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DIE HABSBURGERMONARCHIE 1848-1918 BAND VII VERFASSUNG UND PARLAMENTARISMUS SONDERDRUCK VERLAG DER OSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN wrEN 2000
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Der Dalmatinische Landtag

Jan 28, 2023

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Page 1: Der Dalmatinische Landtag

DIE HABSBURGERMONARCHIE 1848-1918

BAND VII

VERFASSUNG UNDPARLAMENTARISMUS

SONDERDRUCK

VERLAGDER OSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN

wrEN 2000

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C, DER DALMATINISCHE LANDTAG

VOTI ALIXANDER BUCZYNSKI

1 . Die Or,4dnisdtion tlcs Ldn.dta.gs

l)ie dalmatinische Zeitung Ld Voce Ddlmaticd brachte anr 6. April 1861 fettge-druckt in der ersten Kolumue und ar-rf der ersten Seite einen fest-1ich gestimnrienArtikel, der den ,,Festr:rg und den Gllickstag" feierte, da ,,der DalnratilischeL:rncltae, versamnrelt dr-rrch die allerhcichste Weisheit in dieser r-rralten Hauptstaclt,unter hcichsten Auspizien das gloBe Werk beginnt, das der Heimat de1 Ruhm ihresNamens, die Gerechtiekeit und Wahrnehnrung ihrer Rechte, die Unabhingigkeitihres Lebens, die Wohltitigkeit der liberalen uncl rveisen Einrichtlurgen saranrrerensoll. Es lebe l)alnratienl"') Zlrm ersten Male hatte sich ndrnlich in der GeschichteDalnratiens tn Zar'.t (Ztdar)

_ein Landtag versanrnrelt, bestehend ar-rs ger,v:ihltenVertretern cles gesamten Landes. (Jnr 9 {Jhr morgens traten dre Landtag--iabgeord-neten rnit deni Pr:isidenten Spiro Petrovi6 an der-Spitze zLlsanlnlen .rr-,dl.giii3t"r1den Statthalter Laz^r Freiherr von Mamura. Eine Stund" sp:irer begaben iich dieVertreter zur Messe - die katholischen in ihre Kirche r:nd clie orthi>cloxen in dieihre. Nach der Messe erfolete clie festliche Ercjffiiunessirzung. I)ie erste Arbeits-sitzung r,vurde zwei rage sp:iter abrehalte'. l)er Landtag

-*.rrde in der 1g07seschlossener-r Kirche zu St. Anton untersebracht und .r.rbii.b dort ohne RLick-sicht auf die Abnutzullg und den nicht ,inn.,n"rr.n.n Zustand des nunmehrigenLandtausgebir,rdesr) .

lst jedoch die Schafftrng des Dalniatinischen Landtags in der Tar eine solcheStertrstunde in der kroatischen bzr.v. dalmatinischen Geslchicht., rvie dies in dernoben zitierten Zeitungsartikel behauptet r,i..urde? In diesem Zusanrmenh:urg gilt eszr'vei l)itrge hervorzuheben. Erstens trat nelrn Tage nach der bereits errvihnter1Inauguralsitzllng - also anr 15. April 1861 - der ,]Dahratinische, Kroatische undSlawonische Landtag" in Agranr (Zagreb) zu seiner ersten Sitzung zusarlr-1en. InrL:rufe seiner sechsnronatisen Dauer arbeitete dieser Kroatische Landtag an diehnndert GesetzentrvrirG :rtts, die aber - rnit einer einzigen Ausnahnre (d-as sraats-rechtliche Verhiltnis K.roatiens zri lJngarn betretTend) -"von Kaiser FranzJoseph I.nicht sanktioniert rvurden oder die vom Landtag nicht rnehr rechtzeitig .r.i.br.hi.-det r'verden konnten. Der Sabor hatte sich in seiner Adresse sorvohl sesen das

r) Zitiert n:rch Gltc;a Nov,tr, Pn'i dalm:rtinski sabor r clogaclqi s njinr u l.ezi ll)er erstedalrretinisdre Landtag r-rnd clie diesbeziielichcn Ereignisse] (-llaciovi'lnstirirra JAZU tt Zaclru 3,l:rrrcb 1,r57; 5 -1,r, iricr 5.r) Ivo Prnr6' l)alrnatinski sabor 1861. 1912. (1918.) goc1. [Der clahratinischc Lancltag 1r de'J:rhrerr'on 1861 bis 1912 (1918)l (-Radovi clentraJAZU t zatir,25. ztcltr 19i8) 9.3r.7r.

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1952 Drr uarr,rarrNrsr:nr LlNrrlc;

Oktoberdiplonr als auch geeen das Februar:patent ausgesprochelr, :rllch erschiendenr Herrscher dicser Landtag in seinen nicht clas St:ratsrecht betretJbnden Ansich-tcn viel zu revoliltioniir, so claB Franz Joseph diesen schhel'rlich init Rcskript vonl8. Novernber'l 861 entlie8 (clie Ar,rflosung erfolste ar.n 12. Noverlber)r). Gieichzei-tirl rr'.rr, n-ie cnvlihnt, in Zara der- Dahnatiniscl-re Landtrg zusarnnrengetreten, socl:rl3

auf clern von Krorten ber,r,'ohnten Gebiet zr.r,ei Landtage t,irkten - einer in Agriulund einer in Zara,. Das kcjnnte die Fraee aufu'erfbn, w.lmn.L Wien beschlossen hatte,einetr gesonderten Dalmatinischen L:rndtag ins Leberr zu rulin, iinst:rtt rlic lnqo'enzdes l{ro:rtischen Landtages in Asranr einfach aLrfjelren Teil des l)reieinjgelr Konigreiches zu errveitern?

Die zrveite Tatsache, auf die hier ar,rfinerksani sem:rcht u'erden so11, ist clie, claB

die Mehrheit der Manclate inr Dalnr:rtinischen Lrnrlt.iq nicht :ur die Kro:rten ging,sondenr an clie Anqehcjrieen der italienischen Minderheitr). l)iese Trtsache rvirclbesonders d:rnn interessant, wenn sie irr Lichte cles Desintegrationsprozesses be-trachtet rvird, der clie Habsburgerrnon:rrchie dani:rls bereits erlaBt hatte. Ende M:ri1859 hatte n:imlich das italienische Risorsirrcnto im Verein ntit Frankreich clenrK.ri\cl-tunr Osterreich bci Solferirro cirrc velrrit hrcnrlc Nicdcr'lrc.' l.ciScbnclrr. IrlKanrpf r-un clie SchalTuns eines seeinter-r Konigreichs Italien r,var dic italienischeNationalbervesiullg svsterratisch um den Sturz der Habsburgerrnonarchie bentiiht.Dank ihres Verhaltens r'v:ihrend der Revolution 18'+8/r+9 hatten die Kroatendagegen den Rr"rf, trer-re l)iener cler Dvnastie zu sein. Wie ist dann die SchfiTungeincs Landt:iqes zLl erkliren, in denr ltaliener die Melirheit hatten uncl nichtKro:rten?

Um die ljrrstincle leichter zu verstehen, Llnter denen der Wiener Hof dieCriindung eitres eigenen Dalniatinischen Landtages beschlossell hatter, mull zu-n:ichst her-vorgehoben rverden, daB Dahnatierl ein qesonclertes Kronlancl der Mon-archie rvar. Die H:ruptstadt des Koni55reichs D:rlmatien rv:rr Zarl, rvo sich auch clas

Lanclessubcrniurl befand. I)ieses rvar die hochste behordliche lnstanz und an ihrerSl,itzc *trn,l dcr ( iuberir.rtor. Mir dcl N,'trqliederrrng d,'r Venr llturrgsolgnrrisrrionab 1850 bekam diese ober:ste Instanz dann clie Bezeichnung Statthalterei (Lr-roeote-

r) Holtr,ttn Srlorr<<tvrrl:. Llstavni poloiaj i orqanizrrcijl rada Sabor-a I{raljevine Hr-varske iSlavonUe u qr:rclenskour razrlobljr.r njegor-a rlelovanjr (1818. I918.) lDic Vcrdrssr-rnsslase unci clieArbeitsorg:rtrisatiotr dcs Lancltages des Koniglciches I{ro:rtien nnd Sl:rn'onien inr biilgcrh.hen Z.-it.rltcrseinerT:rtiqkeitlil4S 19181;in: RadJAZU393(1981)39-,3(r, lricr50.Zumkro:rtrschcnLanclt:rgr.orr1861 vgl. auch Mtn.JaNa Clnoss, Die Anflingc rlcs rnoclenren I{roltier.r. Gesellschalt, Politik unc'l I{ulturnZivll Kro:rticn uncl -Slarvonien in dcr.r ersten dreiljigJahren nach 18.+8 (-Anton Clinclelr,Reihe zurGeschiclrte cler l)onaurnonalchic uncl MitteLeurop:rs 1. Wicn Kohr Weirn:rr-199i) 75 u6. ArrrrlsLLtct<l zun Cllscntc-utr DEs I{RoATIScH-sTAwoNrscHE^- LaNpr,lcrs uncl cler nlrtion:r1cn Ber,r'egungvonrJaht'c 18.+8. Mit einenr Anh:rnge, enthaltencl d'ie l.ichtisstcn Landtlqs:ktcrr r.onrJahre lfl6l tinclrlls Progrlnun von (). C)stroiinski atrs dcrnJ:rhre 18-18. hre..,'or SrrpHAN Pll,rr<tivr(: (Wien 1861).I)Il Pnoroxor r.r-: oEs risrlnnercHiscHrrN MrNrsrtuurrls 18+8 1867 lin lolsenclcr OMlr.l, V. Abtei-lune: l)ie Ministerien Erzl'rcrzog Rainer uncl Mensdor-f}. IJrnd 2: 1. M:ri 1861-2. Novernbcr 1861,bearbcitet von Stei:ur Malfir (Wien 1981) XXtVt. Nr. 1-15, 173 .-180.

r) Zur Einstellurrg rler It:lliener gcgcniibcl dcn Slas'en in DrLn:rtien inr Vomriirz r.rnd in der.r

tiilrlirgcr J.rfLrcn r-g1. reuestens CuntsLtaNr Ltrn,r,taNN, I)ls l{isolgirnento cler lndcren: ItalicnischeStir.ttnren ztuD ErDanzipatiorsprozel3 in Mittcl- unc'l Siicloster,rropr: in: Bohertria 38 (1997) l-21.

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C)ttc;,r N rs,lrrr >N 1 953

nenza, Nanlesniitvo), der der Statthalter vorstand. l)ieser r.var lanse Zeit (sehr vielllnger als in anderen Kronldndern) ein Militir, der Konrnrandeur: cler k.u.k. Trr-rp-pen in Dalmatien, der sornit gleichzeitig auch an der Spitze der Zivilvenvaltungstaltd. Erst 1902 lvurden cliese beiden Funktionen getrennt. Ab dann lvar: derStatthalter eine zivile Person und beschiiftiete sich nur noch nrit Angelegenheitencier Zivilverwaltuns in l)alnratier-r5).

Nachdem l)alnratien der Habsburgermonarchie eingeliedert worden war,erstarkte in rnanchen kroatischen politischen Kreisen das lJestreben nach einernroglichst raschen Wiedervereir-rigung dieses Teils des l)reieinisen K6nigreichs nritZivilkroatien. Die poiitischen Entr'vicklunsen des Jahres 18(r0 schienen besondersseei5inet, dieses Bestreben neu zu beleben. Seit denr Friihson-rnrer t:rgte in Wien derVerst:irkte l\eichsr:rt, clenr Vertreter aller Kronl:inder ansehcirten, die vorn Kaisererllannt rvorden w:1re11. l)er Vertreter von Zivilkroatien An.rbroz Vranicany-l)obri-novi6 betonte bei einer der letzten Sitzungen, ant 2!. September, den 'Wr-rnsch,

L)alnratien nrit denr ,,Mutterland" zr-r vereinigen. An.r n:ichsten Tag kanr FrancescoIlorelli als Vertreter l)ahnatiens ar-rf clie Frage der Vereinignng Dalmatiens rnitKroatien und Slarvotrien zu sprechen. Er behauptete, dall die Zeit dafiir noch nichtreif sei. Nach Borelli sprach Bischof Josip Juraj Strossruayer als Vertreter Slalvo-triens. Er betonte u'iederurn dic Notr,vendigkeit einer Wieden/ereirlisLlnli Dalrnatiens ntit detn Rest cler Heinrat, und r,varnte dlvor, clall irn Dlh.n:rtinischen Lrndtagwesen cler Entr'vurzeluns der clahn:rtinischen lntellisenz r-rnd Biirgerschaft eineVernachl:issisuns cler Interessen der' ,,slar,vischen Ilevcilkerung" zr-r beliirchtenrv:ire('). Eine Ilanalkotrferenz unter denr Vorsitz des kroatischen B:rnus Felclmar-schall-Leutn:rnt Josipr Flciherl von Sokc'cvi6, die ant 26. Novernber einbemfenr,vurde, rvidtnete clieser Frage ebenfalls ihre Aufirrerksamkeit. l)abei gelanste nranunter anderenl zu dem Schh-rB, dafl eine Delesation zunr Kaiser qesandt lverdensollte n-rit clem Ansr-rchen, Dalnratien, die Kvarnerinseln r-rnd die istrischen BezirkeNovisrad, Volosco r-rnd Albona mit I{ro:rtien zu vereinigen. Obrvohl FranzJosephsich bereit erkl:irte, die Wlinsche hinsichtlich eiirer solchen Wiedervelcinigung inBetracht zu ziehen und wegen r.veiterer Verhar-rdlungen dah-natit.rische Vertreter zurBanalkonfi:renz einzuladel), gestattete es der dalnratinische Statthalter Laz:rr Manru-la in Befolgune eleichzeitig aus 'Wien einseganeener An-uveisunsen den Vertre-

') Die sraatliche Ver-r'valtrttrs r'v:rr bis 1868 in vier Kreisen organisiert, clie rvicdemnr in Bezirkeatrflctcilt rvareu. f)ie kleinste tcn'itorialc Einheit bildctcn die Cienrcinclen. I)er I{reis Zala bestancl nszclut l3ezirketr, clcr Kleis Splhto :rus zwirlI, cler Klcis Rasusl hatte fiinf uncl cler: r,on Clatt:rro vic-rBczilke. Itrsgcsatt.tt gab cs also 31 Bczirke. 18(18 rvurcle in Ubereinstinmunq rnit cler sencrellenNeusliedertrns cler staatlichen Vers-alturgseintcihrns Cisleirl'raniens auf nilttlcrer Ebene die bis dahingeltenclc Einteilung in Kreise unrl Bezirkc aufsehoben. Arr ihr:er Stellc nurdcn inr Bcrcich clesI{iiniereichs l)ahraticn zu'olf Bezirkshauptrlannschaftcu cingeiiihlr, rnld z\\.rr: Zara, Bencovazzo,Scbcrtico, Knin, Sirrj, Mrcarsc:t. Inrotski, Lesna, Clurzola, l{agnsa und Catt:rro. I)rNx9 F6rrrri;,Borba za ponarodivanje op6ina u I)alnraciji (1865 19{X) [Der Kampf um clie Nationalisierung dcrClerueindcn rn L):rhnatien (1865 190(Dl; in: Hnatski narochi prcporod u l)ahlaciji i Istri fDickroatische nationale Wicclerseburt in I)rlnr:rtien r-rnd istrrenl, hrs. vonJakia l{avli6 (Zagreb 1969) 87190. hier 89 tI

(') Plnri:, Dalrtratirrski sabor fl)alrnatinischer Landtag] 1-1. Cllross, Anfiingc des moclerncnKroatren 72 1.

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1954 Du rr,lrm,trrll\cHL LAND r\{ ;

tern l)alniatiens nicht, sich nach Agram zLl begeben (wobei man der Vollstindigkeithalber envdhnen mu8, daB allch nicht alle dahnatinischen Politiker diese Einladr-rngannehnren r.vollten). Wie soll man dieses doppeldeutige Verhalten erkhren? Diefiihrenden politischen Kreise ir-r Wien wollten damals und auch speter Dalnlatienr,veiterhin als gesondertes I{cinigreich sehen. Franz Joseph und seine Ministernreinten, da8 durch eine Wiedervereinigung Dalmatiens mit Kroatien lJngarnmittelbar erstarken rviirdeT).

In Dalrrratien rnachten die dsterreichischen Behcirden das o{lentliche 'Wirken

der Anh:inger einer Wiedervereinigung unmoglich. Diese Anhlnger einer Wieder-vereinigung, die man als Annexionisten (anek-siorlstl) r-rnd Narodnjaken (nnrodniaci,

nazionali) bezeichr.rete, rveil sie sich fiir eine nationale Einrgung, den AnschluB an

Nordkroatien, einsetzten, hatten den meisten EinfluB inr Siiden Daln.ratiens, in denI{reisen Ragusa (Dubrovnik) und Cattaro (Kotor)8). Andererseits unterstiitzten dieBehorden iiberall das Auftreten der Autonomisten (autonoma(i, dntonorni) Anhln-ger der Autonomie Dalnratiens. Die Autonolristen waren iiberzeugte Gegner derWieder-vereinigung und setzten sich fur einen selbstindigen Landtag in Zara ein.Die rreisten Autonon'risten g:rb es in Mittel- und Norddahnatien - in den Kreiser-r

Spalato (Split) und Zara. Als Gegner der-Wiedervereinigung r.vurden sie anf;inglichnicht nnr von der dahnatinischen Brirokratie und der 'Wiener Regierung unter-stiitzt, sondern auch durch die ,,entwurzelte kroatische lntelligenz"')). Die Schaf-fung eines selbstlncligen Dalrnatinischen Landtags (DalmatirLski sabor, Dieta prouinci-ala Dalmata) durch das kaiserliches Patent vorn 26. Febrr-rar 1861 beder.rtete denersten Sieg der Autonomisten. Wichtig ist allerdings zu betonen, da8 im Februar-patent herworgehoben wurde, daB, ,,nachdem Wir iiber die staatsrechtliche Stel-lung unseres Konigreiches Dalmatien zu Unseren Kclnigreichen Kroatien undSlawonien noch nicht endgiiltig entschieden haben, die {iir lJnser KcinigreichDalmatien erlassene Landesordnung detmal noch nicht vollstindig in W.irksamkeittreten" kounel"). Ein solcher endgiiltiger BeschluB ist jedoch nie gefal3t worden.Die Frage der'Wiedervereinigune Dahnatiens mit Zivilkroatien blieb daher auchweiterhin aktuell und erschien in Zukunft regehnlBig auf der Tagesordnung des

Daln-ratinischen Landtassl 1).

7) Prnr6. DaLratinski sabor fDalmatinischer Landt.rg] 17. Die angc{iihrte Argurncntation finc1et

siclr beispielsrveise in der Mir-risterratssitzung voln 6. Mai 1861, vgl. OMR V/2 Nr. 63,32f.3) Nrx3n SraNcl:ri:. Hruatska nacionalna idcologija preporodr.rog pokreta u Dahnaciji. Mrhovil

Par'linovri'r njegov krrrg clo 186c) [)ie kroatisch-nationalc ideologie der Wiedergeburtsbervegung im19. Jal-rlhundert. Mihovil Pavlinovi6 und sein Kreis bis 18691 (Za5lreb 1980).

'r) Srrllco On,A.D, Narodnopreporodno gibanje u l)ubrovniku i Bokr Kotorsko.l 1860/1861.godine lDic nationale 'Wiedelgleburtsbervegurrg in Ragusa und der Bucht von Cattaro in den Jahren1860/611; in: Radovi Filozolskog lakulteta u Zadnr 4 (1971/72) 153-168, hier 161.

1") Karserliches Patcnt vom 2(r. Fcbr-uar 18(11, RGBI. Nr.20,/1861, Art. III, zitiert nach I)rlijsrsnrlrcrrrsr:HrN VsnrassuNcscESETZE lur EnrAurrnuNc;eN, l'rrg. von Eol,tuNl BEtNa.rztx (Wienr1911) Nr. 71.251 .

r) Vgl. MrnlaNa Gnoss, The lJnion of Dalnatia r.vith Northern Croatia. A Crucial Questionof the Croatian National hrtegration in the l9th Century; in: Thc National Question in HistoricalClorrtert, hrs. von I{ay Portcr und Mikulas Teich (Carnbridge 1993) 27{) 293.

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Onc,rNrsarroN r 955

Der trotz des staatsrechtlichen Vorbehaltes 1861 installierte DalmatinischeLandtag hatte 43 Mitglieder, unter denen zwei virilisten waren, und zwar derkatholische Erzbischof sowie der orthodoxe Bischof von Zara. Die restlichen 41waren gewdhlte Abgeordnete . Die 'Wahlen wurden in vier Kurien abgehalten, undzwar in der Kurie der Hcichstbesteuerten, der Stldtekurie, in der Kurie derHandels- und Gewerbekanunern und in der Kurie der Landgemeindenl2). In derKurie der Hcichstbesteuerten wurden insgesamt 10 Abgeordneten gew;hlt. l)ieHochstbestelrerten von Zara wlhlten vier, die aus dern Kreis Spalato drei, die ausdem Kreis Ragusa zwei und die Hochstbesteuerten aus denr Kreis Cattaro einenAbgeordneten. Den Status eines Hcjchstbesteuerten hatten alle jene physischenPersonen, die in den Kreisen Zara, SpaTato oder Ragusa mindestens 100 Guldenclirekte Steuern entrichteten, bzw. 50 Gulden im Kreis Cartaro. In den KreisenCattaro und Ragusa gab es je 74 Hochstbestellerte, im Kreis Spalato 110 und imKreis Zara 158 Hochstbesteuerte. Dies bedeutete, daB ein Abgeordneter durch-schnittlich auf 74 Hochstbesteuerte des Kreises Cattaro kam, auf 36 in Spalato, auf37 in Ragusa und auf 39 in Zara13).

In die S*idtekurie wr-rrden insgesanrt 8 verrreter gcwlhlr. Je einen Abgeordne-ten wdhlten die Stidte Zara, Sebenico (Sibenik), Spalato, Makarska, Ragusa undcurzola (Kordula). Dre Scidte Lesina (Hvar) und cittavecchia (Starigrad), sowiePerasto (Perast) und Castelnuovo (Hercegnovi) wil-rlten gemeinsarn einen Abge-ordneten. In die Kurie der Handels- r-rnd Gewerbekammern wurden insgesamt dreiAbgeordnete gewdhlt. Die Handels- und Gewerbekamrnem der Kreise Spalato undZara wihlten je ein Landtagsmitglied, und die Handels- und Gewerbekammernvon Ragusa und Cattaro gemeinsam ebenfalls einen. Das Wlhlerwerzeichnis wurdevom Gemeindevorstand erstellt. Unabhdngig von der Steuerleistung hatten dasWahlrecht auch Beamte, Marineschreiber, Seefahtskapitdne, Geistliche aller Kon-fessionen, Professoren und Lehrer ofGntlicher Schulen. nichtaktive Offiziere unda1le Personlichkeiten mit einem Doktortitel. Es muB daher herworgehoben r,verden,da3 die'Wahllokale den einfacheren und iirmeren Menschen nicht olTenstandenra).

Die Landgemeindenkurie war in 12 Wahlbezirke aufgegliedert, und zwar:1. Zara., Arbe (l{ab) r-rnd Pago (Pag)2. Sebenico r-rnd Scardona (skradin)3. Bencovazzo (Benkovac), Obbrovazzo (Obrovac) und Kistanje4. Dernis (Drnii). Knin und Vrlika5. Spalato, Trai (Trogir) und Almissa (Omii)6. Brazza (Brat), Lesina (Hvar) und Lissa (Vis)7. Sini

12) Vgl. oben Kapitel I: V,tsIlrl Mrr-tx, Zusamnrensetzung und Wahlrecht der cisleithanischenLandtage. Abwerchend von dcr sonstigcn Ubung erhielten die ribrigen fiinf katholischer Bischofe r-rnclder zweite griechisch-orthodoxe Bischof kcine Vrr:ilstirnmen; die Kurie.der Hochstbesteuerten trat andie Stelle dcs grol3en Clrundbesitzcs.

1r) Prnri, I)almatinski sabor lDalmatinischer Landtag] 17 tI1r) Siehe Vrsrlt1 Mntx, W.rhlcn irn llt.-n Ostcrreich. Anr Bcispicl der Kronllndcr mit slorvc-

nischsprachiger Bevcilkerung (:Anton Gindely Reihe zur Geschichte der Donaumonarchie undMitteleuropas 3, Wien-Kohr Wcinrar 1997), insbes. 131-141.

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1 956 Drn narmarrNrscHr LaNltac

8. Lnotski9. Vrgorac, Makarska und Metkovi6

10. Ragusa und Ragusavecchia (Cavtat)11. Curzola, Stagno (Ston), Orebi6 und Sabbioncello (Peljeiac)12. Cattaro, Risano (Risan), Budua (Budva) und Castelnuovo.

Sie wzihlten insgesamt 20 Vertreter, davon der 3. Wahlbezirk drei Vertreter,dann der 1.,2.,5., 6.,7. tnd 12. Wahlbezirk je zr,vei Vertreter und die iibrigenBezirke je einen. 1904 wurden die Wahlbezirke in dieser Kurie an die Einteilungder Gerichtsbezirke angepaBtr5). I)ie Wahl der Abgeordneten in den Landgenrein-den erfolgte nrittelbar, also riber Wahlm:inner; auf jeweils 500 Einrvohner entfie1ein 'Wahlmann. Auch hier -uvar das Stimmrecht an die Entrichtung einer Steuerlei-stung gekoppelt. Allerdings hatten nur die ersten beiden Drittel der Steuerpflichti-gen jeder Gemeinde das Wahlrecht, und auBer ihnen noch die schon obengenannten,,lntelligenzwihler".

Die Einberufung des l)almatinischen Landtages erfolgte durch den Kaiser undzwar in der l{egel einmal j:ihr1ich. l)ie erste Sitzung des Landtages r,vurde auf den6. April 1861 einberufen und die letzte fiir den 2-1. Januar 1912. In diesemZeitraunt zwischen 186'1 und 791.2 trat der Dalmatinische Landta g nt 44 Sessionenzusanrmen. In rnanchen Jahren tagte der Landtag zweimal, aber es kam auch vor,da8 es einen l:ingeren Zeitabschnitt hindurch keine Sitzungen gab, einrnal sogar fiirdrci Jahre trnd vicr Monete. l)ie Dlucr dcr cinzclnen Lrndtrqssessionen wrrunterschiediich. Die Mehrheit dieser Sessionen dauerte so lange, bis die Tagesord-nung erschopft war. Aber es gab auch Sitzungsperioden, die dr-rrch Wien vorzeitigabgebrochen wurden. Die lCngste Session des Dalmatinischen Landtages dauertezweieinhalb Monate. Dies war 1863, als auch die meisten Sitzungen stattfanden -insgesamt 33. Es gab aber auch Landtagssessionen, die tats:ichlich nur eine einzigeSitzung umfal',rten. So wurde beispielsweise 7876 nur eine Sitzung abgehalten, weildie Narodnjaken, die damals die Mehrheit unter den Landtagsnritgliedern bildeten,den Landtag verlieBen und die Absetzung des LandeshaLrptmannes fordertenl(,).

An der Spitze des Dalmatinischen Landtags standen der Landtagsprlsident (inden meisten anderen Kronllndern wurde er ,,Landeshauptmann" genannt) unddessen Stellvertreter, die voni Kaiser ernannt wurden. Dabei r,var das rvichtigsteKriterium, daB es sich um Personen seines ,,aullerordentlichen Vertrauens" handelnmuBterT). Vorschl:ige der Landtagsabgeordneten, die Wahl des Landtagsprdsidentenund seines Stellvertreters auf die Abgeordneten zLr iibertragen, wurden niernalsan€lenonlnen. Der Landtagspr:isident und sein Stellvertreter waren nicht nur Per-

1') Die damalige Eintcilung der Gerichtsbezirke lar.rtete: - I.Zara, Zaraveccl.ria (Biograd), Albeund Pago - 2. Sebenico, Strctto (Trjesno) und Scardona - 3. Bcncova'zzo, Obrovazzo und Kistanje- 4. Dernis, Knin und Vrlika 5. Spalato, Trar,i r-rnd Ahnissa 6. Lesina, Cittavccchia, Lissa, Brazza

- 7. Sin.1 B. lnrotski 9. Vrgorac, Makarska und Metkovi6 - 10. Ragusa und Ragusavecchia - 11.Curzola, Stagno, Orebi6 12. Cattaro, Castelnuovo, Pcrasto und Budua. Siehe Penr(;, Dalnratinskisabor fDalnratinischer Landtag) IL) f., 22, 27.

r.,) Een. 33 f17) IvaN Gncr6, Klai6eva pisnra Rafi Arneriju lDie I3nefe von I{lai6 an Rafo Arneri]; in:

Zadarska revija .l/5 (1961) 2L)5-316, hier 299.

Page 8: Der Dalmatinische Landtag

OnceNrsarrctN r957

sonen, die das Vertrauen des Kaisers genossen, sondern zr-rgleich Abgeordnete,denen die W:ihler ihr Vertrauen seschenkt hatten. Zu den Pflichten des Landtags-pnisidenten gehorte es, die Landtasssitzungen zu erofTnen, bei diesen den Vorsitz zufiihren und diese, sobald die Tagesordnur-rg erschcipft war, zu schlie8en oder sie

,,auf allerhochste Weisr-urg" aufzulcisenls). Zr-r Beginn jeder Sitzung des Landtaeswurden 6 Sekretire ger,v:ihlt, die abwechselnd und zu zr,veit dern Landtagsprisiden-ten beistanden.

'Wihrend er den Vorsitz bei den Sitzungen hatte, konnte der Landtagsprdsident

sich nicht an der Debatte im Landtag beteiligen. Wollte er dies dennoch t1111, somuBte er seinen Vorsitz an seinen Stellvertreter delegieren und aus der Abgeord-netenbank sprechen. Seinen Platz als Pr:isident des Landtages konnte er erst lviedereinnehn.ren, -uvenn die Abstimrnune zum betreffenden Gegenstand abgeschlossenwar. Der Landtagspr:isident hatte das Recht, die Wahi verschiedener Abgeordneterin Landtassausschr.isse vorzuschlagen und {iir diese zu stimlnen. Dank seiner Posi-tion als Vorsitzender des Landesausschusses (Zemaljski odbor, Giwttd prouincialeDalmata) war er aul'rerdem verpflichtet, an der Wahl der Beisitzer dieses Organs undderen Stellvertreter teilzr-rnehmen. Der Landesausschr-rB war das verwaltende undaus{iihrende Organ des Landtass, das die Landtagsbeschliisse ausfiihrte und Initiati-ven der Landtagsmehrheit r.tmsetzte. Er hatte bis 1902 vier Beisitzer und vierErsatznritglieder. Der Vorsitzende des Landesausschnsses ernannte einen der Beisit-zer zLl seinem Stellvertreter. Die Wahi der Beisitzer r-rnd Ersatzmitglieder er{bletenach Kurien. Das erste Ar-rsschul}nitglied und seinen Stellvertreter w:ihlten dieAbgeordneten der Hcjchstbesteuerten, das zweite dre Abgeordneten der Stridteku-rie r-rnd der Handels- und Ger'verbekamn'rern gemeinsam, den dritten Beisitzer undsein Ersatzr-nitglied w;ihlten die Abgeordneten der Landsemeindenkurie, und denvierten alle Landtagsabgeordneten gemeinsarn. 1902 wurde der Landesar-rsschuB unreinen fiinften Beisitzer salxt Ersatzmitglied erweitert, die beide vorn Plenumgewrihlt wurdenre).

Der Landesausschu8 Lrnterbreitete dem l)ahnatinischen Landtag jihrlich einenausfiihrlichen Rechenschaftsbericht iiber seine Tltigkeit. So wie der Landtag hatteauch der Landesar-rsschuB als sein ausfiihrendes Organ im bestehenden zentralisier-ten VerwaltunF;Ssvsten keinen grciBeren politischen EinfluB. Die Landtaesabseord-neten versuchten jedoch zri vernrciden, daB die AusschuBrnitglieder r.rnd dasPersonal der Landesausschtisse gewcihnliche Beanrten waren, die nur Akter-r bear-beiteten2('). Aus den erwihnten Berichten wird ersichtlich, da8 der Landesar-rsschu8seine Pflichten immer sehr gewissenhaft erfiillte. Er setzte sich vor allem fiirVerbesserungen inr verkehrswesen, irl Handel, in der Landwirtschaft und in

18) Dern Dahnatinischen Landtag standen irn Laule seines 'Wirkens

sechs verschieclene Landtagsprdsidenten vor. Der oiTentliche Notar Dorcle Vojnovi6 und der Anu'alt Vicko Ivdevi6 rvarer-r1c) Jalrrc lane :in dieser Funktion. Ppu6, Dalrratinski sabor [Dalnratinischer Landtagl 35 L

r'') Ern. 38.r(') Tlnrza GaNz,r-Aras, Politika ,novog kurs:r' dah'natinskih pravaia oko Supila i Trumbi6a

[Die Politik des ,,Neuen Kurses" dcr clalrrratinischen Anh:ingcr der Rechtspartci r:nr Supilo r:ndTrunrbiil (Sp1it 1992) 135

Page 9: Der Dalmatinische Landtag

1 958 DEn o,ql,r,ratrNrscHs LaNorac

anderen wirtschaftlichen Belangen Dalmatiens ein, und nach 1870 rrat er fir dreweitere Er-weckung eines kroatischen nationalen llewuBtseins in den dalnratini-schen Genreinden, Schulen und anderen otTentlichen Anstalten ein?1).

(Jm einzelne Fragen im voraus erortern und dem Landtag konkrete Losungs-vorschlige unterbreiten zu kcinnen, bestellte der Landtag aus den Reihen derAbgeordneten einige Ausschi.isse. Manche waren stlndige Einrichtr-rrrgen, wre zurllBeispiel der PetitionsausschuB, der Finanzar-rsschuB r-rnd der VerwaltungsausschuBzur Verfolgung der Tritigkeit des Landesausschusses. Die iibrigen Ausschtisse wur-den den Notwendigkeiten und Gegebenheiten entsprechend gewdhlt. So gab es

zeit$,eiliee Auschlisse fiir Realschulen, fiir Anderungen der Landesverfassung, fiirGrenzziehungsprozesse und fiir die Einfiihrung der kroatischen Sprache in ofTent-lichen Anstalten. Die einzelnen Ausschi.isse hatten mindestens 3 und hcichstens 7Mrtglieder. Manche dreser Mitglieder sa8en gleichzeitiq in zrvei oder mehrerenAusschiissen, und viele von ihnen wurden von Session zu Session imnrer wieder indenselben AusschuB gewlhlt. Jeder Ausschr,rB w:ihlte bei seiner konstituierendenSitzung einen Vorsitzenden, Berichterstatter r-rnd Schrift{iihrer, Llnd erstattete dar-iiber dem Landtagsprisidenten Bericht. Die Landtagssausschiisse konnten einzelneAbgeordnete zu ihren Sitzungen einladen, lvenn diese als gute Kenner des zurDebatte stehenden Gegenstandes galtenl).

2. Die Lan.dtagsabgeordnetert

Die 'Wahlen zum Landtagsabgeordneten standen unter der Leitung von Wahl-kommissionen mit je 7 Mitgliedern. Die'Wahlkommission der Hochstbestelrerten-kurie bestand aus 4 Hdchstbesteuerten und 3 Mitgliedern, die vom Kreishanpt-nlann ernannt worden waren. In der Stddtekurie bestand die-Wahlkontmission ausdenr Gemeindevorstand, 2 Mitgliedern des Gemeinderats und 4 vom Wahlkom-misslr bestimmten Mitgliedern. Die Kommission der Landgemeindenkr-rrie bestandaus 4 von den

'Wahlmlnnern gew:ihlten Mitgliedern r,rnd 3 vom Wahlkommisslrbestimmten Mitgliedern. Jeder Waldort mu8te ein Wdhlen'erzeichnis haben undjeder Wihler erhielt einen Wahlausweis, in dern sein Vor- und Nachnarne, dieOrdnungszahl im Wdhlerverzeichnis, sowie Ort, Tag und Str-rnde der Stimmabgabeverzeichnet wurden. Allein diese Ausweise verliehen den W:ihlern das Recht. das'Wahliokal zu betreten. Hegte die Wahlkommission den Verdacht, da8 eventuelldie Identitlt des W:ihlers nicht richtig war, konnre er von der Stimmabgabeausgeschlossen werden.

Nachdem die Wahlen abgeschlossen waren, sandten die Wahlkonrmissionendas qesamte Wahlmaterial an den Statthalter. Auf Grund der Wahlresultate stellte

rr) Die letztc Session des Dalmatinischen Landtags find vom 2'1. Januar bis 1,1. Februar 1912statt. Aber der LandcsausschulJ setzte seine Arbeit wciter fort. Er sandte seinc Jahresberichte und vieleZuschriften an den Dalnr:rtinischen Lar-rdtag, oblvohl dieser nicht nrehr zus:rnuler.rtrat. PEnr6, D:rlrna-tinski sabor fDaLnatinischer Landtag] 52 f

t) Vgl. obcn Kapitel II: Glonc; Scnnnz, Organe und Arbeitsrveise, Str-ukturen und Lcistungender LanclesvcrtretunEen. S. 1369-1381.

Page 10: Der Dalmatinische Landtag

LaNorac;sa gce()RDNETL 1 959

dieser jedern gewdhlten Abgeordneten ein Wahlzertifikat alrs, das ihm den Zutrittzum Landtag ermoglichte. Danach gineen vom Statthalter a1le Wahlunterlagen anden LandesausschuB. Nach Einsicht in diese Unter-lagen gab der LandesausschuBgesondert fiir jeden Wahlbezirk seine Meinur-rg ab. l)er Landtag muBte auftrunddieser Meir-rung die Wahl eines jeden Abgeordneten beglaubigen. Dafiir wurdendurch den Landtag vier fiir jede Wahlkurie einen - Sonder:russchr.isse gewihlt mitje fiinf Mitglieder-n. Aufgrund ihrer Vorschllge gab der Landtagsprlsident dieBeglaubigung jedes Landtagsabgeordneten als gesonderten Punkt der Tagesord-nun€l zllr Abstirnmr,rng frei. Wenn nicht die absoiute Mehrheit der Abgeordnetenfiir die Beglaubigung der Wahl eines Abgeordneten stimrnte, war dessen 'Wah1

nicht gr-iltig. ln diesenr Fa1l nruBten inr betreflenden 'Wahlbezirk

erner-rt Wahlenabgehalten r'verden. Der Beschlu8 des Landtrges w3r endgiiltigl). In der Praxisnutzten sorvohl die Autononristen a1s auch die Narodnjaken - rvenn sie dieparlamentarische Mehrheit bildeten - diese Vorschrift einige Male zu ihrem Vorteilaus. So erkl:irten die Autonomisten am 28. Februar 1867, als man die Wahl vonMihovil Pavlinovi6 beglaubigen solite, diese fiir nul1 und nichtrg. Nach demWahlsieg der Narodnj:rken drei Jahre spiter erklirten diese einige Abgeordneten-rnandate der Autonomisten in der Hcichstbesteuertenkurie und in der Stidtekuriefir ungtiltig. Sie wollter-r damit die Wahl zweier Ausschu8mitglicder ar-rs denReihen der Ar-rtononristcn vcrhindcrn. Ahtrliches geschah irn November 1876nach denr grciBten Wahlefolg der Nationalen Partei. Obwohl dre'Wahlm:inner des

Landgenreinclenbezirkes Cattaro, Risan und Budua und Castelnuovo neuerlich denehernaligen Abgeotdneten der Narodnjaken und Landtagspr:isidenten StefanLjubiia gewlhlt hatten, n-rachte der Beglaubigunesausschul3 den Vorschlag, seinAbgeordnetenrnandat nicht zu beglaubigen2+).

Wichtig ist herworzuheben, da8 die Stinrnren nicht in a1len Kurien gleichgewichtet waren. Die 'Wdhler der ersten, zweiten r-rnd dritten Kurie entsandtengelneinsanr mehr Abgeordnete als alle Landgemeinden zusamnen. Die Landge-meinden - in denen 1861 mehr a1s 350.000 Einrvohner lebterr wlhlten 20Abgeordnete, rvihrend die 3'1 6 Hcjchstbesteuerten 10 Abgeordnete rv:ihlten. Vor-r

der Gesamtanzahl der Einr,vohner Dalmatiens imJahre 1861 lebten nur 10 Prozentin S*idten und diese wiederum wlhlten B Abgeordnete, bzw. 18,6 Prozent. ImUnterscl-ried dazu lebten in den Landgerneinden, die knapp die HnHte a11er dalma-tinischen Abgeordneten r,vrihlen konnten, insgesanrt 90 Prozent der dalmatinischenEinwohnerschaft2').

'Was kann zur Zugehorigkeit der Landtagsabgeordneten hinsichtlich Partei,Nationalitdt und sozialern Status zwischen 1B(r1 r-rnd 1912 gesagt r,ver:den? l)ieParteienlandschaft Dahnatiens r,var bis an die Wende der siebziger zu den achtziger

r'r) Einzclnc Abgeordnctc, besonclers drc aus den llcihen dcrBegl:rubigungsver{ahrcns die Erklarr.rng ab, sic konntcn den Eidsolchern, sonclern nur dern Kaiser a1s Konig von Kloatien ablegen.trnischer Landtag] ,{1 |

1) Esr. 105 |r') Eel. 20.

l{,, ht'p.-rrtci. g.rbcrr irrr Zugc dc'nicht lielieniiber den.r Kaiser als

Penr(;, Dalnratinski s:rbor fl)alnra-

Page 11: Der Dalmatinische Landtag

1960 l)pn uaru,ttrNrsr:nt LaNl rac

Jal-rren ausschlie8lich von Autonomisten und Narodrlaken geprigt. l)ie Autono-mistenpartei hatte bis 1870 inr Dalmatinischen Landtag die Mehrheir. Danl erran-gen nach zehnjdhrigem politischern Kampf die Naroclnjaken zuru ersten Ma1 delSieg bei den Landtaeswahlen. Obrvohl die Autonomisten fortan in clie l\olle einerparlalnentarischen Minderl-reit abgedrlnst waren, verblieben sie bis zurn LJnter€langder Habsbursemronarchie ein Elernent der dalnratinischen Parteienlandr&aft.'Wenn auch die Anhinger cler Autononristenpartei gegen Ende des 19. Jahrhundertsals Pro-ltaliener (tahlana!il bezeichnet wurden, handelte es sich bei diesen nichtausschlieBlich um ethnische Italiener2('). lJnter ihnen befanden sich, insbesonderein den ersten Jahren, zahlreiche Beanrte kroatischer oder serbischer Herkunft, diein ihrenr wirken getreue Nachfolger der wiener Regierunespolitik waren.

In Cegensatz ztt den Autononristen setzten srch die Anhdnger der Nationalpar-tei (liarodna strdnka) fiir die Vereinigung Dalmatiens mrt Zivilkroatien und dieEin{iihrung der kroatischen Sprache als Amtssprache ein. Zr,vischen 1861 uncl 1B7l)tru€iell sie am meisten zur nationalen und politischen BewuBtseinsbilclung r-rnterden dahuatinischen Kroaten und Serben bei. Die Nationalpartei betonte ihrenprogrammatischen Standpr-rnkt, daB beide ein Voik seien, und daB Kroaten undSerben in jeder Hinsicht in Dalmatren die gleichen Rechte genossen. Als nach demWahlsieg der Narodnjaken anr 25. August 1870 der neue Landtag zu selner ersrenSitzung zusarunentreten sollte, lvurde der serbische Abgeordnete der Nationalpar-tei Stefan Ljr-rbiia von Franz Joseph zum Prlsidenten ernannt2T).

,I)ie neue parlatnentarische Rolle der Nationalpartei stellte diese aber vor ganzandere Herausforderlrnsen r-rnd Versuchungen. Ihre gesanrte Aufinerksanrkeit rich-tete sich auf Berniihungen um die Stirkung des Nationalber.vu8tseins an Schulen,inl Gerichtswesen und in der Verr'valtung sowie auf die Fcirderung des Bildungs-und Gesr-rndheitsrvesens und des Wirtschaftslebens in Dalmatien. Die Einhert inden Reihen der Naroclnjaken begann aber ab 1870 abzubrockeln. In der National-partei zeigten sich nimlich irnmer deutlicher unterschiedliche AufTassungen undStandptrnkte. Daher kam es auch 1873, 1879 und 1892 zu Sezessionen. die zurGrr"indurng neuer politischer Parteien fiihrten28).

r'') Nach olhzicllen Angaben lcbten in der acl'rtzigerJahren cles lg.Jahrhunclerts in Da|narien etu,a27.(X)0 Italicner (rveniser als 6 Prozcrrt cler Bevolkerung), bis 1910 sank cleren Zahl aLrf 1g.000 (nichtganz 3 l)rozcnt). r'gl. Plrnn lJneaNrrsc:n, Die l)eutschen rn C)sterreich. Staristisch-desknptiver-Liber-blick; in: l)ie H:rbsbr:rgernonarchie 18.+8-']918, hrs. von Adarn Wandn-rszkr urd Pcter Uibanitsch III/1: l)ie Volker des Reichts (Wlcn 1()f{0) 3-3 l5-1. hier Tab.1 (l)ie tsevolkemng der Kroril:ilclcr-Cisleithaniens nach der Nationalitlt und nach dcr lJnrsanssspr.achc 185,1 19'10). Ftir.die probler.narikdcr uureangssplacl-renerhebung vgl. E,r'ttt. Bux, l)ie LJr.nuanlpsprachen in Altosterreich zr,vischenAsrtation und Assinrilation. Dic Sprachenstaristik in den zisleiiharrisiher. Volksz:ifiluneel 188r] bis 191i)(=VclofTcnLLi. irunqcrr dcr Korrrrrri,.ion {iir \..rrcrc ( icrehit lrrL. C)rrcrr.cir hr 71. U icr'r lox2).

17) Vlrxosrav Mairnovr6, Jeziino pitanje u doba naroclnoe pleporoda Lr Dalraciji lDieSprachenfrage in der Zeit der nationalen Wieclcrgeburt in Dalnratienl; ii: Hrvatski narodni p..por.odu DaLlaciji i lstri [Die kroatische nationa]e Wiedergeburt rn I)alnatien r-urcl lstdcn], h.g. roti1"ki.Rav1i6 (Zagreb 1969) 219-24] hier 223.

18) Firr einen kurzetr ljbcrblick Libel dic d.rlnratinische Parteienlandschaft nach 1860 vEl.ClllNrlR Sctldot.. Kroatische Nationalpolitik und Jup;oslavensno'. Studien zu n:rtionalcr lnrcr{r.rtiJnlund lcgronaler Politik in Kro:rtien - l)ahn:rtien arn I3eginn des 2{). Jahrhrurdcfts (-sii(losteurof:iischeArbeiten 89, Miinchcn 199()) 72 tr.

Page 12: Der Dalmatinische Landtag

LaNo LacsarcsoRDNETE 1961

Diese Gegensitze und 'Widerspniche in der Nationalpartei brachen zundchstbeziiglich der Frage der Zusamrnenarbeit mit der Regierung in Wien aul W;ihrendsich die einen fiir eine nrehr oder weniger opportunistische Politik der Parteieinsetzten, traten die anderen fiir eine oppositionelle Haltung ein sowie fiir dieErzr,vingune von Regierungsbeschltissen zwecks einer rascheren und allgerneinenBefi-iedigr-rng der unterschiedhchen Bediirfnisse Dahnatiens. Da die Nationalparteiauch nach '1 870 keine starke innere Organisation hatte, gab es hlufig unterschied-liche einander manchnral rvidersprechende - Standpunkte, insbesondere hinsicht-hch der politischen Taktik. Das bekannteste Beispiel dafiir ist 1873 inr l{eichsrat dieZustimmung von fiinf Abgeordneten der Nationalpartei zum Gesetzentwur{ iiberdre direkte r.rnd unrnittelbare 'Wahl der Abgeordneten zum Reichsrat trotz dergegenteiligen -Weisung

des Landtagsklubs der Nationalpartei. Diese fiinf Abgeord-neten verlie8en die Nationalpartei und griindeten ihre eigene Nationalpartei derMitte, die etwas llnger a1s dreiJahre bestand. Die Anh:inger dieser Partei befiir-wor-teten eine 'Wiedervereinigung Dalmatiens rnit Zivilkroatien, rreinten aber ar-rch,

daB rr-rit der Statthalterei in Zara und der Resierung in Wien rnoglichst engzusalnnengearbeitet werden sollte2e).

Zum ndchsten Ilruch in der Nationalpartei karn es 1879, als diese von ihrenserbischen Mitgliedern verlassen wurde. Dem gingen sowohl religicise als auchnationale und politische Zrvistigkeiten voraus. So gab es - vor allenr nach 1878 -heftige Konflikte wegen der unterschiedlichen Standpunkte betrefTend dre Zuge-horigkeit des benachbarten Bosnier-r und Flerzego-,vina. Wdhrend der'Wahlperiodevon 1861 bis 1867 gab es unter den 12 Abgeordneten der Nationalpartei 4 Serben.Zwischen 1867 und 1870 hatte diese l)artei 5 serbische r-rnd 12 kroatische Abgeord-nete, und im Zeitraum von 1870 bis 1876 wieder 5 serbische, aber 2l kroatischeAbgeordnetes"). Als inr Mai 1880 der Dalmatinische Landtag nach mehr als drei

Jahrer-r Pause r,vieder zlrs:lmrnentrat, waren im K-1ub der Nationalpartei nr,rr dieAbgeordneten kroatischer Nationalitlt verblieben. Die Abgeordneten serbischerNationalitlt hatten eine eieene, gesonderte Serbische Partei (Srp-ska stranka) gegrr,in-det. I)ie Bemiihungen einiger Narodnjaken, wieder einen qemeinsalren Klub zuschaffen, waren vergeblich, denn die serbischen Abgeordneten rneinten, sie ,,kcinn-ten einer Vereinigr-rng Dahnatiens mit Kroatien nicht zustimmen"il). Zu tseeinndes 20. Jahrhunderts war die Mehrheit der serbischen Abgeordneten im Dahnati-nischen Landtag r-iberzeuqt, bei derrr .,ncLlen

'Wiener Kurs" handle es sich url die,,Herworhebung des Deutschtums unter der Maske des GroBkroatentums". l)iesalles sei gegen die Serben gerichtet und ziele nur auf ein GroB-Gerrnanien32). Erstnach der Verabschiedung der Resolution von Zara imJahre 1905 kam es lvieder zueiner politischen Ubereinstimrrung zrvischen Kroaten und Serben in Daln'ratien.Ab damals arbeiteten ihre politischen Parteien wieder erfolgreich zuseinrncnrr).

r'r) Prnri:, Dahnatinski sabor fDalmatinischer Landtagl 5(r.3") Nach clen Worten von Mihovil Pavhnovi6 bildeten die Kroaten rv:ihlend der achtzieerJahre

in l)almatien viel Fiinftel der slar'vischen Bcr.okeruns, w:ihrencl die Serben ein Fiinftcl stellten.3r) Ptnr(;, Dalmatinski s:rbor fDalrnatinischer- Landtagl 121.rr) G.tNza-Anas, Politika ,novoq kursa' lDie 1)olitik cles Neuen Kurses] 132.33) Scndor-, I{roatische Nationalpolitik r-rnd Jugoslavenstvo', Kap. III und IV.

Page 13: Der Dalmatinische Landtag

1962 I)er olL,r'rarrNrscsl LaNora<;

ImJahr 1889 konnte die Nationalpartei ihren Wahlerfolg von 26 Abgeordne-tennlandaten aus deniJahr 1883 wiederholen. Die Autonomisten bekamen die bisdahin geringste Anzahl von Abgeordnetennrandaten - nur 6. Mit dieser Anza|l vonAbgeordneten waren sie r-ibrigens bis zur letzten Session des Dalmatinischen Land-tages in diesem vertreten. Der einzige und wichtigste Stiitzpunkt der Autononristenwar und blieb Zara. Die Serbische Partei errans 9 Mandate, was 11111 eins mehr warals bei den vorangegangenen Wahlen. Die Narionalpartei nannte sich ab AugustKroatische Nationalpartei (Hruatska narodnd strankd). 1892 verlieBen jedoch sechsAbgeordnete diese Partei und griindeten ihren eieenen Klub der Kroaten, der inseinem politischen Credo der Rechtspartei (Srrarkd praua) - die in Zivilkroatientitig war - nahestand. In I)ahnatien wurde die Rechtspartei erst 1894 gcgriind.et.Wegen ihres damals noch ar-rsgeprzigten anti-osterreichischen Radikalismuifiihtt.t'tdie Anhinger der Rechtspartei einen heftigen Streit mit der Kroatischen National-partei, die ihrer Meinung nach eine zu nachgiebige Politik gegentiber'Wien fiihrte.Die Rechtspartei nahm 1895 zum ersten Mal an den Wahien zun.r Daln-ratinischenLandtag teil. Obwohl sie danrals nur zwei Abgeordnetenmandare erringen konnte,gewann sie schon bei den Nachwahlen des Jahres 1896 ein Mandat mehr. DieLandtagswahlen 1901 brachten der Rechtsparrei ihren groBten Efolg. Es gelang ihrdanrals nimlich, die Anzahl der Mandate zu verdreifachen. ljnter den fiini lmLandtag vertretenen Parteien iag die Rechtspartei nunmehr nach der Anzahl ihrerAbgeordneten an zweiter Stelle. Die Mehrheit im l)almatinischen Landtas hatter,veiterhin die Kroatische Nationaloarteisa).

Durch den ZusammenschluB der Rcchtspartei und cler Kroatischen Nationaloar-tci entstrnd 1905 die Krortischc P.;.rd (Hruitska srranka). die sich weirerhin ftr.eineVereinigr-rng Dalmatiens mrt Zivilkroatien einsetzte. Der Regierung in-Wien gegen-iber bezog sie eine oppositionelle Haltung. Bei der Festlegung und burchsetr.rtrg d.tin der Resoh-rtion von Fiurne (Rijeka) enthaltenen Politik spielte diese Parteilineentscheidende Rolle. Sie vertrat nirdich die Meinung, daB ,,Kroaten und Serben derSprache und dem Blut nach ein Volk bilden, das untrennbar mit dem Land verbun-den ist, auf dem sie leben". Im selben Jahr rvurde die Kroatische DemokratischePartei (Hruakka demokrdtska stranka) gegrindet, die nach einer Fusion mit der Fort-schrittspanei (l'iaprednd stranka) von Zivilkroatien imJahre 1906 den Namen Kroati-sche Volks- und Fortschrittspartei (Hwatska pukd napredna stranka) trug. Diese Parteisetzte sich ebenfalls fiir die Vereinigung Dalmatiens mit Zivrlkroarien ein sowie fiirdie nationale Einheit und Gleichberechtigunq von Kroaten und Serben. zu denletzrcn Lrndt.rgswlhJcrr in Drlm.rrien irrr lahi. l9U8 rrlten vier Plrteien an. DieKroatische Partei komrte damals als gro8te und einfluBreichste Partei die Mehrheitder Abgeordnetenmandare erringen. In der Nachwahl von 'l 910 konnte jedoch dieKroatische Volks- und Fortschrittspartei ebenfllls ein Mandat fiir sich gewinnen, sodaB seither wiederunr fiinf politische Partcien im Dalnratinischen Landtae vertretenwaren' Es waren dies drei kroatische Pafteien (die Kroatische Partei. die R-cchtsoartci- lriiher Rcine Rechtspartei ltista strartkn praun] - und die Kro.rrischc Volksl und

il) Prru6, Dalrlatinski sabor fDahnatinischer Landtagl 56 l, 63*66.

Page 14: Der Dalmatinische Landtag

L.tltrt acslr;clURDNEf t 1963

Fortschrittspartei), eine serbische (die Serbische Partei) Lrnd eine pro italienischePartei (die Autonornisten-Partei)r'). Von diesen Parteien blieben einzi.c die Auto-nomisten-Partei und die Serbische Partei von Sezessionen ganzer Gr:r-rppen verschont

- sie rvaren homosen und einheitlich.Anders a1s bei den politischen und nationalen Unterschieden Lrnter den Abge

ordneten r-rnd den Parteien, denen diese :rngehorten, sah es hinsichtlich der sozi:rlenZugehorigkeit der Mandatare al1s. In den insgesamt 10'Wahlperioden des Dalma-tinischen Landtags nahmen an dessen Sitzunsen 256 Abgeordnete teil. l)avonwaren 76 verschiedene Besitzer von Ldndereien. Reeder, Hausbesitzer und Hind-ler,69 Anrvllte,25 Beamte in verschiedenen Diensten,20 Professoren, 19 Geist-liche, 17 Notare, 13 Arzte, 8 Richter, '1 Lehrer, 4 Reporter und 1 Schriftsteller.Unter den vermcigenden Besitzern gab es solvohl Adelige als ar,rch lvohlhabendeBtirgerhche. Auch unter den Anr,vilten, Beanrten, Notaren, Profcssorcn, Arztenr-rnd Richtern gab es viele, die iiber Besitz bzrv. Verniogen ver-fiigten. Einige vonihnen hatten hohere Einklinfte aus ihren'r Besitz :rls durch ihren Beruf Ar-r8erdenrso1lte noch bemerkt rverden, daB 48 Abgeorclnete rv:ihrend ihrer Zeit als Abgeord-nete auch Gemeindevorsteher waren urrd eir-rige Landtagsabgeordnete zugleichauch als Abgeorclnete inr Wiener Reichsrat t:itig r,v:rren'r(').

fabcllc- 75: 1)rl Ag(;L(nIDNLTLN zuM l)arr'rarrxrsc:nrN L,A.Nrrar; uNI) IHRE BEnurl18(r1, 1873, 181J5, 1897, 1909 (nach Kuricn)

')u)

EsDDbt)

63 Il, 154 |58 ft.. 62.

Zahl der Abgeorclneten zu Bcginn der Sitzungspenodc

1 861 1 873

Vi+I II Il IV Vr+l II tII IV

GrolSgnrndbesitzerHoher KlerusMittlerer und niederer KlerrrsInclustrie, Hanclel und GerverbeB ilclu ngsbiirserdaton

Aduokatn nd NotdreI ttiu.- ttttrl .\/irt, /i,/rrr/pri,f,ii,,ri rr

LcltrerMcdi:incrTedntiker, htguricurcSt hrlJi s te I lc r, J tt urn a Li s t c n

StaatsbeamteBeanrte d. autonomen Ver-rvaltungH:rus und Re:rlitatcnbcsitzer

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IGesanrtzahl cler Abgcordneten 2+ l0 3 t0 2+ 10 a 3 19

Biirgenrreistel, Gernernder:iteMitelicLlcr cles AbgeordnetenhausesMitglicdcr des Herrenhauses

1 2 7 1

Page 15: Der Dalmatinische Landtag

1964 l)nn oar-ntarrNtscsl LANLTL ac;

Zahl cler Abseordneten zu Besinn der Sitzur.resperiode

1rJ85 I 897

Vi+I II III IV Vi+I II III IVGroBsrunclbesl tzcrHoher KlerusMittlercr r:nd niederer I{-lerusIndustric, Hantlci und Ger,vcrbeBildunesbirgcrdauott

Aduokdtcn und NtttarcLlntu. - tm d MitrelultulproftssorertLtltrcrItledLziru:rTetlniker, lngerieurtSt h rilis t e I lcr, J o t r tnttl t s ter t

StaatsbeanrteBeamte d. autonor.nen Ver-rvaltungHaus- und I\ealit:itenbesitzcr

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2 1 2 -l

1909

Vi+I II tII IV

GroBgrlrndbesitzerHoher I{lerusMittlerer unci nicderer I{lerusInclustrie, Hanclel und Gcrver-beBildunesbirrgerdtlut)n

Aduokatt,rt und NotdreUrfu:. - tutd llittt,lsthulproltssott,rt.Lt,hrcrl,Iedt:i ncrTeclutiker, IngenieureStl t ri-t't * ell e r, J r, u r n al i s te n

StaatsbeanrteBcarnte d. autonomen VenvaltungHaus unci Realititcnbesitzer

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7

Ces.rrrrrz.rhl dcr \bqcor.lrrctsn 2+ 10 fi 3 20

Biirsermeister, GenreinderateMitelieder des AbgeorclncrelrhausesMitglieder clcs Herrenhauses

+ 20

Qr-relle: Pr:nr(:, DaLn:rtinski sabor [Dalratrnischer Lardtael

Page 16: Der Dalmatinische Landtag

LaNlt,q.cs,tgcl(IRDNEf F 1965

w:ihrend einige Landtagsabgeordnete ihr Mandat nicht einnral fiir die Dauer

ei'er- einzig.r-, Wi'hlp..iode zui Ginze ausiibten, gab es andererseits vie1e, die in

.rr*rrt".b.ihener Folge - oder 'rit geringen U'terbrechu".q." - nrehrmals hinter-

ein:rnder eerv:ihlt wurden. Der Anwalt Dr. pero cingnja rvar volle 48 Jahre

hindurch Abgeordr-reter der Nationalpartei - vo1l 1870 bis 1918' Der Besitzer und

Gerneindevorsteher cler Genreincle Vrlika Josip Kuliii6 r'var 3B Jahre lang Abgeord-

neter der Serbische' Partei. 1)er 13lirgernieister der Stadt Spalato, der Arzt

Dr. Antonio -Ba.1amonti, war 30 Jahre lang Abgeordneter der Autonomisten-Partei

iur l)almatinischen LandtagrT).

Dahnatien rvar ein,.1rg",p'othtnes Agrariand' ,1880-lebten beispielsweise

g2,7 7 Prozent der Bevo1k...rr]g .ro. der I ancl-wirtschaft, der Forstwirtschaft und der

Fischerei. Es rvurde aber nie" ein Fischer, ein Arbeiter oder irgendein anderer

Angehoriger cler lrnreren sozialen Schichten der dalmatinischen Bevolkerung zum

Ab[eorcln'eten i'r l)alnratinischen Landtag oder im Reichsrat ge'viihlt' Nur ei.

einziges Mal geschah es, daB ein reicher Bruer zum Landtagsabgeordneten gewihlt

wu.d-e,r). Ris'clie Abgeordneten cler Kroatischen Partei i'r L)almatinischen Landtag

1909 eine Debatte ti-b., die A'derung der W:rhlordnu'g und die Notrve'digkeit

einer Ei'fiihrr-rrrg des allgemeinen uni'eleichen'Wahlrechts fiir die Landtagswahlen

initiierten, entu.Ickelte sich eine Diskuision dariiber, rver iiberhaupt Abgeordneter

sein konnte. Gleichberechtigung und c]leichheit u'urden z. B. vonr Abgeordneten

a.. l"'ag.-ei'clenkurie, d'.nti.rt.eter der I{roatische' Partei u'cl Schriftsteller

Ante Tresi6-Paviii6, nicht gleich interpretiert. Et rvar rvohl fiir- Gleichberecirtigung'

aber nicht auch fiir Gleichieit. Dres Legriindete er danrit, dag es gdlte, die besten

- also die :rngesehensten u'd bestgebiiieten - zr-r wlhlen' I)er Gerichtssekretiir

Dr. Ante Du1ibi6, Abgeorclnete. ir'r -J..

Kurie der Stidte ttnd Vertreter der Rechts-

partei, polernisierte g"-gert di.se A:tfiit:t1:g und betonte' daB auch "ein Bar-rer und'.ir-rA.t-r.. Arbeiter di.'i't.,,.rr.n cles Volkis und seines Standes wiirdig inr Landtag

vertreten" konr.rere).

3. Kontpetcn zen, Geschii-ftsordnrntg und T-atigkeits'fcldcr

Der Kompetenzbereich cles I)alrnatinischen Landtags entsprach dem der ande-

ren Landtage. Er vertrat Dalmatien in Angelege_nheiten ,des landes und konnte

verschiecler-re Beschlr-isse fassen, clie sich a.rf Jen'wohlstand und die Bedlir{nisse des

Landes bezogen. ln der-i lngerenzbereich des Landtages fiel auch die Bestitigr'rng des

Vorrr1r.hl.giLibe. .lie Ernnahmen und Ausgaben l)alnratiens filr das jerveils folgen-

de Jahr.HinsichtlichderGesetzgebungwarclerWirkungskreisdesl)alllratinischen

Landtages jecloch ziemlich .i"ng.r.ilra'tkt. Wie andere Landtaqe auch, durfte er fiir

1E"-71-3.ZttBajar.rrontisiehe.Fclltlrti,Borbazaporurodivanjeopiirla[KalrrpffiirclieNationalisierung der Cienrcindenl 127 i}'

tt) PlHr(;, baL'natinski sabor fDalnratinischer Lancltau] 60'.r.r) EBD.

Page 17: Der Dalmatinische Landtag

t966 l)pn u,rru,trrNrscus L,tNltac;

Dalnratien giiltige Gesetze verabschieden, die sich auf das Schul- und Gesundheits-wesen, die soziale Fiirsoree und verschiedene wirtschaftliche Interessen bezogen.'Wurden diese Gesetze aber nicht vonr Kaiser genehmigt, so traten sie nichi inKraft. Der Landtag konnte der Regierung nur den Vor:schlag unterbreiten, sich fiirbestimmte Gesetzentr,vtirfe r-rnd Bestimmr-rngen einzusetz.tr. Eb"t-rro konnte derI ancltag seine Meinr-rng zu Gesetzen und Bestinrmr-rngen abgeben, die von seitelder Regierung kanren und diesbeztiglich Vorschlige unterbreitenro).

Nach den Bestirru-uungen der Geschlftsordnung des Landtages aus denr Jahr1861 - die rnehrn-rals novelliert r,vurde - waren die Abgeordneren verpflichtet, beiden Sitzungen des Landtages anwesend zu sein. Die Abgeordneten hatten dasRecht, Frasen an den Statthalter und seinen Stellvertreter zu richten. Ein Abseord-neter konnte aber keine direkte Frage an einen anderen Abgeordncr.n ,i.ht.n.Solche Fragen nru8ten vor Beginn der SitzunE beim Landtagspr:isidenten schriftlichund irrl Duplikat eineereicht werden und von mindestens vier Abgeordnetenuntcrzeichnet scilr. Dic Fr.rgcn wurden drnn bei dcr Sitzung ver'lcscrr und qingcnan den Befragten. Obwohl nach der Geschiftsordnung niemand einen R.dlr..unterbrecher-r dufte, geschah dies in der Praxis natiirlich zienrlich h:iufis. Da irnDalmatinischen Landtag von Anfang an zwei gegnerische Parteien vertret;n wf,ren- die Ar-rtonomisten-Partei und die Nationalpartei - war er gleich zu BeginnAustragungsort heftiger politischer Widersprr-iche und Kdmpfe dieser Parteiel.Dieser Antagonismus bezog sich hauptslchlich auf die Frage der veteinigungDalnlatiens mit Kroatien r-rnd auf die Verhandlungssprache. In anderen Fraget-tbezogen die Parteien hingegen nicht selten sogar einhiitliche Standpunkte.

a) Staats- und nationalititenrechtliche Probleme

Die lvichtigste Frage w:ihrend der ersten Session des Dalmatinischen Landtageswar die der Vereinigung Dalnratiens rnit denr Kdnigreich Kroatien+r). Die ar.rtonorr.ri-stische Mehrheit inr Landtag beschloB bei der Sitzung vom i8. April 1861, keineAbgeordneten zum Kroatischen Landtag in Agram zu entsenden; sie hatte sich fiir dieAutonornie Dalmatiens ar-rsgesprochen. rn Zxa r.vurde arn 18. April 1861 zumZeichen der Feier dieses Beschlusses sogar Festbeleuchtune organisiert. Fiir dieRegierung in Wien war es das wichtigste, daB sich der Dahnatinische Landtag gegeneine Entsendung von Delegaten nach Aggam zu Verhandltlngen mit den Abgeot-dne-ten des Kroatischen Landtags iiber eine lJnion Dalmatiens aussprach, solange dasVerhiitnis l{roatiens zu lJnsarn noch nicht geklirt war, und da8 der DalnratinischeLandtag den Reichsrat in wien beschickte (was er am 19. April 1861 tat)rr).

Die Frage der Vereinigung wurde im Herbst 1861 tibrigens auch inr Reichsratzur Sprache gebrachtr3). Stefan Ljubiia - der damals noch Abqeordneter der

r1)) EBD. 3I f., 11 f.+r) MrSrnovri:, Jeziino pitanje [Sprachcnfrage] 222.I). Nov,tr, Prvi dalmatinski sabor fErster dalmatrnischer Landtag] 16. Mirlsterrat vorl 6. Mai

18(11, OMII. V,r2 Nr. 63. 31 1T.

|) Eine vom Staatsntitrister Schmerling angerccte..Llnterredung zwischen Vertreten) beiderLandtage ir.r wie'i'r Mai 1861 blieb crgeb'islos, siehe 6Mlr. v/2 i2 A''r.19.

Page 18: Der Dalmatinische Landtag

Sraars- uNt NarroNatrtAtENnlcnt t967

Nationalpartei war - verwaf die Meir-rung der Autonomisten, daB eine lJnionnicht der-Wunsch der Mehrheit der dalmatinischen Bevolkerung sei.

'Wihrend der

VI. Landtagssession zeigte Mihovil Pavlinovi6 in einer Polemik rnit AntonioBajanronti besonders klar die unterschiedlichen Positionen der Autononristen undder Narodnjaken auf. Bajarnonti blicke seiner Meinung nach als Autonomist,,iiber's Meer", rvdhrend die Narodnjaken ihre Aufinerksamkeit und Blicke ,,iiberdie Berge" lenktenar).

Ungeachtet aller Argr-rmente der Nationalpartei wurde die Lcisung der lJnions-frage hinausgezogert und dann durch den cister-reichisch-ungarischen Ausgleich imJahre 1867 unmoglich gemachta5). Die Narodnjaken meinten, daB durch denAusgleich die Ver-wirklichung einer Union nlit Kroatien bedeutend erschwert sei.Im staatsrechtlichen Sinne befand sich Dalmaticn in einer ganz speziellen Situation.Nach den l3estimtnungen des ,,Gesetzes vom 21. Dezember 1867, RGB1. Nr. 141,wodurch das Gn-rndgesetz iiber die Reichsvertrefung vom 26. Februar 1861 abge-Indert wird", gehorte es zu den ,,im Reichsrate vertretenenen Konigreichen undL5ndern". Gleichzertig aber wurde Dalrnatien nach den Bestimmungen des kroa-tisch-ungarischen Ausgleichs von 1868 als Bestandteii des Dreieinigen KonigreichsI{roatien, Slawonien und Dalmatien angesehen+6). Dabei sollte er'w1hnt r,verden,daB Osterreich die Verbesserung und St:irkung seiner Sitr-ration im Konzert dereuropiischen Mdchte seit der militd.rischen Niederlage gegen Prer-rBen und derdiplomatischen gegen Italien 1866 einzig in der Festigung seiner Position auf den:rBalkan sah. Die Habsburgermonarchie betrachtete Italien - wegcn dessen imperia-listischen Bestrebungen an der cistlichen AdriakiiLste als ihren gefihrlicherenGegner. Im italienischen und pro-italienischen Element in Dahnatien sah dieRegierung in Wien eine mcigliche lJnterstr-itzung der italienischen Expansions-politik. Daher wurde beschlossen, in Daluratien der kroatischen Sprache stufenwei-se den Vorzug zu geben. Dies allerdings bedeutete keineswegs, daB die Regierungnun auch einer Vereinigung Dalmatiens nrit Zivilkroatien zustimmen wtirde.

Obwohl der osterreichisch-unearische Ausgleich die Trennung zwischen l)al-matien und I{roatien bestitigte, meinte die Nationalpartei, daB der Kampf um dielJnion fortgesetzt werden mi.isse. Nach ihrenr Wahlsieg 1870 richteten die Narod-njaken im Laufe tlehrerer Landtagssessionen diverse Adressen an den Kaiser betretfend die Vereinigung Dalniatiens mit Zivilkroatien. Die Regierung in Wien bliebdiesen Forderungen der Nationalpartei gegentiber jedoch weiterhin taub. Als derDahnatinische Landtag irnJuni 1880 nach einern nahezu zweieinhalbJahre dauern-den Interrnezzo endlich wieder einberufen wurde, war die Landtagsmehrheitbereits in ihren kroatischen und serbischen Teil gespalten. I)ie Nationalpartei, inder nur noch die Kroaten verblieben waren, hatte zwar auch r,veiterhin ini Landragdie Mehrheit, wegen der Abspaltung der Serben war sie jedoch srark geschwicht.Au3erdem sprach sich die Serbische Partei gegen eine Vereinigung aus und dasrr-ickte sie in die Nihe der Autonornisten. Eine Koalition dieser beiden Parteien

+) PEnt6, Dahnatinski sabor lDalnratinischer Landtagl 117.

") Vgl.Errl. 173.

") Vgl. den I{orurnental bci Bpnuarzrr, Vefassungsgesetze 733 tT

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1968 Dgt laluarrNrsr:Hr Lalot,tc

wlre ein gefihrlicher politischer Gegr-rer innerhalb und auBerhalb des Landtagesgewesen, und dies veranla8te die Nationalpartei zu einer noch opportunistischerenHaltr-rng gegeniiber Wien. Sie vermied es bis 1894, die Frage der union mitKroatien im Dalmatinischen Landtag iiberhaupt zr-r er-w:ihnen. Diese Frage verlorzwar bis zun Zusammenbruch der Habsbr-rrgermonarchie nie ihre Aktuali*it, siewar aber auch nicht die einzige Frage, die zu heftigen Auseinandersetzllngenzr,vischen Autononristen und Narodnj aken fiihrte.

Die Geschichte des Dalmatinischen Landtages kann nicht losgelcist von derSprachprobiematik (r,vobei es prirrir unt das Problern der Amtssprache ging) undder ,,nationalen Entwurzelung" behandelt werden. Beide zeitisten ebenfalls ihreAusrvirkung ar-rf die politischen Bedingungen und die Krdfteverhiltnisse auf derpolitischen Szene Dalnratiens. Welches sind nun die Kennzeichen der Sprachpro-blenratik in Dalmatien? 1816 wurde der Mehrheit der kroatischen BevolkemngItalienisch als Amtssprache ar-rfgezwungen. Die Abgeordneten der Nationalparteiim l)almatinischen Landtag forderten schon bei der ersten Landtagssitzr-rng, daB dieVenvendung des Kroatischen im offentlichen Leben auch im Landesparlament zurSprache gebracht werderT). Nur Mil-rovil Pavlinovi6 sprach dan'rals ,,als einziger underster Kroatisch". Er schlug vor, es ,,mcige dem, der dies r,vo1le, gestattet werden,kroatische Reden zu halten, und die Arbeitsberichte des Landtags sollten in Italie,nisch und Kroatisch vercifTentlicht rverden." Dagegen forderte der Vizeprlsidentdes Landtags Antonio Bajarnonti, da8 ,,die Sprache des Landtags ausschlieBlichItalienisch" sein solle, denn ,,diese Sprache kennen alle Abgeordneten"rs). ObwohlPavlinovi6s Vorschlag angenomrxen wurde, beschloB der Landtag in seiner nich-sten Sitzung, daB die Abgeordneten zwar ar-ich Kroatisch a1s Sprache ihrer Wort-meldungen ver-wenden kcjnnten, :rber daB sie ar-rch verpflichtet seien, abschlieBendeine kurze italienische Zusarnmenfassung ihrer D:rrlegungen zu bringen.

Es muB freilich betont werden, da8 selbst die Abgeordneten der Nationalparteiihre Muttersprache schlechter sprachen als Italienisch. Sie waren an Schulen aus-gebildet worden, wo Italienisch die Unterrichtssprache war. Sie lasen italienischeliterarische'Werke und sprachen mit den tsehorden der Gemeinden, Bezirke unddes Landes Italienisch, weil das eben die Anrtssprache war. Als die Narodnjaken arnI. Marz 1862 in Zara thre politische Zeitschrift II l:lazittndle grr.indeten, schriebensie darin iiber-wiegend gutes Italienischae). Es bereitete ihnen nimlich viel mehrSchwierigkeiten, Kroatisch zu schreiben. Die Grilndune dieses Parteiblattes initalienischer Sprache ist aber auch durch die Tatsache zu erkliren, daB die Narod-njaken nur so ihre politische Mission in den Reihen des Brirgertums erfiillenkonnten, da auch dieses - infolge der italienischen Schulbildung und dcr auflc-zwungenen Vorherrschaft des Italienischer-r - diese Spmche bcsser konnte. AlleAbgeordneten der Nationalpartei au8er Pavlinovi6 ur-rd ab und zu auch Ljubiiabedienten sich anfangs aus praktischen und taktischen Griinden im Landtag der

r7) M,tirnovrf:, Jezidno pitanje [Sprachenli-agcl 222.+s) Penri;, Dahratinski sabor lDalnrarinischer Landtagl a7 f.r') Allerdings wurde die Zcitung schon ein Jahr spiter ,,nationalisiert" und erschien ab dann

trrrtcr rlcrn Titt l .\,ir,',/rri -l-rsi.

Page 20: Der Dalmatinische Landtag

Sr,t,tts uNo NatIoNalrrArLNRECHL 1969

italienischen Sprache5.). Nach und nach folgten jedoch auch die tibrisen Abgeord-neten der Nationalpartei Pavlinovi6s l3eispiel. Sie sprachen - insbesondere nach1870, als sie im Landtae die Mehrheit erlanet hatten - fast ausschlieBlich Kroatisch.lJngeachtet dessen blieb Italienisch rveiterhin die Gesch:iftssprache des Landtags, unddies nicht nut: fonne1l. Berichte, die dem Landtag in kroatischer Sprache unterbreirerwurden, rnuBten auch in italienischer Sprache abgefa8t r,verden. Dabei nruB betontwerden, daB laut Volkszihlung aus demJahr 1880 93,5 Prozent der EinwohnerschaftIJalmatiens Kroatisch als [Jmgangssprache angaben und 5,8 Prozent Italienisch. Nr.rr0,7 Prozent der Bevolkerung beniitzten die deutsche Sprache5r).

Der Dalnratinische Landtag nahm im Septernber 1871 einen Gesetzentwur{zurRegelung der Sprachenfi'age an. Dieser sah vor, daB Antrdge in der Sprachebehandelt werden rnr-rBten, in der sie vefaBt worden waren, daB Landtagsabgeord-nete Kroatisch sprechen durten und konnten, und daB Wappen und Stempeloflentlicher Behorden - ausgenonrmen das Militlr - ausschlie8lich kroarischeInschriften trasen sollten. I)ie Regierung in Wien bezog aber sofort energisch denStandpunkt - dieser Standpunkt wurde bis 1908 immer wieder wiederholt -, daBder Landtag nicht maBseblich sei und die Sprachenfraee nicht regeln kcinne, weilcliese ausschlieBlich inr Kompetenzbereich der Regierung 11ge52). Dies trotz derTatsache, daB das Staatsgrundgesetz iiber die allgemeinen Rechte der Staatsbiirgervom 21. Dezember 1B(r7 in seinem Artikel 19 einder.rtig festlegte: ,,Alle Volks-st:imme des Staates sind gleichberechtigt, und jeder Volksstamm hat ein unverletz-liches l{echt ar-rf

-Wahrune und Pflege seiner Nationalitdt und Sprache. Die Gleich-

berechtieung aller landesiiblichen Sprachen in Schule, Amt und offentlichemLeben wird vom Staate anerkannt"5-t). Man gewann irn Lande den Eindruck, daBdie Wahrung dieses Rechts in Dalmatien angefochten wtirde5r).

Dennoch kam es via facti allmdhlich zu verdnderun€len. Die Narodnjakensprachen nach 1870 r-r'reist Kroatisch und nahmen davon Abstand, ihre Reden kurzauf Italienisch zusammenzufassen. Schriftfiihrung und T:itigkeit des Landesaus-schusses lvurden ebenfirlls auf Kroatisch abgervickelt. An den Landtag gerichteteBerichte wurden weiterhin in beiden Sprachen abgefaBt. Die immer noch giiltigenalten Vorschriften gaben der italienischen Sprache den Vorzugs5).

i") Vlr:t<osrav Maimovr6, Uvoclenje hn':rtskog jezika u Dalnratinski sabor [Die Einliihrung clerkro:rtischen Spr:rche inr Dahmtinischen Lancltagl; in: DaLnacija 1870, hrg. von Dinko Foretii (Zadar1972) 159-178, hier 167.

t') Vg1. obcn Amn. 2(r.

') Mairuovr6. Uvodenje hr-vatskog jezika fEir-rfiihruns der kroatischen Sprache] 17,{.i) RClBl. Nr. 142l1867. BlttNatztr, Vefassunesgesetze Nr. 134, 426. Zur Gesamtproblenrtiksiehc GEnnr-n SlouRzn, Die Gleichberechtigung der Volksstrinrnre a1s Verdrssungsprinzip 1848-1918;in: I)ic Habsburgelmonarchie 18.18-1t)18, hrg. von Adarn Wandruszka und Peter lJrbanitschIII/2:l)ie Vcjlker des Reicl'res flX/ien 1980) c)75 1206, insbes. 101,1, 1018, 1042, 105,1. i083, 1102 |

5+) Die Abgeordnetcn des Dalmatinischen Lar.rcltages betontL.rr h:ir:fig, daf3 Dahnatien irn Ver-slcich zu detr anderen Kronlindern cine Ausnahmc clarstelle, Pmr6, Dalmatinski sabor fl)ahnatini-schcr Landtag] 17'1. Allerdings rr.ruI3 gcs:r9t rverden, daB das Mirnsteriunr cles Inneln schon 1869 cineVerordnung zur I{egelune der luReren Arntssprache crliefl und srch dabei ausdriicklich aufArtikel 19bcriel Srounzn, Clleichbcrcchtisung cler Volksstlmnie 1083 Anm.1.1 1.it) Mairnovr6, Uvodcr5e hn'atskog jezika lEinfiihrung dcr kroatischen Sprachel 175 |

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1970 Dt n n,tt MArtNrs( HL Lalurac

Dies alles:inderte sich bei der Landtagssitzunq anr 21. Juii 1883, als MihovilPavlinovi6 vorschlug, ,,die kroatische oder serbische Sprache" zur o{Iiziellen Ver*handlungssprache des Dalmatinischen Landtages und des Landesausschusses zu erkld-ren56). Alle anwesenden Abgeordr-reten der Nationalpatei Llnd der Serbischen Parteinahnren den BeschluB an, daB ,,die Sprache des Landtages und des Landesausschusses(...) die Sprache des Volkes, kroatisch oder serbisch, ist. In dieser Sprache wirdverhandelt, werden Landtagsakte verfaBt, rvird tiber Gesetze abgestinnrt, werdenEnnviir{e und Beschlr-isse eingebracht und werden schriftliche Einreichungen an a1le

Behorden geschrieben (...). Die Abgeordneten haben die Wahl, ob sie im Landtageinfach so sprechen r,vollen und so ihre Vorschllge unterbreiten lverden oder auch aufItalienisch"sT). Man rvollte'Wien zeigen, daB die Volksvertretung das Recht habe,tiber die eigene Amts- und Geschdftssprache zu entscheiden und man wollte dieRegiemng noglichst rasch dazr-r bewegen, eine ,,Nationalisierung" der iibngenBehorden in DaLnatien zu veranlassen. Einzig die Autonomisten stinlnten gegen denAntrag Pavlinovi6, der es ihnen jedoch emroglichte, ihre Vorscld:ige auch weiterhinauf Italienisch einzubringen und im Landtag weiterhin Italienisch zu sprcchen; ihreReden wr-rrden irn lJrtext in die stenographischen Protokolle aufgenommen5s). DieSitzung an2I.Juii 1883 war aber die letzte, bei der ein Bericht des Landesausschussesin zwei Spmchen cingereicht wurdci").

Aus der Annahme des Kroatischen als Verhandlungssprache des DahnatinischenLandtages ergab sich auch in der Praxis ein Problem. Bei jeder Sitzung des

Landtages wurden n:imlich auch stenographische Protokolle gefiihrt. Fiir derenFiihrung mu8ten bei den Landtagssitzungen ai-rch gr.rte kroatische Stenographenanwesend sein. Solche Leute waren in Dalmatien jedoch kaum zu finden. Daherr'vurden in der ll.egel Stenographen alls dem Kroatischen Landtag in Agram geholt.Nach 1883 waren gewohnlich drei Stenographen fiir Kroatisch r-rnd einer fiirItalienisch zustlndig60). Die O{lentlichkeit der T:itigkeit des Landtages war r-iber diein italienischer Sprache ver{aBten Berichte gegeben, dre in volr.rmincjsen Blndenpr-rbiiziert wurden.

Die Sprachproblematik bezog sich aber nicht nur auf die Anrtsfiihrung desDalmatinischen Landtages. Schon bei der Sitzung vom ,{. Februar 1863 r,var eineSonderkommission des Landtages ger,vihlt worden, der die Aufgabe zugewiesenwurde, Vorschllge zur Gleichstellung der italienischen und der kroatischen Spracheinr Schul- r-rnd Gerichtswesen und in der Verwaltung zlr erstatten. I)iese Kommis-sion bestand aus drei Autonomisten und zwei Narodniaken('L). Dalmatien hatte

'6) Es g1lt hervorzuheben, daB Fraecn der Sprachc und des ErzichLrngs- und llildungsrvesensmeist an dic Schul- nncl Lesebiicl'rer gebr-rnden rvaren und rneistens zu Anseinandersetzunllen zwi-schen kroatiscl.ren und serbischen Abseordneten Iiihrten. M:rnclrrnal gab es auch Unstinrnrigkeitenzn'ischen Vcrtretern der Nationalpartei und denen der Serbischen lrartci rvegen e:ines einzrgcn Wortcs- z. B. vatrogasno oder poiarno fFeuer-lvehr auf Kroatisch bzrv. Scrbiscl'r]. Vgl. Prnri, Dalnratinskisabor fDalnratinischer Landtag] 138.

.7) Ero. 137.

's) Sroutrzu, Gleichbcrechtrgung der Volksstirnnie 105.1.

'e) Meirnovt6, Uvodenje hrvatskog jezika [Einfiihrung der kroatischen Sprachc] 176 f."") Prnr6, Dalnratinski sabor [)almatinischcr Landrag] 49.6r) Eno. 178.

Page 22: Der Dalmatinische Landtag

Sraars- uND NATr()NALITATENRECHT 197 1

damals 192 Volksschulen, von denen nLlr an 49 Kroatisch als lJnterrichtssprache inGebrauch war. Es €iab nur 3 Seefahrtschulen nrit insgesarnt 7 Lehrern und 36Schliiern, obwohl die Seeschiflahrt ein so wichtiger Bereich im WirtschaftslebenDalmatiens war62). Die Narodnjaken waren insoweit er{olgreich, als der Landtagbei seiner Sitzung arn 6. April 1864 den LandesausschuB beauftragte, alle notwen-digen Mal3nahnren zur Gleichstellung der landesiiblichen Sprachen in Amtern undSchtrlen zu sctzcnt'r). Bald darauf traf aus Wien die Zustimmung ein, die es

ermciglichte, in Dalmatien eine Lehrer-bildungsanstalt mit kroatischer lJnterrichts-sprache zu ercjtTnen. Der Zustand des dalmatinischen Schulwesens verbesserte sichallnrihlich. Ein Bericht fiir das Schuljahr 1867/68 fiihrte an, daB von 217 Voiks-schulen in 126 die lJnterrichtssprache Kroatisch war und in 26 Italienisch. Dieiibrigen 65 Volksschulen hatten einen genrischtsprachigen unterricht6l). Im Schul-jahr 1884/85 war nur mehr in 3 von 329 dalinatinischen Schulen Italienisch dieunterrichtssprache6s). Die Berniihungen um die'weckung des nationalen Bewu8t-seins im Schulr'vesen tru€len dank des Wirkens des Dalnratinischen Landtages alsotatslchlich Frichte.

Der Stand der Dinge im Gerichtswesen und in der Ver-waltung war weitausrveniger zufriedenstellend. Belcredi hatte zwar schon anr 1. Dezember 1866 eineVcrordnung des Staatsrrrinisterirrnrs her.rrrsgcgeben. dic in Ubcrcinstinrnrung nritdern Justizministerium vorschrieb, daB ,,niemand von den Einheimischen in Dal-rnatien in den Staatsdienst eingestellt werden diirG, der nicht vorher ber,viesenhabe, daB er die italienische r-rr-rd dalmatinisch-illyrische Sprache gut und gnindlichbeherrscht""6). Die Beamtenschaft, insbesondere die hohere, war jedoch absolutgegen die Einfihrung der Volkssprache in der Verwaltung und irn Gerichtswesen,obwohl man zugeben muBte, daB ohne Kenntnis dieser Sprache die vorgegebenenAufgaben nicht zu erfiillen waren. Die groBte Anzahl der hohen Beamten, die derVolkssprache keineswegs wohlwollend gegeniiberstanden, befanden sich in derStatthalterei selbst.,7).

Nichtsdestoweniger trat am 1. Marz 1872 eine Verordnung des Ministeriums desInnem in Krafi, die besagte, daB sich Pafteien und Gemeinden in Dalmatien initalienischer oder kroatischer Sprache an Ver-waltungsbehorden oder Gerichte wen-den konnten. Diese spracldiche Gleichberechtigung galt aber nur im Ver*ehr mitPateien und Gerneinden, betraf also die :iuBere Amtsspr:rche. Sonst venvendeten dieVerwaltungsbehcirden r-rnd Gerichte in ihrenr internen Verkehr weiterhin nr.rr dieitalienische Sptache68). Die Regiemng in wien zogerte die l{efomr der innerenDienstsprache stdndig hinaus. 1907 faBte der Dalnratinische Landtag sclrlieBlich den

"r) BEnNano Srunt, Iz povijesti Dalmacrje [Aus der Geschicl'rtc Dalmaticns] (Spht 1992) 600.t'3) Mairnovr6, Jezidno pitanje lSprachenlragel 223.6r) Penr6, Dahratinski s:rbor [Dalnratinischer Landtag] 176.

".) Eno. 178.f'") MaSrnovr6, Jeziino pitanje fSprachenfi-agel 223.6'-) Et:o. 22(t.68) Penri:, I)alnratrnski sabor [Dalnratinischer Landtag] 177. 1)er Sprachgebrauch vor Gerichtcr.r

u,ar iiberdies dr-trch schrvankerrde Rechtssprechungbis zunJahr 1883 nicht eindeutig, vgl. Srounzn,Gleichberechtigung der Volksstdnmre 1 103.

Page 23: Der Dalmatinische Landtag

1972 Dtn nar,rlarrlrst-ul L,r.Nu rat,

BeschluB, daB ,,die Regremng ohne jegliche weitere Verzciger-ung und ohne Zau-dern die endliche, wirkliche Losung dieser Frage begrnnen miisse, die keinen Auf-schub mehr dulde, da sie eine besondere Notwendigkeit des Landes bedeutet". Auf-Weisung

des neuen Ministerprdsidenten Bienerth berief der dalmatinische Statthalterfiir den 20. April 1909 tatsdchlich eine Konferenz nach

-Wien ein, an der auch fiinfAbgeordnete des Dalmatinischen Landtags teilnahmen. Die Verhandlungen fiihrtenant 26. April 1909 zum BeschLrB, der die Ver-wendung der ,,kroatischen oderserbischen" Spr:rche auch im inneren Dienst des Gerichtswesen und der Ver-waltung

allerdings mit einigen Ausnahmen - sicherte. Obwohl diese Bestimnrung tatsich-lich erst am 1. Januar I9I2 tn Kraft trat, war danrit endlich ein langandauernder unddie Krdfte des Landtags absorbierender Kampf abgeschlossen('e).

b) Das Landesbudget

l)ie Fragen der Union mit Kroatien und die Sprachenproblematik rvarenzweifellos die Hauptberveggriinde fiir die Auseinandelsetzunsen zwischen denAutonomisten und den Narodnjaken. Aber den groBten Teil seiner Titigkeitwidrnete der Dalmatinische Landtag anderen Fragen, r.vobei nicht selten auchiibereinstimmende Standpunkte der Parteien di.e Debatten pr:igten. Eine der wich-tigsten Fragen rvar zweifellos das Landesbudget.

Die finanziellen Sorgen der dalmatinischen Gemeinden und des Dalmatini-schen Landtages waren sehr groB. Sie hatten zahlreiche Verpflichtr-rngen undVerantwortungen fiir die Entrvicklung sowohl wirtschaftlicher als auch nicht-wirtschaftlicher Bereiche. Die Gemeinder:ite und Landtagsabgeordneten beschul-digten die Regierung in Wien, daB der Staat, der durch Steuern und andereAbgaben aus Dalmatien weitar-rs mehr Geld abschopfte als alle dalmatinischenGemeinden und Regionalkdrperschaften zusarnmen, der Region nicht einmalannlhernd das wiedergab, was real von ihrn verlangt und erwarter rvurdeT"). Dicstaatlichen Einkiinfte betrugen in Dalmatien in den sechzigerJ:rhren des 19. Jahr-hr-rnderts etrva 2.'{10.000 Gulden. Davon wurden etwa 35 Prozent i"iber direkteSteuern eingenomr-nen also liber die Grund-, Flaus- und Einkonlmensteuer,sowie dlrch regelmd.Bige und auBerordentliche Abgaben. l)er Rest rvr-rrde iiberindirekte Steuern eingenomrnen und etwa 20 Prozent iiber die Tabaksteuer, derZoll brachte 18 Prozent, die Salzsteuer etwa 16 Prozent us\\..71).Zugleich beliefensich die Staatsausgaben in Dalmatien auf rund 2,280.000 Gulden, wobei ar-rf dieKosten {iir die politische Ver-waltung enva 28 Prozent, auf die Finanzvenvaltungetwa 25 Prozent, das Gerichtswesen etwa 13 Prozent, die Sentinare und das

lJnterrichtswesen etwa 14 Prozent entfielen72). Demgegenr"iber betrugen die Ein-krinfte aller Gemeinden in l)almatien z.B. IB92 1,546.123 Gulden r-rnd di.e

Ausgaben 1,415.779 Gulden, 1899 stiegen sie auf 1,733.98I Gulden bzw.1,655.341 Gulden.

'') M,qi r{o\ r('. Je/ii'r)o pir;rnjc lSprrehenfr,rgcl 2.35.71') PrHti, I)ahnatinski sabor fDalnratrrischer Landtagl 206.7r) Srur-r.t, Iz povijesti Dalnacrje fCJeschichte Dahnatiens] 599.tr) Enr. 600.

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LaNDtseuDcEt 1973

I)er Landesfonds stellte das eigentliche autonome Ver-waltungsbudget Dalnrati-ens dar. Die Einkrinfte und Ausgaben dieses Fonds wiesen im Laufe der Zeit einleichtes jdhrliches'Wachstum auf. LnJahr 1863 betrug das Budget des Landesfonds211.418 Gulden, ein Jahr spiter 249.632 Gulden. Der Voranschlag fiir 1874 beliefsich auf 335.215 Gulden. ImJahre 1890 erreichten die Einkr"infte des Landesfonds541.723 Gtrlden. 1902 standen 7,522.802 Kronen (:761.401 Gulden) zr.rr Ver-fiigr-rng, 1903 1,567 .321 Kronen und 1905 1,719.780 Kronen. In den ndchsten fiinfJahren r.var ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen: der Kostenvoranschlag fiir 1910betrug 2,393.106 Kronen.

Aus dem Landesfonds wurde ar-rch die Arbeit des Landtages und des Landesaus-schusses finanziert. ImJahr 1890 z. ts. beliefen sich die Kosten dafiir ar-rf 19.417Gulden. Davon gingen 13.i00 Gulden in Forrn von Gehlltern an die Mitgliederdes Landesausschusses, 1 .320 Gulden betrugen die Fahrkosten der Abgeordneten,3.168 Gr-rlden die Tagegelder, 790 Gulden fiir die Stenographen und 1.039 Guldenfiir den Dn-rck der Stenographischen ProtokolleT'r). In erster Linie waren die Mitteldes Landesfonds jedoch zur Finanzieruns von Spitrilern, Schulen, Wegen, Regulie-rtrng der'Wasserwege u.1. gedacht. Von den 1,719.780 Kronen des Voranschlagsfiir 1905 waren 569.037 Kronen fur Sprtiler vorgesehen, 779.731 fiir Schulen, nur8.800 Kronen zur Forderuns des Ger,verbes, 2.500 Kronen zur LJnterstiitzung vonLiteratur. Kunst und Wissenschaft. Allein filr das Schuh,vesen wurden 19031,125.676 Kronen (a1so 71,8 Prozent des gesanrten Budgets) ausgegeben, 1904I,169522 Kronen (71,6Prczent). Daher ist es nicht venvr,rnderlich, daB im Land-tag Stimmen laut wurden, die saeten, da8 die Schulen nahezu die gesamten Mittelder Region erschcipften, obrvohl auch das Schulwesen und die Gehilter der Lehrerkaurn ein zufriedenstellendes Nivear-r aufzuweisen hattenTr).

Der Landtae und der LandesausschuB leiteten neben diesem r.vichtigsten Fondsar.rch die endetcn regionalen Fonds, deren Mittel in der Regel fir bestiuunte, inden Satzungen dieser Stiftungen vorgesehene Zwecke ver-wendet wurdenTi). Esrnul3 jedoch her-vorgehoben rverden, daB es auch urn die anderen Fonds undStiftungen nicht besser stand. Der Fonds {iir das Agrar-wesen verfiiste z.B. 1902iiber 29.755 Kronen, 1903 hatte er 34.255 Kronen zur Disposition. A11ein zurErneuerur-ig der von der Phyloxera vernichteten Weinglrten rv:iren 300.000 I{ro-nen dringend notrvendig gewesenT6).

c) Ccsrrndhcitswcscn

Das Gesundheitswesen Daln.ratier-rs befand sich hlufig auf der Tagesordnung derLandtagsdebatten. In erster Linie hatte sich der Landt"rg un.r dic Landesspitdler zukiinrnrertr. Die Kostenvoranschllge fiir die vier Landesspitller - in Zu4 Sebenico,

;'r) Plnt6, Dalnratinski s:rbor: lDalmatinischer Lancltagl 203-20(r.r4) GaNza-Anas, Politika ,novog kursa' [Politik des Neuen Kurses] 128.r') Prnr6, Dalmatinski sabor fl)almatinischer Landtag] 201. Zur kornplizierten Finanzgebarung

vsl. oben Kapitcl III: HaNs Prrm Hyr, Sn'ukturen uncl Probleme der Lancleshaushalte, S. 1545 1592,insbes. S. 1551 fl

7r') (iaNza-Anas, Politika ,novog kursa' lPolitik cles Nc.ucn Kursesl 128.

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197 4 Drx oarir,rarrNtscHt LaNtt.tc;

Spalato und Ragusa - betrugen 1863 insgesamt 69.832 GuldenTT). Die R:iume indiesen Spitllern waren klein, die Ausstattung veraltet, abgenlltzt und unzureichend.l)esr,vegen kam in'r Landtag inrmer wieder die Forderung nach dern Ausbau neuerSpitiler zur Sprache, ebenso wie die nach der Anschaflung einer zeitserriiBerenSpitalsausstattung. Durch das Engagement des Landesausschusses rvurde zu diesernZweck eine Landesanleihe aufgelegt. Damit und mit Hilfe anderer finanziellerMittel aus Dalmatien wurden neue Spitdler in Sebenico (1883), in Zara (1887) undin Ragusa (1BBB) errichtet. In der Folge wurde die Notr.vendigkeit des Ausbauesaucl.r eines Spitals in der Bucht von Cattaro des ofteren im Landtag diskutiert. I)erLandesar-rsschuB sprach sich 1898 dafiir aus, die Moglichkeiten liir ein solchesVorhaben zu untersllchen. Dariiber wurde dem Landtag bei dessen Sitzung am22. Februar 1899 ar-rch genauestens Bericht erstattet. Es karn aber zu keinenrIleschlu3, wo dieses Spital zu errichten sei und wann rnit dem Bau riberhauptbegonnen werden kcjnnte, denn der LandesausschuB konnte keine Moglichkeit derFinanzierung dieses Projekts ausfindig machenT8). Im April 1900 r,varen fiir den Baudes Krankenhauses in der Bucht von Cattaro 80.000 Kronen sichergestellt, was abernicht ausreichte. Man sammelte weiterhin hartnlckig finanzielle Mittel. Ende 1906hatte die Stiftung zurn Ausbau des Spitals 136.600 Kronen in Wertpapieren und2.900 Kronen in bar. Gleichzeitig begann man im Landtag immer hiufiger iiber dasKrankenhaus in Spalato zu diskutieren, das anr schwersten unter Raumnot litt. Eswar schwierig, die finanziellen Mittel fiir den Bau eines neuen Spitalsgebiudesaufzr-ibringen. Jedenfalls ist es bezeichnend, da8, obwohl sowohl die Gemeinde vonSpalato a1s auch die von Cattaro 1909 ein ,,passendes Grundstiick fiir den Ausbau(...) eines Spitals" zugesichert hatten, dieser Bau bis zum Zusamrnenbruch derHabsburgernronarchie nicht einn-ral begonnen worden warTe).

d) Wirtschaftsfragen

Die wirtschaftliche Lage in Daimatien stand ebenfalls hdufrg auf cler Tagesord-nung des Landtags. Die wirtschaftliche l{iickstlndigkeit rvar in jeder Hinsichtdeutlich zu sehenso) r-rnd die Verantwortune dafiir wurde dern Mangel an Interesseseitens der Regierunqskreise in Wien zugeschrieben. l)er Abgeordnete der Rechts-partei Ivo Prodan sagte bei der Landtagssitzung am 18. September 1907, daB dieosterreichische Moirarchie ,,in den hundertJahren ihrer Verwaltung" in Daln.ratien,,fiir die Suche nach Frischwasserquellen und den Ausbau von Brunnen" nicht

7i) Punr6, Dalnratinski sabor lDalmatinischer Lancltagl 179 f.7s) Enr. 183.r')) Eno. 183 ft") Vgl. DtNxo Foarni:, O ekononrskirn prilikanra u Dahnacijr u. drugoj polovici XIX stolje6a

do pr-vog sljetskog rata [Ubcr die wirtschaftlichcn Angelegenheiten in Dalrnatien in der zrveitenH:ilfte des 19. Jalrrhr-rnderts bis zum Ersten Weltkrieg]; in: Hrvatski naroc|i prcporod u t)alnracrji iIstri [Die kroatrsche nationale Wieclcrgeburt in Dalmatierr und Istnenl, hr:g. vonJakia l\avlii (Zagreb1969) 9 '15. Siehe auch Scnitor-, I{roatische Nationalpolitik und Jugoslar.cnstvo' Kap. II (Krise:Sozialcr Wandel in Dahratien) 82-152.

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Wrnrs cnarrsrpacpt'i t975

eirurral so viel ausgegeben habe, wie ,,ein Geburtstag des Konigs an Pulver undKanonen kostet"Er).

In Dalmatien war die Landwirtschaft der bei weitem dominierende Wirt-schaftszweig, doch war sie von einer l\eihe von struktlrrellen Schwichen gekenn-zeichnet. War die Situation schon insgesamt nicht befriedigend, mu8 nran voneinigen Gebieten a1s von echten Notstandsgebieten sprechen. Die im Hinblick aufdas dalmatinische Hinterland gemachten Bemerkungen iiLber die ,,entsetzlich ver-nachldssigten" Dofer waren durchaus zutreffend. Dort hatte nran im Lar-rfe des

gesamten 19. Jahrhunderts nahezu iiberhaupt keinerlei wirtschaftliche Fortschrittegemachts2). Daher ist es auch nicht ver-wr,rnderlich, daB in der zweiten Hilfte des

19. Jahrhunderts eilre fortlaufende Ernigrationsbervegr-rng n.rch lJbersee einsetzte,insbesondere in die Vereinigten Staaten von Arnerikasi).

lm engeren Kristenbereich war der Zustand der Wirtschaft in einem einiger-tnaBen ertriglichen Zr-rstand, und zwar dank des r.rnternehmerischen Geistes derDahnatiner, die sich rnit Schifilhrt beschlftigten, aber auch allf Grund der imlJnterschied zurn ,,binnenllndischen" Dalmatien ganz anders €iearteten strukturel-len Bedingungen, die eine hciher ennvickelte Landlvirtschaft ermoglichten, insbe-sondere mit Bezug auf die Wein- trnd Olproduktion. Das dennoch vorhandeneDefizit im landwirtschaftlichen Bereich war in der Vergangenheit dr-rrch die Ertrigeaus der Fischerei einigermaBen aufgefangen worden. Nunnrehr konnten aber auchbeim Fischfang keine groBeren Er{olge mehr erzielt werden. Im Landtag und imLandesausschuB wurde tatsdchlich viel riber den Fischfang und Fischhandel debat-tiert, doch auch hier schien die Intervention des Staates notwendig in RichtungForderung der Fischfangtechniken, der Verarbeitungsindustrie, sowie der Schaf-fung einer entsprechenden zeitgemlBen Gesetzgebung im Bereich des Frschfang-wesens und des Schutzes der Kilstenger.vlsser gegen frernde Fischer. Aber auch hierblieben die Ma8nahnren der cisterreichischen Regierung in einem etwas umflssen-deren AusmaB aus8+). Im Gegenteil: Das Recht auf Fischfang, das den italienischenFischern an der dalmatinischen Adriakriste aufgrund des dstefieichisch-sardinischenHandelsvertrages von 1861 und des Friedensvertrages zwischen Osterreich unddern Kcinigreich Italien vom 4. Oktober 1866 zugestanden worden war, verbittertedie dalmatinischen Fischer sehr. Ihre lJnzr-rfriedenheit veranlaBte die Landtagsabge-ordneten, ofters diese - an Fren-ide erteilten Priviiegien anzuprangern85).

8r) I)1u6, l)alnratinski sabor lDahratinrscher Lancltag] 170=t) Vgl. Fonln6, O ckonomskirn prilikama [Wirtschaftlichc Angclegenhertenl. Srnrr Prnrclc.

C)skudica i glad u Dalnacrji r-r XIX i po6etkon XX stoljc6a [Not und Hunger in Dalmatien inr 19.und anr Anfang des 20. Jahrhundertsl; ir: Raclovi 13 (1980) 1-31. Fiir einc zeitgenossische l)arstellung vgl. FfurNRtcH L.lrru.u, Dalnratinische Agrarproblenre (Wien 1912).

Er) Srunr, Iz povijesti Dalnracije [Gesclichte Dalmatiensl 595.8+) Enr. 567, 597.3;) PrnI6, Dalmatinski sabor [Dalmatinischer Landtagj 195. Ftir die Handelsvertr:ige und die

Handelspolitik inr allger.neinen siehe Llctr f rr1n, Qsterreich(-Ungarn) und Italicn: in: I)ie Habsbr.rrgemronarchie 1848-1918 VIl1: Die Habsbr-rrgermonarchie im Systenr der internationalen Beziehun-gen, hrg. von Adam 'Wanclruszka und Pctcr lJrbanitsch (Wien 1989) 630 686, insbes. 656, 659 tT.

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r97 6 Drn oaruarrNrscHt L,lNtrac

Einzig dre SeeschifTahrt war in Dalmatien von einiger Bedeutungs.'), doch warsie sozttsagen losgelcist vom 'Wirtschaftsleben Dalmatiens. Die dalmatinischeHandelsflotte war Mittler in Seeverbindungen und inr Seehandei zwischen ausl:in-dischen Hifen einerseits und Triest (Trst. Terst, Trieste) und Fiume andererseits.Die Hifen Dalmatiens w:lren tot. Sie hatten keine zeitgemlBen Verbindungen nritdem unmittelbaren und entGrnteren Hinterland. AuBerdenl trennte eine besonde-re Zollgrenze Daln.ratien lange Zeit hindurch von Kroatien und denr ibrigenHinterlandsT).

Obwohl die dalmatinischen Handelsschiffe in den sechziger Jahrcn nur 9,5Prozent der Bruttoregistertonnen der gesan.rten cisterreichischen Har-rdelsflotte ar-rs-

machten, konnten sie, insbesondere zur Bliitezeit der groBen Segler in den fiinfzi-ger und sechzigerJahren des 19. Jahrhunderts, bedeutende wirtschaftliche Leistun-gen erbringen. lJrr 1880 kani aber der definitive lJntergang der groBen Segelschif-fe, die durch DampfschitTe von den 'Weltmeeren verdringt r,vurden""). Der Uber-gang zu einer Dampfschilflotte konnte in Dalmatien nur mit Hi1{b staatlicherInter-vention durchgefiihrt rverden, und diese blieb lerder aus. Die SchifTahrt Dal-matiens erlitt schwere Riickschl:ige, von denen sie sich nur lanssam r.rnd schr,vererholen konntese).

Die Forderr-rngen der Landtagsabgeordneten, der dalnratinischen SeeschiflahrtlJnterstiitzLlllg zu gewihren, bezogen sich meist auf Steuererleichterunsen. DerLandesausschuB unterstiitzte 1872 den Vorschlag der Abgeordneten der Ktistenre-gion der Monarchie, daB innerhalb des Handelsnrinisteriunrs eine besondere Sek,tion fiir Handel und SchitTahrtsangelegenheiten eingerichtet werden sollte, undleitete diesen Vorscldag an den Reichsrat weiter. Die Wiener Behorden aberwollten auch diesmal keine Ausnahmsregelung fiir die dalmatinische Schiflahrtgelten lassen')o).

Es ist wichtig zu betonen, daB in den Fragen der Seewirtschaft der Region -ohne Riicksicht auf die Zugehorigkeit zu einzelnen Parteien - Einigkeit her-rschte,ar-rch als die Autonomisten im Landtag die Mehrheit hatten. Man kcinnte sagen, daBdie Abgeordneten beider Parteien die Probleme der Seewirtschaft des Landes gleichsahen r-rnd gemeinsam vorgingen, ohne dabei an manche kleine lJnterschiede zudenken. So hob der Ar-rtonornist und Abeeordnete der Handels und Gewerbe-kammer von Ragusa und Cattaro, Abele Scr:ragLi, gemeinsam nrit dem NarodnjakenLjubiia her-vor, da8 die Seewirtschaft die Hauptbeschdftigr-rng der Bevcilkerung desGebiets von Rasusa und Cattaro sei, daB diese sozusagen auf dem absteisenden Ast

E") Srurlr, Iz povijesti Dalm:rcije lGeschichte Dalnatiensl 597.t7) Een. 598.EE) Orrvrn Ft.1o, Parobrodarstvo Dalmacije 1878 1918 [Dalnratiens Danrp6chitTahrt] (Zadar

1962). BnaNro Krt1t6, Osnovne kar:rkteristrke razvoja brodarstva nl istoinornJadranu u XIX. stolje6ulHaupttnerknrale cler Entrvickluns der Schilhhrt an der ostlichen Adria irn lg.Jahrhunderl; in: Actahistorico-oeconornica Iugoslaviae 5 (1978) 119 169.

E!) Sruru, Iz povijesti Dalnucije [C]eschichte Dalnratiens] 598.e'r) SIur Psnri:rt, I)almatinski sabor prenra ponlorstvu pokrajine [Dcr l)ahnatinische Landtag in

bezug aufdic Schiffahrt des Landes]; in: Ponrorski zbornik 8 (1970) 737-155, hier 739 f

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BlzrlsuNcEN zuR STATTHALTERET uND zr, WruN r977

sei und rnan dasegen etwas unternehmen nriisseer). Der Abgeordnete Pero Cingr5aunterbreitete 1896 den Vorschlag, die Regierung rnoge bei der Zuteiluns vonKonzessionen Schiflireedern alls Dalmatien den Vorzug geben, da sonst die dalma-tinischen Schiffe auBerhalb des Adriaraur-nes Arbeit suchen mtiBten'2). Juraj Bian-kini bestand wilrrend der Session von 1901 auf einer Erhohung der Gehllter undl)ensionen der Seefahrer, au8erdem forderte er Sozialversicherung sowie q.rrantier-te Hilfe und unterstiitzung fiir deren 'Witwen. 1912 verlangte der AbgeordneteDrinkovi6, daB ein besonderer Seewirtschaftsrat fiir Dalmatien geschaflen werdensolle, der sich unaufhcjrlich und gewissenhaft unr die Fcirderung der dalmatinischenSeewirtschaft kiinrnrern solle, da man in Triest und Fiume nur die eigenen Inter-essen - allerdings zum Schaden Dahnatiens - irn Auge habe. Was Angelegenheitennrehr lokaler Natur betraf, debattierten die Abgeordneten zahllose Male iiber dreBeler-rchtung der I{iiste bei Nacht, die Instandsetzung der Anlegepl:itze, die Wel-lenbrecher, die Postverbindung und anderes, und dies niit beachtlichem Efolg.Auch iibernahnr der Landtag die Mittlerrolle zwischen einzelnen Gemeinden undI)ampfschitTahrtsgesellschaften, um Fahrpline abzustimmen u. d.").

Schon zu Beginn seines Wirkens hatte sich der Dalilatinische Landtag fiir einenprosperierenden Seehandel einzusetzen begonnen, hitte doch die lanse Kiistenlinieeine der-rtliche Au8enorientierung der Wirtschaft verlangt. Allein die Tatsache, da8alle clrei bestehenden Handels- und Gewerbekammern je einen Abgeordneten imLandtag hatten, macht verstindlich, welchen-Wert man der regionalen SchifrahrtbeimaB und r,velche HotTnungen nran rnit dern Au8enhandel verband. Noch 1862hatten einige Abgeordr-rete dte Einfilhrung eines nellcn, giinstigeren Zollsystemsgefordert, um so die dlirnatinische Ol- r-rnd'Weinerzeugultg rascher und wirksamerzu ftirdern. Drei Jahre splter unterstiitzte der Landtag einstirnrnig eine Note derStatthalterei, in der von der Wiener Regierur-rg verlangt r,vurde, sich ftr dieBegiinstigr-rng des Handels mit dalmatinischenr'Wein im Ausland, insbesondere inEngland, einzusetzen. Alle diese Vorschl:ige aber lvurden in Wien nicht angenom-nren. Obwohl die Vertreter l)ahnatiens auch irn Reichsrat zur'Wirtschaftslage desLandes sprachen, wurde dort anfinglich die Problernatik der Handelsschiffahrt nurselten ercirtert. Splter, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, traten die Vertreter Istriensund Dahnatiens gemeinsam auf und wiesen diese hochste Reprdsentativkcirper-schaft der Monarchie auf die Entr,vicklungsmoglichkeiten des Handels zur See hin.In dieser Hinsicht r,var besonders das Auftreten des Abseordneten Biankini bemer-kcnswcrt'r).

Der Au{Jenhandel war jedoch durch Staatsvertrlge zwischen der Monarchieund anderen L;indern bedingt, wovon einige fiir Dalmatien sehr ungiinstig warcn.

'rr) Eru. 739, 751.'r) Enu. 712 f. Dre SchitTahrt von Fiume r:nd Triest genol3 l:irnlich inr Vereleich zu Dalnratier.r

eine privile*rerte Position. Die Forderungen urrd Ansuchen der dalnratiniscl'ren Abgeoldnetcnlvurdcn u'ie gerviihnlich unter Berulung auf unterschieclhchste Argumente abgclehnt, c'lanLit cliePrivilcgicn des Lloyd Triestino an cler dalrnatrnischen Kiiste crhalten blieben.

')Euu.7ll'., 15)f.'r+) PrnrtrC, I)ainratinski sabor prenra pomorstvu pokrajinc lDer l)aln'ratinische Lanrltag und die

5chlttalr|tl / -t / t.. /+6.

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1978 Dtn oarlrarrNrscHE L,{Nurac

Arn hd.ufigsten wurden die Handelsabkommen mit Italien zu Themen von Land-tagsdebatten gemacht.

Im Rahmer-r der gesamten-Warenproduktion Dalmatiens konnten in den sech-zigerJahren des 19. Jahrhunderts nur im Weinbau gewisse Erfolge erzielt werden.Aber ar-rch hier lihrnten Zollschranken, Seuchen unter den Reben sowie eineschlechte Aufbereitung und Qualitit des Weins den wirtschaftlichen Effekt. Daherhatte der 'Wein

aus Dalmatien auf dem Markt auBerhalb Dah-natiens einen imnrerschlechteren Absatze5). Gleicl-rzeitig erlebte der Weinbau in Italien einen Auf-schwung. Der LandesausschuB nleinte daher entschieden, es gelte die cister-rei-chisch-ungarischen 'Weinrnirkte fiir die einheimischen 'Weine zu bewahren unddie Konkurrenz der italienischen Weine auszuschalten. Er schlug eine Erhohungder Zol1e fiir Importrveine und Inrportcil vore6).

-Wie bei friiheren Gelegenheitennahrn'Wien ar-rch diesmal keine Riicksicht ar-rf die Interessen Dalmatiens. Es wurdenicht nur nichts getan, um dieses aus der wirtschaftlich keineswegs giinstigen Lagezu befreien, p5anz im Gegenteil: im Handelsabkommen mit Italien von 1887si.cherte man diesem groBe Zugestindnisse zu Lasten Dalmatiens zu. Die politischeRilcksichtnahme Osterreich-lJngar:ns dem neuen Verbrindeten Italien gegentiberveranla8te die Monarchie zu noch mehr Nachgiebigkeit, auch bein-r AbschluBneuer Handelsabkomrnen mit ItalieneT).

Das Handels- und Schillahrtsabkommen zwischen Osrerreich-Ungarn undItalien, das am 6. l)ezember 1891 in Rorn (Ronra) geschlossen wurde, galt bis 31.Dezember 1903 und war fiir Dalmatien sehr ungiinstig. Es bedrohte n:imlich mchtnur die Interessen der dalnutinischen Reeder r.rnd Fischer. sondern insbesondereauch die Interessen der dalmatinischen Bauern. Die darin enthaltene ..Weinklausel"(die freilich schon 1887 fornruliert worden war) sah nimlich auch die Moglichkeitbesonderer Zugestindnisse bei einem Weinimport aus ltalien auf den oster-reichisch-ungarischen Markt vor. Die Habsbr-rrgermonarchie opfete durch diese beriichtigte,,-Weinklausel" die Interessen des dalmatinischen-Weinbaues und fiigte dem ohnehinschrvachen Seehandel l)almatiens damit groBen Schaden zues). Bei der Sitzung am10. M:irz 1892 unterbreitete der Abgeordnete Gajo Bulat den Vorschlag, einenSiebenerausschuB zu wlhlen, der der Zentralregrer-ung MaBnahmen vorschlasensollte, um die durch das Handels- und Schifrahrtsabkornmen entstandenen Schidenmoglichst geringzuhalten. In diesen Siebenerausschu8 wurden Abgeordnete aller imDalmatinischen Landtag veftretenen Parteien gervlhlt. Der Ausschr.rB kam bei seinerSitzung am 1. April 1892 ntn ScLLluB, daB das er-wihnte Abkommen mit Italien,,schwere Schliden fiir I)almatien" beder,rtete. Es wurden eine Reihe von MaBnah-men vorgeschJ.agen, die die Einfuhr ausllndischer'Weine verhindern und die Ausfuhreinheinrischer-Weine firdern sollten. sowie die Anbinduns Dalmatiens an das Eisen-bahnnetz Bosniens und Osterreich-Un11lrnsn"). Irr dicscr AJrcr.c gab dcr Siebeneraus-

e5) Srunr, Iz povijcsti I)alnracrje [Geschichte Dalmatiens] 595.e6) Prnr6, l)almatinski sabor fDalmatinischer Landtagl 198.'rr) Prnrdri, l)aLnatinski sabor prenra ponlorstvll pokrajine lDer Dalmatinisclic Landrag und die

Schiffahrt] 743. Siehe auch Cova, Osterrcich(-lJngarn) und Italien (r(16-675.es) Sruru, Iz povijesti Dalnacije [Gcscl'richte Dalnratiensl 597.er') Prnri:, Dalnatinski sabor fDalnratirischer Landtag] 198 f.

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W rnts cgaptsrn,l.c tN t979

schuB ferner seiner lJberzeu€png Ausdruck, daB das zentralistische RegrerungssystelllDalmatien geradezu zerstcirte. Dalmatien bliebe srch selbst iiberlassen und kcinne sichso weit entfernt vom Ver-waltungszentr-um nicht entwickeln. Dalmatiens Fortschrittsei nur nioglich, ,,wenn das Kcinigreich Kroatien unter der Her-rscha des Flauses

Habsburg, rnit denr sich Dalmatien a1s Teil seiner Gesamtheit a1s Land vereinigenwird, im GenuB seiner Rechte unabhlngg ist"rtrtl.

Die Folgen des Imports italieni.scher Weine und deren starke Konkurrenz aufdern osterreichisch-ungarischen Markt traf in l)almatien alle Gesellschaftsschichten

,,vorn Hindler bis zum Bauern"101). Der Preis des einheirnischen'Weins sank ummehr a1s 50 Prozent; von Jahr zu Jahr stiegen die Mengen der aus Italien nachOsterreich-ungarn importierten 'Weine (erst um die Jahrhundernvende machtesich eine Trendwende bernerkbar). Es fehlte daher nicht an Bestrebungen, die

,,'Weinklausel" zu Fa11 zu bringen. An al1en LJnternehmungen Elegen die Erneue-rung der ,,Weinklausel", die nicht nur im Landtag besprochen wurden, sondernauch auBerhalb, waren die Landtagsabgeordneten duBerst aktiv beteiligt. Bei nahe-zu jeder spiiteren Sitzung ver-wiesen die Abgeordneten auf die verheerende

'Wir-

kr-rng der ,,'Weinklausel"l'r2). Wien wollte aber den Forderungen der Abgeordnetennicht nachgeben. Der Landtag konnte zr,var die schon iiblichen Petitionen an dieRegierung einreichen, aber diese blieben ohne Wirkung. Als endlich arrl31. Dezenrber 1903 das Handelsabkommen zwischen Osterreich-Ungarn undItalien auslief, blieb die ,,Weinklausel" als Handelsprovisoriurn noch bis zurn30. September 190r[ in Kraft]"r).

Uber den Stand und die Schrvierigkeiten bei der Entwicklung von Handel undGewerbe in dieser Region gab es regelm;iBige Berichte an den DalmatinischenLandtag, der sich oft auch mit diesen Fragen besch:iftigte. Im riickstdndigen,isolierten und vernachidssigten Dalmatien waren auch diese Bereiche nicht beson-ders er-rtr,vicke1t. Ihre Forderung begegnete jedoch zahlreichen Schwierigkeiten.Die bedeutendsten waren die schlecht entwickelten Verkehrsverbindungen und dienicht bestehende Infrastr-r-rktur, die niedrige Kaufkraft, die schlechte Fachausbil-dung, sowie der Mangel an modernen Bildungsinstitutionenl0+). Der Landtag warbemr.iht, in Dalmatien Industrie und Gewerbe zu fiirdern, sprach jedoch zu diesernZr,veck auch die Hilfe der l{egierung in Wien an. Der LandesausschuB verlieh z. B.Stipendien zur Ausbildung des Handwerkernachwuchses. Er veranlaBte auch dieregionalen Schulbehorden, sich dafiir einzusetzen, daB die bestehenden Schulennroglichst viel zur Ausbildung des Nachwuchses in Handwerk und Gewerbebeitrugen. Auf Anregung des Landtages begann man am Ende des 19. Jahrhunderts,in Dalmatien besondere Berufsschulen fiir Handwerker zu grtinden und zu Beginndes 20. Jahrhunderts auch spezielle Handelsschulenl05).

r{ro) GANZA-AR.Is, Politika ,novog kursa' fPolitik des Neuen Kursesl 136.rrrr) PERIa, l)alnratinski sabor fDalnratinischer Landtagl 200.r"r) PmrirC, Dalrnatinski sabor prem:r ponrorstvLl pokrajine fl)er l)alnratrnische Landtag und die

Schiffahrtl 751.r''r) Plrt(:, Dalnatinskr sabor [)almatinischer Landtagl 201.

"'t) Vgl. snn. ,195.

r(,.) Eno. 196.

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1980 Dln natuatrNrscgr Laruornc;

Dalmatien hatte in den sechzigerJahren des 19. Jahrhunderts nur erwa 400.000Einwohner. Es gab 14 Stddte und davon hatten 4 weniger als 1.000 Einwohner, 6hatten zwischen 1.000 und 5.000 Einwohnern, 3 zwischen 5.000 und 10.000, undnur Spalato hatte mehr als 10.000 Einwohner. Die ganze Region hatte nicht mehrals 2.4{10 Handwerker und erwa 900 Kaufleute, muBte jedoch gleichzeitig 3.001)Ileamte und 2.00t1 Geistliche ern:ihren10('). Der schlechte Entwicklungsstand derWirtschaft in Dalmatien ist am besten durch einen Vergleich mit den statistischenAngaben aus denr Jahr 1880 zu ersehe'. In diesem Jahr waren irn Gewerbe undHandwerk, in Industrie und Bergbau 4,81 Prozenr der Bevolkerung beschiftigt.Von Beschdftigungen in Handel, Verkehr und Bankwesen lebten 3,77 Prozent,zr-rsamrren also 8,58 Prozent der Bevolkerung. Vergleichshalber muB herworge-hoben werden, daB Beamte, Soldaten und Angehcirige freier Ber-r-rfe 8,71 Prozentder Bevoikerung alrsmachtenl0T).

Seit Beginn seines 'Wirkens hatte der Dalmatinische Landtag versucht, der

Region bessere Verkehrswege und -bedingungen sowohl zwischen den einzelnenOrten und Gebieten an der Ktiste als auch zurn Hinterland zu sichern. Vom Standder Verkehrswege hing auch die wirtschaftliche Entwicklung I)almatiens ab, insbe-sondere die des Handels. Die kargen Mittel aus dem Etat sestatteten es demLandtag aber nicht, grciBere Betrdgi als (Jnterstiitzung fiir dcn Ausbau und dieInstandsetzung und -haltung von verkehrswesen freizugeben. Diese unter-sttitzung war meist sehr gering. So war z. B. im Br-rdgetvoranschlag fiir 1863 eineIJnterstr-itzung in der Hcihe von 9.000 Gulden fiir die Instandserzung der Landes-straBen vorgesehen. 1870 betrug drc lJnterstr.itzung zllnr Ausbau und die Instand-setzung der verkehrsr,vege des Landes sogar nLlr 4.578 Gulden. h-n Jahr 1886ber,villigte der Landesausschu8 eine untersttitzung zurn Ausbau der Gemeinde-stralJen in der Hohe von 3.650 Gulden. Zwischen 1893 und 1900 wurden a11er-dings insgesamt 2,400.000 Kronen fiir den Stra8enbau ausgegeben. Nach Meinungdes Statthalters David h:itten es 3.600.000 I{ronen sein miissen, damit in Dalmatiender Ausbau eines,,vollstindigen staatlichen StraBennetzes erreicht wiirde"l0ir).

Die Rettung der dalniatinischen Infrastruktur w:ire im Ausbau eines Eisen-bahnnetzes und dessen Verbindung mit dem Hinterland Dainratiens gelegen. I)ar-iiber verhandelte man im Landtag nrehrmals. In der Adresse des Landtags von 1870wurde die Notwendigkeit des Ausbaus von Stra8en betont, aber auch die einesEisenbahnnetzes, das ,,das Konigreich Dalmatien mit dem l]ahnnetz Europas"vcrbinden wtirder' ). Auch bei der Abstirnmung zu Bcschliissen. dic in Zusamrrren-hang mit dem Ausbau der Eisenbahn standen, gingen die Abgeordneten gewohn-lich gemeinsam und in Ubereinstimnrung vor. Der Druck des DalmaiinischenLandtages fiihrte letztlich zum BeschluB des Reichsrates - der schon im Gesetz von

r"{') Stulrr, Iz povijesti Dalmacrje [Geschichte DaLratiens] 600.r"7) Prnr(:, l)almatinski sabor fl)ah'rratinischer Landtagl 195 Lr"8) Een. 185, 187.rr)')) EBD. 185. PrrEnJontaN, Dic Ennvicklung des Eisenbahnretzes auf denr Gebiet des heutigen

Jugoslar.vien (bis 191f3); in: Eisenbahnbar-r und Kapitalinteressen in den Beziehungen der osterrci&i-schen nrit den siidslawischen L:indern, hrg. von I\ichard Cl. Plaschka, Anna M. Drabek und BirgittaZ;r.rr t=Vcroflt'nrlir'lttrtlgen dcr Kotttnti.sjun fur Jic Cc.chrchre O,rcrrcicir. 19, Wicrr 1,J93) l3-.i1.

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W I nrs cga rrslnac I N 1981

1873 seinen Niederschlag gefunden hatte -, daB eine Eisenbahnstrecke auf clerLinie Spaiato-Sebenico-Siveri6 zu errichten sei. Die 1877 erotTnete Linie r,vurde1BB8 bis Knin verllngeft. 1895 folgte die verhngerung der bosnischen Schmal-spurbahn Sarajevo-Mostar-Gabela bis Metkovi6. Die Bestrebunsen der Landtags,abgeordneten in Dalmatien und die der dalmatinischen Vertreler im Reichsrlat.diese Eisenbahnlinien r,veiter anszubiiuen, hatten bis zum Zusamnrenbruch derMonarchie keinerlei Erfolgr 1().

Schlieillich rriissen auch noch die Problerle in der Landwirtschaft envlhntwerden. Der Dalmatinische Landtag rnuBte sich allein wegen der Tatsache, daBlnehr als 80 Prozent der Bevolkerung Dalmatiens von der Landwirtschaft lebten,sehr- hdufis auch ntit den in diesem Bereich herrschenden Bedinsungen undProblerlen beschiftigen. Diese waren in der Tat zahlreich. Der Landtqq diikutierteiiber-clie Trockenlegung vol1 Stirnpfen, die bessere Ausbildr,rng in dei Landrvirt-schaft, den Forstschutz und die AutTorstung. Man sprach weiteri iiber die brachlie-genden Clemeindelcker, die Notrvendiekeit des Schurzes einheinrischer Asrar-produkte auf denr cjstert:eichisch-ungarischen Markt sor,vie r-iber Naturkatastroph.rtund deren schr,vere Folgenrrr). Die Moglichkeiten des Landtages bei der Losr-rngmancher dieser Probleme - die grci8ere finanzielle Mrttel bearxpmcht.n - or,...ieingeschrdnkt. Aullerdem muB noch hinzr-rgefiigt werden. daB die Landtagsabge-ordneten nach ihrer sozialen Zugehorigkeit hauptsdchlich Verrrerer cles Biirg-ertulsund der Gro8erundbesitzer waren. Das dalnratinische Br-irgertum, dessen

-berufs-

spektrunr von der Beamtenschaft und den freien BeruGn bis zur Schiffahrt und demHandel reichte, war nicht sonderlich an der hndhchen Arbeitswelt interessierrrlr).

Die Situation der dalmatinischen Bauern r,var in-r Landtag ar-rch schon zvr Zeitder Mehrheit der Autonomisten ar-rfser.vorfen worden. L:ingEre Debatten ocler garBeschliisse zu dieser Frage wurden aber meist tunlichst vernrieden. Als die Narod-njaken 1870 die Mehrheit im I andtag erransenr inderte clas auch nichts an der Lageder Bauernri3). Das die Narodnjaken untersti.itzende Btrgertunr r,vollte sich n1m-lich nicht clie Grol3grundbesitzer zu Feinden rnachen, insbisondere nicht de1 Adel.der seine Vertreter haupts:ichlich ir-r den Reihen der Nationalpartei hatte. DieAbgeordr-reten der l{echtspartei hatten in der Regel hingegen nrehr Verstiindnis fiirdie Lage der dalmatinischen Bauern.

I{urz gesagt, die okonomische und soziale Lage der Bauernschaft stieB auf keinso sro8es Interesse der Landtagsabgeordneten wie etwa die Trockenlegun€l vonSurrpfgebieten. Tatsache ist, daB es gerade die Fiihrer der Nationalpartei it-r D"l,-1.-tien r,varen, die inr Landtag von 1871 durch ihre Haltung ermoglichten, dielebensrvichtige Agrar{rage nicht zu losen und fiir viele Jahrzehnte hinauszuschie-ben Die Nationalpartei dachte gar nicht daran, ihr p.ogr.rlrr-n enger nrit denlebensnahen Problemen des Landes und seiner arbeitenden Bevcilkeruns zr-i verbin-

. | ) Vgl..l']aur Mtcnrr-En, Dalnatien r:nd die osterreicl'rische Eisenbahnpolitik; ir-r: Mitteiluneel

des Osterreichischen Sraats:rrchivs 23 (1971) 180 198rrr) Pnrui;, D:rlnratinski sabor fDalnrarinischer Lanc.ltagl 1gg.rr) Vgl. dazr,r Scnour-, Kroatischc Narionalpolitrk urid Jugoslavenstvo' rg7 trrrr) Prnri:, Dalmarinski sabor fDalnratinischer Landtag] i9i.

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I982 Drn n,ttl,r,ltrxtsctlE LaNo r ac

den, noch dachte sie daran, diese zu urobilisieren, sie wandte sich nur wihrend desWahlkampfes an sie. Gerade in der Kolonatsfrage a1s dern schwer-wiegendstensozialpolitischen Problenr Dalmatiens entwickelten die parlamentarischen Vertreterweniger Verstlndnis fiir die Anliegen der Bauern als beispielsweise die politischenBehcirden im Lande oder die k.k. Regierung in Wien, die zwar das entsprechendeProblembewuBtsein entr'vickelten, deren MaBnahmen jedoch zu spit crfolgten r+).

4. Die Beziehungen zur Statthalterei und zu Wien

Die Leistungsfihigkeit und Durchschlagskraft von Dalnatinischein Landtagund Landesausschu8 hingen vor allem von deren Beziehung und Verhdltnis zurRegierung in Wien bzw. deren Vertreter in Zara. - dem Statthalter ab. Wie frr.iherschon envihnt wurde, gehorten die Statthalter Dalmatiens bis zum Beginn des20. Jahrhunderts dem Militdrstand an. Sie standen also nicht nur der hochstenZivilver-waltung vor, sondern befehligten in ihrer Eigenschaft a1s Milit;irkomman-danten von Zara gleichzeitig die k.u.k. Truppen in Dalmatien. I)ie militirischenStatthalter Dalmatiens waren der Reihe nach: Lazarus Freiherr von Mamula (bis1865), Franz Freiherr von Philippovich (1865-1867), Johann wagner (1867-1869), Gabriel Freiherr von Rodich (1870-1881), Stephan Freiherr vonJovanovi6(1881-1885), Ludwig Freiherr von cornaro (1886), Karl von Blaiekovi6 (1886-1890) r-rnd Emil von David (1890-1902). Die Aufgabe des Statthalters lag in derAusfilhrung der von 'Wien aus angeordneten Politik. Er sollte sich dabei jedochniemals auf eine Erkl:irung dieser Regierungspolitik einlassen. Sowohl der Statthal-ter als auch die Regierr-rngsvertreter hatten das Recht, sich an der Arbeit desLandtages zu beteiligen und konnten - anders a1s die Abgeordneten jederzeit das'Wort ergreiGn. In der ersten Sitzung einer neuen Landtagssession verkiindete ergewohnlich den kaiserlichen Beschlu8 iiber die Ernennung des Landtagsprdsiden-ten und seines Stellvertreters. Die Regierung trug dem Statthalter au1, die Darle-gungen und Forderungen der Abgeordneten im Landtag genau zu ver{olgen.Sollten ndmlich diese Forderungen der Regierungspolitik allzusehr widersprechen,so war der Statthalter berechtigt, die Landtrgssession zu verraqen oder zu schlie-Benlr5).

Der Statthalter bestirnmte die Regierungsvertreter im Dalmatinischen Landtag.Das waren in erster Linie Beamte vom Rang des Vizeprdsidenten der Statthaltereioder R;ite bzw. Hofrdte der Statthalterei. Manchmal ernannte der Statthalter aberauch Vertrauenspersonen, die au8erhalb der Statthalterei tdtig waren, zr-r Regie-rungsvertretern, z. B. den Biirgermeister von Zara oder R:ite des Appellationsge-richts in Zara. Gewohnlich nahmen an jeder Sitzung des Landtags zwei Regie-rungsvertreter teil, manchtnai aber ar-rch nur einer. Ihnen wurden die Anfragen derAbgeordneten an die Landesregierung oder an die zentrale Regierung in 'wien

rr+) Sruru, Iz povijestipolitik und Jugoslavenstvo'rr') Prnrc, Drlrn.rtin:ki

Dalmacije [Geschichtc Dalnratiensl 602. Scn6or-, Kroatische National-11 4-122, 157 -178, 299-325.sabor fDalnratinischer Landtag] 39.

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BszrssuN<;lN zun Starrn,lrrEREr uND zu 'WIEN1 983

iiberreiclrt. Sie berichteten ihren Vorsesetzten tiber alles, was sich inr Landtagabspielte. Auf Grund dieser Berichte rvurden u. a. auch die Beschlr-isse riber einenrogliche Vertagung oder Authebung der Landtagssession gefaBtrr").

Die Vorgangsweise der dalmatinischen Statthaiter entspr:ach dem jer.veiligenStandpunkt der 'Wiener

Regierr-rngspolitik. Dessenungeachtet wurden aber auchnranche der Statthalter von der Nationalpartei gelobt - z.B. Philippovich undRodich. In bester Erinnerung verblieb Niko Nardelli, einer der r,venigen Zivilisten,der als gebiirtiger l)almatiner mit weitaus nrehr Takt vorging a1s viele seinerVorglnger. Die iibrigen Statthalter blieben hauptslchlich in schlechter Erinnerung.Zunichst ist an Lazar Mamula zr-r denken, der es nicht zr-rlieB, daB Dalmatien seineAbgeordneten int Jahr 1861 zur Banalkonferenz nach Agram enrsandte. HeftigeKritik an der Zentralregierung und der Beginn einer Zusammenarbeit zwischenNarodnjaken und liberalen Autononristen hatten zur Folge, daB der DalmatinischeLandtag durch Kaiserliches Patent vom 6. April 1864 aufgelost r,vurde. Die innen-politischen Probleme der Habsbursernronarchie brachen jedoch immer stlrker aufund verlangten Losun€ien, die man der Regierung Schmerling mit ihrem zentrali-stischen Kur:s nicht mehr zutraute.

.. Die neue Regierung l3elcredi war bernriht, ein ,,Programm der nationalenLJbereinkunft" zu vertretenllT). Die Landtagsabgeordneten in Dalnraticn elwarte-ten von der neuen Regier-ung, cla8 diese sich fiir eine Er-weiterung der biirgerlichenFreiheiten einsetzen werde. Die Politik der neuen Regierung war znniichst anrVerhalten des neuen dalmatinischen Statthalters Franz Freiherr von Philippovich zuerkennen, der Lazar Mamula folgte und weitaus mehr Verstlndnis fiir die Forde-rungen der Narodnjaken zeigte. Er nreinte z. B., daB Marnulas Weigerung, dieAbgeordneten Dalmatiens an der Banalkonferenz in Agranr teilnehr-nen zu lassen,eine unpolitische Voreangsr.veise war, die der cisterreichischen Regierung mehrSchaden als Nutzen zugefiigt hattel18). Bei seinem An'rtsantritt entlieB Philippovichsofort den VizeprSsidenten der Statthaiterei, Hofrat Dr. Lr-rigi Lapenna, der sich vorallem dr-rrch seir.re schikancjse Behandlung der Narodnjaken heruorgetan hatte.Philippovich wollte den Forderungen und Wiinschen des Volkes in bezug auf dieSprache gerecht werden r,rnd den MiBbrauch der Verwaltungsbeamten unterbin-den. Seine Tdtigkeit inr Land wurde jedoch schon 1867 beendet, als mit Ivan'Wagner ein neuer Statthalter bestellt wurdelre).'Wie Manrula iibte auch Wagner groBen Drr-rck auf die Narodnjaken aus undunterstiitzte die Politik der Autonomisten. Insbesondere benutzte er die Beamten-schaft zu politischen Zwecken gegen die Nationalpartei. 1869 aber brach in derKrrvoirje ein Aufstand aus, und in der Bucht von Cattaro wurde der Ausnahrne-zustand ausgerufen. Die Regierung in Wien beschlo8, den Ar-rfstand so gut es ging

rrr') Enl. '10.rr7) Eso. 85.rrE) MInro V'urNrtC, l)vije predstavke generala Franjc Filipovr6a o prilikarna u I)alnraciji

(1866.) fZrvei l)enk.schriften von Gencral Franz von Philippovich iiber c]ie Verhiltnisse in I)ahnatieninrJahr 18661; in: Casopis zA suvrenrenll povijest 1 (1976) 79 95, hier 90.

1r')) Mairnovr6, Uvodenje lrrwatskog jezika lEinfiihmng der kroatischen Sprachel 171.

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1984 l)ln o,qr.NaeL rNrsa:nr L-qNn r Rr;

mit fi-iedlichen Mitteln beizulegen und den bisherigen Druck auf die Narodnjaken zulockern.'Wagr-rer r,vurde:rm 10. Dezenrber 1869 abberufen. Brs zur Ankunft desneuen Statthalters Gabriel Freiher-r von Rodich irn Ar-rgust 1870 wurde die Fiihmngder Amtsgeschifte des Statthalters denr pensionierten Hofrat Josip Fluck iibertragen.'W:ihrend

seiner interimistischen Anrtsfiihmnc rvurden ant 22. Mai 1870 alle Land-tage in Cisleithanien (auBer denr Bohmrsclen) .rufeelost. Die Neur,vahlen zuml)almatinischen Landtag wurden arr 3. Juni 1f370 ausgeschrieben. Der InnemninisterEduard Graf Ta:rfre erklirte, daB die Wahlen zu diesent Landtag frei und ohne Druckdr-rrch die Beanitenschaft abgehalten werdelr wiirden. Die Statthalterei benachrichtig-te alle Bezirkshauptleute und verpflichtete sie clazr.r, clarauf zu achten, da8 ,,dieWahlen einen reselnrlBigen und raschen Verlar-rf' nehmen, daB nirgendrvo ,,offent-liche Ordnunsl Lrnd Sicherheit" liestort rvr.irden und ,,iibera11 die Freiheit der Wahlgesichert werde'.rlr(). Demxrch asitierten einige Bezirksvorsteher - in Fortfiihmneder bis dahin bestehenden Praxis r,veiterhin gegen die Nationalpartei.

A1s Rodich im August 1870 endlich als neuer Statthalter in Dalmatien eintraf,hatte er zr-rniichst die Aufgabe, die Aufstindischen in Krivoiije zu berr.rhigen. l)aherhatte er anfings r.venis Zeit, sich mit anderen politischen Fragen in Dalm:rtien zubesch:iftigen. l)ennoch benriihte er sich, dem MiBr-nut der Narodnjaken der cister-reichischen Biirokratie gegeniiber auf den Grund zu komrnen. Dabei half ihrn derRat Francesco Vergherios, eines Mitglieds der clahnatinischen Statthalterei, derbeh.ruptctc. drll ..dic grollc Mclrrheit der dalrn.rtirri.chcrr lJiir-okrutic" rrrr poliri-schen Leben teilnehrne und der Partei der Autonomisten anqehdre. llodich r,vulltesehr rvoh1, daB sich in l)ahnatien die Iledingungen und G{ebcnheiten nllr inso-weit indern wtirden als dies dr,rrch die Regierung in 'Wien

zugelassen lviirde, dochwar eine Anderuns der Regierr-rngspolitik im Sinne eines Nachgebens bezilglichder Forderungen der Nationalpartei seiner Meinuns nach eine Notwendigkeit.Andererseits nahm eegen Ende von Rodichs Amtszeit die Kanrpagne fiir dieder-rtsche Amtssprache in Dalmatien an Intensitit zu. Unaut?i1lig waren lmmermehr deutschsprachige Beamte in hohere Positionen einseschleust rvorden. Ebensowurden zr-r Bezirkshauptmiinnern l)ersonen ernannt, die au8er Deutsch keineandere Sprache sprachen - bestenfalls konnten sie etr,vas ltaiienisch. Die Narodnja-ken reagierten zlrndchst nicht r:rsch genuq auf die Ernennung deutschsprachigerBeanrter.

I{odichs Nachfolger Stephan Freiherr von Jovanovi6 fiihrte die cleutscheSprachpolitik r.veiter. Obrvohl die Nationalpartei nech dcn Landtagsrvahlen von1883 im Landtag imnrer noch mehr Abgeordnete hatte a1s die Autononristen unddie Serbische Partei zusamren, wurde ein Abgeordneter der Serbischen Partei zun'rLandtagspr:isidenten ernannt. Auf Proteste der Nationalen, daB der Pr:isident ausden Reihen der Landtagsnrehrheit kommen so1lte, reagierte die Statthalterei mitder Ernennung eines Autonornisten zunl Vizeprlsidenten, auch wenn die Regie-mng Tarffe in 'Wicn

sonst rneistens die N:rtionalpartei in ihren Bestrebungenunterstiitzte. ln Ilefoleung der Richtlinien aus 'Wien ersetzte Jovanovi6 mehrere

12") Zitlerr nach l)rnr6, Dalrnatinski sabor [I)alrnatinischer Landtagl 96

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lhzrEHuNc;rN zun StatttralrrREr uND zu W.rlN 1985

einheirnische Beamte durcl.r der-rtschsprachige. AuBerdenr handhabte er die Zensur-bestinunr-rngen in rigiclerer 'Weise r-rnd ordnete h:iufig die Beschlagnahrne desParteiblattes der Narodnjaken an. Die Abgeordneten der Nationalpartei irn l\eichs-rat drohten, Hohenr'varts Abseordnetenklub - der die Regierr-rng Taafle unterstiitz-te - zu verlassen. Der Narodnj:ik Bakoti6 bemerkte wihrend der Landtagssitzungvom 23. Juni 18U.1, daB die Landtagsabgeordneten nllr geringen Einflr-rB ar-rf dieI{egierung hdtter-r, in rranchen Fragen iiberhaupt keinen. So konne die Regierr-rngsogar den Beschl"rB fassen, Krieg zu liil-rren, ohne vorherige Absprache mit denLandtagenrrr) (und auch dem Reichsrat - nruB nran hinzufiigen).

Knapp vor der Einberufung cles Landtages fiir lfi89 crteilte die Regierung inWien dem Statthalter die Vollnracht, den Landtag zu schlieBen, wenn bei seinerSitzr.rng die Frage der Wiederwereinigung Dalmatiens rnit Zivilkroatien auf dieTasesordnung Flesetzt rviirde. Solche Vollmachten wurden :ruch in den folgendenJahren erteilt, und zwar bei jeder Einberufung des Landtags. Der neue StatthalterKarl von Blaiekovi6 vertrat jedoch Standpunkte, die clenen der Nationalparteinahestanden. So trat er 1890 geracle wegen der Sprachenfrage von seinenr Postenzurilck. Er hatte den Eindruck ger.vonnen, d;rPr es der Zentr:rlregierr.rng ohnehinnicht r-rnr eine endgtiltige l{egelung dieser Frage inr Sinne der Bevolkerung ging,sondern daB viehlehr die deutsche Sprache eingefiirhrt rverden sollte. Sein Nach-folger Emil l)avid teilte diese Ansichten. Dessenohngeachtet bestand die Zentral-regierung weiterhin auf ihren Gernranisierunssbestrebunsen in l)ahnatien. Daviclbetonte itr seinem tsericht vom 7. Septernber 1900, daB Dalmatien ein slawischesLand sei, in denr 96 Prozent der Bevolkerung Kroatisch sprichen. Die deutscheSprache sei diesern Volke fiernd, und deren Einfiihrung wiirde nlrr zu unr-iberwind-lichen Schwierigkeiter-r fiihren und einen scharfen Widerspruch der politischenParteien hervorrufen. Sor,vohl Naroclnjaken als Ar-rtonomisten seien sich ndnilichdarin einig, da8 in die Verwaltr-rng nicht auch noch eine clritte Sprache einzufiihrenseir2r) .

Das Gertnanisierungsbestreben erreichte unter der Anrtszeit des ersten zivilenStatthalters Erasrnus Freiherr von Handel (1902-1905) ihren Hohepunktl23). DieAnkunft des neuen Sertthalters und die von ihrl angeklindigte ,,neue Ara" in derPolitik Wiens Dalrnatien gegeniiber erweckten in einigen Kreisen des kroatischenpolitischen Lebens durchaus betr.lchtlichte HofFnungen und Envartungen, r,vurdenaber von andereir, insbesorrdere von cler Presse der Rechtspartei, rnit ofFenerAntipathie aufgenomtnen. Der neue Statthalter r,v:rr obrvohl eine zivile Person -wieder ein Fremder, der nur unzureichend Kroatisch konnte. Handel wollte zwarZugest:indnisse fiir das Kroatische gewlhren, da{iir aber ofiiziell die deutscheSprache in die Ver-waltung einfiihrenrl).

Die rcgierungsfeindliche Stimrnung in Dalmatien, die sich in den letzten Jahrenaufgestaut hatte, trat bereits wihrend der Landtagssitzung im Juni I9O2 zutage.

Een. 163.Mairnovr6, Jeziino pitanje [Spracl'renfi'age] 233.Garza-Anas, Politika ,novos kulsa' [l,olitik des Nenen Kurses] 120Mairnovr6, Jeziino pitanje fSprachenfr:aee] 23.1.

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1986 l)ln o,tnarrNrscHr LaNolac

Statthalter Handel gab in seiner Erciffnungsrede zu, daB die Losung der Problemeim Zusammenhang mit der dalnratinischen 'Wirtschaftslage schwierig sei, dochmiisse Dalmatien rnehr Selbst:indigkeit bei der Losung seiner Wirtschaftsfiagenzeigen. Er teiltc niit, dall voni Staat ,,bis auf weiteres" keine LJnterstlitzung zuenvarten sei und daB Dalmatien seine eigenen Mittel und Wege zur Losung dieserSchwierigkeiten finden solle, ohne Hilfe von oben zu ellvarten. l)ie Zentralregie-rr-rng eab also klar r-rnd deutlich zu verstehen, daB sie lveder Initiativen noch Mittelfiir ein Wirtschaftsprogramrl in Dahnatien habe125). Handels Rede wurde h:iufigvon MillfallensiiuBer-ungen seitens der Abgeordneten unterbrochen. Eine derartigeKonfrontation hatten lveder der Statthalter noch die Regierung in Wien erwartet.Sie rvaren davon iiberzeugt gewesen, daB die Trennung der zivilen Venvaitung vonder militdrischen ihr politisches Ansehen in Dalnratien betrichtlich gestlrkt hat-te]26). Die Rede des Statthalters hitte eine ,,r'r..r. Ar." dcl cjsterreichischen Ver-wal-tung in Dalmatien einleiten so11en. Man verstand darunter in Wien jedoch etwasr'vesentlich anderes als in Dalmatien, und danrit war der Bruch zr,vischen beideneigentlich schon vollzoger-r. I)almatien wo11te seinen nationalen Bestrebungen nichtentsagen, und Osterreich konnte Dalnratiens Geneigtheit mit nichts erkaufenr2T).

Dank Handels l{ede erkannte die Mehrheit der Landtagsabgeordneten sofortdie Absichten der Zentralregierung zum Stand der dahnatinischen Wirtschaft. DieRegierr-rng hatte nlnilich ofltntlich zugegeben, daB es mit der'Wirtschaft schlechtstand, und danrit anerkannt, da8 die Klaeen und scharfen Kritiken, die schon einJahrzehnt lang vor allem von den radikalen Politikern Dalnratiens an dieAdresse 'Wiens gerichtet worden waren, gerechtfertigt gewesen waren. Der Abge-ordnete Biankini forderte volr neuen Statthalter ein solides Wirtschaftsprogrammund r,veitreichende Investitionen. In seiner Antwort auf die Ernpfehlung des Statt-halters hob er die Tatsache herwor, daB es im Bereich der Wirtschaft eigentlich niezu ZusammenstoBen zwischen den verschiedenen politischen Parteien im Landtaggekommen sei. Diese waren ausschlie8lich national-politischer NatLlr Llnd tratenbesonders bei der Lcisung der Sprachenfrage, bezliglich der Schulprogramme undder nationalen Zusanrmensetzlrng in Verwaltungs-. Justiz-, Post- und Polizei-lmtcnr zutlgeLr*). Bi.rnkini hatte recht: Die Politik beweste sich in Dalmatienweiterhin in.r l{ahmen eines Kampfes u1n nationale Rechtelz').

Der Statthalter verteidigte die Regierung. wobei er betonte. daB das Gesetzeine LJnterstritzung aus staatiichen Finanznritteln fiir rvirtschaftliche LJnternel.rr-nennur dann vorsehe, wenn vonr betrefGndenr Lande und von privaten Interessentenebenfalls ein bestimnrter Geldbetrag zr-rgesichert wCre. Der staatiiche Beitrag so1lte

r?i) GaNza-Anas, Politikr ,novog ktrrsa' fPolitik des Neuer Kr-rrsesl 127.126) Prnt6, Dalnratinski sabor [Dahn:rtinischcr Landtagl 166 f17) (iaNza-Anas, Pohtika ,novoe kLrrsa' fPolitik des Ncucn Kulsesl 12(r f. l)a{l c'las Nichtzustan-

clekotlnren eines von kroatischer Seite clhollten urrfassenclen Sanierr-rnesprojektes das Verl-rlltniszlvischel cler kroatrschen Fr-ihrung Dalrnaticns und denr Clesanrtstaat nachhaltig belastetc, betont auchScuijor, Kroatischc Nationalpolitik und Jugoslavenstvo' 309.

lrB) G.tNza-Anas, Politika ,novoe kursa' ft)olitik cles NeLren Kursesl 128.rr'') Eso. 125. 158.

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BgztEttuNGrN zurt StatlHalrEREt uND zu 'WrtN 1987

denrnach ein Fiinftel oder hochstens ein Drittel der fir ein Projekt eforderlichenGesamtsumme betragen. In Dalmatiens Fa1l wCre der Staat jedoch gezwungen, dieganze Summe aufzubringen, denn weder das Land selbst noch seine einzelnen(Jnternehrner oder GroBgrundbesitzer ver{iigten iiber genr.igend Mittel.

Handel konnte in Daln-iatien fast niemanden fiir sich gewinnen. Der Landtagvon 1902 zeigte das bereits ganz deutlich. Handel war mit ,,leeren H:inden" - nurausgerristet mit denr Schlagwort uiribus unitis - in dieses Kronland gekommen.Durch eine Andemng im Personal der Statthalterei hatte sich nicht auch die t)olitikOsterreicl-rs Dahnatien gegenr,iber gedndert. DaB Handel sehr wohl versucht hatte,die Politik der Wiener Regierung zu indem und fiir Dalm:rtien ein wirtschaftlichesSonder-Investitionsprograrlm in der Hohe von 24 Millionen Kronen, verteilt auf12 Jahre, zu erreichen, daB eine derartige Sonderaktion zugunsten eines einzigcnKronlandes jedoch von der I{egierung abgelehnt wurde, war den kroatischenPolitikern damals wohl nicht bekanntri0). Sie sahen nur die nationalpolitischenAspekte, und auch hier nur das in ihrer-r Augen ncgarive.

Im Dahnatinischen Landtag verteidigte Handel anr 8. November 1903 denRegierungsvorschlag iiber die Verwendung der deutschen Sprache nit dcr prakti-schen Notwendigkeit, es der zentralen Behorde zu erleichtern, mit den Unterbe-horden in Kontakt zu treten, denn inr Staate lebten 8 unterschiedliche Nationali-titen. Denselben Standpunkt bezog am 26. Novenrber 1903 Ministerpr:isidentDr. Koerber im Reichsrat, wobei er die Vorzr.ige betonte, die es bringe, wenn inder Venvaltung in Dalmatien neben I{roatisch auch Deutsch Verwendung finde.Diese politische Aktion der Regierung in Wien, die zur Einfiihrung des Deutschenirn inneren Dienstverkehr in Dalmatien (aber nicht nur dort) hitte fiihren sollen,schei.terte total und fiihrte unter anderem schlie8lich zum l{ricktritt Handelsl3l).

Der eigentliche AnlaB dafiir war aber ein anderer. Statthalter Handel so1l beieiner bestimmten Gelegenheit irn Jahr 1904 gesagt haben, den Dalmatinern seinicht zr-r trauen, denn ,,ihr Wort ist kein ehrliches

-Wort". Mit dieser pauschalenBehauptung tiber ,,den" dalmatinischen Charakter beleidigte er alle Bervohner desLrndes. Diese Aussage rief irr der dalnratinischen Offenriichkeit eincn solchenSturm herwor, daB Ministerprlsident Koerber gezwungen war, eine LJntersuchunganzuordnen, um die'Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Da irn Oktober 1904 derDalmatinische Landtag einberufen werden sollte, machte der LandesausschuBKoerber darauf aufmerksam, da8 es unter den gegebenen [Jmstinden solange dielJntersuchung noch nicht abgeschlossen wire - nicht gut wire. dieses repr:isenta-tive Organ einzuberufen. Als man von der Einberufung des Landtags er{uhr, wurdeauf Veranlassung von Trumbi6 ein ZusarlmentrefTen vereinbart zwischen denVorsitzenden aller dalnratinischen politischen Parteien zur Festlegung cines ge-meinsamen Standpunktes gegenliber Handel. Dieses Treffen fand am 5. Oktober1904 statt, wobei man ohne Schwierigkeiten zunr genrcinsanren Standpunkt ge-langte, daB Handel ,,die Ehre" Dalmatiens ,,beleidigt" habe, und daB es ,,eineangemessene Cenugtuung" fiir diese ,,Ehrenbeleidigung" geben miisse - der Statt-

rr") Scnonr, Kroatische1r1) MaSrnovri:, Jezidno

Nationalpolitik und Jueoslavensrvo' 308 ffpitanjc ISprachenfi-age] 23;1.

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1 988 I)ln nar,uarrNrsr:nr LaNotac

halter sollte zurricktretenlr2). Die Sitzung_des Landtags vom 6. Oktober verlief insehr dramatischer Atmosphlre. Dr. Pero Clingdja verlas die genreinsame Erkld.rungin kroatischer und in italienischer Sprache und krindigte an, s:irntliche Abgeordneter'viirden ihren verfassungsnrd.Bigen Verpflichtungen nicht nachkolnnlen, solangeHandel im Anrt sei. Danach verlieBen alle Abgeordneten den Landtag.

Diesenr starken politischen Dn-rck - rnit seiner starken anticisterreichischenPrdgung - ohnseachtet dauerte es noch bis 1905, ehe Handel zurticktrat r-rnd NikoNardelli (1906-1911) zuni nellen Statthalter ernannt lvurde. Nardelli kiindigtezrvar gro8e Ver:inderr-u-rgen zLl11r Besseren an, rechtfertigte jedoch glerchzeitie dieZentralregierung danrit, daB sie ihre nun doch beschlossene Investitionspolitik fiirDalmatien dank der parlanrentarischen Verh:iltnisse inr Reichsrat (noch) nichtdurchsetzen konnterii). Die dalmatinische Opposition ver-wies auf die Notr,vendig-keit eines verstdrkten Vorgehens der autonornen Kcirperschaften, sowohl des Land-tags als auch des Landesar-rsschusses. Es konnte ilrrer Meinung nach keinen wirtschaftlichen Foftschritt l)almatiens geben, solange ,,der Wiener Zentralismus" dieVerr'valtungsbehorden des Landes beeinfluBte und nicht die kroatische Politik, die,,Ausdruck und Abbild der libenviegenden Mehrheit in Landtag und Land" sei. Aufsolche Beschwerden ur-rd Einspriiche kanr aus W'ien die Ar-rtwort, Zentralregieruneund Lanclesregierung seien ,,dasse1be", und ,,die Landesregierung ist nichts anderesals die Entanation der zentr:rlen Regierung, deren Anrveisungen zu befolgenselell -1_

Zunr SchiuB so1lte hervorgehoben rverden, daB die Kompetenzen des Dalma-tinischen Landtages in erster Lir-rie gesetzgeberische waren nrit einer bestimnrtenVerfiigungsgewalt auch in budget:irer Hinsicht. Ar-rf die Lcisung der- fiir l)almatienwichtigsten agrarischetr Probleme konnte er nicht clirekt EinfluB nehnren, sondernerst nach vorheriger Uberei.nstinrmung nrit Wien. l)ennoch war seine Rolle irngesanlten Leben Dalmatiens seit den sechzigerJahren in jeder Hinsicht von gro8erBeder-rtung, insbesondere was die Er:"veckr-rng des NationalbewuBtseins der dalma-tinischen Bevolkerung betritTtLri) . Die eir-rzelnen Landtage und Landesausschiissewaren fiir den Hof bzrv. clie Regierung in Wien in der Tat re€lionale, d. h.provinziale Ver-waltungsorgane nrit schwachen oder gar keinen Charakteristikenvon VertretLlngen autonolner nationaler Ganzheiten. In dieser Hinsicht konntensie auch keine nationale Gefahr darstellen. In der Habsburserrronarchie hatte

r') Punt6, I)alnr:rtinski sabor fDalnratinischer Landtag] 1fi5 fT. l)Ens., Slorn nan.rjesnika Handelau svjetlu politike Novoga Kurs:r u l)ahn:rciji lDer Sturz clcs Statthaltcrs Handel rnr Lichte der Pol:itikcles Nertcn Kurses in L)alrnatiell; in: Clodiinjak drtritva Istorri:rr:r Bosne i Hercegovine 1l (1966/67)367 395.

t:r:r; Prnr6, Dalnratinski sabor fl)alnatrnischer Landtagl 169.r'rr) Zitrelt nach GaNza-Anas, Politika ,novog kurs:r' lPolitik dcs NeLren Kurscsl 120.rrt) Prnrr':rC, l)almatirxkr sabor prerna pornorstvlr pokrajine fl)er I)almatrnische Lancltag trnd drc

Schiflahrtl 737.

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BrztrnuNc;lN zut Srerruar.TEREt uNl) zu 'WnN1 989

D:rh'natien nie eine besonclere Autononrie. Alle rvesentlicheir Frasen H:rndelsab-korrrnretr, Zoilgebtihren, cler Ausblr-r von Verkehlsrveqerr. Gesetzc iiber clie Zutet-luns von Krediten r-urcl Subventionen, ciie Sprachenfralie Ll. :'i. , die liir clieEntrvickiuns und den Fortschritt des Landes wesentlich waren, rvurden im Reichs-rat beschlossen. Bei clen rreisten l]ediirfnissen Dalnratiens salt servohnhch dieFeststell-ing des Lanclesausschusses, claB r,vegen Mangels an finanzicllen Mittelndiese rticht gedeckt rverden konnen. Dalnr:rtien hitte eine sinnvolle Wirtschaftspo-litik gebralrcht, die ar-rf der Zusanrmenar-beit von l)rivatler.rten r-rnd Staat ar.rfbaute.Anstrtt dessen r'v:rr I)alrnatien nrit einer osterreichischen Har-rdelspolitik konfron-tiert, die eine ,,-Weinklar-rse1" zugulrsten Italiens enthielt, rnit verlschiedcnen Be-nachteiligungen in der l):rmpfschiffthr:t, in Fischerei und KiistenschitTahrt, nrit derIsolierune eegentiber Montenegro, rnit cler Erschrverung cler: Hanclelsbeziehr-rnsenzlt Bosnien und Herzegor,vina r-urd nrit der Aufi-echterhaltung der Trennuns vonZivilkro:rtien, -:rll das r,vidersprach dern, r.vas L)alnr:rtien sebraucht h:itte1:r('). Beil)iskr-rssiotren zu verschieclenen l)roblemen inr Wirtschaftsbereich traten clie Vertre-ter der Ar-rtonomisten und der Nationalcn oft eintr:ichtie ar.rf lrnd Beschh-isse zurRegelttng clieser Problenre rvurden nicht selten einstinrnris gcf,rBt. Jeder Vorschlag,der el.rer detr nation:r1en Fordenrngen der Kroeten uncl Serben entgeeenkanr, r-iefdageeetr die Ablehnung der-Angehorisen des Abqeordnetcnklubs der Autonomi-stett herwor. Das zeiste sich selbst noch rnr Endc der hjel betr:rchteten Epoche. Anr7. Februar 1912 sollte der l{roatisc}re Lrrndtas in Aglrnr zus,rnrnrclltreten. Zu seinerEinberufung katr es nicht, clenn durch einen Beschh-rl'r vonr 27. Janr-rar war erar-rfgelcist r'vorden. l)ie Mitgliecler der- dalnrltinischen Kro:rtischen Partei uncl dieder Rechtspartei brrcheu :rus l)rotest clariiber die Sitzune des l)almatinischenLandtages ab r,rnc1 verlicBen ihn. l)er aber setzte cleruroch seine Arbeit fort und zrvarbis 2'1. Februar 1912, als ,,:ruf allerhochsre Wcisung" rruch dcsscn Sitzr-rng aufseho-ben u'urde. Es rvar dies dm Ende cles ersten clahrratinischcn Parlarnents. und dertsegirrn der letzten Phase der ,,I{einkorporierung" J)ahnatiens.

r'J") Ci,rNza-An,rs, Politika.novog kLrrsa' fPolitik des Ncuen Kr-rrsesl 120, 128