D E R INDISCHE KULTURKREIS IN EINZELDARSTELLUNGEN unter Mitwirkung von Helmuth von Glasenapp, Heinrich Stönner, Otto Hoever, Noto Soeroto, Willem Stutterheim und Fritz Trautz HERAUSGEGEBEN VON KARLDÖHRING *
D E R I N D I S C H E
K U L T U R K R E I SI N E I N Z E L D A R S T E L L U N G E Nunter Mitwirkung von Helm uth von G lasenapp,
H einrich Stönner, O tto Hoever, Noto Soeroto,
Willem Stutterheim und Fritz Trautz
H E R A U S G E G E B E N V O N
K A R L D Ö H R IN G
*
D E R I N D I S C H E K U L T U R K R E I SI N E I N Z E L D A R S T E L L U N G E N
H E R A U S G E G E B E N V O N
K A R L D Ö H R I N G
I 9 2 5
G E O R G M Ü L L E R V E R L A G M Ü N C H E N
R Ä M A - L E G E N D E N U N D R Ä M A - R E L I E F S
I N I N D O N E S I E NFVtfdenN
V O N W I L L E M STU TT ER H E IM
T E X T B A N D
G E O R G M Ü L L E R V E R L A G M Ü N C H E N
V O R W O R T
»Da jetzt eine würdige Monographie über das große buddhistische Heiligtum Javas, den
Barabudur, erschienen ist, wird den Bewunderern hindu-javanischer Bildhauerkunst
sicher nichts willkommener sein als ein W erk über die Räma-Reliefs von Prambanan
m it sämtlichen Abbildungen und Erklärungen.«
So schreibt Prof. Dr. J. Ph. Vogel in seiner Erklärung des ersten Reliefs der Räma-Serie
von Tjandi Lara Djonggrang1.
Kein besseres Argument kann es für die Herausgabe dieses Buches geben als diesen Aus
spruch des bekannten Archäologen. Als ich meine Arbeit schrieb, hatte ich ständig oben
stehende Worte vor Augen und als ich von meinen Plänen Mitteilung machte, erfuhr ich,
daß auch andere so dachten. Die Herausgabe der alten Fotos über die Reliefs von Tjandi
Param banan - wie Lara Djonggrang genannt ward - durch den A rzt Dr. J. Groneman,
begleitet von einem kurzen, jedoch meist nichtssagenden, oft sogar falschen Text, ist in
der T at äußerst mangelhaft. Seitdem ergaben die Untersuchungen von Brandes überdies,
daß der Tjandi Lara Djonggrang von größerer Bedeutung ist, als man im allgemeinen an
nehmen möchte.
Selbstverständlich mußte eine erneute Ausgabe der Reliefs mehr bieten als ein Foto-
Album mit erklärenden Anmerkungen. Die Schwierigkeit lag aber darin, zu entscheiden,
auf wie breiter Basis eine neue Ausgabe sich lohnen könnte. Ganz von selbst bot dabei
die Unsicherheit hinsichtlich der gefolgten Fassung des Räm äyana einen Anhaltspunkt;
zunächst mußte versucht werden, diese Ungewißheit zu beseitigen. Aber dadurch blieb
die Studie nicht mehr ausschließlich archäologisch und während der Stoffsammlung zeig
te sich bald, daß dieUntersuchung nach derFassung des Räm äyana mindestens die Hälfte
der Arbeit beanspruchen würde. Der Vergleich indischer und indonesischer Redaktionen
der Räm a-Sage bot dann Gelegenheit, allerlei hier aufzunehmen, was noch nicht veröf
fentlicht oder wenigstens nicht in weiterem Kreise bekannt war.
N ächst diesen Untersuchungen über die Bedeutung des Inhalts der Reliefs mußten die
stilkritischen folgen. Und so gliederte sich der Stoff von selbst in zwei Teile: in einen lite
rarischen und einen stilkritischen. Die Gelegenheit, welche die Räma-Reliefs von Pana-
1 J. Ph. V o g e l, Het eerste Râma relief van Prambanan, Bijdr. 77:215.
taran boten, zugleich die Entwicklung des ostjavanischen Stils aus dem m itteljavani
schen zu prüfen und das spezifisch Javanische herauszuholen, wenigstens was die Relief
kunst betrifft, war zu verlockend, um ungenützt zu bleiben. Dabei drängte sich natürlich
die Frage nach der Herkunft der Kunst von Lara Djonggrang auf, so wie dieselbe Frage
in B ezug auf die Räma-Erzählungen im ersten Teile behandelt werden mußte. Es erwies
sich, daß man diese Herkunft wiederum nicht trennen konnte von der buddhistischen
mitteljavanischen Kunst. So nahm die Untersuchung sowohl in Bezug auf das moderne
Java als auf das alte Indien allmählich einen immer größeren Umfang an. Nach meiner
Ansicht konnten nur auf diese Weise die vollständigsten Resultate erhalten werden. D aß
aber manchmal neue Probleme statt positiver Resultate herauskamen und vieles unge
klärt bleiben mußte, läßt sich aus meinen bescheidenen Kräften und dem Um fang der
ganzen Studie erklären.
Es ist mir ein Bedürfnis, all denen meinen aufrichtigen Dank auszusprechen, die dazu bei
getragen haben, daß meine Arbeit zu einigen Ergebnissen kam. Zuerst dem Collegium der
Curatoren der Leidener Universität, das mir eine Reise in das Ausland ermöglichte, die
auch für dieses W erk wichtiges Material lieferte, obwohl sie für einen anderen Zweck un
ternommen war. Zu besonderem Dank bin ich verpflichtet den Herren Professoren der
Leidener U niversität Prof. Dr. G .A . J . Hazeu, Prof. Dr. N . J . Krom, Prof. Dr. Ph. S. Van
Ronkel, Prof. Dr. J . P h. Vogel, die mir mit R a t und T at beistanden und sich nicht selten
großer Mühe für mich unterzogen haben. In hohem Maße erfuhr ich Entgegenkommen
und Hilfsbereitschaft von dem Direktor des R ijks Ethnographisch Museum, Herrn Dr.
H. H. Juynboll, der mir jederzeit freien Z u tritt zu den Sammlungen des Museums ge
währte, und von seiner Bibliothekarin Fräulein W. Hozee.
Es ist nicht möglich alle zu nennen, die mir im Auslande bei der Stoffsammlung für mein
W erk behilflich waren. Ich beschränke daher meinen Dank auf den Direktor des Mu
seums für Völkerkunde in Berlin, Herrn Dr. F . W. K . Müller, Herrn Dr. C. 0 . Blagden
von der »School for Oriental Studies« in London und den Direktor der Bibliothek des In
dia Office in London, Herrn Dr. F . W. Thomas. Eine Ausnahme muß ich aber für die
jenigen machen, deren Mitteilungen in meinem Buche aufgenommen wurden oder als
Tatsachenm aterial unentbehrlich waren. Ich erwähne besonders Herrn Dr. Dinesh
Chandra Sen, Herrn Prof. Dr. K . Döhring und Herrn Geheimrat Prof. Dr. A . Grünwedel.
Ihnen allen bin ich sehr dankbar fü r die mir erwiesene entgegenkommende Hilfe.
Nicht zum wenigsten bin ich aber Herrn P . V. Van Stein Callenfels zu großem Dank ver
pflichtet, der mir sein reiches Wissen und seine vielseitige Erfahrung über das leider von
ihm viel zu wenig bekannt gegebene Tatsachenm aterial des heutigen Java bereitwilligst
zur Verfügung stellte.
Gerne spreche ich meinen Dank meinem zukünftigen Chef, Herrn Dr. F . D. K . Bosch,
dem Direktor des Oudheidkundigen Dienst in Nederlandsch Indie, für die Bereitwillig
keit aus, mit der er mir gestattete, die amtlichen Fotos zu veröffentlichen. Dasselbe gilt
für den Superintendant Archaeological Survey of India, Northern Circle, Daya Räm Sah
nt, der mir sogar erlaubte, seine Funde zuerst zu publizieren, und dem Museum für Völ
kerkunde in Berlin.
Zum Schluß möchte ich auch an dieser Stelle zum Ausdruck bringen, wie sehr ich mich
Herrn Prof. Dr. K arl Döhring verpflichtet fühle, durch dessen Energie und Hilfe mein
B uch in so würdiger Form erscheint, besonders was Auswahl und Anordnung der Tafeln
betrifft.
Noordwijk aan Zee, 1924.W. F. S t u 1 1 e r h e i m.
I N H A L T
VORWORT ............................................................................................ XIII
BEMERKUNGEN ZU DER ANGEWANDTEN UMSCHRIFT . . . X IX
I. RÄMA IN LITERATUR UND V O L K S S A G E ............................................ i
II. DIE MALAYISCHE R Ä M A -SA G E ............................................................. 21
III. DIE JAVANISCHE RÄMA-SAGE.................................................................65
IV. URSPRUNG DER INDONESISCHEN ABWEICHUNGEN . . . . . . . 81
V. RÄMA-SAGEN IN IHREM VERHÄLTNIS ZU VÄLMIKIS EPOS . . . 103
VI. RÄMA IN DER BILDENDEN KUNST................................................... 123
VII. DIE RÄMA-RELIEFS VON LARA DJONGGRANG................................. 133
VIII. DIE RÄMA-RELIEFS VON PA N A TA R AN ...............................................179
IX. STILKRITISCHE V E R G L E IC H E ...........................................................191
X. DIE RÄMA-RELIEFS AN DEM VISNU-TEMPEL ZU DEOGARH . . 219
XI. BEMERKUNGEN ZU DEN ZUM VERGLEICH ZUGEFÜGTEN
T A F E L N ............................................................................ 223
A N M ER K U N G E N ...................................................................................225
LITERATU RVERZEICH NIS.................................................................. 301
A B K Ü R Z U N G E N ...................................................................................309
I N D E X .................................................................................................... 311
B E M E R K U N G E N ZU DE R A N G E W A N D T E N U M S C H R I F T
Nichts wäre wünschenswerter gewesen, als alle diakritischen Zeichen, Längezeichen und
Ähnliches, wegfallen zu lassen. Das Drucken dieser Zeichen bereitet dauernde Mühe
und nimmt viel Zeit. Dennoch glaubte ich der sogenannten wissenschaftlichen Schreib
weise folgen zu müssen, nicht weil sie nun einmal wissenschaftlich ist, sondern weil die
Brauchbarkeit des Werkes dadurch erhöht wird. D a wir uns ja mit Dingen aus der Ver
gangenheit beschäftigen müssen, wobei Feinheiten in der Schreibweise der Sanskritworte
manchmal zu weitgehenden Schlüssen führen, ist es ein Erfordernis, dieselbe so annähernd
wie möglich wiederzugeben. Außerdem (und dies kann der hauptsächlichste Grund sein,
weshalb ich zu genauer Schreibung überging) ist der Gebrauch von diakritischen Zeichen
und dergleichen ein sehr bequemes Mittel zur Unterscheidung der verschiedenen K u ltur
gebiete, aus denen mein Material stammt. W enn der Leser z. B . »Visnu« stehen sieht,
weiß er, daß er es mit dem G ott aus dem alten Indien zu tun h a t; liest er dagegen »Wisnu«,
dann weiß er, daß hier derselbe Gott gemeint ist, aber nun bei den Bewohnern des Archi
pels. Und daß der Unterschied zwischen diesen beiden sehr groß ist, wird der T ext
Über die Aussprache bemerke ich, daß in S a n s k r i t w o r t e n
c ungefähr klingt wie tsch,
ch „ ,, „ tsch-h,
t und d wie das englische t und d ausgesprochen werden,
y ungefähr klingt wie deutsches j,
5 und s ungefähr klingen wie sch,
n sich dem nebenstehenden Konsonanten anpaßt und ungefähr wie nj
r ein etwas gedehntes r mit kurzem i-Laut ist,
n wie ng in K lang lautet,
v wie w klingt,
e und o stets lang sind.
DieTranskription a l t - j a v a n i s c h e r W orte geschieht gewöhnlich, aber wahrscheinlich
zu Unrecht, durch ein Sanskritalphabet. Soweit man nachgehen kann, wird dabei das
jenige, was wiedergegeben wird, mit
c geklungen haben wie tj,
j „ „ „ dj,r ,, „ „ rë oder ër.
D azu kommt noch der Gebrauch eines ë wie des e in »hören« und einer gedehnteren Form
dieses Lautes, angedeutet durch ö (ö in »hören«).
In i n d o n e s i s c h e n W orten ist schließlich das j dem deutschen j ganz gleich und für
das ë gilt dasselbe wie im Alt-Javanischen. Betonung wie im Sanskrit gibt es nicht.
R Ä M A IN L I T E R A T U R U N D V O L K S S A G E»Tausend Brähmana-Morde, wissentlich oder unwissentlich begangen, und zehntausend
Golddiebstähle, Trunkenheiten, Schändungen des Lehrer-Ehbetts, hunderttausend B il
lionen Vergehen, die durch kleinere Sünden entstanden sind - durch Aussprechen des
Räm am antra sind sie alle v ern ich tet. . .«1.
So lautet ein Spruch des Râmottaratäpam yopanisad, ein W erk, das in tiefster Räma-
Verehrung und absoluter Räm a-Vergötterung verfaßt wurde.
Das Bekenntnis zu Räm a auf den Lippen des tiefstgefallenen Missetäters, der einen Brah-
manenmord auf dem Gewissen hat, genügt vollkommen, um ihn von dieser Sünde zu rei
nigen, eine Sünde, um derentwillen der T äter Hunderte von Jahren in der Hölle Folter
qualen erdulden muß, um dann durch W iedergeburten als Hund, als Eber, als Esel und
als candäla (Mann der verachtetsten Schichte der Gesellschaft) wieder zur E xistenz als
Mensch zurückzukehren.
A ls die Hindus ihre Fahrten nach dem berühmten Goldland, sei es Sum atra oder Java,
ausdehnten, war es kein Wunder, daß sie die Sagen von diesem Räm a mitbrachten, wenn
auch seine Verehrung noch nicht zu dem Grade fortgeschritten war, den der obenstehende
Spruch bezeugt. Kein Wunder ist es auch, daß wir sowohl auf Sum atra als auch auf Java
Erzählungen und Dichtungen begegnen, in denen dieser göttliche Held verherrlicht und
besungen wird und daß wir namentlich auf J ava an den Tempeln aus der Hinduzeit bild
liche Darstellungen seiner Geschichte finden, die zu einer heiligen Legende geworden war.
Sogar die heutigen Javanen haben nach so langen Jahrhunderten mit dem vielen, was sie
von ihren hinduistischen Meistern lernten und behielten, auch die Legenden von Räm a
in dem Schatz ihrer eigenen Literatur bewahrt, woraus sie noch heutigentags den Stoff
zu ihren Schatten- und Theaterspielen, zu ihren Erzählungen und noch so viel anderem
mehr nehmen.
W er von denen, die sich für noch etwas mehr als nur die Arbeitsleistungen der Javanen
interessierten, hätte nicht von dem Sërat Ram a, von den Reliefs an den Tempeln von
Prambanan und Panataran gehört ?
Indessen wurde es denen, die sich nicht mit einer oberflächlichen Bekanntschaft begnügen
wollten, bald klar, daß die Legenden, die über Räm a und seinen Kreis im Archipel im
U m lauf waren, in vielen Punkten so starke Abweichungen von dem berühmten altindi
schen Räm äyana oder Räma-Epos zeigten, daß man nicht anders annehmen konnte, als
daß sich die Sumatranen und Javanen die größtmögliche Freiheit bei der Behandlung
des Stoffes erlaubt hatten. Verwundern konnte dies übrigens nicht; waren der Zeit nach
doch keine Jahrhunderte verflossen, daß die Hindus ihnen die Legenden lehrten und war
nicht eine einigermaßen freie Auffassung dessen, was wir nun einmal W ahrheit zu nen
nen pflegen, eine der hervorstechendsten Eigenschaften der Eingeborenen, wie man so
gerne behauptete.
E s bedurfte wahrlich keiner langen Beweisführung, um dem erstaunten Forscher dies
deutlich zu machen! Das Urteil stand also fe st: die Eingeborenen hatten die Geschichten
nicht verstanden, den Sinn entstellt und nach eigenem Gutdünken verändert. D am it war
die Sache abgetan.
Es dauerte denn auch lange, bis man es wagte, eine andere Lösung vorzuschlagen.
Das Vorhandensein einiger Konsonanten Verbindungen und W ortendungen, die auch im
T am il gebräuchlich sind, ließ unter Vorbehalt einer großen Entstellung von seiten der
Eingeborenen annehmen, daß ein Tam il-Räm äyana, also eine R äm a-Erzählung aus dem
Süden Indiens, die Ursache für verschiedene der Abweichungen sein könnte.
Der Versuch einer anderen Lösung ging dahin, nicht mehr an eine sinnlose Entstellung
und durch Unkenntnis verursachte Verstümmelung der indischen Räma-Geschichte zu
denken, sondern anzunehmen, daß die Indonesier (der Ausdruck »Eingeborene« hatte in
zwischen einen unangenehmen K lang bekommen) die Sage in ein festes Schema gepreßt
hatten. Hierbei sollte alles, was nicht in dieses indonesische Erzählungsschem a hinein-
gehörte, ausgemerzt und andere Teile bedeutend verändert worden sein.
Die Unterschiede zwischen den indonesischen Räma-Erzählungen und ihrem indischen
Vorbild selbst rückten durch das erhöhte Interesse in helleres Licht. Allerlei andere Fra
gen knüpften sich daran, worunter die nach der noch immer ungewissen Herkunft der
Hindus, die einst auf Sum atra und J ava Herrscher waren, wohl den ersten P latz ein
nahm. Könnte es doch in der T at glücken, in diesen Erzählungen etwas zu entdecken,
was auf eine bestim mte Fassung eines bestimmten indischen R äm äyana oder eine Räma-
Sage hinwies. Dann könnten wir damit wahrscheinlich die Gegend näher bestimmen,
aus der die Hindus kamen, welche die Erzählung m itgebracht hatten. Vielleicht könnte
dadurch sogar die Frage der Herkunft der hindu-j avanischen K u ltu r im allgemeinen mehr
aufgehellt werden, was von nicht zu unterschätzender Bedeutung wäre.
Unterdessen hatten einige das indische Vorbild etwas genauer studiert, aber sie kamen,
was die Geschichte Räm as betrifft, zu keinen befriedigenden Resultaten. Ihre U nter
suchungen galten dabei nur den Versionen, welche die geringsten Abweichungen auf
wiesen, und das erforschte Gebiet war sehr beschränkt.
B ei diesem Stand des Problems schien es mir zuerst notwendig, die Bedeutung der Ge
stalt Räm as in dem Ursprungsland Indien zu erforschen, und zwar hauptsächlich in L ite
ratur und Volkssage, um auf diese Weise vielleicht die Ursache der merkwürdigen A b
weichungen und Entstellungen zu entdecken, die man in den indonesischen Räm a-Er-
zählungen antrifft. So werden wir uns auch allmählich in den Stoff einleben und ein
scharf umrissenes Bild vor Augen haben, wenn wir uns dann m it der indonesischen Seite
der Streitfrage beschäftigen werden.
D aß wir bei dieser Untersuchung nicht über alles Material verfügen können, versteht sich
von selbst, wenn man berücksichtigt, daß die Anzahl der nicht edierten Handschriften,
in denen die eine oder andere Räm a-Erzählung verborgen liegt, so groß ist, daß deren
Studium eher den Inhalt eines Lebenswerkes bildet als einer Untersuchung, von der hier
nur gesprochen werden kann. Das Meer der Sanskritliteratur ist leider noch nicht ruhig
genug, um mit einem kleinen B oot durchschifft zu werden, so wie es die Hindus nach
berühmtem Vorbild gerne ausgedrückt hätten.
Ein wahres Volksepos, das wie kaum ein anderes Gedicht der ganzen W eltliteratur jahr
hundertelang das Denken und Dichten des indischen Volkes beherrscht h a t . . . so urteilt
W intem itz über das Räm äyana von Välm iki, das Epos, in dem die T aten und Geschich
ten Räm as besungen werden2.
So wird auch das U rteil derer lauten, die überall in der indischen Literatur und Folklore
auf die Gestalt dieses Räm a stoßen und überall den Namen des Dichters V älm iki m it der
größten Ehrfurcht genannt finden.
Nach dem noch umfangreicheren M ahäbhärata hat keine andere indische Dichtung eine
solche Flut mehr oder weniger wissenschaftlicher Arbeiten aus den Federn europäischer
und anderer Gelehrter hervorgebracht.
Man hat sie als eine Geschichte erklären wollen, die zur Mythe wurde, als eine Mythe, der
man ein historisches Gewand anlegte; die Inder selbst haben eine heiligende, reinigende
D ichtung darin gesehen, in der jedes W ort und jeder Satz tiefere Bedeutung hat. Man hat
sie die Ilias von Indien genannt, ja man hat einen Einfluß des einen auf das andere Ge
dicht annehmen wollen. Man hat darin den Kam pf der »edlen« Rasse der Arier gegen die
dunkelfarbigen Eingeborenen sehen wollen, die vor diesen unerwünschten Eroberern nach
Süden weichen mußten.
Man hat eine Sonnenmythe, eine M ythe des Ackerbaues und was nicht alles noch mehr
darin sehen wollen.
Doch alle waren in einem Punkte einig: das Räm äyana war die Quelle, woraus beinahe alles,
wenn nicht überhaupt alles schöpf te, was von Räm a erzählte oder sang. Auch die Indonesier.
Inzwischen hat die kritische Untersuchung Fugen und Risse in dem Gedicht entdeckt,
die darauf schließen lassen, daß es aus »echten« und »unechten« Stücken zusammenge
stellt wurde. Die echten Stücke konnte man m it einigem Recht mit Välm ikis Namen
verknüpfen, die unechten hielt man für später zugefügt. Man kam zu folgendem Sch lu ß:
der echte Teil (die Bücher II-V I) sollte unter Benützung alter äkhyänas ungefähr um
das 3. oder 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung aufgestellt sein, während der un
echte Teil schon im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung dem Gedicht seine gegenwär
tige Gestalt gegeben haben soll.
Eines der Kriterien, woran man den Unterschied zwischen echt und unecht feststellen
zu können glaubte, war die Art, in der man den Helden, Räm a, in dem »Gedicht dar
stellte.
W ar er in dem älteren Gedicht der mythische Held, so war er in dem jüngeren Teil zu
gleich der siebente avatära V isnus; seine Herabkunft geschah in der Absicht, die W elt
von den Plagen des Dämonenfürsten R ävana zu erlösen.
So fand man zwei der drei Stadien, welche die Gestalt Räm as in bezug auf ihre Verehrung
in Indien durchmachte, in dem Gedicht vertreten, während das dritte, nämlich das der
absoluten Vergöttlichung, dem Epos fremd war.
Erst in späteren W erken, die sich m it der Geschichte Räm as befassen, werden wir das
dritte Stadium kennen lernen; diese Auffassung spiegelt sich auch in den oben angeführ
ten Worten aus dem Räm atäpaniyopanisad. Zunächst wird es gut sein, wenn ich den
Inhalt der Geschichte Rämas, wie sie in Välm ikis Räm äyana dargestellt wird, kurz wie
dergebe. E s existiert zwar eine vortreffliche Inhaltsangabe, auf die ich später verschie
dentlich verweisen werde, aber man läuft infolge ihrer Ausführlichkeit leicht Gefahr, »den
W ald vor Bäumen nicht zu sehen«3.
I.
König Dagaratha von A yodhyä opfert den Göttern, um Kindersegen zu erhalten. In der
Opferflamme erscheint Visnu m it einem Trank. Die Frauen des Königs trinken ihn und
werden davon schwanger. Vier Söhne werden dem König geboren: Räm a, Bharata,
Laksm ana und Qatrughna.
Die G ötter fürchten R ävana; Visnu soll sich inkarnieren, er wählt hierzu den Sohn Da-
garathas.
Räm a und Laksmana gehen, als sie erwachsen sind, mit dem Heiligen Vigväm itra, um
dessen Opfer gegen die räksasas (Dämonen) Subähu und Märica zu beschützen. Sie töten
die Riesen5 und begeben sich im Geleite des Heiligen zu dem König Janaka von Mitliilä.
Dort spannt Räm a den Bogen Qivas, der dabei zerbricht. Hierdurch gewinnt er Sitä,
die-Tochter Janakas, zur Gemahlin4. Auch die anderen Prinzen vermählen sich.
A u f dem Rückweg begegnen sie Rämaparagu, der seinem Namensgenossen den Bogen
Visnus mit der Aufforderung übergibt, auch diesen zu spannen. R äm a vollbringt dies
und der andere wird dadurch der Herrschaft über die W elten beraubt, die er sich er
obert hatte. Rückkehr nach Ayodhyä.
II.
Dagaratha will seinen ältesten Sohn zum König weihen. Seine zweite Gemahlin, K aikeyl,
wird von einer buckligen Dienerin, Mantharä, daran erinnert, daß sie noch die Erfüllung
eines Wunsches zugute hat, die ihr der König infolge seiner Heilung gelobte. Sie for
dert, daß Räm a vierzehn Jahre verbannt und ihr Sohn B harata zum König gekrönt
werde.
Räm a unterwirft sich willig und zieht mit Sitä und Laksm ana in den W ald; der König
stirbt vor Trauer.
Sie finden überall bei Asketen und anderen gastfreie Aufnahme, setzen mit Hilfe von
Guha, dem nisäda-Häuptling, über den Ganges, verweilen bei B haradväja und beziehen
eine W aldhütte auf dem Berge Citraküta. Dort empfangen sie den Besuch Bharatas, der
m it dem Gang der Dinge nicht einverstanden ist und zu seinem Bruder kommt, um ihn
zu bewegen, von seinem Entschluß abzustehen. Räm a weigert sich und gibt ihm seine
Schuhe als Zeichen der Stellvertretung seiner Herrschaft mit.
Die Verbannten begeben sich zu der Einsiedelei Atris und werden von ihm und seiner
Frau An asüyä gastfrei aufgenommen.
III.
Sie kommen in den W ald D andaka und besuchen viele Einsiedler. Sitä wird durch den
Riesen Virädha geraubt, dem die Brüder die Arm e brechen. Mit den Füßen drücken sie
ihm die Kehle zu. E s kommt ein gandharva zum Vorschein, der sie zu Qarabhanga weist.
Nacheinander besuchen sie Qarabhanga, Sutiksna und Agastya. Dann begegnen sie dem
Geier Jatäyus.
Sie bauen sich eine H ütte in Pancavati.
Qürpanakhä, eine Schwester Rävanas, sieht Räm a dort und verliebt sich in ihn. Ihr An
trag wird abgewiesen. Auch Laksm ana verschmäht ihre Liebe. Als sie sich an Sitä rächen
will, schneidet ihr Laksm ana Nase und Ohren ab. Sie flüchtet zu ihrem Bruder Khara,
der erst einige Riesen, dann ein ganzes Heer gegen Räm a ausschickt; alle kommen um.
Dann flüchtet sie zu Rävana. Der König soll ihr helfen. E r läßt Märlca, der seinerzeit von
Räm a ins Meer geworfen wurde, die Gestalt einer Gazelle annehmen. E r soll Räm a von
Sitä weglocken. D er König selbst will Sitä rauben.
Der Plan gelin gt: Räm a verfolgt auf den W unsch seiner Gemahlin die Gazelle, die mit
Rämas Stimme um Hilfe ru ft; Laksmana eilt zu Hilfe und läßt Sitä allein, die von R ä
vana geraubt und nach Lankä gebracht wird. Jatäyus versucht, dem Fürsten die Beute
streitig zu machen, wird dabei aber selbst tödlich verwundet. A u f der Suche nach der ge
raubten Sitä treffen die Brüder den sterbenden Vogel, der mitten in seinem Bericht ver-
Nach Süden ziehend, begegnen sie einer Riesin Ayom ukhi. Diese wird auf ungefähr die
selbe Weise und aus denselben Gründen wie Qürpanakhä behandelt.
Dann sehen die Brüder das kopflose Ungeheuer Kabandha, das sie mit seinen langen
Arm en zu sich heranzieht. Die Arme werden abgehauen und das Scheusal selbst wird
verbrannt. Entsühnt steigt Kabandha zum Himmel auf, nachdem er ihnen-den R at ge
geben hat, sich an den Affenfürsten Sugrfva zu wenden. Die Brüder folgen seiner W ei
sung und kommen dabei zu einer Askese übenden gabari. Auch diese steigt bei ihrer A n
kunft zum Himmel empor.
IV .
Als sie Sugriva treffen, verspricht dieser seine H ilfe unter der Bedingung, daß Räm a auch
ihm beisteht und seinen Bruder Välin tötet, der außerordentliche Stärke besitzt.
Dieser hatte nämlich einst den asura M äyävin zum Kam pf herausgefordert und sich zum
Austrag desselben in eine Höhle begeben. Als nun nach einiger Zeit Schaum und B lut
daraus strömte, hatte Sugriva angenommen, daß sein Bruder tot sei und hatte selbst den
Königsthron bestiegen. Es stellte sich aber das Gegenteil heraus und Välin hatte seinen
Bruder daraufhin verj agt. Räm a muß j edoch erst Proben seiner Macht ablegen. E r schleu
dert die Gebeine des Büffels Dundubhi, M äyävins Vater, der ebenfalls von Välin besiegt
und getötet wurde, zehn Meilen weit fort. Dann schießt er noch m it seinem Pfeil durch
sieben täla-Bäum e hindurch.
Dann gehen sie zusammen zu V älin ; Sugriva fordert ihn heraus; der erste K am pf bleibt
unentschieden, denn Räm a kann nicht schießen, da sich die Brüder auf ein H aar gleichen.
R äm a hängt Sugriva ein Erkennungszeichen um und tötet nun Välin m it einem Schuß.
Sugriva wird König und vergißt in seinem Glück sein Versprechen. Als er daran erinnert
wird, schickt er vier Abteilungen des Affenheeres auf die Suche nach Sltä, die vierte unter
dem Befehl des Affen Hanumat.
Diese Abteilung kommt in eine Höhle, gelangt auch glücklich wieder heraus, aber es
gelingt ihr nicht, Sitä zu finden.
Der Bruder des Vogels Jatäyus zeigt ihnen schließlich den richtigen W eg, erzählt aber zu
gleich, daß die Insel, auf der sich die Geraubte befindet, weit entfernt im Meere liegt.
D a beschließt Hanumat, den Sprung zu wagen, um auf die Insel zu gelangen.
V .
Nach Überwindung einiger Schwierigkeiten glückt der Sprung und Hanumat ist auf
Lankä. E r besiegt die Schutzgöttin der Insel, durchsucht alle Häuser und selbst den P a
last des Räubers, ohne die Gesuchte zu finden.
Schließlich forscht er auch in einem a^oka-Hain und sieht dort Sitä sitzen. R ävana kommt
gerade zu ihr, um sie zu überreden, ihm zu W illen zu sein, was ihm aber nicht glückt. A ls
er endlich gegangen ist, gibt sich Hanum at zu erkennen und schlägt Sitä vor, daß er sie
auf seinem Rücken mitnehmen will. Sie weigert sich, da niemand außer R äm a sie be
rühren darf.
Nun tobt der Affe fürchterlich in den Gärten des Königs. Dadurch lenkt er die Aufm erk
samkeit auf sich, und bald m acht alles auf ihn Jagd.
Rävanas Sohn Aksa findet dabei den Tod, ein anderer Sohn, Indrajit, fesselt den Affen
m it seinen zaubermächtigen W affen und führt ihn vor den König, der ihn töten will.
Aber ein Gesandter darf nicht getötet werden, darum wird eine Strafe ersonnen. Man
umwickelt Hanumats Schwanz mit Lappen, tränkt diese mit Öl und steckt sie in Brand.
Der E rfolg verkehrt sich aber in das Gegenteil, denn der Affe springt von Dach zu Dach
und steckt alles in Brand, während er selbst unversehrt bleibt. Auch Sitä bleibt ver
schont und Hanumat springt eilig zurück, um Räm a die gute Nachricht von dem W ohl
befinden seiner Gemahlin zu überbringen. In Begleitung der anderen Affen, die ihn er
wartet haben, kommt er bei Räm a an.
V I.
Man weiß keinen R at, wie man über das große Meer gelangen soll. Unterdessen hat R ä
vana einen Streit mit seinem Bruder Vibhisana wegen des Vorfalls mit Hanumat. Vi-
bhlsana, der nicht länger m it seinem Bruder zusammenbleiben will, geht zum Gegner über
und gibt ihm den R at, den Meeresgott zu zwingen, ihm den Durchgang zu gewähren. Als
dieser sich nicht gleich dazu anschickt, schießt Räm a in das Meer und legt einen Zauber
pfeil auf seinen Bogen. D a erscheint der Meeresgott und rät einen Damm zu bauen. Dieses
geschieht.
V on beiden Seiten werden Spione ausgesandt, und bald nehmen die Feindseligkeiten ihren
Anfang, wobei natürlich nur die räksasas (Dämonen) fallen.
Die bedeutendsten Käm pfe sind die gegen Indrajit, der sich unsichtbar machen kann
und so den Feind mit Pfeilen angreift, und gegen Kum bhakarna, der nur mit großer Mühe
aus seinem Schlaf geweckt wird, dann aber auch fürchterlich tobt. Beide müssen ihr Le
ben lassen. Aber es fehlt auch nicht an Rückschlägen für das Affenheer und seine Führer;
Hanumat zeichnet sich mehrmals aus, indem er Heilkräuter für Räm a und Laksmana
holt, wobei er den ganzen Berg, auf dem die Pflanzen wachsen, m itbringt. Auch List wird
angewandt. Durch Zauber bringt man die abgeschlagenen Köpfe der beiden Brüder hervor,
um dadurch Sitä, und eine Pseudo- Sitä, um dadurch dieBrüder zurVerzweiflung zubringen.
Zum Schlüsse zieht R ävana auf das Schlachtfeld. Ein furchtbarer Kam pf beginnt, in
welchem Räm a seinen Gegner tötet.
Nun folgen schnell aufeinander der Einzug in die eroberte Stadt, das Wiedersehen der
beiden Ehegatten, die Feuerprobe, der sich Sitä unterwirft, um ihre Reinheit zu beweisen,
die Einsetzung Vibhisanas als Nachfolger Rävanas und die Rückkehr nach A yod hyä in
dem fliegenden Zauberwagen Puspaka. Unterwegs schließt sich B harata an, um die K ö
nigswürde zu übergeben, worauf Räm a in aller Form zum König geweiht wird.
V II.
Die Asketen, die an Rämas Hof weilen, um dem König ihre Huldigung darzubringen,
haben A gastya zu ihrem Führer gewählt, der allerlei wissenswerte Geschichten über die
räksasas, über R ävana und Hanumat erzählt. So berichtet er von der A bkunft des D ä
monenfürsten von Kaikasi und Vigravas, dem Sohne des Pulastya, Sohn des Prajäpati;
von seiner und seiner Brüder Askese; von seiner Unbesieglichkeit durch Götter, die er
dadurch erlangt; von seinem Streit mit seinem Halbbruder V aigravana, von seiner An
kunft auf Lanka, seiner Hochzeit mit Mandodari, der Tochter von M aya, von dem zweiten
Streit mit Vaigravana, wobei er den Zauberwagen Puspaka erbeutet, von seinen Aben
teuern, bei denen er Frauen vergewaltigt, Könige und Götter in Bedrängnis bringt, aber
auch von einigen Fürsten, darunter Välin, besiegt wird.
Dann erzählt A gastya von Hanumats Abstamm ung von Anjanä und dem W indgott, von
seinen Jugendabenteuern, wobei er die Sonne als Frucht ansieht, sich verbrennt, aber
wieder geheilt wird, und schließlich von den vortrefflichen Eigenschaften des Affen. Dann
nehmen die Asketen Abschied und für Räm a beginnt das Alltagsleben eines Fürsten.
Eines Tages erfährt Ränia, daß seine Untertanen Anstoß daran nehmen, daß er seine
Gemahlin wieder zu sich genommen hat. E r beschließt sie nochmals zu verstoßen.
Laksmana bringt sie in den W ald, wo sie von den Kindern des Asketen V älm iki gefunden
wird, des Dichters des Räm äyana. In der Einsiedelei dieses Heiligen gebiert sie die Zwil
linge K uga und L a va gerade in der N acht, als Qatrughna, der im Auftrag seines Bruders
einen Kriegszug gegen Lavana unternahm, dort übernachtete.
Nach vielen Jahren, aus denen wir über Räm as Leben nur wenig vernehmen, beschließt
dieser endlich, das Pferdeopfer vorzunehmen, um sich dadurch zum König der Könige
zu machen.
Unter den Gästen befindet sich auch Välm iki m it seinen beiden Zöglingen, den Söhnen
Rämas, welche das Räm äyana vortragen. Sie erkennen sich gegenseitig; der Asket legt
einen feierlichen E id ab, der Sitä von allem Verdacht reinigt. Doch nun geschieht das
U nerwartete: Sitä ruft die Erde an, um von ihr aufgenommen zu werden. Vor den Augen
des ratlosen R äm a und aller Anwesenden verschwindet sie in dem Schoß der Erde.
Räm a kann das Leben nicht mehr viel bieten, und als der Zeitgott ihn daran erinnert,
daß es notwendig ist, wieder als G ott Visnu das Regiment des W eltalls zu übernehmen
und nicht länger über ein so kleines Reich wie A yodhyä zu herrschen, begibt er sich, nach
dem alles und alle gut versorgt sind, in feierlichem Zuge zum Sarayü, wo er als Gott
Vignu zum Himmel emporsteigt.
Dies ist der stark gekürzte Inhalt des Räm äyana, wie wir es aus der Rekonstruktion
durch Jacobi kennen. Das Gedicht bekommt einen solchen Um fang durch die vielen Ge
schichten, die der eine oder andere Heilige bei dieser oder jener Gelegenheit erzählte, und
wovon ich nur die, welche direkt mit der Sage in enger Verbindung stehen, eben ange
deutet habe. Besonders das erste und das letzte Buch sind m it solchen Erzählungen stark
durchsetzt, und diese Tatsache ist einer der Gründe, warum man diese Bücher für unecht,
d. h. für später zugefügt erklärte.
Aber es gibt noch mehr W erke der Sanskritliteratur, welche die Räm a-Sage aufnahmen
und verarbeiteten.
So findet man in dem Mahäbhärata, einem Epos von gewaltigem Umfang, das die Schick
sale der Pändavas erzählt, an mehreren Stellen eine längere oder kürzere Zusammen
fassung unserer Sage.
Das Räm opäkhyäna, eines der upäkhyänas aus dem dritten Buch dieses Epos, gibt eine
Räma-Erzählung, die man in des W ortes wahrster Bedeutung als eine Inhaltsangabe
glaubte auffassen zu müssen, die in einem enzyklopädischen W erk, wie es das Mahäbhä
rata vorstellt, nicht fehlen durfte6. Andere Räma-Geschichten in demselben W erk sind
zu kurz, um daraus viel entnehmen zu können7.
Viele der Puränas, der heiligen Bücher des eigentlichen Hinduismus, befassen sich eben
falls m it Räma, sei es in ihren Königslisten, sei es in ihren Abhandlungen über die ava-
täras (Erscheinungen) Visnus.
Abgesehen davon, daß Räm a eine Inkarnation Visnus war, gehörte er immer zu dem
Geschlecht, das von der Sonne abstamm te; das ist eines der wenigen, zu denen sich alle
indischen Königsfamilien zählen.
So finden wir die Geschichte in dem Bhägavata-, in dem Visnu-, in dem Agni-, in dem
Garuda- und in anderen Puränas.
Es kann uns nicht wundemehmen, daß die Inkarnationen Visnus, die eine große Rolle
in den Puränas spielten, getreulich und zuweilen sehr ausführlich wiedergegeben wurden.
Das Agnipuräna bietet in den adhyäyas 5-12 einen ausführlichen Auszug aus Välm ikis
Gedicht in der jüngeren Form 8; die meisten übrigen bleiben nicht dahinter zurück, ob
wohl eine derartige Ausführlichkeit selten ist.
Leider ist die Datierung dieser A rt von Literatur noch immer ein gewagtes Unternehmen
und stützt sich selbst zum Teil auf die A rt und Weise der Auffassung der verschiedenen
Helden, darunter auch Rämas. Hierdurch wurde ich abgehalten, das Gegenteil zu tun
und aus der Datierung das eine oder andere in bezug auf die Bedeutung Rämas in dem
Zeitabschnitt abzuleiten. Überdies stand die Puräna-Literatur mehr wie andere zu allen
Zeiten der Interpolation und weniger absichtlichen Zusätzen offen, wodurch einige der
W erke einen so heterogenen Charakter erhalten haben.
Doch sind wir auch hier nicht ganz ohne Anhaltspunkt, denn durch die Untersuchungen
von Pargiter und anderen ist es gelungen, den ältesten Teilen, wozu auch die Königs
listen gehören, ein bedeutend höheres Alter zuzuteilen, als man auf die Autorität von
W ilson hin allgemein annahm9.
W ir werden denn auch nicht weit von der W ahrheit entfernt sein, wenn wir den Stil, in
dem Räm as Geschichte dort erzählt wird, für ungefähr das 5. Jahrhundert n. Chr. an
setzen, und es befremdet dann nicht, wenn wir vernehmen, daß er ganz übereinstimmt
mit dem, welchen wir in der jüngeren Form des Epos antreffen.
Dennoch sind in den Puränas ganz entschieden Teile zu finden, die von einer ganz ande
ren Auffassung zeugen.
In dem Brahm ändapuräna kommt nämlich neben einem Räm äyanam ahätm ya ein Adh-
yätm aräm äyana vor, in dem uns R äm a als eine Gottheit erster Größe, ja wir könnten
sogar sagen als d i e Gottheit, entgegentritt10. Denn während sich in dem Visnupuräna
der G ott Visnu vierfältig in den vier Söhnen Dagarathas inkarniert und jeder sich mit
einem Teil, amga, begnügen muß, kann man sich in dem Adhyätm aräm äyana m it solch
bescheidenem An teil für R äm a nicht zufrieden geben. Man läßt den G ott sich vollstän
dig in Räm a inkamieren und macht Laksm ana zu einer Inkarnation der W eltschlange
Qesa, Visnus Ruhethron auf dem W eltenm eer; B harata ist die Inkarnation seiner Muschel
(gankha), Qatrughna die seines W urfrades (cakra).
Noch deutlicher wird uns Rämas absolut göttlicher Charakter, wenn wir lesen (Über
setzung W heeler): »Rävana dachte dauernd in ängstlicher Erwartung an den Zeitpunkt,
da ihm von der Hand Räm as das Heil werden sollte und daran, daß er von seinem gegen
wärtigen elenden Leben nicht erlöst werden könnte, wenn Räm a nicht nach Lankä käme,
um Sitä aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. E r verehrte Räm a in seinem Herzen wäh
rend seiner Tätigkeit, während der Mahlzeiten und im Schlafe; er betete Räm a an und
vergaß niemals, sich seinen Namen zu vergegenwärtigen«11.
Der unversöhnliche Feind, der listige Räuber aus dem Epos ist hier zum Anbeter, zum
ergebenen Verehrer geworden!
Hier befinden wir uns in demselben Kreise, zu dem das Gedicht von Tulasl Däs, das be
rühmte hindi-Rämäyana, Räm-carit-mänas, und die Theorien von Rämänandas A n
hängern gehören.
D a ist Räma, so zitiert Baumgartner, »der eine Gott, leidenslos, formlos, unerschaffen,
die allgemeine Weltseele, der höchste Geist, der Alldurchdringende, dessen Schatten die
W elt ist; er ist Mensch geworden und tut vieles nur aus Liebe zu seinem V olke; gnaden
voll und mitleidig gegen die Niedrigen; erbarmend hält er seinen Zorn von denjenigen
zurück, die er als die Seinen kennt und liebt; der Wiederhersteller des Vergangenen, der
Allgütige, der Allm ächtige, der Herr und König aus Raghus Stamm«12.
Als einstmals, so erzählt die Legende, ein armseliger Straßenkehrer, der an einer schwe
ren Krankheit litt, in seiner Verzweiflung ausrief: »0 , Räm, o, Räm!« und es der Zufall
wollte, daß Hanum at dort vorüberkam, entbrannte dieser in heftigem Zorn bei dem Ge
danken, daß ein so minderwertiges Geschöpf den Namen seines Herrn und Meisters m iß
brauchte. W ütend versetzte er dem Mann einen T ritt gegen die Brust.
Aber siehe, als er wie gewöhnlich am Abend seinem Meister seine Aufw artung machte,
sah er zu seinem großen Entsetzen auf dessen Brust eine schreckliche Wunde.
A u f seine besorgte Frage, wie er dazu gekommen sei, antwortete ihm dieser: »Du hast
einen armen Mann gegen die Brust getreten, während er meinen Nam en ausrief. Wisse
denn, was du dem geringsten meiner Kinder angetan hast, das hast du mir angetan!«13
Lange bevor Räm as Geschichte die des Gottes auf Erden geworden war, hatte sich das
Dram a dieses Stoffes bemächtigt.
Zwar suchen wir vergeblich nach einem Räm a-Dram a von der Hand Kälidäsas, des K ö
nigs der indischen Dichter. E r verarbeitete jedoch den Stoff in seinem wahrscheinlich auf
das Padmapuräna zurückgehenden Raghuvam ga14. Aber Bhavabhüti und noch manche
andere sorgten dafür, daß auch die Bühne unseren Helden auf den Brettern sah. Unge
fähr ein halbes Hundert Räma-Dram en liegen in Handschriften vor, die auf einen For
scher harren, der sie untersucht. N ur sehr wenige sind veröffentlicht, noch weniger
übersetzt15.
W as uns bei einer flüchtigen B etrachtung sofort auffällt, ist die recht menschliche Rolle,
die R äm a in dem Dram a zu spielen hat. Dies ist zweifellos zu einem guten Teil der T at
sache zuzuschreiben, daß eben in einem Dram a die Handlung das erste Erfordernis ist
und daß Handeln in menschlichem Sinn nicht eine der charakteristischsten Eigenschaf
ten einer indischen Gottheit genannt werden kann. Aber abgesehen davon, sollte doch
wohl Gelegenheit gewesen sein, früher oder später den göttlichen Charakter Räm as deut
lich in den Vordergrund treten zu lassen, was aber durchweg nicht geschieht.
In dem Mahävlracarita sowohl wie in dem Uttararäm acarita, beides Dramen Bhavabhü-
tis, steht Räm a sozusagen mit beiden Beinen auf der Erde. In dem erstgenannten Drama
kommt Paraguräma als Qivas Schüler zu König Janakas Palast, um die Schmach zu
rächen, die seinem Meister, Qiva, widerfuhr, als Räm a dessen Bogen zerbrach. Hiervon
ist die Folge ein alltäglicher Kam pf, soweit ein K am pf eben alltäglich sein kann. E r wird
unterbrochen durch das Auftreten Janakas und nach Ablauf der Hochzeit wieder fortge
setzt. Danach sind beide Gegner wieder so gute Freunde wie vorher. (Übrigens stellt sich
heraus, daß der ganze Streit zwischen den beiden Rämas ein W erk von Rävanas Intri
gen ist!)
An statt nun diese Begegnung der beiden avatäras von Visnu als eine schöne Gelegenheit
zu benützen, um beider göttliche Herkunft hervortreten zu lassen, so wie es im Räm äyana
geschieht, beschränkt sich der Dichter darauf, die nackten Tatsachen zu verarbeiten. D a
Bhavabhüti dann auch in seinem zweiten Räm a-Dram a den Helden und die Heldin am
Schlüsse in einer glücklichen Ehe vereint, glaube ich, daß er sich bei dieser Abweichung
von dem Räm äyana an eine zu seiner Zeit gültige und in seinem Kreise anerkannte Fas
sung der Räm a-Sage hielt, sei es, daß diese auf den NamenVälmikis, sei es, daß sie auf den
Namen eines anderen Dichters zurückging.
Doch zeigen beide Episoden, die wir hier als Stichproben aus dem Dram a genommen
haben, Abweichungen von dem Epos, und allzusehr wird man doch mit einem Stoff nicht
haben umspringen dürfen, der ganz gewiß zur lebenden Mythologie gehörte.
In dem wegen seiner Entstehungsgeschichte merkwürdigen Hanum annätaka wird zu
Beginn nicht Räm a, sondern Visnu als Räm a angerufen.
In dem Räm äyana ist die Begegnung zwischen den beiden Rämas, um noch bei dieser
Episode zu bleiben, tatsächlich ein welterschüttemdes Ereignis: ein Sturm erhebt sich,
die Erde bebt, die Atm osphäre wird in Dunkelheit gehüllt, die Sonne verliert ihreWärme,
und die Götter, Brahm an an der Spitze, drängen sich, um dem Abschuß des Pfeiles bei
zuwohnen. Schließlich sieht Jämadagni, daß Räm a die Inkarnation von Visnu-Närä-
yana ist.
In Muräris Anargharäghava finden wir eine Übertragung hiervon in das Kleinmensch
liche. R äm a fragt nach seinem Bogen, der Gegner bietet ihm sein Beil an; sie kämpfen
hinter den Kulissen miteinander und kehren sehr bald zurück als »very excellent friends«,
wie Wilson es ausdrückt.
W ohl bleibt Räm a natürlich stets der Held, der über mehr als gewöhnliche K räfte ver
fügt, der, ebenso wie die Helden unserer Sagen, sich durch nichts abschrecken läßt, der
weinen und lachen kann, aber der Gott, der sich seiner Gottheit bewußt, den Leidens
weg bis zu Ende durchschreitet (so wie es Tulasi Däs darstellt), ist er in keinem F all16.
»Der Held aller Helden, den die Dichter so oft in die Mitte ihrer Schauspiele gestellt ha
ben«, sagt Oldenberg, »Räma . . . ist jeglicher Fröm migkeit einziger großer H alt, alles
edlen Wesens fleischgewordene Vollendung (Bhavabhüti)«.
Und er stellt ihn auch im weiteren Verlauf in Übereinstimmung damit als einen »blut
leeren« Typus dar17. *
Die geheimnisvolle Klasse der Chäyänätakas, nach Pischel tatsächlich Schattenspiele, wie
der Name andeuten sollte, haben ebenso R äm a und die Seinen auf der Liste ihrer dra
matis personae stehen18. Das Merkwürdige dabei ist aber, daß nicht wie bei dem Drama
die ganze Sage dargestellt wird, sondern nur eine bestimmte in sich abgeschlossene
Episode.
Dabei müssen wir uns die Sache wohl so vorstellen, daß die Verfasser unter Übergehen
des sogenannten Välm iki-Textes bestehenden episodischen Dichtwerken folgten, deren
Vorhandensein wir aus der modernen Literatur nachweisen können.
So scheint mir eines der wenigen bekannten Chäyänätakas, das Dütängada, übereinzu
stimmen mit dem bengalischen Gedicht von Kävicandra, dem Angader R aivära19; zum
mindesten was die Handlung anbetrifft, wenn der T ext auch abweicht. Der Dichter des
Schattenspiels, Subhata, sagt denn auch am Ende (Übersetzung Gray)20:
»By Subhata this drama hath been writ
Upon a theme dear to the bards of old,
And to it he hath added his own words,
Commingling prose and verse in flavor sweet.«
Von weit geringerer Bedeutung als die Dramen sind die Rämäyana-Bearbeitungen, die
Baum gartner mit Recht als »halsbrecherische Seiltänzerei« bezeichnet und wozu u. a.
Käviräjas R äghavapändavlya gehört. Dieses Produkt poetischer Tüfteleien gleicht eini
germaßen einer bestimmten A rt von altmodischen Reklametafeln, die von verschiedenen
Seiten betrachtet, verschiedene Aufschriften zu lesen gaben. Sowohl der Inhalt des R ä
m äyana wie der des Mahäbhärata wurden hineingearbeitet und können m it viel Zeitver
geudung und Ärgernis wieder herausgeschält werden, je nachdem man die W orte auf
faßt. Leider ist es nicht das einzige in seiner A rt21.
Praktischer ist das B hattikävya, ein Räm äyana, in dem der Dichter die goldenen Re
geln der Gram matik niederlegte und an dem T ex t demonstrierte.
Ein dritter Dichter schuf ein Räm äyana, worin kein einziger labialer Konsonant vor
kommt. Die Sprache dieses Kunstepos - dieses W ort in dem Sinn gebraucht, wie man es
in Indien auffaßt - ist das Telugu.
Ein vierter benützte die Räm a-Sage als nltigästra und schöpfte daraus weise Lehren für
das tägliche Leben22.
Ein fü n fter . . . doch lassen wir es dabei bewenden und trösten wir uns mit dem Ge
danken, daß es auch noch tüchtigere Arbeiten gibt, von denen wir leider nicht viel mehr
als den T itel kennen, und die alle aufzuführen noch viele Seiten erfordern würde24.
Daß fast alle Sprachen Indiens ein eigenes Räm äyana besitzen, von einem Volksgenossen
aufs neue gedichtet oder einfach übersetzt, braucht wohl keines Beweises mehr; Hindi
Bengäli, Maräthi, Uriyä, Pahäri, Kanada, Malayalam, Telugu, Tam il und Singhalesisch
gruppieren sich zu einem farbenfreudigen Strauß, dem leider die bei den Rosen üblichen
Dom en nicht fehlen, da nur wenig davon allgemein zugänglich ist23.
Kein Wunder also, daß diejenigen, die sich m it R äm as Geschichte beschäftigten, wie man
sie auf dem Archipel antraf, sich sehr wohl davor hüteten, in diesen Urwald einzudringen
und sich lieber mit den kleinen Bruchteilen begnügten, die bereits bearbeitet waren. H ät
ten sich meiner nicht einige ganz sichere Führer angenommen, dann würde ich sicher vor
demselben Urwald zurückgeschreckt sein.
Doch bevor ich mich ihrer Führung anvertraue, will ich erst noch Räm as Bedeutung in
der Folklore beleuchten. Denn mehr als anderswo müssen wir gerade für Indien die T at
sache im Auge behalten, daß Literatur nicht immer als Gemeingut gelten kann. W as an
den Höfen vorgetragen wird, was von den literarisch Gebildeten als höchste Poesie ver
ehrt wird, das wird noch lange nicht in den H ütten der Armen gesungen. Diese W ahr
heit gilt überall.
Um auszudrücken, daß jemand unwissend ist, gebraucht der Hindu nach MonierWilliams
die W orte: »Er ist jemand, der nicht weiß, daß Sitä die Gemahlin Räm as war«25.
W ir können keine deutlichere Antw ort erhalten auf unsere Frage nach der Bedeutung
des Helden für das Volk.
Mit seinem Namen sind die glänzendsten Feste des Hindu-Jahres verknüpft.
Räm as Geburtstag wird mit großer Pracht gefeiert. Das Räm anavam i oder Rämana-
varatra, wie dieses Fest heißt, ist der neunte T ag des zunehmenden Mondes im Monat
Caitra (März-April). Dann werden die Tem pel glänzend illuminiert, das Räm äyana rezi
tiert und vom ersten Tage ab wird sein Inhalt in Pantomimen des Nachts aufgeführt.
Am zehnten T ag (der neunte, der eigentliche Geburtstag, wird mit Fasten zugebracht)
ist man m it der Aufführung soweit gekommen, daß R ävana getötet ist und sich alles zum
besten gewendet hat. Diese Festlichkeiten kommen besonders in Nordindien vor, ebenso
das je tzt folgende Rämalilä. Dieses Fest, das in Bengalen durch die D urgäpüjä ersetzt
wird, feiert man in den ersten neun Tagen der lichten Mondhälfte des Monats Ägvina
(September-Oktober). Auch da wird das Räm äyana ganz aufgeführt als Pantomime,
denn weder T ext noch Gesang kommen dabei vor und nur bestimmte Musikinstrumente
sorgen für die Begleitung26.
Schließlich hat auch Hanumat seine Festtage in Mathurä. Nach Pandit Rädhä Krishna27
fällt dieses Fest auf den dreißigsten T ag des ersten Monats. Übrigens ist diese Stadt ein
M ittelpunkt der Räma- und Krsna-Verehrung.
D aß der im Räm äyana berichtete Heereszug der Brüder nach dem Süden die Veranlas
sung gab, die dabei genannten Örtlichkeiten zu lokalisieren und mit aus unserer Zeit
bekannten Flüssen, Wäldern, Bergen und Städten zu identifizieren, kann uns nicht wun-
demehmen. Obenan steht Ayodhyä, das heutige Oudh, das stolz ist auf den Besitz von
Plätzen wie Janasthän, Rämas Geburtsort, Svargadvara Mandir, wo er verbrannt wurde,
und Teretäkä Thäkur, wo er das agvamedha-Opfer (Pferdeopfer) vollbracht haben soll.
Der Berg Citarkot (Citraküta), ein Hügel in dem Bända-Distrikt, ist eine wahre Tempel
stadt. Ü ber die Entstehung des Berges Maniparvata bei A yodhyä wird folgende Ge
schichte erzählt: Als die gewünschten Steine für den Brückenbau vorhanden waren28,
gab Räm a dem Steine und Berge herbeischleppenden Affenheer ein Zeichen, seine T ätig
keit einzustellen. D a sie nun nicht wußten, was sie m it den aus dem H im älaya herbeige
holten Bergen beginnen sollten, ließen sie dieselben da niederfallen, wo sie sich gerade
befanden. Der Affenkönig Sugriva war m it dem obengenannten Berg eben bei A yodhyä
angekommen; daher rührt seine dortige Lage. Andere Berge bildeten das Vindhya-Ge-
birge und den Kaim ür. Rämecvaram , an der Südspitze Indiens gelegen, hat einen welt
berühmten Nam en; dort errichtete nämlich Räm a nach seiner Rückkehr auf das Fest
land ein linga. Jetzt findet man dort einen Tempelkomplex von ungeheuren Abmes
sungen.
Selbst Orte, die augenscheinlich wenig mit der Räm a-Sage zu tun haben, stehen plötzlich
doch noch in einem oder anderem Zusammenhang mit dem Helden.
Kasmlr, das übrigens wenig Anspruch auf Räm a erheben kann, zeigt u. a. zwei merk
würdige Eigentümlichkeiten. In der Moschee Shäl Hamadän in Qrinagar befindet sich
ein Brunnen. Solche, die hineinzublicken wagen, werden mit Blindheit geschlagen. Der
Brunnen heißt K ä l! N äg und entsprang nach der Legende in dem Augenblick, als Räm a
den Palast Rävanas in Lankä zerstörte29.
Im Räjatarangini, Kalhanas Königschronik aus demselben Lande, kommt in dem dritten
Buch eine Erzählung über zwei Götterbilder vor, die von R ävana nach Lankä mitgeführt
und dort verehrt worden sein sollten. Nach seinem Tode wurden sie durch die Affen wie
der zurückgebracht und bei einem See im H im älaya abgesetzt, wo sie seitdem der Ver
gessenheit preisgegeben sind30. ^
D a man so viele Orte nachweisen kann, die m it Räm a in Verbindung stehen, ist es nicht
verwunderlich, daß man Volksstämme findet, welche den Helden verehren.
Die Kachwähas bei Mathurä, die Lodhas, die Sahariyas in Bundelkhand, die Sejwäris,
die Gonds, sie alle verehren den Räm a des Heldengedichtes, meistens zusammen mit
Krsna31.
Es ist denn auch nicht ungewöhnlich, Begrüßungen zu hören, wie: »Räm! R äm ! Sitä-
räm! Rädhäkrsna!«
Der dänische Missionar Legêne, der unter den Hindukolonisten in Suriname wirkt,
schreibt: »Höre, wie sie einander zurufen: R ä m ! R ä m ! Höre den Eseltreiber auf der Land
straße: Räm ! Räm ! Räm ! Höre, wie der W aschmann dauernd diesen Namen ausruft,
während er die Wäsche gegen einen großen Stein schlägt«32.
In Gujarät, wo unserem Helden ebenfalls große Verehrung zuteil wird, treffen wir einen
Brauch an, der uns im Zusammenhang mit dem, was wir von anderswo wissen, an eine
spezielle Bedeutung Räm as für die Toten denken läßt.
B ei einem Leichenbegängnis wird der Tote nämlich unter dauerndem Ausrufen v o n : »Sri
Räm, Räm , Räm näm satya hai« nach dem Verbrennungsplatz getragen33. Monier W il
liams berichtet, daß der Name, der bei Toten angerufen wird, meistens der von Räm a
oder von N äräyana ist, und führt eine Mitteilung an, aus der hervorgeht, daß bei einer
H inrichtung alle Qaivas unter dreizehn zum Tode Verurteilten R äm a anriefen, bevor sie
gehängt wurden34.
Als Vorbild des Helden in »Liebesgefahren« treffen wir ihn in panj äbl-Liedchen35; als den
weisen Salomo in einer Überlieferung bei den Käpus, einer K aste der Telugus, wo er es
nach seiner Rückkehr versteht, die widerrechtlich zurückgehaltenenSteuern in den Staats
schatz fließen zu lassen36; in Zentralindien a ls . . . Tätowierungsmuster, zusammen
mit seinem Bruder (Räm alaksam anaki jodi, Räm a und Laksm ana zusammen37).
In einemKinderliedchen der Telugus finden wir ihn wieder38; und schließlich in der V olks
zoologie des Panjäb, wo eine bestim mte A rt von vielfarbigen Heuschrecken den hochtra
benden Namen Rämji-kl-gäë trägt, was soviel wie R äm a-Kuh heißt39.
Der vortrefflichste aller Affen, Hanumat, hat möglicherweise eine noch größere Bedeu
tung in der Folklore, obwohl wir natürlich nicht mehr genau wissen, ob derselbe nicht
früher ein Angehöriger einer allgemein verehrten Affenart war.
In Kävicandras Qivarämeryuddha beginnt Qiva einen Streit mit Räma, der damit endet,
daß der m ächtige G ott seinen Diener und Türhüter Hanumat an Räm a abtreten
muß40.
BeiRäm am ohana heißt Hanum at Rudrävatära, eine Inkarnation von Rudra-Qiva40. Fer
ner kennen auch die Buddhisten, so erzählt Dinesh Chandra Sen, Hanum at als ihren
Tempelhüter. Überdies ist er eine anerkannte Seegottheit; in manchen Gegenden Nord
indiens ist er ein Sonnengott (Boräm), und zwar bei den wilden Bhuiyas von Kennjhar41.
Anderswo ist er der W olkenaffe, der gegen die Sonne streitet41; in Nordindien hat sein
B ild dieselbe Bedeutung wie die Kanone Si Djagur in B atavia, nämlich als G ott der
Fruchtbarkeit42. Diese Bilder zeichnen sich durch ihre Form losigkeit aus441.
H anumat ist eine beliebte Dorfgottheit in ganz Indien, und wir finden ihn in Ceylon sogar
unter den bösen Geistern43.
Die Bhuiyas von Bengalen betrachten sich als seine Nachkommen; sie nennen sich Pa-
wan-ban nach Hanumats Namen Pawan-ka-put, Sohn des Windes. Ein anderer Stamm
dagegen, die Hayas, glauben Abkömmlinge von Rävanas räksasas zu sein, die nach dem
Tode ihres Königs sich nach Norden zurückgezogen hatten45.
W ir tun sicher gut, wie ich bereits andeutete, wenn wir die Verehrung Hanumats nicht
ausschließlich von seiner Stellung im Räm äyana ableiten, sondern sie auf eine ältere Ver
ehrung der einen oder anderen Affenart zurückführen, die im Totemismus wurzelt. Je
doch wird die Rolle, die er in dem Epos spielt, einen bedeutenden Anteil an der Verbrei
tung seines Kultes gehabt haben, wenigstens für die Gleichförmigkeit desselben bedeu
tungsvoll gewesen sein.
Auch seine starke W irkung gegen den bösen B lick spricht für eine ältere und sicher auf
breiter Grundlage beruhende Verehrung44.
Schließlich hat auch Välm iki seine besondere Verehrung. E in eigener Tempel ist für
ihn in B älu in dem Kam äl-D istrikt errichtet, wo er mit Lâl Beg, einer Gottheit der nie
deren K aste der Straßenkehrer, identifiziert wird. Diese wenig schmeichelhafte Gleich
setzung bringt uns eine Erzählung aus dem Adhyätm aräm äyana in Erinnerung, worin
geschildert wird, daß er ursprünglich ein Räuber und Landstreicher war, der selbst R ä
mas Namen nicht aussprechen konnte46.
Die Asheriyas und die Baheliyas aus den Nordwestprovinzen sollen von ihm abstammen4 7.
Allgem ein betrachtet ist die folkloristische Bedeutung Rämas und seiner Gefährten groß,
in Nordindien wieder größer als im Süden. W enn man behauptet, daß sein Name auf aller
Lippen ist, hat man wirklich nicht zu viel gesagt732.
Doch bleibt es noch immer schwierig, das Bild, das man sich allmählich von seiner Ge
stalt gem acht hat, m it Farben zu beleben. Das kann schließlich nur ein langer Aufent
halt im Lande selbst bewirken und ein Verkehr sowohl in vornehmen Kreisen, wo in
Pracht und Prunk das alte Epos in klassischem Sanskrit vorgetragen wird und dasselbe
Ansehen genießt wie unsere Bibel, als auch ein Aufenthalt unter dem niederen Volk, wo
das W ort Välm iki meist nur ein Schall ohne Bedeutung ist, wo aber doch jeder auf ein
fache Weise von Räm a zu erzählen weiß.
Keinen besserenEindruck von dem Letztgesagten können wir erhalten, als wenn wir lesen,
was Dinesh Chandra Sen so treffend darüber sagt: »Wenn man in der Stille der N acht
durch die Kokos- und Mangohaine wandelt, welche die strohgedeckten Dächer der Dörfer
halb verdecken, durch die enge, feuchte Straße, wenn die N atur gleichsam im Halbschlaf
träumt, wenn die B lätter der Bäume müde ausruhend herabhängen, so erkennt man hier
und dort bei einem spärlichen Licht in den H ütten einen kleinen Handelsmann oder Hand
werker über die Seiten des Räm äyana gebeugt, dessen Verse er beim Lesen singend re
zitiert m it einer wohllautend schwebenden Stimme, die zusammenklingt mit dem Sum
men der K äfer und dem leisen Tönen fallender Blätter«48.
Daß die Räm a-Sage auch außerhalb Indiens bekannt und selbst in weite Kreise einge
drungen war, wußten wir bereits. D aß sie auch in dem buddhistischen Birm a noch leben
dig ist, mag weniger bekannt sein. T aw Sein K o teilt darüber mit, daß sie »sehr populär
unter den Birmanen« ist und erzählt, daß das Räm äyana »in einer angeglichenen Form
auch oft aufgeführtwird«. Solche Vorstellungen finden in Marionettentheatern statt (yot-
the49). Dies ist einer der leider sehr knappen Berichte, die wir diesbezüglich besitzen459.
In dem Lande Siam, wo sich der König selbst noch als eine Inkarnation Visnus, und zwar
als »Ramä VI.« betrachtet, könnten wir größere Zusammenhänge finden. Leider existiert
keine Ausgabe, geschweige denn eine Übersetzung des Ramakien, woraus wir, wie aus
persönlichen Mitteilungen hervorgeht, besonders in bezug auf die indonesischen Versio
nen viel entnehmen könnten. Nichtsdestoweniger wird es noch immer im Theater, mit
Marionetten und auch noch wohl als Schattenspiel aufgeführt50.
W ohlbekannt ist, daß Rämas Reich A yodhyä in dem siamesischen A yuthia lokalisiert
wird. Eine alte siamesische Inschrift, die im 13. Jahrhundert datiert ist, vermeldet den
Königsnamen Prah Räm a Kham hën. Sie beweist, daß die Gestalt Räm as schon früh
zeitig eine Rolle in der Königsgeschichte des Landes spielte51. In Cambodja ist es nicht
Auch hier treffen wir Königsnamen m it Räm a456, auch hier eineRäm a-Sage, das Réaméa-
ke, das in Theatervorstellungen aufgeführt wird52. Annam schließlich lokalisiert die Sage
in der nächsten Umgebung, wo das Dämonenreich Diëu-nghiëm einst lag. Des Reiches
K önig war Trâng-minh (Dagänana, Rävana). Im Norden davon lag das Reich H ’ö-tön-
tinh, unter König Dagaratha. Dessen Sohn, Chu’ung-Tu’, heiratete die Prinzessin B ach
Tm h, die von dem Dämonenfürsten geraubt wurde, nachdem erst eine Feldschlacht vor
ausgegangen war. Chu’ung-Tu’ stellt sich nun an die Spitze eines Affenheeres und er
obert die Prinzessin, nachdem er einen Damm durch das Meer hat bauen lassen. A ls be
sondere Eigentüm lichkeit wird noch gemeldet, daß die Cams (Bewohner des alten A n
nam) von den affenartigen Bewohnern von H ’ö-tön-tinh abstammen sollen53.
W eiter östlich als die hinterindische Halbinsel, ausgenommen natürlich der Archipel,
kommt die R äm a-Sage eigentlich nicht vor. Durch mahäyänistische Texte, u. a. durch
das Lankävatärasütra, sind Stücke der Räm a- oder Rävana-Geschichte bis nach China
gedrungen, und es m ag die Sage wohl auch auf die eine oder andere Weise benützt wor
den sein, aber von Bedeutung ist dies alles nicht54. Professor Grünwedel hatte die Lie
benswürdigkeit, mich darauf aufmerksam zu machen, daß auch in Tibet die Gestalten
Räm as und R ävanas wohlbekannt sind; aber die A rt, in der wir uns dieses Bekanntsein
vorstellen müssen, geht deutlich aus der Tatsache hervor, daß neben R ävana nach Ana
logie seines Namens ein R äm ana vorkom m t!55
So habe ich mich denn dem eigentlichen Gebiet meiner Arbeit, den indonesischen Räma-
Legenden, genähert.
E s wird uns bald klar sein, daß die Bedeutung Räm as in Indonesien weit hinter der in
Indien zurücksteht. B ei der Behandlung des ikonographischen Materials wird dies noch
schärfer umrissen werden. Von einer besonderen Verehrung als G ottheit kann überhaupt
nicht gesprochen werden, weder in der Ikonographie, noch in der Literatur, noch in der
Volkskunde. Das höchste Stadium der Verehrung, die R äm a in Indien genoß, ist im A r
chipel nicht vorhanden. Erst das mittlere Stadium, das der Visnu-avatära, finden wir in
den indonesischen Räma-Erzählungen, wenn auch leicht variiert. Das erste Stadium des
mythischen Helden treffen wir nur in engem Zusammenhang mit dem mittleren.
Trotzdem soll uns dies nicht befremden.
Denn wenn auch von einem dauernden Kontakt, zwischen Indien und Indonesien
gesprochen werden kann, so war diese Berührung nach den Jahrhunderten der hindu-
javanischen Periode doch viel geringer als vorher. Und die indische Räma-Verehrung
datiert erst aus dem zweiten Jahrtausend n. Chr., als kein direkter Einfluß von Indien auf
Indonesien mehr stattfand, sondern ausschließlich ein Handelsverkehr die Verbindung
aufrecht hielt.
Unser ikonographisches Material wird uns das Verhältnis viel deutlicher machen können
als die literarischen Tatsachen, die nicht immer zu datieren sind, und die jüngeren folk-
loristischen das tun können.
Unser Ziel ist nun zunächst, das Verhältnis zu bestimmen, das zwischen den indischen
Epen, im besonderen dem Räm äyana, einerseits und den indonesischen Räm a-Erzäh-
lungen andererseits besteht. Haben wir einmal dieses Verhältnis festgelegt, dann werden
wir um so besser imstande sein, m it Hilfe der Ikonographie der Frage nachzugehen, wel
chen Teil Indiens wir ins Auge zu fassen haben, um die Quelle eines Hindu-Einflusses
auf den Archipel zu entdecken.
W ir müssen also zuerst versuchen, ein möglichst vollständiges Bild dessen zu bekommen,
was der Begriff »indonesische Räma-Legende« sagen will.
DI E M A L A Y I S C H E R Ä M A - S A G EAls im September 1889 die Rückseite des Qiva-Tempels von Lara Djonggrang auf
J ava ausgegraben wurde, stieß man auf eine Reliefdarstellung, worauf ein Affe zu sehen
war. Das Vorkommen eines solchen Tierës an einem hinduistischen Tempel ließ sofort
an das Räm äyana denken, da Affen in diesem Epos eine große Rolle spielen. Als dann
bei der weiteren Ausgrabung noch mehrere Abbildungen von Affen zum Vorschein kamen,
war man von dem Zusammenhang schon lange überzeugt.
»Hanoemän«, so schreibt Groneman, »ließ mich natürlich an die Legende von Räm a den
ken und durch Vergleich einiger Gruppen der Bildreihen, worin er mehrmals vorkam,
m it einigen Episoden aus dem javanischen Ram a, die Überzeugung gewinnen, daß ich
hier dieselbe Legende, in Stein gehauen, vor mir hatte«56.
W ohl war die Quelle, die der A rzt zur Verfügung hatte (eine Neubearbeitung eines a lt
javanischen Räm äyana aus dem 18. Jahrhundert), nicht die allerbeste, und selbst später
verfügte er noch nicht über gute Literatur, doch war die Identifizierung bald über allen
Zweifel erhaben. Allein nicht alle Szenen konnten in dem ursprünglichen Gedicht unter
gebracht werden und andere ließen sich erst nach einiger Vergewaltigung in das indische
Schema zwängen.
Auch V an Stein Callenfels glückte es noch nicht, alles in Ordnung zu bringen, als er für
einen kleinen Führer eine Erklärung der Reliefs verfaßte, der vom Oudheidkundigen
Dienst herausgegeben wurde. Auch er m ußte noch oft seine Zuflucht zu Vermutungen
nehmen, obwohl der apodiktische Stil eines Führers dies nicht immer ahnen läßt57.
1921 gelang es Vogel, für das erste der Reliefs an diesem Tempel eine befriedigendere E r
klärung zu geben, indem er von der Voraussetzung ausging, daß vielleicht ein anderer
T ext als der von Välm ikis Räm äyana den Darstellungen zugrunde gelegen haben könnte.
Einen solchen T ext zu finden glückte ihm aber nicht, und er warf schließlich die Frage
auf, ob die hindu-javanischen Bildhauer wohl überhaupt nach einem bestimmten T ext
gearbeitet hätten58.
Diese Frage stellte sich auch V an Stein Callenfels, als er ein anderes Relief der Serie einer
näheren Untersuchung unterzog und glaubte sie verneinen zu müssen. Doch ließ er es
dahingestellt sein, ob solch eine mündliche Überlieferung für die javanischen Bildhauer
denn doch nicht aufgezeichnet sein sollte59.
Trotzdem blieb aber noch vieles unerklärt, und es tauchten, je mehr man sich in die Sache
vertiefte, immer wieder neue Schwierigkeiten auf, so daß Krom in der neuen Ausgabe
seiner »Inleiding tot de Hindoe-Javaansche Kunst« die Reliefserie noch nicht in jeder
Hinsicht für befriedigend erklärt hält, obwohl ihre Bedeutung feststeht60.
Gerade diese kleinen, unangenehmen und widerspenstigen Abweichungen von dem Sans
kritepos in Verbindung m it der Tatsache, daß wohl auf jedem Gebiet solche kleinen A b
weichungen verkommen und die Herkunft der Hindus auf J ava noch immer nicht genau
bekannt ist, ließen die Frage bei mir entstehen, ob das Suchen nach einem T ext wohl
zweckmäßig sei.
Die eigenartige Erscheinung, daß so gut wie niemals die bekannten epischen oder pu-
ränischen System e Indiens für das alte J ava zutreffen und bis in die kleinsten Feinheiten
zu stimmen scheinen, läßt annehmen, daß vielleicht ein ganz anderes religiöses System
auf J av a zur Anwendimg kam, das sich in Architektur und Ikonographie widerspie
gelt. O ft werden solche Abweichungen als Entstellungen und mißverstandene T ex t
stellen erklärt. Doch halte man es mir vorläufig zugute, daß ich das niemals glauben
konnte. Ganz bestim mt nicht für eine so durch und durch hinduistische Periode wie die,
aus der die Tem pel M ittel-Javas stammen.
W ie haben wir uns außerdem vorzustellen, auf welche Weise die Bildhauer zu W erke
gingen? Tun wir gut, anzunehmen, daß die Künstler nach einem bestimmten Gedicht
gearbeitet haben, weil der Inhalt einiger Darstellungen hiermit übereinstimmt? Kann
man das als Fingerzeig dafür auffassen? Oder für etwas anderes?
Grünwedel sagt in seinem »Alt-Kutscha«, wie er über die Malereien in den Höhlen von
Turfän spricht: »Es ist im Rorukävadäna (Divy. 547) erzählt, wie die Maler des Königs
Bim bisära sich vergeblich bemühen, Buddha zu zeichnen und zu malen. Buddha selbst
wirft seinen Schatten auf die Leinwand, so gewinnen die Maler (citräkara) die Konturen,
die sie dann mit Farben ausfüllen (rangaih pürayanti). Genau nach diesem Muster arbei
teten die Maler in den Höhlen61«. E r fährt fort, zu berichten, wie die Maler dabei Scha
blonen gebrauchten, die man auch gefunden hat und die heute noch in Tibet verwendet
werden. Ferner sagt er:
»Es ist mir sogar wahrscheinlich, daß die auf die W ände notierten, die einzelnen Figuren
bezeichnenden Buchstaben auch die Bezeichnungen der bezüglichen Patronen sind62«.
Dieser Satz läßt uns sofort an das Vorkommen kurzer Bezeichnungen an javanischen
Bauwerken denken, an solchen Stellen, wo entweder eine Reliefdarstellung angebracht
werden m ußte (Prambanan) oder schon angebracht war, aber vor der Vollendung wieder
zugeschüttet wurde (Barabudur)63.
E s erschien mir als annehmbare Verm utung vorauszusetzen, daß hier in der T at eben
solche Schablonen gemeint sind, welche Annahme überdies den Vorteil bieten kann,
einige auffallende Eigentümlichkeiten zu erklären, die sonst auf ziemlich gesuchte Weise
ihre Erklärung finden müßten64.
Wollen wir diese Darstellung der Dinge annehmen, so wird die Beziehung zwischen einem
bestimmten T ext und einem R elief desselben Inhalts sehr viel lockerer. W ir sollten dann
selbst alle Abweichungen dadurch erklären können, daß wir sie von der Anwendung ver
schiedener Schablonen ableiten, die nicht zu demselben Satz gehören.
Aber dadurch wird die Schwierigkeit nicht beseitigt, sondern nur verschoben. Denn auf
welche T exte gehen denn diese Schablonen wieder zurück ?
Eine gewisse Beweglichkeit hat die Sache nun wohl bekommen, aber wir können uns
doch nicht gut vorstellen, daß ein Relief nicht in Übereinstimmung sein sollte m it der
zu seiner Zeit geltenden Sage. W ir müssen also doch wieder zu den Texten zurückkehren.
Wir müssen nach solchen suchen und können dabei gerade durch die Abweichungen große
Unterstützung haben; ist es doch eine viel weniger zeitraubende Aufgabe, nach derselben
Abweichung als nach derselben Übereinstimmung zu suchen. Als Basis unserer Unter
suchung wählen wir die Fassung von Välm ikis Epos, die von Jacobi sehr ausführlich
exzerpiert wurde. A u f diese Inhaltsangabe muß ich fortdauernd verweisen, da meine
eigene, oben angeführte natürlich nicht genügen kann. Es sei ferne zu behaupten, daß
dieser Auszug das Original einigermaßen ersetzen kann, aber die Tatsache, daß Jacobis
W erk jedem zugänglich ist, ließ mich diese W ahl treffen.
Doch selbst diese Inhaltsangabe ist für unseren Zweck nicht ausführlich genug, da die
Abweichungen nicht immer die großen, sondern sehr häufig die kleinen Dinge betreffen.
Größere Aufm erksamkeit werden wir auch den Tatsachen zuwenden müssen, die im sieb
ten Buch enthalten sind, da der Sagenzyklus von R ävana und Hanumat unser beson
deres Interesse erfordert. Trotzdem können wir eine so ausführliche Inhaltswiedergabe,
wie wir sie wohl wünschen möchten, unmöglich in den Rahmen dieser Studie aufnehmen,
da wir sonst in reine Übersetzung verfallen müßten.
Eine zweite F rag e: Haben wir Grund zu glauben, daß schon in Indien bedeutende A b
weichungen vorkamen ?
Die Antw ort glaube ich bald geben zu können.
Zu einem Vergleich kommt zuerst das R äm opäkhyäna aus dem M ahäbhärata in Frage.
Es ist dies die Räma-Sage, die von M ärkandeya zum Trost für den Raub von Draupad!,
der Gemahlin der fünf Pändavas, Yudhisthira erzählt wird, eine Geschichte, die wir im
dritten Buch finden65. In nicht weniger als achtzehn Kapiteln werden die Begebnisse von
Räm as Geburt bis zu seiner Rückkehr als Sieger über R ävana ziemlich ausführlich ge
schildert. Mit einem größeren Inhalt also, als was Jacobi als das älteste Räm äyana be
zeichnet, befaßt sich diese Erzählung doch nicht mit den Ereignissen nach der Rückkehr
Räm as und ebensowenig mit den eingefügten Berichten der Bücher I und V II.
Bemerkenswert ist es aber, daß am Anfang sehr ausführlich über Rävanas Abstamm ung
und über seine Geschichte berichtet wird, während die Herkunft und Jugendgeschichte
Räm as sehr kurz behandelt wird. Wenn wir der Genealogie Rävanas nachgehen, sehen
wir, daß hier von der Lesart des Räm äyana abgewichen ist66. Zudem finden wir nichts
von Räm as Zug nach Mithilä und wie er dort seine Braut gewinnt, indem er Qivas Bogen
spannt. Die Eigentümlichkeiten aus Rävanas Vorgeschichte, seine und seiner Brüder As
kese, weichen ebensosehr ab. Jacobi zählt einige der Abweichungen dieses Gedichtes
auf, die zum großen Teil auf Wiederholungen und Verwechslungen zurückgehen sollen
und kommt zu dem Schluß, daß das Räm opäkhyäna eine »flüchtige Nachdichtung« des
Epos ist.Die Abweichungen, die er nicht m itteilt und wozu z. B . die von mir angeführten gehören,
versucht er m it dem Satze zu erklären: »Andere Veränderungen mögen von der Phan
tasie des Dichters eingegeben sein«67.
Dies bekräftigt er dadurch, daß er auf phantastische Angaben von eingeborenen Zeugen
bei Rechtssitzungen hin weist. Meines Erachtens bringt Jacobi hier zwei Dinge durch
einander, die getrennt gehalten werden müssen. Das Ablegen einer Zeugenaussage vor
einem Gerichtshof ist etwas, wobei auch im Westen der tatsächliche Hergang ebensooft
anders beobachtet wird, als Zeugen daran teilnehmen. Dabei von vorsätzlichen Lügen
sprechen zu wollen, verbietet uns das Resultat psychologischer Untersuchungen über
Zeugenverhöre.
Die Überlieferung eines hochheiligen Gedichtes kann aber in keiner Weise damit auf
gleiche Stufe gestellt werden. Solche Auffassung würde dem indischen Dichter eine In
dividualität zuerkennen, die er erst unter dem Einfluß westlicher K u ltu r erhält. Zudem
erscheint es mir, abgesehen davon, wohl etwas zu viel behauptet, wenn man genealogische
Abweichungen der Phantasie eines Dichters zuschreiben will. W ohl wird ein Name mehr
oder weniger in dem Geschlechtsregister einer übrigens so bekannten Persönlichkeit
wie Räm a auf Ungenauigkeit oder Nachlässigkeit beruhen können, aber hier finden wir
die Tatsache, daß Rävanas eigene M utter im Räm äyana eine andere Person ist wie im
Räm opäkhyäna. Auch scheint er da nur ein Halbbruder der meisten seiner echten B rü
der aus dem Räm äyana zu sein. Eine derartige Abweichung ohne weiteres der Phantasie
eines Dichters zuzuschreiben, dessen Absicht es nach Jacobi gewesen sein soll, Välm ikis
Gedicht in das enzyklopädische M ahäbhärata aufzunehmen, geht doch nicht an.
Und noch weniger kann ich mich für diese Phantasie erwärmen, wenn ich sehe, daß der
selbe abweichende M uttemam e im Lingapuräna vorkom m t68. Diese Tatsache, zusammen
mit dem Fehlen der Gattenwahl (svayam vara), der aufsässigen Gestalt der Mantharä-
Dundubh!69, neben den übrigen, weniger ins Auge springenden Abweichungen könnten
mich dazu bringen, an Jacobis Annahme zu zweifeln.
So wichtig auch das Vorkommen von Versen aus dem Räm äyana in dem Räm opäkhyäna
scheinen mag, wird es doch gut sein, nicht zu großen W ert darauf zu legen. Die beiden
Verse aus dem Uttarakända können doch sehr wohl in späterer Zeit eingefügt sein, so daß
auch der von Jacobi hieraus gefolgerte Schluß bezüglich des Alters des Räm opäkhyäna
einigermaßen ins W anken kommt. W ir sollten im Gegenteil darauf aufmerksam werden,
daß das Vorkommen dieser Verse in schreiendem Widerspruch zu den vielen Abweichun
gen steht und uns fragen, was den Dichter bewogen haben kann, auf der einen Seite sich
so eng an das Original zu halten, daß er daraus wörtlich Verse übernahm, und auf
der anderen sich so unangenehme Freiheiten zu gestatten, wie sie in den Abweichungen
zum Ausdruck kommen? Dies alles sind Gründe genug, in dem R äm opäkhyäna eine B e
arbeitung der Räm a-Sage zu sehen, die von Välm ikis Epos unabhängig ist und vielleicht
auf eine mündlich überlieferte Fassung der Erzählung zurückgeht, die Välm iki nicht
kannte und die an verschiedenen Punkten von seinem Epos abwich.
Es wird klar, daß dieser Schluß für unseren Zweck von Bedeutung ist, wenn wir beden
ken, daß unsere indonesischen Räma-Legenden ebenso viele Musterkarten von scheinbar
willkürlichsten Abweichungen aufweisen, die man sich nur dadurch erklären kann, daß
man sie dem Mangel an Genauigkeit und W ahrheitsliebe der Indonesier zuschreibt. Sie
waren vollständig für die Varianten verantwortlich7°. Und dieses »Nichtbegreifen« ist in
dem vergleichenden Studium von Hindu und Hindu-Javanen ein Zauberwort, womit
zahllose Schwierigkeiten vertuscht werden können.
Hier finde ich nun typische Abweichungen auf vorderindischem Boden und in klassischer
Zeit, wodurch ich angespornt werde, weiter nachzuforschen, in der Hoffnung, auch
einmal die Varianten anzutreffen, die bis je tzt für Alleinbesitz der Indonesier gehalten
werden.
Argwöhnisch geworden, schlage ich die Puränas auf.
Und gleich treffe ich Verschiedenes an. Denn das Lingapuräna gibt in seiner Rävana-
Genealogie gleichsam die Synthese von Räm äyana und Mahäbhärata. Zudem werden im
weiteren Verlauf der Sage einige Dinge anders erzählt.
W ährend in dem Epos der Gott des Meeres, das Räm a noch von Lankä trennt, von dem
Helden durch Auflegen eines Brahm anpfeiles71 gezwungen wird, zu erscheinen, während
im Mahäbhärata dasselbe Ereignis durch dharna(soviel wie Hungerstreik)72 hervorgerufen
wird, geschieht es im B hägavatapuräna schon dadurch, daß Räm a seinen Blick auf die
Wasserfläche richtet73. B ei Välm iki ist es Laksmana, der die brutale Qürpanakhä ver
stüm m elt74, in demselben Puräna ist es Räm a selbst75.
Aber müssen wir hierbei nicht der Tatsache Rechnung tragen, daß Räm a inzwischen
einer Verehrung teilhaftig geworden ist, die sich in verschiedenen Punkten nicht ver
einigen läßt mit der tatenlosen, ja noch weniger schönen Rolle, die der Held im Epos zu
spielen hat, und muß man diese Tatsache nicht als hauptsächlichsten Grund ansehen für
Abweichungen, wie z. B . die letztgenannte?
Sicher ist dies für die spätere Literatur der F all; doch um wieder zu dem älteren Räm o
päkhyäna zurückzukehren: dort sehen wir, wie Räm a seinen Hauptgegner, Rävana, mit
seinem Brahm anpfeil buchstäblich verbrennt, so daß von ihm, seinem Wagen und sei
nem Gespann nichts übrig bleibt76, während wir bei V älm iki lesen, daß er ihn ins Herz
schießt und sein Leichnam beweint wird77; weiter erfahren wir, daß aus R ävanas Körper
zuerst ganze Heere von räksasas hervorgehen und der Riese dann zahllose Räm as und
Laksmanas hervorbringt, um seine Gegner in Verwirrung zu bringen, wovon das Epos
gar nichts w eiß78; wenn wir nun vollends die Geschichte vom Guhyaka und dem W asser
lesen, das Unsichtbares sichtbar m acht79, dann kann ich meine Nachforschungen getrost
bis zu dem Zeitpunkt aufschieben, wo wir über eine Übersicht der Abweichungen in den
indonesischen Legenden verfügen. Dann müssen wir auch darauf achten, daß diese viel
leicht auf ein Vorbild zurückgehen, das unter den Hindus geläufig und vielleicht sogar
populär war.
Auch das Dram a kann uns von dieser Ansicht nicht abbringen. Doch müssen wir hier
wieder andere Ursachen berücksichtigen, durch welche die Erzählung eine Veränderung
erfährt. Diese Ursachen liegen hauptsächlich in technischen Gründen. So geben ver
schiedene Male Luftgeister und manchmal sogar Götter einige nicht darstellbare Szenen
in Rede und Gegenrede wieder80, ungefähr in derselben Art, wie wir es von »Vosmeer dem
Spion« in Vondels Gijsbrecht van Aemstel hören. In dem Fall ist es klar, daß wir diesen
hochgestellten Personen keine allzu große-Rolle zuzuweisen haben, um so mehr, wenn
wir bedenken, daß einige Szenen gemäß den Regeln nicht aufgeführt werden durften und
z. B . Käm pfe soviel wie möglich hinter den Kulissen ausgefochten werden mußten.
Wenn wir aber in verschiedenen Dramen hartnäckig einen Boten Rävanas bei Sitäs G at
tenwahl oder den König in eigener Person erscheinen sehen, um sich mitzubewerben,
haben wir keine begründete Ursache, zu glauben, daß dies nur geschieht, um den drama
tischen K noten zu schürzen.
Der zaubermächtige Charakter Rävanas wird nicht allein in den Dramen besonders be
tont, wo sich der König in seinen Gegner verwandelt, um sich, mit seinen eigenen zehn
Köpfen in der Hand, Sitä zu nähern, sondern auch, wie schon oben gezeigt, in dem Rämo-
päkhyäna; ein Beweis, daß die Bühnenbearbeitung durch den Dramaturgen keinen An
teil daran h a t81.
Ebensowenig scheint mir die Gestalt Susenas, des Arztes von R ävana, der im Schlaf fort-
gebrâcht wird, Laksm ana zu heilen, ganz aus der Lu ft gegriffen, um so mehr, als ein Affe
dieses Namens im Räm äyana dieselbe Rolle spielt82.
W eiter lesen wir, daß Angada nach der Rückkehr in A yodhyä gegen R äm a Feindselig
keiten plant, die m it knapper N ot durch die Zusage der Götter unterdrückt werden, daß
Angadas V ater in einer späteren Existenz Räm a töten soll, der dann Krsna sein wird83;
es bedarf keines Beweises, daß hier ein Rest einer älteren Geschichte verborgen liegt.
Angadas Zorn läßt sich allerdings sehr gut aus der Tatsache erklären, daß sein Vater,
Välin, widerrechtlich von Räm a getötet wurde. Und dies war nun gerade etwas, was V äl
miki nicht in den Kram paßte.
Ebensowenig können wir das Verhältnis von Paraguräma zu Qiva, wovon in dem Epos
nichts erwähnt wird, ausschließlich Bhavabhütis willkürlichem Eingreifen zuschreiben84.
Auch die Unterbrechung des Kam pfes zwischen den beiden Räm as und das Einander-
auflauern nach dem Vollbringen des käncana mocana (eine der Hochzeitzeremonien) dür
fen wir nicht vernachlässigen85, ebensowenig das verfrühte Auftreten Vibhisanas, der sich
schon Sugriva angeschlossen hat, bevor Räm a diesen Affenfürsten getroffen h a t86.
Im Dram a ist der Streit zwischen den beiden Affenfürsten ganz fortgefallen; es wird nur
von einem Kam pf zwischen R äm a und Välin gesprochen, der Folge einer Verabredung
zwischen Välin und M älyavat, Rävanas G roßvater von mütterlicher Seite87.
Deutlich ist die Hand des Dichters dagegen in den letzten Geschehnissen von B havabhütis
Uttararäm acarita, ausgenommen vielleicht Sitäs Selbstmordversuch, zu erkennen88.
Mithin liefert uns schon ein flüchtiges Durchblättem des indischen Stoffes Abweichungen
genug, um vorläufig die Ansicht zu bestätigen, daß nicht ausschließlich V älmlkis Gedicht
für j eden und zu allen Zeiten gültig w a r; es m ußten vielmehr Fassungen bestanden haben,
die das Vertrauen so sehr genossen, daß sie dem W erk der Dramaturgen als Grundlage
dienen konnten. W ir können wohl nicht annehmen, daß diese Dichter den so heiligen
Stoff auf eigene Faust verändert hätten und von der Fassung Välm ikis abgewichen wä
ren, wenn diese, wie man glauben machen möchte, Gemeingut gewesen wäre.
Richten wir unseren Blick nun nach Indonesien, in der Überzeugung, daß wir früher oder
später einen Anhaltspunkt finden werden.
Es ist nicht leicht, eine bestimmte Räma-Legende aus der Fülle der javanischen und ma-
layischen Literatur als Basis für unseren Vergleich zu wählen.
W ir könnten uns versucht fühlen, das alt-javanische Räm äyana K akaw in zu nehmen, da
es schon im n . bis 12. Jahrhundert verfaßt sein muß, doch müssen wir aus verschiedenen
Gründen von dieser W ahl absehen90. Erstens sind in diesem W erk die Abweichungen
nicht sehr zahlreich und in jedem Fall nicht bedeutend, zweitens ist es nicht vollständig
genug. Schließlich wird uns bald klar sein, daß es allerwenigst als eine für Indonesien re
präsentative Räma-Legende betrachtet werden kann89.
Jasa di Puras Sërat Rama. in dem sogenannten kleinen T akt (tëmbang m atjapat), das
man als eine Bearbeitung des alt-javanischen Räm äyana im N eu-Javanischen bezeich
nen kann, mag ebensowenig als Musterbeispiel gelten, obwohl es neben vielen wörtlichen
Übereinstimmungen mit dem kakawin, dem alt-javanischen Räm äyana, auch Abwei
chungen bietet91.
Die javanischen Sërat Kandas haben die Räma-Legende wieder zu sehr mit historischem
Stoff aus anderen Erzählungen verwoben93, während umgekehrt die damit zusammen
hängenden lakons92 und episodischen Dichtungen94 zu unvollständig sind.
Das W erk Ram a Këling sollte von allen javanischen Versionen noch am ersten in B e
tracht kommen95, aber das Gedicht wird an Ausführlichkeit noch durch die eng damit
zusammenhängenden hikajats Sëri R am a übertroffen, die überdies den V orteil besitzen,
in einer Textausgabe jedem zugänglich zu sein.
Ich werde deshalb nun eine ausführliche Paraphrase über diese hikajats folgen lassen,
zusammengestellt aus den beiden existierenden Ausgaben: der ersten von 1843 von Roor-
da V an E ysinga96 und der von 1917 von Shellabear97. So können wir die Erzählungen,
welche die eine Ausgabe nicht enthält, aus der anderen ergänzen, wobei wir im folgenden
die erste Ausgabe R und die Zweite S nennen wollen. Das Ganze kann dann noch ver
vollständigt werden durch Einzelheiten aus unedierten Handschriften, soweit sie für uns
zugänglich sind98.
Ich beginne gleich m it der Geschichte Rävanas, die in S enthalten ist, in R dagegen
nicht99.
S i Maharadja Rawana100, m it seinen zehn Köpfen und zwanzig Armen, wurde (von
seinem Vater) auf einem Schiff104 n ach B ukit Sërandib102 gesandt, weil ersieh übel
aufführte101. Sein V ater war T jitra B aha und seine M utter Raksa Pandi, die Toch
ter von D ati K aw atja103. A u f Sërandib angekommen, übte er Askese, indem er
sich mit dem K opf nach unten an einen Baum hing105.
2 Als Adam einstmals auf Erden weilt, sieht er ihn so hängen und wird von dem
Asketen gebeten, bei Allah106 Fürsprache für ihn zu tun, daß er vier Königreiche
3 eins auf der Erde, eins im Geisterreich107, eins in der Erde und eins im Meer. Als
Rawana gelobt, immer in Rechtschaffenheit leben zu wollen, wird ihm diese B itte
gewährt und er erhält die vier Reiche. D a seine Askese von gutem E rfolg ge
krönt ist, verheiratet er sich. Erst schließt er eine Ehe mit der Prinzessin aus dem
Geisterreiche, N ilaU tam a108, die ihm im Lauf der Zeit einen Sohn, IndëraD jata109,
schenkt. Dieser Prinz hat drei Köpfe und sechs Arme und wird im Alter von zwölf
4 Jahren zum König des Geisterreiches gemacht. Dann heiratet Rawana die Für
stin der Erde, Putëri Përtiwi Dewi, die ihm ebenfalls einen Sohn schenkt, Pa-
tala Mahirajan genannt110. Auch dieser wird mit zwölf Jahren König, und zwar
in der Erde. Eine dritte Ehe wird geschlossen mit der Königin des Meeres, Gangga
Mahadewi. Der Sohn aus dieser Ehe, Gangga Mahasuri111, wird mit zwölf Jahren
König des Meeres.
So war Maharadja Rawana Herr über alle Welten, vom Osten bis zum Westen.
Es gab aber vier Reiche, die seiner Herrschaft nicht unterworfen waren. Das erste
war Indëra Puri, das zweite Biruhasja Purwa, das dritte Lagur K atagin a112 und
das vierte Ispaha Boga113. Doch außer diesen war alles auf und in der Erde, im
Meer und in der Luft dem Könige der rëksasas = Sanskrit: räksasa (Dämon, Riese
usw.) untertan, der auf B ukit Sërandib eine prächtige Residenz erbauen ließ: (S 4)
Langka Puri.
In Indëra Puri, dem ersten der unabhängigen Reiche, nämlich dem von Rawanas 5
V ater, starb sieben Jahre nach Rawanas Verbannung dessen G roßvater Bërma
Radja. Sein ältester Sohn, Badanul, war sein Nachfolger. Doch auch dieser starb
und nun kam T jitra Baha auf den Thron von Indëra Puri. Seine drei Kinder, spä- 6
ter berühmt durch die große Rolle, die sie in der Sage spielen werden, sind außer
dem uns bereits bekannten R aw an a: K um ba Kërna, der nichts lieber ta t als in 7
einer großen Berggrotte zu schlafen und große Ähnlichkeit mit seinem nenek
(Vorfahr) D ati K aw atja hatte; dann Bibu Sanam, der eine Tochter von N aran115
heiratete und König über Mandara Puri wurde; endlich eine Tochter, Sura Pan-
daki, die sich m it Bërga Singa114 vermählte.
Als nun auch T jitra B aha starb, wurde Djam a Mëntëri zum König gewählt, der
aber freiwillig auf den Thron verzichtete. An seine Stelle tritt N aran; er regiert 8
drei Jahre, dann folgt ihm Mëntëri Sjaksja nach.
In Biruhasja Purwa regiert Maharadja Balikas, dessen Oheim D ati K aw atja von 9
T jitra B aha getötet wurde. (Balikas M utter war eine Schwester von D ati K aw atja
und heiratete einen rëksasa-Fürsten, D ati Përdjangga.) Wegen dieses Mordes über 10
T jitra B aha sehr erzürnt, sinnt er auf Rache und sendet auf den R a t eines seiner 11
hulubalangs (soviel wie Heeresführer) einen Spion nach Indëra Puri, um dort die
Stärke seines Gegners auskundschaf ten zu lassen. D er Spion zieht mit einem gan- 12
zen Heer von rëksasas aus. N ach viermonatlichem Marsch läßt er dann einen Teil 13
seines Gefolges zurück, wiederholt dies nochmals und erreicht endlich die S ta d t;
fünf Tage braucht er, um vom Rande derselben zur Mitte zu kommen. E r mengt
sich im Palast unter die fakir-miskin (Geistlichen und Armen). Eines guten Tages 14
g lückt es ihm sogar, in die Nähe des Fürsten zu kommen, und er sieht zu seiner gro
ßen Enttäuschung, daß Mëntëri Sjaksja wohl zehnmal mächtiger ist als Maharadja
Balikas. Doch so ohne weiteres will er die Stadt nicht verlassen. Heimlich leckt 15
er die Fußspuren der zahlreichen mëntëri (Minister) und hulubalangs ab, wodurch
diese ihre Lebenskräfte verlieren, schreibt einen Brief an Sjaksja, worin er hiervon 16
Meldung m acht, und begibt sich auf den Heimweg116. 17
Der Fürst liest den B rief und ist aufs höchste erstaunt über die Zaubermacht des
Spions. E r entbietet schleunigst zwei Heilige zu sich, welche die Totgeglaubten
mittels eines weißen Trankes wieder ins Leben zurückrufen.
Eine Ratsversammlung wird einberufen, zu der auch die Brüder des Königs er
scheinen. Man beschließt, dem Spion ein Heer nachzusenden, um ihn einzuholen. 18
Aber der listige Bösewicht wiederholt sein Kunststück mit dem Ablecken der Fuß-
S 19 spuren, und zwar mit Erfolg. N ur einige entkommen dem Tode dadurch, daß sie
20 ihre Spuren hinter sich verwischen; doch auch dies vermag ihnen nicht zu helfen,
da sie von den zurückgebliebenen rëksasas niedergemacht und geköpft werden.
21 Die abgeschnittenen Köpfe werden zu Balikas mitgenommen117. Dafür große B e
lohnungen von seiten Balikas, während Mëntëri Sjaksja tief empört darüber ist.
22 Diese Schmach kann er unmöglich ungestraft lassen, und erbeschließt, ein mäch
tiges Heer gegen Balikas auszusenden. Dazu werden alle befreundeten Fürsten wie
K um ba K ëm a, B ibu Sanam und andere aufgeboten, und in kürzester Zeit rückt
eine ungeheure Heeresmacht nach B iruhasja Purwa ab.
23-34 Zahllose Scharmützel, Zweikämpfe der Anführer und Feldschlachten folgen, aber
Sjaksjas Heer gelingt es trotz der größten Mühe nicht, in B alikas Stadt einzu-
dringen.
35 Inzwischen ist Rawana aus dem Meere zurückgekommen, um die Regierung in
Langka Puri zu übernehmen. B ei seiner Ankunft fragt er nach seinem V ater, T jitra
B aha von Indëra Puri und nach seinem Großvater, Bërm a R adja. E r erfährt von
den Thronwechseln in Indëra Puri und von dem Kriege, der im Gange ist. Diesen
Streit will er um jeden Preis schlichten.
36-51 In Begleitung seiner Söhne begibt er sich zu Sjaksja; seine Söhne gehen danach
als Unterhändler zu Balikas. N ach vielen Besprechungen und Verhandlungen
scheinen schließlich keine ernstlichen Hinderungsgründe mehr vorzuliegen, wor
auf alle, zusammen mit dem ehemaligen Feind Balikas, den kandaraän (Fahr
zeug)118 von Indëra Dj ata besteigen, um in Indëra Puri festlich die Beilegung des
Streites zu feiern. #
Nach einem zehntägigen Freudenfest kehren Balikas, Rawana und die Seinen zu
rück, und Friede und Ruhe ist wieder hergestellt.
R 2 Dasarata, König von Ispaha Boga, dem vierten der von Rawana unabhängigen
Reiche, Sohn des D asarata T j akrawati, Sohn des Dasarata Raman, Sohn des Da-
! sarata, Sohn des N abi Adam 119, beabsichtigt eine neue Stadt zu gründen und sucht
dafür einen geeigneten Ort. Sein përdana mëntëri, (erst er Minist er), Puspa D ja ja
' Kram a (Bikrama), zieht m it einem Heere aus, um nach den Regeln der Kunst
einen solchen Platz zu finden120. Schließlich entdeckt er diesen auf einem Hügel,
schlägt den darauf grünenden W ald um und sendet darüber Bericht an seinen K ö
nig; doch ist er sehr erstaunt, als ein Gebüsch »grüne Bambus« sich nicht ausroden
3 läßt. D er König kommt darauf selbst an einem günstigen Tage, um sich m it eige
nen Augen davon zu überzeugen, daß alle Versuche, den Bambus zu beseitigen,
vergeblich sind. Erzürnt steigt er von seinem Staatselefanten mit den vier Rüs-
sein (S 52) herab und nimmt das Beil zur Hand. Doch da sieht er durch eine Fü- (R 3)
gung der Götter, daß in dem Bambus eine schöne Frau auf einem Throne sitzt, in
großem Schmuck, mit einem Gesicht, so schön wie ein Vollmond, und einer K ör
perfarbe, dem reinsten Golde gleich121. Eilig macht er sein Lendentuch los, wickelt
sie darein und führt sie auf seinem Elefanten m it nach Hause. V ierzig Tage und
Nächte feiert man ein Fest, die köstlichsten Speisen werden aufgetragen und man
hört die herrlichste Musik. In einem günstigen Augenblick legt der König seinen
großen Schmuck an, faßt die Hände von Mandu Dewi, denn so heißt die Gefun
dene, und besteigt m it ihr den fürstlichen Tragesessel von siebzehn Stockwerken,
gefolgt von allen Prinzessinnen und Palastdienerinnen. Nun geht es in feierlichem 4
Zuge siebenmal rund um Ispaha B oga122. Doch kaum ist die siebente Runde be
gonnen, dabricht der Tragsessel! Eine gundik (Nebenfrau des Königs), B alia Dari,
eilt zu Hilfe und hält m it ihrem Arm, der unter der Last der Sänfte bricht,
diese in ihrem Fall auf und verhütet so, daß dem König und der Prinzessin ein
U nglück zustößt. Durch diese T at dankbar gestimmt, verspricht ihr Dasarata fei
erlich, falls sie ein Kind von ihm bekommen sollte, sei es Sohn oder Tochter, dieses
zum Regenten oder zur Regentin in seinem Lande zu machen.
Nun wird die neue Stadt gebaut und erhält den Nam en: Mandura Pura Nëgara.
Der König bezieht mit seinem Hof den neuen Palast und das Leben nimmt seinen
gewohnten Gang123.
Als Maharadja Dasarata nach Jahren noch kinderlos ist, versucht er, sich durch
den R a t eines heiligen Mannes von dieser schlimmsten aller Sorgen zu befreien.
Nachdem man die W ahrsagebücher befragt hat, lautet dieser R at: »Opfere drei
Tage m itten auf dem Felde.«
In Begleitung von tausend Schülern fliegt der Heilige durch die L u ft nach der 5
Residenz Mandura Pura und nimmt dort ein feierliches Opfer vor, nachdem er
festlich eingeholt worden ist. Der Opferreis wird in sechs Klöße eingeteilt, wovon
man drei Mandu Dari und drei B alia Dari gibt. Doch siehe, eine Krähe, eigent
lich ein Vorfahre von Maharadja Rawana, kom m t angeflogen und raubt einen der
für B alia Dari bestimmten Klöße. W ütend verflucht der Heilige die Krähe und 6
sagt, daß sie durch die Hand von Mandu Daris Sohn sterben wird, daß ferner der,
welcher diesen Reis essen wird, eine Tochter bekommt, die denselben Sohn hei
ratet. D a fliegt der Vogel eilig nach Langka Puri und erzählt Rawana seine Erleb
nisse, worauf dieser den Reis ißt.
A ls das Opfer vorüber und der Reis verteilt ist, gibt D asarata dem Heiligen die
gebräuchlichen Geschenke, Gold und Silber und edelsteingefüllte Schalen. D a
nach geht jeder wohlgemut seines Weges.
Eines Tages begibt sich der Fürst auf die Jagd und sieht ein kidjang (Muntjak-
(R 6) Hirsch), das ihn zu seiner Verwunderung anredet und ihm den guten R at gibt,
das Jagen in diesem W alde seinem Sohne zu überlassen.
7 Eine zweite Begegnung hat er mit einem alten Heiligen, der bereits fünfhundert
Jahre Askese übte und auf einem tjëm paka-Baum saß. Bërm a Dewa ist sein N a
me. A u f die Frage des Königs, ob er wohl jemals Nachkommen haben würde, pro
phezeit e r : »Wenn Dasarata tausend Elefanten im W alde getötet haben wird, wird
D asarata vier Söhne und eine Tochter erhalten.«
Sofort beginnt der König die Voraussetzung dieser Prophezeiung zu erfüllen, und
nach einiger Zeit glückt es ihm in der T at, neunhundertneunundneunzig Elefanten
zu erlegen. Dann hört er - es war Schwarzmond - zu seiner Freude das Geräusch
eines trinkenden Elefanten, dem tausendsten. E r schießt, doch trifft er mit seinem
Pfeil den Sohn eines Brahmanen, der für seinen blinden V ater, Bëgawan Bikram a
Dewa, Nahrung sucht. Der Jüngling fiel, ebenso durch die Dunkelheit getäuscht,
in das Meer und D asarata hatte das Geräusch mißverstanden.
Als D asarata den V ater gefunden hat, flucht ihm dieser und weissagt, daß er sei
nen Sohn niemals in Glück sehen und daß dieser den gleichen Tod sterben solle.
Ungestört setzt er seine Askese danach noch dreitausend Jahre fort124.
8 N ach einiger Zeit bekommt Mandu Dari einen Sohn, Sëri Ram a geheißen, dessen
Körperfarbe smaragdgrün125 und dessen Angesicht so schön wie der Vollmond
ist. Noch einen zweiten Sohn gebiert sie, Laksëm ana genannt; Balia Dari bringt
zwei Söhne zur Welt, Bërdana und Tjitradana, darauf noch eine Tochter, K ikuw i
D ewi126. Als Maharadja D asarata einst krank wird und an einem Geschwür in der
Lendengegend leidet, wird sein Leben wiederum durch B alia Dari gerettet, die
das Geschwür aussaugt. Der König erneuert darauf sein Gelübde.
9 Sëri Ram a wächst auf zu dem Ideal eines Königssohnes, erfüllt von Liebe zu sei
nen Untertanen und beschäftigt sich mit Bogenschießen, da er nun einmal nichts
anderes zu tun hat. Eines Tages schießt er einem verwachsenen Kind einen Pfeil
in den Buckel, den er dann von links nach rechts und von hinten nach vom wan
dern läßt. Als das Kind, Trost suchend, zu den tuan putëri (Prinzessinnen) kommt,
wird dort viel Böses über Sëri Ram a gesprochen; auch die zu Hilfe gerufenen mën-
tëris (Minister) äußern allerhand Bedenken gegen den ältesten Sohn Dasaratas
■ und viele sähen lieber den Sohn der Balia Dari auf dem Thron.
io Rawana hört von Mandu D ari und auf welche Weise sie gefunden wurde, befiehlt
sofort, seinen Wagen zu rüsten und begibt sich, als Brahmane verkleidet, auf den
W eg nach Mandura Pura. Dort kommt er vor ein siebenfach geschlossenes Tor,
das sich aber, als er einen Zauberspruch sagt, von selbst öffnet und ihm den Zu
tritt zum Palast gestattet. Mitten im Vorhof setzt er sich nieder und beginnt auf
der Laute zu spielen. Dasarata, der an Mandu Daris Seite schlief, erwacht durch (R i o)
die Musik, und als er zu der Türe geht, sieht er einen Brahmanen, in dem er bald
R aw ana erkennt.
N ach einem kurzen Gespräch gibt der letztere zu erkennen, daß er Mandu Dari
m it sich nehmen will. D asarata m acht erst Einwendungen wegen der Kinder, die
sie ihm schon geschenkt hat, dann verspricht er, sie ihm mitzugeben. Doch seine 11
Gemahlin ist mit diesem Beschluß scheinbar nicht einverstanden, denn sie geht in
ihre Kemenate, schabt dort ihre H aut ab und knetet aus den Abfällen eine Kugel
von der Größe eines Eis. Diese legt sie auf eine goldene Schale und opfert ihr, wor
auf sich die Kugel in einen grünen Frosch verwandelt. Auch dieser wird als Opfer
dargebracht und wird schließlich zu einer schönen Frau, dem Ebenbild von Man
du Dari127. Eilig m acht sich Rawana mit dieser Pseudo-Mandu Dari (die von nun
ab in R Mandu D aki nach daki = H autabfall heißt) aus dem Staube. Doch Dasa
rata, höchst verwundert, seine eigene G attin noch anzutreffen, während er doch
seinen Gast gerade m it ihr Weggehen sah, vergewissert sich erst noch, ob dieser
in der T at das Verlangte erhalten hat und fügt sich dann vorläufig in das Ge
schehene128.
A u f dem Heimweg kommt Rawana zu einem gewissen dewa Zanggi, K i Subrisu 12
geheißen, der auf höchst unehrerbietige Weise, nämlich mit herunterhähgenden
Beinen, sitzen blieb, als der Maharadja vorüberkam. A u f einen dafür erhaltenen
Verweis antwortet er Rawana mit dem Vorwurf, daß er eine verheiratete Frau
begehre. Denn dieser Heilige war nicht der erste beste; er war ein Jünger von
Maha Bisnu. Zweihundert Jahre lang hatte er schon Askese geübt, um drei K in
der in Vogelgestalt zu erhalten, um Bisnu in seinem Kam pfe mit Si R andjak bei
zustehen. Das erste Kind war Gëruda Maha Biru, das zweite Dasampani, das dritte
Tjëntaju. Das erste seiner Kinder flog mit dem Monde weg, die übrigen blieben bei
ihrem V ater129. A ls Raw ana in Langka Puri angekommen ist, gibt er sogleich B e
fehl, vierzig große und tausend kleine Sänften anzufertigen.
D asarata läßt von einer alten Frau Blum en in seinem Garten pflücken und gibt 13
ihr den A uftrag, diese in Rawanas Palast zu bringen, aber kein Geld dafür anzu
nehmen. E r selbst verwandelt sich in ein Kind, das eben sitzen gelernt hat, und
kommt, in dem Blumenkorb der Alten verborgen, in die Nähe der Mandu D aki130.
Als Rawana seine erste Frau, Sëkanda Maja, besucht, nimmt Dasarata seine wirk
liche Gestalt an und schläft bei der Pseudo-Mandu Dari. Durch die L u ft ver- 14
schwindet er dann wieder, ebenso wie er mit der Alten gekommen war.
(R 14) Rawana ordnet nun die Vorbereitungen zur Hochzeit an, die vierzig Tage und
vierzig Nächte dauern soll131. Alle Fürsten werden eingeladen; Fest quf Fest wird
15 gegeben. Endlich ist der T ag angebrochen und der König mit seinen zehn H äup
tern und zwanzig Armen, geschm ückt mit zehn Kronen und einer Menge von R in
gen, die glänzen wie die Sterne am Himmel, mit Ohrringen in seinen zwanzig Ohren,
von Diamanten funkelnd, wird in Begleitung der ebenso schön geschmückten
Mandu D aki auf einem Thronsessel umhergetragen. V ierzig große und tausend
kleine Tragesänften bilden den Festzug; siebenhundert edelsteingeschmückte E h
renschirme und achthundert m it Juwelen verzierte Staatslanzen werden mitge
führt. Siebenmal zieht man so im Kreise umher, womit die Hochzeit vollzogen ist.
Nach einiger Zeit bringt Mandu D aki eine goldglänzende Tochter zur W elt. R a
w ana entbietet sogleich seinen Bruder, Maharadja Bibu Sanam, zu sich, der mit
seinen Schülern (denn er ist ein berühmter Zauberer) nach Langka Puri kommt.
16 Das Horoskop wird gestellt, aber kopfschüttelnd erzählt B ibu Sanam, daß der
jenige, welcher dieses Kind einmal heiraten wird, dessen V ater töten und über die
vier W elten herrschen wird. Rawana ist von dieser Prophezeiung wenig erfreut
und will das Mädchen sofort töten, aber die Mutter schlägt vor, es in ein eisernes
Kistchen132 einzuschließen und es den Wogen des Meeres preiszugeben. So ge
schieht es auch. Die Kleine erhält zum letztenmal die B rust133, wird an ihre enang
17 (Amme) gereicht, die sie wieder Rawana zurückgibt. Dieser händigt das Kind Bibu
Sanam ein, der es in einem innen verkleideten Kistchen ins Meer aussetzt.
Rawanas erste Frau äußert nun den Wunsch, auf der Insel Indëra Puspa Wanam
zu lustwandeln. In Begleitung von dreihundert Dienerinnen besteigt sie den Sing-
hasana und fliegt in einem Augenblick durch die L u ft nach der Insel. Ein Lust
schloß wird gebaut; man vergnügt sich in den Gärten der dewas und indëras, Him
melsbewohner, die man dort antrifft und die Askese üben. Sieben nagas, Drachen,
befinden sich in dem Meer rund um die Insel, um sie zu bewachen. Sie stehen unter
, dem Befehl des Maha Bisnu134. Einst, so erzählen die Bewohner der Insel, kam
Rawana, doch m ußte er aus Furcht vor den Drachen zurückweichen. E r hatte die
Bewohnerinnen der Insel zu Nebenfrauen und Dienerinnen machen wollen. R a
wanas Gemahlin beschließt, hier zu bleiben und sich gleichfalls der Askese zu
widmen. *
18 Inzwischen ist das Kind in dem eisernen Kistchen von Langka Puri zu Maharësi
K a li nach D arwati Purwa getrieben worden. Der Heilige war eines Morgens gerade
dabei, bis zum Nabel im Meer stehend die Sonne zu verehren, als das Kistchen gegen
seine Beine stieß. Nachdem er seine Andacht vollendet hatte, nahm er es m it sich
zu seiner Frau, Manuram Dewi136; zu beider Erstaunen wird das ganze Haus beim (R 18)
Öffnen des Kistchens von Lichtglanz erfüllt und aus den Brüsten der Manuram
Dewi135 fließt Muttermilch. Auch finden sie zwei Juwelen in dem Kistchen (S 62).
Es ist ihnen klar, daß sie von den Göttern zu Pflegeeltern des bildschönen Mäd
chens bestim mt sind, das sich in dem Kistchen befindet. Dann pflanzt Maharësi
K ali vierzig Lontarbäume in einer Reihe, indem er sag t: »Wer diese vierzig Lon-
tarbäume m it e in e m Schuß durchbohren kann, der soll das Mädchen, das Sita
Dewi genannt wird, zur Frau erhalten«137.
Als Sita Dewi zwölf Jahre alt ist, kommen aus allen Gegenden die Fürsten zu 19
Maharësi Kali, um die Probe zu bestehen und dadurch seine Tochter zu gewinnen.
Auch Rawana kommt auf seinem fliegenden Wagen, und es war, als ob der Himmel
einstürzte.
Maharësi K a li verm ißt unter den Fürsten jedoch die Söhne Dasaratas und will
Rawana keine Chancen geben, bevor diese Prinzen eingeladen worden sind.
Auf den R at seiner Frau geht er, um Sëri Ram a und Laksëm ana zu holen und be- 20
gibt sich nach Mandura Pura.
Sëri Ram a und Laksëm ana sollen sich unter Leitung von Bëgawan N ila Purba 21
(Praba) in allen freien Künsten üben und begeben sich auf den W eg zu diesem Hei
ligen. Als die Brahmanen, die sich bei N ila Purba befinden, die beiden Jünglinge
ankommen sehen, denken sie, zwei Engel aus dem Himmel seien herabgekommen,
so strahlen ihre übernatürlichen K räfte aus. Das balai (Empfangspavillon) Nila
Purbas, zu klein für so vornehme Gäste, dehnte sich von selbst zu siebzig ruwang138
aus. Der Lehrer erzählt seinen jugendlichen Schülern von dem allerersten Beginn 22
der Feindseligkeiten zwischen Raw ana und Sëri Ram as Familie; wie sein Groß
vater, D asarata Tjakraw ati, schon gegen ihn zu kämpfen hatte und prophezeite,
daß sein Enkel ihn überwinden sollte139. Dann überträgt er einen Teil seiner Zau
bermacht auf die beiden Prinzen, die sich nun bereit machen, auf dem Berg Gangsa
Indëra eifrig Askese zu üben. V on dem ganzen Heer, mit dem sie gekommen wa- 23
ren, behalten sie nur vierundsiebzig Mann bei sich140.
Unterdessen war dem naga Përtala Sëkanda Dewa, der auf dem Berge B im atj alam
Askese verrichtete, unbekannt, daß Maha Bisnu, B ëtara Dewa und der goldene
Pfau sich in Dasarata inkarniert hatten. Als er nun an die Stelle kam, wo er Maha
Bisnu anzutreffen glaubte, fand er sie leer und begriff nun, daß die Inkarnation
bereits stattgefunden hatte. E r verließ deshalb den Berg und suchte nach Sëri
Rama, der die Inkarnation von Maha Bisnu sein sollte. Alsbald sah er denn auch
auf dem Berge Gangsa Indëra zwei Jünglinge auf Lotusblüten sitzen, die Askese
übten. E r erkannte sie als die Gesuchten und brachte für Sëri Ram a sofort drei
. 24 Zauberpfeile hervor: Gande W ati, Pale W ati und Tjinde W ati. E r empfiehlt ihm
Maharësi Kalis Bogen und gibt ihm dann auch die Keule Maha Bisnus. Mit diesen
mächtigenW affen versehen, kehren Sëri Ram a und Laksëm ana in ihr Land zurück.
2 5 A ls Maharësi K a li in Mandura Pura ankommt und seinen W unsch äußert, Sëri
Ram a und Laksëm ana mitzunehmen, gibt ihm Dasarata, der diese beiden lieber
nicht missen will, an ihrer Stelle Bërdana und Tjitradana mit. Aber K ali läßt sich
nicht täuschen und stellt diese auf die Probe, indem er ihnen die W ahl des Weges
nach Darw ati Purwa überläßt141. D er erste der verfügbaren W ege war siebzehn
Tagereisen lang ujid wurde durch eine rëksasi (weiblicher Dämon), Djagini270 ge
nannt, unsicher gem acht, die so stark war, daß selbst Rawana sie nicht überwin
den konnte. D er zweite W eg war zwanzig Tagereisen lang. W enn man ihn gehen
wollte, mußte man ein großes Rhinozeros töten, das Agai Gandai hieß. Der dritte
W eg dauerte fünfundzwanzig Tage und wurde gefürchtet, weil dort ein weiblicher
Drache, Suranggini, hauste, während auf dem vierten W eg, der vierzig Tagereisen
erforderte, keine Gefahren drohten. Die Prinzen wählen den letzteren, und dieser
Mangel an Abenteuerlust überzeugt K ali, daß er die falschen Prinzen vor sich hat.
2 6 E r kehrt sofort zurück und fordert Sëri Ram a, der ihm nach einigem W iderstreben
von M aharadja D asarata endlich mitgegeben wird. Dieselbe Probe hat nun na-
2 7 türlich günstigen Erfolg. Zuerst wird D jagini im Kam pf getötet. Sie liegt im Schlaf
und atm et wie ein tobender Orkan, als Sëri Ram a sie gegen die Beine stößt. Eine
kurze Rede und Gegenrede wird gewechselt und die gewünschte Kampfstimm ung
28 ist da. Die Arm e über die B rust geschlagen, bläst sie Steine, so groß wie Berge,
mit ihrem Atem fort und fordert Sëri Ram a auf, sie zu töten. Ihr Leben ist in
ihrem Zäpfchen verborgen. Aber unerwartet schießt unser Held in ihren offenen
Rachen und das Ungeheuer fällt sterbend zu Boden. Darauf kommt das Rhino
zeros an die Reihe und wird durch einen Schuß in die Seite getötet. Dann rechnet
Sëri Ram a mit dem Drachen ab und durchschießt seinen Kopf, worauf dieser
, stirbt143. Ohne weitere Abenteuer kommt man dann in D arwati Purwa an142.
29 In der Mitte all der dort zusammengeströmten Prinzen muß Sëri Ram a Spott und
Hohn erdulden; man vergleicht ihn m it einem Zwerge, der nach dem Monde grei-
30 fen will144. Alle, die nur irgendwie herbeikommen können, sind anwesend, auch
Indëra D jata, der erst seiner Frau Putëri Kom ala Dewi Kenntnis von dem Plan
31 gegeben hat, sich mitzubewerben. A ls er ankommt, erzählt er, daß der Bogen, mit
dem geschossen werden soll, derselbe sein muß, der aus dem Rückgrat eines zwei
hundert Jahre lang Askese übenden Heiligen gem acht ist. Dieser Bogen wurde
von Bëtara Guru an B ëtara Brahm a gegeben und bei Maharësi K ali aufbewahrt.
32 Als nun Sëri Ram a seinen Bruder Laksëm ana zu dem Bogen schickt, und sich die
ser vor Laksëm ana aufrichtet, wenn er von ihm mit dem Fuße gestoßen wird, be- (R 32)
denkt sich der letztere und will das W agnis, die vierzig Lontarbäume zu durch
schießen, lieber Sëri Ram a überlassen. So geschieht es und wieder richtet sich der
Bogen auf, diesmal vor Sëri Ram a. Aber erst probieren die anderen Prinzen ihr 33
Glück, natürlich vergebens. Auch Rawana, der, wie schon berichtet, ebenfalls an
wesend war, schießt, doch bringt er es nicht weiter, als achtunddreißig Bäume zu
durchbohren.
Schließlich ist Sëri Ram a an der Reihe; mit seinem Pfeil Gande W ati durchschießt 34
er alle Bäume m it einem Male und erwirbt hierdurch die Hand der Prinzessin Sita
Dewi, deren übernatürlicher Glanz, wie von purem Golde, für die Augen uner
träglich ist. Sie ist wie eine N ym phe aus Indëras Himmel.
Rawana ist aber am allerwenigsten zufrieden m it diesem Gang der Dinge und be- 3 5
fiehlt Indëra D j ata, Sita D ewi zu rauben. Doch dieser rät ihm sehr bestim mt da
von ab, da Sëri Ram a doch eine Inkarnation von Maha Bisnu ist, mit dem man
keinen Spott treiben darf. Schließlich gibt Rawana nach und kehrt äußerst miß
vergnügt nach Langka Puri zurück. #
E s sind aber noch mehr Unzufriedene da. Vier Prinzen schmieden Rachepläne ge
gen den jungen Bösewicht, der ihnen diesen guten Preis wegnahm, und legen sich
vor der Stadt in den Hinterhalt, um ihm Sita Dewi zu rauben.
Als die Gäste alle fortgezogen sind, beklagt sich Maharësi K ali bei Sëri Ram a über S 68
eine Krähe namens Sura (Swara), die an den neun letzten Tagen des abnehmen
den Mondes oder bei Vollmond zu seinen Honig- und Milchkrügen fliegt und diese
regelmäßig beschmutzt.
Sëri Ram a verspricht ihm Hilfe, erwartet die Krähe und schießt. Der Pfeil ver- 69
folgt den Vogel überallhin, auf das Meer, auf einen Felsen im Meer usw. Schließlich
verhandeln beide miteinander, wobei die Krähe Besserung gelobt und der Pfeil
daraufhin zurückkehrt. Natürlich ist Maharësi K ali sehr erstaunt über die Zauber
m acht seines Schwiegersohnes145.
Offenbar erachtet Maharësi K a li die abgelegten Proben noch nicht für genügend, R 36
denn er verbirgt Sita Dewi unter den tausend Statuen eines Tempels, indem er ihr
den Befehl gibt, sich so still zu verhalten wie die Bilder. Dann teilt er Sëri Ram a
mit, daß seine B raut nirgends zu sehen ist und daß er nach ihr suchen müsse, um
sie zu finden. Laksëm ana kommt auf den Gedanken, in diesen Tempel zu gehen
und hier zu suchen. Sëri Ram a kitzelt nacheinander alle Statuen und findet auf
diese Weise die verloren Geglaubte schnell wieder146. Maharësi K a li schämt sich!
Man beschließt mm, bei zunehmendem Mond Sita Dewi mit Sëri Ram a zu ver- 37
heiraten. Fünfzehn Tage und ebenso viele Nächte dauern die Vorbereitungen, und
(R 37) als endlich alles fertig ist, wird Sita Dewi fürstlich geschmückt und Maharësi
K a li holt den Bräutigam , als der günstige Zeitpunkt gekommen ist.
38 A u f einem Elefanten unter einem gelben Staatsschirm sitzend, begibt sich Sëri
Ram a zu seiner Braut, wo beide Jungverm ählten, Sëri Ram a rechts und Sita Dewi
links, feierlich Platz nehmen, in ihrer Herrlichkeit Sonne und Mond vergleichbar147.
Nach Beendigung der Feierlichkeiten nehmen beide Abschied und das Paar begibt
sich nach Mandura Pura.
39 Unterwegs wird er gleich von den vier Prinzen angegriffen, die mit einer großen
Heeresmacht, hunderttausend, zweihunderttausend, fünfhunderttausend Rei-
40 tem , im Hinterhalt liegen. Doch der vortreffliche Sëri Ram a tötet zwei der Prin
zen, worauf die anderen sich unterwerfen148.
(S 74) (Sëri R am a beschließt, als er vernimmt, daß das Reich seines Vaters seinem Bru-
(75) der Bërdana übergeben wurde, nicht nach Mandura Pura zu gehen. A u f der nun
folgenden W anderschaft kom m t er mit seinem Gefolge in einen W ald, wo ein H ei
liger dem Laksëm ana einen warnenden R at gibt. Sie werden nämlich auf ihrer
(76) Fahrt an zwei Teiche kommen, wovon der eine die Eigenschaft besitzt, die darin
Badenden in Tiere zu verwandeln, während der andere die menschliche Gestalt
wieder zurückgeben kann. D er erste Teich ist voll hellen, der andere voll trüben
Wassers. Als nun Sëri Ram a und Sita Dewi nach einiger Zeit bei dem ersten der
zwei Seen ankommen, baden sie trotz der Warnung Laksëmanas, werden zu Affen
(77) und beginnen lustig in den Zweigen der Bäume herumzuspringen. Der entsetzte
Laksëm ana fängt seine Gefährten m it einem Strick, taucht sie in den anderen
Teich unter, worauf sie ihre frühere Gestalt wieder erlangen. A ber ihr Aufenthalt
in den Bäumen hat sich nicht auf das unschuldige Herumspringen beschränkt, und
nun läßt Sëri Ram a durch Massage seinen Samen aus Sita Dewis Körper abtrei
ben. Dieser wird in ein B latt gewickelt und von B aju B ata, dem W indgott, in den
Mund der Dewi Andjani gebracht149. Diese übte m itten im Meer Askese (auf der
Spitze einer Nadel. Handschrift B . zu B atavia). Infolge dieser künstlichen B e
fruchtung bringt sie nach einiger Zeit einen Affen m it menschlichem Angesicht
zur W elt. Seine Ohren sind mit Ringen geschmückt. Denn so hatte es Sëri Ram a
gewollt.)
R 41 Dann kommen sie zu der Stelle, wo früher Dj agini ihr Leben ließ, und halten diese
für besonders geeignet, hier eine Stadt zu gründen. So weit kommt es aber nicht,
denn ein neues Abenteuer erwartet Sëri Ram a. Der zaubermächtige Fürst Puspa
Ram a stört die Ruhe und fordert ohne weiteres von Sëri Ram a, daß dieser seinen
• 42 gleichlautenden Namen ändern soll150. D a unser Held darauf nicht emgehen will,'
kommt es schließlich zu einem Zweikam pf m it Puspa Ram a, nachdem er seine
Gemahlin und seinen Bruder in Sicherheit gebracht hat. Als ein Tag vergangen R 43
ist, erweist sich, daß beide Käm pfer einander gewachsen sind. So unerhört waren
ihre Kraftanstrengungen, daß selbst D asarata aus Mandura Pura auf das Gerücht
hin herbeieilt. Puspa Ram a schießt mit Berg- und Steinpfeilen, die aber durch 44
Sëri Ram as Sturmpfeile weggefegt werden.
Dann schießt der erstere mit rëksasas und wiederum mit Bergen; der letztere 45
richtet gegen die rëksasas seine Schlangenpfeile und gegen die Berge seine Regen
güsse und Blitze151. Schließlich zieht Sëri Ram a seinen übermächtigen Pfeil Gande
W ati aus dem Köcher, der ihn anredet und ihm versichert, daß er Puspa Ram a
töten wird. Doch dies liegt nicht in der Absicht seines Meisters, so daß der Pfeil
sich damit begnügen muß, den Feind überallhin zu verfolgen, in seinen Palast, in
den Himmel, in das Meer und in die Erde. Als Puspa Ram a zuletzt ehrerbietig vor
Sëri Ram a niederfällt, sieht er, daß dessen Körper von smaragdgrüner Farbe ist 46
und glänzt, als wäre er poliert. Jetzt weiß er, daß es Maha Bisnu sein muß, den er
vor sich hat, worauf er sich willig unterwirft152.
Als D asarata wohlbehalten m it seinen Söhnen nach Mandura Puri zurückgekehrt
ist, steht er so sehr unter dem Eindruck von Sëri Ramas Vortrefflichkeit, daß er
einen Heiligen zu sich rufen läßt, um dessen R a t über die Krönung seines ältesten
Sohnes einzuholen. Der Heilige schweigt einen Augenblick und sagt dann, daß
nach dem ’ilm firasat, Zeichendeutung, sich alles günstig anläßt; daß aber Dasa
rata nicht mehr lebt, wenn Sëri Ram a König über das Land sein wird.
Als schließlich von dem König und seinen mëntëris, Ministern, die W ahl zwischen 47
Sëri Ram a, Bërdana und Tjitradana besprochen wird, erlauscht die bucklige Die
nerin, die früher von Sëri Ram a mißhandelt wurde, dieses Gespräch und hinter-
bringt es B alia Dari. Aus Furcht, daß D asarata sein gegebenes Versprechen nicht 48
halten könnte, geht B alia Dari zum König und erinnert ihn daran, daß ihr Sohn
König werden muß. W ie von einem Schicksalsschlag wird Dasarata von ihren Wor
ten getroffen; er hüllt sich in sein kain (Gewand) und weiß in seiner Verzweiflung
keinen R at. Sëri Ram a wird gerufen, jedoch bei seiner Ankunft von B alia Dari
abgefangen. Der König schläft, sagt sie, und befiehlt mir, dir zu melden, daß du
nicht König werden sollst153. Aber Sëri Ram a, statt von dieser Nachricht nieder
geschmettert zu sein, zeigt sich sehr erfreut, da er nun seinem liebsten Wunsch,
ein rësi, Heiliger, zu werden, nachgehen kann. Als inzwischen vierzehn T age ver- 49
gangen sind und der günstige Zeitpunkt für eine Königsweihe verstrichen ist, geht
der Oberpriester zum König. Doch auch er wird zurückgehalten, er kümmert sich
jedoch nicht darum und dringt bis zum König vor, der in tiefem Schlaf gelegen
hat und jetzt erst daraus erwacht. Bei seiner Rückkehr bringt der Oberpriester
die traurige Nachricht mit, daß der König, überwältigt von Schmerz, im Sterben
R 50 liegt. Alles stand in den Sternen geschrieben, sagt er, daß D asarata sterben und
Sëri Ram a uns verlassen muß. Tiefe Betrübnis herrscht im ganzen Volk.
Ku rz darauf nimmt Sëri Ram a Abschied von seinem V olk, besteigt m it S ita Dewi
und Laksëm ana den W agen, der sie aus der Stadt bringen soll und zieht, von zahl-
51 losen Bürgern herausbegleitet, in dieWildnis. M aharadja D asarata überlebt diesen
Kum m er nicht und stirbt bald darauf. V ier Leute begeben sich zu Sëri Ram a, um
ihm die Nachricht zu überbringen und versuchen, ihn dem Reiche zurückzuge
winnen und ihn von seinem Vorhaben, maharësi, ein großer Heiliger, zu werden,
abzubringen. W ährend der N acht gelingt es dem Prinzen, seinem Gefolge zu ent-
52 kommen, indem er den W agen zurückschickt. Denn alle Bürger folgen diesem in
der Überzeugung, daß sich Sëri R am a darin befindet und ihrer flehentlichen B itte ,
zurückzukehren, Gehör geschenkt hat.
In dem Palast wird inzwischen m it großer Sorgfalt zu dem Leichenbegängnis des
Maharadja D asarata gerüstet. Der Leichnam wird gewaschen, einbalsamiert und
in einen goldenen Sarg gelegt, der von dem Oberpriester und vier seiner Helfer in
den Palast gebracht wird. N un müssen Bërdana und T jitradana die Leiche feier
lich verbrennen, obwohl sie eigentlich wegen ihrer Jugend und Herkunft nicht da-
53 zu berechtigt sind. Aber Sëri R am a ist nun einmal nicht mehr anwesend, und
nachdem sie um Vergebung für in Unwissenheit begangene Sünden gebeten haben,
übergeben sie die königliche Leiche den Flammen. Unterdessen verteilt Mandu
Dari Speisen und Kostbarkeiten an die Brahmanen, die bei der Feier tätig waren154.
54 A u f ihrem W ege in die Wildnis werden Sëri Ram a und die Seinen durch einen
maharësi auf einen W eg gewiesen, der nach links geht. Sie kommen an einen Fluß,
über den sie längs des von Sëri R am a abgeschossenen Pfeiles Gande W ati hinüber
gehen155. D ann kommen sie an einen hohen Berg, der dicht mit Häusern bestan
den ist. Daraus kommt jemand hervor, um zu fischen. Dieser erzählt ihnen, daß der
pënghulu (Vorsteher) dieses kampung (Dorfes) ein gewisser K i K ukan ist, dessen
5 5 Frau Ma(h)i Rani Suri heißt. Einst fing der pënghulu, so berichtet er, drei riesen
hafte Fische, die in ihrem Bauch viereckige beschriebene Steine hatten156. Der
Inhalt der Inschriften war, daß irgendwo im Meer ein goldener Stein lag, der für
den Enkel desjenigen bestim mt sei, der diese Inschrift verfaßt hatte. E in D rittel
davon konnte er für sich selbst behalten, den Rest m ußte er an die fakir miskin,
Geistliche und Arme, geben.
56 Dann kommen sie zu einem rësi, Heiligen, mit Namen W irata Sëkti. Sëri Ram a
läßt seine Gefährten unter der Obhut seines Pfeiles Gande W ati zurück und be
gibt sich zu dem rësi, den er m it all seinen lärmenden wedam, Zaubertexte, rezi
tierenden Schülern durch einen Zauberspruch verstummen läßt. Fünf Tage wer
den sie hier bewirtet.
Eine folgende Begegnung ist weniger friedsamer A rt. Ein durch die Lu ft fliegen- R 57
der rëksasa verursacht ihnen angstvolle Augenblicke, indem er Sita Dewi raubt,
um sie dem Maharadja Rawana zum Geschenk anzubieten. E rst als Sëri Ram a 58
ihm mit seinem Pfeil Gande W ati den Hals durchbohrt, ist die Gefahr beschwo
ren und die Geraubte kehrt in ihre Mitte zurück159. Schließlich bauen sie eine Be- 59
hausung und richten sich ein. Sëri R am a opfert nun, rezitiert wedam, betet und
erlangt dadurch, daß sich einige Grashalme zu Dienern verwandeln, und zwar sie
ben vierzehnjährige Frauen und fünf Männer. Nun können sie sich, unbekümmert
von Haushaltsorgen, der Askese widmen.
Eines Tages, als Maharadja Raw ana in seinem Palast feierlich auf seinem Throne
sitzt, umringt von seinen sechsunddreißigtausend Frauen und Nebenfrauen, ge
schieht es, daß die Sonne ihn quält, indem sie durch das Gitterwerk der Fenster
scheint. Augenblicklich faßt er den Entschluß, sie dafür zu züchtigen157 und läßt
seinen Schwager Bërga Singa zu sich kommen, den Gemahl seiner Schwester Sura
Pandaki, desgleichen seinen Bruder Bibu Sanam. Dem ersteren wird die Bewa- 60
chung von Langka Puri während Rawanas Abwesenheit anvertraut. E r entledigt
sich seiner Aufgabe dadurch, daß er seine entsetzlich lange Zunge entrollt und da
mit die Stadt umringt. Als aber, nach einem mißglückten Heereszug, Maharadja
Rawana des Nachts heimkehrt, ist er in dem W ahn befangen, daß eine große
Schlange seine Stadt bedroht und schlägt Bërga Singas Zunge m itten durch. So
tötet er aus Versehen seinen Schwager. Dessen Frau, Sura Pandaki, ist natürlich 61
trostlos und geht laut weinend zum Meeresufer, wo sie ein Kind zur W elt bringt,
das den Namen Dërsa Singa erhält. Als dieses K ind größer geworden ist, kommt 62
es in die Lehre zu dem Heiligen Gëndari und vernimmt, wie sein Vater ums Leben
gekommen ist, aber zugleich auch, daß nach den W ahrsagebüchern das Leben
Rawanas sich seinem Ende nähert. Dërsa Singa erhält allerhand Ratschläge, um
sich in den Stand zu setzen, Rache zu nehmen und zu erfüllen,was vorher bestimmt
ist. Zwölf Jahre muß er Askese verrichten. Dann soll er ein magisches Schwert 63
erhalten; darauf soll er ein B ad in einem See nehmen und nicht weniger als tau
send Brahmanen speisen. Zum Schlüsse soll er dann sichèr Rawana töten können.
Um seinerSache sicher zu sein, fängt er nun erst die tausendBrahmanen und schließt
diese in eine Grotte ein, worauf er sich der Askese hingibt, während er in einem
Bam busgebüsch sitzt158. ^
Rawana beschließt, mit seiner Gemahlin zu IndëraD jata im Geisterreichzu gehen,
da er vernommen hat, daß dieser eine Tochter bekommen hat, die er selbst als
Kind annehmen will. W ieder wird B ibu Sanam entboten, der als Statthalter in 64
(R 64) Langka Puri zurückbleibt. A u f seinem Zug durch die Lu ft wird das Ehepaar von
den Affenfürsten B alia und Sëmburana bemerkt, über deren L an d X agur K ata-
gina160 sie hinfliegen. Diese sind sehr erzürnt über den Landfriedensbruch und be-
65 schließen ohne weiteres, Rawana zu bekämpfen. Auch Maharadja Hanuman will
dabei mittun, doch steht er auf Balias R at davon ab. Die beiden Affenfürsten
fliegen in die L u ft161, und es entspinnt sich ein regelrechter Kam pf, in dem Rawana
unterliegt, in das Meer geworfen wird162 und es erleben muß, daß seine Gemahlin
• 66 Mandu D aki von B alia geraubt wird. Groß ist das Erstaunen der Affen, als die
67 siegreichen B alia und Sëmburana m it dieser schönen Beute zurückkehren. D a eine
so vornehme Fürstin wie die Gemahlin Rawanas natürlich nicht ohne Bediente
gelassen werden kann und hier nur Affen und Affenfrauen vorhanden sind, zieht
Hanuman aus, um vierzig Prinzessinnen zu rauben, die diesem Zwecke dienen
sollen. Aber er erhält den ausdrücklichen Befehl, keinen Menschen zu töten und
68 keine Stadt zu zerstören. Ganz nach Wunsch vollbringt Hanuman seinen Auftrag,
und die Prinzessinnen werden Mandu D aki zur Verfügung gestellt.
Nach sieben Monaten ist sie schwanger.
Als Rawana aus dem Meere auftaucht, wohin er durch B alia geworfen wurde, begibt
69 er sich schleunigst zuB ëgaw an N ilaTjakraw a, um sich R at zu holen. Der Heilige
verspricht seinen Beistand und begibt sich in Begleitung von vier seiner Schüler
70 mit Rawana zu Balia. Doch werden erst die vier Schüler vorausgesandt, worauf
Balia in eigener Person herauskommt, um seine Aufw artung zu machen, wie sich
7 1 dies einem Fürsten gegenüber einem rësi ziemt. Als sich dann alle in der Stadt ver
sammelt haben, ersucht N ila T jakraw a um die Zurückgabe der Mandu Daki. B a
lia erzählt, daß sie schwanger ist, dies wird jedoch von dem rësi nicht als Hinde
rungsgrund aufgefaßt. E r begibt sich zu Mandu Daki, schneidet ihr den Leib auf,
72 nimmt das ungeborene Kind heraus und bringt es in den Körper einer Ziege. Bei
dem Hersagen einiger mantras, Zaubersprüche, schließen sich die W unden und
Mandu D aki kann an Rawana zurückgegeben werden. Doch hiermit ist Balia
schlecht gedient; er bittet um eine andere Frau. Auch jetzt wieder weiß der Hei
lige Rat. Eine Opferhandlung soll dazu verhelfen. Hanuman wird ausgesandt, um
die dazu nötigen Blum en zu holen. Der übereifrige Affe bringt den ganzen Berg
73 mit Pflanzen und allem mit163. Als dann endlich mit dem Opfer begonnen werden
kann, zaubert der heilige Mann aus einigen Grashalmen einen grünen Frosch und
aus diesem wieder eine bildschöne Frau hervor, die den Namen Dewi Bërm a Ko-
74 mala erhält. B alia heiratet sie. Inzwischen wird das Kind Balias und Mandu Dakis
von der Ziege geboren. Es ist ein Sohn, der Anggada genannt wird. Auch die durch (R 74)
Zauber hervorgebrachte Frau bringt ein K ind zur W elt, das man Anila nennt.
Hanuman, in dem das Verlangen brennt, zu erfahren, wer sein V ater ist, übt deshalb
Askese in einem Baum . Auch B alia will Bußübungen verrichten, und zwar neun
hundert Jahre lang. Sein patih, Reichsverweser, Djëmbuwana, fragt die W ahr
sagebücher um R a t mit dem Ergebnis, daß Sugriwa, der Bruder des Königs, als
Stellvertreter eingesetzt wird. Balias Keule wird in dem Boden vor dem Palast 7 5
als W ächter aufgerichtet und Balia begibt sich nun getrost nach einem Berge, wo
er in Gesellschaft dort lebender Asketen seinen Plan ausführt.
(Nun folgt die Vorgeschichte der Helden aus der obenstehenden Geschichte.)
Bëgawan Gutam a, der Sohn des Sang Përdana, war ein eifriger Asket, doch seine
Frau war seiner unwürdig. Als er sich nämlich einst zurückgezogen hatte um B uß
übungen zu verrichten, trieb sie Ehebruch mit einem der Prinzen aus dem Geister
himmel.
Die Geburt eines Kindes ist die Folge. Es erhält den Namen Balia. Ihre echte 76
Tochter, Andjani, sieht durch Zufall, wie die M utter ein tjupu manik astagina164,
Zauberbüchschen, von einem der Geisterprinzen empfängt und entreißt es ihr.
Sie muß nun geloben, das Geheimnis ihrem V ater nicht zu erzählen und die Dose
ihrem Bruder nicht zu zeigen. Als nun die Mutter nochmals unerlaubte Liebes
beziehungen zu einem der Prinzen pflegt, ist das Pfand dieser Liebe wieder ein
Sohn, Sugriwa geheißen. Eines Tages sieht Balia, daß seine Schwester im Besitz
eines Zauberbüchschens ist. H astig verschluckt sie es, doch erzählt sie hierauf alles,
was sie über die Liebesbeziehungen ihrer Mutter weiß, und so erfährt ihr Vater
den Ehebruch seines Weibes. Um zu erfahren, ob die beiden Knaben seine eigenen 77
Söhne sind, taucht er sie in einen Zauberteich und unterwirft sie so einer A rt Got
tesurteil. Komm en sie als Menschen wieder heraus, so sind es seine eigenen K in
der, wenn nicht, dann ist der Bericht seines Sohnes wahr . . . Die Knaben kom
men beide als Affen wieder zum Vorschein. N ach dieser Verwandlung gehen sie
nach Lagur, wo B alia König wird und Sugriwa sein mangkubumi, sein Reichsver
weser. Dort schließt auch Maharadja B alia bald Freundschaft mit Maharadja Sëm-
burana, einem benachbarten Affenfürsten, der wegen Ehebruches m it einer
der Palastdienerinnen des B ëtara Indëra auch Affe wurde. Als Freundschafts
geschenk erhält Maharadja B alia viele schöne Frauen von Maharadja Sëmburana.
Seine Schwester Andjani aber wird von ihrem V ater verflucht, mit offenem Munde 7 8
stehen bleiben zu müssen166. Hundert Jahre übt sie Askese mitten im Meer, auf
der Spitze einer Nadel165. A ls Sëri Ram a sie einst dort so stehen sieht, verliebt er
(R 78) sich in sie439. Eine Pollution ist die Folge davon und Sëri Ram a läßt das in ein
B latt gewickelte Sperma von dem inzwischen gerufenen R adja B aju B ata, dem
W indgott, in Andjanis offenen Mund bringen. Sofort schließt sich ihr Mund und
nach einiger Zeit ist sie schwanger. A n einem Freitag168 bringt sie einen Affen zur
W elt, während eine Stimme aus der Lu ft verkündet, daß der Affe Hanuman
heißen soll167.
79 (Diese Stimme kam von Sang Përdana, ihrem Großvater.) Aber Andjanis Brüste
sind trocken, und da der junge Affe ein außergewöhnliches Wesen zu sein scheint
(als er sprach, kamen Sternschnuppen aus seinem Munde), schickt sie ihn selbst
nach Nahrung aus. Im W esten war für den hungrigen Affen nichts zu holen, doch
im Osten sah er die Sonne aufgehen und hielt diese für eine große Frucht, auf die
er sofort losging. Als er nahe herankam, wurde er durch die gewaltige H itze na
türlich verbrannt. Sang Përdana bemerkte aber an den Sternschnuppen, was vor
ging, also auch, daß das Wasser des Meeres heiß wurde, in das Hanuman brennend
hineingefallen war. Es wurde ihm klar, daß sein Urenkel in Gefahr war, und er
80 gebot der Sonne, Hanuman wieder ins Leben zurückzurufen. Die Fische bringen
ihn auf Befehl des Sang Përdana und Maharadja B alia auf das Trockene und die
Sonne steht seinetwegen eine Stunde lang still169.
W ieder genesen, geht Hanuman bei der Sonne in die Lehre, um sich Kriegslisten
gegen Götter und Menschen anzueignen und vollendet diese Studien bei seinem Ur-
81 großvater Sang Përdana. Schließlich kehrt er zu seiner M utter zurück und beweist
durch allerhand Taten, welch ausgezeichnete Eigenschaften in ihm verborgen sind.
A ls er ungefähr zwölf Jahre alt ist, fragt er nochmals, wer doch sein V ater sein
kann, aber Andjani muß die Antw ort darauf schuldig bleiben.
Inzwischen ist Maharadja Raw ana mit seiner Gemahlin beschämt nach Langka
Puri zurückgekehrt. Ein großer Kriegsrat wird abgehalten; Indëra Dj ata kommt
aus dem Geisterhimmel, P atala Mahirani aus der Erde, Gangga Mahasura aus dem
Meer und K um ba K ëm a von seinem Berg. Bibu Sanam begibt sich auf den Weg,
82 um alle übrigen Fürsten einzuladen. Als alle versammelt sind, entwickelt Rawana
einen Angriffsplan gegen Balia. Doch Indëra Dj ata erinnert ihn an das Verspre
chen an Bëgawan N ila T jakrawa, keine Rache zu nehmen. Kum ba Kërna aber
stim mt seinem Bruder bei und empfängt dafür als Belohnung dessen Gewand und
8 3 den Auftrag, mit einem Heere gegen B alia zu ziehen. So geschieht es. Unterwegs
werden zahllose Einsiedeleien friedfertiger Heiliger verwüstet, die alle zu B alia
flüchten und die böse Nachricht von dem Überfall bringen. Aber es war nichts zu
fürchten, denn durch die gewaltige Askese, die B alia auf seinem Berge verrichtet,
kommt Kum ba K ëm as Heer vom W ege ab und irrt sieben Tage lang ziellos um-
her. Nach der Rückkehr nach Langka Puri muß dieser Rawanas gewaltigen Zorn R 84
über sich ergehen lassen, der diesen ungünstigen Ausgang dem N ila Tjakraw a zu
schreibt; mm sieht Indëra Dj ata heimlich nach Bibu Sanam und dieser wieder
nach Indëra Dj ata und beide lächeln
Das von den Göttern dem Dërsa Singa geschenkte Schwert, T jandra W ali, wird 85
von Laksëm ana bemerkt, als es durch die Lu ft schwebt. E r ergreift es und will es
Sëri Ram a zum Geschenk machen, doch probiert er-es erst an dem erstbesten
Bambusgebüsch. Sieben Stämme haut das vortreffliche Schwert ohne Mühe durch
und noch acht jodjana (Längenmaß = einer Sehweite) W aldesgrund werden da
durch gefällt. Unglücklicherweise befand sich Sura Pandakis Askese übender Sohn
gerade in diesem Bambusgebüsch170 und wurde so enthauptet. Sëri Ram a schenkt
Laksëm ana das Schwert.
Als Sura Pandaki eines Tages ihren Sohn besuchen will, sieht sie, daß ihm der 86
K opf abgeschlagen ist und weiß, daß niemand anders als Sëri Ram a oder Laksë
mana, die in dem W ald schon lange umherwanderten, dies getan haben konnten.
Sofort begibt sie sich zu einem verwandten benachbarten Fürsten, dessen Minister
den vorsichtigen R a t gibt, sich nicht mit den zaubermächtigen Sëri R am a und
Laksëm ana einzulassen. Es seien doch immerhin Götter, die auf Erden weilen.
Das einzige, was übrig bleibt, ist, daß sich Sura Pandaki mit Sëri Ram a vermählen 87
soll. Dazu verwandelt sie sich in eine schöne Frau. (Als rëksasi hatte sie eine
scheußliche Gestalt.) Begleitet von zwei Palastdienerinnen geht sie zu Sëri Rama,
der aber von ihrem Antrag, mit ihr zu leben, nichts wissen will und sie an seinen
jüngeren Bruder Laksëm ana verweist171. Aber bei diesem hat sie ebensowenig
E rfolg; Laksëm ana sieht sich nicht einmal nach ihr um. W ütend kehrt sie zu Sëri
Ram a zurück, schimpft und zeigt ihm und Sita Dewi ins Gesicht172. Sita beginnt
vor Angst zu weinen, und obwohl Sëri R am a die Unverschämte am liebsten töten
möchte, beschließt er doch, dies zu unterlassen. E r weist sie darauf hin, daß er sie 88
unmöglich heiraten könne, da Sita Dewi ihm ungewöhnlich treu sei und an ihm
hänge, und schickt sie noch einmal zu Laksëm ana mit einem B rief zurück..Sura
Pandaki hatte leider keine Ahnung davon, daß in dem Briefe stand, Laksëm ana
solle ihr Hände und Nase abschneiden173. Denn das stand in einem Gedicht zu le
sen. Als Laksëm ana sie dann fassen will, um den Befehl zur Ausführung zu bringen, 89
fliegt sie, sich plötzlich in eine große rëksasi verwandelnd, mit ihm in die Luft.
Dabei vollzieht er die Verstümmelung und beide stürzen herab. Sofort geht Sura
Pandaki zu dem Fürsten, dessen Minister ihr all dieses Elend verursacht hat. Mit 90
einem großen Heer bricht der Fürst zu dem W ohnsitz Sëri Ram as auf, um Rache
zu nehmen. Aber das ganze Heer wird vernichtet und nur der Minister, Sëmandara 91
(R 91) Sena, entkommt aus dem Blutbad, indem er sich Sëri Ram as Zauberpfeil unter-
92 wirft; als er zu erkennen gibt, daß er ein Bruder von Dasaratas Minister, Mahara-
m a Sura, ist, wird er durch den Pfeil Gande W ati verschont. Inzwischen ist der
Fürst selbst umgekommen und der Minister begibt sich heim, um die Regierungs
geschäfte zu regeln. #
93 Als Rawana das lange Ausbleiben seiner Schwester Sura Pandaki bemerkt, läßt
er sie durch vier Palastdienerinnen zu sich rufen. Sie meldet sich aber als krank
und läßt sich aus diesen Gründen entschuldigen; die Entsendung zweier bëntaras
(Gefolgsleute) hat ebensowenig Erfolg. Schließlich geht Rawana selbst zu ihr und
sieht, daß sie sich, in ihr Gewand gehüllt, zum Schlafe niedergelegt hat. Als er das
94 Kleid lockert, sieht er die Verstümmelung. Sura Pandaki erfindet nun eine ver
logene Geschichte von dem, was vorgefallen ist. Infolgedessen gerät Rawana in
heftigen Zorn und faßt den Entschluß, Sëri Ram a zu bestrafen. E r läßt zwei rëk-
sasas in Hundegestalt174 zu sich kommen und befiehlt ihnen, die Gestalt eines gol
denen und eines silbernen kidjang446 anzunehmen. Diese Tiere sollen Sëri Ram a
95 von Sita Dewi, die er rauben will, weglocken. E rst schickt er noch eine Krähe aus,
um Sëri Ram as Opfer zu stören. Diese fliegt mit einem Stück Rindfleisch in den
K lauen in die Nähe Sëri Ramas, um es in das Opfer fallen zu lassen175, das er ge
rade darbringt, um größere Zaubermacht zu erlangen. Aber Sëri Ram a wirft mit
einem brennenden Holzscheit aus dem Opferfeuer nach dem Vogel, der von die
sem überallhin auf seinem Fluge verfolgt w ird : auf das Meer wie in eine Grotte,
bis er schließlich dadurch getötet wird444.
Unterdessen ist einer der Söhne des getöteten Fürsten in Langka Puri angekom
men und gibt Bericht über den Kam pf, wodurch Rawanas W ut noch gesteigert
96 wird. Rawana zieht mit den beiden rëksasas in Hundegestalt aus. Als sie in der
Nähe ihres Zieles sind, verwandeln sie sich in kidjangs und laufen vor der E in
siedelei Sëri Ramas auf und ab. Sita Dewi fühlt ein heftiges Verlangen nach den
beiden hübschen Tieren und möchte sie lebend besitzen. Ihrem Wunsche folgend,
zieht Sëri Ram a aus, um sie zu fangen. Laksëm ana läßt er zum Schutze seiner
G attin zurück. Als Sëri Ram a unterwegs ist, ruft Rawana m it dessen Stimme laut
um Hilfe. Hierdurch wird Sita Dewi ängstlich und schickt ihren Schwager Laksë
mana nach einigem W iderstreben seinerseits aus, um ihrem Gatten zu Hilfe zu
kommen. B evor er aber weggeht, in Tränen um das, was nun geschehen mag, zieht
97 er mit dem Zeigefinger einen Kreis auf den Boden rings um die H ütte176. Dann
befiehlt er Sita Dewi der. O bhut der Erde, die er beschwört, allem, was in diesem
Zauberzirkel kommen sollte, W iderstand zu leisten.
Dann erscheint Rawana. Als Brahm ane verkleidet, spricht er auf Sita Dewi ein (R 97)
und erreicht, daß sie ihre Hand aus dem Zauberzirkel herausstreckt. E r faßt sie
an der Hand und zieht sie m it sich in die Luft. U nter Weinen und Jammern reißt
sie ihr Gewand in Stücke, die sie unterwegs ausstreut, um ihre Spur deutlich zu»
machen. Doch da kommt D jëntaju, der Sohn des K i Subrisu. Sofort fällt der Vo- 98
gel den Riesen an und es entbrennt ein Kam pf, dessen Getöse weithin schallt wie
das des Donners. Flammen schießen aus seinem Schnabel, Bäume und Steine wer
den durch die Luft geschleudert. Als sie jedoch sieben Tage so gekäm pft haben 99
und keiner von ihnen weichen will, ersinnt Raw ana eine List. E r schlägt seinem
Feinde vor, ihm die Stelle zu zeigen, wo sich der Sitz seines Lebens befindet, mit
dem Versprechen, selbst das gleiche zu tun. Obwohl Sita Dewi dem Vogel in einem 100
Vers (gloka) zu erkennen gibt, daß hier im Verborgenen B etrug lauert, versteht
dieser den Vers nicht und erzählt arglos, daß sich der Sitz seines Lebens in der
Spitze seines Flügels befinde. Rawana gibt seinen großen Zeh als solchen an und
nützt Djëntajus Offenherzigkeit sofort aus177. Sita Dewi kann noch schnell dem
gefallenen Vogel ihren Ring in den Schnabel stecken, dann setzt Rawana seine
Reise m it ihr fort. D jëntaju fleht den Himmel an, daß ihm Sëri Ram a begegnen
möge, aber das einzige, was er vorläufig damit erreicht, ist, daß sich zwei Vögel
auf einem Baum in seiner Nähe niederlassen und zu moralisieren beginnen. Das
kommt davon, sagt der eine zu dem anderen, wenn man sich in die Sachen der
Frau eines anderen m ischt!
Sëri Ram a kommt mit den beiden erlegten kidjangs in Laksëm anas Beglei- 101
tung zurück und bemerkt, daß Sita Dewi verschwunden ist. Keiner der
Diener weiß etwas zu erzählen. Verzweifelt fällt er auf der Stelle nieder, wo er
seine Gemahlin wieder zu finden hoffte und bleibt dort, außer sich vor Schmerz,
vierzig Tage lang liegen. Laksëmana, sein treuer Helfer, nimmt seinen K o pf in
den Schoß, weint und fleht die Götter an, ihm K räfte zu geben, um für seinen
betrübten Bruder wachen zu können. Eine Stimme ertönt vom Himmel, die ver
kündet, daß er während der zwölf Jahre, die Sita Dewi von Sëri Ram a getrennt
sein wird, weder schlafen, noch essen, noch der Liebe pflegen soll. E rst nach fünf
zig Tagen schlägt Sëri Ram a die Augen wieder auf178. Alle Diener werden zu Ma
harësi K ali von D arwati Purwa gesandt, und ohne Geleite machen sich die B rü
der auf, Sita Dewi zu suchen.
Eine neue Reihe von Erlebnissen und Abenteuern beginnt. Zuerst begegnen sie 102
einem Vogel, der bei seinen vier Weibchen auf einem Baume sitzt. Dieser spottet
über Sëri Ram a und seine Sorglosigkeit in bezug auf seine Frau. Dafür werden
er und seine Weibchen infolge eines Fluches m it Blindheit geschlagen. Dann
treffen sie einen Vogel, der erzählt, daß er Rawana mit einer Frau durch die
(R 102) Lüfte hat fliegen sehen179. Zur Belohnung für diese wichtige Mitteilung erfüllt
Sëri Ram a seinen Wunsch, einen langen Hals zu besitzen. Als die ^Brüder wieder
ein Ende Weges gegangen sind, kommen sie zu einem Fischer, der denselben
« Vogel in einer Schlinge gefangen hatte. Sie erweisen ihm nochmals ihre Dank
barkeit und kaufen ihn durch einen von Sëri Ram as Ringen los.
103 E inst wird Laksëm ana nach Wasser ausgesandt, wozu er einem von Sëri Ram a
abgeschossenen Pfeil nachgeht. E r findet denn auch W asser und bringt es seinem
älteren Bruder. Doch diesem will es nicht schmecken. Sie gehen zurück, um die
Ursache hiervon zu entdecken, und finden an dem Fluß, von dem das W asser
104 hergekommen war, den Vogel Djëntaju. Sëri Ram a empfängt von ihm Sita Dewis
Ring und den Bericht über alles Vorgefallene. Zugleich verweist ihn der Vogel
zu seinem Bruder Dasampani, der an dem Ufer des Meeres in einer Grotte Askese
verrichtete, weil er einst der Sonne zu nahe gekommen war und seine Flügel
versengt hatte, als er m it D jëntaju auf dem Berge K ä f180 Nahrung holen wollte.
Die Sonne gab ihm den guten R at, in dem Gëndara W anam Askese zu üben, bis
Maha Bisnu sich in Sëri Ram a inkarniert haben würde. W enn dieser dann seinen
Sohn Hanuman zu ihm schicken würde, sollten seine Flügel wieder heil werden.
Nach dieser Erzählung stirbt der Vogel und wird auf einem Scheiterhaufen ver
brannt, den Sëri Ram a auf seinen Arm en hält, da nirgends ein P latz gefunden
werden kann, der noch nicht von Menschen betreten wurde, und auf dem man
den vortrefflichen Vogel hätte verbrennen können.
105 Ein Büffel, der in der Nähe des Affenreiches Lagur Katagin a lebte und von sei
ner Mutter in einer Höhle aufgezogen worden war, fängt eines Tages mit seinem
Vater Streit an, der wegen seiner Verwegenheit und K ra ft berüchtigt war. Es
gelingt ihm, den alten Büffel zu überwinden und sich zum Herrn seiner Herde zu
machen. In seinerVermessenheit sucht er nun mit j edermannStreit, unter anderem
. auch m it den Ameisen. Diese behaupten aber m it Recht, schlechte Gegner für
106 ihn abzugeben und schicken ihn nach Lagur K atagina zu Maharadja Balia. E r
füllt von Kampfbegierde begibt er sich dorthin und weiß zu erreichen, daß sie
sich in einer Höhle im Zweikam pf messen sollen. Sugriwa wird als B alias Stell
vertreter eingesetzt und erhält von seinem Bruder die Weisung, ihn dann als tot
zu betrachten, wenn weißes B lut aus der Höhle ström t; ström t aber rotes Blut,
dann hat er den B üffel getötet. Als nun nach einiger Zeit Sugriwa weißes und
rotes B lut aus der Höhle fließen sieht, denkt er, sein Bruder sei gefallen, schließt
107 die Höhle und läßt sich zum König ausrufen. Aber Maharadja B alia ist nicht tot.
E r kehrt zurück und schleudert wutentbrannt Sugriwa in den W ald, wo dieser
weinend liegen bleibt. Seine Augenabsonderung bildet einen Hügel um ihn her
und seine Tränen kommen als Quelle daraus hervor. (In S fällt er in einem Baume (R 107)
nieder.)
Hanuman begibt sich zu SangPërdana, um zu erfahren, wer sein Vater ist und
wo er ihn finden kann. Sang Përdana erzählt ihm, daß der sein V ater ist, der sei
ne Ohrringe erkennen wird. Nun säumt der Affe nicht länger und m acht sich auf 108
die Wanderung. Dabei kommt er durch Zufall in einen Baum, worunter sich Sëri
Ram a und Laksëm ana aufhalten. Um zu erfahren, ob einer von ihnen sein Vater
ist, versucht er ihre Aufm erksamkeit auf sich zu lenken und treibt allerhand
Schabernack m it ihnen. E r stiehlt Sëri Ramas Pfeile und wirft m it abgebroche
nen Zweigen nach unten, bis SëriR am a, welcher schlief, von seinem Bruder auf
den weißen Affen aufmerksam gem acht wird. Aber Sëri Ram a wird böse, denn 109
er sieht nirgends etwas. D a b ittet Laksëm ana die Götter, die B lätter des B au
mes klein zu machen und nun wird Hanuman sichtbar. Sofort bemerkt Sëri R a
ma, daß der Affe Ohrringe hat und daran erkennt der V ater seinen Sohn. Ob
gleich Hanuman, der ursprünglich die Absicht hatte, zu seinem Oheim B alia zu
gehen, davon abstehen will, schickt Sëri R am a ihn doch dorthin und jeder zieht
seines Weges. W ieder geschieht es, daß der immer um Sëri Ram a besorgte Lak- 110
sëmana auf die Suche nach W asser geht, einem Pfeile seines Bruders folgend. E r
kommt mit einer Flüssigkeit zurück, die diesmal den schlechten Geschmack von
Tränen hat. Als die Brüder nachforschen, finden sie an dem Fuß eines Berges am
Meer Fischgräten liegen. Aus einer Höhle kommt ein weiblicher rëksasa mit
schwarzen Fingern, feuerfarbenem Haar von sieben Ellen Länge und (nach S 96)
von einer Körperfarbe wie eine schwarze W olke. Es ist D ati Djënggala, die tau
send Jahre Askese verrichtet und deren V ater Dasaratas Wagenlenker war. D a
sie nichts Böses im Sinn hat, zeigt sie dem Brüderpaar den richtigen W eg, um
wieder zu Menschen, zu kommen. Sie müssen dazu nach rechts gehen. W ieder ist 111
Sëri Ram a durstig, schießt einen Pfeil ab und wieder folgt Laksëm ana diesem
und bringt Wasser, das abermals salzig schmeckt. A u f der Suche nach der U r
sache finden sie den bestraften Affenfürsten Sugriwa in dem B erg seiner Augen-
absonderung sitzen. Mit seiner Keule auf die Erde stampfend, läßt Sëri Ram a
einen See entstehen, worin die Brüder ein B ad nehmen. Dann verehren sie die
Götter und sprechen Sugriwa an445. E r kommt heraus und erzählt ihnen den
Grund seines beklagenswerten Zustandes: sein Bruder hat ihm seine Frau ge
raubt181. Sëri R am a ist bereit, ihm gegen seinen Bruder B alia beizustehen, wenn 112
er seinerseits ihm Hilfe leistet auf der Suche nach Sita Dewi. Doch Sugriwa schil
dert die Stärke seines Bruders und erzählt, daß selbst Rawana ihn nicht über
winden konnte. Auch der rëksasa K ëti Bëhara (Bëtjara, S) mit seinen dreitausend
Köpfen und sechstausend Armen, der die Fische im Meer fing und sie in der Sonne
13 braten ließ, wurde von B alia getötet. Um einen Beweis von Sëri Ramas Macht
zu sehen, ersucht ihn Sugriwa, einen ganzen W ald von Lontarbäumen m it seinen
Pfeilen zu fällen. Nachdem Sëri Ram a seinen Bruder und den Affenkönig in Si
cherheit gebracht hat, entledigt er sich im Handumdrehen spielend seiner A u f
gabe, indem er dabei alles kurz und klein schießt. Ein flammendes Feuer bricht
aus dem Pfeil Gande W ati, die Berge speien Feuer und der stolze W ald ist bald
nichts mehr als eine Öde. Sugriwa ist vorläufig von den übernatürlichen Kräften
seines Bundesgenossen überzeugt und die drei begeben sich froh auf den Weg.
Dann kommen sie zu sieben nangka-Bäumen, die so groß sind, daß nur sieben
Menschen einen von ihnen umspannen können. Die Bäume stehen auf dem Rük-
ken eines naga (Drache) und dieser Drache ist wieder so groß wie ein ganzes Ge
birge. Als sie ankommen, liegt das Tier gekrümmt, aber Sëri Ram a richtet es,
so daß es gerade liegt und die Bäume alle in einer Reihe stehen464. Dann schießt
er auf Sugriwas Wunsch und der Pfeil kehrt zu dem Schützen zurück, nachdem er
14 die Bäume durchbohrt hat. Dann kommen sie zu einem himmelhohen Berg von
Knochen, welche die Gebeine des Riesen K ëtiB ëhara zu sein scheinen, der von
Maharadja B alia getötet wurde. Sugriwa erzählt Näheres über diesen Riesen;
daß er nicht weniger als sechstausend Frauen hatte und daß er, als diese baden
wollten, mit seinen Armen das Wasser an der Mündung eines Flusses staute, so
daß sich das süße nicht m it dem salzigen vermischen konnte182. Sugriwa fragt, ob
Sëri Ram a auch die Knochen noch fortschießen wolle, doch dieser hält das für
eine Sünde an dem Pfeil und wirft sie mit seinem großen Zeh ins Meer. Schließ
lich gelangen sie nach Lagur K atagin a, wo Maharadja B alia residiert. Der Fürst
kommt auf Sugriwas Aufforderung heraus und es beginnt ein Kam pf. Sugriwa
15 vertraut dabei auf Sëri Ram as Geschicklichkeit im Schießen. Dieser wagt es aber
nicht, auf einen der beiden Brüder zu schießen, da sie einander gleichen wie zwei
Tropfen Wasser. Sugriwa kehrt denn auch jämmerlich zugerichtet aus dem Streit
zurück, aber sein Beschützer bindet ihm eine Blätterschürze um die Lenden als
Erkennungszeichen und färbt seinen Hinterteil mit Pinangsaft rot183. Ein zwei
ter K am pf verläuft günstiger, da Sëri Ram a vom Rand des Waldes aus ruhig
16 zielen kann, ohne Gefahr, denVerkehrten zu treffen. Balia fängt den Pfeil auf,
bevor er von ihm getroffen wird; als er auf den R at Sëri Ram as den Pfeil zu
Boden wirft, nimmt dieser seine todbringende Arbeit wieder auf und durch
bohrt den Affenfürsten. Doch stirbt er noch nicht, solange er Sëri Ramas Hand
hält185. Diese Zeit benützt er noch, um Sugriwas Verhalten scharf zu verurteilen
. und zugleich Hanuman als denjenigen zu bezeichnen, der würdig ist, sein Nach
folger zu werden. Dann läßt er Sëri Ram as Hand los und stirbt. Ein mächtiger
Glanz bricht aus seinem Körper hervor, der als eine Abendwolke zum Himmel
SO
emporsteigt184. Die königliche Leiche wird gewaschen, einbalsamiert und feier- R 117
lieh verbrannt, worauf alle Sëri R am ä huldigen187.
Mandu Dari, die W itwe Dasaratas, stirbt. (In S 103 stirbt hier Dasarata selbst.)
Bërdana und T jitradana gehen zu Sëri Rama, um ihn zur Rückkehr zu bewegen,
nachdem sie die königliche Leiche in einen goldenen Sarg gelegt haben. Feierlich 118
empfangen von ihren Halbbrüdern und den versammelten Affenfürsten: Sugri-
wa, Hanuman, Djëmbuwana, Anila, Anggada, Anggada Mahabiru, T ula Nila,
Karang T ujul und anderen, erreichen sie von Sëri Ram a die Erfüllung ihrer B itte
doch nicht. Nur seine Schuhe nehmen sie als Sym bol seiner Herrschermacht mit. 119
Beiden gibt man noch vier T age lang das Geleite, dann kehrt alles wieder zum
alten zurück. #
Inzwischen hat Sugriwa nichts von sich hören lassen und wird durch Laksëm ana 120
an sein Versprechen erinnert, den Brüdern auf ihrer Suche nach Sita Dewi zu
helfen. Dabei kommt es heraus, daß Sugriwa Furcht vor Sëmburana hat, einem 121
mächtigen Affenfürsten, der nach B alias Tod sicherlich danach trachtet, sein
Reich zu erobern. Begleitet von Hanuman, bringt Laksëm ana seinem Bruder
diese N achricht, wobei sich Hanumans übernatürliches Wesen deutlich kund
gibt. (Beim Sprechen fallen wieder Sterne aus seinem Mund.) Schließlich kommt 122
Sugriwa selbst und es wird ein B rief an Sëmburana aufgesetzt. Hanuman über- 123
nimmt es, ihn dem König zu Überbringern Sugriwa begleitet ihn, hütet sich aber
wohl, seinen Namen zu nennen. Als Sëmburana vernimmt, daß der Brief von Sëri 124
Ram a kommt, fällt er in Ohnmacht. W ieder bei Bewußtsein, fragt er, ob man ihm
einen Beweis dafür geben kann, daß Sëri Ram a die Inkarnation Mal;a Bisnus
ist. Als Hanuman darauf antwortet, daß Sëri Ram as Pfeil sehr zaubermächtig
sei, atm et der Fürst auf. Denn dann kann er unmöglich Maha Bisnu sein, denn
dieser hat ja drei Köpfe und vier A rm e!186 Sëmburana braucht mm nichts mehr
zu fürchten, läßt die Türen schließen und die Gesandten an die L u ft setzen. Durch 12 5
einen Zauberspruch weiß Hanuman die W ächter in tiefen Schlaf zu versenken,
gelangt so wieder in die Stadt und hebt den König auf. In die Lüfte aufsprin
gend, fliegt er mit seiner kostbaren Last zu Sëri Ram a, gefolgt von Sugriwa. Dort
kommt der Geraubte durch Besprengen mit W asser aus Sëri Ram as Zauberpfeil
wieder zur Besinnung und unterwirft sich ohne weiteres188. Sein Sohn, N ila B uta, 126
sucht ihn in der Gestalt einer goldenen Fliege189. Als er seinen V ater gefunden
hat, setzt er sich auf sein Ohr und es gelingt ihm, sich auf diese Weise mit ihm
zu verständigen. Von seinem V ater in die Ereignisse eingeweiht, beschließt auch
er, sich zu unterwerfen und nimmt wieder die Gestalt eines Affen an.
R 127 Das Heer Sëmburanas vereinigt sich m it dem Sugriwas.
128 Ein großer Kriegsrat wird nun abgehalten, wobei alle Anführer gem ustert wer-
12g den460. Aus den W ahrsagebüchern liest man, daß Sita Dewi augenblicklich nicht
in Gefahr ist, daß sie aber den Plan gefaßt hat, sich selbst zu töten, wenn nicht
130 bald Hilfe kommt. Sëri Ram a sinnt nun auf Mittel, um mit ihr in Verbindung zu
kommen und fragt nach Hanuman, der ihm als der kleine Affe (këra këtjil) mit
schmutzigen Augen und schmutziger Nase bezeichnet wird. Sëri Ram a ersucht
ihn, einen Spähergang zu unternehmen. Der Affe willigt auch ein, vorausgesetzt,
daß er vorher mit Sëri Ram a von demselben B latt essen darf. Sëri Ram a will das
zugeben, wenn sich Hanuman erst m itten im Meere wäscht. Dies geschieht und
Hanuman kehrt ganz rein zurück. Laksëm ana zieht dann noch einen Trennungs
strich über das Pisangblatt, wovon die beiden essen sollen; dann findet die ge
meinsame Mahlzeit statt190. Schließlich gibt Sëri Ram a seinem Sohne noch einen
Fingerring auf seinen Zug mit.
131 Eine Schwierigkeit ergibt sich, als Hanuman den Sprung vom Festlande nach
Langka Puri wagen will. Nirgends kann er einen P unkt finden, der fest genug
ist, seine gewaltige Kraftanstrengung auszuhalten, bis er endlich seine Zuflucht
zu Sëri Ram as Arm nimmt und von dort aus seinen Flugsprung wagt191. Unter
wegs verliert er sein Semen, das von der Königin der Fische verschluckt wird.
Als er dann endlich auf festem Boden landet, ist er in der T at in Langka Puri an
gekommen und zwar bei dem Haus eines Heiligen. Von diesem empfängt er einen
T opf Reis, der durch die sëkti (übernatürliche Macht) des Heiligen nicht leer ge
gessen werden kann. Zugleich zeigt er ihm den richtigen W eg; er nimmt die Ge
stalt eines Brahmanen an und kommt zu einem Brunnen, aus dem vierzig Palast
frauen W asser schöpfen. Aus ihrem Gespräch entnimmt er, daß dieses W asser für
Sita Dewi bestim mt ist, und hastig wirft er den Ring in einen der Krüge. Dieses
132 Mittel verfehlt seinen Zweck nicht. Sita Dewi läßt durch eine der Frauen den
Brahmanen zu sich rufen, der sich bald als Hanuman zu erkennen gibt. Sita Dewi
hat aber einst das Gelübde getan, niemals mit einem anderen Mann zusammen
zu sein denn mit Sëri Rama. Aber keine Not, aus ihren Brüsten quillt Mutter
milch, die Hanuman von einem Pisangblatt trinkt192. Dann gibt sie ihm noch
zwei m angga-Früchte aus Rawanas mit eisernem Netzwerk umgebenem Garten.
13 3 Diese Früchte scheinen Hanuman besonders gut zu schmecken, denn er begibt
sich auf die Suche nach dem mangga-Baum. Zu diesem Zweck nimmt er wieder
die Gestalt eines kleinen Affen an und gewinnt das Vertrauen der Parkwächter
dadurch, daß er die abgefallenen B lätter wegräumt. Als sie aber schlafen, pflückt
er alle Bäum e kahl. Diese Missetat darf nicht ungèstraft bleiben. Hanuman wird
gefaßt und vor Rawana gebracht. Man probiert ihn au f allerlei Weise zu töten,
doch will es nicht glücken. Dann treibt es der A ffe noch schlimmer, er rollt seinen R 134
Schwanz auf und setzt sich darauf wie auf einen Thron193. Rawana ist wütend,
aber B ibu Sanam warnt ihn vor einer W eissagung, daß Langka Puri einst von
von einem Affen verwüstet werden wird. Dann schlägt Hanuman selbst vor, ihn
mit Lappen zu umwickeln und dann in Brand zu stecken. Als man seinem Rate
folgt, schädigt man sich schließlich nur selbst, da Hanuman sich immer größer
m acht; ganze Vorratshäuser von Gewändern gehen darauf. Endlich ist er doch
ganz umwickelt; man steckt das Zeug in Brand und es brennt herunter, ohne
Hanuman im mindesten zu versehren. Im Gegenteil, er springt auf und rennt mit
einem brennenden Stück Zeug an seinem Schwanz durch Kammern und W oh
nungen ; Langka Puri geht in Flamm en auf. Nur das Haus, in dem sich Sita Dewi
aufhält, bleibt verschont. Hanuman löscht seinen brennenden Schwanz im
Meer und ein großer Zauberer aus dem Geisterhimmel muß Rawana zu einer
neuen Stadt verhelfen. Als Hanuman seinen Schwanz in dem Wasser gelöscht 13 5
hat, begibt er sich zu Sita Dewi und schlägt ihr vor, sich auf seinem Rücken
zu Sëri Ram a bringen zu lassen. Sie weigert sich jedoch, etwas von SëriRam a
wissen zu wollen, wenn er nicht selbst kommt und Rawana tötet. Sie gibt ihm
den R at, seinen Sprung über das Meer von dem Berge Katagaran aus zu wagen,
wo sich auf einem schwarzen Stein die Fußspuren Adam s befinden194. So tut er
auch; er verehrt und küßt den Stein und kommt wohlbehalten über das Meer.
E r überreicht Sëri Ram a sodann eine Dose mit Edelsteinen und köstlichem R äu
cherwerk, die ihm Sita Dewi mitgegeben hat. Für das Niederbrennen von Langka 13 6
Puri erhält der Affe jedoch eine gewaltige Rüge.
Nun ist man endlich so weit, den Kam pf zu wagen und die Heere der Affen vor
Rawanas Veste zu führen. Aber wie soll man über das Meer kommen? Hanuman
weiß R at: man muß einen Damm bauen. Sofort beginnt man mit der Ausfüh
rung. Die riesigen Heere werden erst noch gem ustert; Sugriwas Heer nimmt den
Platz von fünf jodjana195 ein, das Heer Anggadas ebensoviel, die Scharen der
Großfürsten drei und die N ila B utas auch drei. Zwei hulubalangs von N ila Ang
gada gehen auf Kundschaft aus mit dem Aufträge, ein geeignetes Vorgebirge zu
finden, dazu nehmen sie eine Heeresmacht von vierzigtausend Affen mit. Auf
ihrem Erkundungszug treffen sie einen Heiligen, der vor seiner Höhle sitzt und
mit einer Spindel Garn spinnt196; Bëtara Indëra hat ihn aus einem Baumstamm
in das Dasein gerufen und ihn zum W ächter eines Sees bestellt, wohin die Him
melsbewohner zum Baden kamen. E r läßt die beiden hulubalangs auf seinem
linken Arm Platz nehmen, den er dann in die Höhe hebt, so daß sie die Insel
Langka Puri sehen können. Der Heilige ersucht als Gegengabe um eine Gunst.
(R 136) Es lebt nämlich ein rëksasa-Fürst, D jaja Singa, der aufsässig gegen die Götter
137 ist, und diesen bittet er zu unterwerfen. Die Ausgesandten geben Sëri R am a B e
richt über ihre Erlebnisse; darauf gibt dieser den Befehl, die W älder der Umge
bung zu fällen und zu dem Dammbau in das Meer zu werfen. So geschieht e s;
kein einziger Baum bleibt stehen. Unterdessen wird Sëri Ram a von dem geheim
nisvollen Heiligen mitgenommen, um einen B lick auf die Badeplätze der Götter
zu werfen, ja sogar von den Früchten Indëras zu kosten.
13 8 Nach diesem kleinen Zwischenspiel schickt Sëri Ram a einen Gesandten mit einem
Heer zu D jaja Singa und gibt den Befehl mit, gegen ihn vorzugehen, wenn er sein
Betragen nicht ändert. D ja ja Singa kümmert sich aber sehr wenig um Sëri Ram a
und gibt die Botschaft zurück, daß dieser besser täte, sich um seine eigenen An
gelegenheiten zu kümmern. Hierauf entsendet Sëri Ram a den N ila Anggada zu
140 dem Fürsten, der ihn mit dem Schwert in der Hand unterwirft. Unterdessen
schreitet der B au des Dammes fort. Aber die Berge, welche die Affen in das Meer
werfen, verschwinden in der Tiefe, und es scheint, als ob alle Arbeit vergeblich sei.
Sëri Ram a gerät deshalb in heftigen Zorn, nimmt seinen Bogen zur Hand und
droht in das Meer zu schießen. In demselben Augenblick taucht eine Frau aus
den Fluten auf, welche erklärt, von Maha Bisnu gesandt zu sein. Zugleich erzählt
sie, daß an dieser Stelle im Meere ein Loch ist, durch das man in die U nterwelt
kommt. Das W asser in diesem Loch heißt m ä’al hajät (Lebenswasser). Sollte
Sëri R am a seine Krieger von diesem W asser trinken lassen, so werden sie unver
wundbar sein. Hanuman wirft einen großen Berg in das Meer, so daß das Wasser
aufspritzt. Um die W ette trachten die Affen, sich des Wassers zu bemächtigen197.
A m folgenden Tag wird der Dammbau vollendet.
Sita Dewi ist in einem Garten m it sieben Palästen eingeschlossen und hat zur
141 besonderen Bewachung Sëri D jati, die Tochter Bibu Sanams, erhalten. Als R a
wana einst wieder zu ihr kommt, um sie zu überreden, endlich die Seine zu wer
den, droht sie diesmal nicht wie gewöhnlich sich zu erstechen, sondern verspricht,
ihm zu gehören, wenn er ihr das H aupt Sëri Ram as bringen kann. Sofort kehrt
Rawana zurück, ruft zwei seiner Diener zu sich, läßt diese enthaupten und ihre
K öpfe m it einer Krone geschm ückt zu Sita Dewi bringen als die Köpfe von Sëri
R am a und Laksëmana. ( S 143 erzählt ausführlich von den letzten Stunden der
beiden Jünglinge.) Sita Dewi bekennt sich als besiegt und läßt Rawana wissen,
daß er kommen kann, sobald er gebadet hat. Als Rawana sich hierzu entfernt,
nimmt sie einen këris (Dolch) und will sich damit durchbohren. Doch Sëri D jati
klärt die Geschichte mit den beiden Köpfen auf und verhindert so die Ausfüh
rung dieser T at. Sie geht in ihrer Zuneigung zu Sita Dewi noch weiter und begibt
sich zu Sëri Ram a, dessen Lendentuch sie als Zeichen erhält, daß er noch lebt (R 14
und gesund ist. In Begleitung Hanumans tritt sie den Rückweg an. Besser unter- 142
richtet von Rawanas Plänen, weigert sich Sita Dewi entschieden, sich dem K ö
nig hinzugeben, als er der Abmachung gemäß nach dem Bade zu ihr kommt. Der
verschmähte Liebhaber ist wütend, aber er schweigt und läßt sie in eine eiserne
Festung (aus Stahl von Chorasan) unter scharfer Bewachung einschließen.
Inzwischen hat Rawana einen Spion198 zu dem Lager seines Gegners gesandt,
der zu diesem Zweck Affengestalt angenommen hatte. Zugleich gibt er Gangga
Mahasura199 den Befehl, den Damm zu zerstören217. Rawanas Sohn gibt den Auf- 14 3
trag an die Fische weiter, die auf alle mögliche A rt und Weise dem Dammbau
entgegenarbeiten. Hanuman weiß guten R a t ; er rührt das Meer solange mit sei
nem Schwänze, bis das W asser ganz schlammig wird und die Fische nach oben
kommen, wo man sie leicht fangen kann. E s bleibt aber noch eine große Krabbe
zurück, die dasVernichtungswerk fortsetzt.W ieder hältHanumanseinen Schwanz
in das Meer, die Krabbe beißt hinein und wird von dem in die Höhe fliegenden
Hanuman mitgeschleudert. Als sie oben in den W ald kommen, fällt die Krabbe
nach unten. Der ganze W ald wird durch ihren Fall in eine Ebene verwandelt. Das
Tier wird schnell getötet; obwohl alle Affen von der Krabbe essen, geht die Speise
doch nicht aus; so groß war das Tier!
Sëri Ram a kann nun endlich mit dem Angriff auf Langka Puri beginnen. Aber
der Minister (patih) Djëmbuwana200 mahnt zur Vorsicht, da Rawana einen P a
last und siebzehn Schirme für B ëtari Brahm a aufgerichtet hat. Sëri Ram a muß
aber versuchen, die Spitze zu treffen, die wie die Sonne glänzt. Am nächsten
Morgen begibt man sich dazu auf den W eg, wobei Sëri Ram a Hanuman als R eit
tier benützt, der für diese Gelegenheit tausend Köpfe und zweitausend Arme er
halten hat. *
Rawana sitzt mit Bibu Sanam oben auf seinem neuen Palast und hat die er- 144
wähnten Schirme bei sich. Bibu Sanam hat ihm geraten, Sita Dewi zurückzu
geben, aber davon will Rawana natürlich nichts wissen. Als schließlich ein hef
tiger Streit entsteht, nimmt Bibu Sanam Abschied und geht mit den Seinen zu
Sëri Ram a über. Auch Indëra Dj ata hat diesen R at gegeben; Rawana hört aber
nicht darauf und schickt am folgenden T ag eine Aufklärungstruppe in das feind
liche Lager. Seine Leute werden geschlagen und niedergemacht201. Nun hält Ra- 145
wana die Zeit für gekommen, seinen Bruder Krnnba Kërna wecken zu lassen,
ein Befehl, der leichter gegeben als ausgeführt ist. Der schläfrige Riese ist unmög
lich wach zu bekonnem. Vier Palastdienerinnen begeben sich in seine riesigen
(R 145) Nasenlöcher und ziehen an seinen Nasenhärchen, doch werden sie fortgeniest.
Endlich gelingt es ihn dadurch zu wecken, daß man die Haare an seinen Beinen
ausreißt ( S 160 nur eines). Als er erwacht ist, vernimmt er, daß sein Bruder bereit
ist, die H älfte der W eltherrschaft abzutreten, sofern er eine Möglichkeit sieht,
Sëri Ram a zu töten. K um ba Kërna verspricht sein Bestes zu tun und begibt sich
146 am folgenden Tage mit seinen hulubalangs auf den Weg. Der K am pf, der nun folgt,
ist nur kurz. K um ba Kërna fällt, durch SëriR am a in den Hals getroffen; seine hu
lubalangs teilen sein Los. Sëri Ram a richtet darauf mit der Keule des gefallenen
Riesen ein furchtbares B lutbad an.
Als vierzehn Tage verflossen sind, sendet Sëri Ram a Hanuman mit einem Brief
zu Rawana, worin er die Rückgabe Sita Dewis fordert. Dieser scheint hierzu ge
neigt zu sein, wenn er Laksëm ana ausgeliefert erhält zur Sühne für die Behand
lung Sura Pandakis202. Als Hanuman nun dem König den wahren Sachverhalt der
Vorgänge zwischen Laksëm ana und Sura Pandaki erzählt, will er nichts mehr
von seinem Angebot wissen und betrachtet die Verhandlungen als abgebrochen,
worauf der Affe den Palast auf höchst unmanierliche Weise verläßt.
147 Rawana läßt seinen Sohn B ala B isa203 zu sich kommen, der sich in einem stei
nernen Palast unter der Erde aufhält; B ibu Sanam, an dem Sëri Ram a eine un
schätzbare Hilfe hat, erfährt dies aus denWahrsagebüchern und warnt besonders
vor den Augen B ala Bisas, welche die K ra ft haben, jeden lebendig zu verbrennen.
Um diesen gefährlichen Feind unschädlich zu machen, läßt Sëri Ram a einen gro
ßen Spiegel anfertigen. Als am folgenden Morgen B ala Bisa erscheint und seine
Augenlider von zwei Dienern geöffnet werden, hält ihm Hanuman m it dem
Schwanz den Spiegel vors Gesicht, so daß er sich selbst verbrennt. Gleich darauf
treffen die weggeschleuderten H äupter der Diener Rawanas Schirmgestelle und
zerbrechen sie.
148 E s folgt ein Gefecht Djëmbuwanas m it einem Feldherrn Rawanas, der natürlich
für den letzteren schlecht verläuft. Doch dann ereignet sich etwas, wodurch sich
das Schlachtenglück zu wenden droht. Rawanas Sohn Patala Mahi R ani201kommt
aus der Unterwelt zum Vorschein und begibt sich in der Gestalt Hanumans in
das Lager des Feindes. Des Nachts glückt es ihm, Sëri R am a schlafend m it sich
fortzuführen in seinen unterirdischen Palast Bërhala Sudamani. Als der w irk
liche Hanuman seine Aufw artung machen will, sieht er zu seinem Entsetzen, daß
Sëri Ram a verschwunden ist. Sofort m acht er sich auf, ihn zu suchen.
149 Unterwegs sieht er irgendwo eine Frau m it einem goldenen Eim er Wasser schöp
fen und erfährt, daß sie dies tut, um ihren Sohn Atang R ani baden zu können,
der von Patali Maha Rani getötet werden soll. Die Gestalt eines tjitjak (Eidech- (R 149)
se) annehmend, kriecht Hanuman in den Eimer und gelangt so in die eiserne
Festung. Als dieser Eimer aber von dem Torwächter gewogen wird, scheint er so
schwer zu sein, daß der W agebalken bricht und Hanuman zum Vorschein kommt.
E r fängt an zu toben wie ein wilder Mann, wirft eines der Tore über den Haufen
und schlägt den Wächter, der Hanuman Tuganggah heißt205, so daß er bewußt
los niederstürzt. Dann zerstört er noch mehr Gebäude. Als der W ächter wieder
zur Besinnung kommt, geraten die beiden in einen Zweikam pf und scheinen
einander vollkommen gewachsen zu sein. Endlich kommt es heraus, daß Hanu- 15 o
man Tuganggah der Sohn Hanumans ist. Seine Mutter ist die Königin der Fische,
die das Semen Hanumans, das er bei seinem Sprung über das Meer verlor, ver
schluckte206. Gangga Mahasura, der Sohn Rawanas und der Meergöttin, hatte
sich des Kindes angenommen.
Unter diesem mächtigen Schutz gelangt Hanuman in den Palast und findet Sëri
Ram a noch immer schlafend. Sein erstes W erk ist, allen rëksasas, die als W äch
ter aufgestellt sind, den Hals umzudrehen. Dann nimmt er Sëri R am a auf seiner
Lagerstatt und m it allem Zubehör mit sich in die Luft. Der R aub wird aber be
kannt und Patala Mahi R ani setzt dem Räuber nach, wird aber unschädüch ge
macht und zur Erde niedergeschmettert. Als Hanuman mit seiner kostbaren Last
in das Lager zurückgekommen ist, bringt man Sëri Ram a wieder zu sich. Der
Held will sich sogleich an dem unbekannten Feind rächen und P atala Mahi Rani
büßt seine Missetat mit dem Tode, indem Sëri Ram a ihm mit einem seiner Pfeile
den Hals durchbohrt207. Hanuman Tuganggah erhält als Belohnung Sëri Ram as 151
H alskette. (In S 175 verkleidet sich Patala als Sugriwa, sein Versuch m ißglückt, .
er kommt dann als Djëmbuwana, als Bibu Sanam und schließlich als Hanuman.
176. In 177 dringt er durch eine Lotusblum e in die Unterwelt. Auch Hanuman
geht durch diese Lotusblume. 178. Hanuman kriecht als ein sawai, ein Vogel, in
den K ru g der Frau, welche N iw a Rani heißt. 181.) 208
Indëra Dj ata und die übrigen Söhne Rawanas, Turi K aja, Turi Sirah und Naran- S 187
taka, erhalten den Befehl, an dem Kam pfe teilzunehmen. Indëra Dj ata verrich- 188
tet vorher ein Opfer. Die anderen ziehen sofort gegen den Feind aus, doch fallen
sie alle.
Auch der aus dem Meer emporgestiegene Gangga Mahasura fällt, durch einen 192
Schuß Sëri Ram as in den Hals getroffen. Indëra D j ata begibt sich nun zu seinem 194
Vater und beklagt sich darüber, daß schon sieben seiner Brüder gefallen sind,
so daß es”nun Zeit ist, mit anderen Mitteln gegen den Feind zu kämpfen. E r 195
schlägt vor, Sëri Ram a von dem kaindëraan (Geisterhimmel) aus zu bekämpfen.
(R 195) Als dieser R at befolgt wird und man sich gegen den Angriff aus der Höhe nicht
196 zu verteidigen weiß, schlägt Hanuman vor, Gëruda Mahabiru zu rufen. Dieser
kommt auch und beschirmt die beiden Brüder mit seinen Flügeln gegen den
Steinregen Indëra D jatas vierzig Tage lang. Aber Sëri Ram a wird doch noch ge-
197 troffen und bewußtlos weggetragen. Anila Anggada begibt sich zu dem Berg von
Nabi Adam, um Heilkräuter zu holen, wodurch unser Held wieder zu sich kommt.
Noch ein zweites Mal glückt es Indëra D jata, seine Gegner zu treffen. E r schießt
nämlich m it seinen Zauberpfeilen das ganze Heer in Schlaf. Nur Bibu Sanam,
der Zauberer, bleibt wach und vertreibt Indëra D jata, als dieser in das Lager ein-
199 dringt und ein B lutbad unter den Wehrlosen anzurichten beginnt. Nur die Affen,
die in den Bäumen schliefen, entkommen.
200 Hanuman geht, als die Überlebenden geweckt sind, zu dem Berge M alaja Kiri,
um Heilkräuter zu holen. D a er diese nicht finden kann, bringt er den ganzen
Berg mit, doch trägt er ihn wieder auf seinen Platz zurück, damit die rëksasas
keinen Gebrauch davon machen können.
R 15 2 Rawana versucht eine neue List. E r befiehlt Indëra Dj ata, eine Pseudo-Sita Dewi
in Erscheinung zu bringen und diese vor den Augen Sëri Ram as zu töten, nach
dem sein Sohn ihm abgeraten hat, die wirkliche Sita Dewi ums Leben zu brin
gen218. Als Hanuman einst als Spion ausgezogen ist, vernimmt er die Nachricht
ihres Todes und überbringt sie seinem Herrn, der darüber ohnmächtig zusam-
153 menbricht. Als er wieder zu sich gekommen ist, erzählt ihm Sugriwa, daß er im
Traume die Totgewähnte lebend und wohl gesehen habe. Man beschließt, Hanu
man nochmals auf Erkundung auszusenden. Von einem V ogel erfährt dieser denn
auch bald, daß die frühere Nachricht falsch war. (In S sieht Hanuman sie selbst
sitzen, als er in der Gestalt eines Käfers in ihre Nähe kommt.) Zugleich sieht er,
daß Indëra D jata opfert, um K räfte für die Schlacht zu sammeln. Diese beiden
wichtigen Tatsachen meldet er sofort Sëri Rama. Dieser trägt Bibu Sanam auf,
die Opferfeier Indëra D jatas zu stören.
154 In dem entbrennenden K am pf wird das Heer Indëra D jatas geschlagen und die
Opferfeier durch Hanuman gestört, der einen Berg auf die Stelle w irft209. Nun
greift Indëra D jata selbst ein; er nimmt erst rührenden Abschied von seiner Frau
155 und begibt sich dann in den K am pf210. Laksëm ana ist es, der ihn sich im beson-
156 deren zum Gegner wählt. Aber auch Hanuman hilft tapfer mit, denn er zerstört
m it einem Berg Indëra D jatas Wagen. Schließlich nimmt auch Sëri Ram a an
dem Kam pfe teil und schießt mit seinem Pfeil Gande W ati zuerst Indëra Djatas
rechten Arm , dann seinen linken ab, dann durchbohrt der Pfeil seinen Hals, und
unter gewaltigen Zeichen stirbt der Fürst. (In S wird der Pfeil von Indëra D jata
durch Bibu Sanam in einen Blumenregen mngewandelt.) Sëri Ram a überbringt R 157
selbst Rawana die Nachricht von dem Tode Indëra D jatas, der darüber in lautes
Wehklagen ausbricht. (In S 215 wirft er den K opf Indëra D jatas dem Djam a
Mëntëri zu.) Die Frau des Gefallenen will den Tod ihres Gemahls nicht überleben
und begibt sich unter dem Ausstößen von Jammerrufen zu der Leiche. Sie gibt 158
Rawana die Schuld an allem, der so zornig wird, daß er sich mit dem Schwerte
auf Kom ala Dewi stürzen will. Doch die mëntëris besänftigen seine W ut und der
Maharadja nimmt die Leiche seines Lieblingssohnes auf seine zehn Häupter und
trägt sie in seinen Palast. Eine große Verbrennungsfeierlichkeit wird abgehalten,
wobei Putëri Kom ala Dewi ihren Plan suttee zu werden (d. h.: sich m it dem 159
Leichnam ihres Gemahls verbrennen zu lassen), zur Ausführung bringt; Indëra
Djatas Asche wird in einer goldenen Urne gesammelt.
Mandu D aki fordert ihren Gemahl auf, Sita Dewi auszuliefern, doch Rawana
schenkt ihr kein Gehör. #
Vierzig Tage nach dem Tode Indëra D jatas wird Maharadja Banda Nala gerufen,
der dreihundert Jahre Askese verrichtet hatte. Aber dieser Fürst will sich nicht 160
für die Zwecke Rawanas hergeben und rät ihm, es einmal mit Maharadja Përdana
Warna zu versuchen. Sieben Tage lang wird dieser von dem Herrscher Langka
Puris bewirtet, dann m acht er sich zum Kam pf bereit. Sëri Ram a ist wieder durch
Bibu Sanam gewarnt und sendet Hanuman gegen ihn aus, der den K am pf mit
dem neuen Feind aufnimmt. Lange dauert der Streit; Sëri Ram a m acht diesem 161
ein Ende dadurch, daß er ihm mit einem Pfeil den Hals durchbohrt. Auch dieser
Vorkämpfer für eine schlechte Sache wird von Rawana durch eine feierliche Ver
brennung geehrt. s
Als nächstes Opfer von Sëri Ramas gefürchtetem Halsschuß fällt Mula Patani,
der seinen W ohnsitz in den sieben Höllen hat. E r hat fünfhundert Köpfe und
zweitausend Arme. Dies alles nützt ihm nichts. E r fällt wie alle anderen. 162
Endlich, als alle verfügbaren Streitkräfte aufgerieben sind, zieht Maharadja R a
wana selbst zum K am pf aus.
Es glückt ihm gleich, Laksëm ana außer Gefecht zu setzen. Hanuman heilt ihn. 163
Auch jetzt wieder zieht er aus, um Heilkräuter zu holen, und wieder bringt er den
ganzen Berg mit, den er diesmal in das Meer wirft. (In S 231 ff. schickt ihm R a
wana einen rëksasa nach, der sich in einen Heiligen verwandelt. Hanuman bittet
ihn um Wasser und wird zu einem benachbarten Teich gewiesen. Als Hanuman
(R 163) daraus trinken will, wird er von einem Krokodil verschlungen. Von innen tritt
Hanuman dem Tier den Leib auf, worauf es sich in eine Himmelsnymphe ver
wandelt, die durch einen Fluch B ëtara Indëras in diese Gestalt gebannt gewesen
war. Mit dem rëksasa-Heiligen wird später abgerechnet.)
Die Heilung Laksëmanas ist durch die Kräuter allein noch nicht gesichert; man
muß den Stein zum Anreiben der Medizin noch holen, der aber bei Rawana selbst
liegt. In der Gestalt einer grünen Fliege begibt sich Hanuman zu Rawanas P a
last, in den er auf diese Weise leicht eindringen kann. Innen nimmt er seine wahre
Gestalt an, geht zu der Lagerstatt, wo Rawana und Mandu D aki ruhen, und flicht
ihre Haare zusammen. (S 234 ff. kriecht Hanuman als Ameise in die Nase eines
goldenen Drachen und gelangt so in den Palast.) Danach nimmt er den Reibstein
weg, kehrt zurück und der Pfeil kann nun aus Laksëmanas Wunde gezogen wer
den. Inzwischen ist Rawana wach geworden und bemerkt, was m it seinen Haaren
geschehen ist. Hanuman ruft ihm aus der Fem e zu, daß er nur loskommen kann,
wenn er sich von Mandu D aki auf den K opf schlagen lasse. E r sieht keinen an
deren Ausweg und läßt sich von seiner Frau auf den K opf schlagen211. (In S 236
wird zum Überfluß erzählt, daß Rawana infolge dieses Schlages von seinem Geg
ner überwunden werden kann.)
164 B evor Rawana sich zum letztenm al in den K am pf begibt, opfert er. Hanuman
versucht die Feier zu stören, indem er einen Berg dort niederwirft, ebenso wie er
es bei Indëra Dj ata tat. Als er damit keinen Erfolg hat, raubt der kühne Affe
auf den R a t Bibu Sanams Mandu D aki und trägt sie zu Rawana. Dagegen kann
er keinen W iderstand leisten; die höhnenden W orte Hanumans sind mehr als er
vertragen kann und . . . die beabsichtigte Störung ist erreicht. (In S kommt eine
Erzählung vor, in der sich Hanuman zu Sita Dewi begibt und von dieser erfährt,
wo sich Rawanas verwundbare Stelle befindet.)
Nun beginnt der Kam pf zwischen Maharadja Rawana und Sëri Rama, einKampf,
165 schrecklicher, als er jemals geführt wurde. Schon sind neun von den zehn Köpfen
des rëksasa-Fürsten abgeschossen und alle von Hanuman zu Mandu D aki ge
bracht worden, aber noch ist der Maharadja unüberwindlich; Hanuman gelingt
es, das Schwert des Fürsten zu stehlen, das Mandu D aki bewacht (S) und.ihm
so seine K ra ft zu rauben212. (Zwar wachsen alle Häupter und Gliedmaßen wie
der, doch das kann ihm nichts mehr helfen. S) Sëri Ram a zielt auf ein kleines
H aupt hinter Rawanas rechtem Ohr, welches von Sita Dewi als seine verwund
bare Stelle angegeben wurde (S). Durch diesen scheinbar unbedeutenden Schuß
fällt der Riesenfürst. Sëri Ram a schlägt ihn mit dem Schwert in zwei Teile, doch
der Riese stirbt noch nicht.
Nach Rawanas Überwindung begibt sich Sëri Ram a in dessen Palast, wo er Sita (R 165)
Dewi trifft, aber von ihr fordert, daß sie sich einer Feuerprobe unterwirft, um
sich von allem Verdacht zu reinigen, m it Rawana Verkehr gepflogen zu haben.
Ein Scheiterhaufen wird aufgerichtet und Sita Dewi besteht die Probe, worauf 166
das Ehepaar wieder vereinigt wird.
Von allen Seiten kommen die Fürsten, um ihnen zu huldigen; auch Bërdana und
T jitradana, die als Geschenke große Perlen aus dem Meer erhalten. Es verbreitet 167
sich das Gerücht, daß Rawana, der an dem Fuße des Berges Sërandib liegt, wie
der auf lebt. Sëri Ram a geleitet die ganze hohe Versammlung dorthin und man
ergötzt sich an dem Riesen, der entzwei gehauen sein B lut gleich einem Strome
fließen läßt. Dann kehrt man wieder heim, um anderen Ereignissen beizuwohnen.
Bibu Sanam, der treue Bundesgenosse Sëri Ramas, heiratet dessen Schwester,
K ikuw i Dewi. Dann kommen Maharësi K ali und seine Frau und bringen das
eiserne Kistchen mit, in dem Sita Dewi gefunden wurde. Wie durch ein W under
erkennt auch Mandu D a k iin Sita Dewi ihre Tochter, und aus ihren Brüsten fließt
Muttermilch in den Mund ihrer Tochter.
Bërdana und Tjitradana kehren wieder in ihr Land zurück, ein Stück Weges be- 168
gleitet von ihrem Bruder. Darauf gründet dieser eine neue Stadt, Dur ja Pura,
wo er das beste an Menschen und Dingen vereinigt. Hanuman wird Oberbefehls
haber über sämtliche Heere.
Laksëm ana wird radja anom (yuvaräja), (so viel wie Kronprinz). Bibu Sanam 169
wird mangkubumi (Reichsverweser). Nachdem auf diese Weise alles aufs beste
geordnet ist, steigt in Sëri Ram a das Verlangen nach einem Sohne auf.
Maharësi K a li weiß hierfür R a t; er gibt zwei Bezoarsteine213, und nach einiger
Zeit wird' Sita Dewi schwanger.
Aber noch bevor sie ihr K ind zur W elt bringt, geschieht etwas, was eine vollstän
dige Veränderung der Verhältnisse herbeiführt. A u f den Wunsch Kikuw i Dewis,
die gerne wissen wollte, wie Rawana eigentlich aussah, zeichnet Sita Dewi sein
Bildnis. Dieses B ild legt K ikuw i Dewi auf Sitas B rust, während diese schläft.
Sëri Ram a findet sie so und muß nun annehmen, daß sie für Rawana Zuneigung 170
hegt. Als er diese Verm utung ausspricht, verläßt sie ihn mit den Worten, daß
während ihrer Abwesenheit die Tiere in Stillschweigen verharren sollen und auch
Kikuw i Dewi mit Stummheit geschlagen werden möge, wenn sie unschuldig sei.
Dann geht sie zu ihrem Pflegevater Maharësi Kali, der sie gastfrei aufnimmt.
Dort gebiert sie einen Sohn mit Namen Tilaw i214. Als Maharësi K ali eines Tages 171
mit dem Kinde baden geht, verliert er es aus den Augen. E r glaubt, daß es ver
loren sei und zaubert aus ein paar Grashälmchen einen zweiten Tilawi. Doch als
er nach Hause kommt, sieht er, daß das Kind inzwischen den Heimweg gefunden
(R 171) hat und sich bei der Mutter befindet. Dennoch wächst auch der zweite Knabe,
Kusi genannt, mit seinem Bruder zusammen glücklich auf.
Zwölf Jahre bleibt Sita Dewi bei ihrem Pflegevater und zwölf Jahre lang schwei-
172 gen alle Tiere. Dann will Sëri Ram a sie wieder zu sich nehmen, bestellt Bibu Sa
nam zu seinem Stellvertreter und gibt ihm Hanuman zum Beistand. Darauf be
gibt er sich zu Maharësi Kali.
(In den Handschriften B und 141 zu B atavia verwandeln sich Sëri Ram a und
Laksëm ana in Frösche. Sang Përdana fängt sie und will sie Hanuman als Spiel
zeug geben, der die Brüder befreit.)
S 264 Unterwegs wird Jagd auf ein kidjang gemacht und der Zufall will es, daß Sita
Dewis Söhne dort ebenfalls auf der Jagd sind. Es entsteht ein Streit zwischen
265 den Knaben und Laksëm ana über das Wild. Laksëm ana wird schließlich ge
fangen genommen und vor Maharësi K a li geführt, der ihn erkennt und sofort in
Freiheit setzt. B ald darauf erkennt natürlich auch Sëri Ram a seine Söhne.
R 172 V oll Freude kehren alle nach Dur ja Pura zurück, wo die Tiere ihre Stimme wie
der bekommen und auch K ikuw i Dewi die Sprache wieder findet und um Ver
gebung bitten kann. Einige Heiraten knüpfen die Freundschaftsbande fester:
Tilaw i heiratet Putëri Indëra Kusum a Dewi, die Tochter Indëra Djatas. (In S 271
holt Laksëm ana die Prinzessin auf dem Rücken von Gëruda Mahabiru.) Kusi
heiratet die Tochter Gangga Mahasuras, Gangga Surani Dewi.
S 275 H anum anTuganggah (hierTamnat Gangga) vermählt sich mit der Tochter Am ir
Arabs215, der eine Rolle in dem Streit zwischen Sëri Ram a und Patala Mahi Rani
276 gespielt hatte und diesem als König nachgefolgt war. Die Hochzeiten häufen sich.
Die Töchter von rëksasas werden mit Führern des Affenheeres verheiratet.
277 Bibu Sanams Söhne wählen die Töchter Bërdanas und Tjitradanas.
278 Tilaw i nimmt die Tochter Bibu Sanams und Kikuw i Dewis als zweite Frau, die
aber nicht gerne mit ihm Zusammenleben möchte. Als diese Widerspenstige auf
einem Ausflug nach Langka Puri den W unsch äußert, nach Hause zurückzukeh
ren, gibt ihr Sëri Ram a Hanuman zum Geleite mit. Doch dieser verliebt sich in
die junge Frau, nimmt die Gestalt ihres Ehegemahls an und schläft bei ihr. Als
Tilaw i später erkennt, daß sein Weib nicht mehr jungfräulich ist und der Betrug
an den T ag kommt, entbrennt ein wütender Kam pf zwischen ihm, der von Kusi
279 unterstützt wird, und Hanuman. Sëri Ram a tritt als Schiedsrichter zwischen
280 beide und fleht die Götter an, der Gattin Tilawis wieder Jungfräulichkeit zu
284 schenken. Aber T ilaw i ist von nun an seiner zweiten Frau abhold. E r widm et sich
unter Anleitung seines V aters der Vorbereitung für die Königswürde, die bald
auf ihm ruhen soll.
R 173 Sëri Ram a gründet dann eine zweite, kleinere Stadt, A jodja Pura, in der Nähe
von Einsiedeleien heiliger Männer und läßt sich dort für den R est seines Lebens (R 173)
nieder216.
(Berichtet den Namen A jodja Pura nicht, spricht aber von einem përtapan, Ort, S 284
wo Askese geübt wird.) Vierzig Jahre lang leben Sëri Ram a und Sita Dewi als
Asketen und kehren danach zurück, dari nëgari jang fanä’, kanëgari jang bakä’ ;
sie gehen aus der Zeitlichkeit in die E wigkeit219.
DIE J A V A N I S C H E RÄ MA-SAGENachdem wir im vorigen Kapitel den Inhalt des H ikajat Sëri Ram a kennen gelernt ha
ben, verfügen wir nun für die m alayischen Länder über ein ziemlich vollständiges Bild
der Räma-Sage. F ür J ava gilt die obenstehende Fassung keinesfalls. W ir treffen eine
Zahl von großen und kleinen Varianten in den javanischen Sagen wie Ram a, Sërat R a
ma, Ram a Këling, Ram a K aw i oder wie sonst noch die Geschichten heißen mögen, die
sich m it unserem Helden beschäftigen. Deshalb ist es notwendig, auch hieraus die A b
weichungen zu sammeln. W ir können hier aber nicht auf eine solche Vollständigkeit be
dacht sein. Notgedrungen müssen wir einigermaßen eklektisch vergehen, wenn wir nicht
die Masse unseres Materials so anschwellen lassen wollen, daß die Brauchbarkeit des
Stoffes in umgekehrtem Verhältnis dazu steht. Es liegt auf der Hand, daß wir so viel wie
möglich nur das Material zusammensuchen, das in Beziehung zu dem bereits gesammel
ten Stoff steht.
Betrachten wir zu diesem Zweck flüchtig die A rt und Weise der Erzählungen.
W ir können zwei Gruppen unterscheiden im Anschluß an das, was Juynboll in seiner ver
gleichenden Studie der Räma-Legenden bemerkte220. Zuerst das in literarischen Kreisen
beliebte W erk von Jasa di Pura, das Sërat Rama. Es ist eine ziemlich genaue Bearbei
tung des alt-javanischen R äm äyana Kakaw in, womit es eine Gruppe bildet, und frei von
den entstellenden Abweichungen der malayischen hikajats221. Das letztere bemerkt man
sofort, wenn man W inters Inhaltsangabe auch nur flüchtig durchliest. Ohne Välm iki
»wörtlich zu folgen«, steht diese Gruppe dem Epos doch so nahe, daß die Ursache der vor
handenen Abweichungen darin zu suchen ist, daß teils der Verfasser einer uns unbekann
ten Redaktion folgte, teils natürlich auch Fehler unterlaufen sind.
Die zweite Gruppe bildet die Räma-Sage, wie sie in dem Ram a Këling und in den Sërat
Kandas vorkom m t; diese Erzählung weist eine treffende Ähnlichkeit mit den m alay
ischen hikajats auf222. Die Geschichte oder meistens Teile daraus sind dann in die Rama-
lakons verarbeitet worden, kurze Episoden, die im Auszug gegeben werden und zuge
schnitten sind für die Darstellung durch den dalang223.
W as im W ajang dargestellt wird, ist also nicht die erste, sondern die zweite Gruppe. Der
dalang nimmt seinen Stoff aus Sërat Kanda und Ram a Këling, genau so wie sein m alay-
ischer Kollege aus den hikajats. In dem Sërat Kanda ning ringgit purwa, wie der voll
ständige T itel lautet, findet er die Räma-Legende gerade so, wie er es brauchen kann,
als historische Episode verarbeitet. Jeder weiß ja, wie die javanische Nationalgeschichte
mit dem Schattenspiel verwoben ist und wie lajang und wajang, die geschriebene Tradi
tion und die mündliche des Schauspiels, Zusammengehen, so wie Brandes bemerkte224.
Wenn man diese Geschichte mit der ersten Gruppe vergleicht und ihr gegenüberstellt,
so sind Ram a Reling, die Räma-Geschichte aus den Sërat Kandas und die Ramalakons
eine Einheit.
Dagegen können die alt-javanischen Räm äyanas höchstens als Quelle für suluks gedient
haben, das sind Zitate, die meistens unverstanden zum Aufputz von W ajangvorstellun-
gen verwendet wurden. Besonders gerne wird das Räm äyana bei dem Auftreten von R ie
sen zitiert, ganz abgesehen davon, bei welcher Gelegenheit dies geschieht und auch in sol
chen Fällen, wo die Räma-Legende den Stoff für das betreffende Schauspiel nicht lie
fert225. Trotzdem ist diese erste Gruppe nicht ganz ohne Einfluß auf den Gang der Räma-
Geschichte im wajang gewesen. W ir werden dafür bald Beweise haben. Es bleibt aber
bei einem oberflächlichen »Einfluß« und niemals ist das Räm äyana Grundlage.
Wo wir die Geschichten genauer betrachten, und zwar tun wir dies natürlich dort, wo die
auffallendsten Abweichungen Vorkommen, wollen wir die erste Gruppe bis zu dem Zeit
punkt aufsparen, wo wir Material daraus gebrauchen können. Aus der zweiten Gruppe
wählen wir das Sërat Kanda, d. h. die darin enthaltene Räma-Legende, als Beispiel da
für, was man auf Java darunter zu verstehen hat. Dabei werden wir aus anderen F as
sungen Varianten zur Ergänzung heranziehen, wo dies nötig erscheint.
Wie ich schon oben bemerkte, findet sich in dem Sërat K anda die Räma-Legende als
historische Episode oder besser gesagt als historisches Element. Das W erk beginnt mit
der Erzählung von N abi Adam in Mëkah (= Mekka), von seinen Söhnen Abil und Kabil,
von dem Satan Idadjil, der sich Manik M aja nennt, und von den direkten Nachkommen
N abi Adams. Dann folgt eine sonderbare Zusammenstellung von islamitischen und hin-
duistischen Gestalten wie N abi Nuh (Noach), Dewi Um a (Umä), Sang Hj ang B aju (Väyu),
dann die Sintflut, aus welcher der Teufel Idadjil entkommt, indem er sich durch B etrug
in die Arche Nuhs einschleicht; dann folgt die Geburt von Bisnu und Basuki (Väsuki),
welche eine ausführliche Mythologie einleiten, wobei sehr bald die islamitischen Gestal
ten in den Hintergrund treten. Diese Mythologie ist dann zugleich die Überleitung zu der
Genealogie der mythischen javanischen Herrscher.
Die Geschichte von Ram a und Rahwana, wie R ävana hier heißt, fängt in Gesang 22 an.
Doch erst im 46. Gesang wird die Geburt Ramas berichtet. Alle dazwischen liegenden
Gesänge sind der Vorgeschichte der beiden Fürsten und ihrer Häuser gewidmet. Auch
hier finden wir also die Geschichten von Rävana, die bei V älm iki in dem letzten Buch
berichtet werden, vorangestellt und eine Einheit bildend mit den weiteren Geschehnissen.
Eine sehr gedrängte Übersicht der Gesänge möge nun folgen437.
SK 22 Der Dämonen-Fürst K u w atja Indra hat Giling W ësi auf Bram a erobert. Drei
Söhne nennt er sein eigen: N iti K u w atja226, D aitja Sumangli227 und Djam bu
Mangli. Zugleich hat er noch eine Tochter, T jitraw ati228. Das Land Giling Wësi (SK 22)
wird nun umgetauft in Indrapuri und der Sohn N iti K u w atja wird als Fürst über
Bruwaspurwa eingesetzt.
Es wird unter den Himmelsbewohnern bekannt, daß K u w atja Indra den Plan 23
gefaßt hat, den Himmel zu erstürmen. Man sendet aus Furcht vor dem mächtigen
Dämonen-Fürsten nach Sritrusta, Srigatis Sohn, nach Adisërat229, Tjitragadas
Sohn und nach Bramaradja, dem Urenkel Nëradas. Adisërat wird von dem Herrn
der W elten zum Fürsten über Bruwaskandi eingesetzt, um K u w atja Indra zu
bekäm pfen; Bram aradja soll Fürst über Indrapuri werden und Sritrusta muß
seine Hilfe Zusagen für das Versprechen, daß seine Nachkommen einst Fürsten
über ganz Java werden sollen.
Der Auftrag wird richtig erfüllt; Kuw atj a Indra fällt und seine Leiche verschwin- 2 4
det. Bramaradj a230 wird K önig an seiner Statt über Indrapuri, heiratet die Toch- 2 5
ter des gefallenen Fürsten, T jitraw ati, die ihm einen Sohn, T jitrabaha, gebiert.
Von einer zweiten Frau, Sastrawati, hat er die Kinder: Sakisar231, Ngam adita
(Kamadita), Srimandala. Adisërat wird Fürst über Bruw askanda232.
Episode von Bisnu und Pratiwi und ihrem unerlaubten Verhältnis, das durch den 2 6
Drachen N aga Pratala an den Tag kommt.
Adisërat Anjakrawati, wie der vollständige Name des Fürsten von Bruwaskandi 27
lautet, hat einen Affen Sapardan233 zum Reichsverweser und noch einen Dämo
nen, B atlaw idjan. Seine Untertanen haben Schlangen-, Tiger-, Stier- oder së-
nuk234-Köpfe. Der Fürst heiratet die ihm von den Himmlischen geschenkte N ym
phe Nukmanontari. E s ereignet sich, daß der Fürst Kalam uka sich um Adisërats
Schwester Tjitraw ulan bewirbt, zu gleicher Zeit tut dies auch Fürst Tritrusta.
Der erstgenannte war aber zuerst m it seiner Werbung gekommen und empfängt
nun von Adisërat ein Kistchen, in dem sich nach seiner Aussage seine Schwester
befindet. Als Kalam uka und Tritrusta heimkommen und das Kistchen öffnen,
steigt ein dichter Nebel daraus hervor und eine eiserne K ette, welche die beiden
fesselt und vor Adisërat führt. Kalam uka unterwirft sich dem zaubermächtigen
Fürsten, erhält aber trotzdem dessen Schwester nicht, die mit Tritrusta ver
m ählt wird.
Adisërat N jakrawati bekommt zwei Söhne: Dim ahradja und Ruwatm adja. Sein
jüngerer Bruder Muntaradi wird Fürst über Drawatipura und erhält den Namen
Gutaka. Auch diesem werden zwei Söhne geboren: Sri Gutam a und Rësi Kala.
29 Tjitrabaha (siehe oben) will N i Indratna, die Tochter von N iti K uw atja , heira
ten und schickt einen Brief m it dem Antrag nach Bruwaspurwa. Doch hier ist
man wenig geneigt, den A ntrag anzunehmen, da des Königs Sohn B alikas235 mit
zehntausend Dämonen verschwunden ist und der Reichsverweser den König dar
über aufklärt, auf welche Weise dessen Vater, K u w atja Indra, vonT jitrabaha er
mordet wurde. Gerade hat der Fürst beschlossen, Tjitrabaha zu züchtigen, als
30 der B rief ankommt. Der Reichsverweser Sakisar sammelt auf Befehl des ent
täuschten Tjitrabaha das Heer und die beiden Fürsten ziehen an der Spitze ihrer
Scharen gegeneinander. Eine gewaltige Schlacht endet mit dem Siege Tjitra-
bahas, worauf sich ihm alle Dämonen unterwerfen236. Sakisar soll die Verhält
nisse in dem unterworfenen Bruwaspurwa regeln und Tjitrabaha kehrt nach sei-
31 nem kraton, Palast, zurück. Die beabsichtigte Heirat wird nach Überwindung
dieses Hindernisses nun doch geschlossen und das unterworfene Reich soll für
B alikas verbleiben, wenn dieser zurückgekehrt ist. Darauf folgt eine zweite Hei
rat desselben Fürsten. E r wirbt um die Hand von Sukesi, der Tochter Sumanglis
von Purwakanda237. Zwar war diese Jungfrau eigentlich als Nebenfrau für Guru
(Qiva) bestimmt, aber nach einigen Unterhandlungen erhält er sie doch und führt
sie in seinen Palast. Diese Ehe ist aber nicht von besonderem Glück begünstigt,
da die junge Frau unablässig m it der anderen Gemahlin in Streit kommt. Aus
diesem Grunde wird sie, obgleich sie schon schwanger ist, Bëgawan Sarwa238 an
vertraut. V on seiner ersten Frau N i Indratni erhält Tjitrabaha einen Sohn, der den
Nam en Dasam uka empfängt, nachdem er von demselben Bëgawan Sarwa unter
richtet worden war. Die zweite Frau bringt Zwillinge m it Dämonenköpfen zur
W elt, A m bakam a239 und Sarpakanaka. Später gebiert sie noch W ibisana240.
Als eines Tages Dasam uka trotz der W arnung seines älteren Halbbruders Bisa-
w am a wieder einmal sehr ungezogen ist, schleudert ihn sein V ater weg und er
3 2 fällt auf der Insel Ngalëngka nieder241. Hier erhält er den Besuch von Purwaning-
djalma242 aus dem Himmel, der ihm die Herrschaft über die vier W elten und die
Butas, Dämonen, verspricht, wenn er den Schuldlosen und Asketen kein Leid
antun will. Dann erhält er einen neuen Nam en: R ahwana adji243, er baut ein
schönes këdaton (Residenz) und stellt Wagrasinga als patih, Reichsverweser, an.
Inzwischen hat sich B isaw am a des Thrones von Tjitrabaha bem ächtigt; kaum
erfährt R ahwana dies, so faßt er den Plan, seinen V ater zu rächen. Hierzu schließt
er ein Bündnis mit dem noch immer landesflüchtigen Sakisar. (Hier werden als
Rahwanas Söhne genannt: Sogasura447 von einer putri mina, Fischprinzessin,
Ganggawati, Pratalamahreni von Kism aw ati von Kismakrënda, Pratalam ar- (SK 32)
j am448,von D ewi Pratala244. Alsbald erscheint Rahwana245 vor Indrapuri, wo sich
Bisaw am a in seiner Angst überall zu verbergen sucht, doch überall setzt ihm
sein Gegner nach. Endlich muß er in den Himmel zurückkehren, worauf R ah
wana Besitz von seinem kraton, Palast, ergreift. W ilmanaram ja, Bisawarnas
Sohn, wird von dem triumphierenden Rahwana zum R eittier gem acht; Sakisar
wird Regent über die Stadt246.
Von anderer Seite werden zu gleicher Zeit auch Rachepläne geschmiedet. Ba-
likas, nach Bruwaspurwa zurückgekehrt, vernimmt, daß sein V ater N iti K u w atja
von Tjitrabaha getötet wurde und sinnt auf Vergeltung. Ein geheimer B ote ver
rät dies an Sakisar in Indrapuri, der ja unschuldig ist und keinen Grund zur
Rache gegeben hat. Sakisar ersucht Rahwana um Verm ittlung, damit unnötiges
Blutvergießen vermieden werde. Tatsächlich glückt es Rahwana, durch Gesandte
einen Streit zu verhüten, worauf sich alle nach Ngalëngka begeben. Hier werden
in üblicher Weise die gegenseitigen Freundschaftsbande durch Eheschließungen
bestärkt: W agrasinga heiratet Sarpakanaka, Am bakarna vermählt sich mit einer
Tochter von Balikas, W ibisana m it Srimalahina und Tjaturdjan, Sohn des T ji
trabaha, mit einer Tochter Sakisars247.
Rahwana faßt den Plan, den Himmel zu erstürmen. Mit genauer Not entkommen
die Götter diesem Unheil dadurch, daß sie ihm einen limpung, Wurfspieß, und
den Luftw agen Djaladara, W olke, geben. A u f sein Betragen hat diese Gunst der 33
Götter keinen guten Einfluß. Rahwana hält sich für unüberwindlich und glaubt
allen und allem widerstehen zu können. Als er einst einen hellen Schein sieht und
vernimmt, daß dies der Glanz von Adisërat N jakraw ati ist, entsendet er sofort
zwei Spione nach dessen Reich, Singamuka und Mukasinga. Dort angekommen,
empfinden diese die K ra ft von Sang Pardanas stinkendem Atem , der aber auf
hört zu rasen, sobald er bemerkt, daß sie Dämonen sind. Der Fürst läßt sie sein
ganzes Reich sehen und bewirtet sie freundlich. B ei ihrer Rückkehr gibt er ihnen
zum Schluß eine T üte mit geröstetem Reis, während er selbst den Inhalt einer
anderen verzehrt. Als die Gesandten bei ihrem Herrn ankommen, erweist es sich,
daß der Reis aus Edelsteinen besteht, worüber Rahwana in heftigen Zorn gerät.
Mit einem großen Heer zieht er gegen Adisërat und lagert sich vor dessen Stadt.
Wieder werden zwei Boten gesandt, diesmal mit einem Befehl, sich zu unter
werfen. Adisërat will aber keine Unterwerfung, sondern Friede, und als er auf
allerlei Weise gezeigt hat, daß er sehr sëkti, zaubermächtig, ist, u. a. durch das
Hervorzaubem von allerhand Kostbarkeiten, ist Rahwana geneigt, m it ihm
(SK 33) Frieden zu schließen. Aber Adisërat prophezeit, daß sein Enkel einmal mit Hilfe
eines Affenheeres Rahwana überwinden wird. Sang Pardana, der weiße Affe, soll
sich dann in einen gewissen Bërgaw a248 inkarnieren.
34 Als Adisërat seinen Palast verlassen hat, um Askese zu üben, und Rahwana, der
durch die L u ft nach Bruwaskandi geflogen ist, dies bemerkt, nimmt er die Ge
stalt Adisërats an und will sich dessen Frau nahen. Die List wird aber entdeckt
und R ahwana wird von B atlaw idjan, dem Feldherm von Adisërats Dämonen,
weggeschleudert und durch Pardanas stinkenden Atem bedrängt. Beide werden
aber von Rahwanas Wurfspieß getötet, aber erst, nachdem Pardana geweissagt
hatte, daß er sich durch einen gewissen Hanoman rächen werde. Die in die Enge
getriebene Frau flüchtet in die Einsiedelei ihres Ehegemahls, wo die ganze E pi
sode mit Rahwanas Unterwerfung endet.
35 Dimahradja, der Sohn von Adisërat N jakrawati, wird Fürst von Bruwaskandi
unter dem Namen vonAdisërat Maharadj a. Derjüngere Sohn Ruwatm adj a macht
den W ald Mandrapura urbar, um dort eine Stadt zu gründen249. Nachdem dies
geschehen ist, bleibt ein Bambusgebüsch übrig. Dort genießt der Fürst die Kühle
der Nacht. Eines Nachts sieht er eine lichte Gestalt in den Bambus hineinhuschen;
er legt eine Schlinge und denkt, es sei ein Vogel, doch sieht er am nächsten Mor
gen, daß er eine widadari, Himmelsnymphe, gefangen hat. Sie ist die Enkelin
von H jang W isnumurti und heißt Baljadaru. Ihr V ater ist Hjang W isnupati;
Adisërat Maharadja heiratet sie. Als der Fürst ein andermal in dem Bambus
W einen hört, erfährt er von Baljadaru, daß sich dort noch eine andere widadari
befindet, Rëtna A ju Bandondari, die Tochter von H jang Rura, die Enkelin von
36 Basuki, die jüngere Schwester von Pantjaradja. Auch Bandondari wird aus
dem Bambus geholt und von Adisërat geheiratet. W isnupati, welcher kommt,
um die Ehe seiner Tochter zu segnen, gibt dem Fürsten den Namen D asarata
von Mandrapuri. H jang Rura ruft aus einem waringin, Feigenbaum, einen patih,
Reichsverweser, ins Leben, welcher den Namen Gurdamuka erhält, und das Reich
nimmt zusehends an W ohlfahrt zu.
37 Rahwana ist ein großer Frauenschänder und Raufbold. Nur eines fehlt ihm: die
Gewißheit, daß ihm ein langes Leben beschieden ist. Um diese zu erhalten, be
gibt er sich zu H jang Guru. H jang Pramesti Guru ist ungehalten über Rahwanas
wachsende Macht und sendet zu Wisnu, der allein imstande ist, den W üstling zu
überwinden. W affen für Götter und Menschen werden geschmiedet und alles wird
in Bereitschaft gebracht für einen langen Krieg. Als Wisnu ankommt, verspricht
er seine Hilfe, sofern er sich in einen Menschen inkarnieren kann, da Rahwana (SK 37)
doch auch eine Inkarnation ist und zwar von W atu Gunung250. Wisnus Gemahlin
Sri Mëndang und W isnus Schlange Basuki sollen dabei seine Gefährten sein. In
zwischen kommt Rahwana mit seiner B itte zu den Göttern, sieht Sri Mëndang
und will sie sofort zur Frau haben. W isnu weigert sich, wird aber besiegt; er in
karniert sich in Partaw idjaja von Pulo Rantjang Këntjana. Auch Sri Mëndang
flüchtet und inkarniert sich in dem Reich Ngawu Langit. Rahwana stürzt sich
hinter ihr her. Unterwegs trifft er eine widadari, die Tochter von H jang Indra, die
seine Begierde weckt. Indra gibt sie ihm, da er fürchtet, daß Rahwana sonst in
den Himmel eindringt. N ach einiger Zeit verläßt er sie aber wieder, kehrt nach
Ngalëngka zurück und befiehlt M aritja und Gumuka, Sri Mëndang aus Ngawu
Langit zu holen. Dort angekommen, sehen die beiden Gesandten in der T at, daß
der Fürst Lësm antaka ein kleines Töchterchen hat und beschließen zu warten,
bis sie groß genug ist. Aber Lësm antaka sendet einen von ihnen mit einem Brief
zu Rahwana. #
Episode von Gajendra252, der seine Tante Dewi Rontah heiratet.
Hjang Gutaka von Draw ati Purwa will seinen Sohn Gutam a253 zum Nachfolger
ernennen. Aber Gutam a hat wenig Lust hierzu. Darauf wird dann auch Rësi
K a la Nachfolger unter der Bedingung, daß er das Reich seinem Bruder über
lassen solle, sobald er ihn darum bitten würde. Gutam a geht dann in den Wald,
um Askese zu verrichten, kommt zu dem kedaton (Residenz) von Gajendra und
trifft dessen Frau Dewi R ontah allein an. Als Gajendra kommt, wird er von Gu
tam a getötet, und zwar auf seine eigene Bitte, nachdem er ihm gesagt hat, daß
sich sein Leben in seiner Schwanzwurzel251 befinde. Ganz weißes B lut ström t aus
der Wunde. Gutam a geht nun mit Dewi Rontah zu seinem Bruder und über
nimmt die Regierung über D rawati Purwa aus den Händen von Rësi Kala.
K ala m acht ein neues Gebiet urbar, nicht weit von D rawati Purwa entfernt,
Mantiladirdja genannt. #
Partawidjaja449, der Fürst von Rantjan g Këntjana, ist Wisnus Inkarnation. Sein
Sohn Ardjuna W idjaja begibt sich auf den W eg, um eine gewisse Dewi Sëtja-
wati254 zu suchen, welche eine Prinzessin von N gaw u Langit sein soll, und von
der er geträum t hat.
Bei einem verlassenen kraton (Residenz) übt er Askese und wird dabei von zehn 38
ratus, Fürsten, gestört, welche das kraton als pasanggrahan, R astplatz, benützen
wollen. Darauf folgt ein Kam pf, in welchem Ardjuna W idjaja eine zehnarmige
(SK 38) Gestalt annimmt. Die Fürsten unterwerfen sich. Den kraton, den er Maospati255
nennt, läßt er von zehn Fürsten bewachen und geht weiter auf die Suche nach
der Prinzessin von N gawu Langit, der Tochter von Lësmantaka. Dieser hat ge
rade den Boten mit dem Brief zu Rahwana gesandt, der in W ut entbrennt und
sofort tausend rësis, Heiligen, die Köpfe abschlagen läßt, um sie Lësm antaka
anzubieten. Zwar rät W ibisana ab, aber der Fürst setzt seinen Plan durch, und
ein großes Heer von Dämonen rückt unter Anführung von M aritja aus, muß aber
nach allerlei Schwierigkeiten zurückweichen.
39 Dewi Sëtjaw ati träum t von einem schönen Prinzen, Dasabahu von Maospati.
Gleich darauf kommt ein Gesandter von diesem und bittet für Dasabahu, wel
cher derselbe ist wie Ardjuna W idjaja, um eine Zusammenkunft. Sie stim mt zu,
wenn er sie aus hundert Statuen herausfinden kann. Dies glückt dem Fürsten
und es folgt die erste Vereinigung, also noch vor der sajëmbara, Gattenwahl.
40 Dann bricht die sajëmbara an und es gelingt Dasabodja, so genannt nach seiner
zehnarmigen Gestalt, die Prinzessin zu gewinnen, nachdem er einen großenKam pf
ausgefochten hat, in dem er Sasrabodja wird (tausendarmig)256. A u f dem Vogel
Sruwenda sitzend, von seiner B raut begleitet, begibt er sich durch die Luft nach
41 Maospati; unterwegs fä llt aber der K o t des Vogels auf den paseban, Audienz
platz, zu Ngalëngka, worüber Rahwana aufs höchste erzürnt wird. E r entsendet
sofort den Dämon Gutaka, der auch fliegen kann, um die Sache zu untersuchen;
dieser muß es mit dem Tode büßen. Seine Leiche fällt vor Rahwanas Füßen nie
der. Zum Übermaß des Unheils kommt M aritja und meldet, daß Ardjuna W id
ja ja mit der Prinzessin, um die Rahwana vergebens gefreit hat, nach seiner R e
sidenz Maospati gezogen ist. Die W ut Rahwanas kennt nun keine Grenzen mehr
und er fliegt durch die Luft nach Maospati, während sein Heer zu Fuße folgt.
Dort ist Ardjuna gerade in einen »asketischen« Schlaf versunken, woraus ihn nie
mand wecken mag. Seine beiden Frauen haben sich ans Meer begeben, um sich
zu belustigen. Sofort erkennt R ahwana Sëtjaw ati und will sie rauben, doch muß
er erst noch einige starke W ächter überwinden. Eine der Frauen w eckt in ihrer
Verzweiflung den schlafenden Ardjuna, der nun einen Kam pf von sieben Tagen
und Nächten mit Rahwana besteht. Es glückt ihm schließlich, den Dämon in
seinem »Kettenpfeil« zu fangen, worauf dieser Besserung gelobt und um sein Le
ben fleht. Tatsächlich wird ihm Vergebung zuteil, doch kaum ist er frei, so zieht
er sein Versprechen zurück. Wiederum wird er mit seinem W agen und allem
durch den Kettenpfeil gefangen, und wieder erlangt er Vergebung. Jeder erkennt
nun, daß Sasrabahu die Inkarnation einer Gottheit ist. Aber bei einem Festmahl
kann Rahwana beim Anblick Sëtjawatis seine wahre N atur nicht länger verber-
gen, worauf er m it seinem ganzen Heer von einem W indstoß weggefegt und nach (SK 41)
Ngalëngka geschleudert wird. #
Episode von Jasadarma450 und Sasrabodja, ihrem Kam pf und von dem Sieg des 42
ersten, der nun in die Stadt Maospati einzieht. P lötzlich wird es heller T ag und
Sëtjawati ersticht sich. Sriwati die andere Frau, heiratet Jasadarma, der Fürst
über Maospati wird: #
Dem Rësi Gutam a werden von seiner Frau Dewi R ontah drei Kinder geboren:
Dewi Andjani, Subali und Sugriwa. Die beiden letzten sind eigentlich nicht seine
Kinder, sondern sind von Sang H jang Sur ja (Sonnengott) gezeugt. Als Dewi
Rontah mit Surja Ehebruch trieb, erhielt ihre Tochter Andjani von diesem ein
tjupu m anik (Zauberbüchse), damit sie ihn nicht verraten sollte. Aus dieser Dose
holte Dewi Andjani Geld, um die Schulden von Subali und Sugriwa damit zu be
zahlen. Deren U ndank ist groß, da sie das Döschen selbst besitzen wollen. Es
entsteht ein Streit, der vor Gutam a gebracht wird. Der V ater beschließt, die
Dose wegzuwerfen und denjenigen, der sie zuerst packt, als rechtmäßigen B e
sitzer anzuerkennen. D ieBrüder, begleitet von einemStellvertreter für ihreSchwe-
ster, tauchen dem in einen See gefallenen Döschen nach. Als sie aber ohne dasselbe
wieder nach oben kommen, sind sie weiße Affen geworden. Aus Rache waschen
sie Andjanis Gesicht m it demselben Wasser, wodurch sie ein Affengesicht erhält
und die ganze Geschichte mit ihrer Mutter dem V ater verrät. Die Mutter wird
durch Gutam as Fluch zu Stein verwandelt. Alle verrichten nun A skese: Gutam a
auf einem glatten Stein, Andjani im Meer auf einer Nadelspitze, Subali in einem
Baum und Sumanda, der Stellvertreter für Andjani, darunter. Sugriwa versam
melt die Untertanen von Darawati (Drawatipurwa)257.
K i B ujut hat W atu Gunung als Sohn angenommen, bereut dies aber bald und
erhält endlich von den Göttern einen eigenen Sohn m it Dämonengestalt, Gëtah
Bandjaran. Dieser raubt, als er größer wird, Dewi Taraw ati, die Tochter von Ba-
tara Tantra.
Die Jungfrau ist jedoch nicht sehr zufrieden mit ihm und möchte gerne von ihm
befreit sein. Deshalb fragt sie ihn danach, was im Meere ist. Gëtah Bandjaran
taucht ins Meer hinab, um dies zu erfahren, und sie ergreift die Flucht. Gëtah
Bandjaran käm pft dann m it Rahwana, der weggeschleudert wird.
Nërada, der Götterbote, sucht jemand, der Gëtah Bandjaran gewachsen ist und
findet diesen in Subali, welcher in seinem Baum immer noch Askese übt. E r spie
gelt ihm als Belohnung den Besitz der Dewi Taraw ati vor, gibt ihm den Zauber-
(SK 42) spruch Pantjasona, der langes Leben schenkt; darauf geht Subali auf den Vor
schlag ein, nimmt Abschied von den Seinen und geht an seine Aufgabe. Gutam a
steckt seinen Stab in den Erdboden: wenn dieser umfällt, wird Subali umgekom-
43 men sein. Am Meere angekommen, beginnt Subali einen heftigen Kam pf mit
44 Gëtah Bandjaran, den er mit Zaubersprüchen tötet258. Nim heiratet er Taraw ati,
gründet bei seinem Asketenbaum ein këdaton (Residenz), Ragastina. Sumanda
wird patih und heißt fortan Djëmbawan, patih djëro soll Sugriwa werden. Rësi
K ala wird dann auf Anordnung Gutamas Fürst über Drawatipurwa, worauf Gu
tam a in den Himmel zurückkehrt.
45 Rahwana sieht auf einem seiner Züge Dewi Taraw ati in ihrem taman, Lustgar
ten, wo sie sich während der Zeit ihrer Schwangerschaft aufhält259, und verliebt
sich natürlich in sie. E r will sie rauben, aber Subali verprügelt den Frauenschän
der und besiegt ihn. Alles endet aber in Friede und Freundschaft, ja Rahwana
wird sogar von Subali als dessen jüngerer Bruder angenommen. Als Rahwana
einmal wieder nach Ngalëngka zurückgekehrt ist, beschließt er, noch unter dem
E indruck von Subalis magischen Kräften stehend, bei seinem neuen Freunde in
die Lehre zu gehen. Als er diesen Plan ausgeführt hat, besiegeln große Feste die
Vervollkommnung von Rahwanas Wesen260. Rahwana hört von der Schönheit
der geheimnisvollen Gemahlin Dasaratas, Bandondari. E r fliegt durch die Lu ft
nach Mandrapura und fordert die Frau für sich. Der Minister Gurdamuka wider
setzt sich, wird aber getötet. Erst durch eine L ist Bandondaris, die aus ihrem
H autabfall ein Ebenbild zaubert, zieht Rahwana zufriedengestellt nach Haus.
Die wahre Bandondari erhält darauf den Namen Dewi Rago und gibt D asarata
den R at, ihrem Ebenbild die Jungfräulichkeit zu nehmen, so daß R ahwana kei
nen Verdacht schöpfen kann261.
Rahwana kommt mit seiner B eute in Ngalëngka an und läßt sie bewachen. Er
selbst begibt sich zu Dewi Sri Mëndang, die er erst noch besitzen will.
46 Unterdessen kommt D asarata und schläft bei Bandondari-klalar (klalar, m alay.
daki, H autabfall). W ieder nach Hause gekommen, opfert er m it Hilfe des B ëga
wan Tjandradewa den Göttern, um einen Sohn zu bekommen, der später R ah
wana überwinden soll262.
W isnu und Sri, seine Gemahlin, wollen sich inkarnieren und Basuki folgt ihrem
Beispiel. Sie begeben sich nach Mandrapura, wo sie zu ihrem Schrecken plötz
lich Rahwana auftauchen sehen, der zu erkennen gibt, daß er Sri besitzen will.
E in heftiger K am pf beginnt und sowohl Wisnu wie Sri müssen flüchten. Wisnu
entkommt dadurch, daß er sich in den Sohn Dasaratas inkarniert und Sri ebenso
in die Tochter von Bibitsam uka. Rahwana fordert sie für sich und erhält sie. (SK 46)
Nochmals entflieht Sri. Als R ahwana nun seiner neuen Frau, aus der aber Sri
entflohen ist, beiwohnen will, wird er ohnmächtig und bleibt sieben Tage be
wußtlos. Dann erklärt er, daß das Kind, wenn es ein Junge ist, den Namen Bi-
bitbis erhalten muß. Darauf verfolgt er Sri noch einmal, die sich in ein E i ver
wandelt. Rahwana verschlingt das E i und kehrt nach Hause zurück, wo er bei
Bandondari-klalar schläft. E r sagt, wenn das Kind, das geboren wird, ein Junge
ist, wird er ihn später bekäm pfen; ist es ein Mädchen, dann muß sie einmal seine
Frau werden. #
In Mandrapura gebiert Baljadaru einen Sohn, die Inkarnation Wisnus, Bërgaw a
genannt. Rago hat ebenso einen Sohn, Murdaka, die Inkarnation Basukis. Fer
ner erhält D asarata sechs Kinder, wovon die ältesten B rangta und Tuw ignja
heißen. Danach gebiert Baljadaru noch Bërdona und Rago noch T jitradona263.
Die göttlichen W affen Wisnus waren während des letzten Streites mit Rahwana 47
in Tiere verwandelt. Bërgawa und Murdaka geben ihnen ihre alte Gestalt wieder,
indem sie den Tieren die Zunge ausreißen. So kommen sie in den Besitz von Göt
terwaffen. Die erste Heldentat der beiden Jünglinge besteht darin, daß sie Jasa-
darma von Maospati töten und dessen Residenz verwüsten.
Rahwanas Hauptgem ahlin Dewi Kendran gebiert ihm einen Sohn Indradjit und
Bandondari-klalar eine Tochter, die Inkarnation von Sri264. Die M utter kann
sich nicht darüber beruhigen, daß das Mädchen später die Frau Rahwanas wer
den soll und setzt es in einem Kistchen in das Meer aus. T jibisana (Wibisana)
zaubert aus den W olken ein anderes Kind, einen Sohn, Megananda. Rahwana ist
böse, als er sieht, daß das Kind ein Junge ist, der ihn später einmal bekämpfen
wird, und wirft es auf einen Stein. Das K ind gibt aber Zeichen von äußerster
Zähigkeit, da es am Leben bleibt265.
Rësi K ala von M antili findet das ans Land gespülte Kistchen, nimmt das darin 48
liegende K ind als Tochter an und gibt dieser den Nam en Sinta266. Als das Mäd
chen groß geworden ist, findet der Pflegevater einen aus der Lu ft herabgefallenen
Bogen. E r bestim mt darauf, daß derjenige, der diesen Bogen spannen kann, seine
Tochter zur Frau erhalten soll267. Dazu müssen neun Talbäum e, die in einerReihe
stehen, mit einem Schuß durchbohrt werden.
Als Sinta heiratsfähig geworden ist, kommen viele Fürsten und versuchen die
Probe zu bestehen. K a la zieht dann aus, um die Söhne Dasaratas aufzufordem.
(SK 48) Zuerst gibt man ihm Brangta und Tuw ignja mit, die er auf die Probe stellt. Diese
fä llt ungünstig aus, denn sie wählen von zwei Wegen den kürzeren und weniger
gefährlichen. Dann gehen Bërgaw a und Murdaka m it ihm268.
49 Rahwana sieht auf dem W ege zu Sintas sajëmbara, Gattenwahl, einen weib
lichen Dämon, Djanggini. E r käm pft mit ihr, zieht aber dabei den kürzeren und
begibt sich weiter. Noch erzürnt über diese Störung, sieht Djanggini die beiden
J ünglinge ankommen, die von K a la zur Gattenwahl seiner Tochter gebracht wer
den. Sie wird von Bërgaw a getötet und nimmt ihre widadari-Gestalt wieder an,
in welcher sie den Namen Djangginiwati führt269.
B ei der sajëmbara kann niemand die Bäum e durchschießen. Rahwana bringt es
zu sechs und verschwindet wie gewöhnlich in heftigem Zorn. Dann erscheinen Bër
gaw a und Murdaka. Als der letztere den Drachen, auf welchem die Bäume stehen,
in eine gerade Linie gebracht hat, tut Bërgawa den Schuß und gewinnt die
B raut271.
50 N ach der Hochzeit klagt K ala über eine weiße Krähe, die seinen Teich dauernd
beschmutzt. Bërgaw a schießt nach ihr; der Pfeil verfolgt den Vogel überallhin,
selbst bis in eine Blaufärberei. (Deshalb ist die Krähe schwarz272.) A ls das Tier
aber Besserung gelobt, kehrt der Pfeil zurück. Bërgawa, Murdaka und Sinta keh
ren nun nach der Heimat zurück. Murdaka übt unterwegs noch Askese bei dem
rësi T jandradewa273. #
51 Rahwana wird von Sonnenstrahlen getroffen und beschließt, die Sonne zu be
kämpfen274. Es folgt die Episode R 59-61, danach S 74-78, wobei Bërgaw a und
Sinta zu Affen werden. Derjenige, der den Samen in Andjanis Mund bringt, heißt
hier Maruta. Durch das den Samen einhüllende B lättchen zieht Bërgaw a einen
R ing von Golddraht, um das Kind erkennen zu können, das daraus geboren wer
den möchte275. Hierauf findet ein Namenwechsel statt: Bërgaw a heißt nun Sri
Ram a und Murdaka heißt Lësmana. D asarata schickt Gesandte aus, um sie zur
Rückkehr nach Mandrapura zu bewegen; sie beschließen jedoch im W alde zu
bleiben. Es folgt nun die Episode m it Sarpakënaka und ihrem Kind. Dieses wird
durch einen Pfeilschuß getötet, von Askese wird nicht gesprochen276.(R 62/63,85.)
52 Sarpakënaka will sich an Lësmana rächen, als sie erfährt, was mit ihrem Kinde
geschehen ist. Nachher verliebt sie sich in ihn, wird aber zurückgewiesen. Sie
fliegt mit ihm in die Luft, wo er ihr die Nase abschneidet277. Nach Hause zurück
gekehrt, läßt sie sich längere Zeit nicht sehen. Als Rahwana schließlich zu ihr
kommt, erzählt sie ihm die Geschichte ganz anders. Rahwana begibt sich darauf,
begleitet von M aritja und W ilmukabahu, zu Sinta, in der er sofort Sri erkennt (SK 52)
Es folgt die Episode von dem kidang këntjana, goldenen Kidang, es ist hier aber
nur e in Tier278. (R 96-98.)
Gëntaju, der Geier, will Rahwana seine Beute streitig machen, doch wird er von 5 3
dessen limpung, W urfspieß, niedergestreckt und fä llt am Ufer eines Flusses nie
der. Die beiden Brüder suchen nach Sinta, finden Gëntaju und vernehmen, was
geschehen ist279. Dann kommen sie in das Gebiet von Ragastina.
Hier hat Dewi Andjani einen Sohn mit Menschengesicht und dem Körper eines
weißen Affen geboren; auch hat er Ohrringe. Subali wundert sich über seinen
N effen und nennt das Kind Anoman. Dann folgt die Episode von Anoman und
der Sonne, R 79. Von seinem Urgroßvater wird hier aber nicht gesprochen. Fer
ner wird erzählt, daß er seinen Schwanz, den er bei dem Abenteuer verloren hatte,
wieder zurückerhalten soll, wenn er in dem sëgara wëdi, Sandsee, badet. Dort
war nämlich der Schwanz hineingefallen. Anoman wird Subali übergeben, erhält
von diesem die adji pantjasona und lebt zurückgezogen, solange sein Schwanz
noch kurz ist.
Auf dem Berge Sela Kuning, in dem Gebiet des von Ngalëngka unabhängigen 54
Djajasinga, wird Mahesawati, die Tochter von Suratani, die Gemahlin des Für
sten. Von ihren zwei Kindern hat das eine, Mahesa Purusa, die Gestalt eines B ü f
fels. Größer geworden, tötet er im W alde alle Büffel und fügt ihre Weibchen sei
ner Herde zu. Als ihm einst ein weibliches K alb geboren wird, verfolgt er es gegen
seinen W illen überallhin und vergewaltigt es schließlich. D er Sprößling aus dieser
verbotenen Verbindung ist Mahesasura. E r übt seine Kräfte, um einst seine Mut
ter rächen zu können, und es glückt ihm auch, den alten Büffel zu töten. Dessen
Hauptfrau flüchtet in eine Höhle und gebiert dort einen Sohn, Djatasura. Die
Höhle hieß Kiskënda. Als dieser Sohn, der ein Dämon ist, größer wird, rächt er
seinen Vater, besiegt Mahesasura und zwingt ihn, sein R eittier zu werden. Dann
will er Tariwati, die Tochter von Batara Sakra, heiraten. Ihr Vater willigt schein
bar ein, ersucht aber Subali von Ragastina, den Dämon zu töten und bietet ihm
zur Belohnung seine Tochter. Subali geht nun in die Höhle Kiskënda und tötet
beide Ungeheuer. Aber Sugriwa, irregeleitet durch das aus der Höhle strömende
weiße und rote B lut, schließt diese m it einem Stein, erhält die Tochter Sakras
und wird Fürst über Ragastina. Indessen gelingt es Subali, aus der Höhle zu ent
kommen; er eilt wütend zu seiner Stadt und schleudert Sugriwa weit weg, so daß
dieser in einem Baum niederfällt, wo er zwischen den Zweigen hängen bleibt.
Subali nimmt seine Gemahlin wieder zu sich, die nach einiger Zeit schwanger
wird280. *
SK 55 Ram a, ermüdet durch die Suche nach Sinta, rastet unter einem Baum, den K opf
in Lësmanas Schoß. Es ist dies aber gerade der Baum , in dem Sugriwa sitzt, und
dessen Tränen fallen auf Ram as Brust und wecken ihn. Sugriwa gibt sich zu er
kennen, erzählt seine Geschichte und berichtet ferner, daß Rahwana jedes Jahr
dem Subali m it Geschenken huldigte. R am a schließt nun ein Bündnis m it Su-.
griwa. Sie begeben sich auf den W eg zu Subali mit der Absicht, ihn zu töten.
Unterwegs kommen sie an den Gebeinen des Gëtah Bandjaran vorüber. Ram a
zeigt sein sëkti (Zaubermacht) und schießt auch die fünfundzwanzig Nangka-
Bäume nieder, die Sasrabodja von Maospati gepflanzt hat. Hierdurch beweist er,
daß er eine Inkarnation von Wisnu ist. Die unter den Bäumen liegende Schlange
Sindubanda bringt Ram a ihre Huldigung dar. Schließlich stürzt Ram a noch die
Steinsäule um, in welche Dewi Rontah verwandelt war. Es folgt die Episode des
Kam pfes zwischen Sugriwa und Subali. ( R 114-117.) Das Erkennungszeichen ist
hier eine Halsschnur von jungen Kokosblättem . Subali wird in die Schwanz
wurzel getroffen.
56 Anggada wird Fürst über Ragastina; Ram a und Lësmana üben Askese auf dem
Berge Suwela; Dewi Tari gebiert einen A ffen von leuchtend grüner Körperfarbe,
der den Namen Anila erhält, sie heiratet Sugriwa. Nach der bekannten N ach
lässigkeit Sugriwas in dem H alten seiner Versprechungen wird schließlich doch
das Affenheer zusammengerufen.
57 Anoman, der von R am a an seinen Ohrringen als sein Sohn erkannt wird, soll in
einem halben T ag nach Ngalëngka gehen. Dabei wird ihm als Belohnung ver
sprochen, daß er m it Ram a zusammen von einer Schüssel essen darf. Ram a be
willigt dies für später und rät ihm, dort über das Meer zu setzen, wo dieses tasik
wëdi, Sandsee, heißt. Anoman zieht aus. Nachdem er beim tasik wëdi ange
kommen ist, verschwindet seine Hautkrankheit und er bekommt einen schönen
Schwanz; diese Tatsache meldet er Rama. Dann essen sie zusammen, nachdem
Ram a ein Kerbe in das B latt gemacht hat.
Dann fo lg t: »sinigëg tjaritanira ladjënge katah kang uning / tjarita Anoman duta
tanapi ladjëngnja tam bak iki kang m atja apan wus ngrungu tjarita sërat R a
ma ngutjapakën turunja Pëndawa iku,
worauf der Autor plötzlich zu der Erzählung der Geschichte der Pëndawas über
geht und die Geschichte von Ram a weiter als vollkommen bekannt hält281. Aber
später, im 70. Gesang, wird die Ramageschichte wieder aufgenommen und von
den Ereignissen nach Rahwanas Tod erzählt.
70 Bëtara Ram a hat R ahwana überwunden, der nun zum Teil unter einem Berg282
verschüttet liegt, aber noch nicht tot ist. Rama, der Fürst von Pantjawati, ist in
Ngalëngka eingezogen und hält hier Hof. Es folgen dann Plünderung, Beutever- (SK 70)
teilung usw. Ram a läßt den W ald auf dem Berge Trënggana Sëkar urbar machen
und dort eine Stadt erbauen. Darauf folgt die Feuerprobe von Sinta, die ihre
Reinheit beweist, ohne daß Götter dabei eingreifen283. Bandondari-klalar erkennt
in Sinta ihre Tochter wieder. Ram a geht aus, um nach Rahwana zu sehen, dessen
Haupt noch unter dem Berge zum Vorschein kommt. Anoman verschüttet den
Riesen noch mehr, so daß er halbtot im Sterben hegt. Nun folgen allerhand An
ordnungen und Einsetzungen durch Ram a: Datiwikram a, Sohn des Tjibisana,
wird Fürst über Ngalëngka; Sruweni, Sakisars Sohn, über Indrapura; Baleng-
kara, Sohn des Balikas, über Bruwasparwa. Ram a läßt sich in der neuen Resi- 71
denz nieder und nennt diese Durdjajapura. Es ist, als ob das goldene Zeitalter
zurückgekehrt ist, bis die Episode mit dem Porträt den Frieden zerstört. Dewi Go-
takju zeichnet das Bild Rahwanas auf Sintas Fächer und legt ihn auf ihr B ett.
Ram a verdächtigt sie der Untreue und sendet sie nach Mantilidirdja284. Dort ge
biert sie Butlawa, der von rësi K ala unterrichtet wird. Der Knabe ist ein rich
tiger Raufbold und gerät einst in Streit mit ein paar Dämonen, die im Dienste
Tjibisanas stehen. Sie beklagen sich bei ihrem Herrn und bei Lësmana, der ge- 72
rade bei diesem zu Gaste ist, um sich nach Sinta zu erkundigen. Beide Fürsten
machen sich auf, um den Taugenichts zu züchtigen, aber sie können ihn nicht
meistern. Sie werden selbst von dem Knaben gebunden und nach Mantili ge
bracht285. Dort befreit sie rësi K ala und es herrscht natürlich allgemeine V er
wunderung. Lësmana schlägt Sinta vor, sie mitzunehmen, aber sie weigert sich.
Darauf kommt Ram a mit großem Gefolge und begibt sich zu Sinta. Dann wer- 73
den die Liebkosungen der wiedervereinten E hegatten ausführlich erzählt. Alle 74
kehren zurück und das nächste Ereignis ist die Hochzeit B utlawas mit Endra-
kumala, der Tochter Indradjits, der Enkelin von Dewi Kendran zu Mambang.
Die Hochzeit wird dort gefeiert.
B utlawa wird nun Ram as Nachfolger in Durdjajapura, während seine Eltern, 75 begleitet von Lësmana und Twibisana, Asketen auf dem Berge Tjëndana Sëkar
werden. Anoman läßt sich auf dem Berg Kundalisada nieder, um Rahwana zu
bewachen286.
Tridjata hat sich inzwischen in Anoman verliebt und schmachtet in Liebesgram 76
über den fernen Geliebten. Djëmbawan, der seinerseits wieder in T rid jata ver
liebt ist, nimmt des Abends Anomans Gestalt an und verbringt die Nacht bei ihr.
Dieser B etrug kommt nach allerhand Verwicklungen heraus und die ganze Ge- 77
schichte endet mit der Hochzeit von T rid jata und Djëmbawan287. Inzwischen ist 78
Endrakumala schwanger geworden und gebiert einen Sohn, Kuntibodja288.
Ram a hält nun die Zeit für gekommen, sich verbrennen zu lassen und entbietet
(SK 78) Sinta durch einen B rief zu sich. Diese antwortet, daß sie einwilligt, sich mit Ram a
verbrennen zu lassen unter der Bedingung, daß sie in der folgenden Inkarnation
nicht Ram as Gemahlin, sondern seine Schwester sein soll. Ram a sagt dies zu und
79 Lësmana geht sie zu holen289. A u f ihrem W ege begegnen Sinta und Lësmana dem
Fürsten Djanaka, dem Schwiegersohn des Rësi K ala. D janaka hat schon früher
mit Sinta verabredet, daß sie in der folgenden Inkarnation einander heiraten.
80 Lësmana kann sich aber mit der Abmachung nicht einverstanden erklären. Erst
als Ram a kommt, kehrt der Friede wieder und alle sind mit dem Plan zufrieden.
Zur Belohnung für seine treuen Dienste soll Lësmana in dieser Inkarnation der
ältere Bruder Ramas sein, so daß Ram a vor ihm ein sëmbah, untertänigen Gruß,
wird machen müssen. Wieder folgen verschiedene Anordnungen, darunter diese,
daß Krësna, der Reichsverweser von Bruwaspurwa, Fürst von Drawatipurwa wird
und die Krone Ramas bewachen soll. Anoman bleibt auf dem Kundalisada. Der
Affe An ala verwandelt sich dann in ein großes F eu er291, in das sich Ram a, Sinta,
Lësmana, Twibisana, Sugriwa, Anggada, Anila, Srabanila, Sraba, Bisam uka und
andere Affen stürzen. A uch die geringeren Affen verbrennen sich. Sinta und R a
ma verschwinden und begeben sich nach dem Göttersitz zurück, wo sie wieder
W isnu und Sri werden290.
U RSP RUNG DER IN D O N E S I S C H E N A B W E IC H U N G E N»Ich glaube,« sagt Rassers in seinem Pandji Roman, »wenn wir uns einigermaßen in die
Denkweise des .primitiven' Javanen versetzen könnten, würde sich heraussteilen, daß
die unüberbrückbare K lu ft, die für uns moderne Europäer zwischen der vorderindischen
und der javanischen Vorstellung vorhanden zu sein scheint, für den Javanen einfach
nicht besteht und er die javanische Auffassung als die vollkommen logische W eiterent
wicklung der indischen betrachten muß. Ja, so ist es noch unvollkommen formuliert, und
so merkwürdig es auch Idingen mag, wir würden besser sagen: das Ram a Këling und die
lakons des w ajang purwa sind etwas v o l lk o m m e n V e r s c h ie d e n e s von den vorder
indischen Epen, sind kaum damit zu vergleichen und nur durch oberflächliche, rein äußer
liche Kennzeichen damit verbunden - und gleichzeitig sind sie auch v o l lk o m m e n d a s
s e l b e , sei es, wie Preuß es ausdrückt, nicht .nach objektiven', sondern ,nach magischen
Merkmalen' . . .«292. So leitet der Autor seine Untersuchung ein über »das Verhältnis der
lakons und des malayischen Sri Ram a zu der Originalform, in welcher dieser Stoff nach
Java kam«. Die Untersuchung führt ihn zu dem Schluß, daß die großen Abweichungen
in der malayischen Erzählung rein indonesisch sind und daß uns nichts, zu der Annahme
zwingt, »daß die Räm äyana-Redaktion, die als Vorbild für das H ikajat Sëri Ram a ge
dient hat, in welcher Sprache sie auch abgefaßt war, wesentlich von der Sanskritfassung
abgewichen sein sollte, die wir kennen«293. Die Abweichungen sollten nicht durch einen
langsam fortschreitenden Prozeß verursacht sein (Kern, Hazeu), sondern plötzliche Än
derungen darstellen mit allen heutigen Merkmalen, etwa plötzlich auftretenden N atur
ereignissen vergleichbar294. Rassers stellt es so hin, als ob die Indonesier das Original in
ein eigenes indonesisches Schema hineingezwängt hätten, nämlich das der Pandji-Erzäh-
lung, und glaubt hieraus sehr viel erklären zu können, natürlich mit Ausnahme der auf
Textverstüm m elung usw. beruhenden Abweichungen. Es muß dabei betont werden, daß
er ausgeht von einem »Original«, das von den Hindus in alten Zeiten in den Archipel ge
bracht wurde, zwar nicht in Sanskrit, aber doch in jedem Fall nicht stark von dem Epos
Välmikis abweichend455.
Dieses Original, sagen wir dieses R äm äyana, sollte dann in der Folgezeit von den Indo
nesiern ihrem eigenen Sagenkreis angepaßt worden sein und sich in seiner neuen Form
einen P latz im Herzen des Volkes erobert haben, wie es die W aj angvorstellungen bewei
sen können.
Es scheint mir von höchster Bedeutung, nachzuforschen, ob diese Ansicht richtig ist und
ob sie nicht vielleicht auf verkehrten Voraussetzungen beruht. Gerade meine, wenn auch
vorläufigen, Untersuchungsresultate über in Indien gültige, aber doch stark von Välm iki
abweichende Räm äyanas, brachten mich zu der Annahme, daß das Epos dieses wenn
auch noch so berühmten Dichters nicht das einzige war, was nach Java kam. W enn das
Epos überhaupt jemals dorthin gekommen ist.
Juynboll vermutet denn auch, daß die viel jüngere südindische Tamilredaktion in den
siamesischen, malayischen und javanischenRäm a-Legenden fortlebt und stützt sich bei
dieser Verm utung auf das Vorkommen einiger Namen, die seiner Meinung nach tamu-
lischen Ursprungs sind295.
In dieser Redaktion, die zwar nicht in Sanskrit verfaßt ist, sieht Rassers dann wieder nur
eine unbedeutende abweichende Bearbeitung des Epos, so daß die großen Abweichungen
dann doch wieder auf Rechnung der Indonesier gesetzt werden müssen.
U m das Problem der Herkunft lösen zu können, dürfen wir uns nicht damit begnügen,
die Frage nur von der indonesischen Seite aus zu betrachten. Vielmehr müssen wir uns
nicht scheuen, unsere Entdeckungsfahrten, auf denen wir Tatsachenm aterial zu bekom
men hoffen, bis zu den Urwäldern indischer Literatur auszudehnen, besonders auch um
sicher zu gehen, daß wir nicht Indonesisches mit Indischem und umgekehrt verwechseln.
Die absolute Herrschaft, die Välm ikis Epos nicht allein in den Augen der Sanskritisten
hat, machte es möglich, daß viele gar nicht daran dachten, daß abweichende, geschweige
denn stark abweichende, Lesarten der Räm a-Sage in Indien selbst bestünden. Noch we
niger konnten oder durften diese an die Möglichkeit denken, daß solche Erzählungen be
kannter seien als das Epos. Unsere bereits erwachten Zweifel werden uns den Schlüssel
zu ganz unerhörten Tatsachen liefern, die aber in der T at W irklichkeit sind. W ir stoßen
aber dabei auf eine Schwierigkeit. Außer Dinesh Chandra Sens vortrefflichem B uch über
die Bengäli-Räm äyanas existiert nämlich keine Monographie, welche Räma-Legenden
in anderen Sprachen Indiens behandelt. Dadurch drohte der Versuch zu mißglücken,
M aterial über abweichende indische Räm äyanas zu erhalten und ich war genötigt, dieses
aus Ecken und W inkeln zusammenzuholen. Außerdem aber - und das ist noch viel schlim
mer - m ußte ich das Feld meiner Untefsuchungen einigermaßen begrenzen, da nur die
Kenntnis der Mehrzahl der vorderindischen Sprachen sowie die Verfügung über die Hand
schriften, in denen diese Erzählungen enthalten sind, eine alles umfassende Untersuchung
möglich machen. Indessen wird das Material, das ich Zusammentragen konnte, in jeder
Beziehung genügen, um einen Schluß daraus zu ziehen, wobei allerdings nicht jede Stelle,
jeder Name und jede Episode ihre Erklärung oder wenigstens ihre Genealogie findet. A n
dererseits wird aber gerade dies ein Ansporn sein, in der eingeschlagenen Richtung weiter
zu forschen.
Sehen wir also zunächst einmal zu, welcher A rt die Abweichungen sind.
W ie schon bemerkt, müssen wir in den Sërat Kandas ein Ineinanderarbeiten von Erzäh
lungen erwarten, welche wir auch in dem Mahäbhärata wie in dem Räm äyana antreffen.
Dazu kommt nun noch eine dritte A rt von Erzählungen, die islamitischen Ursprungs
sind. Aber abgesehen davon, daß die Geschichten selbst mit den darin vorkommenden
Personen Veränderungen durchgemacht haben, ist in dem B au des Ganzen, in der Struk
tur, ein großèr Unterschied von dem Epos zu merken.
Im M ahäbhärata wird, wie ich schon erwähnte, dem Märkandeya die Geschichte Rämas
in den Mund gelegt, der sie Yudhistira zum Trost für den R aub der Draupadi erzählt.
Freilich, Sitä war ebenso geraubt. Die Aufnahme der Räma-Legende geschieht hier also
in derselben A rt wie die der rsi-Legenden in das Räm äyana, d. h. ohne daß die Erzählung
ein organischer Teil des ganzen Epos wird. Im Gegenteil, läßt man sie weg, so verändert
sich dadurch die eigentliche Geschichte der Pändavas nicht im mindesten.
Die Sërat Kandas (die malayischen hikajats können wir als einen größeren (S) oder klei
neren (R) Abschnitt aus solch einem Sammelwerk auffassen) geben dagegen Räm as T a
ten und R ävanas U ntaten in engem organischen Zusammenhang mit der ganzen Ge
schichte der Götter, H albgötter und Könige, welche die Vorgeschichte der javanischen
Fürstenhäuser bildet. Der dauernde K am pf zwischen der Inkarnation von W atu Gunung
und der von Wisnu ist eines der »Leitmotive« der Sërat K and as; eine dieser Inkarnatio
nen war die von Rahwana und Sri Rama.
Diese A rt der Anordnung finden wir in den indischen Puränas wieder. Auch hier kommt
es vor, daß nacheinander die Inkarnationen Visnus in organischem Zusammenhang be
handelt werden. Hier ist es ebenso die Vorgeschichte der Fürstenhäuser, worin die Schick
sale der Götter auf Erden in enge Beziehung zueinander gebracht werden, und auch hier
ist dies das Hauptm otiv. W ilson sagt: »Sie (die Puränas) wiederholen die theoretische
Kosmogonie der beiden großen Gedichte (Mahäbhärata und R äm äyana); sie erweitern
und systematisieren die chronologischen Schätzungen; sie stellen eine festere und mehr
zusammengearbeitete W iedergabe der mythologischen Legenden und historischen
Überlieferungen dar«296. Diese Charakteristik paßt in großen Zügen ganz auf die Sërat
Kandas und die damit zusammenhängenden Werke.
Die Art, wie in Java die verschiedenen Episoden an- und ineinander verknüpft sind, un
terscheidet sich nicht von der der Puränas. Trotzdem m acht das Ganze den Eindruck von
Verworrenheit und scheint voll Widersprüche zu sein.
So ist z. B. Adisërat N jakraw ati (SK 23, R 2 D asarata Tjakrawati), Ram as Großvater,
in dem Sërat K anda ein Sohn von Tjitragada. W ie wir auch alle Geschlechtsregister von
Dagaratha im Epos und in den Puränas nachsehen, ein Citrängada - denn dies ist das
Sanskritäquivalent für Tjitragada - kommt darin nicht vor. Trotzdem ist Citrängada in
dem Epos eine sehr wohlbekannte Person, da der Bruder von Vicitravirya so heißt. W ir
müssen aber wohl annehmen; daß dieser unmöglich derselbe sein kann wie Rämas U r
großvater, da er zum Geschlecht der Pändavas gehört.
Die Lösung dieses Widerspruches ist sehr einfach. Citrängadas Neffe, der zweite Sohn
von Vicitravirya, heißt Dhrtarästra. Nun ist der javanische Name für diesen Helden
Dëstarata, und es wird niemand wundem, daß die beiden Namen D asarata (Adisërat)
und D ëstarata durcheinander geworfen worden sind, besonders wenn wir in S 51 von
König D astarata lesen, was die Ähnlichkeit noch vollkommener macht.
U m dieser absichtlichen oder unabsichtlichen Verwirrung den W eg noch mehr zu ebnen,
erwähne ich, daß die Mutter von Dhrtarästra eine Prinzessin von K ägi war und in Mah.
I: 105 K ausalyä heißt; also derselbe Name wie der der Gemahlin Dagarathas! Solche
Verwechslungen sind indessen auch in den Puränas zu finden, und die Ansicht, daß A b
weichungen von Namen in der Sanskritliteratur, die auf Verwechslung und Verwirrung
beruhen, selten Vorkommen, entbehrt allen Grundes297.
Eine andere, häufige Ursache vonVerwirrung ist die Sitte, den Haupthelden einen Jugend
namen, nama alit, zu geben, der später gegen einen anderen ausgetauscht wird. Ein spe
zifisch javanischer Brauch, den wir in den malayischen hikajats nicht antreffen. So heißt
R ävana mit seinem Jugendnamen Dasamuka, »Zehngesicht«, was im Sanskrit einer sei
ner Beinamen ist. Als er einmal von höherer Stelle aus seinen späteren Namen Rahwana
erhalten hat, bleibt man aber nicht dauernd bei diesem; im Gegenteil, schon sehr bald
kommt der beliebte Name wieder vor und R ävana heißt fernerhin durchweg Dasamuka.
In diesem Fall kann uns das keine Schwierigkeiten machen, da dieser Name allbekannt
ist. Aber in anderen Fällen wird es schwieriger. W ir machten schon Bekanntschaft mit
den Jugendnamen Rämas und Laksm anas; im Ram a Këling heißen sie : Sukm apapa und
Sukm arara; in unserem Sërat K an da: Bërgaw a298 und Murdaka und in dem SK M : Lo-
gaw a und Mërdaka.
In dem S K hat Dasarata eine große Anzahl Kinder, darunter eine deutliche Doublette.
B rangta entspricht nach einem bekannten Gesetz der Namensübernahme aus dem Sans
krit : B rata, Bharata. Dasselbe Bharata finden wir in einem anderen Sohnesnamen: Bër-
dona. Ebenso sind Tuw ignja und Tjitradona zwei verschiedene Namen für dieselbe Per
son. Bërdona und Tjitradona entsprechen den malayischen Nam en aus den hikajats.
Brangta verrät einen Einfluß von anderswo, aus dem Sërat Rama. Dort heißt Bharata
in der T at B rata, was im Volksm unde zu B rangta wird.
Auch durch Abkürzen wird mit Nam en manchmal merkwürdig umgesprungen. So kommt
im S K ein ratu (Fürst) Gëna vor; später heißt er in derselben Erzählung regelmäßig
Tugëna.
Solche Verwechslungen aufzuspüren und sie zu lösen, m ag eine interessante und sport
liche Beschäftigung und sicher auch von N utzen sein. Ich möchte aber davor warnen,
zu weit vom Them a abzukommen und möchte mich ausschließlich m it der Frage be
schäftigen, inwieweit bereits in Indien bedeutende Abweichungen von Räma-Legenden
Vorkommen.
Die Genealogien unseres Helden machen zuerst wohl viele Schwierigkeiten/U nter den
Voreltern Ram as (R 2, S 51) kommen drei (vier) Dasaratas vor; so viele, daß wir uns
fragen, ob hier nicht nur treffend génealogisiert wird.
D a muß ich aber auf Wilsons Ausspruch hin weisen betreffend die Namenlisten in den
Puränas im Vergleich zu denen im E p o s: »Es sind unvereinbare Unterschiede in vie
len der Namenlisten.« E r nennt dann auch die Abweichung der Reihen von Räm as Vor
eltern in den Puränas untereinander »very materially«. In einer dieser Reihen kommt der
Nam a Dagaratha bis zu zweimal vor299.
Rahwanas Mutter heißt in d em S K N iti Indratni, welche Sukesi, die Tochter Sumanglis,
zur Nebenfrau hat. Diese Sukesi wird, wie wir sahen, Bëgawan Sarwa an vertraut. S K 31.
A u f eigenartige Weise sind hier die Personen durcheinander geraten. Kegini ( S K : Sukesi)
aus dem Bhägavatapuräna, die Mutter Rävanas, heiratet dort Vigravas (SK : Bëgawan
Sarwa). Ihr V ater heißt Sumäli (SK : Sumangli). Doch hat eine Verschiebung stattge
funden, da in S K diese Sukesi gerade nicht die Mutter von Rahwana ist, sondern ihre
Nebenfrau, N iti Indratni geheißen; der V ater ist auch nicht Sarwa, welcher Name Vigra
vas entspricht, sondern der sonst unbekannte Tjitrabaha, ein Name, dessen Geheimnis
wohl auf dieselbe Weise wie bei T jitragada gelöst werden m uß300.
Das R am a Këling (codex 4085) hält sich dicht an das Epos und erzählt, daß der V ater
Sarwa und die Mutter Sukesi war. So auch das S K codex 4084461.
Indessen ist auch in den vorderindischen Räma-Legenden weder der Name von Rävanas
Mutter noch von dessen V ater stets derselbe. Im Räm äyana heißt seine Mutter Kaikasl
(VII; 9), in dem Bhägavatapuräna: Kegini, in dem Räm opäkhyäna: Puspotkatä und in
dem bengalischen Mahl Rävaner Pälä: Nikasä. In dem V äyu- und Bhägavatapuräna ist
Ilavilä die zweite Mutter Rävanas, in dem Lingapuräna aber die Gemahlin seines Groß
vaters Pulastya301. Das Jainräm äyana von Hemacandra gibt als Name für R ävanas V a
ter: Ratnasrava. Dieses -srava erinnert sehr an das javanische Sarwa. Rävanas Schwe
ster heißt dort Candranakhä302, was ebensowenig eine geringe Abweichung ist von der
epischen Qürpanakhä! E in anderer Punkt, in dem die indischen Fassungen beträchtlich
voneinander abweichen, ist das Verhältnis Rävanas zu den Göttern. In dem Epos und in
den älteren Erzählungen ist er der Sproß eines Geschlechtes, das seinen U rsprung von
.P rajäpati (Brahman) hat und dessen besonderer Schirmherr dieser ist. So sind Rävanas
asketische Übungen an Brahm an gerichtet und dieser G ott ist es auch, der ihm die Gaben
verleiht, welche Zweck seiner Askese waren. (Räm. VII: 10.) Im Süden Indiens gilt R ä
vanas besondere Verehrung aber nicht Brahm an, sondern Qiva, und sein Stammbaum
wird vorzugsweise auf Kägyapa und nicht auf Prajäpati zurückgeführt.
Baldaeus, Rogerius und Haafner, die ihr ganzes Material aus dem Süden der Halbinsel
erhielten, sprechen von Ixora (Igvara, Qiva) als von dem Gott, der von R ävana am mei
sten verehrt wird. Baldaeus s a g t: »Ixora wird von allen Menschen angebetet, besonders
von einem, genannt Rawan (welchen Rogerius Rawana nennt und welcher bei ihm ein
Sohn des Brahminen Kassiopa ist), der mit größter Ausdauer dreihundert Jahre unun
terbrochen mit Gebeten verbrachte und täglich Ixora hundert Blum en opferte, der Ra-
wans Treue prüfen wollte. Ixora nahm heimlich eine der Blum en weg und fragte : W arum
ihm nun weniger als früher geopfert würde ? Rawan, der voh diesem Betrug nichts wußte,
zählte die Blumen, und als er nicht mehr als neunundneunzig fand, wurde er ungeduldig
und wollte, um die Zahl von hundert voll zu machen, eines seiner Augen aus dem Kopfe
reißen und dazufügen; . . .«303. A uch Haafner sagt, daß R ävana »Chiven mehr als tau
send Jahre verehrt«304. Ziegenbalg gibt in einem der Briefe, die er über die Themen seiner
Abhandlung von »einem Heiden« empfing: ». . . R avana ist von Isvara wegen seiner
strengen Buße m it vieler Gewalt begabt worden« etc.305.
Bemerkenswert ist indessen, daß weder in den javanischen noch in den malayischen Rä-
ma-Legenden etwas von einer besonderen Verehrung Qivas durch R ävana zu finden ist.
Im Gegenteil, es ist in dem Sërat K anda eher gerade Qiva (Guru), der von Rahwana zu
erst in Bedrängnis gebracht wird (S K 32/37), obwohl natürlich Wisnu der eigentliche
Feind Rahwanas ist. Derjenige, der in den indonesischen Erzählungen R ävana die ge
wünschten Gaben verleiht und so an die Stelle von Brahm an oder Qiva tritt, ist zu un
serer großen Verwunderung Adam oder in dem S K Purwaningdjalma, der erste Mensch.
E s ist klar, daß hier ein Gott aus dem hinduistischen Pantheon gestanden hat, der aus
dem einen oder anderen Grund in Übereinstimmung mit dem Isläm gebracht wurde. Am
ersten sollte hier Nërada zu Recht an seiner Stelle stehen, der dauernd ein Verm ittler
zwischen Göttern und Menschen ist und aus Anlaß des Todes von W atu Gunung mit der
Oberleitung des Himmels durch Guru betraut wurde. S K 8: 46. W ie dem auch sei, von
einer Qiva-Verehrung durch Rävana finden wir in den indonesischen Erzählungen nichts,
und es wird gut sein, diesen Unterschied mit südindischen Fassungen der Räm a-Sage im
Auge zu behalten.
Die Episode von Rahwanas Sieg über Bisawarna (SK 32) spiegelt den K am pf Rävanas
m it V aigravana wider. (Vaigravana: jav. Bisawarna.) In dem S K ist die Residenz von
Bisawarna aber nicht dieselbe wie die von Vaigravana in dem Epos. (Räm. V II: 11.) Dort
ist es Indrapuri, hier Lankä. Wenn wir aber in B etracht ziehen, daß wir wiederholt fest- -
stellen konnten, daß dasselbe Reich oder dieselbe Stadt ebenso wie dieselbe Person zahl
lose Namen erhalten kann, so dürfen wir ohne Zögern annehmen, daß hier dieselbe E pi
sode erzählt wird. Aber zugleich finden wir in der Erwähnung von Bisawarnas Sohn, Wil-
manaramja, der zu Rahwanas Reittier gem acht wird, einen Hinweis auf eine andere E pi
sode aus dem Epos, nämlich V II : 13-16, wo von Rävanas Zug nach dem Kailäsa gespro
chen wird und der Erbeutung von Vaigravanas W agen Puspaka. Tatsächlich tritt dann
auch W ilmanaramja, sonst W ilmana, stets in derselben Weise auf wie der Wagen Pus
paka in dem Epos, nur mit dem Unterschied, daß er ein personifizierter Puspaka ist.
Außerdem ist die Sache auch ethymologisch in Ordnung, denn wilmana wird auf Sanskrit
vimäna zurückgehen, was auch »selbstfliegender Götterwagen« bedeuten kann. Und das
W ort ram ya deutet auf etwas Freudevolles, was in Zusammenhang mit dem ersten nicht
so unwahrscheinlich klingt, besonders wenn wir bedenken, daß die Javanen bei Zusam
menstellungen von Sanskritworten nicht die Sanskrit-, sondern die javanischen Regeln
für das Zusammensetzen von W orten befolgen. W ilmanaram ja soll also so viel heißen
als angenehmer Götterwagen. Die Identifizierung mit Puspaka ist also scheinbar richtig.
Aber eine andere Stelle aus dem Sërat K anda spricht dagegen. S K 32 Ende gibt die E r
zählung von Rahwanas Sturm auf den Himmel, wobei er den W agen D jaladara und den
limpung, W urfspieß, erhält, was natürlich ebensogut m it seinem Zug gegen den Kailäsa
in Verbindung gebracht werden kann.
Solche, oft rätselhafte Zusammenfügungen von Teilen aus Episoden zu einem Ganzen
und das Gegenteil davon, das Trennen in Teile und das Bilden von Doppelstücken, deren
Inhalt sich nicht wesentlich voneinander unterscheidet, deren Form aber einigermaßen
abweicht, treffen wir beinahe auf jeder Seite an. Sie sind vollkommen analog zu der Sitte,
bei Hochzeiten neue Namen zu geben, die aus Teilen anderer Nam en zusammengestellt
sind. Dieser Brauch kommt noch heutzutage vor. In welchen Anschauungen er wurzelt,
ist deutlich und braucht hier nicht ausführlich auseinandergesetzt zu werden; er beruht
auf dem Glauben, daß mit dem Annehmen eines Namens auch die damit verbundene
Eigenschaft auf die Person übergeht. In derselben Weise trinkt man in anderen Teilen
des Archipels, und wohl auch auf Java, Wasser, in dem Eisen »gekocht« ist, um Stärke,
die Eigenschaft des Eisens, auf sich übergehen zu lassen. Den Grund zur Verdoppelung
und zur Zusammenstellung von Episoden in den Erzählungen, die uns immer wieder in
die Irre bringen, glaube ich dann auch in dem Versuch zu sehen, der ganzen Erzählung
größere K ra ft zu verleihen; wir müssen bedenken, daß diese W ajangvorstellungen nicht
allein zur Unterhaltung dienen, sondern vor allem magische Handlungen waren. Die A n
nahme ist also nicht so von der Hand zu weisen, als es zuerst den Anschein haben mag.
Und daß solche Umbildungen und Verstärkungen der W irkung allein auf den Archipel
beschränkt sein sollten, dem wird auf das bestimmteste widersprochen durch die zahl
reichen Doppelbildungen, an denen das indische Räm äyana reich ist, vor allem in seinen
Beschreibungen des Kam pfes vor Lankä. Nur sehe ich hier einen tieferen Grund als Ja
cobi mit seiner »Phantasie des Dichters«.
Bei diesen Änderungen an T ext Verstümmelungen zu denken, ist absurd, wenn man den
Sërat Kanda-Auszug neben das siebente Buch des Epos legt, wo doch diese Erzählungen
größtenteils auf geführt sind. Die Veränderungen sind derart, daß sie allein durch münd
liche Überlieferung hervorgerufen sein können. Daß Roorda Van Eysinga das malayische
hikajat eine Übersetzung des Sanskritepos nannte, kann dann auch nur ein Beweis dafür
sein, daß er entweder seinen T ext oder das Epos nicht kannte. Nachträglich erscheint so
gar die Mühe, die man sich gemacht hat, um das Gegenteil seiner Auffassung zu beweisen,
einigermaßen überflüssig.
Noch ein anderer Faktor hat dazu beigetragen, daß das Ganze ein verworrenes Aussehen
zeigte: der Einfluß von islamitischer Seite. Im dritten Gesang lesen wir, daß Gurus (Qi
vas) Kinder sind: Brama, T jakra Kusuma, Wisnu, Basuki, Jam adipati, Ganakumara,
Sewah. An sich ist diese Fam ilie schon merkwürdig genug, aber wir verlieren allen festen
Grund, wenn wir lesen, daß Guru der Nachkomme von Nur R asa ist, des Sohnes von Nur
Tjahja, des Sohnes von Sis, des Sohnes von N abi Adam. Zum Glück hat sich aber diese
Einmengung als eine echt mohammedanische herausgestellt. Man hat nämlich einem
Kom plex von Hindugöttern einen islamischen Stammbaum gegeben, eine Flagge, welche
die Ladung decken mußte. N ach der Sintflut, wobei diese H indugötter von dem Teufel,
Manik Maja, gerettet werden, spielt sich die Geschichte fast ausschließlich zwischen Ge
stalten aus dem Hindu-Pantheon ab und die islamitische Einm ischung beschränkt sich
auf einige nicht in Zusammenhang stehende Figuren wie z. B . N abi Adam bei Rahwana.
W as die eigentliche Räm a-Legende betrifft, entbehrt der Einfluß irgendwelcher B e
deutung.
So müssen wir bei unseren Nachforschungen bedenken, daß Doppelbildungen, Absplit
terungen und Einfügungen von zusammengehörigen und nicht zusammengehörigen Tei
len, Namensänderungen, Namengebung und Namen Verwechslungen einen ganz beträcht
lichen Anteil an der allgemeinen Verwirrung für sich in Anspruch nehmen. D aß diese
Eigentümlichkeiten bei einem V olk mit einer primitiven Einstellung zu erwarten sind,
kann bekanntlich nicht wundemehmen. Die Überlieferer dieser Genealogien waren nun
einmal keine logisch denkenden Geschichtsschreiber, und der größere Ruhm ihrer Hel
den war ihnen oft mehr wert als eine ängstlich getreue Überlieferung der Tatsachen. Die
Personen, um die sich die Geschichte drehte, konnten nicht in den Kreis des täglichen
Lebens einbezogen werden, sondern gehörten einer übernatürlichen, magisch mächtigen
Sphäre an. M utatis mutandis trifft auch hier zu, was Kraem er über die m ystischen Zah
lenspekulationen bem erkt: »Logischer Zusammenhang ist in diesen Verhältnissen oft
nicht zu finden. Die Begriffe, W orte und Vorstellungen, m it denen gearbeitet wird, be
ruhen nur zu einem Teil auf richtiger Erkenntnis. Vage Erinnerung spielt eine mindestens
ebenso große Rolle«306. Dabei wird Ähnlichkeit für Gleichheit genommen, verwandte
Dinge und Personen m it verwandten Namen werden ohne Gewissensbisse identifiziert.
Eine Frage bleibt jedoch immer noch offen: inwiefern man von einem javanischen, gege
benenfalls malayischen Ursprung dieser Verwirrungen und Umarbeitungen des Stoffes
sprechen kann, oder vielleicht von einem indischen, d. h. vorderindischen, so ketzerisch
dies auch klingen m ag307. Betrachten wir deshalb den Stoff etwas näher, indem wir uns
auf die eigentliche Räma-Legende beschränken.
Rassers weist in seinem Pandji-Rom an wiederholt auf die eigenartige und für die Pandji-
Erzählungen typische Vierfünfteilung hin, wobei ein Fürst sein Reich in vier oder fünf
Teile teilt und selbst einen Teil behält. Im Anschluß an diese Vierfünfteilung sagte er bei
der Untersuchung nach typisch indonesischen Bestandteilen in dem H ikajat Sëri Ram a:
». . . durch strenge Askese erhält er (Rävana) von den Göttern vier Reiche, von denen er
drei seinen Söhnen anvertraut; er selbst behält das vierte Reich.-Zusammen bilden sie
die bekannte Vierzahl«308. Auch bei den fünf Kindern Dasaratas sieht er eine derartige
Einteilung, die in der indonesischen M ythe wurzelt. E s scheint mir zu viel behauptet,
daß eine solche Vierfünfteilung das unbestrittene Eigentum der Indonesier sein soll und,
was noch mehr sagt, daß Rawanas Gründung von vier Königreichen, während er selbst
eines behält, eine Umwandlung des ursprünglichen Stoffes durch die Malayen bedeuten
soll. Doch lesen wir in dem Märkandeyapuräna (übersetzt von Pargiter) CXV11: 21-24,
»Er (Khanitra) bestim mte in seinem Wohlwollen diese seine vier Brüder für getrennte
Königreiche, und er selbst erfreute sich dieser von Meeren umgrenzten Erde; er setzte
S ’auri über den Osten, Mudävasu über den Süden, Sunaya über den W esten und Mahä-
ratha über den Norden«310. Von solchen Beispielen können leicht mehrere angeführt wer
den. Überdies ist Rävanas Herrschaft über das, was im Himmel, auf Erden und unter
der Erde ist, ebensowenig etwas Neues; heißt es doch schon in dem Visnupuräna: Dagä-
nana, »the sovereign of the three spheres«309. Im weiteren Verlauf der Erzählung wird die
Gemahlin Dasaratas in einem Bambusgebüsch gefunden, während in dem Sërat Kanda
auch von einer solchen Herkunft seiner zweiten Frau berichtet wird. (R 2 und S K 36.)
Diese Abweichung von Välm ikis T ext ist nicht geringfügig. Dort ist doch Dagarathas
Hauptgem ahlin eine Fürstin von Geblüt, K ausalyä, Prinzessin von Kosala. Eingedenk
der Tatsache, daß im Archipel die Herkunft aus einem Bambusgebüsch nichts Unge
wohntes ist, könnte man geneigt sein, hierin einen E ingriff der Indonesier zu sehen. In
diesem Zusammenhang sagt Juynboll: »Echt malayische oder allgemein malayisch-poly-
nesische Einschiebsel sind z. B . die Geburt Mandudaris aus einem bambu bëtung«311.
Daß hier aber ein Irrtum vorliegt und es noch keineswegs feststeht, daß diese Episode
ein indonesisches Einschiebsel sein muß, wird uns klar, wenn wir bedenken, daß bei den
Kacharis, den Gäros und den Räjm ahälen die Bambusverehrung häufig vorkom m t312.
Ferner wird in der Erzählung von D evadatta313 verzeichnet, daß eine Frau aus einem ge
spaltenen Bambus entsteht. W eiter vernehmen wir von einem Kind, das aus einem B am
bussplitter oder einem Baum stam m t314, und schließlich müssen wir bei der Beurteilung
dieser Frage in B etracht ziehen, daß das Thema, welches hier behandelt wird, nämlich
das Auffinden einer Frau in einem Gebüsch durch einen König, in den Erzählungen von
Hindostän häufig erscheint315.
In dem hikajat und in dem Sërat K anda hat Dasarata zwei Frauen, in dem Epos aber
drei. D aß eine solche Abweichung indonesisch sein soll, wird einigermaßen zweifelhaft,
wenn wir sehen, daß in dem Qatrunj ayam ahätm ya der klassischen Dreizahl eine vierte
Frau zugefügt wird, nämlich Suprabhä, als Mutter Qatrughnas316. Das Gegenteil der
obigen Annahme steht sicher fest, wenn wir in Südindien nur zwei Frauen finden, Kau-
salyä und K aikeil317.
Sodann müssen wir die Rolle, welche B alia Dari, die zweite Frau in dem malayischen Hi-
ka jat Sëri Rama, spielt, besprechen. In dem Epos (II: 9) lesen wir, daß Dagaratha in sei
nem K am pf gegen den asura Qambara von Pfeilen getroffen, aber von seiner dritten Frau
Kaikeyi, wieder geheilt wird. Als Belohnung hierfür verspricht er ihr die Gewährung
zweier Wünsche, deren Erfüllung sie sich aber verspart, um sie später in Räm as Verban
nung und in Bharatas,Königsweihe erfüllt zu sehen. Ganz anders in dem hikajat.
Dort hält B alia D ari m it ihrem Arm die brechende Sänfte Dasaratas. Eine Zwischenstufe
finden wir in dem Adhyätm aräm äyana, wo sowohl von einer brechenden Sänfte als auch
von einem Kam pf m it den Dämonen die Rede ist. W ir lesen (übersetzt von Wheeler)
». . . dort, wo er (Dagaratha) einen schrecklichen Kam pf mit den Dämonen begann, in
dessen Verlauf ein eiserner Bolzen im Rade des Streitwagens auf dem Schlachtfelde
brach, da stecktest du (Kaikeyi) deine Hand an dessen Stelle und verhütetest dadurch,
daß der W agen umschlug«318. Etw as Ähnliches können wir feststellen in bezug auf die
zweite T at, die von B alia Dari berichtet wird und wovon wir in dem Epos nichts erwähnt
finden: nämlich das Aussaugen eines Geschwürs, an welchem D asarata litt. (R 8.) Schla
gen wir aberBaldaeus’ Afgoderijeder Oost-Indische Heydenen auf, dann finden wir über
Dagaratha berichtet: »Als dieser alte V ater von Ram einen schwärenden Daumen hatte,
so daß er keine Ruhe finden konnte, wurde er von seiner Frau geh eilt. . . «31S. Nähere E in
zelheiten über die A rt und Weise, wie er geheilt wurde, gibt D a p p er:» , . . sie (die Gemah
lin K eggy = Kaikeyi) nimmt den Daumen und beginnt an demselben zu saugen, bis B lut
herauskom m t. ..«. Hierdurch ist diese auf dem Archipel vorkommende Episode auf in
dischen Ursprung zurückgeführt320.
Ferner lesen wir in den hikajats (R 5, S 68) von einer Krähe, welche einen Teil des Opfer
reises stiehlt, der für die Frauen Dasaratas bestimmt war, um Kindersegen zu erhalten.
Die Krähe heißt Sura oder Swara.
Dieser Name kann uns erklären, wie sich die Sache verhält und daß hier keine Rede von
einem indonesischen Einschiebsel sein kann. Dieses Sura ist nämlich eine Verkürzung
oder Abschleifung von asura = Dämon. W ir finden bei Thurston eine Erzählung, in der
eine Krähe, die eigentlich ein asura war, Sitä belästigt. Diese Szene werden wir noch nä
her kennen lernen321. Ist hierdurch der Name des Tieres deutlich geworden, so bleibt
noch sein Eingreifen in die Handlung zu erklären. Hierfür finden wir in den Volkssagen
vonG ujarät eine Geschichte, wie ein Adler ein Drittel von Dagarathas Opfertrank raubt322.
Die Kombination von der Krähe aus der einen und dem Raub der Opferspeise aus der
anderen Erzählung gibt gerade die Episode, die wir vielleicht für eine indonesische Ein
fügung angesehen hätten.
Wenn wir nun weiter das H ikajat Sëri Ram a durchblättern, finden wir zu unserem E r
staunen berichtet, daß Sëri Ram a sich in seiner Jugend Dinge zuschulden kommen ließ,
die wir von einem solchen Helden nicht erwarten sollten, nämlich das Schießen auf das
bucklige Mädchen. (R 9.) Rassers destilliert hieraus sogar, daß Sëri Ram a in seiner Ju
gend im großen und ganzen ein ungezogener Knabe war. Nun scheint mir aber, daß er
diese Ungezogenheit etwas zu kräftig m alt. In W irklichkeit wird nicht mehr über seine
Unart gesagt, als daß er die Bucklige plagt und deshalb eine gewisse Mißstimmung bei
den mëntëris, Ministern, und den tuan putëri, Prinzessinnen, gegen ihn herrscht, bei de
nen sich das Kind beklagt hat. Im Gegenteil, es wird ausdrücklich hervorgehoben, daß
Sëri Ram a war »tërlalu pahlawan dan gagah bërani dan budi pëkërtinja tërlalu baik dan
sëri rama kasih sajangnja akan sëgala mëntëri dan sëgala hulubalang dan ra ja t sakalian«,
also: sehr heldenhaft und tapfer und sein Verstand und seine Taten waren sehr gut und
Sëri Ram a hatte Wohlwollen und Liebe gegen alle mëntëris und hulubalangs und alle
Untertanen. Das kann man nun bestim mt nicht von einem ungezogenen Fürstensohn
behaupten323. Ich glaube denn auch, seine Nichtsnutzigkeit auf sein Verhalten zu dem
buckligen Mädchen beschränken zu müssen, worüber V älm iki in den gebräuchlichen Fas
sungen aber schweigt. Sowohl der Codex Malcolmianus, wie auch Ksemendras Rämä-
yanakathäsäramanj ari bringen etwas, was zwar in andere Form gekleidet ist, aber auf
dasselbe herauskommt324. D ort finden wir berichtet, daß eine rauhe Behandlung, die sie
von ihm erfahren hat, die Ursache von Mantharäs Haß gegen Räm a ist, welcher sich in
Intriguen bei seiner W eihe äußert und die Erfüllung von K aikeyis Wünschen nach sich
zieht; er hat ihr nämlich einen Fu ßtritt gegeben. Hierdurch ist also das Wesen der Sache
klar und die Abweichung ist keine wesentliche, sondern liegt nur in der Form.
Eine Erzählung aus den indonesischen hikajats, die echt indonesisch aussieht, betrifft
den grünen Frosch und Mandu Daki. Dieser Frosch soll vielleicht, wie ich schon bemerk
te, ihr Seelentier vorstellen. (R 11.)
D aß sonach das Indonesische hierin mehr Schein als W irklichkeit ist, beweist eine Stelle
bei Crooke: »Die Hindus glauben, daß der weibliche Frosch die Seele Mandodaris ist, der
Gattin Rävanas«325. Diese Gemahlin Rävanas ist in W irklichkeit keine andere als die Frau
D agarathas; freilich entstand sie aus dieser als ihr Ebenbild. Hierbei m uß ich auf die E r
zählung verweisen, die wir in dem M ahäbhärata finden (III: 192), welche über Pariksit
von Ayodhyä handelt. Dieser Fürst hörte einst in einem Gebüsch singen (vgl. den Bam
bus und das Weinen darin, das von D asarata gehört wird. S K 35) und fand dort eine schö
ne Frau, die er nach seinem Palast mitnahm. B ei dem Baden in einem für sie gegrabenen
Teich ertrinkt sie. Als man das W asser ablaufen läßt, bleibt ein Frosch zurück, welcher
m it der von dem König gefundenen Frau identisch ist. E r erhält sie wieder und sie
schenkt ihm drei Söhne. D aß solche Erzählungen, die aus einem anderen Zyklus genom
men sind, aber im indischen Volksm und schon mit der Räma-Legende in Verbindung ge
bracht wurden, Spuren in unseren indonesischen Geschichten hinterlassen haben, er
scheint mir höchstwahrscheinlich. Einen Beweis dafür gibt die Erzählung von der Pseu
do-Mandu Dari, sonst Mandu D aki, die aus der Hautabsonderung der echten Mandu Dari
entstand. Bei Baldaeus lesen wir näm lich: »Eines T ages wusch sich Param esceri, die Ge
mahlin des Ixora, in einem T ank oder an einem Badeplatz, salbte sich mit Öl und reinigte
sich m it Safran. Aus der Hautabsonderung und dem Schweiß ihres Körpers formte sie
eine Gestalt, aus der plötzlich ein Mensch zum Vorschein kam«328.
W eiterhin ist die Geburt Sitäs ein wichtiger Punkt. Die indischen Erzählungen machen
es möglich, den Zusammenhang mehr aufzuhellen. Für die Forscher, die sich m it unserem
Stoff beschäftigten, war es unbegreiflich, wie man dazu gekommen war, die in einer Fur
che gefundene, angenommene T ochterjanakas als eine echte Tochter Rävanas anzuse
hen, der sie doch im weiteren Verlauf der Sage raubt und eifrig bemüht ist, sie zu seiner
Gemahlin zu machen. Rassers hob schon hervor, daß Sita Dewi eigentlich die Tochter
Dasaratas war, da dieser die Pseudo-Mandu D ari entjungfert hatte, bevor R aw ana sie
zur Frau nahm. Zwar war hierdurch der Inzest weniger ins Auge springend, aber dies hatte
doch nur Gültigkeit für die Fassungen von R und S, während in der Redaktion, die Max
well herausgab, Dewi Sita allerdings als echte Tochter Rawanas, hier Duwanas, vor
kommt. Außerdem blieb die Aussetzung des Kindes in einem Kistchen ins Meer und die
Auffindung durch Maharësi K a li unerklärt. Keine Spur von derart unerhörten Abwei
chungen wurde jemals in dem Epos angetroffen, so daß man die volle Schuld dem be
rühmten Fabuliersinn der Indonesier oder ihrem Anpassungsvermögen gab. Ein in Sans
krit geschriebenes, nicht unter dem Namen Välm ikis gehendes Adbhutaräm äyana ent
hebt die Indonesier aller Schuld in dieser Beziehung. Dort (Kasm irredaktion)327 wird be
richtet, daß Närada einen Fluch über Laksm i, Visnus Gemahlin, ausstößt, demzufolge
sie als räksasi, Dämonin, wiedergeboren werden soll. Als nun einstmals R ävana seine
Erzfeinde, die rsis, Heiligen, mit ihren Opfern beschäftigt sieht, nimmt er m it der Spitze
seines Bogens etwas von ihrem B lut und tut es in einen Krug. Dieser enthielt Milch, die
einer der rsis hineingetan hatte, da er seiner Frau versprochen hatte, ihr eine Tochter zu
schenken, die eine Inkarnation von Laksm i sein sollte. R ävana raubt den K rug, und als
er in seinen Palast zurückgekommen ist, sagt er seiner Gemahlin, daß sie nicht daraus
trinken solle, da der Inhalt des Kruges giftig sei. Als er sich nun aber sehr wenig um sie
kümmert und sich seinen anderen Frauen zuwendet, faßt sie den Entschluß, sich das Le
ben zu nehmen und trinkt deshalb das G ift aus dem Kruge. Es ist aber kein Gift, son
dern sie wird davon schwanger m it einem Wesen, das eine Inkarnation Laksmis (Qrls)
sein soll. Sie begibt sich eiligst nach Kuruksetra, hat dort eine Frühgeburt und versteckt
das Mädchen in den Erdboden, wo es später von König Janaka herausgepflügt wird auf
die auch aus dem Epos bekannte W eise: es ist Sitä328. (Nach dem Adhyätm aräm äyana
lag das Mädchen in einem silbernen Gefäß)329.
In der singhalesischen Volkssage wird ebenso erzählt, daß Sitä aus dem B lut von Aske
ten330 geboren wird, und in dem U ttarapuräna der Jains wird gesagt, daß sie eine Toch
ter Rävanas ist331. Am nächsten kommt der malayischen und javanischen Fassung eine
Erzählung aus dem W esten Indiens, abgesehen von einigen Varianten und davon, daß
hier andere Namen gegeben werden. Ein räja heiratet eine Jungfrau, welche dazu be
stimmt ist, die Sonne und den Mond zu gebären. E r war »seized with an eager desire to
win her in marriage«. Sie gebiert denn auch die Sonne als einen Jungen und den Mond
als ein Mädchen. Eine Nebenfrau ersetzt das Mädchen durch ein Stück Holz und wirft
das Kind in einem Kistchen ins Meer. Das Kistchen treibt an »at the feet of a poor devo-
tee of the sun«. N ach einiger Zeit verliebt sich der echte V ater in das Mädchen und be
wirbt sich um ihre Hand, worauf die Erzählung abweicht332. Verschiedene m it der Ju
gendgeschichte D ewi Sitas übereinstimmende Punkte aus den indonesischen Erzählun
gen sind vollkommen gleich, aber ganz besonders willkommen ist die Mitteilung von dem
»Verehrer der Sonne«, der während seiner Sonnenverehrung im W asser stand, wie sich
das gehörte. (Süryapüjä)333. Beinahe wörtlich stim mt alles mit dem überein, was wir in
R 1 5 -1 7 ,1 8 lesen. D aß übrigens das Aussetzen eines Kindes ins Meer oder in einen Fluß
auch in Erzählungen aus mehr klassischer Zeit und in dem Mahäbhärata vorkommt, ist
zu bekannt, um hier ausführlich behandelt zu werden.
In dieser Geschichte bewirbt sich der V ater um die Hand seiner eigenen Tochter; Rawa
na macht dies ebenso. D aß R ävana auch im Drama auf dem svayam vara, Gattenwahl,
Sitäs erschien, war uns schon bekannt. Baldaeus erzählt ausführlich über dessen einge
bildetes Auftreten dabei und wie er p rah lt: ». . . ich allein bin m ächtig genug, die Sehne
auf den Bogen zu ziehen, den Bogen zu spannen, und mit ihm zu schießen«. . .. W eiter
berichtet er, wie ihm »die Sehne entglitt und ihm den Daumen in Stücke schlug, so daß
er ohnmächtig zur Erde fiel, und es gab solch einen fürchterlichen Schlag, daß die Erde
erbebte. Dann wußte er nicht, wo er sich vor Scham verbergen sollte«334. Auch Haafner
spricht von dieser Episode335. Zugleich werden wir von diesen Autoren aufgeklärt über
die eigentümliche und mehr als in den indonesischen Erzählungen abweichende Art, wie
der Schuß ausgeführt werden mußte. »Denn Ram ging auf den abgegrenzten Platz, in
dessen Mitte ein sehr hoher, steiler Mast aufgestellt war, und auf der Spitze ein Fisch
(bei Haafner von Gold), unten an dem Fuß des Mastes ein Gefäß m it Wasser, um darin
den Widerschein des Fisches zu sehen336«. Merkwürdig ist, daß bei Dapper der erste, wel
cher schoß, Janaka war, der V ater Sitäs.
Es ist klar, daß diese Variante eine schöne Parallele zu den Abweichungen bei dem sva
yam vara, Gattenwahl, in den indonesischen Erzählungen liefert. Hier stellen wir den
Einfluß einer anderen Episode aus der Räma-Legende fe st: Ramas Schuß durch sieben
Bäum e auf Verlangen Sugriwas. (R 113.) Dort einen Einfluß einer Erzählung aus dem
Mahäbhärata, des svayam vara von Draupadl (Mah. I: 184-192).
Auch die Verspottung Sëri Ramas durch seine Mitbewerber weiß Haafner zu berichten
(R 29)337. Bei Välm iki ist von den Mitbewerbern nichts erwähnt.
Zu dem Kam pf Sëri Ram as mit den vier anak radja, Prinzen, finden wir eine Parallele
in der Geschichte seines Hauses. Nach der Gattenwahl Indumatis, die A ja von A yodhyä
zur Braut erlangt, kommen die unzufriedenen Fürsten zusammen und schmieden Pläne,
sich ihrer zu bemächtigen. Als A ja m it seiner B raut kommt, wird ihm der W eg verlegt.
Erst bringt er sie in Sicherheit, dann nimmt er den K am pf auf. So finden wir es in der
Schilderung Kälidäsas in seinem Raghuvam ga338. Der Verlauf ist fast der gleiche wie in
der indonesischen Episode (R 35, 39, 40), und es scheint keineswegs ausgeschlossen, daß
man auch diese Episode aus der Geschichte von Räm as Voreltern in die Legende Räm as
selbst hineinbrachte451. #
Ein anderer Hauptpunkt, worüber man sich lange Zeit den K opf zerbrach, war die Ge
burt Hanumats. In dem Epos (VII: 35-36) wird erzählt, daß Anjanä, die Gemahlin von Ke-
sarin, durch den W indgott V äyu schwanger wurde und Hanumat gebar. W arum er in
der Folge ein Affe ist, wird dabei nicht berichtet. In den indonesischen Erzählungen
spielt V äyu (Baju) zwar eine Rolle, aber doch eine sehr untergeordnete. E r bringt den
Samen Sëri Ramas in den Mund von Andjani und auf diese Weise wird R am a der V ater
Hanumans. Auch hier wird nicht erklärt, warum er ein Affe ist. Das erfahren wir erst
aus der Erzählung, in der sich Sita Dewi und Sëri Ram a in Affen verwandeln. (Vgl. für
das erstere R 78-79 und für das letztere S 74-77.)
Ich glaube, daß über diesen Punkt schon in Indien große Unklarheit herrschte. Ziegen
balg gibt eine ganz andere Lesart der Geschichte340. E r sagt, daß V äyu Hanumats V ater
ist, weil einer von dessen Dienern den Kuchen, der K aikeyi von Dagaratha gegeben und
der von einem Sperber geraubt wurde, in Anjanis Hände fallen ließ. Die Vaterschaft
V äyus ist hier viel weniger sicher als bei Välm iki, doch ist es merkwürdig, daß die ganze
Sache m it dem Opfer Dagarathas in Verbindung gebracht wird. In Gujarät wird dasselbe
erzählt, nur mit dem Unterschied, daß nicht ein Sperber, sondern ein Adler den Kuchen
raubte341. Nach einer anderen Erzählung aus G ujarät wird A njani von ihrem V ater Gau-
tam a verflucht, daß sie einmal ein vaterloses Kind erhalten solle. (Hier ist also Anjani
bereits die Tochter von Gautama, dem Gutam a des malayischen hikajat.) Um diesem
Fluch zu entgehen, gräbt sich Anjani bis zur Mitte ihres Körpers in die Erde ein. Durch
Eingreifen Qivas bekommt sie dann doch auf übernatürliche Weise ein Kind, Hanumat.
Dieses Kind war ein Affe, weil sie während der Empfängnis Kesi anschaute (vgl. Kesarin
aus dem Epos) und K esi war ein Affe342.
In dem Panjäb haben wir noch eine andere Version: Mahadeo (Qiva) verliert seinen Sa
men, der von einem anderen G ott aufgefangen und in Anjanis Ohren gebracht wird. Die
Folge ist Hanumats Geburt. Der V ater ist hier also nicht V äyu, ebensowenig wie in der
vorigen Erzählung, sondern Qiva343.
Bei Baldaeus finden wir eine Geschichte, die von der vorigen abweicht, worin aber die
Ähnlichkeit m it der indonesischen wieder größer ist. N icht V äyu, sondern Qiva ist hier
wieder der Vater. E r erzählt uns erst über Ixoras und Paramesceris vortreffliche Tanz
kunst. Dann fährt er fo rt: »Um aber wieder zu unserer alten Erzählung zu kommen, so
muß erwähnt werden, daß sich Ixora einst bereit erklärt hatte, in einem Schauspiel öf
fentlich zu tanzen. W ährend sich die Gäste von allen Seiten versammelten, um den B aal
oder Tanz zu sehen, wandte Paramesceri ihre Augen zu dem W alde hin, wo sie zwei Affen
in Liebe vereinigt sah. D a ihr dies wohlgefiel, bat sie Ixora, ihr im W alde in Affengestalt
Gesellschaft zu leisten; er bewilligte ihr die B itte und sie verwandelten sich beide in A f
fen, jeder nach seinem Geschlecht; sie liefen und sprangen in dem W ald umher, bis sie
zu einem Bambusbaum kamen, auf dem Paramesceri schwanger wurde . . .«. Dann wird
der Wind gesandt, um zu sehen, wo die Schauspieler so lange bleiben. »Paramesceri, wel
che schwanger war und sich schämte, einen Affen zu gebären, bat den W indgott, ihr das
K ind zu nehmen und einer anderen Frau zu geben. Der Wind gehorchte gerne und brach
te das Kind in den Leib Anhemas, der Gemahlin eines himmlischen Geistes. D arauf gin
gen sie schnell zu dem Schauspiel, und . . .«. Es folgt die Geschichte von Hanum at und
der Sonne344.
Wenn wir vorher nur Parallelen zu der Rolle hatten, welche Andjani und B äju in den
hikajats spielten, so haben wir hier zugleich eine zu der Rolle Sëri Ram as und Sita Dewis
aus S. Aber auch kleinere Details aus dieser merkwürdigen und wichtigen Episode finden
Gegenstücke in indischen Erzählungen. So gibt Ziegenbalg eine Form der Askese an, für
welche der »Prophet« Gautam a (Gutama?) als Vorbild gilt345. Dieser Heilige steht näm
lich, die Beine in die L u ft gestreckt, mit dem Kopfe auf der Spitze einer Nadel, wobei
wir tatsächlich an Andjanis Askese denken müssen. W ie leicht mag nicht jemand, der
diese Geschichte in den hikajats las, die Achsel gezuckt haben über dieses Beispiel von
indonesischer Entstellung der erhabenen indischen Askese! Telekonzeption, wenn wir es
so nennen wollen, kommt dabei in den M ahäbhärata-Erzählungen nicht nur einmal vor,
so daß wir in der Überbringung von Räm as Samen in R 78 nichts Befremdendes zu sehen'
brauchen.
Aber trotzdem ist doch noch keine Erklärung dafür gefunden, daß nicht Qiva, wie in den
südindischen Legenden, sondern Räm a der V ater Hanumats ist. Unter dem nötigen Vor
behalt möchte ich eine Verm utung über die Ursache dieser sehr starken Abweichung
äußern. In dem Epos ist Hanum at der Sohn des W indgottes. D aß trotz aller Erzählungen
über Räm as Vaterschaft im Volksmunde hiervon noch Reste zu finden sind, m ag die
Tatsache beleuchten, daß der Affe noch immer, auch in dem Sërat Kanda, Bajusuta,
Sohn des W indgottes, heißt346. Und das noch in derselben -Erzählung, wo zu lesen steht,
daß er eigentlich sein Dasein Räm a zu verdanken h abe! Dies deutet meiner Meinung
nach darauf, daß hier zwei Geschichten oder besser, eine Geschichte und ein Name aus
einer anderen, durcheinandergehen. Die einzige Lösung könnte erfolgen, wenn wir irgend
wo eine Gleichstellung dieser beiden V äter Hanumats, Räm a und V äyu, finden würden.
Dann könnte er m it Recht sowohl der Sohn Räm as sein und auch den Namen »Sohn des
Windgottes« führen. Tatsächlich ist solch eine Gleichstellung möglich, und wenn es nur
nach dem Namen ist und nicht nach der Bedeutung der Person, welche diesen Namen
trägt.
Es gibt nämlich eine parsische Bezeichnung für den W indgott, welche Räm a H västra
lautet347. E s scheint mir keineswegs ausgeschlossen, daß dieser Name mit dem von Räm a
Dägarathi verwechselt sein könnte. Um so mehr, als wir wissen, daß parsische Lehrer den
Westen Indiens eifrig besuchten und daß die Sprache der Parsen in Indien das G ujaräti
ist; die Schüler von D astur Jamasp arbeiteten in Surat und Broach. W enn diese Verm u- .
tung W ahrheit wäre, dann scheidet zugleich die Möglichkeit aus, daß südindische E r
zählungen den Anlaß zu den indonesischen Varianten gegeben hätten. Dies festzustellen,
ist für unseren Zweck sehr wichtig.
Die Episode von Sura Pandaki erhält auch einige Erklärung, wenn auch nur in ge
ringem Umfang. W ir lesen bei Haafner, daß sie sich an das U fer des Ganges begibt und
dort ein Kind zur W elt bringt348. Sie erscheint in der Gestalt eines Vogels349. B ei Välm iki
ist nichts von der Geburt eines Kindes noch von einem Fluß zu finden. In den hikajats
aber gebiert sie auch ein Kind, es wird jedoch nicht von einem Fluß, sondern von einem
Meer gesprochen. (R 61.) D er weitere Verlauf der Geschichte gibt uns ebenso einige A u f
schlüsse. Der B rief Sëri Ramas an Laksëm ana kommt auch bei Haafner vor (auf ein ola-
B latt geschrieben)350. Auch Baldaeus spricht davon351. In diesem B rief schreibt »Ram
heimlich, daß er (Laksmana) sie eines Gliedes berauben muß, weil dies das einzige Mittel
wäre, um ihre Macht zu brechen und um ihre Gabe, sich verwandeln zu können, m acht
los zu machen«. Haafner.
Es lag auf der Hand, in der Zweizahl der kidjangs, welche bei Rawanas Raub eine Rolle
"spielen (R 94), eine Erdichtung der Indonesier zu sehen. Es gehört , wahrlich nicht viel
dazu, die Entstehung solch einer einfachen Abweichung schon zu beobachten. Wo sie
entstanden ist, bleibt indessen unentschieden; den Weg, auf dem man zu der Zweizahl
kam, sehe ich bei unseren alt-holländischen Berichterstattern. »Rawan«, sagt Baldaeus,
»nahm sogleich die Gestalt eines Hirsches m it zwei Köpfen an«352. Haafner bekräftigt
dies, wenn er sa g t: »Er nahm deshalb seine Zuflucht zu einer List, und durch das Schick
sal von K isjaar und Dukri (Khara und Düsana) gewitzigt, hütete er sich wohl, ihn offen
zu überfallen, aber nachdem er sich in einen außergewöhnlich schön gezeichneten, zwei
köpfigen Hirsch m it goldenen Hörnern verwandelt hatte, ging er dicht an die H ütte Rams
und graste vor Sittas Augen«353. Die Zweiköpfigkeit hat natürlich früher oder später zu
einer Verdoppelung geführt. Indessen muß ich wieder darauf aufmerksam machen, daß
in gewissem Sinne die hikajats dem Epos näherkommen, da sie die Helfer Rawanas in
kidjangs verwandeln, während Haafner berichtet, daß R ävana dies selbst tut.
Laksmanas Zauberkreis, den er rings um Sitä gezogen hat, ist nur scheinbar indonesisch.
Das telugu Dvipadaräm äyana sagt, daß Laksmana sieben Kreise rings um Sitä zog und
sie darauf dem Schutze des Feuergottes empfahl. Dieser betätigte sich weit mehr als die
E rdgöttin in den hikajats. E r zaubert eine goldene Pseudo-Sitä hervor, die dann an Stelle
der echten von R ävana geraubt wird354. (In dem B rahm ävaivarttapuräna ist auch die
Rede von einer Pseudo-Sitä, die bei dem Feueropfer zugrunde ging und durch die echte
ersetzt wurde355, während in dem Adhyätm aräm äyana Räm a sie in sein Herz ein
schließt356).
Die Verwandlung Rävanas in einen Brahmanen geht bei Haafner noch »indonesischer«
zu als in den hikajats. Rabon beseelt die Leiche eines Fakirs, die er auf dem Wege hegen
sieht und begibt sich in dessen Gestalt zu Sitä. Danach ruft er gleich um Hilfe357. Als die
beiden Brüder nach dem R aube zurückgekehrt sind und Sita Dewi nicht finden können,
wird in R 101 eine himmlische Stimme erwähnt, welche Laksëm ana verkündet, daß er
zwölf Jahre lang nicht schlafen, nicht essen, noch Sinnesgenüssen huldigen soll. Schein
bar eine Zufügung ohne viel Sinn und in jedem Fall ohne Vorbild in dem Epos. In einem
der Stücke aus K rttiv äs ’ Räm äyana (Bengalen), welche von Dinesh Chandra Sen in sei
nen »Bengäli Rämäyanas« erzählt werden, lesen wir: »Der weise Agasta sagte ,Es gab
keinen Helden auf Lankä noch in der W elt, der ein ebenbürtiger Gegner für Indrajita
gewesen wäre. Einer, der vierzehn Jahre lang weder schlief, noch aß, noch das Antlitz
einer Frau sah, war allein imstande, ihn zu töten«358. Diese Bedingung hatte allein Laks
mana erfüllt und er war es auch allein, der Indrajit überwinden konnte. Diese E nthalt
samkeit, so erzählt Sen weiter, war Räm a ganz entgangen, so daß er von Laksm ana B e
weise forderte, daß dies alles wirklich stattgefunden habe, die später dann auch auf über
natürliche Weise beigebracht werden. Doch Sen sagt vorher: »Die nächste ist eine rein
bengalische Erzählung, die nicht aus dem Original stammt, und welche die vorherrschende
bengalische Idee von Fasten, W achen und Enthaltsam keit von Frauen krankhaft über
treibt.« Abgesehen davon, daß wir nun etwas vorsichtiger bei dem Annehmen »origineller«
Züge geworden sind, fragen wir uns, ob der Gedanke des Wachens, Fastens usw. wohl
spezifisch bengalisch ist und nicht besser als allgemein indisch bezeichnet werden kann.
Ist die ganze Szene aber nach Sens W orten tatsächlich »a purely Bengali tale«, dann
stehen wir hier vor einem Einfluß aus Bengalen. Ich bezweifle aber vorläufig die R ich
tigkeit dieser Auffassung noch.
Einige kleinere, weniger bedeutende Tatsachen mögen nun folgen. Sugriwa befindet sich
(R i i i ) in einem Hügel von Augenabsonderung oder (SK 55) auf einem Baum , in beiden
Fällen weinend. Seine Tränen werden zu einem Bächlein, das zu seiner Entdeckung führt.
W ie Crooke erzählt359, ist es auch in Nordindien nicht ungewöhnlich, einem Fluß einen
solchen Ursprung zuzuschreiben. Auch das Abschießen eines Pfeiles, um etwas damit zu
suchen, ist uns aus den Sagen des westlichen Indien bekannt360. Merkwürdig ist ferner,
daß bei Haafner nur von e in e m Kam pf zwischen Sjukraadsj (Sugriva) und Bael
(Välin)361 die Rede ist, während bei Baldaeus überhaupt kein Kam pf erwähnt wird und
Räm a Välin allein schon wegen seiner prahlenden W orte durchbohrt362. Also steht auch
hier wieder das hikajat näher bei dem Epos.
Als eine Parallele zu dem Glanz, der bei SubalisTod hervorbricht (R 116), sehen wir in
dem Adhyätm aräm äyana nach Räm as tödlichem Schuß Märicas Seele als eine Flamme
aus dem Körper hervorkommen363.
Die Gestaltsänderungen Hanumats, die sich im Epos nur auf eine Vergrößerung oder
Verkleinerung seines Körpers beziehen, haben sich in den indonesischen Erzählungen
üppig entwickelt. In der A rt der Tiere, in die er sich verwandelte, glaubte ich sogar ein
bestimmtes System erkennen zu können. Doch sind sie weit davon entfernt, spezifisch
indonesisch zu sein. In Nordindien kann sich Hanumat auf seinem Zuge nach Lankä in
eine Krähe verwandeln364. Haafner läßt ihn dabei die Gestalt eines Adlers annehmen365.
E r berichtet sogar, daß Hanumat vorher durch Opfer von den Göttern die Gabe erhalten
hat, seine Gestalt ändern zu können.
Eine andere Hanumat betreffende Tatsache ist, daß er während des Sprunges nach
Lankä seinen Samen verliert, welcher von einem Fisch verschluckt wird und einem
zweiten Hanumat das Leben gibt, der in dem hikajat Hanuman Tuganggah heißt (R 131,
150). Genau dasselbe wird im Panjäb erzählt; sein Sohn heißt dort M achhandamäth366.
In einer der französischen Abhandlungen über den Hinduismus heißt er Marcadazou und
wird mit dem Fürsten der U nterwelt identifiziert, dessen Diener er in den hikajats ist368.
W ir erinnern uns an die Erzählung von Rawanas pajungs, Sonnenschirme, oben auf dem
Palast, deren Spitze von Sëri Ram a abgeschossen werden muß (R 143), wenn wir bei
Haafner und Baldaeus von Ram lesen, welcher Rabons zehn Kronen von den zehn H äup
tern schießt, als dieser auf dem Dach seines Palastes steht367. Hiernach gibt Mandodar!
R ävana den R at, Sitä zurückzugeben; in den hikajats tu t dies Bibu Sanam. Doch gerade
die Tatsache, daß dieser R a t nach dem Schießen gegeben wird, sollte beweisen können,
daß ich mit meiner Identifizierung nicht weit von der Wahrheit entfernt bin369.
Eine ganz neue Figur, die überhaupt nicht aus verkehrten Lesarten oder anderswie er
klärt werden konnte, ist die des B ala B isa (R 147). Auch diese kann auf eine Parallele in
Indien zurückgeführt werden, wenn auch natürlich die Frage offen bleibt, ob damit die
richtige Quelle getroffen wird. In den bengalischen Räm äyanas kommt dieselbe Figur
unter dem Namen B(V)asmalocana vor, eine Gestalt, die Sen veranlaßte, auf den kel
tischen B alor aufmerksam zu machen, dessen eines Auge die K ra ft besaß, die Feinde zu
Asche zu verbrennen370. Die hierauf folgende Episode von Patala Mahi R ani und die E n t
führung Sëri Ram as findet ihr Gegenstück in den bengalischen Räma-Legenden. Sen
behandelt dies ausführlich und gibt eine Übersetzung des Mahl R ävaner Pälä, der diese
Episode zum Vorw urf hat371. W ie es scheint, kommt sie auch in Gujarät vor, wo von zwei
Personen, Ahi und Mahi, den Neffen R ävanas, gesprochen wird372. In der bengalischen
Fassung suchen wir aber vergebens nach Hanumats Sohn, der doch in dieser Episode in
den hikajats eine Rolle spielt. D aß dieser aber im Panjäb wohl bekannt ist, wissen wir
schon. Das letzte macht es einigermaßen unwahrscheinlich, daß die bengalische E rzäh
lung die Quelle für die m alayische Räma-Legende gewesen ist.
E s ist m it einiger Mühe sehr wohl möglich, die meisten der Abweichungen in der Erzäh
lung des Kam pfes vor Lankä aus indischen Varianten abzuleiten, da diese Beschreibung
in allen Räma-Legenden ziemlich gleichlautet. N ur lohnt es nicht der Mühe, alle Resul
tate niederzuschreiben; die Varianten sind meist so wenig bedeutender Art, daß wir schon
einen großen Teil derselben in dem Räm opäkhyäna und anderen indischen, mehr klas
sischen, Erzählungen antrafen. Doch will ich noch auf ein paar Episoden hinweisen. So '
auf R 164, wo Mandu D aki geraubt und vor den opfernden Rawana geschleppt wird. In
dem Mandodarikegagrahana der Räm äyana-Fassung A (82) finden wir die ganze Episode
wieder373.
Der Sieg über R ävana darf ebensowenig übergangen werden. Bei Välm iki (VI: 108) durch
bohrt Räm a den Riesenkönig mit einem Pfeilschuß ins Herz. In den hikajats bringt er
ihn zu Fall, indem er ein kleines H aupt hinter dem rechten Ohr abschießt440. N ach einer
Angabe von Temple wird R ävana im Panj äb nur im Nacken für verwundbar gehalten374.
Nach Bastian, der natürlich seine Quelle nicht angibt, wird er in den Nabel geschossen,
wo sich ein Teil des Unsterblichkeitstrankes, des amrta, befand375. In dem Räm opä
khyäna wird er m it seinem Wagen und allem Gefolge durch Rämas Pfeil zu Asche ver
brannt376. B ei Rogerius ist es Latxm an (Laksmana), der ihn tötet, indem er einen Pfeil
auf einen Eselskopf abschießt, der sich über seinen Häuptern erhebt377. Man sieht, die
Auswahl an vorderindischen Varianten ist zahlreich genug! Dazu finden wir bei Haafner
die Mitteilung, daß Kum bhakarna mittendurch geschlagen wird, was wir in den hikajats
an R ävana vollzogen sehen378.
Am meisten verwunderlich ist aber wohl, daß in allen indonesischen Räma-Legenden er
zählt wird, daß R ävana nicht sterben kann. Hierfür eine einleuchtende Erklärung zu
geben, ist nicht leicht. Man könnte geneigt sein, an den Puskara-Rävana aus dem Ad-
bhütaräm äyana zu denken, der nach dem Tode Rävanas noch übrig blieb, um weiter zu
lcämpfen379. A u f der anderen Seite müssen wir in vielen Erzählungen einen außergewöhn
lich schweren Todeskam pf Rävanas feststellen. So berichtet Baldaeus, daß der Rum pf
nach dem Abschuß des letzten Hauptes noch weiterkäm pfte. E rst durch »einige Zauber
worte« wird der Rum pf »zu Marmorstein«. Dies meldet Baldaeus auch von Kum bhakarna,
doch übernimmt hier ein indigoblaues Kleid, das über den Rum pf geworfen wird, die
Rolle der »Zauberworte«380. In diesem Zusammenhang müssen wir auch an die Erzäh
lung denken, daß er ein Gefäß mit amrta, Lebenswasser, in seinem Körper hinter dem
Nabel trug. Räm a verursachte seinen Tod, indem er mit einem Pfeilschuß dieses Gefäß
zerbrach und das am rta wegfloß. So könnten wir vielleicht auch an den einen oder an
deren E influß aus dem sogenannten Alexanderroman denken, wo das Lebenswasser eine
große Rolle spielt. Diesen Gedanken wollen wir um so weniger verwerfen, wenn wir dort
lesen, daß Alexanders unachtsamer Koch es versäumte, die Auffindung des Lebenswas
sers zu melden und von dem Fürsten dadurch bestraft wird, daß er im Meere unter einem
Stein liegen muß, wo er nicht sterben kann, da er von dem Lebenswasser getrunken hat.
Nach einer hebräischen Version der Sage wird ihm erst der K o pf abgeschlagen, worauf
der kopflose Rum pf sich ins Meer stürzt381. Beides hat starke Ähnlichkeit mit unserer
indonesischen Erzählung.
Die Episode m it Rävanas Porträt gibt uns einen anderen Vergleichspunkt, wobei auch
der Name von Dasaratas Tochter, Kikuw i, besser motiviert wird. In dem Räm äyana von
C andravati (Ost-Bengalen) kommt eine Tochter Dagarathas vor, die ihm von K aikeyl
geboren wird, und welche den Namen K u ku ä trä g t; sie ist also eine Schwester Rämas,
und es wird dieselbe Porträtszene von ihr erzählt, wie wir sie in dem hikajat finden. Diese
Szene ist in ihrer Gesamtheit aus dem genannten bengalischen W erk von Sen in seinem
B uch aufgenommen, wobei dieser vergleichsweise die Aufm erksamkeit auf die Gestalt
des Jago lenkt382. W as hierbei im Zusammenhang mit der Vergrößerung der Kinderzahl
Dasaratas im hikajat wohl am meisten Beachtung verdient, ist, daß auch in Indien der
Vierzahl des Epos ein fünftes Kind zugefügt worden ist; dadurch wird Rassers’ Theorie
bezüglich des indonesischen Charakters dieser Zufügung alle Berechtigung entzogen. In
Südindien war diese Gestalt vielleicht nicht bekannt, denn wir lesen bei Baldaeus: »nach
her wurde er (Räma) wieder eifersüchtig, weil Sytha auf die B itte einiger Frauen Rawans
Schattenbild auf ein B rett gezeichnet hatte, denn sie sagte, Rawan niemals gesehen zu
haben«. Sie reinigt sich von diesem neuen Verdacht, indem sie »ihre Hand in einen Topf
steckt, der mit Schlangen gefüllt ist, ohne dabei Schaden zu nehmen«. Faria y Sousa
spricht ebenfalls von »Las Reynas«. Haafner schweigt über eine Figur wie K ukuä. (Bal
daeus berichtet ausdrücklich, daß die Malebaren diese Episode erzählen, was also auf eine
westlichere Richtung weisen kann383.) Auch auf Ceylon ist diese Szene bekannt (Pala-
väladäne)384. #
Tilawi, der auf Ceylon Sandalindu heißt385, wird auch in Südindien ein Zwillingsbruder
gegeben, und zwar durch den Heiligen, bei dem Sitä Unterkunft findet. Ziegenbalg er
zählt, daß dieser aus einem Grashalm hervorgebracht wurde386; auf Ceylon aus einer
Blume (Mäla R äja), während man dort annimmt, daß ein drittes Kind später ins Leben
gerufen wird (Ksiti R äja)387. Schließlich finden wir auch den Kam pf Räm as m it seinen
beiden Söhnen in Indien wieder389; Sen verweist auf das Vorkomm en sowohl in benga
lischen Räm äyanas, sowie in anderen Erzählungen unter anderem Namen388. Doch las
sen wir es genug sein; es ist genügend Material gesammelt.
Neben Verwechslungen, welche durch Namengebung, Doppelbildung, Teilung und Zu
sammenfügung, Namensänderung entstanden sind, hat die Aufnahm e der in Indien be
stehenden, von Välm ikis Räm äyana abweichenden Episoden der indonesischen Räma-
Legende ihren typischen Charakter gegeben.
Eine Untersuchung über das Verhältnis der indonesischen Räma-Erzählungen zu dem
Epos selbst ist nun m it mehr Aussicht auf Erfolg möglich geworden.
RÄ M A -L E G E N D E N U ND DAS EPOSIm vorigen Kapitel ist zur Genüge bewiesen, daß Rassers’ Folgerung vollkommen falsch
ist, wenn er sagt, daß die Räm äyana-Redaktion, welche den hikajats als Vorbild gedient
hätte, nicht wesentlich verschieden sei von der Sanskrit-Redaktion, welche wir kennen.
Die Frage, wie sich die indonesischen Räma-Legenden zu anderen indonesischen Erzäh
lungen einerseits und zu dem Epos andererseits verhalten, ist in ein ganz anderes Licht
gerückt. W enn man behauptet, daß sie ausschließlich durch das Mißverstehen und V er
stümmeln eines klassischen Textes entstanden sein sollten, so halte ich das für ein voll
ständiges Verkennen der Tatsachen. Wenigstens, wenn diese Behandlung durch die Indo
nesier vorgenommen sein sollte. Schon bei dem sehr begrenzten Material, das mir zur Ver
fügung stand, kamen zahlreiche Vorbilder aus indischen und nicht indonesischen Erzäh
lungen an den T ag; nichts rechtfertigt dagegen die Vermutung, daß hiermit nun alles
gefunden sein sollte. Im Gegenteil, in den meisten Fällen war ich nur in der Lage, eine
einzelne Mitteilung aus einer Räm a-Sage zu geben, während uns die ganze Legende bis
jetzt unbekannt blieb. So müssen wir uns darauf gefaßt machen, daß - wenn diese E r
zählungen nicht länger aus Ehrfurcht vor Välm iki verborgen bleiben - auch noch feh
lende Stellen Aufklärung über ihre indonesischen Parallelen geben werden. Allem An
schein nach haben die anonymen Verfasser der Erzählungen dieselbe Großmut an den
T ag gelegt wie der Autor des Mahänätaka, unser Hanumat. Denn auch dieser ließ sein
W erk jahrhundertelang unbekannt: als er das M ahänätaka vollendet und in die Felsen
emgegraben hatte, kam V älm iki und fand, daß das W erk des gelehrten Affen das seine
an Schönheit bei weitem übertraf. W orauf Hanum at nach der Legende ihn bat, die Steine
in das Meer zu werfen.
W ir müssen uns eher die Frage stellen, in welchem Verhältnis stehen diese indischen V a
rianten zu dem Epos ? Dinesh Chandra Sen sag t: »Sicher wird die Verm utung falsch sein,
daß die bengalischen Räm äyanas nur Übersetzungen des großen Epos von Välm iki sind.
Andererseits haben wir in diesen einheimischen Geschichten über Räm a den unfehlbaren
Beweis, daß Überlieferungen und Balladen existieren, welche auf eine frühere Zeit zurück
gehen als Välm ikis Epos«390. Der Autor sieht sich vor dieselbe Frage gestellt wie ich und
beantwortet diese in dem Sinne, daß er die Sagen, die er in den »einheimischen Geschich
ten über Räma« fand, für älter erklärt als die Fassung des Epos. Die Frage wird dadurch
schwerer zu beantworten, daß die Redaktionen, in denen wir die indonesischen Räma-
Legenden besitzen, meist sehr jungen Datums sind, wenigstens in bezug auf das hohe
Alter des Epos. Zu den ältesten Handschriften gehört wohl die Fassung S, und diese
ist sicher nicht früher als das 16. Jahrhundert anzusetzen452. D azu kommt, daß das
Material, das ich aus der Volkssage sammelte, sehr jung ist. Auf der anderen Seite ist
nicht zu vergessen, daß der Inhalt derVolkssagen meist auf sehr alte Zeiten zurückgeht.
D er einzige W eg, der uns offen steht, ist, den Kern aus den Erzählungen herauszuholen
und aus der A rt und Weise, worin dieser darin verarbeitet ist, aus der Form, in die er ge
gossen wurde, und aus den Veränderungen, die er durchgemacht hat, festzustellen, wel
cher Kulturperiode der Träger der Erzählung angehört haben kann. Dann erst können
wir erkermen, ob diese Legenden tatsächlich etwas anderes als das Epos oder nur Um
formungen desselben gewesen sind. Wenn wir erst einmal den Kern der Sage aus dem
Ganzen herausgeschält und das Them a rekonstruiert haben, dann können wir vielleicht
dadurch, daß wir ein bestimmtes Kriterium anlegen, in Erfahrung bringen, in welchem
Verwandtschaftsgrad die verschiedenen Erzählungen zueinander stehen. Solch ein K ri
terium m üßte dann derart sein wie das, welches man bei der Beurteilung des Alters des
M ahäbhärata und des Räm äyana angewendet hat. Die Tatsache, daß die fünf Helden
des ersten Gedichtes zusammen e in e Frau haben, ließ annehmen, daß der Kern des Ge
dichtes aus einer Zeit stammen muß, in der solche polyandrischen Verhältnisse, wenn auch
nicht erlaubt, so doch noch nicht vergessen waren. Diese Eheform, die in dem Gedicht,
so wie wir es kennen, auf allerlei Weise ausgemerzt ist, kommt in dem Räm äyana nicht
v o r; dies war ein Grund, um das letztere W erk, wenigstens den Kern desselben, für jünger
zu halten. Indessen ist dieser Schluß, so wie man ihn zog, nicht ganz unbedenklich, und
müssen wir bei einer solchen Untersuchung äußerst vorsichtig zu W erke gehen.
E in derartiges Kriterium ist für unseren Zweck sehr gut zu finden, wenn wir erst das
Them a bloßgelegt haben. Denn, »Die moderne Forschung«, sagt Rank, »hat nun gezeigt,
daß man das Märchen, auch wenn man es an und für sich selbst verstehen will, zunächst
nicht für sich allein und als Ganzes nehmen kann. V or allem nicht den zusammenhängen
den T ext der nach örtlichen und nationalen Bedingungen ausgeschmückten Erzählung,
welche die Märchenforschung als unwesentliches und dem eigentlichen M otiv nur lose
übergeworfenes Gewand erkannt hat«391. Es kommt darauf an, die Stellen zu entdecken,
wo die verschiedenen Motive aneinandergereiht sind, was bei unserem Stoff nicht allzu
schwer ist.
Alle Räma-Legenden enthalten als H auptm otiv die Verbannung des Helden durch den
Vater, welche meistens auf Anstiften der Stiefm utter zurückzuführen ist. Dann die Hel
dentaten während der Verbannung und die Rückkehr nach dem Tode des Vaters. Dieses
M otiv kann leicht zurückgebracht werden auf das, was von R ank als »der Mythus von der
Geburt des Helden« bezeichnet wird. »Der M ythus von der Geburt des Helden«, sagt er,
»behandelt die Verfolgung des Sohnes durch den Vater, dem ein Orakel (Traum) Unglück
oder Verderben von seinem noch ungeborenen Knaben voraussagt. Der Sohn kommt
trotz aller Vorsichtsmaßregeln des Vaters zur W elt, wird aber entweder auf dessen B e
fehl oder ohne sein Wissen ausgesetzt, schließlich jedoch gerettet und stürzt endlich den
V ater oder dessen tyrannischen Stellvertreter, tun sich an seine Stelle zu setzen. Dieses
Schema findet sich bei den meisten Helden in der Mythengeschichte der verschiedensten
Völker«392.
Das Dagarathajätaka393 gibt dieses M otiv in seiner am wenigsten verdorbenen Form.
Räm a wird von seinem Vater Dagaratha, dem König von Benares, in die Verbannung
geschickt. Dies geschieht auf Anstiften einer der sechzehntausend Frauen des Königs.
Als Zeitdauer wird angegeben, solange der Vater noch lebt. Nach dem Tode seines Vaters
kehrt er dann auch wieder zurück und wird König.
Vollständiger kommt das Motiv in anderen Räma-Erzählungen vor. Neben der »Aus
schickung«, spätere Form der »Aussetzung«, kommt da noch die »Aufgabe« vor, den Tod
des Verbannten herbeizuführen, was aber immer mit dem Gegenteil endet. Das sind die
Heldentaten. Als Doppelbildung erscheint dabei, daß Räm a vorher von V igväm itra m it
genommen wird und erst dann in die Verbannung geht. Zu seinem größeren Ruhm ver
richtet der Held sowohl vor als nach seiner Verbannung glorreiche Taten. Das Töten von
Dämonen wie T ätak ä ist vollkommen analog dem, was die griechischen Sagen von Per
seus, Theseus usw. berichten. Diese Wesen, seien es Drachen, Riesen oder Dämonen, wer
den von R ank als »Vatersurrogate« angesehen. In diesen Erzählungen ist auch die »Weis
sagung« vorhanden, welche den V ater vor seinem Sohne warnt. Denn Dagaratha wird
von einem Brahmanen, dessen Sohn er unglücklicherweise tötet, vor einem nahen Unheil
gewarnt, das in Verbindung m it seinem noch ungeborenen Sohne steht. (Räm. I I : 64,
R y.) Daß dieses Unheil hier anders aufgefaßt wird, als man nach dem M otiv erwarten
sollte, darf uns nicht verwundern, wenn wir berücksichtigen, was wir bald an Motivände
rungen noch kennen lernen werden. Scheinbar ist dieses M otiv das einzige aus der Räma-
Sage, da die Brautgewinnung als „A ufgabe“ aus der ersten „Ausschickung“ und das Ge
winnen Sitäs als eine aus der zweiten aufgefaßt werden kann. R ank sagt, daß „dieser
feindselige U rakt des Vaters noch einige Male (sich) wiederholt«394.
Ehe wir aber nach dem Vorkommen eines zweiten Motives suchen, will ich noch eben auf
die Tatsache aufmerksam machen, daß in den Mythen nicht nur der V ater, sondern auch
der Schwiegervater seine feindselige Gesinnung gegen den Helden deutlich zu erkennen
gibt, welche in unseren Erzählungen vielleicht zu einem Ersatz abgemildert w urde: den
vier anak radja. Aber zugleich erscheint sie auch deutlich in der kleinen Reihe von »Auf
gaben«, welche Maharësi K a li dem Sëri Ram a stellt (die Statuen, die Krähe)895.
Es würde uns zu weit führen, dem M otiv in seiner Anpassung an und seiner Verarbeitung .
in die Räma-Legenden nachzugehen; das überlassen wir besser Berufeneren. Legt man
jedoch Ranks Charakteristik von dem »Mythus von der Geburt des Helden« neben unsere
Erzählungen, dann kann man tatsächlich Schritt für Schritt die Ähnlichkeit genau ver
folgen, vorausgesetzt, daß man auf Ersatz, Doppelbildung und Abmilderung achtet.
Merkwürdig ist aber, daß in den nicht-epischen, mit den indonesischen übereinstimmen
den oder dazu gehörenden Räma-Legenden ein zweites M otiv durch das erste spielt, das
in dem Epos beinahe vollständig ausgemerzt ist. Ich meine das Motiv des Vaters, der seine
T ochter nach ihrer Geburt aus seiner Nähe entfernt (Inzestverhütung), sie aber später
heiraten will, als sie groß geworden ist. Raw ana läßt seine Tochter, durch die ihm nach
einer Prophezeiung Gefahr drohen soll, aus seinem Hause entfernen, hält aber später bei
Maharësi K a li um ihre Hand an.
Die Sage von dem Mädchen, das die Sonne und den Mond gebären soll, gibt das zweite
Motiv in der reinsten Form, ebenso wie das Dagaratha j ätaka das erste Motiv. Denn in
dieser Erzählung wird sie in der T at von ihrem Vater geheiratet. Das M otiv scheint mir
eine Variante dessen zu sein, worüber R ank das Folgende sagt: »Einen direkt sexuellen
Sinn erhält dieses M otiv (das erste) dort, wo nicht der Sohn, sondern scheinbar die Toch
ter im M ittelpunkt der Erzählung steht. Sie wird zur Zeit der Reife häufig zum Schutz
ihrer Jungfräulichkeit in einen unzugänglichen Turm gesperrt (vgl. Dewi Sita auf Lang-
ka Puri in einem von Eisendraht umgebenen Palast, gefangen gehalten von ihrem V ater
Rawana), wo sie aber der »Held« doch zum Verdruß des V aters erreicht, der nun den
»Schwiegersohn« m it der gleichen Konsequenz wie den Sohn verfolgt. In manchen Über
lieferungen liegt die eigentliche, später oft nur mehr durchschimmernde Bedeutung dieser
Absperrungsmaßregel klar zutage, da die gereifte Tochter geradezu vor der sexuellen Ver
folgung durch den eigenen V ater (z. B . im »Allerleirauh«) geschützt werden soll«396. Daß
der Vater, Rawana, sie heiraten will, kommt in allen indonesischen Erzählungen vor, daß
er sie tatsächlich heiratet, nur in der Parallelsage aus dem W esten Indiens.
Es ist mir nicht darum zu tun, noch mehr Motive aus den Räma-Legenden herauszuho
len, die zweifellos noch darin stecken; sondern wegen der A rt und Weise, in der die Mo
tive verarbeitet sind, ist das Obige niedergeschrieben. Ich glaube nämlich darin ein K ri
terium zu finden, das mich instand setzt, den Grad zu bestimmen, den die betreffende
Sage in bezug auf den Maßstab des kulturellen Wertes einnimmt. In dem Maße sich aber
ein V olk in einer Zeit höherer Verfeinerung befindet, wird es geneigt sein, die sozial ver
alteten und »tabu« gewordenen Einrichtungen aus den Erzählungen, wo diese - wie R ank
und andere darlegen - ein Unterkommen fanden, auszumerzen oder wenn dies mit der
Beibehaltung des Motives nicht vereinbart werden kann, abzum ildem und zu vertuschen.
Die Zuhilfenahme von Surrogaten ist dafür ein einfaches Beispiel. Sehen wir also einmal
zu, ob und inwiefern dies in unseren Erzählungen der Fall ist.
In dem Epos und den eng damit zusammenhängenden Räma-Legenden ist Sitä die aus
der Erde gepflügte, angenommene Tochter Janakas. In den meisten dieser Erzählungen
tritt R ävana erst bei dem aus zufälligen Gründen geplanten Raub auf, in dem Drama je
doch schon bei der Gattenwahl.
In den hikajats, Sërat Kandas, Ram a Këling, lakons usw. ist sie scheinbar eine Tochter
Rävanas, wird von diesem in einem Kistchen ausgesetzt, von Maharësi K a li als Tochter
angenommen. R ävana hält um ihre Hand an, raubt sie später, es folgt aber keine Heirat.
In der malayischen Fassung, die Maxwell gibt, ist sie die echte Tochter R ävanas, und es
wird erzählt, daß dieser sie aus diesem Grunde nicht heiraten kann397.
Schließlich ist in der Parallelsage aus dem Westen Indiens das Mädchen später tatsäch
lich die B raut ihres Vaters.
Nehmen wir dann auch den Grad der Blutsverwandtschaft, die zwischen Sitä und R ä
vana besteht, als Maßstab, so können wir folgende Einteilung aufstellen.
A. Sitä ist die Tochter Rävanas. M.
B . Sitä ist nur scheinbar die Tochter Rävanas. R , S, S K , R K , A R .
C. Sitä ist nicht die T ochter R ävanas. Välm iki, Räm . Kakaw in.
Es fragt sich nun, welches der drei Stadien das älteste und ursprünglichste ist. Die A n t
wort hierauf brauche ich nicht lange schuldig zu bleiben. Trotz des hohen Alters der Rämä-
yana-Fassungen, die unter dem Namen Välmikis gehen, zögere ich nicht, der Räma-Le-
gende aus den Volkssagen ein höheres Alter zuzuerkennen, wenn auch die Redaktionen,
in denen wir diese kennen gelernt haben, verhältnismäßig jung sind. Die systematische
Ausmerzung des Inzestes zwischen R ävana und Sitä auf alle mögliche Weise, ich möchte
fast sagen, m it allerlei Deckpflästerchen, ist ein sicherer Hinweis in dieser Richtung.
Hier diese falschen Mittel nachzuweisen, die bewußt oder unbewußt angewandt sind, sei
es von einem einzelnen Mann oder durch eine Überlieferung, scheint mir ganz überflüssig;
jeder kann dies an Hand unserer Auszüge m it der größten Bequemlichkeit selbst tun.
Dabei wird ihm bald klar werden, daß nicht allein Sitäs Geschichte das Opfer dieser A n
passungen an die Kulturstufe wird, welche der oder die Erzähler einnahmen. In der Ge
schichte von Djatasura z. B . (R 105, § K 54), wo der Inzest mit totemistischen Reminis
zenzen verbunden ist, findet man denselben Eingriff. Die indonesischen Sagen erzählen
alle sehr ausführlich davon, aber V älm iki erwähnt die Sache nur mit einigen Worten.
(Räm. IV: 11.)
Es bedarf keines langen Beweises mehr, um zu sehen, wie einschneidend die Verände
rungen und Verstümmelungen der alten Räm a-Sage waren, welche einer Räma-Legende,
wie sie uns Välm iki in seinem schönen Epos gibt, das Ansehen gaben. Eher kann die A n
klage, das Gedicht den eigenen Anschauungen angepaßt zu haben, welche gegen die In
donesier geäußert wird, gegen den meisterlichen Dichter erhoben werden, wenn wir nicht
davon überzeugt wären, daß der Stoff, den Välm iki zu bearbeiten hatte, schon lange diese
Veränderungen durchgemacht hatte und dem Kulturm ilieu angepaßt war, in welchem
unser Dichter lebte. Schon v o r ihm mußte Dagarathas Angst vor seinem Sohn umge
wandelt worden sein in eine Angst, den Sohn zu verlieren; seine Verzweiflungstat, welche
den Sohn durch Verbannung zu töten beabsichtigte, ist der Stiefm utter K aikeyi zuge
schoben. Sitäs verschleierte Herkunft wurde auf diese Weise zu einem Rätsel, das man
chen Mythologeh auf eine falsche Spur brachte.
W enn dies alles wahr ist, haben wir auch keinen Grund, Välmikis Gedicht und dessen
Bearbeitungen, zu denen also auch das alt-javanische Räm äyana gehört, einen so hohen
W ert vor der volkstümlichen Überlieferung zuzuerkennen, wie dies bis je tzt nur zu gern
getan wurde.
Der Einfluß, der von dem Epos ausging, war zweifellos groß und bewirkte die Verbrei
tung einer höheren kulturellen Entwicklung. Der Einfluß wird sich aber auf diejenigen
beschränkt haben, die es lasen oder lesen hörten, und diese können, wie sich aus der gro
ßen Menge abweichender Erzählungen ergibt, unmöglich das V olk gewesen sein. Es kann
sich allein um die höher Entwickelten handeln, welche die Reinigung erfuhren, die das
Anhören des Gedichtes verschaffte, wie darin zu lesen steht, und diese war eher eine Rei
nigung von Fehlern, die dem V olk aus primitiveren Zeiten anhafteten443.
Bevor ich diesen Teil der Beweisführung schließe, möchte ich noch auf einige Tatsachen
hinweisen, die ich nicht ausführlich behandeln kann, die aber trotzdem die Aufm erksam
keit in vollem Maße verdienen.
Zuerst, daß neben dem Inzest zwischen Vater und Tochter auch der Inzest zwischen Bru-
der und Schwester eine Rolle in unseren Erzählungen spielt. In dem D agarathajätaka ist
Sitä die Tochter von Dagaratha und heiratet nach der Rückkehr aus der Verbannung
ihren Bruder Räm a und lebt noch 1600 Jahre glücklich mit ihm. A uch in dieser Bezie
hung stehen die indonesischen Erzählungen diesem j ätaka näher und ich zögere nicht, ihm
ein höheres A lter als dem Räm äyana zuzuweisen442. Freilich, auch dort ist Sita Ramas
Schwester, da Dasarata seine Pseudo-Gemahlin Mandu D aki entjungferte, bevor Raw a
na sie zur Frau nahm. Dann drängt sich uns die Frage auf: ist die ganze Sage nicht aus
zwei Erzählungen zusammengestellt, welche parallel laufen zu zwei Motiven, die wir schon
herausgearbeitet haben ? Ist dann die eine Geschichte dieselbe wie die, welche im Daga
rathajätaka erzählt wird und wobei R ävana überhaupt nicht vorkommt? Und könnte
daneben die andere nicht eine Sage sein, welche R ävana und seine Tochter zu H aupt
personen hat und dazu noch einen beliebigen Liebhaber, m it dem später Räm a aus der
ersten Erzählung identifiziert wurde ? W ir haben leider keine Beweise für die E xistenz
einer Erzählung wie der letzteren. Die erste ist durch das j ätaka belegt. Auch Sen ist die
ser Meinung, wenn er auch auf anderen Wegen dazu kommt wie ich398. E r hält noch
einen dritten Zyklus, den H anumatzyklus, mit diesen beiden verquickt; eine Vermutung,
die ich mit ihm teile. Unsere indonesischen Erzählungen ließen ja erkennen, wie sehr die
Indonesier noch fühlen, daß die Geschichte von Lagur K atagina eine ebenso selbständige
ist wie die von Ispaha B oga oder, wie dies später heißt, Mandura Pura. Daneben und
doch damit verbunden behandeln sie freilich auch die von Indëra Puri und von Biruhasja
Purwa. Die ersten beiden geben die Geschichte von den Affen und von Räma, von den
letzten beiden sind nur Spuren oder nicht einmal die im Epos zurückgeblieben. E s ist
unterdessen klar geworden, daß wir die indonesischen Räma-Legenden, diesmal das K a
kawin und das Sërat Ram a einbegriffen, in zwei Gruppen teilen müssen; diese Einteilung
habe ich aus praktischen Gründen schon durchgeführt. Diese beiden Gruppen haben,
was Indonesien betrifft, nichts miteinander zu tun; ihre Verwandtschaft datiert aus einer
viel älteren Zeit.
So wird uns auch klar, warum Rassers in diesen beiden Gruppen etwas ganz Verschiede
nes und zugleich etwas ganz Übereinstimmendes zu sehen glaubte. Dennoch würden wir
ihm Unrecht tun, wenn wir seine Theorie ohne weiteres unseren Tatsachen preisgäben.
Soweit er in diesen Sagen Reminiszenzen totemistischer Zustände und Zeiten sehen will,
beobachtet er zweifellos richtig; nur müssen wir den B egriff „indonesisch« durch einen
allgemeineren ersetzen: »primitiv«. Und in dieser letzten Auffassung liegt der eigentliche
W ert seiner Theorie.
W ir haben unseren indischen Tatsachen aber noch nicht alles entnommen, was heraus
geholt werden kann. Wenn ich auch unter diesen keine Sage finden konnte, welche in
allen Einzelheiten parallel zu den indonesischen Erzählungen lief, so wird es doch der
Mühe wert sein, der Frage nachzugehen, aus welchem Teile Indiens wir das meiste oder,
was mehr sagen will, das meist übereinstimmende Material erhielten. So sollte es doch
möglich sein, ein bestimmtes Gebiet anzugeben, woher die Sagen m it der größten W ahr
scheinlichkeit stammen können. Gewißheit ist darüber zwar nicht zu erhalten, wenn wir
aber bei den Übereinstimmungen auch noch auf die Unterschiede achten, können wir mit
einigem R echt einen vorläufigen Schluß ziehen. W ie ich schon m itteilte, glaubt Juynboll
den Ursprung der Erzählungen in Indien zu finden und sagt, daß die Quelle des Ram a
Këling »das Tamil-Rämäyana« ist399. E r stützt sich dabei auf einige Namen von in diesen
Sagen vorkommenden Personen wie: Bibu Sanam438, Sura Pandaki usw. Leider gibt er
keine nähere Erklärung darüber, was er m it diesem Tam il-Räm äyana meint. Nun ist das
Tam il-Räm äyana, welches bekannt geworden ist und auch das einzige, welches heraus
gegeben wurde, das von K am bar. Wenn dieses gemeint sein sollte, müssen wir seine A n
nahme zurückweisen, da dieser Dichter nach Balasubrahm anyam »immer geschlossen
dem großen V älm iki folgte«400, was auch aus den wenigen Stücken hervorgeht, die durch
eine Übersetzung zugänglich sind401. Das Gedicht kommt dadurch mit dem Kakaw in
und dem Epos in dieselbe Gruppe C. Auch seine Auffassung über die Namen ist nicht
ganz vor K ritik sicher. E s scheint mir nicht notwendig, daß Sura Pandaki aus dem Tam il
stammen muß, wo dieser Name Curpanagei lautet. Die merkwürdigste Veränderung ist
die Einfügung des d, und diese finden wir nun in dem Tam ilwort gerade nicht. Das Sans
krit g wird im Tam il ein leichtmouilliertes s und kann also kaum dem s von Sura Pandaki
das Dasein gegeben haben. E in auslautendes i gibt schon das Qürpanakhi in dem Bhäga-
vatapuräna. Den wenigen, wohl oder nicht scheinbaren Tamil-Nam en steht aber eine
übergroße Mehrheit solcher Namen gegenüber, die keine Tafnilisierung aufweisen402. Das
V erhärten der stim mhaften und das Mildem der stimmlosen Konsonanten, das so typisch
für die Sprache ist, finden wir fast nirgends435. E s scheint mir denn auch voreilig zu sein,
nach diesen wenigen Namen einen Tamil-Ursprung anzunehmen403.
Achten wir nun auf die Gegend, aus der wir unser Material erhielten, so kommt das mei
ste aus dem W esten und Nordwesten Indiens. Freilich stand mir außer den Tatsachen
aus Gujarät, Panjäb und dem W esten Indiens auch das Material zur Verfügung, welches
von holländischen Berichterstattern unter Malebaren und Benjanen (Gujaräten) gesam
m elt wurde. Aber auch Berichte aus Bengalen konnte ich benützen. In diesen letzteren
fehlten aber Gestalten in gleichlautenden Episoden, welche in Erzählungen aus dem
Westen wohl Vorkommen.
In den Geschichten aus dem Süden und Südwesten stimmte auch nicht alles. So fehlten
bei Baldaeus und Haafner die Figuren von B ala B isa und Patala Mahi Rani. Auch die
portugiesischen Abhandlungen, welche in Südindien verfaßt zu sein scheinen, bringen
allerhand Abweichendes von den hikajats. Aber im allgemeinen kommt die südindische
Sage Välm lkis Fassung viel näher als diese letzteren434. Dem steht gegenüber, daß wir im
W esten Indiens einer Erzählung begegneten, welche, obwohl keine eigentliche Räma-Le-
gende, in mehr als einer Beziehung mit den hikajats merkwürdig übereinstimmt, und
zwar gerade in den Dingen, welche für die hikajats typisch waren. Diese Erzählung trug
zugleich den Charakter der Zugehörigkeit zur noch lebenden Mythologie; auch für an
dere, kleinere Züge aus den malayischen Versionen fand ich in dieser Gegend wiederholt
Parallelen458. Das Motiv von dem Mädchen, das in einem Kistchen ins Meer ausgesetzt,
bei einem Verehrer der Sonne angespült, als dessen T ochter angenommen und später von
ihrem Vater umworben wird, zeigt solch eine Ähnlichkeit m it dem zweiten M otiv der in
donesischen Räma-Legende, daß ich, wenn sich dem nichts widersetzt, geneigt bin, dieses
Gebiet als Ursprung der Erzählung anzusehen, wie sie nach Indonesien kam 457. Konnte
meine Verm utung bezüglich der Verwechslung der Vaterschaft V äyus m it der Räm as an
nehmbar sein, so sollte auch dies für eine Abkunft aus dem W esten Indiens sprechen.
Verwundern sollte uns dies übrigens nicht, denn der alte Handelsweg, auf dem auch der
Isläm nach Indonesien kam, führte in der T at von Gujarät aus der West- und Südwest
küste entlang405. Die javanische Überlieferung läßt Java von Gujarät aus kolonisiert wer
den; dies beweist natürlich nichts, in Verbindung mit dem Obigen wird es aber weniger
unwahrscheinlich, als man bis jetzt annahm. Es sollte nicht das erstemal sein, daß eine
Legende wenigstens teilweise auf Wahrheit beruhte436.
In diesem Zusammenhang muß ich noch auf etwas hinweisen. In S 4 wird von vier R ei
chen gesprochen, welche von Rawana unabhängig waren. Eines derselben heißt Biruhasja
Purwa. Ich glaube, daß eine Identifizierung m it einem Bhirukaccha Pura, Bhrgukaccha,
der Stadt der Bhirukacchas aus dem Väyu- und Matsyapuräna, nicht ganz unwahrschein
lich ist404. Diese Stadt ist heutzutage unter dem Nam en Broach bekannt und liegt im
Südosten von Gujarät, an der Mündung der Narmadä. Indëra Puri ist ein Städtenamen
von zu wenig spezifischem Charakter, um daraufhin Verm utungen wagen zu können. Ich
begnüge mich damit, darauf aufmerksam zu machen, daß der Name Indore (aus Indra-
pura) in der nächsten Umgebung von Broach gefunden wird.
Leider sind die Namen aus R 39, 40 zu sehr verstümmelt, um etwas damit anfangen zu
können. Höchstens könnte man in Mahrat Mahärästra sehen, das Land der Mahrattas,
nördlich der W est-Ghäts, also ebenfalls in demselben Gebiet.
Indessen muß diese Gegend keineswegs das Monopol des Einflusses haben, da gerade der
Charakter eines Handelsverkehrs das Gegenteil wahrscheinlich m acht und Einflüsse aus
anderen Gegenden zuläßt. B ei näherer Untersuchung, wozu hier aber nicht der Ort ist,
entdeckt man zwischen den malayischen und j avanischen Sagen doch noch einigen Unter
schied, welcher wohl zum Teil einem Einfluß des Kakaw ins und seiner Bearbeitungen zu
zuschreiben sein wird, aber vielleicht auf eine Einwirkung aus anderer Gegend zurück
geht. Der Handelsverkehr ist nun einmal ein Trichter, aus dem alles, was hineinkommt,
vermischt wieder herauskommt.
Meine Schlußfolgerungen bezüglich der Herkunft der indonesischen Räma-Legenden und
ihres Verhältnisses zu dem Epos können dann lauten:
daß von einer bestimmten Redaktion als dem Original, woraus durch Verstümmelung
und Verwechslung, Veränderung oder Einfügung typisch indonesischer Elemente die in
donesischen Räma-Legenden entstanden sein sollten, keine Rede sein kann,
daß viel eher ein sehr gemischter Einfluß, vornehmlich mündlicher Überlieferungen, wel
che in der Hauptsache mit unseren indonesischen Erzählungen übereinstimmen, ange
nommen werden m uß406,
daß das Epos ein jüngeres Kulturstadium darstellt als die dem ursprünglichen M otiv
näherstehenden hikajats,
daß diese letzteren wegen ihrer reiner erhalten gebliebenen Motive von viel allgemeinerer
Bedeutung sind als das mehr speziell indische Kunstgedicht Välmikis.
B evor ich die Räma-Legenden verlasse, um mich mit den Räma-Reliefs zu beschäftigen,
wird es von Interesse sein, ein Bild von der Form der Sagen, dem Stil der Räm a-Legen
den, zu erhalten. Dabei muß ich mich sehr beschränken und ein paar typische Erzählun
gen auswählen, um daraus ein Stück in Übersetzung wiederzugeben; ich muß aber den
Inhalt außer Betracht lassen und auch ein Stück nehmen, das in allen Bearbeitungen der
Sage ungefähr gleich lau tet: nämlich die Stelle, die dem Raub Sitäs unmittelbar voran
geht.
Indem ich mich auf den Archipel beschränke, wird es am besten sein, diese Episode aus
dem alt-javanischen Räm äyana K akaw in und aus dem H ikajat Sëri Ram a zu überset
zen407. Dam it habe ich dann von jeder der beiden Gruppen ein Beispiel gegeben. Die
Episode beginnt, nachdem R ävana dem Märica (in dem hik. zwei Dienern) den Befehl ge
geben hat, sich in ein (zwei) kid(j)ang(s) zu verwandeln.
RAM A Y A N A KAK AW IN V408. HIKAJAT SERI RAMA.39 c So sprach Märica. Endlich ging er
m it409. In dem W ald angekommen,
nahm er die Gestalt eines goldenen
kidang an410.
40 Smaragdfarben, schön, strahlend
war sein R ücken anzusehen; seine
Körperhaare waren glänzend, alle
von rotem Gold. Angekommen, lief
er zahm411 auf König Janakas Toch
ter zu, die wie froh in ihrem Her
zen war, indem sie großes Vergnü
gen (an dem Tier) fand.
41 Immer wieder fiel ihr die Schönheit
seiner H aut auf, die ihm als Decke
diente, denn die war glänzend wie
von Gold, die Haare fein und klein412.
Ihr Herz verlangte heftig nach dem
Schönen, das sie sah, so sehr, daß sie
befahl, das Juwelentier zu fangen.
42 Raghus Sohn widersetzte sich keinen
Augenblick gegen das, was ihm be
fohlen wurde; sein jüngerer Bruder
Laksmana allein blieb zurück, um
den patapan413 zu bewachen. Bei der
Verfolgung war er (Räma) nicht im
stande, das (Tier) zu fangen, denn es
sprang schnell, indem es sich drehte
und wand.
43 E s war, als ob es ein Vergnügen dar
an fand, einen Augenblick still zu
stehen, dicht dabei; dann wieder,
wenn (er) es versuchte zu fassen,
95 Mahaloka und Pradjanggi Sura beug
ten das H aupt zur Erde vor den F ü
ßen von Maharadja Rawana. Darauf
begaben sie sich auf den W eg und
richteten (ihre Schritte) zu der Be
hausung Sëri Ramas. Als sie ange
kommen waren vor der Wohnung
Sëri Ramas, verwandelten sie sich in
ein goldenes kidjang und in ein sil
bernes kidjang und hüpften und
sprangen vor Sëri Rama.
Als nun Sëri Ram as Gemahlin, Sita
Dewi genannt, die beiden kidjangs
hüpfen und springen sah, sagte sie zu
Sëri R a m a: »Herr, wolle doch die zwei
kidjangs fangen, daß ich mich an ih
nen ergötzen kann.« Sëri Ram a sagte:
»Die kidjangs können nicht lebend ge
fangen werden; warte, dann werde
ich sie beide niederschießen.«
96 Sita Dewi sagte: »Ich will nicht, daß
sie getötet werden, denn ich möchte
sie gerne lebend haben.«
Als Sëri Ram a diese W orte seiner
Frau hörte, nahm Sëri Ram a schnell
seinen Bogen und stieg aus seinem
Hause425. Darauf rief Sëri Ram a Lak-
sëm anaund sagte: »Laksëmana, mein
jüngerer Bruder, bleibe zurück, um
auf unsere ältere Schwester Sita De
wi zu achten; ich verfolge die zwei
kidjangs.« Als Sëri Ram a so gespro
chen hatte, machte er sich auf den
Weg.
sprang es schnell fort, denn glatt w a
ren seine Haare, glänzend414, wie m it
Öl bestrichen.
Die Hand (von Räma) fehlte, so daß
44 es, entschlüpft, weiter flüchtete. So
kam es, daß er es weit415 verfolgte,
ohne daß er es zu packen bekam.
Selbst blieb es quälend und plagend
einen Augenblick stehen. (Räma)
war ärgerlich, weil er es überhaupt
nicht zu fassen bekommen konnte,
spannte seinen Bogen, zielte m it sei
nem Pfeil.
45 Es war, als ob seine Rippen durch
schnitten waren. Sein B lut kam zum
Vorschein, seine Eingeweide hingen
nach außen, und als seine Lebens
geister wichen, rief es auf irrefüh
rende Weise. Janakas Tochter er
schrak, als sie ihn (Räma) deutlich
weinen hörte. Es war, als ob es die
Stimme des vortrefflichen Räm a
46 war, die um Hilfe rief. Deshalb schrie
König Janakas Tochter, ausrufend:
»Gehe, mein jüngerer Bruder Laks
mana, hilf unserem älteren Bruder;
beeile d ich ! E r ruft dich, befiehlt dir
Hilfe zu bringen. Du hast wohl we
nig Liebe zu deinem älteren Bruder.
Beeile dich, beschütze ihn!«
47 So sprach König Janakas Tochter,
weinend; in ihrem Herzen stiegen
durch ihre Liebe bange Verm utun
gen auf. Der junge Prinz416 Laksm a
na antwortete dann unerschrocken,
vertrauend auf die gakti419 seines
älteren Bruders, daß dieser in dem
K am pf nicht unterliegen könnte:
Als die kidjangs sahen, daß Sëri R a
ma sie verfolgte, flüchteten sie, doch
Sëri Ram a kam hinter ihnen her.
Als Sëri Ram a schon weit von Hause
entfernt war, hielt sich Maharadja
Rawana in dem W ald verborgen und
rief einige M ale: »Hilfe!«mit der Stim
me Sëri Ramas.
Sita Dewi hörte es und sagte zu L ak
sëmana: »Jüngerer Bruder Laksë
mana, die Stimme deines älteren B ru
ders ist es, die um Hilfe bittet.« Dann
sagte Laksëm ana: »Fraue, lausche
doch nicht auf das Getöne in dem
Wald.« Dann rief die Stimme wieder:
»Hilfe!« wie die Stimme SëriRamas.
S ita Dewi sagte: »Jüngerer Bruder,
das ist deutlich die Stimme deines
älteren Bruders, die um Hilfe ruft.«
Laksëm ana sagte: »Fraue, du mußt
nicht immer wieder lauschen auf die
Stimme, denn mein Herr, dein älterer
Bruder, ist nicht das erste beste unter
den Geschöpfen des obersten Gottes,
wo er soeben noch Gagak Nasir426
getötet hat. Mein älterer Bruder ist
es nicht, der um Hilfe ruft.«
Sita Dewi sagte: »Laksëmana, doch
48 »Du bist die Gattin des Helden aus
Raghus Stamm, bist geliebt von mei
nem älteren Bruder. Außerdem ist
Fürst Janakaräja417 dein V ater: all
zu unwürdig handelst du, wenn du
jemand weinen hörst. Ist er es denn,,
der weint ? W er weiß, ob es nicht nur
ein anderer ist ?
49 W er doch ist gakti (genug) in der
W elt, sage du, daß er dem Fürsten
sohn R äghava auf dem Schlachtfeld
widerstehen könnte? E r nur hat
gakti und ist Meister über alle W af
fen. W ie kannst du daran denken,
daß er umkommen sollte, gestoßen
durch ein kidang?
50 W er von den Sprossen des hervor
ragenden Raghu war es aber, von
dem du früher gehört hast, daß er,
auch als es mit ihm zu Ende ging,
sich fürchtete zu sterben418, und also
um Hilfe flehte ? Der ganze Raghu-
stamm, keiner von dem ich weiß, daß
er flüchtete. Sie fielen, wütend käm p
fend, ohne Furcht vor ihrem über
mächtigen Feind.
51 Und auch war es, als ob das kidang
es darauf anlegte, getötet zu werden.
W underlich zu verstehen war sein
B etragen: es blickte ohne Furcht.
Raghusutas Pfeil war wohl sehr ziel
treffend, da es die Absicht war (von
dem Tier) zu sterben420. Es war ihm,
als stürzte es sich in das Feuer durch
(Rämas) Flammenpfeil.
52 W er doch ist nicht voll von Verwun
derung bei dem Anblick des Raghu-
sohnes! E r triumphiert über seine
ist es gut, wenn mein jüngerer Bruder
meinem älteren Bruder Hilfe bringt;
vielleicht befindet er sich in Gefah-
Dann sagte Laksëm ana: »Fraue, ich
hier habe Befehl erhalten, auf dich zu
achten; wie sollte ich denn so töricht
sein wegzulaufen ? Wenn dir nun da
nach etwas zustoßen würde, dann
sollte ich mich doch schlecht benom
men haben gegenüber meinem älteren
Darauf hörte man wieder die Stimme
jemandes, der um Hilfe rief. Sita D e
wi sagte: »Jüngerer Bruder Laksë
mana, willst du denn deines Bruders
Tod haben ? Ich glaube, daß es doch
gut ist, wenn du gehst, deinen älteren
Bruder aufzusuchen. Vielleicht ist er
in Gefahren geraten und ruft nun um
Hilfe.«
Dann sagte Laksëm ana: »Mein älte
rer Bruder hat nichts zu fürchten,
weder von einem Menschen noch von
einem wilden Tiere aus dem W alde;
sobald ich dich verlasse, ist es mög
lich, daß ich es bedauern werde.«
Feinde ohnegleichen auf der W elt.
D arum : sei nicht betrübt, weil je
mand schreit453. Dein Ehegatte Rä-
ghava wird wiederkehren mit dem
kidang als Beute.
53 Nicht er war es, der rief, sondern ein
böser Geist, und wahrscheinlich woll
te dieser durch das Geschrei irrefüh
ren. E s war das Weinen des kidangs;
das war es, das getroffen wurde, so
denke ich, und das (Geweine) glich
nur eben der Stimme des Löwen der
Raghus.«
54 Nachdem der junge Prinz Laksmana
diese W orte gesprochen hatte, wollte
Janakas Tochter nicht glauben, son
dern widersetzte sich. Liebe und
Furcht kamen in ihrem Herzen auf,
so sehr, daß sie zur Antwort gab, daß
seine W orte Lügensprache und unge
ziemend wären:
55 »Jüngerer Bruder, du, Sumiträs
Sohn, was meinst du damit ? Zuerst
bist du unwillig über das, was ich dir
nun befehle. Früher warst du so sehr
ergeben, treu deinem älteren B ru
der. Aber (nun) bist du schwach und
handelst minderwertig, daß du keine
Hilfe bringst.
56 Ich weiß wohl, welche Pläne dein
Geist schmiedet, mißgünstig, unge
ziemend wie er ist. Arglistig bist du
gegenüber dem vortrefflichsten Ra-
ghu; dein Herz geht auf Ungebüh
rendes aus. Äußerst elend, ja ganz
niedrig ist es, daß j emand aus Raghus
Geschlecht dazu kommen kann, ge
gen seinen älteren Bruder Verrat zu
Sita Dewi sagte: »Nun begreife ich
den listigen Plan meines jüngeren
Bruders Laksëmana. Wenn Sëri R a
ma stirbt, wirst du seine Frau sicher
lich zu der deinen machen.«
sinnen422. O, wie allerniedrigst ist
57 Dies sind deine Erwägungen in bezug
auf den Raghusproß: laß ihn nur von
dem Tier getötet werden421, dann ist
das wohl sehr glücklich. Ich werde
dann an die Reihe kommen, über
König Janakas Tochter Macht zu
haben. W er ist ihre Zuflucht? Kein
anderer ist es als ich. Das sind deine
Gedanken.
58 Niedrig denkender, verblendeter
L aksm ana! D u glaubst, daß ich von
gemeinen Gedanken sein könnte,
imstande, meinen Sinn auf schlech
tes Betragen zu setzen, ja Ehebruch
zu treiben. In meinen Gedanken ist
aber kein anderer Mann als er allein
und nur Raghus Sohn diene ich.
59 Wenn die Gottheit so unbarmherzig
sein mag, daß der Verehrte getötet
werden sollte, daß Raghus Sohn in
dem Streit unterliegen sollte, ge
stoßen von einem kidang, dann wer
de ich mir den Hals abschneiden und
mich in das Feuer werfen. So werde
ich dem Geliebten folgen und bei dir
nicht meine Zuflucht suchen.«
60 So sprach König Janakas Tochter,
schimpfend, aber in ihrer Verirrung
bösartig. Doch meinte sie, daß das
Verkehrte in ihrem Herzen kein U n
recht sei; in dem Zorn ihres Herzens
vermutete sie das Schlechte.
61 Dagarathas Sohn, Laksmana, war
ärgerlich und besorgt, denn die W or
te, die er von ihr vernahm, waren in
hohem Maße verwunderlich. Ihre
Als Laksëm ana diese W orte von Sita
Dewi hörte, weinte er und sagte:
»Fraue, wie ist das, daß du so zu mir
sprichst?« Und niedergeschlagen
Handlungsweise schien ihm nicht
geziemend423, so daß ihm traurig zu
mute wurde und er schnell antwor-
62 »Ich werde hier verdächtigt, schlecht
und arglistig zu sein gegen meinen
älteren Bruder. Mein Herz aber ist
rein und treu, ohne Bosheit. Alle
Götter mögen Zeugen meines Gemü
tes sein, mögen es beschauen! Die
Hölle möge mein Teil sein, Leid mö
ge ich erfahren, so ich arglistig bin.
63 Tochter von Janaka, du tust schlecht
daran, so zu sprechen. Du bist wie
betört von dem Glauben, daß ich
dich jemals begehrte. Durch deine
Worte, die ungeziemend waren, wird
großes Leid über dich kommen. Der
Feind wird sich deiner nun bemäch
tigen, wenn ich dich verlassen haben
werde. So sei es!«
64 Also sprach er in Selbstverfluchung,
die bald zur W irklichkeit wurde424.
(Dann) m achte er sich auf, um sei
nem älteren Bruder zu folgen, um
m it Jagd auf das kidang zu machen.
Nachdem er weggegangen war, blieb
König Janakas Tochter stehen.
Schließlich ging sie, um Blum en bei
dem patapan zu pflücken.
durch diese W orte Sita Dewis konnte
Laksëmana'kein W ort hervorbringen.
Und Laksëm ana weinte. Dann sagte
Laksëm ana: »Ich weine, weil mein äl
terer Bruder darauf vertraut, dich in
gute Hand gegeben zu haben bei mir.
Aber nun ist unsereAbmachung durch
das Verhängnis der Götter vorbei«433.
Darauf ging Laksëm ana nach drau
ßen und lief um die W ohnung Sita
Dewis hin, während er auf den Grund
einen Strich m it seinem Zeigefinger
97 zog, sagend: »Erde, ich will Sita Dewi
dir an vertrauen; wer auch diesen
Strich überschreitet, dessen Füße
m ußt du festhalten.« Als Laksëm ana
der Erde diesen Auftrag gegeben hat
te, begab sich Laksëm ana auf den
Weg, während seine Tränen ström
ten. Denn immer mußte er an den
Auftrag seines Bruders denken.
Die Verschiedenheit des Stiles zwischen dem Kakaw in und dem H ikajat Sëri Ram a ist
auffallend. Dabei müssen wir aber berücksichtigen, daß das Kakaw in in Versen und die
andere Erzählung in Prosa geschrieben ist. Mag das auf die W ahl der W orte von Ein-
fluß gewesen sein, die eigenartige Erscheinung dauernder Wiederholung kann hierdurch
nichts von ihrer K ra ft verlieren. Und diese Erscheinung ist es gerade, die dem Stil des
hikajat einen besonderen Stempel auf drückt. Der Stil erhält etwas Schematisches; der
Sprache wird ein bestimmtes Schema gegeben und die Erzählung folgt diesem ebenso.
Das »Sita Dewi sagte« und das »Laksëmana sagte« sind wie feste Punkte, Einteilungs-
punkte, zwischen die der Stoff, auch wieder in schematischer Weise verarbeitet, einge-
fügt wird427. Die wörtliche Wiederholung bis zu dreimal von dem »Springen und Hüpfen«
der kidjangs (ein erstes Mal gerade, bevor unser Abschnitt beginnt) bringt das Schema
tische stark in den Vordergrund. Die Beschreibung von Helden und von ihrem Kampf,
in unserem Stück nicht vorhanden, ist in den hikajats immer fast wörtlich gleich. Sie
variiert nur insofern, als der fragliche Held Eigentümlichkeiten besitzt, welche in diesem
Kam pf eine Rolle spielen. Die Schilderungen von Festen, Mahlzeiten, Zügen sind alle
Schablonen, bei denen höchstens die Farbe etwas verschieden sein kann, die Form aber
sich gleich bleibt. Der Kam pf, der beschrieben wird, ist ein Musterkampf, ein einmal fest
gelegtes und immer wieder zur Anwendung gebrachtes Beispiel magischer und anderer
Kraftentfaltung. Überall, bei einem auch nur einigermaßen besonderen Ereignis wieder
holt sich das: »dëngan sëgala bunjibunjinja tërlalu azam at bunjinja«: mit voller Musik,
sehr laut klingend. Die Vergleiche für den K am pf zweier Helden sind immer wieder die
selben und das Getöse ist das eines feuerspeienden Berges oder des wütenden Sturmes.
Die Helden erfreuen sich alle derselben Kennzeichen und bekommen erst durch die Par
tei, zu der sie gehören, ein Gepräge von Tugend oder Untugend. Auch in dem Ausschnitt,
den ich gab, ist etwas von dem Stil unserer mittelalterlichen Prosaerzählungen zu finden,
und solch ein Stil sollte zweifellos die größte Ähnlichkeit mit den hikajats aufweisen.
Ebensosehr wie sich unsere Renaissance von dem Mittelalter unterscheidet, ist vielleicht
das Kakaw in von den hikajats verschieden. Dies bezieht sich auch auf den Inhalt, wie ich
schon oben bemerkte. Der Stil der hikaj ats muß auch v o r der hindu-j avanischen Periode
der Stil der einheimischen Bevölkerung gewesen sein oder wenigstens sich nicht viel davon
unterschieden haben. Der Stil des Kakaw ins hörte auf zu bestehen, als diese Periode vor
über war und verfiel (hier erst können wir mit Recht von Verfall sprechen) in der neu
javanischen Poesie zu W ortkünstelei. Tatsächlich ist der Stil des Kakawins nicht wesent
lich von dem des Epos verschieden, ebenso wie der Inhalt auf einer ziemlich gleichen Stufe
steht. Mögen die Bilder nicht so klar und originell sein wie ihre indischen Vorbilder, so
vermeiden sie doch meistens das Schablonenhafte im Sinn der hikaj ats. Dabei sind sie oft
fein und lobenswert durchgearbeitet, während ihre Kollegen aus den hikajats einen sol
chen Grad von Lebendigkeit niemals erreichen. Gerade diese größere Freiheit und diese
Beweglichkeit in dem Stilaufbau stempelt das Kakaw in zu einem W erk aus einem K u l
turmilieu, das dem des Epos verwandt ist. Nur ist der Name Epos ein wenig irreleitend,
der dem Räm äyana Välmlkis zu unseliger Stunde, wahrscheinlich mehr wegen seiner
Länge als wegen seines Inhaltes, gegeben wurde. Das Sanskritwort Ä dikävya, erste
Kunstdichtung, sagt weit mehr.
Eine Neigung zur Variation, zur Umschreibung, zur Vertiefung der Bilder, zur Dram a
tisierung des Stoffes, das alles unterscheidet das Kakaw in himmelweit von den einfachen
hikajats. Zugleich läßt sich aus stilkritischen Gründen folgern, daß das K akaw in in eine
kulturell höherstehende Klasse gehört, wovon die hikajats unmöglich eine Verschlech
terung sein können. Solch eine Rückbildung existiert nun einmal nur in der Fiktion.
Trotzdem müssen wir uns die Frage vorlegen, wie es mit der Herkunft des Kakawins
steht, wenn wir auch in bezug auf die zu erwartenden Resultate nicht sehr hoffnungs
freudig gestimmt sind.
Ich bemerkte schon, daß wir nach dem Stil der Mahäbhärata-Bücher und ihrer alt-java
nischen Bearbeitungen eine Übersetzung einer bestimmten Räm äyana-Fassung anneh
men können, die dem Dichter des Kakaw ins als Vorbild gedient haben muß. Daß in der
T at so etwas bestanden hat, wenn auch nichts mehr davon übrig ist, können wir wohl
vermuten, wenn wir bedenken, daß von dem U ttarakända des Räm äyana solch eine Über
setzung auf uns gekommen ist428. Diese Übersetzung liefert uns aber nichts für unseren
Zweck, da gerade der Inhalt des U ttarakända nicht in das K akaw in aufgenommen ist.
Abgesehen von einigen Abweichungen von ganz anderer und viel weniger einschneiden
der A rt als in den hikajats, nimmt das Kakaw in die Hauptsachen aus den gangbaren R e
daktionen von Välm ikis Epos genau, aber gekürzt. Die Einteilung in sechsundzwanzig
Gesänge als ein Kriterium zu nehmen für eine Wiedererkennung eines indischen Proto
typs, geht nicht an, da das Kakaw in die Bearbeitung eines alt-javanischen und nicht eines
Sanskrit-Gedichtes sein muß. Wenigstens hat Kern den Nachweis geliefert, daß der Dich
ter das Sanskrit nicht beherrschte429. So ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß er
sich mehr Freiheit erlaubt hat, als wenn er ein Sanskrit-Original bei seiner Arbeit benützt
W ie ich bereits nebenbei bemerkte, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß das K a ka
win aus derselben Zeit stammt wie das Bhäratayuddha, also aus dem Kadirischen. Dieses
B häratayuddha behandelt auf ungefähr dieselbe Weise einen Stoff, den wir in dem Mahä-
bhärata wiederfinden können, doch sind hier ebenso Varianten zu beobachten. Es liegt
also auf der Hand, anzunehmen, daß das Original unseres Kakaw ins aus derselben Ge
gend Indiens kommen könnte wie das des Bhäratayuddha, der alt-javanischen Mahä
bhärata-Bücher. Hazeu bewies, daß wir hierbei an eine Fassung aus Indien denken müs
sen, die auch der Bhäratam anjari430, einem W erk Ksemendras, zugrunde gelegen haben
könnte. Besonders die Kasm ïr-Redaktion brachte ihn zu diesem Schluß, obwohl man zu
keinem sicheren Resultat kommen konnte. Nun wohl, ebensogut wie Ksemendra einen
Auszug aus dem M ahäbhärata verfertigte, ta t er dies auch aus dem Räm äyana in der
Rämäyanakathäsäramanj arï. D oppelt vermissen wir nun eine alt-javanische Bearbeitung
des Räm äyana, welche eine Studie möglich machen könnte, wie sie Hazeu mit so viel E r
folg für das Mahäbhärata geschrieben hat. Nun hat Bühler seinerzeit schon dargelegt,
daß Ksemendra sich nicht von dem Epos entfernte, während Jacobi und W irtz ihn spe
ziell der westlichen Redaktion (A) folgen lassen431. Jedenfalls hält er sich an eine R edak
tion aus Nordindien. Ob wir nun viel aus diesen Tatsachen schließen können, ist zu be
zweifeln. Eine für die westliche Fassung bezeichnende Episode ist zum Beispiel das Man-
dodarikegagrahana, in dem Mandodari an den Haaren vor den opfernden R ävana ge
schleppt wird. Von dieser Szene ist aber in dem Kakaw in keine Spur zu finden.
Übrigens fehlen mehrere Episoden. So ist nirgends etwas von der Intrigue Mantharäs zu
entdecken, viel weniger von den Gründen ihrer Bosheit, die Ksemendra gerade gibt.
Ein oberflächlicher Vergleich des Kakaw ins m it Ksemendras W erk oder den R edaktio
nen A oder B des Epos liefert uns schon strittige Punkte. Aber ich wiederhole, das K a ka
win ist äußerst gekürzt, und gerade wegen dieser Kürzung kann man nun noch nicht ent
scheiden, ob die Fassung, die ihm zur Grundlage diente, nichts mit einer nördlichen Fas
sung zu tun hatte. Im Gegenteil, die strittigen Punkte sind nicht wesentlich und beruhen
oft auf dem Mißverstehen eines Textes, wie dies Kern schon für e in e Stelle darlegte432.
Am sichersten gehen wir gewiß, wenn wir unsere Schlußfolgerung so fassen: das Kakaw in
hält sich sehr eng an das Epos und geht wahrscheinlich zurück auf eine alt-javanische
Bearbeitung desselben in einer nicht näher festzustellenden Fassung; mehr kann man
m it Gewißheit nicht sagen.
R AM A IN DE R B IL D E N D E N KU N S T»Diese Geschichte Ramas oder Siri Ram as ist in allen Ländern des Ostens so berühmt und
so geschätzt, daß die Könige und Großen sie auf ihrenGewändem, W affen und denWänden
ihrer Paläste und Gemächer, oftmals mit großer Pracht, darstellen lassen«462. Leider läßt
uns Baldaeus, dessen W erk »Afgoderye der Oost Indische Heydenen« obiger Satz ent
nommen ist, im unklaren darüber, in welcher Weise diese Geschichte von Räm a auf den
Wänden und auf anderen Dingen dargestellt war. Jedenfalls geht daraus hervor, d a ß sie
abgebildet war. Übrigens konnten wir auch nichts anderes erwarten, da wir schon sahen,
wie sehr die Räm a-Sage bei groß und klein beliebt war. Die zahllosen Bilder der Legende
Christi in Kirchen, Klöstern und Schlössern, der man in unserem M ittelalter neben den
alten Sagen m it Andacht lauschte, können uns einigermaßen ein Bild davon geben, wie
die Räma-Legende in ganz Indien in W ort und Bild verbreitet war. Das war nicht nur in
der Zeit der Fall, als Räm a im wahrsten Sinne des Wortes der »Heiland« wurde, an den
zu glauben dem bhäkta (Gläubigen), ganz gleich ob erhöhen oder niederen Rang einnahm,
das Heil verschaffte, das vordem nur einigen Auserkorenen beschieden war, sondern auch
in älterer Zeit.
E in Jahrtausend bevor der holländische Prediger Baldaeus uns von der Gewohnheit be
richtete, die Räma-Legende in so vielfacher Form darzustellen, schrieb B havabhüti sein
U ttararäm acarita und gab uns darin eine merkwürdige Beschreibung von W andmalerei
en, auf denen diese Geschichte zu sehen war.
Es war ihm wahrscheinlich nicht an einer regelrechten Beschreibung dieser Bilder gele
gen, was uns am willkommensten gewesen wäre, sondern er wollte in seinem U ttararäm a
carita, das sich vor allen Dingen mit den Begebenheiten n a c h der Einnahme von Laiikä
beschäftigte, das Gedächtnis des Zuhörers auffrischen und in kurzen Zügen die vorher
gehenden Ereignisse berichten.
Dies gelang ihm vollkommen in einer liebenswürdigen und eigenartigen Weise. Sonst war
es üblich, Halbgöttern oder Luftgeistern einen solchen Bericht in den Mund zu legen.
Bhavabhüti weicht davon ab, indem er uns die Hauptpersonen Räm a, Sitä und Laks
mana vorführt, wie sie eine Reihe von W andgemälden in Augenschein nehmen, die ge
rade die verlangten Geschichten in Bildform darstellen463.
Laksmana wendet sich an seinen älteren Bruder und sagt: »Herr, betrachte deine Ge
schichte, wie sie von einem Maler nach unseren Angaben auf dieser W and geschildert
ist«464. In der nun folgenden Beschreibung der Gemälde haben wir eine fließend geschrie
bene Übersicht der hauptsächlichsten Ereignisse, und vor unserer Phantasie steigen die
Bilder auf, wie der junge Held von dem heiligen Vigväm itra die Zauberwaffen erhält, wo
mit er die Dämonin T ätakä töten soll465, wie er in König Janakas H auptstadt den Bogen
Qivas beim Spannen zerbricht, wie sein Vater Dagaratha in Begleitung seines Hausprie
sters Vasistha nach der Hochzeit seines Sohnes nach Mithilä kommt, wie die ganze Ge
sellschaft bei der Rückkehr unterwegs dem schrecklich aussehenden B härgava begegnet
. . . aber Bhavabhüti läßt Räm a diese unangenehme Erinnerung überschlagen und m it
der Besichtigung der folgenden Szene fortfahren: der Rückkehr nach Ayodhyä. Laks
mana, der noch eben die Aufm erksam keit auf B härgava gelenkt hatte, geht wieder fehl,
indem er auf die Figur des buckligen Mädchens, Mantharä, weist, die durch ihre Ränke
die Ursache von so viel Elend wurde. W ieder schneidet ihm R äm a das W ort ab und über
geht die Geschichte seiner Verbannung ganz, um sich daran zu ergötzen, in welcher E in
fachheit sie ihr tägliches Leben in der Wildnis zubrachten. Noch einmal ist es Laksmana,
der etwas Unangenehmes auftischt, indem er die Aufm erksamkeit auf Qürpanakhä lenkt,
die doch die direkte Ursache für Sitäs Raub war. Auch diese Stelle wird flüchtig über
gangen. Als man zu der Begegnung m it Sugriva kommt, will Räm a sich nicht länger
durch Erinnerungen, welche diese Bilder bei ihm wachrufen, erschüttern lassen. E r schlägt
vor, die Besichtigung zu beenden; aber Laksmana, der dem Wunsche des Bruders nur
ungern Folge leistet, weist noch eben flüchtig auf einige Stellen aus den Käm pfen hin,
worauf auch er sich von den Wandmalereien abwendet und das Gespräch eine andere
W endung nimmt.
Wie sehr wir auch wünschten, über Maltechnik, Farben und anderes etwas mehr zu er
fahren - Bhavabhüti schweigt sich darüber aus. Aber der größte W ert dieser Stelle liegt
darin, daß wir als höchstwahrscheinlich annehmen können, daß solche Wandgemälde,
welche die Räma-Legende behandelten, zu des Dichters Zeit, d. i. das siebente Jahrhun
dert, bekannt genug waren, um ohne weiteres in einem Dram a verwendet werden zu
können.
D aß Wandmalereien an sich längst im Gebrauch waren, steht fest. Citragälä oder citra-
grha466 für »ausgemalter Raum« ist eine Bezeichnung, welche öfters vorkommt. Die H öh
lentempel von Räm garh Hill in Orissa (zweites Jahrhundert v. Chr.), die von A jantä (er
stes bis siebentes Jahrhundert n. Chr.), die von Bägh (wahrscheinlich siebentes Jahrhun
dert) und die von Ceylon (fünftes und folgende Jahrhunderte) können uns zeigen, wie sol
che Malereien in den verschiedenen Zeitperioden ausgesehen haben467.
Leider sind uns alle Malereien außer denen der Höhlentempel verloren gegangen, so daß
wir für die Malereien in den Palästen und Gebäuden ganz auf die wenigen darauf bezüg
lichen Stellen in der Literatur angewiesen sind. Solche Paläste werden großenteils aus
H olz gewesen sein und das Schicksal solcher Holzbauten in Ländern mit derartig feuch
tem Klim a, wie es Indien hat, ist nun einmal: schnell zu vergehen. Aber auch die W and
malereien in Tempeln und Klöstern sind nicht gut davongekommen. Denn sobald die
Struktur der Mauern weniger haltbar wurde und die Steine sich gegeneinander verscho
ben, wenn auch in noch so geringem Maße, werden alle Malereien auf dem Verputz gebor-
sten und früher oder später in und m it dem Schutt der Mauern untergegangen sein. Wenn
wir bedenken, daß selbst die Reliefs, die in Stein gehauen waren, fast niemals unbeschä
digt geblieben sind, so kann es uns nicht wundernehmen, daß wir von Malereien keine
Spur mehr vorfinden. Umgekehrt können wir dann aber auch ruhig annehmen, daß sie
viel zahlreicher zur Verwendung kamen, als man im allgemeinen vermutet. Ja, es scheint
mir die Behauptung keineswegs gewagt, daß alle Tempel und K löster ihre W andmalerei
en hatten, sofern sie nicht bemalte Reliefs als Wandschmuck besaßen.
Aber kehren wir zu unseren Räma-Darstellungen zurück.
In dem Citralaksana, einer in das Tibetanische übersetzten, in dem Sanskrit-Original
wahrscheinlich verlorengegangenen Abhandlung über die bildliche Darstellung gewisser
Arten von Figuren, welche in dem 123. Teil des bsTan-’gyur steht, lesen wir nach Läufers
Übersetzung: »Die Merkmale von den Proportionen der Gebieter sind bereits gelehrt wor
den. Die vier Könige mögen nach eigenem Ermessen dargestellt werden. Dies sind Balin,
Bhäskara, Räm a der Sohn des Dagaratha, und der Sohn des Agnidhärä, die je nach ihren
entsprechenden Maßen von den Kennern der Maße darzustellen sind«468. Hier wird also
von zwei Räm as gesprochen, nämlich erstens dem Sohn des Dagaratha, dem Helden des
Rämäyana, und dem Sohn des Agnidhärä. Der Name des letzteren ist von Läufer wahr
scheinlich verkehrt in das Sanskrit übertragen und könnte eher Tiksnägni lauten. Ich
glaube hierin einen anderen Namen für Jamadagni, den Vater des Paraguräma, sehen zu
müssen, welcher auch in dem Räm äyana eine Rolle spielt469. W er Bhäskara sein könnte,
ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen; lesen wir aber an Stelle von Bhäskara: Bhäs-
kari, was in dem Tibetanischen keinen Unterschied ausmacht, dann wird auch klar, wer
damit gemeint ist, da im Bälaräm äyana Sugriva diesen Namen führt. E r ist ja tatsäch
lich ein Sohn Bhäskaras, des Sonnengottes470.
Wer die vierte Person sein kann, wird uns später klar werden. Leider sind wir hinsicht
lich des Alters des Citralaksana noch im Dunkeln. Seine Datierung ist sogar eine etwas
prekäre Frage, da ich dadurch in den Streit hineingezogen werde zwischen denen, welche
in der indischen K unst einen direkten Abkömmling der hellenistisch-persischen sehen, und
denen, die ihr einen mehr autochthonen Charakter zuerkennen wollen. Läufer behauptet,
daß das Citralaksana praebuddhistisch sein soll. In dieser Auffassung kann ich seinerAuto-
rität nicht folgen. Gerade meine Gleichstellung des tibetanischen me-rnoi-bu mit Paragu
räma würde sich, wenn sie richtig ist, dem widersetzen, ebenso wie die des tibetanischen
snan-byed m it Sugriva. Denn wenn wir hier noch die vierte Person, den Fürsten Bali, zu
fügen, der eine Rolle in Visnus väm anävatära spielt, dann haben wir hier zusam m en:
zwei Visnu-avatäras und zwei Personen aus deren Geschichten. Hiermit sind wir in eine
Zeit gekommen, in welche die Lehre von den Visnu-avatäras bereits Eingang gefunden
haben muß, und diese Zeit können wir keinesfalls früher als das erste Jahrhundert unserer
Zeitrechnung ansetzen. Ohne dem einen oder anderen sichere Beweiskraft zuzuerkennen,
müssen wir doch auf der H ut sein733.
Eine Angabe, deren Entstehungszeit aber wohl feststeht, ist eine Stelle aus Varähamihi-
ras Brhatsam hitä, einem astrologischen Handbuch aus dem sechsten Jahrhundert. Dort
liest K e rn : »Räma, der Sohn des Dagaratha, und Bali, der Sohn des Virocana, sind hun
dert undzwanzig Zoll (hoch)«471.
Auch hier handelt es sich um die Maße von Kultbildern, wobei es auffällt, daß der Ver
fasser seine kleine Reihe mit unserem Helden eröffnet. W illkommen ist seine Erwähnung
des Virocana, da wir nun auch wissen, wer m it dem Bali des Citralaksana gemeint sein
kann, nämlich der daitya-Fürst, der einst die Herrschaft über die drei W elten an sich ge
rissen hatte, die ihm aber von Visnu inZwerggestalt (vämanävatära) wieder geraubt wurde
und den dann der Gott zum Fürsten über die Unterwelt (pätäla) machte.
Das Agnipuräna, eine wahre Enzyklopädie des Hinduismus, gibt ebenfalls Anweisungen
über die Herstellung von Räm abildem , und zwar im 49. adhyäya (matsyädipratimälak-
sana)472.
D ort wird unser Held als siebenter avatära Visnus erwähnt, der den Zweck hatte, Götter
und Menschen von R ävana zu befreien; mit ihm zusammen werden seine beiden Namens
vettern genannt: der schon oben aufgeführte Paraguräma und Balaräma, der Bruder
Krsnas. Die drei Helden werden wie folgt beschrieben: »Räma soll Bogen und Pfeil in der
Hand haben, desgleichen ein Schwert, auch sei er mit einem Beil versehen; Räm a wird
erwähnt mit Bogen, Pfeil, Schwert und Muschel oder auch als zweiarmig; auch ist Räm a
der Träger von Keule und Pflug oder vierarmig: links oben der Pflug, links unten die
strahlende Muschel, rechts oben die Keule, rechts unten das strahlende Sonnenrad.«
Charakteristisch sind für den ersten und den letzten, nämlich Paraguräma und Balaräma,
B eil und Pflug. Räma, der Sohn des Dagaratha, hat nur die Attribute der ksatriyas und
verrät seine göttliche A rt durch Visnus Muschel (gankha); in der zweiarmigen Form fal
len Schwert und Muschel fort.
Findet man in dieser Beschreibung, die ungefähr aus dem fünften Jahrhundert stammen
kann, Räm a ausschließlich als avatära von Visnu unter seinen Genossen, den anderen
avatäras, erwähnt, so wird in späteren Beschreibungen ein Unterschied gemacht zwischen
Einzelbildern von Räm a und solchen, wo er zusammen mit seinen Gefährten aus dem
Epos dargestellt wird.
Gopinatha Rao erwähnt eine Stelle, wo erst Paraguräma und dann Räm a, der Sohn des
Dagaratha, in einer Gruppe vereinigt sind. E r teilt uns dabei folgende Einzelheiten m it:
Paraguräma, 120 angula, zweiarmig, rechts: Pfeil, links: süci-Haltung. Krone mit auf
gesteckten Haarflechten. Rote Körperfarbe, weiße Kleider. (Elements 1 . 1:
186.)
Räma, 120 angula, zweiarmig, rechts: Pfeil, links: Bogen. Tribhanga-Körperhal-
tung. Krone. (189.)
Sitä, reicht bis zu Rämas Schultern, zweiarmig, rechter Arm frei herabhängend.
Lin ks: blaue Lotusblume. Kein bhanga. Haar in einem Knoten aufgesteckt.
(190.)
Laksmana, 116 angula, reicht bis zu Rämas Schultern oder Ohren. (190.)
Hanumat, 84 angula, reicht bis zu Rämas Hüfte, seine rechte Hand auf dem Munde.
Seine linke Hand bis zu den Knien herabhängend, wohl auch die Scham
teile bedeckend. (190.)473
Solche Stellen sollten zweifellos bei einigem Nachforschen durch weitere ergänzt werden
können, wenn die Handschriften, in denen sie zu finden sind, zugänglich gemacht wer
den. Aber sie haben nur für die moderne Ikonographie Bedeutung, und da es uns mehr
um die älteren Darstellungen Rämas zu tun ist, sei es, daß es sich um Einzel- oder Grup
penbilder handelt, werden wir besser unseren B lick darauf richten, was uns die Archäolo
gie bieten kann.
Die ältesten Reste der plastischen Darstellung einer Räma-Szene wurden von Cunning-
ham an dem Bharhutstüpa entdeckt474. An dem Steinzaun, der dieses Denkm al buddhi
stischer Verehrung einst umgab, fand man zwischen zahlreichen jätaka-Darstellungen -
das sind die Geschichten früherer Geburten Buddhas - eine Szene, die an das Dagaratha-
jätaka denken ließ. Von Oldenburg bezweifelt aber diese Identifizierung und hält das
Relief für noch nicht erklärt476. Tatsächlich scheinen mir die Figuren zu sehr beschädigt
und zu wenig ausdrucksvoll zu sein, um eine Erklärung rechtfertigen zu können. An sich
aberliegt nicht der mindeste Grund dagegen vor, anzunehmen, daß dieses jä taka mit so
vielen anderen aus den jätaka-Samm lungen abgebildet sein sollte.
Ausgedehnte Reliefs in der A rt von Bhavabhütis W andgemälden treffen wir leider im
alten Indien nicht an. Daß sie trotzdem bestanden haben müssen, beweisen die aufgefun
denen Bruchstücke. So fand Vogel in Sahëth-Mahëth (Qrävasti) Terrakotta-Plastiken mit
Darstellungen aus der Räma-Legende. Die betreffenden Stücke konnten von ihm datiert
werden und zwar verwies er sie in die Gupta-Zeit, das vierte bis siebente Jahrhundert.
Leider sind diese Stücke wenig zahlreich und es ist auch nicht immer sicher, um welche
Darstellung es sich handelt476.
D aya Räm Sahni brachte einige Reliefs ans Licht, die vielleicht zu einem Visnutempel
in der Nähe des Fundortes gehört haben mögen. Diese sprechen eine etwas deutlichere
Sprache. Sie wurden in Deogarh gefunden. Auch diese Stücke müssen wir der Gupta-
Periode zuschreiben477. Hiermit ist unser Material für den Norden erschöpft.
A u f einer Säule in dem Lokegvara-Tempel, der von dem sütradhära Gunda für Lokama-
hädevl, die Gemahlin des W est-calukya-Königs Vikram äditya II., gebaut wurde und der
das Gedächtnis an die dreimalige Eroberung Käncis bewahrte, sind Räma-Geschichten
abgebildet, diesmal aber stehen höchst willkommene Inschriften dabei. Diese sind in alt-
kanaresischer Schrift gemeißelt und erwähnen die folgenden Personen: Suppanagi (Qür-
panakhä), Lakkanan (Laksmana), Räman, Rävanan, Karadüsanam (Khara und Düsana),
Site, Poccari (?), Mariccan (Märica), Supärigva (Supärgva) und Jatäyu. Die Säule stammt
aus dem achten Jahrhundert478.
A n dem Kailäsatem pel von Ellora, ebenfalls aus dem achten Jahrhundert, kommt ein
Relief vor, das den Kam pf zwischen den beiden Affenfürsten Sugriva und Välin darstellt
nebst einem Relief mit dem Raub Sitäs durch R ävana479.
E in späteres Bauwerk, der Am rtegvara-Tempel in Am rtapura (Mysore), stammt aus dem
Jahre 1196. A n ihm findet sich die vollständige Bildserie der in das Bhägavatapuräna
aufgenommenen Räma-Legende und anderer Sagen480.
In Kum bakonam wurde 1450 ein echter Rämatempel gegründet. An seinen W änden und
Säulen sind Darstellungen Rämas angebracht und - auf der Tafel bei Jouveau-Dubreuil
können wir es genau sehen - hierbei sind schon die Regeln befolgt, die ich soeben nach
den Angaben von Gopinatha Rao berichtet habe. Denn wir sehen auf einem der Pfeiler
des mandapams u.a. unter einem großen kälam akara-Bogen: Räma, Sitä, die bis zu seiner
Schulter reicht, Laksmana, von derselben Größe, und Hanumat, der nicht viel höher reicht
als Rämas Hüften. Darunter befinden sich dann Darstellungen aus der Räma-Legende481.
In Vijayanagar (Hampi) baute man im Jahre 1513 den bekannten Hazäraräma-Tempel,
an dem ganze Wandflächen mit Szenen aus der Räm a-Sage geschmückt sind482.
Aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert schließlich stammt der gewaltige
Tempelkomplex von Rämegvaram, der größte von ganz Südindien. A u f einer kleinen
Insel an der äußersten Südspitze der ganzen Halbinsel gelegen, hält er die Erinnerung
daran wach, daß Räm a nach seiner Rückkehr von Lankä das linga Qivas verehrte. E r ge
hört mit der Räm a-Brücke zu den Reliquien von Räm as Kam pf gegen R ävana483.
Ohne es zu wollen, bin ich beim Aufzählen der Denkmäler vom Norden zum Süden ge
kommen, indem ich chronologisch vorging. Aber zugleich ist unser Material ganz anderer
A rt geworden.
Im Norden hatten wir es mit Rämadarstellungen an Visnutempeln zu tun, die zusammen
mit Geschichten aus anderen avatäras des Gottes vorkamen (Qrävastl, Am rtapura). Im
Süden werden es Tempel für die Verehrung Rämas als Gottheit und der Visnucharakter
tritt ganz in den Hintergrund. Selbst in Rämegvaram mußte das alte Qivaheiligtum (lin
ga) unserem Räm a Platz machen.
So können wir in diesem Gang der Entwicklung eine vollkommene Parallele dazu sehen,
was uns seinerzeit der Stoff über Rämas Rolle in der Literatur lieferte: eine stets zuneh
mende Verehrung, die schließlich zur absoluten Vergöttlichung wurde. Aber dabei haben
wir nun in Erfahrung gebracht, daß diese Verehrung nach dem ersten Jahrtausend nach
dem Süden kam und gerade dort zu einer ganz besonderen Blüte gelangte. Jouveau-Du-
breuil findet für die Perioden von Vijayanagar (vierzehntes bis sechzehntes Jahrhundert)
und Madura (sechzehntes Jahrhundert bis heute) eine große Anzahl von Rämadarstel-
lungen in Südindien, ab er: »Der Wechsel ist vollkommen, wenn man die Skulpturen der
alten Tempel zum Vergleich heranzieht. Nirgends sieht man die heute so populären Bilder
von Sitä, Latchoum ana, Hanoumän, R ävana usw. Trotz unserer Nachforschungen ha
ben wir an den Tempeln der Pallavas kein Bild gefunden, das m it Räm a identifiziert wer
den könnte.«
Und ferner: »Das Buch SankaraV ijaya (Triumph des Sankara) vonAnandaGiri, das weiter
hinaufreicht als das zehnte Jahrhundert, gibt eine Aufzählung der Gottheiten, die zu sei
ner Zeit verehrt w urden; aber es erwähnt weder Räma, noch Sitä, noch Hanoumän.« Der
Autor kommt zu dem Schluß, daß wahrscheinlich unter dem Einfluß der Dynastie von
Vijayanagar (Hanumat ist noch heute der Schutzgott der Stadt) der Räm akult in Süd-
Indien entstanden ist484.
Wie schon anfangs erwähnt wurde, brauchen wir nicht nach W andgemälden der Räma-
Legende für ältere Zeiten suchen. W ohl aber sind unter den Miniaturen zahlreiche Bilder
erhalten, welche diesen Stoff behandeln. Eine der kostbarsten Serien solcher Bilder sind
die Illustrationen in Akbars persischem Räm äyana. Diese Handschrift befindet sich jetzt
in London. Man schätzt die Kosten der Herstellung auf £ 20000. Einhundertneunund
zwanzig Tafeln und Miniaturen zählt das 1582 verfertigte Prunkstück485.
Dann folgt die Handschrift von Tulas! D äs’ Räm carit mänas, welche der Mahäräja von
Benares besitzt486.
Nach Lage der Dinge sind solche Handschriften auch in anderen Fällen Erzeugnisse spä
terer Zeit. Dies gilt auch für die Bilder, die gerne als Illustrationen von Räm äyana-Aus-
gaben hergestellt werden und überall in Indien verbreitet sind.
Jouveau-Dubreuil gibt in seinem Buch über südindische Ikonographie ein Verzeichnis
der häufigsten und beliebtesten Darstellungen. W ir finden darunter Rämas Hochzeit
(Sitäkalyäna), das Bauen des Dammes (Rämasetubandha), den K am pf (Rävanayuddha),
die Verehrung des linga Rämanäthasväm in zu Rämegvaram (Rämalinga) und die K ö
nigsweihe (Rämäbhiseka)487. Ebenso trifft man die Darstellung Hanuma'ts, der den Berg
mit den Heilkräutern holt488. Doch genug hiervon.
Die Untersuchung, welche zweifelhaften Genüsse uns auch schließlich noch die aller-
neueste, ästhetische Synthese zwischen Ost und W est aufgespart hat, soll uns hier nicht
beschäftigen.
Noch etwas anderes müssen wir aber näher betrachten, nämlich einen Bericht über Rä-
mastatuen aus dem zwölften Jahrhundert, der uns vielleicht die Zeit des Beginns der
Räma-Verehrung näher angeben und für uns von besonderer Bedeutung werden kann,
da unsere javanischen Räma-Reliefs in die Zeit v o r und n a c h diesem Jahrhundert fa l
len. Bhandarkar berichtet, daß Madhva, der Stifter der Mädhva-Sekte, nach seinerWeihe
in das Himälaya-Gebirge ging und bei seiner Rückkehr die Statuen von D igvijaya Räma
und V edavyäsa mitbrachte. Ferner erzählt er, daß sein Schüler Naraharitlrtha später
nach Orissa wegen der Originalstatuen von Räm a und Sitä sandte. A u f den ersten Blick
scheint es, als ob wir es hier schon mit einer Räma-Verehrung im Sinne der späteren
Räma-Gottesdienste zu tun haben. Aber in dem System der beiden genannten Personen
spielt Räm a noch nicht die Rolle des absoluten Gottes, ebensowenig wie in dem System
Rämänujas489. Also müssen wir hier eher den Beginn einer Räma-Verehrung annehmen.
Gerade die Nennung von V edavyäsa, eines Visnu-avatära, kann uns sagen, daß die E r
wähnung eher Visnu als Räm a galt. Aus diesen Tatsachen den Schluß zu ziehen, daß ein
R äm a-Kultus im elften Jahrhundert begann, scheint mir zu voreilig. Den W eg hierzu hat
erst Räm änanda geebnet.
Wie steht es nun mit Rämadarstellungen außerhalb Indiens? In Burm a finden wir
einen Tempel, den Nathlaung K yau ng zu Pagan, wo an der Außenseite in Nischen die
avatäras Visnus einstmals standen und zum Teil noch stehen490. Auch Rämacandra ist
darunter; leider hat die Statue gelitten und wir können an Attributen nur noch den Bo
gen erkennen. Unser Material läßt uns aber einen Pfeil für die andere Hand annehmen.
Der Tempel stammt aus dem elften bis dreizehnten Jahrhundert.
Das Mèdaw Kyaung, ein buddhistisches Kloster aus dem neunzehnten Jahrhundert, also
sehr viel jünger, beweist, daß die Sage von Räm a inzwischen nicht in Vergessenheit ge
riet. Die Hofhaltung Rävanas und der Sieg Räm as sind hier in Holzschnitzerei darge
stellt492.
In Siam treffen wir nur jüngere Darstellungen an; so kommen sie vor an dem B ot des
Tempels V at Xetuphon in B angkok als Relieffries außen an der Balustrade, in den Gie
belfeldern der Vihan K h ot desselben Tempels und als W andgemälde in den W andelgän
gen des Tempels V at Phra:K ëo491. Cambodja bleibt nicht zurück.
In dem großen K loster von Phnöm-Pén befinden sich nicht weniger als einhundertdrei
undneunzig Gemälde mit Darstellungen aus der Räma-Legende, jedes etwa ein und einen
halben Meter hoch493. Sehr viel wichtigere und mit den javanischen die wichtigsten R ä
ma-Reliefs außerhalb Indiens bergen die Ruinen von Angkor V at und B a Puon494. Coe-
dès datiert die ersten in das elfte oder zwölfte Jahrhundert, während die von B a Puon
älter sind495. Auch andere Tempelruinen tragen Räma-Darstellungen, aber nie so voll
ständig und vollzählig wie die von Angkor V at und B a Puon.
Vollständigkeitshalber erwähne ich noch den Prah Theat B aray mit dem Kam pf zwischen
Välin und Sugriva496.
Viel mehr und viel Besseres bietet uns Jav a734.
Außer einem einzigen Relief, dessen Deutung zweifelhaft ist, finden wir dort die Räm a-
Legende oder Teile davon an dem Tjandi Lara Djonggrang und dem Tjandi Panataran
in einer Weise dargestellt, die in jeder Hinsicht eine vergleichende Studie, wie die vor
liegende, rechtfertigt. Denn das Glück wollte es, daß beide Tempel in zwei verschiedenen
Teilen Javas gebaut wurden, nämlich der eine in dem Zentrum, wo die Blüteperiode der
hinduistischen Kunst auf Java, und der andere im Osten, wo der Höhepunkt der hindu
javanischen Kunst zu finden ist. Waren die Bildhauer und Baumeister der ersten Zeit
periode Hindus auf Java, so waren die der zweiten bereits Javanen, die bei den Hindus
in die Lehre gegangen waren. Zeitlich vor dem ersten Stil lag der des Mutterlandes In
dien; nach dem zweiten kam der echt javanische, der noch bis heute fortlebt.
Beide Tempel bilden also höchst willkommene Entwicklungsstufen zwischen dem alten
Indien und dem heutigen Java; der bei beiden gleiche Stoff fordert eine Untersuchung
heraus.
D I E R Ä M A - R E L I E F S VON L A R A D J O N G G R A N GDie javanische Legende erzählt, daß Ratu Baka, der König von Mëndang Kamulan, ein
mächtiger Fürst auf M ittel-Java, seine eigene Tochter Dewi Rëtna Tjëndila begehrte.
Das Mädchen flüchtete und begab sich an einen Ort, wo sie vor ihrem Vater sicher war.
Dort begegnete ihr D jaka Bandung, der Sohn einer Nonne. Der Jüngling verliebte sich
in das schöne Mädchen und trachtete danach, ihre Gunst zu erlangen. Dewi RëtnaTjën-
dila stimmte zu, wenn er in einer N acht Tjandi Sewu, Tausend Tempel, bauen könnte.
Voll E ifer ging D jaka Bandung ans W erk. Es wäre ihm sicher auch gelungen, diesen
Auftrag auszuführen, wenn ihm nicht das Paddy-Stam pfen der Mädchen von Prambanan
verraten hätte, daß seine Arbeit vergeblich war. Denn dies war das sichere Zeichen, daß
die Sonne sich bald über den Horizont erheben würde.
Andere berichten, daß nicht Tjandi Sewu, sondern Tjandi LaraDjonggrang gebaut wurde
und daß nicht zufällig das Paddy-Stam pfen das Unternehmen des Jünglings scheitern
ließ, sondern daß das Mädchen (das nicht Dewi R ëtna Tjëndila, sondern Lara Djonggrang
hieß) selbst den Befehl gegeben hatte, zu früh mit dem Paddy-Stam pfen zu beginnen.
Lara Djonggrangs Statue steht noch heute in einer Nische des Tempels und wird von alt
und jung verehrt.
Indessen ist die bewußte Statue keine Lara Djonggrang, sondern eine Durgä, die Ge
mahlin Qivas. Und die Tempelgebäude sind auch niemals in einer N acht aufgeführt wor
den ; aber der Name, den die Legende daran knüpfte, ist noch heutigentags im Gebrauch.
Veth konnte in seinem »Java«, als er von dieser Tempelgruppe sprach, noch sagen: ». . .
und wenn wir nach Prambanan kommen, sehen wir links des Weges dicht vor uns einige
Hügel, die aus eingestürzten Steinmassen bestehen, mit Pflanzenwuchs und Gebüsch
bedeckt«497.
Noch liegen dort »eingestürzte Steinmassen«, welche von unbefugter Hand nach der Zeit,
in der V eth dieses schrieb, nachgesehen und teilweise gereinigt wurden, aber von Pflan
zen und Gebüsch ist keine Spur mehr zu sehen. Im Gegenteil, wer jetzt dieselbe Reise
m acht wie damals Veth in Gedanken, wird eine große Betriebsamkeit beobachten kön
nen ; Gerüste sind aufgestellt, Steine aus den eingestürzten Steinmassen sind zusammen
gesucht, und wo das durchlaufende Ornament dies ermöglichte, zusammengefügt wor
den, um bei zufriedenstellenden Resultaten wieder in die Tempelfassade eingesetzt zu
werden. Der Besucher wird sehen, daß der Oudheidkundige Dienst bestrebt ist, wieder
gutzumachen, was D ilettanten daran gesündigt haben498.
I S S
N icht weit von dem Flusse Opak, der in einem seiner Staudämme einen großen Teil der
Tempelruinen sorgfältig vor Wissenschaft und Kunstliebe verborgen hält, dicht beiPram -
banan und in unmittelbarer Nähe von zahlreichen großen und kleinen Tempeln, liegt in
einem Viereck der Tempelkomplex von Lara Djonggrang499. Die Lage ist merkwürdig.
Von allen Seiten von Tempeln umgeben, die einst von stark propagandistisch veranlag
ten Buddhisten errichtet wurden, in einer Gegend gelegen, die in der Geschichte Alt-
Javas als ehemals buddhistisch bekannt ist, steht der Tempelkomplex selbst gleichsam
wie eine Manifestation des Hinduismus da. Denn an der Westseite des Vierecks, das durch
die acht Haupttempel von Lara Djonggrang gebildet wird, ist für jeden der Götter der
Hindu-Trinität, Brahman, Qiva und Visnu, ein Tempel errichtet, und zwar in dem Sinne,
daß der Qiva-Tempel der größte ist und in der Mitte liegt, während Visnu und Brahm an
kleinere Tempel zu beiden Seiten des Qiva-Tempels haben.
Genau diesen dreien liegen drei andere Tempel gegenüber, die kleiner sind als der Brah
man- und Visnu-Tempel. W elche Bestimmung diese hatten, ist nicht zweifelsfrei nach
zuweisen. Man vermutet aber mit gutem Grund, daß diese Tempel den Reittieren der
drei genannten Götter geweiht waren, weil dies für den mittleren bereits feststeht.
Noch zwei andere, wieder kleinere Tempel, stehen an den äußeren Enden der Achse, die
zwischen den beiden Tempelreihen liegt. Die ganze Anlage war vielleicht von vier500
Reihen kleinerer Tempelchen umgeben, welche die Gesamtzahl der Bauwerke auf 232
brachten.
In Nischen an der Außenseite der Tempel sowohl als in den eigentlichen Tempelkam
mern standen und stehen teilweise noch die Statuen der verschiedenen Manifestationen
der betreffenden G ottheiten: Qiva, Visnu und Brahman. An anderen Teilen der Bauwerke
stehen W elthüter, rsis, avatäras, und an der Innenseite der Balustraden findet man Dar
stellungen sowohl der Räma- wie der Krsna-Legende501. Alles in allem m acht die Anlage
so sehr den Eindruck einer Kundgebung nicht-buddhistischer Gesinnung, daß man sich
m it Krom die Frage vorlegt, ob hier nicht von anti-buddhistischer Tendenz gesprochen
werden muß. Tatsächlich sollte man das annehmen, wenn man die Geschichte der Grün
dungszeit etwas näher betrachtet.
Das Geschlecht der »Bergherren«, Qailendras, in dem »Goldland« Sum atra residierend,
war in Vorder- und Hinterindien durch Tempelstiftungen bekannt und hielt die Verbin
dung mit dem Norden und dem Süden des Mutterlandes aufrecht. In den letzten Dezen
nien des achten und den ersten des neunten Jahrhunderts müssen diese eine Machtstellung
besessen haben, die ihnen unerhörte Leistungen auf religiösem Gebiet mögüch machte.
Denn der Barabudur, vielleicht das bedeutendste aller buddhistischen Denkmäler, ist
unter ihrer Regierung entstanden502.
N och mehr, unter den Auspizien ihrer Herrschaft wurde eine Menge größerer oder klei
nerer Tempel auf M ittel-Java errichtet, die dem ganzen Gebiet den Charakter eines »hei
ligen Landes« der Buddhisten geben, sowie Lhasa heutzutage die »heilige Stadt« für die
Buddhisten Tibets und der Mongolei ist. Die aus dieser Gegend und dieser Zeit auf uns
gekommenen Inschriften, so selten sie auch sind, können keine Zweifel über diese Macht
stellung lassen. A b e r plötzlich taucht eine Inschrift in demselben Gebiet auf, die
keine Spur dieser Macht verrät und Fürstentitel erwähnt, die allerwenigst in diesen R ah
men passen: es ist die Inschrift aus dem Jahre 847 aus Këdu. Der Titel, den wir in dieser
Urkunde finden, ist gleichsam ein Vorläufer derjenigen, die wir später m it Zufügung in
donesischer Namen dauernd antreffen werden. Es wird nämlich von Qrimän Aryyasam a-
rottungga gesprochen. Das Sam arottungga kommt auch in den Inschriften von B alitung
aus dem Beginn des zehnten Jahrhunderts vor; das uttungga ist ein beliebtes Epitheton
für Fürsten O st-Javas aus späterer Zeit503.
Aus demselben Jahr 847 ist uns noch eine andere Urkunde bekannt, die gerade das Ge
genteil vermuten läßt504. Hierin vorkommende malayische Anklänge erinnern wieder an
das eigentliche Reich der Qailendras auf Sumatra, Qrivijaya. Überdies wird von dem
Land, auf das sich die Urkunde bezieht, gesprochen als von dem tanah (buda) parawis.
Dieses parawis finden wir auch in anderen Urkunden wieder, die im Namen des suma-
tranischen Reiches Qrivijaya ausgefertigt sind. Merkwürdigerweise beginnt diese Inschrift
mit dem W ort namaggiwäya, Verehrung dem Qiva, was wir in einer Urkunde des bud
dhistischen Reiches Qrivijaya nicht erwarten sollten. Zwei weitere Inschriften aus den
Jahren 852 und 853 erwähnen zwar keinen Herrschernamen, doch machen sie den E in
druck, als ob sie unter ostjavanischem Einfluß ständen. Von da ab finden wir ausschließ
lich ostjavanische Königsnamen sowohl in Mittel- als auch in Ost-Java, so daß wir an
nehmen dürfen, daß es um das buddhistische Reich der Qailendras geschehen ist.
W ir haben also für M ittel-Java hintereinander eine buddhistische Regierung, von der
die Urkunden der Tempelgründungen zeugen, und eine nicht-buddhistische, die ihre
Fortsetzung oder ihren H auptsitz in O st-Java hatte, aber auch über M ittel-Java die
Herrschaft ausübte505.
Genau dasselbe, was wir in der Kunst antreffen.
Der Barabudur und andere buddhistische Bauten, alle in M ittel-Java gelegen, stehen als
eine geschlossene Gruppe Lara Djonggrang gegenüber.
Und so wie der Stil Lara Djonggrangs seine Fortsetzung in O st-Java findet, so finden
wir in der Geschichte die Fortsetzung der Dynastie, welcher die Fürsten des nicht-buddhi
stischen M ittel-Java entstammen, ebenfalls auf Ost-Java.
Schon aus diesen Gründen mag es wahrscheinlich sein, daß die Tempelgruppe von Lara
Djonggrang jünger sein muß als die buddhistischen Bauwerke. Aber auch andere T at
sachen sprechen dafür. Van Erp wies darauf hin, daß bei dem B au Lara Djonggrangs in
großem Maße Mergelstein benützt wurde, der von einem in der Nähe gelegenen Steinbruch
herkam. Auch bei ein paar anderen Tempeln in der Nachbarschaft trifft man diesen Mer-
gelstein an. D a dieser viel leichter zu bearbeiten ist als die von weit und breit herbeige
holten Findlinge, mit denen die Tempel in anderen Fällen gebaut wurden, ist nicht anzu
nehmen, daß man erst die leichte Methode befolgte und diese später mit einer umständ
lichen vertauschte. Im Gegenteil, es wird wohl umgekehrt gewesen sein, und so können
wir aus dem Gebrauch von Mergelstein vielleicht ableiten, daß Lara Djonggrang ta t
sächlich jünger ist als die übrigen buddhistischen Bauwerke M ittel-Javas506.
So haben wir einige Anhaltspunkte für die Datierung. Der B au muß nämlich begonnen
worden sein, nachdem die Berichte über die Qailendra-Fürsten aufhörten; denn man kann
nicht annehmen, daß diese buddhistischen Eiferer bei ihrer Machtstellung dergleichen
zugelassen haben sollten. Diese Nachrichten hören nun ungefähr in der Mitte des neun
ten Jahrhunderts auf.
Aber noch etwas anderes geht zu Ende, nämlich die Berichte über ein Reich in Mittel-
Java im allgemeinen. Nach 915 ungefähr hören wir nichts mehr von einem solchen, so daß
wir feststellen können, daß Lara Djonggrang in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhun
derts, sei es etwas früher oder später, erbaut ist507.
Bei allen weiteren Argumenten über die Gründungszeit begeben wir uns auf das Gebiet
der Hypothesen. Dies soll uns aber nicht hindern nachzuforschen, welche Verm utung die
größte W ahrscheinlichkeit für sich hat.
Einer der bedeutendsten Fürsten der Periode der ost- (alt)j avanischen Herrschaft über
M ittel-Java ist Daksa, mit vollem Namen Qrl mahäräja gri daksottam abahubajraprati-
paksaksaya. Rouffaer hat in diesem Fürsten den Gründer Lara Djonggrangs verm utet508.
Die Gründe zu dieser Annahme fanden sich in zwei Urkunden des Fürsten, die nach einer
besonderen Zeitrechnung abgefaßt waren, nämlich der von Qri Sanjaya.
Ohne diese Gründe für stichhaltig genug zu erklären, daß man mit Sicherheit darauf bau
en könnte, glaube ich doch, daß die Hypothese nicht weit von der Wahrheit entfernt ist.
Freilich, e in e der drei dicht bei Lara Djonggrang gefundenen Inschriften lautet bestimmt
auf den Namen Daksas, während eine zweite unter seiner Regierung abgefaßt sein muß509.
Die dritte erwähnt seinen Namen zwar nicht, ist aber auch einige Jahrzehnte älter und
steht übrigens nicht im Widerspruch zu dem givaitischen Charakter dieser Zeit510.
Wie schon gesagt, Sicherheit ist hieraus nicht zu erhalten, aber diese beiden Beweise von
Daksas religiöser Gesinnung in der Nähe Lara Djonggrangs lassen die Möglichkeit zu,
Daksa als den Stifter zu betrachten.
Aber noch eine zweite Frage ist zu beantworten. Was ist Lara Djonggrang? Ist es eine
Stiftung in der A rt der zahlreichen buddhistischen Tempel seiner Umgebung?
V an Eerde glaubte in der Gebäudegruppe einen Staatstempel sehen zu müssen. Die ver
schiedenen Nebentempel sollten dann den verschiedenen Teilen der H auptstadt entspre
chen und die ganze Anlage eine starke Ähnlichkeit mit solchen Komplexen auf B ali ha-
ben511. A n anderer Stelle wies ich auf die Einheit von Absicht und Einteilung des Lara
Djonggrang-Tempels hin, welche der eines puränischen System s gleicht, wo jeder Gott
in einem sehr genau bestimmten Verhältnis zu anderen Gottheiten steht und ihm ein
dementsprechender Platz angewiesen wird512. Mag eine solche Ansicht übereinstimmen
mit der Anlage eines riesenhaften Mausoleums, in dem die verschiedenen Großen des R ei
ches m it Gottheiten identifiziert wurden (obgleich dies nicht sehr wahrscheinlich ist), so
läßt sie sich doch nicht gut vereinigen mit der ziemlich willkürlichen Anordnung eines
Tempelkomplexes, so wie V an Eerde es will. Es müßte doch schon sehr merkwürdig sein,
wenn die Stadt gerade soviel Teile und Einzelgottheiten zählte, wie Tempelchen in den
Reihen rund um den Haupttempel angeordnet sind. Ihre Zahl kann nicht willkürlich
sein und muß in Beziehung zu anderen Ursachen stehen. Übrigens ist das Vorkommen
solcher Reihen von Tempelchen nicht auf Java beschränkt und wir treffen diese auch in
Hinterindien, wo vielleicht sogar ihre Bedeutung einigermaßen erklärt werden kann.
Ich bleibe denn auch dabei, in der Tempelanlage eine beabsichtigte Anwendung des
einen oder anderen puränischen System s und eine A rt puränischen Gegenstückes zu dem
mahäyänistischen Barabudur zu sehen, vielleicht sogar eines prae-puränischen.
An den Innenseiten der Balustraden des H aupttem pels des ganzen Komplexes, der Qiva
geweiht ist, befinden sich die Darstellungen der Räma-Legende auf längeren oder kürze
ren Reliefpaneelen339. (Tafel i.) Von außen kann man also an dem Tempel auf keine Weise
sehen, welchen Schatz von Reliefs das Gebäude besitzt. An den Tempel selbst gehören
sie eigentlich gar nicht hin. Dies geht aus der Tatsache hervor, daß hier der Gott Qiva
verehrt wird, während der in den Reliefs vorkommende Räm a ein avatära Visnus ist.
Ferner ist die Legende nur zum Teil dargestellt. Aber es wurden lose Stücke auf dem Ter
rain gefunden, welche Episoden aus dem späteren Teil der Sage geben. Man zog daraus
den Schluß, daß wahrscheinlich die ganze Räma-Legende dargestellt war.
Der einzige Tempel, der für diese Reliefs in B etracht kam, war der von Brahman, da an
dem Visnutempel die Krsna-Legende abgebildet war. Sämtliche Reliefs sind also visnu-
itisch, ganz abgesehen davon, an welchem Tempel sie Vorkommen. Es ist von Bedeutung
auf diesen losen Zusammenhang der Reliefs und Tempel hinzuweisen, besonders wenn
wir uns vergegenwärtigen, daß auf O st-Java sich diese Beziehung noch mehr gelockert
hat und manchmal sogar überhaupt nicht vorhanden ist.
Die Geschichte beginnt rechts vom Haupteingang, in Übereinstimmung mit dem pra-
daksina; indem man das Gebäude also an der rechten Seite hat, sieht man links abwech
selnd ein langes, vier kurze und wieder ein langes Relief. Jedes derselben besteht wieder
aus schmalen Steinblöcken, welche ebenso hoch sind wie die Reliefs. Viermal wiederholt
sich eine solche Gruppe, jedesmal durch einen der vier Zugänge voneinander getrennt.
Für eine eingehende Beschreibung sind diese Steinblöcke eine große Erleichterung, da
wir jedes einzelne Relief in Unterabteilungen auflösen und'so die Details besser bestim
men können. Ich werde also die einzelnen Reliefs mit römischen Ziffern, die darauf dar
gestellten Szenen mit arabischen Zahlen bezeichnen, während schließlich die einzelnen
Steine durch die Buchstaben des Alphabets angegeben werden513.
I. i.a . Vor einer Felsenpartie sitzt Visnus Vogel Garuda in gila-Haltung.
(T. 3) Eine Schlange kriecht über den Felsen und hypnotisiert einen Vogel; weitere Staf
fage bilden zwei sciuridae (eichhornartige Tiere, jav. badjing), die sich mit den Hin
terpfoten kratzen und sich im Schatten verstecken. Ein wieselartiges Tier läuft
über die Felsen. Garuda sitzt am U fer eines Wassers, in dem Fische schwimmen.
E r hält m it beiden Händen eine Blume, einen blauen Lotus514, utpala, die er als
Ehrenbezeigung darbietet. Sein Schmuck ist fast fürstlich, nur die fehlende Krone
und der Brahmanenhaarschmuck verleihen ihm anderen Rang.
Oben in den Felsen ist noch etwas zu bemerken: ein Auge?
V gl. die Fischaugen auf b. Was es bedeuten soll, kann ich nicht erraten,
b. Visnu-Näräyana, auf seiner W eltschlange Ananta oder Qesa ruhend, treibt auf den
Wassern, die von zahllosen Tieren bewohnt werden. Der Gott, dem Garudas Ehren
bezeigung gilt, ist vierarmig und hat eine göttliche Aureole. Rechts hinten hält er
das cakra, das Sonnen- oder W urfrad, links hinten das geflügelte gankha. Seine
rechte Vorderhand läßt die Kastenschnur aus Perlen, upavita, achtlos durch die
Finger gleiten, während die linke Vorderhand in einer Haltung, varamudrä, gege
ben ist, die auf ein Geschenk oder auf Zustimmung deutet. Der G ott sitzt in mahä-
räjalilä, »Großkönigsbequemlichkeit«, einer Haltung, in der er durch ein Knieband
gestützt wird.
Die Darstellung Visnus in Indien, die am meisten mit dieser übereinstimmt, ist der
sog. Vaikuntha-N äräyana und nicht der Visnu Qesagäyin, wie Vogel in seiner B e
schreibung dieses Reliefs angibt515.
Eines der typischsten Kennzeichen des letzteren ist doch, daß er ausgestreckt liegt
und schläft. Aber hier sitzt er aufrecht in bequemer Stellung und durchaus wach, wie
seine Handhaltung beweist. Über denV aikuntha-N äräyana bemerkt Krishna Sastri:
»Gott Vishnu, der bequem auf dem Schlangenthron sitzt, wird Vaikuntha-Nä-
räyana genannt.« Die H altung der Beine ist jedoch verschieden, wenn er fo rtfäh rt:
»Das linke Bein hängt herunter und das rechte ist im Knie gebeugt; die linke Hand
ruht auf der Kniescheibe, während die rechte nachlässig auf den K opf der Schlange
zurückgelegt ist; die beiden hinteren Hände halten die W affen sankha und chak-
ra«516. Die Beschreibung stim mt nicht ganz zu der beigefügten Abbildung. Indessen
dürfen wir nicht vergessen, daß wir auf dem Lara Djonggrang-Relief kein Kultbild
haben, sondern eine Darstellung Visnus in einer bestimmten Episode. Beschrei- (T. 3)
bungen von K u lt bildern aus gilpagästras usw. können hier nur als Vergleichsmate
rial herangezogen werden und dürfen niemals als Erklärung dienen.
Eine Gruppe von vier sitzenden, fürstlichen Personen, vor denen sich ein fürst- c.
lieber oder göttlicher Asket befindet, der in den ausgestreckten Händen dem oben
beschriebenen Visnu etwas darbringt. Zwei andere haben ebenfalls etwas in Hän
den, was man als Blum en erkennen kann.
Die auf dem letzten Stein abgebildete Gruppe bot die größten Schwierigkeiten zur
Interpretation. Groneman sah vier Frauen darin, erkannte aber zugleich, daß die
Brüste fehlen, sonst das einzige Erkennungszeichen, wenn die Kleidung nicht im
Detail zu sehen ist517. E r bemüht sich aber, dies mit einer etwas romantischen Theo
rie zu erklären. Das Fehlen der Brüste sollte auf die Unfruchtbarkeit der Frauen
Dagarathas deuten, welches Unheil der Fürst durch ein Opfer abwenden wollte.
Denn Groneman hält es für richtig, dieses R elief als eine Darstellung des bekannten
Opfers Dagarathas um Kindersegen zu erklären. E s sollte der Augenblick dargestellt
sein, wo Visnu den Frauen Dagarathas den fruchtbarmachenden Trank reicht.
Wir werden verschiedentlich auf Proben empörender Unwissenheit des relieferklä
renden Arztes stoßen, die ich gerne verschweigen würde, wenn seine Fehler nicht
dieselben wären, die ein vollständiger Laie zu machen pflegt. Zu den am meisten
vorkommenden Irrtümern gehört wohl zuerst das Erklären mit analogen Erschei
nungen aus heutiger Zeit. So sieht Groneman in dem sitzenden, bärtigen Mann im
Vordergrund Dagaratha, weil er einen Bart trägt - eine Erklärung, die auf der Hand
zu liegen scheint. Wenn man auch nur einigermaßen m it altindischen und indone
sischen Gebräuchen vertraut ist, versteht man, daß dieser B art nicht auf ein hohes
Alter deuten kann, da in diesen Ländern die B arttracht nichts mit dem Alter zu
tun hatte. W orauf der B art weisen kann, ist der Stand einer bestimmten Person;
er ist das ganz besondere Kennzeichen eines Asketen, ob reich oder arm, hoch oder
niedrig. W ir haben es also hier mit einem Asketen zu tun. Zugleich deutet aber die
Krone darauf, daß er von göttlicher oder von königlicher A rt ist. Denn göttlicher
oder fürstlicher Schmuck ist genau dasselbe. Dies ist ein Punkt, über den man häu
fig im Irrtum ist. Wo eine bestimmte Gottheit gemeint ist, wird dies durch A ttri
bute angegeben. Dabei spielt die Aureole keine kennzeichnende Rolle518.
Van Stein Callenfels sieht in diesem Asketen Rsyagrnga, welcher dem Visnu das
Opfer darbringt und vor Dagaratha mit dessen Frauen sitzt.
Krom und Vogel erklären das Relief als Darstellung der Götter, welche Visnu bit
ten, sich zu inkamieren, und lassen es dahingestellt, wer der Führer derselben sein
(T. 3) Zweifellos kommt die letzte Erklärung der Wahrheit am nächsten. Denn soweit wir
wissen, steht nirgends etwas zu lesen von einem Opfer am Ufer des Meeres, wäh
rend unter anderem bei Kälidäsa ausdrücklich von dem Ozean als Ort gesprochen
wird, wohin sich die Götter begeben, um Visnu zu begegnen. Auch den schweren
Irrtum des Bildhauers, an Stelle von Dagarathas Frauen drei Männer zu geben, der
in der Erklärung durch V an Stein Callenfels verm utet wird, können wir nicht ohne
weiteres annehmen.
Eine Schwierigkeit bleibt aber die Gestalt des bärtigen Asketen. In dem Räm äyana
finden wir Brahm an als Führer der Götter520, aber Vogel zeigte bereits überzeu
gend, daß diesem Gedicht unmöglich gefolgt wurde. In dem M ahäbhärata ist es
A g n i; auch diese Lesart weicht ab, da sich Agni an Brahm an und nicht an Visnu
wendet519. Bei Kälidäsa ist es Bhrgu. D a die Auffassung des Vorganges in diesem
Gedicht der unseres Reliefs ziemlich nahesteht, könnten wir vielleicht an diesen
oder eine ähnliche Person denken521. Daß Brahm an auf keinen Fall gemeint sein
kann, kann uns ein Vergleich mit der Darstellung dieses Gottes an anderen Stellen
desselben Tempels lehren. In der Cella des Brahmantempels steht das H auptbild
des Gottes, auf dem er vierköpfig und bartlos abgebildet ist522. Hauptsächlich diese
letzte Eigentüm lichkeit verbietet es, in dem bärtigen Mann unseres Reliefs B rah
man zu sehen, wenn wir bedenken, daß dieser später, z. B . in Singasari, mit einem
B art dargestellt wird523. (Statue in Leiden.) Den Typus des göttlichen Asketen fin
den wir aber auch in dem Pantheon von Tjandi Lara Djonggrang und zwar in dem
sogenannten Qiva Guru, der in ungefähr derselben Weise dargestellt zu werden
pflegt wie die indischen rsis Närada, A gastya usw.524.
Bemerkenswert ist, daß Visnu so auffallend stark und die übrigen Gestalten so auf
fallend wenig als G ott charakterisiert sind, daß man sich fragt, ob hiermit nicht
eine Absicht verbunden sein kann.
Auf zweierlei Weise können wir hier eine Lösung finden: entweder durch die A n
nahme, daß alle übrigen Personen keine Götter sind, oder daß Visnu in dem einen
oder anderen System eine Stellung erhalten hatte, die hoch erhaben über die ande
ren Götter war. Sowohl für das eine wie für das andere ist etwas zu sagen, was in
dessen die Lösung nicht viel leichter macht.
Bei Baldaeus finden wir nämlich die folgende Stelle:
»Nachdem er (Rävana) nun einige tausend Jahre über alle Könige regiert hatte,
wurde er sehr trotzig und aufgeblasen und wollte sogar Ixora nicht länger anerken
nen, sondern er wollte, daß seine Untertanen ihn anflehen sollten. Nachdem ihm
seine Untertanen hierin fünfundzwanzig Jahre gehorsam gewesen waren, begannen
sie verdrießlich zu werden und riefen Ixora an, daß sie zwar durch Rawans gewalti
ges Gebot dazu gezwungen seien, diesen anzubeten, daß sie aber trotzdem Liebe zu
Ixora im Herzen hätten, da er der Ursprung alles Guten sei, und daß sie ihn deshalb (T. 3)
bitten möchten, daß er sie von diesem Rawan befreien und ihn töten wolle, damit
sie wieder wie zuvor ihm dienen und ihn anbeten könnten; unterdessen beteten und
fasteten die Leute drei Tage«525. Hier sind es also nicht die Götter, sondern Rävanas
Untertanen, welche Ixora um Hilfe bitten. Eine andere Angabe erwähnt, daß die
Götter dabei waren. (Ziegenbalg.)526
Für den Fall, daß auf dem Relief doch Götter gemeint sein sollten, wodurch die
überragende Stellung Visnus stark in den Vordergrund tritt, verweise ich auf die
selbe vorherrschende Stellung Mahabisnus in den malayischen hikajats.
Trotzdem ist es doch sehr schwer, eine Entscheidung zu treffen. Soviel ist wohl
sicher, daß hier Visnu um seine Hilfe gegen R ävana gebeten wird. Durch wen, muß
vorläufig unentschieden gelassen werden, wenn ich hier auch gleich zufügen muß,
daß es nicht das Wahrscheinlichste ist, daß hier tatsächlich Götter gemeint sind.
Denn mehr als das Fehlen der Aureole sagt das Fehlen aller Attribute.
Ein Fürst sitzt in bequemer H altung auf einem Thron vor einem mit Bildhauer- I. 2. d
arbeit geschm ückten Gebäude und hält in seiner linken Hand etwas vor dem Kör- (T. 4)
per. Die rechte H and liegt in dem Schoß. Neben dem Gebäude stehen Gefäße und
andere Dinge, die den Reichtum des Fürsten darstellen.
Eine Fürstin sitzt neben und, wie es sich gehört, halb hinter dem Fürsten. Sie hält e.
in der erhobenen, nach links zeigenden Hand eine Blume. A u f dem Dach des Baues
finden sich die stereotyp wiederkehrenden Tauben oder andere Vögel, die ich denn
auch nicht immer erwähnen werde.
Die W and des Gebäudes ist mit Bildhauerarbeit geziert, die ein M otiv zeigt, von
dem wir eine Variante in der Cella des Qivatempels bewundern können. Man be
zeichnet es wohl m it dem nicht ganz zutreffenden Namen von Tapeten- oder Tep
pichmuster528. Der Lauf des Musters ist auf dem Relief nicht allzu deutlich zu se
hen, doch hat es allen Anschein, daß hier ein Rautenm uster angewandt ist.
Neben der Stelle, wo der Fürst und die Fürstin auf Kissen sitzen, steht auf einem
T ablett ein Blumenopfer, Blumengeschenk, puspanyäsa. Es besteht aus einigen lo
sen Blumen, wozu wohl die, welche wir in den Händen der fürstlichen Personen
sahen, gehören sollen, und aus einem puspabhäjana, einem Körbchen mit fein ge
ordneten Blumen. Die manga-Früchte, welche daneben liegen, haben vielleicht auch
zu diesem Geschenk gehört.
Eine zweite Frau, durch die fehlende Krone von geringerem, durch ihren Schmuck
aber immer noch von hohem R ang gekennzeichnet, sitzt im Hintergrund neben dem
Gebäude. Im Vordergrund sitzen ferner zwei Männer, von denen der eine eine hohe
Krone trägt und ebenfalls eine Blum e in der Hand hat, während der andere zu sehr
(T. 4) beschädigt ist, um näher erklärt werden zu können. Trotzdem glaube ich, daß auch
dieser mit fürstlichem Schmuck geziert war und zwar keine Krone, aber ein Diadem
in der A rt der auf f vorkommenden Figuren getragen hat.
H inter diesen beiden Personen, gegen die Mauer im Hintergrund stehend, bemerken
wir einen Elefanten, der eine Elefantenglocke am Halse trägt und eine Spur von
Zieraten an der Stirne auf weist. Sein Rüssel ist mit Decken verziert. Das eine oder
andere läßt mich in dem Tier einen Staatselefanten sehen,
f. Vor dem Elefanten steht ein beschädigtes Pferd. Zwei Personen, Männer, mit fürst
lichem Schmuck und Diademen, sitzen im Vordergrund. In einer Türe, die sich in
der Mauer befindet, kauert ein Diener. E r hat eine Blum e in der Hand und sieht
nach rechts. Das Schloß der Türe beweist, daß wir uns in einem Innenhof befinden
und die Türe keinen Zugang zu einem Palast darstellen kann. Im Vordergrund ein
großer, langschnabeliger Vogel, welcher aus einem Behälter trinkt (?), in dem sich
Pflanzen befinden. Schließlich noch die verletzte Gestalt eines kraushaarigen Die
ners und eines zahmen Mungo527 m it einem Glöckchen. Der Fuß einer Person auf
einem fehlenden folgenden Stein ist gerade noch zu sehen.
Es scheint mir nicht schwierig, diese Szene zu erklären, obwohl es verschiedene
Auffassungen darüber gibt. Groneman weiß nicht, auf welche Episode sie sich be
zieht und hält die Personen ohne Brüste auf e und f teilweise für Frauen. N ur den
jenigen, der mit einer hohen Krone, makuta, geschmückt ist, hält er für einen Mann.
E r glaubt, daß wir hier die königliche Fam ilie vor uns haben und sieht in den vollen
Brüsten der ersten Gemahlin (auf e) einen Beweis, daß inzwischen Räm a geboren
ist529.
V an Stein Callenfels nimmt an, daß hier über eine Hochzeit beratschlagt wird und
sagt: »Wahrscheinlich Dagaratha mit einer seiner Gemahlinnen, die Verm ählung
seiner Söhne beratend. Eine Hochzeitskandidatin sitzt im Hintergrund. Vor dem kö
niglichen Paar einer der vier Söhne. Die drei anderen, unter denen Räm a an dem
m akuta zu erkennen ist, sitzen zur Seite«530.
Um zu einer vernünftigen Erklärung zu kommen, müssen wir uns fragen, wer die
Hauptperson ist. Dabei haben wir leider keinen Anhaltspunkt an dem Vorkommen
der Aureolen, wohl aber an dem der Kronen. Der Fürst auf d und die Frau daneben
tragen eine vollständige Fürsten- oder Götterkrone. Der mehr nach hinten sitzende
Mann auf e hat aber eine Krone, die in einer einzigen Beziehung von den vorigen
abweicht. Denn rechts und links in der Mitte sehen wir deutlich eine Spirale, die wir
bei den anderen Kronen nicht bemerken konnten. Diese Spiralen sind - wie im Ver
laufe der Reliefbeschreibung klar werden wird - das Kennzeichen der Personen von
etwas geringerem Rang als der Besitzer von Kronen ohne Spiralen. W ir finden diese
Krone bei Sugriva, Sitä und begleitenden Personen, obwohl hier gleich festgestellt (T. 4)
werden muß, daß die Regel nicht in allen Fällen stimmt. D aß hier Abweichungen
bestehen, wird zwar eher unserer Unwissenheit über die Bedeutung als der un
regelmäßigen Arbeit der Bildhauer zuzuschreiben sein. Wenigstens müssen wir dies
annehmen, bis das Gegenteil bewiesen ist531.
Wenn also diese Unterscheidung nach den Kronen auf etwas solidem Grund beruht,
müssen wir in den beiden Gestalten vor dem Gebäude die Hauptpersonen sehen,
zugleich also auch diejenigen, denen die Blumenhuldigung dargebracht wird. Der
Diener in der Türe hat aber auch eine Blum e in der Hand und es ist doch wohl nicht
anzunehmen, daß solch eine geringe Person an der Huldigung teilnehmen könnte.
Ich glaube, in diesem Diener einen Torhüter sehen zu können, der soeben die B lu
mengabe gebracht hat und dessen Blum e noch darauf deuten soll. Zugleich zeigt
die Geste der Fürstin in die Richtung, woher die Spende kam, nämlich auf (durch)
die Türe. Hierbei könnten wir also an eine auf dem R elief unsichtbare Person den
ken, welche, vor dem Palaste harrend, den Torhüter nach innen sandte, um das
Blumengeschenk überreichen zu lassen, das noch heute in Indien bei einer Begeg
nung nichts Ungewöhnliches ist532. Es ersucht also jemand um Audienz bei König
Dagaratha, denn dieser wird hier wohl gemeint sein. U nd das kann an dieser Stelle
schwerlich jemand anders sein als Vigväm itra, der um Hilfe gegen die räksasas
Die vier Prinzen stellen dann die vier Brüder d ar: Räma, B harata, Laksmana und
Qatrughna. Die Gestalt mit der Krone ist dann vielleicht Räma.
Doch wen stellt dann die rätselhafte Frau vor, die neben dem Gebäude sitzt? Eine
Dienerin oder Sklavin kann es unmöglich sein; dem widersprechen ihre Schmuck
sachen, worunter die Kastenschnur sogar von einer bestimmten Stellung spricht.
Meiner Meinung nach kann hier niemand anders gemeint sein als die Tochter Daga-
rathas aus den hikajats, die K u kü ä aus Chandravatis bengalischem Räm äyana.
Die Tatsache, daß wir mehrere Male die sumatranische Erzählung zu Rate ziehen
müssen, um zu einer vernünftigen Erklärung unserer Reliefs zu kommen, m acht
dies für diese Szene nicht unwahrscheinlicher.
So wird die Bedeutung des Ganzen sein: Vigväm itra läßt sich bei König Dagaratha
anmelden. Die B itte um Audienz erhält der König, als er sich mit seiner Hauptge
mahlin, seinen vier Söhnen und seiner Tochter in dem Garten seines Palastes
auf hält.
Tatsächlich finden wir bei Välm iki eine Stelle, welche diese B itte erwähnt und da
von berichtet, daß er die dvärädhyaksas, Torhüter, nach innen sendet, um seine
Ankunft anzukündigen533.
M S
(T. 4) Das Relief weist übrigens noch merkwürdige Dinge genug auf, die nicht allzu deut
lich sind; so den kraushaarigen Diener auf f. Solche\Krausköpfe werden wir noch
öfter antreffen; sie stehen in Zusammenhang mit einer Theorie bezüglich des Im
portes von Negern auf Java. Kern weist in seiner Ausgabe der Urkunde von Gë-
dangan auf das Vorkommen des Wortes jënggi hin, in dem er »Neger« sehen will,
und das er in Beziehung bringt zu dem m alayischen djanggi, aus dem persischen
zanggi534. In Verbindung damit machte V an Stein Callenfels auf das Vorkommen
kraushaariger Leute in untergeordneten Rollen auf unseren Reliefs aufmerksam.
Obwohl sich meiner Meinung nach die Ähnlichkeit ausschließlich auf das Kraushaar
bezieht, ist es doch nicht unmöglich, daß hier tatsächlich Negersklaven gemeint
sein sollen. Aber für notwendig halte ich es nicht, da auch in Indien Rassen mit
ausgesprochen afrikanischem Aussehen vorkamen535.
Eine andere Sache ist, daß an der äußersten linken Seite dem Relief offenbar einige
Steine fehlen. Soweit ich darüber urteilen kann, scheint mir die Lücke nicht groß
genug, um eine besondere Szene annehmen zu müssen. Analog zu dem, was wir meh
rere Male beobachten können, wird hier wohl eine Füllung gestanden haben, welche
dazu diente, das Bild von Dagarathas Hofhaltung zu vervollständigen536.
II. 3. a. Eine Fürstin,
(T. 5) b. eine zweite Fürstin, ein König und eine dritte königliche Frau sitzen vor einem
kleinen Gebäude, an (ein) Rollkissen gelehnt537. Zwei der Frauen, beide auf b, hal
ten einen blauen Lotus, utpala, in der Hand. Die beiden Frauen, die rechts von dem
Fürsten sitzen, tragen »Spiralkronen«, die dritte, links des Fürsten, trägt die üb
liche, was darauf deuten kann, daß sie die Hauptgem ahlin Kausalyä ist.
c. Ein fürstlicher Asket, als solcher kenntlich an seiner Barttracht und an seinem
Haarschmuck, sitzt, wenn ich mich nicht täusche, höher als der Fürst auf b und ist
von einem streitbaren Schüler begleitet. Der Asket lehnt sich an ein Rollkissen und
hat vielleicht ein Sektenzeichen auf der Stirn538,
d. e. Zwei jugendliche Schüler des Asketen mit besonderem Haarschmuck sitzen auf
dem Boden. Der eine hält ein utpala empor. Zwei kraushaarige Sklaven sind mit
zwei Pferden beschäftigt, während ein dritter mehr im Vordergründe sitzt und in
der rechten Hand eine Blum e, in der linken einen mir unbekannten Gegenstand
trägt, der aber sehr wohl das Überbleibsel eines Stückes sein kann, das teilweise
abgebrochen ist und dessen Rest sich gegen den Rücken des Sklaven zu befindet.
Das Ganze wird wohl ein Fliegenwedel aus yak-Haaren (cämara) gewesen sein.
Groneman, der auch bei diesem Relief nicht von der Brüste-Theorie abgeht, gibt
eine Erklärung, die mit dem Auszug Räm as und Laksmanas in Verbindung steht539.
Van Stein Callenfels sieht den Besuch Vigväm itras in Dagarathas Palast in dieser (T. 5)
Szene540. In der Hauptsache halte ich die letzte Erklärung für richtig. Nur will ich
darauf hinweisen, daß hier keine Rede von dem Palast sein kann, sondern daß wir
hier sehen, wie sich Dagaratha zu Vigväm itra begibt, dem Fürsten und Asketen in
einer Person, und dazu gerade seinen Palast verließ. Daher auch die höhere Stellung
des Asketen. Die Blum en deuten wieder auf eine Begegnung. B ei Välm iki steht denn
auch zu lesen, daß sich Dagaratha, nachdem er von der Ankunft Vigväm itras er
fahren hatte, zu dem Heiligen begab, jedoch in Begleitung seiner Priester542. Zu
der Identifizierung der zweiten Frau auf b m it Kausalyä muß ich bemerken, daß es
nicht ganz sicher ist, daß die Steine a und b aneinander anschließen. Groneman
nimmt sogar an, daß etwas dazwischen fehlt und bedauert es, daß während seines
Aufenthaltes in Holland zur Zeit der Ausgrabung und »Reinigung« der Tempel das
eine oder andere verkehrt gestellt wurde. Der Anschluß ist leider durch den Bruch
in Stein b nicht mehr gut zu kontrollieren.
Man achte indessen auf das jatäm akuta, das der Heilige trägt, welches wir eher mit
Haarschmuck als m it Krone bezeichnen können. Denselben Haarschmuck trägt
der neben Vigväm itra sitzende Schüler, obwohl dieser nicht so hoch im Range is t :
die Verzierung ist einfacher. Die Person hat weder B art noch Kastenschnur (upa-
vita). Der Haarschmuck der beiden Jünglinge ist merkwürdig und erinnert an den
auf den Reliefs des Anandatempels von Pagan, Burm a541.
Ein Prinz m it Pfeil und Bogen. III. 4. a.
E in fürstlicher Asket, in der rechten Hand einen Bogen, mit der linken eine be- (T. 8, 9) b.
stimmte Geste machend. Daneben ein Prinz in schießender Haltung, älidha. Dann
wieder ein kraushaariger Sklave, der ebenfalls m it dem Bogen schießt. Alles an
einer Felsenpartie.
Zwei kleine Hirsche543 und ein kleines Raubtier544 liegen âuf den Felsen. Ein Vogel, c.
Zwei räksasas unter niedrig hängenden Wolken. Der vordere ist weiblich. Beide d.
haben Diademe und tragen darauf eine in einem kleinen Totenkopf angebrachte
Feder. Der räksasa wird in den Schenkel (Hüfte), die räksasi in die B rust getroffen.
Groneman hat zweifellos recht, wenn er hier die Episode von T ätakä verm utet545.
V igväm itra steht hinter R äm a und Laksm ana befindet sich ganz im Hintergrund.
Bemerkenswert ist die Handhaltung des Asketen: die Spitzen von Daumen und
Mittelfinger werden gegeneinander gehalten, eine mudrä, die auch aus der bud
dhistischen Ikonographie bekannt ist. (Solche mudräs sind auf unseren Reliefs na
türlich etwas weniger abstrakt und passen sich mehr dem natürlichen Charakter
des Dargestellten an.) Es ist die vitarkamudrä, die Handhaltung der Begründung.
(T. 8, 9) Tatsächlich ist hier die Rede von Überredung, da Räm a erst Bedenken gegen das
Töten einer Frau, die T ätakä doch war, äußerte.
Die Schießstellung des Prinzen ist, wie zu erwarten, sehr korrekt und hält sich ganz
nahe an das, was wir in der brahmanischen und buddhistischen Ikonographie dar
über finden. Die H altung des Sklaven dagegen ist bäurisch und täppisch, nach den
Spuren der Beine zu schließen.
Beachtung verdient ferner, was Groneman sehr richtig bemerkt, daß T ätakä nicht
in javanischer Weise mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger droht, sondern
nur mit dem Zeigefinger, tarjani, also in hinduistischer A rt546. Dergleichen kleine
Hinweise auf die N ationalität der Bildhauer, sowie vorkommende und zur E rklä
rung beitragende mudräs, die auf Java nicht mehr gefunden werden, dürfen wir
nicht vernachlässigen.
Was schließlich den Gefährten T ätakäs betrifft, so ist es mir nicht geglückt, irgend
eine Parallele dazu in der Literatur zu finden. Ich glaube denn auch, daß hier eine
Doppelbildung angenommen werden muß, mag sie in der Erzählung oder im E n t
wurf des Bildhauers entstanden sein. Solchen Doubletten begegneten wir schon
früher und ihr Auftreten hier kann uns im Zusammenhang mit dem folgenden R e
lief nicht allzusehr verwundern. Am wahrscheinlichsten scheint mir, daß dieser
Gefährte in der Räma-Legende zu einer festen Figur geworden war.
Die W olken mögen darauf deuten, daß der Angriff T ätakäs aus der L uft geschah.
IV. 5. a. Zwei an ihrem Haarschmuck kenntliche, bartlose Asketenschüler. Sie sitzen vor
(T. 10, 11) einem mandapa (jav. pëndapa), an dessen Decke eine ghantä, Altarglocke, hängt,
und sich ein kamandalu, W eihwasserkrug, befindet. W ir haben also eine Einsiedelei
vor uns.
b. Der bärtige Asket sitzt vor seiner Klause und ist m it seinem kunstvoll zusammen
gestellten Opfer beschäftigt, das auf einer vedi, Opferaltar, steht und von der
Opferfurche umgeben ist. E r nimmt eine rituelle Handlung vor, während er in der
rechten Hand eine Blum e und in der linken einen unbekannten Gegenstand hält649.
Zwei Vögel sitzen in einem m anga-Baum und ein dritter nähert sich dem Asketen.
A uf dem Gestell liegen allerlei Arten von Opferspeise, wie Früchte, Fleischstücke,
Blum en usw.
c. Ein Prinz schießt, während sich ein kraushaariger Sklave m it Pfeilen in der Hand
hinter ihm verbirgt.
d. Ein zweiter Prinz, nach der »Spiralkrone« zu urteilen, von weniger hohem Rang,
steht bereit, einen räksasa mit seinem Schwert zu durchbohren. E r faßt den D ä
mon am Handgelenk. Der räksasa ist mit einem kurzen, breiten Schwert und einem
runden (ovalen?) Schild bewaffnet, auf dem Haupte trägt er ein Diadem mit Fe-
dern, aber ohne Totenkopf; die Haare sind lang und gekräuselt. E in zweiter räk- (T. io,
sasa, ebenfalls bewaffnet und mit demselben Haarschmuck versehen, wird durch
den Pfeil in die Seite getroffen und stürzt nieder. A n Stelle des Schwertes hat er eine
V an Stein Callenfels identifiziert die Szene richtig, wenn er darin die Stelle sieht,
wo Subähu getötet und Märica in das Meer geschossen wird; nur ist das letztere
hier nicht ausgedrückt548.
Groneman hat hier offenbar aus den verfügbaren Angaben nicht das Beste heraus
geholt, da wir lesen: »Der Einsiedler selbst widmet sich einer friedfertigen Aufgabe,
der Fütterung seiner Vögel!«547
Zwei Diener, von denen einer m it V. 6. a.
einem dritten im Gespräch ist. V or einem kleinen Gebäude sitzen ein Asket, eine (T. 12, i
jugendliche, fürstliche Person und
noch zwei andere Gestalten fürstlichen Ranges, an ihren Kronen kenntlich. Der c.
rechts Sitzende hat die Arme über der B rust gekreuzt, während der Linke Blum en
in der Hand emporhält und mit der rechten Hand eine vitarkam udrä macht. Alle
sitzen auf einer Erhöhung.
Ein schießender Prinz. Ein zweiter kniet neben ihm auf der Erde. Zwei Prinzessin- V. 7. d.
nen stehen daneben, während sich eine dritte auf Stein e befindet. e.
Eine Darstellung, die keinen Zweifel läßt, soweit es die allgemeine Bedeutung be
trifft. Das Schießen ohne ein dargestelltes Ziel, die drei Frauen, welche an der Seite
stehen, wohin geschossen wird, das alles deutet zur Genüge darauf, daß hier von
einem K am pf keine Rede sein kann. Die Szene ist also wohl schwerlich etwas an
deres als der svayam vara Sitäs. Läßt das »Was« keinen Zweifel, so ist doch das »Wie«
weniger klar. Auf diesem R elief sind nämlich entschieden zuviel Personen vorhan
den. Nun ist es zwar wahr, daß bei solch einem svayam vara viele Personen zusam
men sind, aber die Dargestellten spielen hier alle deutlich mehr oder weniger eine
Rolle.
V an Stein Callenfels sieht in den Personen unter dem Vordach: Janaka, Laksmana,
V icväm itra und andere, in den übrigen Räma, Sitä und ihre Dienerinnen. Abge
sehen davon, daß der reiche Schmuck dieser Frauen es unmöglich m acht, Diene
rinnen in ihnen zu sehen, bemerken wir, daß er zwei Personen unerklärt läßt550.
Groneman detailliert nicht.
Ich werde nun einen Versuch wagen, um alle noch zu ihrem Recht kommen zu
lassen.
(T. ia, 13) Dazu mache ich wieder auf die verschiedenen Handhaltungen aufmerksam. Der
Asket unter dem Vordach macht eine doppelte G este: mit der linken Hand eine
varamudrä, während die rechte Hand zeigt. Das letzte ist jedoch nicht sehr deut
lich und es scheint mir, daß etwas abgebrochen ist. Die Person, die ganz links der
Gruppe sitzt, m acht mit der rechten Hand eine überredende Gebärde (vitarka). Es
ist deutlich, daß die Person, die zwischen ihnen sitzt, der M ittelpunkt des Gesprä
ches ist und dabei irgendwie zustimmt, wie aus ihrer demütigen H altung zu sehen
ist. Achten wir auf die Kronen, dann sehen wir, daß die äußerste rechte Person der
Asket Vigväm itra sein kann, daß die Person in der demütigen H altung die Fürsten
krone trägt und die andere, die zwischen beiden sitzt, eine weniger vornehme Krone
hat. Die linke Person der Gruppe hat eine Krone ganz anderer. Art, als wir sie bis
je tzt gesehen haben oder im weiteren Verlauf sehen werden. Es liegt nun nahe, in
der letzten König Janaka, den König eines anderen Landes (seiner Krone nach)
zu sehen; in dem Fürsten mit der vollständigen Krone Räm a, welcher zustimmt,
seine K räfte an dem W underbogen zu erproben; in der Person, die zwischen V ig
väm itra und Räm a sitzt, Laksmana. V igväm itra spornt Räm a an, sein Glück zu
versuchen551. Aber nun müssen wir die synoptische Methode auch auf dieses
Relief anwenden. A u f dem zweiten Teil (d und e) wird dann das ausgeführt, was
auf dem ersten beschlossen wird, und wir sehen hier Räma, unterstützt von Laks
mana, die Probe ablegen, wobei dieser Bogen also nicht bricht, wie in dem Epos.
In einer der drei Frauen müssen wir zweifellos Sitä sehen; es wird wohl die vor
derste sein.
W en die beiden anderen Frauen darstellen sollen, ist mir nicht sehr klar. W ir kön
nen vielleicht an Schwestern Sitäs denken. In dem Epos wird jedoch nicht von zwei
Schwestern gesprochen. Aber solch eine Abweichung von Välmikis Gedicht braucht
uns, neben so vielen anderen, keine allzu großen Sorgen machen.
VI. 8. a. Eine fürstliche Person, m it einem Bogen bewaffnet,
(T. 14,15) b. zwei schnellaufende Männer, einer im Fürstenschm uck, der andere mit langen H aa
ren, die zu einem Kopfputz angeordnet sind, welcher den Eindruck macht, daß wir
es hier m it einem räksasa zu tun haben. E r schwingt eine Keule über seinem Haupt.
c. E in mit einem langen Pfeil bewaffneter Prinz, der in derselben Richtung dahineilt
wie die beiden vorigen. Ü ber ihm eine wolkenartige Figur. E in Fürst ohne W affen.
d. Eine Fürstin, vor einem fast nackten Mann zurückschreckend, der sich m it erhobe
ner Hand nähert. In dieser H and hat er eine aksamälä, in der anderen einen Bogen.
Der K opf dieser Figur ist sehr beschädigt. Zwischen beiden ein Zwerg mit langen,
krausen Locken und einer Brusttasche.
e. Ein fürstlicher Asket, mit einem Bogen bewaffnet. Ein gleich dahinter laufender
Mann, mit Pfeilen versehen und ebenfalls einen Haarschmuck tragend. Dahinter (T. 14, 15)
eine ähnliche Figur, jedoch mit einem Beil bewaffnet, dann noch einer, der einen
Dreizack trägt. Eine Person, deren K opf sehr beschädigt ist, wird unter die Füße
getreten. Die letzten vier Personen sind fast nackt und tragen alle eine Schnur von
großen aksa-Nüssen.
Groneman weiß keinen R at für dieses Relief und schwankt zwischen dem Auszug
aus Mithilä, also nachdem Räm a seine Braut auf dem svayam vara erhalten hat, und
dem Auszug Rämas, Sitäs und Laksmanas in den Dandaka-W ald. Im ersten Fall
sieht er in den übrigen Gestalten die Großwürdenträger von Ayodhyä, die dem
Prinzen entgegentreten und die Reichskleinodien tragen552.
V an Stein Callenfels trifft eine bestimmte W ahl und hält hier die Begegnung mit
Paraguräma dargestellt. Bei dieser Identifikation, die ich übrigens für richtig halte,
läßt er jedoch alle Möglichkeiten offen553. Und deren gibt es viele.
Ich beginne mit Stein b, von dem Van Stein Callenfels behauptet, daß er nicht auf
seinem P latz steht. Tatsächlich ist der Anschluß nach beiden Seiten sehr zweifel
haft; außerdem ist es ganz unmöglich, an dieser Stelle einen räksasa anzunehmen.
Müssen wir also schon die beiden rechten Steine des Reliefs vernachlässigen, so sind
doch auch die übrigen lange nicht alle leicht zu erklären.
In den beiden Personen in der Mitte dürfen wir vielleicht Räm a und Sitä erkennen
und hinter ihnen Laksmana. Aber wer ist der Nackte ? Ist es Paraguräma ? Und wer
sind die anderen?
Es steht zwar bei V älm iki zu lesen, daß die Götter und andere himmlische Wesen
zu der Begegnung Räm as mit Paraguräma herbeieilten. W enn dies dargestellt sein
sollte, könnten wir in der ersten Person Paraguräma, in der zweiten und folgenden
Brahman, der in dem Epos der Führer der Götter bei dieser Gelegenheit ist, und in
den anderen die übrigen Götter sehen. Verschiedenes widerspricht jedoch dieser
Annahme. Zuerst die Attribute der »Götter«, die in keinem Fall m it denen der wirk
lichen Götter übereinstimmen; dann die zweite Figur, ein Argument, das uns zu
gleich auf die rechte Spur bringt. Denn wenn wir die folgende Szene betrachten,
auf welcher das Schießen mit dem Bogen dargestellt ist, dann sehen wir genau den
selben Asketen-Fürsten neben Räm a stehen, von den übrigen finden wir keine Spur.
W ir haben also in der zweiten Person Paraguräma zu sehen. Den Bogen, den er hier
trägt, hat er sowohl bei der Erzählung von der Begegnung in dem Räm äyana, wie
in dem M ahäbhärata554. Aber auch an den K etten mit großen aksas, welche alle
tragen, können wir erkennen, daß diese ganze Gruppe in Beziehung zu Paraguräma
steht. In dem Raghuvam ga - der übrigens sehr kurzgefaßt ist und möglichst wenig
Sachkenntnisse verm ittelt, um so viel wie möglich einer poetischen, meist an den
(T. 14, 15) Haaren herbeigezogenen Bildersprache Raum zu geben - wird ausdrücklich er
wähnt, daß Paraguräm a eine K ette von aksa-Nüssén trug, die vom rechten Ohr
herabhing555. In der einen oder anderen Weise muß dies hier ein besonderes Kenn
zeichen Paragurämas und seiner Schüler sein. Die letzteren glaube ich in den nack
ten Personen sehen zu können. Leider ist der Gegenstand, den der Vorderste in der
linken Hand trägt, ziemlich beschädigt; doch bei den anderen erkennen wir Dinge,
die bestimmt zu Paraguräma gehören: die Pfeile für seinen Bogen und das ihn
kennzeichnende Beil, paragu. D er Pfeil könnte dann derselbe sein, den nach dem
T Irthayäträ Paraguräma persönlich Räm a vor der Ablegung der Schießprobe über
gibt.
Leider habe ich nirgends einen Dreizack, wie ihn die letzte Gestalt trägt, als spe
zielles A ttribut Paragur ämas finden können. Vielleicht hängt dies aber damit zu
sammen, daß er Qivas Schüler ist, wovon in dem Drama gesprochen wird556.
Der Mann, der niedergerannt wird, droht wieder in nicht-javanischer Weise. (Vgl.
T ätak ä auf III. 4. c.)
Schließlich will ich noch auf den Zwerg hinweisen, welcher dem Zuge Rämas voraus
geht. W ir können in ihm vielleicht etwas Ähnliches sehen wie die palawidja der
javanischen Höfe. Rein javanisch ist die Sitte nicht, dergleichen seltsame Gestalten
einem Fürsten zu geben, sei es als Tribut oder als Geschenk.
VI. 9. f. Vor Bäumen (manga und ficus?) ein bogenschießender Prinz. Hinter ihm eine
(T. 15) kniende Figur ohne Krone und eine stehende fürstliche Gestalt, von der man nur
den K opf sieht. An der anderen Seite ein fürstlicher Asket und in kniender Stellung
ein kraushaariger, bärtiger Mann, der einen Köcher hält,
g. Eine Urwaldszene m it Getier: ein Affe (ein zweiter Affe ist sehr beschädigt), ein
aufgerolltes manis, Schuppentier557, eine Schlange. Im Vordergrund noch zwei
Pilze und Aronsstäbe. Über allem fliegt ein abgeschossener Pfeil hin.
Die Erklärung dieses Reliefs m acht wenig Schwierigkeiten. Räm a schießt Paragu-
rämas Pfeil von dessen Bogen ab und beraubt ihn dadurch der erworbenen Gebiete.
Bhärgava selbst sieht zu und macht mit der linken Hand eine Gebärde ähnlich der,
welche wir an Vigväm itra auf Relief V. 6. b. sahen. Auch hierin glaube ich wieder
eine zeigende Geste sehen zu müssen.
Weniger leicht ist die Erklärung der beiden übrigen Personen. Leider ist die Krone
sehr beschädigt, so daß wir daraus nichts Näheres entnehmen können; die kniende
Gestalt scheint eher ein Gefolgsmann Paragurämas als Räm as zu sein.
Neben einem mandapa zwei Diener. Die Jugendlichkeit des einen ist durch eine V
Blum e im H aar angedeutet; der andere trägt ein Schwert. V or dem mandapa ein (1
Fürst mit seiner Gemahlin, an ein Rollkissen gelehnt. Die Frau, deren Haarschmuck
sehr eigenartig ist,
zeigt auf aufgestapelte Opfergaben, bestehend aus einem Gefäß mit Blumen, drei i.
Körben mit Früchten, von denen die A rt der beiden kleineren viel mit dem djëruk
gemeinsam hat, während die andere A rt wahrscheinlich auf Java nicht vorkommt.
Ferner Kokosfrüchte usw. E in gezähmter Mungo mit einem Glöckchen. Ü ber all
dem sitzt eine jugendliche fürstliche Person. Neben dieser auf Stangen ruhende Op
fergefäße und eine durch die Schwere gebogene Verzierung in der A rt der balinesi
schen pëpëndjorans559.
Fünf junge Diener sitzen unter einem manga-Baum, in dem sich zwei Vögel nieder- j .
gelassen haben. Der hinterste derselben trägt ein fürstliches sente-Blatt, welches
auf tlie Anwesenheit eines Königs deutet.
V an Stein Callenfels sieht in dem Fürsten Dagaratha und in der Fürstin Kaikeyi,
welche ihn an sein Gelübde erinnert und die Verbannung Rämas fordert558.
Leider gibt er die Gründe nicht an, die ihn zu dieser Auffassung brachten. Daß ich
ihm in dieser Erklärung folge, hat seine hauptsächlichste Ursache in der Haartracht
der Fürstin. Genauer betrachtet besteht sie aus fünf aufeinander liegenden, nach
oben zu kleiner werdenden, kreisrunden Haarflechten. Vergleicht man nun hiermit
die Krone des Fürsten, so sieht man, daß diese in vollkommen gleicher Weise auf
gebaut ist und daß der Haaraufsatz der Frau nichts anderes ist als das »Gerüst« zu
dem des Mannes. Im besonderen kann man dasselbe »Flechtwerk« in der Krone des
Fürsten bemerken. Aber es ist trotzdem ein großer Unterschied vorhanden: die
Krone des Fürsten ist die Haartracht der Fürstin plus Zieraten und einem Diadem.
Umgekehrt deutet die H aartracht der Frau darauf, daß sie ihr Geschmeide aus dem
Haar genommen hat. Nun ist im Räm äyana besonders erwähnt, daß K aikeyi ihren
Schmuck ablegte, als sie die Aufm erksamkeit Dagarathas auf sich lenken wollte
und gleichsam trauerte, um die Erfüllung ihres Wunsches zu erlangen560. D a nun
das sente-Blatt von einem Fürsten, in diesem Fall Dagaratha, spricht, die aufgetra
genen Opfergaben auf eine vorgenommene Feier hinweisen und die H aartracht der
Fürstin auf Entledigung des Schmuckes deutet, können wir ruhig annehmen, daß
hier die Szene gemeint ist, welche die B itte Kaikeyis behandelt. Vielleicht, aber es
ist nur ein Vielleicht, müssen wir dann in dem Prinzen, der über den Opfergaben
sitzt, Bharata, Kaikeyis Sohn, vermuten.
VII. u . a . E in Brahmane, der einen kamandalu emporhält. Ein Fürst, in mahäräjalilä vor
(T. 17, 20) einem mitBildhauerarbeit gezierten, kleinen Gebäude sitzend. Neben diesem Fürsten
b. ein junger Prinz, ebenfalls in m ahäräjalilä, mit Knieband. Zwei Brahmanen von ge
ringerem R ang als der erste. Der hinterste trägt einen K ru g mit Blumen, der vor
dere eine Muschel.
c. Eine Frau mit Schwert und Schild, einen Kriegstanz aufführend. V or ihr auf der
E rde ein Gefäß mit Blumen, neben ihr wieder Blum en und eine Frucht. A n der an
deren Seite eine sitzende Frau, ähnlich geschmückt wie die Tänzerin, in der rechten
Hand eine Glocke und in der linken einen Bogen haltend. Zwischen beiden Frauen
ein Diadem (?).
d. Eine Gruppe musizierender Personen. Im Vordergrund ein Mann m it Schnurrbart,
der aus einer Handschrift563 rezitiert und einer, der mit der flachen Hand auf zwei
Trommeln schlägt. Dahinter zwei Frauen mit Handtrommeln und zwei, bei denen
nicht festzustellen ist, in welcher Weise sie sich an dem Konzert beteiligen. Halb
auf 12. e noch ein sitzender Musikant m it einer Glocke oder damaru.
V an Stein Callenfels will in diesem Relief sehen: Das Besprengen Rämas und Sitäs
mit Weihwasser an dem Morgen der beabsichtigten W eihe564.
Doch gleich ergibt sich eine Schwierigkeit: wer ist der Jüngling an Räm as linker
Seite? Ist das wieder ein »Irrtum«? Ich will mich bemühen, eine Lösung zu geben,
ohne meine Zuflucht zu Versehen seitens der Bildhauer nehmen zu müssen. Es ist
klar, daß hier die eine oder andere Feier stattfindet. Die Tänzerinnen, die Musikan
ten, die Priester lassen darüber keinen Zweifel. Es ist ebenso deutlich, daß diese
Feier den beiden Personen vor dem Gebäude gilt. Beides sind Männer; der eine ist
offenbar jünger und von geringerem R ang als der andere.
Die Stelle nach der B itte Kaikeyis in der Räm a-Erzählung läßt tatsächlich an die
rituelle W aschung vor der Weihefeier denken, die indessen nicht stattfinden wird.
Diese rituelle W aschung, die an Räm a und Sitä vorgenommen wurde, können wir
hier aber nicht annehmen, da keine Frau anwesend ist. Die Stellung des Brahm a
nen auf a könnte andeuten, daß die gekrönte Person von diesem m it Weihwasser
aus dem Kruge besprengt wird. Doch ist es nun einmal ungebräuchlich, wie es die
Barabudur-Reliefs beweisen können, daß eine solche Handlung an einer Person mit
einer Krone vorgenommen wird565. Betrachten wir das Relief denn auch genauer,
so sehen wir, daß sich noch der Verschluß auf dem kamandalu befindet und die Ö ff
nung nach der dem Fürsten abgekehrten Seite gerichtet ist. Folglich kann keine
Rede davon sein, daß der gekrönte Fürst mit Weihwasser besprengt wird. Man
kann höchstens annehmen, daß sich der Priester mit seinem K ru g zu der Person be
gibt, die nach ihrer H aartracht für ein Besprengen mit Weihwasser in Frage kommt.
Dies m üßte dann der junge Prinz sein, welcher, im Gegensatz zu dem älteren Für- (T. 17,
sten neben sich, durch eine Blum e im H aar als jugendlich bezeichnet wird. In ihm
könnten wir Räm a sehen; in diesem Fall kann der andere Fürst schwerlich ein an
derer als Dagaratha selbst sein. Aber bei dieser Annahme kommen wir sofort in
Konflikt mit der Erzählung, da Dagaratha den Plan schon aufgegeben hatte, Räm a
zum yu varäja (Kronprinz) weihen zu lassen, was auf der vorigen Tafel dargestellt
ist. Es ist hier nicht gut anzunehmen, daß er sich doch noch zu der W eihe niederge
lassen hat. Es bleibt dann nichts anderes übrig, als in dem Prinzen B harata zu ver
muten. Es steht zwar bei V älm iki zu lesen, daß dessen eigentliche W eihe niemals
stattfand und daß er nur als Stellvertreter für seinen Bruder auf trat. Aber wir stell
ten ja schon mehrere Abweichungen von diesem Gedicht fest und finden dagegen
in den hikajats einen viel weniger stark ausgeprägten Unwillen Bharatas, die K ö
nigswürde auf sich zu nehmen. In einigen Fassungen wird sogar ohne weiteres von
einer W eihe B haratas (Bërdanas und Tjitradanas) gesprochen.
Baldaeus gibt eine Fassung, wobei erst das Reich an Räm a übergeben wird und sich
Dagaratha dann zu dem Leben eines Asketen entschließen will. So könnten wir in
dem Prinzen auf unserem Relief also doch Räm a sehen; aber die B itte Kaikeyls
kommt erst danach, bei unseren Darstellungen dagegen vorher. Diese Lesart gibt
uns also keine bessere Lösung568. Für die A rt der Feier führe ich an, was Olden-
berg über den abhiseka sa g t: »Den König weiht zu seiner W ürde eine feierliche Sal
bung oder genauer Begießung (abhisheka); zu höherer Machtfülle erhebt ihn eine
weitere Handlung, die Königsweihe (räjasüya).« Ferner: »Der K önig empfängt die
Salbung auf einem Sessel sitzend, welcher aus dem Holz des Udumbara-Feigen-
baumes gezimmert i s t . . .«569. Bei dem eigentlichen räjasüya, was hier zwar nicht
dargestellt ist, kommen dazu noch andere Riten. Nach W eber ist der abhiseka der
Kern des räjasüya570.
D erTanz der Frau ist typisch tantrisch, wie wir ihn in der buddhistischen Ikono
graphie von Däkinis und anderen Wesen des »schrecklichen« Typus aufgeführt se
hen561. Es ist ein Tanz, der bis heutigentages in Tibet noch als religiöser Tanz vor
kommt. Vielleicht ist es gut, wenn wir ihn auf unserem Relief als zu der Feier ge
hörend und nicht zum Ergötzen des Publikum s bestimmt betrachten562. V on den
Musikinstrumenten sind die beiden Doppelkegeltrommeln leicht zu erkennen. Zu
welcher A rt sie gehören, ist schwieriger zu sagen. Die Stellung und die Anwendung
weisen darauf, daß wir es hier nicht mit dem mrdanga, mit zwei Trommelfellen, zu
tun haben, welches mehr dem javanischen këndang gleichkommt, sondern vielleicht
mit einer A rt wie das bämya, mit e in e m Trommelfell566. Die kleineren Handtrom
meln sind damarus, Sanduhrtrommeln, wie sie noch heutzutage von Schlangenbe
schwörern, aber selten bei Feiern gebraucht werden567.
(T. 17, 20) Indessen m uß ich auf den nicht-indonesischen Charakter des Ensembles aufm erk
sam machen. #
VII. 12. e. V or einem mit Bildhauerarbeit gezierten, kleinen Gebäude sitzen drei Personen.
(T. 20) Die erste, eine Dienerin, sieht nach der vorhergehenden Szene zurück. Die zweite,
eine Fürstin, macht eine Geste, welche an eine vitarkam udrä erinnert. Die dritte
Gestalt, ein Fürst, lehnt an einem Kissen und ist offenbar in trauriger Stimmung.
Unter dem Fußboden Gefäße m it Blum en und Flaschenkürbissen. Vor dem Fürsten
ebenfalls ein Gefäß m it Blum en und eine Frucht,
f. Vor einem Staatselefanten mit einer Glocke um den Hals und einem Büschel B lät
ter in dem Rüssel, und vor einem Pferd sitzen zwei Edelknaben. Mit dem Elefanten
beschäftigen sich zwei Diener.
Wenn ich nicht schon Szene 10 m it der B itte um Bharatas Weihe und Rämas V er
bannung erklärt hätte, so könnte man diese Darstellung dadurch erläutern. Nun
aber können wir nichts anderes darin sehen als die Trauer des fürstlichen Ehepaares
um den Auszug Rämas, der auf den folgenden Steinen dargestellt ist. Groneman
sieht d arin : Räm a und Sitä schlafend, vor ihrem Auszug. Wie ihm das möglich ist,
bleibt mir ein Rätsel; ebenso, daß er in Szene 11 die B itte Kaikeyis verm utet571.
Der Staatselefant und das Pferd deuten auf die Anwesenheit eines mahäräja.
Indessen bleibt die Sklavin ziemlich überflüssig. Auch V an Stein Callenfels, mit
dessen Erklärung der Szene ich übereinstimme, weiß keine Lösung572. W er die bei
den Edelknaben sind, ist mir nicht klar; vielleicht das Vorbild der panakawans?
Sehr wahrscheinlich ist dies aber nicht, da die panakawans immer etwas m ißgestal
tet sind und mehr dem Zwerg auf VI. 8. d. gleichen573.
Mit dem Stein f scheint etwas nicht in Ordnung zu sein, da der Anschluß an g sehr
zweifelhaft ist. Vielleicht ist anzunehmen, daß hier ein kleiner Stein fortgefallen
ist, der den Übergang von dem Elefanten, dessen Hinterleib fehlt, zu dem W ald
vermittelte.
VII. 13. g. Waldszene, mit Felsen und Tieren in einer Höhle (sciuridae). Zwei Diener hinter
(T. 21) einem Wagen; bei dem einen ist eine Brusttasche zu sehen. A u f dem W agen drei
fürstliche Personen, darunter eine Frau. Die vorderste Person hält in der rechten
Hand eine Peitsche, die hinterste stützt sich auf eine verzierte Rückenlehne. Zwi
schen den Rädern ein kleines Tier, dessen K opf abgebrochen ist (ein Frosch?). Der
W agen hat vier Räder und eine
h. sich spiralförmig nach oben ziehende Deichsel, woran ein Joch befestigt ist, das auf
den Hälsen zweier Pferde ruht, die den Wagen vorwärts ziehen. Die Pferde sind mit
herabhängenden cämaras, Fliegenwedeln, geschmückt, und tragen Geschirre mit (T. 21)
Medaillons um die Brust.
Die Erklärung dieser Szene ist e infach: Räm a, Sitä und Laksmana, auf einem W a
gen sitzend und von einigen treuen Dienern begleitet, ziehen aus A yodhyä in die
Wildnis. Den Wagen, von dem in den hikajats die Rede ist, sehen wir hier; aber
wir vermissen Sumantra, den Wagenlenker, der in dem Epos bei der Episode des
Auszugs eine Rolle spielt.
Sechs W erkleute, von denen zwei einen Zimmermannsdexel tragen, jav. pëtel. E in VIII. 14.
dritter hat ein von unten ausgefrästes Brettchen. Andere haben weniger gut er- (T. 22)
kennbare Gerätschaften oder Material. Sie sind in lebhafter Beratung.
Ein Gestell, einer umgekehrten Pyram ide ähnlich. Die K ante der Deckfläche ist b. c.
mit herabhängenden Wimpeln geschmückt, während durch die Ecken Kokosblätter
gesteckt sind.
Rechts ist ein kniender W erkmann noch damit beschäftigt. A u f die Deckfläche,
die aus parallel laufendem Lattenw erk m it Zwischenräumen besteht (Rost?),
wird von einem dahinterstehenden W erkmann eine verzierte K iste geschoben574.
Die K iste ist von niedriger Form, wird unten und oben von einem mit »Antcfixen«
verzierten Band umschlossen und steht auf kleinen Füßen.
Links des Gestelles sehen wir auf dem Boden einige Diener und eine Frau, während c. d.
hinter diesen ein Asket und noch zwei Diener stehen. Die Frau m acht die Geste des
Gewährens, varamudrä, der Asket streckt beide Hände zum Em pfang aus und
einer der Diener macht eine Gebärde von Verwunderung. Ein Arbeiter ist im Hin
tergrund wieder mit dem Gestell beschäftigt. Ganz im Vordergrund befindet sich
ein auf Java wahrscheinlich nicht vorkommendes Tier, das etwas auffrißt. V or der
Frau stehen drei versiegelte Geldsäcke. #
Groneman weiß mit dieser Szene nichts anzufangen. Tonnet gibt eine Lösung, die
von V an Stein Callenfels übernommen wird. Danach sollen wir in dieser Episode
Dagarathas Leichenverbrennung sehen575.
D aß hier etwas vor sich geht, was m it Dagarathas Tod in Verbindung steht, kann
uns an dieser Stelle in der Erzählung nicht befremden. Aber wer sind die lebenden
Personen? Meistens Werkleute, dann ein kraushaariger Sklave, einige Diener und
eine Frau. Achten wir auf die H aartracht der Frau, dann könnten wir vielleicht
eine Dienerin in ihr sehen, da jeder Schmuck fehlt. Aber sie trägt ein Tuch um den
Kopf, ebenso der Mann an ihrer linken Seite, das man sonst bei Dienern nirgends
findet. Außerdem ist es deutlich, daß sie in versiegelten Säcken Geld verteilt und
daß die Person neben ihr sich daran beteiligt (rechter Hand). Das eine oder andere
I S S
(T. 22) gibt Anlaß, in der Frau eine W itwe zu sehen, die ihren Schmuck abgelegt und ihr
H aupt umwickelt hat. Die Person neben ihr ist ein männlicher Leidtragender376.
Wenn die obige Auffassung richtig ist, können hier schwerlich andere Gestalten als
K ausalyä und B harata gemeint sein, die W itwe des toten Dagaratha und dessen
zum Nachfolger geweihter Sohn.
Doch damit ist das Gestell noch nicht erklärt.
In dem Räm äyana ist die Rede von einem Scheiterhaufen an dem Ufer der Qarayü,
wo die Leiche Dagarathas von Bharata verbrannt wird, worauf die W asserzeremo
nie folgt. Dann kehrt man zurück und erst nach dem gräddha am zwölften und drei
zehnten T ag werden die Brahm anen beschenkt. Auf unserem Relief aber geschieht
das letztere schon durch die W itwe, während der Scheiterhaufen noch nicht bereit ist.
In dem m alayischen H ikajat Sëri Ram a wird aber auf pag. 52-54 von der Verbren
nung der Leiche Dagarathas gesprochen, die von Bërdana und Tjitradana vorge
nommen wird, und zugleich von der Austeilung von Geschenken an Brahmanen
durch Mandu Dari, die W itwe. Auch liest man, wie der tote Körper in eine goldene
Leichenkiste, këranda ëmas, gelegt wurde, welche verziert war. Zwar finden wir
das meiste hiervon auch in dem Epos, aber dort ist es ausschließlich Bharata, der
die Geschenke verteilt, während in dem hikajat auch die W itwe daran teilnimmt.
Alles zusammen genommen werden wir also in der Relief darstellung nicht die eigent
liche Verbrennung sehen müssen, sondern vielleicht die Aufstellung der Leichen
kiste auf dem Scheiterhaufen und die Verteilung der Geschenke577.
IX. 15. a. Felsen m it einem vierfüßigen Tierchen darauf.
(T. 23) b. Zwei Reiter, vielleicht Edelknaben; das eine der kleinen Pferdchen trägt Schellen
um den Hals.
c. Ein Fürst mit einem utpala in der Hand, unmittelbar gefolgt von einem Diener,
welcher eine Tasche im Gürtel trägt.
IX. 16. d. Ein stehender Fürst nimmt von einem sitzenden Sandalen in Empfang.
e. Ein Rollkissen liegt gegen ein kleines Gebäude, das mit Bildhauerarbeit geziert ist;
ein Gefäß mit Blum en und einige lose Blumen.
Auch für diese Szene weiß Groneman keinen R at - insbesondere findet er keine
Deutung für »den abgerundeten viereckigen Gegenstand«578. V an Stein Callenfels
hat recht, wenn er hier die Übergabe der Sandalen durch Räm a an B harata sieht,
die als Stellvertreter für Räm a gelten sollen579. Ü ber die zuviel vorhandenen Per
sonen schweigt er jedoch. Um K larheit zu erhalten, werden wir gut tun, dieses R e
lief in zwei Teile zu zerlegen. Dann geben a. b. c. das Herannahen Bharatas. Dieser
beabsichtigt eine Begegnung herbeizuführen, wie aus seinem Lotus zu schließen ist; (T. 23)
d. e. zeigen dann die Überreichung der Sandalen580.
Ein Diener mit (abgebrochenem) Schwert, eine Brusttasche tragend. U nten kriecht X. 17. a.
eine Schlange aus den Felsen. E in Fürst mit dem utpala, das wieder auf eineBegeg- (T. 24)
nung deutet. Dahinter neben ihm ein zweiter mit weniger vornehmer Krone.
Eine Prinzessin, zwei Prinzen, von denen der eine einen Bogen ab sch ießt; davor X. 18. b.
eine kniende Person ohne Krone.
Zwischen Bäumen zwei räksasas. Der eine trägt einen B art und flieht, während der c.
andere niedergestürzt ist. Ihre Arme sind von Pfeilen durchbohrt. Die räksasas
sind mit vielen Totenköpfen geschmückt.
Ein Haus m it offener Seitenwand; darin unter einer Draperie einige Gefäße mit d.
Lotusblumen. Unter dem Haus ein unbekanntes Tier. D avor ein Asket neben sei
nem Opferfeuer. Das Haus steht auf einem Felsen.
Groneman sieht hier mit mehr, V an Stein Callenfels mit weniger Bestim m theit
den K am pf mit Khara (und Düsana). Der letzte glaubt außerdem noch die drei
Brüder auf dem Relief zu sehen und erwähnt dann, 'daß ihm diese Kombination
nicht klar ist, da B harata schon lange zurück war, bevor Räm a in einen Kam pf mit
Khara verwickelt wurde581. Nehmen wir an, daß auch in diesem Relief die synop
tische Methode angewandt ist, dann verschwindet schon sofort das Zuviel an Per
sonen. W ir sehen dann auf a und teilweise auf b Räm a m it der Königskrone, Sitä
mit der Spiralkrone, und zwischen beiden Laksm ana582. E in Diener begleitet sie
auf ihrem Zug durch den W ald. Auf b sehen wir dann wieder Räm a, der hier jedoch
eine andere, weniger vornehme Krone trägt, schießend; Laksmana, dessen erho
bene rechte Hand die abhayam udrä m acht, die Geste des »Fürchte nichts!«, und
auf der Erde Sitä ohne Krone und in schmerzvoller Lage! Denn Virädha, einer der
räksasas, hatte sie geraubt und erst nach schwierigem K am pf war es den Brüdern
gelungen, sie zu befreien.
Daß tatsächlich diese Episode und keine andere gemeint ist, wird uns klar, wenn
wir auf die Verwundungen der räksasas achten. Beide sind am Arm verletzt und
auch in dem Epos ist es der Arm , der von den Brüdern gebrochen wird. Man achte
ebenso auf das Gesicht der auf der Erde knienden Sitä, auf dem Abscheu zu lesen
ist. Was die Handhaltung Laksmanas betrifft, so glaube ich, daß diese außer der
abhayamudrä auch noch eine vitarkam udrä, Geste der Beweisführung, zeigt, und
zwar mit der Hand, die ich zwischen ihm und Räm a, in der Höhe von Sitäs Gesicht,
zu sehen glaube. Seine W orte könnten also gelautet haben: »Fürchte nichts
(abhava), denn (vitarka) Räm a wird alles zum Besten wenden.« Die einzige Schwie-
(T. 24) rigkeit, die noch bleibt, sind die beiden räksasas, da in den T exten von e i n e m ,
Virädha, gesprochen wird. Doch brauchen wir uns den K o pf nicht darüber zu zer
brechen, da es eine Doppelbildung wie bei T ätakä ist.
D er Asket und sein Feuer, in dem wir wohl ein tapas-Feuer zur Selbstquälerei durch
H itze sehen müssen, soll dann vielleicht zeigen, daß Räm a und seine Gefährten
sich von einem Asketen zum ändern begaben, während sie überall Hilfe gegen die
räksasas brachten.
XI. 19. a. Zwei Tiger lauern in einer Höhle.
(T. 25) b. E in bärtiger, kraushaariger Asket (?) sitzt auf der Erde, neben einem aus Säulchen
c. und geflochtenem Bambus bestehenden, kleinen Gebäude; davor zwei fürstliche Per
sonen, die sich an ein Rollkissen lehnen; die zurücksitzende legt die rechte Hand auf
die Schulter der vorderen. Vor dem Sitz steht ein Tierchen, dessen K opf abgebro
chen ist. A n der anderen Seite (noch auf b) ein Gefäß mit Speise (?).
XI. 20. d. Eine fürstliche Person, die mit der linken Hand droht. Unter deren Arm ein nieder
fallender Pfeil von besonderer A rt. In einer kleinen Felsenhöhle ein Nest m it V ö
geln und in einem Baum zwei große Vögel m it menschlichen Gesichtern, die nach
unten sehen. An einem Zweig desselben Baumes hängt ein Opferkörbchen und eine
Frucht583.
e. Eine gleiche Frucht an demselben A st und mehrere Vögel in dem Baum. U nten
links den Baum erklimmend, eine kleine Kokosratte (jav. badjing). Unter dem
Baum ein sehr großer, flügelschlagender Vogel, dessen K o pf abgebrochen ist.
Groneman sieht hier die erste Begegnung mit Jatäyus, dem Geier584. Die drohende
H altung der Gestalt, die sich m it ihm beschäftigt, steht in Gegensatz zu der Erzäh
lung, wo das Zusammentreffen sehr harmonisch ist, und läßt erkennen, daß Grone-
mans Annahme ein Irrtum ist. V an Stein Callenfels bringt uns auf die richtigeSpur,
wenn er meint, hierin die Episode zu sehen, wo Räm a die Krähe bestraft. Sie hatte
Sitä belästigt, von ihrem Opferfleisch genascht und wurde darauf von Räm as aus
Gras geflochtenem Pfeil verfolgt, um schließlich ihre Böswilligkeit mit der Erblin
dung eines Auges zu büßen585. Außer den zwei »Nasenaffen«587, die er in den Vögeln
auf dem Baume erkennen will, und den Streifen (getrockneten) Fleisches, die er in
demselben Baum hängen sieht, in dem ich lieber ein verziertes Opferkörbchen in
der A rt des javanischen an tjak586 vermuten möchte, kann ich die Erklärung ruhig
übernehmen, soweit sie den linken Teil des Reliefs betrifft.
Aber es sind noch viele Schwierigkeiten vorhanden.
So frage ich mich, was in dieser Episode drei Männer zu tun haben, während in der
Erzählung nur von zweien (Räma und Laksmana) und von einer Frau (Sitä) die (T. 2
Rede ist?
Außerdem fällt die Episode in dem Epos v o r die Ankunft Bharatas, während sie
hier erst danach erscheint.
Das letztere mag nicht allzu schwer wiegen, da die Episode durch den Komm en
tator fürpraksipta, eingeschoben, erklärt wird. Das erstere dagegen ist schwieriger.
Wenn wir in einem der beiden Männer vor dem Gebäude eine Frau annehmen müs
sen und sich die Bildhauer also geirrt hätten, sollte Laksmana doch" wohl etwas
allzu frei seine H and auf Sitäs Schultern legen, während Räm a m it der Bestrafung
des Vogels zu tun hat. Deshalb sollten wir die Darstellung in zwei Teile zerlegen
und in der Szene m it dem kleinen Tierchen, das gleichsam gefüttert wird, etwas
sehen, was der Episode m it dem Vogel vorangeht. Leider ist eine solche Szene un
bekannt. Die Tatsache, daß hier drei männliche Personen dargestellt sind, läßt mich
trotzdem an dieser Trennung festhalten588.
Ein Fürst, gegen ein Rollkissen gelehnt und vor einem reich verzierten589 Haus auf XII.
Pfählen sitzend. Mit der rechten Hand m acht er eine Geste des Schenkens und des (T.
Zustimmens.
Eine kniende Prinzessin hält ein Kissen, auf dem ein Geldsack und zwei Blumen b.
liegen. In ihrer Krone eine schöne Variante der Spirale. Vor ihr liegt eine dritte
Blume, im Hintergrund steht ein K rug neben einem Baum. Hinter der Prinzessin
kniet eine kraushaarige Dienerin.
Eine fürstlich geschmückte Frau steht neben einem Baum, mit einem utpala in der c.
rechten Hand.
Es ist deutlich, daß wir es hier mit der Episode von Qürpanakhä zu tun haben.
Aber wie ?
Groneman glaubt, daß Sitä hier bei der Bedienung Rämas ist, daß sich hinter ihr
Qürpanakhä mit »tierischem Gesicht und häßlichem Busen« verborgen hält und
sich auf c in eine bildschöne Jungfrau verwandelt hat, um Räm a zu verführen590.
Nun mag vielleicht das Anbieten von Geldsäcken zu der täglichen Bedienung R ä
mas gehört haben, aber seine Geste und Stellung darf nicht unberücksichtigt blei
ben. W ohl deutet seine Handhaltung auf Zustimmung und Gewährung, was also
vielleicht Gronemans Auffassung nicht widerspricht. Aber es befremdet uns, daß
es dem Medicus m it der langen indischen Praxis entging, daß Räm as Haltung, ge
linde gesagt, unmanierlich genannt werden muß und es nicht gut denkbar ist, daß
er eine solche einnahm, wenn Sitä kam, um ihr tägliches »Geldgeschenk« anzu
bieten.
(T. 28) Es ist denn auch jemand anders, der das Geld- Gastgeschenk überreichen läßt, näm
lich Qürpanakhä. Die darauf liegenden Blum en deuten wieder darauf, daß eine B e
gegnung stattfinden soll. Räm as Geste stim mt der Zusamm enkunft zu, aber seine
H altung zeigt schon zur Genüge, in welcher Weise sie verlaufen wird. Die Dienerin
hinter Sitä ist dann nicht mehr als das und Qürpanakhä steht in Erwartung des
Besuches, auf das schönste herausgeputzt. Das utpala, das sie in der Hand hält,
weist wieder auf die Begegnung hin.
XII. 22. d. Zwei sitzende Personen, eine mit Zieraten geschmückt. V on der vorigen Szene durch
(T. 28, 29) einen nangka-Baum getrennt.
e. V or einem offenen, kleinen Gebäude ein Fürst mit verziertem Bogen in der Hand.
Die Linke ist drohend ausgestreckt592. E r lehnt gegen ein Rollkissen. V or ihm ein
umgefallenes Gefäß mit Blumen. >
f. Eine kniende Frau in dem üblichen, fürstlichen Schmuck. V or einem Baum eine
Dienerin von häßlichem Aussehen. Ihre Hände zeigen abhaya- und vitarkamudrä.
Sie trägt große Schellen in den Ohren.
N icht weniger als drei Episoden aus der Räm a-Erzählung können für diese Szene
in B etracht kommen. Erstens: Qürpanakhä wird von Laksm ana abgewiesen, zu
dem sie von Räm a gesandt worden war. Zw eitens: Sie beklagt sich bei ihrem B ru
der K h ara über die Verstümmelung ihres Gesichtes durch Laksmana. Drittens:
Sie kommt zu Rävana, um diesen zur Rache aufzufordern.
Groneman und Van Stein Callenfels entscheiden sich beide für die dritte Episode591.
Trotzdem sind genug Bedenken gegen diese W ahl anzuführen. Zuerst die Tatsache,
daß R ävana hier mit einem H aupt dargestellt wird, während er sonst auf den R e
liefs stets zehn Köpfe hat, wenn er sich in seiner gewöhnlichen Gestalt befindet.
Ferner ist von der ganzen Verstümmelung Qürpanakhäs nichts zu sehen und eben
sowenig ist die inzwischen wieder angenommene räksasi-Gestalt wiedergegeben.
Schließlich macht R ävana eine drohende Geste gegen sie, was mit der Erzählung
auch nicht in Einklang zu bringen ist. Dies sind Gründe genug, um die dritte E r
klärung zu verwerfen. Für die zweite Auslegung gelten die beiden letzten Bedenken,
während für die erste keines von all diesen zutrifft. Im Gegenteil, die drohende Geste
ist hier sehr gut am Platz, die »schöne« Gestalt Qürpanakhäs stim mt ebenfalls mit
der Erzählung überein. Der ärgerliche Zug in dem Gesicht der letzteren entspricht
einerseits der sehr beleidigenden H altung Laksmanas und andererseits den mudräs
der Dienerin, die soviel sagen sollen als: »Sei nicht bang (abhaya), du kannst ja
Rache nehmen (vitarka)«593.
Die beiden Personen auf d spielen bei dem Geschehnis keine Rolle.
Vor einem kleinen Gebäude sitzt eine Prinzessin, an ein Rollkissen gelehnt.Daneben XII. 23. g.
kauert ein Mann auf der Erde, dessen Gesicht beschädigt ist. Die Richtung der Kro- (T. 32, 33)
ne verrät jedoch, daß er zu der Prinzessin aufgesehen hat.
Ein Bogenschütze in fürstlichem Schmuck. E in Baum , der auf J ava nicht vorzu- h.
kommen scheint, wächst auf den Felsen (die Früchte sind dieselben, die wir auf R e
lief VI. 10. i. unter den Opferfrüchten sehen).
Ein Muncak, ja v. kidang, nach der H alskette mit Glocken zu schließen kein alltäg- i.
liches Tier, wird von einem Pfeil in die Seite getroffen. Dahinter ein räksasa, der
schreiend wegfliegt.
Felsen, Vögel, eine Schlange, eine Badestelle mit Wasserrohren. j.
Rämas Jagd auf die Gazelle594, in welche sich Märica verwandelt hatte, um Räm a
' von Sitä wegzulocken. Zugleich aber der Augenblick, in dem Märica mit Rämas Stim
me um Hilfe ruft und Sitä dieses hört. Der Gesichtsausdruck Sitäs läßt darüber
keinen Zweifel. Die Fische, die Groneman noch in dem Bassin schwimmen sah,
sind offenbar inzwischen verschwunden. Ich kann sie wenigstens nicht mehr finden.
Ein sehr junger Diener hat eine Banane in der Hand, um welche ein Affe bettelt. Es XIII. 24. a.
ist ein »kridamarkata«, ein Spielaffe, wie aus dem Strick um seinen Leib zu sehen (T. 34)
ist. Beide sitzen unter einem mahga-Baum, in dem ein Vogel rastet. Unter dem
Baum ein Gefäß mit Trinkwasser, an dem ein kleiner Becher befestigt ist.
Vor einem offenen Haus, in dem Blumen, ein këndi und ein Gefäß mit Früchten ste- b.
hen, sitzt eine sehr erschrockene, kraushaarige Sklavin. Ein kleines Tier, das dem
auf Relief VIII. 14. b. ähnlich ist, frißt Reis aus einem umgefallenen Reistopf; das
Umfallen hat noch immer eine sehr ungünstige Bedeutung. Eine Eidechse kriecht
auf den offenstehenden Verschlag des Hauses und wird von zwei Vögeln auf dem
Dach feindlich betrachtet. In einem Bananenbaum sitzt ein kleiner Vogel, der von
einer Schlange bedroht wird. Vor dem Baum ein Gefäß mit einer roten und drei
blauen Lotusblumen.
Eine Frau wird von einem Asketen entführt, während ein großer Vogel seine Klauen c.
in dessen Krone schlägt. Ein cämara, ein Reistopf, ein N apf und auch
ein chattra, samt einem Krug, stürzen nieder595. d.
Sitä wird von dem als Brahm anen verkleideten R ävana entführt, nachdem sich
auch Laksm ana von ihr entfernt hat. W as der große Vogel bedeuten soll, ist nicht
klar, wenn nicht Jatäyus gemeint ist, der aber auf der folgenden Darstellung ganz
anders aussieht.
XIII. 2 5. d. In der Lu ft ein großer Vogel, von einer Lanze bedroht. Auf dem Felsen ein davon-
(T. 35) eilendes Tier und im Vordergrund einige Pilze.
e. Ein fliegender Dämon trägt eine Plattform . Darauf eine vielköpfige und vielarmige
Fürstengestalt, die eine Frau umklammert hält. Diese Frau ohne Krone gibt dem
Vogel auf d einen Gegenstand. Links hat der Fürst zehn Arme, deren vorderster
ein Schwert trägt. Dann kommen zwei freie Hände, darauf nacheinander: päga
(Strick), trigüla (Dreizack), ahkuca (Elefantenhaken), gara (Pfeil), dhanu (Bogen),
paragu (Beil) und vielleicht gadä (Keule). Einige der rechten Hände benützt er zum
Festhalten der Frau, während sich in einer ein khadga (Schwert) und in einer an
deren die Lanze befindet. Das übrige gehört zu der folgenden Szene596.
Auch hier ist wieder alles klar. R ävana fliegt m it der geraubten Sitä durch die Lu ft
und käm pft unterwegs m it Jatäyus. Auch bei diesem R aub ist Sitä ohne Krone
dargestellt. (Vgl. X. i8. b.) Aber es gibt doch verschiedene Abweichungen von der
Erzählung im Epos. So wird dort Sitä von R ävana in einem von Eseln gezogenen
W agen fortgeführt, hier auf einer Plattform , die von einem fliegenden Dämon ge
tragen wird. Ein Übergang zu dem javanischen wilmana, das sowohl mit dem in
donesischen wil wie m it dem Sanskritwort vimäna, Gefährt, Zusammenhängen soll
te. Ob diese Personifizierung von Rävanas Wagen in der Darstellung Anlaß zu der
Bildung des Wortes wilmana gab oder ob die Sache umgekehrt war, kann ich nicht
entscheiden597. Eine andere Abweichung ist, daß Sitä Jatäyus etwas übergibt, wor
in wir sofort einen R ing erkennen werden. Dies geschieht ebenfalls in den hikajats.
XIII. 26. e. Unter einem Baum, in dem ein badjing (Kokosratte) klettert, sitzt ein kraushaari-
(T. 35, 36) ger Diener, mit einer Blum e in der Hand. Hinter ihm steht ein entspannter Bogen
und ein gefüllter Pfeilköcher neben einem unkenntlichen Gegenstand.
f. Von demselben Baum springt eine zweite Kokosratte auf einen anderen; in den
Zweigen ein Vöglein. An den Felsen sitzen zwei Prinzen. Der eine stützt in trauriger
H altung den K opf in die Hand, während der andere auf
g. einen großen Vogel zeigt, der einen Fingerring im Schnabel hat. Felsen mit drei
Kokosratten und einer Schlange. Die beiden Männer gehören wieder zu der folgen
den Szene. *
Auch hier ist alles deutlich: Jatäyus überreicht den Ring, den ihm Sitä auf der vo
rigen Darstellung übergeben hatte (denn dies war der undeutliche Gegenstand).
Bemerkenswert ist, daß Räma, den wir wohl in dem trauernden Prinzen sehen müs
sen, eine weniger vornehme Krone als Laksmana trägt, der ihn auf den Vogel auf
merksam macht. Vielleicht muß man hier tatsächlich ein Versehen des Bildhauers
annehmen. Beachtenswert ist auch die Gestalt des Vogels. Das Tier gleicht mehr (T. 35, 36)
einem großen Papagei als einem Geier, als welcher es in dem Epos auf tritt. Man
dürfte diese Abweichung vielleicht der Unwissenheit des javanischen Bildhauers
zuschreiben und seine Phantasie bei der Formung der Gestalt Jatäyus eine Rolle
spielen lassen. Aber damit würden wir auf einen Irrweg kommen, da wir bei Moor
das folgende lesen können: ». . . und obwohl er einen Beinamen führt, der dem K ö
nig der Geier äquivalent ist, wird er doch manchmal einem Papagei oder einem
Pfau ähnlich dargestellt«698. Schon in den Höhlentempeln von Ellora hat das Tier
diese eigenartige Gestalt, also lange vor der Zeit unserer Reliefs599.
Zwei Diener, ein jüngerer und ein älterer. Der erste ist mit einem Bogen, der zweite XIII. 27. g.
m it einem kurzen, breiten Schwert bewaffnet. (T. 36)
Ein Prinz mit einem langstieligen utpala in der rechten und einer kleineren Blum e h.
in der linken Hand. Ein anderer Prinz, mit dem Bogen schießend. Alles spielt sich
an einer Felsenpartie ab.
E in Riese mit einer H alskette aus Schlangen, einem zweiten Gesicht auf dem Bauch, i.
von einem Pfeil durchbohrt. In der rechten Hand hält er einen Stein, wie noch zwei
auf der Erde liegen. Unten, vor den Felsen, kommen zwei große Schlangen aus ihrer
Höhle. Die eine bedroht einen Frosch.
Eine göttliche Gestalt, wie aus dem Lotus hervorgeht, aus dem sie aufsteigt600. Ihre j.
Hände sind zu einem puspänjali gefaltet. Unter dem Lotus kriecht ein Skorpion
in seine Höhle.
Kabandha, der Riese, dessen H aupt ihm von Indra in den Leib geschlagen wurde,
wird von Räm a durch einen Pfeilschuß getötet. Der himmlische gandharva, der er
eigentlich war, kommt darauf zum Vorschein und steigt vor den Augen der Brüder
zum Himmel auf601.
Merkwürdig ist hier aber, daß der Riese ein zweites H aupt erhalten hat. Zweifellos
wird er dieses auch in der gefolgten Erzählung gehabt haben und können wir hier
nicht allein an eine Freiheit des Bildhauers denken. Diese Episode ist in den indo
nesischen Texten bis zur Unkenntlichkeit verändert602.
Ein Diener, der ein utpala trägt, und ein Prinz, der mit der rechten Hand eine vitar- XIV. 28. a.
kamudrä macht. (T. 37)
E in zweiter Prinz, mit einem Bogen bewaffnet. b.
Wieder ein Fürst, aber nur mit dem Bogen schießend, in älidha-Haltung. Im Hin- XIV. 29. b.
tergrund Felsen und Bäume.
(T. 37) c. Felsen mit Schlange und Vogel, ein Baum. Daneben ein Teich oder Fluß, in dem
ein Krokodil liegt, das von einem Pfeil getroffen ist603; Fische schwimmen in dem
Wasser. An dem U fer eine fürstlich geschmückte Frau, welche die Hände in pus-
pänjali aufhebt. Dahinter, auf den Felsen, ein Affe, der eine bestimmte Geste
macht.
d. Fortsetzung von c. Blaue und rote Lotusse. Fische, Schneckenhäuschen und eine
U ferlandschaft mit einem Schwein.
V an Stein Callenfels war anderswo bemüht, dieses Relief zu erklären, indem er eine
Einwirkung der bekannten Erzählung aus dem Mahäbhärata annahm, worin Arju-
na bei dem Baden von einem Krokodil gepackt wird. Der Held zieht das Tier auf
das Trockene und dieses verwandelt sich in eine Himmelsnymphe, die einstmals
durch einen Fluch zu einem Krokodil geworden war604. Obwohl ich die A rt der D ar
stellung derFrau für nicht so typisch für eine zumHimmel emporsteigende, von einem
Fluch erlöste Gestalt halte, wie der Urheber der Hypothese gerne glauben machen
möchte605, so halte ich doch mit ihm eine Einwirkung des einen Epos auf das andere
in dieser Weise durchaus nicht für unmöglich.
Im Gegenteil, selbst in dem hikajat haben wir eine ähnliche Einwirkung genau
derselben Erzählung feststellen können. In S 231 können wir sie wiederfinden. V on
größerer Bedeutung ist wohl, daß diese Vermischung schon auf indischem Boden
stattfand. Denn in dem Text, den Fauche bei seiner Übersetzung benützte, lesen
wir ebenfalls von dem räksasa, der von R ävana hinter Hanumat her gesandt wird,
als dieser die Heilkräuter holt606. Dieser räksasa, Kälanem i genannt, verwandelt
sich in einen Asketen und gibt dem müden Hanumat den R at, in einem nahen
Teich zu baden. Als der Affe dies tut, wird er von einem weiblichen Krokodil ge
packt, das er in derselben Weise wie Arjuna auf das Trockene zieht.
Indessen ist damit das Relief noch nicht erklärt, da hier geschossen wird. Es gelang
mir nicht, diese Variante irgendwo zu finden.
Daß übrigens gerade an dieser Stelle ein Einfluß einer anderen Erzählung angetrof
fen wird, kann uns nicht wundernehmen, da an der übereinstimmenden Stelle des
Epos eigentlich nichts geschieht, d. h. sich keine typische und leicht darzustellende
Episode abspielt. Denn dort ist nur erwähnt, daß Räm a und sein Bruder zu der
gabari kamen und von dieser Asketin Verehrung empfingen. E in neutralerer und
mehr zur Einfügung der einen oder anderen beliebten Erzählung geeigneter Vor
wurf ist kaum zu finden. Ich zerlegte das Relief in zwei Teile, weil nicht weniger
als drei Prinzen dargestellt sind, also einer zuviel. Stein a und die rechte H älfte des
Steines b stellen also vor, wie Räm a und Laksm ana die Wildnis weiter durchziehen;
darauf folgt unmittelbar die Episode mit dem Krokodil.
E in kraushaariger Sklave mit einem Sonnenschirm. X V.30. a.
E in Prinz mit utpala in der rechten Hand; die linke spielt mit dem upavita. E in (T.40,4i)b.
zweiter Prinz, mit einem kleinen Lotus in der rechten und einem Bogen in der
linken Hand. Daneben arghya-Körbchen und Felsen.
E in vor den Felsen sitzender, großer Affe m it langem Schwanz. Zwei Prinzen; einer XV. 31. c.
m it und einer ohne Aureole, der rechte mit Pfeil und Bogen, der linke mit utpala.
Zwei große Affen. Der linke trägt eine geringelte Keule und zeigt mit der anderen d.
H and auf die Erde. Felsen, Bäume mit Vögeln, Aronsstäbe.
Dieses Relief wurde nach Groneman zuerst bloßgelegt und gab Anlaß zu der V er
mutung, daß man es hier m it Darstellungen aus dem Räm äyana zu tun habe. Es
wurde ausgelegt als die Begegnung m it Hanum at und das Geleiten zu Sugriva607.
Daß dieses Relief in zwei Teile zerlegt werden muß, ist ohne weiteres klar. Auf
der rechten H älfte sehen wir dann Hanumat, die bei der Begegnung von ihm ge
schenkten Früchte vor sich. Ob diese Begegnung in der T at schon stattgefunden
hat, bezweifle ich. Hanumats H altung ist nicht sehr ehrerbietig und die Prinzen
sowie ihre chattra-Träger nehmen wenig Notiz von ihm. In jedem Fall gilt dies
aber für die linke Hälfte. Hier ist aber wieder eine Schwierigkeit das Auftreten
zweier Affen, während alle T exte nur von einem sprechen. Doch scheint es der Bild
hauer gerade bei diesem Relief nicht so genau genommen zu haben, da in den K ro
nen der Brüder auf beiden Reliefhälften große Unterschiede zu beobachten sind.
Besonders hat die Gestalt an der linken Seite des Steines c, was die Krone betrifft,
an Vornehmheit verloren, da das ganze Diadem fehlt, der unterste Teil jeder
Krone609.
Indessen ist ein großes Bedenken gegen die Erklärung der Szene 31, wie sie oben
gegeben ist, anzuführen. Das folgende Relief gibt nämlich die »zufällige« Begegnung
mit Sugriva.
W enn nun in diesem Relief die Affen Räm a zu Sugriva bringen, wie auch in dem
Epos zu lesen ist, kann auf dem folgenden schwerlich von einer »zufälligen« Begeg
nung die Rede sein, sondern eher von einer »absichtlichen«.
D a nun die Erklärung des folgenden Reliefs auf den hikajats und den javanischen
Räma-Erzählungen basiert, wird es gut sein, sich an das zu erinnern, was sie über
die Begegnung mit Hanum at berichten.
In R 109-110 wird nämlich erzählt, daß Hanuman nach der Begegnung mit Sëri
Ram a zu seinem Oheim B alia ging, obwohl er erst mit Sëri Ram a zu Sugriwa gehen
wollte. Es scheint mir, daß dieser Gang zu B alia (Välin) eine Variante ist, welche
man anbrachte, um doch noch die zufällige Begegnung mit Sugriwa zu ermöglichen,
(T. 40, 41) die sehr typisch ist und aus dem einen oder anderen Grund in die Erzählung auf
genommen werden muß.
Etw as Ähnliches haben wir dann vielleicht auch auf unserem Relief, so daß anzu
nehmen ist, daß auf der linken H älfte (c und d) die Brüder und die Affen ihres W e
ges gehen: Hanumat zu Välin und Räm a zu Sugriva, dessen Zufluchtsort noch un
bekannt ist. W ir treffen die Affen denn auch nicht früher wieder an als n a c h der
Begegnung mit Sugriva, während in dem Fall, daß der Fassung des Epos gefolgt
sein sollte, Hanumat bei der Begegnung m it Sugriva nicht gut fehlen kann.
Wie man sich erinnert, ist die Episode von Rämas Kam pf mit Välin und was damit
zusammenhängt, auch in der indischen Literatur häufig sehr verschieden darge
stellt. Ich erinnere nur an die Lesart in dem Drama, wo Sugriva erst auf das Ge
rücht von Räm as K am pf mit Välin herbeieilt und dem Helden vorher nicht begeg
net ist608.
Aber wir müssen zugeben, daß das Vorkommen der Affen stark an ein wegweisen
des Auftreten erinnert; das eine schließt das andere jedoch nicht vollständig aus,
da die Affen ja immer noch eine andere Richtung eingeschlagen haben können,
nachdem sie ein Stück Weges mitgegangen sind610.
X VI.32.a. Ein Prinz in trauriger oder müder Haltung, an den Felsen sitzend. Seinem Sitz ist
(T. 4 2-44) durch ein paar Blum en das Aussehen eines Thrones gegeben.
b. Eine fürstliche Person kniet vor dem Prinzen und hält einen köcherartigen Gegen
stand in den Händen. m aiiga-Baum und Felsen.
XVI. 33. c. Ein Prinz m it demselben Gegenstand wie auf b, wieder kniend. Aus einem Baum,
in dem ein Fürst mit Tiergesicht in trauernder Haltung sitzt, strömt Wasser in den
Köcher. Unter dem Baum ein kleiner Hirsch. In einem anderen Baum eine Kokos
ratte; ferner ein unbekanntes Tier auf den Felsen (es hat Zehen, einen kurzen, brei
ten K opf und sehr große Ohren). Eine Schnecke.
XVI. 34. d. Drei fürstliche Gestalten, darunter die mit dem Tiergesicht. Die letztere ist nieder
gekauert und hebt die Hände in anjali empor. Die mittlere hat die rechte Hand in
vitarka- und die linke in varamudrä. Die äußerste Figur ist wieder niedergekauert
und hebt als erste die Hände in anjali auf.
Groneman spricht bei dieser seltsamen Darstellung von dem Anstecken einer F ak
kel. Es ist mir aber nicht gelungen, von diesem Anstecken etwas zu bemerken. Man
könnte höchstens m it viel gutem W illen in dem dünnen Strahl Wasser, der aus dem
Baum kommt, eine Flamm e sehen611. V an Stein Callenfels geht noch weiter und
läßt ein ganzes Feuer entzünden612. Auch von diesem Feuer oder von dem dazu nö
tigen Material konnte ich nichts entdecken, wenn nicht der Baum gemeint ist, in
dem sich Sugriva befindet (denn dieser ist der Fürst mit dem Tiergesicht). Sicher- (T. 42-44)
lieh ist dies eine seltsame Art, ein Bündnis zu schließen! Dabei spricht er von der
dritten Phase (d) als von der eigentlichen Begegnung, wodurch die ganze H ypo
these von dem Anstecken eines Feuers hinfällig werden muß, wenigstens wenn man
nicht annehmen will, daß plötzlich die Reihenfolge geändert ist, in der die Reliefs
gelesen werden müssen.
Aber es ist klar, wie es kommt, daß man immer noch ein Feuer auf dem Relief
sehen wollte, bei dem das Bündnis zwischen Räm a und Sugriva geschlossen wor
den sein sollte. (Es ist gewiß, daß hier die Begegnung dargestellt ist. Das folgende
Relief mit dem Probeschuß Räm as läßt darüber keinen Zweifel.)
Bei Välmiki, der hier nicht zum ersten und einzigen Male die Erklärer indonesischer
und indischer Räma-Erzählungen auf eine falsche Spur brachte, steht zu lesen, daß
das Bündnis mit Sugriva durch ein großes Feuer besiegelt wurde. Nach einem sol
chen kennzeichnenden Merkmal dieser Stelle suchte man unwillkürlich und man
fand es denn auch. Aber der Leser meiner Übersicht über die hikajats wird schon
bemerkt haben, was hier dargestellt ist. In R i n wird erzählt, daß Sëri Rama'
durstig ist und Laksëm ana um Wasser ausschickt. N ach einiger Zeit kommt dieser
damit zurück und bietet es Sëri Ram a in einem Köcher an (Stein a und b des R e
liefs). Als das W asser dann nach Tränen schmeckt, geht man auf die Suche nach
der Quelle und findet dort Sugriwa sitzen, in einem Hügel von Augenabsonderung,
weinend, während seine Tränen zu dem kleinen Wasser werden, aus dem Laksë
mana geschöpft hatte. Der Hügel der' Augenabsonderung stim mt m it unserem R e
lief nicht überein, wohl aber die Fassung in den javanischen Geschichten über die
sen Teil der Erzählungen. S K 55 gibt nämlich eine Variante und läßt Ram a von
den Tränen Sugriwas geweckt werden, der in einem Baume sitzt. Man sieht, die
Kombination dieser beiden Erzählungen, die offenbar zu derselben Gruppe gehö
ren, gibt gerade das, was unser Relief darstellt. Die Handhaltungen Rämas auf d
deuten an, daß er zustim m t: seine Hilfe Sugriva zu leihen. Ob der kleine Hirsch
noch eine Rolle in der gefolgten Fassung gespielt hat, kann ich nicht entscheiden;
notwendig scheint es nicht613.
Ein Prinz mit utpala, von einem Diener mit Schirm begleitet, über dessen rechter XVII.35. a.
Schulter ein W edel hängt. (T. 45)
E in sehr beschädigter Bogenschütze. Bäume. b.
E in Affe und ein Affenfürst. Der Affe hat eine Frucht in der Hand. c.
Sieben Kokosbäume, darauf sechs Vögel. Im Vordergrund noch ein Vogel und in d.
dem ersten Baum ein marderähnliches Tier (oder ein badjing?). Quer durch die
sieben Stämme ein Pfeil617.
(T. 45) Eine Probe der Ungenauigkeit, mit der Groneman die Reliefs erklärt hat. E r baut
nämlich auf die Abwesenheit des Pfeiles eine kleine Hypothese auf und glaubt,
daß damit der Pfeil gemeint ist, der nach dem Schuß in einen Berg eindrang, in die
Unterwelt kam und schließlich von selbst wieder zu seinem Eigentümer zurück
kehrte614. Auch diese Erzählung wird bei Välm iki gefunden. Tatsächlich sehen wir
aber in der Höhe von Sugrivas Händen die Federn des Pfeiles in dem Stamm stek
ken und die Spitze aus dem letzten der Bäum e in gleicher Höhe herausragen.
Zwischen den Bäumen ist sogar der Lauf des Pfeiles zu verfolgen.
B ei Baldaeus ist die Rede von »sich immer bewegenden Bäumen«. Müssen wir die
sen Ausdruck in den wehenden Büschen der sieben Kokospalmen suchen?615
Noch eine andere Frage ist zu stellen: was hält Sugriva in den Händen? Es scheint
mir, daß mit seiner Handhaltung etwas beabsichtigt ist. Wenn nicht jeder Anlaß
dazu in dem T ext fehlte, könnte man glauben, daß Sugriva etwas festgehalten hat,
was Räm a zugleich durchschoß.
Auch ist nicht deutlich zu sehen, was sich in der kleinen Höhle auf c befinden mag.
Am nächsten kommt es noch einer aufgerollten Schlange.
Schließlich der Wedel. Daß ich diesen darin sehe, kommt daher, daß wir auf T a
fel XXXIV in Moors Hindu Pantheon einen solchen Gegenstand finden. Der dort
abgebildete W edel ist kein cämara aus yak-Haaren, wie auf Tafel IX, XI darge
stellt, sondern scheint mir eher aus Palm blättem verfertigt oder aus einem B latt
der Fächerpalme gemacht zu sein. Auf Foto 2330 O. D. treffen wir ein gleiches Ob
je k t616. #
XVIII. 36. a. A n einem Felsen mit Vogel ein Prinz mit einem Bogen.
(T. 46, 47) b. In einer Höhle, über der sich zwei Muncaks und ein Vogel befinden, sitzen zwei
Prinzen, von denen der eine scheinbar eine ürnä auf der Stirne trägt. Der linke
weist auf etwas hin, was auf c geschieht und setzt etwas auseinander, wie aus der
Geste seiner rechten Hand hervorgeht. Hinter ihnen, der Gestalt auf a zugekehrt,
ein bärtiger, disputierender Martn.
c. Vor Felsen mit Bäumen, Vögeln (Kakadus?) usw. zwei kämpfende Affenfürsten,
von denen der eine dem anderen ein Bein zu stellen bemüht ist.
Välin und Sugriva, in ihren ersten Kam pf verwickelt618. In den beiden Prinzen, die
daneben sitzen, ist wohl Räm a zu sehen, der nicht schießen durfte,"da sich die B rü
der so sehr ähnlich waren, und Laksmana, der ihn auf diese Ähnlichkeit aufmerk
sam macht. Aber erstens bleibt die Gestalt auf a rätselhaft. Der Haarschmuck läßt
einen séhr jungen Prinzen oder eine Prinzessin vermuten. K ann es Angada, Välins
Sohn, sein? Aber warum ist diesem kein Tiergesicht gegeben? Oder ist es wieder
eine Verwechslung und müssen wir hier Tärä, Välins Gemahlin, sehen? E s ist un- (T.46, 47)
gewiß.
Schließlich, was bedeutet die ürnä auf Räm as Stirne ? Auch dies bleibt unklar.
Zwei Prinzen, der eine m it Pfeilen, der andere bogenschießend. XVIII. 37. d.
E in sitzender Diener, m it einer in den Leibgürtel gesteckten Tasche, in der sich (T. 48, 49) e.
Früchte (?) befinden. E in Baum und Gebüsch, Vögel, Felsen usw.
Zwei kämpfende Affenfürsten. Der eine ist mit Ranken behängt, der andere hebt f.
die rechte Hand empor und ist von einem Pfeil in die Brust getroffen. Baum mit
Kokosratte.
Der zweite K am pf zwischen Sugriva und Välin, diesmal mit günstigerem Verlauf
für den ersteren, da er nun durch die Ranken, die er als Schürze trägt, kenntlich
ist; Räm a kann nun Välin m it seinem Pfeile treffen619.
Die Blätterschürze stim mt mit dem überein, was das hikajat erzählt, weicht aber
von Välmikis Fassung ab, wo von einer gajapuspi gesprochen wird, die ihm als E r
kennungszeichen um den Hals gehängt wird620.
Eine Fürstin, sitzend neben und hinter XVIII. 38. f.
einem Affenfürsten, dessen Gesicht beschädigt ist; doch kann man seinen Affen- (T. 50, 51) g.
Eckzahn gerade noch erkennen. Der Fürst sitzt an ein Rollkissen gelehnt auf einem
Thron, vor einem Gebäude. Die linke Hand macht die varamudrä.
Drei Affen, zu den Füßen des Fürsten sitzend. V or ihnen ein Gefäß mit Geldsäcken, h.
darüber noch mehr Gefäße und ein Korb m it Speisen.
Fünf Affen, davon zwei mit Schwertern bew affnet; einer führt einen Tanz auf und i.
einer hält ein Körbchen m it Früchten (?) empor.
Noch zwei Affen, von denen der vordere einen Blum enkorb hält und der hintere j.
sich nach einem brennenden Opfergestell umsieht. E in Haus mit einem Fensterchen,
durch das sich eine Hand steckt. Neben dem Fensterchen ein kleines, undeutliches
Tier. A u f dem Dach zwei Raubvögel, von denen der eine etwas verschlingt.
Auch für diese Szene ist keine weitläufige Beweisführung nötig. Sugriva sitzt mit
seiner Gemahlin auf einem Thron vor seinem Palast und verschenkt an seine U n
tertanen Kostbarkeiten. Ein zu der Feier gehörender Tanz wird von den Affen
aufgeführt.
XIX. 39- a. Ein Affe mit einem Schwert und ein Prinz mit einem Bogen.
(T. 52) b. Ein zweiter Prinz, mit der linken Hand auf einen Affenfürsten zeigend, der in der
linken Hand eine utpala-Knospe hält.
Hanumat, Laksmana, Räm a und Sugriva begeben sich an eine Stelle, wo sie über
ihre Versuche, Sitä zu finden, beratschlagen wollen. Räm a zeigt auf einen dazu ge
eigneten Platz.
XIX. 40. c. Unter einem Baum, den eine Kokosratte erklettert, sitzt ein Affe. Neben einem
Haus steht ein Trinkwasserkrug m it kleinem Becher. In dem K rug Lotusse. Vor
dem Haus sitzt ein Prinz, an ein Rollkissen gelehnt, seine rechte Hand liegt auf
einem kleinen Rollkissen.
d. Ein zweiter Prinz und ein Affenfürst sitzen neben dem ersten vor dem Haus. Der
Prinz macht ein anjali. Neben dem Haus ein Gefäß mit utpalas.
Hanumat, Räm a und Sugriva haben sich zu einer Beratung niedergelassen. Räm a
gesteht etwas zu (varamudrä), Laksmana bezeugt seine Ehrerbietung (anjali); wor
auf diese Gesten im besonderen deuten, kann ich nicht bestimmen.
XIX. 41. e. Waldszene. Teich mit Lotusblumen. Felsen. Schlangen. Kokosratte und drei der-
(T. 53-56) selben Tiere wie auf XVI. 33. c.
f. Vier Affen, zwei mit Keulen bewaffnet, unter einem manga-Baum.
g. E in Affe und ein Affenfürst, vor einem Thron kniend, auf dem zwei Prinzen sitzen.
h. Einer hat einen Bogen.
i. Drei Frauen, nach oben aufeinanderfolgend mit geringerem Haarputz. Nach der
anderen Seite gewendet eine kraushaarige Dienerin. Sie m acht eine erschreckte
Gebärde und schlägt mit einem Blätterzw eig auf etwas ein. Unten eine zweite Die-
j. Ein reich mit Bildhauerarbeit verziertes Haus auf Pfeilern633. Kisten, Gefäße und
Säcke, alles versiegelt, lassen erkennen, daß hier vielleicht ein Palast oder die
Schatzkammer desselben gemeint ist. Das herabhängende Dach wird gestützt,
k. Auf das Dach des Hauses flüchtet ein Affe, der zwei mangas (gestohlen) in der
Pfote hält. In seiner Angst beschmutzt er das Dach.
Sugriva (?) bringt die Affen, welche Sitä suchen sollen, vor Räma. Vielleicht sind
mit den drei Frauen Tärä, Välins und jetzt Sugrivas Gemahlin und zwei weniger
vornehme Frauen gemeint. Zu Räm a sollen sie wohl keine Beziehung haben.
Groneman sah in den Darstellungen auf den Steinen i, j und k eine merkwürdige
Episode, und zwar die Ankunft Hanumats auf Lanka nach seinem Sprung621. Van (T. 53-56)
Stein Callenfels meint jedoch, daß die Szene nur zur Füllung des Reliefs diente,
was ich auch unterschreiben möchte622. W enn schon eine bestimmte Episode ge
meint ist, kann es nur das Stehlen von Rävanas mangas durch Hanumat sein. W e
nigstens hat der Affe zwei ähnliche Früchte in der Pfote (vgl. R 132, 133). Aber
diese Stelle kommt erst vor, nachdem er Sitä gefunden hat. Andererseits finden
sich solche Füllungen an der äußersten linken Seite eines Reliefs öfters, so daß ihr
Auftreten schlechthin nicht allein steht.
Zwei Prinzessinnen (die vorderste nach der Kleidung zu beurteilen) und eine knien- XX. 42. a.
de, kraushaarige Sklavin. In der Lu ft ein Vogel. (T. 57)
In einer Höhle sitzt ein Affe; auf den Felsen eine Schlange und ein junger Tiger, b.
Derselbe Affe; auf die vorhergehende Darstellung zeigend. Neben ihm, auf einem XX. 43. c.
B rettchen, einige kuchenförmige Gegenstände (sieben Stück). Fortsetzung der Fel
sen, Schlange, Vögel usw.
Vor einem offenen Haus eine Prinzessin, sitzend, und an Kissen gelehnt. Neben ihr d.
Blumen, Gefäße mit Blumen, Blum en in dem Haus.
Eine kraushaarige Dienerin. e.
W ieder zwei Darstellungen auf e in e m Relief. Erst werden zwei Prinzessinnen, Sitä
und T rija tä (die ebenfalls von fürstlichem Geblüt war, da Vibhisana ihr Vater war),
von einer Sklavin auf die Anwesenheit eines großen Affen aufmerksam gemacht,
der sich verborgen h ä lt627. A u f dem zweiten Teil hat sich Hanumat schon Sitä vor
gestellt und erzählt ihr, wie er gekommen ist. T rija tä ist bei dieser Erzählung nicht
anwesend. In dieser Beziehung weicht meine Auffassung von V an Stein Callenfels
ab, wenigstens, wenn er m it den folgenden W orten die Kraushaarige meint: »Bei
Sitä befindet sich die Tochter Vibhisanas, Kälä« (lies: T rija tä?)624.
Groneman sieht in den stehenden Personen auf a Räm a und Laksm ana625. Die
Brüste der einen Gestalt hätten ihn eines Besseren belehren sollen, und für die an
dere verweise ich auf die Kleidung der Frauen auf XIV. 27 und XVIII. 356215.
Vier räksasas und ein Affe, der zwei mangas in der Pfote hält. Der hinterste räksasa XXI. 44. a.
trägt ein Gefäß, die beiden vordersten sind damit beschäftigt, den Schwanz des (T. 58)
Affen mit Tuch zu umwickeln. Von einer fünften Gestalt sind nur noch Spuren zu
erkennen.
Ein bärtiger räksasa, der eine Kiste trägt. XXI. 45. b.
Zwei räksasas mit Schwertern, einem breiten und einem schmalen; ein Haus, aus c.
dem ein Tier entflieht628-
(T. 58) d. Ein Affe mit brennendem Schwanz fliegt über das Dach des Hauses. Zwei räksasas
mit schmalen Schwertern stürzen zu Boden. Ein Bäum.
(T. 59)
XXIII. 47. a
Auf dieser Darstellung sehen wir Hanum at wirklich im Besitz der mangas und die
Folgen dieses Diebstahls, wovon bei V älm iki nicht gesprochen wird, während in
dem hikajat diese Früchte Rawanas ausdrücklich erwähnt werden. Das Gefäß, das
von einem der räksasas emporgehalten wird, enthält natürlich das Öl, mit dem Ha-
numats Schwanz gleich getränkt werden soll.
Schätze werden aus dem Haus in Sicherheit gebracht, das gleich darauf ein R aub
der Flamm en w7erden wird. Bem erkenswert ist, daß die Person, die zuerst daran
denkt, ihr Eigentum in Sicherheit zu bringen, ein Asket ist!629
. Eine Felsenpartie; Baum mit Luftwurzeln. Unter den überhängenden Felsen sitzt
ein disputierender Affe. Vielleicht hat er etwas in der H and630.
'. Ein Prinz vor einer Höhle, an ein mit einem Blumenmuster verziertes Kissen ge
lehnt, auf einem Thron sitzend. A u f der Stirne eine ürnä (?). E in Knieband unter
stützt seine bequeme Haltung. Vor ihm steht ein Blumengeschenk.
. Ein zweiter Prinz und ein Affenfürst. Der erste hält ein utpala empor.
. Ein Diener und zwei Affen, von denen einer eine Frucht in der Hand hat.
Auch diese- Szene ist deutlich: Hanumat berichtet über seinen Zug nach Lankä.
Vielleicht gibt er Räm a hier zugleich Sitäs Juwel. Laksmana und Sugriva hören zu.
,. E in Affe und eine sehr beschädigte, fürstlich geschmückte Gestalt.
. Zwei Prinzen; der eine trägt einen Pfeil und der andere sitzt in herausfordernder
Haltung auf einem Felsenthron, Pfeil und Bogen in der Hand. Der Bogen ist ent
spannt.
;. Meer und felsiges Meerufer m it Vögeln. In der Ferne Gebäude (eine Stadt?) und
ein Schiff (?). In dem Meer Raubfische, darunter ein Hai. Aus dem W asser steigt
ein Fürst (Gott) auf, der einen puspänjali anbietet.
Ebensowenig wie bei der vorigen Szene sind hier Schwierigkeiten. Räma, der noch
nicht geschossen hat, wie aus dem entspannten Bogen zu sehen ist, sieht vor sich
den Meeresgott aus den Wassern auftauchen und ihm huldigen631. Die Darstellung
weicht also von Välm iki ab, wo zwar geschossen wird, stim mt jedoch m it den hika
jats überein. Die Person ohne Krone wird wohl Sugriva gewesen sein, der m it Ha-
numat spricht. Dessen Gebärden verstehe ich leider nicht. Merkwürdig ist es, daß (T. 62)
auf Gronemans Foto (PI. X XX III c. 23.) Sugriva noch in dem Besitz eines Kopfes
ist, wenn es mir auch scheint, daß er schon damals nicht mehr an dem Relief
festsaß.
Ein pfeiltragender Prinz und XXIV. 48. a.
einer mit einem Bogen in der Hand. Ein Affenfürst m it einer Keule, zwei steine- (T. 63) b.
tragende Affen. Felsenpartie.
Fünf steinetragende Affen an dem Meeresufer. c.
Laksmana, Räm a und Sugriva folgen den Affen, welche Steine in das Meer werfen,
um den Damm zu bauen.
Fische im Meer, welche die Steine verschlucken. XXIV. 49. d.
Fische, eine Krabbe, näga mit Juwel auf dem H aupt632, Ente usw. (T. 64) e.
Von dem Verschlingen der Steine spricht V älm iki nicht. R 142-143 gibt aber den
Befehl Rawanas an Gangga Mahasura, den Damm zu zerstören, welcher ihn an die
Fische zur Ausführung weitergibt. Unter anderen macht sich dabei eine Krabbe •
besonders verdient.
Meerufer mit Eisvogel633, Schlangen usw. V ier Affen mit Keulen; drei haben auch XXIV. 50. f
Früchte in den Pfoten, der vierte führt an einem Strick ein gezähmtes garangan (T. 65)
(Herpestes) mit.
Zwei Prinzen, mit Bogen bewaffnet und ein g.
A ffenfürst mit einem Schwert. Schließlich drei wohlgemute Affen mit Keulen und h.
Schwertern634.
Der Schluß der Reihe an dem Qiva-Tempel: Der Übergang Rämas, Laksmanas,
Sugrivas und seiner Affen von dem Festland nach Lankä.
»Der sonderbare Schluß der Räm äyana-Reihe an dem Haupttempel«, sagt Krom,
»läßt die Fortsetzung anderswo vermuten und daß dies tatsächlich der Fall gewesen
ist, wird durch verschiedene lose Reliefs auf dem Terrain bewiesen, welche Käm pfe
mit dem Affenheer darstellen und auch Räwana, sofort an seinen zehn Köpfen
zu erkennen, wieder auf der Bildfläche erscheinen lassen«635.
Die Frage, zu welchem Tempel diese Bruchstücke gehören, denn meistens sind es
nicht mehr als lose Steine, ist leider nicht mehr mit Sicherheit zu beantworten. Es
sind nämlich auch Reliefs gefunden, die von V an Stein Callenfels als Darstellungen
der Krsna-Legende erkannt wurden. Diese wurden't eil weise an dem Visnu-Tempel
selbst entdeckt, wo sie, nach dem Inhalt zu schließen, gewiß hingehörten. A n dem
Brahm an-Tempel fand man aber keine. E s lag auf der Hand anzunehmen, daß der
Rest der Räm a-Erzählung also an diesem Tempel dargestellt war. W ohl kam auch
noch der dem Qiva-Tempel gegenüberliegende Nandi-Tempel in Frage, aber bei
näherer Betrachtung hielt man es doch für nicht sehr wahrscheinlich, daß die R e
liefs hier angebracht waren. Die gleiche Größe des Visnu- und Brahman-Tempels
gab schließlich den Ausschlag.
Leider ist von diesen Bruchstücken sehr wenig mit Sicherheit zu erkennen, und was
zu erkennen ist, ist oft nicht mehr als ein Bruchstück, d. h. es hat keinen Anschluß
an Nebensteine. Ich werde denn auch keine Steine besprechen, deren Zugehörigkeit
zu der Räma-Legende nicht über allen Zweifel erhaben ist.
V on einer durchgehenden Numerierung kann keine Rede sein, da mehr verschwun
den als vorhanden ist; die Nummern der Fotos treten hier an die Stelle.
1 1 50, 1 1 51 . Ausziehende, bewaffnete Affen. Nach dem Rand zu urteilen, scheint das ganze Re-
(T. 66, 67) lief mit 1151 abgeschlossen gewesen zu sein. Obwohl die Steine sehr gelitten haben,
ist außer den Affen noch das eine oder andere zu erkennen: Bogen, ein kurzes
Schwert, ein Schild. Eine Schlange kriecht mit erhobenem K opf über den Boden,
während die Affen auf 1151, genau wie auf Relief XXIV. 50., ein Tierchen mitfüh
ren, in dem wir vielleicht ein gezähmtes garangan (Herpestes) sehen müssen. W ahr
scheinlich hat dieses Relief zu dem weiteren Vorrücken der Affen auf Lankä nach
dem Übergang gehört.
Beide Steine kommen aus der Sammlung zu D jogjakarta (193, 194), können aber
zweifellos als von Lara Djonggrang stammend betrachtet werden.
2316. Der vielköpfige R ävana sitzt auf einem Thron. Vor ihm steht ein großes Gefäß mit
(T. 68) Speise. Der Fürst ist außer vielköpfig auch vielarmig, wie wir ihn in der Episode
des Raubes kennen gelernt haben. Natürlich ist es sehr gut möglich, daß dieser Stein
erst viel später in die zweite Serie kam, aber das Fehlen der Nebensteine m acht es
unmöglich, den richtigen Platz zu bestimmen.
2288, 2312. Es scheint mir nicht ausgeschlossen, daß diese beiden Steine zusammengehören.
(T. 69, 70) a. Ein Asket mit trigüla. Ein schießender Prinz, hinter dessen Rücken eine Hand mit
Schwert zum Vorschein kommt,
b. Ein gekrönter K o pf (Spiral-Krone). Ein schießender Prinz und ein Affenfürst mit
kurzem, breitem Schwert. Teile von beschädigten Affen und eine Hand mit Dolch.
Es ist nicht unmöglich, daß wir in der Gestalt des schießenden Prinzen auf a Räm a (T. 69, 70)
sehen können, in der Figur m it der Spiralkrone Laksmana und in dem Affenfürsten
Sugriva, vor allem nach dem Vergleich mit R elief XIX. 41. g. Aber wer ist der A s
ket? Vibhisana, der Räm a stets mit R a t und T at beistand?
Ein Affe. Ein räksasa, mit einem langen und einem kurzen Schwert bewaffnet, in 2315.
Angriffsstellung. Wolken, darüber ein räksasa, der mit dem Zeigefinger droht. Un- (T. 71)
ter den W olken Spuren eines räksasa-Kopfes.
W enn dieses Relief in Beziehung zu den beiden vorigen Steinen steht und in einer
zusammenhängenden Reihe den Stein d bildete, während der verbindende Stein c
. verloren gegangen ist, dann kann die Figur in den W olken sehr gut Indrajit vor
stellen. Das Ganze könnte dann dessen Angriff auf Räm a und seine Truppen aus
der Luft darstellen, wobei Räm a von Vibhisana gewarnt wurde. Gewißheit ist dar
über nicht zu geben, aber etwas könnte diese Annahme vielleicht rechtfertigen.
Die Nummern 2288 sowohl wie 2315 zeigen nämlich deutlich, daß sie nicht ganz
vollendet sind, was vor allem in den Füßen auf 2288 und in dem räksasa-Kopf links
unten auf 2315 zu sehen ist636.
Auch diese beiden Steine können vielleicht zusammengehören. 2337, 2307.
E in schießender Prinz. Der K opf eines Asketen, ein Arm mit einem Bogen und ein (T. 72. 73) a.
E in Arm mit Bogen. E in Asket, der die rechte Hand erhebt und zugleich mit der b.
linken droht. Ein räksasa, der einen Stein (?) über dem Kopfe hält und damit wer
fen will; eine niedergestürzte Gestalt und zwei räksasas, von denen einer mit einem
Schwert angreift. Eine drohende Hand und zwei mit Speeren (?).
Es ist ganz unmöglich, mit diesen dürftigen Resten eines glänzenden Kam pfes et
was anzufangen; das Einzige, was gesagt werden kann, is t : ein K am pf mit räksasas.
Aber nun folgen drei Darstellungen, über welche man mit größerer Bestimmtheit
etwas behaupten kann.
E in R eiter zu Pferd. Das Pferd trägt einen H alfter mit Glocken und tritt auf die 2320. a.
Beine eines liegenden, schlafenden Riesen. Ein Mann stößt einen Speer in dessen (T. 76)
Leib.
E in räksasa, der einen dolchartigen Gegenstand auf den Arm des Riesen hält und b.
mit der rechten Hand darauf schlagen will. E in räksasa, der ein cankha über das
(T. 76) Ohr des Riesen hält und darauf bläst. Ein räksasa mit einem Schwert und ein an
derer, der sich neben einem Elefanten befindet.
Das Aufwecken Kum bhakarnas nach dem Probieren mit allerhand .Weck-Metho
den, von denen wir hier die letzte und stärkste zu sehen bekommen637.
2255. Kum bhakarna im Kam pf mit den Affen. Daß ich in den Überbleibseln der räksasa-
(T. 74) Gestalt in der Mitte Kum bhakarna sehe, hat seinen Grund in dem Größenverhält
nis zu den Affen. Der Riese droht mit der rechten Hand, während ihm von einem
der Affen mit dem Finger gedroht wird.
2309. Beweinung Kum bhakarnas. Vier räksasas werfen Blum en auf seine Leiche, die auf
(T. 75) einer Plattform niedergelegt ist639.
Schließlich noch eine Rävana-Szene.
2319. a. Zwei Frauen, davon eine von hohem Rang (Fürstin). Sie legt eine Blumenguirlande
(T. 77) über die Füße
b. des toten Rävana, der auf einem Scheiterhaufen ausgestreckt liegt. Unter der
Platte Holzblöcke. Der Stapel ist mit Blum en geschmückt und drei Frauen befin
den sich hinter der Leiche.
Mandodari, Rävanas Hauptgemahlin, beweint ihren gefallenen Gatten, vier Neben
frauen teilen ihre Trauer. Es scheint mir nicht unmöglich, daß sich m itten auf R ä
vanas Brust die tödliche W unde befindet.
Merkwürdig ist der Scheiterhaufen, um so merkwürdiger, als er einigermaßen als
Gegenstück zu dem dienen kann, welchen man auf einer W andmalerei in T urf an
angetroffen hat638. D a lag der Buddha in einem Sarkophag auf Blöcken von gogir-
sacandana-Holz (Ochsenkopfsandelholz). Diese Blöcke waren ebenfalls in einer
Schicht unter den Toten gelegt und nicht zu einem »Stapel« gehäuft, wie man mei
stens glaubt. Beachtung verdient, daß der Platz der Hauptgem ahlin an dem F uß
ende ist, wo sie auch zu Lebzeiten ihres Gemahls eine Aufgabe zu vollbringen hatte,
das Massieren seiner Füße.
Hiermit ist der Vorrat der mit einiger Sicherheit als Räma-Reliefs zu erklärenden
Steine erschöpft. Höchstwahrscheinlich ist aber noch ein Relief ein Bestandteil die
ser Serie, und zw ar:
2306. Rechts von einem Asketen hohen Ranges sitzt ein Prinz, links ein Affenfürst. Es
(T. 78) ist diese Gestalt, die uns sagt, daß der Stein zu der Räm a-Reihe gehört hat. Im
ganzen halte ich es dabei nicht für ausgeschlossen, daß dieser Stein nach rechts (T. 78)
Anschluß an Stein 2311 (T. 79) hatte, auf dem ein Asket und eine hinter diesem
sitzende fürstliche Gestalt zu sehen ist. Vielleicht, aber nur vielleicht, haben wir
dann in diesen Steinen die Überreste einer Serie zu sehen, welche die Apotheose der
Erzählung dargestellt h a t : die Rückkehr nach A yodhyä und die Audienz an die
Asketen mit A gastya als Führer. Doch bleibt dies alles nur Verm utung641.
Indessen fehlen sehr bedeutende Episoden, die sicher dargestellt waren. V on dem
K am pf zwischen Räm a und R ävana sehen wir nichts; die Rückkehr in dem W agen
Puspaka, sowohl in Angkor V a t wie in B a Puon abgebildet, fehlt; der Feuerprobe,
ebenfalls dort vorhanden, sind wir nicht begegnet. Wohl haben wir noch zahlreiche
lose Steine, auf denen Fürsten und Fürstinnen Vorkommen, die sehr gut Räm a und
Sitä vorstellen können, aber es fehlen kennzeichnende Merkmale, so daß wir sie
mit Stillschweigen übergehen müssen640. (T. 80-87.)
So bleibt uns nichts übrig als nachzuforschen, was wir über eine eventuell gefolgte
Redaktion feststellen können.
Die Abweichungen von Välm ikis Räm äyana sind, wie wir schon bemerkten, zahl
reich genug, um ein Folgen dieser Fassung für ausgeschlossen zu halten. So fanden
wir die Doppelbildungen von T ätakä und Virädha (1); den Ring, den Sitä dem
J atäyus übergibt (2); die Überreichung dieses Ringes an Räm a durch Jatäyus (3);
das Getragenwerden Rävanas durch einén fliegenden Dämon nach dem R aub (4);
Kabandhas zweites Gesicht (5); die Verwechslung der gabarl-Episode mit der von
Kälanem i (6); die abweichende Begegnung Rämas mit Hanumat (7); dasselbe mit
Sugriva (8); die Blätterschürze des letzteren (9); das Nicht-Schießen an dem Mee
resufer (10); das Verschlingen der zum Dammbau bestimmten Steine durch die
Fische (11) und vielleicht die Weihe Bharatas (12) und das Vorkommen einer Toch
ter Dagarathas (13).
Abweichungen in den losen Stücken des Brahmantempels werde ich hier nicht ein
beziehen, da diese zu isoliert Vorkommen und das Fehlende allerhand Dingen ein
anderes Aussehen gegeben haben kann.
Ich wies schon darauf hin, daß verschiedene dieser Abweichungen erklärt werden
können durch Anwendung dessen, was uns die malayischen hikaj ats über die Räma-
Legende zu erzählen haben, namentlich die Nummern 2, 3, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13
und in gewissem Sinn auch 6. Wie gerne wir uns auch Aufklärung für diese Abwei
chungen bei einer ganz anderen Gruppe holten, dem Kakawin, werden wir darin
enttäuscht und stehen vor der merkwürdigen Tatsache, daß dieses in gewisser B e
ziehung kontemporäre W erk uns ganz im Stich läßt. Die Episode mit der B itte an
die Götter feh lt; die Stelle mit der Bestrafung der Krähe sucht man vergebens;
Von dem Übergeben des Ringes wird nicht gesprochen; die Begegnung mit der ga
bar! ist ganz anders, ebenso die mit Hanumat und Sugriva; das Erkennungszeichen
Sugrivas besteht aus einer Halsschnur von B lättern; in dem Kakaw in wird aller
dings geschossen und Baruna zeigt sich auf seinem simhäsana usw.
Es ist klar: die Räma-Reliefs von Lara Djonggrang stehen in loser Beziehung zu
dem Kakaw in und stehen dagegen in verschiedenen Punkten in Zusammenhang
mit densum atranischenErzählungen (malayischen hikajats), von denen wir leider
nur über einige sehr j unge F assungen verfügen, reichlich sieben Jahrhunderte j ünger
als der Tempel.
Zu welchen Konsequenzen uns dies führen wird, mag sich im Verlauf der Studie
zeigen694.
DIE RÄMA- RELI EFS VON P AN AT ARANDieses Bauwerk ist sowohl in seiner Gesamtanlage als Tempelkomplex als auch im Stil
seiner Reliefs ebenso weit entfernt von Tjandi Lara Djonggrang wie die Himmelsbreite
dieser beiden Tempel.
Das Einzige, was neben der Zugehörigkeit zu derselben Kunst beide verbindet, ist die
Darstellung desselben Stoffes bei ihren Reliefs, die Räma- und die Krsna-Legende. D a es
mir vorläufig nur um den Inhalt der dargestellten Legenden zu tun ist und der Unter
schied im Stil erst später zur Sprache kommt, werden sich hier meine Beobachtungen
also ausschließlich auf Inhalt und Anordnung beziehen. Zuerst weise ich auf die Tatsache
hin, daß im Gegensatz zu Lara Djonggrang bei Panataran beide Legenden übereinander
am selben Tempel angebracht sind, während sie bei Lara Djonggrang auf die drei H aupt
tempel verteilt waren. Aber hier, auf dem ostjavanischenTempelkomplex von Panataran,
waren keine drei oder mehr Haupttempel zu finden und können auch niemals in den B au
plan aufgenommen worden sein. W as in Lara Djonggrang auf so viele Tempel und Tem
pelchen verteilt war, ist hier in der Gegend von B litar in e in e m großen Tempel konzen
triert ; die anderen Bauwerke waren von einem ganz verschiedenen Charakter.
Wenn ich sowohl für Lara Djonggrang als auch für Panataran das W ort Tempelkom
plex gebrauche, so hat es doch in den beiden Fällen einen anderen Sinn. In M ittel-Java
deutet das W ort Tempelkomplex auf eine Neben- und Überordnung der verschiedenen
Gebäude hin nach dem Range ihrer Gottheiten, in O st-Java aber nach der Bedeutung
der Gebäude. In M ittel-Java beruht die Einheit des Tempelkomplexes auf ideellen B e
ziehungen, in O st-Java aber auf Anordnung nach praktischen Gesichtspunkten. In ge
wissem Sinne ist es derselbe Unterschied wie zwischen einer Fassade, die nach der Schule
des V itru v entworfen wurde, in der die Fenster ausschließlich Wert haben als architektoni
sches Element und die symmetrische Einteilung der Front die Einteilung der hinter der
Front befindlichen Räum e bestimmt, und einer Fassade, die entworfen wurde als Aus
fluß der Raum verteilung in dem Gebäude, wobei dann die Anbringung der Fenster in der
Fassade durch die Raumanordnung und nicht umgekehrt bestimmt wird. Auf Mittel-
Java ist »Tempelkomplex« der Ausdruck eines systematischen Gesamtplanes, in dem je
des Bauwerk von vornherein in dem ideellen System seinen bestimmten Platz einnimmt;
auf O st-Java ist es nicht mehr als ein Sammelwort für aus praktischen Kultusgründen
zueinander gehörende Bauwerke.
». . . die merkwürdigste Ruine in Këdiri ist T jandi Panataran, im D istrikt B litar am süd
westlichen Fuß des Berges Këlut«642. A u f einem länglichen, viereckigen Tempelterrain
gelegen, von einer Ringmauer umgeben, deren Eingang nach W esten gekehrt war, lag in
der östlichsten der drei Abteilungen, in die das Gelände geteilt war, ein Tempelgebäude,
das im Laufe der Zeiten manchen Stein hat lassen müssen und wovon jetzt nur noch drei
Terrassen übrig geblieben sind. Wie groß auch der Verlust des eigentlichen Tempels und
noch mehr der Statuen sein mag, die darin gestanden haben, er wird einigermaßen wieder
ersetzt durch die Reliefserien, die sich an der Außenseite der Terrassen befinden. Die
zweite Terrasse trägt die Darstellung der Krsna-Legende, die erste und unterste die der
Geschichte von Hanumats Zug nach Lanka und einen Teil der Käm pfe bis zum Tode
Kumbhakarnas.
In unmittelbarer Nähe dieses Haupttempels traf man nach Ausgrabung noch einige Un
terbauten anderer Bauwerke a n ; alle zusammen waren in dem östlichsten Teil des Tempel
terrains gelegen. Auch die mittlere der drei Abteilungen hat Gebäude enthalten; die so
genannte Schatzkammer konnte sogar ganz wiederhergestellt werden. Im letzten Teil
endlich, oder besser gesagt im ersten, denn man mußte ihn zuerst v o r den anderen be
treten, fand man ebenso Reste von Gebäuden und Fundamenten, auf denen einst ganze
Gebäude, sei es aus Holz oder Stein, gestanden haben und unter denen das vornehmste
ein Tempelchen war, das eine Jahreszahl trug643. Glücklicherweise sind mehrere Jahres
zahlen gefunden: an dem Haupttempel waren es 1241,1242 und 1245 der gaka-Ära (1319
bis 1323 A. D.). Diese Jahreszahlen versetzen uns in die Zeit des zweiten Herrschers von
Majapahit, Jayanagara. Aber man hat noch mehr gefunden; so eine Jahreszahl 1269
gaka = 1347 A. D., die uns in eine spätere Zeit b rin g t: die Regierungszeit der Nachfolge
rin von Jayanagara, der Regentin Tribhuwanä, welche die Regierung für ihre Mutter
führte und deren Sohn, H ayam Wuruk, welcher mit offiziellem Namen Räjasanagara
hieß, die Geschichte von M ajapahit auf ihren Glanzpunkt zu bringen wußte. Die letzte
Jahreszahl hat mehr Bedeutung als die beiden vorigen, da sie sich auf den Sockeln der
vier räksasa-Tempelwächter befindet, die an beiden Seiten der Zugangstreppen aufge
stellt sind. Diese Sockel bilden nun e in Ganzes mit dem Tempelfundament, so daß wir
annehmen können, daß die Aufstellung der räksasas zugleich m it dem eigentlichen B au
des Tempels vor sich ging. Es steht somit fest, daß der eigentliche Haupttem pel aus der
Regierung von Tribhuwanä stammt, obgleich mit dem Bau natürlich schon unter der
Regierung ihres Vorgängers Jayanagara begonnen sein kann. Bezeichnend für die Tem
pelanlage ist doch die lange Bauperiode, die sich von 1319-1454 erstreckt, während das
eigentliche Heiligtum noch wieder viel älter sein muß, da bereits eine Urkunde von 1197
davon spricht. Man stelle sich aber nicht vor, daß diese Jahreszahlen die Geschichte
eines langen Baues ohne Unterbrechung belegen. Man kann eher annehmen, daß der Tem
pelkomplex während dieser Zeit höhere W ertschätzung durch die Förderer des Tempel
baues erfuhr, und das werden wohl die Fürsten gewesen sein.
Doch unser besonderes Interesse gilt nicht so sehr dem Gebäude, als vielmehr den darauf
angebrachten Reliefs der ersten Terrasse, so daß es genügt, wenn ich feststelle, daß der
Tempel mit seinen Reliefs aus der ersten H älfte des vierzehnten Jahrhunderts stammt
und zwar aus der Zeit der Regentschaft. Weisen die Jahreszahlen der räksasas, deren
Reliefverzierung die größte Verwandtschaft mit den Reliefs der ersten Terrasse zeigt,
zugleich auf die Vollendung des Haupttempels, dann können wir genau sagen: 1347. Der
Stil, mit dem wir uns nun beschäftigen werden, ist vier Jahrhunderte jünger als der von
Lara Djonggrang. #
Eine Frage, die manchem überflüssig erscheinen mag, es aber in der T a t nicht ist, müssen
wir noch stellen: was ist Tjandi Panataran ? Eine große Anzahl der ost javanischen
tjandis ist nämlich im Lauf der Zeit als Beisetzungstempel erkannt worden. Das sind Tem
pel, in denen der Fürst in der einen oder anderen göttlichen Form nach seinem Tode ver
ehrt wird. Diese Verehrung sollte wohl bezwecken, sich die Hilfe des Fürsten auch n a c h
d e r Z e i t zu sichern, während der er tatsächlich an der Regierung des Landes teilnahm.
Von sehr vielen Fürsten sind solche Beisetzungstempel bekannt. N ach meiner Meinung
gehörte Panataran keineswegs zu diesen.
Ich habe drei Gründe, die mich zu dieser Auffassung bringen. Zuerst die Tatsache, daß
an diesem Tempel, oder besser an diesem Tempelkomplex, fortdauernd so eifrig gebaut
wurde, was an Beisetzungstempeln nicht in dem Maße geschah. Diese werden doch ein
für allemal aufgerichtet und es werden höchstens Ausbesserungsarbeiten und Ausschmük-
kungen daran vorgenommen.
Zweitens spricht für meine Annahme die treffende Übereinstimmung der Einteilung und
anderer Einzelheiten mit den puras von Bali, die keine Beisetzungstempel sind. Schließ
lich, wäre es ein solcher gewesen, so hätte Prapanca, der Dichter der Königschronik Nä-
garakrtägama, sicher bei den Besuchen H ayam Wuruks den Nam en des verstorbenen
Fürsten erwähnt649. So stehen wir denn vor der Frage, was Tjandi Panataran wohl ge
wesen sein mag.
»Das Heiligtum von Palah war in seiner ganzen Ausdehnung», so sagt Krom, »Qiwa, dem
göttlichen Bergherrn, geweiht«644. Dieses Palah ist das spätere Panataran und wir dürfen
vielleicht in dieser Verehrung Qivas den vornehmsten Grund für das Bestehen des T jan
dis und die dauernd auf ihn verwendete Sorgfalt sehen. Gerade unsere Jahreszahlen, die
zusammenfallen mit dem Aufstieg und der B lüte von Majapahit, mit der Regierung von
nicht weniger denn fünf Fürsten645, sind ein Hinweis, in Panataran einen Staatstempel zu
vermuten. In dem Nägarakrtägam a heißt es, daß H ayam W uruk ehrerbietig nach Palah
(Panataran) geht und in Demut den Füßen des göttlichen Bergherrn seine Verehrung
darbringt, und dies wird nicht nur einmal berichtet646. Diese demütige Verehrung durch
den mächtigsten Fürsten, verglichen mit der einfacheren, die er dem beigesetzten Für
sten spendet, läßt das Ansehen dieses Tempels sehr wachsen. W enn wir uns auch noch
vergegenwärtigen, daß es die größte Tempelanlage auf Ost-Java ist und nach dem Bara-
budur selbst von ganz Java, dann scheint mir die Annahme, Panataran für einen giva-
itischen Staatstempel zu halten, weniger gewagt.
Wenden wir uns nun zu den Reliefs681. Wie bereits erwähnt, ist an der untersten, ersten
Terrasse Hanumats Zug nach Lanka und ein Teil des Kam pfes auf kleinen Relieffeldern
dargestellt.
Diese letzteren wechseln mit Kassetten ab, in denen Medaillons mit Tierfüllungen ange
bracht sind. W ie Brandes dargelegt hat, nimmt die Reihe ihren Anfang am äußersten
Ende der rechten Seite der architektonischen Struktur der Tempelfassade647.
Derselbe Brandes hat mir durch seine vortreffliche Monographie über die Rämaserie die
größte Arbeit erspart648.
Wenn ich die Reliefreihe nun doch, wenn auch weniger ausführlich als die Reliefs von
Lara Djonggrang behandele, so hat dies seinen Grund darin, daß ich dadurch eine Unter
lage für meine stilkritischen Untersuchungen erhalte.
I. Hanumat, m it der Handhaltung »fica«650. Seine H aartracht ist das gëlung tjëntung,
(T. 105) seine Kastenschnur (upavita) besteht aus Schlangen. E r ist auf seinem Zuge nach
Lankä in Rävanas Palast gekommen und schaut stehend nach
(T. 106) Rävana, der sich mit zwei seiner Frauen ergötzt. Der Fürst ist einhäuptig dar
gestellt und trägt ein makuta, das heißt in diesem Falle keine verzierte Haarfrisur,
sondern eine Krone. Eine Sonne ist hinter ihm dargestellt, die durch eine W olke in
der Form eines buta teilweise bedeckt wird. (Auf diese W olken in buta- und Tier
gestalten komme ich später ausführlich zurück, so daß ich sie nicht dauernd in die
Beschreibung mit aufnehme.) Ein Diener trägt ein Betelnecessaire.
(T. 107) E in këhën (Schatzkammer) deutet an, daß wir uns hier in Rävanas kraton befin
den. Das Relief gibt uns zugleich ein schönes Beispiel eines Gebäudes aus steiner
nem Unterbau mit einem meru-Dach aus Schilf651.
II. Unter einem Baum, in dem Hanumat sitzt, nachdem er kleine Gestalt angenom-
(T. 108) men hat, steht ein Wächter, mit einem Schwert gewappnet. Mit seiner freien Hand
führt er etwas zum Munde652. W ir befinden uns in dem agoka-Hain, zu dem Hanu
m at schließlich seine Schritte lenkte, nachdem er Sitä nirgends angetroffen hatte.
(T. 109) In denselben Hain ist R ävana mit der Absicht gekommen, Sitä auf andere Ge
danken zu bringen und sie zu überreden, sich ihm hinzugeben. Sitä hat die Auf
forderung gerade abgeschlagen, worauf R ävana in Zorn gerät und ihr mit der lin
ken Hand droht653. Zwei panakawans, unzertrennliche Begleiter des Fürsten, knien
vor und hinter ihm auf dem Boden. Der eine trägt ein Betelnecessaire, der andere
schaut ängstlich auf seinen mit einem Schwert bewaffneten Herrn.
Sitä wendet das Gesicht von dem verhaßten Fürsten ab, während sie auf einer stei- (T. i io)
nernen Terrasse sitzt. Sie hat ihren Haarknoten gelöst und gibt durch ihre losen
Haarflechten ihre Trauer zu erkennen. Hinter ihr steht T rijatä, Vibhisanas Toch
ter, ihre Gefährtin und W ächterin. Vielleicht müssen wir in ihrer H altung eine B e
schwörung von Rävanas Drohung sehen.
Nachdem R ävana fortgegangen ist, kommt Hanumat aus seinem Baum herunter- III.
geklettert und gibt sich Sitä zu erkennen, wobei er wieder größere Gestalt ange- (T. m )
nommen h at655. Sitä, die noch immer auf demselben Platz sitzt, hält etwas in ihrer
Hand, was Rämas Ring sein kann, den Hanumat als Erkennungszeichen mitgenom
men hatte654. Auch bei dieser Szene steht Trijatä.
In einem mit Ornament (steigender Spirale) verzierten pëndapa sitzt Sitä und emp- IV.
fängt etwas von T rijatä. Das Dach des pëndapa wird durch einen dreigeschossigen (T. 112)
meru gebildet, der m it Sirap (Holzziegeln) bedeckt ist. Das ganze pëndapa steht
auf einer Plattform 666.
E in nackter buta, mit einem Knochen in der rechten Hand, läuft davon, wahr- (T. 113)
scheinlich, um Bericht von Hanumats Komm en zu bringen.
Szenentrennung: Felsen. (T. 114)
Hanum at wird den ersten Zusammenstoß mit den nun gewarnten butas haben und V.
steht, auf alles gefaßt, der Dinge harrend, die da kommen sollen. (T. 115)
Die W ächter eilen herbei und bedrohen Hanumat. (T. 116)
Ein weiblicher buta schaut zu. (T. 117)
Der Streit soll beginnen. E in buta, zur Sicherheit die rechte Hand in fica, sieht zu, VI.
wie (T. 118)
Hanumat in die Luft aufgeflogen ist und drohend auf einen großen buta zeigt, der (T. 119)
mit einer beilförmigen W affe ausgerüstet ist656. Ein kleinerer buta eilt durch die
Luft, ebenso bewaffnet, und ein dritter steht auf der Erde bereit.
Der große buta ist in einen K am pf mit Hanumat verw ickelt; links und rechts stür- VII.
zen kleine butas nieder oder greifen an. Der Kam pf ist in hohem Maße magisch in- (T. 120, 121)
folge der Handhaltungen der Kämpfenden.
Der große buta ist unterlegen und liegt nun unter einem zweiten in den letzten Zügen VIII.
oder ist bereits tot. Ein kleinerer buta wird durch Hanumats mächtiges magisches (T. 122, 123)
Drohen umgeworfen. Die Zweige der Bäume sind bei dem Kampfe gebrochen.
(T. 124) E in vierter buta flüchtet an einem prächtigen tjandi vorbei, indem er sich nach
dem schrecklichen Kam pf umsieht, der hinter ihm tobt.
IX. (T. 125) E r eilt durch Rävanas Garten und
X. (T. 126) bringt dem Fürsten den Bericht des Überfalls. Hinter R ävana sitzt ein großer buta-
(T. 127) patih, vielleicht Prahasta. *
XI. Eine Abteilung butas, unter dem Befehl eines großen buta-Hauptmanns, rückt gc-
(T. 128, 129) gen Hanumat vor. Der Anführer streckt die Zunge aus (magische Handlung), droht
mit der linken Hand und will einen kurzen Speer fortschleudern. Hinter ihm kom
men drei andere butas, von denen einer ein paragu (Beil), zwei andere j e ein gerades
und ein gebogenes Schwert tragen. Alle haben die »manofica«-Haltung. Diese Feind
seligkeit gilt
(T. 130) Hanumat, der in der Nähe eines kleinen tjandi über einem Portal steht, beide Hände
in fica-Haltung. In der Türöffnung steht ein kleiner buta, der auf einer Tromm el
laut Alarm schlägt.
XII. Hanumat macht kurzen Prozeß mit seinen Belagerern, reißt einen Baum aus und
(T. 131) schlägt damit auf seine Gegner los. *
XIII. Aber neue Truppen kommen zu Hilfe. Ein größerer buta wird unter anderen von
(T. 132) einem Fahnenträger gefolgt, auf dessen Fahne vielleicht das W ort d vaja (Fahne),
wenigstens nach Brandes, zu lesen steht. Der große buta trägt einen Stab, der an
beiden Seiten durch einen vajra-K nauf bekrönt ist.
XIV. Aber keine Sorge: Hanumat schlägt zwei butas und einen ganzen Elefanten nieder,
(T. 133) bedroht
(T. 134) zwei andere, die sich zur Flucht wenden und
(T. 135) läßt schließlich einen Haufen Leichen und Sterbender (dem einen strömt das B lut
aus dem Mund)658, worunter wir ein Pferd bemerken657, auf dem Schlachtfeld zurück.
XV. Im weiteren Verlauf packt Hanumat mit einer Hand und Fußfingern einen buta
(T. 136) bei den Haaren, der H üfte und am Enkel, und gibt ihm einen Schlag mit der flachen
Hand. Ein zweiter buta m acht rechtsum kehrt.
(T. 137) Ein buta-Anführer mit einem Lanzenträger und noch einem kleineren buta eilen
zu Hilfe.
XVI. E in nackter buta flü chtet; ein anderer, wahrscheinlich derselbe wie auf Tafel 124,
(T. 138) 125, 126 läuft, um R ävana Bericht zu bringen.
E r ist im Palast angekommen und kniet vor XVII. (T. 139
Rävanas Thron, auf dem der Fürst sitzt, in Begleitung seiner getreuen panakawans (T. 140)
(Gefolgsleute). Der vorderste der beiden mißgestalteten butas reißt sich sitzend
mittels einer Zange (tjatut) die Haare aus seinem Kinn aus, der zweite läßt sich
von einem Hündchen den Mund lecken659.
Infolge dieses Berichtes marschiert ein sehr großer buta gegen Hanumat auf, mit XVIII.
einem Schwert'bewaffnet, das vielleicht nach den Methoden der Pamorschmiede (T. 141)
bearbeitet und geschmiedet ist. Ihm vorauf geht
ein ganz nackter buta mit sehr großen Genitalien, der eine A rt Tasche über der (T 142)
Schulter trägt. Unten m acht sich ein buta, der mit ausziehen will und bereits sei
nen Dolch in die Höhe hält, aus der Umarmung seiner buta-Frau mit Hängebrüsten
los. W as er um sein linkes Handgelenk hat, kann ich nicht erkennen.
E in etwas weniger großer Führer als der auf Tafel 141 rückt mit aus. E r trägt eine (T. 143)
Vor diesen Personen von hohem Rang eilen allerhand kleinere butas her. Einer (T. 144)
schlägt auf einen Gong, andere haben krumme Messer und Knochen als W affen
bei sich. #
Der Riese von T afel 141 (?) ist bereits durch Hanumat auf die Erde niedergeworfen XIX.
und sein Gefolge bildet einen schönen Haufen von Leichen und Sterbenden. (T. 145, 146)
E in Überlebender flüchtet, um Bericht von dem Blutbad zu bringen. (T. 147)
Ein Liebespaar unten in einer Ecke des Reliefs. (T. 148)
Ein anderer buta schaut entweder nach dem heraneilenden Boten oder dem Liebes- (T. 149)
paar; die Bedeutung kann ich nicht mit Bestimmtheit angeben.
Hanum at hat einen würdigen Gegner gefunden und wird durch dessen Pfeile an- XX. (T. 150)
gegriffen.
Es ist Rävanas Sohn, Aksa, dessen Arm je tzt von Hanumat abgebrochen wird (T. 151)
(links unten sieht man den Arm liegen). Über Aksa steht der Hirschbogen in der
Luft, das Zeichen übernatürlichen Heldenmutes683. Vor Aksa ein buta in Bestür
zung, der einen Pfeilköcher hält. Es scheint, als ob A ksa in dem übrig gebliebenen
Arm einen verbogenen Speer hält660.
Aus dem einen oder anderen Grunde muß Hanum at nun ein B ad nehmen, wozu XXI.
er sich in die Luft erhebt. (T. 152)
XXII. Dicht am Ufer eines Wassers nimmt er sein Bad, indem er die Fische, unter denen
(T. 153) wir Haie und einen Schwertfisch erkennen, durch "magische Drohungen von sich
abhält661. *
XXIII. Dann erhebt er sich wieder in die Luft und eilt zum Schauplatz zurück, den er vor
(T. 154) kurzem verlassen hat662. *
XXIV. Nach Rävanas Garten zurückgekehrt, beginnt er dort alles zu zerstören664. Ein
(T. 155, 156) kleiner Affe in dem Baum scheint aber nicht sehr erschreckt. Ganz anders aber das
Schuppéntier (trënggiling) und die Stachelschweine (landalc) auf Tafel 155, ein
Moschusbock (kantjil, Moschus Moschiferus) und die Vögel auf beiden Reliefs663.
XXV. Neben dem Leichenhaufen (darunter befindet sich auch ein toter Löwe665, der
(T. 157, 158) noch vom vorigen Kam pf dort liegen geblieben ist) hat sich Hanumat niedergesetzt
und wartet der Dinge, die da kommen sollen.
XXVI. Alsobald taucht ein mächtiger Feind a u f: Indrajit, der Sohn R ävanas667. A u f einem
(T. 159) Pferde mit Schlangenhäuptern668, einen Schlangenpfeil auf seinem Bogen, wird er
gefolgt von einem bis an die Zähne bewaffneten Käm pfer und begleitet von nack
ten butas, die mit Steinen werfen.
(T. 160) Voran eilen butas mit Schwertern und Gongschläger. Indrajit hat bereits dem in
einem Baum stehenden Hanumat einen Pfeil in den Oberschenkel geschossen. H a
numat droht dem Angreifer.
XXVII. Der A ffe ist gefallen, gefesselt von einem Schlangenpfeil Indrajits. Ein großer buta
(T. 161) sticht nach seinem Gesicht, ein kleinerer will einen Stein auf ihn werfen und zwei
andere butas stehen dabei, mit bëdogs bewaffnet.
XXVIII. In großem Aufzuge geht es nun mit dem Affen zu Rävana. Indrajit begleitet die
(T. 162) Schar (er ist an der Haartracht der Prinzen zu erkennen, welche die Form eines
Halbmondes hat, dem gëlung tjëntung).
XXIX. Indrajit übergibt mit einem sëmbah R ävana seine Beute; die beiden panakawans
(T. 163) gucken neugierig auf das Ungeheuer, das so viel Schaden verursacht hat. R ävana
bedroht Hanumat.
(T. 164) Hinter dem Fürsten sitzt dessen patih669 und das Hündchen, von einem buta fest
gehalten.
Nach dem bekannten Befehl Rävanas ist der Schwanz des Affen umwickelt, m it XXX.
Öl begossen und angezündet worden. Aber niemand erwartete, daß er sich von der (T. 165, 166)
Umklammerung des näga-Pfeiles dadurch hätte befreien können, daß er diesen in
Stücke sprengte. Der buta, der auf Tafel 161 den gefesselten Affen so tapfer be
drohte, wendet sich zur Flucht. Indrajit steht bestürzt (165) und
Rävana zieht hastig sein Schwert. (T. 167)
Aber es ist bereits zu spät. Der Affe hat mit seinem brennenden Schwanz schon ein X X X I.
Gebäude des Palastes in Brand gesteckt672, aus dem nun die Frauen, halb beklei- (T. 168, 169)
det, flüchten670; Hanumat steckt bereits ein zweites Gebäude an, das ebenso hastig
geräumt wird, so daß
der Fürst m it seinem Gesinde und seinem Hofstaat an dem W asserpalast671 vorbei- (T. 170)
flüchten muß, wo zahlreiche Springbrunnen plätschern und Enten schwimmen.
Nun kann Hanumat nicht länger in Lankä verweilen, sondern erhebt sich wieder in XXXII.
die Luft, um seine Rückkehr anzutreten. Dabei fliegt er über die desas (Dörfer) (T. 171)
und Kronen der Bäume weg. #
Doch zuerst geht er noch zu Sitä, um ihr Bericht zu erstatten, was geschehen ist XXXIII.
und sich von ihrem W ohlbefinden zu überzeugen. Auch jetzt ist wieder T rija tä bei (T. 172)
der Zwiesprache zugegen. #
Dann kehrt Hanumat Lankä den Rücken und fliegt übers Meer. Noch immer steckt XXXIV.
Indrajits erster Pfeil in seinem Schenkel. (T. 173)
Bei seiner Ankunft auf dem Festland wird er vom patih Jäm bavat und zwei Affen- XXXV.
prinzen empfangen, die als erste die frohe Botschaft vom Wohlbefinden Sitäs ver- (T. 174)
nehmen673. #
Dann kommt er zu Räm a, wo er nicht stehend, wie vor Jäm bavat, sondern kniend XXXVI.
und mit einem sëmbah seinen Bericht erstattet674. Hinter Räm a, erkennbar an sei- (T. 175, 176)
ner Haartracht, dem garuda mungkur (hinten aus dem Haarknoten schaut ein ga-
ruda-Kopf heraus), steht Laksm ana (gëlung tjëntung), dann Sugriva (ebenfalls
mit dem garuda mungkur, weil er ein Fürst ist) und zwei Affenprinzen, von denen
der vorderste Angada sein muß. Affendiener auf diesem und dem vorauf gehenden
Relief, deren einer eine Beteldose trägt (176).
XXXVII. In geregeltem Zuge geht es nach der Meeresküste, voran R äm a und Laksm ana (181),
(T. 177-181) dann Affen mit Proviant (180), ferner Sugriva, Hanumat (179), Angada (178), noch
ein Affenprinz und ein Affenfürst m it einer sonderbaren Haartracht.
XXXVIII. Die Affen tragen Steine auf ihren Schultern, rollen sie mit Hebebäum en weiter,
(T. 182, 183) tragen sie mittels pikulan (Tragegestell aus Bambus), um damit einen Damm durch
das Meer zu bauen. Sugriva und Hanumat stehen auf dem äußersten Ende des
Dammes, soweit dieser schon fertig ist und werfen kolossale Felsblöcke ins Meer.
XXXIX. Das andere U fer ist erreicht und man rückt in derselben Reihenfolge weiter vor,
(T. 184-189) nur mit dem Unterschied, daß man Vorsichtsmaßnahmen trifft, weil man sich in
Feindesland befindet.
A n der Spitze marschiert ein Affenfürst, von einem pajungtragenden Diener ge
folgt, in der Flanke durch eine Seitenpatrouille gedeckt, die sich an mangga-Früch-
ten ergötzt (189). Dann folgen Affen mit Feldzeichen und Fahnen, Gongs, Pfeil
köchern usw. Unter den Feldzeichen befindet sich ein cakra und ein gankha (Son
nenrad und Muschel).
XL. Man hat sich zu einem großen Schmaus niedergesetzt. Allerhand köstliche Speisen
(T. 190-193) stehen bereit, Räm a gibt ein gutes Beispiel und verspeist einFischchen (193). In
seiner Nähe Affendiener mit Betelgefäßen und paidon (Spucknapf). Der vorderste
öffnet Kokosnüsse. Die Affenfürsten und -prinzen sehen ehrerbietig zu und warten,
bis Räm a sich gütlich getan hat. Nur der am weitesten nach hinten scheint etwas
an den Mund zu bringen, was aber nichts Ess- oder Trinkbares zu sein braucht. Der
kleine Affe auf 192 hat dieselbe Brusttasche, die wir auf den Lara Djonggrang-Re-
liefs bemerkten.
XLI. Die hohe Gesellschaft hat eine Abteilung Affen gegen den Feind abgesandt. Die
(T. 194, 195) Schar ist schwer bewaffnet. #
XLII. Im Lager des Feindes ist man inzwischen eifrig am Beratschlagen. R ävana sitzt
(T. 196-198) auf seinem Thron, die drei panakawans bei sich, von denen der eine wieder dabei
ist, sich Haare auszureißen. Patihs, hulubalangs usw. sitzen hinter ihm (197, 196).
Vor dem Fürsten kniet mit erhobenen Händen (sëmbah) der Anführer einer A btei
lung schrecklicher butas, alle bis zu den Zähnen bewaffnet. Wahrscheinlich wird
hier ein Befehl zum Ausrücken gegeben.
Der Befehl wird sofort zur Ausführung gebracht. In Reih’ und Glied rücken die bu- XLIII.
tas aus. B ei einigen von ihnen ist die typische Nasenform, die beim wajang für die (T. 199-201)
gegnerische böse Partei kennzeichnend ist, bereits deutlich zu beobachten; leider
ist das Gesicht von Räm a oder Laksm ana planmäßig beschädigt, so daß ich hier
nicht nachforschen kann, ob der »edle« Typus, das richtige Profil, bei ihnen ange
wandt war. Spuren weisen jedoch darauf hin.
Ein schrecklicher K am pf beginnt. W ährend die niederen Affen und butas mit- XLIV.
einander abrechnen (202, 203), packt ein Affenfürst einen buta-Fürsten bei den (T. 202-207)
Haaren (204), die beiden Affenprinzen und Hanumat (auf 206 an seiner Schlangen
schnur, naga wangsul, zu erkennen) nehmen es jeder mit einem buta von vor
nehmem R ang auf; Hanumat käm pft mit einem vajra-Stab, die anderen mit
langen und kurzen Schwertern. E in großes Blutbad wird um sie her angerichtet.
Laksmana (gëlung tjëntung) schießt einen Pfeil auf den größten aller butas, Kum - XLV.
bhakarna, ab, der die Affen gleich zehnweise verschlingt. Hanum at mit dem vajra- (T. 208-210)
Stab (an seiner Schlangen-upavïta kenntlich) und ein Affenfürst stehen ihm bei.
Von der anderen Seite wird Kum bhakarna angegriffen von Angada (?), der auf
einem Affenführer sitzt, um hoch genug reichen zu können (210).
Hiermit nimmt die Serie von Panataran ein Ende675.
In den Anmerkungen bei der kurzen Beschreibung der Reliefs sahen wir bereits, daß die
zugrunde liegende Geschichte sehr genau übereinstimmte mit der des alt-javanischen
Räm äyana K akaw in676. Hier muß ich aber obendrein noch bemerken, daß die Darstel
lung verschiedene merkwürdige Abweichungen von den Räma-Erzählungen auf weist, die
ich zu der anderen Gruppe, den malayischen hikajats, gerechnet habe. So ist dort z. B.
nicht die Rede von dem Spionengang Hanumats in Rävanas Palast, bevor er Sitä trifft.
Ebensowenig lesen wir dort etwas von Rävanas Besuch bei Sitä, so wie wir das hier in
Szene II zu sehen bekommen. D er langwierige Kam pf, den Hanumat danach auf den
Reliefs zu führen hat, deckt sich m it dem, was das Kakaw in berichtet, aber nicht mit
dem, was man in den hikajats lesen kann. Dort wird z. B. von der Episode mit Rävanas
Sohn A ksa kein W ort erwähnt. Das B ad im Meer, der Pfeil in Hanumats Schenkel677,
die Rückkehr zu Sitä - von alledem kommt in den hikajats nichts vor.
Es unterliegt also keinem Zweifel, daß die Reliefs von Panataran uns dieselbe Räm a-Le
gende in derselben Fassung im Bild vorführen, als wie das Räm äyana Kakaw in uns in
Dichtform berichtet678. In diesem Zusammenhang ist dann auch die Tatsache, daß im
Sërat K anda gerade vor dieser Episode auf die Geschichte vom Sërat Ram a verwiesen
wird, etwas deutlicher. Das Vorkommen dieses Stückes auf einer ostjavanischen Relief
serie kann zur Popularität dieser Fassung das Seine beigetragen haben.
Zu der Merkwürdigkeit, daß ich bei der Erklärung einiger Reliefs der Lara Djonggrang-
Serie von einigen sehr jungen sumatranischen (malayischen) Tatsachen habe Gebrauch
machen müssen, kommt nun noch hinzu, daß ich zur Erklärung der Panataran-Serie zu
rückgehen muß auf den ältesten Stoff in der ältesten Form der Räma-Legende, die wir
aus dem Archipel kennen, dem Kakaw in, ein W erk, das, derZeit nach gerechnet, Lara
Djonggrang viel näher steht als Panataran.
Bei der stilkritischen Besprechung der beiden Reliefserien, zu der ich jetzt übergehe, wird
dieser Unterschied und dieser Gegensatz weniger verwunderlich werden693.
S T I L K R I T I S C H E V E R G L E I C H EW as bei der meist oberflächlichen Betrachtung der Räma-Reliefs der beiden Tempel
schon auf den ersten Blick jeder sieht, ist der große Stilunterschied, der sich vielleicht
am besten vergleichen läßt mit dem zwischen einem spätgotischen Relief und einer Holz
skulptur von Island.
Auf der einen Seite ein Naturalismus, der noch Spuren eines Idealismus trägt, auf der
anderen Seite eine Darstellung, die wie »gefaßt« ist in einen Rahmen altnordischer und
altkeltischer mythologischer Vorstellungen.
Der Unterschied war bereits früher herausgearbeitet. Brandes spricht davon und sagt:
»Nicht allein ein anderer Künstler, nicht nur eine andere Zeichenschule läßt sich aus den
beiden verschiedenen Darstellungen erkennen - sondern man hat es dabei mit zwei ganz
stark unterschiedenen und trotzdem doch genealogisch verwandten Kunstperioden zu
Legt man tatsächlich zwei Abbildungen derselben Räma-Erzählung, die eine von Lara
Djonggrang, die andere von Panataran, nebeneinander, dann sieht m an auf beiden etwas
ganz und gar Verschiedenes, so daß man selbst schwere Bedenken tragen sollte, dabei eine
genealogische Verwandtschaft anzunehmen. Zugleich stehen wir auf Java vor der über
raschenden Tatsache, daß beide Stile auf ein und derselben Insel angetroffen werden,
auf einem räumlichen Abstand voneinander, der nicht so groß ist, daß er uns den Unter
schied schon aus diesem Grunde erklären könnte. Dennoch ist die Verwandtschaft der
Tempel sicher und es wird angenommen, daß beide Glieder in derselben hindu-javani
schen Kunstentwicklung bilden680.
Was kann nun wohl die Ursache dieses frappanten Unterschiedes der beiden Stile sein ?
W enn wir die Reliefs von Tjandi Panataran einmal näher betrachten, fällt es auf, daß
einerseits die darauf wiedergegebenen Darstellungen sehr naturgetreu sind, andererseits
aber eine starke Stilisierung zur Anwendung kam. Der kleine Affe oben in dem Baum
auf Tafel 156 ist ein kleines Meisterstück in der bildlichen W iedergabe von Tieren, das
kaum anderswo auf Java übertroffen wird. Das köstlich dargestellte Tierchen, das in
W irklichkeit nicht größer als 10 cm ist, muß von jemand gemeißelt sein, der genau wuß
te, wie ein Affe aussah und dies auch wiedergeben konnte. Die Käfer, die auf denselben
Baum zufliegen, aufgeschreckt durch den Spektakel, den Hanumat macht, sind bis in
Einzelheiten hinein ausgearbeitet; die Gliederungen des Hinterleibes fehlen in keinem
Fall. Das kantjil (Moschusbock) auf dem vorigen Relief verrät ebensosehr ein Auffas
sungsvermögen der lebenden N atur, welches das Typische aus den vielen Tausenden von
Bewegungen eines solchen Tieres herauszuholen vermag. Die Flucht aus dem Palast auf
T afel 168 ist eine Szene äußerster Verwirrung und die naturgetreue W iedergabe einer
Panik, die durch das plötzliche Ausbrechen eines Brandes' in einer so leicht brennbaren
orientalischen Stadt hervorgerufen wird682. Aber auf demselben Relief, in dem unser klei
ner Affe auf dem Baum sitzt, finden wir eine krause Figur, eine A rt Spirale, wofür nir
gends in der N atur und W elt ein Vorbild gefunden werden kann. W enn wir die Abbildung
eines anderen Reliefs aufschlagen, dann sehen wir, wie dieselbe Spirale - auf Tafel 156
noch bescheiden - durchVervielfältigung und Zusammenfügen wunderlichen, aus Schnör
keln zusammengesetzten Ungetümen Gestalt geben kann, die sogar die Formen von bu
tas (räksasas), aber auch von Löwen, Elefanten, Totenköpfen, Zwergen und sonst noch
vielen Dingen annehmen können. A n anderen Stellen gruppieren sie sich zu einem Orna
ment, einem mythischen Baum, einer regenbogenartigen Figur oder einem käla-Kopf.
Schließlich finden wir die Kurven und Spiralen auf dem Boden, an den Felsen, ja über
all. Diese aus Spiralen zusammengesetzten Figuren sind die hauptsächlichste Ursache
des ganz anderen Aspektes, den die Reliefs von Panataran geben, im Vergleich zu denen
von Lara Djonggrang. W ohl sind außer diesen noch andere Unterschiede hervorzuheben,
die später zur Sprache kommen sollen. Aber diese werden indirekt aus den übereinstim
menden auf M ittel-Java erklärt werden können, während das Zusammenstellen der F i
guren aus den lebenden Spiralen nirgends an Lara Djonggrang vorkommt.
Brandes nennt diese Figuren, sofern sie in der L u ft schweben, W olkendarstellungen, und
glaubt, daß diese ganze »Zeichenmethode« ihren Ursprung im Impressionismus hat. V oll
ständigkeitshalber führe ich die Stelle, wo er diese Meinung auseinandersetzt, in ihrem
ganzen Umfang a n : »Hier hat der Künstler dafür (als Ausfüllung leerer Stellen) die W ol
kengebilde gewählt, wie sie sich z. B. in den Abendstunden impressionistisch darbieten
und wie sie jeder kennt. Man sieht Löwen, Affen, Schlangen, Elefanten, Riesen und was
nicht sonst noch durch den Luftraum jagen und auf sich zukommen, einmal im Profil,
dann in Dreiviertelansicht und dann wieder von vorn. Dieselben Bilder, alle sind impres
sionistisch, nur hier und dort mit den notwendigen Linien scharf und deutlich gezogen,
aber das übrige in wattigen, vollen, rundlichen Formen und Schnörkeln, findet man dann
wieder ins Große gehend, großartig, grotesk und dann wieder in kleineren Abmessungen.
Man findet sie voll gezeichnet, deutlicher, sprechender und dann wieder in einigen Zier-
linien angebracht, als wären sie nur Blumenstücke, Arabesken, verlaufendes blasses Or
nament.« Nach der Beschreibung einer solchen Figur fährt Brandes dann fort: »Und das
alles ist hineingedeutet in, ist an sich selbst, eine schwere, volle, große, flockige Wolke,
nichts anderes, und es ist auch nichts anderes damit bezweckt«684.
Anderswo sagt derselbe Autor: »Aber zugleich ist es möglich, daß der Künstler in den
W olkendarstellungen auch bildlich das bekannte, langsame Sichumbilden von W olken
formen hat wiedergeben wollen; mit anderen W orten das Zerfließen der Wolken«685.
In der Tat, sind wir erst einmal auf diese wunderlichen Figuren aufmerksam gemacht,
so sehen wir die Ungetüme von allen Seiten auftauchen und sich bisweilen wieder ver
drängen. So bemerken wir, daß auf Tafel 171 vor H anumat her ein großer buta fliegt;
durch die gewundenen Linien, in denen er ausgebildet ist, von den wirklichen butas ver
schieden, die auf diesen Reliefs als die Untertanen Rävanas Vorkommen. Dann sieht man,
schräg darunter, einen zweiten buta als Gegenstück; hat man einmal diese Figuren ent
deckt, dann tauchen sie überall auf und zwar nicht allein als butas. Aber, legen wir uns
die Frage vor: was sind sie eigentlich? Sind es tatsächlich Wolkenbilder, in der A rt wie
es Brandes wollte, künstlerische Leistungen, subjektive Äußerungen eines Künstler
geistes ?
Meine Antwort ist verneinend. Man kann hier keinen Impressionismus sehen. Krom, der
in der ersten Ausgabe seiner »Inleiding« Brandes’ Bezeichnung ohne weiteres übernahm,
kommt in seiner zweiten Ausgabe teilweise davon zurück und sagt: »Der Impressionis
mus - ich behalte diese Bezeichnung von Brandes bei, sei es auch m it dem Vorbehalt,
daß es doch etwas anderes ist als unser europäischer Impressionismus, und ganz sicher
auch die indonesische Geisteseinstellung darin eine Rolle spielte, die in der rings umge
benden N atur allerhand als wirklich beseelt fühlte - äußert sich vor allem . . .« usw.686.
Ich bedaure es einigermaßen, daß die Bezeichnung geblieben ist, da sie mir irreführend
zu sein scheint. Am meisten kommt es auf das »Verstehen« der K unst von Java an, um
so auch den Javanen begreifen zu lehren, sei es zu seinem oder zu unserem Nutzen. Nun
ist es sicher sehr empfehlenswert, dieses durch das Heranziehen von Äquivalenten und
Parallelen aus unserer eigenen Umgebung zu erleichtern, da diese durchgehends mehr
ausdrücken, als es das Aufsummen von Tatsachen tun kann. Die größte Gefahr, der man
sich bei der Befolgung einer solchen Methode aussetzt, ist aber die Anwendung verkehr
ter Parallelen, das Vergleichen von Dingen und Erscheinungen, die so ungleichartig sind,
daß sie nicht verglichen werden können. Dann ist man noch weiter davon entfernt, als
wenn man Tatsachen aufzählt, die nichts sagen und also auch nichts Falsches sagen
können.
Aus Brandes’ W orten geht aufs deutlichste hervor, was er sich bei der Bezeichnung Im
pressionismus dachte. Die W orte: »nur hier und dort mit den notwendigen Linien scharf
und deutlich gezogen, aber das übrige in wattigen, vollen, rundlichen Formen . . .« ver
raten, daß er die zu seiner Zeit Lorbeeren erntende, impressionistische Malerschule vor
Augen hatte, deren Theorie sich von dem peinlich Genauen und Tadellosen der Meister
aus Brandes’ Jugendzeit entfernt hatte. Die Festlegung des Eindrucks durch eine typ i
sche Linie, das Zerfließen und Vernachlässigen des Beiwerks durch die dunstige Malme
thode und das Fortlassen des Störenden war an die Stelle des so wirklich wie möglichen
Naturbildes getreten. Israels und Mesdags Jugendwerke muß Brandes gekannt haben;
der Gegensatz zu ihren späteren Arbeiten, wodurch sie die Apostel des Impressionismus
in Holland werden, muß ihm vor Augen gestanden haben, als er dies niederschrieb. Aber
Brandes wußte wahrscheinlich nicht, daß hiermit die Malerei in ein sehr individuelles
Stadium getreten war, nämlich das des »allerindividuellsten Ausdruckes der allerindivi-
duellsten Emotion«. Solch eine individuelle Impression paßt in den Rahmen der damali
gen Modernen, aber in gar keiner Weise in den der Hindu-Javanen von Panataran. D a
bei hat Brandes die impressionistische Arbeitsweise nicht ganz begriffen und einigerma
ßen aus ihrem Zusammenhang gerissen. Denn dicht bei diesem scheinbaren Impressionis
mus steht in Panataran ein Naturalismus, den ich bereits hervorgehoben habe. Und in
unmittelbarer Nähe dieses Naturalismus finden wir wieder ein schematisches Arbeiten,
das in den Heldenfiguren mit ihren verschiedenen Typen stark zum Ausdruck kom m t687.
Trotzdem, was soll es dann sein?
Betrachten wir hierzu die Reliefs einmal näher.
Bereits früher wies ich darauf hin, daß auf Panataran allerhand Dinge in mehr javan i
scher, d. h. in mehr neu-javanischer A rt dargestellt werden, als auf Lara Djonggrang.
Das Drohen der Hand geschieht hier mit z w e i Fingern, dagegen mit e in e m auf den m it
teljavanischen Reliefs. W ir haben keine Mühe m it Tieren und Pflanzen, die auf Java
nicht zu finden sind. Die Messer, mit denen gefochten wird, zeigen eine größere Ähnlich
keit mit den indonesischen, magischen W affen, als mit den Schwertern der Hindus. Aber
an erster Stelle gleicht die H aartracht so sehr der des heutigen wajang, daß sie wohl hier
aus, aber nicht aus der von Lara Dj onggrang erklärt werden kann. W ir werden also, wenn
wir von diesen äußeren Merkmalen ausgehen, in eine W elt versetzt, die den Javanen viel
näher und den Hindus viel ferner steht, als die Reliefs von M ittel-Java. Kurzum wir müs
sen einer W elt Rechnung tragen, die sich in einem primitiveren Stadium befindet, dieses
W ort in ethnologischer Bedeutung genommen. Hier spielt die Kunst bekanntlich eine
tiefgreifende Rolle im Leben, da sie brauchbare Hilfe in dem großen K am pf erweist, den
die primitiven Menschen nun einmal führen müssen: den K am pf gegen die sie umrin
gende Welt. Denn diese ist voll sichtbarer, doch wo möglich, noch viel mehr voll unsicht
barer Gefahren. Nicht allein, daß T ag und Nacht, überall und zu jederzeit, Geister, Spuk
und andere unkontrollierbare Erscheinungen den Menschen bedrohen und erst durch die
größte Mühe und fortwährende Sorgen vermieden werden können, sondern auch von der
Seite der Mitbewohner dieses Tränentales ist man dauernd in Gefahr, da man nie
wissen kann, welche magischen Künste und K räfte ins W erk gesetzt worden sind, um
Schaden und Tod zu bewirken. Das magische Element, das im Leben des Prim itiven eine
große Rolle spielt, wirkt sich auch in der Kunst aus, wie die Untersuchungen von Preuß
überzeugend bewiesen haben689. Schon viel früher war bekannt, daß man die Kunst in
den K am pf gegen die Gefahren hineinzog, die wir oben kurz andeuteten, und daß man
durch Malerei, Holzschnitzerei, Plastik u. a. m. über ein ganzes Arsenal mechanischer
Mittel sowohl zur Beschwörung als zur Abwehr verfügte; nun aber kam ans Licht, daß
die Magie auch ihre Darstellungsweise hatte. Die mexikanischen Codices boten in ihren
Zeichnungen allerhand magische Symbole, die denen, die es verstanden, deutlich mach
ten, daß es hier um mehr als gewöhnliche Sterbliche ging, um magisch mächtige Wesen,
Helden und Götter, um magische Kräfte. V on solcher Geisteseinstellung und von solch
einer Kunst finden wir im Archipel, soweit dieser nicht unter Hindu-Einfluß gestanden
hat, immer wieder Beweise. Sehr viel Verzierungen auf Pfeilen, Bogen, Booten, Häusern
und beim Tätowieren gehen auf eine sehr praktische Rolle zurück, die sie zu spielen hat
ten, sei es das Zähmen des Feindes v o r dem eigentlichen Kam pf, sei es das Entziehen
seiner K ra ft durch Beleidigung, sei es das Beschwören des Wildes oder was es auch sei.
E in jeder kennt dafür Beispiele.
Aber auch dort, wo der H indu-Einfluß seine W irkung ausgeübt hat, treffen wir Beispiele
dafür. Es wird wohl niemand glauben wollen, daß der Pfeil oder Speer, den wir auf Tafel
200 sehen und der einen Halbmond an Stelle der Spitze zeigt, wirklich großen Erfolg im
K am pf gehabt haben sollte688. Auch ist vielleicht klar geworden, daß die Handhaltungen
auf Panataran alle oder beinahe alle eine Beschwörung magischer Einflüsse von seiten
des Gegners bezwecken und deshalb meistens phallisch sind. In jedem Fall, daß es etwas
mehr bedeutet als die »geballte Faust«, die Brandes darin sieht.
E in anderes, weit verbreitetes Beispiel solch einer Widerspiegelung einer W eltanschau
ung, wobei die Magie eine große Rolle spielt, finden wir im »Phallismus« an vielen ostja
vanischen Tempeln. Das Zurschaustellen der Geschlechtsteile hat, wie bekannt ist, eine
abwehrende K raft gegen allerhand Gesindel von Geistern und Spuk. So kann es uns nicht
verwundern, wenn wir an den tjandis Surawana und Tigawangi an verschiedenen Stellen
sogenannte räksasa-Figuren dargestellt sehen mit übertrieben großen Genitalien, wobei
sie so gestellt sind, daß sie tatsächlich auffallen (Tafel 221). Mancher hat hierin eine De
generationserscheinung gesehen und eine Freude an obszönen Darstellungen; in W irk
lichkeit ist hier ihre magisch abwehrende K raft auf sehr praktische Weise zur Anwendung
gekommen690.
Derartige Löcher in dem hinduistischen Kleid, aus denen die primitive Geisteseinstel
lung hervorschaut, gibt es mehr.
W eniger ins Auge fallend ist sie dort, wo die Furcht vor einer offenen Stelle, vor dem
Raum, eine Rolle spielt. Kein deutlicheres Beispiel kann ich beibringen als den berühm
ten Ganega von B ara (Tafel 222, 223). Es ist ein Stück aus der Singasariperiode, mit der
Jahreszahl 1239 versehen. Auf der Kehrseite dieses Bildes, am Rücken, der in anderen
Fällen stets flach und kahl gehalten wird, ist ein riesiger käla-K opf angebracht, der, da
wir uns in eine primitive Geistesverfassung hineindenken wollen, sehr auf seinem Platze
steht. Denn das Bild ist von dieser Seite ganz den bösen Einflüssen ausgesetzt, während
es an der Vorderseite natürlich durch die Gestalt der Gottheit schon genügend gesichert
ist. Keinen besseren Verteidiger konnte der Bildhauer auf dem Rücken anbringen, der
Sonst kahl geblieben wäre, als gerade einen käla-Kopf, der auf solch ostentative Weise
die Zunge ausstreckt. Diese Gebärde wirkt ebenso wie das Zeigen der Genitalien abweh
rend. A u f dieselbe A rt hat man auf O st-Java die Rückseite der räksasa-W ächter von P a
nataran m it Reliefdarstellungen versehen, die hier ebensowenig nur den Zweck haben
mögen, den leeren Raum zu füllen (Tafel 224, 225). Und wo der Bildhauer aus dem einen
oder anderen Grund sein Relief in der Serie nicht m it dem nötigen Material an Personen,
Bäumen, Häusern usw. bedecken konnte, scheute er sich nicht, mittels wunderlicher F i
guren, die Brandes Wolkendarstellungen nennt, den ganzen Grund auszufüllen zu einem
unantastbaren Ganzen. W enn Hanumat auf Tafel 152 durch die Lu ft schwebt und hierin
lange Zeit verbleibt, wird mit freigebiger Hand der Raum m it Spiralfiguren bedeckt;
aber auch anderswo werden manchmal die kleinsten Ecken und Löcher mit ihnen ver
sehen. Und darin steht Panataran nicht allein; denn die meisten der späteren Tempel
reliefs kennen diese Füllungen, welche die Personen gleichsam in die Sphäre des Ganzen
aufnehmen.
Mit dieser Furcht vor dem Raum , d. h. dem leeren Raum , hängt nun die Furcht vor der
Tiefe zusammen, vor der W iedergabe der dritten Dimension.
Der primitive Mensch sieht die Dinge am liebsten frontal in einem Aspekt, so daß er das
ganze Bild, die ganze Darstellung m it einem Blick beherrschen kann. Das Nebeneinander
der Eindrücke setzt ihn instand, sich gegen alle möglichen Gefahren von seiten des B il
des aus zu wappnen691. Das Nacheinander der Eindrücke, das durch eine Rundplastik,
durch das Einführen einer dritten Dimension notwendig wird, ist ihm mühselig und lästig.
Die dauernde Neueinstellung, die eine derartige Darstellung notwendig m acht, verschafft
ihm eine Vielheit von Eindrücken, die ihm das Bild des Ganzen unerreichbar machen.
»Die dritte Dimension,« sagt Worringer, »die Tiefendimension, macht die eigentliche K ör
perlichkeit des Gegenstandes aus. Sie ist es, die der einheitlichen, geschlossenen Erfas
sung und Fixierung des Gegenstandes den stärksten Widerstand entgegensetzt«692. Die
Folge einer derartigen Auffassung, wenn wir es so nennen wollen, ist eine Verflachung,
ein Zurückbringen auf zwei Dimensionen, ein Flachrelief, das sich allein aus einer Furcht
des Prim itiven vor dem Dreidimensionalen erklären läßt.
Wenn wir denn auch die Reliefs von O st-Java an unserem B lick vorüberziehen lassen,
dann merken wir immer wieder dieses Verflachen, diese Frontalität. Komm en wir dage
gen nach M ittel-Java, dann stoßen wir auf das Entgegengesetzte und selbst bei den R e
liefs von D jala Tunda, also gleich nach der mitteljavanischen Periode, ist von einem Ver
flachen noch sehr wenig zu merken.
Bedarf es noch einer weitläufigen Beweisführung, um darzutun, daß hier etwas an die Ober
fläche dringt, das wir am besten bezeichnen können als prim itive Geisteseinstellung ? Eine
Geisteseinstellung, wovon wir bei denReliefs vonLaraD j onggrang noch keine Spur finden ?
W ir sind einen wichtigen Schritt der richtigen Beurteilung des ost javanischen Relief stils
näher gekommen und jetzt können wir unsere W olkendarstellungen etwas näher betrach
ten ohne Gefahr zu laufen, ungleichartige Dinge miteinander zu vergleichen.
Im Räm äyana Kakaw in I I : 33 lesen wir, wie die auf Räm a anstürmenden räksasas, böse
Geister, m it W olken verglichen w erden: »kadi ta megha sëdëng gum antung / dangsträ-
karäla y a sihungnya kilatpadanya//«, »... wie hängende Wolken. Sie hatten hervorsteh
ende Eckzähne und diese Eckzähne glichen Blitzen.« (Der Vergleich scheint sich meiner
Meinung nach nicht auf die Stellung der räksasas in der Luft, aber sicher auf ihre Ge
stalt zu beziehen, wie aus dem Vergleich der Eckzähne m it Blitzen hervorgeht.)
Wilkinson sagt in seinem B uch »Malay Beliefs«, daß die Malayen glauben: »Wolken von
außerordentlicher Gestalt und Farbe seien Geister«695. W ilkens erzählt ferner, daß die
B ataks glauben, daß sich die Seelen der Verstorbenen manchmal in weiße W olken ver
wandeln, und Schultze nennt unter den immer wiederkehrenden Erscheinungsformen der
Seele auch W olken696. N atürlich ist dieser Glaube nicht auf den Archipel beschränkt,
wie wir vermuten sollten, denn auch bei uns stellt man sich Spuk und Geister in nebel
artiger Form vor. So erzählt Crooke, daß auch in Indien die räksasas als W olke gesehen
werden und er sagt von R ävana: »Seine Gestalt war die einer dicken W olke usw.«697. Die
Schlußfolgerung liegt auf der H and : auf Panataran werden Geister in der Gestalt einer
W olke dargestellt oder noch besser, in wolkenartiger Gestalt. In diesem Fall ist gerade
das Umgekehrte geschehen, als was Brandes annahm. Der Künstler bildete nicht W olken
und wählte dafür die Form der Wolken, die ihn an allerhand Wesen denken ließ, sondern
er bildete Geister und wählte für die Darstellung die Gestalt, in der er sich Geister vor
zustellen pflegte: wolkige Gebilde. Das bedeutet aber einen großen und prinzipiellen
Unterschied.
E s ist weit davon entfernt, als sollte dies die einzige Darstellungsweise sein; Tjandi Djago
lehrt uns, daß in dem Geisterarsenal des Javanen noch viel mehr vorrätig war; aber hier
sind es nun einmal größtenteils W olken und an diese müssen wir uns halten.
Mit dieser Kenntnis bewaffnet, betrachten wir uns nun die Reliefs noch einmal. Die A t
mosphäre, worin sich die Geschichte abspielt, wird für unser Gefühl mit einem Schlag
anders, wenn wir alle diese Geister durch den Luftraum schweben sehen. W ir gewahren
etwas von der A rt, in der sich der Javane die W elt vorstellt, m it mehr lebendigen Din
gen bevölkert, als das körperliche Auge wahrnehmen kann. W ir sehen, wie der Geist auf
Tafel 106 R ävanas Sonne verdunkelt, wie das sich aufbäumende Tierchen hinter R ävana
auf Tafel 109 gleichsam vor dem von niemand bemerkten H anumat in dem Baum w arnt;
wie ein Geist auf Tafel 129 Hanumat mit an greift; wir sehen den Elefanten, der auf Tafel
133 gefallen ist, auf Tafel 135 spuken. Ferner bemerken wir überall, wie die banaspatis oder
käla-Köpfe über den Helden schweben oder einem Haufen Leichen einen düsteren Aus
druck geben (Tafel 158). Ist durch das Vorkommen dieser Ungetüme (und es wird viel
darin verborgen sein, dessen Bedeutung unserer Aufm erksamkeit entgeht) dem Ganzen
schon eine bestimmte Atmosphäre gegeben, ist es schon in eine sehr speziell gefärbte W elt
versetzt, so sind es doch noch andere Dinge, die darauf weisen, daß wir es hier mit der
Äußerung eines primitiven Gedankengangs zu tun haben.
Bei dem Relief von Tafel 154 bemerkte Brandes: »Befremdend sind die Schnörkel oben
auf dieser Darstellung, die Flammenstücke vorstellen sollen, wie sie sich von einem hoch
aufflammenden Feuer lösen«698. Auch hier täuscht sich Brandes wieder. Es kann nämlich
unmöglich von einem Feuer die Rede sein, da erst auf Tafel 166 Hanumats Schwanz in
Brand gesteckt wird. Man könnte im ersten Augenblick an einen Irrtum des Bildhauers
denken, aber wir dürfen dies, unserem Prinzip getreu, erst dann tun, wenn keine andere
Lösung möglich ist. Und das ist sicher nicht der Fall. Die Flamm en stehen, abgesehen
von denen bei dem Brand Lankäs, nicht allein. A u f den meisten Reliefs Ost-Javas kom
men sie vor und Brandes weiß auch in anderen Fällen keinen R at dafür. In seiner Djago-
monographie (auf den Reliefs des Tjandi Djago kommen die losen Flammen in übergro
ßer Mehrzahl vor) sagt er darüber: »Ebenso ist es hier unmöglich, schon in genügender
Weise die füllenden Schnörkel und die scheinbar an sich vorkommenden Nebenverzie
rungen zu erklären, die man so häufig auf den Reliefs der ersten Terrasse antrifft. Ohne
Zweifel stellen sie größtenteils W olken vor in derselben A rt wie an den Serien Panatarans;
aber schwach, in verschwimmenden Linien, ungefüllt; vielleicht falsch verstanden«699.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß man sowohl in Indien wie in Indonesien der Meinung
ist, daß einige Personen mehr als andere in dem Besitz von gakti sind, übernatürlicher
Kräfte. Eines der Mittel, gakti zu erlangen, ist tapas, Marter, Askese. Die A rt, in der sich
gakti zu erkennen gibt, ist tejas, strahlender Glanz. Die Darstellung des letzteren ist so
wohl von dem Buddhismus wie von dem Christentum in Form der Aureole fast durch die
ganze W elt getragen und jedem geläufig. W eniger bekannt ist wohl, daß tejas auch auf
andere Weise dargestellt wird.
B ei einer Buddhadarstellung aus Käbul sehen wir, daß über Buddhas Schultern Flam
men herauskommen als Zeichen seines tejas700. Aber sie deuten nicht nur auf tejas in dem
Sinn, wie wir davon bei dem Buddha sprechen können. Die Darstellung von »heiligem
Geist«, Seele, magischer Energie oder was alles in diese Kategorie von Erscheinungen
hineingehört, geschieht durchweg durch Flammen. Ich erinnere an die feurigen Zungen
auf den Köpfen der Apostel, an die Stellen in unserem H ikajat Sëri Ram a, wo von Flam
men oder Feuer gesprochen wird als Sichtbarwerdung der Seele oder der Energie (Balias
T od und Djëntajus Kam pf). Unser Ausdruck »das Lebenslicht, das Lebenslämpchen«
gibt dasselbe wie das, was wir bei V an Ossenbruggen und anderswo über die Darstellung
der Seele als Flamme lesen701. Ist die Seele, die magische K raft einer Person, eine Flam
me, dann ist die richtige W iedergabe eines Zuviel an solcher Energie ebenfalls eine Flam
me, ja dann kann sie als Symbol für das »Beseelt«sein einer bestimmten Sphäre auftreten,
für die magisch »geladene« Sphäre, in der sich ein Ereignis abspielt. Das Flamm enm otiv
von Tjandi D jago702 wie das an unserem Panataran-Relief ist dann eine Äußerung des
sen, was ich den »Magicismus« der ost javanischen Kunst nennen möchte. (Tafel 229.)
Dieselbe Flamme, dasselbe Flamm enm otiv hat große Verbreitung. W ir finden es in Tibet,
in China, Japan, wo es zusammen mit dem W olkenmotiv in der buddhistischen Kunst
eine große Rolle spielt703. Daß es auf J ava an den späteren Tempeln so übermäßige A n
wendung fand, wird wohl in Zusammenhang mit der Ähnlichkeit stehen, welche die alte,
magische Spirale der primitiv-indonesischen Ornamentik damit hatte. So erhielt sich das
Motiv bis zu den gegenwärtigen, balinesischen Zeichnungen, wo es in scheinbar willkür
licher Anwendung immer noch zu erkennen gibt, daß es sich hier um eine magisch »gela
dene« Sphäre handelt, in welcher sich die Helden aus der vorväterlichen Geschichte nun
einmal befanden.
Die Motive der gakti- oder besser sëkti-Flammen und der Wolkenlinien stehen auch in
enger Beziehung zu ihren chinesischen Parallelen, den Flammen- und Wolkenlinien der
Drachendarstellungen, und sind weder eine naturalistische W iedergabe von W olke und
Feuer, noch impressionistische, künstlerische Erfindungen, sondern Symbole, symboli
sche Elemente, worin, womit und wodurch der Javane den besonderen Charakter des
Dargestellten festlegte. Das typisch Javanische daran ist denn auch nicht die Form wor
in, sondern die Weise, in welcher sie angewandt wurden. Und auch wieder nicht aus
schließlich javanisch, sondern mehr allgemein von einer primitiven Geistesrichtung zeu
gend. A u f den ersten B lick sollten wir glauben, ein Vorbild auf Lara Djonggrang anzu
treffen. Das W ölkchen auf VI. 8. c. ist nämlich tatsächlich kein Wölkchen, was gleich ins
Auge fällt bei dem Vergleich mit den W olken der Szenen über den Tempelportalen und
auch mit denen von III. 4. d. und Foto 2315. (Tafel 71.) Es muß also etwas anderes sein.
Das Fehlen von Felsen auf dem Stein m acht auch den Zusammenhang damit hinfällig.
E s bleibt die Möglichkeit, daß es in Beziehung zu der dargestellten Szene steh t: der B e
gegnung mit Paraguräma. Das Nichtvorhandensein von allem, was sonst auf diesen R e
liefs in diese Richtung weisen könnte, läßt mich aber zögern, es damit in Verbindung zu
bringen. W ahrscheinlich halte ich es keinesfalls.
W ieder ein anderes Element, das dazu beiträgt, dem Ganzen ein eigenartiges Aussehen
zu geben, ist das Felsenmotiv.
Brandes wies schon darauf hin, wie sich aus dem »Kubusspiel«-Motiv (der Ausdruck ist
nicht von ihm) der Aj antä-Höhlenmalereien und der alt-indischen Reliefs das v-förmige
Felsenmotiv von Barabudur und das kompliziertere von Lara Djonggrang logisch ab
leiten ließ704. Von dieser v-Form sehen wir aber auf Panataran nur noch bitter wenig.
Dort ist alles von Spiralm otiven überwuchert, die auf allerlei Weise gegen, auf und unter
die säulenförmigen Felsen angebracht sind. Die Haupttendenz der Felsensäule ist verti-
kal geworden, wo die v-Form auf Mittel-Java noch eine stark horizontale Richtung auf
wies. Tafel 185 und 186 geben gute Beispiele für das schematische Anbringen dieses F el
senmotivs. Es scheint mir, daß auch hier die Spirale dem Ganzen wieder einen anderen
Charakter gegeben hat und alles eine magisch-symbolische Bedeutung erhielt, die nicht
gut zu definieren ist. Dafür spricht das Vorkommen weniger oder mehr naturalistisch
gegebener Felsen- oder Bergpartien wie auf Tafel 189 und 194. Vielleicht spielt das alte
Spiralen-Augenornament eine Rolle.
Ich führe also als kennzeichnendste Eigenschaften der Reliefs von Panataran und der
ostjavanischen tjandis im allgemeinen an: Abschaffen der durch die dritte Dimension
hervorgerufenen Raum -Illusion und Zurückführen der Darstellung auf die Ebene; Füllen
offener Flächen und Flächenteile mit Figuren, die aus dem Spiralm otiv zusammengesetzt
sind oder aus demselben bestehen; das Anbringen desselben Motivs in Flammenform zur
Darstellung magischer Energie705.
Dazu kommen noch andere Eigenschaften, die aber meistens logische Entwicklungen
m itteljavanischer Merkmale sind, wie die Stilisierung, die Schematisierung der Helden
gestalten. Diese Stilisierung hat denselben Zweck. Die Helden sind immer m ythische F i
guren aus der Vorgeschichte der Fürsten, noch lebendig in einer magischen Sphäre ge
dacht. Sie machen mit ihren Geschichten voll übernatürlichen Ereignissen und magi
schen »Entladungen« den Tempel der Gottheit adäquat oder dem toten, noch immer wir
kenden Fürsten, dessen Schutz für das V olk angerufen wurde und ohne dessen Zustim
mung die Nachfolger vielleicht keine bedeutenden Beschlüsse faßten. Sie erzeugen die
Sphäre und machen den Tempel erst zu einer wahren Kultstätte. Die Formengebung die
ser Helden steht in engem Zusammenhang m it den Darstellungen derselben Gestalten
im wajang. Auch hier müssen die Figuren die eigenartige Form entwicklung dürchge-
macht haben, die sie zu wesenlosen Schemen machte, unbegreiflich für diejenigen, die
Menschen darin zu sehen bemüht waren, während Geister, Geister der Vorfahren gemeint
waren. Ihre Kennzeichen sind durch die jahrhundertelange Weiterführung altindi
scher Vortrefflichkeitsmerkmale entstanden. Alle ihre Abweichungen in Form des ge
wöhnlichen, sterblichen, menschlichen Körpers gründen sich auf die Lehre der »Glücks
zeichen«, die Vorzeichenlehre. Ihre Körper sind Musterkarten solcher Kennzeichen über
natürlicher Vorzüge, glückprophezeiender Eigenschaften und Glückszeichen.
Keine bewußte Änderung hat jemals stattgefunden, keine eigenmächtige Verbildung hat
jemals teilgehabt an ihren wunderlichen Formen. Diese sind nur durch die Jahrhunderte
hin gewachsen.
Eine der auffallendsten Formeigenschaften derW ajanghelden sind die langen Arme. Nun
ist es bekannt, daß »dlrghabähu« schon in Indien ein Ehrentitel und ein Anzeichen vor
trefflicher Eigenschaften ist. In dem Citralaksana finden wir dies festgelegt. Dort wird
berichtet, daß eines der laksanas, Kennzeichen sc. von Vortrefflichkeit des cakravartin,
Weltherrschers, der Besitz sehr langer Arme ist, die bis zu den Knien reichen706. Den U r
sprung der sehr schmalen Taille finden wir in der »Löwentaille« derselben laksanas. Die
Augen des cakravartin sind nach dem Citralaksana »langgezogen«; in dem Raghuvam ga
lesen wir (übersetzt von W alter): »Die Augen der beiden, die bis zum Augenwinkel reich
ten (sehr groß und langgedehnt waren) . . ,«707 und in dem modernen Indien kommt so-
•gar das Betonen der Augenlinien vor708. Das geradlinige Profil der einen und das eckige
der anderen Partei, auch auf den Reliefs vorhanden, läßt sich schon aus dem arischen
und dem dravidischen (beziehungsweise indonesischen) Profil erklären. Daß solche lak
sanas, das letzte vielleicht ausgenommen, ihre Entstehung einer Lehre von günstigen
Körpermerkmalen zu danken haben, ergibt sich ohne weiteres aus dem Citralaksana, wo
wir immer wieder lesen, daß das Anbringen solcher W ahrzeichen Reichtum, Glück und
W ohlfahrt verschafft, und wo wir auch Kennzeichen begegnen, die niemals dargestellt
sein können, wie der Zunge, der Eckzähne und sogar des Penis in Erektion, alle für den
cakravartin erwähnt709.
Nun will ich am allerwenigsten behaupten, daß gerade dieses Citralaksana die Quelle für
diese Form gewesen sein muß. Ich gebe sofort zu, daß zahlreiche Dinge darin zu finden
sind, die sich schlecht mit den Formen der W ajang- und Relieffiguren Javas vereinigen
lassen. Solche gästras werden aber in größerer Zahl vorhanden gewesen sein, als uns im
Augenblick bekannt ist, und die ungeschriebene Tradition wird dabei vielleicht eine noch
größere Rolle gespielt haben. Aber diese glückbringenden und bei ihrem Vorhandensein
also auch von Glück und Vortrefflichkeit sprechenden Zeichen, die größtenteils oder viel
leicht sogar ganz auf dem Formenkanon der Hindus auf gebaut sind, fordern ihren Anteil
bei der Erklärung der Formveränderung, welche die Helden und andere Figuren sowohl
in den Reliefs wie im wajang durchgemacht haben. Je mehr diese Helden als Geister der
Vorfahren gefühlt werden und eine besondere W elt erhalten, in der sich ihre Geschichten
abspielen, desto mehr werden die übernatürlichen und außergewöhnlichen Eigenschaften
betont, desto mehr entfernen sich ihre Formen von menschlich Unzureichendem und
Unvollkommenem. Schönheitslehre und Lehre der günstigen Merkmale sind in diesem
Fall identisch.
Wohl ist hiermit noch nicht alles erklärt. Die Unterschiede in dergleichen Lehrsätzen
untereinander werden allen späteren und voneinander verschiedenen Anwendungen einen
Stempel auf drücken. So ist es eine bemerkenswerte 'Tatsache, daß die Gestalten von P a
nataran ein Vorbild der späteren balinesischen W ajangfiguren sind, während die ja va
nischen W ajanghelden einen spitzeren, feineren T ypus zeigen, der mehr m it den Helden
der anderen ostjavanischen Tempel übereinstimmt.
Auch noch andere Dinge haben einen Unterschied der Formen zur Folge, die wenig oder
nichts mit dem oben Angedeuteten zu tun haben. So der Haarputz.
Der eigenartige Kopfschm uck der Helden der untersten Terrasse Panatarans kann auf
keine Weise aus Lara Djonggrang erklärt werden. W eder auf den Reliefs von Lara
Djonggrang, noch auf denen von Barabudur findet man etwas, was als direktes Vorbild
des gëlung tjëntung, des garuda mungkur gelten kann. Man fragt sich, inwiefern dieser
Haarschmuck vielleicht indonesisch ist. Aber ich halte diese Wahrscheinlichkeit für sehr
gering; vorläufig will ich es bei einer Feststellung lassen.
Deutlich ist in jedem Fall, daß er engen Zusammenhang mit dem Haarschmuck des
wajang zeigt und in dieser Hinsicht eines der vielen Dinge bedeutet, welche die Reliefs
von Panataran so w ichtig für das Studium der modernen javanischen K unst machen und
in dieser Beziehung etwas bieten, was die Reliefs von Barabudur vollkommen vermissen
lassen. #
B etrachten wir nun noch einmal die Reliefs von Lara Djonggrang, dann fehlen alle ty
pischen Eigenschaften Panatarans. V on einer Anwendung der Spiralm otive zur D arstel
lung einer magisch-geladenen Sphäre, von einer Verflachung, von einem so ausgespro
chenen Hervorheben der Kennzeichen des Außergewöhnlichen, die ohne weitere R ück
sichtnahme auf die W irklichkeit bis zum Unwirklichen angewendet werden konnten, da
sie nun nicht mehr das Material für menschliche, sondern Geisterhelden liefern - kurz
um von dem Magicismus von Panataran finden wir keine Spur.
An dessen Stelle tritt eine Realität, eine W irklichkeit, ein »alltägliches Geschehen«, eine
Schilderung nach der N atur. Aber, wenigstens für die Helden, nach denselben V ortreff
lichkeitsnormen idealisiert, welche hier, wo es sich um Helden von Fleisch und B lut
handelt, die Grenzen der N atur nicht weit überschreiten. A u f Panataran die Spiegelung
einer Geschichte, die sich im Geisterreich abspielt, auf Lara Djonggrang die Darstellung
einer auf Erden vorgefallenen Historie.
So kommen wir dazu, die bestehende Charakteristik der beiden Kunstrichtungen zu re
vidieren. Ruhig, harmonisch, klassisch ist die Kunst Lara Djonggrangs. H eftig bewegt,
barock, impressionistisch die von P anataran710.
Ich sagte schon, was meine Bedenken gegen den Ausdruck impressionistisch auf den R e
liefs von Panataran sind. Aber auch gegen die Bezeichnung barock hege ich große Be
denken.
Zwar ist dieses W ort weniger unzertrennlich mit einer bestimmten westlichen Richtung
verknüpft als das vorige und kann man es auch auf andere Erscheinungen anwenden,
als allein auf die bekannte Periode aus der Kunstgeschichte, die wir damit bezeichnen.
Doch scheint es mir, daß das Wesen des B arock nicht mit dem übereinstimmt, was wir
auf Panataran zu sehen bekommen. Das Individuell-Geniale, das eigenmächtige Spielen
mit kanonischen Formen, den künstlerischen Größenwahnsinn, der zur Verwilderung
führt, alles was zu den Kennzeichen des Barock gehört, suchen wir auf Panataran vei>
gebens. Doch ist es zu verstehen, wie man dazu kam, die Kunst Panatarans barock zu
nennen. Wenn man die Schnörkel und Spiralen, mit denen die Reliefs gefüllt sind, für
vollkommen sinnlos und ohne weitere Bedeutung hält, wie Brandes es tatsächlich machte,
dann liegt es auf der Hand, den Namen barock zu gebrauchen. Aber dann begeht man,
wie ich zu zeigen mich bemühe, einen Fehler gegenüber dem Geist der Zeit und des Vol
kes, das Panataran erbaute. Magicismus schließt B arock ohne weiteres aus.
Andererseits kann uns auch die Charakteristik der Kunst Lara Djonggrangs nicht ganz
befriedigen. W enn wir das »ruhig, harmonisch,- klassisch« lesen, kommt uns doch unwill
kürlich die Kunst der Hellenen in ihrer besten Zeit in Erinnerung. Nun mag es sein, daß
m it dem W ort klassisch hier nichts anderes gemeint ist als die Andeutung eines Höhe
punktes, von dem aus die Kunst in dauernder Aufeinanderfolge immer weniger bedeu
tender Stadien abwärts ging, degenerierte.
In dem Fall ist das W ort einigermaßen irreführend, da ein Vergleich mit Hellas nicht
beabsichtigt ist, an welchen wir doch denken möchten. E s will nicht mehr sagen, als daß
die Kunst Lara Djonggrangs, was sie auch an sich selbst sei, das »reine« Stadium ist, des
sen Degeneration wir an Panataran sehen müssen.
So dachte sich Brandes und so denkt sich Bosch, wenn ich nicht falsch vermute, den
Gang der E ntwicklung711. Aber sowohl gegen das eine wie gegen das andere muß ich pro
testieren. Daß von einer Degeneration keine Rede sein kann, zeigt sich schon aus dem
Aufblühen des Magicismus in O st-Java. Eine Kunst, in der sich ein solcher Prozeß ab
spielt, degeneriert nicht, sondern zeigt gerade, daß sie imstande ist, neue Formen hervor
zubringen. So sprach man früher von einer Degeneration der spät-klassischen Kunst im
frühen M ittelalter; man hat aber einsehen gelernt, daß hier eine neue Kunst im Entstehen
war, die mit anderen Werten arbeitete und dabei den klassischen Formenkanon be
nützte. Im ersten Fall, wenn wir wirklich an einen Vergleich m it den Klassikern, mit
Hellas, denken, fällt es auf, daß die Kunst Lara Djonggrangs nicht-klassisch ist. K enn
zeichen ihres Stiles sind die starke Tiefenwirkung, die Lösung der Figuren aus der Fläche,
die Neigung zur Rundplastik. »Eine weitere Steigerung hat die griechische Kunstabsicht
auf Verbindung der Einzelfiguren untereinander in dem Relief der hellenistischen Zeit
gefunden,« sagt Schmarsow. »Damit ward eine zunehmende Isolierung der Körper gegen
über der Grundebene und zugleich eine Emanzipation der Raum relationen unvermeid
lich. Das Auge begehrt nun erstens nach stärkerer Tiefenveränderung, vor allem nach
stärkeren Ausladungen. An den ganzen Gestalten gelangt diese Tendenz in der Weise
zum Ausdruck, daß sie sich aus dem Grunde heraus nicht mehr nach den Seiten, nach
rechts und links allein, sondern auch nach vorn und rückwärts, d. h. nach der Tiefen
achse der Figuren zu bewegen beginnen«712.
Daß diese W orte weniger wirkliche Anwendung auf die Reliefs von Lara Djonggrang
haben als nur eine vergleichende, wird sich bald zeigen. Hier bringe ich das Zitat, um
sehen zu lassen, daß nicht das Klassische, sondern eher das Nach-Klassische typisch für
diese Kunst heißen kann. In W irklichkeit ist die Kunst Lata Djonggrangs zu einem wei
teren Stadium fortgeschritten, das sich uns erst zeigen wird, wenn ich den genealogischen
Zusammenhang mit anderen Stilen dargestellt habe.
Der Stil der Reliefs von Lara Djonggrang ist nicht isoliert. E r knüpft unmittelbar an den
Stil Barabudurs an. Es kostet sogar wenig Mühe, Stück für Stück der Figuren, seien es
Personen, seien es Tiere, seien es Dinge, auf den Reliefs des großen, mitteljavanischen
stüpas zurückzufinden. Gebrauchsgegenstände, Kleidung, Schmuck, Gesichtstypus un
terscheiden sich nicht im geringsten, wenn wir auch, weil auf Barabudur mehrere hundert
Meter Reliefs mehr Vorkommen, hier mehr als auf Lara Djonggrang finden; vor allem
mehr M annigfaltigkeit. W ir sollten sogar, wenn wir eine Szene wie Relief 372 der Serie I
B a betrachten, bezweifeln können, ob es nicht ebensogut auf Lara Djonggrang hätte Vor
kommen können. Die Bearbeitung der Felsen, Pflanzen, Tiere, ja sogar des Asketen ist
genau so, wie wir es von Lara Djonggrangs Künstlern erwarten. Und doch besteht ein
Unterschied zwischen dem Stil beider Bauwerke, was ihre Reliefs betrifft, wenn er auch
dem oberflächlichen Betrachter entgehen wird.
A u f einem der Barabudur-Reliefs, 109 der wieder zugebauten Basis, sehen wir zwei Män
ner, die zusammen einige Fische an einem Stock tragen. Die Fische hängen in einem Bün
del in der Mitte des Stockes und sind von verschiedener Größe. Betrachten wir nun ein
mal genau, wie der Bildhauer diese Fische dargestellt hat, oder besser, wie er das Bün-
delchen zusammengestellt hat, dann sehen wir, daß die Fische vollkommen symmetrisch
angeordnet sind, wie es in W irklichkeit niemals der Fall sein konnte.
Zwei große Fische hängen, links und rechts von der Mittellinie, gleich groß und gleich
dick, während unten zwischen ihnen das Schwanzstück eines dritten Fisches zu sehen
ist. Darunter, ebenso genau auf der Mittellinie, wiederholt sich dieselbe symmetrische
Figur. Daneben ist ein Fischteich dargestellt. Männer fischen darin; merkwürdigerweise
kümmern sich die Fische gar nicht um diesen Angriff auf ihre Freiheit. Denn es ist, als
ob es sich um ein »Kunstschwimmen« handelte: sie durchschneiden in genau parallelen
Reihen das W asser und bewahren dabei die größte Ordnung.
Ganz anders bei Lara Djonggrang. Dort drängen sich die Fische in absichtlich-natür
licher Unordnung ebensogut dort, wo sie eine bestimmte Rolle in dem Relief spielen
(XXIV), als wo dies nicht der Fall ist (I).
Dieser Gegensatz (die Fälle stehen nicht allein) ist typisch für den Unterschied des Stiles
an beiden Reliefreihen. In dem einen Fall, Barabudur, findet man eine Neigung, alle B e
standteile des Reliefs durch Harmonisierung der Verhältnisse, am leichtesten durch Sym
metrie zu erreichen, zu einem Ganzen abzustimmen, das in Zusammenstellung und Kom-
Position übereinstimmt mit der bis ins Endlose fortgesetzten Symmetrie des Bauwerks
mit seinem absoluten Gleichgewicht in allen Achsen, die durch den M ittelpunkt gehen.
Folglich wurde das Relief ein integrierender Bestandteil des Bauwerkes. In dem anderen
Fall (Lara Djonggrang) sehen wir eine Neigung, die Dinge so natürlich wie möglich dar
zustellen. Von einer Harmonisierung durch Symmetrie, wie sie am Barabudur stärker
angewandt ist, je höher man steigt, sehen wir hier nicht viel. Die Geschichten verlaufen,
wie sie in W irklichkeit auch hätten verlaufen können, und wir bemerkten sogar, daß
hier und dort der Schwerpunkt des Dargestellten durchaus nicht mit dem Schwerpunkt
des Reliefs zusammenfiel, so daß an der einen Seite ein ganzes Stück mit nebensächlichen
Dingen ergänzt werden mußte. Die Symmetrie auf Barabudur muß um so mehr auffal
len, als ich die Beispiele aus den Reliefs der zugebauten Basis wählte, die bekanntlich
Szenen aus dem täglichen Leben zu sehen geben. Immer wieder finden sich Dinge darin,
die dieser so stark durchgeführten Symmetrie widersprechen, aber jedesmal siegt der
Bildhauer über die Materie und erhält das nötige Gleichgewicht. U nd dieses Gleichge
wicht ist beabsichtigt; es paßt vollkommen in das System des ganzen B auw erks: das
Umsetzen der Vielheit der Erscheinungen in die Einheit des Göttlich-W irklichen zu er
reichen durch die an dem Bauwerk und seinen Reliefs demonstrierte Heilslehre. Das Sy
stem des m ahäyäna, in dem jede Figur eine Gegenfigur, jede Phase eine Gegenphase,
jeder Himmel einen Gegenhimmel hat, in dem die Zahlenm ystik und die M ystik der F ar
ben eine große Rolle spielt, hätte keine bessere Form gebung haben können als gerade
Barabudur. Dieser ordnende Einfluß des Systems, der in der Anlage des Lara Djong-
grang-Tempels noch deutlich zu erkennen ist, und in den Figurengruppen von Tänzern,
rsis, avatäras usw. unverkennbar wiederzufinden ist, fehlt den Räma-Reliefs vollständig,
die hinter der Balustrade versteckt und der Ansicht von der Tempelfront aus entzogen
sind. Dort, hinter der Balustradenmauer, finden wir einen Naturalismus, der in engem
Zusammenhang m it der Form gebung auf Barabudur steht, jedoch dem Idealismus fern
steht, der an den Reliefs dieses stüpa zum Ausdruck kommt. Denn damit sollten wir zur
näheren Unterscheidung den Geist der Barabudur-Reliefs bezeichnen, da sie durch die
ethische und didaktische W irkung Träger und Verbreiter einer Idee im philosophischen
Sinn des Wortes sind.
Lara Djonggrang kannte nur die Verehrung der Gottheiten und zu ihrem größeren Ruhm
wurde dem V olk das gezeigt, was dem Laien von den heiligen Mysterien offenbart wer
den durfte: die avatäras. Aber die Darstellung war mehr nach innen als nach außen
orientiert; eher müssen wir annehmen, daß sie um der Gottheit als um des Volkes willen
da war. So bildet sie den Übergang nach O st-Java, wo sie nur noch ein Mittel ist, das Tem
pelgebäude der Gottheit anzupassen, wo die Reliefs den Tempel zu der eigenen Wohnung
der Gottheit, ihrer eigenen W elt mit ihrer eigenen Sphäre machen.
Barabudur aber, mit den tj andis Paw on und Mëndut eine Dreizahl bildend, in der Mëndut
der Verehrungstempel gewesen sein kann, ist das »Monumentum«, ethisch-didaktisch.
E s ist auffallend, zu sehen, wie wir in unserem Mittelalter Parallelen vorfinden zu dem,
was wir in M ittel-Java antreffen. Wenn wir bei D vorak lesen: »Es ist zweifellos richtig
wenn man auf den didaktischen Sinn der mittelalterlichen Skulptur und Malerei, »der
Bibel der Arm en im Geiste«, als auf einen ihrer wichtigsten Züge hin weist, man darf je
doch nicht vergessen, daß neben dem historischen und dogmatischen Inhalte ihrer Dar
stellungen auch überall die auf einer, wenn der Ausdruck gestattet ist, metaphysischen
Transsubstantion aller formalen Elemente und Bindungen beruhende Veranschauli
chung der Souveränität der geistigen Einsicht und Offenbarung gegenüber der an sich
»unreinen« und »irreführenden« sinnlichen Wahrnehmung, der lex Dei gegenüber der lex
naturae, auf den Beschauer erhebend wirken sollte«713, dann denken wir an die »mäyä«
der Buddhisten, die Scheinwirklichkeit, aus der man entkommen wollte. Die ganze E nt
wicklung des gotischen Idealismus aus dem spät-klassischen Naturalismus, wie sie von
Dvorak in so vortrefflicher Weise geschildert wird, die sich nicht aus Verfall oder U nver
mögen, sondern aus einer Um setzung der alten Normen und einer Durchdringung des
Materialistischen m it dem Spirituellen erklären läßt, diese ganze Entwicklung machte
die buddhistische Kunst ebenso durch.
Wo D vorak sagt: »Verfolgt man aber die Entwicklung dieser ikonographischen Zentral
typen der christlichen Kunst des Mittelalters, etwa die Darstellung der göttlichen Per
sonen oder der Heiligengestalten, so findet man, daß sie in der ersten Periode der m ittel
alterlichen Entwicklung den ursprünglichen Charakter einer naturalistischen oder histo
rischen Determinierung verloren und sich in abstrakte und zunächst im Vergleich zu
ihrer ursprünglichen Form beinahe formlose Begriffssymbole verwandelt haben«714, da
sehen wir in Gedanken die Entwicklung der Buddhagestalt aus der hellenistischen Gan-
dhära-Schule, parallel zu den frühchristlichen Heiligen auf der Sarkophagplastik, bis zu
deren Indisierung in »Begriffssymbole«, wobei sich die Form der auf klassischen Leisten
geschlagenen »griechischen« Buddhas von ihrem spät-klassischen Ideal entfernt. Dann
geschieht aber etwas, das einen Umschwung in der K unst des Westens herbeiführt. Es
kommt eine ganz neue Einstellung zur Natur, die nicht mehr länger vernachlässigt und
gering geachtet wird wegen ihres Scheinbestehens, sondern in das göttliche System ein
bezogen wird. Darin wird der Mensch »in einem ganz anderen Sinne wie in der Antike
der M ittelpunkt der K u n st: nicht als das O bjekt, sondern als das Subjekt der künst
lerischen W ahrheit und Gesetzmäßigkeit«715. Solch einen idealistischen Naturalismus
kannte auch die Entwicklung der buddhistischen K unst in A ja n tä u n d ... am Barabudur.
A ber obwohl in den Reliefs von Lara Djonggrang der naturalistische Charakter stärker
hervorkommt, ist die weitere Entwicklung doch nicht parallel zu der westlichen geblie
ben. Es kam nicht zu dem subjektiven Naturalismus, zu dem N aturstudium um seiner
selbst willen. Dies kann wohl in Beziehung stehen zu den großen Veränderungen, die der
Buddhismus inzwischen durchgemacht hatte. Entwickelte sich die K unst im Westen zu
einem »Anti-Idealismus«, wie D vorak es nennt, so wird in Indien, mehr noch in Indo
nesien, der W eg gebahnt für den später triumphierenden »Magicismus«. Der Javane
kannte niemals »das bewußte Naturstudium, das Streben, die Kunst ohne Rücksicht
auf alle anderen Gesichtspunkte in erster Linie in steigendem Maße zur treuen Wieder
gabe der an einem bestimmten Modell wahrgenommenen W irklichkeit zu betätigen«716.
Der Javane mußte R ücksicht nehmen auf die ihn umgebende W elt voll magischer und
anderer Gefahren.
Eine Frage, die sich uns im Zusammenhang mit dem typischen Charakter der Kunst Ost
javas auf drängt, ist: Sind die Reliefs von Lara Djonggrang oder von Barabudur, auf
welche sie zurückgehen, javanische oder indische Entwürfe?
Die Antwort darauf kann lau ten : Die Kunst keines der beiden Bauwerke kann j avanisch,
ihre Urheber können nicht Javanen genannt werden. Am besten gibt man ihren Cha
rakter wieder, wenn man von javanisch-hinduistisch spricht. Hinduistisch-javanisch im
Gegensatz zu neu-j avanisch sind sie ebensowenig.
Nun kann man natürlich die K unst von Barabudur schon deswegen javanisch nennen,
weil das Bauwerk nun einmal auf Java steht. Aber durch die historischen Untersuchungen
Kroms wissen wir, daß die mitteljavanische Periode, vorbehaltlich der Kunst auf dem
Diëng, für einen großen Teil und für den Buddhismus vollständig eher sumatranisch zu
nennen ist. Denn Qrivijaya, das malayisch-hinduistische Kaiserreich, war der politische
Schutz des javanischen mahäyäna. Die Frage ändert sich also etwas, soweit sie Barabu
dur betrifft, und wir sagen vielleicht für javanisch besser: indonesisch. Sind die B au
meister von Barabudur Malayen, die von Lara Djonggrang Javanen gewesen?
Brandes war der Meinung, daß Hindus die Architekten waren, stützte sich dabei aber,
soweit ich nachgehen kann, mehr auf Intuition als auf Tatsachen. Eine regelrechte U n
tersuchung stellte erst Krom an und kam zu nicht sehr befriedigenden Resultaten. Er
kommt zu dem Sch lu ß: »Bei aller Ungewißheit, welche über die Herkunft der hindu
javanischen Kunst besteht und wohl vorläufig noch weiter bestehen wird, glaube ich
das Problem doch insoweit begrenzen zu können, als es nicht notwendig ist, den Blick
anderswohin zu richten als nach dem Süden Vorderindiens und auf die Felsentempel am
Oberlauf der Godawari (die letzten nicht als unmittelbarer Ort der Herkunft, sondern
als Gebiet, wo etwas bewahrt blieb, was im Süden verschwand), während ferner die Auf
merksamkeit auf den engen Zusammenhang gerichtet bleiben muß, der zwischen der K o
lonisation Hinterindiens, besonders Tjam päs, und der Javas bestanden haben muß«717.
Der Schluß ist also wenig hoffnungsvoll.
Bosch hält die Möglichkeit nicht für ausgeschlossen, daß die Herkunft der kolonisieren
den Hindus wenig zur Sache tut, da er glaubt, daß ihre Baukunst mittelbar von den In
donesiern übernommen wurde, indem sie von ihren gilpagästras Gebrauch machten,
Handbüchern, in denen alles bis zu den letzten Feinheiten zu finden w ar718.
Die Leidensgeschichte der Untersuchung nach der Herkunft der javanischen Hindus von
Anfang an zu erzählen, ist ein unfruchtbares Beginnen, da man meistens ohne weiteres
auf Ähnlichkeit zurückging, was zu den unangenehmsten Überraschungen führen kann.
Wenn wirklich Indonesier die Baumeister, also die Urheber der mitteljavanischen Tem
pel gewesen sind, so hat dies auch nicht mehr so sehr große Bedeutung. Diese H ypo
these - man weiß es schon - will ich aber vorläufig noch nicht annehmen und in ein paar
Worten darlegen, was mich davon zurückhält.
W enn Indonesier wirklich die Erbauer und die Bildhauer waren, so fragen wir uns, was
sie dazu getrieben haben kann, solche nicht-indonesischen T ypen darzustellen? Nur unter
den Niedrigsten der Niedrigen finden wir Gestalten, die deutlich als nicht-hinduistisch zu
erkennen sind, die aber m it demselben R echt indonesisch wie dravidisch genannt werden
können. W arum gaben sie den Figuren von einiger Bedeutung solch einen ausgesproche
nen Hindu-Charakter, auch in den Schilderungen des täglichen Lebens, wo der gästra-
Einfluß wohl am wenigsten wirksam war ?
Wie kommt es, däß die Darstellungen auch anderer Dinge meistens so durch und durch
nicht-indonesisch sind?719
Aber als hauptsächlichster P u n k t: wie ist es möglich, daß wir auf Barabudur nichts, aber
auch gar nichts von den typischen Erscheinungen sehen, die wir als kennzeichnend für
den Indonesier an Panataran feststellen konnten?
Wie kommt es, daß das Bauwerk, das einige hundert Jahre älter ist, Zeichen davon gibt,
daß die Erbauer eine mittelalterliche K u ltur hinter sich hatten, daß ihr W erk eine P a
rallele liefern kann zu der Entwicklung der mittelalterlichen Kunst Europas, während
das viel jüngere Bauwerk erkennen läßt, wie allerlei primitiv-indonesische Elemente an
die Oberfläche kommen, die von einer gesunden, kräftigen, primitiven Lebensanschauung
zeugen, die nichts mit Degeneration zu tun hat ?
Das letzte ist vor allem wichtig. Brandes spricht vonDegeneration der hindu-javanischen
K u n st; Bosch weist als Parallele für einen definitiven Niedergang auf Griechenland. Von
einer wirklichen Degeneration kann hier aber nach meiner Meinung keine Rede sein. Eine
Kunst degeneriert nur dann, wenn sie wuchert, wenn sie ihre Formen sinnlos anwendet,
sie entarten läßt und ihre Funktion in eine zügel- und sinnlose verändert.
Nun sah es tatsächlich lange so aus und sieht noch heute so aus, daß die javanische Kunst
diesen W eg eingeschlagen hat. D er Hauptfehler, alles zu übersehen, was in der Kunst
Ost-Javas lebendig war, die Augen zu schließen oder wenigstens geschlossen zu halten vor
dem Neuen, Urkräftigen, das alles nach sich umbildete und sich dienstbar m achte, das
sich des ganzen Inhalts des hinduistischen Formenkanons bemächtigte, um daraus eine
eigene Kunst, eine eigene Ausbildung der eigenen W eltanschauung zu schaffen - dieser
Fehler ist die Ursache davon, daß dem Javanen etwas zugeschrieben wurde, was ihm
nicht zu kam : die Kunst Mittel-Javas, und ihm etwas vorenthalten wurde, was ihm zu
kam : der Aufschwung der neuen Kunst O st-Javas. Eine solche Um setzung aller W erte der
Hindukunst, ein solches eigenmächtiges und unabhängiges Dienstbarmachen können wir
nicht einfach Degeneration nennen. D aß dies doch geschieht, ist ein Beweis davon, daß
der Magicismus der ostjavanischen K unst ein unbegriffener K lang is t720. W enn aber keine
Rede davon sein kann, daß die späteren Phasen der sogenannten hindu-javanischen
Kunst eine Degeneration aufweisen, wird die logische Entwicklung des Magicismus aus
dem spirituellen Naturalismus sehr bedenklich. Der Standpunkt der Erbauer der m ittel
javanischen W erke hatte den »Magicismus« im grauen Altertum gekannt und man konnte
als V olk nicht mehr dazu zurückkehren. Verwilderung und Degeneration endet mit dem
Tod und nicht mit der B lüte einer neuen Jugend. V on Tod kann aber keine Rede sein,
wie die fortdauernde Entwicklung der neuen Kunst dort beweist, wo sie nicht durch den
Übergang zu einer neuen, dem Magicismus wiederum Einhalt gebietenden Religion, dem
Islam, abgeschnitten wurde. In dieser Beziehung läuft die Geschichte der Hindukunst
in dem Archipel vollkommen parallel zu der Südindiens; schon allein aus diesem Grund
kann dieses Land nicht der Ort der Herkunft sein, sondern seine Kunst nur eine P a
rallelkunst, die mit der indonesischen auf dieselbe Quelle zurückgeht721.
Der sogenannte V erfall der hindu-javanischen K unst ist ein Märchen und die falsche V or
stellung der Dinge, die überall durchgedrungen war, läßt W ith sagen, daß »das Entw ick
lungsgesetz der Gestaltung auf Java in umgekehrter Reihenfolge erscheint als etwa in
Griechenland und China«722.
Der Form enschatz der Hellenen ist zweimal in andere Hände übergegangen: einmal als
ihn die Indo-Arier von Gandhära übernahmen, das zweite Mal als die Javanen ihn von
diesen Indo-Ariern empfingen.
Trotzdem bleibt es noch unangefochten, daß der Javane (Sumatrane) vielleicht die
gästras in großem Maße benützt hat. Die W irkung des indonesischen Geistes, um die es
sich doch handelt, ist in dem Fall aber gleich Null, oder, wenn man annehmen will, daß
die Kennzeichen der mitteljavanischen Kunst nicht in Indien verkommen, ganz anders
als auf Ost-Java. Denn was kann den Indonesier davon abgehalten haben, seine eigenen
Auffassungen, die wir aus den ostjavanischen Tempeln kennen gelernt haben, auf Mittel-
Java zu unterdrücken und zum Schweigen zu bringen und sich plötzlich zu einer m ittel
alterlichen Geisteseinstellung zu erheben?
E s kann m ir nicht einleuchten, daß der Indonesier, wenn er die gilpagästras anwendet,
und zwar in einer Weise, die nach den Normen dieser Kunst schönere W erke hervor
bringt als in dem Ursprungsland der gästras gefunden werden, nicht etwas von sich selbst
in diese Kunst-nach-gästras gelegt haben sollte.
Das Übertreffen der Aufsteller der gästras kann dabei aber nur von Leuten geschehen,
die auf einer höheren Stufe stehen, kulturell gesprochen. Wo aber die A rt und Einstellung
des Indonesiers deutlich hervortritt, auf Ost-Java, da zeugen seine W erke von einer
Einstellung, die kulturhistorisch tiefer steht. Diese Dinge können wir unmöglich zusam
menreimen.
Es gibt ein Land, das eine schöne Parallele zu dem darstellt, womit wir uns beschäftigen:
Tibet. Auch da wurde die Kunst von Indien eingeführt und wurde und wird noch durch
gästras weiterentwickelt. Auch hier finden wir denselben Prozeß wie auf Java: die Kunst
kam allmählich unter mongolischen Einfluß. Dennoch sprechen wir nicht von einer hindu
tibetanischen Kunst, da die Entwicklung bis zum heutigen T ag ununterbrochen weiter
ging und sich gerade dadurch zeigte, daß der typische Unterschied schon zu der Zeit
vorhanden war, als aus Indien kein nennenswerter Einfluß mehr kommen konnte. Von
einer tibetanisch-hinduistischen Periode ist nun einmal wenig übrig.
Anders auf Java. Der plötzliche Bruch in der Entwicklung durch das Übergehen zu einer
neuen Religion ließ die voraufgehende Zeitperiode als ein abgerundetes Ganzes erschei
nen. Man gab ihr einen Namen, den man mit demselben Recht der modernen javanischen
Kunst hätte verleihen können: hindu-javanisch. E s ist kein Grund zu finden, weshalb
wir nicht den Stil der W ajangfiguren, der sich logisch aus dem der alten Heldenfiguren
der sogenannten hindu-javanischen Periode entwickelt, nicht auch hindu-javanisch nen
nen sollten. Der Ausdruck hat sich aber nun einmal zu Unrecht eingebürgert und wird
wohl immer Anlaß zum Mißverstehen bleiben.
Der Aufsteller der gästra-Hypothese nimmt an, daß die Künstler der ältesten Bauwerke
auf Java sich durch »fleißige Übung« gebildet haben, welche eine Folge der gästras ge
wesen sein soll723. Wie kommt es dann, daß in einer Zeit, in der ungleich mehr gebaut
wurde, in der man also mindestens ebensoviel üben mußte, die Resultate so ganz anders
sind? Und nicht willkürlich anders, sondern den Beweis einer anderen W eltanschauung
gebend? Warum bringt dieselbe Übung in dem einen Fall eine K unst hervor, welche
die fremde übertrifft, und welche die Konsequenzen zieht, wozu diese nicht imstande
war? Und in dem anderen Fall einen »Verfall«, wenn wir der landläufigen Meinung fol
gen, und einen aufblühenden Magicismus, wenn ich meine eigene Ansicht äußere ? Hier
wird ein unlösbares Problem gestellt, wo keines zu stellen ist.
Nun will ich am allerwenigsten behaupten, daß die Indonesier in der Zeitperiode, von der
wir sprechen, von der damaligen Gesellschaft ausgeschlossen waren. Es wird wohl genau
so gewesen sein wie heutzutage, wo die Javanen sich darum kümmern, was um sie ge
schieht und in vielen Fällen tätigen Anteil daran nehmen. Aber, welche hohe Stellung
sie auch damals eingenommen, welch hohe Posten sie bekleidet haben, sie hatten teil an
einer hinduistischen Kultur. U nd diese Teilnahme blieb, wie es die späteren Perioden
beweisen, ebenso individuell wie die der an westlicher K u ltu r geschulten Javanen, einer
Kultur, welche von Europäern so viele Jahrhunderte nach ihren hinduistischen V or
gängern gebracht wurde.
Eine der Ursachen, daß man immer wieder bemüht war, das Entstehen der m itteljava
nischen Bauwerke aus javanischem Geist zu erklären, ist wohl die Tatsache, daß man in
Indien nirgends auf eine Kunst hinweisen konnte, welche genau das gab, was man als
für Java charakteristisch bezeichnen konnte. Wer in Krom s vortrefflicher »Inleiding«
das Kapitel über die Herkunft der hindu-javanischen Kunst nachliest, wird in übertra
genem Sinn von Pontius zu Pilatus geschickt. E s sind wohl in allen Teilen Indiens ein
mal Dinge bemerkt worden, die an den Stil M ittel-Javas erinnerten, aber ihm doch nicht
ganz entsprachen.
Ein nach meiner Meinung dabei begangener Fehler ist wohl, daß man von einer E inh eit:
hindu-javanischer Kunst, ausging, zu der man sowohl die Diëng- wie die Barabudur-
und verwandte Architektin: zählte. W ir werden im Verlauf sehen, daß es viel für sich hat,
zwischen beiden eine Trennungslinie zu ziehen. W as für einen Tempel anging, war noch
nicht für jeden anderen richtig. Außerdem hat man einen Unterschied zwischen hori
zontaler und vertikaler Durchbildung machen wollen. Auch dies ist nicht so gewiß, wie
es scheint. Alle indische Architektur arbeitet nämlich horizontal, da sie in dem wahren
Sinn des W ortes eine Stapel-Architektur ist. Nur scheinbar ist dies ein Merkmal der dra-
vidischen Stile.
Infolge der Resultate meiner literarischen Untersuchung bin ich in der Lage, die Frage
nach der Herkunft der Reliefkunst Lara Djonggrangs aufs neue zu beleuchten. W ir sahen
schon, daß verschiedene Merkwürdigkeiten - entweder als zu schwierig zu erklären ange
merkt oder schon von anderen als abweichend und unerklärbar gefühlt - eine Lösung
finden konnten, indem man sie mit den malayischen Räma-Legenden verglich, die wir
in der einen oder anderen Form von Sum atra besitzen. Die hierdurch gebrachte Aufklä
rung war so auffallend, daß die Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen schien, daß beide
Fassungen auf eine und dieselbe sumatranische Quelle zurückgehen könnten. Anderer
seits haben wir gesehen, daß die Kunst Lara Djonggrangs aufs engste zusammenhängt
mit der Barabudurs, also mit den sumatranischen Qailendras vonQ rivijaya. W ohl ist ein
Unterschied zwischen der Glaubensrichtung Lara Djonggrangs, welche givaitisch ist, und
der der Qailendras, welche Buddhisten waren, aber - hier ist der Platz, um darauf hin
zuweisen - wir treffen auch in den hikajats buddhistische Reminiszenzen. Das Schießen
durch die sieben Bäume bei dem svayam vara Sitäs kann sehr gut m it derselben Probe
aus Buddhas Jugend in Zusammenhang stehen, wahrscheinlicher noch mit der Sudha-
nas, ebenfalls auf einem svayam vara gezeigt. Ferner denke ich daran, daß Prinz Sudhana
seine Braut aus einer Menge sich untereinander und der Braut gleichender kinnaris su
chen mußte und vergleiche hiermit dieselbe Tatsache im Sëri Rama, wo der Held seine
B raut unter tausend (einer Menge) Statuen sucht. Noch wahrscheinlicher wird der E in
fluß, wenn wir lesen, daß Prinz Sudhana, um zu der Königstochter Manoharä zu kom
men, einen Erkennungsring in den W asserkrug warf, der danach zu Manoharä gebracht
wurde724. Das Merkwürdigste ist, daß es sich hier um Episoden handelt, die in dem Sans
krit-Epos nicht zu finden sind. Ich glaube denn auch nicht allzu fehl zu gehen, wenn ich
die Frage nach der Herkunft der Qailendrakunst einmal durch die Resultate meiner U n
tersuchung nach der Herkunft der malayischen Räma-Legenden beleuchte. W orin diese
Resultate bestehen, habe ich bereits ausführlich auseinandergesetzt; in einem Einfluß,
vielleicht sogar in einer Herkunft von der W estküste Indiens im allgemeinen und dem
Handelszentrum in der Gegend von G ujarät im besonderen.
Ebenso wie zwischen Indien und China der Handelsweg der Kanal war, durch den fort
dauernd ein buddhistischer Einfluß strömte, kann, ja muß dies zwischen Indien und
Java der Fall gewesen sein.
Beachtenswert ist dann, daß Krom als Stellen, wo etwas gefunden wurde, das an m ittel
javanische und speziell buddhistische K unst denken läßt, die Plätze aufzählt, die in der
Nähe dieses Weges liegen und gleichsam das Hinterland dazu bilden.
Es sind die Felsentempel von Ellora im D istrikt von Aurangabad. Nach dem Vorbild
von Ijzerm an nahm man an, daß, falls ein Einfluß von dieser Gegend seinen W eg nach
Java gefunden haben sollte, dieser entlang dem Laufe der Godavarl nach den dravidi-
schen Gebieten kam und von dort weiter nach Java gelangte. Unser Material wider
spricht stark einer Abkunft aus Süd- oder Südostindien, während, nach dem Ram akien
zu urteilen, dafür eher Hinterindien und besonders Siam in Frage kommen wird. So daß
wir diesmal nicht nach dem Südosten, sondern nach dem W esten unsere Blicke richten
wollen als dem W eg, auf dem möglicherweise ein Einfluß nach Java gekommen sein kann.
So kommt dann eher der Charakter eines Weges als der einer definitiven Quelle den
Handelsplätzen Westindiens zu.
Sehen wir nun zu, ob die Geschichte gegen eine derartige Darstellung der Entwicklung
spricht. Die Gründungszeit von Barabudur ist leider unsicher, doch so viel wissen wir,
daß diese zwischen 750 und 850 gelegen haben muß. D a wir gleichzeitig wissen, daß das
Bauwerk aus der sogenannten Qailendra-Periode stam mt und die Qailendras von Java
dieselben wie die von Sumatra, besser gesagt von Qrivijaya sind, können wir die Zeit,
in die uns die K u ltu r M ittel-Javas versetzt, noch höher hinauf datieren und wir tun sicher
gut, unsere Blicke auf das Indien des siebenten Jahrhunderts zu richten.
Diese Periode in der indischen Geschichte ist gekennzeichnet durch das Aufhören einer
hegemonischen Regierung, eines ganz Indien nördlich des Vindhya-Gebirges beherrschen
den Imperiums und das Auftauchen mehrerer, aber kleinerer Dynastien.
Von 606 bis 647 regierte der buddhistische Eiferer Qri Harsa vardhana über ein Gebiet,
das sich von den Häfen Gujaräts zu denen Bengalens ausdehnte, vom Vindhya-Gebirge
bis zum Him älaya. Schon durch die große Ausdehnung seines Reiches, aber mehr noch
durch die Tatsache, daß das eigentlich kulturelle Zentrum Indiens, das Erbteil der Gup-
tas, Magadha, in seinem Land gelegen war, verdiente Harsa den T itel eines Kaisers von
Indien, eines Mahäräj ädhiräj a. Wie beinahe kein anderer der Herrscher schenkte er seine
Gunst der buddhistischen Kirche und nur Agoka und Kaniska können sich darin mit
ihm vergleichen. E rst bevorzugte er das Hinayäna, die südliche Richtung, später das
Mahäyäna, die Lehre der nördlichen Kirche. Unter seiner Regierung setzte der Buddhis
mus zum ersten Mal seine Schritte nach Tibet, unter ihm entwickelte er sich zu einer
sich stark ausdehnenden Religion, wie man es früher nicht kannte. In dem Reiche Sindh
zählte man nach der Angabe von Hiuen Tsang nicht weniger als zehntausend buddhisti
sche Mönche; in Kasm ir und Nepal blühte der Glaube ebenso und wahrscheinlich in der
»modified Tantric variety«725. Kalinga, das östliche Nachbarland von Harsa, war durch
seine Feldzüge entvölkert und verarmt. Aber im Südwesten, also in dem Gebiet, auf das
wir soeben unsere Aufm erksamkeit gerichtet hatten, im Süden der Narmadä, regierte sein
mächtiger R ivale Pulakesin II., zu dem aus Persien Gesandtschaften kamen und auf des
sen Gebiet die berühmten Ajantä-H öhlen gelegen waren.
Dieses große Reich von Harsa, dem letzten der wirklichen mahäräj as, fiel nach seinem
Tode im Jahre 647 auseinander. Das Übergewicht wurde teilweise nach Bengalen ver
legt ; die eigentliche Entwicklung Südindiens begann.
Beachtenswert ist nun, daß sich ebenfalls nach dem Tode von Harsa das Reich Qrivijaya
zu einer großen Macht zu entwickeln beginnt. Diese Entwicklung vollzieht sich, roh ge
schätzt, zwischen den Jahren 650 und 750. Hierauf kommt es zwischen 750 und 825 so
gar zu einer vorherrschenden Machtstellung gegenüber den umliegenden Gebieten. Man
kann dann auch eine typische Ähnlichkeit mit der Entwicklung anderer buddhistischer
Reiche bemerken. So treffen wir die ersten Lebenszeichen der bengalischen Päladynastie
auch kurz nach dem Untergang von Harsas Reich; die Dynastie breitet sich in den fol
genden Jahrhunderten aus, um ungefähr 1023 den Angriffen des südindischen Cola
fürsten zu widerstehen, der 1024 dem Reich Qrivijaya ein Ende machte. Ja, durch die
Entdeckung einer leider bis jetzt noch unveröffentlichten Urkunde in Nälandä, dem
alten geistigen M ittelpunkt der Mahäyäna-Schule, wird ein direktes Bündnis zwischen
den Herrschern von Bengalen und denen von Qrivijaya bewiesen, aber aus einer etwas
späteren Zeit, als wir für die Kolonisation von Sum atra im Auge hatten726.
Ebenso ist zu beachten, waß wir bei unserer Kenntnis einer großen, expansiven E ntwick
lung des damaligen Buddhismus bei Sm ith lesen: »Die religiöse Entwicklung traf ein
schweres Los durch die schrittweise Vernichtung des Buddhismus, die, durch unmerk
liche Aenderungen veranlaßt, sich in verschiedene Hindusekten auflöste. Nur in Magadha
und den benachbarten Ländern behauptete die Religion Gautamas in neuen Formen eine
starke Existenz vier Jahrhunderte hindurch, unterstützt durch die Förderung Dharma-
pälas und seiner Nachfolger aus der Päladynastie«727. W ir können dem noch hinzufügen:
auch in Qrivijaya. Diese Verpflanzung des aktiven Buddhismus ins Ausland nach Harsas
Tod, der unter seiner Regierung eng mit der Politik verbunden gewesen sein muß, ist zu
auffallend in Verbindung mit dem Aufkomm en eines buddhistischen Reiches auf Su
m atra, wo, ebenso wie dies unter Harsas Regierung der Fall gewesen war, erst das Hlna-
yäna und danach das Mahäyäna den Vorrang hatte, um ohne weiteres übersehen zu wer
den. Im Gegenteil, alles und nicht zum wenigsten das Bestehen einer späteren Verbin
dung spricht dafür, daß wir hier einen kausalen Zusammenhang sehen müssen. Es ist
nicht das erstemal gewesen, daß sich die besten K räfte nach den »partes infidelium«
wandten.
W ir sollten also dazu kommen, in dem Reich Harsas den eigentlichen M ittelpunkt zu
sehen, von wo aus nach Sumatra, nach dem Süden Indiens, nach dem W esten und nach
Tibet die buddhistische Lehre sich, denn daran kann nun einmal in Indien ke in Zweifel
bestehen, zusammen mit ihrer Kunst verbreitete. So sollte dann alles auf e in e Quelle
zurückgehen, e i n e n Mittelpunkt, der nach meiner Meinung wohl mit dem Mittelpunkt
des nördlichen Buddhismus zusammengefallen sein wird: »the principal seat of Buddhist
learning in Northern India«, N älandä728.
Das war der Ort, wohin die chinesischen Pilger ihre Schritte lenkten, wo N ägärjuna, der
Gründer der Mahäyäna-Schule, wo Dharmapäla, der Schüler von Dignäga, gelebt hat
ten. Und gerade dieser Dharmapäla war es, der auf Sum atra lehrte! Über dasselbe N ä
landä handelt die Urkunde von Devapäladeva, die in dem »Hauptkloster« aufgefunden
wurde. Hierin wird der Fürst von Suvarnadvipa, Sumatra, genannt und ebenso der Fürst
von Yavabhum i, Java.
Und noch wieder viel später finden wir Dharmapälas Lehrer, den großen Dignäga (mit
Nägärjuna, Asanga, Äryadeva, Vasubandhu und Dharm akirti die sechs Kleinode des
Mahäyäna), in einem buddhistischen W erkchen von Java erwähnt, dem Sanghyang K a-
m ahäyänikan72 9.
Die Annahme liegt auf der Hand, daß der Buddhismus und so auch die K unst von Qrivi-
ja ya nicht aus zweiter Hand, aus irgendeinem entlegenen W inkel Indiens kam, sondern
direkt aus einem der angesehensten Kulturm ittelpunkte.W ir wissen ja auch, daß Atiga,
Dharmakirtis Schüler, so berühmt aus der Religionsgeschichte Tibets, deren Reform ator
er heißen kann, im zehnten Jahrhundert zwölf Jahre lang auf Sum atra studierte730. Die
se Kultur Sumatras muß ein echter Sproß vom alten Stamm gewesen sein. Wie sehr mir
ein direkter Beleg dieser Annahme auch aus dem Gebiet der Kunst willkommen sein mag,
der Mangel an Material in holländischen Bibliotheken zwingt mich dazu, den Stoff, den
ich bereits anderswo gesammelt habe, für spätere Zeit aufzusparen. Jetzt kann nur ge
sagt werden, daß er nicht im W iderspruch damit steht, im Gegenteil eher dafür spricht.
Auch hier fand ich unter den Überresten von Nälandä manche Dinge, die als direktes
Vorbild m ittel javanischer Kunst gelten können, und es wird auf diese Weise sogar mög
lich sein, eine Linie zu ziehen, die von der Kunst Lara Djonggrangs über die von B ara
budur, den Tempeln aus dem W esten Indiens, Nälandä, zur bekannten Schule von Gan-
dhära führt, wo die Stüpaskulptur an die hellenistische Sarkophagskulptur anknüpft,
die uns aus Kleinasien bekannt ist. Diese Bildhauerkunst ist der altasiatischen Terrassen-
pyramide angepaßt worden; einen Abköm m ling hiervon finden wir in Barabudur wieder.
Diese Gandhära-Skulptur steht in enger Verwandtschaft mit der von altchristlichen Sar
kophagen und zugleich ist also die K unst Barabudurs der entfernte Verwandte der A ltar
reliefs und Reliquiarien unserer mittelalterlichen Kathedralen. Alle gehen letzten Endes,
ganz ähnlich wie ihre religiös-philosophischen Parallelen, auf die K ultur des Hellenismus
zurück.
Die Entwicklung geht über Barabudur nach Tjandi Lara Djonggrang, hört aber dort auf.
Denn ich stellte bereits fest, daß die Haartrachten der ostjavanischen Helden auf Reliefs
sehr gut mit denen der W ajangfiguren übereinstimmen und ganz als Vorstufe dafür er
klärt werden müssen, aber nirgends auf den Reliefs von Barabudur oder Lara Djong
grang ein Vorbild haben. Weder die gëlung tjëntung-, noch die garuda mungkur-Haar-
tracht ist dort zu finden. Die jüngsten Entdeckungen haben gezeigt, wo die ältesten V or
bilder hierfür gefunden werden können. Das sind die noch nicht veröffentlichten Reliefs
von D jala Tunda, einem Begräbnis- und Badeplatz aus dem Jahre 977. Dort finden wir
(Foto O .D . 6548 und andere) ein Figürchen, dessen H aar in einer Form geschmückt ist,
die ganz mit der des gëlung tjëntung übereinstimmt, und auf dem Foto O. D. 6553 sehen
wir eine Person mit einer künstlich aufgesteckten Haarfrisur, woraus ein garuda-Kopf
hervorschaut. Zwar ist die Form der beiden noch nicht genau die der Haartrachten von
Panataran, aber man muß dabei in B etracht ziehen, daß diese Reliefs um so viele Jahr
hunderte älter sind. Es gibt aber noch mehr Dinge auf den D jala Tunda-Reliefs, die an
Panataran erinnern, so der Gebrauch von Spiralen, so die echt ost javanischen, schlanken
Figürchen mit ihren dünnen Arm en und Körpern, die an eine Gestalt wie die Sitäs auf
Tafel 110 erinnern; so auch die Bäume. Alle diese typisch ost javanischen Stileigenheiten
fallen um so mehr ins Gewicht, als diese Reliefs der Zeit nach gerechnet sehr nahe mit de
nen von Lara Djonggrang Zusammenkommen, dem Stil nach aber bereits sehr entfernt
Ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich den Stil von D jala Tunda unmöglich für eine
logische Entwicklung des von Lara Djonggrangs halten kann und ich bin der Ansicht,
daß durch diese Reliefs die vermeintliche Einheit der hindu-javanischen Kunst in Zwei
fel gezogen werden muß. Denn es ist gleich, ob diese Reliefs von einem neuen Einfluß
aus Indien zeugen, oder ob sie auf eine ältere hindu-javanische Kunst zurückgehen, die
in engem Zusammenhang stehen muß m it der K un st von Diëng. Aber von dieser sind
keine erzählenden Reliefs auf uns gekommen, so daß einVergleich nicht angestellt werden
kann. In beiden Fällen steht demnach die Reliefkunst der Qailendras (Barabudur und
Lara Djonggrang) außerhalb der weiteren Entwicklung und kann darauf nur Einfluß
ausgeübt haben.
Die Abstamm ung der D jala Tunda-Reliefs ist an sich ein Problem; ich will hier vorläufig
nur auf dasVorkommen einer dem gëlung tjëntung verwandten H aartracht an dem Anan-
datempel in Pagan (Burma) hinweisen. A . R. 1913-14: 63 ff. PL XXXVIII. Viel kann das
natürlich noch nicht sagen, und erst wenn die Bedeutung der Reliefs klar geworden ist,
wird eine eingehendere Untersuchung Früchte tragen können. Ihre große Bedeutung
liegt vorläufig darin, daß so dicht neben der K unst von Lara Djonggrang ein so stark ab
weichender Stil gefunden wird, der mehr Anknüpfungspunkte m it dem späteren ostjava
nischen als mit dem m itteljavanischen Stil zeigt. Merkwürdig ist dabei, daß die Reliefs
von D jala Tunda in einer Zeit datiert sind, in welcher der T ext abgefaßt wird, dem die
Panataran-Reliefs folgen (die alt-javanischen Übersetzungen von Sanskritwerken), wäh
lend die Reliefs selbst vielleicht ebenso ein Vorbild der an Panataran vorkommenden
Eigentümlichkeiten sein können, und daß sie auf der anderen Seite ebensowenig wie der
auf O st-Java befolgte R äm äyana-Text mit dem von Lara Djonggrang in engem Zusam
menhang stehen.
Ohne behaupten zu wollen, daß Lara Djonggrang keine Übergangsformen nach O st-Java
hin bieten kann und vielmehr als Endstation aufgefaßt werden muß, glaube ich doch,
daß man auf das »Logische« der Entwicklung von der mitteljavanischen zu der ost ja va
nischen Reliefkunst nicht allzu großen W ert legen darf. Eher müssen wir uns darauf ge
faßt machen, daß hier möglicherweise eine tiefere K lu ft entdeckt wird, als man meist auf
Autorität von Brandes hin anzunehmen pflegt. Mit anderen Worten, daß die eigentliche
Teilnahme der Javanen an der Hindukultur M ittel-Javas schon gleich nach den Qailen-
dras eingesetzt hat. #
Obgleich mancher von mir erwartet, daß ich auch über den ästhetischen W ert der behan
delten Reliefs spreche, so meine ich, daß eine Studie wie diese dazu nicht berufen ist.
Jedes Ding ist nun einmal »an sich« weder häßlich noch schön, und es hängt von zahllosen
Faktoren ab, ob es schön oder unschön genannt wird. Das ästhetische Urteil ist zu sehr
von unserem eigenen Standpunkt abhängig: der Javane findet die Reliefs von Panataran
schön, während ihm die von Barabudur weniger sagen; bei den Europäern ist es meistens
anders.
Die Gründe hierfür darzulegen, mag sehr interessant sein, gehört aber nicht in diese A b
handlung.
Absolute ästhetische Normen, wenn es überhaupt solche gibt, sind nicht zu kontrollieren,
und mit diesen zu arbeiten, würde eine ästhetische D iktatur zur Folge haben, und hierbei
möchte ich nicht mitwirken. Durch das A u f drängen des eigenen Urteils wird der Allge
meinheit nicht geholfen, denn entweder wird es durch die Menge ohne weiteres hinunter
geschluckt und kann dann auch keinen W ert haben, oder es wird von Geistesver
wandten bewundert, wodurch sein W ert noch geringer wird. E in derartiges ästhetisches
Urteil hat außerdem die Eigenschaft, mehr über den A utor als über das Kunstw erk selbst
etwas auszusagen.
W enn wirklich eine Leitung nötig ist, um die Kunst, die in den Reliefs zum Ausdruck
kommt, zu genießen, dann halte ich den Fall für hoffnungslos. W ohl scheint es mir not
wendig, daß man seine Kenntnisse so viel wie möglich bereichert, um alles Störende und
»Fremde« auszuschalten. Das Material hierzu findet man in dem Text.
Das W ichtigste, was uns dieses Material bietet, ist die Überzeugung, daß auf gleiche
Weise, wie die Kunst der Spätantike im W esten durch Aufnahme in das Christentum sich
weiter entwickelt hat bis zur Kunst unseres frühen Mittelalters, die Aufnahme durch den
Buddhismus im Osten einen Entwicklungsgang einleitete, der bis nach Java mit dem im
Westen parallel lief. Mag diese Entwicklung im fernen Osten, China und Japan vielleicht
hoch weiter parallel verlaufen sein, auf Java trennen sich die W ege nach der m itteljava
nischen Periode, und während das Individuelle im W esten den Grund legte für alle spä
tere Kunstentwicklung, bemächtigte sich auf Java der »Magicismus« des Formenschatzes
der Hindus und legte ebensosehr einen neuen Grund, den für die Kunst des modernen
Dieser Schluß kann für die W ürdigung des Javanen nach kulturellen Normen von W ert
sein und endlich die Basis geben für eine neue und fruchtbarere Untersuchung der ja va
nischen K unst im weitesten Sinn des Wortes.
DIE RÄM A-R E L IEFS AN DEM VISNU-TEMPEL ZU D E O G A R HIch lasse hier eine kurze Besprechung der Reliefs folgen, welche zu wenig direkte A n
knüpfungspunkte an den Reliefstil Lara Djonggrangs auf weisen, um als deren Vorbilder
betrachtet werden zu können, obwohl sie einer älteren, verwandten Schule (Gupta) ange
hören. Dennoch ist es merkwürdig, daß, trotzdem die Reliefs in einigen kleinen Paneelen
untergebracht waren und noch mehr, als es bei Panataran der Fall ist, durch große Zwi
schenräume getrennt waren, die Komposition und »mise en scène« viel größere Überein
stimmung mit den Reliefs Lara Djonggrangs zeigt als mit den Räma-Reliefs von V ijaya
nagar (Hampi) oder mit denen Hinterindiens. Auch hier ist ein Naturalismus zu finden,
der sich in der Bearbeitung der Bäume äußert, welche schon sehr verwandt sind mit vie
len der Barabudur- und Lara Djonggrang-Reliefs73S. Unterschiede gibt es aber ebenso.
So sind R äm a und seine Gefährten auf J ava als Prinzen dargestellt, in fürstlichem
Schmuck; an dem Tempel von Deogarh sind sie alle Asketen, was mehr in Einklang mit
der Erzählung Välm ikis steht.
Foto 2284 (Tafel 90) gibt vielleicht Räm a und Laksm ana; Räm a schießend und Laks
mana den Bogen spannend. Welche Episode hier dargestellt sein soll, ist nicht deutlich ;
eine Episode aus den ersten Begegnungen ist nicht unwahrscheinlich, z. B. das Schießen
auf Tätakä oder die räksasas. D er Bogenwettkam pf kann es nicht sein, da Laksm ana da
bei Zuschauer bleibt. Der K am pf scheint es m ir ebensowenig zu sein, da der W aldcharak
ter damit nicht gut übereinstimmt und dann wohl mehr Figuren zu sehen sein sollten.
Möglich bleibt noch das Schießen ins Meer, worauf Rämas nach unten gerichteter Pfeil
deuten könnte. Aber auch Laksmana hat einen Bogen, was diese Identifizierung nicht
wahrscheinlich macht.
2311 (Tafel 91) kann so etwas sein wie das Ausziehen Rämas, Sitäs und Laksmanas in die
Wildnis. Die beiden folgenden Stücke sind wichtiger.
2282 (Tafel 92) gibt nach Verm utung des Entdeckers der Reliefs, D aya Räm Sahni, die
Bestrafung Qürpanakhäs durch Laksmana. Diese Annahme scheint mir richtig. Ganz
links sitzt Räm a, dessen H aartracht mehr m it der Erzählung übereinstimmt als die R ä
mas auf den Reliefs von Java. Denn es wird deutlich gezeigt, daß er ein Asket geworden
ist. Die Geste Rämas ist ein Beweis, daß ich richtig sah, als ich den Gesten auf den ja va
nischen Reliefs eine besondere Bedeutung zuerkannte. Räm a erhebt die rechte Hand in
abhayamudrä und richtet diese beruhigende H altung gegen Sitä, die von Qürpanakhä
bedroht wurde. Hinter Räm as und Laksmanas Schultern kommt die obere Seite eines
Pfeilköchers zum Vorschein; vielleicht dienen die Kreuzbänder dazu, diesen zu halten.
Man achte zugleich auf die Bearbeitung der Baum blätter, die einigermaßen an die Blät-
terrosetten Lara Djonggrangs erinnern, aber auf 2283 stark mit denen Barabudurs 081
Zusammenkommen.
2283 (Tafel 93) gibt nach Ansicht desselben Gelehrten vielleicht die Begegnung mit der
gabari. W ir fragen uns dann aber, wen der Asket auf der rechten Seite darstellen soll, der
in der rechten Hand eine aksamälä und in der linken einen Lotus (?) hält. Die kniende
F rau bietet dem einigermaßen hochnäsig dasitzenden Râm a eine Blum e an. D a Sitä,
denn diese wird die Frau wohl nicht sein, hier nicht anwesend ist, sollte der Raub schon
stattgefunden haben. Die richtige Bedeutung kann ich aber nicht m it Sicherheit angeben.
2312 (Tafel 94) scheint die Brüder und Sugriva oder Hanumat darzustellen. Die Blumen-
guirlanden, vanamälä, können dann wieder wie die Blum en auf Lara Djonggrang auf
eine Begegnung deuten. Es scheint mir, daß in dem Relief eine bestim mte Richtung
zu beobachten ist, so daß wir die Geste des Affen vielleicht für eine wegweisende A u f
forderung halten können. In diesem F all kann die Begegnung mit Hanumat dargestellt
Bei 2314 (Tafel 95) bemerkte D aya Räm Sahni: »vielleicht die Überreichung von Rämas
Ring durch Hanumat«. Ich glaube, daß die dritte Person das unwahrscheinlich macht.
Diese, am äußersten links auf dem R elief zu sehen, hat ebenso wie die kniende Gestalt
räksasa-Locken und scheint auch in anderer Beziehung der knienden Figur gleichwertig
zu sein. Entweder sind beide räksasas, dann kann Hanumat nicht gemeint sein, oder
beide sind Affen, dann ist bei dieser Episode ein A ffe zu viel. Ich für mein Teil stimme
dem ersten am meisten zu und glaube in der Frau im Hintergrund eine Person zu sehen,
die den Sitzenden unterstützt. Dessen nach hintenüber hängende H altung erzählt eben
falls, daß er nicht mehr im vollen Besitz seiner K räfte ist. Also eine Szene aus dem K am pf ?
E in fallender räksasa-Führer? In dem Gegenstand, den er in der Hand hat, erkenne ich
eine Blum e, verkürzt gesehen. W enn wir genau Zusehen, sind ganz rechts auf dem Relief,
gegen den rechten Arm des fallenden (?) räksasa, die Spuren einer anderen unterstützen
den Person, eine Hand und auf dem Boden ein Bein, zu erkennen, was meine Annahme
wahrscheinlicher macht. W er aber fällt, muß ich dahingestellt sein lassen.
2312 (Tafel 96). Eine Szene aus dem Kam pf. Zwei räksasas rücken an. Einer hat ein
Schwert, der andere hält eine dritte, nicht ganz auf dem Relief zu sehende Person am
Arm fest. ^
Verglichen mit den Reliefs von Lara Djonggrang sind die Stücke nicht so wichtig, als
man, ohne etwas von den javanischen Reliefs zu wissen, glauben könnte. Trotzdem sind
sie von Bedeutung, da sie uns berichten, daß das Räm äyana auch in Indien und v o r der
Zeit Lara Djonggrangs schon dargestellt war, wenigstens dann, wenn die Annahme, daß
wir es hier mit Räm a-Reliefs zu tun haben, auf gutem Grund beruht.
Leider konnte ich die Verfügung über die Fotos der südindischen Räma-Reliefs von Ham-
pi nicht erhalten, obwohl ich Anstrengungen dazu machte. Wer aber die teilweise Abbil
dung bei Sm ith sieht, erhält sofort einen richtigen E indruck731. Sie fallen ganz aus dem
Rahmen der javanischen Reliefs, stehen aber in ihrem flächigen, einfachen Stil in engem
Zusammenhang mit den Reliefs von B a Puon. Dies stim mt gut zu meiner Voraussetzung,
daß wir für Cambodja und andere Länder Hinterindiens eher Südindien als den Norden
zu berücksichtigen haben. Hierauf näher einzugehen, würde zu weit führen.
E s bleibt mir noch, auf die ausgezeichnete Studie Coedès’ über die Reliefs von Ankor
V at hinzuweisen. Der Stil ist direkt aus dem B a Puons zu erklären, ohne daß der letzte
nun "gerade das Vorbild des ersten sein muß. B ei näherer Betrachtung fällt es aber auf,
daß der Magicismus O st-Javas auch hier vielleicht Ausdruck gefunden hat. Neben der
Verflachung, die schon in Südindien stattfand und die m it dem an dieser Gegend durch
uns in der Entwicklungsgeschichte der indischen Kunst zuerkannten, zu Java parallelen
P latz zusammentrifft, überraschen uns nun auch andere Äußerungen einer primitiveren
Geisteseinstellung. Ich will nicht auf Einzelheiten eingehen, sondern mich damit begnü
gen, auf die magischen Flamm enm otive hinzuweisen, wie ich sie auf Relief 14 9-151 (Tafel
II bei Coedès) neben den Köpfen Garudas und Bänas zu sehen glaube. Oder täusche ich
mich darin?
BEM ERKUNGEN ZU DEN ZUM VERGLEICH ZUGEFÜGTEN T AFELN
Nach der R ückkehr sitzen Räm a und Sitä in A yodhyä auf einem Thron und es wird T. 89.
ihnen von den herbeigeeilten Göttern gehuldigt. Man sieht hinter dem Brahmanen
mit dem weißen B art G ott Brahm an mit vier Köpfen, Qiva mit Schlange und Schä
deln, hinter diesem Indra, an den vielen Augen kenntlich, und ganz im Vordergrün
de Ganega mit dem Elefantenkopf. Hinter Räm a und Sitä stehen die Affen- und
Bärenfürsten.
Hanumat in bittender Haltung. Südindische Bronze, die zum Vergleich mit den Ha- T. 97.
numatfiguren der Reliefs gegeben wird. Über dem K opf ringelt sich die Spitze des
Schwanzes.
Räm a mit Pfeil und Bogen und Laksmana. Steinskulptur aus Nepal. Bemerkens- T. 100.
wert sind die Ketten, die beide um die Schultern tragen, und die wir ebenfalls auf
Tafel 94 als Schmuck Rämas und Hanumats bemerken. Ursprünglich waren es
Blumenguirlanden.
Hanumat mit dem Berg, eine sehr häufig vorkommende Darstellung des Affen. In T. 101.
der rechten Hand trägt er eine Keule, in der linken Hand den Berg, worauf das
K raut wuchs, das er zur Genesung Lalcsmanas holen mußte und das sich bei
seiner Ankunft vor ihm versteckte. Unter seinem Fuß zertritt er einen Dämon,
vielleicht den räksasa Kälanemi, der ihm von R ävana auf seinem Zuge nach
gesandt wurde und den er tötete.
Fußspur Räm as und Laksmanas, umgeben von Symbolen. Deutlich zu erkennen T. 102.
sind das gankha (die Muschel Visnus), der Lotus und die Keule, alles Attribute V is
nus. Das vierte Sym bol zeigt eine große Ähnlichkeit mit dem Flamm enm otiv der
späteren javanischen Tempel und auch mit der »Buddhaflamme«, dem Ulalom, das
an vielen siamesischen Buddhabildern vorkommt.
Huldigung an Räm a und Sitä in derselben Weise wie auf Tafel 89, aber ohne T. 103.
Teilnahme der Götter. Unter den Figuren rechts von Räm a sieht man einige Affen,
unter denen links von Sitä bemerkt man Garuda (Nr. 4).
T. 104. A u f der unteren Hälfte des Gefäßes sieht man einen W agen, der von Hanum at ge
leitet wird und in dem Sitä zwischen Räm a und Lakämana sitzt. Ü ber dem W agen
ein Schriftband in nägari-Buchstaben, durch das die Identität der Personen be
zeugt wird. #
T. 2 1 1 . Kum bhakarna hält in seiner linken Hand Sugriva. U nten links von ihm stehen
Räm a und Laksmana. Hanumat greift den Riesen von oben an (als weißer Affe
dargestellt). V on rechts käm pft ein Affenfürst mit flammendem Haar (Anala?) ge
gen ihn. Schließlich klettern von allen Seiten gewöhnliche Affen auf den Koloß.
A N M E R K U N G E NA . Weber, Die Räma-Täpaniya-U panishad. A. B . A . 1864: 357.
M . Winternitz, Geschichte der Indischen Litteratur. I: 405.
H . Jacobi, Das Räm äyana.
Sie wurde von Janaka bei dem Pflügen einer Opferfurche gefunden.
Märica wird ins Meer geschossen und überlebt so den Kam pf.
Mahäbhärata, III: 273-291. M ärkandeya erzählt diese Geschichte Yudhisthira.
Mahäbhärata, III: 147-149. Von Hanum at dem Bhim a erzählt. Idem, VII: 59. Von
Närada dem Srnjaya und idem, X II: 29 von Krsna dem Yudhisthira erzählt.
Agnipuräna, ed. Räjendraläla Mitra, I: 10-27.
V. A . Smith, The E arly H istory of India. 21-23. E. J . Rapson, The Cambridge Hi-
story of India. I: 299.
Für die Datierung siehe R. G. Bhandarkar, Vaisnavism, Qaivism and minor religious
Systems, in Grundriß III/6:48. »There is a work, entitled the Adhyätm a-Räm äyana,
which E kan ätha (Bhävärtha-Räm äyana, Äranyakända), a Mahärästra saint, who
flourished in the sixteenth Century, calls a modern treatise, composed of excerpts
from older writings and having no pretence to be considered as emanating from the
old Rsis.«
J . Talboys Wheeler, The H istory of India, from the earliest ages. II: 336 A.
A . Baumgartner, Das Räm äyana und die Räm aliteratur der Indier. 140.
G. A . Grierson, Tulasi Däs, Poet and Religious Reformer. J. R. A. S. 1903: 447.
M . Winternitz, o. c. I: 454.
Herausgegeben und übersetzt sind das Mahänätaka, Uttararäm acarita. Eine A na
lyse von Wilson {H. H., Select Specimens of the Theatre of the Hindus.) des Mahä-
vïracarita, II: 323, des Anargharäghava, II: 375, des Dütängada, II: 390, des Abhi-
rämamani, II: 395. Dann in J. A. O. S. 1912: 58-77 eine Übersetzung des Dütängada.
N ur herausgegeben sind Bälaräm äyana, Jänakiparinaya, M aithillya, Prasannaräg-
hava, Unm attaräghava, Pratim änätaka, Abhisekanätaka.
Man vergleiche z. B . die folgende Episode aus Tulasi Däs, von F . S. Growse, The
Räm äyana of Tulsi Das, 394 (Episode von der Gazelle): »Thereupon, Räm a, who
understood the meaning of it all, arose with jo y to execute the purpose of the gods.«
Und, als die Pseudo-Gazelle getötet ist, »As life ebbed, he resumed his natural form
and devoutly repeated the name of Räm a, who in his wisdom recognizing his inward
love, gave him such a place in heaven as saints can scarcely attain to.
Dohâ 23. The gods rained down abundant flowers and hymned the Lord's high virtue :
»Raghunâth, the suppliant’s friend, raised to his own sphere even a demon!«
H. Oldenberg, Die Literatur des Alten Indien. 265, 266.
18 R. Pischel, Das Altindische Schattenspiel. S. K . P. A. 1906: 482 ff.
Sten Konow, Das Indische Drama. Grundriß II/2D: 45-46, nimmt Pischels H ypothe
se an. W ir stoßen hier auf das interessante Problem der Herkunft der hinterindischen
und javanischen Schattenspiele. Diese ist bis je tzt noch insofern unsicher, als man
annimmt, daß die ersteren Abkömmlinge der letzteren sein sollen, während der Stoff
dieser letzteren als eine »Entartung« der M ahäbhärata- und Rämäyana-Erzählungen
aufgefaßt wird, soweit er nicht rein indonesisch sein sollte. In Verbindung mit Pischels
Bemerkung, daß das siamesische Prah raxaniphon Ramakien dem T ext nach mit
den chäyanätakas übereinstimmen soll, werde ich auf das eine und andere zurück
kommen.
19 R. S. Dinesh Chandra Sen, The Bengali Räm äyanas. 217 ff.
20 L. H. Gray, The D ütängada of Subhata. J. A . O. S. 1912: 77.
21 Ein Räm apälacarita gibt sowohl die Schicksale Rämas als auch die des historischen
Königs Räm apäla von Bengalen. Ein Räghavanaisadhlya gibt die Geschichte Rämas
und Nalas zusammen. Vgl. M . Winternitz, o. c. III: 75, 125.
22 G. A . Grierson, The Gumani N iti. I. A . X XXVIII: 177 ff.
23 Bei Baumgartner, o. c., 135-157 findet man die bedeutendsten aufgezählt. Inzw i
schen ist später noch das eine oder andere bekannt geworden. Ich verweise auf Sens
Bengäll Räm äyanas, auf Linguistic Survey of India IX P t. IV für das pahärl-Rä-
m äyana von Bhänu B hatta, auf F . K . Krishna Menon, Notes on M alayalam Lite-
rature, J. R . A . S. 1900: 763 ff. und H. Nau, Prolegomena zu P attanattu Piljaiyärs
Pädal, für Kam bars Räm äyana. Die wichtigsten und bekanntesten sind die des T u
las! Däs aus dem 16. Jahrhundert, das bengäll-Rämäyana von K rttiväsa aus dem
15. und Kam bars Tam il-Bearbeitung wahrscheinlich aus dem 11. oder 12. Jahr
hundert.
24 Ich nenne nur die Bearbeitung Ksemendras, das Räm äyanakathäsäram anjari aus
dem 11. Jahrhundert und B hojas Räm äyanacam pu aus derselben Zeit. Ferner ein
Adbhütaräm äyana mit interessanten Abweichungen, ein Yogavagistaräm äyana und
ein Devlrämäyana, vonM ojundar berichtet. (I. A. X X X I : 353.) Die beiden letztensind
späteren Datums. Darm ein Räm apürvatäpanlya, ein Räm ottaratäpam ya und ein
Hanumaduktaräma, drei kleinere upanisads, ebenfalls aus jüngerer Zeit. (A. Weber,
A . B . A. 1864.) Die Jains haben das Räm äyana in ihrem Qatrunjayam ahätm ya auf
genommen. (ƒ. Burgess, I .A . X X X : 251.) D er Jaina Gunabhadräcärya dichtete im
8. Jahrhundert ein Uttarapuräna, das die Legende Rämas enthält. Im 12. Jahrhun
dert ta t der Jaina H emacandräcärya dasselbe. (Sen, The Bengäll Räm äyanas. 35 A,
25 M . Monier Williams, Brähmanism and Hindüism. m .
26 Siehe die Ergebnisse einer von Marshall angestellten Untersuchung über das Vor
kommen dieser Festtage und ihre Feier bei W. Ridgeway, The Dramas and Dra
m atic Dances of Non-European Races. 172-211 und die beigegebenen Abbildungen.
W. Ridgeway, o. c. 177. 27
W. Crooke, Populär Religion and Folklore of Northern India. I: 63. 28
J . Hurton Knowles, K ä ll Näg, a Kasm ir Legend. I. A . X VIII: 318. 29
Räjatarahgini, III: 446-448. 30
W. Crooke, The Tribes and Gastes of the North Western Provinces and Oudh. III: 31
89, 254, 312, 366, 436. IV: 147.
P . M . Legêne, H vor er din Broder? gr. 32
R. E. Enthoven, Folklore of Gujarat. I. A . XLVI supp. 130. 33
M . Monier Williams, o. c. 62. 34
H. A . Rose, The Troubles of Love. I. A. XXXVIII: 149. 35
E . Thurston, Ethnographie Notes in Southern India. 93-94. 36
C. E . Luard, Tattooing in Central India. I. A. X X X III: 226. 37
M . N . Venkataswami, Some Telugu Nursery Songs and Catches. I. A . XXXV: 151, 38
W. Crooke, Populär Religion. II: 256. 39
R. S. Dinesh Chandra Sen, The Bengali Räm äyanas, 47. 40
W. Crooke, o. c. I: 86. 41
W. Crooke, o. c. I: 87. 42
A . Grünwedel, Sinhalesische Masken. I. A. E . VI: 73. 43
In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Rolle aufmerksam machen, die Hanu- 44
m at in Gujarät als Beschwörer bei Besessenheit spielt. E in Hanumänraksamantra
gibt R. E . Enthoven in I. A. X LI supp. E r ist Herr über alle bösén Geister und gehört
zu den sieben cirajivas (Agvatthäma, Bali, Vyäsa, Hanumat, Vibhisana, Krpa, P a
raguräma). Bei Thurston (o. c. PI. X lll) findet man ihn als Beschwörer des bösen Blicks
abgebildet, im Zusammenhang damit verweise ich auf das Hanumatbild bei Gopi-
natha Rao, Elements of Hindu Iconography. 1: 1 PI. LV. Auch hier läßt er die linke
Hand auf den Geschlechtsteilen ruhen.
E . T. Dalton, Descriptive Ethnology of Bengal. 141, 105. 45H . H. Wilson, Select Specimens. I: 313. 46
W. Crooke, o. c. I: 195. 47R. S. Dinesh Chandra Sen, History of Bengäli Language and Litterature. 184. 48
W. Ridgeway, o. c. 257. 49E in Teil ist herausgegeben und übersetzt von F . W. K . Müller, Nang, Siamesische 50
Schattenspielfiguren im Kön. Mus. für Volk, zu Berlin. I. A. E. 1894 supp.
L . Fournereau, Le Siam ancien. A . M. G. 1895 1 : 225 ff. 51
J . Moura, Le Royaum e du Cambodge. II: 445. 5 2
53 E . Ruber, L a Légende du Räm äyana en Annam. B . E . F. E . O. 1905: 168.
54 M . Winternitz, Geschichte der Indischen Litteratur. III: 630.
55 B rief vom 10. 8. 1923.
Im Anschluß hieran mache ich aufmerksam auf die Hanumatsage in dem rG yal rabs
bon gyi. byun gnas, wovon Läufer erzählt. (B. Läufer, Ü ber ein Tibetisches Ge
schichtswerk der Bonpo. T . P . 1901: 26, 27.) Hanumat heißt dort Halumandha und
soll ein Stück von dem Berge Tise in Persien abgebrochen und in das Land der Bod
(Tibet) gebracht haben. So soll der tibetanische Tise entstanden sein. Dann erinnere
ich in Zusammenhang mit den Beobachtungen bei den Cams daran, daß sich die T i
beter für die Nachkommen eines Affen und einer Berg-räksasl (brag srin mo) halten
und davon überzeugt sind, daß sie einst einen Schwanz getragen haben. Das letzte
ist sehr merkwürdig, wenn man zum Vergleich die Bem erkung von Dinesh Chandra
Sen in seinen Bengäll Räm äyanas heranzieht, daß bei einigen indischen Dynastien
bei der Thronbesteigung der Brauch besteht, einen Schwanz zu tragen (S. 52). Auch
weist er auf die Erzählung von Muräri Gupta und seinen Schwanz in dem Vaisnava-
vandanä hin. Eine sonderbare Parallele zu diesen totemistischen Reminiszenzen ist
in dem alten Java das Verbot, Affenfleisch zu essen, in dem Räm äyana Kakaw in
56 J . Groneman, T jandi Param banan op Midden-Java na de ontgraving. 5.
57 M . Lulius Van Goor, K orte Gids voor de Tempelbouwvallen in de Prambanan-vlakte,
het Diëng-Plateau en Gedong Sanga. 31 ff.
58 ƒ . Ph. Vogel, H et eerste Räm a relief van Prambanan. Bijdr. 77: 202.
59 Verslag van het Tweede Congres van het Oostersch Genootschap in Nederland.
46 , 47-60 N . J . Krom, Inleiding tot de Hindoe-Javaansche Kunst. 1 : 460-464.
61 A . Grünwedel, A lt-Kutscha. I: 31.
62 A . Grünwedel, o. c. I : 31.
63 N . J . Krom, o. c. I: 487, 488. Näm lich: »Steine mit schwacher Ausbauchung an der
Vorderseite, offenbar dazu bestimmt, mit Reliefs verziert zu werden und mit einer
kurzen, je tzt sehr undeutlichen Inschrift in hellem Farbton versehen. Die Worte
zweier Inschriften, pati hyang (Götterbild) und langgitan (Himmelsszene) sind zwei
fellos Anweisungen für den Bildhauer, was er hier machen mußte.« Siehe auch I:
333- 370.64 Die Frage der Stilentwicklung ist der erste Punkt, für den wir vielleicht einige
Aufklärung erhalten können. E s wird jedem, der sich mit alt javanischen Skulpturen
beschäftigt hat, aufgefallen sein, daß die so stark ins Auge springenden Unterschiede
zwischen den aufeinander folgenden Stilstadien nicht m it der verhältnismäßig ge
ringen Anzahl von tjandis übereinstimmen, an denen erzählende Reliefs angebracht
sind. Der Stilunterschied zwischen zwei aufeinander folgenden Tjandi-Reliefs ist zu
weilen so groß, daß man geneigt sein könnte, zu fragen, ob hier nicht an einen Un
terschied zwischen den Stilauffassungen zweier stark individuell fühlender Künstler
gedacht werden muß. Dies ist aber, wie wir. später sehen werden, nicht möglich. Bei
der Entwicklung des hindu-javanischen Stils können wir keine einschneidenden, in
dividuellen Auffassungen annehmen in der Weise, wie es in der modernen Kunst
wohl der Fall sein kann. Nun kann man versuchen, zu einer Erklärung dieser Unter
schiede zu kommen, indem man annimmt, daß immer wieder andere Kolonisten am
W erke waren, die erst anderswo ihren Stil zur Entwicklung brachten, von der keine
Spuren auf uns gekommen sind. Hierdurch kommt man aber in Konflikt mit den
Tatsachen, die von einer so häufigen Kolonisation nichts wissen. Die Schwierigkeit
würde gelöst sein, wenn man annähme, daß es noch zahllose tjandis mit erzählenden
Reliefs gab, an denen der Stil entwickelt gewesen ist und die für uns verloren sind.
Das kann man aber wohl nicht voraussetzen. Tatsächlich ist die Zahl der tjandis
groß und es könnten, ohne unsere Verwunderung zu erwecken, noch viele gefunden
werden. Man kann aber nicht glauben, daß eine so große Zahl von Tempeln verloren
gegangen ist, die nötig gewesen wäre, um daran alle fehlenden Glieder der Stilent
wicklung zu belegen.
Nim mt man nun an, daß neben den in Stein gehauenen Reliefs eine viel größere An
zahl von W andgemälden oder Schnitzwerken an Holzpaneelen bestanden haben
muß, so hätte man hier ein Feld, auf dem sich der Stil logisch entwickelt haben kann.
E s ist gänzlich undenkbar, daß die tjandis, wie wir sie haben, dem Gottesdienst der
alten Javanen genügen konnten; daneben müssen große Holzbauten existiert ha
ben, die an manchen Orten, z. B . in dem mitteljavanischen buddhistischen Milieu,
sehr ausgedehnt waren, um vielerlei Bedürfnisse zu befriedigen. So brauchte man
W ohnungen für Tempeldiener, ganze Klosteranlagen usw.
W ir werden bei der Behandlung des ikonographischen Teiles unserer Untersuchung
sehen, wie dergleichen Gebäude meistens, wenn nicht immer, mit Reliefs in Holz
oder m it W andmalereien geziert waren. Ja, wir können selbst annehmen, daß auch
in dem javanischen Buddhismus, der so nahe mit dem alttibetanischen verwandt
war, ebenso Darstellungen auf Geweben - ähnlich den tibetanischen tankas - be
standen haben, die vergänglich waren und oft erneuert werden mußten. Dam it ist
die Anzahl der Reliefs an den tjandis zu einem sehr kleinen Teil der gesamten hindu
javanischen Kunst zusammengeschmolzen, einem Teil, der dadurch, daß er in un
vergänglichem Stein ausgeführt wurde, alles ausmachte, was auf uns gekommen ist.
Aber zugleich ist dann das eigentliche Gebiet der Stilentwicklung auf die Zeich
nungen oder Darstellungen verlegt, und es liegt auf der Hand anzunehmen, daß
diese Reliefs nichts anderes als auf Stein gebrachte Zeichnungen sein sollten, wenn
man sie mit den Arbeitsmethoden der verwandten Buddhisten von Indien und Zen
tralasien vergleicht. W elche Rolle hierbei Schablonen gespielt haben, ist nicht mehr
zu erkennen.
W ir legen uns ferner die Frage vor, ob es nicht möglich ist, zu einer anderen, an
nehmbareren Erklärung des sogenannten Typenunterschiedes an den Barabudur-
Reliefs zu kommen durch diese Verm utung, daß möglicherweise bei der Herstellung
der Reliefs Schablonen gebraucht wurden. Krom gab seiner Verwunderung darüber
Ausdruck, daß auf zwei angrenzenden Füllungen, die zu derselben Erzählungsserie
gehören, dieselben darin vorkommenden Personen von ganz anderer Gestaltung
sind. »Dies geht selbst so weit«, sagt er, »daß Dinge, auf die es unbedingt ankommt,
die im T ext mit Namen vermeldet und beschrieben sind, ein Ehrengeschenk oder
etwas dergleichen, auf nacheinander folgenden Reliefs ganz anders aussehen; auch
kann ein einziges Mal beobachtet werden, daß die Hauptperson einer Erzählung bei
derselben Gelegenheit erst bartlos und später mit einem flotten B art wiedergegeben
ist.« (N. J . Krom, Inleiding .1: 368.) Der Autor glaubt dies mit der Annahme erklären
zu können, daß verschiedene Personen an derselben Reliefserie mitgearbeitet haben.
(N. J . Krom, Barabudur. T : 663.) E s scheint, daß wir gerade in diesen Abweichungen
einen Beweis für die untergeordnete Rolle zu sehen haben, welche Bildhauer in dem
ganzen W erk spielten, eine derartige Rolle, daß wir eher von Steinhauern sprechen
sollten. Die Darstellung eines Bildes nach eigener Auffassung und Ansicht steht in
Widerspruch zu dem Charakter dieser mittelalterlich-indischen Kunst, da es das ge
rade Gegenteil dessen ist, was wir über den Gebrauch und die unbestrittene Herr
schaft der gilpagästras wissen. Es bleibt dann nichts übrig als anzunehmen, daß die
Bildhauer an der Ausführung ihres Auftrages arbeiteten, ohne Rücksicht darauf zu
nehmen,was ihr N achbar machte. Begreiflicher wird das letzte durch die Verm utung,
daß die Bildhauer ihre Figuren nach Schablonen einsetzten aus dem Vorrat, den
man für das Bem alen von Klosterwänden, für das Zeichnen von Geweben oder für
das Schneiden von Holztäfelungen nun einmal hatte, ohne dabei jedoch an die me
chanische Methode der Tibeter zu denken.
Schließlich will ich im Zusammenhang damit noch die Form der Reliefs erwähnen, die
meistens eine längliche ist. Brandes dachte dabei für Ost-Java, wo die schmale Form
viel mehr zur Geltung kommt, an einen Einfluß des Schreib- und Zeichenmaterials
jener Tage, namentlich der lontar-Handschriften. Es kommt mir vor, als sei dieser
E influß etwas spät gekommen. Denn es wird der Gebrauch solcher schmalen Hand
schriften auf Baum blättern schon im 7. Jahrhundert von den Buddhisten für uralt
gehalten. (G. Bühler, Indische Paläographie. 89.) Ohne behaupten zu wollen, daß in
dieser Zeit, der ost javanischen Periode, Schablonen in Gebrauch gewesen sind, wel
che dieselbe mechanische Arbeitsweise wie die tibetanische und zentralasiatische
gewährleisteten, möchte ich auf etwas anderes aufmerksam m achen: man wird näm
lich bei demselben Verhältnis zwischen einer sehr großen Länge und einer schmalen
Breite stark erinnert an die Reliefs von O st-Java einerseits und an ähnliche Form ate
der Zeichnungen andererseits: das wajang beber. Sowohl was die Form als was die
Einteilung des Stoffes und den Stil betrifft, zeigt das w ajang beber (hierbei ist die
Geschichte eines wajang-Stoffes auf einem sehr langen und schmalen Streifen ab
gebildet; der Streifen wird auf zwei Stöcke gerollt und für die betreffende Episode
entrollt) eine vollkommene Parallele zu den langen und schmalen javanischen R e
liefs. Wenn es auch manchmal so scheint, als hätten wir es bei den Reliefs mit einer
wajang-Vorstellung in Stein zu tun, so ist es doch gut, dabei nicht an das wajang
purwa, sondern an das waj ang beber zu denken. Das letzte könnte vielleicht in frühe
rer Zeit, wenigstens was die Zeichenmethode betrifft, mit dem japanischen makimo-
no verwandt sein, der bekanntlich meistens Historien schildert. Es besteht dieselbe
Verwandtschaft wie zwischen der Form von tanka und kakemono.
Zusammengefaßt lautet mein Schluß, den sicher bestanden habenden Malereien und
Zeichnungen eine größere Rolle in der Stilentwicklung zuzuerkennen als den Reliefs.
Dies kann bis zu dem heutigen T age Gültigkeit haben; während der mitteljavani-
schen Periode sollten wir überdies die Verwendung von Schablonen nicht für ausge
schlossen halten.
Mahäbhärata. III: 273-292. 65
Räm. VII: 9, schickt Sumäli, der Sohn des Sukega und der D evavati, seine Tochter 66
K aikasi zu Vigravas, dem Sohn des Pulastya, dem Sohn von Prajäpati. Kinder von
K aikasi und Vigravas sind : Rävana, Kum bhakarna, Qürpanakhä und Vibhisana.
Mah. III: 274 sendet Vaigravana, Sohn des Vigravas, drei Frauen zu diesem, Pus-
potkatä, R äkä, Mälini. R ävana und Kum bhakarna sind dann die Kinder der Pus-
potkatä, Vibhisana ist der Sohn Mälinis, Khara und Qürpanakhä werden von R äkä
geboren.
H. Jacobi, o. c. 76. 67
Sie ist dort die Tochter M älyavats. In dem B hägavatapuräna ist Rävanas Mutter 68
Kumbhinasi, also eine Schwester von Puspotkatä. In dem Padmapuräna ist sie da
gegen dieselbe wie bei Välm iki.
Die Gandharve Dundubhi inkarniert sich schon in Mantharä, als Visnu auf die Erde 69
herabsteigt. Von Brahm an erhält sie den Auftrag, Streit zu erregen. Mah. III: 275.
Vgl. die Stelle in dem M ahäviracarita von Bhavabhüti, wo sich Qürpanakhä in der
Gestalt Mantharäs in den Palast Dagarathas begibt. (4. Akt.) Idem in Anargharä-
ghava. Bei Välm iki ist Mantharä nur eine gewöhnliche Dienerin.
Man ging dabei von der Voraussetzung aus, daß Välm ikis Gedicht das Original war. 70
Gerth van W ijk glaubt noch, daß einige Episoden der malayischen hikajats aus dem
»berühmten Sanskrit-Heldengedicht« entlehnt seien, wobei er wohl das von Välm iki
meinen muß. (T. B . G. X X X IV : 401.) Kern spricht wohl von »Verwilderung«, die nicht
aus den Büchern gekommen ist, und gibt in seinem »Indische sage in een javaansch
gewaad« lehrreiche Beispiele davon, greift aber immer wieder zurück auf die für In
dien offiziell geltenden Mahäbhärata-Ausgaben. (V. G. X : 198.) In seinemVorwort zu
der Erzählung eines Teiles des alt-javanischen Räm äyana sagt er u. a . : ». . . trotz
dem der Dichter des K akaw in manche eigene Erfindung, vor allem in die drei letz
ten Sargas, hineingebracht hat« (V. G. X : 79.) Indessen ist nicht ersichtlich, daß
Kern die Beweise hierfür in Händen hat und wir sicher sein können, daß diese erfun
denen Dinge nicht in der einen oder anderen indischen Räm a-Erzählung zu finden
Gewiß ist, daß die Vereinigung von Räm a und Sitä, welche Kern als solch eine ab
sichtliche Änderung auffaßt (Vorwort Rämäyana-Ausgabe, VI), dem indischen Dra
m a geläufig ist.
71 Räm . VI: 21, 22.
72 Mah. III: 282.
73 Bhäg. pur. IX : 10: 13.
74 Räm . III: 18.
7 5 Bhäg. pur. IX : 10: 9. Idem Bälaräm äyana.
76 Mah. III: 289.
77 Räm . VI: 108.
78 Mah. III: 289.
79 Mah. III: 288.
80 Besonders bei Muräri und in dem 5. A k t des Prasannaräghava.
81 Hanumannätaka, 9. und 10. Akt.
82 Hanumannätaka, 13. A kt. Räm. VI: 50.
83 Hanumannätaka, 14. A kt.
84 Mahäviracarita, 2. A k t. Paraguräma, der hier ein Schüler Qivas ist, will Räm a be
kämpfen, weil dieser den Bogen seines Meisters spannte und zerbrach.
85 Mahäviracarita, 2. Akt. Einen W iderhall dieses käncana mocana fand ich in einem
Telugu-Liedchen, das von M . N . Venkataswami, I .A . X X X V : 150 zitiert wird. (?) D ort
lesen wir: kanka num, was der Autor erklärt m it: kupferner Ring, mit Betel etc.,
der bei den Hochzeitszeremonien am Handgelenk befestigt wird. Dieses Liedchen,
das aus kurzen, unzusammenhängenden Wortverbindungen besteht, beginnt so:
K oko Lanka, kodaval lanka, lanka dhisina, Ram udu paita etc. (Koko Lanka, Lanka
of the Scythe, Conqueror of Lanka, Rämas c ity usw.)
86 Mahäviracarita, 5. Akt. Vibhisana sendet eine A sketin zu Räm a, die auf Befehl R ä
mas von Laksmana aus den Klauen Kabandhas gerettet wird. R äm a erfährt von ihr,
daß Vibhisana zu der Gesellschaft von Affen gehörte, welche Sitäs Schmuckstücke
nach dem Raube aufgefangen hatten.
Mahäviracarita, 5. A k t. R äm a begegnet Välin und besiegt diesen. A u f das Gerücht
von diesem Kam pfe hin kommen Sugriva, AYbhisana usw. angelaufen und treffen
nun zum erstenmal Räma.
Besonders das Schauspiel im Schauspiel, wo Sitä vor Räm a und anderen au ftiitt,
begleitet von P rthivi und Gangä. Sie und ihre beiden Zwillinge, K u ga und Lava,
sind gerade von dem Tode des Ertrinkens gerettet worden. Als R äm a hierdurch zur
Einsicht kommt und nach Sitä verlangt, wird die wirkliche Sitä gebracht.
Leider besitzen wir keine genauen Angaben für eine Datierung. Doch kann es nicht
zweifelhaft sein, in welche Zeit man das Kakaw in ansetzen muß. Der Vergleich der
Sprache des Gedichtes m it der der Inschriften kann höchstens zu irreleitenden R e
sultaten führen, da die letzten sich gerne, genau wie bei uns, einer altertümlichen
Kanzleisprache bedienen. Kern spricht von der Blütezeit der kawi-Literatur (V. G.
IX: 253) als der Zeitperiode, in der das Gedicht zu datieren ist. Diese fällt in die
kadirische Zeit. W ir wollen wie Kern annehmen, daß der Dichter kein Sanskrit kann
te. (V. G. IX: 300.) E r muß also aus einer alt-javanischen Paraphrase über Sanskrit-
glokas geschöpft haben, in dem Stil der Uttarakända-Übersetzung. (F . D . Tuuk,
I: 187.) Solch eine Übersetzung m üßte dann für die übrigen Bücher verloren ge
gangen sein. Hierdurch fällt das Gedicht dann in eine Zeit nach diesen Übersetzun
gen, und da wir wissen, daß diese für die letzte H älfte des 10. Jahrhunderts angesetzt
werden können, haben wir hier einen Ausgangspunkt. In die Zeit von Erlangga und
den ersten kadirischen Fürsten gehören die selbständigen alt-javanischen Bearbei
tungen dieses Stoffes, wie Arjuna W iwäha von Kanw a unter Erlangga, Krsnäyana
von Triguna, Sum anasäntaka von Monaguna unter Jayawarsa von K adiri, Smara-
dahana von Dharmm aja unter Kamegwara, Bhäratayuddha von Sëdah und Panu-
luh Hariwamga von Panuluh und schließlich das Ghatotkacägraya unter Jaya-
bhaya. (N . J . Krom T. B . G. L V II: 508 ff.) Das Räm äyana muß zweifellos unter
diese eingereiht werden, aber wo ? In seinem Vorwort zu der Rämäyana-Ausgabe
kommt Kern zu dem Schluß, daß das W erk jünger ist als das Bhäratayuddha
(1157), aber älter als das Bhom akäwya, und vermutlich an den Anfang des 13. Jahr
hunderts gestellt werden kann. N un glaubt F . D . Tnuk , daß das Bhom akäwya vielleicht
in dem 12. Jahrhundert gedichtet ist, was mit Kerns Folgerung im W iderspruch
steht, aber vielleicht den Vorzug verdient. Die Angaben aus dem wawatëkan (J.Bran
des, Cat. v. d. Tuuk. III . 331; 1401) können uns zu keinen Resultaten führen, da' sie
nicht zuverlässig sind und willkürlich zusammengestellt zu sein scheinen. (Vgl. die
Jahreszahl 1031 für das unter H ayam W uruk gedichtete Arjuna W ijaya, das einige
Jahrhunderte früher angesetzt ist, um doch nur eine aufsteigende Reihe zu behalten!)
E s kann uns also nichts hindern, das Räm äyana Kakaw in in die erste H älfte der
kadirischen Periode zu setzen und in ihm einen Zeitgenossen der obengenannten
Gedichte zu sehen. Wenn wir den Inhalt betrachten, paßt das W erk auch ganz in
diesen Rahmen. Sein visnuitischer Charakter weist ihm den richtigen P latz neben
dem Bhäratayuddha an, worin die Krsna-Legende eine große Rolle spielt. Die ganze
kadirische Dynastie muß außerdem visnuitisch gewesen sein, das beweisen die Siegel
marken und andere Dinge. Die Sprache als ein Kriterium für genaue Datierung zu
betrachten, ist ebensowenig möglich als ein Vergleich mit den Urkunden, denn auch
in den kakawins sind Archaismen gang und gäbe.
So bleibt nichts anderes übrig als anzunehmen, daß es zur selben Zeit entstanden ist
wie das Bhäratayuddha. Als mutmaßliche Zeit der Verfassung kann man den Über
gang vom I I. zum 12. Jahrhundert angeben.
90 H. Kern, Räm äyana.
H. Kern, Zang I-V I van het O ud-Javaansche Räm äyana in vertaling. V . G. X :
77-142.
H. Kern, Proeve uit het O ud-Javaansche Räm äyana. V. G. IX: 251 ff.
f f . H. Juynboll, Vertaling van Sarga VII van het Oud-Javaansche Räm äyana.
Bijdr. 78: 373-384.
H. H. Juynboll, Vertaling van Sarga VIII van het Oud-Javaansche Räm äyana.
Bijdr. 79: 569-590.
91 C. F . Winter, Romo. V . G. B . X XI: 2. Eine der wichtigsten Hinzufügungen ist wohl
die kurze Vorgeschichte Rahwanas, die in dem uns bekannten Räm äyana Kakaw in
fehlt. E s ist aber nicht unmöglich, daß Jasa di Pura eine Fassung mit der Einleitung
gekannt hat. D aß er das Kakaw in in jedem Fall bei seiner Bearbeitung benützte, ist
deutlich zu sehen aus Stellen wie: »kadi kumëlëm ing tasik sahannanne suralaja« ed.
V an Dorp 61, und: »kadi ta karëm rikang tasik ikang suraloka kabeh« Kakaw in V :
89; »Sri bupati mjarsa wiku denjanling/ tumungkul tanangutjap/ saking gung ing
trësna putraneki/« pag. 13, und »mangkäna ling mahärsi/ narendra trsnä tëmën ri
sang räma/ ndä tarsahur tumangkul/« Kakaw in I: 45.
Das Sërat Ram a brauchen wir in unsere Untersuchung auch der Abweichungen we
gen nicht aufzunehmen, die nach Brandes Sing. Hon. 13* »wohl Mißverständnissen
ihren Ursprung verdanken«. Tatsächlich scheint dies der Fall zu sein. Ein paar Pro
ben mögen der Kuriosität wegen folgen.
Der weibliche Dämon T ätak ä heißt bei Jasa di Pura Tatakakja. Selbst das T äta-
keyä aus dem B älaräm äyana kann uns hier nicht helfen. Die Lösung gibt das K a ka
win I I : 23, wo man liest: »Wadwä nirang prabhu dacäsya si tätakäkyä«. Das Suffix
-äkhyä, »genannt«, ist hier schon vollständigzu dem Namen gezogen, wie dies auch
in X IX : 8 zu finden ist, »ratag ta sang mantri patih prahasta lawan mahäpärgwa
ghatodaräkya . . .«, was den Anschein erwecken könnte, daß Mahäpärgwa auch Gha-
todara hieß, während dies in W irklichkeit ein anderer räksasa ist. (Vgl. noch Näga-
rakrtägam a 46: ic.) Auch die beiden panditas Jogiswara und Bhagawan Mintra auf
S. 12 finden Erklärung für ihr zuvor unbekanntes Bestehen in einer Stelle aus dem
Kakawin, 1:38: »ana sira gädhisuta rsi yogigwara lentapaswi räjärsi/ wigwämitra
ngarannira . . .«Das »len« war Jasa di Pura zu m ächtig und er m achte zwei Personen
daraus, während m itra zu m intra wird auf dieselbe Weise wie Sitä zu Sinta.
Eine nicht minder hübsche Variante ist die von der gabari aus dem Räm. 111:74.
B ei Jasa di Pura ist diese Asketin zu einem pëksi, Vogel, geworden, und zwar zu
einem casuaris. Denn dort wird von einem suwari brangti gesprochen, was buchstäb
lich heißen soll: »casuaris in Minnepein«. Das Kakaw in gibt Aufklärung. In V I : 104
liest man nämlich: ». . . irikang, gawari b r a t i . . .« und sieht den W eg, auf dem eine
Büßerin (brati) Vogelgestalt annehmen kann! Auch der anderswo unbekannte Berg
K u ta runggu wird auf diese Weise leicht untergebracht. B ei Jasa di Pura lesen wir:
»memba saking wukir tjitra/ kuta runggu ana wukir den parani/ . . . » und an anderer
Stelle: »ing kuta runggu wus prapta«. (42 und 30.) Das Kakaw in löst die Sache auf
mit: »rikanang giri citraküta runggu«. (VI: 1.)
Doch genug hiervon. Aus dem einen oder anderen m ag es klar werden, was wir an
dem Sërat Ram a haben. (Nebenbei mache ich von der Gelegenheit Gebrauch, eine
Unrichtigkeit in Winters Einleitung zu dem W erk zu verbessern. E r sag t: »Er gab
Romo zu erkennen, daß er Bathoro Sri heiße . . .« (11), indem er über Dhirgobahu
spricht, in dem wir den langarmigen (dlrghabähu) ICabandha aus Räm. III : 69-74
sehen müssen. (Im.Rämäyana Kakaw in V I : 76 heißt er schon so.) In dem T ext steht
aber: »Ingsun anak batara sri«. Auch in dem Kakaw in ist er der Sohn Qrls und nicht
diese selbst. »Äußerst korrekt«, wie Brandes sie bezeichnete, ist diese Inhaltsangabe
also nicht.
Merkwürdig ist, daß D . L . Mounier in seinem Auszug des Romo (Sërat Rama) in In
disch Magazijn, I, 2, 180 (1844) denselben Fehler macht, den er wohl von Winter
haben wird, obwohl dessen Ausgabe erst 1846/47 veröffentlicht wurde. Laut dersel
ben Zeitschrift pag. 262 war Mounier ein Schüler von Winter.)
Das einzige veröffentlichte Räm alakon ist das lakon Ram a sawëg wontën ing Man- 92
tilidirëdja. Siehe H. H. Juynboll, Indonesische en achterindische Tooneelvoorstel-
lingen uit het Räm äyana. Bij dr. 54: 501-565. E s ist zu bedauern, daß in Leiden nicht
geläufigere Rämalakons wie Ram a tam bak, Anoman duta usw. in Handschriften
vorhanden sind.
H. H. Juynboll, Cat. Jav. Hss. Supp. II: 53. Professor Dr. G. A. J. Hazeu hatte die 93
Liebenswürdigkeit, mir eine Abschrift des Sërat Kanda, B at. Hs. 7, zum Gebrauch
zu überlassen.
E s existiert auch noch ein malayisches Sërat Kanda, das aber deutlich verrät, daß es
eine Übersetzung eines javanischen Originals ist. Siehe Ph. S. Van Ronkel, Cat. Mal.
Hss. B at. 7.
94 H. H. Juynboll, Cat. Jav. Hss. Supp. II: 68,74.
95 H. H. Juynboll, Cat. Jav. Hss. Supp. II: 57, 67.
96 P . P . Roorda Van Eysinga, Geschiedenis van Sri Räma.
97 W. G. Shellabear, Sri Ram a. J. S. B . R. A. S. 17: 87 ff.
98 Die batavischen Handschriften, welche D. Gerth Van W ijk behandelte in T . B. G.
X XXIV :40i ff. »Iets over verschillende maleische redacties van den Seri Rama«.
Dazu die Leidenschen Codices 1689 und 1936.
99 Nachfolgende Zusammenstellung soll den Vergleich der Stellen in R und S ermög-
liehen. Die Ziffern v ir dem Doppelpunkt geben die Seite, die anderen die Zeile an.
R S R S
1: 1 - 5 1 : 1 1 59: 8-63: 17 79: 8-81: i
2: 1 -5 : 15 5 1: 1 1 -5 4 :8 63: 17-85: 6
5: 15 -7 :'2 7 85: 6-10 1: 25 81: 1-88: 10
7: 2 7 - 1 7 :4 54: 8-61: 16 101: 25-103: 20 92: 6-95: 14
17: 4-18 : 2 103: 20-104: 24
18: 2-20: 24 61: 16-63: i 104: 24-107: 24 88: 10-92: 6
20: 24-27: 26 107: 24-109: 28
27: 26-29: 24 63: 1 -6 7: 17 109: 28-120: 5 95: 14-106: 14
29: 24-34: 15 120: 5-128: 3
34: 15-34: 26 67: 17-68: i 1 2 8 :3 - 1 5 1 :7 . 106: 14-187: 9
34: 26-35: 16 187: 9-201: 7
35: 16-35: 24 68: 1-68: 10 151: 7-159 : 21 201: 7-218: 23
68: 10-69: 15 159: 2 1-16 1: 21
35: 24-41: XI 69: 15-74: 22 161: 21-173 : 27 218: 23-274: 4
41: 11-5 9: 8 274: 4-285: 3
74: 22-79: 8
100 Ich transkribiere Rawana, obwohl die drittletzte Silbe bei dem Fehlen eines Akzen
tes, wie es in den indonesischen Sprachen der Fall ist, die Neigung hat kurz zu wer
den, wenn das ursprüngliche W ort einen langen Vokal hat. In Verbindung m it den
benachbarten Konsonanten sollte man Duwana oder Ruwana erw arten; die erste
Form kommt tatsächlich vor. (Sri Rama, ed. Maxwell.) Im Javanischen ist das a
beibehalten durch ein nachgefügtes h, so daß das W ort Rahwana lautet.
Die Transkription der malayischen W orte und Namen m acht viel Verdruß. B ei dem
Schreiben der Namen ist eine fabelhafte Inkonsequenz und Planlosigkeit zu beob
achten. Vrgl. was Van Ronkel auf dem 3. Congreß der Oostersch Genootschap in
Nederland über den Gebrauch von zwei verschiedenen d ’s bemerkte. (Verslag: 27,
28.) Ich werde in den wichtigsten Fällen meine Transkription zu motivieren ver
suchen.
Die Geschichte beginnt dort, wo das Räm äyana von der Herkunft der räksasas und
der Geburt Rävanas erzählt, weicht aber sofort ab. (Uttarakända.)
Hs. 78 B atavia. to i
Sërandib oder Sërandip, vom arabischen Sirandib für Ceylon. KUnkert will es von 102
dem Sanskritwort Sim haladvipa ableiten. Fenand vokalisiert das arabische Siran
dib nach dem chinesischen Si-lan, in Chau Ju-kua, 74 usw. und Si-louen-tie, »pron.
ancien. Si-lun-dep« G. Ferrand, 1’Empire Sumatranais de Qrivijaya. J. A . 1922: 80.
V. D. T. 111:63.
Cod. 1936. D ati K aw atja aus N ivätakavaca? In dem R angga Lawe X I: 191 »lwir 103
detja kawaca« (F. D. T. II: 213).
Vgl. das Aussetzen böser Geister in einem »Geisterschiff«, lantjang, bei denM alayen. 104
Skeat erwähnt einen Zauberspruch, in welchem Celebes als Bestimmungsland für
den bösen Geist angegeben wird. (W. W. Skeat, M alay Magic. 435.)
Räm. VII: 10 fastet er ebenfalls tausend Jahre und opfert nach jeden tausend Jah- 105
ren eines seiner zehn Häupter im Feuer.
Mah. II I : 274 fastet er tausend Jahre, zwischen fünf Feuern auf einem Fuße stehend.
Sein Bruder Kum bhakarna übt hier Askese, indem er mit dem Kopfe nach unten
hängt, genau so wie es in den hikajats Rawana macht. Siehe für diese und derartige
Formen von Askese R. Schmidt, Fakire und Fakirtum .
In dem T ext ist A llah ta ’älä durchgestrichen und durch dewata ersetzt, anderswo 106
durch dewata mulia raja.
Hier steht kaindëraan. Für die Übersetzung m it Geisterreich siehe R. J . Wilkinson, 107
M alay Belief s. 43, »He (der Malaye) peoples the regions of the air with spirits and
fairies who dwell in distant realms known as këindëraan, where the great divinity
Indra amuses himself with the heavenly nymphs.« Diese Geister und Elfen sind die
indëras und mambangs, gewöhnliche Geister und keine Götter, wie man glauben
könnte, wenn man dem Namen kaindëraan nachgeht. Schon Indëra D jatas Aufent
halt in diesem Himmel, der in Indien der Himmel Indras war, gibt eine ganz andere
Auffassung darüber, da doch gerade er der Besieger Indras war. Man übersetzt denn
auch viel besser kaindëraan m it Himmel von Indëra Dj ata als mit Himmel von In
dëra. Der altindische G ott Indra hat hiermit nichts zu tun. Insofern ist für den
zweiten Teil die Definition Wilkinsons irreführend.
N ila U tam a oder Nilotama, aus Sanskrit T ilottam ä, ein apsaras, Himmelnymphe. 108
V. D. T. III : 700 erklärt es aus dem javanischen ni lotam a oder durch die Erinnerung
an nila. In dem hikajat werden wir noch mehr Namen mit nila zusammengestellt
finden: N ila Buta, R 126, N ila Tjakrawa, R 68, N ila Purba, R 20, N ila Anggada,
R 136. In der Ausgabe M axw ell: N ila Kom ala, 104; N ila ist der Name eines Affen
fürsten auch im Räm äyana.
109 Ich schreibe Indëra D jata nach der Schreibweise von Roordas T ext mit einem alif
in der vorletzten Silbe. Das Schluß-t in S hat keine weitere Bedeutung. (Vgl. suwatu
mit solch einem Schluß-t.) Für das Schluß-a vgl. bengäll Indrajita. Die Trennung
in zwei Teile glaubte ich nicht vernachlässigen zu dürfen, da sie überall in den T ex
ten vorkommt.
110 R 148 Patala Mahi Rani. R K : Përtala Marjan.
i n R 142 Gangga Maha Sura. V. D . T. IV : 826 Ganggasura.
112 Wahrscheinlich das K atakin, Nam e eines Berges, der Sanskritwörterbücher. (M. IV.
243.) Meist wird es auch K atakina oder K atakin geschrieben. Das Märkandeyapurä-
na, L V III: 18, gibt an, daß die Katakasthalas in dem Vindhyagebirge wohnen, wo
auch die Kaiskindhyas hausen. Nun ist Lagur (Lakur) K atagina (Katakin) das Land,
welches im hikajat dieselbe Rolle spielt wie Kiskindhä, das Land der Kaiskindhyas.
Zwar lag das Kiskindhä oder Kiskindhyä aus dem Räm äyana nicht dort, wo das
Kiskindhyä aus dem puräna war, aber eine Verwechslung ist begreiflich. V iel klüger
werden wir dadurch hinsichtlich der Bedeutung von Lagur K atagina nicht. Es ist
nur wahrscheinlich, daß der Name in Indien schon bestand.
1 1 3 Auf Biruhasja Purwa und Indëra Puri komme ich später zurück. W as Ispaha Boga
sein soll, ist nicht k lar geworden. Vielleicht ist Boga eine Zufügung, und es soll hier
die bekannte Stadt Ispahan gemeint sein. Die Stadt kommt in den malayischen Le
genden als der Ort vor, wohin die Schlange aus dem Paradiese kam. (R. J . Wilkin-
son, Malay Beliefs, 36.) Unmöglich scheint es nicht, aber sicher ist es ebenso wenig.
A . Dozon sagt in seinem »Étude sur le roman m alay de Sri Rama«, J. A. 1846: 462:
»Le mot Isfahaboga n’est pas malay, et, de même que plusieurs autres noms d ’hom-
mes ou de lieux qui se rencontrent dans le texte, il semble appartenir au persan ou
â quelque langue vulgaire de l ’Inde.«
1 14 Bibu Sanam, Sanskr. Vibhïsana. Sura Pandaki, Sanskr. Qürpanakhä.
115 Ich schreibe Naran, abweichend von dem Narana aus Shellabears Introduction, 190,
da in dem W ort ein alif nach dem ersten n steht. Badanul steht also vokalisiert
in S.
116 Über den Zusammenhang zwischen Fußspur und lebendem Wesen, wovon die Ma-
layen noch bei der Jagd Gebrauch machen, siehe W. W. Skeat, M alay Magic. 155 ff.
117 Mochte es früher nicht aufgefallen sein, die Köpfe werden es deutlich machen, daß
wir es hier mit einer Kopfjägerei in bester Form zu tun haben. Weiterhin ist nur noch
einmal die Sprache von einem abgeschnittenen Kopf, ebenso in S und zwar 215.
118 Auch in der weiteren Erzählung ist der kandaraan eine A rt von Luftwagen, das be
sondere A ttribut Indëra D jatas und nicht Rawanas, wie man nach dessen W agen
Puspaka erwarten könnte. Vielleicht hat die Ähnlichkeit zwischen kaindëraan und
kandaraan hieran Schuld.
S 5 1: Dastarata, Sohn des D asarata Raman, Sohn des D asarata Tj akrawat Sërat,
Sohn des N abi Adam.
Für einen solchen Gründungszug in der legendarischen Geschichte von Këdah siehe
Marong Mahawangsa, J. S. B. R. A. S. IX: 85, 86. Dort wird der Ort durch das Nie
derfallen eines Pfeiles näher bezeichnet. Vgl. R 103, 110, i n , auch für das Finden
von Trinkwasser.
Die Rolle, die der Bambus hier spielt, ist den Malayen bekannt. Siehe das von G. A .
Wilken, V . G. III: 88A, 216 gesammelte Material. W. E . Maxwell sieht einen bud
dhistischen Einfluß darin, J. R . A. S., XIII. Vgl. J. S. B . R . A . S., IX: 91.
Man achte auf den Unterschied zwischen der Hochzeitszeremonie und der Verm äh
lung von Sëri Ram a und Sita Dewi, R 38. Bestand bei der letzteren der Aufzug in
dem Einholen der Braut, so werden wir hier an das indische Umwandeln des Opfer
feuers erinnert. In der Beschreibung von Ajas Hochzeit ist leider nicht angegeben,
wie oft es geschieht (Kälidäsa, Raghuvam ga V II: 24), aber bei Rämas Hochzeit wird
ausdrücklich berichtet, daß es dreimal stattfand. (Räm. I: 73.) Dieses Umwandeln
ist noch gebräuchlich. (E. Thurston, Ethnographie Notes. 1 ,1 5 , wo ein Haufen Erde
den Platz des Opferfeuers einnimmt.) Bei Baldaeus schließlich finden wir die Zere
monie aus dem hikajat für Indien berichtet. W ir lesen in der Ausgabe A .J .d e Jong,
80: »Ram. . . . der sich mit Sytha vermählte (und m it derselben nach dem Brauch
der Benjanen die Stadt umritt)«. Die Stockwerke der benützten Tragesessel sind
natürlich nur die Etagen des Daches.
Von der Episode R 2-5 finden wir bei Välm iki keine Spur außer einem Hinweis in
Räm. II: 9 betreffend die Heilung Dagarathas durch Kaikeyi. Die Geschichte hat
ihre Fortsetzung in Räm. I: 8, natürlich stark abweichend.
B ei Välm iki II: 63.
N ach einer von Van der Tuuk eigenhändig an den Rand gesetzten Anmerkung im
Codex 3248 wird Räm a auf B ali grün dargestellt (wajang). In Bengalen ist er auch
grün. (ƒ. Talboys Wheeler, H istory of India. II: 265.) In den Upper-Provinces ist er
blau. Auch bei Välm iki ist er grün, gyäma. (Räm. III: 17: 8.) A u f Java hat er in
dem w ajang ein schwarzes Gesicht, was vielleicht auf blau zurückgehen könnte. (H.
H. Juynboll, B ijdr. 54: 535 oder weißes Gesicht 529.)
E s gibt keinen Zweifel darüber, ob diese Namen so ausgesprochen werden müssen.
Soweit es die Namen der zwei Brüder Sëri Ram as betrifft, ist die richtige Aussprache
von Bedeutung, da die Auffassung, das h ikajat könnte auf tamulischen Ursprung
zurückgehen, unter anderem auf solchen Namen beruht. Der alif steht beharrlich
auf dem für unsere Lesart gewünschten Platz (S) und überdies finden wir in dem
javanischen Codex 4085 I: Bërdana und Tjitradaria; in der Hs. B atavia 7 (Sërat
Kanda), Gesang 46: Bërdona und Tjitradona. Die Tamilisierung wird hierdurch,
höchst zweifelhaft. Tjitradana wird wohl zurückgehen auf Sanskrit Qatrumardana,
ein anderer Name für Qatrughna.
Was den Namen der Tochter betrifft, so haben wir hier ein Beispiel, wie man sich
Generationen hindurch von einem K lang leiten lassen kann. Jeder kennt den Namen
von Dagarathas zweiter Gemahlin Kaikeyi. Wo man nun in dem hikajat einer K lang
verbindung begegnete, die dem W orte ähnlich sah und die einen Namen für eine
Tochter desselben Dagaratha bildete, da zögerte man nicht, so etwas Ähnliches zu
lesen. Man erwartete ein e nach dem zweiten k und las dieses dort. Tatsächlich steht
da nichts anderes als Kikuwi. Man kann sogar Këkuw i lesen. D aß dieser Name Sinn
hat und nicht lediglich eine Entstellung von K aikeyi ist, wird sich später zeigen.
127 Der Baumfrosch wird auf Buru als Verkörperung von zwei bösen Geistern betrach
tet, skikit und gasit. (G. A . Wilken, V . G. I: 62.) Die Geschichte m it dem grünen
Frosch kommt noch ein zweites Mal vor in unserer Erzählung (R 73), und merkwür
digerweise ist hier auch die Sprache von Mandu D aki und einer Stellvertreterin. Ein
drittes und viertes Mal, wobei ein Wesen ins Leben gerufen wird, sind es ein paar
Grashalme, die das Medium bilden. (R 59,171.) Hier ist aber nicht die Rede von
Mandu Daki. W ir können der Neigung nicht widerstehen, in dem grünen Frosch das
Seelentier von Mandu D aki zu sehen.
128 Räm. VII: 12 erzählt, daß R ävana die Tochter Mayas, Mandodarl, zur Frau erhält,
die ihm ohne weiteres gegeben wird, als er M aya im W alde begegnet.
129 Die Namen der Vogelkinder sind deutlich, trotzdem ihre Verwandtschaft nicht mit
dem übereinstimmt, was Välm iki erzählt. Sie sind: Garuda, Sampätin und Jatäyus,
dessen Bruder. D er Name des Vaters ist aber so rätselhaft wie nur irgend möglich.
Oder müssen wir Subriswa lesen, was natürlich auch sein kann, und an Supärgva, in
einer Calukya-Inschrift Supärigva, denken? Etw as anderes fällt auf, nämlich der
Bericht von zanggi: Äthiopier, schwarz, Riese. Nun heißt der Baum , auf dem G a
ruda seinen Aufenthalt hat und der mitten in dem (Welt-) Meer steht, Pauh djanggi
(zanggi), coco de mer. (W. W. Skeat, J. S. B . R. A . S. 1898: 20.)
Daß Gëruda hier m it dem Mond wegflog, beruht auf einer Verwechslung. E s steht
bulan, was die Übersetzung des Sanskrit-W ortes Soma ist, in der Bedeutung von
Mond. Doch kann Soma auch den G öttertrank bedeuten, am rta. Dieser wird in der
T at durch Garuda geraubt und nicht der Mond. (Mah. I: 32-35.) Es ist zugleich die
Episode, wobei Garuda Visnus Reittier wird, so daß auch diese Kom bination richtig
ist. Ungewiß ist, wie oder was m it Si Randjak gemeint ist. Man könnte H iranyäksa
darin sehen wollen, was phonetisch sehr gut möglich ist. Baldaeus gibt das nach der
Aussprache aufgezeichnete Renniacxem, wo also hi schon weggefallen ist. A n dessen
Stelle kann sehr gut ein malayisches si kommen. Eine Schwierigkeit besteht aber
darin, daß bei Visnus vârähävatära kein Garuda zur Sprache kommt. In diesem
avatära besiegt nämlich Visnu den Riesen H iranyäksa als Eber (varäha).
Man vergleiche die Geschichte von Floris und Blanceflor, wo der erste auf dieselbe 130
Weise zu der letzteren dringt.
Das W ichtigste bei einem indonesischen Fest sind die Vorbereitungen. 131
Eisen besitzt eine abwehrende K raft gegen das böse Auge und Unheil. S. Seligmann, 132
Der böse Blick. II: 8, »Eisen und Stahl schützen vor jeglichem Zauber.«
S 61: Mandu Dari legt zwei Edelsteine in das Kistchen. 13 3
In der Hindu-Mythologie ist es die Schlange Qesa, die besonders unter Visnus Befehl 134
steh t; diese Schlange trägt die sieben pätälas, niederen Regionen, wodurch vielleicht
die Zahl sieben in dem hikajat entstanden ist. Auch kann eine Siebenköpfigkeit dar
an schuld sein. Die bekannte Zahl für Schlangenfürsten ist in Indien 8, auch bei den
Buddhisten. In dem Nägarakrtägam a steht »Schlange« in den tjandra sëngkalas
(Chronogramm) schon für 7.
Vgl. R 132, 167. Als natürliche Anerkennung echter oder angenommener Mutter- 13 5
Vielleicht geht Manuram zurück auf Sanskrit Manoramä, M ärkandeyapuräna L X III: 136
13. Dort finden wir auch einen K a li erwähnt. Die Geschichte hat aber keine B e
ziehung zu der im hikajat.
Daß wir hier nicht ausschließlich an eine Auswahl unter den Prätendenten denken 137
müssen, scheint klar. Es wird zweifellos ein Zusammenhang mit der Sitte bestehen,
bei der Geburt einen Seelen- oder Schicksalsbaum zu pflanzen. (G. A . Wilken, V . G.
I II : 301-304.) In der Praxis ist solch ein Baum meist zu einem Altersbaum geworden.
E in ruwang ist der Raum zwischen zwei Reihen von Pfählen, welche in der Tiefe 138
eines Gebäudes stehen. In dem Mënangkaböu zwischen jeder Vierzahl von Pfählen
in einer malayischen Wohnung. Ein balai, ein offener Bau, von 70 ruwang ist also
ein sehr großer Audienzsaal. Die Anzahl der ruwang eines solchen Gebäudes hängt
m it dem Range des Bewohners zusammen.
Diese Tatsache findet man im Räm. V II: 19 erwähnt, wo die Rede von einem König 139
von Ayodhyä ist, Anaranya genannt, der von R ävana besiegt wird. Dieselbe Prophe
zeiung, die wir im hikajat finden, wird hier ebenso berichtet.
Der Zweck dieser Askese war die Erlangung übernatürlicher Kam pfm ittel. . 140
Die Prüfung der Hochzeitskandidaten nimmt also in gewissem Sinne schon hier ihren 141
Anfang. B ei V älm iki hat dieser ganze Zug nichts m it Sitä zu tun.
Die Gesellschaft legt den W eg also dreimal zurück. Diese Ungenauigkeit soll wohl 142
zum größeren Ruhm Sëri Ramas beitragen.
143 In S heißt das Rhinozeros Gi Ganda und der Drache Suli Nagini.
144 Ein bekannter Vergleich für jemand, der etwas tun' will, das außer seiner Macht
steht. Vgl. R. Van Eck, Balische spreekwoorden. T . B . G.* 18: 173. »Koenang-koe-
nang hanaroeng sasih, die Feuerfliege m ißt sich mit dem Mond. Tjabol hanoengkap
langit, ein Zwerg, der nach der Luft greift.«
145 Die Krähengeschichte, die in R nicht vorkommt, findet ihr Pendant in R 95 an der
entsprechenden Stelle, wo wir in S nichts dergleichen antreffen.
146 Das Verstecken der Braut ist eine sehr verbreitete Sitte. (E. Westermarck, The hi-
story of human marriage. 421.) Laksëm ana fällt hierbei die Rolle des »best man« zu,
wie auch im weiteren Verlauf Laksëm ana überall Rettung schafft und alles in Ord
nung bringt.
147 Schon früher verwies ich auf den Unterschied zwischen der Hochzeit von Dasarata
(Rawana) und Sëri Ram a. Die beiden ersten finden statt vierzig Tage, nachdem die
Frau in den Besitz des Mannes gekommen war; für die letzte wurde sorgfältig ein
günstiger Zeitpunkt ausgew ählt: der zunehmende Mond. Die Vorbereitungen dauern
übrigens nur fünfzehn Tage. Wenn wir bedenken, daß in dem hikajat dergleichen
Dinge in stereotyper Weise behandelt werden, so muß dieser Unterschied etwas zu
sagen haben.
148 Die Geschichte der Prinzen wird in S breit ausgesponnen. Leider bieten die Namen
wenig Anhalt. Außerdem weichen sie in den Texten untereinander ab. Zuerst wird
das Land jedes Prinzen genannt, danach der Name. So lesen wir von einem Prinzen
von Maha Mahrat, genannt Bërma Radjadiradja. Ein anderer ist Prinz von Lupa-
dang, ein dritter von Lu (Law oder Lo), in R Lurah. E r heißt Trilok, in S Lok. Ein
vierter heißt Indëra Wadi. In dem Räm äyana ist von dieser Episode nichts zu finden.
149 Der Name des W indgottes, denn dieser muß hier gemeint sein, ist nicht sehr deut
lich. R gibt an anderer Stelle B aju W ita (-u). Die Vertauschung von j und b ist sehr
bekannt, außerdem steht in S deutlich bata (u, i). Der Möglichkeiten gibt es wieder
viele. Oder wir haben hier das altjavanische B äyubrata (V. D . T. IV: 1021), was
nicht allzu wahrscheinlich ist, oder eine Verschmelzung von B aju plus itu, oder das
W ort geht auf Sanskrit V äyupatha zurück, mittels des Windes (Windweg). Oder es
ist eine Verschmelzung von V äyu und Väta, beides Namen für den Wind. Die ganze
Episode kommt in R nicht vor und paßt dort auch nicht in den Gang der Ereignisse.
150 In dem Räm äyana Sasak wird derselbe Grund angegeben. H. H. Juynboll, Cat. Jav.
" Hss. Supp. I I : 65, Codex 4446.
151 Diese A rt, mit Pfeilen zu kämpfen, welche Schlangen, rëksasas, Berge, Regen und
B litze hervorbringen, die einander in ihrer W irksamkeit aufheben, ist typisch für
die Käm pfe von Helden, welche sëkti, übernatürliche Kräfte, besitzen. Sie kehrt
systematisch in der javanischen Literatur wieder. Indessen sind schon in Välmikis
Räm äyana Rämas Pfeile zaubermächtig, I: 27, 28. In dem Kam pfe mit Märlca usw.
verwendet er einen Feuerpfeil, astramägneyam, 1 : 30: 22, und einen Windpfeil, väya-
vyam , I: 30: 23, beide unter den von Vigväm itra geschenkten Pfeilen unter diesem
Namen angedeutet. Die indonesische Rolle der Pfeile hat sich hieraus schon auf in
dischem Boden entwickelt, da wir bei E. Moor, Hindu Pantheon, 277 lesen, daß
Rävanas Pfeile sich während ihres Fluges zerteilten. Die Teile verwandelten sich in
Schlangen. Dasselbe ging mit Rämas Pfeilen vor sich, welche Garudas hervorbrach
ten, Erzfeinde der Schlangen.
Der Verlauf des Kam pfes verrät einen bhäkta-Einfluß, der in Widerspruch zu dem 152
steht, was Gerth Van W ijk über das Zurücktreten von Rämas Visnu-Charakter be
merkt. T . B . G. XXXIV: 402.
Beachtung verdient, daß weder hier noch das erstemal, wo von Balia Daris Wunsch 15 3
die Rede war, von einer Verbannung gesprochen wird. In S sucht man selbst die
ganze Episode der beabsichtigten Königsweihe und der Gegenarbeit Balia Daris ver
gebens.
Im ganzen genommen, ist diese Leichen Verbrennung typisch indisch, wie zu erwar- 154
ten war. Die »Speisung der Brahmanen« spricht schon Bände!
Der Pfeil »mëndjulurlah sapërti naga«; er kam zum Vorschein als eine Schlange (aus 15 5
einer Höhle).
Sogar die Abmessungen werden angegeben: vier dëpa in der Breite, drei hasta in der 15 6
Dicke. Vielleicht darf hier ein Zusammenhang mit der Episode des nisäda-Häupt-
lings aus Räm. II: 50-53 vermutet werden. Auch da ist die Rede von einer Über
fahrt, von einem Häuptling, aber nicht von Fischen. Ist dies wahr, dann ist der B e
ruf der nisädas durch alle Jahrhunderte gleich geblieben, da schon Manu von »dem
Töten von Fischen« als ihrer Beschäftigung sprach. R. Fick, Die soziale Gliederung.
S 79 bekommt Rawana Lust, sich die Frauen des Sonnengottes anzusehen, in dem 157
lakon (H. H. Juynboll, Bijdr. 54) will er die widadaris (Himmelsnymphen) haben.
Vgl. Räm. VII: 24.
In S 80 ist Sura Pandakis Sohn schon groß, wie die Rede davon ist, und begibt sich 158
ohne die in R erwähnten Gründe und was mit diesen verknüpft ist, in den Bambus,
um Askese zu üben. Auch von seinem Lehrer ist nichts zu finden.
Vgl. Räm. I II : 2, die Begegnung mit dem Riesen Virädha. Dessen Name ist aber auf 159
den rësi (einer der in Räm. III: 1 genannten?) übergegangen: W irata Sëkti. (R 56.)
Das dritte der von Rawana unabhängigen Reiche. (S 4.) Von den ersten beiden wird 160
zu Beginn des hikajat erzählt; von dem dritten, dem der Affenfürsten Balia und
später Sugriwa, erfahren wir jetzt, während die eigentliche Geschichte Sëri Ramas
die des vierten Reiches bildet.
té i Die Macht, durch die Luft zu fliegen, welche bei Välm iki nur Hanumat und den
räksasas gegeben ist und bei dem ersteren eigentlich auch nur aus großen Sprüngen
besteht, wird in dem hikajat zu einem typischen Kennzeichen aller Affenfürsten.
162 Von einem Streit zwischen R ävana und Välin lesen wir in Räm. VII: 34, wo auch
von einem Meer gesprochen wird. Es wird aber nicht Rävana, sondern dessen Diener
Märica ins Meer geworfen, und dies geschieht auch nicht in dieser Episode, sondern
durch Räm a in Räm . I: 30, III: 38. Vgl. noch R 81-84.
163 Hanuman, der einen Berg mitbringt, ist eine dreimal vorkommende Gestalt, R 72,
163, S 200. Außerdem läßt man ihn gerne mit Bergen werfen und sie als K am pf
m ittel gebrauchen.
164 Eine Dose mit einem Wunderstein, der vor Verbrennen und Ertrinken schützt, wenn
man ihn im Munde hält. (Klinkert.)
165 Von Juynboll, Bijdr. 54: 518, wird es so dargestellt, als ob Andjani sich in einen Fisch
verwandelte, was nicht richtig ist, wie man sieht.
166 Was Andjanis offenen Mund betrifft, möchte ich darauf aufmerksam machen, daß
nach Gopinatha Rao, Elements of Hindu Iconography, II 2 : 513, V äyu, der Gott,
welcher Anjanä schwanger m achte, mit offenem Mund dargestellt werden muß. Die
ganze Episode ist vielleicht eine Zusammenfügung von Räm . 1 : 48 und V II: 35.
167 Hieraus erhellt durchaus nicht, warum Hanuman ein Affe ist, während es in der
Erzählung, die S gibt, sehr klar ist. Ebensowenig ist es deutlich in Räm. VII:
35- 37 -168 D aß Hanuman an einem Freitag, hari djum a’at, dem T ag der mohammedanischen
Gottesdienstübung, geboren wird, und zwar um 12 Uhr mittags, soll wohl bedeuten,
daß der A ffe ein außergewöhnliches Wesen ist, so wie es auch die Dinge tun, die in
dem nun folgenden Teil des Textes zu lesen sind. Auch seine weiße Hautfarbe, von
der später gesprochen wird, unter anderem in R 121, weist auf ein besonderes Wesen
hin, angesichts der Verehrung, welche Albinos in vielen Teilen des Archipels ge
nießen. (G. A . Wilken, V . G. IV: 280.) Merkwürdig ist dabei, daß in unserem T ext
einige Male die Rede von Sternschnuppen ist, die aus Hanumans Mund zum Vor
schein kommen (R 79 zweimal, 121), da von einigen Volksstämmen des östlichen
Archipels die Albinos und die Erzeugung derselben mit Sternen und selbst mit Stern
schnuppen in Zusammenhang gebracht werden. (G. A . Wilken, V . G. 1. c.)
169 Noch einmal steht die Sonne eine Stunde lang still. Codex 1689 erwähnt dies bei der
Erzählung von Hanuman und dem Holen der Heilkräuter für Laksëmana. R 163,
S 231. Hanuman bittet die Sonne, stillzustehen, bis er wieder zu Laksëm ana zu
rückgekehrt ist, da dieser sonst sicher sterben muß. Vgl. Räm. VII: 35.
170 E r übte dort Askese (R 63). Ein Bambus ist dazu ein besonders geeigneter Ort wegen
des Geruches von Heiligkeit, dessen sich diese Pflanze erfreut, was seinen U r
sprung in totemistischen Auffassungen hat. G. A . Wilken, V. G. III: 88A, 216. Vgl.
auch den rësi in dem Baum von R 7 und Hanuman in R 74.
Von hier ab wird der Erzählung des Räm. III: 17 »aus der Ferne« gefolgt. 171
Tundjuk, hier w ohl: drohend zeigen. Aber Sita Dewis Angst hat ihre Ursache mehr 172
darin, daß Sura Pandaki ihr in das Gesicht zeigt. Der K opf ist ja als Sitz der Seele
ein Teil des Körpers, dessen Beleidigung der Indonesier sehr schwer nimmt. Es wird
gut sein, in dem drohenden Ausstrecken des Zeige- und Mittelfingers mehr zu sehen,
als in unserem drohenden Auf richten des Zeigefingers noch verborgen ist. W ir wer
den nicht ferne von der Wahrheit sein, wenn wir annehmen, daß noch viel von einer
Verzauberung darin steckt. Das Ausstrecken des Mittelfingers war bei den Römern
sowohl »ein Ausdruck der tiefsten Verachtung und der größten Beschimpfung«, als
auch eine Abwehr gegen den bösen B lick. S. Seligmann, Der böse Blick. I I : 184, 216.
A u f Seite 146 sind es Nase und Ohren, die Laksëm ana abgeschnitten haben soll, als 173
der Vorgang zur Sprache kommt. Scheinbar wird hier nicht mehr an die Wegnahme
ihrer Zauberkraft durch dieseTatsache gedacht, wenigstens finden wir diesbezüglich
nichts erwähnt. Anders Baldaeus, der von Laksmana an dieser Stelle s a g t: »und schnei
det ihr Nase und Ohren ab, worin ihre K ra ft gelegen war.« Edition A .J .d e Jong, 87.
In R heißen sie Përdjanggi Sura und Mahaloka, in S 83 T aki und Martandja. Der 174
erste Name wechselt in R, so in R 94 auch Prabu Djanggi Sura, aber in R 95 Prad-
janggi Sura.
E s ist mir nicht ganz klar geworden, welche Bedeutung hier dem Stück Rindfleisch 17 5
zukommt. E s steh t: sagumpal daging lëmbu. Man sollte an die Heiligkeit des Rin
des bei den Hindus denken. Das Töten eines Rindes, ohne das T ier opfern zu wollen,
ist eine sehr schwere Sünde. M . Muusses, Koekultus bij de Hindoes, 68 ff. Obwohl
das Fleisch in unserem Fall in ein Opferfeuer fallen soll, wird es doch mit einer das
Opfer verletzenden Absicht hineingeworfen.
S. Seligmann, Der böse B lick. I: 335. »Das Herumgehen oder Herumreiten ist ein 176
uraltes schon bei den Indem und K elten vorkommendes Verfahren; der Sinn des
selben ist wohl darin zu suchen, daß man den umkreisten Gegenstand wie mit einem
Zauberkreise einschließt und ihn dadurch in seine Macht bekommt und so auch alles
Schädliche von ihm abhält.«
Daß die Seele in E xtrem itäten wie Fingerspitzen (Flügel) und Zehen sitzen soll, ist 177
nichts Ungewohntes. G. A . Wilken, V . G. II I : 488 A, 143, gibt verschiedene Beispiele
dafür, wobei zugleich diese Stellen der Seele als Ausgang dienen.
Im Gegensatz zu den vierzig Tagen von einigen Zeilen vorher. 178
Räm. IV: 59? 179
Für die Malayen: »A great range which serves as a ,wall‘ (dinding) to the earth, and 180
keeps off both excessive winds and beasts of prey. This wall, however, is being bored
through b y people called Y aju j and Majuj (Gog and Magog), and when they succeed
in their task the end of all things will come.« W. W. Skeat, M alay Magic. 2.Mehr bei
R. J . Wilkinson, M alay Beliefs. 33.
181 Die Erzählung Sugriwas ist unrichtig insofern, als er selbst Balias Zorn geweckt
hatte durch seine zu große Eile bei dem Schließen der Höhle und bei dem A ntritt
der Regierung über Balias Reich. Dies alles verschweigt er aber.
182 Vgl. Räm. VII: 32. Hieraus sollte man schließen, daß wir hier die Erzählung von
Arjuna K ä rttavirya vor uns haben.
183 S 100 gibt nur das Rotfärben und schweigt über ein akar kaju.
184 Ein schönes Beispiel von Feuer (Glanz) als Darstellung magischer Energie; ebenso
der Lichtglanz von Sita Dewi, R 18, das Feuer aus D jëntajus Schnabel, R 99, die
Flamm en aus Sëri Ramas Pfeil, R 113, usw.
185 Es ist vielleicht nicht allzu widersinnig, hier zu denken, daß die Fingerspitzen der
P unkt sind, an dem die Seele den Körper verläßt. Solange Sëri Ram a diese Stelle
geschlossen hält, indem er Balias Hand mit der seinen umfaßt, kann dessen Seele
nicht nach außen treten. Sowie er die Hand losläßt, kann Balia sterben. W ir sollten
es hier mit dem Umgekehrten von dem zu tun haben, was B astian bezüglich der Ma-
kassaren berichtet (angeführt bei G. A . Wilken, V . G. III: 488 A, 143).
186 Ich lasse diese merkwürdige ikonographische Stelle hier ganz folgen: »akan maha
bisnu itu tandanja kapalanja tiga dan tangannja ëmpat itulah tandannja dan suwa-
tu tangannja mëmëgang tungkat dan suwatu tangannja mëmëgang bunga w idjaja
dan suwatu tangannja mënu (?) mpah bumi.« Leider ist sie scheinbar verdorben, da
nur drei der vier Arme genannt werden, es sei denn, daß die vierte Hand nichts hält.
Codex 2348 hält sich an dieselbe Lesart, aber Codex 1689 gibt auf S. 269 des Teiles I,
Zeile 5: »adapun jang maha bisnu itu warna tubuhnja sapërti zam rut dan sapërti
warna daun kajukajuan dan kapalanja tiga sjahadan tangannja ëmpat pada suwatu
tjakra daripada intan dan suwatu tangannja mëmëgang bunga tëratai putih dan
suwatu tangannj a mëni(?)mpa bumi dëngan saisinj a adapun kanaikannj am aha bisnu
mërak ëmas . . .« Auch hier wird eine Hand unterschlagen. Die beiden Stellen in
wörtlicher Übersetzung: Was Maha Bisnu betrifft, dessen Kennzeichen sind seine
drei Köpfe und vier Arme, also sind seine Kennzeichen, und e in e Hand hält eine
Keule, und e i n e Hand hält die Blum e W idjaja und e i n e Hand ? die Erde. (R.)
Die Körperfarbe Maha Bisnus ist wie Smaragd und wie die Farbe von Baum blät
tern; er hat drei Köpfe und vier Hände, e i n e Hand hält das juwelengeschmückte
tj akra und e i n e Hand hält eine weiße Lotusblume und e in e Hand ? die Erde mit
allem, was darin ist (darauf ist). Maha Bisnus R eittier ist der goldene Pfau. (1689.)
Vielleicht müssen wir auch in R mënimpa lesen und es übersetzen m it: ruht auf oder
etwas dergleichen. Sicherheit konnte ich darüber nicht erhalten. Die Blum e W idjaja
ist die »never fading flower that could bring the dead to life« R. J . Wilkinson, Malay
Beliefs, 49.
Die Stelle in Codex 1689 gibt uns zugleich die Erklärung über den goldenen Pfau
von R 23, da der Garuda Visnus Reittier ist und dieser also mit dem mërak ëmas
gemeint sein muß.
In Codex 1936 wird Balia später wieder lebendig um des Hasses willen, den sein Sohn 187
Anggada gegen Sëri Ram a hegt, weil dieser seinen V ater (Balia) getötet hat. Siehe
S K 80 Anmerkung.
Sëri Ramas Pfeile spielen meist die Rolle des deus ex machina. So auch hier. Wenn 188
wir aber die Reihe der W affen durchsehen, welche Rāma von V igvāmitra empfängt
(R ā m. I: 27, 28), beobachten wir mehrere Namen, die von den verschiedensten
Q ualitäten zeugen. So das schon genannte āgneya und vāyavya, das varsana, das
Regen verursacht, das çosana, das ihn wieder auftrocknet, das madana und unma-
dana, die trunken und wieder nüchtern machen, das kampana, das (Erd) Beben
hervorruft, usw.
Die Metamorphosen in eine Goldfliege oder eine grüne Fliege, Hanuman R 163, ge- 189
wohnliche Fliege, Han. S 234, Ameise, Han. S 234, Käfer, Han. S. 203, Vogel, Han.
S 181, tjitjak , Han. R 149, sind merkwürdig, weil sie allen Tieren gelten, die für die
Rolle von Seelentieren in B etracht kommen und darin eine große Verbreitung zei
gen. »Vor allem zeigt sich die Seele in der Gestalt verschiedener Tierchen, unter denen
Feuerfliege, Grille, Schmetterling, Vogel, Maus, Schlange und Eidechse die wichtig
sten sind.« A . C. Kruyt, Het Animisme, 171. Andere fügen noch h inzu: K äfer, Biene,
K atze und Wiesel. (Schultze.) Merkwürdig ist es auch, daß immer Hanuman sich
verwandelt, ausgenommen diese eine Stelle R 126, wo N ila B u ta dies tut.
• Wohl als Erkennungszeichen der Blutsverwandtschaft, so wie Hanuman später, R 190
132, Sita Dewis Muttermilch trinken wird.
Codex 1689 läßt ihn unterwegs ein paar rëksasas auf einer Insel im Meer töten. Dies 191
macht den Sprung dem in R ā m. V : 1 ähnlicher.
Vgl. R 18, 167. 192
Hanuman kommt dadurch höher zu sitzen als der Fürst, was gegen die E tikette 193
verstößt.
Der Adam spiek, von den Mohammedanern ebenso wie die Adam sbrücke in ihren 194
Legendenkreis aufgenommen, um ihren N abi Adam eine Rolle spielen zu lassen. Die
Adamsbrücke ist bekannter als die von Rāma bei Rāmeçvaram. D er bëlas tapak
nabi adam auf Ceylon ist mit nicht weniger als drei verschiedenen Erzählungen ver
knüpft. Zuerst m it Hanumats Sprung, dann m it der Legende von Buddha (çrīpāda
oder buddhapāda, den man auch in Burm a im Osten von Membou und in Siam,
Phrah Bāt bei Lopburi und Sukhōdaya findet) und drittens mit Adam.
195 In dem Malayischen ist das Sanskrit yojana geworden: Gesichtsweite. Die Angabe
in Klinkerts Wörterbuch ist irreführend, da das Sanskritwort yojana abgeleitet ist
von yuj, mit einem Joch versorgen, anspannen, und die Bedeutung eines Abstandes
hat, der von e in e m Gespann zurückgelegt werden kann.
196 Eine der täglichen Beschäftigungen eines rěsi?
197 Vgl. das lakon Bim a Sutji. (A. C. Vreede, Cat. Jav. Hss. 248.) Hier ist es Bima, der
das Lebenswasser sucht. Drona sagt ihm, daß es sich in der Tiefe des Meeres befinde.
Vielleicht dürfen wir hier, nämlich in R 140 einen Einfluß des Alexanderromans an
nehmen. In der griechischen Fassung ist das Lebenswasser ein Brunnen, in der he
bräischen ein Fluß. I . Friedländer, Die Chadhirlegende und der Alexanderroman.
198 Genannt Sukasarana. In R ā m. V I : 25 sind es zwei, Çuka und Sārana, die in dem
Lankāv a tārasūtra Rāvanas Ratgeber sind.
199 Vgl. S 4.
200 Vgl. R 74.
201 Von einem Schießen auf die pajungs erfahren wir nichts.
202 Vgl. R 89.
203 S 168: Badisa, auch B ada Bisja.
204 Vgl. S 4.
205 S: Tam nat Gangga.
206 R 131.
207 E s ist beachtenswert, daß die rëksasas und derartige Personen fast immer durch
einen Schuß in den leher, Hals, getötet werden. R 58, 146, 150, S 192, R 156, 161,
162. Rawanas verwundbare Stelle liegt in derselben Gegend, auch bei Djagini, R 28,
ist es so. Dagegen wird Laksěmana durch einen Schuß in die hulu hati, Magengegend,
lebensgefährlich verwundet, R 162. In dem R ā m ā y a n a finden wir die Halsschüsse
nicht, dagegen wieder in dem Rāmāyana Kakawin.
208 In R wird nicht so deutlich wie in S in den Vordergrund gestellt, daß sich die ganze
Szene in der U nterwelt abspielt. Von einem Zugang zu ihr durch eine Lotusblum e
ist in R nichts erwähnt. In S spielt auch noch ein gewisser Am ir Arab eine Rolle,
der m it Hanuman käm pft, wobei sie allerlei Gestaltsänderungen vornehmen. 184.
In Codex 1689 heißt dieser anders, Mirab oder Merab, und wird von Hanuman ge
tötet. Seine Seele befindet sich in einem Frosch, der in einer Dose, in einer eisernen
Kiste, in einem gudang (Scheune), in der Höhle eines Berges, sitzt.
209 Es ist besonders die mechanische, automatische W irkung der Opfer, welche ihre
Störung für den Gegner so erfolgreich macht. Dasselbe gilt für die Askese. Glückt
es, eine bestim m te Form von Askese während einer bestimmten Zeit durchzu
führen, oder ein Opfer, meist kostbar und zeitraubend, bis zu Ende zu vollbringen
ohne den kleinsten Fehler oder die geringste Nachlässigkeit, so muß die betreffende
Gottheit, meist gegen ihren Willen, die eine oder andere Gunst gewähren. Von
günstiger Stimmung oder wohlwollender Gesinnung gegen den Opfernden ist
weniger die Rede; sie hat wenigstens keine Bedeutung. Deshalb kann eine Stö
rung im allerletzten Augenblick alles zunichte machen, was nicht der Fall sein
brauchte, wenn die Gottheit dem Opfernden wegen seiner Taten günstig gestimmt
wäre. Opfer und Askese sind Götterzwang.
Der Abschied ist eine sehr schöne Stelle im hikajat und verdient es wohl, gelesen 210
zu werden.
Es ist klar, daß hier das Zusammenknüpfen der Haare und das Lösen durch Schla- 211
gen au f den K opf Beziehung haben muß zu dem unter vielen Völkern ver
breiteten Glauben an den engen Zusammenhang zwischen H aar und Seele, K opf
und Seele. W as das Schlagen auf den K opf betrifft, so ist allgemein bekannt, daß
der Indonesier noch heutzutage dies als eine der gefährlichsten Beleidigungen im
buchstäblichen Sinne auffaßt. Das Zusammenknüpfen des Haares hat vielleicht da
durch Bedeutung, daß das Haar bei dem Lösen zerreißt und die Seele ganz oder teil
weise entfliehen kann? (Codex 1689: 422.)
Rawana wird so auf allerlei Weise für den K am pf »entkräftet«. Es soll hier wohl kein 212
Kampfschwert, sondern ein Seelenschwert, ein Seelenbehälter sein, das gemeint ist,
in dem Stil des goldenen Fisches aus dem Sjair Bidasari, worin der Lebensgeist der
Prinzessin Bidasari eingeschlossen und verwahrt wird und wodurch man Macht über
ihr Leben hat. Vgl. G. A . Wilken, V . G. III: 289-309. Wahrscheinlicher wird dies,
wenn wir erfahren, daß in dem siamesischen Ramakien Hanumat das Leben Rā
vanas stiehlt, das in einer goldenen Büchse bewahrt wird. Dadurch verliert Rāvana
seine K raft. (K. Döhring, A rt and Art-Industry in Siam. T ext 71 ff.)
Der Bezoar ist im allgemeinen kein spezielles Fruchtbarkeitsmittel, sondern wie 213
Kruyt es deutlich formuliert: »Die Versteinerung, Festlegung von Seelenstoff«, Ani
misme, 203. Hierdurch soll also ein Bezoar, der in einem Tier gefunden wird, das
wegen seiner Fruchtbarkeit bekannt ist, die Eigenschaft besitzen, den Menschen
fruchtbar zu machen.
S : Tabalawi, was auf einer verkehrten Lesart des j beruhen wird. Aber auch das Ti- 214
lawi wird wohl zurückgehen auf Nilawi (F. D . T. II: 183), worin das Sanskrit Lava
Siehe R 151, Anmerkung. 215
R 173 erzählt u. a .: ». . . so lautet die Erzählung, welche berichtet wird von den 216
Darstellern der Geschichte über Maharadja Sěri Ram a und Laksěmana, deren Name
allbekannt ist von dem Lande der Klingalesen und der Siamesen bis zu den B e
wohnern von Basrah, bis zu den Türken, bis zu den Holländern . . .« Das letzte »bis
zu« muß wohl sehr buchstäblich aufgefaßt werden!
17 In dem siamesischen Ramakien gibt K ö nig Thotsa Kan (Sanskrit D açakantha, Rā
vana) seiner Tochter Më M atxa, der Königin der Fische; den Befehl, den Damm zu
zerstören. Die Fische nehmen auf ihr Geheiß die Steine ins Maul und tragen sie weg.
Als H a : numan sie sieht, wird er in sie verliebt und sie in ihn. Infolge ihrer Liebschaft
halten die Fische inne m it der Zerstörung des Dammes. Ihr Sohn ist Matxanu, ein
Affe mit Fischschwanz. K . Döhring, Buddhistische Tempelanlagen in Siam, T . 141.
8 In dem siamesischen Ram akien ist Sukhachan (Çuka und Sārana, also auch in einer
Person vereinigt) derjenige, welcher sich in eine Pseudo-Nang Sida (Sītā) verwan
deln muß, da er für Feigheit bestraft wird. E r steht dann hinten auf dem Streit
wagen von Inthaxit (Indrajit) und wird dort im Angesicht des Gegners enthauptet.
K . Döhring, o. c.
9 W. E . Maxwell gibt in J. S. B . R . A . S. 1886: 87 eine R ā m ā-Erzählung, die mit Ha-
numats Geburt beginnt und weitergeht bis zu der Eroberung Lankäs. Ich gebe hier
einen Auszug, worin man an H and von R und S leicht die verschiedenen Episoden
erkennen kann. Die Erzählung ist sehr jungen Datums. (Paginierung nach der Über
setzung in dem Journal.)
89 Sri Rama, Fürst von Tandjong Bunga, vermählt mit Sakutum Bunga Satangke
(Sita). 91. Sie haben keine Kinder. Der Fürst schickt nach seinem älteren Bruder
Laksamana, der sich weit entfernt aufhält. 92. Im Trance sagt dieser, daß die Fürstin
eine Reise über Meer machen muß und warnt sie davor, auf einer bestimmten Insel
im Meer zu baden. 93. Sieben Boote werden in sieben Tagen von vierundzwanzig
Leuten gebaut. 97. N ach weiteren siebentägigen Vorbereitungen begibt man sich
auf den Weg. 98. Der Zug dauert sieben Tage und sieben Nächte. Die Fürstin badet
und wird zu einer Äffin, Sri R am a zu einem Affen. 99. Laksamana entzaubert sie
aus den Bäumen, in denen sie herumspringen. Nach einem zweiten B ad sind sie wie
der Menschen. 100. Ein Affe wird geboren: K ěra Kětjil imam Těrgangga (S 74-77).
N ach sieben Tagen ist der Affe erwachsen. Drei Monate und zehn Tage ist Sri Ram a
nun betrübt über das Aussehen seines Sohnes; endlich beschließt er, ihn zu entfer
nen. 102. Těrgangga begibt sich fort, kommt zu Shah Numan (Hanum an!) und
setzt sich ohne weiteres auf dessen Thron. Dort entfaltet er eine gewaltige Gefräßig
keit. Dann schickt ihn der Fürst zu dem Berge Inggil Běringgil, doch warnt er ihn
vor der Hitze der Sonne. Dennoch wird er von dieser verbrannt. (R 79.)
In Tahw il regiert Shah Kobad, bei dessen Tochter der verbrannte Affe niederfällt.
Sie heißt Renek Djintan. 103. Shah Numan sucht den weggelaufenen Affen und
fragt die Sonne um R at. Diese bringt den Verlorenen wieder zurück. 104. Am fol
genden Tage kommen alle Affenfürsten auf die Ebene A n ta Běranta, um Těrgangga
zu huldigen. Es folgen die Namen.
Maharadja Duwana (Rāvana) von K atjapuri ist in Sakutum Bunga Satangkei ver
liebt. A u f magische Weise begibt er sich nach Tand jung Bunga und bewirkt, daß
Satangkei krank wird. 105. E r kommt in Gestalt einer goldenen Ziege, die von Sri
Ram a verfolgt wird. 107. Dann geht Duwana zu der Prinzessin, öffnet durch Zau
berkraft zwölf Schlösser und raubt sie. Sri Ram a und Laksamana machen sich auf,
um sie zu suchen und schweifen drei Monate und zehn Tage umher. Schließlich kom
men sie zu dem Inggil Běringgil und begegnen den Affen. 108. K ëra K ëtjil (Tër-
gangga) verspricht Hilfe, vorausgesetzt, daß er von einem Teller mit Sri Ram a essen
darf. (R 130.) Dann versucht er den Sprung von einem Baum, der infolgedessen
bricht, dann von einer Ebene, die verwüstet wird. 109. Dann von dem Berg, wo ein
rěsi D jin, mit sieben Köpfen, Askese verrichtet, um Shah Kobads Tochter zu erhal
ten. Auch hier ohne Erfolg. Dann probiert er es wieder von der Ebene A n ta Bëranta,
schließlich von Sri Ram as Schultern. Dieser sinkt bis zu den Knien in die Erde.
In Katjapuri sieht er vierundzwanzig dajangs Wasser schöpfen, von denen er ver
nimmt, daß Duwana entdeckt hat, daß die Geraubte seine Tochter ist und er sie also
nicht heiraten kann. Sie wohnt nun abgesondert, m . E r wirft einen Ring in das
Badewasser. ( R 131.) Danach folgt die Begegnung, dann geht er in Duwanas Garten
zurück und zerstört einen Mangobaum und eine Kokospalme. In einem nun folgen
den Kam pf nimmt er die Gestalt eines Stieres an. W eitere Episoden sind seine Ge
fangennahme und das Brennen seines Schwanzes. 112. Ohne daß der Damm erwähnt
wird, wird nach Tërganggas Rückkehr mit dem K am pf begonnen. Laksam ana wird
verwundet und von Tërgangga mit dem K raut von dem Inggil Běringgil geheilt.
Schließlich fällt Duwana. 113. Nach der Besiegung große Feste, wobei Sri Ram a in
Těrgangga seinen Sohn erkennt. Eine Gesandtschaft geht an den Shah Kobad ab,
um die Hand seiner Tochter für den Affen zu erbitten. In Tahw il wird Vermählung
gefeiert. Am dritten T age wird der A ffe ein schöner Prinz, als er sich nachts zu seiner
Frau begibt. Am nächsten Morgen zieht er die H aut wieder über, die er am Abend
abgelegt hat. 114. Die älteste Dienerin der Prinzessin verbrennt heimlich die Haut,
wonach T ě r g a n g g a fortan ein Mensch bleibt. E r heißt nun Mambang Bongsu und
folgt Shah Kobad nach.
Der rësi ist aber damit nicht zufrieden und kommt mit einem Heer, um die Frau T ě r g a n g g as zu fordern. Das Heer wird von einem Vogelschwarm, aus Vögeln von
Papier gem acht, vertrieben.
Auch in dem Atschinesischen scheint die R ā m a-Legende vorzukommen. Sie war mir
aber nicht erreichbar. C. Snouck Hurgronje, The Achehnese. II: 157. Vgl. auch II:
220 H. H. Juynboll, in Bijdr. 54: 546. Ich will aber zugleich bemerken, daß ich die
Schlüsse, zu denen Juynboll kommt, nicht ganz annehmen kann.
221 Zu dieser Gruppe zähle ich auch das alt-javanische U ttarakānda, eine Prosa-Para
phrase des Sanskrit-U ttarakānda. V. D .T . 1 : 187.
222 Hierunter fallen auch das R ā m ā y a n a Sasak, Ram a Tam bak und Ram a Nitis. H. H.
Juynboll, Cat. Jav. Hss. Supp. II: 65, 68, 74.
W ir sollten zu dieser Gruppe auch das S ě r a t K anda in Malayisch geschrieben zählen.
Ph. S. van Ronkel, Cat. Mal. Hss. B at. 7 ff. no. 209. Zahllose Javanism en wurden
schon von dem Katalogisator angemerkt. Namen wie Kërtanadi, R atu Embok, Lo-
gawa und Murdaka lassen zum Überfluß keinen Zweifel über den javanischen U r
sprung.
223 Es sind in den Sammlungen der Leidener Universitäts-Bibliothek nur sehr wenige
und dann auch minder wichtige Ramalakons vorhanden. Ich nenne: Codex 1979:
290, Lakon lahire Dasamuka, die Geburt Dasamukas und was vorherging behan
delnd. Idem: 292, Lakon Dasamuka tapaturu, die Übergabe der Pseudo-Mandu Dari
an Dasamuka behandelnd, welche hier Dewi Rago heißt. Codex 18 (Bijbelgenoot
schap), no. 27, Lahire Indradjit, worin Dasamuka dem Indra eine widadari abzwingt
und Indradjit zum Sohne hat. Idem, 28, Lokapala, ein Reich, dessen Fürst Wisra-
wana von Dasamuka besiegt wurde. Idem, 29, Sasrabahu und dessen Unterwerfung
durch Dasamuka. Idem, 30, Babang Sumantri, Kam pf des Bruders von Sasrabahu ge-
g en Dasamuka. Idem, 31, Sugriwa Subali, Geschichte von dem tjupu manik astagina.
H. H. Juynboll gibt in seinem »Indonesische en Achterindische tooneelvoorstellingen«,
Bijdr. 54: 501 ff. eine Übersetzung und Ausgabe des lakons Ram a sawëg wontën
Mantili dirëdja, welches nach der Hochzeit Ramas beginnt. W eiter nennt er dort das
Lëgutam a mit der Vorgeschichte von Sugriwa und Subali, 532, das Lěm bu Sura ing
něgara Guwa K iskěnda m it der Geschichte von dem Büffel, 533, das Ram a Tam bak,
534-536, das Hanuman Duta, 534, 535, Brubok, 535, Ram a Gandrung, 536. V iel er
fahren wir dabei aber von dem Inhalt nicht, was um so unangenehmer ist, weil die
Handschriften nicht in Holland sind. Die wirklich populären lakons wie Ram a Tam
bak und Hanuman D uta habe ich darum nicht zu Rate ziehen können.
224 J . L. Brandes, in T . B . G. X XX II: 368 ff. und Pararaton-Edition, 209-211. Siehe
auch: Husein Djajadiningrat, Critische Beschouwing der Sadjarah Banten, 301. G.
A . J . Hazeu, Inaugureele Rede, 5.
225 H .H . Juynboll, Het Javaansche Tooneel, 29, 30. »Ein paar kämpfende Puppen wer
den von dem dalang fast immer durch einen Gesang aufgehetzt, der ihre Kenntnisse
in den Himmel erhebt und Suluk genannt wird. Ein solcher Gesang besteht meist
aus einem entstellten Vers aus einem alt-javanischen Heldengedicht, vor allem aus
dem Bharatayuddha.«
S 7: D ati Kaw atja. 226
Codex 4084 (S ě r a t K and a): 54, Sumangli, Sohn Subanas. Sumangli ist im Sanskrit 227 Sumāli.
S 9 heißt sie Ganda Sura. Es scheint mir aber eine andere Person zu sein, die sich 228
auch mit einem anderen vermählt.
Vgl. S 51 :D asarata Tjakraw at Sërat.Vgl. das Dasserat bei Baldaeus, ed. A.J.déJong, 83. 229
S 5: Běrma Radja, Großvater von Rawana. Ü ber die hier gegebene Vorgeschichte 230
schweigt S.
S 8: Měntěri Sjaksja. Suksara (Suksra) bei V. D. T . III: 131, Oheim Rawanas. 231
Auch Bruwaskandi. In R : Ispahaboga. 232
R 75: Sang Përdana, Vater von Bëgawan Gutam a und Türhüter (pënunggu pintu) 233
von Dasarata Maharadja, Sohn des D asarata Tjakrawati.
Sënuk, tapir. 234
S 9: Balikas, Neffe von D ati Kaw atja. 235
Dies ist also die Episode von D ati Kaw atjas Tod durch Tjitrabaha, worauf in S 9 236
angespielt wird.
In dem Iakon Lahire Dasamuka (Codex 1979: 290) ist der Name von Tjitrabaha: 237
Esrawa, welcher Sukesi, die Tochter Sumalis, heiratet. Dieser Esrawa ist der Bě
gawan Sarwa des SK .
Sarwa, nach Codex 4084 Sohn des rěsi T am a und Sartis, heiratet dort Sukesi und 238
erhält von ihr: Dasamuka, Kum bakarna, Sarpakanaka und Wibisana. Auch in Co
dex 4085 I heiratet er sie und es werden ihm dieselben Kinder geboren. E r ist dort
der Sohn von Bram aradja von Indrapura.
Kum bakarna. 239
Anderswo Tjibisana und Twibisana. 240
A n diesem P unkt beginnt S. V on einem Boot wird hier also nicht gesprochen. 241
S 2: Nabi Adam . 242
Vgl. R ā m. VII: 16, wo R ā v a n a seinen Nam en von Çiva erhält. 243
Vgl. S 3, 4. 244
Im Verlaufe wird in dem T ext erst abwechselnd Rahwana und Dasamuka gebraucht, 245
später ausschließlich Dasamuka. U m einer Verwirrung vorzubeugen, behalte ich den
einmal gegebenen Namen Rahwana.
Da, wie wir sahen, Sakisar derselbe sein muß wie Mëntëri Sjaksja aus S, sollte Bisa- 246
warna derselbe sein können wie Naran. S 7. Bisawarna ist natürlich Sanskrit Vai-
gravana, Vigravana.
247 Das Vorhergehende ist eine gedrängte Lesart von S 9-51.
248 Dies muß wohl ein Schreibfehler sein, da Bërgawa, Rama, keine Inkarnation eines
A ffen war und man eher erwarten kann, daß sich Sang Pardana, als weißer Affe, in
den weißen Affen Hanuman inkarnieren wird. Vgl. S K 34 und für die ganze Episode
R 22 und Rām. VII: 19.
249 A n diesem P unkt beginnt R . In dem malayischen S ě r a t K anda (SKM) sind es eben
falls zwei Brüder, Bana, der Sohn von R atu Em bok, und Běgawan Rawatadm adja;
I: 328. In den hikajats ist nur von einem Fürsten die Rede, Dasarata. Ein Beweis
mehr für die javanische Herkunft des SKM.
250 W atu Gunung, Sohn des Purbengkara (Tugëna) und der Dewi Sinta, entläuft seiner
Mutter, als er fünf Jahre alt ist. E r wird unter dem Namen Sela-argga von einem
Asketen B ujut Trakjana angenommen, übt Askese in einem Baum , sieht seine Askese
gestört, kämpft mit rësi Tama, wird Fürst von Giling Wësi, geht eine blutschände
rische Verbindung mit seiner Mutter Dewi Sinta ein, hat 27 Kinder von ihr, die wu-
kus, kommt in Streit mit den Göttern, verliert seine Söhne und wird von Wisnu ge
tötet. S K 8-16. In der Inkarnation von Rahwana ist W atu Gunung dann auch der
Feind von Rama-W isnu.
251 Ebenso bei Subali, S K 55. Vgl. R 100, Anmerkung.
252 Gadjendra baut mit Hilfe von Elefanten ein këdaton, ist in Codex 3429 a selbst ein
E lefant und regiert über ein Reich in Tjëm pa. In Zusammenhang hiermit verweise
ich auf die malayische Erzählung eines Elefantenreichs an den Grenzen von Siam,
bei W. W. Skeat, M alay Magic, 151-153. Vgl. Codex 4041 (maduresisch) das B atuh
Gunung, worin dieselbe Episode vorkommt.
253 Im Zusammenhang mit diesem Gutam a mache ich auf die Möglichkeit aufmerksam,
daß der Name des lakon Lëgutam a nicht, wie Juynboll meint, von einem Sanskrit
namen für R ā m a, Raghūttam a, abgeleitet ist, sondern von diesem Gutama, der eine
Rolle darin spielt, während R ā m a nicht darin vorkommt. Bijdr. 54: 532.
254 SKM , I: 186, Tjitrawati. Die Inkarnation von Dewi Sri Měndang.
255 SKM , I: 313, Mahesapati. R ā m. VII: 31, Māhismatī.
256 Das sajëmbara besteht aus dem Besiegen des Bruders der Braut, was durch A r-
djunas Gefährten, Srinadi, vollbracht wird und aus der Überwindung der pararatu
sewu, der tausend Fürsten, die er selbst besiegt.
257 Die vorhergehende Episode ist die von R 75-78. Codex 4085 I gibt als Namen für
Gutamas Einsiedelei Garu Sela. Die Mutter heißt dort R agu; B ali und Sugriwa be
kommen das Büchschen und lassen es selbst in das Meer fallen, tauchen, kommen
als Affen heraus, erkennen einander nicht und kommen miteinander in Streit. In
lakon Hs. 196 B at. wird Gutamas Frau zu einem Stein verflucht und Dewi Andjani
verrichtet Askese auf dem Këndali Sada. XII. In SKM , I I : 13 ist Gutamas Frau die
widadari Ratna Undaradi.
A u f diese Episode wird in R 112 ,1 14 angespielt. Der Name von S 98, 99 stim mt mehr 258
mit dem Javanischen überein, da sowohl K ëta wie K ëti gelesen werden kann.
Die Sitte, daß eine schwangere Frau eine besondere Wohnung bezieht, um dort den 259
Zeitpunkt der Niederkunft abzuwarten, kommt noch bei den Papuas vor. G. A . Wil-
ken, V . G. III: 217A, 556. Vgl. die Mutter Buddhas, die sich in den Lumbinipark
begab, um dort den Buddha zu gebären.
V gl. R 64-72, wo nicht Balias, sondern Rawanas Frau geraubt wird. 260
Codex 4085 I erzählt, daß es die Zieraten von Lěsmanadari sind, aus denen eine 261
Pseudo-Lësmanadari zum Vorschein kommt. Die Hauptfrau heißt Ragu, Tochter
von Sajak. L ě s m a n a d a r i ist eine Prinzessin v o n Marawati, und eine dritte Frau (erste
sëlir) heißt Dewi Kekaji. Weder hier noch in dem lakon Dasamuka tapaturu ist die
Rede von einem patih Gurdamuka. SKM , I I : 1 ff. gibt als Namen der Frau Bëndon-
dari. In Codex 4084 wird L ě s m a n a d a r i ohne weiteres an Rahwana gegeben und dar
auf Dewi K ekaji zur Fürstin gemacht.
In den meisten Quellen ist dieser Sohn schon geboren, bevor Dasaratas Frau weg- 262
gegeben wird.
Codex 4085 I gibt: Sukmarasa (Sohn der Dewi Ragu), Sukm apapa (Sohn der Dewi 263 L ě s m a n a d a r i) und Bërdana (Sohn der Dewi Kekaji). SKM gibt: Dajaprana, Daja-
krama, Logawa und Murdaka. Die zweite Frau heißt Sukasalia, was mit Jasa di
Puras Sërat Ram a übereinstimmt: Sukosalja.
Dadurch, daß der Vater die in ein E i verwandelte Sri verschluckt hatte. 46. 264
In Codex 4085 I heißt der Sohn Trinetra. Die Kinder von Rahwana sind dort: In- 265
dradjit (Bituhung), Përtala Marjan (wohnt in Pramudita), Bubutbis, der in einer
Höhle, Ganggasura, der im Meere haust, Trisirah, Trikaja, Trinetra, N arataka. Vgl.
R 15 bis 17.
In Codex 4085 I ist Sinta keine Tochter Rahwanas. Sie wird von rësi K ala in einem 266
W äldchen gefunden, wo er etwas leuchten sieht, ein goldenes gëndaga, Kistchen. In
derselben N acht wächst auf dem alun-alun ein sada lanang, magisch-kräftige B latt
rippe, das niemand ausreißen kann.
In Codex 4085 I erhält sie derjenige zur Frau, der das sada lanang ausreißen kann. 267
Vgl. R 18.
Die Geschichte von den zwei Söhnen Dasaratas variiert im Codex 4085 I sehr stark. 268
Dort werden sie von ihrer Mutter Dewi R agu kurz nach ihrer Geburt zu ihrem V a
ter, rësi Sajak, in dessen Einsiedelei auf dem Tjëm ara Sewu mitgenommen, wo sie
die Namen Ram a und L ě s m a n aerhalten. Nach einiger Zeit wollen sie zu ihrem
V ater gehen und werden von den Hofleuten von Mandrapura, die sie ankommen
sehen, für aus dem Himmel kommende Engel gehalten. (Sie leuchten blau und weiß.)
K ekaji will die beiden Knaben vergiften. Vgl. R 21-25.
269 In dem lakon Hs. 196 B at. is t es ein männlicher dënawa (Dämon) Djënggini, der
Sinta zur Frau haben will. Er wird durch einen Pfeil getötet.
270 Über diese Gestalt erfahren wir mehr aus S K 5. Sie ist eine Tochter des Fürsten B an
dung Bragosa (Prakosa) und Dewi Badrahinis, welch letztere mit ihrer Tochter und
ihrem Sohn, D jěngganabadra, auf dem Indragiri wohnte. Sie war eine Nymphe. Als
der Bruder einst mit dem patih (Minister) auszog, um das Reich zu verteidigen,
wollte D jěngginiwati durchaus mit. Ihr Bruder verweigerte ihr die Erlaubnis hierzu,
worauf sie auf der Stelle ein buta wurde. Eine Stimme riet ihr, Askese zu üben, dann
solle sie später eine widadari (Nymphe) werden. In S K 49 erhält sie in der T a t durch
R am a ihre widadari-Gestalt.
271 Die anwesenden Fürsten werden in Codex 4085 I aufgezählt: der Fürst von Pulo Sa-
lima, von Indragiri, Indranëgara, Adasastaka, B uljatiga, Sulinga, Maděnda, Ma-
děndapuri, Manggadapura. Außer dem Ausreißen des sada lanang muß man noch
durch vierzig lontars schießen. L ě s m a n a blickt unter das sada und sieht, daß dieses
von einem weiblichen bu ta festgehalten wird. Das sada hat nämlich eine eiserne
»Nachgeburt«, die von dem buta festgehalten wird. Dann zieht Ram a die ganze Sache
aus dem Boden und käm pft mit dem buta. Vielleicht müssen wir in dem sada lanang
wieder eine Erinnerung an den Lebensbaum sehen, um so mehr, als hier zugleich von
einer ariari, N achgeburt, die Sprache ist. G. A . Wilken, V . G. III: 302, 303, spricht
über die Sitte der Makassaren und Buginesen, bei der Geburt eines Kindes einen
Kokos zu pflanzen und diesen mit dem W asser der Nachgeburt zu begießen. Vgl.
R. H. Wilkinson, M alay Beliefs, 30: »In einigen Teilen Malayens werfen die Leute
die Placenta feierlich in das Meer; in anderen Teilen verbrennen sie dieselbe unter
einem Baum oder pflanzen einen Baum darüber - der Baum bleibt eine primitive
Urkunde für das A lter eines Menschen.«
272 Vgl. S 68, 69. In Codex 4085 I ist die Krähe: dandang sëgara geworden. Dieser T ext
gibt auch die Statuenepisode von R 36. Sinta wird daran erkannt, daß ihre Augen
zwinkern, als ihr das sada lanang vorgehalten wird.
273 Codex 4085 I: Ram a träum t, daß er nicht nach Mandrapura zurückkehren kann.
Der rësi, bei dem er wohnt, heißt Nuwana. Im lakon Hs. 196 B at. heißt die Stadt
Djaraw ati und Sintas V ater K unti Djënaka.
274 Mit dieser Episode beginnt Codex 4085 I. Der W ächter heißt hier W agrasinga, in
lakon Hs. 196 B at. Garu Langit.
275 Vgl. die Ohrringe aus R 108, 109.
276 So auch in dem lakon. Codex 4085 I gibt hier wieder das Abschlagen des Hauptes.
Hier heißt die Frau K ili Njungi und ist mit zwei Männern verheiratet, Wagrasinga
und Kalapërgi.
277 Nur die Nase in dem lakon und Codex 4085 I.
Ebenso in dem lakon. In Codex 4085 I sind es wieder zwei, auch in Codex 645. Rah- 278
wanas Wagenlenker heißt in dem ersten Codex Daruki, welches der Name für jenen
von Krësna is t ! Eine sonderbare Verwechslung ist, daß Sinta in einem W agen sitzend
dargestellt wird, kareta. Dieses W ort steht hier wahrscheinlich für garitan, den Zau
berkreis. Rahwana badet im Meer, wodurch er sich in einen Greis verwandelt, der
Sinta eine Blum e anbietet. Lësmana holt nach Ablauf aus einem Baum ein pulung
(Heinzelmännchen) heraus, das mit Ram as Stimme um Hilfe gerufen hatte.
In Codex 4085 I wird erzählt, daß G ě n t a j u abstammte von Gëruda Ambera. Vgl. 279
R 12: Gëruda Mahabiru (M a h ā v i r a). Ferner, daß G ě n t a ju es gegen R ahwana ablegen
muß, da Sinta, die er trägt, zweifelt, wodurch sie schwerer wird. Dann folgt die E pi
sode von dem ëmprit (Spatzenart) mit seinen vier W eibchen (vgl. R 102) und dem
Vogel mit dem langen Hals. Dann wird G ě n t a j u von Ram a gefunden. Der Vogel
hört hier m itten in der Erzählung auf, als er gesagt hat, daß sich Sinta in N galën g..
befindet. W eiterhin kommen die zwei Brüder zu dem dënawa Pranalattan, ohne
K opf und mit einem Maul auf dem Bauch, also Kabandha. Sie töten ihn.
In Codex 4085 I klagen die Ameisen bei Guru über Mahesasura, worauf Guru dem 280
Bali Auftrag gibt, das Tier zu töten. Zwei Frauen Balis nennt der T ext, Umajana
und Um ajati, um welche Sugriwa vergeblich anhält. B ali begegnet bei seiner R ück
kehr den beiden weinenden Frauen. Der undeutliche A k t XXV von lakon Hs. 196
B at. wird durch diesen Auftrag Gurus an B ali klarer. Subalis Frau heißt hier Sët-
jawati.
Der Verfasser spricht von dem Anoman duta, dem Zug Hanumans nach Ngalëngka 281
und von dem tam bak, dem B au des Dammes, der darauf folgte. Tatsächlich sind
diese zwei Episoden sehr beliebt und sie werden vorzugsweise gespielt und abgebil
det (Tjandi Panataran). Dabeigebraucht er denNamenSërat Rama, der uns an denjeni
gen von Jasa di Puras W erk denken läßt. H at der Verfasser dieses W erk in der T at
gemeint? Das lakon Hs. 196 B at. weist gerade in dem Stück, von dem unser Autor
schweigt, einen starken Einfluß von seiten des Stoffes des Sërat R am a auf; wo an
derweit dem Ram a Këling gefolgt wird, hält sich die Erzählung hier viel enger an die
Lesart von Jasa di Pura. Außerdem nimmt der Verfasser des S ě ra t K anda die E r
zählung da wieder auf, wo das Sërat Ram a nicht weiter geht. Eine andere Frage ist,
ob Jasa di Puras W erk gemeint ist oder vielleicht die Erzählung, die seinem W erk
zugrunde lag, das R am a Kawi. Für das letzte kann die Tatsache sprechen, daß wir
in dem zweiten Teil unserer Untersuchung sehen werden, wie auf Tjandi Panataran
tatsächlich dieser Erzählung gefolgt wird. Der Einfluß von dieser Seite sollte dann
vielleicht älteren Datums sein als Jasa di Puras Zeit. Indessen gibt es auch Ge
schichten, welche fortwährend parallel laufen zu den malayischen hikajats, z. B . das
Ram a Këling und das Sěrat Kanda, Codex 645.
282 Lakon Hs. 196 B a t .: Der Berg Sijëm (Siam). So heißt auch der Berg, auf den K aw a
(Eva) kam, als sie aus dem Paradies vertrieben wurde, nach dem Tapël Adam . D.
Gerth van W ijk. De koranische verhalen in het maleisch. T. B . G. XXXV, Anmer
kung 28.
Adam kommt dabei auf Selan (Ceylon) oder Sarindib und übt hundert Jahre Askese.
Vgl. Rawanas Ankunft auf Sërandib und seine zwölfjährige Askese allda. S 1.
283 In dem lakon Hs. 196 B at. kommt keine Feuerprobe vor. Ram a übt hier Askese, mit
gekreuzten Arm en auf einem Bein stehend, die neun randhras (Körperöffnungen)
geschlossen haltend. E r kommt in den Himmel, kehrt zurück, worauf Sintas H aupt
gewaschen wird und sie ein neues Kleid anzieht. LV.
284 Vgl. R 169-171. Codex 4085 I läßt Ram a an L ě s m a n a den Befehl geben, sie zu töten. L ě s m a n a tötet an ihrer Stelle ein kidang.
285 In dem R ā m ā y a n a Sasak wird Ram a selbst durch seine Söhne besiegt. Codex 4446.
Sie heißen Botlaw a und Betlawa.
286 T. S. Raffles, The H istory of Java. I: 461. »Es gibt den Eindruck, daß Hanuman
nach dem Tode Rawanas nach Java flog und seine Zuflucht in dem D istrikt von
Am barawa bei Semarang nahm, auf einem Berge, genannt Kandali Sada, dem im
R am ayan erwähnten Platz, an dem Hanuman tapa (Buße) übt. Es gibt noch einen
erhaltenen Stein oder Pfeiler, um diesen P latz auf der Spitze des Berges zu bezeich
nen; und der Aberglaube der Nachbarschaft ist derart, daß sie kein wayang aus der
Geschichte Ram as herstellt, aus Furcht, daß sie Hanuman mit Steinen bewerfen
würde.« Prof. Dr. N. J. Krom m acht mich auf die Tatsache aufmerksam, daß in der
Nähe ein Stein mit der Darstellung eines Affen gefunden wurde. Siehe O .R .1913:208.
287 Vgl. S 278, wo Hanuman dasselbe tut wie Djëm bawan in SK .
288 K untibodja ist der Name des Pflegevaters von K u nti aus dem Bratajuda. A . B.
Cohen Stuart, B rata Joeda. I: X, Anmerkung 20.
289 In dem SK M : III: 418-442 kommt eine Erzählung vor, worin Sinta um drei Tage
Frist bittet, als Ram a ihr ankündigt, daß sie sich verbrennen müssen. Ram a über
gibt sie hierauf Laksamana. Siehe auch Codex 3169 (2), Ram a Nitis.
290 In dem Ram a Nitis, Codex 3169 (2) inkarniert sich Rahwana in D jajagada (Angga-
da) und greift Ramas Sohn, Budjangga Law a an. E r will so den Tod seines Vaters
rächen (Subali wurde ja von Ram a getötet). Anoman knebelt dann D jajagada und
Sugriwa, worauf Ram a verzeiht. Dann wurde die Geschichte mit der der Pëndawas
verbunden, da sich Ram a nach dem Feuertod in Krësna inkarniert, M aja Rëtna, der
Prinz von Mantili, der Sita von R am a erhalten hat, in Përm adi (Ardjuna), Sita in
Sëmbadra, Sugriwa in D jakapitana, D jajagada in Bratasena (Bima). Auch in Codex
4085 I kommt die Episode von Anggadas Kam pf gegen Ram a vor, wo er die Stadt
mit Feuer umgibt, so daß alle verbrennen. Siehe R 117, Anmerkung.
Anala, sanskr. für Feuer, Feuergott. 291
W. H. Rassers, De Pandji Roman. 248, 249. 292
W. H. Rassers, o. c. 265. 293
W. H. Rassers, o. c. 248. 294
H. H. Juynboll, B ijdr. 50: 66; 54: 545, 546. Cat. Jav. Hss. Supp. II: 67. 295
H. H. Wilson, The Visnu Purāna, III. 296
Vgl. z. B . die Verwechslung zwischen den beiden Dilipas, H. H. Wilson, o. c. 383 297
A 13; und das U nnata für U ttam a, 263 A 17.
Aus sanskr. B hārgava, was der Name für P a ra ç u rā m a ist und also auf Verwechs- 298
lung beruhen muß.
H. H. Wilson, o. c. 384. 299
In Codex 4084 finden wir eine Person, die beide Namen in sich vereinigt: Sarwa- 300
tjitrabaja. Daß das zweite Glied dieses Namens dasselbe ist wie Tjitrabaha, kann
aus der Tatsache erhellen, daß in Codex 4934 Dasam uka der Sohn von Tjitrabaja
ist, was also für Tjitrabaha stehen muß. Sarwatjitrabaja ist der patih von Sarwa.
In dem siamesischen Ramakien heißt Tjitrabaha: Chaturapak, wie mir Prof. K .
Döhring m itteilt.
H. H. Wilson, o. c. 353 A 24. 301
Dinesh Chandra Sen, The B e n g ā l ī R ā m ā y a n a s. 28 ff. 302
A . J . de Jong, uitgave van Baldaeus, Afgoderye etc. 82, 83. 303
C. M . Haafner, Proeve van Indische Dichtkunde, r. 304
B . Ziegenbalg, Genealogie. 193. 305
H. Kraemer, Een Javaansche Primbon. 122. 306
Man vergleiche, was M . Winternitz über die Königs-Chroniken des P anjāb bemerkt 307
(Geschichte der Indischen Litteratur, III : 584): »E s gibt im heutigen Pandschab
Sänger, die an den Höfen der eingeborenen Fürsten von den kriegerischen Taten
der Helden der Vorzeit singen und zugleich die Genealogien und Familiengeschich
ten der betreffenden Fürsten bewahren und oft auch willkürlich zurecht machen.«
W. H. Rassers, o. c. 262. 308
H. H. Wilson, o. c. 429. 309
F . E . Pargiter, The Mārkandeya Purāna. 612. 310
H. H. Juynboll, Cat. Mal. Hss. 46. 311
W. Crooke, Popular Religions. II: 112, 113. 312
W. Crooke, o. c. II: 88. 313B. Houghton, A Folktale of the Lushais, I. A . X XII: 78. Siehe auch I. A . X XII: 291. 314
Z. B. die Erzählung von der schönen Frau, die von einem König in dem »Dschungel« 315
gefunden wird. W. Crooke, Folktales of Hindustan. I. A. XXI: 341.
J . Burgess, The Satrunjaya M ā h ā t m y a. I. A. X XX : 251. 316
317 G. Jouveau-Dubreuil, Archéologie du Sud de l 'I nde. II: 87.
318 J . Talboys Wheeler, The H istory of India. II: 94 A.
319 A . J . de Jong, o. c. 85.
320 O. Dapper, Asia. 100.
321 E . Thurston, Ethnographie Notes in Southern India. 276, 277.
322 R. E . Enthoven, Folklore of Gujarat. I. A. X LI supp. 54.
323 Der Passus lautet bei W. H. Rassers, De Pandji Roman. 262: »Daß wir es hier be
stim mt mit der Vier-Fünfteilung aus der indonesischen M ythe zu tun haben und
nicht mit einer Ausdehnung von D açarathas Kinderzahl ohne weitere Bedeutung,
erklärt sich ohne weiteres hieraus, daß Ram a hier, wie wir das auch von Pandji und
von K en Arok gesehen haben, doch im Widerspruch zu der Darstellung im Helden
gedicht ein nichtsnutziger (wir sagen besser: gefährlicher) Knabe is t; dies wird dann
auch zu dem an erster Stelle angegebenen Motiv, warum er von der Nachfolge aus
geschlossen wurde.«
324 H. Wirtz, Die westliche Rezension des Rāmāyana. 48: Kshem. Bl. 34b
tac chrutvā vajrabhinne ’va duhkhitā mantharā yayau/çaiçave kila rāmena purā pranayakopatah/
caranenā "h a tā tac ca nityam vairam u vāha sä//
nihçvasanti v ish āpū rn ā bhujagi ’ va vibhishanā/
325 W. Crooke, Popular Religion. II: 256.
326 A . J . de Jong, o. c. 23.
327 Adbhütarā m ā y a n a, VI: 1, 22. VII: 2, 14, 19, 25, 36. Siehe G. Grierson, Sitas Paren-
tage. J. R. A. S. 1921: 422.
328 Dr. Dinesh Chandra Sen, der die Liebenswürdigkeit hatte, mir ausführlich über das
Vorkommen von Abweichungen in den bengalischen Rāmāyanas zu schreiben, be
richtete über eine Version von S i t ā s Geburt, bei der die Tatsachen wieder anders
lauten. E r schreibt (Brief vom 15. 2.1923): »Chandravati beschreibt, nachdem sie
viel über die Macht und den Glanz Ravanas erzählt hat, wie Mandodari, eifersüch
tig auf ihre vielen Nebenfrauen, G ift trinkt. Aber anstatt zu sterben, gebiert sie ein
Ei, welches R avana, nachdem er die Astrologen um R at gefragt hat, in das Meer zu
werfen beschließt. Es wird von einem Fisch verschluckt. E in Fischer fängt densel
ben, das E i platzt auf und ein sehr schönes Mädchen kommt hervor. R aja Janaka
nimmt sie von dem Fischer und dies ist Sita - eine Tochter Mandodaris.« Diese V er
sion zeigt also Verwandtschaft mit dem Adbhūtarāmāyana, aber doch mehr mit den
indonesischen Erzählungen, durch den Bericht vom Meer.
Das Ramakien, das siamesische R ā m ā y a n a, in 108 Gesängen, gibt ebenfalls große
Abweichungen. Auch hier ist S ī t ā eine Tochter R ā v a n as, wie Professor K . Döhring
die Liebenswürdigkeit hatte mir mitzuteilen. Ich entnehme seinem B rief das fol-
. gende: »Auch in Siam ist Sītā (Nang Sida) die Tochter des Riesenkönigs Totsakan
(R ā v a n a). Bei ihrer Geburt spricht sie unverständliche Worte. Phipek (Vibhisana),
der Sterndeuter, wird gefragt und erklärt, daß das Kind Langka den Untergang
bringen wird. Infolgedessen wird das Mädchen in eine goldene Kapsel oder verdeckte
Schale gelegt und ins Meer gesetzt. V on dort kommt mit einem von den Tevada er
zeugten Strom im Meer die goldene Schale zum Festland, wird dort mit Erde be
deckt und vom König des Landes beim Pflügen gefunden.« (Brief vom 21. 5. 1923.)
J . Talboys Wheeler, The H istory of India. II: 58. Das M otiv des Mädchens in einem 329
Gefäß kommt öfter vor. Vgl. die Geschichte von Mā nik und Sakhi Sonā bei: D inesh Chandra Sen, Folkliterature of Bengal. 196 ff.
L . D. Barnett, Alphabetical Guide to Singhalese folklore. I. A. XLV su pp.: 84. Eine 330
solche Lesart finden wir in Rā m Carit Mānas von Tulasi Dās. (übersetzt von F . S . Growse). Dort wird die Geschichte von R ā v a n a gegeben in Chaupāi 153 f f . : In Ke-
kaya herrscht König Satyaketu, dessen zwei Söhne P ratāpabhānu und Arimardan
heißen. Minister: Dharmaruchi. Die beiden Söhne werden durch den Fluch eines
Asketen als R ā v a n a und Kum bhakarna wiedergeboren, während der Minister V i
bhisana wird. Nacheinander bekäm pft R ā v a n a nun: Kuvera, auf Lankā, K a ilāsa,
Brahmanen, nāgas, Bali, den Zwerg, Bali, den Affen, von dem er besiegt wird. Sa-
hasrabhuj, der in dem W asser spielte, sperrt R ā v a n a in seinen Stall, zur Belustigung
für seine Frauen. Pulastya befreit ihn jedoch. Dann stellt er U rvasi, der Frau des
N alakuvera nach, weshalb er verflucht wird. Als R ā v a n a einst nach einem Heiligen
sendet, daß dieser ihm Tribut gebe, gibt ihm dieser einen Topf mit seinem Blut. Da R ā v a n a sich vor diesem Topf fürchtet, läßt er ihn im Norden eingraben, wo er von
Janaka ausgepflügt wird. Darin sitzt dann ein Mädchen: Sītā.
D inesh Chandra Sen, The Bengā l ī R ā m ā y a n a s, 35 Anmerk. 3 3 1
P utb ila i D . H . W adia, Folklore in W estern India. I. A. XXII: 315 ff. Eine solche 332
Erzählung im P anjāb bei R . C. Temple, I. A. X I : 290. Es ist die Geschichte von Sassi
(Mond), der Tochter des Ädam jām, des Königs von Bhambor, die in einem Kistchen
auf dem Strom ausgesetzt und später von ihrem Vater umworben wird.
B . Ziegenbalg, Genealogie. 284. 333
A . J . de Jong, o . c. 84, 85. 334
C. M . H aafner, o. c. 7, 8. 335
A . J .de Jong, o . c. 85. Vergleiche das goldene Fischchen mit der Seele der Prinzessin 336
Bidasari, und analoge Erzählungen im Archipel. G. A . W ilken, V. G. III: 289-309.
C. M . H aafner, o. c. 9. 337Raghuvamça, V II : 30 ff. 338
Die Höhe der Reliefs des Çiva-Tempels des Tjandi Lara Djonggrang ist + 0.80 m. 339
B . Ziegenbalg, o . c. 254. 340
341 R . E . Enthoven, o. c.
342 R . E . Enthoven, o. c.343 R . C. Tem ple, I. A. X I: 290.
344 A . J . de Jong, o. c. 24, 25.
345 B . Ziegenbalg, o. c. 221.
346 Ich will diese Gelegenheit benützen, um eine Verm utung von H . H . Juynb o ll hin
sichtlich des Namens einer Figur Hanumans aus dem wajang golek zu berichtigen.
Diese Figur heißt Anoman Prabantjana, was Juynb o ll erklärt als »Betrüger«, indem
er auf seinen Zug nach Ceylon verweist. (Bijdr. 54: 528.) Dies scheint mir aber in den
Augen der Inder eher eine H eldentat als ein Betrug zu sein. Ich weise dann noch auf
die Erklärung hin, die V . D. T . IV : 138 gibt, wo Prabantjana gleichgesetzt wird mit
Prabhānjana, einem Nam en für den W indgott.
347 A . V. W illiam s Jackson, Die Iranische Religion. Grundriß der Iranischen Philologie
I I : 643, »Hvāstra oder der Genius, welcher gute W eiden spendet oder besitzt (denn
so erklärt die Überlieferung den Namen), wird am besten identifiziert mit dem »gu
ten Vāyu«, dem Geist der Luft, weither zusammen mit Rāma H vāstra in dem Rām
Y asht (Yt. 15) gepriesen wird«. Siehe auch S. B . E . IV, Introd. IV und X XIII: 249.
A . Weber bringt den vedischen Rāma Halabhrt, auf den der epische Rāma zurück
geführt wird, mit diesem Rāma H vāstra in Verbindung. A. B . A . 1864: 275 A.
348 C. M . H aafner, o. c. 27 ff. -349 A . J . de Jong, o. c. 86. Sie geht hier, um sich zu waschen.
350 C. M . H aafner, o. c. 27 ff.
351 A . J . de Jong, o. c. 87.
352 A . J . de Jong, o. c. 88, 89.
353 C. M . H aafner, o. c. 32.
354 J . Talboys Wheeler, o. c. II: 294. W . Crooke, o. c. II: 41.
355 H .H . W ilson, Select Specimens. 1 : 290 A.
356 J . Talboys Wheeler, o. c. II: 142.
357 C. M . Haafner, o. c. 34.
358 D inesh Chandra Sen, The Bengā l ī Rāmāyanas, 179.
359 W . Crooke, o. c. I: 35.
360 P utb ila i D . H . W adia, I. A. XXI: 160.
361 C. M . H aafner, o. c. 45.
362 A . J . de Jong, o. c. 93.
363 J . Talboys Wheeler, o. c. II: 287.
364 H . A . Rose, The Troubles of Love. I. A. XXXVIII: 149.
365 C. M . H aafner, o. c. 47.
366 R . C. Tem ple, l. A. X I: 290 ff. Dieser Name kann in Verbindung stehen mit dem
der Fischkönigin in R. 149: Djandana, was angesichts der Verwechslung von dj und
tj in R und S auch Tjandana gewesen sein kann.
C. M . H aafner, o. c. 91. A . J . de Jong, o. c. 99. 367
W . Caland, Twee Oude Fransche Verhandelingen over het Hindoeisme. V. K . A . 368
lett. X X I I I : 3.
W . Caland en A . A . Fokker, Drie Oude Portugeesche Verhandelingen over het Hin- 369
doeisme. V . K . A. lett. XVI: 2. Hier wird auf Seite 15 von einer Pyram ide gespro
chen, die R ā v a n a aufrichtet, und die R ā m a als Zeichen auffaßte, daß er dort eine
Schlacht schlagen sollte. Vielleicht steht dies im Zusammenhang mit der Geschichte
von den Schirmen (pajongs).
D inesh Chandra Sen, o. c. 68. 370
Dinesh Chandra Sen, o. c. 69. Erzählung von dem Mahi Rāvaner Pālā, 252-283. 371
R . E . Enthoven, I. A. X L I supp. 54 ff. 372
H . W irtz, Die westliche Rezension des R ā m ā y a n a. 35, 36. 373
R . C. Temple, Note on Malik-ul-Maut. I. A. X : 289. 374
A . B astian, Reisen im Indischen Archipel. V : 221. Vielleicht hat er den Bericht aus 375
den französischen oder portugiesischen Abhandlungen, wenigstens finden wir dort
etwas Derartiges. R ā m a erschießt R ā v a n a, indem er ein Gefäß mit am rta zertrüm
mert, das sich in R ā v a n as Magen befindet, so daß es ausläuft. W . Caland, V. K . A.
lett. X V I: 2 und X X I I I : 3. In jedem Fall bezieht sich Bastians Bericht auch auf Indien.
Mah. III: 290. 376
A . Rogerius, Open Deure etc. Französische Übers. 360. Vgl. die Abbildung bei A . J . 377
de Jong, o. c. 105.
C. M . Haafner, o. c. 207. 378
Dinesh Chandra Sen, o. c. 227 ff., 251. Die Episode wird in Jagat R ā m ās Rāmāyana 379
besungen in dem Puskarakānda, vor dem U ttarakānda.
A . J . de Jong, o. c. 106, 104. 380
I. Friedländer, Die Chadhirlegende und der Alexanderroman. 31, 301. 381
D inesh Chandra Sen, o. c. 197 ff. 382
A . J . de Jong, o. c. 107. 383
L . D . Barnett, Alphabetical Guide etc. I. A . X L V supp. 84 ff. 384
L. D. Barnett, 1. c. 385
B . Ziegenbalg, o . c. 131. 386
L. D . Barnett, 1. c. 387
Dinesh Chandra Sen, o. c. 68. 388
B . Ziegenbalg, o. c. 132. 389
D inesh Chandra Sen, o . c. I . 390
O. Rank, Psychoanalytische Beiträge zur Mythenforschung. 382. 391
392 O. R a nk, o. c. 388.
393 A . Weber, Über das Rāmāyana. A. B . A . 1870:1-88.
394 0 . R a nk, o. c. 389. Es ist bemerkenswert, daß Rank in seiner Studie dauernd V er
gleiche mit Totemismus und Initiation sucht und in den Erzählungen totemistische
Parallelen antrifft. »Man versteht«, sagt er, »die eigentliche Bedeutung dieses m ythi
schen Zuges (die Anordnung von Sicherheitsmaßregeln seitens des V aters bei der
Mannbarkeit seines Sohnes), wenn man das ethnologische Gegenstück dazu, die
Pubertätsriten der W ilden, zur Vergleichung heranzieht, die R eik in einer wertvol
len Studie psychoanalytisch beleuchtet hat. (Imago IV.)« Merkwürdig, wo Rassers
in seinem Pandji Rom an auf so klare Weise den verblaßten totemistischen Hinter
grund der indonesischen Legenden in ihrer ursprünglichen Farbe erkannte.
395 W ir sollten selbst bei der Szene mit den tausend Statuen, wo die Zahl 1000 in be
kannter Weise für »viel« steht, an eine Form von »Potenzprobe« denken können. Vgl.
0 . R a nk, 0. c. 390 A . : »Wo die Aufgabe vom V ater (der Tochter) zu dem Zwecke ge
stellt wird, um die Freier von der Tochter fernzuhalten, die er selbst besitzen möchte,
da erweist sie sich nicht selten ganz unverhüllt als spezifische Potenzprobe.«
396 O. R a n k , o. c. 390 A.
397 Vgl. S 284 Anmerkung.
398 Dinesh Chandra Sen, o. c. 37-39.
399 H . H. Juynboll, Cat. Jav. Hss. Supp. II: 67.
400 T. K . Balasubrahm anyam, in Sri Vani Vilas, Tam il Series, 1: XV.
401 H. Schanz, Z. D. M. G. 27: 703 ff. und E. H. J . Vinson, Le Rāmāyana de Kam ban.
402 In einer Liste von einigen hundert Eigennamen aus den hikajats und den javanischen
Erzählungen, die ich Professor Ph. S. van Ronkel vorlegte und die dieser die Lie
benswürdigkeit hatte, auf Tamilnamen durchzusehen, konnte er nur zwei Namen
mit einiger Sicherheit als solche erkennen. Bei einigen Endungen auf -n und
-m , die auf Tamilnamen weisen könnten, zeigten die Namen in dem weiteren Auf
bau keine Spur von Zusammenhang m it Tamilsprachen. Selbst bei einem dieser zwei
Namen, Bërdana, von Prof. van Ronkel gelesen als Bëradan, halte ich auf Grund
von Parallelen im Javanischen, Bërdona und Bërdana, den Ursprung aus dem Tam il
für ungewiß. Es kommen natürlich Tamilwörter wie kuwil etc. vor, die auch sonst
im Malayischen gebraucht werden, aber dies vermag nichts zu sagen gegen das
starke Überwiegen von Nicht-Tamilnamen.
403 Vorsichtiger drückt sich van Ronkel aus, Bijdr. 75: 383, und erinnert an das javani
sche Ram a K ěling, was auf eine bestimmte A bkunft deuten könnte. Demgegenüber
stellt er aber, daß dieses kěling auch anwendbar ist für Leute, die nicht direkt aus dem
alten K alingā stammen, ja selbst auf Sikhs und Zentral-Inder, im allgemeinen auf
Leute aus Hindostan.
Mārkandeyapurāna, L V II: 51, Matsyapurāna, C X III: 50, Vāyupurāna, X L V : 130. 404
G. P . Rouffaer, B ijdr. 50: 409-676. passim. Siehe auch B. J . 0 . Schrieke. Het Boek 405
van Bonang. s. v.
Man hüte sich aber vor der Vorstellung, daß diese beiden Gruppen in vollkommener 406
Trennung nebeneinander fortgelebt hätten. Ebensosehr wie das Kakaw in Einfluß
auf die Erzählung geübt hat, wie die lakons beweisen, hat natürlich auch in Indien
das Epos (und verwandte R ā m ā y a n a s) seinen Einfluß geltend gemacht. Auch hier
wird das Dram a wohl den Verm ittler gespielt haben.
Hier und dort wich ich von der Übersetzung Kerns ab, teils weil ich glaube, daß 407
seine W ortwahl zur Beurteilung des Stils (des Originals) nicht immer die beste war,
teils weil ich stellenweise seine Übersetzung für weniger richtig halte.
H . Kern, R ā m ā y a n a, O udjavaansch heldendicht. 40-43. 408
H . Kern, Zang I - V I van het O ud-Javaansche R ā m ā y a n a in vertaling. V. G. X : 114
Kern: ging er fort. V : 39c, wëkasan madulur lumaku. 409
Kern: reebok. Es steht kidang, was um der javanischen Fassung willen beibehalten 410
werden sollte.
Kern: die guter Dinge war. E r bezieht es auf Janakas Tochter. E s steht maring. 411
V. D . T. I: 129b gibt: zahm, was hier auf den kidang Bezug hat.
Fehlt bei Kern. V: 4 1b , rambut alëmbut alit. 412
Eine Stelle, wo man tapa, Askese übt. 413
Fehlt bei Kern. V : 43 c, malëngis. 414
Fehlt bei Kern. V: 44 a, madoh. 4 15
Kern: »jonker«, Edelmann. 416
Kern übersetzt narendra nicht. V: 48 b, narendra sang janakarāja. 4 17
Kern: Daß sie vor Furcht umkamen. V : 50b, alahatakut ya mātya. 418Çakti ist mehr als nur körperliche K ra ft und hat eine übernatürliche Bedeutung. 419
Ich lasse es deshalb unübersetzt.
Kern: E rsah R ā m a und fürchtete sich nicht. Bei seiner Absicht zu sterben kam der 420
Pfeil R ā m as ihm sehr zustatten. V : 51 bc, tumonsira tanmatakut/ atisaphalāstra
sang raghusuta pwa y a donya pëjah/
Vgl. V. D . T . 111:14 1. 421
Oder: hochmütig zu sein. Kern: feindlich zu sein. V: 5 6 d, abhimāna. Vgl. V. D. T . 422
1 : 459-
Kern: Von dieser ihrer Handlungsweise verstand er gar nichts. V : 61 c, naya nira 423
yu kti tekana lalu pwa ya tankahidëp. Vgl. V. D. T . IV : 450.
Fehlt bei Kern. V ; 64 a, dadi ç īghra sira. 424
turun. Der Malaye klettert aus seinem auf Pfählen stehenden Haus. 425
426 In S gagak nasi!
427 Man vergleiche die stark schematische, rhythmische Einteilung der javanischen Mu
sik in gongans und diese wieder in kleinere Unterteile durch das Schlagen auf dem
kënong und auf dem këtuk oder këmpul. Siehe Soerjo Poetro in Nederl. Indie Oud
en Nieuw, N ov. 1919.
428 V. D . T . I. s. v. U ttarakānda. H . H . Juynb o ll, Cat. Jav. Hss. Supp. II: 178-180.
429 H . K ern, V . G. IX : 300. K ern geht hier aus von dem Vorhandensein zweier indischer
Redaktionen des Epos. Inzwischen sind aber mehrere bekannt geworden. M . W internitz, Geschichte der Indischen Litteratur. I II : 629.
430 G. A . J . Hazeu, H et Oudjavaansche Ädiparwa en zijn Sanskrtorigineel. T . B . G.
X L IV : 289 ff.
4 3 1 H . Jacobi, Das R ā m ā y a n a. 15. H . W irtz, Die westliche Rezension des Rāmāyana. 38.
432 H . Kern, V . G. IX: 300.
433 Diese Stelle ist nicht allzu deutlich. Es steh t: maka kata Laksěmana hamba mënan-
gis ini oleh karëna harëp paduka kakanda mënaruhkan tuanhamba kapada patik
tětapi karěna sudah djandjinja itu ditëntukan oleh dewata mulia raja. Nach tëtapi
sollten wir einen Gegensatz erwarten, weshalb ich sudah durch »vorbei« in dem Sinn
von »abgelaufen« übersetzte.
434 Zahlreiche Erzählungen, die von Baldaeus, Dapper und Haafner gegeben werden,
fehlen in den hikajats. Ich nenne einige davon: die von dem Riesen »Siettank«, der Rāvana um Speise bat und von diesem einen Stein erhielt, dem er durch sein eigenes
B lut das Aussehen von Fleisch gegeben hatte, D e Jong 90; die von Indrajits Schlan
genpfeil, der von Hanumat zerbrochen wird, worauf Brahm an den Affen flehentlich
bittet, sich besiegt zu erklären, da er Indrajit die Unüberwindlichkeit des Schlangen
pfeils verbürgt habe, D . J . 96-97; die von Rāvana und den zehn goldenen Bildern, die
er von sich selbst machen ließ und zwischen denen er saß, als Angada mit seinem U l
tim atum kam, D. J . 100; die von R ā m as Eifersucht, die ihn dazu trieb, Sītā den E le
fanten vorzuwerfen, D . J . 108. So lesen wir auch nichts von einer regelrechten See
schlacht, die R ā m a gegen R ā v a n a lieferte und die von dem letzteren gewonnen wur
de, H aafner 61 f f . ; nichts von dem goldenen Fischchen, das von Rāma bei dem sva-
yam vara geschossen wurde und von dem bei Haafner (8), Baldaeus (D. J . 85), D apper (98) berichtet wird. In den portugiesischen Abhandlungen treffen wir auch Le
genden an, von denen keine Spur in den hikajats zu finden ist. So die von Hanumats
Sprung, wobei er erst zu weit springt und auf Malaka landet, worauf er zurückspringt
nach Lankā, Caland 12; die von Rävanas Unsterblichkeit infolge des Täschchens
(Gefäß) mit am rta, Caland 16, 203; die von Indrajits Arm, der nach dem Tode dieses
Helden zu dessen Frau fliegt und ihr das Schicksal ihres Mannes niederschreibt, Caland 29; die von Rävanas Erfindung, der Guitarre, die er aus einem seiner Köpfe
fertigte, als er durch Qiva auf dem Kailäsa in die Klemme geriet und womit er den
Gott umstimmte, welche Erzählung auch bei Haafner vorkommt, Caland 203. Auch
in den bengalischen Erzählungen sind genug von den hikajats abweichende Episo
den zu finden: das Kälanem ir Lanka B äta, Sen 182; Laksmanas Liebesgeschichte in
dem Laksmaner D igvijaya von Bhabänicharana, Sen 2 11; das Angader Raivära,
wovon in den hikajats nichts, in den südindischen Erzählungen alles zu finden ist,
Sen 214 ff. Aus dem einen oder anderen geht zur Genüge hervor, daß weder die
südindischen noch die bengalischen Erzählungen, so wie wir sie kennen gelernt
haben, als Quelle für die hikajats in Betracht kommen.
Dagegen ist in dem Ram akien ein unverkennbar südindischer Einfluß zu erkennen.
Hanumats Liebschaft mit der Fischkönigin stim mt gut zu den südindischen Erzäh
lungen, wo ebenfalls von einer bestimmten Liebesgeschichte die Rede ist, die sich
erst nach dem Sprung nach Lanka zuträgt, aber sie stim mt nicht mit den darauf be
züglichen Geschichten im Norden und W esten überein, wo Hanumat nur seinen
Samen verliert und dann auch durchaus nicht weiß, was daraus geworden ist, wo
bei diese Episode sich während seines ersten Sprunges erreignet; also alles in Über
einstimmung mit den hikajats. Ferner sind in den hikajats weder die Episode von
Indrajits Nieder stieg aus dem Himmel in der Gestalt von Indra, noch die von H a
numat, der in den Dienst Rävanas tritt und sich dadurch seines Lebens bemächtigt,
das in einer goldenen Büchse eingeschlossen ist, noch die von der Bestrafung Benya-
kais bekannt. [K. Döhring, A rt and Art-Industry in Siam. Textvolum e pag. 16, 50,
71.) Noch mehr Abweichungen aufzuzählen, würde uns zu weit führen.
Alles zusammengefaßt, glaube ich dann auch, daß sehr wenig W ahrscheinlichkeit da
für besteht, daß das Stoffgebiet der siamesischen Schattenspiele, die sich mit Räm as
Geschichte befassen, von derselben A bkunft ist wie das des indonesischen Ramawa-
jang; noch viel weniger aber, daß das erste von dem letzten entlehnt sein soll.
Ich glaube die Aufm erksamkeit auf diesen P unkt lenken zu müssen, da man annimmt,
daß einige siamesische Geschichten auf javanische Vorbilder zurückgehen. Hazeu,
Javaansche Tooneel 36. Mag dies angehen für die dort erwähnten Pandji-Erzählun-
gen, für das Ram akien gilt es ganz gewiß nicht, und merkwürdigerweise berichtet
Bastian (Völker des Östlichen Asiens III: 504), daß nur dieses Ram akien den Stoff
für die Schattenspiele liefert, die mit ledergeschnittenen Figuren gespielt werden.
Diese werden in derselben A rt wie die javanischen wajang purwa-Puppen gehand-
habt, zeigen aber einen ganz anderen Stil der Form.
Hierbei muß man aber darauf achten, daß, seitdem Hazeu seine Studie schrieb, Fischet
in seinen Untersuchungen den Nachweis lieferte, daß auch in Indien ein Schatten
spiel bestanden hat. Hazeus Bem erkung »Soweit man weiß, haben die Inder niemals
ein Schattenspiel gekannt und sicher gleicht ihr volkstümliches Theater in keiner
Beziehung dem javanischen« gilt für den ersten Teil des Satzes nicht mehr. Das alte
Sanskritwort für chäyänätaka war rüpyarüpaka und merkwürdigerweise ist die äl
tere Bedeutung des Wortes rüpya, wie es m it dem indonesischen W ort »wajang« der
Fall war: »Gespenster, die in angenommener Gestalt auftreten.« Fischet in S. K . P.
A. 1906: 489. Später bezeichnet rüpya »pop« (Puppe), auch genau wieder wie in In
donesien das javanische W ort ringgit, das sowohl wajang-Figur als auch Münze
bedeuten kann, nach dem darauf vorkommenden Bildnis. Vgl. rüpya, »geprägtes
Geld«, R u pee! Hiernach ist die indonesische Abkunft der siamesischen Schatten
spiele nicht mehr so sicher als man annehmen sollte. Die Frage fordert eine neue B e
arbeitung und zwar unter Heranziehung aller irgendwie erreichbaren indischen
Quellen.
435 Beachtenswert ist der Name einer W ajangfigur, der von Juynboll, B ijdr. 54: 530 be
richtet wird: Bibiksana an Stelle von W ibisana (Vibhisana). Man könnte an südin
dische Einflüsse denken, wenn man das k in südindischen Namen für Vibhisana (Bal
daeus, D . J . 103: Bebickhem ; H aafner 106: Vibukaan und bei den Portugiesen: Vi-
bixen, Caland, 116) vergleicht. Soweit ich es aber beurteilen kann, steht dieser Name
vollkommen isoliert, so daß ich eher an eine andere Ursache denken möchte. (Ma-
duresisch).
436 B e iSchrieke, H et Boek van Bon’ang, lesen wir, daß mohammedanische Perser und
G ujaraten nach Malaka kamen und dorthin mit ihrem Handel auch die Religion des
Isläm brachten. (Bericht von Barros). Es ist nicht anzunehmen, daß diese Leute nur
Handel trieben, nachdem sie den Isläm nach Malaka gebracht hatten; auch v o r die
ser Zeit werden sie dieses wohl getan haben. B . J . 0 . Schrieke, Het Boek van Bonang. 7.
437 Eine Inhaltsangabe von einem Sërat Kanda gibt auch Raffles, H istory of Java, I:
417 ff.
438 Auch V. D . T u u k denkt an einen Tamilursprung. T. B. G. X X V : 490, »Bibisanam an
Stelle von W ibisana scheint aus dem Tam il zu stammen.«
439 Gerth van W ijk teilt mit, daß die Hs B mit der Erzählung von Mahabisnu, dem Für
sten von K ajangan, beginnt, der einen Sohn Sëri Ram a hat, und dann mit dem Ge
schehnis von Hanumats Geburt weiter fortfährt. T . B . G. X X X IV : 409.
440 Ich erinnere in diesem Zusammenhang an R 99,100, wo Rawana als seine verwund
bare Stelle seine große Zehe angibt und D jëntaju die Spitze seines Flügels. Daß dies
auch keine Erfindung der Indonesier ist, beweist eine Erzählung, die M oor in seinem
Hindu Pantheon 263 angibt. Dort ist Rävanas verwundbare Stelle »die große Zehe
seines rechten Fußes« und die von Jatäyus »die lange Feder seines Schwanzes«. Lei
der hat sich Moor davon abhalten lassen, mehr Tatsachen dieser A rt mitzuteilen, die
er nach mündlichen Angaben von Brahm anen aufgezeichnet hatte, da er mit dem
Manuskript für sein B uch fertig war, als eine Übersetzung des Räm äyana des Väl-
miki erschien, worin er die Tatsachen »much more full, authentic, and correct« zu
finden glaubte, so daß er seine nicht allein für mich so äußerst wichtige Material
sammlung fortließ. 118.
Thurston, Ethnographie Notes in Southern India 262, berichtet von einem Hanu- 441
m anyantram, das, in goldene Tafeln eingraviert und des Sonnabends verehrt, den
Frauen eine leichte Entbindung verschafft. Sodann verleiht das yantram K raft und
Kenntnisse und beschirmt in der Finsternis.
H . Lüders glaubt, daß die gäthäs aus dem jätaka auf bereits vor Välm iki im U m lauf 442
befindliche Verse aus den äkhyänas zurückgehen, woraus auch Välm iki schöpfte.
N. K . G. W . G. philolog. hist. Klasse, 18 9 7:13 1.
»Wer diese reine, sündenvernichtende, heilige, mit den Vedas vergleichbare Ge- 443
schichte van Räm a liest/wird von allen Sünden befreit« (übers. M . W internitz, Ge
schichte der Indischen Litteratur. 1 : 407.)
Vergleiche die Verfluchung in R 6. 444
Ich mache darauf aufmerksam, daß Ram a badet und die Götter verehrt, bevor er 445
Sugriwa anspricht. Dies muß sicher eine Bedeutung haben, worüber ich keine Ver
mutung aufstellen kann. Sugriwa mag wohl magisch gefährlich gewesen sein.
In Codex 1689 ist nur die Rede von einem kidjang. 446
Codex 4064 Gagasura. 447
Codex 4064 M antala Mariam. 448
Codex 4847 (maduresisch) Kërtabirja. Vgl. Räm. VII: 31, K ärttavirya. 449Codex 4847 (maduresisch) Jaksadarm a. 45°
Diese Episode aus dem Raghuvam ga finden wir in dem alt-javanischen Sumanasän- 4 5 1
taka wieder, Gesang 109-153.
Die Handschrift von S trägt als Jahreszahl 1633, die darauf gesetzt wurde, als der 452
Erzbischof Laud sie erhielt. Vielleicht ist sie die älteste malayische Handschrift. Vgl.
W . G. Shellabear, J. S. B . R . A . S. 1898 :113.
Kern: weil Ihr jemand schreien hörtet. V: 52 c de nikanang manangis. 45 3
Eine stark verwandte Stelle, auf die mich Herr G. W . J. Drewes aufmerksam mach- 454 te, kommt in einer atjehschen Erzählung vor. Siehe H usein D jajadiningrat in T .
B. G. L V II: 356. D ort handelt es sich um einen svayam vara, wo solche Bäume, die auf
einem aufgerollten näga stehen, durchschossen werden müssen. Dem Helden gelingt
es, den näga durch List in eine gerade Linie zu bringen und er schießt durch die lon-
tar-Bäume hindurch. Vgl. die merkwürdige Abbildung von einem Baum auf einem
näga (Schlange) auf einem Bam bus-Köcher von Borneo, bei J . A . Loeber in Bijdr.
65, Tafel 5.
Der Vollständigkeit halber verweise ich auf die 11. These der Dissertation von Bran- 455 des, die lautet: »Ein großer Teil des Maleischen Sri Ram a besteht aus einheimi-
sehen Erzählungen, die nur lose Zusammenhängen mit der aus indischen Quellen
übernommenen Materie.« ƒ . Brandes, Vergelijkende Klaökleer etc. Soviel ich weiß,
hat Brandes auch später an dieser Meinung festgehalten.
456 Indische Gids, X X V III : 1239.
457 Auch Motive aus anderen indonesischen Erzählungen als denen von Räm a kann man
wiederfinden in Geschichten aus dem Nordwesten und Westen Indiens. C. Snouck
Hurgronje, The Achehnese. I I : 145.
458 Das Motiv von dem durch eine Stiefm utter verstoßenen Sohn ist in dem W esten In
diens sehr bekannt. Siehe o. a. Putbilai D. H. W adiain I. A . X V II.
459 M . und B . Ferrar geben in ihrem »Burma» Abbildungen eines solchen Marionetten
theaters. Leider geben sie in dem T ex t wenig oder nichts über den Inhalt der Stücke
und müssen wir uns mit den Unterschriften der Abbildungen begnügen. Ich führe
diese hier an, weil sie auf eigenartige Weise das H auptm otiv der indonesischen Rä-
maerzählungen wiedergeben.
1 The King, Queen, Ministers and the Court-Fool. The king decrees the banishment
of the Prince; the j ester indulges in caustic asides.
2 The Prince and his attendants travel through the forest, where they meet with all
manner of adventures and are beset b y ogres (bilü).
3 The ogres bring dragons (näga) to attack the Prince, who is saved b y the interpo-
sition of the genius (nat) of the forest.
4 Arrived with the king, to whose court he is banished, the Prince refuses to be sola-
ced for the loss of his Princess.
5 The Prince in despair quits the court and sejourns with a hermit (yathé), who di
rects him to the abode of a powerful magician (zawdyï) to break the spell of the
king’s displeasure.
6 The sorcerer b y his magie brings the Princess to the Prince, upon which the pair
return home, to be received with honour.
460 Der Merkwürdigkeit wegen verweise ich auf die sogenannten Affenregimenter im
Kraton von Djogjakarta. J. Groneman, Garëbëgs. 28. E s sind dies die pradjurits
njutra, die aus butas (räksasas) bestehen. Sie führen eine Fahne, die einen roten
Kreis in gelbem Felde zeigt. Die këteks (Affen) führen eine Fahne mit schwarzem
Kreis auf gelbem Grund. Der pandji (Offizier) der ersteren heißt Rawana, der der
anderen heißt nicht Ram a, sondern Sugriwa. Offenbar war also Ram a zu vor
nehm. Scheinbar haben wir es hier mit einer sehr alten Einrichtung zu tun, doch
müssen wir sehr vorsichtig sein, da in derselben Truppe auch Personen aus anderen
Erzählungen Vorkommen. (Djanaka, Përmadi.)
461 Professor K . Döhring war so liebenswürdig, mir näheren Aufschluß zu geben über
übereinstimmende Stellen des Ramakien. E r schreibt folgendes: »Das Ramakien be-
ginnt mit der Erzählung der Gründung von Ayuthia. Dann fo lgt: Zu derselben Zeit
dachte der große Riese Tao Sahabodi Phrom Rüeng Sri, daß es ein Jammer und
eine Schmach sei, wenn das Königreich der Riesen in Langka, das von dem früheren
König, dem Riesen Sahamalivan, im Stich gelassen worden war, verfalle. Sahamali-
van war damals in die Unterwelt geflohen; er machte daher dessen Neffen Chatu-
rapak zum Könige von Langka. Sahabodi flog auf seinem Reittier, einem silbernen
Schwan, mit großem Gefolge nach der Insel. Dort gab er seinem Baumeister Vishnu-
phrom den Auftrag, daselbst eine herrliche Königsstadt zu bauen. E r gehorchte dem
Befehle und erbaute eine Stadt mit Mauern, Königspalast und allen anderen B au
ten, die zu einer Königsstadt gehören. Dann verlieh Sahabodi dem neuen König
Macht und Stärke und gab ihm einen großen, mächtigen Schirm, den sollte Chatu-
rapak m itten in der Stadt aufstellen. Der Schirm aber hatte eine wunderbare Eigen
schaft : die ganze Stadt wurde durch ihn für Feinde unsichtbar gemacht. Der Schirm
erhielt den Namen Chat Keo M a li. . . *
Es wurde ihm ein Sohn geboren, dem gab er den Namen Lasatien . . . Im Lande
Badan (Badal) aber dachte der Riese Sahamalivan, der je tzt König in diesem Lande
unter der Erde war, an sein früheres Reich Langka. E r hatte gehört, daß dort ein
neues Riesenreich gegründet sei. E r machte sich auf die Reise und kam mit seinem
Heereszug in Langka an . . .
Beide schließen ein Bündnis, Sahamalivan schenkt zu dessen B ekräftigung dem Cha-
turapak den Zauberw agen. . .
Chaturapak stirbt hochbetagt . . .
Totsakan (Rävana) wird als Sohn der ersten Königin dem Lasatien in Langka ge
boren, mit zehn Köpfen und zwanzig Armen. K urz darauf gebar die zweite Königin
in Langka den Kum pakan (Kumbhakarna)
Der G ott Vetsunyan erhält von Sayom puvanat (Qiva) den Befehl, sich ins Land
Langka zu begeben, um dort als Sohn der ersten Königin geboren zu werden. E r
folgte dem Befehl und wird als Vibhisana geboren. . .
Dann wird der ersten Königin als letztes Kind noch eine Tochter geboren, die den
Namen Sam anaka erhält. Außerdem kommt im Ram akien ein älterer Halbbruder
des Totsakan, Kuperan (Kubera) vor.« (Brief vom 29. 11. 1923.)
W ir erkennen in den meisten Namen uns schon bekannte Gestalten. Sahamalivan
ist natürlich Sumäli aus Räm. V II: 5 in e i n e r Person vereinigt mit M alyavat aus
derselben Stelle. Chaturapak kann mit dem malayischen Tjitrabaha oder Tjaturaba-
ha übereinstimmen. Badal ist Pätäla, die Unterwelt. W er Lasatien ist, ist mir nicht
klar; er scheint der V ater von R ävana zu sein. Sam anaka ist natürlich wieder Qür-
panakhä. Trotzdem ist es von Bedeutung, an dem hier gegebenen Material festzu
stellen, daß die Lesart stark von der indonesischen abweicht. Merkwürdig ist aber,
daß ferner aus dem B rief hervorgeht, daß die Episode mit R ävana und dem Raub
der Mandodari, wie dies in R 64-72 erzählt wird, wenn auch in einer abweichenden
Lesart, im Ram akien vorkom m t; ebenso die Verwandlung Välins und Sugrlvas in
Affen, wobei die Mutter Achana (Andjani) heißt und die Tochter Suvaha.
Ich verweise ferner auf: K . Döhring, Siam. I I : 21, 22.
462 A . J .D e Jong, o. c. 82 A.
463 Uttararäm acarita. A Sanskrit Dram a b y Bhavabhüti. ed. Premachandra Tarkabâ- gtsä. 9-21.
464 Uttararäm acarita. 9.
465 B havabhüti beginnt Räm . I: 27. T ätakä ist dann in dem Epos schon getötet.
466 So bereits in R gveda. M . W .467 Siehe Vincent A . Sm ith , A H istory of Fine Art. 272-303.
468 B . L a u f er, Das Citralakshana. T ext 122-123, Übersetzung 179-180.
469 Herr J. Rahdfer war so freundlich, mich auf folgendes aufmerksam zu machen: D a
der tibetanische Übersetzer die zusammengesetzten Teile des Sanskritwortes Daga
ratha umgekehrt hat (sin-rta, hölzernes Pferd, Wagen, sanskr. ratha, und bcu, zehn,
sanslcr. daga), hat er dies wahrscheinlich auch mit dem anderen Namen getan. Chan
dra Däs gibt als Sanskritäquivalent von rno-ba: tiksna. Für den Nam en me-rnoi-bu
erhalten wir also tiksnägni als Sanskritform, da me m it agni, Feuer, übersetzt wer
den muß. Eine Untersuchung des M ahävyutpatti, Amarakoga, Nighantu oder an
derer sanskrit-tibetanischer Wörterbücher sollte viel aufklären können.
Ich möchte hier noch erwähnen, daß ein Name Tiksnägni uns aus der Sanskrit-Lite
ratur nicht bekannt ist. Der an dieser Stelle zu erwartende Name ist entweder Ja-
madagni oderVasudeva. Eine Erklärung vonjam at - , dem ersten Glied von Jamad-
agni, durch jv a la t - in dem N aighantuka I: 17 und anderswo läßt als Bedeutung
des etymologisch unsicheren jam at vermuten »brennend, scharf« (vgl. jvalanti,
schwarzer Senf. M . W .). Die Bedeutung von tiksna: »scharf, heiß« liegt hier nicht so
weit ab, daß der tibetanische Übersetzer nicht beide Begriffe mit demselben W o rt:
rno angedeutet haben könnte, das in bahuvrihis meistens die Bedeutung von »heiß«
hat, sowohl buchstäblich wie in übertragenem Sinn. W ir können also vielleicht für
me-rnoi-bu tatsächlich das gewünschte »Sohn des Jamadagni« lesen.
470 Bälaräm äyana, 3 11 : 3.
471 H. K ern, V . G. I I : 47.
472 Agnipuräna. ed. Räjendralüla M itra I: 139.
473 T . A . Gopinatha Rao, Elements of Hindu Iconography.
I. i : 186, 189, 190. Hier finden sich auch Abbildungen von Bronzen.
474 A . Cuhningham, The Stupa of Bharhut, PI. XXVII: 14.
475 S . Von Oldenburg, in J. A . O. S. 1897:188.
J . P h . Vogel, Excavation s at Sahëth Mahëth, in A. R . 1907/08: 94, 96, 97 und PI. 47& XXVII. Die Datierung ist durch eine Inschrift gesichert. Die Reliefs kamen zusam
men m it Krsna-Reliefs an einem Visnu-Tempel vor, was in H inblick auf dieselbe
Tatsache in Java von Bedeutung ist.
D aya Rä m S ah n i in A. R . 1917/18. P a r t i : 6. PI. Ia u n d A . Progr. R . Northern Circle 477
dieses Jahres. Der Entdecker hat mir mit großer Zuvorkommenheit die Genehmi
gung gegeben, die Reliefs zu besprechen, wovon ich gerne Gebrauch mache. A . Cun- ningham hat in A. R . X (1880): 108,109 zwei der Reliefs, die damals schon bekannt
waren, besprochen.
J . F . Fleet, Sanskrit and Oldcanarese Inscriptions. 478
In I. A. X : 168. Ich erinnere hier an die Tatsache, daß die Calukyas behaupten, aus
A yodhyä, der H auptstadt Rämas, zu stammen. V. A . Sm ith , History. 424.
G. Jouveau-Dubreuil, Archéologie du Sud de l ’Inde. 479
A. M. G. 1914: II. PI. XXX II B.
V. A . Sm ith , Architecture and Sculpture in Mysore. The H oysala Style. In I. A . 480
XLIV: 93.
G. Jouveau-Dubreuil, o. c. I. PI. XXXIX. pag. 138. 481
A . H . Longhurst, Hampi Ruins. 78. V . A . Sm ith , H istory of Fine Art. PI. X LV ll. 482
J . Fergusson, H istory of Indian and E astern Architecture. 1899. 355- 359. V. A . 483.
Sm ith , o. c. fig. 172 ,173 . Jouveau-Dubreuil, o. c. II: 14 ,15 hält die Legende für nicht
älter als aus dem dreizehnten Jahrhundert.
G. Jouveau-Dubreuil, o. c. II: 91, 92. 484
V. A . S m ith in I. A . X XX IX: 183. 485
V. A . Sm ith , History of Fine A rt etc. PI. LX IX -LX X I. 486
G. Jouveau-Dubreuil, 0. c. I I : 89-91. PI. I I B, fig. 26, PI. XXXI, XXX II A. 487
Ein merkwürdiger, vielarmiger Hanumat in dieser Episode bei A . V . W illiam s Jack- 488
son, H istory of India. 1 : 123.
R . G. Bhandarkar, Vaisnavism, Saivism etc. Grundriß III, 6. pag. 47, 58. 489
C. Duroiselle, Conservation in Burma. A . R . 1912/13: 136 ff. PI. LXXVIII c, LXXIX, 490
LX X X ac.
K . Döhring, Buddhistische Tempelanlagen in Siam. Text. 491
Taw Sein K o, The Sangyaung Monasteries of Amarapura. A . R . 1914/15: 56 ff. (63) 492
PI. X L b.
A . Leclère, Cambodge. 103, 351. 493E . Lunet De Lajonquière, Inventaire Descriptif des Monuments du Cambodge. IIT, 494
No. 497 und 475.
G. Coedès, Les Bas-Reliefs d’Angkor-Vat. B. C. A. I. 1911: 170 ff. 495L . F inot, Les Bas-Reliefs de Bapuon. B. C. A. I. 1910: 155 ff.
496 E . L u net De Lajonquière, o. c. I : No. 122 fig. 105. vgl. II : No. 460 fig. 109.
497 P- ĥ Veth, Java (1882) I I : 94.
498 Siehe J . Brandes in T. B . G. X L V I I : 414-432, und was dort über die Aufräum ung
bemerkt ist. D a wir uns hier mit den Reliefs beschäftigen sollen, die außerhalb der
Restauration und teilweisen Rekonstruktion unter Leitung des Bouwkundigen In
specteur van den Oudheidkundigen Dienst stehen, die so viel Staub aufgewirbelt hat,
können wir uns hier eines Urteils über Für und Gegen seiner Arbeitsm ethode enthal
ten. W ir gehen also bei der Besprechung der Reliefs von dem Zustand aus, in dem
sie sich vor der Restauration befanden.
499 Siehe Verbeeks archäologische K arte B latt I II mit einer speziellen Terrainkarte in
dem Maßstab von 1:50000. Die Eisenbahnlinie von Djogjakarta nach Surakarta
führt daran vorbei. Der Kom plex liegt an der Landstraße von Kalasan nach Klaten.
500 O. V. 1920: 79.
501 Siehe die ausführliche Beschreibung von N .J .K rom , Inleiding 1 :440-490 u. I I I : 35-40.
502 Für den Zusammenhang zwischen Qrivijaya und Java siehe N . J . Krom, Inaugureele
Rede 1919.
503 Es ist die Inschrift von Karang Tëngah, O. J. O. IV.
Brandes bem erkt: »Darunter steht noch ,grimän aryyasam arottungga iti‘ .« Bei dem
Versuch, auch die ersten Zeilen der Inschrift zu lesen, wovon Brandes einige
W orte las und zusammenfügte, benützte ich den Abguß in Leiden (Cat. Ethn. Mus.
V : 233, No. 2994). In Zeile 3 fand ic h : grimänaryyasam a - , was in der Transkription
von Brandes nicht vorkommt. Dieser Name erscheint also zweimal in der Inschrift.
Die Inschrift von Balitung, in deren Namen das samarottungga vorkommt, ist die
des Blitarschen Ganega, O . J. O. X X V I.
Anderswo heißt er utsawottungga, O. J. O . X X IV .
504 Inschrift von Gandasuli, O . J. O . III und CV.
" 505 G. P . Rouffaer, Bijdr. 74 :153 ff. sieht in den Urkunden Daksas in Sanjaya-Zeitrech-
nung Zeichen von dessen buddhistischer Gesinnung. Ich schließe mich Krom s A u f
fassung hierüber an und glaube, daß auch wo das namo buddhäya m it so viel W orten
zu lesen steht, das namaggiwäya, das ihm vorangeht, den givaitisch-tantrischen Cha
rakter so sehr in den Vordergrund stellt, daß wir hier ebensowenig von Buddhismus
sprechen können.
506 Siehe darüber, was bei N . J . K rom , Inleiding. 1 : 147 ff. aus dem unveröffentlichten
Bau-Bericht von T . V a n E rp abgedruckt ist. Zugleich verweise ich darauf, daß die
auf dem wieder zugeschütteten untersten Geschoß des Barabudur gefundenen In
schriften in Sanskrit verfaßt sind, während solche Inschriften auf Lara Djonggrang-
Fragmenten alt-javanisch sind. N . J . K rom , Barabudur. 48 ff. N . J . K rom , Inlei
ding. I: 487.
Die chinesischen Berichte sprechen von einer Verlegung der H auptstadt von Mittel- 507
Java (Westen) nach O st-Java (Osten). G .F ena nd, L ’Empire Sumatranais. J. A. 1922:
40,41. F ür solch ein plötzliches Aufhören der mittelj avanischen K u ltur eine befriedi
gende Erklärung zu geben, ist meiner Meinung nach noch nicht geglückt. Rouffaer
denkt an eine Völkerwanderung infolge von Anzeichen des Zorns der Götter, z. B.
ein vulkanisches Erdbeben. W as ihn zu dieser Behauptung bringt, ist mir nicht be
kannt, doch bin ich der Ansicht, daß kein Grund dafür besteht.
Es scheint mir, daß man, ehe man zu einer solchen Annahme kommt, erst nachfor
schen muß, ob nicht andere Gründe zu finden sind, die nichts mit Tatsachen, son
dern m it Zuständen zu tun haben. Der weitere Verlauf unserer Studie wird ergeben,
worin der typische Unterschied zwischen dem Geist der Bauwerke M ittel-Javas und
O st-Javas zu finden ist. Ich will deshalb nichts vorwegnehmen, sondern nur vorläu
fig berühren, daß diese Ansicht auch hier, auf rein historischem Gebiet, interessant
sein kann.
G. P . Rouffaer, Oudheidkundige Opmerkingen. Bijdr. 74: 151-163. 508
Daß dieser Stein (O. J. O. X X X V I) von Prambanan herrühren soll, ist eine Vermu- 509
tun g Rouffaers.
Urkunde von Pereng. H . Kern, V . G. V I : 277. 51 o
J . C. Van Eerde, Hindu-Javaansche en Balische Eeredienst. Bijdr. 65:22 ff. 511
Bijdr. 79: 329. 512
Zuerst sind die Reliefs von J . Groneman beschrieben in seinem »Tjandi Param banan 513
na de ontgraving«. Danach ist für die Zusammenstellung eines kleinen Führers für
die Besucher der Tempelruinen Gebrauch gemacht worden von Material, das Van Stein Callenfels lieferte. Diese Beschreibung ist aber mehr der Versuch zu einer In
haltsangabe. Krom hat die Erklärung aus diesem Führer in der Hauptsache in seine
»Inleiding« übernommen. (I: 461-463.) Die Lichtdrucke, welche Groneman seinem
T ext beigab, sind ebenso ungenügend wie der T ext selbst. Die Fotos, welche mir
durch das Wohlwollen von Dr. F. D. K . Bosch, dem Chef des Oudheidkundigen
Dienst, zur Verfügung standen, sind bedeutend besser, obwohl ich hier und dort die
Details schlecht unterscheiden konnte, worauf es bei einer beschreibenden Erklä
rung nun einmal ankommt.
N ym phaea Caerulea. Die andere, auf unseren Reliefs vorkommende Lotusart ist Ne- 514
lumbium Speciosum, mit roten Blumen, sanskr. padma. Eine dritte A rt ist der weiße
Lotus, eigentlich eine Wasserlilie ebenso wie die erste. Es ist die N ym phaea escu-
lenta, sanskr. kumuda. Die beiden ersten Sorten gibt Relief X IV . 29. d. sehr natur
getreu wieder.
J. Ph. Vogel in Bijdr. 77: 214. »Die Darstellung ist um so auffallender, als wir in Be- 515
tracht ziehen müssen, daß Darstellungen des schlafenden Wishnu in der hindu-java-
nischen Kunst ganz oder nahezu fehlen.« Dieses »nahezu« ist also hinfällig, da unser
Relief auch keinen schlafenden Visnu darstellt.
516 ff . K rishna Sastri, South-Indian Images. 52. fig. 33.
517 J . Groneman, Tjandi Parambanan. 9, 10.
518 Mit Aureolen wird in unseren Reliefs merkwürdig umgegangen. Es kommt vor, daß
Personen, welche mit Sicherheit zweimal auf demselben Reliefpaneel bestimmt wer
den konnten, in dem einen Fall mit, in dem anderen ohne Aureole dargestellt wur
den. So hat auf dem letzten Relief des Qivatempels (X X IV . 48-50) Laksm ana erst
keinen (X X IV . 48. a) R äm a und Sugriva aber wohl einen Glorienschein (X X IV , 48,b).
Nach dem Übergang haben Laksmana und Räm a keinen (50. g.), wohl aber Sugriva
(50. h.). Bemerkenswert ist dabei, daß der W echsel einigermaßen gleichen Schritt
mit den Steinen hält. Laksm ana steht erst auf einem besonderen Stein und die Glo
riole fehlt ihm; Räm a und Sugriva, zusammen auf demselben Stein, haben diese.
Genau so ist es nach dem Übergang. Dies zeigt zur Genüge, daß die Erteilung von
Aureolen eher Beziehung zu dem Bearbeiter der Steine hatte als zu demjenigen, der
darauf abgebildet werden muß. Andere Dinge weisen darauf, daß vielleicht mehrere
W erkleute an dem Reliefpaneel beschäftigt waren. So ist z. B ., um bei demselben
Relief zu bleiben, die Behaarung der Affen auf X X IV . f. viel mehr ausgearbeitet als
auf X X IV . c. und h. Das eine oder andere sei hier nur angeführt, um sehen zu lassen,
daß wir dem Vorhandensein einer Aureole keinen großen W ert zumessen können.
Ich lasse denn auch den Bericht darüber in der Beschreibung der Reliefs fort.
519 Mahäbhärata I I I : 276.
520 Räm. I : 15.
521 Raghuvamga, X : 14.
522 0 . R . 1909: pl. 123.
523 J . Brandes, T jandi Singasari. Pl. 54. H . H . Juynboll, Cat. Ethn. Mus. V : P l. I : 1.
Auch der B rahman des mitteljavanischen Tjandi Banon ist bartlos. O. R. 1905/06.
Pl. 84.
524 Vgl. mit den javanischen Qiva-Guru-Darstellungen die Fig. 157,158 in H . K rishna Sastri o .e.
525 A . J . De Jong, o. c. 83.
526 B . Ziegenbalg, Genealogie 192.
527 Herpestes Mungo. A u f Java kommt eine fuchsrote Abart vor, welche garangan ge
nannt wird.
528 N . J . Krom , Inleiding. I II : 39.
529 ƒ . Groneman. o .e . 10.
530 Kurzer Führer für die Tempelruinen in der Prambanan-Ebene, das Diëng-Plateau
und Gedong Sanga. Zusammengestellt von M . L u liu s Van Goor. 31.
W ir müssen unterscheiden zwischen Krone und Haarschmuck. In W irklichkeit
kommt die eigentliche Krone, die Kopfbedeckung, auf unseren Reliefs sehr selten
vor. W as auf den fehlenden Stücken vorhanden war, wissen wir nicht. Das einzige
Beispiel davon trafen wir auf V. 6. c. an. In allen anderen Fällen haben wir es mit
einem Haarschmuck zu tun. Ich nenne diesen aber nicht immer, sondern nur dann
so, wenn deutlich zu sehen ist, daß das Ganze aus zurechtgemachten Haaren be
steht, so bei dem Einsiedler- oder Asketenhaarschmuck, jatä. In anderen Fällen
spreche ich deutlichkeitshalber von Krone.
Die vornehmste Krone, d. h. diejenige, welche die Personen mit dem höchsten Rang
auf unseren Reliefs tragen, besteht aus fünf Teilen, wovon der unterste von einem
Diadem umschlossen wird. Die oberste der fünf »Etagen« der mit allerlei Zieraten ge
schmückten, in immer kleiner werdenden Kreisen aufeinander gelegten Haarflechten
zeigt meistens lotusartige Bildung.
N icht so vornehm ist die Krone mit vier E tagen und weniger reichlichen Zieraten.
Die oberste der zwei kreisrunden Lagen ist aber etwas höher und trägt zu beiden
Seiten eine Spiralfigur. Diese Krone ist sehr deutlich auf X II. b. f. und g.
In den Formen der ja tä ist ebenso eine größere und eine kleinere zu finden. Die
sen Schmuck kann man sofort an den deutlichen Haarschnüren erkennen. Die vor
nehmste A rt trägt Vigväm itra auf IV . b. Weniger hochstehende Asketen erkennt
man an der einfacheren Verzierung der jatä. Schüler von Asketen haben das Haar
in der einen oder anderen Weise in einem W ulst zusammengesteckt. Sehr jugend
liche Personen tragen eine Blum e im Haar, wie es heute noch auf B ali Sitte ist. Die
Haare sind dann glatt nach hinten gestrichen. W as ein Diadem mit einem seitlichen
W ulst, aus dem zuweilen Schnüre hängen, bedeuten soll, ist mir nicht klar (I. 2.
und X IV . 29).
K ein Hindu wird sich einem Vorgesetzten mit einer B itte nahen, wenn er nicht et
was, wenigstens eine Blume, zu schenken hat. So sehen wir auf einer der Illustrati
onen der Münchener Mahäbhärata-Handschrift Hanumat mit einer Blum e vor R ä
ma stehen, (ƒ. Hertel, Indische Märchen.) Aber auch ältere Darstellungen geben
dergleichen. So hat die kniende gabari auf einem der Räm a-Reliefs von Deogarh
in derselben Weise wie auf unseren Reliefs eine Blum e in der Hand (2283, siehe
Tafel 93.)
Derartige Beispiele könnte man noch sehr vermehren. Ich will hier nur noch auf die
Bedeutung des javanischen wot sëkar oder sari hinweisen, was buchstäblich »Blu
men anbieten« heißt, in der Praxis aber u. a. in dem Sinn von »sich vorstellen«, »be
grüßen«, gebraucht wird. Das alt-javanische W ort muspa von puspa, Blume, wird
von V. D . T. gleichgesetzt mit anëm bah: ehrerbietig begrüßen. Siehe auch J.Brandes,
T jandi Djago. 86.
533 Räm. I: 18: 39.
abhyägacchan m ahätejä vigvämitro mahämünih
sa räjno darganäkähks! dvärädhyaksän uväca ha
gighram äkhyäta mäm präptam kaugikam gädhinah sutam.
Vigväm itra, voll Majestät, der große Asket, war angekommen. E r verlangte den
König zu besuchen und sagte zu den Torhütern: »Schnell, meldet die Ankunft von
mir, dem Sohne des Gädhi, dem E nkel des Kugika!«
534 H . Kern, V . G. VII: 30. In chinesischen Berichten aus dem Jahre 813 wird über Ge
sandtschaften von Java gesprochen, welche »seng-k’i« mitbrachten, worin Ferrand
Neger aus Madagaskar sehen will. J. A . 1922: 7. Krom sieht in dem einzigen kraus
haarigen Mann auf den Barabudur-Reliefs einen Papua-Sklaven und glaubt, daß
dieser die Angabe der Urkunden bestätigt. N . J . Krom, Barabudur. T ext 681. Das
betreffende Relief ist II B 33.
535 W ilson sagt von den Berg- und Waldstämmen Indiens, daß sie »have countenances
of a very African character«. Visnupuräna 1 : 15 A . E r zitiert Beschreibungen aus
verschiedenen puränas, die von kleiner Statur, vorgeschobenem Kinn, breiter und
platter Nase, breitem Mund, großen Ohren usw. sprechen. Die meisten dieser Merk
male treffen auch für die »Negersklaven« unserer Reliefs zu.
536 Vgl. die Füllung der Reliefs XII, XVIII und XIX.
537 Vgl. dieselbe A rt von Rollkissen bei Moor, Hindu Pantheon. PI. VII.
538 Wenn ich nicht wüßte, wie vorsichtig man mit Schlußfolgerungen sein muß, die man
aus dem zieht, was man auf Fotos sieht oder zu sehen glaubt, könnte ich mich viel
leicht verleiten lassen, dem scheinbaren Vorkommen dieses Sektenzeichens Bedeu
tung beizulegen. Auf IV. b. glaube ich bei demselben Vigväm itra und auf IV. a. auch
bei einem seiner Schüler dieses Zeichen wiederzuerkennen. Es hat die Form einer
ürnä. A u f XVIII. b. kommt es ebenfalls vor, desgleichen auf XXII. b.
539 ĥ Groneman, o. c. 11.
540 Gids, 31.
541 Siehe C. Duroiselle, The Stone Sculptures in the Anandatemple at Pagan. A . R .
1913/14: 63 ff. PI. XXXVIII.
542 Räm. 1 : 18:40.
543 Wahrscheinlich muntjaks (Cervulus Muntjac), das Rippface der Engländer. Jav.
kidang.
544 Zibetkatze? (Viverra Malaccensis). Jav. rase.
546 Die javanische A rt zu drohen werden wir auf den Reliefs von Tjandi Panataran sehr
häufig sehen. Die tarjanim udrä ist auch aus der Ikonographie Javas wie Indiens be-
Gids, 31. 548
Ich erinnere an das Opferritual der pëdandas (Priester) auf B ali, wobei an manchen 549
Stellen eine Blum e in der rechten Hand eine Rolle spielt (ngagëm ghanta, ngagëm
puspa). In der anderen Hand wird ein vajra gehalten, der auf unserem Relief nir
gends zu finden ist. Die Bruchstelle in Vigväm itras linker Hand weist sicher nicht
auf einen vajra hin. Vgl. De Kat Angelino, Balineesche Moedras. PI. 39, 40.
Gids, 32. 550
Ich denke hierbei an Räm. 1 : 67: 12. 551
vig väm itrah sarämast u grut vä j anakabhäsitam
vatsa räma dhanuh pagya iti räghavam abravit.
Vigväm itra, der mit Räm a die W orte Janakas vernommen hatte, sagte zu dem Rä-
ghava: »Schaue dir, Räma, mein Bester, den Bogen an!«
Gids, 32. 553Mah. 111:99. 5 54
Raghuvamga, X I : 66. 5 55M ahäviracarita, zweiter Akt. Mitschüler ist K ärttikeya. 556
Ich wage nicht zu entscheiden, ob hier das indische Manis pentadactyla oder das ja- 557
vanische Manis javanica, jav. trënggiling, gemeint ist. Doch sollte es wichtig sein,
dies zu wissen.
Gids, 32. 558
Siehe P . De Kat Angelino, De Beteekenis der Pëpëndjorans. Ned. Ind. O. en N .19 21: 559
195 ff. Es ist merkwürdig, daß die pëpëndjorans in Beziehung zur Königswürde ste
hen, wenigstens in der Legende.
Räm . 11:9 . 560
Siehe z .B . A . Grünwedel, Mythologie, Fig. 149, die Däkin! Sim havakträ. Ein sol- 561
eher Tanz wird auf den Barabudur-Reliefs (05) von Männern ausgeführt. N . J . Krom,
Barabudur II.
In diesem Zusammenhang achte man auf das Diadem, welches zwischen den beiden 562
Tänzerinnen auf der Erde liegt. Vielleicht ist es das Diadem, welches nachher die
Unterlage der Krone des zu weihenden Fürsten bilden soll. Das ist sehr gut möglich,
da wir schon sahen, daß der übrige Teil der Krone eigentlich Haarschmuck ist. Auf
Barabudur wird die ganze T iara von Bedienten herbeigetragen. N . J . Krom, Bara
budur. 685.
Das einzige Instrument, das noch in Betracht kommt, ist die Querflöte. Dabei bleibt 563
aber die H altung der rechten Hand unerklärt. Auf Barabudur 081 kommt eine Hal
tung vor, die stark an diese erinnert und wo es gewiß ist, daß wir es mit einer Hand-
Schrift zu tun haben. E s ist aber noch ein Unterschied, ob die Person von e in e m
B latt liest, wie auf Barabudur, oder ob sie die ganze Palihblatt-Handschrift in der
Hand hält, wie es hier der Fall sein kann.
564 Gids, 32.
565 N . J . Krom , Barabudur. I I B 18.
566 C. Sachs, Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens. 68 ff. Fig. 48 (bämyä),
50 (mrdanga).
567 C. Sachs, o. c. 74 ff. Fig. 54.
568 A . J . De Jong, o. c. 85. Auch bei Dapper, Azie, 100.
569 H. Oldenberg, Die Religion des Veda. 471-472.
570 A . Weber, Über den Räjasüya. A . B . A. 1893. Siehe auch noch N . N . Law, Ancient
H indu Coronation and Allied Ceremonials (Räjäbhiseka) in I. A. X L V III: 84 ff.
571 O. c. 13. Die Handhaltung der Fürstin und die geöffneten Augen des Fürsten zeigen
zur Genüge, daß wenigstens auf dem Relief nicht geschlafen wird. Der Irrtum in
Szene 11 ist noch schlimmer.
572 Gids, 33.
573 Ich will hier eben einen Irrtum in K . W ith , Java, berichtigen. Dort werden diese
beiden Knaben als Fragm ent reproduziert und in den Bildnotizen ist unter No. 70
erwähnt; daß das Stück vermutlich von dem Visnutempel stammt. Dies ist, wie wir
merken, nicht ganz richtig. Von Saher hat Schuld daran, daß es als loses Fragment
betrachtet wird, da er es in seinem »Versierende Kunsten in Nederl. Indie« als sol
ches bezeichnete.
574 Hinter dem K o pf dieses Mannes sehen wir noch die Haare eines anderen Kopfes. Es
sind also scheinbar noch mehr Personen gewesen.
575 Gids, 33.
576 W itwen legen ihren Schmuck ab und tragen das weiße W itwenkleid. M onier W illiams sagt: »Ich glaube, daß in Nordindien die W itwen ihre Haare nicht abschnei
den müssen. Es steht auch fest, daß die W itwen der Ten-galai (eine Sekte der Rämä-
nujas) ihr H aupt nicht in dieser Weise entehren müssen.« (Brähmanism and Hin-
düism. 127.) Die Frau auf unserem Relief hat das Haar, soweit wir es beurteilen
können, noch vollständig, aber glatt nach hinten gestrichen. Daß ich in dem neben
ihr sitzenden Mann m it ebenso auffallendem Haarschm uck Bharata sehe, hat seinen
Grund darin, daß diese Person nach meiner Meinung ebenfalls eine varam udrä
macht.
577 Für die Form des Verbrennungsgerüstes verweise ich auf die hindu-javanischen A l
tarsteine, gewöhnlich yoni genannt. Vgl. K . W ith , Java. Tafel 101 (Neue Aus
gabe Tafel 73).
578 O. c. 14. »Kann dies ein Baustein sein und bedeuten, daß die Brüder hier ihre Ein-
siedelei bauen? Oder ein Gebäck, das von der Mäßigkeit und der Einfachheit ihrer
Nahrung in dieser Wildnis spricht?«
Gids, 33. 579Weber legt sich in seiner Studie über den räjasüya die Frage vor, ob das Anlegen 580
von Sandalen ein A ttribu t der Königswürde sein kann und weist auf das Verbot für
den gesalbten Fürsten hin, während seines ferneren Lebens ohne Sandalen den B o
den zu betreten und fährt dann fo rt: »Man wird dadurch auch an die Rolle erinnert,
welche die beiden Schuhe (pädukä) Räm as während seines E xils im W alde als seine
Vertreter spielen.« A. B. A. 1893: 59 (3).
Gids, 33. Die Erklärung wird als unsicher bezeichnet, 581
Groneman, o. c. steht wiederum auf gespanntem Fuß mit der Identifizierung der 582
Personen als Frau oder Mann, was uns von einem A rzt doch wundernehmen muß.
E r sieht in keiner der drei ersten Personen eine Frau. Scheinbar ist ihm entgangen,
daß doch noch immer das lange Gewand ein Erkennungszeichen ist, wenn auch die
Brustpartie beschädigt ist.
Es. ist nicht ganz klar, ob hier Früchte gemeint sind, die an diesem Baum wachsen 583
oder welche als Opfer aufgehängt werden und denselben Dienst tun wie Opferkörb
chen. Ich glaube hier einen Knoten in dem Strick unterscheiden zu können, an dem
sie aufgehängt sind. Aber wie schon oben bemerkt, muß man vorsichtig sein m it sol
chen Kleinigkeiten auf Fotos.
O .e . 15. 584
Gids, 33, 34. 585
Ein Körbchen, das an einem Baum, an einem prapatan, Kreuzweg, bei einer Brücke, 586
oder wohl auch bei dem pakiwan, W . C., aufgehängt ist.
W ir könnten hierin eher eine Eulenart sehen, vielleicht die über ganz Indien verbrei- 587
tete Fischeule (Smilonyx), die sich nach Brehm tagsüber in der Krone des einen oder
anderen blätterreichen Baumes aufhält. Sie hat große Ohrfedern und erreicht eine
ansehnliche Größe. Für den B art siehe Relief XIII. g. Die sorgfältige Darstellung
der Schulterfedern ist mein hauptsächlichstes Bedenken gegen die Annahme von
V an Stein Callenfels, daß es Nasenaffen sein sollen (nasalis narvatus). Es scheint mir
nicht ausgeschlossen, daß sie eine Rolle in der Erzählung spielen und deshalb beson
ders groß dargestellt sind und einigermaßen menschliche Züge haben.
Die Episode kommt bei Välm iki viel früher vor, noch ehe B harata die Verbannten 588
trifft. ( B I I : 105.) So auch in dem Agnipuräna, I: XV: 36, 37 sogar noch vor dem To
de Dagarathas.
In dem Raghuvam ga ist der Pfeil von Stroh, was mit unserem Relief gut überein
stim mt (XII: 21-24). Eine Spur von dem blinden Vogel finden wir in dem H ikajat
Sëri Ram a S. 92. Man erinnert sich außerdem an einige andere Episoden, in denen
von einer Krähe die Rede ist, die von einem Pfeil verfolgt wird. S 68, R 95. T rotz
dem bleibt die Einordnung merkwürdig und ich möchte, vbn dem Epos ausgehend,
die Reihenfolge: VIII, XI, IX, X annehmen, oder wenn man dem Agnipuräna fo lg t:
XI, VIII. IX, x .
589 Das Muster finden wir in dem Haupttem pel rechts und links vom Qivabild. Siehe
O. R . 1909. PL 121, und, wenn auch weniger deutlich, N . J . Krom, Inleiding. I II : 39.
Dasselbe Muster auch auf dem Relief XIV. Vgl. noch VII und IX.
590 O. c. 15 ,16 .
591 Gids, 34.592 Das Drohen mit der linken Hand galt im alten und gilt im neuen J ava als sehr un
freundlich und beleidigender als das mit der rechten. Vgl. Räm äyana Kakaw in
VI: 30 »Tinudingani kiwän len tarwineh gabda menak«. »Er bedrohte sie mit der
linken Hand und gab ihr kein freundliches Wort.« (Kern.)
593 Die eigentliche Verstümmelung ist hier also nicht dargestellt. Diese haben wir auf
einem der Reliefs von Deogarh, No. 2282, siehe Tafel 92.
594 Bemerkenswert ist, daß hier nur e i n Tier zu sehen ist, abweichend von den südindi
schen Angaben, wo von einer zweiköpfigen Ochsenantilope, und von den hikajats,
wo von zwei kidjangs die Rede ist. Deutlich ist hier einer der Eckzähne zu sehen, die
sich auch bei dem javanischen kidang zu wahren Hauern auswachsen können und
eine gefährliche W affe gegen angreifende Jagdhunde und Menschen sind, wie es an
schaulich in dem Nägarakrtägam a 53: 2 beschrieben wird.
595 Die vollständige Ausrüstung eines Brahmanen.
596 Rävanas Attribute werden verschieden angegeben. In dem Adhyätm aräm äyana
(übersetzt von Wheeler, H istory of India. II. 366 A) sind e s: sword, shield, bow and
arrows, battle axe, trident, battering-ram, noose, wooden club, short lance, spear,
bludgeon with iron head, ipace, fork, two-edged sword, poignard, dagger, javelin,
tremendous scourge, circle, mace, the head of which was studded with long and
sharp spikes. Ziegenbalg, Genealogie 191, gibt: vajräyuddha (Blitzwaffe), ankuga
(Elefantenhaken), näga (Schlange), agni (Feuer), isu (Pfeil), paragu (Beil), trigüla
(Dreizack), khadga (Schwert), sukkum ättadi (Geißel), yamadanda (Stab des Yam a),
sam utädu (langes, dünnes Schwert), Bogen und Schild, und in den beiden letzten
Händen Becken. Die Attribute Rävanas auf unserem Relief stimmen also mit denen
des malabarischen R ävana überein, wenn wir an die Stelle des päga (Fangschlinge)
Ziegenbalgs näga setzen. Aber der R ävana von Lara Djonggrang hat weniger A ttri
bute, da er verschiedene Hände zum Festhalten Sitäs braucht.
597 Siehe I. A . E. X : 22.
Ich möchte aber auf das Vorkomm en eines Dämons als Träger an Stelle eines W a
gens in Siam hinweisen. K . Döhring, Siam. A rt and Art-Industry. Textband 30.
In der Kailäsa-Höhle finden wir noch den Wagen, gezogen von Eseln. G. Jouveau-
Dubreuil, o. c. II: Pl. X X X I I B.
B ei Baldaeus trägt R ävana Sitä »auf seiner Handfläche«. A . J .D e Jong, o. c. 91.
A u f den Darstellungen von B a Puon ist Rävanas Gefährt ein durch die Luft schwe
bender, von Vögeln getragener Palast geworden, ebenso auf den Angkor Vat-R e-
liefs. B . C. A . 1. 1910: Pl. X V II und 19 11: Pl. X IX . B ei keinem der beiden Reliefs ist
aber unsere Szene abgebildet, sondern die Rückkehr Räm as nach Ayodhyä. Die
Szene mit dem Raub findet man nicht.
E. Moor, Hindu Pantheon. 263. 598
G. Jouveau-Dubreuil, o. c. I I : PI. X X X IIB . 5 99Götter werden aus einer Lotusblum e geboren. 600
In Angkor V at kommt ein Relief mit dieser Episode vor. Auch dort besitzt Kaban- 601
dha ein Haupt. Zudem ist er dort bis an die Brust in den Grund gesunken darge
stellt, so daß man von einem Gesicht auf dem Bauch nichts sehen kann. B. C. A. I.
19 11: Pl. X IV . pag. 188,189.
Baldaeus gibt eine abweichende Sage von dem Riesen, der bei Dapper Sittapanky 602
heißt. E s ist aber nicht wahrscheinlich, daß sich diese Episode auf Kabandha be
zieht, ebensowenig wie die von R 110. A . J . De Jong, o. c. 91.
Man sollte meinen, die nach außen tretende Spitze des Pfeiles zu sehen. Ein Ver- 603
gleich mit anderen Reliefs, wo sowohl Spitze als auch Ende des Pfeiles abgebildet
werden, lehrt uns, daß wir hier das Endstück mit den Federn vor uns haben. Bei
eingehender Betrachtung sehen wir die Kerbe für die Bogensehne.
Verslag Tweede Congres Oostersch Genootschap in Nederland. 46, 47. 604
Der Lotus fehlt, den wir auf R elief X III , Stein j fanden. Die Frau sitzt nicht oben, 605
sondern hinter dem Krokodil auf den Felsen.
H. Fauche, Le Ram ayana I I : 269. Es ist beachtenswert und m acht eine Einfügung 606
wahrscheinlicher, daß wir die gabari-Episode (Räm. II I : 74), die wir hier erwarten,
nicht in der Übersetzung von Fauche antreffen. Ebensowenig in den hikajats. Vgl.
J . T. Wheeler, H istory II : 372.
ƒ . Groneman, o. c. 17, Gids, 35. 607
Mahäviracarita, V . Akt. Anärgharäghava, V . Akt. 608
Indessen ist es sehr wohl möglich, daß die Verminderung des Glanzes und Ranges 609
von Laksm ana ihre Gründe hat, die uns aber nicht bekannt sind.
W enn meine Verm utung über die Bedeutung dieses und des folgenden Reliefs richtig 61 o
ist, dann taucht die Frage auf, ob die Reihenfolge wohl in Ordnung ist. W enn wir
bei beiden Reliefs unsere Zuflucht zu den hikajats nehmen und dort zwischen den
beiden Episoden noch eine andere finden, die stark an die Geschichte der gabari er
innert, und wir überdies nicht wissen, wie Groneman die Reliefs aufgestellt hat,
scheint es mir nicht unmöglich zu sein, daß wir die Reihenfolge so annehmen müs
sen : X V , X IV , X V I. Aber etwas mahnt uns zur Vorsicht. Groneman bezeichnet dieses
R elief als dasjenige, auf das man bei der Ausgrabung zuerst stieß. Die W ahrschein
lichkeit ist natürlich groß, daß er dieses an der Fundstelle stehen ließ. Etw as ande
res ist es, inwiefern der Affe auf Relief X IV eine Rolle spielen kann und vielleicht so
gar Hanum at vorstellt. Hierdurch wird möglicherweise eine nähere Beziehung zu
der Episode von Hanumats Zug und dem Krokodil in den hikajats hergestellt. Es
ist doch nicht ganz ausgeschlossen, daß diese Episode hier in der den Reliefs zu
grunde liegenden Fassung der Legende als unmittelbare Einleitung der Begegnung
dient, obgleich ich nirgends etwas davon habe finden können. Das eine und andere
bleibt aber zu sehr hypothetisch, als daß man darauf bauen könnte.
611 O. c. 17.
612 Gids, 35.
613 A n den Mauern B a Puons kommt ein Relief vor, das von Finot wie folgt beschrieben
wird: »Am Fuße eines Baumes, zwischen Felsen, hockt ein Affe, den K opf auf seine
gekreuzten Arme gestützt, in melancholischer Haltung. Zwei Menschen, die große
Bogen tragen, nähern sich ihm; der erste streckt seinen Arm aus, um ihn an der
Schulter zu berühren und ihn aus seinen Träumen zu wecken.« L. Finot in B. C. A.
1. 19 10 :156 Tafel X I V : 3. Die Beschreibung ist nicht genau, da sich die beiden Män
ner dem Affen von hinten nähern, was Finot unerwähnt läßt. Und hierauf kommt
es gerade an, denn dadurch wird angedeutet, daß sie sich, gerade wie auf den Reliefs
von Lara Djonggrang, zufällig treffen.
615 A . J . De Jong, o. c. 92.
616 Vielleicht auch am Barabudur 05. Die A rt des Tragens über die Schulter illustriert
unter anderm das Tm aw indubild von Singasari; dort ist es ein cämara (Fliegenwe
del). / . Brandes, T jandi Singasari. PI. 80.
617 Für eine derartige Schießprobe siehe Barabudur Ia 49, in der Jugendgeschichte
Buddhas und I b 17, in der Geschichte des Prinzen Sudhana.
618 A u f den Reliefs von B a Puon gehen die Affen einander mit Fäusten zu Leibe. PI.
X IV : 4. A u f Angkor V at führt Välin ein Schwert in der Hand. PI. X V I,
619 Coedès sagt von dieser Szene, wie sie an den Ruinen von Angkor V a t vorkom m t:
»In dem Augenblick, wo der letztere (Sugriva) seinen Bruder beim Schopfe packt
und sich anschickt, ihn m it einem gewaltigen Schwerthieb zu töten, ist Râm a in
Schützenstellung bereit, den Pfeil abzuschießen, der seinem Verbündeten den Sieg
verleihen muß.« B . C. A. I. 19 11: 189. Hier unterläuft dem Autor eine Ungenauig
keit, da auf Tafel X V I Räm as Bogen leer ist und der Pfeil in die Seite »dieses letz
teren« eingedrungen ist, der somit nicht Sugriva, wie Coedès meint, sondern Välin
sein muß. Die Verwechslung ist begreiflich, wenn man sieht, wie Räm a in der rech
ten Hand die übrigen Pfeile zusammenhält, so daß es den Schein erweckt, als ob er
den Pfeil noch auflegen müßte. Dieses Halten der Reservepfeile findet man auch auf
T afel X IV c (No. 225, beim Töten der Gazelle). Das Relief von B a Puon mit unserer
Darstellung ist bei F inot leider nur halb zu sehen. B . C. A. 1. 1910 PI. X IV : 5.
Die Blätterschürze ist auf der balinesischen Zeichnung, auf der sich die Affen tat- 620
sächlich wie zwei W assertropfen gleichen, zu einer um Sugrivas Schwanz gewunde
nen Ranke geworden. Siehe Tafel 214 und 215, die zusammen dieselbe Szene dar
stellen wie unser Relief.
O .e . 18. 621
Gids, 36. 622
Brandes weist auf die käla-m akara-Kom bination hin, womit der Rahmen verziert 623
ist (Tjandi Singasari 29*). Seine Bemerkung, daß das Dach des oberen Stockwerkes
weiter ausladen soll als das des unteren, scheint mir unrichtig zu sein. A u f Stein i
ist deutlich zu sehen, wie die Spur des untersten Dachrandes bis unter die linke
Brust der obersten Frau durchläuft, während die des obersten Daches nicht weiter
geht als bis zu ihrer linken Hand. Das Abstützen hat daher seinen Grund nicht in
weiterem Vortreten. Auch in der Beschreibung der räksasi, die mit Steinen bewaff
net sein soll, die sie »alle beim Vorwärtsstürmen aufrafft«, kann ich ihm nicht folgen.
V on einem »Vorwärtsstürmen« scheint mir hier keine Rede zu sein. W enn die vor
derste Frau, die Brandes hierbei im Auge hat, schon etwas in der Hand hält (es ist
sehr undeutlich zu sehen), so ist das keineswegs ein Stein, da der Gegenstand noch
ein ganzes Stück hervorragt. Auch die andere Frau hält etwas in der Hand, das eben
sowenig ein Stein sein wird. Ich glaube, daß sie einen Zweig festhält.
Gids, 36. 624
O. c. 18. 625
A u f dem entsprechenden Relief von B a Puon kommt die Übergabe eines Ringes vor. 626
PI. X V : 3. Vgl. auch die Szene in Angkor V at, PI. XVII.
Brandes sieht in den beiden Personen auf dem Stein a: R ävana und seine Köni- 627
gin. Die Frauenkleidung der ersten und die Brüste der zweiten machen diese A n
nahme unmöglich. Außerdem sollte dann R ävana, entgegen der auf Lara Djong
grang befolgten Gewohnheit, einhäuptig dargestellt worden sein. T jandi Singasari
30*.
Nach Brandes ein Wiesel. T jandi Singasari 31*. 628
Es ist beachtenswert, daß weder von Hanumats Sprung noch von seinem K am pf mit 629
den räksasas, dem T öten von Aksa und der Fesselung durch Indrajits Pfeil irgend
etwas auf unseren Reliefs dargestellt ist. B a Puon gibt zwar nicht den Sprung, aber
doch vielleicht einige der Gefechte mit den räksasas. Finot o. c. PI. X V : 1. 2.
630 Brandes, o. c. 31*, glaubt eine Halsschnur zu erkennen. Mir ist das nicht klar. V iel
leicht ist etwas abgebrochen, seitdem er die Reliefs einer Untersuchung unterzog.
6 3 1 A lso a u c h in d em B h ä g a v a ta p u r ä n a I X : 10 :13 .
632 In den meisten Sagen Nord- und wohl auch Südindiens kommt eine Schlange vor,
die solch ein strahlendes Juwel auf ihrem Haupte trägt. Bevor diese, aus dem einen
oder anderen Brunnen emporsteigend, ihre nächtlichen W anderungen beginnt, legt
sie das Juwel ab. Dieses wird dann von einem Prinzen gefunden, der dadurch unten in
den Brunnen, in einen unterirdischen Palast gelangt. Dort trifft er eine Prinzessin usw.
633 Brandes: Pelikan. O. c. 32*. Es scheint mir, daß hiervon nicht gut die Rede sein
kann. Zwar sind die Größenverhältnisse nicht immer richtig, aber auch das hat seine
Grenzen.
634 Brandes: kris. O. c. 32*. Die breiten Stichblätter des Griffes lassen mich diese A n
nahme verwerfen.
635 N . J . Krom, Inleiding. I : 479, 480.
636 Über das N icht vollendetsein auch sonst an Lara Djonggrang siehe N . J . Krom, In
leiding I: 478.
637 Siehe für die Darstellung in den verschiedenen Rämasagen: H. H. Juynboll, Een
episode uit het Oudindische Räm äyana etc. B ijdr. 50: 59 ff.
638 A . Grünwedel, A lt-K u tscha .T afel X L IV , X L V , pag. I I : 83, 84. Obgleich es eigentlich
nicht zur Sache gehört, will ich in Verbindung damit, was Grünwedel über den Dra
chenkopf und -schwänz an dem Sarkophagdeckel bemerkt, auf den auf B ali vorkom
menden Gebrauch hinweisen. Die Leiche wird dort vor der Verbrennung in ein aus
Holz verfertigtes Tier eingeschlossen. Darauf wird sie verbrannt. Ich werfe die Frage
auf, ob wir hier nicht etwas Derartiges oder wenigstens eine Reminiszenz davon sehen
müssen. Die balinesische Sitte wird wohl, wie andere bei der Verbrennung vorkom
mende Zeremonien, auf indische Gebräuche zurückgehen.
639 Raden Ngabehi Purbatjaraka vermutet, daß hier der erste sachte Versuch darge
stellt wird, um den Riesen zu wecken. In diesem Fall müßte das Relief v o r 2320
stehen.
640 A u f den Ruinen von B a Puon nehmen die Kampfszenen einen großen Platz ein. F i-
not, o. c. Pl. X V I. (Ich möchte hier beiläufig eine Verm utung richtigstellen, die viel
leicht Anlaß zu verkehrten Schlüssen geben könnte. Finot sag t: »Im Epos käm pft
Räm a niemals im Wagen.« Dies steht im Widerspruch mit Räm. V I: 102, wo Räm a
Indras W agen erhält und im weiteren Verlauf des Streites gebraucht.)
Dann folgen, Pl. X V II , die Heilung Räm as und Laksmanas durch Garuda und gleich
darauf der Zug nach A yod hyä und der Abschied der Affen, während Pl. X V II I viel
leicht Sitäs Feuerprobe gibt und was damit in Zusammenhang steht. Die Zusammen
stellungen und die Reihenfolge sind fremd und die Erklärungen auch demzufolge
ziemlich unsicher. Angkor V at gibt ebenfalls die Feuerprobe und die Rückkehr im
Wagen Puspaka (PI. X V III und X I X bei Coedès), während auch Szenen aus dem
Kam pfe abgebildet sind (PI. X und X I). Die Fassung der Sage, der die Reliefs von
Angkor V at folgen, weicht stark von Lara Djonggrang ab, die von B a Puon weniger,
sie hat bei der Begegnung von Räm a und Sugriva vielleicht sogar einen Anknüp
fungspunkt.
In Bangkok befinden sich noch einige Reliefs von Lara Djonggrang, welche die Nie- 641
derländisch-Indische Regierung S. M. dem König von Siam 1896 zum Geschenk
machte, außerdem noch mehrere andere Stücke. Für die Leidensgeschichte, die sich
daran knüpft, verweiseich auf den letzten Artikel von Th. Van Erp in Bijdr. 7 9 :49iff.,
wo zugleich Abbildungen zu finden sind. V on den drei »erzählenden Reliefs« von Lara
Djonggrang gehören nach meiner Meinung sicher zwei zur Krsna-Legende, PI. 5/2
und 3. Das dritte ist ein Räm astück, durch die Affen als solches gekennzeichnet,
aber ohne viel Belang für unseren Zweck. Dazu bietet es zu wenig Anhaltspunkte.
Daß No. 2 zur Krsna-Legende gehört, gründe ich auf den Vergleich mit Foto O. D.
2280. Das Relief No. 3 läßt Dämonen gemeinsam mit einem Heldenprinzen käm
pfen, alle von derselben Partei, was in der Räma-Legende nicht vorkommt. Vielleicht
gibt das fünfte Relief, das verloren ist, mehr Anhalt.
P . J . Veth, Java I I : 106. 642
Siehe die ausführliche Beschreibung des Tempelgeländes bei N . J . Krom, Inleiding 643
II: 245-285.
N .J . Krom, Inleiding I I : 281. 644
Die Urkunde vom Jahre 1197 (O. J. O. L X X IV ) stammt von Sarwegwara II Qrngga 645
von Kadiri; weiterhin kommen in B etracht Jayanagara (1309-1328), Tribhuwanä,
die Regentin (1328-1350), H ayam W uruk (1350-1389) und Wikramawarddhana
(1389-1429), alles Herrscher von Majapahit.
Näg. 17: 5. Übersetzt von Kern: »Sonst geht er nach Palah, indem er ehrerbietig 646
und demütig den Füßen des göttlichen Bergherrn Huldigung darbringt.« Ebenso 61:
2 »Und in Qaka 1283, im (Monat) W aigäkha, ging S. M ajestät der Herrscher mit sei
nen Dienern nach Palah, um zu huldigen.«
J . Brandes, T jandi Singasari 9* ff. Die Fotos sind nicht in der richtigen Reihenfolge 647
der Reliefs numeriert, so daß was No. 1 in der Serie ist, mit No. 96 der Fotos zusam
menfällt.
ƒ . Brandes, T jandi Singasari en de Wolkentooneelen van Panataran. Das letzte ist 648
als eine Studie des ost javanischen Ornaments beabsichtigt. Ich verweise in der Folge
stillschweigend darauf.
M . Muusses meint in »Willekeur of Regel«, daß der Verlauf einer erzählenden Relief- 649
serie entgegen dem pradaksina (d. i. das Umwandeln zur Verehrung, indem man das
Bauwerk zur rechten Hand hat) auf etwas Ähnliches weist, wie auf den Brauch bei den
Totenfeiern alles dem sonst Üblichen entgegengesetzt zu tuh. Sie stellt die Frage, ob
diese auf Ost-Java vielfach vorkommende Richtung der Reliefs sich nicht beziehen
könnte auf die Bestimmung des Gebäudes als Beisetzungstempel. In Panataran ist
an der untersten Terrasse das prasavya (das Umkreisen des Gebäudes zur linken
Hand), an der zweiten Terrasse das pradaksina befolgt. Vielleicht könnte das darauf
deuten, daß wir es hier zugleich mit einem Beisetzungs- wie auch mit einem Vereh
rungstem pelzu tun haben. O. V . 1922/4:130 ff. Der Gegensatz wird dann verglichen
und zu erklären versucht durch die sog. Beisetzungsbilder. E s scheint mir aber, daß
gerade bei diesen Bildern nicht von der »Vereinigung von zwei für unser europäisches
Empfinden unvereinbare Bestandteile« die Rede sein kann. Denn diese Statuen sind
tatsächlich keine Götterbilder, sondern sie besitzen nur eine unveränderliche Eigen
schaft : nämlich die von Beisetzungsbildem und nichts anderem. Die äußere Erschei
nung mag in vielen Fällen sehr stark der eines Götterbildes gleichen und zwar des
Gottes, in den der Dahingeschiedene eingegangen ist, wie man annimmt. Solch eine
Statue ist nicht dasselbe wie ein Götterbild und durch ganz bestimmte Merkmale
davon unterschieden. Deshalb kann man von einem Zusammengehen von zwei ver
schiedenen, selbst für unser Empfinden verschiedenen Bestandteilen nicht sprechen.
Dann wird dieser scheinbare Widerspruch von prasavya und pradaksina an einem
Tempel als Ausdruck eines doppelten Zweckes (Beisetzungs -und Verehrungstempel)
verglichen mit dem sog. javanischen Synkretism us: dem Zusammengehen von Qiva-
ismus und Buddhismus unter einer Fahne. Dieser Synkretismus ist aber mehr Schein
als W irklichkeit; man könnte dies nur so nennen, wenn man bei der Bezeichnung
»Buddhismus« für die hindu-javanische Zeit noch an einen Buddhismus denkt, wie
er uns aus den ersten Jahrhunderten dieser Lehre in Indien bekannt ist. Die B e
zeichnung »Buddhismus« ist für Java sehr irreführend. E r könnte besser genannt
werden: Tantrism us auf buddhistischer Grundlage. Aber Tantrism us ist ebensosehr
givaitisch als buddhistisch und die Unterscheidung nach diesen Namen ist mehr
eine nach der Farbe als nach dem Wesen. Im Wesen sind sie gleich und waren es be
reits auf indischem Boden. Ob man in den mantras durch Qiva oder Buddha wirkt,
tut nicht soviel zur Sache; die Hauptsache bleiben die mantras selbst, kurz gesagt,
die Zauberpraktiken. Qivaitisch oder buddhistisch ist bei diesen nicht mehr als eine
Unterscheidung nach der Zauberschule.
650 Von den typisch indischen mudräs von Lara Djonggrang finden wir hier wenig wie
der. A n deren Stelle treten magisch-abwehrende und andere Handhaltungen, so die
mano fica passim, das nuding, das drohende W eisen mit Mittel- und Zeigefinger (Ta
fel 1 1 9 ,1 2 2 ,13 3 ,14 1 ,15 3 ,16 0 ,16 2 ,16 3 ,18 4 ,19 9 ,10 9 ,110 ? und 116); mano cornuta
(181, 186?); auch weise ich noch auf die Geste des buta auf Tafel 203 hin, der die
Hand vor den Mund hält (Schließen einer Körperöffnung?). Die meisten der Hand
haltungen finden wir im wajang wieder. Vgl. J . Kats, B abadipun Pandawa, die
Nummern 2. n als Beispiele für mano fica und 20. 25 für mano cornuta.
Diese Abbildung und auch Tafel 124 zeigen in höchst willkommener Weise, wie die 651
tjandis zu der Zeit ausgesehen haben. Die beiden Typen decken sich mehr oder we
niger mit dem näga-Tempelchen und dem m it der Jahreszahl, die auf dem Gelände
gefunden und restauriert wurden. N . J . Krom, Inleiding II I : 78, 85, 86.
Brandes sieht eine Muschel darin. Ich meine aber, daß der Mann zwischen Daumen 652
und Zeigefinger einen Gegenstand hält, der wie ein kleiner Zweig aussieht, während
die übrigen Finger zierlich nach oben gestreckt sind. W as es vorstellen mag, kann
ich nicht mutmaßen.
Räm . K ak. VIII: 136. wëkasan madëg ta sira sang dagänana/ mangunus tëwëk tu- 653
dingi dewi jänaki/ etc. »Schließlich stand Dagänana auf, zog sein Schwert und wies
drohend auf Janakas Tochter.«
Räm. K ak. V II I: 196. nya ta simsimnirärpaweh nire nghuluncihnä donya. «Sieh hier 654
seinen Ring, den er mir als Erkennungszeichen gegeben hat.«
Brandes m acht darauf aufmerksam, daß Hanumats Geste (sëmbah) auch andeuten 655
kann, daß er etwas empfängt, d. h. den Ring Sitäs, um diesen direkt als Erkennungs
zeichen Räm a zu übergeben. W ir brauchen aber nicht hieran zu denken, da bei der
Episode, wo dies geschehen müßte und die auf Tafel 175 dargestellt ist, nichts Der
artiges zu finden ist.
Der kleine W ächter auf Tafel 116 trägt eine derartige W affe; noch mehrere findet 656
man auf Tafel 121, 144 und 202. Sie hält die Mitte zwischen einem kudi und einem
arit; sie wird auf den Reliefs von Lara Djonggrang nicht angetroffen. Die Formen
weichen untereinander ab und so gleichen die von T afel 144 und 202 mehr einem bë-
dog, die au f Tafel 161 einem kudi. Man muß in dieser A rt W affen vor allem die ma
gische W affe sehen. Vgl. in dieser Verbindung C. Snouck Hurgronje, Iets over Koed-
jang en Badi, T . B . G. X L V I I: 387 und vor allem 390 ff. G. A . J . Hazeu, Iets over
K oedi en Tjoendrik, T . B. G. X L V I I : 398. Aus beiden Artikeln geht hervor, daß diese
A rt W affen, und wir müssen dazu die meisten der auf den Reliefs vorkommenden
rechnen, eine magische, abwehrende, zauberkräftige Bedeutung hatten und meist
noch haben.
Räm . K ak. I X : 26a, ana ta waneh wwilmakuda tumandang. »Andere butas griffen 657
zu Pferde an.«
Räm. K ak. I X : 41 ri pëjahnya kabeh gawa ya magulingan 658
sagunung juga göngnya pada ta ya kanin
humili mëtu rähnya ri muka y a mabäng
kadi dätu sakeng giriwiwara mulëk/ 41.
»Bei ihrer aller Tod fielen die Leichen nieder, so groß wie ein Berg; alle mit Wunden.
Aus ihrem Munde strömte das B lut nach außen, ro t; so wie die Erze aus den Löchern
der Berge rollen.«
659 Das Hündchen scheint zu R ävana zu gehören, da es auf Tafel 164 wiederkehrt.
Merkwürdig ist in diesem Zusammenhang, daß R ävana in Indien augenscheinlich
auch mit einem Hunde abgebildet wird, so wie wir ihn auf der T afel bei W. Ridge-
way, The Dramas etc. (Fig. 21) sehen können. Ich erinnere hierbei an die beiden Die
ner in Hundegestalt in R 94. W iederum eine W arnung, der Phantasie der Bildhauer
keinen allzu großen Einfluß zuzuschreiben!
660 Räm. K ak. I X : 50 d, sëmpal bähunyänkëna mati kapisan rähnya m uncarya mürcca.
»Sein Arm brach, wodurch er tödlich getroffen wurde. Sein B lut ström te und er fiel
bewußtlos hin«.
Unter den Pfeilen, m it denen Hanum at angegriffen wird, fä llt der Halbmondpfeil
auf. Solch eine W affe wird auch in dem Kakaw in erwähnt. (II: 34 und IX : 47.) Aber
ich finde die W affe auch bei V älm iki (Räm. I: 26), wo Räm a T ätakä damit tötet.
Diese A rt Pfeile wird stets mit Räm a in Verbindung gebracht, wie aus der Tafel von
Räm as Kam pf mit R ävana bei G. Jouveau-Dubreuil, o. c. II : fig. 26, hervorgeht. Ist
es Zufall, daß Räm as Pfeil dort den wachsenden Mond und Rävanas Pfeil den ab
nehmenden Mond bedeuten kann? Bei den Räma-Pantomim en in Indien werden sie
ebenso gebraucht (Magasin Pittoresque, 1841: 17). Vgl. auch H. H . Juynboll, Cat.
Ethn. Mus. V : PI. I X Fig. 2 (1652/3). Die Halbmondform wird wohl nicht ihren Ur
sprung in der Zweckm äßigkeit vom modern-praktischen Standpunkt aus erhalten
haben, sondern vom magischen Gesichtspunkt aus so gewählt sein. Sie besitzt eine
stark abwehrende K raft. V gl. S. Seligmann, Der böse Blick II, sub voce.
661 Unter den im Meere schwimmenden Fischen befindet sich ein Schwertfisch, Xiphias
gladius, ja v. tju tju t pëdang, und kein Sägefisch, wie Brandes verkehrt angibt.
662 Räm. K ak. I X : 51, 52. huwusnyän pëjah syaksa de sang hanümän/
lumumpat sireng sägara ngkän parädyus/
ri denyänmangel wetni sowe niräprang/
m atinyärpareng sägaränmandi mogha// 51.
huwustrpti madyus mësat gïghra lunghä/ (52 a).
„Nachdem Si A ksa durch Hanumat getötet war, sprang dieser in das Meer, um dort
zu baden. W eil er vom langen Kam pf ermüdet war, verlangte er nach dem Meere zu
gehen, um zu baden . . . Nachdem er erfrischt war durch das Bad, sprang, er auf und
ging schnell hin.«
663 Brandes faßt Tafel 155 als eine selbständige Darstellung auf. Die flüchtenden Tiere
lassen nach meiner Ansicht keinen Zweifel, daß sie mit T afel 156 zusammengenom
men werden muß. In diesem Fall muß Brandes' Regel, daß die Reliefs in den Ecken
zueinander gehören, revidiert werden, und es kann meine Auffassung von Tafel 107,
die ich mit 105 und 106 zusammenziehe, richtig sein.
Räm . K ak. IX : 52b. m aluy ring tam an rügakën pärijäta/ 664
kayuh pängnya sëmpal rurü ronya lumrä/
lawan ww ahnya kegü kaböbël tibä bäp / etc.
»Er kehrte nach dem Garten zurück, um die himmlischen Bäume zu zerstören. Die
Zweige der Bäum e brachen; ab fielen die B lätter weit und breit und die Früchte
wurden abgeschüttelt. Abgerissen fielen sie in Haufen nieder.«
Ohne daß es m it so vielen W orten gesagt wird, erweckt Brandes in seinem »Drie Leeu- 665
wekoppen en face uit de Kedoe« in N. B . G. 1902: C X und im besonderen C X IV den
Schein, als wären die Hörner der javanischen mythischen Löwen (in natura kam das
Tier natürlich dort nicht vor) auf J ava aus den Mähnen entstanden. Vgl. auch O.
R. 1903: 25. D aß dies nicht richtig ist, wird durch die Reihen von Löwenköpfen an
dem Tempel von Mokalji in Chitor bewiesen, abgebildet bei V. A . Smith, H istory of
Fine A rt 204, fig. 147.
F ü r die architektonischen D etails und Zeichnungen dieses und anderer auf den Re- 666
liefs vorkommender kleiner Gebäude siehe O. R . 1903 PL 39, 41, 43, 45.
Räm. K ak. IX . 60b. tëkä räjaputrendrajit k y äti ring rät etc. 667
»(Da) kam Prinz Indrajit, berühmt in der Welt.«
Brandes meint, daß Indrajits Reittier das Pferd von Sürya sein könnte, da es sieben 668
Köpfe hat. Meiner Meinung nach hat das Tier aber keine gewöhnlichen Köpfe, son
dern Schlangenhäupter. B ei V älm iki hat Indrajit einen von vier schwarzen Pferden
gezogenen Wagen. Im Kakaw in wird ebensowenig etwas von einem solchen sonder
baren Pferd erwähnt und auch dort hat er einen Wagen. IX : 62 ab . rathanyädbutä-
göng ya malwä ya mädrs/ lawan tunggangansangkëpan yeka mirya/ . . . »Sein W a
gen war sehr groß, breit und schnell und mit einer geschmückten Bespannung ver
sehen, die feurig war . . . .«
Brandes sieht Vibhisana darin. Jedenfalls hat diese Person einen höheren R ang als 669
die auf Tafel 127, da wir eine Kastenschnur wahrnehmen können wie die von R ä
vana und auf 127 eine K ette von Totenköpfen.
Nur wenn wir die Reliefs so zusammenziehen, entgehen wir der Schwierigkeit der 670
Erklärung des brennenden Daches auf Tafel 168, was Brandes für eine Verwechs
lung hielt.
Brandes: bale kambang, treibendes bale. 671
In der Geschichte der Sungdynastie, also allerdings aus früherer Zeit, lesen wir (W. 672
P . Groeneveldt, Notes 16 ): »Ihre Häuser sind schön und geschmückt mit gelben und
grünen Ziegeln.«
D er Bericht bezieht sich auf Java zwischen 960 und 1279.
673 Räm. K ak. X I: g a. tatkälanyänteka ngkä ri kawëkasanikang wänarängher kabeh-
nya/ mangsö sang jämbawänanggada milu ta sirang nila harsänpanungsung/ . . .
»Als er auf den P latz kam, wo er die Affen zurückgelassen hatte, m achten alle ihre
Aufw artung; voran Jäm bavat und Angada, dann folgte Nila, voll Verlangen zu be
gegnen . .
674 Hanumat hat noch immer den von Indrajit in seinen Schenkel geschossenen Pfeil
in der Wunde. W ir sehen dies auf den Reliefs auf Tafel 160, 161, 162,163, 166,169,
1 7 1 ,1 7 2 ,1 7 3 ,1 7 4 und 175. Brandes erwähnt nicht die Tafeln 16 2 ,171 und 172.
675 W ie man schon bemerkt haben wird, fügte ich manchmal die Reliefs anders wie B ran
des zu Szenen zusammen. Die folgende Liste mag dies übersichtlich wiedergeben. (B
ist die Aufstellung von Brandes, die Nummern sind die aus Brandes,Tj andi Singasari.)
B B B B
94 I I 14 X II X II 40 X X III XXV 66 - -
95 - - 15 - X III 41 X XIV - 67 X X X VII X X X IX
96 11 - 16 X III XIV 42 - XXVI 68 - -
9 7 - II 1 7 - - 43 - - 69 - -
9 8 - - - XX VII 70 - -
99 - - 19 - XV 45 XXVI X X V III 71 - -
100 III III 20 - - 46 X XVII X X IX 72 - -
101 IV IV 21 - XVI 4 7 - - 73 X X X V III XL
102 v - 22 XV XVII 48 X X V III XX X 74 - -
103 - - 23 - - 49 - - 75 - -
104 - V 24 XVI X V III 50 - - 76 - -
105 - - 25 - - 51 - X X X I 77 x x x i x X LI
106 - - 26 - - 52 X X IX - 78 - -
I VI VI 27 - - 53 - - 79 X L X L II
2 - - 28 X V II X IX 54 x x x X X X II 80 - -
3 V II V II 2 9 - - 55 x x x i X X X III 81 - -
4 - - 30 - - 56 X X X II X XXIV 82 X LI X L III
5 V III V III 31 - - 57 x x x i i i XXXV 8 3 - -
6 - - 32 - - 58 X XX IV X XX VI 8 4 - -
7 - - 33 X V III XX 59 - - 85 X L II X LIV
8 IX IX 34 - - 60 XXXV XXX VII 86 - -
9 x X 35 X IX X XI 61 - - 87 X L III -
10 - - 36 XX X X II 62 - - 88 X L IV -
II X I X I 37 X XI X X III 6 3 - - 89 XLV -
12 - - 38 - x x r v 6 4 - - 90 XLVI -
13 39XXII 65 XXXVI X X X V III 91 X LV II
Das betreffende Stück liegt zwischen V II I: 85, wo Hanumat R ävana schlafen sieht 676
und den Puspaka-W agen betrachtet (84), und X X I I I : 10, wo Kum bhakarna den
Tod gefunden hat. Das Stück um faßt beinahe die H älfte des ganzen Kakaw in, was
für die Beliebtheit gerade dieser Episoden sprechen mag, die ganz im Stil des wajang
gehalten sind. B ei V älm iki nimmt die Geschichte nicht mehr Raum ein als ein Viertel
dersargas, die den Inhalt der ersten sechs Bücher ausmachen (der Inhalt des sieben
ten Buches kommt im K akaw in nicht vor).
Räm . K ak. I X : 80. 677
Neben so vielen Übereinstimmungen gibt es auch Abweichungen. So spricht das K a- 678
kawin von R ävana als prasupta, dem Schlafenden, während sich hier der Fürst mit
seinen Frauen ergötzt, als Hanumat ihn als Spion beobachtet. W ir wissenaber auch,
wie manchmal dem T ext auf den Reliefs Gewalt angetan wird, und es ist nicht un
möglich, daß die voraufgehende Beschreibung von Rävanas Frauen im Relief zu
gleich eine W iedergabe erfahren haben muß. Lieber als den schlafenden Fürsten
wird der Bildhauer diese Episode dargestellt haben, obgleich Hanum at dabei nun
nicht gerade dieselbe Rolle spielt. Auch steht im Kakaw in V I I I : 69, daß Hanumat
die Gestalt eines räksasa bei seinem Zug durch Lankä annahm : mënggëpsiränwil.
Wenn man das aber bildlich hätte darstellen wollen, so würde man den Affen nicht
von den anderen butas haben unterscheiden können. Am sichersten gehen wir also,
wenn wir annehmen, daß dieselbe Redaktion befolgt wurde.
J . Brandes, T jandi Singasari 12*. 679
N . J . Krom, Inleiding I I : 460. 680
Die Höhe der Reliefs der ersten Terrasse des T jandi Panataran ist + 0.70 m. 681
Daß die Indonesier auch noch in späterer Zeit imstande waren, unter Anwendung 682
eines scharfen Naturalismus etwas typisch treffend wiederzugeben, beweisen uns die
Figuren der Torwächter des puri von Klungkung, dem früheren Palast des Dewa
Agung auf Bali. Diese stellen Holländer mit dem Jenevergläschen und Geld zäh
lend d ar!
Siehe hierüber Brandes in Tjandi Singasari 46*. Man sei aber vorsichtig hinsichtlich 683
der Neigung von Brandes, den Chinesen einen großen Einfluß zuzuschreiben.
O. R . 19 0 1:10 . 684
Tjandi Singasari 38*. 685
N . J . Krom, Inleiding I I : 259. ' 686
Man wird sich erinnern, daß die Anregung zu dem Impressionismus aus dem Osten, 687
Japan, kam und den französischen Pfadfindern des Impressionismus die Augen
durch die Jahrhunderte alte Kunst dieser Insel aufgingen. Aber beide Kunstrich
tungen, so sehr sie untereinander differieren, unterscheiden sich von dem, was wir
au f J ava sehen. Dort fiel alles unter die Regeln der im pressiven Wiedergabe, aber
auf Java, an dem Tem pel von Panataran, sind nur die W olkengebilde diesem Zuge
gefolgt.688 Ich wies bereits darauf hin, was wohl die Absicht hierbei gewesen ist. Ich denke dabei
außer dieser A rt von Pfeilen auch an die kudi- oder bëdogförmigen Messer und daran,
was C. Snouck Hurgronje über derartige W affen schreibt: »Man weiß, daß die Ein
geborenen an blanke W affen noch ganz andere Forderungen zu stellen pflegen als
ein gewöhnlicher europäischer Waffenschmied. Allerhand Eigentümlichkeiten in der
äußeren Form und der Zusammenstellung von Heft, Klinge, Scheide und anderen
Teilen, Eigenschaften, die in keinerlei Beziehung zu der tatsächlichen Tauglichkeit
der W affe stehen, sichern dem Eigentümer den Sieg, U nverwundbarkeit, Sicherheit,
Glück in der Liebe, Vorteil im Handel usf. E s gibt Krisse, die ein Haus gegen Diebe
oder Brand schützen, die dem Beam ten das W ohlwollen seiner Vorgesetzten sichern
und eine schnelle Beförderung gewährleisten. « T .B .G . X L V I I : 390. Deutlicher kommt
die abwehrende K ra ft derartiger W affen zum Ausdruck in dem, was Hazeu schreibt:
»Deshalb hält er (der Landmann) es für wünschenswert, öfters des Abends nach Son
nenuntergang, mit seinem kudi trantang in der Hand oder in seinem Gürtel, rings
um sein Reisfeld zu laufen, damit der »Geruch« seines kudi die vielleicht schon auf
der Lauer liegenden Krankheitsgeister und Plagen in die Flucht treiben soll.« T . B.
G. X L V I I: 405.
689 K . Th. Preuß, Der Ursprung der Religion und Kunst. In Globus 86, 87.
690 Vgl. F . D. E. Van Ossenbruggen, Het Prim itieve Denken. Bijdr. 71:4 9 . »In Verbin
dung mit den obenangeführten Gedankenassoziationen steht die uns überall ent
gegentretende Vorstellung, daß Genitalien und N acktheit zu den stärksten Unheil
abwehrenden Mitteln gehören.« W ir können die Entwicklung dieses Phallus-Kultus
in der hindu-javanischen Kunst ziemlich genau verfolgen; die räksasa-Figur von
Surawana geht, das ist ohne weiteres deutlich, auf die tragenden Zwergfiguren zu
rück, die wir bereits an den meisten Bauwerken in Indien, ja selbst an alten stüpas
beobachten können (vgl. Foucher, l ’A rt Gréco-Bouddhique II fig. 464). Dabei sind
sie ebenso gebückt und tragen au f den hocherhobenen Arm en die eine oder andere
Götterfigur. Die Beispiele hierfür sind so zahlreich, daß ich sie hier nicht zu zitieren
brauche. A m Tjandi Lara Djonggrang finden wir diese Figur in der hindu-javani
schen Kunst unter anderem wieder. O. V . 1920/2: 6, 7. Dabei ist der Phallus noch
wenig in die Augen fallend angebracht und die Funktion der ganzen Figur noch die
eines Trägers. A n Surawana ist der Phallus schon sehr auffällig und die tragende
Funktion in Vergessenheit geraten. Denn die Arme sind hier nicht mehr in die Höhe
gestreckt, sondern ruhen nach unten gebogen auf den Knien, so daß die Gestalt eine
große Ähnlichkeit mit den Schädel-korwars aus dem östlichen Archipel aufw eist!
Man vergleiche auch Foto Kinsbergen 239.
Die Indonesier kommen dann auch dazu, dort, wo ein »Nacheinander« sein müßte, 691
ein »Nebeneinander« zu gebrauchen. Ich kann das an unseren Reliefs zeigen, indem
ich auf die K öpfe der butas hinweise, z. B . den auf Tafel 119, wo mehr vom Gesicht
zu sehen ist als eigentlich infolge der Drehung des Kopfes zu erkennen sein sollte.
Deutlicher kommt dieses zum Vorschein auf einem der Reliefs von der Rückseite des
T jandi Këdaton, O. V . 1921/1: PI. 2: 2. Dort wird Garuda dargestellt, wie er die
Menschen verspeist, die man nacheinander in seinen Schnabel gehen sieht. Der Stand
der Augen weist auf eine Verkürzung, der Schnabel ist aber im Profil gegeben; dies
ist also ein um einige Schritte weitergehendes Beispiel als der buta von Panataran
(Tafel 227).
W. Worringer, Formprobleme. 18. 692
Obwohl sie eigentlich kein Relief ist, muß ich doch die Plastik der Sammlung der 693
B atav. Genootschap No. 255 (Foto O. D. 521) anführen, welche die Entführung Si
täs durch R ävana darstellt, genau in der A rt der bei H. H. Juynboll in Bijdr. 54: PI.
veröffentlichten balinesischen Zeichnung. R ävan a sitzt hier auf seinem Dämonen.
Das Stück ist sehr jung. (Tafel 220.)
Zweifelhaft ist Foto O. D. 713, worin man die Kum bhakarna-Episode sieht.
B evor ich zu den Reliefs von Panataran übergehe, will ich noch ein Relief erwäh- 694
nen, auf welchem Affen Vorkommen und das deswegen vielleicht ein Räm a-Relief
sein könnte. Van Kinsbergen glaubt, daß es H anumat darstellt, der die Hilfe der Göt
ter erfleht (Tafel 88). Die Herkunft ist unsicher, aber ein Vergleich mit den Reliefs
von Djala Tunda läßt mich annehmen, daß dieses Stück von diesem Bauwerk oder
doch wenigstens von einem stil verwandten stammen muß. Die viereckige Form wider
setzt sich einigermaßen der ersten Verm utung.
M erkwürdig ist es, daß hier die Affen als Einsiedler, Asketen, dargestellt werden, die
etwas von drei anderen Personen erbitten. In der Mitte steht ein menschlicher E in
siedler (?).
Der eine oder andere Umstand läßt die Zusammengehörigkeit mit der Räm a-Legen
de sehr zweifelhaft erscheinen; auch das Fehlen anderer Affenszenen spricht nicht
dafür. Trotzdem ist das Stück wegen der H aartracht der am meisten nach hinten sit
zenden Figur als auch des Stiles wegen wichtig.
R. ƒ . Wilkinson, M alay Beliefs. 29. 695
G. H. Wilken, V . G. III: 19. 696
W. Crooke, Populär Religion. 1 : 247. 697
J . Brandes, T jandi Singasari. 22*. • 698
J. Brandes, T jandi Djago. 39. 699
A . Foucher, l ’A rt Gréco-Bouddhique. II : 351, fig. 463. 700
F . D. E . Van Ossenbruggen, o. c . : 44. »Nichts ist in der T at besser geeignet, sich das 701
Nichtstoffliche materialisiert zu denken, als eine Flamme, welche, obgleich sinnlich
wahrnehmbar, als etwas Flüchtiges, Körperloses in Erscheinung tritt. Die Darstel
lung von Geist oder Seele in Flammenform kommt denn auch überall vor . . . .«
702 Ich meine natürlich nicht die Flamm en auf den obersten Reliefs, wo die Geschichte
von Mucukunda dargestellt war. Das sind Brandflammen. Aber ich meine die Hun
derte kleiner Spiralflämmchen, welche wir auf fast allen Reliefs der Terrassen an
treffen.
703 Zuerst wohl an oder in der Aureole der Figuren des Pantheons. Der Flammenrand
rund um die Aureole, der sich bei verschiedenen Statuén über die ganze Fläche aus
dehnt, ist dasselbe wie die Flammen des Bildes von Kabul. Die alte magische Bedeu
tung kommt aber wieder deutlich zum Ausdruck in der Spiralfigur über dem Haupte
des gen Himmel steigenden Darbha Malliputra auf dem Gemälde auf Seide von Chou
Chi-Chang und Lin T ’ing-Kuei, abgebildet bei M . Anesaki, Buddhist Art. PI.
X X X V II.
V on China aus verbreitete sich das M otiv auf gewebte Stoffe und kam nach Persien.
Im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin befinden sich zwei Gemälde auf glasierten
Fliesen aus Ispahan (ungefähr 1600), auf denen ein mit unserem Flammenmotiv
geschmücktes Gewand zu sehen ist. No. 17 0 ,171 .
Das M otiv ist noch weiter nach W esten vorgedrungen, wenigstens treffen wir es auf
dem »Psauter de D avid de Paris«, im Jahre 1586 hergestellt für die Kapelle Hein
rich III . Bibi. Mazarine. Dort ist es in parallelen Reihen um ein Skelett mit Sense
und Sanduhr angebracht.
A u f Java selbst ist das M otiv nie in Vergessenheit geraten und wir finden es unter
anderem als Spitze einer Staatslanze (Ethn. Museum Dresden), während es in Siam
als ulalom noch heute ein heilbringendes Zeichen ist.
704 E ine derartig schematische Darstellung von Felsen ist nicht speziell orientalisch;
man findet sie, wenn auch nicht in dem Maße, in unserem M ittelalter wieder. A u f
fallend ähnlich ist die W iedergabe der Felsenpartien in dem Gemälde von Fra Filip
po Lippi »Maria, das Kind verehrend« (Kaiser-Friedrich-Museum, Berlin) und eben
so in der »Madonna im Walde« von demselben Meister (Palazzo degli Uffizi, Florenz).
705 Ich beschränke mich hier auf die Reliefs; daß inzwischen die ganze K unst diesen
veränderten Grundgesetzen unterworfen war, mag aus dem hervorgehen, was in
Bijdr. 79: 323 ff. bemerkt ist.
706 B . Läufer, Das Citralakshana. 166. Vgl. auch J. Brandes, »Pararaton«. T ex t: 12: 19.
Übersetzung 56 (Anmerkung 5), wo der javanische Held K en Angrok dieses Merk
mal besitzt.
707 0 . Walter, Raghuvamscha. 84.
708 Bei Tätowierung. I. A . X X X III . PI. X X .
Ich weiche von der Ansicht Läufers in dieser Beziehung ab, wenn er sagt (Das Citra- 709
Iakshana 37): »Das W erk der Malerei war kein bloßer materieller Prozeß, sondern
eine geistige T at von unmittelbarer W irkung auf die Seele des K ünstlers.«Das Malen
der Augen der Götter bringt Reichtum und Glück ein«, sagt das Citralakshana, und
weiter: »Wer ein solches Gesicht gem alt hat, wird beständig Güter erwerben.«
E s scheint mir aber, daß das Erwerben von Reichtum und Glück, was hier wohl als
E rfolg aufgefaßt werden soll, wenig zu tun hat mit der Seele des Malers. In einem
Lande wie Indien ist materielles Glück etwas, das um so mehr geachtet wird, je
schwieriger es zu erreichen ist und sein Mangel um so mehr Elend mit sich bringt. Die
Gegensätze sind dort so scharf, daß bei der Unmöglichkeit für die meisten, solch ma
terielle W ohlfahrt zu erlangen, die Lehre von den Wiedergeburten und der darin
liegende Ausgleich das Einzige ist, was zur Resignation bringen kann. Dadurch wird
der Schein erweckt, als ob die W ohlfahrt nichts gelte; wer auch nur einigermaßen
in der Literatur, die sich nicht ausschließlich mit der W iedervergeltung im Jenseits
beschäftigt, zu Hause ist, weiß es besser. Glück und Reichtum sind in Indien das
selbe. Man achtet denn auch keine Sache zu gering, um zu dem Glück und zu dem
Reichtum zu gelangen, und die laksanas, die ein solches Glück verhießen, haben
fast nirgends solch ein eingehendes Studium erfahren. Andererseits finden wir auch
zahlreiche Beispiele dafür, daß das Unterlassen im Anbringen glückverheißender
Vorzeichen an Götterbildern (wodurch man das Schicksal zwang, Glück zu ver
schaffen) Unglück mit sich brachte.
So lesen wir im Brhatsam hitä (übersetzt von Kern V . G. 1 : 49): »Wenn ein Götter
bild die erforderlichen Merkmale besitzt, wird es durch das Vorhandensein derselben
Glück bringen.«Aber etwas weiter »ein Götterbild (der Sonne) mit übermäßig langen
Gliedern bringt Gefahr von dem Monarchen; ein Bild mit zu kurzen Gliedern U n
sicherheit für den Hersteller; ein Bild mit einem dünnen Bauch Hungersgefahr; ein
weiches Verlust des Reichtums.
W enn es eine W unde zeigt, kannst du den Tod des Verfertigers durchs Schwert Vor
hersagen. Ist das Bild nach links geneigt, so verursacht es den Tod seines Weibes,
ist es nach rechts geneigt, zerstört es Leben.
Es verursacht Blindheit, wenn es seine Augen nach oben gerichtet hat, und Sorge,
wenn die Augen gesenkt sind. Diese guten und bösen Zeichen, die über Bilder der
Sonne gesagt sind, gelten für alle Götterbilder«.
Meines Erachtens sind die Prophezeiungen von Glück und Reichtum in dem Citra
laksana und ähnlichen Lehrbüchern ganz entschieden Reste einer ursprünglichen
Vorzeichenlehre.
N . J . Krom, Inleiding II: 259. Die Bezeichnungen »barock« und »impressionistisch« 710
wurden zuerst von Brandes, »klassisch« zuerst von Rouffaer gebraucht. De Gids 1901.
711 F . D. K . Bosch, Een hypothese omtrent den oorsprong der Hindoe-Javaansche
Kunst. Handelingen Eerste Congres Solo 1919, abgedruckt in Ned. Indie 0 . enN.1923.
712 A . Schmarsow, Grundbegriffe der Kunstwissenschaft. 276, 277.
713 M . Dvorak, Idealismus und Naturalismus in der gotischen Skulptur und Malerei.
Historische Zeitschrift. 119: 24.
714 M . Dvorak, o. c. H. Z. 119: 34.
715 M . Dvorak, 0. c. H. Z. 119: 194.
716 M . Dvorak, o. c. H. Z. 119: 229.
717 N .J . Krom, Inleiding I: 141.
718 F . D. K . Bosch, o. c.
719 Noch niemals ist eine gewissenhafte Untersuchung nach der indischen beziehungs
weise indonesischen A rt der Darstellungen von Barabudur angestellt worden. W enn
dies teilweise geschah, wie z. B. in dem kürzlich erschienenen Artikel von T. Van
Erp, Voorstellingen van vaartuigen op de reliefs van den Boroboedoer. Ned. Ind. O.
en N. 1923, so hat sich meistens nur herausgestellt, daß die dargestellten Dinge nicht
indonesisch waren. Daß manchmal das Gegenteil angenommen wird, hat meiner A n
sicht nach vor allem seinen Grund darin, daß man zuviel auf das moderne J ava gab,
das nun einmal in seine K u ltur eine noch lange nicht genugsam bekannte Menge
von hinduistischen Dingen aufgenommen und bewahrt hat. Vergleicht man aber die
Reliefs mit dem indonesischen Leben in Gegenden des Archipels, wo der Einfluß des
Hinduismus überhaupt nicht vorhanden war oder doch wenigstens nicht so stark
gewesen ist, dann merkt man im ersten Augenblick den großen Unterschied.
720 Ein Fehler vieler Archäologen, durch den auch dieses Mißverständnis entstanden
ist, kommt daher, daß man das heutige Leben der Bevölkerung, die das Land be
wohnt, wo die Altertüm er gefunden werden, für zu unwichtig für die Kenntnis der
Altertüm er hält. Man beschränkt sich darauf, die Tatsachen der Altertüm er selbst
zu verarbeiten, ohne dauernd mit der Bevölkerung persönlich in Verbindung zu ste
hen. Eine weit durchgeführte Spezialisierung ist, wie auch sonst, ganz sicher in der
Archäologie gefährlich.
721 Ich komme hier auf das zurück, was ich schon früher bemerkt habe über das schein
bare Problem des Aufhörens der Berichte aus M ittel-Java. W enn man mit mir an
nimmt, daß die Baum eister in dieser Gegend keine Javanen und auch keine Malayen,
wohl aber Hindus waren, und daß ihre K ultur, die mit der B lüte ihres Reiches Qrivi-
ja ya im Archipel zusammenging, nicht-indonesisch war, dann kann uns das plötz
liche Aufhören der Nachrichten nicht verwundern. Dies muß seine logische E rklä
rung in dem Aufhören dieser K u ltu r auf Java finden.
Von den Hindus der älteren brahmanischen Besiedelung sind Spuren in Diëng, Gë-
dong Sanga usw. zu erkennen. Durch die B lüte des Reiches von Qrivijaya waren sie
vielleicht schon seit langer Zeit erst recht auf den javanischen Boden angewiesen.
Diese können die direkten Vorfahren der Hindu-Javanen von O st-Java sein; sie
profitierten von der zweifellos blühenden Qailendra-Kultur und übernahmen nach
deren Untergang ihre K räfte sowohl geistig als buchstäblich gesprochen. So wenig
stens denke ich mir die Entstehung eines tjandi wie Lara Djonggrang. D a sich
ihr eigentlicher »Herd« in O st-Java befand, so ist dies dann nicht mehr als eine
»Dépendance«. Aber die Triebkraft der mitteljavanischen K u ltu r und Kunst, die in
engem K ontakt mit dem Mutterlande stehende Q rivijaya-Kultur, war verschwunden
und so m ußte früher oder später die Bedeutung dieser »Dépendance« zurückgehen.
Doch dürfen wir diese letztere nicht als eine Fortsetzung von Diëng und Gëdong
Sanga auffassen, denn, wie heilig die beiden Plätze auch gewesen sein mögen, aus den
Inschriften geht deutlich hervor, daß sie keine politische Bedeutung hatten und daß
wir noch vor der Ankunft der Qailendras den politischen Schwerpunkt auf Ost-Java
annehmen müssen.
K . With, Java. 1920: 120. 722
F . D . K . Bosch, o. c. 155. 723
Divyävadäna: X X X , X X X I. Sudhanakumärävadäna. 724
V. A . Smith, A H istory of India. 367. 725
A. Progr. Report Central Circle. 1920-21: 5, 37. 726
V. A . Smith, o. c. 357, 358. 727V. A . Smith, o. c. 312. 728
J . Kats, Sang hyang Kam ahäyänikan. 45. 729
a4o: pät lwir ning yoga, pawëkas dang äcäryya gri Dignäga . . . »Viergestaltig ist
das yoga (nach) der Lehre des Lehrers, des heiligen D ignäga . . . .«
Sarat Chandra Das, Indian Pandits in the Land of Snow. 50. »Wegen dieser verschie- 730
denen Erkenntnisse, welche seinen Geist seltsam beunruhigten, beschloß er (Dipam-
kara Atlga) zu Ächärya Chandrakirti, dem Hohen Priester von Suvarnadvipa zu
gehen . . . Zu jener Zeit war Suvarnadvipa das Zentrum des Buddhismus im Osten
und sein Hoher Priester wurde als der größte Gelehrte seines Jahrhunderts betrach
tet.« Aus der Lebensgeschichte von Atlga im Tibetanischen. Siehe bei G. Ferrand,
L ’Empire Sumatranais de Qrlvijaya. J. A. 1922:178.
V. A . Smith, H istory of Fine Art. PI. X L V II. 731
Der Gebrauch des Namens Räm a in Königstiteln ist ebenso häufig. Nach dem ersten 732
Jahrtausend kommt der Name auf Urkunden ziemlich oft vor, sowohl als Eigenname
als auch in Vergleichen. Nur ein einziges Beispiel möge genügen. A u f einer altkanâ-
resischen Inschrift aus dem Jahre 1074, der Zeit Somegvara II. von Calukya, lesen
wir in der Übersetzung von J . F . Fleet (Sanskrit and Old-Canarese Inscriptions. I.
A . X : 129, Zeile 8/9): »he who was a very Hanumanta to the R äm a who was the
glorious Bhuvanaikam alladeva - .« Ich verweise gleichzeitig auf etwas Ähnliches für
den Archipel in der Calcutta-Inschrift von Erlangga. '
Kern, V . G. V II : 93. Sanskritseite 12: »Aus ihm sproß ein sehr schönes Kind,
Erlangga-dewa genannt, gleich Räm a aus Dagaratha, (und) mehr wie dieser durch
seine vortrefflichen Eigenschaften; usw.«
Eines der ältesten Beispiele für den Gebrauch von »Räma« in einem Königsnamen
ist wahrscheinlich R äm adatta, der Name eines einheimischen Fürsten von Mathurä
im ersten Jahrhundert v.C hr. oder, nach einer Verm utung von Vogel (A.Progr. R.
Northern Circle 1909-10: 9) im zweiten Jahrhundert n. Chr. Man kann natürlich
nicht genau sagen, ob hier tatsächlich unser Räm a gemeint ist.
733 Obwohl sie keine Beziehung zu Rämabildern hat und also hier eigentlich nicht hin
gehört, kann eine Angabe, welche Ramäprasäd Chanda in seinem »The Indo-Aryan
Races« erwähnt, doch nicht gut verschwiegen werden, da sie meiner Meinung nach
irreführend ist. Es ist eine Stelle in dem Avadänagataka, das von Speyer 100 n. Chr.
angesetzt wird. E s ist dort (Avadänagataka B. B. III , Vol. I, p. 195) nicht ausschließ
lich von unserem Räm a die Rede, sondern von Räm adevatäs, also von einer mehr
fachen Form. Ramäprasäd nennt dies eine »deity called Rämadevatä« und erweckt
so den Anschein, als ob diese Gottheiten wirklich etwas mit Räm a Dägarathi zu tun
hätten. Das Zitat, das er gibt, und das ich hier abschreibe, läßt zur Genüge erken
nen, daß hier etwas anderes gemeint ist. so’putrah puträbhinandi/ givavarunakube-
ragakrab (r) ahmädmanyämgca devatävigesänäyäcate/ tad yathä räm adevatä vana-
devatägcatvaradevatäh grngätakadevatä valipratigrähikadevatäh sahaj äh sahadhä-
rmmikä nityänubuddhä api devatä äyäcata//.
734 A lte Räm astatuen sind auf J ava sehr selten, ebenso Bilder von Hanumat. Die Ur
kunde von D iju spricht von einem »gri bhatära Räm a pratista« (einem Bild von R ä
ma), aber es ist nicht deutlich, ob das unser Räm a ist. (O. J. O. X C IV , X C V : 11. In
X C II I : 20 Wird gesprochen von dem »alles reinigenden Räma«: »bhatära Räm a sarw-
wapawitra.«) Den Bronzen von Räm a und Hanumat im Leidener Museum glaube
ich nicht ganz trauen zu dürfen. Vielleicht sind es Erzeugnisse des Fälschers Die-
duksman. (H. H. Juynboll, Cat. E thn. Mus. V : 65, 244.)
E in großes, steinernes B ild von Hanum at im British Museum, als wahrscheinlich
von Java stammend bezeichnet, kommt ganz bestim mt nicht dorther.
A u f B ah dagegen kommen Bilder von Räm a vielfach vor, nur sind es keine K ult-
735 Diesen Baum typus mit den Blätterkränzen, aus denen ein Büschel Früchte hängt,
können wir noch weiter zurück verfolgen. W ir treffen Vorbilder dafür in den Reliefs
von Sänci und Gandhära. Siehe A . Foucher, l ’A rt Gréco-Bouddhique du Gandhära.
II. fig. 470, 471 und 435, 438.
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I N D E X
Abhirämam ani, 225Abhisekanätaka, 225Abil, jav. Sohn Adams, 66Achana, siam. Mutter Valins und Sugrivas,
Ä chärya Chandraklrti, siehe Candraklrti Agoka, 213 Agvatthäm a, 227A dam (Nabi Adam), mal. 28. 30. 53, 58.
66. 88. 219. 247. 253. 258 Adam sbrücke (Ceylon), 247 Adam spiek (Ceylon), 247 Ädam jäm , panj. 261Adasastaka, jav. Name eines Reiches, 256 Adbhütaräm äyana, 92. 99. 226. 260 Adhyätm aräm äyana, 10 .17 . 90. 93. 97. 98.
225. 282.Ä dikävya, 120Adisërat (A)njakrawati, jav. Fürst von
Bruwaskandi, Großvater Ramas, 67. 69.70. 83
Adisërat Maharadja, jav. Fürst von B ruwaskandi, Vater des Ram a, 70. Siehe Di- m ahradja
Agai Gandai, mal. Name eines Rhinozeros,
36Agasta, 97A gastya, 5. 7. 8. 14 0 .177 Agni, 140 Agnidhärä, 125Agnipuräna, 9. 126. 225. 281. 282 Ahi, guj. Neffe Rävanas, 99 A ja, 94. 239Ajantä, 124. 199. 206. 213 A jodja Pura, mal. von Sëri Ram a gegrün
dete Stadt, 62. 63
Akbar, 129Aksa, Sohn Rävanas, 6 .18 5.18 9 . 285. 290.
T afel 151 Alexanderroman, 100. 248 Allah, mal. 28. 237 Allerleirauh, 106 A lt Kanaresisch, 128. 299 Amarakoga, 272Am bakarna, jav. (= Kum bhakarna), 68.
69Am barawa, 258Am ir Arab, mal. Fürst, 62. 248. Siehe Me-
rab, Mirab Am rtapura, 128 Am rtegvara, 128 Anala, jav. Affe, 80. 224. 259 Ananda Giri, 129 Anandatempel, 145. 216 Ananta ( = Qesa), 138 Anaranya, 241Anargharäghava, 12. 225. 231. 283 Anasüyä, 5Andjani, jav. siehe Dewi Andjani Andjani, mal. Mutter Hanumans, 38. 43.
44. 94. 95. 244. 272 Anesaki, 296Angada, 26. 168. 187. 188. 189. 266. 292.
Tafel 178. 184. 205. 210. Siehe Anggada Angader Raivära, 12. 267 Anggada, jav. (= Angada), 78. 80. 258 Anggada, mal. (= Angada), 42. 51. 53. 247 Anggada Mahabiru, mal. Affe, 51 Angkor V at, 130. 177. 221. 283. 284. 285.
287Anhema, 95Anila, jav. Affe, 78. 80
Anila, mal. Affe, 42. 51 A nila Anggada, mal. Affe, 58 Anjanä, 8. 244 Anjani, 94, 95 Annam, 18Anoman, jav. ( = Hanumat), 77. 78. 79. 80.
257. 258. 262 A nom anD uta, jav. Name eines lakons, 78.
235. 252, Siehe Hanuman D uta A n ta Bëranta, mal. Name einer Ebene,
Ardjuna, jav. (= Arjuna), 258 Ardjuna W idjaja, jav. Fürst von Maospati,
71. 72. 254. Siehe Dasabahu, Dasabodja, Sasrabodja (= Arjuna K ärttavirya)
Arier, 3. 201. 208 Arimardan, 261 Arjuna, 164Arjuna K ärttavirya, 246 Arjuna W ijaya, alt-jav., 233.A rjuna W iwäha, alt-jav., 233Äryadeva, 214Asanga, 214Asheriyas, 17Atang Rani, mal. 56Atiga, 214. 299Atri, 5Atschin, 251. 269 Aurangabad, 212 Avadänagataka, 300Ayodhyä, 4. 7. 8. 14. 18. 91. 94. 124. 149.
155. 177. 223. 241. 273. 283. 286 Ayom ukhi, 5 A yuthya, siam. 18. 271
B ach Tinh, annam. (= Sitä), 18 Babang Sumantri, jav. Name eines lakons,
252B ada Bisja, mal. (Siehe B ala Bisa), 248 Badan (Badal), siam. (= Pätäla), 271 Badanul, mal. Fürst, ältester Sohn Bërma
Radjas, 29. 238 Badisa, mal. (Siehe B ala Bisa), 248
Badrahini, jav. Mutter der Djëngginiwati,
Bael (= Välin), 98 Bägh, 124 Baheliyas, 17Baju, jav. mal. (= V äyu), 66. 94. 95 B aju B ata, mal. (= V äyu), 38. 44 B ajusuta, jav. (= Hanumat), 96 B aju W ita (-u), mal. (= V äyu), 242 B ala Bisa, mal. Sohn Rawanas, 56. 98. 110 Balaräm a, 126Bälaräm äyana, 125. 225. 232. 272 Balasubrahmanyam , 109. 264 Baldaeus, 85.90 .92.93.95.96.98.100.110.
123 .140 .153 .16 8. 239. 240. 245. 253. 259. 266.268. 283.
Balengkara, jav. Fürst von Bruwaspurwa,
79Bali, Fürst, 126. 227. 261 Bali, jav. Affe (= Välin), 254. 257. 261 Bali, Insel 136. 181.199. 201. 239. 277.279.
285. 286. 293. 295.300. Tafel 2 11.214 -2 19 Balia ,m al. ( = Välin), 42. 43. 44. 48. 49. 50.
51. 165. 198. 243. 246. 247.255 B alia Dari, mal. Nebenfrau Dasaratas, 31.
32. 39. 90. 243 Balikas, jav. Sohn des N iti K uw atja von
Bruwaspurwa, 68. 69. 79 Balikas, mal. Fürst von Biruhasja Purwa,
29- 30. 253Balin, 125Balitung, alt-jav. 135. 274 Baljadaru (-i), jav. G attin Adisërat Maha-
radjas (Dasarata) und Mutter Ramas, 70.
75Balor, 99
Bana, jav. mal. 254 Bäna, 221 Bända-Distrikt, 14 Banda Nala, mal. Fürst, 59 Bandondari, jav. Gattin Adisërat Maha-
radjas und Mutter Lësmanas (Laksmana),70. 74. Siehe Dewi Rago (-u)
Bandondari klalar, jav. Ebenbild Bandon- daris, G attin Rahwanas, 74. 75. 79
Bandung Bragosa, jav. Fürst, 256 Bangkok, 130. 287B a Puon, 130. 177. 221. 283. 284. 285. 286 Bara, 195. Tafel 222. 223 Barabudur, Stüpa. IX. 22. 134. 135. 137.
1 5 2 .18 1.18 2 .19 9 . 202. 204. 205. 206. 207. 208. 2 11.212 . 215. 216.219. 220. 230. 274. 278. 279. 284. 298
B arnett, 261. 263 Barros, 268 Baruna, alt-jav. 178 Basmalocana, 99 Basrah, 249Bastian, 99. 246. 263. 267Basuki, ja v. ( =Väsuki), 66.70 .71.74.75.8 8B ataks, 197B atara Sakra, jav. V ater der T ariw ati, 77 B atara Tantra, jav. V ater der Taraw ati, 73 B atavia, 16B atlaw idjan, jav. 67. 70 B atu h Gunung, mad. (= jav. W atu Gu-
nung), 254 Baumgartner, 10. 13. 225. 226 B äyubrata, alt-jav. 242 Bebickhem ( = Vibhisana), 268 Benares, 105. 129. Tafel 101 Bëndondari, jav. mal. (= Bandondari), 255 Bengalen, 14 .16 .9 7 .9 9 .1 0 0 .10 1 .1 1 0 . 213.
226. 239Bengali, 13. 82. 97 Benjanen, 110. 239 Benyakai, siam. 267 Bëradan, mal. (= Bharata), 264 Bërdana, mal. (= Bharata) 32. 36. 38. 39.
40. 51. 61. 62. 153. 156. 240. 255. 264 Bërdona, jav. (= Bharata), 75. 84. 240. 264 Bërga Singa, mal. Schwager Rawanas, 29.
41Bërgawa, jav. Jugendname Ramas, 70. 75.
76. 84. 254Bërhala Sudamani, mal. Palast des Patala
Mahi Rani, Sohn Rawanas, 56
Berlin, X, XI. 296 Bërm a Dewa, mal. Asket, 32 Bërm a Kom ala, mal. (D ew i--).H ervo rge
zauberte G attin Balias, 42 Bërm a Radja, mal. G roßvater Rawanas,
29. 30. 253 Bërma Radjadiradj a, mal. Name eines Prin
zen, 242Bëtara (-i) Brahm a, mal. (= Brahman), 36.
55Bëtara Dewa, mal. 35 Bëtara Guru, mal. 36 Bëtara Indëra, mal. (= Indra), 43. 52. 60.
Siehe Indëra Bëtara Ram a, jav. 78 B etlawa, jav. Sohn Ramas, 258 Bhabänicharana, 267 Bhägavatapuräna, 9. 25. 85. 109. 110. 128.
231. 232. 286 Bhambor, 261 Bhandarkar, 130. 225. 273 Bhânu Bhatta, 226 Bharadväja, 5Bharata, Bruder Rämas, 4. 5. 7 .10 . 84. 94.
1 4 3 .1 5 1 .15 3 .15 4 .1 5 6 .1 5 7 .1 5 9 .17 7 . 280. 281. T afel 17. 22. 23. Siehe Brangta, B ërdana, Bërdona etc.
Bhäratam anj ari, 120Bhäratayuddha, alt-jav. 120. 233. 234. 253Bharhutstüpa, 127Bhärgava, 124. 150. 259Bhäskara, 125Bhäskari, 125B hattikävya, 13Bhavabhüti, 1 1 .1 2 . 27. 123. 124. 127. 231.
Bhävärtharäm äyana, 225 Bhima, 225Bhirukaccha Pura, xio. i n Bhoja, 226Bhom akävya, alt-jav. 233.Bhrgu, 140 Bhrgukaccha, 110 Bhuiyas, 16
Bhuvanaikam alladeva, 300 Bibiksana, mad.? (= Vibhïsana), 268 Bibisanam, mal. (= Vibhïsana), 268 B ibitbis, jav. Sohn Rahwanas, 75. Siehe
Bubutbis Bibitsam uka, ja v. 75 B ibu Sanam, mal. (= Vibhïsana), 29. 30.
34 .4 1.4 4 .4 5 . 5 3 .55 .56 . 57. 58. 59. 60. 61. 62. 98. 109. 238
Bidasari, mal. 249. 261 Bikram a Dewa, mal. 32 Bim a, jav. (= Bhïma), 248. 258 Bim atjalam , mal. Berg. 35 Bimbisära, 22Birma, 17. 130. 145. 216. 247 Biruhasja Pura, mal. 28. 29. 30. 108. 110.
238Bisam uka, jav. Affe, 80 Bisawarna, jav. (= Vaigravana), 68.69.86.
253Bisnu, jav. (= Visnu), 66. 67. Siehe Wisnu Bisnu, mal. (= Visnu), 33. Siehe Maha
Bituhung, ja v. Name des Indradjit, 255Blagden, XBlanceflor, 241B litar, 179. 274Bod, 228Boräm, 16Borneo, 269Bosch, X. 203. 207. 208. 275. 298. 299 B otlawa, jav. Sohn Ramas, 258 Brahm a, mal. Siehe Bëtara Brahm a Brahm an, 12. 85. 86. 134. 137. 140. 149.
174. 223. 231. 266. 276. T afel 89 Brahmändapuräna, 10 B rahm ävaivarttapuräna, 97 Bram a, jav. 66. 88 Bramaradja, ja v. Fürst, 67. 253 Brandes, IX. 65. 182. 184. 191-199. 203.
207. 208.216.230. 233.234. 235. 252.269. 270. 274.276. 277.284.285.286.287.289. 290. 291. 292. 293. 295. 296. 297
B rangta, jav. Sohn Dasaratas, 75. 76. 84
B rata, jav. 84B rata Juda, jav. Name eines Gedichtes,
258Bratasena, jav. (= Bhïma), 258 Brhatsam hitä, 126. 297 British Museum, 300 Broach, 96. i nBrubok, jav. Name eines lakons, 252 Bruwaskanda, jav. Name eines Reiches,67.
(= Bruwaskandi)Bruwaskandi, jav. Name eines Reiches, 67.
70-253Bruwaspurwa, jav. Name eines Reiches,
67. 68. 69. 79. 80 Bubutbis, jav. Sohn Rahwanas, 255. Siehe
BibitbisBuddha, 22. 127. 176. 198. 206. 223. 247.
255.284. 288 B udjangga Lawa, jav. Sohn Ramas, 258.
Siehe B utlaw a, Betlawa, B otlawa Buginesen, 256 Bühler, 121, 230B u ju t Trakjana, jav. Asket, 254 B u kit Sërandib, mal. (= Lanka, Ceylon),
28. 29. 61. 237. 258 B uljatiga, jav. Name eines Reiches, 256 Bundelkhand, 15 Burgess, 226. 259 Burm a. Siehe Birma Buru, 240Butlawa, jav. Sohn Ramas. 79
Qailendra, 134.135. 136. 211. 212. 216. 299 Qaivas, 15Caland, 263. 266. 267. 268 Calcutta-Inschrift, 300 Calukya, 128. 240. 273. 299 Qambara, 90 Cambodja, 18. 130. 221 Campä, 207. Siehe Tjëm pa Cams, 18. 130. 221 Candrakïrti, 299 Candranakhä, 85
Candravatï, ioo. 143. 260 Qarabhanga, 5 Qarayü (Sarayü), 8. 156 Qatrughna, 4. 8 .10. 89.143. 240. Siehe T ji
tradana, etc.Qatrumardana, 240 Qatrunj ayam ahätm ya, 89. 226 Celebes, 237 Qesa, 10. 138. 241 Qesagäyin, 138Ceylon, 16. 100. 101. 124. 237. 247. 258.
262. Siehe Selan, Si-lan, B ukit Sërandib, Simhaladvïpa, etc.
Chandra Das. Siehe Sarat Chandra Dâs. Chandravati. Siehe Candravatï Chat Keo Mali, siam. Name eines Schir
mes, 271Chaturapak, siam. Großvater Totsakans
(Rävana), 259. 271 Chau-Ju-Kua, 237China, 18. 199. 209. 212. 217. 293. 296Chitor, 291Chiven, (= Qiva), 86Chorasan, 55Chou-Chi-Chang, 296Chu’ung-Tu’, annam. (= Räma), 18Citarkot, 14Citraküta, 5. 14Citralaksana, 125. 126. 200. 201. 297 Citrängada, 83Qiva, 4. 11 . 16. 21. 24. 27. 85. 86. 94. 95.
12 4 .1 2 8 .1 3 3 .1 3 4 .13 5 .13 7 .14 1 .1 5 0 .17 3 .181.18 2.223.232.253.267. 271.282.288. T afel 89. Siehe Sayom puvanat
Qiva Guru, 68. 86. 88. 140. 276. Siehe Bë- tara Guru
Qivarämeryuddha, 16..Codex Malcolmianus, 91 Coedès, 221. 273. 284. 287 Cohen Stuart, 258 Cola, 213 Qrävasti, 127. 128 Qrï, 92. 235Qrï Harsavardhana. Siehe Harsavardhana
Qrinagar, 15Qrimän Aryyasam arottungga, a ltjav. 135.,
274Qrï Sanjaya. Siehe Sanjaya Qrïvijaya, 135. 20 7.211. 212. 213. 214. 274.
298. 299Crooke, 91. 98. 197. 227.259.260. 262.295 Quka, 248. 250. Siehe Sukasarana, Sukha-
Cunningham, 127. 272. 273 Curpanagei, tam. (= Qürpanakhä), 109 Qürpanakhä, 5. 25. 85. 124. 128. 159. 160.
219. 231. 238. 271. T afel 28. 29. 31. 92. Siehe Sura Pandaki, Sarpakanaka, Sama- naka 'etc.
Qürpanakhï, 109
Dagakantha (= Rävana), 250 Dagänana, 18. 89. 289.Dagaratha, 4 .10 . 18. 83. 84. 85. 89. 90. 91.
94. 100. 105. 107. 108. 117 . 124. 125. 126. 13 9 .14 0 .14 2 .14 3 .1 4 4 .14 5 -1 5 1-153- 155- 156 .177 .231.239 .24 0 .2 6 0 .272. 281.300. Tafel 4 .5 .1 6 .18 .2 0 . Siehe Dasarata, Adi- sërat etc.
Dagarathaj ätaka, 105. 106. 108. 127 D aitja Sumangli. Siehe Sumangli Dajakram a, jav. mal. Sohn Dasaratas, 255 Dajaprana, jav. mal. Sohn Dasaratas, 255 Daksa, alt-jav. 136. 274 Dalton, 227 Dandaka, 5. 149Dapper, 90. 93. 260. 266. 280. 283 Darawati, jav. Siehe Drawatipurwa Darbha Malliputra, 296 Daruki, jav. W agenlenker Rahwanas und
Kërsnas. 257 Darw ati Purwa, mal. Name eines Reiches,
34 - 36 . 47Dasabahu, jav. Name des Ardjuna W id
jaja, 72Dasabodja, jav. Name des Ardjuna W id
jaja, 72
Dasampani, mal. Vogel, Bruder des Gë- ruda, 33. 48
Dasamuka, jav. Jugendname des R ahwana, 68 ff. 84. 252. 253
Dasam uka tapaturu, jav. Name eines la- kons, 252. 255
Dasarata, jav. V ater Ramas, 70. 74. 75. 84. 91. 254. 255. Siehe Dim ahradja
D asarata,m al.V ater Sëri Ramas, 30.31.32.
33- 35-36.394°- 464 9 -5 i- 89.100.108.242 D asarata Maharadja, mal. 253 Dasarata Raman, mal. U rgroßvater R a
mas, 30.239 D asarataTjakraw ati, mal. G roßvater R a
mas, 30. 35. 83. 253 Dasarata T jakraw at Sërat, mal. (= D.-
Tjakrawati), 239. 253 Dasserat (= Dagaratha), 253 D astarata, mal. (= Dasarata), 84, 239 D atiD jënggala, mal. weiblicher Dämon, 49 D ati Kaw atja, mal. Fürst, V ater der R aksa
Pandi, 28. 29. 207. 253 D ati Përdjangga, mal. rëksasa-Fürst, 29 Datiwikram a, jav. Sohn des Tjibisana,
F ürst über N galëngka, 79 D aya Räm Sahni, XI. 127. 219. 220. 273 Deogarh, 127. 219 ff. 277. 282. T afel 90-96 Dërsa Singa, mal. Sohn der Sura Pandaki,
41. 45Dëstarata, jav. (= Dhrtarästra), 83. 84 D evadatta, 89 D evapäladeva, 214 Devavati, 231 Deviräm äyana, 226 D ewa Agung, bal. 293 Dewi Andjani, jav. Mutter Anomans. 73.
76. 77. 254 Dewi Gotakju, jav., 79 Dewi Kendran, jav. Hauptgem ahlin R ah
wanas, 75. 79Dewi Pratala, jav. Gattin Rahwanas, Mut
ter des Pratalam arjam , 69 Dewi Rago (-u), jav. (= Bandondari), Ge
mahlin Dasaratas, 74. 75. 252. 254. 255
Dewi Rëtna Tjëndila, ja v. 133 Dewi Rontah, javl Gemahlin Gutamas, 71.
73- 78Dewi Sëtjawati, jav. Prinzessin von Nga-
wu Langit, 71. 72. 73. 257 Dewi Taraw ati, jav. Tochter B atara T an
tras, 73. 74 D ewi Tari, jav. Tochter B atara Sakras,
G attin Subalis und Sugriwas, 78. Siehe D ewi Tariw ati
D ew iTariw ati, jav. Tochter BataraSakras. G attin Subalis und Sugriwas, 77. Siehe Dewi T ari
Dharmapäla, 214 Dharmakirti, 214 Dharmaruchi, 261 Dharmm aja, alt-jav. 233 Dhrtarästra, 83. 84. Siehe Dëstarata Dieduksman, 300 Diëng, 207. 211. 216. 298. 299 Diëu-nghiëm, annam. Name des Dämonen
reiches Rävanas, 18 Dignäga, 214. 299 D igvijaya Räm a, 130 D iju, 300 Dilipa, 259Dimahradja, jav. Jugendname des Adisë
rat Maharadja (Dasarata), 67. 70 Dinesh Chandra Sen, X. 16. 17. 82. 97. 99.
100.103.108. 226. 227. 228. 259. 260. 261.262. 263. 264. 267
Dipam kara Atlga, 299 D ivyävadäna, 299Djagini, mal. weiblicher Dämon, 36. 38.
248Djajagada, jav. (= Anggada), 258 D jajasinga, ja v , Fürst, 77 D jaja Singa, mal. Fürst, 54 D jaka Bandung, jav. 133 Djakapitana, jav., 258 D jaladara, jav. Luftw agen Rahwanas, 69.
87D jala Tunda. Siehe Tjandi D jala Tunda Djam a Mëntëri, mal. 29. 59
Djam bu Mangli, jav. Sohn des Dämonenfürsten K u w atja Indra, 66. 67
Djanaka, jav. Jugendname des Ardjuna,
Djandana, mal. Fischkönigin, M utter H anuman Tuganggahs, 263. Siehe Më Matxa
Djanggini, jav. weiblicher Dämon, 76. Siehe Djënggini, D jagini
Djangginiwati, jav. widadari-Gestalt der Djanggini, 76. Siehe Djëngginiwati
Djaraw ati, jav. Name einer Stadt, 256 D jatasura, jav. Name eines Dämonen, 77.
107Djëm bawan, jav. (= Jäm bavat), 74. 79.
258. Siehe SumandaDjëmbuwana, mal. (= Jäm bavat), 43. 51.
55- 56 . 57Djëngganabadra, jav. Bruder der Djëng
giniwati, 256Djënggini, jav. Dämon, 256. Siehe Djang
gini, Djagini Djëngginiwati, ja v. Himmelnymphe, 256.
Siehe D jangginiwati D jëntaju, mal. (= Jatäyus), 47. 48. 198.
246. 268 D jin (Rësi -), mal. 251 Djogjakarta, 174. 270. 274 Döhring, X. XI. 249. 250. 259. 260. 267.
270. 272. 273. 282 Dozon, 238 Draupadi, 23. 83. 94 Dravida, 201. 208. 211. 212 Drawatipura, jav. Name eines Reiches, 67.
71. 73. 74. 80 Dresden, 296 Drewes, 269 Drona, ja v . 248 Dukri (= Düsana), 96 Dundubhi, 6 Dundubhï, 24. 231Durdjajapura, jav. Residenz Ramas, 79 Durgä, 133 Durgäpüjä, 14D urjaPura.m al.ResidenzSëri Ramas, 61.62
Duroiselle, 273. 278Düsana, 96. 128. 157. Siehe D ukriDütängada, 12. 225Duwana, mal. (= Rävana), 92, 236. 251 Dvipadaräm äyana, 97 Dvorak, 206. 207. 298
E ck, Van, 242 Eerde, Van, 136. 137. 275 Ekanätha, 225 Ellora, 128. 163. 212Endrakumala, jav.Tochter Indradjits, G at
tin Butlawas, 79 Enthoven, 227. 260. 262. 263 Erde (Göttin der -), 8 Erlangga, alt-jav. 233. 300 Erp, Van, 135. 274. 287. 298 Esrawa, ja v. ( = Bëgawan Sarwa), 253 Eva , 258
Faria y Sousa, 100 Fauche, 283 Fergusson, 273 Ferrand, 237. 275. 278. 299 Ferrar, 270 Fick, 243Finot, 273. 284. 285. 286 Fleet, 273, 299 Florenz, 296 Floris, 241 Fokker, 263 Foucher, 294. 295 Foum ereau, 227 Friedländer, 248 263
Gädhi, 278Gadjendra, ja v. Gatte der Dewi Rontah,
254Gagak Nasir, mal. 114 Gagasura, jav. (= Sogasura) Sohn R ah
wanas und der Fischprinzessin Gangga- wati, 269
Ganakumara, jav. (= Ganega) Sohn Gurus (Qivas), 88
Gandasuli, "274Ganda Sura, mal. Tochter Rawanas? 253 Gande W ati, mal. Pfeil Sëri Ramas, 36. 37.40. 41. 46. 50. 58
Gandhära, 206. 209. 215. 300 Ganega, 195. 223. 274. T afel 89. 222. 223.
Siehe Ganakumara Gangä, 233 Ganges, 5. 96Gangga Mahadewi, mal. Königin des Mee
res, G attin Rawanas, 28 Gangga Mahasura (~i), mal. Sohn R aw anas und der G. Mahadewi, 28. 44. 55. 57. 62. 173. 238
Ganggasura (= Gangga Mahasura), 238.
255Gangga SuraniDewi, mal. Tochter Gangga
Mahasuras, Gattin Kusis, 62 Ganggawati, jav. Fischprinzessin, G attin
Rahwanas, 69Gangsa Indëra, mal. Berg, 35 Gäros, 89Garuda, 138. 221. 223. 240. 241. 243. 247.
286. 295. Tafel 2. 3. 87. 226. 227. Siehe Gëruda
Garudapuräna, 9Garu Langit, jav. (= W agrasinga), 256 Garu Sela, jav. Einsiedelei Gutamas, 254 Gautama, Asket - , 94, 95. Buddha - , 214 Gëdangan, 144 Gëdong Sanga, 298. 299 Gëna (R atu -), jav. (= Tugëna), 84 Gëndara Wanam, mal. W ald, 48 Gëndari, mal. Name eines Heiligen, 41 Gëntaju, jav. (= Jatäyus), 77. 257 Gerth van W yk, 231. 236. 243. 258. 268 Gëruda Ambera, ja v. (= Garuda Mahä- vïra), 257
Gëruda Maha Biru, mal. (= Garuda Mahä- vïra), 33. 58. 62. 240. 257
Gëtah Bandjaran, jav. Dämon, 73. 74. 78 Ghatodara, alt-jav. 235
Ghatotkacägraya, alt-jav. 233 Gi Ganda, mal. Name eines Rhinozeros,
Giling Wësi, jav. Name eines Reiches, 66.67. 254
Godavarï, 207. 212 Gog, 246 Gonds, 15Gopinatha Rao, 126. 128. 227. 244. 272 Gray, 12. 226 Griechenland, 208. 209 Grierson, 225, 226, 260 Groeneveldt, 291Groneman, IX. 21.13 9 -173 . 228. 270. 275.
276. 278. 281.283. 284 Growse, 225. 261Grünwedel, X. 18. 22. 227. 228. 279. 286
G uhyaka, 26Gujarät, 15. 90. 94. 96. 99. 110. u i . 212. 213.227. 268
Gumuka, jav. Diener des Rahwana, 71Gunabhadräcärya, 226Gunda, 128Gupta, 127, 213, 219Gurdamuka, jav. Patih Dasaratas, 70. 74.
255Guru. Siehe B ëtara Guru Guru. Siehe Qiva Guru Guru, H ja n g - , 70. 257 Gutaka, jav. Jüngerer Bruder des Adisërat N jakraw ati und V ater des Rësi Kala, 67. 71. 72
Gutam a, jav. Sohn Gutakas und V ater Subalis und Sugriwas, 67. 71. 73. 74. 254
Gutam a, mal. V ater Balias und Sugriwas,
43- 94- 95- 253
Haafner, 85. 86. 93. 94. 96. 97. 98. 99.100.110. 259. 261. 262. 263. 266. 267. 268
Halumandha, tib. (= Hanumat), 228 Hampi, 128. 219. 220. 221 Hanoemän (= Hanumat), 21
Hanoman, jav. (= Hanumat), 70 Hanoumän (= Hanumat), 129 Hanumaduktarämopanisad, 226 Hanuman, mal. (= Hanumat), 42. 43. 44.
48-60. 62. 94 .16 5.16 6 . 244. 245. 247. 248. 250. 254. 258. 262
H a : numan, siam. (= Hanumat), 250 Hanuman Duta, jav. Name eines lakons.
Siehe Anoman D uta Hanumannätaka, 12. 232 Hanumänraksamantra, 227 Hanuman Tuganggah, mal. Sohn Hanu
mans und der Fischprinzessin, 57. 62. 98. Siehe Machhandamath, Matxanu, Marca- dazou, Tërgangga, Tam nat Gangga etc.
Hanumanyantram, 269 H anumat, 6-8. 10. 14. 16. 94. 95; 96. 98.
99. 103. 108. 127. 128. 129. 164. 165. 170. 1 71 .17 2 .1 7 7 .17 8 .1 8 0 -18 9 .1 9 3 .19 6 .1 9 7 . 198.220.223. 224. 225. 227. 228. 244. 247.249. 250. 266. 267. 268. 277. 284. 285. 289. 290. 292. 293. 295. 299. 300. T afel 40. 41.
45 - 52 . 53- 57- 58. 59- 62.63.65. 8 9 .94- 97- 98. 9 9 .10 1.10 3 .10 4 .10 5-210 passim. 211.
H arivamga, 233 H arsavardhana, 213. 214 H ayam W uruk, alt-jav. 180. 181. 233. 287 Hayas, 16H azäraräm atempel, 128 Hazeu, X. 81. 120 .121. 235. 252. 266. 267.
289. 294 Hellas, 203. 209 Hemacandra, 85 Hem acandräcärya, 226 Hertel, 277H ikajat Sëri Ram a (malay. hikajat), 28.
65. 81. 89. 90 ff. 112. 1 13 -12 1. 156. 177. 1 7 8 .18 9 .19 8 .21X. 231. 237. 239. 240. 241. 242. 243. 244. 257. 266. 267. 281. 282. 283
Him älaya, 14. 15. 130. 213 Hinayäna, 213. 214 Hindi, 13Hindostän, 89. 264
Hinter-Indien, 17 ff. 130 ff. 137. 207. 212. 219 .22 1
Hiranyäksa, 240. 241 Hiuen Tsang, 213 H jang - , siehe - Holland, 145. 193. 249. 252. 293 Houghton, 259H ’o-tön-tinh, annam. (= Ayodhyä), 18Hozee, XHuber, 228Hurton Knowles, 227Husein Djajadiningrat, 252. 269Hvästra, 262
Igvara, 85Idadjil, jav. Satan, 66 Ijzerm an, 212 Ilavilä, 85
Indëra, mal. (= Indra), 37. 54. Siehe B ëtara Indëra
Indëra D jata, mal. (= Indrajit), 28, 30. 36. 37. 41. 44. 45. 55. 57. 58. 59. 60. 62. 237. 238.239
Indëra Kusum a Dewi, mal. Tochter Indëra D jatas, G attin Tilawis, 62
Indëra Puri, mal. Name eines Reiches, 28.29. 30. 108. m . 238. Siehe Indrapuri
Indëra Puspa W anam, mal. Name einer Insel, 34
Indëra W adi, mal. Name eines Prinzen,
Indo-Arier, 209 Indore, u iIndra, 163. 223. 237. 252. 267. 286. Tafel 89 Indradjit, jav. (= Indrajit), 75. 79. 252.
255. Siehe Bituhung Indragiri, jav. Name eines Reiches, 256 Indrajit, 6. 7. 97. 175. 186. 187. 250. 266.
2Ö7.,285. 291. 292. Tafel 7 1 .1 5 9 .16 1 .1 6 2 .163. 165. Siehe Indëra D jata, Indradjit, B ituhung, Megananda
Indrajita, 97. 238
Indranëgara, jav. Name eines Reiches, 256 Indrapura, i nIndrapura, jav. Name eines Reiches, 253 Indrapuri, ja v. Name eines Reiches, 67. 69.
79. 86. Siehe Indëra Puri Indum atï, 94Inggil Bëringgil, mal. Berg, 250. 251 Inthaxit, siam. (= Indrajit), 250 Isläm, 86. 209. 268IspahaBoga.im al. Name eines Reiches, 28.
30. 31. 108. 238. 253 Ispahan, 238.296 Israels, 193 Iswara (= Qiva), 86 Ixora (= Qiva), 85. 86. 92. 95. 140. 141
Jacobi, 8. 23. 24. 87. 121. 225. 231. 266J agat Räm a, 263Jago, rooJainräm äyana, 85Jains, 93. 226Jaipur, Tafel 102Jaksadarm a, mad. 269. Siehe Jasadarma Jamadagni, 125. 272 Jämadagni, 12Jam adipati, jav. (= Yam a), 88 Jamasp, 96Jäm bavat, 187. 292. T afel 174. SieheDjëm-
bawan, Djëmbuwana Janaka, 4. 11. 92. 93. 106. 113. 114. 116.
1 17 .11 8 .1 2 3 .1 4 7 . 225. 260.261. 265.279. 289. Tafel 12
Janakaräja, alt-jav. 115 Janakiparinaya, 225 Janasthän, 14 Japan, 199. 217. 293Jasadarma, ja v. Fürst von Maospati, 73.
75. Siehe Jaksadarm a Jasa di Pura, ja v. 27.65. 234. 235. 255. 257 Jatäyu, alt-kanar. 128 J atäy u s,5 .15 8 .16 1.16 2.16 3 .177.24 0 .26 8 .
T afel 35. 36. 38. Siehe Tjëntaju , Gëntaju Jayabhaya, alt-jav. 233
Jayanagara, alt-jav. 180. 287 Jayawarsa, alt ja v .,'233 Jogiswara, jav. (= yogigvara), 235 Jong, De, 239. 245. 253. 259. 260. 261. 262.
263. 266. 268. 272. 276. 280. 283. 284. Jouveau Dubreuil, 128. 129. 260. 273. 283.
Juynboll, X. 65. 82. 89. 109. 234. 235. 236. 239. 242. 243.244.245. 252.254.259.262.264. 266. 268. 276. 286. 290. 295. 300
Kabandha, 5. 163. 177. 232. 235. 257. 283. Tafel 36
K abil, jav. (Sohn Adams), 66Käbul, 198. 296Kacharis, 89Kachwähas, 15Kägi, 84Kägyapa, 85Kadiri, alt-jav. 120. 233. 234. 287 K äf, mal. Berg, 48 Kaikasi, 8. 85. 231K aikeyi, 4. 90. 91. 94. 100. 107. 151. 152.
153. 154. 239. 240. T afel 16. 18 'K aikeil (= Kaikeyi), 90 Kailäsa, 86. 87. 128. 261. 267. 283 Kaimür, 15 Kaiskindhyas, 238 Kajangan, mal. 268 Kakaw in. Siehe Räm äyana Kakaw in K ala (Rësi -) jav. Fürst von Mantiladirdja,
Pflegevater der Sinta, 67. 71. 74. 75. 76. 79. 80. 255
Kälä, 171Kalam uka, jav. Fürst, 67 Kälanemi, 164. 177. 223. T afel 101 Kälanem ir Lankä B äta, 267 Kalapërgi, jav. Gatte der K ili N jungi (Sar-
pakanaka), 256 Kalasan, 274 Kalhana, 15 Kali, 241K ali (Maharësi -), mal. Pflegevater der Si-
ta Dewi, 34. 35. 36. 37. 38. 47. 61. 62. 92.105. 106. 107
Kälidäsa, 11. 94. 140. 239 K äli Näg, kasm. 15 Kalingä, 213. 264. Siehe Klingalesen Kam adita, jav. Sohn Bram aradjas. Siehe
Ngam adita Kam bar, 109. 226 Kämegwara, alt-jav., 233 Kanada, 13 Känci, 128Kandalisada, jav. (= Kundalisada) Berg,
258Kaniska, 213 Kanwa, alt-jav. 233 Käpus, 16Karadüsanam , alt-kanar. (= K h ara und
Düsana), 128 Karang Tëngah, 274 Karang T ujul, mal. Affenfürst, 51 K am äl, 17 K ärttavirya, 269 K ärttikeya, 279 Kasmir, 15. 120. 213 Kassiopa (= Kägyapa), 85 Katagaran, mal. Berg, 53 Katakasthalas, 238 Katakin, 238 K atakina, 238 K a t Angelino, De, 279 Katjapuri, mal. 251 Kats, 289. 299Kausalyä, 84. 89. 9 0 .14 4 .14 5.15 6 . T afel 4.
5. 20. 22. Siehe Sukasalia, Sukosalja K ävicandra, 12. 16 Käviräja , 13Kawa, mal. (= Eva), 258 Kegini, 85 Këdah, 239 Këdiri, 179 Këdu, 135K eggy (= Kaikeyï), 90Kekaji, jav. D ritte Frau Dasaratas, 255Këkuwi, mal. 240. Siehe Kikuwi
K ëlut, 179 Kelten, 245Ken A(ng)rok, alt-jav. 260. 296 Këndali Sada, jav. Berg, 254 Kendran, jav. Siehe Dewi - Kennjhar, 16K ëra K ëtjil Imam Tërgangga, mal. 250.
251Kern, 81. 120. 144. 232. 233. 234. 265. 266.
269. 272. 275. 278. 282. 287. 297 Kërtabirja, mad. 269 Kërtanadi, jav. mal. 252 Kesarin, 94 Kesi, 94K ëti Bëhara (- Bëtjara), mal. rëksasa, 49.
S o -255K hanitra, 89Khara, 5. 96. 128. 157. 160. Siehe Kisjaar,
Karadüsanam etc.K i B ujut, jav. Pflegevater des W atu Gu
nung, 73K i Kukan, mal. 40Kikuw i Dewi, mal. Tochter Dasaratas, 32.
61. 62. 100. 240K ili Njungi, jav. (= Qürpanakhä), 256Kinsbergen, 294. 295Kisjaar (= Khara), 96Kiskënda, jav. (= Kiskindhä), 77Kiskindhä, 238Kiskindhyä, 238Kismakrënda, jav. Name eines Reiches, 69 Kismawati, jav. Name eines Reiches, 69 K i Subrisu, mal. V ater Gërudas, 33. 47 Klaten, 274 Klein-Asien, 215 Klingalesen, 249. Siehe Kalingä Klinkert, 237. 244. 248 Klungkung, 293Kom ala Dewi, mal. Gemahlin Indëra D ja
tas, 36. 59 Kosala, 89 Kraemer, 88. 259Krësna, jav. (= Krsna), 80. 257. 258 Krishna Menon, 226
Krishna Sastri, 138. 276 Krom, X. 21. 134. 139. 173. 181. 193. 207.
211. 212. 228. 230. 233. 258. 274. 275.276. 278. 279. 280. 282. 286. 287. 289. 293. 297. 298
Krpa, 227Krsna, 14. 15. 26. 126. 134. 137. 174. 179.
180. 225. 234. 273. 287. Siehe Krësna Krsnäyana, alt-jav. 233 Krttiväsa, 97. 226 K ru yt, 247. 249 Ksemendra, 91. 120. 121. 226 K siti R äja, 101Kubera, 271. Siehe Kuvera, Ruperan Kuga, 8. 233. Siehe Kusi Kugiko, 278Kuküä, 100. 143. Tafel 4 Kum bakam a, jav. 253. Siehe A m bakam a Kum ba Kërna, mal. (= Kum bhakarna), 29.30. 44. 55. 56
Kum bakonam, 128Kum bhakarna, 7. 99. 100. 176. 180. 189.
224. 231. 237. 261. 271. 293.295. Tafel 74.75. 76. 209. 211. 213. Siehe Am bakam a, Kum bakarna, Kum ba Kërna, Kum pakan
Kumbhinasi, 231Kum pakan, siam. (= Kum bhakarna) 271 Kundalisada, jav. Berg 79. 80 Kunti, jav. 258Kuntibodja, jav. Sohn der Endrakum ata,
79.258K unti Djënaka, jav. Pflegevater der Sinta,
Kuperan, siam. (= Kuvera), 271 Kuruksetra, 92Kusi, mal. Sohn Sëri Ramas, 62 K u ta Runggu, jav. Berg, 235 Kuvera, 261. Siehe Kubera, Kuperan K uw atja Indra, jav. Fürst, 66. 67. 68
Lagur Katagina, mal. Name eines Reiches, 28. 42. 43. 48. 50. 108. 238
Lahire Dasamuka, jav. Name eines lakons, 252. 253
Lahire Indradjit, jav. Name eines lakons, 252
Lakkanan, alt-kanar. (= Laksmana), 128 Laksamana, mal. (== Laksmana), 250. 251 Laksëm ana, mal. (= Laksmana), 32 ff. pas-
Laksmana, passim. T afel 4. 8. 11. 12. 13. 14 .15 . 21. 23. 24. 25. 26. 29. 32.35. 36. 37. 3 9 .4 0 .4 1.4 2 .4 3 .4 4 .4 5 .4 6 . 48.52.53- 55- 59. 62. 63. 65. 70. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 10 0 .10 2 .10 3.10 4 .17 5 .18 1.18 6 .19 3.2 0 8 .214. Siehe Laksamana, Laksëm ana, Lës- mana, Latchoum ana, Lakkanan, Murdaka etc.
Laksmaner D igvijaya, 267 Laksmi, 92 Lakur, 238 Läl-beg, 17Langka Puri, mal. (= Lankä), 29. 30. 31.
33 - 34- 37 - 4 1 - 42- 44- 45 - 4 6 .5 2 .53- 55- 59-
Lankä, 5. 6. 8 .1 0 .1 5 . 25. 86. 87. 97. 98. 99. 1 2 3 .12 8 .17 1.17 2 . 173. 174 .180 .18 2.18 7.198. 250. 261. 266. 267. 271. 293. Siehe Langka Puri, Ngalëngka
Lankävatärasütra, 18. 248 Lara Djonggrang. Siehe Tjandi Lara
Djonggrang Lasatien, siam. V ater des Totsakan (Rä
vana). 271Latchoum ana (= Laksmana), 129 Latxm an (= Laksmana), 99 Laud, 269Läufer, 125. 272. 296. 297 Lava, 8. 233 Lavana, 8 Law, 242. 280 Leclère, 273 Legêne, 15. 227Lëgutam a, ja v. Name eines lakons, 252.
254Leiden, X. 140. 252. 274. 300
Lëmbu Sura ing nëgara Guwa Kiskënda, jav. Name eines lakons, 252
Lësmana, jav. (= Laksmana), 76 ff. 255 ff. Lësmanadari, ja v. Gemahlin Dasaratas,
255Lësmantaka, jav. Fürst, 71. 72 Lhasa, 135Lingapuräna, 24. 25. 85 Lin T ’ing Kuei, 296 Lippi, 296 Lo, mal. 242 Lodhas, 15 Loeber, 269Logawa, ja v . Jugendname Ramas, 252.
255, mal. 84Lok, mal. Name eines Prinzen, 242Lokam ahädevi, 128Lokapala, jav. Name eines lakons, 252Lokegvaratempel, 128London, XLonghurst, 273Lopburi, siam., 247Lu, mal. 242Luard, 227Lüders, 269Lulius V an Goor, 228. 276 Lumbini, 255Lunet D e Lajonquière, 273. 274 Lupadang, mal. Name eines Reiches, 242 Lurah, mal. Name eines Prinzen, 242
Machhandarnäth, panj. Sohn Hanumats, 98. Siehe Hanuman Tuganggah, Mat- xanu, Marcadazou etc.
Madagaskar, 278Madënda, jav. Name eines Reiches, 256 Madëndapuri, jav. Name eines Reiches,
256 Madhva, 130 Mädhvasekte, 130 Madura, 129 Magadha, 213 Magog, 246
Mahäbhärata, 3. 9. 13. 23. 24. 25. 82. 83.84. 91. 93. 94. 95. 104. 120. 121. 140. 149.164. 225. 226. 231. 232.237. 263. 276
Maha Bisnu, mal. (= Visnu), 33. 34. 35. 36. 37. 39. 48. 51. 54. 141. 246. 268
Mahadeo, 95Mahaloka, mal. Diener Rawanas, 113. 245 Maha Mahrat, mal. Name eines Reiches,
Mahänätaka, 103. 225 Mahäpärgva, 235 Maharadja - . Siehe - Maharama Sura, mal. Dasaratas Minister,
46Mahärästra, m . 225 Mahäratha, 89 Maharësi Kali. Siehe Kali Mahävlracarita, 11. 225. 231. 232. 233. 279.
283M ahävyutpatti, 272 Mahäyäna, 213. 214Mahesapati, jav. (= Mähismati), 254. Siehe
MaospatiMahesa Purusa, jav. Dämon in Büffelge-
Mahesasura, jav. Sohn Mahesa Purusas, 77.
257Mahesawati, jav. Gemahlin Djajasingas,
Mutter Mahesa Purusas, 77 Mahi, guj. Neffe Rävanas, 99 Mahi R ani Suri, mal. Frau des K i Kukan,
40Mahi Rävaner Pälä, 85. 99. 263 Mähismati, 254. Siehe Maospati, Mahesa-
Mahrat, i n Mahrattas, i n M aithiliya, 225Majapahit, alt-jav. 180. 181. 287 Maja Rëtna, jav. Prinz von Mantili, 258 Majuj, 246Makassaren, 246. 256 M alaja Kiri, mal. Berg. 58 Malaka, 266, 268
Mäia Räja, io l Malayalam, 13 Malebaren, 100. 110 Mälinl, 231M älyavat, 27. 231. 271 Mambang, jav. Name eines Reiches, 79 Mambang Bongsu, mal. = Tërgangga, 251 MandaraPuri,m al.ReichdesBibuSanam,29 Mandodari, 8. 91. 98. 121. 176. 240. 260.
272. Tafel 77. Siehe Mandu D aki etc. Mandodarikegagrahana, 99. 121 Mandrapura, jav. Name eines Reiches, 70.
74. 76. 255. 256Mandrapuri, jav. (= Mandrapura), 70 Mandu Daki, mal. Pseudo-Mandu Dari,
Gemahlin Rawanas, 33. 34. 42. 59. 60. 61. 91. 92. 99. 108. 240
Mandudari, mal. (= Mandu Dari), 89 Mandu Dari, mal. Gemahlin Dasaratas, 31.
32. 33. 40. 51. 92. 156. 241. 252 Mandu Dewi, mal. (= Mandu Dari), 31 Mandura Pura, mal. Name eines Reiches,
31. 32. 35. 36. 38. 39- 108 Manggadapura, jav. Name eines Reiches,
256.Mänik, beng. 261 Manik Maja, jav. Satan, 66. 88 Maniparvata, 14 Manoharä, 212 Manoramä, 241Mantala Mariam, jav. (= Pratala Marjam),
Mantharä, 4. 24. 91. 121. 124. 231 Mantiladirdja, jav.N am e eines Reiches, 71.
79. Siehe MantiliMantili, jav. (= Mantiladirdja), 75. 79. 258 Manu, 243Manuram Dewi, mal. Gemahlin des Maha
rësi Kali, 35. 241 Maospati, ja v. (= Mähismati), 72.73. 75.78 Maräthi, 13Marawati, ja v. Name eines Reiches, 255 Marcadazou, Sohn Hanumats, 98. Siehe
Hanuman Tuganggah '
Märica, 4. 5. 98. 112. 113. 128. 147. 161.225. 244. Tafel 11.' 33
Mariccan, alt-kanar. (= Märica), 128 Maritja, jav. (= Märica), 72. 77 Märkandeya, 23. 83. 225. 265 Märkandeyapuräna, 89. 241 Marong Mahawangsa, 239 Marshall, 226Martandja, mal. Diener Rawanas, 245 Maruta, jav. 76 Mathurä, 14. 15. 300 M atsyädipratimälaksana, 126 Matsyapuräna, m . 265 M atxanu, siam. Sohn Hanumats, 250. T a
fel 98. Siehe Hanuman Tuganggah Maxwell, 92. 107. 236. 238. 239. 250 Maya, 8. 240 M äyävin, 6Mèdaw Kyaung, birm. 130 Meeresgott, 7. 25. 172. T afel 62 Megananda, jav. (= Indrajit), 75 Mëkah, jav. (= Mekka), 66 Mekka, 66Më M atxa, siam. Mutter Matxanus, 250.
T afel 99. Siehe Djandana Membou, birm. 247 Menangkabou, 241Mëndang Kamulan, jav. Name eines R ei
ches, 133Mëntëri Sjaksja. Siehe Sjaksja Merab, mal. (= Am ir Arab), 248 Mërdaka, jav. mal. Jugendname Lësma-
Mesdag, 193 Mintra, jav. 235 Mirab, mal. (= Am ir Arab), 248 Mithilä, 4. 24. 124. 149 M ittel-Java, 22. 131. 133. 134. 135. 136.
179 .19 2 .19 4 .19 6 . 200. 206. 209. 211. 212.215. 216. 229. 231. 275.298
Mojundar, 226 Mokalji, 291 Monaguna, alt-jav. 233 Mongolei, 135
Monier Williams, 14. 15. 226. 227. 272. 280Moor, 163. 168. 243. 268. 278. 283Mounier, 235Moura, 227Mucukunda, 296Mudävasu, 89Mukasinga, jav. Spion Rahwanas, 69 Mula Patani, mal. Fürst, 59 Müller, X . 227Muntaradi, jav. Jüngerer Bruder des Adi
sërat N jakrawati, 67 Muräri, 12. 232 Muräri Gupta, 228Murdaka, jav. Jugendname Lësmanas, 75.
76. 84. 252. 255 Muusses, 245. 287 Mysore, 128
Nabi - . Siehe -N aga Pratala, ja v. Drache, 67Nägarakrtägam a, alt-jav. 181. 235. 241.282N ägärjuna, 2x4Naighantuka, 272Nala, 226N alakuvera, 261N älandä, 213. 214. 215Nandi, 174N ang Sida, siam. (= Sitä), 250. 261N ärada, 140. 225Naraharitlrtha, 130Naran, mal. Fürst, 29. 238. 253N arana (= Naran), 238N arantaka, mal. Sohn Rawanas, 57N arataka, jav. Sohn Rahwanas, 255Näräyana, 15Narmadä, m . 213N athlaung Kyaung, birm. 130Nau, 226Neger, 144. 278Nepal, 213. 223. Tafel 100Nërada, jav. (= Närada), 67. 73. 86Ngalëngka, jav. (= Lankä), 68. 69. 72. 73.
74. 77. 78. 79. 257
Ngam adita, jav. Sohn Bram aradjas, 67 Ngawu Langit, jav. Name eines Reiches,
71. 72 ■Nighantu, 272N i Indratna, jav. Gemahlin Tjitrabahas,
Mutter Rahwanas, 68. Siehe N iti Indratni Nikasä, 85 Nila, 238.292N ila Anggada, mal. Affe, 53. 54. 238 N ila B uta, mal. Sohn Sëmburanas, 51. 53.
238. 247 N ila Kom ala, mal. 238 N ila Purba (Parba), mal. Heilige, 35. 238 N ilaTjakraw a, mal. Heilige, 42. 44. 45. 238 Nila Utam a, mal. Gemahlin Rawanas, Mut
ter Indëra Djatas, 28. 237 Nilawi, 249 N ilotama, 237 Nisäda, 5. 243N iti Indratni, jav. (= N i Indratna), 85 N iti K uw atja, jav. Fürst, 66. 67. 68. 69 N ivätakavaca, 237Niwa Rani, mal. Name einer Frau, 57 Noach, 66Nord-Indien, 14. 16. 17. 98. 121. 127. 134.
214. 267. 286 Nuh, jav. (= Noach), 66 Nukmanontari, ja v. N ym phe, Frau A di
sërat N jakrawatis, 67 N ur Rasa, jav. 88 N ur T jahja, jav. 88 Nuwana, jav. Heilige, 256
Oldenberg, 12. 153. 225. 280 Oldenburg, Von, 127. 272 Opak, 134 Orissa, 124. 130Ossenbruggen, Van, 198. 294. 295 Ost-Java, 13 1 .1 3 5 .1 3 7 .1 7 9 .1 8 1 .19 0 .19 6 .
198.200.201.203. 205.207.208. 209. 210.215. 216. 221.230. 231.275.287.288.299. Tafel 220. 221
Oudh, 14
Padmapuräna, i i . 231Pagan, 130. 145. 216Pahäri, 13. 226Päladynastie, 213. 214Palah, 181. 287Pala-väla-däne, singhal. 100Pale W ati, mal. Pfeil Sëri Ramas, 36Pallava, 129Panataran. Siehe T jandi Panataran Pancavatï, 5 Pändavas, 9. 23. 83 Pandji, jav. 260Panjäb, 16. 95. 99. x io. 259. 261 Pantjaradja, jav. Bruder der Bandondari,
70Pantjasona, jav. Zauberspruch, 74. 77 Pantjawati, jav. Reich Ramas, 78 Panuluh, alt-jav., 233 Papuas, 255, 278Paraguräma, 4. 11. 27. 125. 126. 149. 150.
199. 227. 232. 259. T afel 14. 15 Paramesceri, 92. 95Pardana, jav. Minister Adisërat Njakra-
watis, 69. 70. 254 Pargiter, 9. 89. 259 Pariksit, 91 Paris, 296 Parsen, 96Partawidjaja, jav. Fürst von R antjang
Këntjana, V ater des Ardjuna W idjaja, 71 Pätäla, 271Patala Mahi Rani, mal. Sohn Rawanas und
der Përtiwi Dewi, 28. 44. 56. 57. 62. 99.
Pawan-ban, 16 Pawan-ka-put, 16 Pëndawa, jav. (= Pändava), 78 Përdana, mal. V ater Gutamas, Urgroßva
ter Hanumans, 43. 44. 49. 62. 253 Përdana W arna, mal. Fürst, 59 Përdjanggi Sura (Prabu Djanggi Sura),
mal. Diener Rawanas, 245 Pereng, 275Përmadi, jav. (= Ardjuna), 258. 270
Perser, 268 Perseus, 105 Persien, 213. 228. 296 P ërtala Marjan, jav. Sohn Rahwanas, 255 P ërtala Marjan, mal. Sohn Rawanas, 238 Përtala Sëkanda Dewa, mal. Drache, 35 Përtiwi Dewi, mal. M utter Patala Mahi
Ranis, 28 Phipek, siam. (= Vibhisana), 261 Phnöm-Pén, camb. 130 Pischel, 12. 226. 267. 268 Poccari, alt-kanar. 128 Prabantjana, jav. (Hanuman -), 262 Prabhänjana, 262Prabu Djanggi Sura, mal. 245. Siehe Për
djanggi SuraPradjanggi Sura, mal. 113. 245. Siehe Për
djanggi Sura Prahasta, 184 Prah B ät, siam. 247 Prah Räm a Khamhën, siam. 18 Prah Theat Baray, camb., 131 Prajäpati, 8. 85. 231 Prambanan, IX. 1. 22. 133. 134. 274 Pramesti (Hjang-Guru), jav. 70 Pramudita, ja v. W ohnort des Përtala Mar
jan, 255Pranalattan, jav. (= Kabandha), 257 Prapanca, alt-jav., 181 Prasannaräghava, 225. 232 Pratalamahreni, jav. Sohn Rahwanas und
der Kism awati, 69Pratalam arjam , jav. Sohn Rahwanas und
der Dewi Pratala, 69 Pratäpabhänu, 261 Pratim änätaka, 225 Pratiwi, jav. 67Premachandra Tarkabägisä, 272 Preuß, 81. 194. 294 Prthivi, 233 Pulakesin II, 213 Pulastya, 8. 85. 231. 261 Pulo Rantjang Këntjana, jav. Reich des
Partawidjaja, 71
Pulo Salima, jav. Name eines Reiches, 256 Purbatjaraka, 286Purbengkara, jav. (= Tugëna), V ater W atu
Gunungs, 254 Purwakanda, jav. Name eines Reiches, 68 Purwaningdjalma, jav. (Adam), 68. 86 Puskarakända, 263 Puskara-Rävana, 99Puspa D ja ja Krama, mal. Minister des D a
sarata, 30Puspaka, 7. 8. 86. 87. 177. 239. 287. 293 Puspa Ram a, mal. (= Paraguräma), 38. 39 Puspotkatä, 85. 231
Rabon (= Rävana), 98 R ädhä Krishna, 14 Raffles, 258. 268Ragastina, jav. Name eines Reiches, 74.77.
78Räghava, 115. 116. 279 Räghavanaisadhiya, 226 Räghavapändaviya, 13 Raghu, 10. 113. 115. 116. 117 Raghusuta, 115 Raghüttam a, 254Raghuvamga, 11. 94. 149. 201. 239. 261.
269.276. 279. 281 Rago, jav. Siehe Dewi Rago Ragu, jav. (= Dewi Rago), 254. 255 Rahder, 272Rahwana, jav. (= Rävana), 66 ff. passim Räjasanagara, alt-jav. 180 Räjatarangim , 15. 227 Räjendraläla Mitra, 225. 272 Räjmahälen, 89 Räkä, 231Raksa Pandi, mal. Mutter Rawanas, 28 Ram (= Räma), 90. 93. 97. 98. 239 Räm (= Räma), 10 Rama, jav. (= Räma), 66 ff. passim Räma, Räm a Dägarathi. passim. T afel 4.
8. 11. 12. 13. 14. 15. 21. 23. 24. 25. 26. 27.
28. 3 2 .35 - 3 6 .37 - 39 - 40.41- 42 - 44- 45- 46.48. 52. 53- 55- 59- 61. 62. 63. 65. 69.72. 81.
85. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 100. 102. 103. 104. 175. 181. 186. 193. 214. Siehe Rama, Sëri Rama, Bërgawa, Logawa, Ram. Räm, Rämacandra, Räm a Dägarathi etc,
Ram ä VI, siam. 17 Rämäbhigeka, 129 Rämacandra, 130 Räm a Dägarathi, 96. 300 Räm adatta, 300Ram a Gandrung, jav. Name eines lakons,
252Räm a Halabhrt, 262 Räm a H västra, 96. 262 Ram a Kawi, jav. 65. 257 Ram a Këling, jav. 28. 65. 66. 81. 84. 85.
106. 109. 257. 264 Ramakien, siam. 17. 212. 226. 249. 250.
259. 260. 267. 270. 272 Rämalaksam anaki jodl, 16 Räm alilä, 14 Rämalinga, 129 Rämamantra, 1 Rämamohana, 16 Räman, alt-kanar. 128 Räm ana, 18 Rämänanda, 10. 130 Rämanäthasväm in, 129 Räm anavam i, 14 Räm anavaratra, 14 Ram a Nitis, jav. 252. 258 Räm änuja, 130. 280 Rämapäla, 226 Räm apälacarita, 226 Rämaparagu. Siehe Paraguräma Ramäprasäd Chanda, 300 Räm apürvatäpam yopanisad, 226 Ram a sawëg wontën ing Mantili dirëdja,
jav. Name eines lakons, 252 Rämasetubandha, 129 Ram a Tam bak, ja v. Name eines lakons,
235. 252 Räm atäpam yopanisad, 4 Räm äyana, passim Räm äyanacampu, 226
Räm äyana Kakaw in, alt-jav. 27. 65. 107. 109. m . 112 .1 13 -12 1 .1 7 7 .17 8 .18 9 .1 9 0 . 197. 228.232. 233. 234. 235. 248. 265. 282. 289. 290. 291. 292. 293
Rämäyanakathäsäramanjari, 91. 121. 226 Räm äyanam ahätm ya, 10 Räm äyana Sasak, 242. 252. 258 Räm-carit-mänas, 10. 129. 261 Rämegvaram, 15. 128. 129. 247 Räm garh Hill, 124 Rämji-kl-gäë, panj. 16 Räm opäkhyäna, 9. 23. 24. 25. 26. 85. 99 Rämottaratäpam yopanisad, 1. 226 Räm Yasht, 262 Rangga Lawe, alt-jav. 237 Rank, 104. 105. 106. 263. 264 Rantjang Këntjana, jav. Siehe Pulo — Rapson, 225Rassers, 81. 82. 88. 91. 92. 100. 103. 109.
259. 260. 264 R atnasrava, 85R atna Undaradi, jav. mal. Frau Gutamas,
254R atu Baka, jav. 133 R atu Embok, jav. mal. 252. 254 Rävana, passim. Tafel 34. 35. 68. 77. 106.
109 .126 .14 0.16 3. 16 7.170 .19 7. 212. 220. Siehe Rawana, Rahwana, D asam uka,Ra- bon, Rawan, R ävanan etc.
Rävanan, alt-kanar. 128Rävanayuddha, 129Rawan (= Rävana), 85. 86. 96. 140. 141Rawana, mal. (=Rävana), 28 ff. passimRawatadm adja, ja v. mal. 254Réaméa-ke, camb. 18Reik, 264Renek Djintan, mal. Tochter Shah Ko-
bads von Taliwil, 250 Renniacxem (= Hiranyäksa), 241 Rësi Kala, jav. Siehe K ala Rëtna A ju Bandondari. Siehe Bandondari Rgveda, 272 Ridgeway, 227, 290 Rogerius, 85. 99. 263
Ronkel, Van, X. 236. 252. 264 Roorda van Eysinga) 28. 87. 236. 238 Rorukävadäna, 22 Rose, 227. 262Rouffaer, 136. 265. 274. 275. 297 Rsyagrnga, 139 Rudra-Qiva, 16 R udrävatära, 16 Rura (Hjang -), jav. 70 Ruwana, 236R uwatm adja, jav. Sohn Adisërat Njakra-
watis, 67. 70
Sachs, 280Sahabodi. Siehe T ao Sahabodi Sahamalivan, siam. 271 Sahariyas, 15 Sahasrabhuj, 261 Saher, Von, 280 Sahëth Mahëth, 127 Sa jak, jav. V ater der Dewi Ragu, 255 Sakhi Sonä, beng. 261 Sakisar, jav. Sohn K uw atja Indras, 67. 68.
69- 79-253Sakra, jav. Siehe B atara Sakra Sakutum B unga Satangke(i), mal. (= Sitä),
Salomo, 16Samanaka, siam. (= Qürpanakhä), 271 Sampätin, 240 Sänci, 300Sandalindu, singhal. 101Sang H jang - . Siehe -Sang hyang Kam ahäyänikan, alt-jav., 214Sanjaya, alt-jav., 136, 274Sankara V ijaya, 129Sapardan, jav. Affe, Reichsverweser des Adisërat Anjakrawati, 67
Särana, 248. 250. Siehe Sukasarana, Suk- hachan
Sarat Chandra Däs, 272. 299 Sarayü. Siehe Qarayü Sarindib, 258
Sarpakanaka, jav. (= Qürpanakhä), 68. 69.
76- 253Sarti, jav. M utter Sarwas, 253 Sarwa, jav. Lehrer Rahwanas, 68. 85. 253.
259Sarwatjitrabaja, jav. Patih des Sarwa, 259 Sarwwegwara II, alt-jav. 287 Sasrabahu, ja v. (= Ardjuna W idjaja), 72.
Sasrabodja, jav. (= Sasrabahu), 72. 73. 78 Sassi, panj. 261Sastrawati, jav. Gemahlin K u w atja Ind-
Satyaketu, 261 S ’auri, 89Sayom puvanat, siam. (=' Qiva), 271Schanz, 264Schmarzow, 203, 298Schmidt, 237Schrieke, 265. 268Schultze, 197. 247Sëdah, altjav. 233Sëgara W ëdi, jav. Sandsee, 77Sejwäris, 15Sëkanda Maja, mal. Gemahlin Rawanas, 33 Seta Argga, jav. Jugendnamen W atu Gu-
nungs, 254Sela Kuning, jav. Berg, 77 Selan, mal. (= Ceylon), 258 Seligmann, 241. 245. 290 Sëmandara Sena, mal. Minister, 45. 46 Semarang, 258 Sëmbadra, jav. 258Sëmburana, mal. Affenfürst, 42. 43. 51. 52 Sen. Siehe Dinesh Chandra Sen Sërandib. Siehe B ukit Sërandib Sërat Kanda, jav. (Sërat Kanda ning
Ringgit Purwa), Geschichten des wajang purwa, 27. 65. 66. 82. 83. 84. 86. 87. 89. 96. 106. 189. 235. 236. 240. 252. 253. 254.257. 268
Sërat Ram a, jav. Jasa di Puras Bearbeitung des R äm äyana Kakaw in, 1. 27. 3 2 .6 5 .8 4 .10 9 .18 9 . 234. 235. 255. 257
Sëri D jati, mal. (= Trijatä), 54 Sëri Ram a, mal. (= Räm a), passim Sëtjawati, ja v. Siehe Dewi - Sewah, jav. 88Shah Kobad, mal. Fürst von Tahwil, 250.
251Shah Numan, mal. Fürst, 250 Shäl Hamadän, kasm. 15 Shellabear, 28. 236. 238. 269 Siam, 17.130 . 212. 223. 247. 249. 254. 258.261.267. 282. 287.296. Tafel 98,99. Siehe
Sida". Siehe N ang Sida Si Djagur, jav. Name einer Kanone zu B a
tavia, 16 Siettank, 266 Sijëm, ja v. (= Siam), 258 Sikhs, 264Si-lan (= Ceylon), 237Si-louen-tie (= Ceylon), 237 Sim haladvipa (= Ceylon), 237 Sim havakträ, 279 Sindh, 213Sindubanda, jav. Schlange, 78 Singamuka, jav. Spion Rahwanas, 69 Singasari, 140. 195. Siehe T jandi Singa-
Singhasana, mal. Luftw agen Rawanas, 34 Singhalesisch, 13. 93Sinta, jav. Tochter Rahwanas, 75 ff. pas-
Sinta, ja v. Mutter und Gattin W atu Gu- nungs, 254
Sirandïb (= Ceylon), 267 Si Rand jak, mal. Gegner Bisnus, 33. 240 Siri Rama, 123 Sis, jav. Sohn Adams, 88 Sitä, passim. Tafel 13. 14. 21. 24. 26. 28.
32. 34. 35. 57. 60. 80 (?). 81 (?). 89. 91. 92. 10 3 .10 4 .10 9 .110 . i n . 112 .172 . 219. 220. Siehe Sinta, Sita Dewi, Sytha, Site, Sitta
Sita Dewi, mal. (= Sitä), 35 ff. passim Sitäkalyäna, 129
Site, altkanar. (= Sitä), 128 S itta (= Sitä), 97 Sittapanky, 283 Sjair Bidasari, mal. 249 Sjaksja, mal. (Mëntëri Sjaksja), 29. 30. 253 Sjukraadsj (= Sugriva), 98 Skeat, 237. 238. 240. 246. 254 Smaradahana, alt-jav. 233 Smith, 213. 221. 225. 272. 273. 291. 299 Snouck Hurgronje, 252. 270. 289. 294 Sogasura, jav. Sohn des Rahwana und der
Ganggawati, 68 Soma, 240 Somegvara II, 299 Speyer, 300 Sraba, ja v. Affe, 80 Srabanila, jav. Affe, 80 Sri, jav. (= Qrï, Laksmï), 74.75. 77. 80. 235.
255Srigati, jav. Fürst, 67 Sri Gutam a, jav. Siehe Gutam a Srimalahina, jav. Gemahlin W ibisanas, 69 Srimandala, jav. Sohn K u w atja Indras, 67 Sri Mëndang, jav. (D ew i-) Gemahlin Wis-
nus, 71. 74. 254Srinadi, jav. Gefährte Ardjuna W idjajas,
254Sri Ram a, jav. Siehe Ram a Sritrusta, jav. Fürst, Sohn Srigatis, 67 Sriwati, jav. G attin Sasrabodjas und Jasa-
darmas, 73 Srnjaya, 225Sruwenda, ja v. Vogel, 72 Sruweni, jav. Sohn Sakisars, 79 Stein Callenfels, Van, X. 21. 139-174. 275.
281Sten Konow, 226 Subähu, 4. 147. Tafel 11 Subali, jav. (= Välin), 73. 74. 77. 78. 254.
257-258Subana, jav. V ater Sumanglis, 253 Subhata, 12. 13 Subriswa (= K i Subrisu), 240 Sudhana, 211. 284
Sudhanakumärävadäna, 299 Sud-Indien, 2. 17. 85. 90. 101. 110. 128.
129.134. 209. 212. 213. 214. 220. 221. 267.286. T afel 89. 97. 103
Sugriva, 6. 14. 27. 98. 124. 125. 128. 131.14 3 .1 6 5 .16 6 .16 7 .16 8 .16 9 .17 0 .17 2 .17 3 .17 5 .17 7 . 178 .18 7.18 8 . 220. 224. 233. 272. 276. 284. 285. 287. T afel 43. 44. 45. 47. 49.50. 52. 53- 54- 59- 62- 63. 65, 70. 79. 89. 10 3 .17 6 .179 .18 3 .18 5.19 2 .2 0 7 . 211. 215.218.
Sugriwa, jav. (= Sugriva), 73. 74. 77. 78.80. 98. 254. 257. 258. 270
Sugriwa, mal. (= Sugriva), 43. 48. 49. 50.51. 52. 57- 58. 94- 98. 165. 167. 243. 246.
SugriwaSubali, jav. Name eines lakons, 252 Sukasalia, ja v. Gemahlin Dasaratas, 255 Sukasarana, mal. Spion Rawanas, 248 Sukega, 231Sukesi, jav. Gemahlin Tjitrabahas, Mutter Am bakam as, W ibisanas und der Sarpa- kanaka, 68. 85. 253
Sukhachan, siam. (Quka und Särana), 250 Sukhödaya, siam. 247 Sukmapapa, jav. Jugendname Ramas, 84.
255Sukmarara, jav. Jugendname Lësmanas,
84-255Sukosalja, jav. Mutter Ramas, 255 Suksra (Suksara), j av.OheimRahwanas, 253 Suli Nagini, mal. Schlange, 242 Sulinga, jav. Name eines Reiches, 256 Sumali, ja v. V ater der Sukesi, 253 Sumäli, 85. 231. 253. 271 Sum anasäntaka, alt-jav. 233, 269 Sumanda, ja v. (= Djëmbawan), 73. 74 Sumangli, jav. (= Sumäli), 66. 68. 85. 253 Sumantra, 155Sum atra, 1. 2 .13 4 .13 5 .19 0 . 209. 211. 212.
Sum iträ, 116 Sunaya, 89 Sung, 291
Supärgva, 128. 240 Supärigva, alt-kan. 128. 240 Suppanagi, altkanar. (= Qürpanakhä), 128 Suprabhä, 89 Sura, mal. Krähe, 37. 90 Surakarta, 274 Suranggini, mal. Drache, 36 Sura Pandaki, mal. (= Qürpanakhä), 29.41. 45. 46. 56. 96. 109. 238. 243. 245
Surat, 96Suratani, jav. V ater der Mahesawati, 77 Suriname, 15Sur ja (Sang H jang -), jav. (= Sürya), 73Sur jo Putro, 266Sürya, 291Susena, 26Sutiksna, 5Suvaha, siam. Schwester Välins und Su- grivas, 272
Suvarnadvlpa, 214. 299 Suwela, jav. Berg, 78 Svargadvära Mandir, 14 Swara, mal. Krähe, 37. 90 Sytha (= Sitä), 100. 239.
Tabalawi, mal. Sohn Sëri Ramas, 249 Tahwil, mal. Reich des Shah Kobad, 250.
251Taki, mal. Diener Rawanas, 245 T alboys Wheeler. Siehe W heeler Tam a, jav. V ater Sarwas, 253. 254 Tamil, 2.13.8 2.109.110 .226.239. 264.268 Tam nat Gangga, mal. (= Hanuman T u
ganggah), 62. 248 Tandjong Bunga, mal. Reich des Sëri R a
ma, 250 bs Tan-'gyur, tib. 125 Tao Sahabodi Phrom Rüeng Sri, siam. 271 Tapël Adam , mal. 258 Tärä, 169. 170 Taraw ati, jav. Siehe Dewi - Taretäkä Thäkur, 14.Tari, ja v. Siehe Dewi -
Tariw ati, jav. Siehe Dewi - Tasik Wëdi, jav. Sandsee, 78 Tätakä, 105. 123. 145. 146. 150. 158. 177.
219. 234. 272. 290. T afel 9 Tatakakja, jav. (= Tätakä), 234 Tätakeyä, 234 Taw Sein Ko, 17. 273 Telugu, 13. 16. 232 Temple, 99. 261. 262. 263 Ten-galai, 280.Tërgangga, mal. (= Hanuman Tuganggah)
250. 251. Siehe Mambang Bongsu Theseus, 105 Thomas, XThotsa Kan, siam. (Dagakantha), 250.
Siehe Totsakan Thurston, 227. 239. 260. 269 Tibet, 18. 22 .13 5 .15 3 .19 9 . 210. 213. 214 Tiksnägni, 125.Tilawi, mal. Sohn Sëri Ramas. 61. 6 2 .10 1.
249Tilottam ä, 237.Tirthayäträ, 150 Tise, tib . 228T jakra Kusuma, ja v. Sohn Gurus, 88 Tjam pä, Siehe Tjëm pa, Campä Tjandana, mal. (= Djandana), 263 T jandi Banon, 276 T jandi Djago, 197. 198.199. T afel 229 Tjandi D jala Tunda, 196. 215. 216. 295.
Tafel 88Tjandi Këdaton, 295. Tafel 226. 227 T jandi Lara Djonggrang, IX, 131.13 2-178 .
17 9 .18 1.18 2 .18 8 .19 0 .19 1-2 x6 . 219.220. 261. 274.282. 284. 285. 286. 287. 288. 289. 294. 299. Tafel 1-87
T jandi Mëndut, 205T jandi Panataran, IX, 1 .13 1 .1 7 9 -19 0 .19 1 -
217. 219. 257. 278. 288. 293. 294. 295. T a fel 105-210.224.225.230
Tjandi Pawon, 205 Tjandi Sewu, 133 Tjandi Singasari, 195. 284. 285 Tjandi Surawana, 195. 294. Tafel 221. 228
Tjandradewa, jav. Heilige, 74. 76 Tjandra W ali, mal. Götterschwert, 45 Tjaturabaha, mal. 271 Tjaturdjan , jav. Sohn des Tjitrabaha, 69 Tjëm ara Sewu, jav. Berg. 255 Tjëm pa (=Campä), 254 Tjëndana Sëkar, jav., Berg 79 Tjëntaju, mal. (= Jatäyus), 33 Tjibisana, jav. (= Vibhisana) 75.79. 80. 253
Siehe W ibisana Tjinde W ati, mal. Pfeil Sëri Ramas, 36 T jitrabaha, jav. Sohn K u w atja Indras und
der T jitraw ati, V ater Rahwanas, 67. 68. 69. 85. 253.259
T jitra Baha, mal. Sohn Bërm a Radjas, V a ter Rawanas, 28. 29. 30. 253. 271
T jitrabaja, jav. 259Tjitradana, mal. (= Qatrughna), 32. 36. 39.
40. 51. 61. 6 2 .15 3.15 6 . 240 T jitradona, jav. (=Qatrughna), 75. 84. 240 Tjitragada, jav. V ater Adisërats, 67. 83. 85 Tjitraw ati, jav. Mutter Tjitrabahas, 67.254 Tjitrawulan, ja v. Schwester Adisërats, 67 Tonnet, 155Totsakan, siam. (= Rävana), 261. 271.
Siehe Thotsa Kan Trâng-minh, annam. (= Rävana), 18 T rënggana Sëkar (- Sari), jav. Berg, 79 Tribhuwanä, alt-jav. 180. 287 Tridjata, jav. (= T rijatä), 79 Triguna, alt-jav. 233 T rijatä, 171. 183. 187. Tafel 57. 110. m .
T rikaja, jav. Sohn Rahwanas, 255. Siehe Turi K a ja
Trilok, mal. Name eines Prinzen, 242 Trinetra, jav. Sohn Rahwanas, 255 Trisirah, jav. Sohn Rahwanas, 255. Siehe
T uri Sirah Tritrusta, jav. Fürst, 67.68. Siehe Sritrusta Trnawindu, alt-jav. 284 Tugëna, jav. V ater W atu Gunungs, 84. 254.
Siehe Purbengkara T ula Nila, mal. Affenfürst, 51
Tulas! Däs, 10. 12. 129. 225. 226. 261 Turfan, 22 .176Turi K aja, mal. Sohn Rawanas, 57. Siehe
T rikajâT uri Sirah, mal. Sohn Rawanas, 57. Siehe
Trisirah Türken, 249Tuuk, V an Der, 233. 237. 238. 239. 242.
249. 253. 262. 265. 266. 268. 277 Tuw ignja, jav. Sohn Dasaratas, 75. 76. 84 Twibisana, Siehe Tjibisana
Uma, jav. (= Umä), 66 U majana, jav. Frau Balis, 257 U m ajati, jav. Frau Balis 257 U nm attaräghava, 225 U nnata, 259 U pper Provinces, 239 U riyä, 13 U rvasï, 261 U ttam a, 259Uttarakända, 24. 120. 233. 236. 252. 263. Uttarapuräna, 93. 226 Uttararäm acarita, 11. 27.123. 225. 272
Vaigravana, 8. 86. 231. 253 V aikuntha-N äräyana, 138 Vaisnavavandhanä, 228 Välin, 6. 8. 26. 27. 98. 128. 131. 165. 166.
16 8.16 9 .170. 233. 244. 272. 284. Tafel 47.49. 215. Siehe Subali, Balia, B ael.B ali etc.
V älm iki, passim Varäham ihira, 126 V asistha, 124 Vasubandhu, 214 Vasudeva, 272 Väsuki, 66 V äta, 242V at Prah Keo, siam., 130 V a t Xetuphon, siam. 130 V äyu, 66. 94. 95. 96. 110. 242. 244. 262.
Siehe Baju , V äta etc.
Väyupurâna, 85. m . 265 V edavyäsa, 130 Venkataswam i, 227. 232 Verbeek, 274 V eth, 133. 274. 287 Vetsunyan, siam. 271 Vibhisana, 7. 27. 171. 175. 183. 227. 231.
232. 233. 238. 261. 268. 271. 291. T afel 69. Siehe B ibu Sanam, W ibisana, Bibiksana, Bibisanam, Tjibisana, Phipek etc.
V ibixen (= Vibhisana) '268 Vibukaan (= Vibhisana), 268 Vicitravlrya, 83 Vigravana, 253 Vigravas, 8. 85. 231V igväm itra, 4 .10 5 .12 3 .14 3 .1 4 5 .1 4 7 .1 4 8 .
150. 243. 247. 277. 278. 279. T afel 6. 7. 8. 1 0 .12 . Siehe Mintra
V ihan K hot, siam. 130 Vijayanagar, 128. 129. 219 V ikram äditya II, 128 Vindhya, 14. 212. 213. 238 Vinson, 264Virädha, 5. 157. 158. 177. 243. Tafel 24.
Siehe W irata Sëkti Virocana, 126 Vishnuphrom, siam. 271 Visnu, XV. 4. 8. 9. 10. I I. 1 2 .17 . 18. 83. 92.
1 2 5 .12 6 .12 7 .12 8 .13 0 .13 4 .13 7 .13 8 .13 9 . 14 0 .14 1.174 .2 19 .2 2 3 .2 3 1.2 4 0 .2 4 1. 243.247. 273. 275. 276. 280. T afel 3. Siehe Maha Bisnu, Bisnu, Wisnu etc.
Visnu-Näräyana, 12. 138 Visnupuräna, 9. 10. 89 V itru v, 179Vogel, IX, X, 21. 127. 138. 139. 140. 228.
273 - 275. 300 Vreede, 248 V yäsa, 227
W adia, 261. 262. 270 Wagrasinga, ja v. Reichsverweser und
Schwager Rahwanas, 68. 69. 256 W alter, 201. 296
W atu Gunung, jav. Sohn Purbengkaras,71. 73. 83. 86. 254. Siehe Sela Argga
Weber, 153. 225. 226. 262. 264. 280. 281 W estermarck, 242 W est-Ghäts, i nWheeler, 10. 90. 225. 239. 260. 261. 262.
282.283W ibisana, jav. (= Vibhisana), 68. 69. 72.
75. 253. 268. Siehe T jibisana W idjaja, mal. Blum e Maha Bisnus, 246 Wikramawarddhana, alt-jav. 287 W ilken, 197. 239. 240. 241. 244. 245. 246.
249. 255. 256. 261. 295 W ilkinson, 197. 237.238. 246. 247.256.295 W illiams Jackson, 262. 273 W ilmana, jav. Reitdämon Rahwanas,
86.162W ilmanaram ja, jav. (=W ilmana), 69.86.87 W ilmukabahu, jav. Diener Rahwanas, 77 Wilson, 9.12. 83.85.225.227. 259.262.278 W inter, 65. 234. 235W internitz, 3. 225. 226. 228. 259. 266. 269 W irata Sëkti, mal. (= Virädha?), 40. 24.3 W irtz, 121. 260. 263. 266 Wisnu, jav. (= Visnu), XV. 70. 71. 74. 75.
78. 80. 83. 88. 254 W isnumurti (Hjang -), jav. G roßvater der
Baljadaru, 70W isnupati (H jang-), jav. V ater der B alja
daru, 70Wisrawana, jav. (= Vigravana), 252 W ith, 209. 280. 299 Worringer, 196. 295
Y a ju j, 246 Yavabhum i, 214 Yogavagistaräm äyana, 226 Yudhisthira, 23. 83. 225
Zanggi, 33. 240 Zentral-Asien, 230 Zentral-Indien, 16. 264 Ziegenbalg, 86. 94. 95. 101. 141. 259. 261.
262.263.276. 282
E R R A T ADie durch die Ausreise des Autors nach Indien bedingte Eile bei der Fertig
stellung des Druckes trägt die Schuld, daß einzelne Korrekturen nicht mehr
berücksichtigt werden konnten. Die am meisten störenden folgen hier.
S. 2, Z. 8 v. o. statt: Konsonantverbindungen, lies: Konsonantismen
S. 3, Z. II v. o. statt: beherrscht, lies: beeinflußt
S. 6, Z. 6 v. o. statt: Dieser, lies: Diesen; statt: den asura, lies: der asura
S. 14, Z. 10 v. u. statt: Svargadvara, lies: Svargadvära
S. 14, Z. 9 v. u. statt: Teretäkä, lies: Taretäkä
In S 13 und R 55 statt: Geistlichen, lies: Bedürftigen
In R 11 statt: dieser wird als Opfer, lies: diesem wird ein Opfer
In R 149 statt: Patali, lies: Patala
In S K 37 statt: Gajendra, lies: Gadjendra
S. 98, Z. 11 v. o. statt: Subalis, lies: Balias
S. 197, Z. 11 v. o. statt: Wilkens, lies: W ilken
S. 261, Anm. 330 statt: Bali, den Zwerg, lies: Bali, den Fürsten
Außerdem gehört das Bild auf Tafel 152 zur Tafel 154 und umgekehrt.
Kleinigkeiten wie Turfän für Turf an (S 22), Yudhistira für Yudhisthira (S 83),
Düsana für Düsana (S 157), wird sich der Leser schon ausgebessert haben.
Dieses Werk wurde im Aufträge
des Verlags Georg Müller in München von der
Bayer. Hofbuchdruckerei Gebrüder Reichel in Augsburg
hergestellt