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Berichte Heft 78/2001 Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten Ländliche Entwicklung in Bayern DORFERNEUERUNG • FLURNEUORDNUNG • REGIONALE LANDENTWICKLUNG Dorferneuerung in Bayern 1981– 2001
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Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Nov 29, 2021

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Page 1: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

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Bayerisches Staatsministerium fürLandwirtschaft und Forsten

Ländliche Entwicklung in BayernDORFERNEUERUNG • FLURNEUORDNUNG • REGIONALE LANDENTWICKLUNG

Dorferneuerung in Bayern1981– 2001

Page 2: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Schriftenreihe: Berichte zur Ländlichen Entwicklung© 2001ISSN 0943-7622,RB-Nr. 08/01/50

Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium fürLandwirtschaft und Forsten,Abteilung Ländliche Entwicklung,Ludwigstraße 2, 80539 Münchene-mail: [email protected]/dorfundflurwww.landentwicklung-bayern.de

Schriftleitung: Bayerisches Staatsministerium fürLandwirtschaft und Forsten Referat E2

Gestaltung Bereich Zentrale Aufgaben der und Satz: Bayerischen Verwaltung für

Ländliche Entwicklung

Gestaltung: Atelier Klinger&Schug, MünchenGrafiken auf S. 9-38 (unten)

Bildnachweis: Alle Fotos und AbbildungenBayerische Verwaltung für LändlicheEntwicklung mit Ausnahme der Titelseite: Süddeutsche Zeitung vom28./29. April 2001 undBayerische Staatszeitung Nr. 22 vom1. Juni 2001, S. 9, 13, 15, 17, 21, 23, 33 (jeweilsoben) Rolf Poss, Siegsdorf,S. 13 (unten), 23 (unten) Buchegger,S. 17 (unten), Bayerisches Haupt-staatsarchiv, München,S. 18, 36, 37 (links) Thomas Klinger,S. 20 Agentur Bilderberg, A. Reiser,Hamburg,S. 25 Agentur Bavaria, Gauting,S. 26 G. Gast, Bernbeuren,S. 34 Heidi Riesenthal, Weyarn,S. 49 (oben), 59 (oben) concretWerbeagentur, Augsburg undS. 52 deltapress, Griesbach

Druck: EOS-Verlag + DruckSt. Ottilien

Impressum

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20 Jahre "Bayerisches Dorferneuerungsprogramm" 1981– 2001

VorwortAnton Adelhardt, Ministerialdirektor 5

Festakt im Bayerischen Landtag am 30. Mai 2001

BegrüßungJohann Böhm, Präsident des Bayerischen Landtags 9

GrußworteFriedrich Loscher-Frühwald, Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, 13Landwirtschaft und Forsten im Bayerischen Landtag

Gustav Starzmann, Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, 15Landwirtschaft und Forsten im Bayerischen Landtag

Heribert Thallmair, Präsident des Bayerischen Gemeindetags 17

Univ. Prof. Dr.-Ing. Holger Magel, 21Präsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum e.V.

Festvortrag "20 Jahre Bayerische Dorferneuerungsprogramm – Eine gelebte Bürger- und Sozialkultur"Alois Glück, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag 23

Worte des Dankes Josef Miller, Bayerischer Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten 33

Pressekonferenz am 17. Mai 2001

Pressemitteilung 41

Dorferneuerung — ein ErfolgsprogrammJosef Miller, Bayerischer Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten 43

Presseunterlagen:

1. Wichtige Aspekte der Dorferneuerung heute und morgen 472. Dorferneuerung, ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Gemeinden 51

im Sinne der Agenda 213. Wichtige Aufgabenfelder der Zukunft 58

Anhang

Ansprechpartner zur Flurneuordnung, Dorferneuerung und 63Regionalen Landentwicklung in Bayern

Bisher erschienene Berichtshefte 65

3Inhalt

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Das Bayerische Dorferneuerungsprogramm hatviele Geburtshelfer. Die Neufassung des Bun-desflurbereinigungsgesetzes vom Jahr 1976 er-weiterte erstmals den gesetzlichen Handlungs-auftrag um die Dorferneuerung. Das vom Bundin den Jahren von 1977 bis 1980 aufgelegte Zu-kunftsinvestitionsprogramm (ZIP) stellte bundes-weit 260 Mio. DM für die Dorferneuerung bereit.Mit der Einstellung dieses Programms ergabsich die Notwendigkeit für ein eigenständigesLandesprogramm. Am 19. Mai 1981 fasste des-halb auch der Bayerische Landtag den zukunfts-weisenden Beschluss, die Dorferneuerung zueinem eigenen landespolitischen Schwerpunktder Bayerischen Agrarpolitik fortzuentwickeln.

In diesen 20 Jahren wurden über 1.400 Dorfer-neuerungen abgeschlossen, knapp 1.800 Dörfersind derzeit in Bearbeitung. Über 770.000 baye-rische Bürgerinnen und Bürger haben bishervon der Dorferneuerung profitiert. Die Nachfrageist unverändert hoch.

Mit dem Festakt am 30.05.2001 im BayerischenLandtag feierte das Bayerische Dorferneue-rungsprogramm seinen 20-jährigen Geburtstag.

Diese Veröffentlichung dokumentiert nicht nurdiese Feier, sondern sie informiert auch über dieEntwicklung des Bayerischen Dorferneuerungs-programms in diesen 20 Jahren und über einigeder zahlreichen herausragenden Ereignisse. Sieversteht sich gleichzeitig als Dank an alle Unter-stützer aus Politik und Gesellschaft und vorallem an die Bürgerinnen und Bürger, die dasAngebot der Beteiligung und Mitwirkung soengagiert angenommen haben.

Anton AdelhardtMinisterialdirektor

5Vorwort

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720 Jahre Bayerisches DorferneuerungsprogrammFestakt im Bayerischen Landtag am 31.Mai 2001

»Geburtsdokument«

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"Am 30. Mai ist der Weltuntergang,wir leben nicht mehr lang, wir le-ben nicht mehr lang..." Die Älterenunter Ihnen kennen vermutlich die-sen Schlagertext, der — ähnlichden düsteren Voraussagen einesNostradamus — weismachen woll-te, dass am heutigen Tag mit der Welt Schluss sei. Doch davon kann keine Redesein. Im Gegenteil! Wir sind heute zu einer "Ge-burtstagsfeier" zusammengekommen. Und dapasst der folgende Schlagertext eindeutig bes-ser: "Man müsste noch mal zwanzig sein..." —schließlich ist unser "Geburtstagskind", dasBayerische Dorferneuerungsprogramm, vorwenigen Tagen 20 Jahre alt geworden. Umsomehr ist es für mich als Hausherrn eine Freude,Sie alle zu dieser Feier herzlich willkommen hei-ßen zu dürfen.

Mein besonderer Gruß gilt dem Vertreter derBayerischen Staatsregierung, Herrn Staatsmini-ster Josef Miller.

Ich begrüße die Kolleginnen und Kollegen ausdem Bayerischen Landtag, an ihrer Spitze denVorsitzenden der CSU-Fraktion, Herrn AloisGlück. Herr Kollege Glück gehörte zu den Mit-unterzeichnern des CSU-Antrags vor 20 Jahrenund zählt damit zum Kreis der ”Gründerväter”der ”Dorferneuerung”.

Mein Gruß gilt dem Generalkon-sul der Republik Kroatien, HerrnPlecas Zvonko, dem Präsidentendes Bayerischen Gemeindetages,Herrn Heribert Thallmair, sowieden Vertretern der KommunalenSpitzenverbände in Bayern, denLandräten und Bürgermeistern.

Ferner heiße ich willkommen die Präsidentender Direktionen für Ländliche Entwicklung, dieVertreter von Behörden und Banken, der Wis-senschaft, der Presse und von anderen Einrich-tungen, die bei der Gestaltung und Entwicklungdes ländlichen Raumes mitwirken.

Last, but not least begrüße ich die VagenerSpielmusik, die in einer Dorferneuerungsge-meinde zu Hause ist; sie schlägt mit ihren Wei-sen eine musikalische Brücke zur klingendenDorfkultur.

Zu der eingangs erwähnten apokalyptischenProphezeiung möchte ich auch die Meinung vonMartin Luther zitieren. Von ihm stammt das be-kannte Wort: "Und wenn ich wüsste, dass mor-gen die Welt unterginge, pflanzte ich noch heuteeinen Apfelbaum." Um im Bild zu bleiben: Vorzwanzig Jahren haben die bayerischen Abge-ordneten — einige von damals sitzen unter uns— einen zarten Sprössling gepflanzt, aus demsich mittlerweile ein starker Baum mit prächtigen

9Begrüßung

Johann Böhm

19.5.1981

Schwerpunktaufgabe derBayerischen AgrarpolitikDer Bayerische Landtag beauftragt die

Bayerische Staatsregierung am 19. Mai 1981

„die Dorferneuerung zu einem eigenständi-

gen landespolitischen Schwerpunkt der

Agrarpolitik weiterzuentwickeln“.

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Blüten und vielen Früchten entwickelt hat. DerAntrag der CSU-Fraktion seinerzeit bestand ausnur einem Satz: "Die Staatsregierung wird er-sucht, die Dorferneuerung zu einem eigenstän-digen landespolitischen Schwerpunkt der Agrar-politik weiterzuentwickeln." Dass sich dasThema Dorferneuerung tatsächlich zu einem"Schwerpunkt" bayerischer Politik und mithin zueinem "parlamentarischen Dauerbrenner" bis indie gegenwärtige Legislaturperiode entwickelthat, belegen die Parlamentsprotokolle, in denenunter den Stichworten Dorferneuerung bzw.-sanierung allein 112 Einträge vermerkt sind,darunter Mündliche und Schriftliche Anfragen,Anträge, Änderungsanträge sowie Berichte. DiePalette von Inhalten reicht dabei von A wie"Arbeitslosigkeit in Europa senken — der baye-rische Beitrag" bis Z wie "Zuschüsse im Rah-men der Dorferneuerung — Wartezeit bis zurAuszahlung der Förderung". Für die "Magnet-wirkung" der Dorferneuerung sprechen nochandere Zahlen: Über 1 400 Dorferneuerungensind zwischenzeitlich abgeschlossen, knapp 1 800 Dörfer derzeit in Bearbeitung, und 2700Orte stehen auf der Warteliste. Diese wenigenZahlen bestätigen einmal mehr das fernöstlicheSprichwort: "Ein fleißiges Mühlrad friert nichtein." Das "Bayerische Dorferneuerungspro-gramm" ist seit zwei Jahrzehnten Wasser auf dieMühlen des ländlichen Raumes. Von Stillstandkann also keine Rede sein! Die "Dorferneue-rung" zählt vielmehr zu den effektivsten Pro-grammen der bayerischen Politik seit 1945.

Wenn einer Institution mit 20 Lenzen so viel An-erkennung und Zustimmung entgegengebrachtwird, dann liegen die Wurzeln des Erfolgs in derRegel Generationen weit zurück. So verhält essich auch in unserem Falle. Bereits die "Landes-

verschönerungsbewegung" zu Beginn des 19.Jahrhunderts versuchte, Architektur, Agrikultur,Gartenkunst und Handwerk im ländlichen Raummiteinander in Einklang zu bringen, um denMenschen Heimat und Geborgenheit zu vermit-teln. Der "genius" dieser Bewegung und damitgleichsam der "Urvater" der Dorferneuerung, derköniglich-bayerische Baurat Dr. Gustav Vorherr,hat das so formuliert: "Wenn Dorfschaftenhöchst zweckmäßig verschönert sind, werden indas Gemüt unserer Landsleute Frohsinn, Zufrie-denheit und Heiterkeit einkehren." Dass dieserSatz nicht bloß graue Theorie geblieben, son-dern noch heute lebendig ist, hat der jüngsteWettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden -Unser Dorf hat Zukunft" eindrucksvoll gezeigt.Über tausend Orte haben sich daran beteiligt,und die Ergebnisse können sich weiß Gottsehen lassen. Aber was noch viel wichtiger ist:die Menschen waren mit Eifer dabei und habenmit der zitierten inneren "Zufriedenheit" zur Ver-schönerung ihres Lebensraumes beigetragen.

An dieser Stelle möchte ich an einen Abgeord-neten des Bayerischen Landtags und desReichstags erinnern, der zu Anfang des 20. Jahrhunderts fortschrittliches Denken undHeimatverbundenheit gleichermaßen verkörper-te. Ich meine den bekannten BauernbundführerGeorg Eisenberger aus Ruhpolding. Sein gan-zes Schaffen galt seinem Heimatdorf und dembäuerlichen Menschenschlag. Heimatpflege undDenkmalschutz — zwei Kernbereiche der Dorf-erneuerung — profitieren heute noch von man-chem, was seinerzeit Eisenberger als Ruhpol-dinger Bürgermeister veranlasst hat. So setzteer beispielsweise in einer Bauvorschrift zur Orts-verschönerung durch, dass "alle Gebäude denheimischen Bauformen sowie dem Charakter

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1981/82

Zielsetzungen Das Bayerische Dorferneuerungsprogramm beschreibt als

Zielsetzung die erhaltende Erneuerung und Gestaltung ländlicher

Siedlungseinheiten. Nicht gleichartige, sondern gleichwertige

Lebensbedingungen im Vergleich zu den Städten, das soll mit

der Dorferneuerung in Bayern erreicht werden. Die Dorfer-

neuerungen werden als Verfahren nach dem Flurbereinigungs-

gesetz (FlurbG) durchgeführt. Damit kann die Bodenordnung

auch in der Dorferneuerung eingesetzt werden.

Funktionale Phase ab 1981

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der Gebirgslandschaft anzupassen" seien —und das wohlgemerkt vor über 90 Jahren!

Das persönliche Erkennungszeichen Eisenber-gers war die Tracht. Als bauernbündlerischerParlamentarier machte er damit in den Hallendes damaligen Landtagsgebäudes an der Pran-nerstraße Furore. Nur einmal, so berichtet er,ließ er sich überreden, ohne Tracht zu erschei-nen: zur Krönungsfeier König Ludwig III. im No-vember 1913. Nur widerwillig lieh er sich Frackund Zylinder aus. Und was geschah? Der Königtrat auf ihn zu und sagte: "Herr Abgeordneter,es wäre mir lieber gewesen, Sie wären heute inIhrer Gebirgstracht erschienen." Spätestens seitdamals wissen wir, dass ein Politiker in Bayernmit der Tracht nie verkehrt angezogen ist.

So positiv hat man den Wert der Heimat und dieBewahrung des Brauchtums nicht immer gese-hen. In den Siebzigerjahren glaubten manche,ganz ohne Heimatbewusstsein auskommen zukönnen. Nicht ein so genannter "Kirchtumpoliti-ker", also ein "Provinzler", sondern am bestenein "Kosmopolit" wollte man sein. Heimat schiendamals im Zuge eines vermeintlichen Aufbruchszu neuen gesellschaftspolitischen Ufern ebensovom Programm abgesetzt zu sein wie die platteSentimentalität von Heimatfilmen. So genannte"Fortschrittsapostel" hielten seinerzeit die Zeitfür gekommen, keine Schule und möglichst auchkeine Kirche mehr im Dorf zu lassen.

Gegen diese Einstellung hat das "BayerischeDorferneuerungsprogramm" vom ersten Tag aneinen Kontrapunkt gesetzt. Es hat die Eigenkräf-te der Dorfbewohner aktiviert und die Bürgerin-nen und Bürger nach dem Motto "Mitdenken,Mitplanen, Mitgestalten" zur "Runderneuerung"

des ländlichen Raumes motiviert. Der Vorsit-zende der CSU-Fraktion wird anschließend dar-auf näher eingehen. Zum Erfolgsrezept der"Dorferneuerung" gehört ferner, dass sie allseitsUnterstützung erfährt: vom Bayerischen Ge-meindetag und Bayerischen Landkreistag eben-so wie von der Bayerischen Architektenkammerund vielen anderen Einrichtungen, die für denländlichen Raum Verantwortung tragen. Ichmöchte heute die Gelegenheit nutzen und allen,die auf ihre Weise am "Bayerischen Dorferneue-rungsprogramm" mitwirken, im Namen desBayerischen Landtags und persönlich herzlichdanken.

Ich habe eingangs aus dem Schlager "Am30. Mai ist der Weltuntergang" zitiert; am Endemeiner Ausführungen soll ebenfalls eine Stelledaraus stehen. Sie lautet: "Wir leben nicht mehrlang. Doch keiner weiß, in welchem Jahr, unddas ist wunderbar. Wir sind vielleicht noch langehier und darauf trinken wir." An diese Sätzemöchte ich meine Wünsche anschließen:Ich wünsche dem "Bayerischen Dorferneue-rungsprogramm", dass es auch im dritten Jahr-zehnt so "wunderbar" blühen möge.

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1983

Erste Bayerische DorferneuerungsrichtlinienDie Dorferneuerungsrichtlinien vom 20.10.1983 regeln die

Durchführung und die Förderung in der Dorferneuerung.

Funktionale Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur und

zur Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe wie der

Ortsstraßenausbau oder die Schaffung rückwärtiger Erschlie-

ßungen bilden den Schwerpunkt.

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1984

Planung mit den BürgernDas in der Flurneuordnung bewährte

Genossenschaftsprinzip wird für die

Dorferneuerung übernommen und

intensiviert.

Baulich-gestalterische Phase ab 1984

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Ich möchte zum heutigen Festaktauch die Grüße und Glückwün-sche des Agrarausschusses desBayerischen Landtags überbrin-gen, der geschlossen an dieserFestveranstaltung teilnimmt.

Meine Damen und Herren, es waraus heutiger Sicht richtig, dass der BayerischeLandtag 1981 den Beschluss gefasst hat, dieDorferneuerung zu einem eigenständigen lan-despolitischen Schwerpunkt der Agrarpolitik zumachen. Im Vordergrund der Überlegungenstand sicher damals — und ich meine, es stehtauch heute noch — die Gestaltung und Weiter-entwicklung unserer Dörfer und auch des ge-samten ländlichen Raumes. Ländliche Räumewerden von den Folgen der Globalisierungebenso erfasst wie die städtischen Räume. DieZukunft ländlicher Räume ist nach wie vor aucheng verbunden mit den wirtschaftlichen Per-spektiven unserer landwirtschaftlichen Betriebe.Die Land- und Forstwirtschaft prägt das Land-schaftsbild, prägt aber auch unsere Dörfer undprägt die Lebensweise der Menschen auf demLande. Der Strukturwandel in der Landwirtschaftstellt die ländlichen Räume vor große Herausfor-derungen, die sie alleine nicht bewältigen kön-nen. Dorferneuerung, und ich meine auch Flur-bereinigung, sind deshalb unentbehrlich für dieGestaltung und für die Weiterentwicklung desländlichen Raumes.

In vielen Gemeinden, meineDamen und Herren, geht es da-rum, die Infrastrukturausstattungzu verbessern und dabei natürlichauch den Landverbrauch so ge-ring wie möglich zu halten. Länd-liche Entwicklung in Dorf und Flurhat die Stärkung des Lebens-

standortes "Ländliche Gemeinde" zum Ziel. Ge-rade die Dorferneuerung hilft, den Wirtschafts-und Lebensstandort "Ländliche Gemeinde”zukunftsfähig zu machen. Ein wesentlichesElement ist dabei das aktive Bürgerengagement.Der Herr Präsident hat das gerade ja aucherwähnt. Die Bürger selbst entscheiden, wie ihrDorf entwickelt wird, welche Standortfaktorenbesonders gestärkt werden sollen.

Meine Damen und Herren, es ist notwendig,ständig darüber nachzudenken, wie bei weiterenstrukturellen Änderungen ganzheitliche Lösun-gen für unsere Dörfer gefunden werden können.Die Bürgerbeteiligung bietet die Möglichkeit, einProblembewusstsein zu schaffen und Lösungenzu erarbeiten.

20 Jahre Dorferneuerung waren und sind auch20 Jahre erfolgreiche Arbeit für die Landwirt-schaft und für den gesamten ländlichen Raum.Ich persönlich und die Mitglieder des Agraraus-schusses, wir bedanken uns bei allen die mitge-holfen haben, dass die Dorferneuerung zu

Grußwort

Friedrich Loscher-Frühwald

1984

Offene PlanungDie Bürger werden aufgefordert,

sich aktiv in die Planung einzubringen.

Mit dem Modell „Dorfwerkstatt“

entsteht eine neue und intensivere

Methode der Bürgerbeteiligung.

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einem beispiellosen und erfolgreichen Pro-gramm entwickelt werden konnte. Und lassenSie mich abschließend sagen, meine Damenund Herren, ich selbst wohne in einem Dorf, indem derzeit Dorferneuerung läuft und auch weit-gehend abgeschlossen ist. Unser Dorf ist durchdie Dorferneuerung lebens- und liebenswertergeworden. Neben den öffentlichen Maßnahmenwurde vor allem auch im privaten Bereich sehrviel investiert und wir wissen ja, dass eine DMan öffentlichen Mitteln, die wir für die Dorfer-neuerung oder Dorfentwicklung bereitstellen,Zusatzinvestitionen von 7 bis 8 DM auslöst. DieDorferneuerung ist nach meiner persönlicherÜberzeugung ein hervorragendes Investitions-programm für den ländlichen Raum. Sie ist undbleibt eine Daueraufgabe, der wir uns auch kün-ftig stellen müssen. Der Agrarausschuss wirdseinen Beitrag dazu leisten, dass dieses erfolg-reiche Programm auch in Zukunft fortgeführtwerden kann.

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1984

Professionelle BegleitplanungDie Planungen zur Dorferneuerung werden

an freischaffende Architekten vergeben.

Planungsgegenstand wird das Dorf in seiner

Gesamtheit. Dies ist auch eine neue Heraus-

forderung für die Architekten als Dorferneue-

rungsplaner.

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Wenn man dem BayerischenLandtag länger angehört, ist mandankbar für Politikfelder auf denenes keinen heftigen Streit gibt. DieDorferneuerung gehört dazu. DieAuseinandersetzungen zwischenRegierungspartei und Oppositionin punkto Dorferneuerung erstre-cken sich im ersten Punkt darauf, wer mehrGeld zur Verfügung stellen möchte und im zwei-ten Punkt darauf — da wird es dann vielleichtwirklich eine Auseinandersetzung — inwieweitgleichzeitig die Flurbereinigung, also dieHeranziehung der Fläche, eine notwendigeVoraussetzung für eine Dorferneuerung ist. Vonden Bürgermeistern werden wir alle immer wie-der gedrängt , doch die Dorferneuerung auchohne Feldflurbereinigung zu machen, weil ebendie Dorferneuerung ein so probates Mittel fürunsere Dörfer geworden ist.

Ich meine, in diesen 20 Jahren Praxis der Dorf-erneuerung ist die große Leistung der Dorfer-neuerung aus politischer Sicht eigentlich dieHöherbewertung der weichen Faktoren gegen-über den harten Faktoren. Denn Bauen, daskonnten unsere Bürgermeister immer schon unddie Politik hat sich auch immer leicht getan,Geld in harte Bauten zu stecken. Aber die Fra-ge, wie man solche harten Bauten mit einemBewusstsein in der Bevölkerung verbindet, daswar die Leistung oder ist die Leistung von 20

Jahren Dorferneuerung. DieArbeitskreise der Dorferneuerungsehe ich ein bisschen als dieIdeenvorausläufer unserer heuti-gen, so hochgelobten Agenda 21-Arbeitsgruppen, die sich ja mitden weichen Faktoren beschäfti-gen. Und wir konnten uns als

Ausschuss auch häufig davon überzeugen, dassmit den Arbeitsgruppen sehr viel an Bewusst-sein in den Dörfern gefördert wird. Das drücktsich auch in den kleinen Dingen aus. Lassen Siemich drei Dinge nennen: das Eine ist dasBürgerbewusstsein, das sich manifestiert inunseren Wirtshäusern, meine ich. Natürlich istein Wirtshaus gerne und schnell restauriert.Wenn ich an die Denkmalpflege denke, da set-zen wir uns damit häufig auseinander. Aber dasDorf lebt nur, wenn das Wirtshaus auch besuchtwird und wenn es ins Dorfleben mit eingebun-den ist und das geht nur durch einen Prozessdes ”sich selbst Finden” im Dorf. Das Zweite:eine ganz große Kleinigkeit, die uns vor Augengeführt wurde. Ich erinnere mich noch an einenBesuch einer Dorferneuerung. Da ging es umganz ganz wenige Flächen, nämlich die ganzkleine Fläche zwischen einem Gartenzaun unddem Gehweg, den man bisher möglichst rasen-frei halten wollte und den man gepflastert hatbis an den Zaun, damit kein Gräschen wächst.Die Dorferneuerung hat der Bevölkerung imeigenen Dorf klargemacht, es ist gar nichts

15Grußwort

Gustav Starzmann

Das Aufgabenspektrum wächstDer bisherige Ansatz wird erweitert um die

Anliegen der Dorfökologie und der Denkmal-

pflege. Dies wird umgesetzt in der Aktualisierung

der Dorferneuerungsrichtlinien vom 1.6.1986.

1985/86

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dabei, wenn zwischen Zaun und Gehsteigpflas-ter auch noch 30 cm Grün herrscht und dortLebensräume für Kleinstlebewesen entstehen,die unser Dorf auch schöner machen. Das istder Fortschritt in Richtung Natur.

Es gibt aber bei der Dorferneuerung auch weite-re Überlegungen: die Leute setzen sich zusam-men und finden, dass zu viel Geld ausgegebenwird. Und da hat uns mein Freund Pelzer einmalvor Augen geführt, wie man es auch machenkann mit solchen kleinen Gruppen aus der Dorf-bevölkerung. Er hat einmal die Schüler gefragt,ob sie denn auch das Buswartehäuschen wol-len, das die Eltern immer fordern. Und natürlichwäre es leicht gebaut, aber die Schüler habenihm dann (in einer solchen kleinen Arbeitsgrup-pe) klar gemacht: wir wollen gar kein Buswarte-häuschen, die Gemeinde kann sich dieses Geldsparen. Also: Arbeitsgruppen führen auch zumGeldeinsparen. Die Buben haben nämlich ge-sagt: wenn wir ein Buswartehäuschen habenund kommen nass nach Hause, weil wir nebendem Buswartehäuschen Fußball gespielt haben,dann werden wir geschimpft — und wenn’skeins gibt, dann können wir es immer daraufschieben, wir haben ja kein Buswartehäuschen.

So sparen Arbeitsgruppen auch Geld und mitdiesem vorhandenen Geld für die Dorferneue-rung ist in den letzten 20 Jahren sehr viel Posi-tives erreicht worden. Wenn wir dazu beitragen,wirklich die weichen Faktoren in ihrem Stellen-wert noch höher zu bekommen, dann hat dieDorferneuerung die Zukunft, die ich ihr wünsche.

16

1985/86

LandwirtschaftDie Landwirtschaftsämter sind intensiv in die

Auswahl und Durchführung der Dorferneue-

rungen eingebunden. Ihnen obliegt die land- und

hauswirtschaftliche Fachplanung einschließlich

der agrarstrukturellen Bestandserhebung und

der landwirtschaftlichen Bauberatung.

Page 17: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Im Namen der bayerischen kreisan-gehörigen Städte, Märkte und Ge-meinden, im Namen des Baye-rischen Gemeindetags und selbst-verständlich auch ganz persönlichgratuliere ich zunächst zum 20-jäh-rigen Jubiläum.

Ein Geburtstag — noch dazu ein runder — istzu Recht Anlass zum Feiern. Wir halten dabeiauf den Jubilar gerne Lobreden, wir blicken zu-rück auf die vergangenen Erfolge, wobei viel-leicht das eine oder andere noch im glorifizie-renden Licht des Jubiläums vergoldet wird, undwir schauen in die Zukunft und wünschen vielErfolg und ein langes Leben.

Heute feiern wir mit Recht 20 Jahre Dorferneue-rung. In diesen 20 Jahren ist meiner persönli-chen Meinung nach viel Positives passiert, undich hoffe, dass es auch in Zukunft so weitergeht.Erinnern wir uns: 1 400 Maßnahmen der Dorfer-neuerung sind in den letzten 20 Jahren zumAbschluss gebracht worden, in 1 800 Dörfernwird zur Zeit geplant und gearbeitet und über2 700 Orte stehen auf der Warteliste. Insgesamtetwa 1,5 Milliarden DM hat der Freistaat Bayernin den letzten beiden Jahrzehnten über dasDorferneuerungsprogramm in die bayerischenGemeinden investiert. Also eine reine Erfolgsbi-lanz? Ein Grund sich zufrieden zurück zu lehnenund den Jubiläumsfestakt zu genießen?

Ich glaube: Zumindest nicht ganz!

Trotz der großen Anstrengungensteht der ländliche Raum heuteam Scheideweg. Bei vielen gesell-schaftlichen und allgemein politi-schen Entwicklungen werden dieDörfer und unsere kleinen

Gemeinden an den Rand gedrängt. Sie sind ein-fach häufig die schwächsten Glieder der Kette,zumal die mit der leisesten Stimme, die sich imKonzert der anderen politischen Mitspieler kaumbemerkbar machen können. Dabei sind dieVorgänge, die ich meine, für sich genommenauch gar nicht dramatisch:

• Hier wird eine Bahnlinie eingestellt;• dort wird eine Postfiliale geschlossen;• da siedelt ein bisher ortsansässiger Gewer-

betreibender in das Gewerbegebiet derNachbarstadt;

• hier gibt der letzte praktizierende Landwirtauf;

aber eben auch

• da steht die Schule im größeren Dorf;• hier ist das Rathaus längst geschlossen;• die früher selbständige Pfarrei hat keinen

eigenen Pfarrer mehr;• da weicht ein letzter Dorfladen dem neuen

Supermarkt in der nahen Kreisstadt und

17Grußwort

Heribert Thallmair

100 Jahre FlurbereinigungsgesetzAm 29. Mai 1886 unterzeichnete König Ludwig II. das erste

„Gesetz, die Flurbereinigung betreffend“. Damit wird die

Grundlage für eine fortschrittliche Neuordnung des landwirt-

schaftlichen Grundbesitzes geschaffen. Weil diese Neuordnung

auch in den Dörfern notwendig ist, werden seit den 50er

Jahren in Bayern im Rahmen von Flurbereinigungen zu-

nehmend auch Dorfsanierungsmaßnahmen durchgeführt.

1986

Page 18: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

• nächstens schließt das Gasthaus, das seitzwei Jahren nur noch am Samstag undSonntag offen gehabt hat.

Es ist also ein langsamer, ein schleichenderProzess, der unsere Dörfer ausbluten lässt, einProzess auch, an dessen Ende das Verschwin-den der ländlichen Strukturen, wie wir sie bishergekannt haben, stehen wird, wenn wir ebennicht gegensteuern.

Dabei geht es bei der Dorferneuerung sichereinmal um die Idee, um das Mitmachen der gan-zen örtlichen Gemeinschaft, aber es geht auchganz deutlich und ganz profan ums Geld. AlleMechanismen, die die geschilderte Entwicklungbremsen, aufhalten, vielleicht sogar umkehrenkönnen, sind mit dem Einsatz erheblicher finan-zieller Mittel verbunden. Gerade die Gemeindenim ländlichen Raum können mit ihren vielen Ort-schaften diese Aufgabe mit ihrem finanziellenPotential alleine nicht bewältigen. Das gilt um somehr, als eben die Haushaltsspielräume vielerGemeinden und kleiner Städte immer engerwerden.

Das Dorferneuerungsprogramm muss deshalb inseiner finanziellen Ausstattung uneingeschränkterhalten bleiben. Ich meine, eine Kürzung derentsprechenden Mittel wäre ein falsches, ja einfatales Signal. Der ländliche Raum ist und bleibtein Kapital unseres gesamten Landes, von demauch die Städte und Ballungsräume zehren. Undgerade in einer Zeit, in der die Steuermittelimmer knapper werden und die öffentlichenHaushalte alle Sparmöglichkeiten ausnutzenmüssen, muss mit den beschränkten Mitteln auflangfristige Strategien gesetzt werden. Ich binpersönlich fest davon überzeugt, dass sich ins-besondere in einem Europa der Regionen die

Investitionen in den ländlichen Raum auf Dauermit Zins und Zinseszinsen auszahlen werden.

Wenn wir über Geld reden, müssen wir auch dieSystematik ansprechen, nämlich wie die Förder-mittel eingesetzt werden. Jede im Rahmen derDorferneuerung investierte Mark besteht aus 50Pfennig, die aus dem staatlichen Fördertopf derDorferneuerung kommen und aus 50 Pfennig,die die Gemeinde aus ihren Steuermitteln bereit-stellt. Ich bin sehr offen: Vom Prinzip her ist derzu fordernde Eigenanteil der Gemeinden ein zuunterstützendes Instrument. Denn nur die Ge-meinde, die bereit ist, sich selbst auch und gera-de finanziell einzubringen, soll in den Genussder staatlichen Hilfen kommen. Allerdings steckthier auch ein ganz wesentlicher Problempunktder gesamten Förderidee. Geholfen wird derzeitnur den Gemeinden, die dazu in der Lage sind,den 50-prozentigen Eigenanteil zu tragen. EineReihe von Gemeinden müssen an dieser Stelleihre Hoffnung auf Dorferneuerung aufgeben.Und hier sage ich sehr offen: Die Förderung darftendenziell nicht allein bei den reicheren Kom-munen landen, die ärmeren Gemeinden erhaltendagegen nichts. Ich meine, es müsste möglichsein, diesen Eigenanteil von 50 Prozent flexiblerzu gestalten, insbesondere die örtliche finanziel-le Situation stärker in den Blick zu nehmen.

Mit anderen Worten: Die Dorferneuerungsmittelmüssen dort eingesetzt werden, wo die bestenIdeen vorhanden und die weitreichendsten Er-gebnisse erzielt werden können. Sie dürfen nichtdort eingesetzt werden, wo in einer Gemeindegerade zufällig Haushaltsmittel frei sind. Dasheißt: Insgesamt müssen wir den zielgerichtetenEinsatz der Dorferneuerungsmittel noch stärkerin den Vordergrund stellen.

18

1987

Enorme NachfrageImmer mehr Gemeinden wollen Dorferneuerung.

Der Bayerische Landtag trägt diesem Anliegen

Rechnung und erhöht im Zeitraum von 1987 bis

1990 die Haushaltsmittel von 46 auf 103 Mio. DM.

Seither betragen die zur Verfügung stehenden

Finanzmittel, einschl. EU-Fördergelder, jährlich

rund 110 Mio. DM.

Page 19: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Hier hat sich die Dorferneuerung seit ihrem Be-ginn vor 20 Jahren doch spürbar gewandelt. Hatfrüher Dorferneuerung zunächst oft nur einneues Straßenpflaster, Gehwege, einen Dorf-brunnen, neue Laternen und vielleicht ein paarzusätzliche Bäume bedeutet, so hat sich diese"äußere" Erneuerung mehr und mehr auch zueiner "inneren" Erneuerung des Dorfes weiter-entwickelt. Mit Recht suchen wir heute nachganzheitlichen Ansätzen, nach dörflichen Leit-ideen und Visionen, und ich bin der festen Über-zeugung, dass dies den richtigen Weg zu einemneuen Leben in den Dörfern darstellt, zumaldann, wenn es uns gelingt, die Bürger hier fürden Erneuerungs- und Entwicklungsprozess zugewinnen. Bürgerschaftliches Engagement imDorf, das muss auch bei der Dorferneuerung dieDevise sein.

Zweifellos ist in den letzten 20 Jahren mit derDorferneuerung viel geleistet worden. Dazu gra-tuliere ich. Ich hoffe allerdings auch, dass in dennächsten 20 Jahren wieder so viel und vielleichtsogar noch mehr geschieht. Und hier habe ichnoch einen abschließenden Wunsch, nämlichdass das ganzheitliche Denken auch in der all-täglichen Förderpraxis bei den zuständigen Mini-sterien Einzug hält. Mögen in diesem Zusam-menhang die beiden Programme Dorferneue-rung und Städtebauförderung nicht miteinanderkonkurrieren, sondern noch stärker als bishergemeinsam ein Ziel verfolgen, nämlich den länd-lichen Raum nachhaltig zu stärken.

19

Der Zukunft auf der SpurDie Landesgruppe Bayern der Deutschen Akademie der

Forschung und Planung im Ländlichen Raum macht sich

als Bayerische Akademie Ländlicher Raum e.V. selbständig.

Ihre Tagungen mit Fachexperten aus Politik, Wissenschaft,

Wirtschaft und Verwaltung geben immer wieder entschei-

dende Impulse für die Entwicklung des ländlichen Raumes.

1988

Bayerische AkademieLändlicher Raum e.V.

Page 20: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

20

1989

Dorferneuerung nationalBayern ist Motor für die Dorferneuerung in Deutschland.

Von 1978 bis 1995 hat es den Vorsitz in der Bund-Länder-

Arbeitsgemeinschaft Dorferneuerung. Bayerns Know-how

ist nach dem Fall der Mauer in Sachsen und Thüringen

gefragt. Im Auftrag der EU leistet Bayern 1992/93 in den

neuen Bundesländern Beratungshilfe bei der Entwicklung

des ländlichen Raumes.

Page 21: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Nächste Woche befasst sich dieUN-Vollversammlung in New Yorkmit dem Megathema Urbanisationund den Fortschritten, die fünf Jah-re nach dem WeltsiedlungsgipfelHabitat II in Istanbul 1996 bezüg-lich einer besseren urban gover-nance erzielt worden sind. DenHintergrund für die fortschreitendeVerstädterung auf der Welt und die hierbei ent-stehenden massiven Probleme in den Ballungs-räumen haben im Vorjahr der Weltkongress fürländliche Räume rural 21 in Potsdam und derglobal dialogue auf der EXPO in Hannover ge-liefert: Im fiktiven durchschnittlichen global villa-ge mit 1000 Einwohnern gibt es u. a. 206 Anal-phabeten über 15 Jahre, 130 unterernährtePersonen, 426 Personen, also 42 %, leben vonder Landwirtschaft, 165 verdienen weniger als1 US $ pro Tag, und die reichste Person im Dorfverdient mehr als 577 der ärmsten Dorfbewoh-ner zusammen. Wundert uns da noch, dass derGroßteil der sehr jungen Dorfbevölkerung in dieStadt, in das vermeintliche oder im Gegensatzzum Dorf immer noch bessere Paradies, undseien es dort nur Slums, zieht?

Welch ein Gegensatz zu uns in Deutschland undin Bayern werden Sie sich nun denken — beiuns ist die Welt noch in Ordnung. Aber jede(r)von Ihnen weiß, und hat womöglich selbst x-fachdarüber gesprochen, dass es auch bei uns man-

nigfache Gefährdungen und Her-ausforderungen gibt, dass auchbei uns alles dafür getan werdenmuss, dass das Gleichgewichtzwischen Stadt und Land erhaltenbleibt. Der Salzburger Philosophder kleinen Einheit und Träger desalternativen Nobelpreises Leopold

Kohr hat deshalb immer wieder gemahnt: Dorfund Stadt — beide sind notwendig und in derGeschichte hintereinander entstanden, dannaber nebeneinander bestehen geblieben. Siemüssen bis zum Ende der Zeit nebeneinanderweiter bestehen. Um dies zu erreichen, ist dieIdee der Dorferneuerung entstanden. Sie istdeshalb ebenso wie das Dorf bis zum Ende derZeit zu betreiben, natürlich zu vorderst vonDorfbewohnern und Kommunen selbst, aberunter den notwendigen günstigen Rahmenbedin-gungen und Hilfestellungen zur Selbsthilfe, dieParlament und Staatsregierung geben müssen— gerade auch in Zeiten einer Aktiven Bür-gergesellschaft und eines aktivierendenStaatsverständnisses.

Es war ein ausgesprochener Glücksfall, dass dieDorferneuerung in Bayern im Landtag, querdurch alle Fraktionen, und in der Staatsregie-rung von Anfang an stark gefördert und voran-getrieben wurde. Unvergessen sind die nachfol-genden jeweiligen Landtagsanträge zur Fortent-wicklung der Dorferneuerungsrichtlinien oder die

21Grußwort

Holger Magel

1989

Dorferneuerung internationalAuf Initiative Bayerns und Niederösterreichs wird

die Europäische Arbeitsgemeinschaft Landent-

wicklung und Dorferneuerung gegründet. Dieser

gehören heute insgesamt 20 Mitgliedsländer an.

Gemeinsames Ziel ist die Förderung der Entwick-

lung der ländlichen Räume. Nach der politischen

Öffnung Osteuropas entstehen auch zahlreiche

Kooperationen mit Polen,Tschechien, Ungarn,

Kroatien und Slowenien.

Page 22: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Initiativen zur Aufstockung der Fördermittel. Ichmöchte mich als langjähriger Dorferneuerungs-referent für diese wunderbare Unterstützungganz herzlich bedanken. Dadurch ist eine starkeIdentifikation zwischen Parlament und Dorf-erneuerung entstanden — deshalb auch ist die-ser Festakt heute hier in diesem Hohen Hauseso goldrichtig platziert. Vor dieser massiven poli-tischen Unterstützung mussten selbst jeneKräfte, ja sogar Unternehmensberater resi-gnieren, die die Dorferneuerung ihrer Eigen-ständigkeit berauben und der Städtebauförde-rung zuschlagen wollten. Bayerns Politik hateben immer gewusst, dass die 'Dorferneuerungmade in Bavaria' und viele ihrer Produkte, z. B.auch die neu geschaffenen Schulen der Dorf-und Landentwicklung, längst nicht nur tonange-bend in Deutschland, sondern auch ein Export-schlager nach Österreich, in die neuen Bundes-länder (dies sogar im Auftrag der EU-Kommis-sion), in die Reformstaaten Mittel- und Osteuro-pas, ja bis hin nach China war. Natürlich sindnicht alle Träume in Erfüllung gegangen, z. B.nicht die angestrebte und eigentlich notwendigeZusammenarbeit mit Wirtschafts- sowie Städte-bauförderung oder auch nicht das einst sogarvon der KPV geforderte mittelfristige, d. h. mehrals nur für zwei Jahre finanziell abgesicherteDorferneuerungsprogramm, um ‘stop and go’-Aktionen auszuschließen.

Ich habe von Identifikation zwischen Parlamentund Dorferneuerung gesprochen: die selbe Iden-tifikation mit der Dorferneuerung gab es auchvon Seiten der Bayerischen Akademie Länd-licher Raum und vielfach auch von wissenschaft-licher Seite. Ungezählte Tagungen, Unter-suchungen und Schriften zeugen von dieserbelebenden und befruchtenden Kooperation —

manches war naturgemäß nicht immer allzuregierungskonform. Die Akademiearbeit — jüng-stes Beispiel war die spektakuläre Dorferneue-rungs-Tagung in Hirschberg 2001 mit Staats-minister Erwin Huber — wäre ärmer ohne Dorf-erneuerung und ich wage es zu behaupten: dieDorferneuerung wäre ärmer ohne begleitendeAkademie- und Forschungsarbeit!

Gemeinsam, Parlament, Staatsregierung, Kom-munen, Wissenschaft und Nichtregierungsorga-nisationen, zu denen ja die Akademie zählt, soll-ten wir die Dorferneuerung, zeitgemäß ausge-baut und praktiziert, als einen Garanten für ge-sellschaftliche Stabilität, für vitale Kommunal-entwicklung sowie für die Wahrung des notwen-digen Gleichgewichts von Stadt und Land sehenund fortführen.

Unsere Botschaft an die UN-Vollversammlung inNew York muss deshalb sein: Redet nicht nurüber die Städte und deren Probleme. Stärktauch bzw. zuerst die Dörfer, stärkt und entwi-ckelt die ländlichen Räume, dann erst eröffnetsich eine wirklich nachhaltigere und bessereZukunft für das ganze Land. Niemand weiß dasbesser als der Freistaat Bayern, dem ich herz-lich zum Jubiläum ”20 Jahre BayerischesDorfernerneuerungsprogramm” gratuliere.

22

1990

DorfkulturtageDas Bayerische Staatsministerium lädt erstmals

zu den Bayerischen Tagen der Dorfkultur ein.

Erster Veranstaltungsort ist Leuchtenberg in

der Oberpfalz (1990). Es folgen Colmberg in

Mittelfranken (1992), Irsee in Schwaben

(1994), Reisbach in Niederbayern (1996),

Heiligenstadt in Oberfranken (1999) und

Iphofen in Unterfranken (2001). Jeweils 10.000

bis 30.000 Besucher erleben vitale Dorfkultur.

Page 23: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

20 Jahre Bayerisches Dorferneue-rungsprogramm sind ein berechtig-ter Anlass für Glückwünsche undGratulationen! Doch wer ist eigent-lich der Adressat unserer gutenWünsche, wem gebühren Aner-kennung und Dankbarkeit?

In erster Linie sind natürlich dieMenschen auf dem Lande zu be-glückwünschen, dass es das BayerischeDorferneuerungsprogramm gibt und dass essich derart erfolgreich entwickelt hat. UnsereAnerkennung und unser Dank gilt aber auchdem zuständigen Staatsministerium für Land-wirtschaft und Forsten, das in Zusammenarbeitmit der Verwaltung etwas ganz Bemerkenswer-tes zustande gebracht hat, etwas was man land-läufig mit den Aufgaben von Verwaltung undBehörden überhaupt nicht in Verbindung bringt.Es waren weder Bürgerinitiativen noch die Poli-tik, der wir die Anregungen für das BayerischeDorferneuerungsprogramm verdanken, sondernes war die Verwaltung, die den Anstoß dazugegeben hat. Dies meine ich, verdient unserebesondere Anerkennung.

Die Verwirklichung großer Projekte ist zumeistaber auch mit besonderen Anstrengungen, derInitiative und Kreativität Einzelner verbunden. Es

sollte nicht als Ignoranz den Ver-diensten Anderer gegenüber be-griffen werden, wenn ich hier be-sonders den Einsatz von HerrnMagel hervorhebe und auf dieImpulse hinweise, die geradeauch die Politik seinem außerge-wöhnlichen Engagement ver-dankt.

Bei dem Beschluss des Bayerischen Landtagsfür das Bayerische Dorferneuerungsprogrammhaben wir sehr von der hervorragenden Arbeitprofitiert, die die Verwaltung bei der Planung undVorbereitung dieser umfassenden Initiative gelei-stet hat. Zweifellos von entscheidender Bedeu-tung war das Engagement der jeweiligen Land-wirtschaftsminister, deren Einsatz für das Pro-gramm auch im Konflikt mit den Interessenanderer Ressorts maßgeblich zum Erfolg desbayerischen Weges in der Dorferneuerung bei-getragen hat. Dorferneuerung ist längst zueinem Aushängeschild bayerischer Politik ge-worden, zu einem Herzstück der außerordentlichpositiven Entwicklung ländlicher Regionen inBayern.

Die Entwicklung des ländlichen Raumes ist eineeinzigartige Erfolgsgeschichte. Die LeistungenBayerns in der Landesentwicklung sind um so

23Festvortrag20 Jahre Bayerisches Dorferneuerungsprogramm —Eine gelebte Bürger- und Sozialkultur

Alois Glück

Leitbild Dorf In der Dorferneuerung etabliert sich ein umfassender

Ansatz. In Arbeitskreisen und in der Dialogplanung mit

Fachexperten geht es zunächst um die Fragen: Wo

kommen wir her? Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?

So entsteht ein zukunftsorientiertes dynamisches Leitbild,

das beständig weiterentwickelt werden muss. Wegweisend

dafür war die Akademietagung „Was braucht das Dorf der

Zukunft? Philosophie oder Geld – oder beides?“ 1988 in

Neukirchen, Österreich.

1991Umfassende Phase ab 1991

Page 24: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

bemerkenswerter, als es das Land als einen ein-heitlichen, in sich geschlossenen Raum garnicht gibt. Deshalb mag es sich zuweilen alsrecht schwierig erweisen, etwas im ländlichenRaum durchzusetzen und zu entwickeln. Schließ-lich weisen die ländlichen Räume in ihrer Vielfaltin der Regel weit größere Unterschiede unter-einander auf, als dies zwischen Städten ver-gleichbarer Größenordnung der Fall ist. Diesehaben, abgesehen von lokalen Besonderheiten— einem denkmalgeschützten Altstadtkern oderhistorischen Sehenswürdigkeiten beispielsweise— im Prinzip ähnliche Strukturen. Demgegen-über sind die Rahmenbedingungen auf demLand weitaus vielschichtiger, was die Vertretungländlicher Interessen nicht selten sehr er-schwert.

Dorferneuerung beinhaltet heute sehr viel mehrals nur Flurbereinigung. Es entsprach der inne-ren Logik der bayerischen Agrarpolitik, dass mitdem Ende der 60er Jahre verabschiedetenBayerischen Landwirtschaftsförderungsgesetzein Programm entwickelt wurde, das in seinerganzheitlichen Sichtweise der Gesamtheit derLebensverhältnisse auf dem Land gerecht wird.Es ist gewiß nicht übertrieben, vom BayerischenLandwirtschaftsförderungsgesetz als einer ent-scheidenden Pionierleistung der bayerischenAgrarpolitik zu sprechen. Nach meiner Kenntniswar es das erste Agrargesetz in der Welt, indem, über die traditionelle Aufgabe der Agrar-produktion hinausgehend, die Aufgaben derLandwirtschaft im Hinblick auf die Schaffungeiner Kulturlandschaft definiert wurden.

Allerdings hat es hat lange gedauert, bis sichdieses Verständnis von Landesentwicklung auchin unseren eigenen Reihen durchzusetzen ver-

mochte. Die von einer traditionellen Denkweisegeprägte Agrarwissenschaft zeigte ebenso we-nig Verständnis für die bayerischen Pläne wiedie Entscheidungsträger auf europäischer Ebe-ne. Ich selbst war damals in der Landjugend-arbeit aktiv und an den kontrovers geführtenDiskussionen beteiligt. Es war wichtig, dass wirdamals auf einen Kontrahenten stießen, der unsgezwungen hat, unser Denken klarer zu struktu-rieren und eine Alternative zu entwickeln. Auchwenn wir in ihm seinerzeit einen erbitterten Geg-ner sahen, hat gerade Sicco Mansholt, damalsAgrarkommissar der EG, unserem Diskussions-prozess mit seinen radikalen Vorschlägen zuGroßbetrieben die entscheidenden Impulse füreindeutige Alternativen verliehen.

Seine Ansichten waren ein heilsamer Schock füruns, ohne den wir möglicherweise niemals alter-native Vorstellungen entwickelt hätten. Lebhafterinnere ich mich an eine Versammlung im All-gäu, in deren Verlauf ich vorschlug, dass Mans-holt eigentlich den Bayerischen Verdienstordenerhalten müsste. Die Zuhörer waren verwirrt,weil sie nicht so recht begreifen konnten, wasich damit zum Ausdruck bringen wollte. Wiedamals, so sehen wir uns auch heute wiederneuen Entwicklungen gegenüber, die wir zu-nächst ablehnen. Häufig sind es aber geradediese Herausforderungen, die uns inspirierenund die Kraft geben, neue Lösungsperspektivenzu entwickeln. So waren der ganzheitliche An-satz der bayerischen Agrarpolitik, die Regional-entwicklung und die Programme für den länd-lichen Raum im Wesentlichen ein Ergebnis derEinsicht, dass der Mehrheit der in den 60erJahren in der Landwirtschaft Beschäftigten nurgeholfen werden konnte, wenn wir ihnen Alter-nativen außerhalb der Landwirtschaft anbieten

24

1991

Schulen für Dorf- und LandentwicklungWer mitmachen will und soll, der muss es auch können.

Information, Bildung, Motivation – unter diesem Motto

werden in den Benediktinerklöstern Thierhaupten und

Plankstetten Schulen der Dorferneuerung und Landent-

wicklung gegründet. Als selbsttragende Bildungseinrich-

tungen für den ländlichen Raum wirken sie unterstützend

in der Vorbereitung und Begleitung von Dorferneuerungs-

projekten. Zwei Jahre später entsteht in Klosterlangheim

eine dritte Einrichtung dieser Art.

Page 25: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

würden. Es war einfach nicht mehr möglich,so vielen Menschen dort eine Perspektive zubieten.

Aber auch damals gab es Menschen, die dieZeichen der Zeit erkannten und die Weichenrichtig zu stellen begannen, während andere dieLage schön zu reden versuchten und behaupte-ten, dass es so schlimm schon nicht kommenwerde. Diese Selbsttäuschung führte viele Land-wirte in die Sackgasse, als sie mit großen An-strengungen und hohem Kapitaleinsatz versuch-ten, die Flucht nach vorne anzutreten und damitscheiterten. Schließlich ist es für alle Menschen,die von einem Strukturwandel betroffen sind,eine große Herausforderung, aber auch eineLast, die damit verbundenen Anpassungsleis-tungen zu erbringen und sich verändern zu müs-sen. Andererseits gibt es aber trotz aller Klagenüber den Strukturwandel der letzten Jahrzehnteund die damit verbundenen Schicksale nur nochWenige, die sich die Landwirtschaft und diedörfliche Welt vergangener Tage ernsthaft zu-rückwünschen. Denn sobald die mit der Verän-derung verbundenen Lasten gemeistert sind,stellt sich vieles anders dar als zuvor.

Gerade diese rückblickende Erfahrung sollte unsgelassener machen im Hinblick auf den Verän-derungsdruck, dem wir uns heute gegenüberse-hen. Landwirtschaft wird es auch in Zukunftnoch geben, selbst wenn die Zahl der Men-schen, die darin ihr Auskommen finden, zurück-gegangen ist und weiter zurückgehen wird. DieLandwirtschaft wird auch morgen noch ein Herz-stück des ländlichen Raums und der ländlichenEntwicklung sein. Es ist weder wirtschaftlichesInteresse noch lediglich Rücksicht auf die Bau-ern, deretwegen wir auch morgen und übermor-

gen eine flächendeckende Landwirtschaft inBayern benötigen. Wir brauchen sie, weil sie fürunser Gemeinwohl unentbehrlich ist. Dabei wer-den sich die Strukturen und die Bedingungen,unter denen Landwirtschaft betrieben wird, im-mer wieder verändern und den jeweiligen Erfor-dernissen anpassen. Unsere Aufgabe kann esdabei nicht sein, uns lieb gewordene Strukturenzu konservieren. Indes kommt die Dorferneue-rung heute nicht mehr nur den Landwirten, son-dern allen Menschen im Dorf und im ländlichenRaum zugute. Deshalb dürfen die damit verbun-denen Ausgaben legitimerweise nicht mehr nurallein der Landwirtschaft zugerechnet werden,selbst wenn sie im Haushalt weiterhin diesemPosten zugewiesen werden.

Dorferneuerung ist ein Programm für den länd-lichen Raum! Dabei müssen wir bei allen mitdiesem Programm verbundenen Maßnahmendarauf achten, dass zeitgemäßer Landwirtschaftauch weiterhin der ihr notwendige Raum erhal-ten bleibt. Fehlen entsprechende Voraussetzun-gen, kann sich Landwirtschaft vor Ort oft nichtmehr halten. Selbst in der Kommunalpolitik ist esheute mitunter schwierig, sich der Notwendigkeitbewusst zu werden, dass der Landwirtschaftauch weiterhin Raum gegeben, sie gegebenen-falls sogar geschützt werden muss, auch wennLandwirte vielerorts nur mehr eine kleine Min-derheit sind. Wir brauchen die Landwirtschaftauch in Zukunft; sie besitzt unser Vertrauen und wird sich auch weiterhin auf unsere uneinge-schränkte Unterstützung verlassen können.

Die Entwicklung des ländlichen Raumes derletzten 40 Jahre ist eine einmalige Erfolgsge-schichte. Ich erinnere mich noch gut an dieZiele, die wir in den sechziger Jahren vertreten

25

Beschäftigungseffekte und WertschöpfungDie Dorferneuerung führt zu messbaren Beschäftigungs-

effekten und zur Steigerung der Wertschöpfung. Dies bestätigt

eine Studie des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung. Die

Studie ermittelt, dass jede Fördermark bis zu 7 Mark an

weiteren Investitionen auslöst. Das sich daraus ergebende

Steueraufkommen schafft eine enorme Refinanzierung.

Kurzum: Jede Fördermark kostet den Steuerzahler effektiv

nur 32 Pfennige.

1991

Page 26: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

haben. Damals ging es in der Auseinanderset-zung um die Schaffung gleicher Bildungschan-cen im ländlichen Raum, um Arbeitsplätze inzumutbarer Entfernung und eine gesundheitlicheVersorgung, die derjenigen in den Städten ver-gleichbar war. Noch in den 70er Jahren warennur wenige Ärzte bereit, sich auf dem Landniederzulassen, vor allem, weil ihre Ehefrauendas für unzumutbar hielten. Der ländliche Raumgalt als Provinz. Erst wenn wir uns die Erfahrun-gen jener Tage ins Gedächtnis zurückrufen, lässtsich ermessen, welch unglaublich positiveEntwicklung der ländliche Raum in Bayern seit-her genommen hat.

Die letzte große Expansionsphase der Industrie-gesellschaft in den 60er und 70er Jahren habenwir in Bayern konsequent zur Umgestaltung desländlichen Raumes genutzt. Heute, in einer Zeitder Rationalisierung und des sich verschärfen-den internationalen Wettbewerbs um Marktan-teile und Arbeitsplätze, wäre ein solcher Struk-turwandel ungleich schwerer zu bewältigen.Dem entschlossenen Handeln der damaligenEntscheidungsträger verdanken wir, dass dieMenschen, die im ländlichen Raum und in denDörfern wohnen, heute so gute Lebensperspek-tiven haben wie noch nie zuvor in der Geschich-te. Aus dieser Erkenntnis heraus sehe ich denVeränderungen und Herausforderungen, denensich die Landwirtschaft heute und in Zukunftgegenüber sieht, relativ gelassen entgegen.

Natürlich gehen mit jedem Strukturwandel auchnegative Begleiterscheinungen einher, aber las-sen Sie es mich einmal offen aussprechen: Ichmöchte in dem Dorf von früher nicht mehr leben.Zwar wohne ich nach wie vor in meinem Hei-matdorf, in dem ich geboren wurde, und das ichnur für sieben Jahre in meinem Leben verlassen

habe, aber ich betrachte es als einen humanenFortschritt, dass man heute auf dem Lande soleben kann wie man möchte. Egal, ob dies aufbewusste Toleranz oder aber auf Gleichgültig-keit zurückzuführen ist, dürfte wohl niemand diemassive Sozialkontrolle vermissen, die die indi-viduelle Lebensgestaltung auf dem Lande früherso eingeschränkt hat. Die Räume waren engund die heute zuweilen romantisch verklärte Zeitdes Dorfes von früher war beileibe nicht nurdurch menschliche Nähe und Solidarität ge-prägt. Es ist zweifelsohne ein Segen, dass dieälteren Menschen auf den Höfen heute nichtmehr so auf das Wohlwollen der Jungen ange-wiesen sind, wie dies früher der Fall war. Ange-sichts dieses zivilisatorischen Fortschritts kannich es kaum nachvollziehen, warum die Bilanzder Entwicklung des ländlichen Raumes bei vie-len so negativ ausfällt.

Seit den späten 60er Jahren haben die Men-schen auf dem Lande ein Selbstbewusstseinentwickelt, das sie so vorher nie hatten, dasaber Grundvoraussetzung ist für eine gedeih-liche Entwicklung. Dies war eine der wichtigstenVeränderungen der jüngeren Vergangenheit.Noch in meiner Jugendzeit haben viele unterMinderwertigkeitskomplexen gegenüber denStadtbewohnern gelitten. Die Kultur der Städtewar das Vorbild und man versuchte, die Ortsbil-der so zu entwickeln, dass sie Vorstadtsiedlun-gen glichen. Von einer eigenständigen Dorfent-wicklung konnte zu jener Zeit noch keine Redesein. Die Stadt galt als Leitbild. Letztlich bedurftees der Städter, der Urlauber, die das Land ent-deckten, um uns die Augen für die Werte desländlichen Lebensraums zu öffnen. Von da angalt das Land nicht mehr nur als Ergänzungs-raum zur Stadt. Diese geistige Veränderungen

26

1991

Regionale LandentwicklungGemeinsam geht’s besser. Acht Dorferneuerungs- und

Flurneuordnungsgemeinden rund um den Auerberg,

nahe dem Forggensee, planen ihre Zukunft gemeinsam

und erzielen dadurch Synergieeffekte. Das Pilotprojekt

„Auerbergland“ wird in Bayern zum Vorreiter für die

Regionale Landentwicklung durch Flurneuordnung und

Dorferneuerung.

Page 27: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

in der Wahrnehmung des ländlichen Raumeswaren eine Grundvoraussetzung für das Ent-stehen eigenständiger Leitbilder und daran aus-gerichteter Entwicklungsprogramme.

Erlauben Sie mir einige kurze Bemerkungen zuden Problemen jener Länder, die noch heuteüberwiegend agrarisch geprägt sind. MeinerAnsicht nach ist es eine der entscheidendenVersäumnisse der Entwicklungspolitik, zu wenigdagegen zu tun, dass in den meisten Ländernder Dritten Welt der ländliche Raum sträflich ver-nachlässigt wird. In vielen dieser Staaten sinddie Eliten allein auf die Städte fixiert, wie es inder Regel auch bei uns vor einem halben Jahr-hundert noch der Fall war. Anstatt bei derWeiterentwicklung der einheimischen Landwirt-schaft anzusetzen, wird ungeheuer viel Kapitalund Energie in neue, oftmals aufgezwungeneLandwirtschaftsformen investiert, die den ört-lichen Bedürfnissen nicht entsprechen und diesich die Einheimischen überdies auch gar nicht leisten können.

In weiten Teilen der Dritten Welt fehlt jene inte-grierte Entwicklung, mit deren Hilfe sich die Ten-denz unbeherrschbarer Verstädterungsprozessebei gleichzeitiger Entleerung der ländlichen Räu-me eher umkehren ließe. Es bedarf einer ganz-heitlichen Strategie im Rahmen der VereintenNationen, um diesen Fehlentwicklungen wirk-sam entgegentreten zu können. Ohne ein sol-ches Konzept wird eine faire Regelung des inter-nationalen Handels im Rahmen der WTO kaumzu verwirklichen sein, die einzig geeignet wäre,den Menschen in diesen Lebensräumen endlicheine faire Chance zu geben. Dabei versteht essich von selbst, dass in der Frage eines gerech-ten Wettbewerbs in der Landwirtschaft Umwelt-verträglichkeit und Nachhaltigkeit eine entschei-

dende Rolle beizumessen ist. Bayern mag hierals ein Beispiel für einen erfolgreich bewältigtenWandlungsprozess dienen.

Das bayerische Konzept der Dorferneuerungunterscheidet sich von vergleichbaren Initiativenvor allem darin, dass es das Dorf als Ganzesbetrachtet und bemüht ist, den individuellen Ge-gebenheiten angepasste Lösungsansätze zuentwickeln. Ganz wesentlich für die Erfolgsaus-sichten ist dabei die Zusammenarbeit von Bür-gern, die ihre individuellen Erfahrungen vor Orteinbringen, Fachleuten, die im Allgemeinenweniger befangen sind, und den gewähltenMandatsträgern, die auch weiterhin die letzteVerantwortung tragen. Schließlich haben sie ihrMandat von den Bürgern erhalten und sindihnen gegenüber rechenschaftspflichtig. Dem-gegenüber hat die Mitarbeit in einem Arbeits-kreis in der Dorferneuerung oder in einer Leit-bildentwicklung einen weitaus geringeren Gradan Verbindlichkeit, kann sie doch ohne weiteresvon einem Tag auf den anderen wieder aufgege-ben werden. Ungeachtet dessen stellt die Zu-sammenarbeit von Bürgern und Politik, von Bür-gern und Fachleuten eine herausragende Pio-nierleistung dar, die der Konzeption einer Akti-ven Bürgergesellschaft und den Agenda 21-Prozessen vielfältige Anregungen gegeben hatund in deren Rahmen fortgesetzt wird. Beson-ders bemerkenswert erscheint mir, dass dieseKooperation in Bayern schon vor 20 Jahren ein-geleitet wurde und der Anstoß dazu von derVerwaltung ausgegangen ist.

Was aber bedeutet Dorferneuerung? Zunächstverstand man darunter die Erneuerung undVerbesserung der Infrastruktur. Dem entspre-chend war Dorferneuerung anfänglich noch sehrstark von einem funktionalen Denken geprägt,

27

Ländliche EntwicklungIn der Flurbereinigungsverwaltung hat sich neben

der Kernaufgabe Flurbereinigung das Arbeitsfeld

Dorferneuerung erfolgreich etabliert. Diesem

Wandel von rein agrarstrukturellen Zielsetzungen

zum heute interdisziplinären Handeln trägt der

Ministerrat Rechnung und ändert den Namen in

„Verwaltung für Ländliche Entwicklung“.

1992

Page 28: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

das sich beispielsweise in Vorschlägen zurPlatzgestaltung und Verkehrserschließung mani-festierte. Bald schon erkannte man jedoch, dasses nicht ausreicht, gute Straßen zu haben, son-dern dass es letztlich um die Gestaltung derHeimat, die Schaffung von qualitativ hochwerti-gem Lebensraum geht. Wer wird bestreiten wol-len, dass wir uns in Orten, die sich überall glei-chen und austauschbar erscheinen, auf Dauernicht beheimatet fühlen? Die Qualität der Pla-nung, die ästhetische Gestaltung der Bebauung,noch mehr aber deren Orientierung an den Be-dürfnissen der Menschen sind von entscheiden-der Bedeutung für die Lebensqualität vor Ort.

In einem langwierigen Lernprozess wurde je-doch deutlich, dass der Schritt vom funktionalNotwendigen zum ästhetisch Ansprechendennoch nicht genügt. Das visuell ansprechende,landschaftsgerechte Bauen diente oft eher derSelbstverwirklichung der Planer und Architektenals den Erfordernissen des täglichen Lebens.Der ansprechend gestaltete Marktplatz ist nichtzwangsläufig ein Ort, an dem Kinder sich wohlfühlen, wo ältere Menschen sich versammelnund der durch die Art seiner Gestaltung eineganz natürliche Gemeinschaftsbildung fördert.Planung ist nicht Selbstzweck und ein Urteilüber die Schönheit architektonischer Gestaltungwird immer subjektiv sein. Die Qualität der Ge-staltung heute entscheidet über die Qualität derLebensräume, in denen wir morgen leben wer-den. Welcher Lebensraum bietet sich in denDörfern und Gemeinden beispielsweise denFamilien?

Familienpolitik ist mittlerweile wieder ein Thema,für das sich auch die Medien interessieren. Fragtman jedoch die Menschen auf der Straße nach

den wichtigsten politischen Themen, rangiertFamilie immer auf einem der hinteren Ränge,während es individuell doch höchste Prioritätbesitzt. Es bleibt zu hoffen, dass es uns gelingt,Familienpolitik als ein wichtiges Thema im Be-wusstsein der Menschen zu verankern. Wir müs-sen deutlich machen, dass Familie eine Ge-meinschaftsaufgabe ist, zu der alle ihren Beitragleisten müssen. Mit Blick auf Dorferneuerungund die Gestaltung des Lebensumfeldes aufdem Lande muss es uns bewusst sein, dass wirmit der Entscheidung über einen Bebauungs-plan oder der Gestaltung eines neuen Sied-lungsgebietes auch darüber befinden, ob dasentstehende Wohnumfeld für Familien mit Kin-dern geeignet ist oder nicht. Es genügt nicht, beider Planung nur die Erfordernisse einer geeig-neten Verkehrsführung zu berücksichtigen. Er-neuerung bedeutet vielmehr Vitalisierung undBelebung.

Was also können wir tun, um die Rahmenbe-dingungen so zu gestalten, dass sich das Lebenam Ort bestmöglich entfalten kann? Ein solcherProzess der Veränderung, Erneuerung, Vitalisie-rung ist ein Wachstumsprozess, und Wachs-tumsprozesse brauchen Zeit. Gerade im Bereichder Dorferneuerung und bei der Gestaltungländlicher Lebensräume ist die Ungeduld einschlechter Ratgeber, auch wenn man noch sogerne rasche Resultate der erst jüngst angesto-ßenen Maßnahmen sehen würde. Im übrigensind die wichtigsten, letztlich oft entscheidendenEntwicklungsprozesse von außen kaum wahr-nehmbar, weil sie dem inneren Wachstum die-nen. Dennoch stehen die Überlegungen derEngagierten häufig in einem Spannungsverhält-nis zu einer Erwartungshaltung von Menschen,die endlich etwas "Vorzeigbares" erwarten. Aber

28

1992

UN-Zukunftsprogramm Agenda 21Auch die von 179 Staaten in Rio de Janeiro

unterzeichnete Agenda 21 setzt auf die aktive

Bürgerbeteiligung für eine ökonomisch, ökologisch

und sozial nachhaltige Gestaltung des heimatlichen

Lebensraumes.

Page 29: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Wachstum braucht Zeit, und deshalb warne ichdavor, Dorferneuerung zu sehr unter dem Ge-sichtspunkt kurzfristig zu erwartender Effizienz-gewinne zu betrachten. Auf der anderen Seitesollten wir uns aber ebenso wenig einem über-triebenen Perfektionismus hingeben, und stattdessen versuchen, Prozesse zu straffen und aufdas Wesentliche zu beschränken.

Ganz wesentlich für den Erfolg der Dorferneue-rung waren Leitbilder, Zukunftsvorstellungen undVisionen, die dieses Konzept mit Leben erfüll-ten. Als handfester Pragmatiker kann der Politi-ker Leitbildern und Visionen nur selten etwasabgewinnen. Wer aber kein Leitbild hat, kann diebestehenden Verhältnisse zwar gut verwalten,besitzt aber auf Dauer nicht die Kraft, etwas zugestalten. Dank eines ganzheitlichen Ansatzesund des Zusammenwirkens aller Beteiligter istes uns im Rahmen der Dorferneuerung ge-lungen, Leitbilder und Visionen zu entwickeln,statt auf überkommende Rezepte und Einheits-schemen zurückgreifen zu müssen.

Aber wie stellen sich die Menschen das Lebenvon morgen vor? Sie erwarten von der Politik,dass wir das Leben in seiner Ganzheitlichkeiterfassen und unsere Planungen daran ausrich-ten. Welche Bedeutung wird der ländliche Raumin der von der Globalisierung geprägten Um-bruchsituation des 21. Jahrhunderts haben?Welche Konsequenzen hat die zunehmendeökonomische und gesellschaftliche Relevanz derInformationstechnologie, wenn kleine Betriebeauf dem Dorf über das Internet Zugang zu denMärkten dieser Welt haben, zugleich aber auchin einem weltweiten Wettbewerb stehen? Auchwenn die Arbeitsplätze vor Ort zunehmend inter-nationaler Konkurrenz ausgesetzt sind, verdan-

ken die Menschen im ländlichen Raum demInternet einen Zuwachs an Chancengerechtig-keit, den die Politik niemals hätte bewirken kön-nen. Mittlerweile kann jeder Weiler, der an einTelefonnetz angebunden ist, über das Internetteilhaben am Wissen dieser Welt.

Welche Folgen wird der sich seit Jahrzehntenbeschleunigende, häufig mit räumlicher Mobilitätverbundene Prozess der Individualisierung fürdas Leben auf dem Lande haben? Was bedeu-ten die damit einhergehenden Lebenschancendes Einzelnen für das Gemeinwesen, wennländliches Leben nicht mehr in der räumlichenNähe früherer Zeiten stattfindet? Lösen sich mitder zunehmenden Mobilität auch die überkom-menen sozialen Netzwerke auf? Diese Heraus-forderungen verlangen geeignete Antworten undkreative Lösungsansätze von uns. Ich halte eszum Beispiel nicht für realistisch, dass wir in derheraufziehenden Informationsgesellschaftweiterhin dieselben Versorgungsstrukturen beider Post oder im Handel aufrecht erhalten kön-nen, wie dies früher der Fall gewesen ist. Wieaber sollen die Strukturen des Dorfes unter denBedingungen des 21. Jahrhunderts beschaffensein, wenn der ländliche Raum nicht Gefahr lau-fen soll, den Anschluss an die Entwicklung zuverlieren? Wo liegen die spezifischen Chancendes ländlichen Raumes in einer Zeit, in der dieInfrastruktur der Informationstechnologie immerbedeutsamer wird für Standortentscheidungen?Diese Fragen lassen sich nicht umfassendbeantworten ohne zuvor einige grundsätzlicheÜberlegungen anzustellen:

Die Menschen im ländlichen Raum haben weit-aus bessere Aussichten als Stadtbewohner, dienegativen Begleiterscheinungen der modernen

29

Europäischer DorferneuerungspreisDie oberpfälzische Gemeinde Illschwang siegt beim

2. Europäischen Dorferneuerungswettbewerb der

Europäischen Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung

und Dorferneuerung. In den anderen Wettbewerben

finden Leuchtenberg (1990), Rieshofen (1994), Irsee

(1996), Stefling (1998) und Windberg (2000) interna-

tionale Anerkennung.

1992

Page 30: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Zivilisation zu bewältigen. Eines der großen Pro-bleme unserer Zeit ist der Trend zur Anonymität.Es verfestigen sich Strukturen, die für den Men-schen zusehends undurchschaubarer werdenund ihn sowohl dem Staat als auch dem Ge-meinwesen entfremden. Fehlende Transparenzund zunehmende Anonymität erschweren ihmdie Identifikation und lähmen damit seine Bereit-schaft, sich zu engagieren und Verantwortungzu übernehmen. Zwar bleibt auch der ländlicheRaum von diesen Tendenzen nicht unberührt,verfügt aber aufgrund seiner Überschaubarkeitund sozialen Vernetzung über weitaus bessereChancen, gesellschaftlichen Fehlentwicklungendie Spitze zu nehmen. Gerade im Hinblick aufdie Umweltprobleme stellt sich die Lage derMenschen auf dem Land weitaus vorteilhafterdar als in den Städten. Zudem hat die Standort-frage für viele Wirtschaftsbereiche dank der mo-dernen Informationstechnologie jede Bedeutungverloren. Das bedeutet zwar nicht zwangsläufigeinen Vorteil für den ländlichen Raum, bietetaber früher ungeahnte Chancen.

Welche Auswirkungen wird die Entwicklung zueiner Wissensgesellschaft für die Menschen aufdem Lande haben, der Trend hin zu einer Ge-sellschaft, in der Wissen im Hinblick auf Zu-kunftschancen bedeutsamer ist als Besitz? Wermöchte, trotz aller damit verbundenen Anstren-gungen, bestreiten, dass dies uns, unter demAspekt der Chancengerechtigkeit betrachtet,phantastische Perspektiven verheißt? Was aberbedeutet der Siegeszug der Wissensgesellschaftfür die Gestaltung unseres Schulwesens?Zweifellos können wir den unterschiedlichenBegabungen nur durch eine starke Differenzie-rung im Bildungsangebot gerecht werden. Dabeiversteht es sich von selbst, dass wir den Men-

schen auf dem Land Bildungseinrichtungen an-bieten müssen, die den Kindern auch unter denBedingungen der Wissensgesellschaft die sel-ben Chancen bieten wie ihren Altersgenossen inder Stadt. Es wird infolge rückläufiger Geburten-zahlen mancherorts zwar kaum mehr möglichsein, die örtliche Hauptschule aufrechtzuerhal-ten. Für uns geht es aber nicht um den unbe-dingten Erhalt überkommener Strukturen, son-dern darum, was wir den Kindern unter demGesichtspunkt Chancengerechtigkeit schuldigsind.

Gestatten Sie mir, noch einmal auf die besonde-ren Chancen des ländlichen Raumes zurückzukommen. Viele Menschen haben heute dennicht unbegründeten Eindruck, dass die moder-ne Welt immer kälter und härter wird. Nochbedenklicher stimmt, dass sie diese Entwicklungfür unaufhaltsam, für das Ergebnis einer Natur-gesetzen folgenden Entwicklung halten. Diesedüstere Zukunftsperspektive stellt uns vor dieFrage, ob es nicht auch möglich sein müsste,einen Weg zu finden, wie unsere Gesellschaftgleichermaßen menschlicher und leistungsfä-higer werden könnte? Ich bin der Überzeugung,dass wir nur dann eine gute Zukunft haben wer-den, wenn wir eine optimale Förderung unseresInnovationspotentials, das wir benötigen, uminternational wettbewerbsfähig zu bleiben, mitder Bewahrung der inneren Stabilität unsererGesellschaft zu verbinden wissen. Der Rahmenund die Form, in der uns das gelingen kann, istdas aus der Debatte über eine neue Sozial- undBürgerkultur hervorgegangene Konzept derAktiven Bürgergesellschaft.

Sie hat im Kern zwei tragende Säulen, von de-nen ich zunächst auf die neue "Kultur der Ver-antwortung" eingehen möchte. Meiner festen

30

1993

Umfassende Dorferneuerung Der Bayerische Landtag beschloss am 27. Februar 1992, das

Bayerische Dorferneuerungsprogramm zu einem umfassenden

Dorfentwicklungsprogramm fortzuschreiben. Damit sollen

insbesondere „Fördermöglichkeiten zur Erhaltung und

Schaffung dörflicher Dienstleistungs- und Versorgungsein-

richtungen, Handwerks- und kleinere Gewerbebetriebe sowie

von Einrichtungen für kulturelle Zwecke geschaffen werden“.

Am 09.06.1993 treten auf dieser politischen Grundlage neue

Dorferneuerungsrichtlinien in Kraft.

Page 31: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Überzeugung nach liegt eine entscheidende Ur-sache für die heute so gern beklagte sozialeKälte darin, dass wir uns in einer arbeitsteiligenWelt daran gewöhnt haben, Aufgaben an ande-re, an Organisationen zu delegieren. Nur solässt sich erklären, dass wir einerseits mehrGeld für den Sozialstaat ausgeben als je zuvor,andererseits in immer stärkerem Maße sozialeKälte beklagen. Eine traditionelle Antwort aufdiese Herausforderung zu suchen würde bedeu-ten, noch mehr Geld für den Sozialstaat auszu-geben. Genau damit werden wir soziale Kälteaber nicht überwinden können. Vielmehr gilt es,im Rahmen einer neuen Kultur der Verantwor-tung mehr Eigenverantwortung zu übernehmenund Eigeninitiative zu entwickeln. Wir müssenVerantwortung übernehmen für die Mitmen-schen, für das Gemeinwesen, für die Lebens-chancen kommender Generationen und auch füruns selbst.

Die zweite Säule der Aktiven Bürgergesellschaftfußt auf der konsequenten Anwendung des Sub-sidiaritätsprinzips. Gerade in unserer modernenunüberschaubaren Welt wird die kleinere Ein-heit, wird damit auch das Dorf an Bedeutunggewinnen. Allerdings ist ein Prinzip, das den Vor-rang für die kleinere Einheit vorsieht, insofernschwer durchsetzbar, als es von den Entschei-dungsträgern verlangt, Macht und Einfluss nachunten abzugeben. Auf der anderen Seite sinduntergeordnete Instanzen oder auf der Basisfreiwilligen Engagements Tätige zwar gerne be-reit, populäre Aufgaben zu übernehmen, scheu-en aber häufig Verantwortung, sobald sie sichdamit ernsthafter Kritik aussetzen könnten. Un-populäres überlässt man gerne weiterhin denen,die dafür gewählt sind. Unter diesen Vorausset-zungen fällt es natürlich schwer, die Gesell-schaft eigenverantwortlich zu gestalten.

Angesichts dieser Erfahrungen haben wir dasProgramm "Dorferneuerung" so gestaltet, wie esin Bayern letztlich verwirklicht worden ist.Heribert Thallmair hat in seinem Beitrag in demBuch "Neue Wege in der Kommunalpolitik" dieEntwicklung in der Kommunalpolitik folgender-maßen beschrieben: Früher war die Kommunal-verwaltung Behörde, bevor wir es in den letztenJahren als Fortschritt begriffen haben, sie in einkundenorientiertes und effizientes Dienstleis-tungsunternehmen zu verwandeln. Nun mussder nächste Schritt folgen, um von hier aus zurBürgerkommune zu gelangen. Diese Erkenntniserfordert neue, zuweilen schwierige Lernprozes-se aller Beteiligten, gleichgültig ob es sich umengagierte Bürger oder um Vertreter der Kom-munalpolitik handelt. Es verlangt ein neuesSelbstverständnis. Allerdings dürfen größereFreiräume und die stärkere Einbeziehung unter-schiedlicher Meinungen nicht zum Selbstzweckwerden, gilt es doch zu einer Entscheidung zugelangen, für die letztlich die gewählten Man-datsträger die Verantwortung tragen.

Zweifelsohne haben uns die Erfahrungen, diewir in den letzten Jahrzehnten im Bereich derDorferneuerung gemacht haben, ein großesStück auf den Weg zur Verwirklichung einerAktiven Bürgergesellschaft vorangebracht.Schließlich liefert uns das Subsidiaritätsprinzipnicht nur eine geeignete Richtschnur für denAusbau des Föderalismus in Deutschland unddie überfällige Neuverteilung der Aufgaben inEuropa, sondern ermöglicht auch auf kommuna-ler Ebene größtmöglichen Freiraum für bürger-schaftliches Engagement. Die Bereitschaft derBürger, sich zu engagieren, hängt ganz wesent-lich davon ab, ob sie geeignete Rahmenbedin-gungen dafür vorfinden. Es wäre fatal, wenn sich

31

Kunde GemeindeNeben den finanziellen Hilfen profitieren die Dorf-

erneuerungsgemeinden vor allem von den Möglichkeiten

der Bodenordnung. Durch sie können Standortfragen für

kommunale Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen

optimal gelöst werden. Der besonderen Stellung der

Gemeinde trägt auch die Änderung des Ausführungs-

gesetzes zum Flurbereinigungsgesetz Rechnung, denn von

nun an sind die Gemeinden als geborene Mitglieder im

Vorstand der örtlichen Teilnehmergemeinschaft vertreten.

1994

Page 32: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

engagierte Mitbürger instrumentalisiert undgerade dort nicht ernst genommen fühlten, wosie sich einzubringen versuchen. Nur wenn wirdies zu verhindern wissen und die Aktive Bür-gergesellschaft als einen ständigen Lernprozessbegreifen, werden wir unser Zusammenlebenzugleich menschlicher und leistungsfähiger ge-stalten. Nur dann werden sich auch jene Innova-tionspotenziale entfalten können, die wir benöti-gen, um die Stabilität und die Fortentwicklungunseres Gemeinwesens dauerhaft zu sichern.

Abschließend möchte ich all jenen herzlich dan-ken, die ihre Erfahrungen einbringen und derenEngagement, deren Ideen und deren Lernbereit-schaft die Dorferneuerung in Bayern wertvolleImpulse verdankt. Sie leisten einen unschätzba-ren Beitrag zur Bewältigung einer großen ge-samtgesellschaftlichen Aufgabe.

32

1996

VerwaltungsreformBayern setzt die eigene Devise zu mehr „Mut zum schlanken und

dynamischen Staat“ in die Tat um – das Kabinett beschließt u.a.

auch die Reform der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Ent-

wicklung. Ergebnis: Personalabbau und Straffung der Verwaltung

auf der einen und fachliche Bestätigung auf der anderen Seite.

Nach dem Motto „Dorferneuerung aus einer Hand“ wird die

bisher von den Landwirtschaftsämtern wahrgenommene För-

derung von Privatmaßnahmen den Direktionen für Ländliche

Entwicklung übertragen. Mit der Einführung der Einfachen

Dorferneuerung wird ein noch flexibleres Handeln ermöglicht.

Page 33: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Ich freue mich, dass wir heute hier im ehemali-gen Senatssaal das Jubiläum "20 Jahre Baye-risches Dorferneuerungsprogramm" feiern kön-nen. Dafür bedanke ich mich zuallererst beiIhnen, sehr geehrter Herr LandtagspräsidentBöhm: für Ihre Begrüßungsworte, die Bereit-stellung der Räumlichkeiten heute und für dasWohlwollen, das Sie stets der Dorferneuerungentgegengebracht haben.

Ich danke Ihnen aber auch in Ihrer Funktion alsRepräsentant des gesamten Bayerischen Land-tags. Der Landtag hat mit seinem zukunftswei-senden Beschluss vom 19. Mai 1981 nicht nurdas Bayerische Dorferneuerungsprogramm insLeben gerufen. Er hat seither auch dieses Pro-gramm stets durch die Bereitstellung der not-wendigen Haushaltsmittel unterstützt. Und er hatdie Dorferneuerung last but not least durch zahl-reiche Beschlüsse fortentwickelt und zu demgemacht, was es heute ist — ein Erfolgspro-gramm für die ländlichen Gemeinden und denländlichen Raum.

Diese Unterstützung hat erfreulicherweise auchnie vor Parteigrenzen halt gemacht. Stellvertre-tend für alle Fraktionen bedanke ich mich dafürbei den beiden Grußwortrednern :Bei dir, lieber Friedrich Loscher-Frühwald undbei Ihnen, sehr geehrter Herr Starzmann. DerAusschuss für Ernährung, Landwirtschaft undForsten ist ja besonders mit den Problemen des

ländlichen Raumes vertraut und weiß am bes-ten, welch positive Wirkungen die Dorferneue-rung für eine nachhaltige Entwicklung der Dörferund des ländlichen Raumes hat. Für die zuver-lässige und wirksame Unterstützung der Dorfer-neuerung in der parlamentarischen Arbeit sageich Ihnen ein herzliches Dankeschön. DieserDank gilt natürlich in gleicher Weise den Kolle-gen im Ausschuss für Staatshaushalt und Fi-nanzfragen, der in diesen zwei Jahrzehnten da-für gesorgt hat, dass es beständige finanzielleGrundlagen für die Dorferneuerung gab undgibt. Ich bitte diese beiden Gremien des Baye-rischen Landtags wie auch das gesamte HoheHaus auch für die Zukunft um diese bewährteUnterstützung und Zusammenarbeit.

33Worte des Dankes

Josef Miller

15 % EntwicklungsgewinnGemeinden bis 2000 Einwohner verzeichnen durch

Dorferneuerung und Flurneuordnung einen durchschnitt-

lichen Entwicklungsgewinn von 15 %. Dies ergibt eine

wissenschaftliche Studie der Technischen Universität

München in 765 Gemeinden. Vergleichskriterien waren

über einen Untersuchungszeitraum von 19 Jahren z. B.

Steueraufkommen, Einwohnerzahlen,Wohnungsbau und

die Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe.

1999

●15 %

Page 34: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Sehr geehrte Damen und Herren,wie Sie wissen, kommt die Dorferneuerung vorallem den kleineren Ortschaften mit weniger als2 000 Einwohnern zugute. Gerade sie brauchenfinanzielle sowie organisatorische und planeri-sche Hilfen. Ich bin dem Bayerischen Gemeinde-tag sehr dankbar dafür, dass er als Fürsprecherder ländlichen Gemeinden die Dorferneuerungstets wohlwollend unterstützt hat. Herr PräsidentThallmair, herzlichen Dank dafür! HerzlichenDank aber auch den Bezirks- und Kreisvertre-tungen des Bayerischen Gemeindetags und denvielen Bürgermeistern und Gemeinderäten inunserem Lande, die sich die Ziele derDorferneuerung zu ihrem eigenen Anliegengemacht haben.

Mein ganz besonderer Dank gilt unserem heuti-gen Festredner, Herrn Alois Glück, dem Vorsit-zenden der CSU-Landtagsfraktion. Mit seinemVortrag "20 Jahre Bayerisches Dorferneuerungs-programm – Eine gelebte Bürger- und Sozial-kultur" hat er uns allen deutlich gemacht, dassdie Dorferneuerung auch eine wichtige gesell-schaftspolitische Komponente hat. Und darinliegt ihr eigentlicher Wert: In der Mobilisierungder Eigenkräfte der Bürgerinnen und Bürger imländlichen Raum — ganz im Sinne der ange-strebten neuen Bürger- und Sozialkultur! Wirwerden uns künftig neben notwendigen infra-strukturellen Hilfen verstärkt darum bemühen.

Mein Dank gilt Ihnen, lieber Herr ProfessorDr. Magel. Sie waren als zuständiger Referent inder seinerzeitigen Abteilung "Ländliche Neuord-nung" in meinem Hause ein wichtiger Geburts-helfer des Bayerischen Dorferneuerungspro-gramms. Sie konnten dabei auf den Grundlagenaufbauen, die Dr.Dr. Abb und Herr Strößner in

der zuständigen Abteilung in rechtlicher undfachlicher Hinsicht gelegt hatten. Mit durch IhrEngagement und Ihren Weitblick, Herr Prof. Dr.Magel, ist die Dorferneuerung vom ursprüng-lichen materiellen Ansatz hin zu einer ganzheit-lichen Dorfentwicklung erweitert worden.

Die Bayerische Akademie Ländlicher Raum, alsderen Präsident Sie heute gesprochen haben,hat durch zahlreiche wegweisende Tagungen dieWeichen dafür mit gestellt. Mein Dank gilt Ihnenauch als dem Ordinarius des Lehrstuhls fürBodenordnung und Landentwicklung an der TUMünchen. Die Dorferneuerung war diesemLehrstuhl stets ein wichtiges fachliches Anliegen— ich erinnere nur an die einschlägigen Kon-taktstudien Ende der 70er Jahre. Und ich binsicher, dass von Ihrem Lehrstuhl auch künftigwertvolle Impulse zur Fortentwicklung desBayerischen Dorferneuerungsprogramms ausge-hen werden.

Unverzichtbare Partner in der Dorferneuerungwaren und sind engagierte Planer und Architek-ten. In Zusammenarbeit mit den Bürgern, denGemeinden und den Fachbehörden zeichnen siefür qualitativ hochwertige Planungen in derDorferneuerung verantwortlich. Für die guteZusammenarbeit sage ich Ihnen allen herzlichenDank, besonders der Bayerischen Architekten-kammer und dem Bund Deutscher Landschafts-architekten. Sie bzw. Vertreter dieser Architek-tenvereinigungen haben von Anfang an ihrKnow-how bei der Erarbeitung und Umsetzungvon Planungs- und Honorierungsgrundsätzeneingebracht und planerisches Neuland mitLeben erfüllt. Das hohe Niveau in der Dorfer-neuerung, das sie heute hat, ist wesentlich mitihr Verdienst.

34

2000

EXPO 2000Die Dorferneuerung kommt groß raus: Weyarn vertritt

Bayern auf der Weltausstellung in Hannover. Weyarn zeigt,

wie seine Bürgerinnen und Bürger in der Dorferneuerung

die Entwicklung ihres Ortes selbst in die Hand nehmen

und dabei gleichzeitig den dörflichen Charakter Weyarns

und ihre eigene Identität bewahren. Ministerpräsident

Dr. Edmund Stoiber würdigt diese Leistungen und eröffnet

die Präsentation Weyarns vor Ort.

Page 35: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

In diesen Dank schließe ich ausdrücklich auchdas Bayerische Landesamt für Denkmalpflegeund den Bayerischen Landesrat für Denkmal-pflege sowie den Bayerischen Landesverein fürHeimatpflege ein: Sie haben maßgeblich dazubeigetragen, dass denkmal- und heimatpflegeri-sche Belange in der Dorferneuerung gebührendberücksichtigt werden können. Besonders her-vorheben möchte ich in diesen Zusammenhangden denkmalpflegerischen Erhebungsbogen, derheute eine unverzichtbare Planungsgrundlagedarstellt.

Auch dem Bayerischen Landkreistag und demVerband der Bayerischen Bezirke habe ich fürdie stets wohlwollende Unterstützung zu dan-ken. Ich sage das im Wissen, dass gerade dieZusammenarbeit auf regionaler Ebene immerwichtiger wird. Die Dorferneuerung ist dabei, dieDorfgrenzen zu überschreiten. Eine ökonomisch,ökologisch und sozial nachhaltige Entwicklungder Dörfer, der Regionen, des ländlichen Rau-mes erreichen wir nur durch vernetztes Den-ken, Planen und Handeln. Das heißt, dassauch in der Dorferneuerung über den Tellerrandeiner Gemeinde geblickt und das Nachbardorf,die Nachbargemeinde in die Überlegungen fürdie Weiterentwicklung mit einbezogen werdenmuss.

Unabdingbar ist in der Dorferneuerung, dassunterschiedlichste fachliche Belange berücksich-tigt werden. Ich danke allen Fachbehörden, dieihr Know-how in die Projekte der LändlichenEntwicklung einbringen, ob beratend, als pla-nende Fachstellen oder bei der Koordinierungder Planungen. Im Besonderen nenne ich dieLandwirtschafts- und Forstbehörden, die Behör-den der Denkmalpflege, die Landratsämter mit

ihren Kreisbaumeistern und Kreisfachberaternfür Gartenbau und Landschaftspflege, dieNaturschutzbehörden, die Wasserwirtschafts-verwaltung, die Straßenbauverwaltung, dieHeimatpfleger etc. Ich bitte Sie alle auch weiter-hin um eine gute, kooperative Zusammenarbeit.

Mein Dank gilt vor allem auch der landwirt-schaftlichen Berufsvertretung. Die Investitionenin eine nachhaltige Ortsentwicklung durch Dorf-erneuerung sind zweifellos vor allem auch fürdie bäuerlichen Familien sehr wichtig. Auch siebrauchen eine intakte Siedlungsstruktur. Aber:Ich bin mit dem Berufsverband einig, dass dieFördermittel für die Dorferneuerung nur zum Teilder Agrarförderung zugerechnet werden dürfen.

An dieser Stelle danke ich auch den vielenBildungseinrichtungen, die die Qualität derDorferneuerung sichern halfen und helfen:

• der Staatlichen Führungsakademie für dieüberfachliche Fortbildung der Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter der Direktionen fürLändliche Entwicklung;

• den Bildungseinrichtungen für den ländlichenRaum, in denen sich die Bürgerinnen undBürger fit machen können für die Dorfer-neuerung, wie insbesondere den Schulen fürDorf- und Landentwicklung, der KatholischenLandvolkbewegung, den Landvolkshoch-schulen, den Volksbildungswerken und demBildungswerk der Hanns-Seidel-Stiftung.

35

2001

Eine stolze Bilanz20 Jahre Bayerisches Dorferneuerungsprogramm –

das sind erfolgreiche Projekte in über 1.400

Dörfern. Insgesamt sind dafür rund 1,5 Mrd. DM an

Fördergeldern ausgegeben worden. Damit wurden

unmittelbar Gesamtinvestitionen in Höhe von rd.

4,3 Mrd. DM ausgelöst. Die mittelbar ausgelösten

Vor- und Folgeinvestitionen dazugerechnet beträgt

das gesamte Investitionsvolumen ca. 10 Mrd. DM.

Neue Bürger- und SozialkulturKernelement der Dorferneuerung ist das

freiwillige und ehrenamtliche Engagement.

Die Dorferneuerung ist gleichsam Vorreiter

und Wegbereiter einer neuen Bürger- und

Sozialkultur.

Page 36: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

It g’schimpft isch g’lobt gnua! So heißt es beiuns in Schwaben. Das soll heute nicht so sein.

Ein herzliches Dankeschön sage ich daher auchder Verwaltung für Ländliche Entwicklung undden Verbänden für Ländliche Entwicklung: Denderzeitigen und ehemaligen Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern der Abteilung E in meinemHause und den Präsidenten der sieben Direktio-nen für Ländliche Entwicklung mit Ihren Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern vor Ort. Sie allehaben eine verantwortungsvolle Aufgabe undkeine leichte dazu. Ich weiß, dass der notwendi-ge Personalabbau — immerhin 29% im Zeitraumvon 1993 bis 2005 — diese Verwaltungschmerzt. Schließlich werden die Aufgaben nichtweniger, sondern sogar noch anspruchsvoller.Ich weiß aber auch, wie offensiv die Verwaltungfür Ländliche Entwicklung sich den Herausforde-rungen gestellt hat und stellt. Ich bin sicher,dass sie auch künftig die Entwicklung des länd-lichen Raumes vorantreiben wird.

Ein Dankeschön richte ich auch an die Vertreterder Medien. Ob Presse, Funk oder Fernsehen,Ihre objektive Berichterstattung ist uns sehrwichtig — nicht um gelobt zu werden, sondernum gute Beispiele zu verbreiten, Ansporn zugeben oder auch die — wie ich hoffe äußerstseltenen — Schwachpunkte aufzuzeigen.

Mein Dank wäre unvollständig, würde ich nichtauch die beteiligten Bürgerinnen und Bürger miteinschließen. Mitdenken, Mitplanen, Mitgestalten– so lautet unser Motto in diesem Internatio-nalen Jahr der Freiwilligen. Und viele, viele Bür-gerinnen und Bürger draußen nehmen erfreuli-cherweise dieses Angebot wahr. In den Vorstän-den der Teilnehmergemeinschaften, in Arbeits-

kreisen und sonstigen örtlichen Intiativgruppensind derzeit eine Vielzahl von Bürgerinnen undBürgern aktiv. Sie alle bringen ihre Freizeit, ihrInteresse, ihren Sachverstand als Ortsexpertenein und sind damit letztlich die Erfolgsgarantenfür die Dorferneuerung in unserem Lande. DasPotenzial des ländlichen Raumes liegt in seinenMenschen — und in dieses Potenzial werden wirauch weiterhin investieren!

Ausblick

Meine sehr verehrten Damen und Herren, dasBayerische Dorferneuerungsprogramm gehtnicht in Rente, es ist gerade volljährig geworden!Die Dorferneuerung bleibt eine Daueraufgabe inunserem Land, das belegt nicht zuletzt der nachwie vor große Andrang ländlicher Gemeindenauf dieses Programm.

Dabei steht die Dorferneuerung vor großenHerausforderungen: der angespannten Finanz-lage der Kommunen und des Staates, der Glo-balisierung, dem verstärkten Wettbewerb. Wirstellen uns diesen Herausforderungen.

Dabei wollen wir den Standard der Bürgerbetei-ligung noch weiter anheben und noch mehr alsbisher auf Hilfen zur Selbsthilfe und aktive Mit-arbeit bauen. Auch werden wir künftig mehrGewicht auf wirtschaftliche, soziale und kultu-relle Impulse legen. Ein höchst aktuellesAnliegen ist die Wiederbelebung regionalerKreisläufe: Aus der Region, für die Region —Initiativen in diesem wichtigen Aufgabenfeldmüssen auch in der Dorferneuerung konsequentangestrebt und umgesetzt werden.

36

2001

Dorferneuerung bleibt einelandespolitische DaueraufgabeDerzeit sind Projekte in ca. 1.800 Dörfern

in Bearbeitung. Viele weitere Dörfer stehen

auf der Warteliste.

Page 37: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Darüber hinaus müssen die ökologischen Ziel-setzungen ausgeweitet werden: Es darf nicht nurum Grüngestaltung und Ortsrandeingrünungengehen. Zu den Zielen muss auch die konse-quente Umsetzung der Möglichkeiten des tech-nischen Umweltschutzes zählen, z.B. in den Be-reichen dezentrale Ver- und Entsorgung, ener-giesparendes Bauen oder Nutzung nachwach-sender Rohstoffe und der Solarenergie.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist eine ressourcen-schonende Bebauung. Es muss verstärkt aufeine sparsame und sinnvolle Nutzung vorhande-ner Bauland- und Gebäudereserven hingewirktwerden. Die Innenverdichtung der Ortskernemuss Vorrang vor der Ausweisung neuer Wohn-und Gewerbegebiete auf der grünen Wieseerhalten. Auch die Größe der Baugrundstückegilt es zu überdenken. Wir brauchen Konzeptezur Um- oder Wiedernutzung leerstehenderlandwirtschaftlicher Gebäude. Eine Möglichkeithierfür sehe ich in einer Gebäudebörse, bereit-gestellt über das Internet. In Kürze werden wirdazu einen Modellversuch starten.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,mir kommt es darauf an, die Dorferneuerung zueiner Ideenbörse für den ländlichen Raum zumachen und damit eine nachhaltige Entwicklungder Gemeinden zu unterstützen. Dazu brauchenwir die Hilfe aller Gutgesinnten — und darumbitte ich Sie auch in Zukunft.

37

Erfolgsrezept Bürgerbeteiligung„Wir für uns“ lautet die Devise des Internationalen

Jahres der Freiwilligen. Dieses Motto charakterisiert

ebenso die Dorferneuerung in Bayern mit ihrem

Grundprinzip Bürgerbeteiligung.

2001

Page 38: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

38

AusblickDie Dorferneuerung steht vor großen Herausforderungen.

Der weiterhin fortschreitende Strukturwandel in der Landwirt-

schaft, die demographische Entwicklung, Veränderungen der

Sozialstruktur, Energie und Umwelt, Arbeitsplätze, Jugend und

junge Familien im Dorf, Stadt-Land-Dialog, Regionalisierung,

ländliche Lebensqualität – das sind aktuelle Zukunftsthemen.

Page 39: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

3920 Jahre Bayerisches DorferneuerungsprogrammPressekonferenz am 17. Mai 2001

Page 40: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001
Page 41: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

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Page 42: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

42

Page 43: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Zu unserer heutigen Pressekonferenz aus An-lass des 20jährigen politischen Geburtstagesdes Bayerischen Dorferneuerungsprogrammsbegrüße ich Sie sehr herzlich. Bereits vor zehnJahren habe ich als damaliger Staatssekretäreine erste Bilanz gezogen. Seitdem ist viel ge-schehen, hat sich viel verändert: in Bayern, imBund, in der EU, mit teilweise gravierenden Aus-wirkungen auf unsere Dörfer und den ländlichenRaum.

Heute, nach weiteren zehn Jahren, möchte ichIhnen aufzeigen, wie sich die Dorferneuerung inBayern inzwischen weiterentwickelt hat undworin ich deren künftige Aufgaben und Schwer-punkte sehe.

Beim Bayerischen Dorferneuerungsprogrammhandelt es sich nicht um eine untergeordneteagrar- und strukturpolitische Maßnahme, son-dern, wie es mein Kollege Staatsminister ErwinHuber erst kürzlich anlässlich einer Tagung derBayerischen Akademie Ländlicher Raum wört-lich formulierte: "...um das erfolgreichste Pro-gramm, das wir je hatten...".

Ich kann diese Aussage meines Kabinettskolle-gen nur unterstreichen: In den letzten 20 Jahrensind im Bayerischen Dorferneuerungsprogrammüber 1,5 Mrd. DM an Fördermitteln des Frei-staates Bayern für die Verbesserung der Arbeits-bedingungen unserer Bauern und der Lebens-verhältnisse der Bürger im ländlichen Raumbereitgestellt worden. Diese Fördermittel habenunmittelbar Investitionen in Höhe von fast 4,3 Mrd. DM ausgelöst. Rechnet man dazuauch noch die dadurch mittelbar ausgelöstenVor- und Folgeinvestitionen ein, kommt man— durch eine einschlägige Untersuchung desifo-Instituts für Wirtschaftsforschung belegt —gar auf Gesamtinvestitionen von ca.10 Mrd. DM!

Dies ist — selbst im Vergleich zu manchenGroßprojekten — eine enorme Summe! Damitwird deutlich, wie groß die Unterstützung ist, dieder ländliche Raum in Bayern durch diesesBayerische Dorferneuerungsprogramm erfährt.

• Über 1400 Dorferneuerungen sind inzwi-schen abgeschlossen worden,

• knapp 1800 Dörfer sind derzeit inBearbeitung.

• Weitere 2700 Orte stehen auf der Warteliste.

• Über 770 000 bayerische Bürgerinnen undBürger haben bisher von der Dorferneue-rung profitiert.

Der Freistaat Bayern hat frühzeitig erkannt, dassdie Dorferneuerung eine eigenständige undlangfristige agrar- und strukturpolitische Aufgabeist. Deshalb hat der Bayerische Landtag am19.05.1981 die Fortentwicklung der Dorfer-neuerung zu einem landespolitischenSchwerpunkt der Agrarpolitik in die Wegegeleitet.

Ich bin sehr stolz darauf, dass das BayerischeDorferneuerungsprogramm seither immer dieuneingeschränkte Unterstützung der Bayeri-schen Staatsregierung und des BayerischenLandtages gehabt hat. Und auch der BayerischeGemeindetag, der Bayerische Landkreistag, derBayerische Landesdenkmalrat und die Bayeri-sche Architektenkammer haben die Dorferneue-rung stets unterstützt — das gilt auch für vieleandere wichtige Vereinigungen und Verbände,die für den ländlichen Raum Verantwortung tra-gen. Ich danke allen sehr herzlich für dieseUnterstützung. Natürlich darf die Verwaltung fürLändliche Entwicklung, der Promotor der Dorf-erneuerung, hier nicht fehlen. Sie hat die politi-schen Zielsetzungen dieses Programms stetskonsequent ausgeführt und wesentlich mit dazubeigetragen, dass es immer wieder den aktuel-len Erfordernissen angepasst werden konnte.

43Dorferneuerung — ein Erfolgsprogramm

Josef Miller

Page 44: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Worauf gründen die Erfolge derDorferneuerung ?

Das Erfolgsrezept unserer bayerischen Dorfer-neuerung liegt in der Einbindung der Bürger, inder Bürgerbeteiligung. Mitdenken, Mitplanen,Mitgestalten — so steht es zurecht auf unseremWerbeplakat zum Internationalen Jahr der Frei-willigen. Die Bayerische Dorferneuerung hat vonAnfang an auf die Partizipation der Bürgerinnenund Bürger gesetzt.

Warum? Weil wir damit schon in der Flurneuord-nung beste Erfahrungen gemacht haben. Dazumuss man wissen, dass die Flurbereinigung inBayern bereits seit 1923 auf dem Genossen-schaftsprinzip basiert. Die Grundstückseigen-tümer bilden eine Teilnehmergemeinschaft, eineBehörde auf Zeit, die einen ehrenamtlichen Vor-stand wählt. Dieser Vorstand unter der Leitungeines fachkundigen Beamten ist verantwortlichfür die Planung und die Ausführung aller Maß-nahmen. Dieses Prinzip der Eigenverantwortungder Grundeigentümer gilt auch in der Dorfer-neuerung, die wir in Bayern auf der Grundlagedes Flurbereinigungsgesetzes durchführen.

Aber wir haben dieses Prinzip der Verantwor-tung und Partizipation auf alle Bürgerinnenund Bürger ausgeweitet. Sie alle können undsollen mitreden, wenn es um die Gestaltungihres heimatlichen Lebensraumes geht — ohnedass dadurch der Entscheidung des Gemeinde-rates, der ja die Planungshoheit hat, vorgegriffenwerden kann und soll! Heute wird diese inten-sive Bürgerbeteiligung z. B. in Form von Arbeits-kreisen, nicht erst im Planungsstadium, sondernsowohl im Vorfeld einer Dorferneuerung als auchprozessbegleitend praktiziert.

Die beabsichtigte Mitwirkung der Bürgerinnenund Bürger setzt ein Mitwirken-wollen und Mit-wirken-können voraus. Aus dieser Erkenntnisheraus hat der Freistaat ab 1991 auch maßgeb-lich die Gründung von inzwischen drei Schulenfür Dorf- und Landentwicklung in Thierhaup-ten (für Oberbayern und Schwaben), Plank-stetten (für Niederbayern und Oberpfalz) sowieKlosterlangheim (für Ober-, Mittel und Unter-franken) unterstützt. Als Staatssekretär habe ichdamals die Gründung dieser drei Schulen we-sentlich mitinitiiert.

Damit stehen heute Bildungseinrichtungen zurVerfügung, in denen sich Dorfbewohner fit ma-chen können für Dorferneuerung und Gemein-deentwicklungsprozesse. Ihr Anliegen ist es seitjeher, Bewusstseinsbildung für nachhaltige Ent-wicklungen zu vermitteln. Wir können daherselbstbewusst behaupten, dass Zielsetzungenim Sinne der Agenda 21 bereits lange vor derUmwelterklärung von Rio in der bayerischenDorferneuerung verwirklicht wurden.

Dies hat inzwischen mehrfach auch der Vorsit-zende der CSU-Fraktion im Bayerischen Land-tag, Alois Glück, zu Recht bekräftigt. Er sieht inder Dorferneuerung eine wichtige Hilfe zur Um-setzung von kommunalen Agenda 21-Prozes-sen. Auch Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiberhat die Erfolge der Direktionen für LändlicheEntwicklung um eine wohlverstandene Partizipa-tion der Bürger im Wettbewerb "InnovativeVerwaltung" gewürdigt.

Ganzheitlicher Planungs-ansatz und kompetentePlanungspartner

In der Frühphase der Dorferneuerung wurde inerster Linie in infrastrukturelle sowie baulich-gestalterische Projekte investiert. Sehr schnellist aber erkannt worden, dass Dorferneuerungdarüber hinaus als "Sorge um das menschlicheWohl und die den Menschen anvertrautenLebensgrundlagen" verstanden werden muss.Diese Erkenntnis ist entsprechend den politi-schen Vorgaben des Landtags und des Minister-rats immer wieder in den Dorferneuerungsricht-linien und in der Praxis umgesetzt worden.

Grundlage der Dorferneuerung muss heute einschlüssiges, in die Zukunft gerichtetes Dorfent-wicklungskonzept sein. Es gilt, Zielvorstellun-gen zu entwickeln und festzulegen, in welcheRichtung die künftige Entwicklung von Dorf undGemeinde gehen soll. Dazu ist die Einschaltungvon Fachkräften und Fachstellen unerlässlich —von Architekten, Landschaftsarchitekten, aberauch von Denkmalpflegern, Heimatpflegern,Kreisbaumeistern, Bau- und Energiefachbera-tern usw. Das Zauberwort heißt Dialogplanung— eine Planung im Zusammenwirken vonFachexperten und den Ortsexperten, nämlichden Bürgerinnen und Bürgern.

44

Page 45: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Es ist sehr erfreulich, dass bayerische Dorfer-neuerungsprojekte inzwischen auch hohe An-erkennung in Wettbewerben auf nationaler undinternationaler Ebene erfahren haben.

Perspektiven für die Zukunft

Dies alles ehrt uns und ist sehr erfreulich. Aberauch in der Dorferneuerung gilt, dass das Gutenicht der Feind des Besseren sein darf. EineAnpassung an aktuelle Erfordernisse ist auch inder Dorferneuerung erforderlich.

Aus allzu verständlichen Gründen schielen na-türlich viele Bürgermeister auf die Entlastungihrer Säckel durch Dorferneuerungszuschüsse,z. B. zum Ausbau von Ortsstraßen und -plätzen.Das alles ist zwar sehr wichtig. Eine nachhaltigeEntwicklung werden wir aber dadurch alleinnicht erreichen. Dazu müssen noch stärker alsbisher

• die individuellen Potenziale der Dörfer her-ausgearbeitet,

• die spezifischen Standortqualitäten genutzt,

• die Eigenkräfte der Dorfbewohner aktiviert,

• ortspezifische Ziele vorgegeben sowie

• maßgeschneiderte Maßnahmen durchgeführtwerden.

Damit wird die Dorferneuerung noch mehr wirt-schaftliche, soziale und kulturelle Impulsegeben.

Die Bauberatung zur dorfgerechten Gestaltungist und bleibt wichtig, aber mindestens ebensowichtig ist z. B. auch die Information und Bera-tung der Dorfbewohner über die Möglichkeitenzur Nutzung erneuerbarer Energien und nach-wachsender Rohstoffe. Auch müssen mehr alsbisher Initiativen zur Wiederbelebung regionalerKreisläufe gestartet werden. Die Idee der Nah-versorgung, die auf kurze Wege, die enge Ver-bindung von Gebiet, Kundschaft und Produktsetzt, bietet die Möglichkeit, die Qualität undEinzigartigkeit der Region und ihrer Produktewieder zu entdecken. Durch Auslobung einesWettbewerbs "Nahversorgung" im LandkreisUnterallgäu im Frühjahr dieses Jahres haben wirdazu ein erstes Zeichen gesetzt — weitere Akti-onen in dieser Richtung müssen folgen.

Ein weiterer mir sehr wichtiger Aspekt ist diekonsequente Ausweitung der ökologischenZielsetzungen. In der Dorferneuerung geht esnicht nur um Grüngestaltung und Ortsrandein-grünungen, sondern um die konsequente Um-setzung der Möglichkeiten des technischen Um-weltschutzes, z. B. in den Bereichen dezentraleVer- und Entsorgung, energiesparendes Bauen,Nutzung der Biomasse und Solarenergie etc.Wir brauchen mehr Dörfer wie z. B. die Dorf-erneuerungsgemeinde Windberg im LandkreisStraubing-Bogen, die inzwischen die zweit-höchste Nutzungsdichte an Solarenergie allerbayerischen Gemeinden aufweist.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Reduzierungdes Flächenverbrauchs. Auch im ländlichenRaum muss hierzu ein Beitrag geleistet werden.Derzeit gehen in Bayern täglich 26 ha landwirt-schaftliche Nutzfläche für außerlandwirtschaftli-che Zwecke verloren. Dies ist mehr an Grundund Boden, als ein durchschnittlicher landwirt-schaftlicher Betrieb hier zur Verfügung hat(22 ha).

Eine nachhaltige Dorfentwicklung muss deshalbauch auf eine gezielte Nutzung vorhandenerBauland- und Gebäudereserven hinwirken. Diesmuss Vorrang vor der Ausweisung neuerBaugebiete bekommen. Dazu muss

• die Innenverdichtung der Ortskerne Vorranghaben vor der Ausweisung neuer Wohn- undGewerbegebiete auf der grünen Wiese.

• Sofern die Ausweisung neuer Baugebieteunumgänglich ist, muss die Größe der Bau-grundstücke mehr als bisher auf den tatsäch-lichen Bedarf zurückgenommen werden.

• Darüber hinaus sind vorrangig und soweitirgend möglich leerstehende landwirtschaft-liche Gebäude für wohnbauliche odergewerbliche Nutzungen vorzusehen. DieseGebäude haben den großen Vorteil, dass sieals bereits vorhandenes Vermögen aufWeiternutzung warten und durch Straßensowie Ver- und Entsorgungseinrichtungeni.d.R. bestens erschlossen sind. Darin ver-birgt sich ein enormes Kapital, das auf neueNutzung und Verwertung wartet.

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Page 46: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Ich setze deshalb auf eine Art Gebäudebörse, inder sich Interessenten über leerstehendeGebäude in den Dörfern in ganz Bayern infor-mieren können. Für eine derartige Börse bietensich die Möglichkeiten der neuen Medientech-niken an!

In früheren Jahren haben wir bei besonderserfolgreichen Dorferneuerungen gerne von"Leuchttürmen" gesprochen. Solche Einzelpro-jekte, die anderen die Richtung gewiesen ha-ben, waren richtig und wichtig. Aber Leuchttür-me stehen allein auf weiter Flur. Was wir heuteund für die Zukunft brauchen, sind deshalb nichtLeuchttürme, sondern Netzwerke, nicht nur vir-tuell und world wide, sondern ganz konkret inunseren ländlichen Nahbereichen.

In unserer Zeit der Globalisierung und des welt-weiten Wettbewerbs sind gegenseitiges Ergän-zen und gemeinsames Handeln ein Gebot derStunde. Damit gewinnt die RegionaleLandentwicklung zunehmend an Bedeutung.

Dabei geht es aber nicht darum, die Dorfer-neuerung nach dem Gießkannenprinzip flächen-deckend auszuweiten. Entscheidend sind viel-mehr der Anstoß und die Einbindung in diegemeindliche, übergemeindliche und regionaleEntwicklung. Letztlich muss die Dorferneuerungsozialer und geistiger Kern einer regionalenLandentwicklung sein.

Damit entsteht eine neue Qualität im Dienst-leistungsangebot der Verwaltung für LändlicheEntwicklung: Dorferneuerung undFlurneuordnung bilden die Kerninstrumente,sind aber zugleich Anknüpfungspunkte für eineZusammenarbeit über die Grenzen von Gemein-den, Verwaltungen und Förderprogrammen hin-weg. Mein Haus und seine nachgeordnetenBehörden kommen damit ihrem strukturpoli-tischen Auftrag nach, den MinisterpräsidentDr. Edmund Stoiber am 15.01.2001 bekräftigthat, indem er das Landwirtschaftsministeriumaufforderte, sich "auf die Strukturfragen derLandwirtschaft und des ländlichen Raumes ..."zu konzentrieren.

In der Regionalen Landentwicklung sollen Ent-wicklungen initiiert werden

• zur Ausschöpfung zusätzlicher Einkommens-möglichkeiten für Landwirte (Stichworte: regi-onale Vermarktung, Ausbau von Urlaub aufdem Bauernhof, Pflege ökologisch bedeutsa-mer Flächen),

• zur Bereitstellung notwendiger Dienstleistun-gen für die Bürger (Stichworte: ÖPNV,Straßenunterhaltung, Altenpflege etc.) und

• zur Wiederbelebung regionaler Kreisläufe:sowohl ökologische als auch vielfach ökono-mische Gründe sprechen gegen Energie-,Stoff- und Produkttransporte über weiteEntfernungen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

mir kommt es darauf an, dass sich die Dorfer-neuerung zu einer Ideenbörse für den länd-lichen Raum entwickelt. Im Mittelpunkt stehtdabei der Mensch, stehen die Bürgerinnen undBürger im ländlichen Raum.

Mitdenken, Mitplanen, Mitgestalten — das istunser Angebot und unsere Aufforderung aufdem Weg zu einer neuen Bürger- und Sozial-kultur, den die Dorferneuerung maßgeblich mit-gestalten soll und kann.

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Page 47: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Weyarn vertrat die Dorferneuerung in Bayern bei derWeltausstellung EXPO 2000. Freiwillig und ehrenamt-lich haben die Bürgerinnen und Bürger dort den ca.10 000 Besuchern ihre Arbeit für die Dorf- und Ge-meindeentwicklung vorgestellt.Weyarn hat am Wettbewerb "Bürgerorientierte Kom-mune" der Bertelsmann-Stiftung teilgenommen undnur ganz knapp hinter den Städten Bremen, Leipzigund Nürtingen eine besondere Auszeichnung ver-passt. Weyarn hat als einzige bayerische Kommunean der Endausscheidung teilgenommen und entwik-kelt nun zusammen mit 11 anderen Städten undGemeinden Methoden einer neuen Bürger- undSozialkultur.

Die Bürgerbeteiligung in der Dorferneuerung istdie konsequente Fortentwicklung des Genos-senschaftsprinzips der Flurneuordnung. Zurzeitengagieren sich in fast 1 800 Dörfern in BayernBürgerinnen und Bürger freiwillig und ehrenamt-lich für die Zukunft ihres heimatlichen Lebens-raumes.

471 Wichtige Aspekte der Dorferneuerungheute und morgen

1.1 Bürgerbeteiligung/Leitbildarbeit

Bürgerbeteiligung ist Grundprinzip und Markenzeichen der Dorferneuerung in Bayern

Beispiel Dorferneuerung Weyarn: Die Ideen undZiele der Bürgerinnen und Bürger sind "auf denTisch gekommen" und zum gemeinsamen Leit-bild der Zukunft geworden.

Page 48: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Zum Bild:

Mit den EXPO-Präsentationen "Dorferneuerung Weyarn"

und "Weltkulturerbe Völklinger Hütte" berichtete die ARD in

den Tagesthemen am 1. Juni 2000 über die Eröffnung der

EXPO. Das "Weyarner David-Bild" bildete den Bildschirm-

Background und das Leitbild der Ausstellung in Weyarn.

Durch den Zukunftsbaustein "Landmanagementund Bodenordnung" werden in der Dorferneue-rung private und kommunale Entwicklungenunterstützt, z. B. durch

• Baulandumlegungen nach demBaugesetzbuch

• Tausch privater, kommunaler und gewerb-licher Grundstücke

• rückwärtige Erschließung von Grundstücken

• Flächenbereitstellungen für kommunaleEinrichtungen

• Hilfen beim Aufbau kommunaler Ökokonten.

48 1.2 Landmanagement und Bodenordnung

Page 49: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Miteinander — Füreinander

Durch Regionale Landentwicklung gemeinsamZukunftsperspektiven entwickeln und Ressour-cen gewinnbringend einsetzen — nach diesemMotto setzen zunehmend mehrere Gemeindeneiner Region gemeinsam auf Vernetzung unddie Nutzung von Synergieeffekten. Die Baye-rische Verwaltung für Ländliche Entwicklungbetreut zurzeit über 20 Vorhaben zur RegionalenLandentwicklung.

491.3 Regionale Landentwicklung anstelle von Kirchturmdenken

Page 50: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

50 1.4 Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze

Das Investitionsvolumen in den fast 1.800 Dorferneuerungen in Bayern beträgt nach einerUntersuchung des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung ca. 10 Mrd. DM; dafür werden ca.1,5 Mrd. DM Fördermittel aus dem Bayerischen Dorferneuerungsprogramm bereitgestellt.

Page 51: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

512 Dorferneuerung, ein Beitrag zur nachhaltigenEntwicklung der Gemeinden im Sinne der Agenda 21

Page 52: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Lokaler WirtschaftsfördervereinDingolshausen

Aus dem Arbeitskreis "Exis-tenzgrundlagen" der Dorf-neuerung mit zunächst 2 Aktiv-en entstand 1999 ein eingetra-

gener Verein mit derzeit knapp 40 Mitgliedern(Winzer, Landwirte, Gastronomen, Selbstver-markter, Vereine, Privatleute). Gemeinsam wer-den neue Geschäftsideen und Produkte entwi-ckelt, der Tourismus gefördert sowie Unterstüt-zung durch Beratung und bei Existenzgründun-gen geleistet. Der Verein beschäftigt eine haupt-amtliche Kraft und erhält von der Gemeindeeinen jährlichen "Anschubzuschuss" von ca.10 000 DM. Ziel ist, dass sich der Verein baldselbst tragen und ähnliche Marketingerfolge vor-weisen kann, wie die Präsentation auf der Inter-nationalen Grünen Woche 2001 in Berlin.Vergleichbare und ebenfalls aus der Dorferneue-rung entstandene e. V. gibt es in Weyarn undPetersaurach (Computerclub Petersaurach:Internetzugang per Funk in peripheren Gebie-ten).

Bauernmarkt Walsdorf — Aus derRegion für die Region

Die Idee wurde im Dorferneuerungsarbeitskreis"Landwirtschaft und Gewerbe" geboren und aufden Weg gebracht. Auch heute lebt dieser Bau-ernmarkt mit 10 000 Besuchern in seiner Vorbe-reitung und Durchführung noch vom aktiven Ge-meinschaftsgeist der Dorferneuerung. Vergleich-bar ist die inzwischen jährliche Gewerbeschauzur regionalen Wirtschaftsförderung im Auer-bergland, die aus der dortigen Regionalen Land-entwicklung entstanden ist.

Landmanagement für Gewerbe-flächen

In der Gemeinde Leutershausen haben sich auf35 Hektar Gewerbeflächen 19 Betriebe der ver-schiedensten Branchen angesiedelt. So sind ca.640 neue Arbeitsplätze entstanden. Der ent-

scheidende Anschub für diese Entwicklung warein umfangreiches Bodenmanagement mitUnterstützung der Direktion für LändlicheEntwicklung Ansbach. Die Landwirte tauschtenihre Flächen, die nun gewerblich genutzt wer-den, gegen Boden in anderen Flurlagen. Aufdiese Weise hat die Flurneuordnung einenwesentlichen Beitrag zur Entwicklung der länd-lichen Wirtschaft geleistet.

100 Jahre Motorflug

Der Leutershausener Gustav Weißkopf wanderte nach

Amerika aus und flog dort noch vor den Gebrüdern Wright

am 14. August 1901 mit seinem selbstgebauten Motor-

flugzeug eine 2 700 m lange Strecke. An diese Pionierleis-

tung erinnert in Leutershausen das abgebildete Denkmal. Es

wurde auf Wunsch der Bürger zum Andenken an die erfolg-

reiche Flurneuordnung und Dorferneuerung errichtet.

52 2.1 Ökonomie

e. V.

Page 53: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

53

Die einst belächelte Idee einesDorfladens in Utzenhofen hat

inzwischen Nachahmunggefunden. Dieser Dorfladen

gab die Initialzündung fürzwischenzeitlich ca. 20 neu

entstandene Dorfläden inBayern. Sie alle verbessern

die Grundversorgung der dörf-lichen Bewohner und ermög-

lichen die regionaleVermarktung landwirtschaft-

licher Erzeugnisse.

Dorfläden in Bayern – Tante-Emma-Laden-Renaissance

Page 54: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Ökodorf AltershausenLeitbild der Dorferneuerung: "ÖkologischeGemeinschaft — gemeinschaftliche Ökologie"

Das von den Bürgern erarbeitete Leitbild für ihr280-Seelen-Dorf in der Main-Rhön-Region hateine Menge Schubkraft in Richtung ganzheitlichverstandenem technischen Umweltschutz ent-wickelt. Die Gemeinde erhielt gleich mehrereAuszeichnungen, inklusive dem von den Medienverliehenen Ehrentitel "Ökodorf". Dies hat derGemeinde eine neue und zukunftsfähige Identi-tät im Einklang mit der Agenda 21 geschaffen.

Aushängeschilder der "ökologischen" Dorfer-neuerung:

• Die mit Stroh als nachwachsendem Rohstoffbetriebene Biomasse-Heizanlage

• Bayerns bislang größte kommunale biologi-sche Pflanzenkläranlage

• Das Ökobaugebiet, dessen Auflagen weitüber öffentliche Vorgaben hinausgehen

• Die Ansiedlung eine ökologischen Gewer-bebetriebs

Positive Effekte der ökologischen Dorfer-neuerung

• Die Schadstoffemissionen wurden durch dieBiomasse-Heizanlage wesentlich reduziert;durch die Verfeuerung nachwachsenderRohstoffe können rund 200 000 Liter Heizölim Jahr eingespart werden.

• Die Landwirte können ihr Einkommen durchdie Lieferung von Biomasse sowie durch denEinsatz von Maschinen, Geräten und ihrerArbeitskraft verbessern.

• Der ökologisch orientierte Gewerbebetriebgarantiert die bessere Auslastung der Heiz-anlage und stellt innovative neue Arbeits-plätze bereit.

• Der Bau der Schilfkläranlage rundet das öko-logische Gesamtkonzept für das Dorf ab. Mitder Bepflanzung durch die Bürger konntenZehntausende von Mark eingespart werden.

• In Planung ist ein Ökozentrum als Dorfmittel-punkt, um die Erfahrungen mit der ökologi-schen Dorferneuerung weiterzugeben.

• Nicht zuletzt ist ein neuer "Dorfgeist" einge-kehrt, der den Zusammenhalt und das Ge-meinschaftsgefühl der Altershausener stärkt.

54 2.2 Ökologie

Zur Umsetzung unserer Dorferneuerungsideen legen wir uns selber ins Zeug!Tatkräftige Bürger beim Bau der kommunalen Pflanzenkläranlage im Ökodorf Altershausen—

Landessieger in der Sparte »Ökonomie und Ökologie« beim Bayerischen Heimatpreis 1998 der Volksbanken und Raiffeisenbanken

Page 55: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Windberg — zweitgrößte Solar-gemeinde Bayerns

Wind- oder Solarenergie für Windberg?Aus dieser Frage entstand das zweitgrößteSolardorf Bayerns. Vorher schied die AlternativeWindenergie aufgrund von Windmessungen undEffizienzberechnungen aus.

Mit Solarenergie versorgen sich zurzeit 32 priva-te Haushalte mit 400 m

2Kollektorflächen bei

einem Investitionsvolumen von 350.000 DM. EinZehntel davon wurde durch den Verzicht aufAufwandsentschädigungen für ehrenamtlicheTätigkeiten im Rahmen der Dorferneuerungfinanziert.

Weitere Energie erhielt die Solaridee durch deneigens gegründeten Windberger Solarkraftan-lagen e.V. Die 10 Mitglieder des Vereins betrei-ben eine Photovoltaik-Anlage, die über das1000-Dächer-Programm der Bundesregierungzinslos vorfinanziert wurde und sich über denVerkauf von Strom refinanzieren soll.

Auch andernorts ist Windberger Solarenergie-Know-how gefragt. Zum Einstieg in die Thematikhalten Vereinsmitglieder in anderen GemeindenVorträge.

Technischer Umweltschutz inOsterberg

Ausgelöst durch die Leitbilddiskussion in derDorferneuerung hatten die Bürger die Idee,einen Wertstoffhof und eine Biodieseltankstelle(GbR mit örtlichen Mitgliedern aus dem gewerb-lichen und privaten Bereich) sowie einenWaschplatz zu errichten, durch denSchadstoffeinträge in die Gewässer vermiedenwerden. Wesentliche Brücke der Umsetzungwaren die konzeptionellen Arbeiten und dieFörderung im Rahmen der Dorferneuerung.

Den Wertstoffhof und den Waschplatz betreibtdie Gemeinde unter Mitwirkung von Bürgern.

Umwelttag Walsdorf

Ein Highlight und sichtbares Zeichen des Dorf-erneuerungsgeistes in Walsdorf ist der alljähr-liche Umwelttag. Bisher fanden sechs statt, beidem 60-80 Kinder, Jugendliche und Erwachsenesich in besonderer Weise der Umwelt widmen.Gemeinsam schauen sie nach dem Rechten inDorf und Flur und legen Hand an, wo es not-wendig ist. Beim diesjährigen Umwelttag wurdeu. a. der Ortsrand mit Bäumen, Sträuchern undBüschen gestaltet.

55

Page 56: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Bau eines Jugendheimes in Eigen-initiative

Fuhrn: Geht nicht, gibt’s nicht in der Dorferneue-rung, dachten sich die Jugendlichen bei der Ideeund ihrem Wunsch nach einem eigenen Heim.Dazu gingen sie den Weg der Erwachsenen —Bürgerbeteiligung in der Dorferneuerung um ihrJugendheimprojekt konzipieren, planen undumsetzen zu können. Nun sind die JugendlichenFuhrns "Hausherren"; sie packten dafür in denSommerferien des letzten Jahres beim Bau kräf-tig an und erbrachten so die vereinbarte 50%igeEigenleistung in Höhe von 100 000 DM. Start-hilfen waren ein Grundstück der Gemeinde, vonörtlichen Landwirten gestiftetes Bauholz und derRat von Handwerkern. Spaß und Freude hattenauch Jugendliche aus anderen Ländern; derBau des Jugendheimes war 1999 ein Work-camp-Projekt der ijgd (Internationale Jugendge-meinschaftsdienste e. V.).

56 2.3 Soziales

Page 57: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Bayerische Tage der Dorfkultur

Die Dorferneuerung lebt wesentlich von derKreativität und dem Engagement der Menschen.Auch die vielfältige Aktiv-Kultur des ländlichenRaumes lebt davon. Zur Förderung der Kulturauf dem Lande hat das Landwirtschaftsminis-terium 1990 die Veranstaltungsreihe "BayerischeTage der Dorfkultur" ins Leben gerufen. Sie fin-den in Gemeinden statt, in denen sich die Bür-

gerinnen und Bürger in der Dorferneuerung undFlurneuordnung besonders engagiert haben.2001 fanden die 6. Bayerischen Tage derDorfkultur in Iphofen und im WeinparadiesFranken statt; sie waren eine Kernveranstaltungdes Aktionsprogramms der BayerischenStaatsregierung zum Internationalen Jahr derFreiwilligen 2001.

57

5. Bayerische Tage der Dorfkultur9. bis 18. Juli 1999

Herzlichen Glückwunsch!

Der Markt Heiligenstadt hat die 5. Bayerischen Tage der Dorf-kultur zu einem großartigen Erfolg geführt. 35 000 Gäste ausBayern und weit darüber hinaus haben die 110 Veranstal-tungen in Heiligenstadt besucht. Das sehr attraktive undinhaltsreiche Angebot reichte von Theater, Musik, Tanz, Kunst,Malerei, Kabarett, Dichterlesungen, multikulturellem Basarüber Ausstellungen und Vorführungen zu alternativen Ener-gien, nachwachsenden Rohstoffen, regionalen Produkten undzur Unterstützung der Agenda 21 in den Gemeinden durchDorferneuerung und Flurneuordnung. Dazu kamen Konzert-Highlights mit dem fränkischen Liedermacher Wolfgang Buck,der Capella Antiqua Bambergensis und den Fiddler´s Green. InZusammenarbeit mit der Direktion für Ländliche EntwicklungBamberg hat der Markt Heiligenstadt dies alles hervorragendkonzipiert, organisiert und koordiniert. Der Markt Heiligenstadtund die Direktion für Ländliche Entwicklung Bamberg habensich um die Dorfkultur in Bayern verdient gemacht, die von derKreativität und Begegnung von Menschen lebt. Dafür sagen wirrecht herzlichen Dank.

Gleichzeitig ist auch die seit Jahren bestehende sehr gute undvertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Direktion fürLändliche Entwicklung Bamberg und dem Markt Heiligenstadterfolgreich fortgesetzt worden. Dies ist auch ein Beispiel füreine fruchtbare Kooperation von Staat und Kommunen bei derEntwicklung des ländlichen Raumes in Bayern.

Die Veranstaltungsreihe »Bayerische Tage der Dorfkultur« wurde 1990 auf Initiative von Staatsminister Simon Nüssel ins Lebengerufen und hatte ihre Premiere im Markt Leuchtenberg (Oberpfalz). Weitere Veranstalter waren 1992 der Markt Colmberg(Mittelfranken), 1994 der Markt Irsee (Schwaben) und 1996 der Markt Reisbach (Niederbayern).

Dr. Edmund StoiberBayerischer Ministerpräsident

Schirmherr

Josef MillerBayerischer Staatsminister fürErnährung, Landwirtschaft und

Forsten

Page 58: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Dorf und Landschaft

Die Ressourcen und Vernetzungen von Dorf undLandschaft standortgerecht und mit langfristigerregionaler Wertschöpfung weiterentwickeln.

Beispiel Regionale Landentwicklung Stauden:Das Projekt baut auf den Dialog von StadtAugsburg und Naherholungsgebiet WestlicheWälder (genannt Stauden). D. h., während derWoche fahren viele Menschen aus den Staudennach Augsburg zur Arbeit und am Wochenendeviele Städter zur Naherholung in die Stauden.Dies soll zu einem stadtintegrierten Dorfmarke-ting führen (Nahversorgung und "Aus der Region — für die Region"). Derzeit sichtbaresZeichen dieser Bemühungen ist die wiederbe-lebte Staudenbahn.

Demographische Entwicklung

Generationen-Dialog vor dem Hintergrund desRückgangs und des steigenden Durchschnitts-alters der Bevölkerung im Dorf führen.

58 3 Wichtige Aufgabenfelder der Zukunft

Page 59: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Baulich-gestalterische Entwicklung

• konsequente Umnutzung leerstehender Bau-substanz, dazu u. a. Gebäudebörse viaInternet einrichten

• verstärkter Einsatz ökologischer Baumate-rialien und Nutzung nachwachsender Roh-stoffe

59

Von der Bruchbude zum TraumhausHerbert und Sigrid Lewandoske haben ein altes Bauernhaus renoviert/Selbst Topmanager werden da neidisch

... einige Jahre später Erfüllungeines Traumes. Die Familie

Lewandoske hat ihrenEntschluss, das alte Haus zu

sanieren, nicht bereut.Foto: mra

»Die beiden sind aber keine weltfremden Romantikeroder Aussteiger. Er programmiert Warenwirtschafts-

systeme für die größten Konzerne der Welt. Sie be-treibt eine Firma für Logistik. In einem Zimmer, dem

Büro, türmen sich förmlich die Computer. Früher wardort der Stall. Bei schönem Wetter wird dank eines

Laptops der Garten zum ”Arbeitszimmer”«

Page 60: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Landmanagement

• Durch Landmanagement und Bodenordnungden Flächenverbrauch minimieren und derZersiedlung entgegenwirken

• Unterstützung der Gemeinden beim Aufbauvon Ökokonten

• Beispiel Idee Zubauhaus

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Idee – Zubauhaus

Um die vorhandene Struktur zu stärken und in ihrer Eigenart zuerhalten, werden die Höfe durch untergeordnete Wohneinheitenergänzt. Dabei müssen folgende Planungsgrundsätze eingehaltenwerden:

1. Das alte Wohnstallhaus bleibt erhalten. Das Anwesen — als»Mutterhaus« gedacht — bildet weiterhin den Schwerpunkt derungeteilten Grundstücksparzelle. In der Nutzung verbleiben imMutterhaus die ehemals landwirtschaftliche Erzeugung vonLebensmitteln, gewerbliche Produktion, Gemeinschaftsräumefür Kinder, Jugendliche, Alte, eine Hausmeisterstelle oderWerkstatt.

Für die Ortsplanung können damit wesentliche Grundsätzeökologisch orientierter Planung eingehalten werden:

— Funktionsmischung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit durchVermeidung reiner Wohn-, Gewerbe-, Landwirtschaftsgebiete

— Schaffung wohnungsnaher Arbeitsplätze und Verringerungder Verkehrswege

— Verminderung des Flächenkonsums durch flächensparendeBauweisen (kleine Häuser).

2. Im Zusammenwirken von großzügigem Freiraum und Bebauungentsteht der dörfliche Charakter. Die Korrespondenz zwischenFreiflächengefüge und Einfirsthöfen muß erhalten bleiben. DieGrundstücksparzelle darf nicht in Einzelgrundstücke zerteiltwerden. Noch dazu, da das Parzellengefüge in derSiedlungsentwicklung nachweislich die stärkste Struktur ist.Grundstücksraster und Erschließungssystem bleiben im weite-ren unverändert. Straßenraum, Hofraum, Gärten und Gebäudebilden somit unteilbare Umwelteinheiten. Hohe Zäune undHecken, engstirnige Parzellengrenzen sind nicht dorfgemäß.

3. Die Zubauhäuser — maximal 3–5 pro Wohnstallhaus — respek-tieren die Hierarchie der Bebauung. Sie sind der Hofstelle, die im Maß und in der Ausformung dominiert, untergeordnet. DieStellplätze sollen in der Regel bei den Wohnhäusern liegen. Diemaßstäbliche Körnung der Nutzungen und Gebäude wird unab-hängig von konstruktiv-architektonischen Veränderungen vor-gegeben.

4. Die Fragen der baulichen Selbsthilfe sollen über intelligenteTrockenbausysteme — z. B. Holz- und angemessene Konstruk-tionen — gelöst werden.

Quelle: Schriftenreihe »Materialien zur Ländlichen Entwicklung«;Heft 38/2000 »Ideen zum neuen Dorf«

Page 61: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Grenzen überwinden

Mit Kirchturmpolitik allein kommt man heutekaum noch weiter. In der Dorferneuerung wirddaher die Einbeziehung des regionalen Umfel-des bei örtlichen Konzeptentwicklungen immerwichtiger. Interkommunale Zusammenarbeit imSinne einer Regionalen Landentwicklung — dasist ein Aufgabenfeld der Zukunft.

Die Entwicklung des Ländlichen Raumes machtalso nicht vor Verwaltungsgrenzen halt, manch-mal auch nicht vor Staatsgrenzen. Unterstütztund gefördert von StMLF und StMLU arbeitenfünf bayerische und sechs tschechische Ge-meinden gemeinsam an der Entwicklung ihrer

Thema »Energie«

Wenn wir unsere natürlichen Lebensgrundlagennachhaltig schützen wollen, müssen wir unsauch um die Erschließung und Förderung alter-nativer und umweltfreundlicher Energieressour-cen bemühen.

Dabei sind z.B. nachwachsende Rohstoffe oderBiogas nicht nur aus ökologischer Sicht interes-sant. Für manchen Landwirt bietet sich als Ener-giewirt ein weiteres ökonomisches Standbein.Die Ländliche Entwicklung wird sich künftig ver-stärkt diesem Zukunftsthema annehmen(s.a. Beispiele Altershausen und Windberg aufS. 54 u. 55).

Region »Künisches Gebirge«. Durch gemein-same Tourismuskonzepte bei gleichzeitigemSchutz und Entwicklung der Naturpotenziale,durch identitätsstiftende Kunst- und Kulturbegeg-nungen oder auch durch modellhafte Dorfent-wicklungen sollen die Region und ihre Wirt-schaftskraft gestärkt werden.

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Page 62: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

Ideenbörse

Gute Ideen gibt es zuhauf. Aufgabe derLändlichen Entwicklung ist es, gute Lösungenund Vorzeigebeispiele in die Öffentlichkeit zutransportieren und so ein Netzwerk zur Ent-wicklung des Ländlichen Raumes aufzubauen.

Neue Nutzung für alte Bausubstanz Das denkmalgeschützte »Würzinger-Haus« inAußernzell stammt aus dem 12. Jahrhundert.Nach dem Umbau im Rahmen der Dorferneue-rung beherbergt es heute die Gemeindekanzlei,eine Bücherei, das Dorfwirtshaus und einegehobene Gastronomie, Ausstellungsräume,Jugendräume und denDorfladen.

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Page 63: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

63Ansprechpartner zur Flurneuordnung,Dorferneuerung und RegionalenLandentwicklung in Bayern

Ländliche Entwicklung für OberfrankenDirektion BambergNonnenbrücke 7a, 96047 BambergTelefon 0951/ 837-0, Fax 0951/ 837-199E-Mail: [email protected]://www.dIe-bamberg.bayern.de

Ländliche Entwicklung für die OberpfalzDirektion RegensburgLechstraße 50, 93057 RegensburgTelefon 0941/ 4022-0, Fax 0941/ 4022-222E-Mail: [email protected]://www.dIe-regensburg.bayern.de

Ländliche Entwicklung für UnterfrankenDirektion WürzburgZeller Straße 40, 97082 WürzburgTelefon 0931/ 4101-0, Fax 0931/ 4101-250E-Mail: [email protected]://www.dIe-wuerzburg.bayern.de

Ländliche Entwicklung für MittelfrankenDirektion AnsbachPhilipp - Zorn - Straße 37, 91522 AnsbachTelefon 0981/ 59-1, Fax 0981/ 59-384E-Mail: [email protected]://www.dIe-ansbach.bayern.de

Ländliche Entwicklung für NiederbayernDirektion Landau a.d. IsarDr. - Schögl - Platz 1, 94405 Landau a.d. IsarTelefon 09951/ 940-0, Fax 09951/ 940-215E-Mail: [email protected]://www.dIe-landau.bayern.de

Ländliche Entwicklung für OberbayernDirektion MünchenInfanteriestraße 1, 80797 MünchenTelefon 089/ 1213-01, Fax 089/ 1213-1403E-Mail: [email protected]://www.dIe-muenchen.bayern.de

Ländliche Entwicklung für SchwabenDirektion KrumbachDr. - Rothermel - Straße 12, 86381 KrumbachTelefon 08282/ 92-1, Fax 08282/ 92-255E-Mail: [email protected]://www.dIe-krumbach.bayern.de

Bei konkreten Fragen zur Flurneuordnung, Dorferneuerung und RegionalenLandentwicklung wenden Sie sich bitte an die zuständige Direktion fürLändliche Entwicklung

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Page 65: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

1/1966 *Flurbereinigung 1965, Flurbereinigung Schönberg II

2/1967 *Landwirtschaftsberatung und Flurbereinigung, Flurbereini-gung 1966, Luftbildmessung, Weinbergbereinigung,Kontenverbund, Zusammenwirken der Planungsträger

3/1968 *Arbeitsprogramm 1968—1975, Grundsatztermin, Schutz-pflanzungen, Naturschutz, Wirtschaftswegebau, Flurbe-reinigung 1967, EDV

4/1969 *Flurbereinigung 1968, Flurbereinigung Nördlingen

5/1969 *Flurbereinigung und Landschaftspflege

6/1970 *Flurbereinigung in der Hallertau, Flurbereinigung 1969

7/1970 *Ausarbeitung eines Flächennutzungsplanes

8/1970 *FlD Würzburg im neuen Gewande, Seminar Stadt- undDorferneuerung, selbstregistrierende Theodolite

9/1971 *Landschaftspflege und Flurbereinigung an den BeispielenGottsdorf, Großengsee, Gritschen, Hirschlach, Wiesen-felden, Ammerbach und Munningen

10/1971 *Flurbereinigung 1970, Flurbereinigung Mailing, Menschen-und Betriebsführung, Neuorganisation des Staatsministe-riums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

11/1971 *Die moderne Flurbereinigung, 10 Beispiele (Faltblätter)

12/1972 *Prämierung von Flurbereinigungen 1971: Strullendorf,Krombach, Hirschlach, Michelsneukirchen

13/1972 *Städtebauliche Maßnahmen im Dorf, Flurbereinigung 1971,Flurbereinigung in Verdichtungsgebieten, Flurbereinigung imVorfeld Nationalpark, Grundstücksdatenbank,Flurbereinigung in Nordrhein-Westfalen, FlG-Kongress,Flurbereinigung Olang

14/1973 *Fachtagung 1972: Flurbereinigung, eine gesellschaftspoliti-sche Aufgabe

15/1973 *Baulandumlegung durch die Flurbereinigungsbehörde

16/1973 *Prämierung von Flurbereinigungen 1972: Schweinfurt-Süd,Gegenbach, Tagmersheim

17/1974 *Flurbereinigung im Vorfeld des Nationalparks Bayer. Wald,Flurbereinigung, eine gesellschaftspolitische Aufgabe unse-rer Zeit, Flurbereinigung 1972, Denkmalpflege,Almsanierung

18/1974 *Wertermittlung, Landwirtschaftliche Beratung, Flurbereini-gung 1973, Nutzen-Kosten-Untersuchungen, Flurbereini-gungsrecht, AVA-Jahrestagung, Erinnerungen an einArbeitsleben (Präs. a.D. Hermann)

19/1974 *Fachtagung 1974: Flurbereinigung, Hilfe für ländlicheProblemgebiete

20/1975 *Weinbergbereinigung in Bayern

21/1975 *Automation in der bayerischen Flurbereinigung

22/1975 *Prämierung von Flurbereinigungen 1973/74: Obere Altmühl,Postmünster-Rottspeicher, Pfreimd, Wildenranna/ Thurn-reuth, Handzell

23/1975 *Wegebau im Hochgebirge, Dorferneuerung, Flurbereinigung1974, Flurbereinigungsverfahren nach § 87 FlurbG, Ver-bände der Teilnehmergemeinschaften, Flurbereinigung inSpargel- und Hopfenanbaugebieten

24/1976 *Bayer. Agrarpolitik und Naturschutz, Geschichte der bayer.Flurbereinigung, Kemptener Vereinödungen, Landentwick-lung in der Krise, Flurbereinigung 1975, Großmaschinen undGrundstücksgröße, Taschenrechner HP-65

25/1976 *Forschungsvorhaben Hesselberg – Kurzfassung 1975

26/1977 *Prämierung von Flurbereinigungen 1975 /76:Fraunberg-Thalheim, Hausen, Penting, Velburg

27/1977 *Flurbereinigungsrecht 1976/77 für Bayern

28/1977 *Naturschutz und Landschaftspflege, Flurbereinigungsrecht,Bundesnaturschutzgesetz, Bundesbaugesetz, Flurbereini-

65Bisher erschienene Hefte in der Schriftenreihe»Berichte zur Ländlichen Entwicklung in Bayern«

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gung 1976, Verfahren nach § 87 FlurbG, Landesentwick-lungsprogramm, Besiedlung und Neuordnung im Bayer.Wald, Dorferneuerung, Waldflurbereinigung, AgrarstrukturelleVorplanung

29/1977 *Kontaktstudium Flurbereinigung

30/1978 *Arbeitsgemeinschaft Flurbereinigung, Flurbereinigung imWandel, Flurbereinigung 1977, Agrarpolitik, Dorferneuerung»Unser Dorf soll schöner werden«, Denkmalpflege, Unter-suchung zur Erhaltung der Kulturlandschaft

31/1979 *Fachtagung 1978: Landentwicklung durch Flurbereinigung

32/1979 *Prämierung von Flurbereinigungen 1977/78: Hesselberg,Schwanberg, Bärnau

33/1980 *Kontaktstudium Flurbereinigung

34/1980 *Dr.-Ing. E.h. für MinisterialdirektorDr.-Ing. Wilhelm Abb

35/1980 *Flurbereinigung 1978, LandesflurbereinigungsverbandBayern, Flurbereinigungsverfahren aus Anlaß von Unter-nehmen, Flurbereinigung in Südtirol, Flurbereinigung inMittelgebirgslagen, Nachbarrecht in der Dorferneuerung

36/1980 *Unser Land erhalten und gestalten – Flurbereinigung inBayern

37/1981 *Fachtagung 1980: Flurbereinigung und Umweltgestaltung

38/1981 *Prämierung von Flurbereinigungen 1979/80: Albertshofen,Heiligenstadt, Illertissen, Sindelsdorf

39/1981 *Flurbereinigung und Gemeinde, Flurbereinigung 1979,Flurbereinigungsstatistik, Landesverschönerung in Bayern,Denkmalpflege und Dorferneuerung, Flurnamenforschung

40/1981 *Neue Entwicklungen in der Flurbereinigungstechnik

41/1982 *Bayerischer Flurbereinigungsbericht 1979/80

42/1982 *Gutachten Grundlagen zur Dorferneuerung – Kurzfassung

43/1982 *Niederalteich – ein Beispiel verdeutlicht die Anliegen derumfassenden Dorferneuerung

44/1982 *Leitfaden Dorferneuerung (LeitFDorfErn)

45/1983 *Groborientierung und Landtechnische Daten –Entscheidungshilfen für die Dorferneuerungsplanung

46/1983 *Fachtagung 1982: Flurbereinigung und Gemeinde

47/1983 *Prämierung von Flurbereinigungen 1981/82: Freystadt-Europakanal, Niederalteich-Hengersberg, Seßlach,Hahnbach-Süß

48/1983 *Bayerischer Flurbereinigungsbericht 1981/82

49/1983 *Abzug nach § 47 FlurbG

50/1984 *Flurbereinigung in erosionsanfälligen Gebieten, Sozial-geographische Auswirkungen der Dorferneuerung, dörflicheStraßenraumplanung, Meinung der Landbevölkerung überFlurbereinigung, Naturschutz in der Flurbereinigung

51/19841550 – 1880 Ländliche Neuordnung durch Ver-einödung

52/1984Fachtagung 1984: Flurbereinigung und Landwirt-schaft

53/1985Prämierung von Flurbereinigungen 1983/84:Hechlingen, Ratzenhofen, Sommerhausen-Erlach, Hemmersheim

54/1985Bayerischer Flurbereinigungsbericht 1983/84

55/1985 *Landesentwicklungsprogramm Bayern, Flurbereinigung,Naturschutz, Dorferneuerung, Gemeinschaftliche Anlagen,Wegeunterhaltung, Wasserrückhaltung, Unternehmens-flurbereinigung, Darlehenskonditionen, Flurbereinigungs-informationssystem, Geschichtliches zur Flurbereinigung

56/1986»Wie sie Einödinen gemachet«Vereinödung im Kemptener Raum – ein Beitragzur Geschichte der ländlichen Neuordnungdurch Flurbereinigung

57/1986Fachtagung 1986 München»100 Jahre Flurbereinigung in Bayern«

58/1987 *Prämierung von Flurbereinigungen 1985/86:Vorfeld Nationalpark-West, Bad Windsheim,Unterschleißheim III, Wurz

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Page 67: Dorferneuerung in Bayern 1981–2001

59/1987 *Bayerischer Flurbereinigungsbericht 1985/86

60/1988 *Verschiedene Fachbeiträge:Flurbereinigung in den ausgehenden 80er Jahren;Möglichkeiten und Grenzen der Flurbereinigung zum Aufbaueines Biotopverbundsystems; Waldflurbereinigung;Dorfökologie; Einfluß der Hangneigung auf den Wert land-wirtschaftlicher Grundstücke; Umweltschutz undLandschaftsgestaltung; Bürgerbeteiligung in der Dorf-erneuerung; Auswirkungen der Dorferneuerung auf dieOrtsverbundenheit der Bewohner

61/1989Prämierung von Flurbereinigungen 1987/88:Obernzenn, Unternzenn–Oberaltenbernheim,Unteraltenbernheim, Schottenstein–Welsberg,Freinhausen, Forstern

62/1989Fachtagung 1988 Würzburg»Flurbereinigung – Landwirtschaft – Umwelt«

63/1990Bayerischer Flurbereinigungsbericht 1987/88

64/1990Ausstellung »Dorf und Landschaft«

65/1990Fachtagung 1990 Passau»Ländliche Neuordnung – Dienst an Bürger undHeimat«

66/1991Prämierung 1989/90:Absberg, Kammeltal-Süd, Illschwang,Nammering

67/1991 *Verschiedene Fachbeiträge:Leitlinien und Perspektiven der Dorferneuerung in Bayernund Europa; Bilanz 10 Jahre Bayerisches Dorferneuerungs-programm; Erster Europäischer Dorferneuerungspreis 1990;Betriebswirtschaftliche Vorteile durch Ländliche Neuordnung;Computerunterstützte Neuverteilung; Landschaftsästhetik,Ökologie und Ökonomie in der Ländlichen Neuordnung

68/1992Ländliche Neuordnung in Bayern 1989/90(Das Berichtsheft »Ländliche Entwicklung inBayern 1991/92« wurde vom Bereich ZentraleAufgaben der Bayerischen Verwaltung fürLändliche Entwicklung herausgegeben)

69/1993Fachtagung 1992 Bamberg»Ländliche Neuordnung im Zeichen der Nach-barschaft«

70/1994Fachtagung 1994 Ansbach»Ländliche Entwicklung dient Stadt und Land«

71/1996Ländliche Entwicklung in Bayern 1993/94/95

72/1997Fachtagung 1996 in Memmingen:»Ländliche Entwicklung der Zukunft«

73/1997Diverse Beiträge zur Ländlichen Entwicklung, u. a.:Staatsminister Bocklet: Festrede anläßlich der 4. Bayeri-

schen Tage der Dorfkultur 1996 in Reisbach und

»Zur Rolle der Ländlichen Entwicklung bei der Zukunfts-

gestaltung Bayerns«; Staatssekretärin Deml: »Telekom-

munikation — Chancen für den ländlichen Raum«;

Richter: »Erhaltung der durch den Weinbau geprägten

Kulturlandschaft durch Maßnahmen der Landentwicklung

nach dem Flurbereinigungsgesetz in Bayern — eine Bilanz«;

Stumpf: »Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD)

in der Ländlichen Entwicklung«; Hoisl, Nohl, Engelhardt:

»Naturbezogene Erholung und Landschaftsbild — eine

Zukunftsaufgabe der Ländlichen Entwicklung«

74/1999Fachtagung 1998 Amberg»Ländliche Entwicklung im Zeichen der Verwal-tungsreform«

75/2000Fachtagung 2000 München»Ländliche Entwicklung – Partner für die Zukunft des Landes«

76/2001Fachbeiträge zur Dorferneuerung und Flurneu-ordnung:EXPO-Eröffnungsrede »Dorf 2000 — Weyarn« von MPr

Stoiber; 15 % Entwicklungsgewinn für Gemeinden; Durch

Reform auf neuen Wegen; Ökokonto; GISPAD-Einsatz;

Agenda 2000; 75 Jahre Direktionen in Franken; Mitarbeit von

Jugendlichen; Agenda 21; Interessenausgleich durch

Bodenordnung zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und

Jagd; kundenorientierte, schnelle und kostengünstige

Projekte; Ökodorf Altershausen

77/2001Ländliche Entwicklung 1996–2000Verwaltungsreform; Neuausrichtung der Flurneuordnung,

Dorferneuerung und Regionalen Landentwicklung; Neue

Bürger- und Sozialkultur; PR-Notizen, Zahlen und Daten

1996–2000

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