Resistenzreport 2012 Zusammenfassung der Resistenzdaten Ausarbeitung: BMA Alexandra Wojna Medizinisch chemisches Labor Dr. Mustafa, Dr. Richter OG Abteilung für Mikrobiologie 5020 Salzburg, Bergstraße 14 tel 0662 2205 450 fax 0662 2205 421 www.medilab.at
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Durchfallerkrankungen – Keimübersicht und ... · Bei Klebsiella pneumoniae sinkt der Anteil an ESBL/PABL-bildenden Isolate auf 5 %. Die Resistenzrate oraler Cephalosporine der
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Resistenzreport 2012 Zusammenfassung der Resistenzdaten
Ausarbeitung: BMA Alexandra Wojna
Medizinisch chemisches Labor
Dr. Mustafa, Dr. Richter OG Abteilung für Mikrobiologie
6 Gyäkologische Infektionen/ Gruppe B-Streptokokken-Infektionen bei Neugeborenen ...................................................................................... 43
6.1 DIE KRANKHEITSBILDER .................................................................... 43 6.2 DIE ERREGER .................................................................................... 43 6.3 THERAPIE ........................................................................................... 43 6.4 PROBENZAHLEN ................................................................................. 44 6.5 GARDNERELLA VAGINALIS ................................................................. 44 6.6 KEIMÜBERSICHT HEFEPILZE .............................................................. 45 6.7 STREPTOKOKKEN DER GRUPPE B .................................................... 45 6.8 NEISSERIA GONORRHOEAE ............................................................... 46
7 Infektionen der Haut und Weichteile .............................................. 47
7.1 DIE KRANKHEITSBILDER .................................................................... 47 7.2 DIE BAKTERIELLEN ERREGER ............................................................ 47 7.3 THERAPIE ........................................................................................... 47 7.4 PROBENZAHLEN ................................................................................. 48 7.5 STAPHYLOCOCCUS AUREUS .............................................................. 48 7.6 ENTEROCOCCUS SP. GESAMT (ALLE ABSTRICHE) ............................ 50 7.7 E. COLI GESAMT (ALLE ABSTRICHE) .................................................. 51 7.8 PS. AERUGINOSA GESAMT – ALLE ABSTRICHE (AUßER
Die Abteilung für Mikrobiologie des medizinisch-chemischen Labors Dr. Mustafa, Dr. Richter OG besteht seit 1995. Unsere Zuweiser sind niedergelassene Ärzte aller Fachrichtungen aus dem Bundesland Salzburg sowie aus dem angrenzenden Oberösterreich und der Steiermark. Weiters zählen einige Krankenhäuser und diverse gesundsheitsversorgende Institutionen zu unseren Einsendern und geschätzten Kunden. Unsere Resistenzdaten repräsentieren in einem hohen Maß die Situation im niedergelassenen Bereich für das Bundesland Salzburg. 2012 stammten 93 % der Proben aus dem niedergelassenen Bereich und 7 % aus dem Krankenhaus. Proben- & Einsenderanzahl
2012 wurden 51044 Proben von 808 Zuweisern eingesandt. Die Aufteilung nach Materialgruppen war wie folgt:
Für den Resistenzreport 2012 wurden Daten von 61298 isolierten Erregern analysiert. Testmethodik & Testrichtlinie
Bei folgenden Erreger-Gruppen wird die Empfindlichkeitstestung automatisiert im Mikrodiltionsverfahren (Vitek 2-BioMérieux, Phoenix-BD) durchgeführt: Enterobakterien, Pseudomonas sp., Staphylococcus sp., Enterococcus sp. Für beta-hämolysierende Streptokokken, Streptococcus sp., Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, Moraxella catarrhalis, Campylobacter spp., Listeria monocytoges, Pasteurella multocida sowie diverse andere Erreger (Corynebakterien, Bacillus sp.) erfolgt die Empfindlichkeitstestung mit dem Plättchendiffusionstest. Die Empfindlichkeitstestung wird seit November 2010 nach der EUCAST-
Richtlinie in der jeweils aktuellen Version durchgeführt. 2012 wurden in Summe 17813 Resistenztestungen durchgeführt. Datenanalyse
Die statistische Auswertung der Labordaten erfolgt mit WHONET und dem Laborinformationssystem GLIMS. Für alle Datentabellen gilt, dass nur Erstisolate berücksichtigt wurden. Screening-Kulturen sind in die Datenanalyse eingeschlossen.
451 Arbeitsplatz Varia niedergelass. Bereich 452 Arbeitsplatz Varia Krankenhäuser 453 Arbeitsplatz Harn 454 Arbeitsplatz Stuhl
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag: 7:30 bis 15:30; Probenannahme bis 17:00 Samstag: Probenannahme von 8:00 bis 10:00 Samstag/Sonntag/Feiertag: Bereitschaftdienst für Krankenhäuser Homepage:
Seit dem 2. Quartal 2013 steht uns für die automatisierte Resistenztestung ein 2. Testsystem zur Verfügung. Die Auswahl und Anzahl der getesteten Antibiotika hat sich nicht verändert.
Anfang 2013 wurde die 2. „Ausgabe“ des Resistenzmonitors an die Salzburger Ärztinnen und Ärzte ausgesandt. Ziel des Resistenzmonitors ist die übersichtliche Darstellung der lokalen Resistenzdaten unter Berücksichtigung der Resistenzentwicklung der letzten Jahre. Zusätzlich erfolgt die Veröffentlichung auf www.medilab.at .
Das Ampelsystem ROT/GELB/ GRÜN ist nun auch in den Tabellen des Resistenzberichtes 2012 umgesetzt.
Seit Anfang 2013 erfolgte die Umstellung auf ein neues Blutkultursystem. Bitte beachten Sie die neue ideale Füllmenge von 8-10 ml/Flasche. Weitere Informationen finden Sie auf www.medilab.at .
Der CarbaNP-Test (Rapid CarbScreen Kit, Fa. Rosco) bietet 2 entscheidende Vorteile gegenüber dem bisher von uns eingesetzten phänotypischen Verfahren: o Verkürzung der Testzeit auf 2 Stunden o Detektion von Carbapenemasen unabhängig vom Enzym-Typ.
Seit Anfang 2013 erfolgt die Identifizierung von Baktieren und Pilzen mit einer neuen, sehr raschen Testmethode. Die folgenden Vorteile ergeben sich für Sie als Einsender: o
o Identifikation von Bakterien und Pilzen, die mit konventionellen
Methoden nicht oder schwierig zu bestimmen waren o Einsatz des Maldi Sepsityper Kits für eine verbesserte
Blutkulturdiagnostik durch Identifikation des Erregers direkt aus der positiven Blutkulturflasche.
3MRGN/4MRGN - neue Kategorisierung von multiresistenten
gramnegativen Erregern ab März 2013
Die neue Definition betrifft die Gruppe der Enterobakterien – deren wichtigste Vertreter Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae sind – sowie Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii. Liegt eine entsprechende Resistenz gegenüber vier definierten Antibiotikaklassen vor (Piperacillin/Tazobactam, Cephalosporine der 3. Generation, Carbapeneme, Fluorchinolone), werden die Erreger in folgende Kategorien eingestuft: o 3MRGN (Multiresistenter gramnegativer Erreger gegen 3 der
4 Antibiotikaklassen) o 4MRGN (Multiresistenter gramnegativer Erreger gegen 4 der
4 Antibiotikaklassen)
Ziel der neuen Regelung ist die einheitliche Erfassung und Definition von Multiresistenz – unabhängig vom Resistenzmechanismus. Damit verbunden ist die Einleitung adäquater Hygienemaßnahmen wie Isolierung und Screeningmaßnahmen je nach Krankenhausbereich und Multiresistenzkategorie.
Auch 2012 bleibt die Resistenzproblematik im Bereich der gramnegativen Bakterien bestehen – ESBL-Bildner und die Chinolon-Resistenz sind weiterhin steigend bzw. auf hohem Niveau stabil.
Bei E. coli ist der Anteil der ESBL-Bildner gegenüber 2011
wieder angestiegen (2012: 4,9 %, 2011: 4,2 %, 2010: 4,7 %,). Bei Klebsiella pneumoniae sinkt der Anteil an ESBL/PABL-bildenden Isolate auf 5 %. Die Resistenzrate oraler Cephalosporine der 3. Generation (Testsubstanz Cefpodoxim) liegt 2012 für E. coli bei 5,9 % (2011: 6,3 %) und für Klebsiella pneumoniae bei 6,2 % (2012: 10,7 %).
Bei E. coli bleibt der Anteil der Ciprofloxacin-resistenten Isolate bei 16,3 % stabil geben über 2011 (16,8 %). Bei K. pneumoniae nimmt parallel zur ESBL-Rate auch der Anteil der Chinolon-resistenten Isolate auf 11,8 % (2011: 17,7 %) ab. Bei Proteus mirabilis ist die Ciprofloxacin-Resistenz mit 21,4 % stabil gegenüber 2011 (21,9 %).
Bei Pneumokokken nimmt die Makrolid-Resistenz weiter zu – 2012 liegt sie bei 21 % (2011: 16 %).
Für Haemophilus influenzae ist aufgrund der nach EUCAST vorgegebenen, sensitiveren Testmethode ein Anteil von 16,6 % der Isolate gebenüber Amoxicillin/Clavulansäure resistent.
Die Antibiotikaverbrauchszahlen zeigen Jahr für Jahr einen saisonalen Anstieg in der kalten Jahreszeit. Grippale Infekte werden in der Regel durch respiratorische Viren ausgelöst. Die Gabe von Antibiotika – insbesondere von Breitspektrum-Antibiotika wie Amoxicillin/Clavulansäure und Cephalosporinen der 3. Generation - ist deshalb kontraindiziert. Pneumokokken, Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis werden häufig als „Begleitkeime“ bei respiratorischen/grippalen Infekten nachgewiesen.
Die Clostridium difficile assoziierte Diarrhoe (CDAD) stellt einen nicht zu vernachlässigenden Kollateralschaden nach Antibiotikatherapie dar. 2012 stieg die Anzahl der auf C. difficile eingesandten Proben aus dem niedergelassenen Bereich von 1733 auf 1898. 10,5 % der Proben (2011: 15,9 %) waren positiv auf C. difficile.
Die MRSA-Rate zeigt sich auch 2012 bei ca. 5 % stabil. Ausgezeichnete Empfindlichkeit gegenüber Penicillin bei ß- hämolysierenden Streptokokken. Zur Behandlung von unkomplizierten Harnwegsinfekten bleibt Mecillinam das Mittel der Wahl.
Mecillinam (Selexid®), Fosfomycin/Trometamol (Monuril®) und
Nitrofurantoin sind hervorragende Therapieoptionen in der Behandlung von Harnwegsinfektionen im niedergelassenen Bereich.
Carbapeneme zeigen in unserem Untersuchungsgut als Reserveantibiotika bei Enterobakterien weiterhin eine sehr gute Wirksamkeit. 2012 wurden erste, sporadisch auftretende Carbapenemase-positive Isolate – auch ohne Auslandsanamnese – detektiert.
CA-MRSA-Isolate weisen in der Regel KEINE Multiresistenz auf. Für die orale Therapie stehen Substanzen wie Clindamycin, Fusidinsäure, Rifampicin, Doxycyclin und Cotrimoxazol zur Verfügung.
Penicillin hat eine uneingeschränkte Wirksamkeit gegenüber Gruppe A-und B-Streptokokken. Makrolide sind bei Gruppe A-Streptokokken im Falle einer Penicillinallergie ebenfalls sehr gut wirksam.
Cephalosporine der 3. Generation und die Chinolone zeigen eine sehr gute Wirksamkeit gegenüber Haemophilus influenzae.
C. glabrata Intravaginal Ciclopiroxolamin oder Nystatin Mögl. Resistenzentwicklung bei Triazolen! Bei Therapieversagen: Resistenztestung anfordern
C. krusei Intravaginal Ciclopiroxolamin oder Clotrimazol; Triazole (z. B. Fluconazol) sind generell unwirksam! Bei Therapieversagen: Resistenztestung anfordern
PABL-Bestätigungstest (Fa. Rosco): Synergismus Ceftazidim/Cefotaxim mit Cloxacillin – PABL-Enzyme sind bei K. pneumoniae in unserem Einsendebereich zum Großteil dem DHA-Typ zuzuordnen.
Erreger n Isolate Abstriche Sonst. Mat. Stuhl Urin
Raoultella planticola 1 1 Salmonella Gruppe D 1 1 Serratia marcescens 1 1 Shigella sonnei 1 1
In bestimmten Ländern und Regionen Europas (Griechenland, Italien, Ungarn) und außerhalb Europas (mittlerer und ferner Osten, Nordafrika, USA) sind Carbapenem-resistente gramnegative Erreger sehr verbreitet. In Österreich ist nach einer aktuellen Erhebung im Rahmen des EuSCAPE–Projekts mit sporadischen Ausbrüchen in Krankenhäusern zu rechnen. Augenmerk ist jedenfalls auf Urlaubsrückkehrer, Immigranten und Gastpatienten aus Hochrisikoländern zu legen, die mit diesen Erregern kolonisiert und/oder infiziert sein können.
Die ß-Laktam-Resistenz dieser Erreger umfasst neben den Penicillinen und Cephalosporinen auch die Gruppe der Carbapeneme. Sie ist häufig auf die Plasmid-kodierte Enzym-Gruppe der Carbapenemasen zurückzuführen. Andere, ebenfalls Carbapenem-inaktivierende Mechansimen sind Efflux und Impermeablität in Kombination mit ESBL- und AmpC-Beta-Laktamasen. Ziel der Labordiagnostik sind die Differenzierung dieser Resistenzmechanismen, um ein optimales Hygienemanagement gewährleisten zu können und die zusätzliche Austestung verbleibender Therapieoptionen (Tigecyclin, Colistin, Fosfomycin).
Die 2 Acinetobacter baumannii-Isolate wurden mittels MBL/KPC-Confirm-Kit als MBL-Bildner identifiziert. Eine molekular-biologische Bestätigung wurde nicht durchgeführt.
2 Isolate (1 Acinetobacter baumannii und 1 Pseudomonas aeruginosa) sind mit Sicherheit als importierte Fälle (Nordafrika) zu betrachten.
Je ein E. coli OXA-48, eine K. pneumoniae OXA-48 und ein Citrobacter freundii OXA-48 sind einer stationären Patientin (Intensivstation, Abstrich Abdomen) zuzuordnen.
Ein E. coli OXA-48 wurde aus einem Vaginalabstrich eines 12-jährigen Mädchens kultiviert (Einsendung durch eine niedergelassene Ärztin).
Die KPC-positive K. pneumoniae wurde aus einer Harnprobe (Keimzahl 10^7/ml) von einem Patienten mit Querschnitt unter niedrigdosierter Dauertherapie (Antibiotikum nicht bekannt) kultiviert.
Die MBL-positiven Ps. aeruginosa hatten folgende Herkunft/Anamnese:
o Abstrich Ulcus, 72-jährige Patientin, Einsendung aus dem niedergelassenen Bereich
o Abstrich Fixateur OS, 20-jähriger Patient aus Lybien, Einsendung aus dem Krankenhaus
o Urin, Keimzahl 10^6/ml, chron. Zystitis, 82-jähriger Patient, Einsendung aus dem niedergelassenen Bereich
o Urin, Keimzahl 10^6/ml, St. p. Urosepsis/Blasentumor, 74-jähriger Patient, Seniorenwohnheim/Pflegestation
Ziel dieser neuen „Nomenklatur“ ist die einheitliche Erfassung und Definition von Multiresistenz – unabhängig vom Resistenzmechanismus. Damit verbunden ist die Einleitung adäquater Hygienemaßnahmen wie Isolierung und Screeningmaßnahmen je nach Krankenhausbereich und Multiresistenzkategorie. Die folgenden Grafiken zeigen die Anzahl der Isolate in der Kategorie 3MRGN und 4MRGN für die Gruppe der Enterobakterien. Zusätzlich sind in der nachstehenden Tabelle auch die Isolatzahlen für ESBL- und Carbapenemase-Bildner sowie die Isolatzahlen für 3MRGN + ESBL-positiv dargestellt.