Top Banner
Inhaltsverzeichnis 1. Religiöser Aktivismus – ein tagesaktuelles Forschungsfeld 3 2. Die Ablehnung des säkularen Nationalstaates am Beispiel christlicher Aktivisten in den USA 5 2.1. Der säkulare Nationalstaat – Grundlagen einer europäischen Idee 5 2.2. Juergensmeyers Vier-Stufen-Modell 7 2.2.1. Aufbegehren gegen den säkularen Nationalstaat 7 2.2.2. Internationalisierung 8 2.2.3. Anti-Amerikanisierung 9 2.2.4. Globaler Krieg 10 2.3. Die Entwicklung der Bewegung christlicher Aktivisten in den USA 12 2.3.1. Die ersten Siedler 12 2.3.2. Erstes und Zweites Great Awakeness 14 2.3.3. Säkularisierung – Zwei Strömungen, ein Gedanke 14 2.3.4. Immigrantenströme – Feuerprobe für das System 16 2.3.5. Christliche Aktivisten in den USA 18 2.3.6. Blütezeit des Liberalismus 21 2.3.7. Die Neue Christliche Rechte 22 2.3.8. Christian Reconstructionism, Christian Identity und der Terror 24 2.3.9. Einfluss der christlichen Aktivisten ab 2000 26 2.3.10. Quellenkritik 27 2.4. Juergensmeyers Vier-Stufen-Modell am Beispiel der christlichen Aktivisten in den USA 28 3. Religiöser Aktivismus im 21. Jahrhundert – selbstbestimmtes Aufbegehren oder Mittel zum Zweck? 31 4. Verzeichnis 34 4.1. Quellenverzeichnis 34 4.2. Literaturverzeichnis 34 4.3. Statistikverzeichnis 36
35

Christliche Fundamentalisten in den USA

Apr 26, 2023

Download

Documents

Nikolay Marinov
Welcome message from author
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Transcript
Page 1: Christliche Fundamentalisten in den USA

Inhaltsverzeichnis 1. Religiöser Aktivismus – ein tagesaktuelles Forschungsfeld 3

2. Die Ablehnung des säkularen Nationalstaates

am Beispiel christlicher Aktivisten in den USA 5

2.1. Der säkulare Nationalstaat – Grundlagen einer europäischen Idee 5

2.2. Juergensmeyers Vier-Stufen-Modell 7

2.2.1. Aufbegehren gegen den säkularen Nationalstaat 7 2.2.2. Internationalisierung 8 2.2.3. Anti-Amerikanisierung 9 2.2.4. Globaler Krieg 10

2.3. Die Entwicklung der Bewegung christlicher Aktivisten in den USA 12

2.3.1. Die ersten Siedler 12 2.3.2. Erstes und Zweites Great Awakeness 14 2.3.3. Säkularisierung – Zwei Strömungen, ein Gedanke 14 2.3.4. Immigrantenströme – Feuerprobe für das System 16 2.3.5. Christliche Aktivisten in den USA 18 2.3.6. Blütezeit des Liberalismus 21 2.3.7. Die Neue Christliche Rechte 22 2.3.8. Christian Reconstructionism, Christian Identity und der Terror 24 2.3.9. Einfluss der christlichen Aktivisten ab 2000 26 2.3.10. Quellenkritik 27

2.4. Juergensmeyers Vier-Stufen-Modell

am Beispiel der christlichen Aktivisten in den USA 28

3. Religiöser Aktivismus im 21. Jahrhundert – selbstbestimmtes Aufbegehren oder Mittel zum Zweck? 31

4. Verzeichnis 34 4.1. Quellenverzeichnis 34 4.2. Literaturverzeichnis 34 4.3. Statistikverzeichnis 36

Page 2: Christliche Fundamentalisten in den USA

  3  

„I knew that my God was bigger than his. I knew that my God was a real God and his was an idol.“1

Army Lt. Gen. William Boykin

über einen muslimischen Warlord in Somilia, 1993

1. Religiöser Aktivismus – ein tagesaktuelles Forschungsfeld Ob Weber, Marx, Freud oder Spencer, sie alle waren der festen Überzeugung, dass es

mit der einsetzenden Aufklärung nur noch eine Frage der Zeit sei, bis sich Religion und

Glaube aus der modernen Gesellschaft herausmendeln, gleich einem Genmerkmal, das

aus dem Körper ‚Zivilisation’ verschwindet.2 Der Blick in die Tageszeitung widerlegt

diese Überzeugung schnell:

Ein radikaler und menschenverachtender Islamischer Staat (IS) scheint eine so große

Anziehungskraft zu besitzen, dass Jugendliche und Erwachsene zu Tausenden in das

neugegründete Kalifat strömen. Egal ob Kenia, Somalia, Nigeria oder Sudan, die Nach-

richten von glaubensbedingten Konflikten in Afrika reißen nicht ab und auch in den

USA mussten im Februar dieses Jahres drei junge Muslime aufgrund ihres Glaubens

sterben.

Dieser subjektive Eindruck lässt sich objektiv bestätigen: Norris und Inglehart weisen

seit einigen Jahren erfolgreich nach, dass die Religiosität in der Welt von Jahr zu Jahr

zunimmt. Zum einen ist hier die Anzahl an Menschen gemeint, die einen Glauben an-

nehmen, zum anderen aber auch der Stellenwert den religiöse Überzeugungen im Leben

der Menschen einnimmt.3

Wissenschaftler verschiedener Forschungsfelder versuchen, die daraus entstehenden

Probleme, aber auch die Chancen die sich ergeben zu verstehen, zu beschreiben und zu

prognostizieren. Marc Juergensmeyer ist als Soziologieprofessor an der University of

California, Santa Barbara einer von ihnen. Sein Forschungsgebiet umfasst seit den 80er

Jahren das Erstarken religiöser Politik im 21. Jahrhundert.

                                                                                                               1 Boykin, William, zitiert nach: Fagin, Barry/Parco, James, A question of faith. Religous bias coercion undermine military leadership and trust, In: Armed Forces Journal, Ausgabe Januar 2008, S. 41. 2 Vgl. Norris, Pippa/Inglehart, Ronald, Sacred and Secular, Religion and Politics Worldwide, Cambridge u.a. 2011, S. 3. 3 Norris, Inglehart, Sacred and Secular, S. 25.

Page 3: Christliche Fundamentalisten in den USA

  4  

Einer seiner Hauptthesen nach ist religiöser Aktivismus eine Widerstandsbewegung

gegen den säkularen Nationalstaat, und das unabhängig von der zugehörigen Religion.4

In einer von ihm erstellten Theorie beschreibt er die Entwicklung der oben genannten

Widerstandsbewegung ab den 70er Jahren, die seiner Meinung nach auf alle Religionen

anwendbar ist.

In dieser Arbeit wird Juergensmeyers Theorie aus der Sicht des Historikers geprüft.

Hierfür wird zunächst eine zu untersuchende Gruppe religiöser Aktivisten historisch

betrachtet. Für diese Arbeit hat sich der Autor für die Gruppe der christlichen Aktivisten

in den USA entschieden. Sie ist als Testgruppe für Juergensmeyers Theorie besonders

geeignet, da sie sich aus anderen Gründen entwickelte wie die meisten Gruppen religiö-

ser Aktivisten und somit einen Sonderweg darstellt (siehe hierzu Punkt 2.1).

Der Fokus bei der Betrachtung christlicher Aktivisten in den USA liegt nicht auf kon-

kreten Institutionen, wie beispielsweise der Pfingstgemeinde, der katholischen Kirche

oder den Baptistengemeinden, sondern auf überinstitutionelle Strömungen und Denk-

schulen, die in allen Institutionen vorkommen und, wie später beschrieben, religiösen

Aktivismus begünstigen.

Das Vorgehen dieser Arbeit gründet auf einer kurzen Beschreibung des säkularen Nati-

onalstaates, auf die eine Erläuterung der Theorie Juergensmeyers folgt. Die tatsächliche

historische Entwicklung der Gruppierung christlicher Aktivisten in den USA wird auf-

gezeigt, um sie anschließend in einen direkten Vergleich mit Juergensmeyers Theorie zu

stellen. Die Aussagekraft Juergensmeyers Theorie wird abschließend bewertet.

Juergensmeyers Terminus des ‚religiösen Aktivisten’ hat der Autor in der folgenden

Arbeit übernommen, da er im Gegensatz zu ‚Fundamentalist’ oder ‚Terrorist’ nicht wer-

tend ist, sondern lediglich einen religiös motivierten Aktivismus beschreibt.5

                                                                                                               4 Vgl. Juergensmeyer, Marc, Global Rebellion. Religious Challenges to the Secular State, from Christian Militias to al Qaeda (= Comparative Studies in Religion and Society 16), Berkeley u.a. 2008, S. 16. 5 Vgl. Juergensmeyer, Global Rebellion, S. 19f.

Page 4: Christliche Fundamentalisten in den USA

  5  

2 Die Ablehnung des säkularen Nationalstaates nach der Theorie voniJuergensmeyer am Beispiel der christlichen Aktivisten in den USA

Um Juergensmeyers Theorie korrekt bewerten zu können, soll zunächst der säkulare

Nationalstaat beschrieben werden. Anschließend wird die Theorie ausführlich vorge-

stellt. Obwohl sie nur die Entwicklung ab den 70er Jahren beschreibt, ist es gerade aus

historischer Sicht wichtig, die Ursachen für Ereignisse zu kennen und zu verstehen. Da-

her wird in Punkt 2.3 die Entwicklung der christlichen Aktivisten in den USA ab dem

17 Jahrhundert bis in die Jetztzeit beschrieben, um in Punkt 2.4 diese Entwicklung mit

dem Ergebnis der Theorie zu vergleichen.

2.1 Der säkulare Nationalstaat – Grundlagen einer europäischen Idee

Das Konstrukt des Nationalstaates wirkt im alltäglichen Gebrauch so geläufig, normal

und omnipräsent, dass es verwunderlich scheinen könnte, warum es weltweit Anlass für

eine Vielzahl von Konflikten und Kriegen darstellt.

Der Vorläufer des säkularen Nationalstaates ist der souveräne Staat, der als Modell im

Westfälischen Frieden von 1648 und der Neuordnung nach dem 30-jährigen Krieg in

das internationale Staatensystem eingeführt wurde und dieses bis zum heutigen Tag

beherrscht.6 Staaten wurden souverän und waren keiner höheren (sakralen) Macht mehr

untergeordnet – der Säkularismus wurde auf Staatenebene etabliert. Der Nationalstaat

entwickelte sich aus der Französischen Revolution 1789 und der dort etablierten Volks-

souveränität.7 Der säkulare Nationalstaat war – zumindest formal – vollzogen.

Der säkulare Nationalstaat ist demnach eine europäische Schöpfung. Er wurde von eu-

ropäischen Mächten aufgrund seiner vermeintlichen Stabilität von einem europäischen

zu einem weltweiten System entwickelt.8 Die Expansion dieses nationalstaatlichen Sys-

tems fand jedoch nicht im Sinne einer Volkssouveränität statt. Sie begann bei den ehe-

mals europäischen Kolonien.9

                                                                                                               6 Vgl. Tibi, Bassam, Krieg der Zivilisationen. Politik und Religion zwischen Vernunft und Fundamenta-lismus, Hamburg 1995, S. 68. 7 Vgl. ebd. 8 Vgl. ebd., S. 69. 9 Vgl. ebd.

Page 5: Christliche Fundamentalisten in den USA

  6  

Deren Grenzen orientierten sich nicht an Ethnien oder Religion, sondern an rein geo-

graphischen Merkmalen wie Flüssen, Gebirgen oder gar an der Geometrie – dem Reis-

brett, dem Lineal und dem Zirkel.10

Die Unabhängigkeit der Kolonien durch die Gründung eines eigenen Nationalstaates

war der erste Schritt hin zur alten Selbstständigkeit. Jedoch unter der Prämisse, dass

dieser neu gegründete Nationalstaat weiterhin ein Transplantat der europäischen Mächte

war und ist.11 Zum Ersten wurde der Nationalstaat nicht aus der eigenen Kultur entwi-

ckelt. Zum Zweiten legitimierte er sich oft einzig durch die von den ehemaligen Koloni-

almächten gezogenen geographischen Grenzen. Ethnische oder kulturelle Grenzen wie

sie in Europa die Grenzen des Nationalstaates bildeten, mussten hier vernachlässigt

werden. Und zum Dritten bildeten sich die Autoritäten des neuen Staates häufig aus

denselben Eliten wie zu Kolonialzeiten.12

Die lange Zeit vorherrschende Meinung europäischer Historiker, die weltweite Entwick-

lung zum demokratischen, säkularen Nationalstaat sei ein ‚europäisches Geschenk’ und

eine historische Teleologie, in der geschichtlichen Entwicklung also unausweichlich

zielgerichtet, zeugt von einer historischen Verkennung der Lage, die außerhalb Europas

als eurozentrische Arroganz wahrgenommen wird.13

Religion konnte nach der erlangten Unabhängigkeit das Vakuum, welches durch feh-

lende ethnische oder nationale Identität bestand, im aufoktroyierten Pseudo-Staat wieder

füllen. Religiöse Aktivisten lieferten die Ideologie, um ein neues ‚Wir’-Gefühl zu schaf-

fen und eine neue Einheit zu bilden, die ihre Identität nun nicht mehr aus der Staaten-

flagge sondern dem Religionsbuch zog.14

Anders als im kollektiven europäischen Gedächtnis verankert, ist der säkulare National-

staat keinesfalls ein immerwährender, weltweit akzeptierter Standard. Vielmehr handelt

es sich um ein europäisches Export-Produkt, das neben vielen Vorteilen, auch als Kata-

lysator für die Flucht in aktivistische Religiosität dienen kann.

                                                                                                               10 Vgl. ebd. 11 Vgl. ebd., S. 71. 12 Vgl. Juergensmeyer, Global Rebellion, S. 10f. 13 Vgl. Tibi, Krieg der Zivilisationen, S. 76. 14 Vgl. ebd., S. 82f.

Page 6: Christliche Fundamentalisten in den USA

  7  

2.2 Juergensmeyers Vier-Stufen-Modell

In seiner 2008 erschienenen wissenschaftlichen Abhandlung ‚Global Rebellion. Religi-

ous Challenges to the secular State, from Christian Militias to al Qaeda’ thematisiert

Marc Juergensmeyer das oben beschriebene Spannungsfeld zwischen säkularem und

religiösem Nationalstaat eingehend. Er entwickelt eine Theorie, die einzelstehende, his-

torische Ereignisse zu einem globalen und religionsübergreifenden Gesamtansatz ver-

bindet. Eine der durch diese Theorie vertretenen Thesen besagt, dass der Konflikt zwi-

schen religiösen Aktivisten und der säkularen Politik in bisher vier chronologischen

Eskalationsstufen stattgefunden habe.15 Diese erfahren im Folgenden ihre Darstellung.

2.2.1 Aufbegehren gegen den säkularen Nationalstaat

Die erste Stufe seiner Theorie beschreibt das Aufbegehren religiöser Aktivisten gegen

die säkulare Autorität ab 1970.16 Charakteristisch für diese, zunächst regional begrenz-

ten Aufstände, war vor allem die Unzufriedenheit mit den während der Kolonialzeit

aufoktroyierten Verwaltungsstrukturen.17 Fehlverhalten und Inkompetenz genau dieser

Strukturen wurden als „moral failings“18 der säkularen Idee in ihrer Gesamtheit wahr-

genommen.19

Juergensmeyer führt als Beispiel für solche Ausbrüche die friedliche Bewegung von

Jayaprakash Narayan, einem Schüler Gandhis, an, die 1974 die Korruption im indischen

Verwaltungsapparat durch eine ‚totale Revolution’ beenden wollte. Auch genannt wird

die islamische Revolution unter Führung von Ayatollah Khomeini im Iran, die sich ge-

gen den säkular aber auch despotisch regierenden Schah richtete.20 In Punjab sorgte die

Khalistan-Bewegung der Sikh 1980 für blutige Auseinandersetzungen.

Parallel torpedierten buddhistische Aktivisten in Sri Lanka die Annäherungsversuche

der säkularen Regierung mit den Separatistenbewegungen der Tamilen, 1981 wurde der

ägyptische Präsident Anwar as-Sadat von muslimischen Extremisten ermordet. 21

                                                                                                               15 Vgl. Juergensmeyer, Global Rebellion, S. 244f. 16 Vgl. Juergensmeyer, Global Rebellion, S. 244. 17 Vgl. ebd., S. 245. 18 Vgl. ebd., S. 244. 19 Vgl. ebd. 20 Vgl. ebd. 21 Vgl. ebd., S. 244f.

Page 7: Christliche Fundamentalisten in den USA

  8  

Die säkularen Apparate gingen zwar mit teils gewaltsamer Entschlossenheit gegen die

Aufstände vor, nahmen jedoch die auslösenden Problematiken nicht ernst. Noch lange

nach der islamischen Revolution im Iran betrachteten amerikanische Thinktanks bei-

spielsweise noch immer „the events of 1977-1981 as a historical aberration, an unfor-

tunate interruption of the historical process“22.23

Dieses Zitat zeigt, dass auch die US-Administration weit davon entfernt war die Trag-

weite der wachsenden religiösen Aktivität richtig einzuschätzen.

Und auch Indira Ghandi sah in den Protesten keinen Ausdruck einer tiefergehenden

soziokulturellen Problematik, sondern löste die Konflikte mit Gewalt.24

2.2.2 Internationalisierung Die zweite, in den 80er Jahren einsetzende, Stufe in der Theorie Juergensmeyers be-

schreibt die Internationalisierung des Konflikts zwischen säkular und religiös basierter

Politik.25 Als der Bewegung prägendes Schlüsselelement sieht Juergensmeyer den Krieg

gegen die Sowjetunion in Afghanistan, dessen Kämpfer er als erste „international coali-

tion of jihadi Muslim radicals“26 bezeichnet.27

Aus dieser Erfahrung eines gemeinsamen, internationalen und erfolgreich geführten

Kampfes der Mudschahedin gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner, die sowjeti-

schen Besatzer, entstanden internationale, politische Netze, die bis heute in der Welt

agieren.28

Anwar as-Sadat, der sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger zunächst als gläubiger,

ägyptischer Präsident in der Öffentlichkeit präsentierte und die Scharia als eine Quelle

für die Rechtsprechung anerkannte, machte jedoch mit seinem Leitspruch: „Keine Poli-

tik in der Religion und keine Religion in der Politik“29 seine Position für eine säkulare

Gesellschaftsordnung klar. 30 Ermordet wurde er 1981 durch die Terrorzelle al-

Dschihad, die geführt wurde von Aiman az-Zawahiri.

                                                                                                               22 Sick, Gary, All Fall Down: America's Fateful Encounter with Iran, London, 1985, S. 159. 23 Vgl. Juergensmeyer, Global Rebellion, S. 244f. 24 Vgl. ebd. 25 Vgl. ebd., S. 245. 26 Ebd., S. 246. 27 Vgl. ebd. 28 Vgl. ebd. 29 Wright, Lawrence, Der Tod wird euch finden. Al-Qaida und der Weg zum 11. September, München 2008, S 64. 30 Vgl. ebd.

Page 8: Christliche Fundamentalisten in den USA

  9  

Zawahiris Werdegang kann als Paradebeispiel für die Entwicklungsstufen Juergenmey-

ers Theorie verwendet werden. Bereits 1979, kurz nach der Invasion der Sowjetunion in

Afghanistan, kümmert sich der Chirurg Zawahiri um Flüchtlinge im pakistanischen

Grenzgebiet.31 Schon während der Revolution im Iran ist er einer Derjenigen, die die

internationale Brisanz der Ereignisse erkennen, die sunnitisch-schiitischen Spannungen

beiseite schieben, und versuchen die Revolution durch Flugblätter und Kassettenauf-

nahmen des Ayatollahs auch nach Ägypten zu bringen.32 1986 kehrte Zawahiri zurück

nach Afghanistan um aktiv am Kampf gegen die Sowjetunion teilzunehmen und lernte

dort Osama bin-Laden kennen. 33

Ein Beispiel für die internationale Vernetzung einzelner Terrorzellen.

2.2.3 Anti-Amerikanisierung

Verschiedene Gegebenheiten führten laut Juergensmeyer zur dritten Stufe seiner Theo-

rie ab den 1990er Jahren: dem Antiamerikanismus.

Nach den Unwägbarkeiten des Kalten Krieges schien nach dem Zusammenbruch der

Sowjetunion die neue, amerikanisch dominierte Weltordnung klar. Gleichzeitig hatte

der Fall des eiserenen Vorhangs gezeigt, dass auch Supermächte verwundbar waren. 34

Gerade die islamischen Aktivisten erlangten durch Ihren Sieg in Afghanistan ein neues

Selbstverständnis.35

Als letzte verbliebene Supermacht wurden die USA zusammen mit Europa für viele

globale und lokale, wirtschaftliche und kulturelle Problematiken verantwortlich ge-

macht.36 Die Bevölkerung in den betroffenen Regionen suchten die Schuldigen nicht

mehr nur bei den lokalen Autoritäten, sondern in den globalen Strukturen. Die USA mit

der Durchsetzung nationaler Interessen, beispielsweise der Erdölförderung oder der kul-

turellen wie politischen Einflussnahme, und Europa mit seiner kolonialen Vergangen-

heit, gaben hier gute Feindbilder ab.37 Den religiösen Aktivisten, aber auch den neuen

Führern der frisch gegründeten Staaten in der ehemaligen Sowjetunion, verschaffte die-

se Umorientierung eine neue Basis, um ihre Macht zu stärken. So entstand in Osteuropa

ein christlicher, in den GUS ein muslimischer und in der Mongolei ein buddhistischer

                                                                                                               31 Vgl. ebd., S.61. 32 Vgl. ebd., S.62. 33 Vgl. ebd., S. 154f. 34 Vgl. Juergensmeyer, Global Rebellion, S. 248. 35 Vgl. ebd., S. 247. 36 Vgl. ebd., S. 246. 37 Vgl. ebd., S. 247.

Page 9: Christliche Fundamentalisten in den USA

  10  

Nationalismus.38 Aber auch in scheinbar stabilen Industrienationen, wie Japan und den

USA selbst, kam es zu antiamerikanisch motivierten Gewalttaten. Beispielsweise im

Jahr 1995, in dem in den USA eine ganze Serie christlich motivierter Anschläge im

Bombenanschlag auf ein bundesstaatliches Bürogebäude in Oklahoma City gipfelte,

aber auch in Japan wo im selben Jahr die buddhistische Sekte um Aum Shinrikyo einen

Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn vollzog, um unter anderem den Beginn des

dritten Weltkriegs durch die USA zu beweisen.39

Die Stufe des Antiamerikanismus ist nach Juergensmeyer nicht alleine eine Ablehnung

der USA, sondern auch eine Ablehnung der westlichen säkularen Welt an sich.40 Ein

Beispiel hierfür sind die religiös motivierten Ausschreitungen in Algerien, die sich ge-

gen Frankreich richteten. Das neu erlangte Selbstbewusstsein der religiösen Aktivisten

zeigte sich auch hier, beispielsweise bei Imam Abu Kheireiddine der einen „march of

history away from Western-dominated society to a society based on indigenous cul-

tures“41 sah.42

Die Beendigung des für fast 50 Jahre alles überschattenden kalten Krieges mit einer

neuen alleinigen Führungsmacht USA, die für westliche Werte wie Meinungsfreiheit,

und kapitalorientiertes militär-strategisches Machtinteresse stand, führte zu einem neuen

Feindbild – der USA.

2.2.4 Globaler Krieg

Die vierte und vorerst letzte Stufe in Juergensmeyers Theorie ist der globale Krieg.43

Aus den regionalen Konflikten, die durch die feindlichen globalen Strukturen aufgewie-

sen wurden, entwickelten die religiösen Aktivisten eine Rhetorik, in der es nun nicht

mehr um eine lokale, sondern um eine globale Fehlstellung ging.44

In der Rhetorik bin-Ladens sollte in einem globale Krieg nun nicht mehr nur die US-

amerikanische Vorherrschaft in Saudi-Arabien, sondern die Vorherrschaft in der gesam-

ten muslimischen Welt gebrochen werden.45 Auch die an sich lokal operierende Hamas-

                                                                                                               38 Vgl. ebd., S. 248. 39 Vgl. ebd., S. 247. 40 Vgl. ebd., S. 246. 41 Ebd. 42 Vgl. ebd. 43 Vgl. ebd., S. 249. 44 Vgl. ebd. 45 Vgl. ebd.

Page 10: Christliche Fundamentalisten in den USA

  11  

Bewegung übernahm bis zur Mitte des ersten Jahrzehnts diese globale Rhetorik des

Dschihads.46

Eine Einteilung in Gut und Böse führte dazu, dass sich überall auf der Welt religiöse

Aktivisten diesem globalen Kampf zuordnen konnten und daran teilnahmen. Das her-

ausstechendste Ereignis ist hier der Anschlag auf das World Trade Center und das Pen-

tagon am 11. September 2001.

Diese Anschläge wurden transnational geplant; mit Zellen in Deutschland, Afghanistan

und den USA, sowie vorwiegend saudi-arabischen Attentätern.47 In der Folge kam es zu

weiteren Anschlägen in der ganzen Welt. 2002 sind die Anschläge in Tunesien, Ägyp-

ten, Jakarta und auf Bali zu nennen. Weiterhin die Anschläge in Madrid 2004 oder jene

2005 in London.48 Aber auch die Reaktion auf diese Anschläge war eine globale Reak-

tion.49 Erstmals seit der Gründung der NATO wurde eine Woche nach den Anschlägen

des 11. Septembers der Bündnisfall beschlossen. Die daraus entstandene ‚Operation

Enduring Freedom’ ist eine international und global agierende Großoperation, an der

sich über 70 Nationen beteiligen. Die Haupteinsatzgebiete waren Afghanistan, das Horn

von Afrika, die Philippinen und Afrika. Zum Ziel wurde eine Bekämpfung des globalen

Terrors deklariert. Aber auch die religiös motivierte, militante Gegenbewegung zu den

islamistisch geprägten Taten nahm den globalen Ansatz in ihrer Rhetorik auf. Zu nen-

nen ist hierin der Anschlag von Anders Breivik 2011 in Norwegen. In seinem Pamphlet

‚2083’ unterzeichnet er das Vorwort mit:

„Justiciar Knight Commander for Knights Templar Europe and one of several leaders of the National and pan-European Patriotic Resistance Movement. With the assistance from brothers and sisters in England, France, Germany, Sweden, Austria, Italy, Spain, Finland, Belgium, the Netherlands, Denmark, the US etc.“50

Breivik, der den Anschlag als reine „marketing operation“51 sieht, um sein ‚Buch’ zu

verbreiten, beschreibt in ähnlicher Rhetorik wie die islamischen Aktivisten den Kampf

als ‚Gut gegen Böse’, in seinem Fall christliches Abendland gegen infiltrierenden Islam.

Und auch in der Frage nach den Umständen, wie es zu einer solchen weltweiten Ent-

gleisung kommen konnte, sind sich die religiösen Aktivisten erstaunlich einig: „Euro-

                                                                                                               46 Vgl. ebd., S. 251f. 47 Vgl. ebd., S. 249. 48 Vgl. ebd., S. 251. 49 Vgl. ebd., S. 250. 50 Behring Breivik, Anders, 2083. A European Declaration of Independence, London, 2011, S. 9. 51 Ebd., S. 8.

Page 11: Christliche Fundamentalisten in den USA

  12  

pe’s predicament, I repeat, is entirely self-inflicted. Not Islam is to blame. Secularism

is.“52

Seit 2000 wurden die Rhetorik aber auch die Taten religiöser Aktivisten in den globalen

Kontext gerückt. Zum Teil in der gegenseitigen Bedingung hat religiöse Gewalt eine

neue Dimension erreicht.

2.3 Die Entwicklung der christlichen Aktivisten in den USA

Wie in der Soziologie üblich, entwickelt Juergensmeyer nach dem deduktiven Prinzip

aus seiner empirischen Forschung eine möglichst allgemein anwendbare Theorie. Be-

kanntermaßen ist die Krux einer allgemeinen Theorie die Verallgemeinerung an sich.

Der Anspruch des Historikers muss es also sein, die aufgestellte Theorie durch Indukti-

on wieder am speziellen Objekt zu testen und zu bewerten.

Im folgenden Teil soll nun die historische Entwicklung der religiösen Aktivisten in den

USA beschrieben werden. In einem zweiten Teil soll dann Juergensmeyers Theorie mit

dieser Entwicklung verglichen und geprüft werden.

2.3.1 Die ersten Siedler

Die staatliche Entwicklung in den USA verlief anders als die in Punkt 2.1. beschriebene

‚klassische’ Entwicklung der europäischen Kolonien. Die USA erkämpfte ihre Unab-

hängigkeit bevor sich der europäische Nationalstaat final herausgebildet hatte.

Der Pluralismus für den die heutige USA mit seinen über 1500 religiösen Gruppen

steht, hat nichts gemein mit den religiösen Strukturen im frühen 17. Jahrhundert. 53

Neuengland wurde seit 1620 von den Puritanern, einer streng kalvinistischen Sekte be-

siedelt, um ein ‚Neues Jerusalem’ zu gründen. Die religiöse Vielfalt in den Kolonien zu

dieser Zeit darf nicht überbewertet werden: von allen Einwanderern aus Europa waren

fünfundneunzig Prozent Protestanten, von denen sich wiederum neunzig Prozent dem

Kalvinismus zugehörig fühlten.54 Auch lag der puritanischen Mehrheit der Toleranzge-

danke fern, vielmehr sollte die anglikanische Kirche von allen Resten der katholischen                                                                                                                52 Ebd., S. 643. 53 Vgl. Berg, Manfred, Die historische Dimension: Vom Puritanismus zum religiösen Pluralismus, in: Manfred Brocker [Hg], God bless America. Politik und Religion in den USA, Darmstadt, 2005, S. 32. Siehe auch: Pally, Marcia, Gottes eigenes Land? – Die Trennung von Kirche und Staat in den USA, in: Internationale Politik, Heft 10/2004, S. 13. 54 Vgl. Berg, Die historische Dimension, S. 32f.

Page 12: Christliche Fundamentalisten in den USA

  13  

Kirche gereinigt werden. Gleichzeitig war die immerwährende Konfrontation mit An-

dersgläubigen eminent für die geistige und politische Entwicklung der Kolonien. Diese

Auseinandersetzungen fanden innerhalb und zwischen den christlichen Strömungen

aber auch mit der spirituellen Welt der indigenen Ureinwohner statt. 55 In den puritani-

schen Gemeinden waren zu dieser Zeit säkulare wie religiöse Autoritäten stark verbun-

den. Wahlrecht besaßen nur volle Kirchenmitglieder, die männlichen sogenannten visib-

le saints. Ihre Mitgliedschaft musste von der Kirchengemeinde bestätigt werden.56

Dieses distinktiv-elitäre Vorgehen der puritanischen Majorität führte zunächst zur Pro-

vokation der Minderheiten und im nächsten Schritt zu deren Exil.57 Eine wichtige histo-

rische Bedingung für den nun langsam einsetzenden Pluralismus waren die schier unbe-

grenzten räumlichen Möglichkeiten.58 So wurden die religiösen Minderheiten zwar aus

der eigenen Kolonie verbannt, jedoch nicht weiter verfolgt. Der amerikanische Urvater

des Baptismus, Roger Williams, gründete, nachdem er aus dem puritanischen Massa-

chusetts 1636 verbannt wurde, das spätere Rhode Island, die Kolonie Providence.59 Dort

trat er als einer der Ersten für die Trennung von Staat und Kirche ein. Seine Beweg-

gründe lagen weniger im europäischen Humanismus als viel mehr im Schutz der eige-

nen Religionsausübung und im Gegenmodell zum puritanischen Alleinanspruch.60

Ganz ähnlich verlief die Emanzipation der Society of Friends, besser bekannt als Quä-

ker. Auch sie wurden aus der puritanischen Bay Colony verbannt. Und auch sie suchten

sich ein eigenes Stück Land, erhielten 1681 die königliche Charta an William Penn und

konnten so offiziell Pennsylvania gründen. Ähnlich wie die Puritaner waren auch die

Quäker radikale Protestanten mit höchsten moralischen Ansprüchen. Sie zeichneten sich

jedoch mit Ihrer Lehre, die besagt dass in jedem Lebewesen etwas Göttliches steckt,

durch eine große Toleranz und einen ausgeprägten Pazifismus aus. Es waren die Quä-

ker, die als erste Gemeinschaft die Sklaverei ablehnte.61

                                                                                                               55 Vgl. ebd. 56 Vgl. ebd., S. 33. 57 Vgl. Murrin, John M., Religion and Politics in America, from the First Settlements to the Civil War, in: Mark A. Noll [Hg], Religion and American Politics. From the Colonial Period to the Present, Oxford u.a. 2007, [Kindle Version], Kap. 1.1, P. 339. 58 Vgl. Berg, Die historische Dimension, S. 46. 59 Vgl. Weinstein, Allen/David, Rubel, The Story of America. Freedom and Crisis from Settlement to Superpower, London u.a. 2002, S. 63. 60 Vgl. ebd. 61 Vgl. Berg, Die historische Dimension, S. 34.

Page 13: Christliche Fundamentalisten in den USA

  14  

2.3.2 Erstes und Zweites ‚Great Awakeness’

Ab den 1730er Jahren wurden die Kolonien von einer neuen christlichen Denkrichtung

erfasst, deren Einfluss bis zum heutigen Tag enorm ist. Mit dem ersten Great Awaken-

ess (1730-1760) entwickelte sich eine neue Art Religiosität. Die entstehenden evangeli-

kalen Strömungen richteten sich noch stärker gegen die intellektuellen und elitären In-

stitutionen. Glaube wurde über die Kirche gestellt und das eigene Seelenheil ein Ziel,

dass nur jeder persönlich für sich erreichen konnte.62 Einzelne Prediger wie George

Whitefield, erlangtem große Aufmerksamkeit, indem sie durch ihre emotionalen und

charismatischen Predigten die Massen anzogen.63 Durch die Dezentralisierung der

Glaubensinstitutionen entwickelten sich während des ersten und zweiten Great Awa-

keness (1790-1840) in kürzester Zeit neue Gemeinden und Glaubensrichtungen. Evan-

gelikale Baptisten, Methodisten und Presbyterianer bauten ihre Anhängerschaft zu die-

ser Zeit massiv aus.64 Die new lights, so wurden die neuen Gemeinden und die Refor-

mer in der puritanischen und anglikanischen Kirche genannt, rekrutierten ihre Glau-

bensbrüder mit ihren einfachen und emotionalen Predigten und ihren tiefgreifenden Er-

weckungserlebnissen, Camp Meetings, vor allem aus dem einfachen Volk.65

2.3.3 Säkularisierung – Zwei Strömungen, ein Gedanke

Obwohl sich die verschiedenen Strömungen dieser ersten Ausprägungen der charisma-

tischen Bewegung stark voneinander in Ursprung und Lehre unterschieden, einte sie

doch eines: Die Ablehnung der intellektuellen anglikanischen Staatskirche, sowie die

Glaubensinhalte der Selbstbestimmung und Gleichberechtigung vor Gott. Hinter dem

Ausspruch ‚Religionsfreiheit ist ein göttliches Recht’ stand die Idee, dass nur Gott und

nicht der Staat die einzig wahre Glaubensgemeinde finden und ihr zum Aufstieg verhel-

fen konnte und sollte.66 Wenn auch aus unterschiedlichen Motiven, teilten sie sich die

Idee der freien Religionsausübung mit den humanistischen Aufklärern wie Thomas Jef-

ferson, die nicht aus glaubens-, sondern vernunftorientierten Gründen die Meinung ver-

traten, dass die Wahrheit sich durchsetze.67 Jefferson sah die freie Religionsausübung

                                                                                                               62 Vgl. ebd. 63 Vgl. ebd., S. 35. 64 Vgl. ebd. 65 Vgl. ebd. 66 Vgl. Hochgeschwender, Michael, Amerikanische Religion. Evangelikalismus, Pfingstlertum und Fun-damentalismus, Leipzig, Frankfurt a. M., 2007, S. 184. 67 Vgl. ebd.

Page 14: Christliche Fundamentalisten in den USA

  15  

und damit die Trennung von Staat und Kirche als ein edles Experiment.68 So war er der

Ansicht, dass

„all forms of Christianity must now stand on their own feet and on an equal foo-ting with all other faiths. Their survival and groth must turn on the cogency of their word, not the coercion of the sword, on the faith of their members, not the force of the law.“69

Jefferson war also der festen Überzeugung, dass weder Gesetz noch Gewalt die Kirchen

beeinflussen sollte, sondern nur die Lehre und der Glaube.

Die ersten großen Erfolge hin zur Trennung von Staat und Kirche hatten Thomas Jeffer-

son und James Madison bei der Grundrechteerklärung von Virginia 1776 und dem nach-

folgenden ‚Act of Establishing Religious Freedom’ von 1786 erzielt. Auch hier ist es

bezeichnend, dass Jefferson bei der Umsetzung große Unterstützung von den Baptisten

bekam, die ihn als Aufklärer und religiösen Skeptiker zwar verachteten, in ihm jedoch

denjenigen sahen, der ihre Kirche stärken und emanzipieren konnte.70

Im ersten Zusatzartikel der Bill of Rights wurde die Religionsfreiheit 1789 beziehungs-

weise mit Inkrafttreten 1791 letztendlich auf Bundesebene fixiert.71

Die Problematik der entfachten Debatte um eine institutionelle Trennung teilte sich in

zwei Lager. Stand auf der Seite des Humanismus, und Jeffersons als dessen Vertreter,

ein Schutz des vernunftorientierten Staatsapparates im Vordergrund, war es auf Seite

der Kirchen deren Gleichstellung, durch sie zwar durchaus Einfluss auf den Staat und

das öffentliche Leben würden nehmen können, jedoch nicht von diesen beeinflusst wer-

den sollten.72

Bis zum heutigen Tag ist dies eine zentrale Frage, welche die Gerichte in den USA bis

hin zum Supreme Court immer wieder neu bewerten müssen. Aktuelles Beispiel, dessen

juristische Bewertung eine Beantwortung genau dieser Frage erfordert, ist das soge-

nannte ‚Homeschooling’, also die Schulausbildung außerhalb des staatlichen Bildungs-

systems. Ein religiöser Aktivist, der seine Kinder selbst unterrichtet, beschreibt seine

Beweggründe wie folgt:

„Das sind meine Kinder, die mir von Gott dem Schöpfer gegeben wurden. Es ist meine Aufgabe Sie groß zu ziehen und zu unterrichten und sie auf das Leben vorzubereiten. Wenn die Regierung sich da einmischt und mir vorschreiben will wie ich das zu tun habe, dann ist das eine Beschneidung meiner elterlichen

                                                                                                               68 Vgl. Witte, John, Religion and the American Constitutional Experiment: Essential Rights and Liberties, Boulder, 2000, S. 1. 69 Ebd. 70 Vgl. Berg, Die historische Dimension, S. 36. 71 Vgl. ebd., S. 37. 72 Vgl. ebd.

Page 15: Christliche Fundamentalisten in den USA

  16  

Rechte. Gott hat mir die Kinder gegeben, nicht der Staat. [...] Wir unterrichten das, was Gott will, dass wir ihnen beibringen und nicht das, was der Staat von uns erwartet.“73

In den USA wächst die Zahl der Schüler, die Unterricht durch ihre Eltern erfahren.

Wurden 2011 3,4% der Schüler (ca. 1,77 Millionen) außerhalb des staatlichen Bildungs-

systems unterrichtet, waren es 2007 hingegen 2,9%. 83% der Eltern gaben als Begrün-

dung an: „A desire to provide religious instruction“74.75

1833 fiel auch die letzte Bastion der staatskirchlichen Überreste, Massachusetts, eine

Hochburg des puritanischen Glaubens.

Mit ihrem gewonnenen Kampf für den Pluralismus und dem Bestreben nach der Eman-

zipierung von Minderheiten und religiösen Randgruppen hatte die in Punkt 2.3.2 be-

schriebene Erweckungsbewegung entscheidenden Anteil an dem Demokratisierungspro-

zess in den USA.76

2.3.4 Immigrantenströme – Feuerprobe für das System

Auch wenn die Wahl des Glaubens fortan frei war, mussten sich die Gemeinden doch

an der sich langsam entwickelnden Leitkultur der noch jungen Nation orientieren. Bei-

spiel hierfür sind die Mormonen, deren Gründer 1844 von einem Mob ermordet wurde,

weil er die Polygamie zum religiösen Gebot erhob. Diese Praxis widersprach dem Leit-

bild der gerade entstehenden Zivilgesellschaft. Der Supreme Court bestätigte das Verbot

der Polygamie 1879. Er hob jedoch explizit hervor, dass es nur die Praxis, nicht aber

den Glauben daran verbot.77

Im Gegensatz zu den Auseinandersetzungen innerhalb der protestantischen Strömung

wurde eine andere Entwicklung als tatsächliche Bedrohung wahrgenommen: Ab der

Mitte des 19. Jahrhunderts landete eine Flut an katholischen Iren und Deutschen in der

neuen Welt. Innerhalb kürzester Zeit sank der Anteil an Protestanten auf 70% der Ge-

samtbevölkerung.78

                                                                                                               73 Ohne Angabe, zitiert aus ARTE Dokumentation: Willke, Claudia [Regie], Die letzte Schlacht. Christli-cher Fundamentalismus und seine Anhänger in den USA, 2007, URL: https://www.youtube.com/watch?v=1MLAeOxfTiY (14.05.2015; 18.45). 74 US Department of Education, Statistics About Non-Public Education in the United States, URL: http://www2.ed.gov/about/offices/list/oii/nonpublic/statistics.html#homeschl (14.05.2015; 18.26). 75 Vgl. ebd. 76 Vgl. Berg, Die historische Dimension, S. 38. 77 Vgl. ebd., S. 39f. 78 Vgl. ebd., S. 40.

Page 16: Christliche Fundamentalisten in den USA

  17  

Der gelebte Pluralismus innerhalb der protestantischen Glaubensgemeinschaft sah sich

nun mit einer rasanten Umwälzung der religiösen Landschaft konfrontiert. Neben den

religiösen Unterschieden sahen die Protestanten auch die patriotische Idee, die immer

Teil ihres Glaubens war, durch die Katholiken bedroht, die einer fremden Autorität,

dem Papst verpflichtet schienen.79 Eine erste, religiös motivierte, Polarisierung durch-

zog die Nation, deren Auswirkung von manchen Historikern höher bewertet wird als die

Sklavenfrage oder die wirtschaftlichen Konflikte. Die Evangelikalen im Norden unter-

stützten zunächst die United State Whig Party und später die Republikaner. Die Demo-

kraten stützten sich auf die katholischen Einwanderer und den Sklaverei betreibenden

Süden.80 Trotz der Säkularisierung hatte demnach die Religion zu dieser Zeit großen

Einfluss auf die Politik, da die Entscheidung, welche Partei gewählt wurde zu einem

großen Teil auch von der Religionszugehörigkeit abhing.81 Während des Sezessions-

krieges, aber auch in dessen Folgezeit gab es immer wieder Versuche von protestanti-

scher Seite, die christliche Zugehörigkeit wieder stärker in der Politik durch Verfas-

sungsänderungen zu verankern. Wieder waren es die Minderheiten, diesmal die Katho-

liken, sowie die Vielzahl der evangelikalen Sekten, die das zu verhindern versuchten

und damit Erfolge verzeichneten.82

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entspannte sich dieser erste Anflug von protestanti-

schem Dominionismus, dem Versuch, die Säkularisierung zu Gunsten der eigenen Kir-

che aufzuheben. Liberale Strömungen bekamen die Oberhand, und der Pluralismus ent-

wickelte sich zunehmend, auch bei nicht protestantischen Bewegungen, von einer Dul-

dung hin zu einer Inklusion. Dieser liberale Frühling sorgte vor allem mit dem Einwan-

derungsstrom der ‚New Immigration’ zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Formie-

rung einer fundamentalistischen Gegenbewegung. Militanter Arm war hier die Reinkar-

nation des antikatholischen und antisemitischen Ku-Klux-Klans, der zwischen den spä-

ten 10er und den frühen 20er Jahren des neunzehnten Jahrhunderts über 3 Millionen

Mitglieder akquirierte.83 Der gesellschaftliche Druck der Fundamentalisten sorgte dafür,

dass neben den Obergrenzen für die Einwanderung an sich auch spezielle Quoten für

Ethnien und religiöser Zugehörigkeit im National Origins Act von 1924 eingeführt wur-

                                                                                                               79 Vgl. Swierenga, Robert P., Ethnoreligious Political Behavior in the Mid-Nineteenth Century: Voting, Values, Cultures, in: Mark A. Noll [Hrsg], Religion and American Politics. From the Colonial Period to the Present, Oxford u.a. 2007, [Kindle Version], Kap. 7.6, P. 2200. 80 Vgl. Swierenga, Ethnoreligious Political Behavior, [Kindle Version], Kap. 7.6, P. 2186. 81 Vgl. Swierenga, Ethnoreligious Political Behavior, [Kindle Version], Kap. 7.6, P. 2075. 82 Vgl. Berg, Die historische Dimension, S. 41. 83 Vgl. ebd., S. 43.

Page 17: Christliche Fundamentalisten in den USA

  18  

den.84 Die Prohibition, sowie der Butler Act, der das Unterrichten der Evolutionstheorie

in Tennessee verbot, sind weitere Beispiele dafür, wie konservativ-evangelikale Grup-

pen zu dieser Zeit erneut versuchten, Einfluss auf die Politik zu nehmen.85

Erst der Zweite Weltkrieg sorgte für eine tiefgreifende Veränderung im religiösen Ge-

füge der USA. Zum ersten Mal sah sich die Nation mit einer existenziellen Bedrohung

von Außen konfrontiert. Das rückte den Fokus auf die Gemeinschaft der Nation und

sorgte dafür, dass sich die Gräben zwischen den Konfessionen in den USA nachhaltig

schlossen.86 Die Fundamentalisten, die mit der Prohibition scheiterten, reagierten bereits

seit den 30er Jahren zunehmend mit Absonderung und Eskapismus. Sie gründeten ihre

eigenen Schulen und Colleges und schirmten sich nahezu vollständig vom öffentlichen

Leben ab.87

2.3.5 Christliche Aktivisten in den USA

Die oben geschilderte Zusammenfassung der Entwicklung der Religion als Institution in

den USA bis zum Zweiten Weltkrieg wurde dargestellt, um das zivile Verständnis in

den USA von Staat und Kirche zu verdeutlichen. Einem großen Teil der Bevölkerung ist

es auch heute vor allem wichtig, seine Kirche und nicht den Staat zu schützen.

Wie bereits oben genannt, gibt es heutzutage über 1500 unterschiedliche religiöse

Gruppierungen in den USA, von denen viele nochmals dezentral unterteilt sind. Um

diese Gruppierungen nach religiösem Aktivismus zu filtern, ist es von Vorteil, genaue

Glaubensparameter zu definieren, die den religiösen Aktivismus fördern und motivieren

können.

Die Frage nach der Motivation für eine religiös-aktivistische Einstellung ist letztlich das

ausschlaggebende Kriterium, das erklärt, warum ein Gläubiger seine Komfortzone ver-

lässt, um durch eigenes Handeln eine Änderung innerhalb, oder auch außerhalb, des

politischen Systems anzustreben.

                                                                                                               84 Vgl. Weinstein, Rubel, The Story of America, S. 480. 85 Vgl. ebd., S. 469. 86 Vgl. Berg, Die historische Dimension, S. 44. 87 Vgl. Brocker, Manfred, Protest – Anpassung – Etablierung. Die Christliche Rechte im politischen Sys-tem der USA, Frankfurt/Main 2004, S. 63.

Page 18: Christliche Fundamentalisten in den USA

  19  

Erste wichtige Voraussetzung ist der wortwörtliche Glaube an die Bibel, als das unver-

rückbare Wort Gottes. Nur mit diesem Fundament lassen sich die, in den Augen der

religiösen Aktivisten zweifelsfreien Kausalketten bilden, an deren Enden die religiös

motivierte Aktivität steht.

Der Anteil der fundamental bibeltreuen Christen ist seit den 70er Jahren rückläufig.

Trotzdem waren 2014 noch 28% der US-Amerikaner von der Wort-für-Wort Auslegung

der Bibel überzeugt, wie es die folgende Graphik belegt. 88

In einer Befragung des Rassmussen Reports von 2005 bekannten sich sogar 63% aller

Amerikaner zum Glauben an eine wortwörtliche Auslegung der Bibel.89 Diese Diver-

genz erklärt sich in einer weiteren, abgeschwächten Antwortmöglichkeit der Gallup

Befragung, ‚The Bible is the inspired word of God’, der 2014 47% der Befragten zu-

stimmten. In der Rassmussen Befragung gab es diese Zwischenstufe nicht.

Einer der wichtigsten Motivationsgründe religiöser Aktivisten ist der unbedingte Glaube

an die Apokalypse. Die apokalyptische Idee ist in allen Weltreligionen enthalten. Und in

allen Religionen gibt es Strömungen, die ihren Hauptfokus auf die Apokalypse legen.

Im christlichen Glauben ist das der Fokus auf die Offenbarung des Johannes. Bei fun-

                                                                                                               88 Gallup Organisation, Gallup Poll Social Series: Values and Beliefs, Princeton 2014. 89 Rassmussen Reports, ‚63% Believe Bible Literally True’, New Jersey 2005, URL: http://legacy.rasmussenreports.com/2005/Bible.htm (23.05.2015; 10:58).

Page 19: Christliche Fundamentalisten in den USA

  20  

damentalen Christen in den USA gibt es unabhängig von der institutionellen Zugehö-

rigkeit drei Hauptrichtungen der apokalyptischen Idee: Prämillenarismus, Dispensatio-

nalistischer Prämillenarismus, Postmillenarismus. Allen Modellen geht die Vorstellung

voraus, dass nach einer Zeitspanne von 1000 Jahren (Millenium) das Jüngste Gericht

über die Erde und ihre Bewohnern gehalten wird.

Im Prämillenarismus besteht die Vorstellung, dass nach einer Zeit der großen Trübsal

unter der Herrschaft des Antichristen, Jesus Christus ein zweites Mal auf die Erde

kommt, ein dominierendes Reich Gottes erkämpft, 1000 Jahre regiert, um dann das

Endgericht zu halten und seine Gemeinde ins Paradies zu führen.90

Im Dispensationalistischen Prämillenarismus wird die Gemeinde je nach Auslegung

vor, während oder nach der Herrschaft des Antichristen von Christus im Geheimen ‚ent-

rückt’, also in den Himmel gebracht. Dann offenbart sich Christus der Welt, reinigt die-

se in aller Härte, besiegt den Antichristen und regiert mit seiner Gemeinde das tausend-

jährige Reich mit strenger Hand, um sie nach dem Endgericht in die Ewigkeit zu füh-

ren.91

Im Postmillenarismus ist es Aufgabe der Menschheit ein tausendjähriges Gottesreich,

das Millenium, zu schaffen. Erst nach dieser Phase kommt Christus zum zweiten Mal

auf die Erde um das Endgericht zu halten.92

Während im prämillenaren Glaubensbild der Gemeinde eine relativ passive, abwartende

Rolle zugeteilt wird,93 verhält es sich bei Strömungen, die eine dispensationalistisch-

prämillenare Vorstellung vertreten gegenteilig. Hier ist es das Ziel, Teil der Privilegier-

ten zu sein, die vor der Wiederkunft des rächenden Christus entrückt werden. Je nach

Denkschule muss die Gemeinde, um diesen Status zu erreichen, bereits auf Erden aktiv

werden und das Reich Gottes, so gut es ihr möglich ist, vorbereiten. Beispiel für eine

aktionistische Auslegung des Dispensationalistischen-Prämillenarismus ist die King-

dom-Now Bewegung.94

Die aktivsten Gruppen sind die Gemeinden, die ein postmillenares Glaubensbild vertre-

ten. Sie müssen danach streben, das Reich Gottes zu erbauen, um die Wiederkunft

                                                                                                               90 Vgl. Juergensmeyer, Mark, Terror im Namen Gottes. Ein Blick hinter die Kulissen des gewalttätigen Fundamentalismus, Freiburg u.a. 2004, S. 52. 91 Vgl. Trimondi, Victor, Trimondi, Victoria, Krieg der Religionen. Politik, Glaube und Terror im Zei-chen der Apokalypse, München 2006, S. 34f. 92 Vgl. Juergensmeyer, Terror im Namen Gottes, S. 52. 93 Vgl. ebd. 94 Vgl. Trimondi, Krieg der Religionen, S. 154.

Page 20: Christliche Fundamentalisten in den USA

  21  

Christi zu erreichen und ins Paradies eintreten zu können.95 Die größte und bekannteste

Denkschule ist hier der Christian Reconstructionism.

Neben der apokalyptischen Motivation, die dem Hauptteil der religiösen Aktivisten in

den USA die Grundlage für ihr Handeln bietet, gibt es eine weitere Bewegung, deren

Anhängerschaft zwar um ein Vielfaches geringer ist, die jedoch aufgrund ihrer Aggres-

sivität und ihres Aktionismus erwähnt werden muss.

Es handelt sich um die Strömung der Christian Identity, die neben der apokalyptischen

Idee ihre Motivation aus Rassismus, Chauvinismus, Antisemitismus und Antikatholi-

zismus zieht. Es wäre falsch den Ku-Klux-Klan dieser Bewegung zuzuordnen, da dieser

bereits vor jener Strömung bestand. Jedoch waren es Klan-Mitglieder, welche die Theo-

logie der Christian Identity entwickelten und deren erste Kirchen aufbauten.96 Aus dem

Dunstkreis des Klans etablierten sich auch viele weitere Organisationen wie Posse Co-

mitatus, The Order oder die Aryan Nation, die ihren Fokus teils mehr auf das religiöse,

teils mehr auf das rassistische Fundament legten.97 Diese drei Hauptbewegungen,

Kingdom-Now, Christian Reconstructionism und Christian Identity werden unter dem

Oberbegriff Dominionism zusammengefasst, da sie alle das Ziel einer dominierenden

Theokratie verfolgen.98

Diese Einteilung beziehungsweise Zusammenfassung der einzelnen Strömungen ist

wichtig, da in den folgenden Kapiteln die Entwicklung der christlichen Aktivisten ab

den 60ern beschrieben wird, und die Dominionisten zu dieser Zeit beginnen Einfluss zu

nehmen.

2.3.6 Blütezeit des Liberalismus

Die 60er und frühen 70er Jahre des 20. Jahrhunderts waren die Blütezeit des amerikani-

schen Liberalismus.99 Entstanden aus der Euphorie des Weltkriegsendes entwickelten

sich „Detraditionalisierungs-, Individualisierungs- und Pluralisierungsprozesse“100 ,

die von den Rechtsprechungen des Supreme Court noch unterstützt und beschleunigt

wurden.101

                                                                                                               95 Vgl. Juergensmeyer, Terror im Namen Gottes, S. 52. 96 Vgl. Schmidt, Monika, Christian-Identity Movement (USA), In: Wolfgang Benz (Hrsg.), Handbuch des Antisemitismus. Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen, Berlin 2012, S. 99. 97 Vgl. Juergensmeyer, Terror im Namen Gottes, S. 55. 98 Vgl. Aho, James, Christian Heroism and the Reconstruction of America, In: Critical Sociology, 2013, Vol. 39(4), S. 546. 99 Vgl. Brocker, Protest – Anpassung – Etablierung, S. 42. 100 Ebd. 101 Vgl. ebd.

Page 21: Christliche Fundamentalisten in den USA

  22  

So wurden die Rechte der Frauen gestärkt, die Sexualmoral gelockert und das Abtrei-

bungsrecht liberalisiert. Auch wurde die Säkularisierung nach humanistischem Vorbild

vorangetrieben: So wurden beispielsweise die Morgengebete und die Bibellektüre in

öffentlichen Schulen verboten.102

Auch der Civil Right Act, der 1964 verabschiedet wurde und die Rassentrennung in öf-

fentlichen Einrichtungen aufhob, war Teil dieses Liberalisierungsprozesses. Die konser-

vativen Christen wurden von dem gesamten Prozess regelrecht überrollt.103 Neben der

Liberalisierung an sich wiederstrebte ihnen das Big Government des Bundes, das seine

Gesetze über die Gesetze der Einzelstaaten hinweg durchsetzte.104 Die rasante Verände-

rung der amerikanischen Gesellschaft ging einher mit einer zunehmenden Verunsiche-

rung der konservativen Mittelschicht: Gewaltsame Proteste schwarzer Gruppen in den

Slums der Großstädte, die Ermordung Robert Kennedys im Jahr 1968, die Ermordung

von Martin Luther King im selben Jahr, die darauf folgenden Aufstände und die kurz-

fristige Radikalisierung schwarzer Gruppen, wie des Black Panther. Die ‚vaterlandsver-

ratenden’ Studenten die gegen den Vietnamkrieg demonstrierten und deren Proteste

teilweise gewaltsam niedergeschlagen wurden, erschütterten die Moralvorstellungen der

konservativen Protestanten weiter.105

Diese Wucht an unaufhaltbaren Neuerungen führte zunächst, ganz in der Tradition der

ersten Siedler und der Entwicklung in den 30er Jahren, nicht zu einem Aufstand der

fundamentalen Christen sondern zur Abgrenzung, zum Rückzug und zur Abkapselung

von der liberalen Mainstream-Gesellschaft.

2.3.7 Die Neue Christliche Rechte

Der Hauptgrund, weshalb die fundamentalistischen Gruppierungen als politische Kraft

mobilisiert werden konnten, war zu dieser Zeit weniger der Liberalisierungsprozess an

sich, als die Tatsache, dass ihre selbst gewählte Ausgrenzung aus der Gesellschaft zu-

nehmend durch die Bundesgesetze, beispielsweise die staatliche Lizensierungspflicht

der privaten Schulen gefährdet wurde.106 Initiatoren der Neuen Rechten in den USA wie

Paul Weyrich planten den Aufbau neuer, politisch aktiver christlicher Organisationen,

                                                                                                               102 Vgl. ebd. 103 Vgl. Hochgeschwender, Amerikanische Religion, S. 176. 104 Vgl. Brocker, Protest – Anpassung – Etablierung, S. 45. 105 Vgl. ebd., S. 46. 106 Vgl. ebd.

Page 22: Christliche Fundamentalisten in den USA

  23  

um strukturellen Zugriff auf die christlich-konservative Wählerschaft zu erlangen.107

Weyrich beschrieb in einem Interview die damalige Situation wie folgt:

„Die Evangelikalen und Fundamentalisten hatten zu der Zeit eine ghettohafte Einstellung nach dem Motto: Wir unterrichten unsere Kinder auf unsere Weise, dann werden sie mit so etwas gar nicht in Berührung kommen. [...] Das [Die einflussnehmenden Bundesgesetze, Anmerkung des Verfassers] machte sie wü-tend. Ich konnte sie dann davon überzeugen, dass wir uns gegen die Einfluss-nahme der Regierung wehren müssen. Sie begriffen endlich, dass sie sich nicht weiter isolieren und einfach so weitermachen konnten wie bisher. [...] Wir konn-ten sie nur deshalb mobilisieren, weil sie selbst betroffen waren.“108

Weyrich konnte die einflussreichsten Tele-Evangelikalen der USA wie Pat Robertson,

Jerry Falwell, James Robinson oder Timothy LaHaye davon überzeugen, politisch aktiv

zu werden. Eine Neue Christliche Rechte war geboren und wurde mit der Gründung

politscher Organisationen wie der Moral Majority (1979) oder dem Religious Roundtab-

le (1979) zementiert.109 Viele der Prediger begannen auch unabhängig von den großen

Organisationen Einfluss auf die Politik zu nehmen. Obwohl sich die verschiedenen

Strömungen in Zielen und Glaubensfragen unterschieden, wurden sie durch einige

wichtige gemeinsame Punkte geeint. Sie alle lehnten die momentane Entwicklung im

Liberalisierungsprozess ab, sie alle besaßen ein apokalyptisches, meist dispensationalis-

tisch-prämillenares Glaubensbild und viele entwickelten oder hatten bereits die Vorstel-

lung einer bevorstehenden Theokratie, dem Gottesstaat (siehe hierzu 2.2.10 Quellenla-

ge).110 Auch einte sie der Wille, die Politik und die Gesellschaft innerhalb des Systems

zu verändern.111

Und das taten sie mit großem Erfolg: Jerry Falwell, Gründer der Moral Majority, war

persönlicher Berater von Präsident Ronald Reagan und nahm bei Briefings des National

Security Council teil, bei denen über einen möglichen Nuklearschlag gegen die Sowjet-

union beratschlagt wurde.112

James Watt, ein überzeugter Apokalyptiker, war als Innenminister unter Reagan der

Meinung, dass es keinen Umweltschutz bedürfe, da die Endzeit unmittelbar bevorstün-

de.113

                                                                                                               107 Vgl. ebd., S. 51. 108 Weyrich, Paul, zitiert aus Dokumentation: Ziv, Ilan [Regie], Wählt Jesus. Amerika in Gottes Hand [org.: Jesus Politics], 2008, URL: https://www.youtube.com/watch?v=1a_aAqARbq4 (25.05.2015; 12:46). 109 Vgl. Brocker, Protest – Anpassung – Etablierung, S. 51. 110 Vgl. Trimondi, Krieg der Religionen, S. 152. 111 Vgl. ebd., S. 38. 112 Vgl. ebd., S. 41. 113 Vgl. Hochgeschwender, Amerikanische Religion, S. 191.

Page 23: Christliche Fundamentalisten in den USA

  24  

Pat Robertson baute mit CBN einen der einflussreichsten christlichen TV-Sender der

USA auf und versuchte sich sogar als Präsidentschaftskandidat 1988, unterlag jedoch in

der Vorauswahl Bush Senior. Trotzdem oder gerade weil er am Ende nicht in die Politik

ging, ist er einer der einflussreichsten Evangelikalen in den USA.114

Timothy LaHaye ist Autor der Sience Fiction Reihe Left Behind, die in zwölf Bänden

die Apokalypse, die Entrückung und den darauffolgenden Kampf der Zurückgebliebe-

nen, den Left Behind, gegen den Antichristen beschreibt. Die Romane wurden über 70

Millionen Mal verkauft.115 Eine große Anzahl der Left-Behind-Leser sind der festen

Überzeugung, dass die Romane eine mögliche Darstellung der Apokalypse beschrei-

ben.116

Diese Hochphase des christlichen Einflusses in der Politik hielt jedoch nur kurz. Skan-

dale, wie der Ehebruch von Jimmy Swaggart und Jim Bakker, aber auch Glaubensunter-

schiede und persönliche Rivalitäten sorgten mit der Auflösung der Moral Majority 1989

für einen schnellen Zerfall der scheinbar gefestigten Einheit.117

Die Republikanische Partei hatte großes Interesse daran, weiterhin einen strukturierten

Zugriff auf die christlich motivierte Wählerschicht zu erhalten. So unterstützte sie den

bis dahin skandalfreien Pat Robertson bei der Gründung der Nachfolgeorganisation, der

Christian Coalation of America. Als direkter Verbindungsmann zur Republikanischen

Partei wurde niemand anderes als George W. Bush, Sohn des damaligen Präsidenten,

bestellt. 118

2.3.8 Christian Reconstructionism, Christian Identity und der Terror

Parallel dieser Strömung entwickelte sich als Antwort auf die Skandale und den schnel-

len Zerfall der ersten Christlichen Rechten eine neue, postmillenare, äußerst radikale

Denkschule: der Christian Reconstructionism, der seine Königreichs-Theologie nun

nicht mehr nur innerhalb, sondern auch außerhalb des Systems umzusetzen versuchte.119

Ziel ist die Wiederherstellung eines gottgegebenen nicht-säkularen Staates oder wie es

Gary North, einer der ideologischen Führer dieser Strömung, beschreibt:

„Christian Reconstruction – A recently articulated philosophy which argues that it is the moral obligation of Christians to recapture every institution for Jesus

                                                                                                               114 Vgl. Trimondi, Krieg der Religionen, S. 42f. 115 Vgl. Aho, Christian Heroism and the Reconstruction of America, S. 547. 116 Vgl. Trimondi, Krieg der Religionen, S. 79. 117 Vgl. Hochgeschwender, Amerikanische Religion, S. 191. 118 Vgl. ebd., S. 194. 119 Vgl. Juergensmeyer, Terror im Namen Gottes, S. 51.

Page 24: Christliche Fundamentalisten in den USA

  25  

Christ. It proclaims "the crown rights of King Jesus." The means by which this task might be accomplished [...] is biblical law. This is the "tool of dominion." We have been assigned a dominion covenant—a God-given assignment to men to conquer in His name“.120

Christian Reconstruction besagt, dass es die Pflicht eines jeden Christen sei alle Institu-

tionen für Christus zurückzuerobern. Es beschreibt also – daher auch der Name – dass

es bereits eine Zeit gab, in der die Theokratie bestand, und das Ziel sein muss diesen

alten Zustand wieder herzustellen.

North spricht sich grundsätzlich für einen Gewaltverzicht bei der Umsetzung der Ziele

des Rekonstruktionismus aus. Deutlich wurde das vor allem durch seinen auch als klei-

nes Buch erschienenen Antwortbrief an Paul Hill, in dem er dessen Taten schwer verur-

teilte. Paul Hill, Mitglied der Terrorgruppe Army of God, ermordete 1994 den Abtrei-

bungsarzt John Britton und dessen Leibwächter. Hill schrieb Monate vor der Tat einen

Brief an North, in dem er seine Taten vorab theologisch rechtfertigte. North antwortete

auf den Brief erst nach Hills Tat.121 Seit 1977 wurden in Nordamerika im Kampf gegen

die Abtreibung 6143 Straftaten und 156.961 Ordnungswidrigkeiten begangen. Darunter

waren 8 Morde, 41 Bombenanschläge und 175 Brandstiftungen.122

Auch wenn in den ersten Jahren ab 2000 die Anzahl an Straftaten im Kampf gegen die

Abtreibung pro Jahr ihren Höhepunkt erreichten, waren es doch hauptsächlich die 90er

Jahre, in denen die schwersten Verbrechen wie Mord, versuchter Mord, Bombenan-

schläge und Brandstiftungen stattfanden.123

Die christlichen Aktivisten wurden von verschiedenen Strömungen beeinflusst. Auch

wenn die grundsätzlichen Ziele ähnlich waren, unterschieden sich die Aktivisten doch in

den Motivationen. Hill versuchte seine Taten ausschließlich mit der Bibel und theologi-

schen Vorbildern wie Augustinus oder Bonhoeffer zu rechtfertigen.124 Andere gewalttä-

tige Aktivisten zu dieser Zeit wie Eric Rudolph oder der ‚Oklahoma-Bomber’ Timothy

McVeigh waren stark von der Christian Identity geprägt.125 Wie bereits oben beschrie-

ben, nährt sich diese Bewegung aus einer Mischung aus religiösem, nationalistischem

und rassistischem Gedankengut. Aufsetzend auf den British-Israelism, einer Glaubens-

                                                                                                               120 North, Gary, Backward, Christian Soldiers? A Action Manual for Christian Reconstuction, Tyler 1984, S. 267, URL: http://www.garynorth.com/freebooks/docs/pdf/backward_christian_soldiers.pdf (27.05.2015; 22:12). 121 Vgl. Juergensmeyer, Terror im Namen Gottes, S. 53. 122 Vgl. NAF Violence and Disruption Statistics, URL: http://prochoice.org/wp-content/uploads/violence_stats.pdf (28.05.2015; 22:33). 123 Vgl. ebd. 124 Vgl. Juergensmeyer, Global Rebellion, S. 185. 125 Vgl. Juergensmeyer, Terror im Namen Gottes, S. 55.

Page 25: Christliche Fundamentalisten in den USA

  26  

theorie aus dem 17. Jahrhundert, halten die Vertreter an einer arischen Herkunft Jesu

fest. Darüber hinaus sehen sie die Briten als Nachfahren der zwölf verlorenen Stämme

Israels.126 Weit verbreitet ist auch die antisemitische Two-Seed-Doctrin, wonach die

weiße Bevölkerung alleine von Adam abstammt (‚adamisch-arische Rasse’) und die

Juden aus einer Verbindung von Eva mit dem Satan entstanden sind.127 Auch wenn

schon früh Organisationen wie der Ku-Klux-Klan Gedankengut der Christian Identity

aufnahmen, stellte sie als Theologielehre erst „seit den 1980er Jahren ein verbindendes

und einflussreiches ideologisches Element vieler rechtsextremer Gruppierungen in den

Vereinigten Staaten dar.“128

2.3.9. Einfluss der christlichen Aktivisten ab 2000

Am Beispiel der Abtreibungsgegner zeigt sich ein zweiseitiges Bild bei der Entwick-

lung gewalttätiger christlicher Aktivisten in den USA seit 2000. Zum einen hat die An-

zahl an rechtswidriger Protestaktionen durchaus, mit einer Spitze 2005, zugenommen,

jedoch sind die Kapitalverbrechen stark zurückgegangen.129

Weitere Indikatoren für christlich motivierte Gewalt in den USA sind die Hate Crime

Statistiken des FBI. Die Anzahl an Hate Crimes pro Jahr, die aufgrund der sexuellen

Orientierung des Opfers stattfinden und somit überdurchschnittlich häufig einen christ-

lich motivierten Hintergrund haben, sind in den Jahren 2000 bis 2012 nahezu unverän-

dert geblieben, mit leicht steigender Tendenz.130 Ein massiver Anstieg christlicher Akti-

visten, die Ihre Ziele gewaltsam, außerhalb des Systems, durchsetzen möchten, ist nicht

zu erkennen. Eher scheint der allgemeine Fokus auf der Veränderung aus dem System

heraus zu liegen. Dafür sprechen auch die gestiegene Anzahl an zwar rechtswidrigen

jedoch nicht gewalttätigen Aktionen, wie Straßenblockaden, Landesfriedensbruch oder

Störanrufe bei Abtreibungsbefürwortern.131 Wenn hier vom allgemeinen Fokus gespro-

chen wird, darf jedoch nicht die Illusion einer einheitlich agierenden Struktur entstehen.

Nach wie vor ist die christliche Glaubenslandschaft in tausende Denominationen und                                                                                                                126 Schmidt, Christian-Identity Movement (USA), S. 99. 127 Vgl. ebd. 128 Vgl. ebd. 129 Vgl. NAF Violence and Disruption Statistics. 130 Vgl. Anti-Defamation League, Comparison of FBI Hate Crimes Statistics (2000-2010), New York 2011, URL: http://www.adl.org/assets/pdf/combating-hate/Hate-Crimes-Statistics-2000-2010.pdf (30.05.2015; 17:36). Siehe auch: FBI, 2012 Hate Crime Statistics. Incidents and Offenses, URL: http://www.fbi.gov/about-us/cjis/ucr/hate-crime/2012/topic-pages/incidents-and-offenses/incidentsandoffenses_final (30.05.2015; 17:40). 131 Vgl. NAF Violence and Disruption Statistics.

Page 26: Christliche Fundamentalisten in den USA

  27  

Gemeinden unterteilt. So ist beispielsweise momentan ein starkes Wachstum an rechts-

radikalen Gruppierungen festzustellen (45% Steigerung zwischen 2000 und 2009), die

wie oben beschrieben, oft in Zusammenhang mit der Christian Identity Bewegung ste-

hen.132 Daryl Johnson, ehemaliger Analyst der Homeland Security, sprach in einem In-

terview 2011 über eine Sekte in Michigan:

„The Hutaree, an extremist Christian militia in Michigan accused last year of plotting to kill police officers and planting bombs at their funerals, had an arse-nal of weapons larger than all the Muslim plotters charged in the United States since the Sept. 11 attacks combined.“133

Es zeigt sich, dass die Entwicklung seit den 2000er Jahren nicht homogen verläuft. Ob-

wohl die Anzahl schwerer Delikte gering ist, gibt es immer wieder Radikalisierungen

kleinerer Gruppen wie der Hutaree-Sekte. Gruppen, die sich mit der Christian Identity

identifizieren, expandieren. Im nächsten Kapitel wird aufgezeigt das auch der Einfluss

der Christlichen Rechten nicht sicher festgelegt werden kann.

2.3.10 Quellenkritik

Über den wachsenden oder schrumpfenden Einfluss des politischen Flügels der christli-

chen Aktivisten, der Neuen Christlichen Rechten, ist die Forschung uneins. Eine Mehr-

heit der Autoren, unter anderem die Trimondis, Juergensmeyer, Aho und Pally sind der

Meinung, dass die Neue Christliche Rechte mit der Wahl Bushs zum Präsidenten, einem

born again Evangelikalen, eindrucksvoll ihre Macht öffentlich präsentierte und nach

den Anschlägen auf das World Trade Center und dem darauffolgenden Irakkrieg weite-

re Anhänger gewinnen konnte. Sie sind davon überzeugt, dass die Dominionisten, die

seven mountains (Familie, Religion, Unterhaltung, Medien, Bildung, Wirtschaft, Regie-

rung) infiltrieren werden. Nach Aho waren 2004 7% der Mitarbeiter im weißen Haus

Absolventen dominionistischer Hochschulen, wie dem Patrick Henry College.134

Auf der anderen Seite vertreten Autoren wie Brocker oder Hochgeschwender die An-

sicht, dass die Neue Christliche Rechte nie die Macht hatte, die ihr die Medien gerne

zuschreiben, und stellen den tatsächlichen Einfluss der Dominionisten in Frage. Hoch-

                                                                                                               132 Vgl. Beirich, Heidi, Potok, Mark, USA: Hate Groups, Radical-Right Violence, on the Rise, In: Poli-cing: A Journal of Policy and Practice, 2009, Vol. 3(3), S. 258f. 133 Johnson, Daryl, zitiert aus: Shane, Scott, Killings in Norway Spotlight Anti-Muslim Thought in U.S., New York Times, 24. Juli 2011, URL: http://www.nytimes.com/2011/07/25/us/25debate.html?pagewanted=all&_r=0 (30.05.2015; 18:26). 134 Vgl. Aho, Christian Heroism and the Reconstruction of America, S. 548.

Page 27: Christliche Fundamentalisten in den USA

  28  

geschwender ist mit Verweis auf den fehlenden Erfolg bei der Durchsetzung christlicher

Themen auf Bundesebene der Meinung,

„[...] dass man den Einfluss der Religiösen Rechten – und damit auch der Fun-damentalisten und Evangelikalen innerhalb der Organisationen der Religiösen Rechten – keinesfalls überschätzen darf.“135

Brocker geht in seinen Annahmen sogar noch weiter und spricht der Neuen Christlichen

Rechten jegliches dominionistisches Verhalten ab. Belege für diese These sieht er in

einer Anzahl an Zitaten von Robertson und Farwell, bei denen sie jegliches Streben

nach einer Auflösung der säkularen Strukturen ablehnen.136

Die Trimondis liefern hingegen eine mindestens ebenso große Anzahl an Zitaten

Robertsons und Farwells bei denen sie die Säkularisierung verteufeln und den Gottes-

staat heraufbeschwören.137

Ein weiteres Beispiel uneiniger Forschungsmeinung ist die religiöse Ausrichtung einer

der wichtigsten Figuren in der Neuen Christlichen Rechten: Pat Robertson. Während

Juergensmeyer davon spricht, Robertson sei strikter Postmillenialist138 meinen die Tri-

mondis, in vielen Bereichen einig mit Juergensmeyer, er sei zwar „kein ‚reiner’ [prämil-

lenarer] Dispensationalist, aber teil[e] viele von deren Ideen.“139 Gleichzeitig rechnen

sie ihn dem Spektrum der Rekonstruktionisten zu, dem wiederum Juergensmeyer wider-

spricht. Festzustellen ist, dass schon die genaue religiöse Zuordnung eines einzelnen, im

öffentlichen Leben stehenden und mit seiner Religion bekannt gewordenen Amerika-

ners die Aufgabe eines eigenen Werkes zu sein scheint.

So muss klar sein, dass jeder vorangegangene Versuch der Zusammenfassung und Ein-

ordnung einzelner religiöser Strömungen, Gruppierungen und Ereignisse immer einer

Verzerrung und Verallgemeinerung unterliegt, die der Autor jedoch einzugehen gewillt

war, um im Ergebnis einen belegbaren Eindruck der Gesamtsituation zu gewähren.

2.4 Juergensmeyers Vier-Stufen-Modell am Beispiel der christlichen Aktivisten in den USA

Nach der ausführlichen Darstellung der Theorie Juergensmeyers, wie auch der der histo-

rischen Entwicklung von Strömungen christlicher Aktivisten in den USA, wird im Fol-

                                                                                                               135 Hochgeschwender, Amerikanische Religion, S. 188. 136 Vgl. Brocker, Protest – Anpassung – Etablierung, S. 321f. 137 Vgl. Trimondi, Krieg der Religionen, S. 153f. 138 Vgl. Juergensmeyer, Terror im Namen Gottes, S. 51. 139 Vgl. Trimondi, Krieg der Religionen, S. 42.

Page 28: Christliche Fundamentalisten in den USA

  29  

genden aufgezeigt, inwiefern sich jene spezifischen Entwicklungen in die Theorie fügen

lassen.

Laut Juergensmeyers Theorie beginnt der religiöse Aktivismus in den 70er Jahren mit

dem Aufbegehren gegen die Verwaltungsstrukturen des Nationalstaates. In den USA hat

der christliche Aktivismus eine weitaus länger währende Tradition. Beginnend mit den

ersten Siedlern musste die Gesellschaft schon sehr früh Strategien entwickeln, um mit

den unterschiedlichen religiösen Strömungen, aber auch dem Humanismus im Einklang

zu leben. Anders als bei den von Juergensmeyer beschriebenen aufoktroyierten Verwal-

tungen ehemaliger Kolonien, war die wall of separation die amerikanische Säkularisie-

rung, eine Entwicklung, die von allen Gruppen, ob religiös oder humanistisch, getragen

und etabliert wurde. Doch gab es, oft durch Eingriffe wie den Sezessionskrieg oder die

Immigrationsströme, immer wieder Kulturkämpfe, bei denen religiöse Interessensgrup-

pen oder Organisationen wie der Ku-Klux-Klan versuchten, diese Strukturen zu bre-

chen.

Juergensmeyers Theorie ist aber insofern treffend, als die tatsächliche Politisierung der

Christen in den USA als Reaktion auf die Liberalisierungsprozesse, beziehungsweise

die Einflussnahme des Bundes, in der Tat im Laufe der 70er Jahre in Gestalt der Neuen

Christlichen Rechten stattfand.

In den 80er Jahren beobachtet Juergensmeyer einen Prozess der Internationalisierung

religiöser Aktivisten. Dies gilt derart nicht für die USA. Der christliche Aktivismus in

den USA ist eng verbunden mit einem amerikanischen Nationalismus, der eine interna-

tionale Vernetzung auf Augenhöhe nicht zulässt. Zwar missionierten Evangelikale wie

Billy Graham in den 80er Jahren bei riesigen Events weltweit Tausende von Menschen,

jedoch war dies Verhalten fern einer internationalen aktivistischen Strömung. Eine Ver-

schmelzung und gegenseitige Befruchtung religiöser Aktivisten, wie beispielsweise in

Afghanistan, fand in den USA nicht statt, vielmehr war es ein von Amerika ausgehen-

des Sendebewusstsein einzelner Missionare. Der Internationalismus rückte in den 80er

Jahren in den USA nur insofern in den Blickwinkel, als dass das Christentum verstärkt

als Kontra-Punkt zum ‚gottlosen Kommunismus’ verwendet und so noch weiter in der

nationalen Identität verankert wurde.140 Hier triften Theorie und praktisches Beispiel

deutlich auseinander.

In Juergensmeyers Theorie thematisiert die dritte Stufe den Anti-Amerikanismus in den

90er Jahren. So paradox es scheint, diese These auf die USA selbst anzuwenden, ist sie

                                                                                                               140 Berg, Die historische Dimension, S. 32f.

Page 29: Christliche Fundamentalisten in den USA

  30  

dennoch passend. Es waren die neunziger Jahre, in denen sich radikale Gruppierungen

wie die Army of God aus dem Schoß des Christian Reconstructionism und der Christian

Identity erhoben und mit Gewalt das System bekämpften. Hier ist es wichtig festzuhal-

ten, dass Anschläge gegen Abtreibungskliniken nicht gleichgesetzt werden können mit

einem Anschlag gegen das Government an sich. Jedoch ist die Tatsache entscheidend,

dass sich diese Organisationen dazu entschlossen haben, ihre ‚Probleme’ nicht mehr als

Teil des Systems zu lösen, sondern sich von diesem abzuwenden. Ebenso wie auch

Osama bin-Laden lehnten sie die moralischen Standards ab, die allgemein als westlich-

amerikanisch definiert werden, und sahen sich in ihrer Rechtfertigung nur noch dem

Wort Gottes verpflichtet. Tatsächliche Anschläge gegen die Regierung wie jener von

Timothy McVeigh 1995 zeigen die grundlegend ablehnende Haltung gegen das System.

Juergensmeyer letzte und aktuelle theoretische Stufe handelt vom globale Krieg. Für die

amerikanischen Apokalyptiker hatte der Gedanke an die Endzeit schon immer eine glo-

bale Komponente, da die Endzeit in ihren Augen ein globales Phänomen ist und be-

stimmte Orte wie die Schlacht bei Harmageddon in Nord-Israel geographisch festgelegt

sind.141 Interessant ist, dass in den 90er Jahren der Antichrist nicht, wie vielleicht ver-

mutet, im Islam, sondern vor allem in Staatenbünden wie der EU, der UNO, oder aber

in Europa allgemein gesehen wurde.142 Der globale Krieg war also mit dem Aufstieg der

Apokalyptiker schon immer ein wichtiges Thema bei den christlichen Aktivisten und

wurde durch Literatur wie der Left Behind Serie noch verstärkt.

In den Mainstream gelangte diese globale Sichtweise mit den Anschlägen auf das World

Trade Center im September 2001. Mit einem Schlag wurde der Fokus auf den Islam als

neues Feindbild und auf Einzelpersonen wie Osama bin-Laden oder Saddam Hussein

als den Antichristen gelenkt.

Die apokalyptische Rhetorik der Bush-Administration, beispielhaft in Bushs Ausspruch

im Jahr 2002: „the evil one is among us“143, nutzten die Prediger um Falwall und

Robertson um die globale Schlacht ‚Gut gegen Böse’ in der amerikanischen Gesell-

schaft auszurufen.144

Aus einer theologischen Idee, dem globalen Krieg als Teil der Apokalypse, wurde im

Jahr 2001 ein tatsächlicher Krieg, der mit Waffen, aber auch mit tausenden von Prayer

Warriors, Gebetskriegern, geführt wurde und wird.145 Die Prägung während der Bush

                                                                                                               141 Vgl. Trimondi, Krieg der Religionen, S. 69. 142 Vgl. ebd., S. 56f. 143 Bush, George W., zitiert nach: Trimondi, Krieg der Religionen, S. 173. 144 Vgl. Trimondi, Krieg der Religionen, S. 172. 145 Vgl. ebd., S. 134f.

Page 30: Christliche Fundamentalisten in den USA

  31  

Ära hat dazu geführt, dass sich der christliche Aktivismus, aber auch die Mainstream-

Gesellschaft, im Kampf gegen das globale Böse geöffnet hat und über die Grenzen des

eigenen Staates schaut. Unter dem Slogan ‚Christians under Attack’ verbreiten nicht nur

religiöse, sondern auch konservative Sender wie FOX News, die Nachricht über die

Unterdrückung von Christen weltweit. Die Frage, warum der ‚leader of the free world’,

Präsident Obama, nichts dagegen unternimmt, wird nicht etwa mit seinem säkularen

Status als Regierungschef, sondern mit seiner islamischen Prägung in den Kinderjahren

erklärt.146

Juergensmeyers letzte Stufe findet also Bestätigung in der Entwicklung der Christlichen

Aktivisten in den USA.

Wurden innerhalb dieses Kapitels die Theoriestufen Juergensmeyers jeweils auf ihr Zu-

treffen hin geprüft, folgt im abschließenden Kapitel die Einordnung der Gesamttheorie

bezüglich ihrer Anwendbarkeit.

3 Religiöser Aktivismus im 21. Jahrhundert – selbstbestimmtes Aufbegehren oder Mittel zum Zweck?

Nur zwei der vier Thesen von Juergensmeyers Theorie haben auf das Untersuchungs-

feld ‚USA’ zugetroffen – das sind 50% Prozent, im Praxistest ist die Theorie also

durchgefallen. So könnte ein schnelles Urteil lauten, jedoch wäre derart Schlüsse zu

ziehen voreilig.

Juergensmeyer hat grundsätzlich Recht mit der These, dass sich in den USA in den 70er

Jahren eine religiös aktive Kraft formierte, die bis zum heutigen Tag ihre Gestalt mehr-

fach gewandelt, und sich zuletzt auf die Rhetorik des globalen Krieges eingelassen hat.

Jedoch muss gerade in der Entwicklung der USA die Frage gestellt werden, wer in die-

ser Entwicklung wen beeinflusst, gelenkt und benutzt hat.

Zunächst war es schließlich Paul Weyrich, ein konservativer Republikaner, der darum

bemüht war, eine Christliche Rechte, oder in den Augen seiner Partei, eine organisierte

Wählerschaft zu schaffen. Und es waren wieder politische Kräfte, die nach dem ersten

Scheitern der Christlichen Rechten Robertson überredeten, mit der Christian Coalation

einen zweiten Versuch zu starten.

                                                                                                               146 vgl. FOX News Video, Christians under Attack, April 2015, URL: http://video.foxnews.com/v/4195237972001/christians-under-attack/?#sp=show-clips (31.05.2015; 13:19).

Page 31: Christliche Fundamentalisten in den USA

  32  

Interessant ist auch die Tatsache, dass es direkt nach den Anschlägen auf das World

Trade Center zunächst drei theologische Erklärungen der christlichen Aktivisten gab:

Zum einen der eröffnete Kampf gegen den islamischen Antichristen – diese Erklärung

setzte sich am Ende auch durch. Weitere Ansätze waren jedoch auch ‚Gottes Strafe für

das sündige Amerika’ und ‚Der Angriff des Teufels auf ein moralisch geschwächtes

Amerika’.147 Letztgenannte Ansätze, die zunächst auch von Robertson und Falwell ver-

breitet wurden, sind unter der Prämisse, dass mit dem World Trade Center, dem Penta-

gon und dem weißen Haus keine christlichen Symbole angegriffen wurden, sondern

Symbole des eigentlich verhassten säkularen Nationalstaates (Mammon, Exekutiv-

macht, Government), zutreffend. Relativ schnell ruderten die Führer der Christlichen

Rechten aber zurück und ordneten sich der von der Bush-Administration propagierten

Idee des islamischen Antichristen unter.148

Auch darf nicht vergessen werden, dass Timothy LaHaye seine Left-Behind-Serie nicht

kostenlos verteilt, sondern damit Millionen verdient, und damit Hand in Hand geht mit

allen Führern der Neuen Christlichen Rechten.

Religiöser Aktivismus, ob in den USA, in Syrien oder Nigeria, wird häufig und wahr-

scheinlich auch vornehmlich als Machtinstrument für Institutionen oder auch einzelne

Personen missbraucht. Autonome, nicht steuerbare Nebeneffekte wie die Army of God

scheinen in Kauf genommen zu werden um die eigene Position, die eigene Wahl oder

aber nur den Status Quo zu stärken.

Diese Arbeit hat aufgezeigt, dass die Ablehnung des säkularen Nationalstaates kein rein

islamisches und kein nah-östliches Phänomen ist. Es ist, wie Juergensmeyer in seiner

Theorie richtig beschreibt, ein Phänomen, das auch in der westlichen Welt, in allen Ge-

sellschaftsschichten und in allen Religionen vorkommt.

Am Beispiel der USA zeigt sich auch, dass die Ablehnung des säkularen Nationalstaates

als Motivation nicht nur, wie unter Punkt 2.1 beschrieben, eine Widerstandsbewegung

gegen alte Kolonialmächte sein muss, sondern dass weitere individuelle wie institutio-

nelle Faktoren, die Motivation beeinflussen.

Menschen suchen für sich und ihre Familie Sicherheit und Anerkennung. Sie befinden

sich in einem Gefüge aus Religion, Aufklärung, Macht, Kapitalismus, Liberalismus und

Humanismus, und das in einer Zeit, in der auch kleine Gruppen einzelner ideologischer

                                                                                                               147 Vgl. Trimondi, Krieg der Religionen, S. 89. 148 Vgl. ebd. S. 88.

Page 32: Christliche Fundamentalisten in den USA

  33  

Ideen große Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Diese Individuen müssen im ste-

ten Wandel ihr Wertesystem neu anpassen und definieren.

Zu untersuchen wäre in den USA, aber auch in anderen Regionen mit religiösen Akti-

visten, ob der Wunsch nach einer gesteigerten religiösen Aktivität tatsächlich von der

Bevölkerung an sich ausgeht, oder aber von Personen oder Institutionen als Werkzeug

zur Kontrolle missbraucht wird. Norris und Inglehart, wie schon in der Einleitung er-

wähnt, haben nachgewiesen, dass die Religiosität in der Welt zunimmt. Doch worin

finden sich die Gründe dafür?

Es stellt sich die Frage, ob religiöse Aktivisten seit den 70er Jahren durch neue Kom-

munikationsmittel und Propaganda einfach effizienter mit Themen wie Sicherheit, Sinn-

findung oder Endzeitdenken ‚aktiviert’ werden konnten. Im aktuellen Kontext gefragt:

Wäre der IS in Irak und Syrien ohne moderne Medien und Mittel in der Lage, weltweit

junge Muslime zu rekrutieren, die oftmals erst durch die Medien und Mittel des Islami-

schen Staates radikalisiert worden sind?

Juergensmeyers Theorie trifft im Grundsatz zu und besagt Das eine Entwicklung in der

Gruppe religiöser Aktivisten stattgefunden hat. Die Aufgabe des Historikers in weiteren

Arbeiten muss sein das genaue Wie, nicht nur in den USA, sondern in weiteren Regio-

nen zu sezieren.

Weder Kommunikation noch religiöser Aktivismus lassen sich mit Gewalt unterdrü-

cken. Es sollte das Ziel sein, mit der Kenntnis über das Wie, möglichen Manipulatoren

zuvor zu kommen, und betroffene Individuen in Ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen.

Nur so können gemäßigte Alternativen geboten werden. In der Säkularität, aber auch im

Glauben.

Page 33: Christliche Fundamentalisten in den USA

  34  

4. Verzeichnis  4.1 Quellenverzeichnis

Behring Breivik, Anders, 2083. A European Declaration of Independence, London, 2011. FOX News Video, Christians under Attack, April 2015, URL: http://video.foxnews.com/v/4195237972001/christians-under-attack/?#sp=show-clips (31.05.2015; 13:19). Johnson, Daryl, zitiert aus: Shane, Scott, Killings in Norway Spotlight Anti-Muslim Thought in U.S., New York Times, 24. Juli 2011, URL: http://www.nytimes.com/2011/07/25/us/25debate.html?pagewanted=all&_r=0 (30.05.2015; 18:26). North, Gary, Backward, Christian Soldiers? A Action Manual for Christian Reconstuc-tion, Tyler 1984, URL: http://www.garynorth.com/freebooks/docs/pdf/backward_christian_soldiers.pdf (27.05.2015; 22:12). Weyrich, Paul, zitiert aus Dokumentation: Ziv, Ilan [Regie], Wählt Jesus. Amerika in Gottes Hand [org.: Jesus Politics], 2008, URL: https://www.youtube.com/watch?v=1a_aAqARbq4 (25.05.2015; 12:46). Ohne Angabe, zitiert aus ARTE Dokumentation: Willke, Claudia [Regie], Die letzte Schlacht. Christlicher Fundamentalismus und seine Anhänger in den USA, 2007, URL: https://www.youtube.com/watch?v=1MLAeOxfTiY (14.05.2015; 18.45).

4.2 Literaturverzeichnis

Aho, James, Christian Heroism and the Reconstruction of America, In: Critical Sociolo-gy, 2013, Vol. 39(4). Beirich, Heidi, Potok, Mark, USA: Hate Groups, Radical-Right Violence, on the Rise, In: Policing: A Journal of Policy and Practice, 2009, Vol. 3(3).

Page 34: Christliche Fundamentalisten in den USA

  35  

Berg, Manfred, Die historische Dimension: Vom Puritanismus zum religiösen Pluralis-mus, in: Manfred Brocker [Hg], God bless America. Politik und Religion in den USA, Darmstadt, 2005. Boykin, William, zitiert nach: Fagin, Barry/Parco, James, A question of faith. Religous bias coercion undermine military leadership and trust, In: Armed Forces Journal, Aus-gabe Januar 2008. Brocker, Manfred, Protest – Anpassung – Etablierung. Die Christliche Rechte im politi-schen System der USA, Frankfurt a. M. 2004. Hochgeschwender, Michael, Amerikanische Religion. Evangelikalismus, Pfingstlertum und Fundamentalismus, Leipzig, Frankfurt a. M., 2007. Juergensmeyer, Marc, Global Rebellion. Religious Challenges to the Secular State, from Christian Militias to al Qaeda (= Comparative Studies in Religion and Society 16), Ber-keley u.a. 2008. Juergensmeyer, Mark, Terror im Namen Gottes. Ein Blick hinter die Kulissen des ge-walttätigen Fundamentalismus, Freiburg u.a. 2004. Murrin, John M., Religion and Politics in America, from the First Settlements to the Civil War, in: Mark A. Noll [Hg], Religion and American Politics. From the Colonial Period to the Present, Oxford u.a. 2007, [Kindle Version]. Norris, Pippa/Inglehart, Ronald, Sacred and Secular, Religion and Politics Worldwide, Cambridge u.a. 2011. Pally, Marcia, Gottes eigenes Land? – Die Trennung von Kirche und Staat in den USA, in: Internationale Politik, Heft 10/2004. Schmidt, Monika, Christian-Identity Movement (USA), In: Wolfgang Benz (Hrsg.), Handbuch des Antisemitismus. Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen, Berlin 2012. Sick, Gary, All Fall Down: America's Fateful Encounter with Iran, London, 1985. Swierenga, Robert P., Ethnoreligious Political Behavior in the Mid-Nineteenth Century: Voting, Values, Cultures, in: Mark A. Noll [Hrsg], Religion and American Politics. From the Colonial Period to the Present, Oxford u.a. 2007, [Kindle Version].

Page 35: Christliche Fundamentalisten in den USA

  36  

Tibi, Bassam, Krieg der Zivilisationen. Politik und Religion zwischen Vernunft und Fundamentalismus, Hamburg 1995. Trimondi, Victor, Trimondi, Victoria, Krieg der Religionen. Politik, Glaube und Terror im Zeichen der Apokalypse, München 2006. Weinstein, Allen/David, Rubel, The Story of America. Freedom and Crisis from Sett-lement to Superpower, London u.a. 2002. Witte, John, Religion and the American Constitutional Experiment: Essential Rights and Liberties, Boulder 2000. Wright, Lawrence, Der Tod wird euch finden. Al-Qaida und der Weg zum 11. Septem-ber, München 2008.

4.3 Statistikverzeichnis Anti-Defamation League, Comparison of FBI Hate Crimes Statistics (2000-2010), New York 2011, URL: http://www.adl.org/assets/pdf/combating-hate/Hate-Crimes-Statistics-2000-2010.pdf (30.05.2015; 17:36). FBI, 2012 Hate Crime Statistics. Incidents and Offenses, URL: http://www.fbi.gov/about-us/cjis/ucr/hate-crime/2012/topic-pages/incidents-and-offenses/incidentsandoffenses_final (30.05.2015; 17:40). Gallup Organisation, Gallup Poll Social Series: Values and Beliefs, Princeton 2014. NAF Violence and Disruption Statistics, URL: http://prochoice.org/wp-content/uploads/violence_stats.pdf (28.05.2015; 22:33). Rassmussen Reports‚63% Believe Bible Literally True’, New Jersey 2005, URL: http://legacy.rasmussenreports.com/2005/Bible.htm (23.05.2015; 10:58). US Department of Education, Statistics About Non-Public Education in the United Sta-tes, URL: http://www2.ed.gov/about/offices/list/oii/nonpublic/statistics.html#homeschl (14.05.2015; 18.26).