugegriffen am 04.03.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
14
Abbildung R-1: Wertentwicklung des S&P GSCI in Punkten (1991 – 2011)57
Pro und Contra
Für eine solch positive Entwicklung muss es einige gute Gründe geben:
Zum einen verspricht die Anlage in Rohstoffe überdurchschnittliche Ertragspotentiale. Durch das na-
türlich begrenzte Angebot und dem entgegengesetzt hohen Bedarf der Schwellenländer halten sich die
Preise konstant auf einem hohen Niveau bzw. werden weiter steigen. Desweiteren besteht eine geringe
Korrelation zwischen Rohstoffen und den klassischen Anlageinstrumenten an den Wertpapierbörsen.
Gern werden sie daher als optimale Ergänzung zur Erzielung von Diversifikationseffekten für Portfo-
lios genutzt. Außerdem gelten Rohstoffe als Mittel zum Inflationsschutz, denn Rohstoffpreisänderun-
gen wirken sich eher auf die Inflation aus, als umgekehrt58
.
Gegen die Anlage in Rohstoffe spricht, dass sie keine Zinsen und/oder Dividenden erwirtschaften, also
keinen Kapital-Vermögenswert haben. Ihnen wird teilweise „nicht einmal ein besonderes Wertsteige-
rungspotential59
“ zugetraut, da die Rohstoff-Vorräte noch für Jahre als verfügbar und somit das Ange-
bot als längst nicht erschöpft gelten. Dieser Punkt wird insbesondere durch moderne Recycling-
Technologien und verbesserte Fördermöglichkeiten verschärft.
Dennoch begründen Rohstoffe von Beginn an die Basis für das Funktionieren einer jeden Volkswirt-
schaft. Ohne sie wäre ein Überleben der Menschheit nicht möglich. Der Wert von Rohstoffen ergibt
sich somit aus deren Nutzung. Menschen haben tagtäglich Kontakt mit den verschiedensten Arten und
fühlen sich daher bei Investments in diese sicherer, als bei der Anlage in Wertpapiere. Vielleicht rü-
cken gerade deshalb Rohstoffe immer stärker ins Blickfeld der Anleger.
57 Vgl.: Thomson Reuters Datastream, zugegriffen am 02.03.2012. 58 Vgl.: Beike/Schlütz: Finanznachrichten, 2010, S. 827. 59 Vgl.: Beike/Schlütz: Finanznachrichten, 2010, S. 828.
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
15
Handel mit Rohstoffen
Grundsätzlich verfügt der Rohstoffhandel über eine lange Tradition. Sein Ursprung findet sich im
1. Jahrhundert, wo Händler auf der sogenannten Seidenstraße60
reale Güter tauschten. 1848 wurde mit
dem „Chicago Board of Trade“ die erste Institution in den Vereinigten Staaten von Amerika begrün-
det, die den Rohstoffhandel überwachen sollte. Bereits drei Jahre später kam es zum ersten Forward-
Geschäft der Geschichte über eimen Scheffel Mais. Doch in welcher Form ist der heutige Handel mit
Rohstoffen möglich? Der Anleger kann mittlerweile aus einer Vielzahl von Produkten wählen: Direk-
Funds (ETF), Contracts for Differences (CFD), Hedge Fonds und ähnlichem. Die Liste ließe sich be-
liebig erweitern, doch wir möchten uns im Folgenden auf Aktien von Rohstoffförderungs-
Unternehmen konzentrieren. In Punkt 2.3. dieser Arbeit widmen wir uns zudem einem Fallbeispiel zur
Anlage in zwei derartige Gesellschaften.
1.2.3.2 Rohstoffaktien
Der Begriff „Rohstoffaktien“ ist im Folgenden den Synonymen „Minenaktien“ oder „Aktien von
Rohstoffförderungs-Unternehmen“ gleichzusetzten.
Definition
Unter Rohstoffaktien versteht man Anteile an Unternehmungen, „die mit der Rohstoffförderung, der
-weiterverarbeitung oder dem -handel und deren Zulieferern zu tun haben“61
. Somit ist die gesamte
Wertschöpfungskette der Rohstoffbranche betroffen. Rohstoffaktien gelten als sogenannte „zyklische
Werte“ und haben daher generell ein erhöhtes Risiko. Anleger sollten sich hier auf Unternehmen spe-
zialisieren, die Edel- und/oder Buntmetalle produzieren, da diese geringe periodische Schwankungen
aufweisen62
. Bei Rohstoffaktien ist zu beachten, dass der große Vorteil der negativen Korrelation von
Rohstoffen zu den Wertpapierbörsen eingeschränkt ist. Es handelt sich hier immer noch um Aktienpa-
piere, deren Kurs auch von unsystematischen Faktoren geprägt wird. So sind u. a. der Unternehmens-
erfolg, die Fähigkeiten des Managements, Kosten der Produktion und die Erwartungen auf den Märk-
ten ausschlaggebend für eine jede Kursentwicklung der Aktie, wie auch bei den traditionellen Wertpa-
pieren. Da die Anteile den Gesetzmäßigkeiten der Börse unterliegen, können auch systematische Fak-
toren die Kurse negativ beeinflussen, obwohl die Preise für reale Rohstoffe steigen. Eine Garantie für
Renditen gibt es folglich nicht63
.
Die Wahl von Rohstoff-Futures ist ergänzend als Alternative zu nennen. Der Anleger kann hier, im
Gegensatz zu den Minenaktien, voll an der Rohstoffpreisentwicklung teilnehmen. Zusätzlich entfällt
die aufwendige Bevorratung von realen Rohstoffen (beim Direktinvestment). Diese Kontrakte verfü-
gen jedoch über eine erhebliche Komplexität. So sind sie beispielsweise meist nur mit hohen Volumi-
na durchführbar.
60 Die Seidenstraße ist eine: „etwa seit dem 2.Jahrhundert v. Chr. besonders für den Transport von Seide, Gold, Luxusgütern
benutzte Karawanenstraße von China durch Zentralasien an die Küsten des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres.“
Vgl.: Duden: http://www.duden.de/..., zugegriffen am 04.03.2012. 61 Vgl.: Beike/Schlütz: Finanznachrichten, 2010, S. 875. 62 Vgl.: Rettberg: Rohstoffe, 2009, S. 346. 63 Vgl.: Beike/Schlütz: Finanznachrichten, 2010, S. 876.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
16
2. FALLBEISPIEL: „SICHERE GELDANLAGE“
In diesem Abschnitt unserer Arbeit soll nun untersucht werden, wie sich eine Investition in ver-
schiedene Anlagemöglichkeiten innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren entwickelt hat. Dabei ent-
schieden wir uns für Investments in Bundesschatzbriefe des Typs A, Immobilien am Standort Jena und
Frankfurt am Main sowie Aktien der Unternehmung BHP Billiton Ltd. und ExxonMobil Corp. Dabei
werden wir zu Beginn die jeweilige Anlageform und deren spezifische Risiken näher beschreiben.
Anschließend werden Beispielrechnungen durchgeführt. Hierbei gehen wir davon aus, dass der Anle-
ger jeweils 100.000 EUR im Jahr 2002 investiert hat und die Entwicklung bis zum Jahr 2011 betrach-
tet. Im Kapitel 3 werden diese Ergebnisse verglichen und eine entsprechende Handlungsempfehlung
erarbeitet.
2.1 Spareinlagen
Der folgende Abschnitt wird sich mit einem Investment in Bundesschatzbriefe des Typs A beschäfti-
gen. Unter den sogenannten Bundesschatzbriefen versteht man, festverzinsliche Wertpapiere, welche
von der Bundesrepublik Deutschland emittiert werden. Vorliegend hat unser Anleger die Wahl zwi-
schen Bundeschatzbriefen des Typs A und des Typs B. Mit Fokus auf das Ziel dieser Arbeit, nämlich
der Analyse der Wertentwicklung verschiedener Anlagemöglichkeiten, sowie zur besseren Vergleich-
barkeit der jährlichen Renditen investiert unser fiktiver Anleger in Schatzbriefe des Typs A.
2.1.1 INVESTMENT IN BUNDESSCHATZBRIEFE TYP A
2.1.1.1 Kurzbeschreibung Bundesschatzbriefe Typ A
Bundesschatzbriefe gehören zur Gruppe der Bundeswertpapiere und stellen daher ein zeitlich
begrenztes und festverzinsliches Investment in die Bundesrepublik Deutschland dar. Sie werden durch
den Bund64
seit über 40 Jahren ausgegeben und zählen „zu den Klassikern unter den Bundeswertpapie-
ren“65
. Dies kann vor allem mit der Kombination aus Sicherheit und garantierter Verzinsung begründet
werden.
Der Bundesschatzbrief des Typs A, in welchen unser Anleger im Folgenden investiert, ist sowohl mit
einer Laufzeit von sechs Jahren, als auch einer jährlichen Verzinsung ausgestattet. Am Ende des
sechsten Jahres erhält der Anleger den kompletten Nennbetrag zurück. Die Besonderheit an diesem
Wertpapier liegt in der Verzinsung, welche progressiv Jahr für Jahr bis zum Ende der Laufzeit an-
steigt. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der sogenannten „Zinstreppe“. Durch diese
schrittweise Zinserhöhung soll der Anleger zum Halten des Wertpapieres bis zum Laufzeitende moti-
viert werden. Die Zinsentwicklung steht zu Beginn des Investments fest und unterliegt somit keinen
Änderungen. Auf Wunsch des Anlegers können die Zinsen auf dessen Konto überwiesen oder direkt
in neue Bundesschatzbriefe angelegt werden.
64 Die Bezeichnung Bund ist die Abkürzung für „Bundesrepublik Deutschland“. 65 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: http://www.bundeswertpapiere.de/..., zugegriffen am 06.03.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
17
Zudem werden Bundesschatzbriefe nicht an der Börse gehandelt und unterliegen somit keinem Kurs-
änderungsrisiko. Des Weiteren erhält der Anleger am Ende der Laufzeit seinen Investitionsbetrag zu
100 %66
zurück, so dass dieser nicht der Gefahr eines Totalverlustes unterliegt. Trotz der Tatsache,
dass Schatzbriefe nicht börslich gehandelt werden, bietet das Wertpapier dem Anleger, jedoch in ei-
nem begrenzten Rahmen, Flexibilität. Der Anleger hat die Möglichkeit, monatlich bis zu 5.000 EUR
seiner Bundesschatzbriefe an den Bund zurückzugeben (es müssen allerdings mindestens 30 Tage
zwischen den Verfügungen liegen), sobald das erste Laufzeitjahr vorüber ist. Zudem kann er das
Wertpapier an erwerbsfähige Dritte67
übertragen. Damit wird dem Anleger die Möglichkeit einge-
räumt, an zukünftigen positiven Zinsänderungen teilzunehmen. Werden beispielsweise neue Schatz-
briefe mit höherer Verzinsung ausgegeben, so kann der Anleger seine Briefe veräußern und in das neu
aufgelegte höher verzinsliche Wertpapier investieren. Unberührt davon nimmt er nicht an zukünftigen
negativen Zinsentwicklungen teil, da die Zinshöhe bei Kauf des Papieres garantiert wird. Die Aus-
sicht, an positiven Änderungen zu partizipieren und die jederzeitige (aber je nach Anlagebetrag be-
schränkte68
) Verfügbarkeit, stellen einen großen Vorteil gegenüber Festgeldkonten dar.
Für den Erwerb von Bundeswertpapieren fallen keine Kauf- und Verkaufskosten an69
. Ferner ist eine
kostenfreie Verwahrung über ein Schuldbuchkonto möglich. Das Wertpapier ist in 0,01 EUR gestü-
ckelt und der Mindestanlagebetrag liegt bei 50 EUR. Der Erwerber des Wertpapieres dürfen nach den
Bestimmungen des Bundes jede Privatperson sowie ausgewählte Institutionen70
sein. Die Ausgabe
neuer Schatzbriefe unterliegt hierbei keinem festen Emissionsrhythmus. Viel mehr gibt der Bund dann
neue Schatzbriefe aus, wenn die Verzinsung an die Marktentwicklung angepasst werden muss.
2.1.1.2 Risiken des Bundesschatzbriefes Typ A
Eine Unterscheidung nach Typ A oder Typ B ist bei der Betrachtung der Risiken nicht not-
wendig. Wie erläutert, wird dem Anleger am Ende der Laufzeit sein Investment zurückgezahlt und er
erhält für das Bereitstellen des Kapitals Zinsen. Von besonderem Interesse ist dabei die Bonität der
Bundesrepublik Deutschland (da diese der Schuldner ist). Sie beschreibt „die Fähigkeit, […] die
Rückzahlung und Zinszahlung ordnungsgemäß zu leisten“71
. Die Einschätzung der Bonität überneh-
men in der Regel Ratingagenturen. Die amerikanischen Ratingagenturen Fitch und Moody´s sind sich
bei Ihrer Bewertung bezüglich der Kreditwürdigkeit des Deutschen Staates einig und bewerten diese
zurzeit72
mit dem sogenannten Triple A (AAA)73
. Damit ist der Bund ein Schuldner bester Bonität und
unterliegt einem nur sehr geringen Ausfallrisiko.
Ferner unterliegt das Papier, wie beschrieben, keinem Kursrisiko, da es nicht an der Börse gehandelt
wird. Auch Währungsrisiken ist es nicht ausgesetzt, da es auf Währung des Euros lautet und Zahlun-
gen nur in dieser Währung erfolgen.
66 Dies ist der Nennwert. 67 Dies ist eine Vorgabe des Bundes. 68 Bei einer Investition in Höhe von beispielsweise 10.000 EUR, benötigt der Anleger 2 Monate, bevor er den kompletten
Betrag zurückerhält. 69 Vgl.: Deutsches Bundesministerium für Finanzen: Emissionsbedingungen für Bundesschatzbriefe, 01.August 2006. 70 Laut der Deutschen Finanzagentur sind Institutionen „gebietsansässige Einrichtungen, die gemeinnützigen, mildtätigen
oder kirchlichen Zwecken dienen; Wohnungseigentumsgemeinschaft: wenn mehr als die Hälfte der Miteigentumsanteile von
natürlichen Personen gehalten wird“. 71 Vgl.: Wirtschaftslexikon24: http://www.wirtschaftslexikon24.de/..., zugegriffen am 06.03.2012. 72 Stand 05.03.12. 73 Vgl.: Deutscher Derivate Verband: http://www.derivateverband.de/..., zugegriffen am 06.03.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
18
Zudem gelten Bundesschatzbriefe gemäß §1807 BGB als mündelsicher74
. Die bedeutet, dass sie vom
Gesetzgeber als besonders „risikolos und wertbeständig“75
eingeschätzt werden.
2.1.1.3 Beispielrechnung einer Investition in Bundesschatzbriefe des Typs A
Unser fiktiver Anleger erwarb am 01. Januar 200276
Bundesschatzbriefe (WKN: 110599,
ISIN: DE000111816477
) im Wert von 100.000 Euro. Die Laufzeit beträgt hierbei sechs Jahre und en-
det am 01. Januar 2008. Da unser Anlagehorizont einen Zeitraum von 10 Jahren umfasst, erwirbt unser
Anleger im Anschluss erneut Bundesschatzbriefe des Typs A im Wert von 100.000 Euro in mit einer
Laufzeit von sechs Jahren (01. Januar 2008 bis 01. Januar 2014).
Im Folgenden soll nun die Verzinsung dieser beiden Investitionen betrachtet werden. Eine vorzeitige
Rückgabe aufgrund eines Investments in neue Auflagen mit besserer Verzinsung bleibt unberücksich-
tigt.
Untersuchung des Zeitraums 2002 – 2008
Der Bundesschatzbrief der Ausgabe 2002/1 und einer Laufzeit vom 01. Januar 2002 bis 01. Januar
2008 ist mit nachfolgender Zinsstaffelung ausgestattet:
Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Verzinsung
in % p.a.
2,75 3,25 3,75 4,25 4,50 4,75
Erhaltene Zinsen
in EUR
2.750 3.250 3.750 4.250 4.500 4.750
Tabelle 1: Zinsentwicklung 2002-2008
Unser Anleger erhielt über die Laufzeit Zinsen von gesamt 23.250 EUR – wobei es keinen Zinseszins-
effekt gibt, da lediglich der Nennwert von 100.000 EUR verzinst wurde. Die erhaltenen Zahlungen
wurden nicht in Bundeswertpapiere angelegt, sondern auf das Konto des Anlegers überwiesen. Der
Nennwert wurde also im Zeitraum 2002 bis 2008 mit durchschnittlich 3,875 % p.a. verzinst.
Untersuchung des Zeitraumes 2008 - 2011
Nachdem die Laufzeit des Bundesschatzbriefs mit Beginn des Jahres 2008 endete, investierte der An-
leger erneut in diese Wertpapiere. Er kaufte also Schatzbriefe im Wert von 100.000 EUR der Ausgabe
2008/01. Dadurch beginnt jedoch auch eine neue Zinstreppe, wodurch die bisherige Zinshöhe nicht
gesteigert wird.
74 Vgl.: Deutsche Finanzagentur GmbH: http://www.bundeswertpapiere.de/..., zugegriffen am 06.03.2012. 75 Vgl.: Wirtschaftslexikon24: http://www.wirtschaftslexikon24.de/..., zugegriffen am 06.03.2012. 76 Laut Bundesministerium für Finanzen können Bundesschatzbriefe auf EUR lautend erst seit 02.01.2002 erworben werden. 77 Vgl.: Deutsche Bundesbank: http://www.bundesbank.de/..., zugegriffen am 06.03.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
19
Dabei garantierte Zinsen für das Wertpapier belaufen sich für den Zeitraum 2008 – 2014 auf:
Jahr 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Verzinsung
in % p.a.
3,25 3,50 3,50 3,75 3,75 4,00
Erhaltene Zinsen
in EUR
3.250 3.500 3.500 3.750 - -
Tabelle 2:Zinsentwicklung 2008 - 2013
Vorliegend bekam der Anleger für den Zeitraum 2008 bis 2011 Zinsen in Höhe von 14.000 EUR aus-
gezahlt. Dies entspricht einer durchschnittlichen Verzinsung von 3,50 % p.a.
Die Zinszahlungen der Jahre 2012 und 2013 bleiben außer Betracht, da der Anlagezeitraum von
10 Jahren mit dem Jahr 2011 vollendet ist. Wie bereits dargestellt, hat der Anleger nun die Möglich-
keit die Wertpapiere bis zum Laufzeitende zu halten, um damit von den steigenden Zinsen zu profitie-
ren oder diese an dritte Erwerbstätige zu übertragen. Nicht zuletzt kann er diese auch zurückkaufen.
Dies ist jedoch nur bis zu einem Betrag von 5.000 EUR pro Monat möglich. Will er also den gesamten
Betrag in Höhe von 100.000 EUR zurückkaufen, so benötigt er dafür 20 Monate.
Über einen Zeitraum von 10 Jahren zahlte der Bund dem Anleger für sein Engagement in Summe
37.250 EUR Zinsen. Eine Zwischenanlage dieser wird dabei nicht in Betracht gezogen.
Fazit und Ausblick
Besonders hervorzuheben ist, dass es sich bei dieser Anlageform um eine sehr sichere Investition han-
delt. So beeinflussten Berg- und Talfahrten des Kapitalmarktes, beispielsweise hervorgerufen durch
die Wirtschaftkrise 2007/2008, in keinster Weise das Investment. Der Anleger erhielt dessen ungeach-
tet die im Voraus festgelegten Verzinsungen sowie die am Ende der Laufzeit fällige Tilgung. Damit ist
der Bundesschatzbrief unabhängig vom wirtschaftlichen Marktgeschehen. Es muss jedoch beachtet
werden, dass neu aufgelegte Wertpapiere mit einer marktnahen Verzinsung ausgestattet werden – in-
sofern besteht naturgemäß ein Zusammenhang zum Markt. Wie aber bereits beschrieben, hat der In-
vestor durchaus die Möglichkeit, an einer positiven Zinsentwicklung teilzunehmen.
Betrachtet man die Inflationsraten der letzten 10 Jahre in Deutschland, so wird erkennbar, dass die
Verzinsung stets über der jeweiligen Inflationsrate lag78
. Jedoch muss an dieser Stelle auch berück-
sichtigt werden, dass die Inflationsrate naturgemäß die Rendite mindert. Der Bundesschatzbrief ist
daher nur bedingt bzw. nicht zum Schutz gegen Inflation geeignet. Eine Anlage lohnt daher nur, wenn
das Wertpapier während der Laufzeit einen höheren Zinssatz verspricht, als die zu erwartende Inflati-
on. Diese ist jedoch für einen Zeitraum von sechs (Typ A) oder sieben Jahren (Typ B) nur schwer und
ungenau zu prognostizieren.
78 Siehe Anhang: Abbildung 1.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
20
Zudem kann je nach Anlegerbedürfnis ein Festgeld- oder Tagesgeldkonto durchaus lukrativer sein. So
ist beispielsweise der Bundesschatzbrief mit Ausgabe 2012/01 mit folgender Zinstreppe79
ausgestattet:
Jahr 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Verzinsung
in % p.a.
0,25 0,25 0,25 0,50 1,75 2,00
Tabelle 3: Zinsentwicklung 2012 - 2017
Vergleicht man parallel die gegenwärtige Zinssituation von Tages- und Festgeldkonten, sind diese bei
weitem attraktiver. Aktuell bietet beispielsweise die Bank of Scotland eine Verzinsung von 2,70 %
p.a.80
auf Tagesgeldkonten. In Folge dessen verfügt der Anleger nicht nur täglich über sein Geld, son-
dern erhält dafür auch eine zehn Mal höhere Verzinsung. Insofern der Anleger bereit ist, sein Geld für
einen längeren Zeitraum anzulegen, ohne die Möglichkeit vorzeitig darüber verfügen zu können, so
zahlt ihm die Comdirect Bank sogar 4 % p.a. garantiert für 10 Jahre81
.
Ferner schätzt die EZB die Inflationsrate für das Jahr 2012 auf 1,5 % bis 2,5 %. Damit reicht die Ver-
zinsung des Schatzbriefes mit Ausgabe 2012/01 nicht einmal annähernd aus, um die Inflation zu kom-
pensieren. Aus diesen Gründen kann selbst einem sicherheitsorientierten Anleger gegenwärtig von
einer Vermögensanlage in Bundesschatzbriefe nur abgeraten werden. Es bleibt jedoch abzuwarten,
wie sich die Zinssituation in den kommenden Jahren ändern und im Einklang damit ein Investment in
Schatzbriefe wieder sinnvoll wird.
2.2 Immobilien
Im Gegensatz zu den Bundesschatzbriefen ist die Entwicklung von Immobilien unabhängig von der
Inflation. In den folgenden Fallbeispielen untersuchen wir die Investition in eine Wohnungsimmobilie
am Standort Jena und im Anschluss in eine Gewerbeimmobilie am Standort Frankfurt am Main.
Anders als in vielen übrigen europäischen Ländern erlebten die deutschen Wohnungsmärkte in
den letzten zehn Jahren keine Achterbahnfahrt. Weder stiegen die Preise radikal an, noch fielen sie im
Zuge der Rezession82
.
Allerdings sind im Zeitraum von 2000 bis 2011 stark disparatere regionale Preistrends aufgetreten. In
lukrativen Zuzugsregionen, wie zum Beispiel Osnabrück, Frankfurt am Main oder Braunschweig,
stieg der Wohnungspreis um bis zu 20 %, während in wirtschaftsschwachen Fortzugsregionen ein
Preisabfall um gut 30 % zu verzeichnen war83
.
79 Vgl.: Deutsche Bundesbank: http://www.deutschebundesbank.de/... , zugegriffen am 06.03.2012. 80 Stand 06.03.2012. 81 Vgl.: ComDirect Bank: http://www.comdirect.de/..., zugegriffen am 06.03.2012. 82 Siehe Anhang: Abbildung 1. 83 Vgl.: Deutsche Bank Research: Deutsche Wohnimmobilien, 2010, S. 3.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
21
Die Interdependenz einer raschen konjunkturellen Erholung nach der Weltwirtschaftskrise 2008/2009,
niedrige Zinsen sowie die Suche vieler Anleger nach sicheren Investmentprodukten führte in einigen
Teilen der Wohnungsmärkte zu einer Hochphase, so auch in zahlreichen attraktiven Mittelzentren, wie
in der etablierten Universitätsstadt Jena84
. Jena lebt von einer faszinierenden Verbindung von ge-
schichtsträchtiger und intellektueller Vergangenheit, innovativer und internationaler Forschung und
Wirtschaft sowie jungem studentischen Leben. Im Folgenden gehen wir davon aus, dass ein sicher-
heitsorientierter Anleger eine Eigentumswohnung im Stadtzentrum von Jena im Wert von
100.000 EUR erworben hat.
Im Hinblick auf die letzten zehn Jahre haben sich die Preise für Wohnimmobilien85
und Häuser trotz
demografischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Änderungen im Durchschnitt stabil gehalten86
.
Das liegt an der Verbindung langanhaltend niedriger Hypothekenzinsen mit allmählich wachsenden
Einkommen87
. Die Zinsen werden voraussichtlich auch nach 2010, begünstigt durch die Verschul-
dungskrise, sehr niedrig im Vergleich zu den letzten Jahren sein. Vor diesem Hintergrund und der
erwartenden erhöhten Inflation ist eine Investition in Immobilien besonders attraktiv88
.
2.2.1.2 Risiken von Wohnungsimmobilien
Niedrige Finanzierungszinsen, geringe Fertigstellungszahlen sowie Inflationssicherheit und Wertbe-
ständigkeit geben effektive Gründe für ein Engagement in diesem Gebiet89
. Wenngleich die Investition
in Wohnimmobilien sich sowohl für institutionelle, als auch private Anleger großer Beliebtheit erfreut,
sollten spezifische Anlagerisiken nicht unbeachtet bleiben.
So ist zu beachten, dass Immobilien stets regional gebundene Investitionen sind und folglich einer
erhöhten Anfälligkeit auf Veränderungen in der regionalen Wirtschaftsstruktur, den damit verbunde-
nen demografischen Veränderungen und verschiedenartigen Dynamiken unterliegen. Regionale
Marktkenntnisse sind somit unabdingbar90
.
Insbesondere in Jena spielt der Wandel der Demografie eine bedeutende Rolle. Infolge des jungen
Durchschnittsalters (42,5 Jahres91
) und der teilweisen Nutzung der Immobilien als Wohngemeinschaft
treten sehr häufig Mieterwechsel auf. Darunter verbergen sich einerseits eventuelle Mietausfälle, (dem
Tatbestand zu schulden, dass Studierende keine vermögende Bevölkerungsgruppe darstellen), anderer-
seits erhöhte Renovierungskosten einhergehend mit Sachbeschädigungen und Verwaltungsaufwand.
Denkbar wären ferner Probleme bei der Mietanpassung und erhöhte Schwierigkeiten bei Kündigun-
gen, vornehmlich im Falle von Untermiete92
.
Betrachten wir die demografischen Trends für die nächsten Jahrzehnte, werden sich die regionalen
Ungleichheiten zunehmend verstärken. Die Zahl der Einwohner in Deutschland wird bis 2060 um
84 Vgl.: Spiegel Online: Deutschland schwelgt im Immobilien-Boom, vom 29.01.2011, zugegriffen am 13.10.2011. 85 Siehe Anhang: Abbildung 2. 86 Vgl.: Deutsches Statistisches Bundesamt: Preisindizes für Wohnimmobilien, 2010, S. 8. 87 Vgl.: Deutsche Bank Research: Deutsche Wohnimmobilien, 2010, S. 9. 88 Vgl.: Deutsche Bundesbank: Deutsche Wohnimmobilien, 2010, S. 9.
89 Vgl.: Deutsche Bank Research: Deutsche Wohnimmobilien, 2011, S. 4ff.. 90 Vgl.: Deutsche Bank Research: Deutsche Wohnimmobilien, 2011, S. 6. 91 Vgl.: Thüringer Landesamt für Statistik, 2011, S. 2. 92 Vgl.: Niehues, K.: Immobilien als Vermögensanlage, 1997, S.14ff..
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
22
weitere 16 % schrumpfen93
. Hingegen dürften die Zahlen der Haushalte sowie die durchschnittliche
Wohnfläche je Einwohner noch einige Jahre steigen94
.
Dies wird indes nur in den wachstumsstarken Regionen auch zu Nachfragezuwächsen führen, wie
beispielsweise in Jena. In strukturschwachen Gebieten wird die Abwanderung der jüngeren Bevölke-
rung die Wohnungsmärkte erheblich belasten95
. Investoren mit einem langen Anlagehorizont müssen
diese Entwicklungen bereits heute berücksichtigen.
Darüber hinaus implizieren die regionalen Varianzen zwischen den deutschen Wohnungsmärkten auch
die ungleich ausgeprägte Sicherheit vor Inflation. So kann man heutzutage nicht davon ausgehen, dass
Immobilien per se vor Preissteigerungen schützen. Vielmehr gilt eine detaillierte, individuell vom
Standort abhängige Marktanalyse96
.
2.2.1.3 Zukunftssicherheit von Wohnungsimmobilien
Nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik ist ein monotoner Anstieg der Einwohnerzah-
len von Jena zu erkennen. Waren es 2001 noch 101.157 Einwohner, so sind mittlerweile 105.129 Ein-
wohner (inklusive Nebenwohnsitz) gemeldet. Diese Entwicklung ist fast ausschließlich auf die hohen
Zuzugszahlen der Studierenden zurückzuführen. In Folge dessen stieg der Anteil der Gruppe der
18 bis 25-jährigen an der Gesamtbevölkerung von 8,8 % auf 12,5 %97
. Die durchschnittliche Haus-
haltsgröße sank von 2,8 Personen im Jahre 2001 auf 2,0 Personen im Jahr 2010. Dadurch wird die
Anzahl der Wohnraum nachfragenden Haushalte konstant bleiben98
.
Im Durchschnitt dürften die Wohnungspreise in Deutschland in den kommenden Jahren allmählich
steigen. Selbiges gilt für die Wohnungsbaugenehmigungen und Fertigstellungszahlen, wobei sich die
Bautätigkeit auf die wirtschaftstarken Zuzugsregionen konzentrieren wird. Diese Zunahme resultiert
unter anderem aus der Einbeziehung des selbstgenutzten Wohneigentums in die geförderte Altersvor-
sorge (Riester-Rente)99
.
Neben den Wohnungspreisen verzeichnen auch die Mieten einen konstanten bis leicht wachsenden
Trend100
. Eine Beobachtung der letzten Dekade lässt einen Anstieg von rund 1 % im Raum Jena er-
kennen101
.
Wenn weitere Entscheidungsfaktoren, wie die Sorge vor neuen Turbulenzen auf den Kapitalmärkten
oder die Angst vor höheren Inflationsraten, verbunden mit der Erwartung, dass eine Immobilie vor
Inflation schützt, an tragender Bedeutung gewinnen, werden sicherheitsorientierte Anleger nach risi-
koärmeren Wohnungsmarktsegmenten Ausschau halten. Dies dürfte dann eher die guten bis sehr guten
Innenstadtlagen der wirtschaftsstarken Großstädte und etablierten Universitätsstädte (z.B. Jena) be-
93Vgl.: Deutsches Statistisches Bundesamt Deutschland, 2011, S. 12f. 94 Siehe Anhang: Abbildung 3. 95 Vgl.: Deutsches Statistisches Bundesamt Deutschland: Entwicklung der Privathaushalte, 2011, S.10ff.. 96 Vgl.: Deutsche Bank Research: Deutsche Wohnimmobilien, 2011, S. 5. 97 Vgl.: Serviceagentur Demografischer Wandel, 2011, S.1. 98 Vgl.: Thüringer Landratsamt für Statistik: Entwicklung der Privathaushalte, 2001, S.1. 99 Vgl.: Bundesministerium für Finanzen: Wohn-Riester, 2008, S. 1. 100 Vgl.: Deutsche Bank Research: Deutsche Wohnimmobilien, 2010, S. 6. 101 Siehe Anhang: Abbildung 4.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
23
günstigen. Das sind also jene Segmente, in denen die stärkste Nachfrage in den kommenden Jahren
entstehen wird102
.
„Wohngebäude sind inflationssicher“ wird die Statistik des Institutes der deutschen Wirtschaft (IW)
bezüglich der Dynamik von Direktinvestitionen in deutsche Wohnimmobilien103
überschrieben. In
dieser Assetklasse stieg die Rendite im Durchschnitt korrespondierend mit der Inflationsrate. Begrün-
den lässt sich das vor allem mit der Option, dass Investoren die Miete an den Verbraucherpreisindex
koppeln können und den Inflationsschutz folglich vertraglich vereinbaren104
.
Angesichts der untersuchten Faktoren bleiben die Aussichten für die deutsche Immobilienwirtschaft in
den nächsten Jahren positiv.
2.2.1.4 Beispielrechnung einer Investition in Wohnungsimmobilien
Im Folgenden betrachten wir die Wertentwicklung der gekauften Wohnimmobilie im Stadtzentrum
von Jena in Höhe von 100.000 EUR. Auch hier gehen wir nicht auf wertmindernde- und
-beeinflussende Faktoren ein, sondern betrachten ausschließlich die Wertentwicklung von 2002 bis
2011.
Entwicklung der Durchschnittsrenditen von Wohnimmobilien in Deutschland105
Die vorherige Berechnung zeigt, dass ein Anleger hinsichtlich der Entwicklung der Durchschnittsren-
diten der letzten Dekade etwa 56.000 EUR Wertzuwachs erhalten hätte.
102 Vgl.: TLG Immobilien: Immobilienmarkt Ostdeutschland 2011, S.4. 103 Vgl.: Caroli, M.: Die Immobilie im Spannungsfeld zwischen Markt und Inflation, 2011, S. 4ff.. 104 Vgl.: Focus Online: Vorsicht bei eingebauter Mieterhöhung, vom 23.04.2008, zugegriffen am 27.10.2011. 105 Vgl.: Schick, M.: http://www.schick-immobilien.de/..., zugegriffen am 18.02.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
24
2.2.2 INVESTMENT GEWERBEIMMOBILIE – STANDORT FRANKFURT AM MAIN
2.2.2.1 Kurzbeschreibung von Gewerbeimmobilien
Beim Direktinvestment in Immobilien sind prinzipiell zwei ausgewählte Arten von Immobi-
lien zu differenzieren. Zum einen sind das Objekte in Form von Ein- und Mehrfamilienhäusern, die zu
Wohnzwecken dienen, zum anderen Gewerbeimmobilien, die vom Mieter oder Pächter zu gewerbli-
chen Zwecken genutzt werden. Diese können beispielsweise in Industrie-, Handels- und Büroimmobi-
lien differenziert werden106
.
Im folgenden Beispiel betrachten wir einen risikoaversen Anleger mit 100.000 EUR Investitionsvolu-
men in Büroflächen des „WestendGate Wolkenkratzers“ von Frankfurt am Main. Diese Stadt ist Fi-
nanzzentrum, multinationaler Messe- und Handelsplatz und damit Knotenpunkt im weltweiten Han-
delssystem107
. Abgesehen davon bietet diese Immobilie eine zentrale Lage, ideale Verkehrsanbindun-
gen und eine hohe Dichte der Dienstleitungsbranche, was einen zukunftsträchtigen und nachhaltigen
Unternehmensstandort auszeichnet108
.
Das Motto „Tempo“ ist in der schnelllebigen Stadt nahezu überall zu spüren, auch bei dem Kauf von
Immobilien. Institutionelle Anleger investieren besonders im Europaviertel und Westend109
. Mit einem
jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 180.000 m² Bürofläche und einem steigenden Büroflächen-
umsatz von etwa 380.000 m² (2009) auf rund 500.000 m² im Jahr 2011 weist die Entwicklung des
Frankfurter Büroimmobilienmarktes einen steigenden Trend auf110
. Nach derzeitigem Stand kann erst
ab 2013 mit einem höherwertigen Flächenangebot durch Neubauten oder Totalsanierungen gerechnet
werden111
.
Auch die Mieten lassen einen Aufwärtstrend erkennen. Lag die Spanne der Spitzenmieten 2009 noch
zwischen 330 und 350 Indexpunkten112
, so notierte diese im vergangenen Jahr bei 375 Indexpunkten113
im Bankenviertel, Westend und in der Innenstadt114
.
Die zunehmende Aktivität auf dem Frankfurter Immobilienmarkt hat sich vorerst nur gering auf die
Spitzenmiete ausgewirkt. Die Spitzenmiete gibt die höchste, nachhaltig erzielbare Nominalmiete in
EUR / m²/Monat in der jeweiligen Toplage in einem erstklassigen Gebäude mit erstklassiger Ausstat-
tung an. Sie basiert sowohl auf den in einem bestimmten Zeitraum getätigten Mietvertragsabschlüssen,
als auch auf der Marktübersicht der Vermietungsabteilungen vor Ort. Frankfurt befindet sich bezüg-
lich der Spitzenmieten auf einer ausgeglichenen Position zwischen beschleunigtem Mietkostenwachs-
tum und verlangsamtem Mietkostenrückgang115
.
106 Vgl.: Hartmann, G.: Immobilien als Kapitalanlage: http://www.immobilien-kapitalanlage.info/.. zugegriffen am
10.10.2011. 107 Vgl.: Lück, W.: Prognose von Gewerbemieten in Deutschland, 2005, S. 59 ff.. 108 Vgl.: Aberdeen Immobilien: http://www.westendgate.com/..., zugegriffen am 08.11.2011. 109 Vgl.: Capital Online: Back in Business - Die besten Wohnlagen in Frankfurt am Main vom 19.05.2011, zugegriffen am
24.10.2011. 110 Siehe Anhang: Abbildung 5. 111 Vgl.: Jones Lang LaSalle: Frankfurt – Der Markt für Büromieter, 2011, S.4. 112 Der Mietpreisindex ist eine Zahlenreihe, die Veränderungen der Wohnungsmietpreise beschreibt. 113 Siehe Anhang: Abbildung 6. 114 Vgl.: Zeiske, T.: Frankfurts Bürovermietungs- und Investmentmarkt, 2011, S.3. 115 Siehe Anhang: Abbildung 7.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
25
Bei sich fortsetzender steigender Nachfrage, speziell in hochqualitativen Toplagen, wird die Spitzen-
miete im weiteren Jahresverlauf voraussichtlich einen Anstieg auf 400 Indexpunkte erfahren116
.
2.2.2.2 Risiken von Gewerbeimmobilien
Gewerbeimmobilien werden nahezu fortlaufend über eine Laufzeit von mindestens zehn Jahren ver-
mietet oder verpachtet. Eine genaue Kalkulation ist nicht nur aus diesen Gründen schwer möglich.
Ferner ist zu berücksichtigen, ob und wie viele Büroräume in der Praxis wirklich angemietet werden.
Gleiches gilt auch für Einkaufszentren, da nicht konkret absehbar ist, wie viele Geschäftsflächen ver-
mietet werden können117
.
Hinzu kommen nicht vorhersehbare Kosten hervorgerufen durch immobilienspezifische Risiken, wie
beispielsweise schlechte Bauqualität, hohe Instandhaltungskosten, Reparaturen und Revitalisierung.
Unter Revitalisierung wird die Anpassung einer Immobilie an geänderte Marktverhältnisse verstanden,
wobei der Nutzungswert beibehalten oder erhöht wird. All diese genannten Kosten können zu einer
schlechten Rendite führen118
.
Aufgrund der Fläche besteht bei Gewerbeimmobilien häufig ein deutlich höheres unternehmerisches
Risiko, als es zum Beispiel bei vermieteten Mehrfamilienhäusern der Fall ist. Denn im Vergleich fin-
det man meist deutlich schneller einen neuen Mieter für eine Wohnung, als einen oder mehrere Mieter
von Geschäftsflächen. Daher eignet sich die Kapitalanlage in Gewerbeimmobilien deutlich weniger
für Privatpersonen. In der Praxis sind es deshalb eher Unternehmen oder sehr finanzstarke Privatleute,
welche diese Art des Immobilien-Investments nutzen119
.
Das signifikante Risiko, das zugleich für alle anderen Immobilienanlagen ebenso zutreffend ist, liegt
in dem Qualitätsmerkmal „Lage“. Mitunter kann es eine sehr aufwendige und zeitintensive Angele-
genheit sein, eine optimale Immobilie an einem idealen Ort zu finden. Dieser Faktor bestimmt jedoch
nachhaltig den Vermarktungserfolg und die Ertragschancen einer Liegenschaft120
, denn es gilt, je bes-
ser die Makro- und Mikrolage, desto höher die Werthaltigkeit. Die Makrolage bezieht sich auf die
Region, Stadt oder Stadtteil. Die Mikroanlage hingegen beschreibt die nähere Umgebung, Anbindung
an öffentliche Verkehrsmittel, Immissionsbelastung, zukünftige Entwicklung der Lage und ähnliches.
2.2.2.3 Zukunftssicherheit von Gewerbeimmobilien
Bezogen auf das WestendGate in Frankfurt am Main sind, u.a. durch die enge Verflechtung von Fi-
nanzplatz und Immobilienwirtschaft, sowie die räumliche Nähe und Verwobenheit zwischen den ein-
zelnen Branchen, exzellente Voraussetzungen für eine langlebige und gewinnbringende Investition im
Bereich Gewerbeimmobilien gegeben121
.
116 Vgl.: Jones Lang LaSalle: Frankfurt – Der Markt für Büromieter, 2012, S.4. 117 Vgl.: Hartmann, G.: Immobilie als Kapitalanlage: http://www.immobilien-kapitalanlage.info/..., zugegriffen am
10.10.2011. 118 Vgl.: HypoVereinsbank: Sigma The Cube, http://www.hvp.de zugegriffen am 30.10.2011. 119 Vgl.: Hartmann, G.: Immobilie-Kapitalanlage: http://www.immobilien-kapitalanlage.info/..., zugegriffen am 10.10.11. 120 Vgl.: Geyer, H.: Immobilien und ihre Finanzierung, 2008, S. 52. 121 Vgl.: Trippen, S.: Die Bau- und Immobilienwirtschaft in FrankfurtRheinMain, 2009, S. 14 ff..
. Von einst. 4,6 % im Jahr 2007 ist im Dezember 2011 eine Dotie-
rung bei 5,9 % zu verzeichnen, wie Abbildung 8 (siehe Anhang) verdeutlicht126
.
Während die Inflation bei angelegtem Kapital in der Regel zu enormen Verlusten führt, steigen Im-
mobilien im Wert aufgrund des verhältnismäßig gleichen Anstieges der Mieten mit der Inflation127
.
Der Blick in die Zukunft legt besonderes Augenmerk auf Renditeimmobilien, wie beispielsweise Pfle-
geheime. Besitzer profitieren von einem sicheren Zukunftsmarkt mit wachsender Nachfrage. Aufgrund
der demografischen Entwicklung128
werden in Zukunft viele Pflegeplätze benötigt. Der Staat wird
diese nicht zur Verfügung stellen können, so dass - ohne Privatinvestitionen - ein Pflegenotstand
droht. Renditeimmobilien sind somit lukrative, soziale und nachhaltige Wertanlagen.
2.2.2.4. Beispielrechnung einer Investition in Gewerbeimmobilien
Im Folgenden betrachten wir die Wertentwicklung der gekauften Bürofläche im Westend in Frankfurt
am Main. Vorab ist zu konstatieren, dass sämtliche wertmindernde und -beeinflussende Faktoren au-
ßer Acht gelassen werden. Ferner werden anfallende Kosten, zum Beispiel Instandhaltungskosten oder
steuerliche Vorteile, wie die Verrechnung mit Mieteinnahmen et cetera nicht berücksichtigt. Es wird
lediglich die reine Wertentwicklung der Gewerbeimmobilie in den letzten zehn Jahren untersucht.
122 Vgl.: Geyer, H.: Immobilien und ihre Finanzierung, 2008, S.22. 123 Vgl.: Hartmann, G.: Immobilie-Kapitalanlage: http://www.immobilien-kapitalanlage.info/..., zugegriffen am 10.10.2011. 124 Vgl.: Jones Lang LaSalle: Risikoadjustierte Renditen vs. Spitzenrenditen –was ist aussagekräftiger?,2011, S. 5. 125 Siehe Anhang: Abbildung 8. 126 Vgl.: Jones Lang Lasalle: Frankfurt – Der Markt für Büromieter, 2012, S.4 f. 127 Vgl.: Focus Online: , http://www.inforseiten.focus.de vom 08.11.2011. 128 Gemäß der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts wird die Anzahl an über 60jährigen bis zum
Jahr 2060 auf ca. 40 % steigen. Im Vergleich zum Jahr 2011 entspricht dies einer Erhöhung um 14,7 %.
(Vgl.: Deutsches Statistisches Bundesamt: http://www.destatis.de/..., zugegriffen am 06.03.2012.)
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
27
Im Jahr 2002 hat ein sicherheitsorientierter Anleger 100.000 EUR in Büroflächen in Frankfurt am
Main investiert. Betrachten wir die Durchschnittsrenditen129
Die vorherige Berechnung der Wertänderung mit den Durchschnittsrenditen für deutsche Büroflächen
der letzten Dekade zeigt, dass ein Anleger etwa 65.000 EUR Wertzuwachs erhalten hätte.
Ein Vergleich mit der Wertentwicklung von Wohnimmobilien verdeutlicht, dass im Bereich von Ge-
werbeimmobilien eine höhere Wertsteigerung (um 9.000 EUR) erzielbar gewesen wäre.
Die vorangegangene Analyse deckt auf, dass trotz der zu beachtenden Risiken hinreichend Vorteile
vorhanden sind, die Immobilien als langfristige Kapitalanlage auszeichnen. Insbesondere Sicherheit,
steuerliche Vorteile, Inflationsschutz, nachhaltige Wertsteigerung sowie die Betrachtung der bereits
aufgezeigten künftigen Entwicklung begründen eine Investition in dieses Vermögenssegment.
2.3 Anteile an Rohstoffförderungsunternehmen
Im Folgenden wird nun eine Anlage in Aktien der Rohstoffförderungs-Unternehmen BHP Billiton und
ExxonMobil analysiert. Diese belegen im Ranking der größten Unternehmen der Welt (gemessen am
Marktwert) beide Platz eins (Financial Times, Juli 2011130
)131
. Mit der Investition in BHP Billiton
betrachten wir eine Unternehmung, die eine ganze Bandbreite von Rohstoffen anbietet. ExxonMobil
hingegen konzentriert sich nur auf die Förderung von nur zwei Rohstoffen. Welche Anlagemöglich-
keit für unseren Anleger nun profitabler bzw. sicherer ist, wird sich im folgenden Abschnitt zeigen.
129 Vgl.: Jones Lang LaSalle: Europäische Büroimmobilienmärkte bleiben auf Kurs, 2011, S.5 f. 130 Vgl.: Dullforce, Annebritt: Global 500, 2011, S. 1. 131 BHP Billiton wird hier als wirtschaftliche Einheit aus BHP Billiton Ltd. und BHP Billiton Plc. betrachtet.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
28
2.3.1 INVESTMENT IN BHP BILLITON LIMITED
Betrachten wir nun das Szenario, indem unser fiktiver Anleger 100.000 Euro über 10 Jahre in Aktien
des Mienenunternehmens BHP Billition Ltd. investiert hat.
2.3.1.1 Kurzbeschreibung des Unternehmens BHP Billiton132
Das australisch-britische Rohstoffunternehmen BHP Billiton entstand im Juni des Jahres 2001 im Zu-
ge einer Fusion des australischen Rohstoffkonzerns BHP Limited (heutiger Name BHP Billiton Li-
mited) und dem in Großbritannien ansässigen Metall- und Bergbauunternehmen Billiton PLC (heute
BHP Billiton PLC*133
). Ihr gemeinschaftlicher Hauptsitz befindet sich in Melbourne, Australien.
Durch die Fusion wurde das Unternehmen der weltweit größte Bergbaukonzern sowie der größte Koh-
leförderer134
. Ferner stellt das Unternehmen den drittgrößten Eisenerzproduzenten, einen der weltweit
führenden Produzenten von Kupfer, Silber, Blei und Zink, sowie einen der größten Lieferanten von
auf dem Seeweg geförderter Kokskohle dar135
. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Konzern zu
den weltgrößten Rohstoffkonzernen zählt136
. Für seine Geschäftstätigkeit besitzt die Unternehmung
international eine Reihe von Minen, Schmelzhütten und anderen Anlagen137
.
Die BHP Billiton existiert als sogenannte dual-listed-Company. Diese besteht aus den oben genannten
Gesellschaften BHP Billiton Limited, welche 60 % und der beteiligten Holdinggesellschaft BHP Billi-
ton Plc*, welche 40 % der Anteile hält. Beide Unternehmen unterstehen hierbei sowohl einem ge-
meinsamen Vorstand, als auch Aufsichtsrat, verfügen über eine gemeinsame Zentrale in Australien
und agieren gemeinschaftlich unter der Firma BHP Billiton. Sie bilden eine wirtschaftliche Einheit,
wobei die Gesellschaften jedoch weiterhin separat fortbestehen. Es liegt somit eine Unternehmens-
struktur vor, bei der die Unternehmen unter ihrem jeweiligen Namen an der entsprechenden Börse
notiert sind, aber nicht dieselben Eigenkapitalgeber besitzen müssen. Trotzdem haben die Aktionäre
jedes Unternehmens Stimmrechte und wirtschaftliche Ansprüche in beiden Unternehmen. Die Börsen-
notierung fand gemeinschaftlich am 29.06.2001 statt138
. Die Aktien der BHP Billiton PLC* sind hier
sowohl in London, als auch an der Börse in Johannisburg (Zweitnotierung) notiert. Den Handelsplatz
der Aktien der BHP Limited stellen die Australische sowie die New Yorker Börse dar.
Das Förderspektrum der BHP Billiton umfasst insgesamt über 20 Rohstoffe, darunter Eisenerz, ver-
schiedene Kohlearten, Aluminium, Buntmetalle, Nickel, Diamanten und Mangan, Erdöl, nicht-
rostende Stähle und Uran, unedle Metalle wie Zink, Kupfer, Silber und Blei, Titan, Mineralien sowie
Gas. Von besonderer strategischer Bedeutung sind hierbei vor allem der Abbau von Kohle und die
Gewinnung von Eisenerz. Diese werden insbesondere für die Stahlproduktion benötigt.
Zusammengenommen sind die beiden Unternehmen, also BHP Billiton als wirtschaftliche Einheit, laut
der Financial Times Deutschland vom 21.07.2011 das wertvollste Unternehmen der Welt, gemessen
an der Marktkapitalisierung. Ferner erwirtschaftete die Unternehmung im Geschäftsjahr 2010/2011
132Alle genannten Daten dieses Abschnittes stammen, soweit nicht anders angegeben, von der firmeneigenen Website von
BHP Billiton Ltd.: http://www.bhpbilliton.com, zugegriffen am 02.02.2012. 133 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird die BHP Billiton Plc. jeweils mit einem Stern* gekennzeichnet. 134 Vgl.: Finanzen.Net: http://www.finanzen.net/..., zugegriffen am 01.03.2012. 135 Vgl.: Finanzen.Net: http://www.finanzen.net/..., zugegriffen am 01.03.2012. 136 Vgl.: Finanzen Net: http://www.finanzen.net/..., zugegriffen am 01.02.2012. 137 Siehe Anhang: Abbildung 12. 138 Die Kursverläufe beider Aktien sind im Anhang, Abbildung 13 zu entnehmen.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
29
mit 23,946 Mrd. USD den bisher größten Gewinn, den je ein australisches Unternehmen erwirtschaf-
te139
.
2.3.1.2 Risiken der BHP Billiton140
Der Unternehmung stehen durch ihre Geschäftstätigkeit diverse Risiken gegenüber. In diesem Teil der
Arbeit sollen die speziellen Risiken der BHP Billiton näher betrachtet werden, da diese das Betriebs-
ergebnis und in Folge dessen die Cash Flows an die Eigenkapitalgeber der Unternehmung sowie mit-
telbar den Kurs der Aktie beeinflussen. Unser fiktiver Anleger sollte sich dieser wertbeeinflussenden
Faktoren daher bewusst sein.
Risiken durch die Endlichkeit von Rohstoffen
Die Unternehmung handelt mit Rohstoffen, welche sie selbst abbaut. Sie besitzt nicht wie Betriebe des
industriellen Gewerbes technische Anlagen, um Güter herzustellen. Die BHP Billiton baut vorhandene
Rohstoffe lediglich ab und ist infolge dessen auf die natürlichen Vorkommnisse der Rohstoffe ange-
wiesen. Über diese Vorkommnisse bestehen letztendlich lediglich Schätzungen und Annahmen. Un-
zweifelhaft ist die Unternehmung genau aus diesem Grund ständig auf der Suche nach neuen Roh-
stoffquellen. So kaufte sie auf der Suche nach weiteren Rohstoffvorkommnissen diverse Unternehmen
auf, wie zum Beispiel den Öl- und Gasförderer Petrohawk im Juni 2011. Durch diesen Zukauf konnte
sie ihre Öl- und Gasproduktion nahezu verdreifachen141
. Auch das amerikanische Energieunternehmen
Chesapeake wurde zu Beginn des Jahres 2011 übernommen und so sicherte sich BHP Billiton den
Einstieg in das Gasgeschäft aus unkonventionellen Quellen.
Risiken durch die Abhängigkeit von der chinesischen Nachfrage
Der chinesische Markt ist für das Unternehmen von größter Bedeutung, denn dieser nimmt für die
BHP Billiton eine tragende Rolle als Rohstoffnachfrager ein. So ist China beispielsweise der weltgröß-
te Stahlkonsument142
. Für die Produktion von Stahl werden unter anderem Koks sowie Eisenerz benö-
tigt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass China für BHP Billiton den umsatzstärksten Abnehmer
ihrer Rohstoffe darstellt143
. Allein hier wurden Umsätze im Geschäftsjahr Juni 2010 bis Juni 2011 in
Höhe von 20,261 Mrd. USD generiert. Dies entspricht ca. 30 % des Gesamtumsatzes im Geschäftsjahr
2010/2011. Bereits in den vergangenen beiden Geschäftsjahren war der chinesische Markt, gemessen
am Umsatz, der größte Abnehmer der abgebauten Rohstoffe. Es besteht daher eine starke Abhängig-
keit zum chinesischen Markt.
Risiken durch Schwankungen der Rohstoffpreise
Wie bereits dargestellt, handelt das Unternehmen mit einer Vielzahl von Rohstoffen. Die Preise dieser
Rohstoffe bestimmen sich dabei am Weltmarkt durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfra-
ge. Offenkundig werden durch Änderungen des Angebots bzw. der Nachfrage Preisschwankungen
139 Vgl.: FAZ Online: Der Widerstand wächst, vom 30.08.2011, zugegriffen am 01.03.2012. 140 Die Informationen über die Risiken stammen, insofern nicht zusätzliche Angaben vermerkt, aus dem Geschäftsbericht der
BHP Billiton für das Geschäftsjahr 06/2010 bis 06/2011. 141 Vgl.: Handelsblatt Online: BHP Billiton baut Öl-Sparte aus, vom 15.07.2011, zugegriffen am 01.03.2012. 142 Vgl.: Handelsblatt Online: China lässt den Stahlmarkt abkühlen, vom 20.10.2011, zugegriffen am 01.03.2012. 143 Vgl.: BHP Billiton: http://www.bhp-billiton.com, zugegriffen am 31.01.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
30
hervorgerufen. Diese Schwankungen haben naturgemäß Einfluss auf den Erfolg der Unternehmung.
Das Angebot von Rohstoffen kann beispielsweise durch Naturkatastrophen beeinflusst werden. So
hatten unter anderem die starken Regenfälle in Australien im Jahr 2010/2011 verheerende Folgen für
die Unternehmung und die Rohstoffpreise. Die Mienen von BHP Billiton in Queensland waren wo-
chenlang durch Überschwemmungen außer Betrieb, was erhebliche Produktionsausfälle hervorrief.
Auch die Transportschienen waren durch die Regenfälle nicht nutzbar. Die Wiederaufnahme konnte
nur langsam erfolgen und so war der Kohleabbau lange Zeit beeinträchtigt144
. Dies hatte zur Folge,
dass insbesondere der Preis für Kohle enorm anstieg145
. Dennoch muss berücksichtigt werden, dass die
BHP Billiton über ein breites Rohstoffportfolio verfügt und daher teilweise in der Lage ist, Schwan-
kungen einzelner Rohstoffpreise auszugleichen.
Risiken durch Wechselkursschwankungen
Die Unternehmung fördert in vielen Ländern der Erde Rohstoffe. Es entstehen dabei in jedem Land
diverse Betriebskosten, die im jeweiligen Land zu zahlen sind (z.B. Löhne oder Ausrüstungen). Somit
steht der Unternehmung eine Vielzahl von Währungen und Wechselkursen gegenüber. Die wichtigsten
Währungen stellen dabei für die BHP Billiton der australische Dollar (AUD), der Südafrikanische
Rand, der Chilenische Peso, der Brasilianische Real und der Amerikanische Dollar dar. Währungen
unterliegen naturgemäß ebenfalls Schwankungen, da sich die Preise durch das Zusammenspiel von
Angebot und Nachfrage ergeben. Das Unternehmen ist nach eignen Aussagen nur teilweise in der
Lage, diese Schwankungen zu hedgen146
.
Risiken durch die Abhängigkeit von Vertragspartnern
BHP Billiton betreibt Minen und Anlagen in verschiedensten Ländern der Erde, wie beispielsweise in
Algerien, Australien, Großbritannien, Kanada, Pakistan, Südamerika, Südafrika und den USA147
. Ins-
gesamt ist sie an über 39 Standorten / Betriebsstätten aktiv. Diese Anlagen betreibt sie größtenteils mit
Joint-Venture-Partnern. Dadurch entsteht eine große Abhängigkeit von den jeweiligen Geschäftspart-
nern. Risiken hierbei ergeben sich vor allem, wenn die Vertragspartner die ihnen obliegenden Pflich-
ten nicht erfüllen. Ferner besitzt die Unternehmung sowohl einen weltweiten Kundenstamm148
, als
auch verschiedenste Verträge mit Lieferanten und Finanzinstituten. Auch bei diesen Stakeholdern ist
sie auf die Erfüllung der vertraglich geregelten Verpflichtungen angewiesen.
Risiken durch politische Ereignisse in den jeweiligen Ländern der Niederlassungen
Wie bereits beschrieben, ist die Unternehmung weltweit aktiv und verfügt über eine Vielzahl von
Produktionsstätten. Folglich birgt jedes Land verschiedenste politische Risiken. Nicht nur Unruhen,
Verstaatlichungen und terroristische Anschläge stellen eine Gefahr dar. Auch Änderungen von ein-
schlägigen Gesetzen und Regelungen (beispielsweise Steuergesetze, Regelungen über Lizenzgebühren
sowie Vorschriften zum Im- und Export), und von bestehenden Verträgen, behördliche Auflagen, Re-
gierungswechsel und damit verbundene Änderungen können eine Problemlage verursachen. Diese
wiederum beeinflusst das Betriebsergebnis der BHP Billiton negativ.
144 Vgl.: Handelsblatt Online: BHP Billiton fördert mehr Eisenerz denn je, vom 20.07.2011, zugegriffen am 01.02.2012. 145 Vgl.: FAZ Online: Medienschau: Rekordzahlen von Intel, vom 20.04.2011, zugegriffen am 01.02.2012. 146 Vgl.: BHP Billiton: http:.//www.bhp-billiton.com, zugegriffen am 01.03.2012. 147 Siehe Anhang: Abbildung 17. 148 Siehe Anhang: Abbildung 18.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
31
Operationelle Risiken
Daneben gibt es, wie in jeder anderen Unternehmung auch, die Gefahr operationeller Risiken. Diese
können zum Beispiel durch den Mangel an Fachpersonal verursacht werden. Die Unternehmung benö-
tigt gut ausgebildetes und qualifiziertes Personal im Bereich Ingenieurwesen für den Bau von Pipe-
lines, für den technischen Service sowie für den Bau und die Wartung ihrer Anlagen. Weiterhin erfor-
dern der Betrieb der Anlagen sowie die Produktion Hilfs- und Betriebsstoffe. Die Verfügbarkeit dieser
muss daher ständig gewährleistet sein, um Produktionsbeeinträchtigungen zu verhindern.
Finanzwirtschaftliche Beurteilung des Risikos
Beschreiben wir nun das Risiko der Unternehmung mit Hilfe von finanzwirtschaftlichen Kennzahlen.
Da, wie bereits geschildert, beide Unternehmen separat fortbestehen, unterscheiden sich naturgemäß
die Risikofaktoren. In der folgenden Risikoanalyse betrachten wir daher lediglich das australische
Unternehmen BHP Billiton Ltd., da dieses mehr als die Hälfte der Anteile hält.
Folgende Kennzahlen weist die BHP Billiton Ltd. auf149
:
Volatilität der letzten 10 Jahre: 9,07 EUR
Korrelation: 0,729
Beta: 0,972
Die Volatilität gibt die durchschnittliche Abweichung der einzelnen Aktie in der Vergangenheit vom
Erwartungswert an150
. Die durchschnittlichen Schwankungen der vorliegenden Aktie betrugen im Jahr
2011 3,07 Euro (4,65 AUD151
) und nahmen im letzten Quartal des Jahres 2011 den Wert von 1,053
Euro (1,82 AUD) an. Die Aktie weist damit, verglichen mit den Kurswerten von 2002 bis 2011, im
Jahr 2011 größere Schwankungen auf. Die 10-Jahres-Volatilität liegt bei 9,07 EUR (12,67 AUD).
Die Korrelation stellt den Grad der Abhängigkeit des einzelnen Wertpapieres zum Gesamtmarkt dar.
Hierbei sagt sie aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich die einzelne Aktie in welche Richtung bei
Änderungen des Marktes bewegt. Vorliegend besteht zwischen der BHP Billiton Ltd. Aktie und dem
gesamten Mark eine positive Korrelation in Höhe von 0,729. Damit bewegte sich die vorliegende Ak-
tie mit einer Wahrscheinlichkeit von 72,9 % in dieselbe Richtung wie der Markt. Weiterhin untersuch-
ten wir die Korrelation zu ausgewählten Indizes152
. Dabei weist die Aktie der BHP Billiton Ltd. eine
positive Korrelation in Höhe von 0,839 zum Deutschen Aktien Index (DAX), sowie eine positive Kor-
relation zum australischen S&P/ASX 200153
in Höhe von 0,707 auf. Damit besteht zu den genannten
Indizes ein starker statistischer Zusammenhang. Die Aktie bewegt sich folglich mit größerer Wahr-
scheinlichkeit in Richtung des DAX, als auch des S&P/ASX200.
Die Kennzahl Beta gibt an, in welchem Umfang sich das einzelne Wertpapier in der Vergangenheit
bei Änderungen des allgemeinen Marktes um einen Prozentpunkt verändert hat und misst daher die
Stärke der Kursschwankung der Aktie relativ zu den Schwankungen des Gesamtmarktes. In diesem
149 Vgl.: Thomson Reuters Datastream, zugegriffen am 29.02.2012. 150 Vorliegend wird die Aktie an der Australischen Börse in australischen Dollar behandelt, unser Anleger lebt jedoch in
Deutschland und kauft die Aktie in Euro an der Xetra. Wir werden daher die nachfolgenden Werte in Euro angeben, die
Werte in australischen Dollar befinden sich jeweils in Klammern. 151 Die Abkürzung AUD steht für „Australische Dollar“. 152 Siehe Anhang: Abbildung 19 und Abbildung 20. 153 Ein von Standard & Poor´s gemanagter Index, der die 200 größten (nach Marktkapitalisierung) an der Australischen Börse
gehandelten Unternehmen enthält.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
32
Zusammenhang spricht man auch vom „systematischen Risiko“. Vorliegend beträgt dieses Risiko der
BHP Billiton Ltd. 0,972. Damit änderte sich die Aktie in der Vergangenheit um 0,97 %, wenn sich der
Gesamtmarkt um ein Prozent änderte. Folglich schwankte die Aktie im Verhältnis zum Gesamtmarkt
geringer. Sie nahm daher an positiven Entwicklungen in kleinerem Umfang als der Markt teil, aber
sank bei negativen Entwicklungen auch weniger tief als der Markt. Tatsächlich ist die Schwankung
aber kaum messbar und somit weniger relevant.
2.3.1.3 Beispielrechnung einer Investition in Aktien der BHP Billiton
Wie dargestellt, ist der Erfolg der Unternehmung von verschiedensten Faktoren abhängig. Im Folgen-
den soll nun untersucht werden, ob eine Investition in die BHP Billiton Aktien trotzdessen sinnvoll
sein kann. Wir gehen hierbei davon aus, dass wir vor 10 Jahren, also im Jahre 2002, 100.000 Euro in
Wie beschrieben, agieren beide Unternehmen gemeinschaftlich unter der Bezeichnung BHP Billiton
und ein Aktionär hat sowohl Stimmrechte, als auch wirtschaftliche Ansprüche in beiden Unternehmen.
Somit ist es grundsätzlich irrelevant, ob wir in BHP Billiton Plc* oder BHP Billiton Ltd. investieren.
Ferner ist es nicht verwunderlich, dass bei Betrachtung der Kurse in einem Zeitraum von 10 Jahren
zwischen den Aktienkursen der beiden Gesellschaften eine positive Korrelation in Höhe von 0,97 be-
stehen wird154
. Damit besteht ein extrem starker statistischer Zusammenhang zwischen den Verläufen
der beiden Aktien. Wir investieren aus Vereinfachungsgründen nur in die BHP Billiton Ltd., da diese
die meisten Anteile hält.
Bei der Betrachtung bleiben anfallende Gebühren für den Erwerb, das Halten und ähnliches der Aktien
außer Betracht.
Beispielrechnung
Sehen wir uns nun an, wie sich eine Investition in die Aktien der BHP Billiton Ltd. in den letzten zehn
Jahren entwickelt hat155
. Dabei werden wir sowohl die prozentualen Kursänderungen vom Beginn bis
Ende des jeweiligen Jahres, als auch die ausgeschütteten Dividenden betrachten. Zur besseren Ver-
gleichbarkeit werden diese jeweils in Prozent von 100.000 EUR angeben156
. Weiterhin verfolgt die
BHP Billiton eine progressive Dividendenpolitik. Die Unternehmung versucht daher, die Dividenden
jährlich zu erhöhen und eine Ausschüttung halbjährlich zu vollziehen. Zur Vereinfachung werden die
Dividenden pro Jahr addiert und zum Wechselkurs des Zeitpunktes der zweiten Dividendenausschüt-
tung für beide Zahlungen zur Umrechnung verwendet157
.
154 Siehe Anhang: Abbildung 21. 155 Siehe Anhang: Abbildung 22. 156 Dabei wird die jährliche Dividende mit der Aktienanzahl multipliziert und als prozentualer Anteil von 100.000 EUR
angegeben. 157 Siehe Anhang: Abbildung 23.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
33
Wir investierten am 02. Januar 2002158
in Aktien der BHP Billiton Limited am Börsenplatz Xetra. An
diesem Tag notierte die Aktie bei einem Börsenkurs von 5,61 EUR. Bei einem Investment von
100.000 EUR erwarben wir infolge dessen 17.825 Aktien.
Im Jahr 2002 verlaufen die Kurse leider nicht zu Gunsten des Anlegers, so dass der Kurs bis Ende des
Jahres um 4,1 % fällt und bei einem Kurs von 5,38 EUR notiert. Trotzdem erhält der Anleger Divi-
denden in Höhe von 0,11 EUR je Aktie, also gesamt in Höhe von 1960,75 EUR. Diese Zahlung ent-
spricht einer Verzinsung des eingesetzten Kapitals von 1,96 % p.a. Der Kurs weist in diesem Zeitraum
mit einer Volatilität von 0,57 sehr geringe Schwankungen verglichen mit den noch folgenden Jahren
auf.
Ab der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2003 steigt die Aktie nun endlich kontinuierlich und kann eine
Wertsteigerung von 31,4 % verzeichnen (Kurs 7,40 EUR). In diesem Jahr weist der Kurs höhere
Schwankungen als im Vorjahr auf (Volatilität 0,93). Zudem schüttet die Unternehmung Dividenden in
Höhe von 0,12 EUR je Aktie aus (entspricht 2,14 %).
Das Jahr 2004 ist durch ein mäßigeres Wachstum geprägt und der Anleger kann sich am Ende des
Jahres über einen Kursanstieg von 20,3 % freuen (Kurs 8,90). Neben dem geringeren Wachstum ver-
glichen zum Vorjahr weist die Aktie auch geringere Schwankungen (Volatilität: 0,71) auf. Für seine
Beteiligung bei der BHP Billiton erhält der Eigenkapitalgeber Dividendenzahlungen in Höhe von 0,15
EUR pro Aktie (entspricht 2,67 %).
Ein starker Aufwärtstrend ist im Jahr 2005 zu erkennen und die Aktie wird im 10-Jahresvergleich die
zweitgrößte Wertsteigerung erfahren. Von Jahresbeginn bis Jahresende steigt der Kurs um 57,3 % und
notiert zuletzt bei 14,00 EUR. Weiterhin werden Dividenden in Höhe von 0,23 EUR je Aktie gezahlt.
Unser Investmentbetrag wird um 4,10 % verzinst. Der Kurs unterliegt in diesem Jahr dabei stärkeren
Schwankungen (Volatilität: 1,63) als in den Vorjahren.
Im Jahr 2006 wird sich der Wertezuwachs nach einer Berg- und Talfahrt (Volatilität 0,80) auf ledig-
lich 8,57 % belaufen (15,20 EUR zu Jahresende). Der Anleger profitiert jedoch von den Dividenden-
zahlungen von jeweils 0,28 EUR je Aktie (entspricht 4,99 %).
Die einsetzende Wirtschaftkriese im Jahr 2007 lässt auch die Aktie der BHP Billiton nicht unberührt.
So erfährt der Kurs in diesem Jahr die bisher größten Kursschwankungen, welches sich in einer Vola-
tilität von 4,52 widerspiegelt. Bis Oktober nahm der Kurs um starke 96 % zu, um dann völlig einzu-
brechen und bis Ende Dezember um 20 %159
zu fallen. Trotz dieses Verlustes und trotz der Wirt-
schaftskrise kann der Kurs von Beginn bis Ende des Jahres um 56,25 % zulegen (Kurs 23,75 EUR).
Dies wird die drittgrößte Wertsteigerung im 10-Jahreszeitraum sein. Die Unternehmung hält an ihrer
progressiven Dividendenpolitik fest und schüttet 0,33 EUR je Aktie an ihre Eigentümer aus (5,88 %).
Das Jahr 2008 ist weiterhin durch die Krise gezeichnet und nachdem der Kurs bis Mai um 25 % zu-
legt, stürzt er dann im freien Fall bis Jahresende um 49 %. Diese starken Schwankungen schlagen sich
in einer Volatilität von 4,55 nieder. Insgesamt erleidet der Kurs von Jahresbeginn bis Jahresende einen
Verlust in Höhe von 36 % und notiert zuletzt bei 15,64 EUR. Der Anleger profitiert in diesem Jahr
lediglich von den Dividendenzahlungen in Höhe von 0,48 EUR je Aktie (entspricht 8,56 %).
158 Erster Börsentag in 2002. 159 Ausgehend vom Höchstkurs am 31.10.2007 (29,79 EUR).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
34
Im Jahr 2009 wird der Kurs einen sensationellen Anstieg um 70 % verzeichnen und notiert am Ende
des Jahres bei 26,52 EUR. Auch dieses Jahr ist durch stärkere Schwankungen geprägt (Volatilität:
3,86). Zusätzlich werden Dividenden in Höhe von 0,56 EUR je Aktie ausgeschüttet. Das bisher Start-
kapital verzinst sich damit um 9,98 %.
Auch im Jahr 2010 kann sich der Anleger nach einem kurzen Kursabfall im ersten Halbjahr über einen
Aufwärtstrend freuen, auch wenn dieser mit 33 % weniger stark ausfällt, als im Vorjahr (Volatilität:
2,71). Der Kurs notiert Ende Dezember bei 35,26 EUR. Weiterhin werden dem Anleger Dividenden in
Höhe von 0,64 EUR je Aktie gutgeschrieben (entspricht 11,41 %).
Im Jahr 2011 musste der Kurs leider verschiedenste Rückschläge verzeichnen, obwohl BHP im Ge-
schäftsjahr 2010/2011 einen Rekordgewinn in Höhe von 24 Mrd. USD verbuchen konnte. Der Kurs-
verlust könnte mit der Sorge der Anleger einhergehen, dass sich die Weltwirtschaft abkühle160
. Zudem
war die Wirtschaft geprägt von Unsicherheiten auf den Finanzmärkten, insbesondere durch die Schul-
denprobleme der USA und verschiedener europäischer Staaten. Der Wert der Aktie verlor bis Jahres-
ende 24,14 % und zeichnete zuletzt bei 26,75 EUR. Der Kurs litt auch in diesem Jahr unter Schwan-
kungen, die jedoch geringer als in den Vorjahren ausfielen (Volatilität: 3,07). Der Anleger erhält Divi-
denden in Höhe von 0,74 EUR je Aktie, was einer Verzinsung von 13,19 % entspricht.
Fazit
Beobachtet man den Wert der Aktie von 2002 bis etwa Mitte 2007, so ist erkennbar, dass die Aktie
stetig an Wert gewonnen hat und teilweise mit überragenden Zuwächsen glänzen konnte. Ferner ist zu
berücksichtigen, dass unser fiktiver Anleger trotz Wirtschaftskrise beim Verkauf seiner Aktien im Jahr
2008 den Markt mit einem Gewinn verlassen hätte, da der Kurs zu diesem Zeitpunkt noch immer über
dem Kaufkurs von 5,61 Euro lag. Zudem erholte sich der der Wert der Aktie von seiner Talfahrt recht
schnell und konnte in den Jahren 2009 und 2010 erneut ein Wachstum verzeichnen. 2011 verlor die
Aktie auf Grund der weltweiten Rezessionsangst wieder an Wert. Unabhängig davon hielt die BHP
Billiton161
stets an seiner Dividendenpolitik fest und schüttete zweimal jährlich Gewinnanteile an ihre
Eigenkapitalgeber aus. So erhielt der Anleger von 2002 bis 2011 selbst bei einem negativen Kurs-
wachstum der BHP Billiton Ltd. Aktie Dividenden in Höhe von insgesamt 64.883 EUR. Dies ent-
spricht einem Zuwachs von 64,88 % über einen Betrachtungszeitraum von 10 Jahren, also durch-
schnittlich 6,47 % pro Jahr.
Betrachtet man gesamten Zeitraum von 2002 bis 2011, so ist statistisch gesehen ein klarer und starker
Aufwärtstrend erkennbar162
, der in Abbildung R-2 veranschaulicht wird. Diese zeigt die berechnete
statistische Trendlinie auf Basis der historischen Kurswerte der Aktie der BHP Billiton Ltd. Es kann
demnach vermutet werden, dass der Wert der Aktie auch in Zukunft an Wert zunehmen wird.
160 Vgl.: Handelsblatt Online: BHP macht 24 Milliarden USD Gewinn, vom 24.08.2011, zugegriffen am 28.02.2012. 161 Als wirtschaftliche Einheit BHP Billiton. 162 R2 ist das sogenannte Bestimmtheitsmaß und sagt in diesem Fall aus, dass es zwischen den Werten einen starken positiven
linearen Zusammenhang gibt (R2=0,8697).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
35
Prognose
Es ist selbstverständlich fraglich, wie sich der Kurs zukünftig tatsächlich verhalten wird. Dabei ist
insbesondere zu beachten, dass die Unternehmung in der Vergangenheit vor allem von der hohen
Nachfrage aus China, als auch der hohen Nachfrage nach Eisenerz profitierte163
. Der Kurs ist natürlich
von einer Vielzahl von Determinanten abhängig164
, jedoch können Änderungen der chinesischen
Nachfrage sowie nach Eisenerz eventuell Hinweise auf mögliche Kursänderungen geben.
Laut Internationalem Währungsfonds verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum Chinas derzeit und
wird auf ca. 8 % geschätzt. Sollte die Euro-Zone jedoch in eine extreme Schieflage geraten, wird das
Wachstum weiter zurückgehen, so der Internationale Währungsfonds165
. Die Nachfrage Chinas nach
Rohstoffen könnte daher gehemmt werden. Stark einhergehend mit dem chinesischen Wachstum ist
vor allem die chinesische Nachfrage und damit letztendlich der Preis von Eisenerz. China stellt den
größten Abnehmer des Eisenerzes166
dar und importierte allein im Jahr 2011 circa die Hälfte (680 Mio.
Tonnen) des Gesamtimports (1,125 Mrd. Tonnen167
). Durch diese Nachfragemenge hat das Land er-
heblichen Einfluss auf den Preis des Rohstoffes.
Letztendlich bleibt abzuwarten, wie sich der Erzpreis, das Wachstum Chinas, aber auch die Preise der
anderen von BHP Billiton abgebauten Rohstoffe sowie die gesamte Weltwirtschaft und im Zuge des-
sen der Kurs der BHP Billiton Ltd. Aktie entwickeln werden.
163 Wie in den Abschnitten „Kurzbeschreibung des Unternehmens BHP Billiton“ und „Risiken der BHP Billiton“ beschrie-
ben. 164 Siehe dazu auch Abschnitt „Risiken“. 165 Internationaler Währungsfonds: China economic outlook, vom 06.02.2012, zugegriffen am 28.02.2012. 166 Vgl.: Handelsblatt Online: China lässt den Stahlmarkt abkühlen, vom 20.10.2011, zugegriffen am 01.03.2012. 167 Vgl.: Wallstreet Online: Chinas Wachstumsfirmen ertragsschwach, vom 07.02.2012, zugegriffen am 05.03.2012.
Abbildung R-2: Trendlinie der BHP Billiton Ltd. Aktie
y = 0,0079x - 293,5 R² = 0,8697
0,00
5,00
10,00
15,00
20,00
25,00
30,00
35,00
40,00
Jan.2002
Jan.2003
Jan.2004
Jan.2005
Jan.2006
Jan.2007
Jan.2008
Jan.2009
Jan.2010
Jan.2011
Ku
rs in
EU
R
Jahr
Kurs der BHP Billiton Ltd. Aktie (EUR)
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
36
2.3.2 INVESTMENT IN EXXON MOBIL CORPORATION
Betrachten wir nun das letzte Fallbeispiel: die Investition in Aktien der Unternehmung
ExxonMobil Corporation. Auch hier legt der Anleger 100.000 EUR im Zeitraum von 2002 bis 2011
(10 Jahre) an.
2.3.2.1 Kurzbeschreibung des Unternehmens ExxonMobil Corporation
Die ExxonMobil Corporation (im Folgenden „ExxonMobil“) ist „die größte börsennotierte internatio-
nale Erdöl- und Erdgasunternehmung der Welt“168
. Der Konzern entstand im November 1999 durch
die Fusionierung der Ölunternehmen Exxon (ehemals Standard Oil Company, gegründet 1870 in O-
hio) und Mobile Oil (ehemals Vacuum Oil Company, gegründet 1866 in New York)169
. Damals als
Öl-Händler nur regional bekannt, entwickelte sich ExxonMobil, mit den Stammmarken Exxon, Esso
und Mobil, zum weltweit größten Energieunternehmen mit heute 82.100 Mitarbeitern und einem Jah-
resumsatz von 486,429 Mio. USD (2011)170
. Im Jahr 2011 erreichte der Konzern zudem Rang 1 der
Financial Times „global 500“, der größten Unternehmen der Welt, gemessen am Marktwert
(417.166,7 Mio. USD, Stand 31.03.2011)171
.
Mit heutigem Sitz in Irving, Texas (USA), gliedert sich ExxonMobil in 10 Gesellschaften, die welt-
weit verteilt sind. In den Geschäftsbereichen Upstream172
, Downstream173
und Chemicals konzentriert
sich der Konzern zum einen auf die Suche, Erschließung und Förderung von Rohöl und Erdgas und
zum Anderen auf die Verarbeitung und Veredelung dieser Rohstoffe zu hochwertigen Endprodukten
für den Kunden. Zusätzlich produziert das Unternehmen chemische Produkte auf Erdölbasis, soge-
nannte petrochemische Produkte174
.
Auch in den Bereichen Wissenschaft und Innovation hat sich ExxonMobil zu einem führenden Tech-
nologieunternehmen entwickelt. So betreibt der Konzern auf allen sechs Kontinenten Erforschungen
von natürlichen Erdöl- und Erdgasvorkommnissen und fördert umfangreiche Forschungsprogramme in
den Bereichen Geologie, Fördertechnik und Umweltverträglichkeit175
.
Seit März 1920 gilt die ExxonMobil Corporation (damals noch Standard Oil Company, New Jersey)
als an der NYSE börsennotiert176
. Seit Dezember 1999 sind ihre Anteile an der Deutschen Börse han-
delbar177
.
168 Vgl.: ExxonMobil Corp.: http://www.exxonmobil.com/..., zugegriffen am 29.02.2012. 169 Vgl.: ExxonMobil Corp.: http://www.exxonmobil.com/..., zugegriffen am 03.03.2012. 170 Vgl.: Exxon Mobil Corp.: Financial & Operating Review, 2010, S. 6. 171 Vgl.: Dullforce, Annebritt: Global 500, 2011, S. 1 172 Der Begriff upstream (engl.) für „stromaufwärts“ 173 Der Begriff downstream (engl.) für „stromabwärts“ 174 Vgl.: ExxonMobil Corp.: http://www.exxonmobil.com/..., zugegriffen am 03.03.2012. 175 Vgl.: ExxonMobil Corp.: http://www.exxonmobil.com/..., zugegriffen am 03.03.2012. 176 Vgl.: NYSE: http://www.nyse.com/..., zugegriffen am 05.03.2012. 177 Vgl.: Gruppe Deutsche Börse: http://deutsche-boerse.com/..., zugegriffen am 05.03.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
37
2.3.2.2 Risiken der ExxonMobil Corporation
Für einen Anleger besonders wichtig, um Rendite erzielen und die Sicherheit der Anlage einschätzen
zu können, ist die Beurteilung der Risiken, denen sich seine Wahl-Unternehmung stellen muss. Diese
wirken sich auf das Geschäft, das Betriebs- und Finanzergebnis sowie die finanzielle Lage einer jeden
Organisation aus. Welchen Risiken ExxonMobil gegenübersteht, wird nun im Folgenden erörtert178
.
Fakt ist, dass sich ein Großteil der Risiken außerhalb des Machtbereichs der Unternehmung befindet,
was die Kontrollierbarkeit stark einschränkt. Interne Risiken sollten demnach maximal möglich erfasst
und gemindert werden, um die Beeinträchtigung des Geschäfts auf einem minimalen Level zu halten.
Risiken des Rohstoffmarktes
ExxonMobil ist als weltweit agierendes Rohstoff-Unternehmen stark von Rohstoffpreisen abhängig,
die durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bestimmt werden. Diese lassen sich wie-
derrum von lokalen, regionalen und globalen Ereignissen auf verschiedenen Märkten beeinflussen:
Die Höhe des Angebots ist vor allem von den Vorräten der bestehenden und auch neu erschließbaren
Öl- und Gasquellen abhängig. Zusätzlich wirken sich auch die Höhe der Öl-Förderungsquote der
OPEC179
, verbesserte Fördertechnologien, die Kapazitätsauslastung der Raffinerien, Kriege oder Na-
turkatastrophen auf eine Erhöhung oder Senkung des Angebots aus. Änderungen der Nachfrage kön-
nen andererseits beispielsweise durch technologische Verbesserungen innerhalb der Energiebranche,
die saisonale Wetterlage, den erhöhten Wettbewerb mit alternativen Energien oder Veränderungen von
Kundenpräferenzen (beispielsweise bezüglich der Kraftstoffwahl) hervorgerufen werden.
Zudem herrscht grundsätzlich ein starker Zusammenhang zwischen der Nachfrage und dem allgemei-
nen Wirtschaftswachstum. Rezessionen und andere Zeiten niedrigen Wachstums wirken sich - auf-
grund des gesunkenen Einkommens und somit geringeren Konsums - nachteilig auf die Unterneh-
menserfolge aus. Faktoren, die die allgemeine wirtschaftliche Lage der Welt oder bedeutender Regio-
nen beeinflussen (beispielsweise Bürgerunruhen), bestimmen demnach ebenso die Nachfrage nach
Energie- oder Petrochemie-Produkten. Außerdem beeinflussen sie auch die Funktionsfähigkeit der
Finanzmärkte und somit die finanzielle Situation von ExxonMobil und seinen Partnern oder Kunden.
Zusätzlich bestehen die typischen Marktrisiken: Risiken aus der Veränderung von Wechselkursen,
Zinssätzen oder der Inflationsrate. ExxonMobil nutzt hier jedoch keine Finanzinstrumente, um sich
gegen diese Risiken abzusichern180
.
Staatliche und Politische Faktoren
ExxonMobils Ergebnis kann ebenso durch politische oder regulatorische Veränderungen beeinträch-
tigt werden, wenn sich diese auf ihre unternehmerischen Tätigkeiten beziehen.
Im politischen Bereich besteht für ExxonMobil als international agierendes Unternehmen ein Risiko in
der länderspezifischen Beschränkung des Zugangs zu den jeweiligen Öl- und Gasreserven. Teilweise
178 Vgl.: Exxon Mobil Corp.: http://www.exxonmobil.com/..., zugegriffen am 29.02.2012. 179 OPEC ist die Abkürzung für „Organziation of the Petroleum Exporting Countries“. Die Mitgliedsstaaten dieser Organisa-
tion sind für 40% der weltweit geförderten Ölmenge zuständig
(Vgl.: International Energy Agency http://www.iea.org/..., zugegriffen am 03.03.2012). 180 Vgl.: Exxon Mobil Corp.: http://www.exxonmobil.com/..., zugegriffen am 29.02.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
38
erlassen die Landesregierungen zudem Auflagen, die wiederrum Investitionen in den ausländischen
Öl- und Gassektor einschränken. Darüber hinaus wird auch der Ex- und Import bestimmter Produkte
einzelner Länder verboten. Dies erschwert für ExxonMobil den Zugang zu bestimmten Märkten, ob-
wohl hier möglicherweise Chancen zur Umsatzsteigerung liegen.
Aber nicht nur andere Länder weisen Geschäftsbeschränkungen auf, auch die heimischen Gesetzmä-
ßigkeiten schreiben ein bestimmtes Verhalten vor. Beispielsweise verhängte die amerikanische Regie-
rung im Jahr 1962 ein Embargo gegen Kuba, was den gegenseitigen Handel stark einschränkte. Dieses
Gesetz ist bis heute gültig und stark umstritten, nicht zuletzt, weil es die Möglichkeiten der Ölförde-
rung minimiert181
. Ferner können auch bestimmte Geschäfte untersagt werden. Diese Gesetze führen
allerdings auch dazu, dass ExxonMobil Wettbewerbsvorteile an die Konkurrenz anderer Länder verlie-
ren kann, da dort eventuell weniger beschränkende Bestimmungen vorherrschen. Auf der regulatori-
schen Seite fehlt es einigen Ländern oft an gefestigten Rechtssystemen, die einen klaren rechtlichen
Rahmen für die Öl- und Gaserschließung festlegen. Das Risiko für ExxonMobil besteht hier in unvor-
hergesehenen und möglicherweise nachteiligen Handlungen durch die Geschäftspartner. Außerdem ist
es ohne entsprechenden rechtlichen Hintergrund schwerer, Verträge in dem jeweiligen Land durchzu-
setzen.
Aber auch mit Ländern, die über ein gut entwickeltes Rechtssystem verfügen, besteht ein Risiko, wenn
es zu Gesetzesänderungen innerhalb dieses Systems kommt. So wirken sich Steuererhöhungen, Preis-
kontrollen sowie Veränderungen ökonomischer Regularien (beispielsweise bezüglich Offshore-
Bohrungen182
) oder die Einführung eines Gesetzes zur Nutzung alternativer Kraftstoffe nachteilig auf
ExxonMobil aus. Auch Änderungen des amerikanischen Rechtssystems stellen somit ein Risiko für
die Unternehmung dar.
Ergänzend lässt sich hier die Thematik des Klimawandels183
aufgreifen. Um Schadstoffemissionen zu
reduzieren, führen die Länder zusätzliche rechtliche Regelungen ein. So verschiebt sich die Nachfrage
von Kohlenwasserstoff hin zu niedrigeren kohlenstoffhaltigen Quellen, wie Erdgas. Auf diese Ent-
wicklungen muss ExxonMobil flexibel reagieren und ggf. Umstellungen innerhalb der Unternehmung
durchführen können. Dadurch erhöhen sich jedoch beispielsweise die Kosten für Produktion, Projekt-
verzögerungen oder Compliance184
(z.B. zur Überwachung der Emissionen). Um den Entwicklungen
des Klimawandels entgegenzuwirken, nehmen auch die staatlichen Förderungen alternativer Energien
stetig zu. Die Wettbewerbsfähigkeit alternativer Energiequellen gegenüber Öl und Gas soll gestärkt
werden. So bieten viele Staaten Steuervorteile und Subventionen zur Erforschung neuer Technologien.
ExxonMobil reagiert mit eigenen Forschungsprogrammen, zum Beispiel im Feld der wasserstoffhalti-
gen Kraftstoffzelle oder kraftstoffproduzierenden Algen. Das Unternehmensergebnis wird hier maß-
geblich vom Erfolg dieser Forschungen beeinflusst.
Mit Blick auf die weltweiten Niederlassungen von ExxonMobil besteht zusätzlich ein Risiko durch
mangelnde Sicherheit innerhalb einzelner Regionen. Die Möglichkeit von Bürgerunruhen, Sabotage,
Naturkatastrophen oder Terrorismus zwingt die Unternehmung zu erhöhten Ausgaben für Sicherheit
181 Vgl. Spiegel Online: US-Embargo gegen Kuba, vom 07.02.2012, zugegriffen am 05.03.2012. 182 Eine Offshore-Bohrung ist eine „Bohrung nach Erdöl oder Erdgas in Küstengewässern von Plattformen aus“
(Vgl.: Duden: https:// http://www.duden.de/..., zugegriffen am 05.03.2012.) 183 Hier ist der „World Energy Outlook 2011“ interessant.
Vgl. International Energy Agency: WEO 2011 Executive Summary - German translation, 2011, zugegriffen am 04.03.2012. 184 Unter Compliance wird im Wirtschaftsjargon „regelgerechtes, vorschriftsgemäßes, ethisch korrektes Verhalten“ verstan-
den. (Vgl.: Duden: http://www.duden.de/..., zugegriffen am 05.03.2012).
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
39
oder ggf. vorübergehenden Schließungen von Standorten. Dies grenzt die Möglichkeit der Umsatz-
steigerung zusätzlich ein.
Unternehmensspezifische Risiken
Außerdem bestehen neben den beschriebenen wirtschaftlichen und politischen Faktoren auch inner-
halb der Unternehmung Risiken, die jedoch grundsätzlich durch die Unternehmensführung kontrol-
lierbar sind. Diese sollten minimiert werden, damit die Wettbewerbsposition gegenüber der Konkur-
renz gehalten werden kann. So sollte das operative Geschäft durch konstanten Fokus auf technologi-
sche Verbesserungen, Kostenkontrollen, Produktivitätssteigerungen und die stetige Neubewertung des
Vermögensbestands möglichst effizient gestaltet werden. Auch die Bemühungen in Forschung und
Entwicklung müssen kontinuierlich verbessert und an sich verändernde Marktgegebenheiten angepasst
werden. Außerdem verfügt ExxonMobil über eine hohe Anzahl an komplexen, langfristigen und kapi-
talintensiven Projekten. Hier sollte ein hoher Grad an Projektmanagement-Know-how angewandt
werden, um sie so effizient wie möglich zu gestalten. Zur Ausschaltung möglicher interner Risiken gilt
es somit, sämtliche Geschäftstätigkeiten effektiv zu kontrollieren.
Finanzwirtschaftliche Beurteilung des Risikos
Auch für die ExxonMobil Corporation sind im Folgenden einige Kennzahlen dargestellt, um das Risi-
ko von finanzwirtschaftlicher Seite einschätzen zu können:
Volatilität der letzten 10 Jahre: 4,37 EUR
Korrelation: 0,235
Beta: 0,77
Die Volatilität stellt, wie bereits beschrieben, die durchschnittliche Abweichung des Aktienkurses
vom Erwartungswert dar. Über einen Zeitraum von 10 Jahren weist die ExxonMobil-Aktie hier einen
Wert von 4,37 USD (3,26 EUR) aus185
. So entwickelte sich der Kurs durchschnittlich 4,37 EUR über
oder unter dem erwarteten Wert und beschreibt damit die teilweise recht großen Kursschwankungen
im Anlagezeitraum.
Der Wert der Korrelation gibt die Abhängigkeit der Aktie zu einem Referenzmarkt wieder. So sagt
sie aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Wert der Aktie von den Schwankungen des Marktes ab-
hängig ist. Im Vergleich zum Gesamtmarkt korreliert die ExxonMobil-Aktie im Jahr 2011 mit einem
Wert von 0,235186
. Damit weist die Aktie einen sehr geringen linearen Zusammenhang zu Bewegun-
gen des Marktes auf. Die Aktie ist damit zwar abhängig vom Markt, aber nur in sehr geringem Aus-
maß. Die Korrelation im Vergleich zu bestimmten Indizes weisen jedoch höhere Wert auf187
: So be-
steht ein starker Zusammenhang in Höhe von 0,87 mit dem DAX188
und in Höhe von 0,70 mit dem
DJIA189
. Mit dem Rohstoff-Index S&P GSCI korreliert die ExxonMobil-Aktie weniger (0,27), da die-
ser nur Rohöl aus den USA beinhaltet190
.
185 Eigene Berechnung 186 Vgl.: DAB Bank: http://boerse.dab-bank.de/..., zugegriffen am 06.03.2012. 187 Eigene Berechnung 188 Die Abkürzung DAX steht für „Deutscher Aktien Index“. 189 Die Abkürzung DJIA steht für „Dow Jones Industrial Average“. 190 Die weltweiten Standorte zur Rohölförderung bleiben damit außer Acht.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
40
In welchem Umfang sich nun eine Aktie bei einem um ein Prozent steigenden oder fallenden Markt
ändert, zeigt der Wert des Betas. Über einen Zeitraum von 10 Jahren veränderte sich der Kurs der
ExxonMobil-Aktie um 0,77 %, wenn sich der S&P 500191
um ein Prozent bewegte. Dies bedeutet, dass
sich der Kurs weniger stark positiv entwickelte, aber auch an negativen Bewegungen in kleinerem
Umfang teilnahm.
Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass die ExxonMobil-Aktie eine recht risikobehaftete Anlage
ist, da starke Abweichungen vom erwarteten Kurswert bestehen. Weiterhin ist sie von Veränderungen
des Gesamtmarkts weniger betroffen, lediglich der Ölpreis hat eine enorme Wirkung auf den Aktien-
verlauf (siehe Kapitel 2.3.2.3, Fazit).
2.3.2.3 Beispielrechnung einer Investition in Aktien der ExxonMobil Corporation
ExxonMobil managt seine Risiken „mithilfe von kompetenten und engagierten Arbeitskräften, (…)
klar definierten Regularien und Prozessen, (…) grundlegend angewandten Management Systemen,
Weiterbildung von Angestellten und Vertragspartnern sowie einem ganzheitlichen Ansatz zur kontinu-
ierlichen Verbesserung“. Ergebnis dieses effektiven Risikomanagements ist die Fähigkeit, eine starke
Rendite an die Aktionäre liefern zu können192
.
Inwiefern die Aktien der ExxonMobil Corporation wirklich eine gute Anlagemöglichkeit für Anleger
darstellen, soll im folgenden Fallbeispiel analysiert werden:
Rahmendaten
„Das Hauptziel von ExxonMobil besteht im langfristigen Wachstum des Shareholder-Values“193
. Dies
zeigt sich auch im Jahr 2011: Mit 82.100 Mitarbeitern weltweit erwirtschaftete die Unternehmung in
diesem Geschäftsjahr194
einen Umsatz von 486,429 Mio. USD und machte 73,257 Mio. USD Gewinn.
Davon wurden 9,020 Mio. USD an die 4,713 Mio. Aktionäre ausgeschüttet195
. Dies entspricht einer
Ausschüttungsquote von 12 %.
Wie auch im ersten Rohstoff-Fallbeispiel (BHP Billiton Ltd.) investiert ein Anleger vom 01.01.2002
bis 31.12.2011 100.000 EUR in Aktien eines Rohstoffförderung-Unternehmens, in diesem Fall in An-
teile der ExxonMobil Corporation (WKN: 852549 / ISIN: US30231G1022)196
.
Um die Ergebnisse vergleichbar zu machen, wird die Verfahrensweise aus dem ersten Rohstoff-
Fallbeispiel übernommen. Wir betrachten also nun die jeweilige prozentuale Kursentwicklung, die
ausgeschüttete Dividende und Volatilität der Aktie innerhalb des Anlagezeitraums von 10 Jahren.
Auch hier werden die Dividenden als Verzinsung des eingesetzten Kapitals angegeben. ExxonMobil
schüttet die Dividenden quartalsweise an ihre Aktionäre aus197
. Auch in diesem Beispiel werden alle
191 Die Abkürzung S&P 500 steht für einen Index, der die 500 größten amerikanischen Unternehmen abbildet.
Vgl.: Standard & Poors: http://www.standardandpoors.com/..., zugegriffen am 06.03.2012. 192Vgl.: Exxon Mobil Corporation: Financial & Operating Review, 2010, S. 12. 193Vgl.: Exxon Mobil Corporation: Financial & Operating Review, 2010, S. 16. Der Shareholder-Value bezeichnet den Wert
des von den Aktionären eingesetzten Kapitals. Vgl.: Bösch, M.: Finanzwirtschaft und Kapitalmärkte, 2009, S. 8-9. 194 Ein Geschäftsjahr umfasst bei ExxonMobil den Zeitraum vom 01.01. bis 31.12. des Jahres. 195 Vgl.: Security and Exchange Comission: http://www.sec.gov/..., zugegriffen am 04.03.2012 196 Eventuell anfallende Gebühren werden bei der folgenden Analyse nicht berücksichtigt. 197 Vgl.: Exxon Mobil Corporation: Financial & Operating Review, 2010, S.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
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Dividendenzahlungen pro Jahr zusammengefasst. Zur Umrechnung der Werte in Euro wird der durch-
schnittliche Wechselkurs des Jahres verwendet198
.
Beispielrechnung199
Am 02.01.2002200
kauft unser Anleger am Börsenplatz XETRA 2.545 Aktien im Gegenwert von ins-
Der Anlagezeitraum beginnt nicht sonderlich positiv für den Anleger: Im Jahr 2002 fällt der Kurs um
22,4 %, so dass er zum Jahresende bei 34,26 EUR notiert. Es werden jedoch immerhin 0,98 EUR
Dividende (insgesamt 2.494 EUR) ausgeschüttet. Dies entspricht einer Verzinsung des eingesetzten
Kapitals bereits im ersten Jahr von 2,5 %201
. Die Volatilität des Aktienkurses weist einen Wert von
5,98 EUR auf, was im Vergleich zu den Folgejahren den höchsten Wert darstellt.
Das Jahr 2003 stellt sich als das schlechteste Anlegerjahr der Periode heraus: In diesem Jahr erreicht
der Kurs sowohl sein Periodentief bei einem Kurswert von 30,76 EUR, als auch den tiefsten Schluss-
kurs (33,35 EUR) Der Kurs sinkt also konstant um 2,7 %. Allerdings weist er in diesem Jahr mit einer
Volatilität von 0,95 EUR geringe Schwankungen auf. Leider geht auch die Dividende (gesamt 2.214
EUR bzw. 0,87 EUR / Aktie) zurück, was zu einer Verzinsung von 2,21 % führt.
Ein Aufwärtstrend von 14,7 % ist im Jahr 2004 zu erkennen. Jedoch kann zum Jahresende noch nicht
der Einstandskurs erreicht (Schlusskurs: 38,26 EUR) werden. Auch die Dividende lässt zu wünschen
übrig: Eine Auszahlung von 0,85 EUR pro Aktie führt zur niedrigsten Verzinsung (2,1 %) im gesam-
ten Anlagezeitraum. Die durchschnittlichen Kursschwankungen betragen in diesem Jahr 2,46 EUR.
2005 soll nun endlich das Renditejahr für unseren Anleger werden: Mit einem rekordverdächtigem
Wachstum von 23,8 % erreicht der Kurs final einen Wert von 47,38 EUR. Dies entspricht einem Zu-
wachs von 20 % im Vergleich zum ursprünglichen Kaufpreis. Auch die Dividende steigt auf 0,92
EUR pro Aktie an, so dass sich die Verzinsung leicht auf 2,34 % erhöht. Die Volatilität pegelt sich um
den 10-Jahresdurchschnittswert mit einem Wert von 3,24 EUR ein.
Dieser positive Wachstumstrend kann im Jahr 2006 fortgeführt werden (22,5 %). Die Verzinsung
beläuft sich in diesem Jahr auf moderate 2,6 %, da eine Dividende in Höhe von 2.595 EUR ausge-
schüttet wird. Der Kurs unterliegt einer leicht größeren Schwankungen als im Vorjahr (Volatilität:
3,72 EUR) und mündet bei einem akzeptablen Kurs von 58,05 EUR.
Im Jahr 2007 wird sowohl das Perioden-Hoch (66,66 EUR), als auch der höchste Schlusskurs (64,35
EUR) erreicht. Der Wertzuwachs bremst jedoch leicht ab und beträgt weniger als die Hälfte des Vor-
jahres (10,9 %). Trotz des Hochs erhalten die Eigenkapitalgeber nur 1,00 EUR je Anteil ausgezahlt.
Somit sinkt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals wieder auf 2,55 %. Auch die durchschnittlichen
198 Vgl. Oanda http://www.oanda.com/..., zugegriffen am 05.03.2012, siehe Anhang: Abbildung 20. 199 Die Kurswerte dieser Analyse entstammen: Wikiposit: http://wikiposit.org/..., zugegriffen am 05.03.2012. Die Dividen-
denzahlungen wurden aus folgender Quelle entnommen: ExxonMobil Corp: http:// http://www.exxonmobil.com/..., zugegrif-
fen am 05.03.2012. Die Werte für Volatilität, prozentuale Veränderung und Verzinsung, sowie Umrechnungen in EUR wur-
den selbst berechnet. 200 Am 01.01.2002 war die Börse geschlossen, da dies ein Sonntag war. 201 100.000 EUR zuzüglich Dividendenzahlung i. H. v. 2.494,1 EUR bilden nun 100 %.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
42
Kursschwankungen gehen auf 3,55 EUR zurück. Diese Werte sind wohl auf die Anfänge der Wirt-
schaftskrise zurückzuführen.
Auch im Jahr 2008 sind die Einflüsse der Wirtschaftskrise zu spüren. Die Kursänderung beträgt
-7,7 %, wodurch die Aktie am letzten Börsentag des Jahres bei 59,38 EUR notiert. Die Dividende
liegt in diesem Jahr bei 1,06 EUR (gesamt 2.697 EUR), was einer Verzinsung von 2,7 % entspricht.
Die Schwankungen des Kurses sinken weiter auf 3,28 EUR.
Das Jahr 2009 verheißt weiterhin nichts Gutes: Der Schlusskurs notiert zum Jahresende bei
46,70 EUR, was einen Kurseinbruch von weiteren 21,3 % bedeutet. Positiv zu nennen ist hier jedoch
die ausgezahlte Dividende, die sich auf 1,19 EUR beläuft und eine Verzinsung von 3,03 % ermöglicht.
Ferner zeigt der Kurs geringere Schwankungen als im Vorjahr auf (Volatilität 2,86 EUR) auf.
Erst 2010 erholt sich die Aktie wieder. Mit einem 18,5 %igen Kursanstieg erreicht sie einen Jahres-
endwert von 55,32 EUR. Die Dividendenauszahlung erhöht sich in diesem Jahr auf 3.333 EUR
(1,31 EUR / Aktie). Somit wird das Kapital mit dem bisher höchsten Wert verzinst, mit stolzen
3,33 %. Die Kursschwankungen gehen weiter zurück auf eine Volatilität in Höhe von 2,76 EUR.
Im letzten Anlagejahr (2011) steigt die Aktie um weitere 16,2 %, unterliegt jedoch recht hohen
Schwankungen (Volatilität 3,80 EUR). Trotzdem wird die höchste Dividende in Höhe von 3.384 EUR,
also 1,33 EUR je Anteil, ausgezahlt. Dies entspricht einer Verzinsung von 3,38 %. Das Jahr und somit
der Anlagezeitraum schließen mit einem Kurs von 64,28 EUR.
Fazit
In Abbildung R-3 ist die Entwicklung der ExxonMobil-Aktie noch einmal grafisch dargestellt. Über
den gesamten Anlagezeitraum von 2002 bis 2011 bestand ein Wachstum von durchschnittlich 5,2 %.
Die Abweichung vom Erwartungswert des Kurses lag im Mittel bei 3,26 EUR. Im gesamten Anlage-
zeitraum wurden 26.799 EUR Dividende ausgezahlt, was einer Durchschnittsverzinsung von 2,7 %
entspricht.
In den Zeiten der Wirtschaftskrise (2007 bis 2009) lässt sich auch bei der ExxonMobil-Aktie ein Kurs-
rückgang beobachten. Zu bemerken ist hier jedoch, dass der Kurswert stets über dem Einstandspreis
von 39,28 EUR notierte und den Aktionären kontinuierlich eine Dividende ausgeschüttet wurde202
.
Somit erwirtschaftet der Anleger im Falle eines Aktienverkaufs keinen Verlust. Mit Blick auf die mit
historischen Daten statistisch berechnete Trendlinie ist auch in Zukunft ein Kursanstieg der Exxon-
Mobil-Aktie zu erwarten. Diese entspricht der Geschäftspolitik von ExxonMobil, da diese eine jährli-
che Erhöhung des Shareholder-Value anstreben.
202 Vgl.: ExxonMobil Corp., Dividends, Warrants and Distributions, vom 21.02.1022, zugegriffen am 05.03.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
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Abbildung R-3: Kursverlauf ExxonMobil Corp. 203
Auffällig sind auch die „Tal- und Bergfahrten“ des Kurses innerhalb des betrachteten Zeitraums. Hier
spiegelt sich die Abhängigkeit der Unternehmung vom Ölpreis wider. In Abbildung R-4 ist, zusätzlich
zum Kursverlauf der ExxonMobil-Aktie204
, die Entwicklung des Ölpreises innerhalb des Anlagezeit-
Mit einem Blick fällt hier die nahezu gleiche Entwicklung beider Kurse auf. Selbst die Trendlinien
scheinen einen gleichen Anstieg zu haben. Statistisch gesehen besteht eine Korrelation von 86 % zwi-
schen dem Aktienkurs der ExxonMobil Corp. und dem WTI Crude Oil Spot Price, was die starke line-
are Abhängigkeit des Konzerns vom Ölpreis belegt.
203 Vgl.: Wikiposit: http://wikiposit.org/..., zugegriffen am 05.03.2012 204 Um die Werte vergleichbar zu machen, wurden hier die Aktienkurse in USD verwendet. 205 Hier der WTI Crude Oil Spot Price,
Vgl.: U.S. Energy Information Administration: http://www.eia.gov/..., zugegriffen am 05.03.2012.
Diese Abhängigkeit stellt für die Unternehmung eine große Chance, die aber auch ein gewisses Risiko
mit sich trägt, dar. Zum einen können mit hohen Rohstoffpreisen enorme Gewinne erwirtschaftet wer-
den, solange die Nachfrage nicht einbricht. Zum anderen wird die Höhe des Ölpreises von einer Viel-
zahl politischer und wirtschaftlicher Faktoren beeinflusst, so dass dessen Entwicklung in der Zukunft
schlecht prognostiziert werden kann206
.
Laut dem „2012 Outlook for Energy“-Report207
erwartet ExxonMobil bis zum Jahr 2040 eine 80 %-
ige Nutzung von Öl, Gas und Kohle für die gesamten Energieversorgung der Welt. Demnach besteht
für die Unternehmung ein enormes Umsatzsteigerungspotential.
Dem entgegen stehen allerdings die zunehmenden Einschränkungen durch den Klimaschutz208
: Auf-
grund des weltweit angestiegenen Primärenergieverbrauchs209
im Jahr 2010 haben die Schadstoffemis-
sionen ein neues Niveau erreicht. „Die globale Energieeffizienz hat sich somit im zweiten Jahr in Fol-
ge verschlechtert.“ Folglich ist zu erwarten, dass die Erforschung und Nutzung alternativer Energie-
quellen zunimmt, was allerdings den Markt für Öl, Gas und Kohle unweigerlich einschränken wird.
Wie schnell dies allerdings wirklich umgesetzt werden kann, ist schwer zu prognostizieren. Die Ent-
wicklung des Konzerns ExxonMobil Corporation wird jedoch nicht an diesen neuen Denkansätzen
vorbeigehen können. Inwiefern sich die Unternehmung darauf einstellt, bleibt abzuwarten.
206 Vgl.: Deutsche Rohstoffagentur: Rohstoffinformationen: http://www.bgr.bund.de/..., vom 06.12.2011, zugegriffen am
05.03.2012. 207 Vgl.: ExxonMobil Corp.: 2012 Outlook for Energy, 2011, S. 3. 208 Vgl.: IEA: World Energy Outlook, 2011. 209 Unter Primärengerie versteht man „von natürlichen, noch nicht weiterbearbeiteten Energieträgern (wie Kohle, Erdöl,
Erdgas) stammende Energie“
Vgl.: Duden: http://www.duden.de/..., zugegriffen am 06.03.2012.
Beitrag zum Postbank Finance Award 2012
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3. AUSWERTUNG DER FALLBEISPIELE
In der vorangegangenen Studie haben wir die Entwicklung der einzelnen Anlagemöglichkeiten hinsichtlich Rendite, Rendite-Risikoverhältnis, Wertzuwachs
und Dividende analysiert. Tabelle 6 fasst diese Ergebnisse zusammen: