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Durchfallerkrankungen in Deutschland Stand 3/2009, ( RKI, Infektionsepidemiologisches Jahrbuch )
2007 2008
Absolut Inzidenz/ 100.000 E
Absolut Inzidenz/ 100.000 E
Norovirus Infektion 201.227 244 212.692 258
Camphylobacter Enteritis 66.128 80,4 64.731 78,7
Rotaviren 59.368 72,2 77.490 94,2
Salmonellen 55.408 67,4 42.909 52,2
Eschericha coli 6435 7,8 7004 8,5
Entero hämorrhagische E.coli 839 1,0 835 1,0
Hämolyt. Uräm. Syndrom 44 0,1 58 0,1
Jersinien Infektion 4988 6,1 4352 5,3
Lamblien / Giardia 3654 3,9 4763 5,8
Shigellen 869 1,1 575 0,7
Paratyphus 72 0,1 86 0,1
Clostridium diff (schwer verlaufend) 416 0,45
Zu den meisten dieser Durchfallerkrankungen sollen hier einige Aspekte aufgeführt werden.
Rotaviren sind Erkrankungen von Kleinkindern und werden hier nicht berücksichtigt, die
pseudomembranöse Kolitis ist eine stark zunehmende Entität , deshalb soll mit ihr
begonnen werden
Gastroenterologie
Die pseudomembranöse Kolitis
- Darmentzündung ausgelöst durch das Toxin des Clostridium difficile -
Gastroenterologie
Historisches
• Erste Isolation des Bakteriums durch Hall and O´Toole 1935 aus dem Stuhl eines gesunden Neugeborenen
Hall, I. C. & O'Toole, E. (1935). Intestinal flora in new-born infants: with a description of a new pathogenic anaerobe, Bacillus difficilis. Am J Dis Child 49, 390–402.
• Bacillus difficile aufgrund der Schwierigkeit das Bakterium zu kultivieren (kein Sauerstoff)
• Unter Stress Produktion von Sporen• Erste Clostridium difficile Infektionen beschrieben in den späten
70er Jahren (1978)
Gastroenterologie
Antibiotika lösen ein ungehemmtes Wachstum des im normalen Darm vorkommenden Clostridium difficile´s aus.
Antibiotikatherapie mit Relatives Risiko im Vergleich zu Kontrollen
Chinolonen 3,9
Cephalosporinen 3,8
Clindamycin 3,9
Penecillinen 3,1
The big three (four?)
Typisches Endoskopisches Bild in der Sigmoideoskopie
Vorteil: schnelle, sichere Diagnose, kein Waren auf Kulturbefunde, keine unsicheren Ergebnisse
Typisches Bild von verdickten Darmwänden in der Son ographie
Inzidenz
Pepin J et al. Clostridium difficile- associated diarrhoe in a region of Quebec from 1991-2003- a changing pattern of disease severty, CMAJ 2004;171:466-72
Therapie
• Diagnose sichern (kurze Enddarmspiegelung)• Antibiotika komplett absetzen (?)• Therapie nur bei symptomatischen Patienten• Metronidazol 3 x 400 mg p.o.• Probiotika ohne Wirksamkeit bei akuter Infektion, unsichere Daten
zur Vermeidung eines Rezidivs• Bei komplizierter, rezidivierter Infektion Kombinationstherapie
• Rifaximin 2-3 x 400-800 mg über 14 Tage nach erfolgreicher Vancomycintherapie zur Verhinderung des Rezidivs
• Ultima ratio: Stuhltransplantation (sehr wirksam, noch nicht standardisiert
Der Norovirus
Geißel der Krankenhäuser und Pflegeheime (Endemien legen ganze Stationen lahm)
Gastroenterologie
Glass R et al. N Engl J Med 2009;361:1776-1785
Die verschiedenen Varianten
Viele unterschiedliche Virusstämme (Das macht die Entwicklung einer Impfung schwierig)
Glass R et al. N Engl J Med 2009;361:1776-1785
Vorallem der Stamm GII 4 (siehe auch vorherige Folie) nimmt an Bedeutung zu.
Rezeptor für Blutgruppenantigene (ABO,Lewis u.andere)
(Blutzellen, Darmzellen, frei auch im Speichel, Milch)
Hohe Mutationshäufigkeit (Grippe)Alle 4 Jahre neuer VirustypMehrere Infektionen während eines Lebens möglich
Immunität 6-14 Wochen nach Erkrankung (hohe Dosen)keine Immunität nach 2-3 Jahrengenetische Immunität Parrino TA Schreiber TS et al, Clinical immunity in acute gastroenteritis
caused by Norwalk agent, NEJM 1977;297:86-89
Charakteristika einer Infektion• Entweder mensch- oder tierpathogen• Alle Altersgruppen betroffen• 90 % aller bisher als unklaren
Durchfallerkrankungen in den USA• 30 % aller Gastroenteritiden in Kliniken und
Historie: 1972 als Pathogen isoliert, gram neg korkenzieherartige Bakterien 12 Subtypen bekannt, (C.coli und C.jejuni)
Vorkommen: weltweit, im Wasser (Bergbäche?), Rohmilch, Wild- und Haustiere als Reservoir (unterschiedliche Virulenz bei verschiedenen Tieren)
Inkubationszeit: 2- 6 Tage
Erkrankungsdauer: 2-5 Tage
Symptome: Krämpfe, abdominelle Beschwerden, Kopf- und Gliederschmerzen, wässrige Durchfälle, später Schleim und Blut, Eiter
Organbefall: befällt den unteren Dünndarm (distales Ileum), aber auch Dickdarm (Colon). Es treten fleckige Zerstörungen der Darmschleimhaut auf, Lymphknotenschwellungen, DD: Appendicitis,
Vögel, Säugetiere, Mensch Tödlich bei Vögeln und kleinen Säugern
Gastroenteritis (Brechdurchfall)
Salmonella Dublin
Rinder Rindersalmonellose -
Salmonella typhisuis
Schwein Schweinesalmonellose(höchst aggressiv vs S. anatum)
-
Vorkommen: weltweit, im Wasser, Lebensmittel (Fleisch, Muscheln, Softeis, Eier (Salmonellenadnexitis der Hühner))
10- 50 Grad Celsius, Überleben in Tiefgefrorenem, kein Auftauen in warmem Wasser, 10 min 70 Grad erforderlich zur Abtötung
Inkubationszeit: 3 h- 7 Tage (s.typhi bis 60 Tage), je mehr Erreger desto kürzer
Erkrankungsdauer: 2-5 Tage, S typhi 4 Wochen
Durchseuchung: 5-10 % der Fälle nur gemeldetjeder 5. Einwohner in BRD Salmonellenträger (?) (Antibitika verlängern Krankheitsdauer und steigern die Rate an Dauerausscheidern, ebenso wie der Erstinfektionen (Bacteroides als gegenspieler))
Organbefall: S- typhi befällt den Dünndarm (distales Ileum), Leukozyten in der Darmwand, wandert in die Darmlymphknoten (-perforation) und dann in´s Blut (72h), Enterotoxinbildung (?, Indometacinwirkung), der Körper kann zunächst die Bakterien aus dem Blut entfernen, sie vermehren sich aber in den Fresszellen des Organismus und kehren dann in die Blutzirkulation zurück. Sie erreichen dann alle Organe und können dort Abzesse bilden (Galle!!),
Studium : Strassburg, Kiel, Berlin, Würzburg, München
Beruf: München Graz Wien
1885: Charakterisierung von Bakterien im Säuglingsstuhl
1919: Benennung von E.coli zu seinen Ehren
Geißeln mit H- Antigen (wirts+organspez.)
Oberfläche mit O- Antigen
Kapsel (Zellwand) mit K- Antigen
E. Coli - Enteritis- Steckbrief (II)-
• Gram negatives Stäbchen• Laktose positiv• Bildet Säure• Produziert Vit K (Gerinnung) und B• Kolonisiert als erstes Bakterium den menschlichen Darm• >10 mal mehr E. coli im Darm eines Menschen, wie dieser Zellen hat
1 gr Kot enthält 100 mrd Bakterien
• Wichtigstes der ca. 500 Bakterien im menschlichen Darm• Lebt in jeder Umgebung (aerob anaerob)
Teilt sich alle 20 min - 3000 Jahre (Fundort: Irkutsk, Sibirien mehrere km-tief im Stein)
• E. coli überlebt Gefriertemperaturen• Sporenbildner• Fakultativ und obligat pathogene Stämme• Obligat pathogene Stämme sind (Abgrenzung!!!)
– ETEC enterotoxische E. coli – EIEC enteroinvasive E. coli – EHEC enterohämorrhagische E. coli – EPEC enteropathogene E. coli – EAEC enteroaggregative E. coli – DAEC diffus adhärente E. coli,
Gastroenterologie
E. Coli - Enteritis- Steckbrief (III)-
– ETEC enterotoxische E. coli (Enterotoxin produzierende E. coli)Verantwortlich für Mehrzahl der Reisedurchfälle
unterschiedliche Schwere der Diarrhoe in unterschiedlich geographischen Breitenunterschiedlich Empfindlichkeit von Individuen für „Ihnen fremden“ ETEC
Produktion von (Anhaftungs)FaktorenProduktion von Toxin
CL -
Adenylatcyclase / CAMP
Guanylatcyclase / CAMP
Hitzelabiles Toxin 83.000 kD
Hitzestabiles Toxin 2.000 kD
- Inkubationszeit 24-72 h - Erkrankungsdauer 24- 36 h
- Selten Fieber, Krämpfe, Erbrechen
- Mild in Mexiko, cholera-artig auf dem indischen Subcontinent
Prinzip
Der CholeraWasser
Darminnenseite
E. Coli - Enteritis- Steckbrief (IV)-
EIEC enteroinvasive E. coli, cytoxische E. coli Verantwortlich für eine Shigellen (Ruhr)- artige Erkrankung
Bakterien haften den Zellen durch Adhäsine anDurch Zytotoxine werden Zellwände durchbrochenDie Bakterien vermehren sich intrazellulär und können benachbarte Zellen erreichenEntzündungsreaktion mit weißen Blutkörperchen
Entzündungs-reaktion
Zellinvasion
- Inkubationszeit 24-72 h- Mensch ist alleiniges Reservoir- Fieber, Krämpfe, wässrig-schleimig-eitrige Diarrhoe, Ulzerationen, Erbrechen (abgeschwächt vergl mit Shigellen)- „Ur- E.coli“ gemeinsamer Vorfahr von EIEC und Shigellen
E.coli
Schleim,Blut Eiter, Na+, Cl-, H2O
Ulkus (Geschwür)entstehung
Prinzip der Ruhr
Darminnenseite
E. Coli - Enteritis- Steckbrief (V)-
EIEC enterohämorrhagische E. coli, Shiga- toxin bildende E.coli Verantwortlich für eine hämorrhagische Colitis, Hämolytisch Urämisches Syndrom (O157:H7)
Bakterien haften den Zellen durch Adhäsine (Intimin) anZytotoxine werden durch ein bakterien- eigenes „Injektionssystem“ in die Zelle gespritztweitere Toxine: gerichtet gegen Zellskelett, Blutzellen, Proteine
Zelltod
Injektion von Zytotoxinen (Shiga Toxin)
- Inkubationszeit 2- 5 Tage- Mensch und Tier stellen beide das Reservoir dar (bislang einziges E.coli)- Erst wässrig dann blutige Diarrhoen, seltener Fieber und Krämpfe, Erbrechen
Blut, Schleim, Na+, Cl-, H2O
Stop der Proteinsynthese
E.coli
Kyoshi Shiga•7.2.1871 - † 25.1. 1957
Entdecker der Shigellen
(Shigella flexneri)
B AB
B
BB
B
B
Shiga Holotoxin
A
Adenin- rest
Hämolytisch urämisches Syndrom
• 1 Woche nach dem ersten Durchfall• Nierenversagen bis hin zur Dialyse• Hämolyse (Blutzellen lösen sich in den Adern auf)• Thrombozytopenie (Blutplättchenabfall)
E. Coli - Enteritis- Steckbrief (VI)-
EIEC enteropathogene E. coli, Verantwortlich für breiig schleimige Durchfälle bei Säulingen
Bakterien haften den Zellen durch Adhäsine (Intimin) anZytotoxine werden durch ein bakterien- eigenes „Injektionssystem“ in die Zelle gespritzt. Diese Toxine sind gerichtet gegen das Zellskelett
Zelltod
Injektion von Zytotoxinen
Schleim, Na+, Cl-, H2O
Verklebung des Bürstensaums der Zelle und Zerstörung des Zellskelettes
E.coli
Yersinien- Enteritis- Steckbrief -
Historie: 1894 Entdeckung des Pestbakteriums durch Alexandre Emil Jean Yersin, Rattenflöhe als Überträger, als Sporen in Rattenhöhlen
Vorkommen: 11 Arten, Menschen- pathogen Y. enterocolitica, pseudotuberculosis, pestis.im Darm vieler Tierarten, gemäßigte und subtropische Breiten, selten in
Tropenvermehrungsfähig auch bei 40, Geißeln nur bei 22-28 0
Inkubationszeit: 4-7 Tage
Erkrankungsdauer: 1-2 Wochen
Symptome: breiige Durchfälle, später Schleim kein Blut. Pseudoappendicitis (Blinddarm), Arthritis, Entzündungen des Auges (Abgrenzung zum M. Crohn 10-30 J), akutes Abdomen
Organbefall: befallen den unteren Dünndarm, vorwiegend lymphatische Gewebe. Fresszellen werden durch die „Yersinia outer proteins“ (Yops) paralysiert. Die Bakterien vermehren sich in den Peyersch n Plaques und in den
mesenterialen Lymphknoten, Blutvergiftung bei abwehrgeschwächten Patienten
Therapie: Ciprofloxacin, Cotrimoxazol, Doxycyclin
Alexandre Emile Jean Yersin
*22.9.1863 Schweiz
† 1.3.43, Vietnam- Pestausbruch 1894 Südchina
- Mit Calmette + Borrel Pferdeserum / Impfung
Therapie- und Rehydrierungsmaßnahmen
bei allen Durchfallerkrankungen
ambulant• 2,5 Gramm Natron (Speisesoda = NaHCO3 ( ½ TeelöffelBackpulver)) • 1,5 Gramm Kaliumchlorid • 3, 5 Gramm Kochsalz (3/4 Teelöffel Salz)• 20 Gramm Traubenzucker (3 Eßl Zucker)• Auf 1 l abgekochtes Wasser (schwarzer Tee)
Stationär• Isotonische Infusionen• Antibiotika bei Komplikationen• Loperamid• Metoclopramid, Odansetrone (Medikamente gegen das Erbrechen)• Entzündungshemmende Medikamente (Salofalk®)• Endoskopie ??
Darminnenseite Darminnenseite
Prophylaxe der Reisediarrhoe mit Antibiotika???
= keine gesicherte Maßnahme
Gastroenterologie
Du Pont HL et al Clin Infect Dis 2001;33:1807-15
N= 187 erwachsene US-Studenten in Mexico, Touristen in Jamaika mit Diarrhoe (RCT)
Therapie : 3 Tage 2 x 500 mg Ciprofloxacin oder 2 x 400 mg Rifaximin
Zeit zwischen Therapiebeginn und letztem ungeformte n Stuhl: 25,0 vs 25,7 Stunden
Raten für Therapieversagen, mikrobiologische Heilung, klinische Verbesserung und Nebenwirkungen identisch
SinnvollePräventionsmaßnahmen
• Essen Sie nur durchgegarte Lebensmittel. Salate sollten Sie meiden, wenn Sie nicht sicher sind, ob das Wasser, mit dem der Salat gewaschen wurde, frei von Bakterien ist. Aus dem gleichen Grund sollte Obst geschält werden. Meerestiere können durch Einleitungen ins Meer verseucht sein.
• Trinken Sie nur Wasser und andere Getränke aus verplombten Flaschen und verzichten sie auf Eiswürfel.
• In besonders kritischen Regionen sollten Sie selbst zum Zähneputzen Mineralwasser benutzen.
• Speisereste sollten möglichst schnell verbraucht werden. Essen Sie keine Speisen, die häufig wieder aufgewärmt wurden.
• Waschen Sie sich nach jedem Gang auf die Toilette die Hände. Auch eine Nagelbürste sollten Sie benutzen