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business im Breisgau November 2014 Ausgabe Nr. 4 gratis Wirtschaft Zoff in the City: Der Handel stöhnt In Freiburg und Bad Krozingen gibt es Ärger – in Emmendingen nicht Menschen Franz Müntefering im Interview Schulden Warum das Höllental die Kommunen spaltet Stresstest Was Freiburger Bankbosse zur EZB-Studie sagen TTIP Ein Abkommen erhitzt die Gemüter
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business im Breisgau

Apr 06, 2016

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Ausgabe 4, November 2014
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November 2014Ausgabe Nr. 4

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Zoff in the City: Der Handel stöhnt In Freiburg und Bad Krozingen gibt es Ärger – in Emmendingen nicht

MenschenFranz Müntefering im Interview

SchuldenWarum das Höllental die Kommunen spaltet

Stresstest Was Freiburger Bankbosse zur EZB-Studie sagen

TTIP Ein Abkommen

erhitzt die Gemüter

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Welche Kommune im Breisgau hat die meis-ten Schulden? Freiburg? Nein. Wenn man die Last der kommunalen Haushalte und

deren Beteiligungen an Unternehmen durch die Zahl der Einwohner teilt, ist die Breisgau-Haupt-stadt in dieser Statistik gar nicht die Nummer eins. Das ist die 1850-Seelen Gemeinde Feldberg. Bei unseren Recherchen zur Schuldenlast entpuppte sich das Höllental gleichsam als Was-serscheide: Auf dem Berg haben viele zu kämpfen, in der Rheinebene geht es indes vielen gut.

Nicht so gut geht es derweil vielen Händ-lern in der Freiburger Innenstadt. Dort hat sich die neue Händlerinitiative „Wir“ ge-gründet. Warum das die Macher der Akti-onsgemeinschaft „z’Friburg in der Stadt“ gar nicht so schlimm finden und sich sogar Oberbürgermeister Dieter Salomon dem-nächst mal an einen Runden Tisch setzen muss, lesen Sie in unserer Titelgeschichte.

Auch an einem runden Tisch saß neulich das sozialdemo-kratische Urgestein Franz Müntefering. Der ehemalige Vi-

zekanzler sprach in der Katholischen Akademie in Freiburg über Werte. Im Interview mit dem business im Breisgau gab er zuvor preis, dass er gerne mal Bürgermeister gewor-den wäre.

Was Bürgermeister über die umstrittenen Freihandels-abkommen TTIP und CETA denken, das hat nicht nur der Deutsche Städtetag schon laut gesagt: Sie gefährden

die kommunale Daseinsvorsorge. Wirt-schaftsvertreter stehen hier noch unver-söhnt gegen die Kritiker.

Derweil erlebt der Arbeitsmarkt einen kräftigen Herbstaufschwung, der die Ar-beitslosenzahlen auf ein Dreijahrestief drückt. Und die Chefs der Arbeitsagentu-ren glauben, dass es im kommenden Jahr noch weniger Menschen ohne Arbeit ge-ben wird. Eine gute Aussicht. Geschuldet der Konjunktur.

Herzlichst,Ihr Lars BargmannChefredakteur

Schulden, Promis & der Arbeitsmarkt

Warum das Höllental reichere und ärmere Kommunen scheidet

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Editorial

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Inhalt

UnternehmerPaul Ege, Martina Feierling-Rombach und Werner Räpple heißen die Träger des zweiten Entrepreneur-Preises. 8–9

KommunenDie meisten Städte und Gemeinden im Breisgau sind verschuldet. Das Höl- lental begründet eine Zweiklassenge-sellschaft. 10–11

BankenDer große EZB-Stresstest verlief für deutsche Banken weitgehend stressfrei. Wie Freiburgs Bankbosse die Ergebnisse kommentieren 12

PolitikerEx-Vizekanzler Franz Müntefering im

biB-Interview: „Ich wäre gern mal Bürgermeister geworden.“ 13

Menschen & MeldungenTop-Hotelier Roland Burtsche übergibt das Geschäft an seine Töchter / HWK zeichnet Handwerksunternehmen des Jahres aus / Land fördert Freiburger Hochschulen mit 35 Millionen Euro / Günther kehrt der SAG den Rücken /Straumann an der Bahnhofsachse 14–19

LobbyistenInterview mit Frank O. Bayer, dem Sprecher der Sektion Freiburg- Emmendingen des Deutschen Wirtschaftsrats 20–21

PolitikWie die Freihandelsabkommen TTIP und CETA Bürger, Politik und Wirtschaft spalten 22–23

UnternehmenBei der Allgeier Wohnbau ist die Nachfolge gesichert. 24

GesundheitMacht Strom schnell fit? Selbsttest in Freiburgs erstem Bodystreet-Studio 26

AusbildungNoch nie gab es in Südbaden so viele Lehrstellen 27

ArbeitsmarktDie Arbeitslosenzahlen sind auf einem Dreijahrestief / Kammern optimistisch: 2015 wird's noch weniger 28

Bester NachwuchsDie Handwerkskammer prämiert ihre Besten / Elf Landessieger kommen aus der Region Freiburg 29

Fakten bitteDie Welt, die Wirtschaft in Zahlen 30

TitelZoff in the City: Umsatzeinbrüche, Online- Shopping, politisches Desinteresse. Im Einzelhandel rumort es: In Freiburg hat sich die Händler-Initiative „Wir“ gegründet. In Bad Krozingen gibt es Stress wegen eines Luxushotels. In Emmendingen steht der Abriss des Kaufhaus Krauss bevor. 5–7

IMPRESSUM business im BreisgauHerausgeber: chilli Freiburg GmbHNeunlindenstr. 35, 79106 Freiburgfon: 0761-292 70 60 | fax: 0761-292 70 [email protected]

Geschäftsführung: Michaela Moser (ViSdP)

Redaktion: Lars Bargmann

Autoren dieser Ausgabe: Felix Holm, Tanja Bruckert, Steve Przybilla, Erik Herr

Titel: © Schweitzer Fotograf: Neithard SchleierGrafik: Anke HuberLektorat: Beate VogtAnzeigen: Jonas Stratz, Uwe Bernhardt, Marlene Schick, Malika Amar

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F ür Sandra Gintaut-Lutz kam irgendwann alles zusammen: eine große Baustelle vor ihrem Geschäft, wegbleibende Kunden,

Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent und das Gefühl, dass all das von der Freiburger Politik ignoriert wird. Gintaut-Lutz betreibt die Boutique

Jump im Bursengang; seit einem Monat ist sie Co-Vorsitzende der neuen Initiative „Wir“, der sich bereits mehr als 80 inhabergeführte Ge-schäfte in Freiburg angeschlossen haben. Ihr Ziel: den Händlern der Innenstadt endlich eine stärkere Stimme verschaffen.

Zoff in the City Im Einzelhandel rumort es – so sehr, dass sich in Freiburg nun eine neue Initiative gegründet hat

Titel

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Handel

Auf den ersten Blick verwundert das. Gibt es doch mit „z’Friburg in der Stadt“ bereits einen 90 Mitglieder starken Verband, der für genau diese Ziele eintritt. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz“, beteuert Gintaut-Lutz. Viele Mit-glieder engagierten sich sogar in beiden Initiativen. Der einzige Unterschied: „Wir“ möchte die Sache emotionaler angehen. Das konnte man schon beim Auftakt am 9. Ok-tober beobachten, als eine ganzseitige Anzeige in der Badi-schen Zeitung erschien. „Wir fühlen uns ungehört und alleine gelassen“ – so der Tenor. Das gesteht auch Stefan Huber, Vorsitzender von „z’Friburg in der Stadt“, den neuen Kollegen zu: „Wo ist Konkur-renz, wenn man das Gleiche will?“, fragt Huber. „Ich finde die neue Initiative gut.“Besonders der Ruf nach einem ver-kaufsoffenen Sonntag treibt viele Händler um – auch das freilich nichts Neues. „Die Kirche sorgt sich um die armen Mitarbeiter“, klagt Huber. Dabei würden an solchen Ta-gen nur gut bezahlte Freiwillige arbeiten, „die sich darum reißen.“ Das sieht die große Mehrheit des Freiburger Ge-meinderates jedoch anders. Eine Umfrage des business im Breisgau bei allen Fraktionen ergibt, dass lediglich die Frei-en Wähler (3 Sitze) einem verkaufsoffenen Sonntag et-was abgewinnen können – und das auch nur, wenn die vorhandenen Möglichkeiten „behutsam“ genutzt werden, wie der Fraktionsvorsitzende Johannes Gröger betont. Die FDP-Fraktion (2 Sitze) hatte sich in der Vergangenheit ebenfalls für einen verkaufsoffenen Sonntag eingesetzt.Alle anderen Parteien sprechen sich klar dagegen aus. „Die vielen im Einzelhandel tätigen, und übrigens sehr schlecht bezahlten, überwiegend Frauen haben ein Recht auf einen freien Sonntag“, sagt Irene Vogel von den Unabhängigen Listen (7 Sitze). SPD, Grüne und

CDU argumentieren ähnlich – und auch die neue Frak-tion Freiburg Lebenswert/Für Freiburg (4). „Den Men-schen steht wegen eines verkaufsoffenen Sonntags nicht mehr Geld zur Verfügung, als sie sowieso schon haben“, meint FL-Fraktionsgeschäftsführer Wolfgang Deppert. Ohnehin müsste man eher beim Online-Shopping-Ver-halten ansetzen.Also alles gut so, wie es ist? „Wir würden einen verkaufs-

offenen Sonntag sofort unterstützen“, meint Bernd Dallmann, Geschäftsfüh-rer der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM). Der Gemein-derat habe aber anders entschieden. Dass „Wir“ auf drängende Probleme hinweist, sei offensichtlich. „Wenn sich so vie-le engagierte Geschäftsleute zusammen-

tun, muss man ihre Forderungen ernst nehmen.“ Wird es konkret, schlägt sich Dallmann aber auf die Seite des Ge-meinderats: „Die Stadt steckt unglaublich viel Geld in eine intakte Infrastruktur. Die Fußgängerzone ist per Nahver-kehr optimal erschlossen.“ Und der Ruf nach zusätzlichen Parkplätzen? „Argumente von gestern“, kontert Dallmann. Das Auto sei nun mal nicht das Fortbewegungsmittel der Innenstadt. Tatsächlich ist es fraglich, ob die Mehrheit der Bür-ger wirklich so unzufrieden mit der Parksituation ist, wie es der Handel darstellt – nicht nur in der Öko-Hochburg Freiburg. So brachte eine Bürgerumfrage in Bad Krozin-gen unlängst interessante Ergebnisse zutage. 60 Prozent der Teilnehmer wünschen sich demnach eine größere Fuß-gängerzone; nur 23 Prozent votierten dagegen. Die große Mehrheit der Befragten beurteilten die Parksituation zu-dem als positiv – die Gewerbetreibenden hatten stets das Gegenteil behauptet.

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Gemeinderat gegen einen verkaufs-

offenen Sonntag in der Innenstadt

Händel um Handel: Bernd Dallmann bezeichnet den Ruf nach mehr Parkplätzen als »Argument von gestern«.

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Um der Online-Konkurrenz entgegenzuwirken, hat der Einzelhandel in Bad Krozingen eine gemeinsame Kunden-karte eingeführt, mit der Rabattpunkte gesammelt wer-den können. „Die Geschäfte haben es selbst in der Hand, wie sich ihre Umsätze entwickeln“, sagt Peter Lob, Vorsitzen-der des dortigen Gewerbeverbands. „Viele predigen Qualität, aber zwischen Sein und Schein besteht oft eine große Diffe-renz.“ Dass ein Vertreter des Handels mit seiner eigenen Zunft so hart ins Gericht geht, ist ungewöhnlich, verdeutlicht aber ein Grundproblem: Viele Geschäftsleute sind sich uneins, ob ein zusätzlicher Shop-ping-Sonntag oder ein neues Parkhaus wirklich genügen, um langfristige Kun-denabwanderung zu stoppen.„Es gibt auch in Freiburg keine ein-heitliche Meinung unter den Händlern“, bestätigt Mi-chael Walter von der Löwen-Apotheke. Walters Umsätze sind in den vergangenen vier Monaten um bis zu 20 Pro-zent eingebrochen, weil vor seinem Geschäft, am Frei-burger Bertoldsbrunnen, eine Großbaustelle die Kunden verschreckte. Mitten in der City waren die Gleise der Stra-ßenbahn erneuert worden, eine Trennwand hatte die Ein-kaufsmeile durchschnitten. Schimpfen möchte Walter auf die Verantwortlichen deshalb aber nicht. Im Gegenteil: „Solche Arbeiten müssen nun mal sein, deshalb sollte man das Beste daraus machen. Gejammer hilft niemals weiter.“Der Handelsverband Südbaden sieht das anders. „Die neue Initiative zeigt doch, wie schlimm die Lage wirklich ist“, sagt Präsident Philipp Frese. Er spricht von einem „Hilferuf des Handels“, nennt verkaufsoffene Sonntage und gute Parkmöglichkeiten als Chance, sich vom Internet abzusetzen. „Die Straßenbahn fährt nun mal nicht in den Schwarzwald. Doch auch von dort kommen viele Kunden,

die bei uns etwas kaufen möchten.“ Frese begrüßt, dass mit „Wir“ nun ein weiterer Zusammenschluss für die Interes-sen des Einzelhandels wirbt. „Nur so kann man die Stadt-verwaltung sensibilisieren. Es ist einfach nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen.“Heiß her geht es auch in Bad Krozingen, wenngleich aus anderen Gründen. Seit Monaten tobt ein erbitterter

Streit um ein geplantes Luxus-Hotel im Kurpark. Eine Bürgerinitiative läuft da-gegen Sturm; die CDU brachte kürzlich einen möglichen Bürgerentscheid ins Spiel. Peter Lob vom Gewerbeverband ist für das neue Gebäude: „Bad Krozingen braucht das Hotel. Nur so können wir uns langfristig die Kurgäste aus der Schweiz und aus Frankreich sichern.“

Ganz anders die Situation in Emmendingen. Ein leer stehendes Kaufhaus in der Innenstadt, ein bisschen Gezänk um neue Supermärkte auf der grünen Wiese – ansonsten geht es dem Handel gut. „Das passt“, fasst Marcel Jundt, Vorsitzender der Initiative Einzelhandel, die Stimmung zusammen. In der Initiative organisieren sich knapp 100 Gewerbetreibende. Die meisten von ihnen sind zufrieden, berichtet Jundt. „Die Region wächst, der Konsumbedarf ist da, die Parkgebühren sind in Ordnung. Auch die Stadt ist sehr interessiert daran, dass es uns gut geht.“ In Freiburg ist die Stadtverwaltung nun ebenfalls dar-an interessiert, die Wogen zu glätten. Nach einem Telefo-nat mit Sandra Gintaut-Lutz kündigte Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) an, sich im Januar an den run-den Tisch von „Wir“ zu setzen. Ob dieser zu Ergebnissen führt, ist offen. Sicher ist jedoch, dass „Wir“ zumindest ein Ziel schon heute erreicht hat: Der Einzelhandel ist wieder im Gespräch. Steve Przybilla

»Gejammer hilft niemals weiter.

Man muss das Beste draus machen.«Michael Walter

Schöne heile Einkaufswelt? Jump-Inhaberin Sandra Gintaut-Lutz fühlt sich von der Politik im Stich gelassen.

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Unternehmer mit dem Blick fürs Besondere

Die FWTM verleiht drei Entrepreneur-Preise für unternehmerische Lebenswerke

Ehrungen

Paul Ege, Martina Feierling-Rombach und Wer-ner Räpple heißen die Träger des zweiten Ent-repreneur-Preises, den die Freiburg Wirtschaft,

Touristik und Messe GmbH (FWTM) Ende Oktober im Freiburger Konzerthaus verliehen hat. Ein undotier-ter Preis für Unternehmer, die sich besonders für den Wirtschaftsstandort Freiburg eingesetzt und verdient gemacht haben.

Paul Ege, bekanntermaßen ein bisschen preisscheu, be-kam ihn in der Kategorie Wirtschaft. Der Mann leitete nach dem frühen Tod seines Vaters schon als 25-Jähriger, von 1961 bis 1999, die Alexander Bürkle GmbH & Co. KG, die heute als marktführender Großhändler für Elektronik an 20 deutschen Standorten rund 800 Lohntüten füllt. Trotz der starken Expansion ist das Freiburger Traditions-unternehmen dem Standort an der Robert-Bunsen-Straße treu geblieben. Vor zehn Jahren hatte der Kunstsammler und Mäzen Ege den 900 Quadratmeter großen, öffentli-

chen Kunstraum Alexander Bürkle eröffnet, seit 2007 stif-tet die Bürkle-Gruppe alle drei Jahre den mit 10.000 Euro dotierten Kunstpreis Alexander Bürkle an junge bildende Künstlerinnen und Künstler. Ege war einer der tatkräf-tigen Wegbereiter für den Bau des Ensemble-Hauses an der Schützenallee. Bis heute ist er Vorsitzender des Vereins und der 2008 ins Leben gerufenen gemeinnützigen „Stif-tung Baden-Württembergische Ensemble-Akademie“, die das Ensemblehaus auch baute. 1998 gründete er den Ver-ein „Wir helfen Kindern“, und anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums im Jahr 2000 initiierte er einen Freun-deskreis für den Alten Friedhof in Freiburg. Auch Lauda-tor und Oberbürgermeister Dieter Salomon wusste, dass Ege nicht gern im Mittelpunkt steht: „Aber diesen Preis müssen Sie annehmen, Sie haben ihn wirklich verdient." Ege meinte, er habe der FWTM keinen Korb geben wol-len. Der OB möge aber dafür auch den Hilferuf der neuen Händlergemeinschaft „Wir” ernst nehmen: „Die Innen-stadt darf nicht veröden.“

Stolze Übergeber, stolze Empfänger: Messechef Klaus W. Seilnacht, Martina Feierling-Rombach, Wirtschaftsförderungschef Bernd Dallmann, Paul Ege, Oberbürgermeister Dieter Salomon, Landrätin Dorothea Störr-Ritter, Staatssekretär a.D. Ludger Reddemann und BLHV-Präsident Werner Räpple.

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Martina Feierling-Rombach erhielt den Preis in der Kategorie Tourismus. Die langjährige CDU-Stadträ-tin, zuletzt Fraktionsvorsitzende, baute mit ihrem Mann Wolfgang die im Jahr 1877 von Julius Feierling gegrün-dete Brauerei Feierling erfolgreich wieder auf. Direkt ge-genüber dem ursprünglichen Standort der Inselbrauerei wurde 1989 in der vierten Generation der Grundstein für den Bau der neuen Hausbrauerei Feierling gelegt. Seit 15 Jahren ist sie Vorsitzende des Vereins Gastliches Frei-burg, der sich der Förderung und Erhaltung von touris-tisch wichtigen Einrichtungen und Kulturgütern widmet. Seit 2011 vergibt der Verein zudem den Preis „Der Gast-liche Freiburger / Die Gastliche Freiburgerin“ als Aner-kennung für die Pflege und Förderung des Tourismus in der Stadt. Feierling-Rombach engagiert sich seit vielen Jahren fürs Freiburger Münster, das Augustinermuseum, den Schlossberg und war 20 Jahre lang Stiftungsrätin bei der Stiftungsverwaltung Freiburg. Seit diesem Jahr ist sie Landesvorsitzende des Verbandes deutscher Unternehme-rinnen – VdU Baden. Dies alles würdigte in ihrer Lobre-de auch Dorothea Störr-Ritter, die Landrätin des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald.

Den dritten Preis in der Kategorie Messewesen ge-wann der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV), für den der Präsident Werner Räpple die Aus-zeichnung aus den Händen des früheren Staatssekretärs Ludger Reddemann entgegennahm. Der BLHV vertritt die Interessen der regionalen Land- und Forstwirtschaft auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene sowie in den Regio-nen des Verbandsgebietes mit mehr als 500 Ortsvereinen. Er hat zudem einen prägenden Anteil an der Landschafts-pflege und damit am Landschaftsbild in Südbaden. Mit großer Unterstützung des BLHV entwickelten sich die Badischen Landwirtschaftsausstellungen (BALA) in der Messe Freiburg zur größten und bedeutendsten Landwirt-schaftsmesse Badens. 2012 war die im dreijährigen Turnus stattfindende BALA mit 80.000 Besuchern die besucher-stärkste Ausstellung in Freiburg. Mit dem neuen „Haus der Bauern“ an der Merzhauser Straße setzte der BLHV in überzeugender Weise ein Ausrufezeichen für den Standort Freiburg. Und darum geht es der FWTM ja nun auch mit der Vergabe des Preises. bib/bar

Unternehmer

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Die 52 Gemeinden im Landkreis Breisgau-Hoch-schwarzwald hatten Ende

2013 nach Angaben des Statisti-schen Landesamtes Baden-Würt-temberg zusammen mehr als 215 Millionen Euro Schulden ange-häuft. Umgerechnet auf die knapp 250.000 Einwohner entspricht das einer Pro-Kopf-Verschuldung von 854 Euro. Während in der Rhein- ebene angesiedelte Gemeinden wie Ehrenkirchen, Eichstetten oder Bötzingen schuldenfrei dastehen, stehen die im Hochschwarzwald gelegenen Gemeinden Titisee-Neu-stadt oder Feldberg relativ tief in der Kreide. Zufall? Nein.

Fast auf das Fünffache des Durch-schnittswerts kommt die Gemeinde Feldberg: 4084 Euro betrugen die Pro-Kopf-Rückstände des Skiortes im ver-gangenen Jahr. Wer glaubt, das müsste politische Folgen haben, ist falsch ge-wickelt: Bürgermeister Stefan Wirbser leitet unbeirrt seit 18 Jahren die Ge-schicke der 1800-Einwohner-Gemein-de. Schlaflose Nächte bereiten ihm die statistisch exorbitanten Außenstände mitnichten, Schuldenmachen gehört in Feldberg zum Geschäft: „Es kommt nicht darauf an, wie viele Schulden man hat, sondern darauf, dass man sie bezahlen kann. Wenn man als Gegenwert die Einnahmen durch die Anzahl unserer Einwohner teilt, sind wir wahrscheinlich auch absoluter Spitzenreiter.“ Das Touristenziel, in das jährlich gut 450.000 Wintersportgäste strömen, müs-se eben viel aufwenden, um diesen Betrieb aufrechtzuerhalten. Allein 20 Mil-lionen Euro flossen seit der Jahrtausend-wende in den Ausbau und den Erhalt des Skiliftnetzes. Ein weiterer großer Pos-

ten sind die Straßenräumdienste: Im ver-gangenen Jahr flossen 220.000 Euro auf die Gemeindedeckel. „Das hat eine Gemeinde im Kaiserstuhl so natürlich nicht“, sagt Wirbser, „das sind eben meist Wohngemeinden, die ihre Infra-struktur von der Stadt Freiburg geboten bekommen.“ Dort liegt die Pro-Kopf-Verschuldung aktuell bei 3551 Euro, allerdings stammen die zumeist aus ren-tierlichen Schulden (siehe Miss Money-penny), der Kernhaushalt belastet jeden Einwohner nur mit 985 Euro. In vielen Bereichen machen sich Un-terschiede in der Lage und der Fläche der Gemeinden bemerkbar: So verteilen sich die Bewohner Feldbergs zwischen 900 und 1500 Höhenmetern – was sich besonders bei der Wasserver- und Abwasserentsorgung bemerkbar macht, wie Wirbser erläutert: „Das erfordert unendlich lange Leitungsnetze, die auf-grund des Touristenbetriebs für Spitzen-bedarf ausgerichtet sein müssen.“ An besonders sonnigen Wintertagen weilen bis zu 12.000 Menschen auf dem Berg.

Das Problem mit den Wasserleitun-gen teilen auch andere Gemeinden im Hochschwarzwald. Etwa Titisee-Neu-stadt, wo Kämmerer Andreas Graf al-lein im Bereich der Eigenbetriebe eine Pro-Kopf-Verschuldung von 2067 Euro aufzählen muss: „Wir sind eine Flä-chengemeinde, da hängen viele Täler dran, und so gehen jedes Jahr mehrere Millionen Euro in die Kläranlage und ins Kanalnetz.“ Der Hochschwarzwald sei eine struk-turschwache Region, meint Graf, „des-wegen stecken wir ja auch so viel Geld in den Kurbetrieb, während die da unten ihr Geld in Gewerbegebiete investieren und so noch mehr Einnahmen verzeich-nen.“ Seiner Meinung nach zieht sich eine Schuldenschneise durch die Regi-on: „Der Landkreis ist durchs Höllental zweigeteilt. Wir hier oben haben Stand-ort- und Strukturnachteile, die sich im Schuldenstand widerspiegeln.“Wirbser sieht sogar Handlungsbe-darf vonseiten der Regierung: „Ich fin-de es nicht richtig, dass eine Gemeinde

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Kommunen

Schuldenschneise HöllentalÜber die Außenstände der Gemeinden

eines zweigeteilten Landkreises

Hohe Schulden: Wer hätte gedacht, dass die Feldberger Sau das letzte Wort hat.

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Rentierliche Schulden

Als sich Dieter Salomon am 1. Juli 2002 freudig auf den wichtigsten Stuhl im Freiburger Rathaus gesetzt hatte, wusste er noch nicht, dass er mit dem Amt auch ein millionenschweres struk-turelles Defizit im Haushalt geerbt hat-te. Mit 340 Millionen Euro stand die Stadt damals in der Kreide. Ohne das, was in den städtischen Gesellschaften an Verbindlichkeiten noch schlummerte. Wenn Finanzbürgermeister Otto Neideck an Weihnachten 2014 in seine Tabelle schaut, wird der Schuldenberg im Kernhaushalt wohl auf 211 Milli-onen Euro abgetragen sein. Höher sind zwar die Schulden aus städtischen Be-teiligungen und Eigenbetrieben, die sich auf knapp 550 Millionen Euro sum-mieren. Dem gegenüber steht aber auch ein Anlagevermögen von 863 Millionen Euro. Und viele Schulden sind rentier-liche, wie die der Freiburger Stadtbau GmbH, der Freiburger Abfallwirtschaft oder der Badenova, die gute Gewinne abwerfen. Warum sonst hätten sich zu-letzt mehr als 80 Kommunen mit meist millionenschweren Finanzierungen Ba-denova-Anteile gekauft? So sagen die nackten Schulden-stände nur bedingt etwas über die tat-sächliche wirtschaftliche Lage aus. Eine der wichtigsten Aufgaben von Bürgermeis-tern ist, ihren Laden so zu führen, dass er keine strukturelle Schuldenlast (die Aus-gaben im Verwaltungshaushalt überstei-gen Jahr für Jahr die Einnahmen) hat. Das allein ist eine Herkulesaufgabe. Aber es ist generationengerecht. Denn kein Bürgermeister kann sich vor sei-ne Gemeinde stellen und einfach mal so Mark Twain zitieren: „Von jetzt an werde ich nur so viel ausgeben, wie ich einnehme, selbst wenn ich mir dafür Geld borgen muss.“ Lars Bargmann

Kommentar

im Breisgau vom Land das gleiche Geld für einen Kilometer Straße zum Unter-halt bekommt wie wir, obwohl wir den zehnfachen Aufwand haben.“Unten im Tal steht man solchen For-derungen gelassen gegenüber. „Natür-lich ist das ungleich, weil jede Gemeinde auch andere Aufgaben hat“, weiß etwa der Gottenheimer Rechnungsamtslei-ter Thomas Barthel, „dafür müssen wir den Weinbau subventionieren.“ Auch in seiner Gemeinde ist das Thema Wasser und Abwasser eines, das auf den Geld-beutel drückt: Knapp 3,2 Millionen Euro belasten den Gottenheimer Haus-halt. Damit landet die Gemeinde trotz aller Standort- und Strukturvorteile auf Platz sieben bei der Pro-Kopf-Verschul-dung im Bereich der Eigenbetriebe.Eine Ausnahme? Etwas weiter oben in der gleichen Rangliste finden sich wei-tere Orte aus der Rheinebene: So hat das beschauliche Ihringen 9,9 Millio-nen Euro Schulden im Bereich Eigen-betriebe, was den Weinort immerhin auf Rang drei hinter Titisee-Neustadt und Freiburg bringt. Auch Neuenburg auf fünf und Stegen auf sechs sind von der Finanzierung der Eigenbetriebe stark gefordert. Die Erklärung ist ein-

fach. Alle drei Orte haben sich in den vergangenen Jahren mit hohen Sum-men am Kompas-Modell des Energie-anbieters Badenova beteiligt (Ihringen: 6 Millionen Euro, Neuenburg: 5,2, Ste-gen: 3,2). „Diese Schulden können wir aber mit den Renditen tilgen, die wir aus der Investition bekommen“, erklärt Ihringens Kämmerer Oliver Lehmann, „und dann bleibt sogar noch etwas üb-rig.“ Ein Schuldenproblem also, das ei-gentlich keines ist.Zurück in den Hochschwarzwald. Hinterzarten ist im Landkreis die am zweithöchsten verschuldete Gemeinde, den Haushalt belastet vor allem der Be-trieb der Adlerschanze. Allein die Er-neuerung der Liftanlagen schlug 2013 mit einer Million Euro zu Buche. 2014 muss ein neuer Trainerturm gebaut werden. Diese Vorhaben, die vom Land bezuschusst werden, sind keineswegs un- umstritten, wie Kämmerer Steven Hau-sen einräumt: „Das ist ganz prekär und bei uns eigentlich immer in der Dis-kussion. Am liebsten will ich dazu gar nichts sagen.“ Muss er auch nicht, die Zahlen sprechen für sich. Und gegen die Gemeinden östlich des Höllentals. Felix Holm

Info: Schulden pro EinwohnerQuellen: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stadt Freiburg, Badenova

Gesamtschulden:1. Feldberg: 4084 Euro2. Freiburg: 3551 Euro 3. Hinterzarten: 2642 Euro4. Titisee-Neustadt: 2374 Euro5. Ihringen: 2071 Euro6. Eisenbach: 1906 Euro7. Löffingen: 1759 Euro8. Neuenburg am Rhein: 1677 Euro9. Stegen: 1332 Euro10. Glottertal: 1148 Euro

Kernhaushalt: 1. Feldberg: 2618 Euro2. Hinterzarten: 1584 Euro3. Eisenbach: 1298 Euro4. Friedenweiler: 1142 Euro5. Pfaffenweiler: 1094 Euro

6. Auggen: 1051 Euro7. St. Märgen: 1010 Euro8. Freiburg: 985 Euro 9. Breitnau: 924 Euro10. Au: 888 Euro

Eigenbetriebe/Beteiligungen: 1. Freiburg: 2566 Euro 2. Titisee-Neustadt: 2067 Euro3. Ihringen: 1692 Euro4. Feldberg: 1466 Euro5. Neuenburg am Rhein: 1328 Euro6. Stegen: 1120 Euro7. Gottenheim: 1173 Euro8. Hinterzarten: 1058 Euro9. Löffingen: 1043 Euro 10. Müllheim: 738 Euro

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Europäische Zentralbank (EZB), Bundesbank und die Finanzdienstleistungsaufsicht Ba-fin haben die Ergebnisse des internationalen

Banken-Stresstests mit zufriedenen Mienen präsen-tiert. Ja, es gebe noch Probleme, vor allem in Südeu-ropa, nein, kein Anlass zu größerer Besorgnis, und in Deutschland hatte zum Stichtag 31. Dezember 2013 mit der Münchener Hypothekenbank nur ein einzi-ges Geldinstitut Stress – der bereits aufgelöst ist. Die Eigenkapitallücke von 230 Millionen Euro haben die Münchner durch eine Kapitalerhöhung von 408 Mil-lionen locker geschlossen. „Die deutschen Banken stehen solide da“, so Bafin-Präsidentin Elke König.

Die EZB wird im November die Aufsicht über die 130 geprüften Banken in 19 Ländern übernehmen. Knapp 2000 Experten analysierten 25 deutsche Institute, prüf-ten 18.000 Kreditakten, 15.000 Sicherheiten, zwei Drittel der mit Risiken behafteten Kredite und Wertpapiere. „Die wollten vor der Übernahme der Aufsicht saubere Bücher und die haben sie jetzt“, sagt der Freiburger Volksbank-Vorstand Uwe Barth. „Der Stresstest wurde sehr ernst genommen, die Banken-struktur in Deutschland und der EU ist nach ihm stabiler als davor“, so Marcel Thimm, Chef der Freiburger Spar-kasse. „Wir bewerten den Test positiv, weil er Transparenz geschaffen hat. Das ist wichtig, damit das Vertrauen in die Kapitalmärkte zurückkehren kann“, kommentiert Andre-as Kern, Direktor der BBBank-Filiale in Freiburg. Nach der Analyse kam das Stress-Szenario: Das Brutto-inlandsprodukt in der Eurozone geht von 2014 bis 2016 um 6,6 Prozent zurück, es kommt zu einem deutlichen Zinsanstieg und einem Börsen-Crash. Und danach müs-sen die Banken noch eine harte Kernkapitalquote von 5,5 Prozent haben. Die deutschen, so König, hätten genug

Kapital, um so einen „schweren globalen Finanzschock“ zu überstehen. Die Häuser von Thimm, Barth und Kern wurden, weil deren Bilanzsummen deutlich unter 30 Milliarden Euro liegen, nicht geprüft. Wären sie getestet geworden, hät-ten sie den Stresstest stressfrei bestanden: Die Kernkapi-talquote der Sparkasse liegt bei 11,2 Prozent (gefordert werden von 2018 an 4,5), bei der Volksbank sind es 11,25 Prozent – und beide haben noch reichlich Wasser unterm Kiel: Sie könnten ihre stille Reserven einbringen und da-mit noch ein paar Prozentpunkte zulegen. Bei der BB-Bank liegt sie bei rund 17 Prozent. Es gibt aber auch Kritik: „Die Kriterien waren zu schwach”, sagte Dorothea Schäfer, Forschungsdirektorin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, der Ba-dischen Zeitung. So hätten die Banken selbst einschätzen dürfen, für wie risikoreich sie ihre Investments und Kre-dite hielten. Diese „fragwürdige Berechnung“ habe die EZB übernommen, weil sie den Banken die Profitmar-ge nicht kaputtmachen wolle. Der Berliner „Tagesspiegel“ kommentierte, dass der unterstellte Börsencrash von 15 Prozent unrealistisch sei: 2008 war der Wert der DAX-Konzerne an der Börse um die Hälfte eingebrochen.„Ich glaube nicht, dass ein Vorstand etwas anderes meldet, als das, was an Risiken wirklich da ist. Das kann sich niemand erlauben“, so Thimm. Sparkasse und Volks-bank unterziehen sich übrigens schon seit Jahren eigenen Stresstests. Für Barth steht aber EU-weit noch ein anderes Thema auf der Agenda: „Viele lokale Banken haben gute Geschäftsmodelle. Die europäischen Banken am Invest-mentmarkt aber sind eigentlich zu ertragsschwach, weil es zu viele gibt. Es müsste zu einer Konsolidierung kom-men.“ Der bestandene Stresstest sei „kein Persilschein für die Banken“, findet Kern. Er sage nichts über die Tragfä-higkeit der Geschäftsmodelle aus. Lars Bargmann

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Ziemlich stressfreier StresstestWas Freiburgs Bankbosse zu den Ergebnissen

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Interpretieren den Test ähnlich: Andreas Kern, Marcel Thimm und Uwe Barth (v.l.).

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Er ist 74 Jahre und kein biss-chen müde: Es gibt wenige Politiker, denen man mit so

viel Hochachtung den Beinamen „Urgestein“ verleihen kann wie Franz Müntefering. Der ehemalige Vizekanzler (2005 bis 2007), Bun-desminister auf verschiedenen Pos-ten und Bundestags- und Bundes-vorsitzender der SPD ist auch nach seinem Rückzug aus dem politi-schen Tagesgeschäft noch unter-wegs, um seiner Meinung Gehör zu verschaffen. Anfang November gas-tierte er für einen Vortrag zum The-ma „Menschen und Werte“ im Haus der Katholischen Akademie an der Wintererstraße in Freiburg. Im Vor-feld hat er chilli-Redakteur Felix Holm im Interview vor Augen ge-führt, warum er sich als Mann der klaren Worte und Meister des Drei-Wort-Satzes („Opposition ist Mist.“) einen Namen gemacht hat.

business im Breisgau: Herr Münte- fering, wie sehr vermissen Sie eigentlich das politische Tagesgeschäft?Müntefering: Die „Marktgespräche“ sind weniger, aber ich bleibe in Bewegung und halte das so noch 20 Jahre lang gut aus. biB: Werden Sie von politischen Entscheidungsträgern noch um Rat gefragt?Müntefering: Selten. Aber das habe ich damals auch nicht anders gehalten. Ist in Ordnung so.

biB: Haben Sie eigentlich je mit dem Gedanken gespielt, eines Tages Politik eine Ebene tiefer zu machen? Etwa als Bürgermeister in einer mittelgroßen Stadt wie Freiburg zu arbeiten?

Müntefering: OB wäre ich gerne gewesen, ja. Das ist aber keine „Ebene tiefer“. Kommunalpolitik ist die tragende Säule der Demokratie, nicht ihr Kellergeschoss.

biB: Zur internationalen Politik: Wenn Sie die europäische Flüchtlings- politik verbessern müssten, wo würden Sie ansetzen?Müntefering: Im eigenen Land. Bis 2050 sind wir in Deutschland circa zehn Millionen Menschen weniger. Auf der Welt gibt es bis dahin etwa 2500 Millionen mehr. Beides gibt Probleme. Für mich ist das eine Frage der simplen Solidarität. Man kann nicht ein Problem mit dem anderen lösen, richtig, aber entschärfen schon. Zumindest etwas. Nur Mut!

biB: Sie gelten als Meister der Drei-Wort-Sätze. Geben Sie uns eine Kostprobe? Was sagen Sie kurz und knapp zu folgenden Themen: Die Maut.Müntefering: Der Fehler ist gemacht.

biB: 6,3 Prozent Arbeitslosigkeit in Deutschland.Müntefering: Keiner von der Schule in die Arbeitslosigkeit, keiner! biB: Bahnstreik.Müntefering: Weselsky-Ismus (Claus Weselsky ist Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotiv-führer, d. Red.). biB: Atomkraft.Müntefering: Auslaufmodell. biB: Heuschrecken.Müntefering: Knusprig, gegrillt, knackig.

biB: Abschlussfrage: Wann verlegt der Freiburger Herder-Verlag ihr nächstes Buch?Müntefering: Ich komme nicht zum Schreiben. Wegen Interviews und so.*

biB: Dann wollen wir Sie nicht länger stören – vielen Dank für das Interview! *Weil der Grandseigneur der Sozialdemokratie so wenig Lust oder Zeit oder beides auf persönliche Interviews hat, führte er mit Holm einen Schriftwechsel – per Fax und Schreibmaschine. Fo

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»Ich wäre gern Bürgermeister gewesen«Franz Müntefering über Flüchtlinge, Kommunalpolitik

und Heuschrecken

Interview

»Kommunalpolitik ist nicht das Kellergeschoss

der Demokratie«

Franz Müntefering: Man kann ...

chilli | business im Breisgau | 11.2014 | 13

... nicht ein Problem mit dem anderen lösen.

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Nach insgesamt 62 Berufs-jahren, davon 36 im Fünf-Sterne-Hotel Colombi und

später auch im Vier-Sterne-Hotel Stadt Freiburg, tritt der Top-Ho-telier Roland Burtsche im Alter von 75 Jahren nun kürzer und übergibt den Staffelstab an die nächste Generation. Die Töchter Kirsten Moser, 46, Heidi Wiest, 45, und Birgit Radtke, 42, sind jetzt Mehrheitsgesellschafterin-nen im Burtsche-Konzern. Somit bleibt alles in der Familie.

Moser, bereits Geschäftsführerin des Hotel Stadt Freiburg, und Wiest, gelernte Architektin, werden ins ope- rative Geschäft und in die Geschäfts-leitung des Konzerns um Colombi-Geschäftsführer Michael Sänger und dem kaufmännischen Direktor Peter Frank einsteigen. Burtsche wird seinem Lebenswerk aber weiter-hin mit Rat und Tat zur Verfügung stehen – und natürlich auch für seine Gäste da sein.Mit 13 Jahren hatte er seine Metz-gerlehre begonnen. Schon lange zählt

der vielfach ausgezeichnete Unter-nehmer und langjährige CDU-Stadt-rat zu den wichtigen Freiburger Per- sönlichkeiten. Knapp 60 Millionen Euro haben Roland und Waltraud Burtsche seit 1978 allein ins Co-lombi investiert, 36 Millionen flos-sen ins Hotel Stadt Freiburg an der Breisacher Straße. Die Familie füllt aktuell 270 Lohntüten. Zum Kon-zern gehören auch das im Aufbau be-findliche Colombi-Chalet und die Klostermühle in Offnadingen. bar

Roland Burtsche lässt lockerTöchter klettern auf die Kommandobrücke

Foto © privat

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»Ziele leicht übertroffen«Erste Zwischenbilanz des neuen BHKWs von Micronas

Gut 100 Tage ist es her, dass Micronas-Geschäfts-führer Matthias Bopp ge-

meinsam mit Freiburgs Oberbür-germeister Dieter Salomon den Schalter fürs neue Blockheizkraft-werk umgelegt hat, das dem Frei-burger Halbleiterhersteller künftig eine Million Euro Energiekosten einsparen soll. Vier Millionen Euro hat das Unternehmen in den Ver-sorgungsapparat investiert. Das erste Zwischenergebnis lässt be-reits erahnen, dass es eine gute Geldanlage war.

Nach zwischenzeitlich mehr als drei Monaten Laufzeit wurden während der 2650 Betriebsstunden gut 4 Mil-lionen Kilowattstunden (kWh) Strom und über 4,6 Millionen kWh Wär-me erzeugt. Somit ist klar, dass das BHKW bereits jetzt die anvisierten 30 Prozent des eigenen Strombedarfs ab-decken kann und auch im Bereich der Wärmegewinnung auf Kurs der ge-wünschten 60 Prozent liegt.„Die ersten 100 Tage ist das Block-heizkraftwerk unterbrechungsfrei und ohne Störungen durchgelaufen“, stellt Bopp zufrieden fest, „aus heutiger Sicht werden die ökonomischen und ökologischen Ziele, die wir mit dem BHKW anstreben, in Zukunft voll erreicht beziehungsweise sogar leicht übertroffen.“Ablesen lässt sich dies auch am bis- lang erreichten Gesamtnutzungsgrad der Anlage, der bei 94,4 Prozent liegt und damit den Planwert sogar noch um 1,5 Prozent übertrifft. „Die ge-schätzte Reduzierung des Kohlendi-oxidausstoßes von etwa 6000 Tonnen pro Jahr wird nach den bisherigen Betriebserfahrungen ebenfalls leicht übertroffen“, macht Bopp deutlich, dass das BHKW nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern auch für die Um-welt ist. fho

Menschen & Meldungen

Geldsegen für Freiburgs HochschulenDie Freiburger Hochschulen werden in den beiden kommenden Jahren vor-aussichtlich mehr als 35 Millionen Euro für Sanierungen vom Land erhal-ten. Das teilten die Freiburger Land-tagsabgeordneten Edith Sitzmann (Grüne) und Gabi Rolland (SPD) mit. Gefördert würden demnach das Chemiehochhaus III mit 17,3 Millio-nen Euro, das Kollegiengebäude II der Uni mit 6,25 Millionen, das Gebäude an der Rempartstraße 10–16 mit 9,5 Millionen und die Erweiterung des In-frastrukturkanals am Campus Flug-platzareal mit 2,3 Millionen Euro. Der Landtag muss dem im Dezember noch zustimmen.

Bolder geht in Rente Nach 31 Jahren im Dienst der Stadt Freiburg, ist Jürgen Bolder, langjähri-ger Leiter des Eigenbetriebs Stadtent-wässerung, Ende Oktober in den Ruhe- stand gegangen. Der Diplom-Ingenieur und Leitende Baudirektor hatte im Juli sein 65. Lebensjahr vollendet.

Südvers kauft FimoDer erfolgreiche Versicherungsmakler Südvers in Au bei Freiburg übernimmt den Leipziger Makler Fimo und dessen 20 Beschäftigte. Damit wächst die Zahl der Südvers-Mitarbeiter in Deutsch-land, Österreich und Kroatien auf 400. Das Unternehmen hat derzeit ein Prä-mienvolumen von mehr als 280 Millio-nen Euro.

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Bahn zahlt Freiburg 1,3 Millionen EuroDie Deutsche Bahn zahlt der Stadt Freiburg 1,3 Millionen Euro als Aus-gleichsmaßnahme für das 3. und 4. Gleis der Rheintalstrecke, weil durch den Ausbau der Trasse auf Freibur-ger Gemarkung Waldflächen gerodet werden müssen. 200.000 Euro sind bereits fürs Forstamt reserviert, das davon den Waldumbau, die Kultur-sicherung und Bestandspflege samt Dokumentation bezahlen soll. 1,1 Millionen Euro will Schulbürgermeis-terin Gerda Stuchlik (Grüne) in den kommenden sechs Jahren Einrichtun-gen der Wald- und Umweltpädagogik zur Verfügung stellen und eine „Stra-tegie Bildung für nachhaltige Ent-wicklung 2020“ (BNE) entwickeln: „Wir wollen Freiburg als bundesweit anerkannten Standort für Konzep-te der nachhaltigen Entwicklungen stärken.“

Focus Money: Bestnoten für BadenovaDer südbadische Energieversorger Badenova hat bei einer Focus-Mo-ney-Studie zu Fairness und Kunden-zufriedenheit von Gasanbietern in Deutschland als einziger Anbieter in Baden-Württemberg mit der Gesamt-note „Sehr gut“ abgeschnitten.

Menschen & Meldungen

Kanstinger wird Schulamtschefin

Amanda Kanstinger, 54, ist seit 1. November neue Leiterin des Staatli-chen Schulamts in Freiburg. Damit tritt sie die Nachfolge von Manfred Voßler an. Kanstinger war von 1984 bis 2012 Lehrerin in mehreren Real-schulen im Regierungsbezirk, von 2004 bis 2012 Schulleiterin der Emil-Dörle-Realschule in Herbolzheim. Seit September 2012 war sie als Refe-rentin bei der Abteilung Schule und Bildung des Regierungspräsidiums ins- besondere für die Realschulen im Be-reich des Regierungsbezirks Freiburg zuständig.

Weis bestätigt Die ver.di-Bezirksdelegiertenkonfe-renz hat unlängst Franka Weis ein-stimmig in ihrem Amt als Vorsitzende bestätigt. Die 47-Jährige ist Personal-ratsvorsitzende im Kreiskrankenhaus Emmendingen und dort Kranken-schwester und Koordinatorin für das Qualitätsmanagement. ver.di ist mit rund 25.000 Mitgliedern die größte Dienstleistungsgewerkschaft in Süd-baden. Zu stellvertretenden Vorsitzen-den wurden Karl Heinz Klingberg aus Freiburg, Christel Lippki aus Hartheim und Waltraud Zähringer aus Oberwinden gewählt.

Günther verlässt SAG Die Freiburger Solarstrom AG (SAG) hat ihr operatives Geschäft jetzt für 65 Millionen Euro an die chinesische Shunfeng Gruppe (SF Clean Energy) verkauft und firmiert nun zur S.A.G. Solarstrom GmbH & Co. KG um. Die Aktien sollen von der Börse in Frankfurt genommen werden. Die Aktionäre, teilt das Unternehmen mit, sollen leer ausge-hen. Alle 160 Mitarbeiter sollen ihre Ar-

beitsplätze behalten. Die neuen Chefs aus China haben dem bisherigen Vor-stand angeboten, im Amt zu bleiben, der Vertriebschef Oliver Günther wird das Unternehmen aber verlassen. Aus den 65 Millionen sollen auch Gläubiger bedient werden, die offenbar auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten müssten. Die SAG hatte im vergange-nen Dezember Insolvenz angemeldet.

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Bernd Sahner in Doppelfunktion Der Aufsichtsrat des Universitäts-Herzzentrums Freiburg – Bad Krozing- en (UHZ) hat beschlosen, dass Bernd Sahner weiterhin Kaufmännischer Geschäftsführer des UHZ bleibt. Sah-ner, der für den geschassten Reinhold Keil als Interims-Chef eingesprungen war, ist zudem Kaufmännischer Direk-tor des Universitätsklinikums Freiburg. „Diese Entscheidung ist eine logische Konsequenz des Fusionsprozesses“, sagt Clemens Benz, der UHZ-Aufsichts-ratsvorsitzende. Auch auf der ärztli-chen Ebene gibt es einen Mann für zwei Jobs: Rüdiger Siewert ist ge- schäftsführender Ärztlicher Direktor des UHZ und leitender Ärztlicher Di-rektor des Uniklinikums.

Sören Langer bei WM der Berufe

Der Sick-AG-Elektroniker Sören Langer, 20, hat bei den Deutschen Meisterschaften der Industrieelektro-niker die Fahrkarte fürs Team Germa-ny bei den Weltmeisterschaften der Berufe 2015 im brasilianischen São Paulo gelöst. Dort treffen sich in acht Monaten die besten Fachkräfte unter 22 Jahren aus 60 Ländern, um in über 40 Berufsdisziplinen aus Indus-trie, Handwerk und Dienstleistung ihre Weltmeister zu ermitteln. Das Siegerpodest bei den Deutschen Meisterschaften der Elektroniker war fest in Sick-Hand: Hinter Langer hol-ten seine Ausbildungskollegen Mar-kus Brender, 20, und Raphael Weber Silber und Bronze.

Foto © WorldSkills Germany / Jörg Wehrmann

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TÜV zertifiziert Hummel AG

Der TÜV Süd hat das Energiema-nagement der Hummel AG nach der weltweit gültigen Norm ISO 50001 zertifiziert. Damit bescheinigen die Prüfer, dass das Unternehmen (Elek-trotechnik, Elektronik, Metall- und Kunststofftechnik sowie Heizungsar-maturen & Zubehör) an beiden Stand-orten in Waldkirch und Denzlingen ein erfolgreiches Energiemanagement-system eingeführt hat. „Diese Zertifi-zierung ist eine Bestätigung für unsere Arbeit in den zurückliegenden Jah-ren“, kommentiert der Vorstandsvor-sitzende Holger Hummel.

Weniger Geld für Stadtbahn RotteckringGesamtkosten 55 Millionen Euro

Bund (23,5 Millionen Euro) und Land (9,8) fördern den Bau der Stadt-bahn über den Rotteckring nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungs-gesetz (GVFG) mit 33,3 Millionen Euro. Damit liegt die Summe 1,4 Millionen Euro unter den Schätzun-gen des Rathauses und der Freibur-ger Verkehrs AG (VAG). Der Anteil von Stadt und VAG beim 55,1-Mil-lionen-Projekt beläuft sich damit auf 21,8 Millionen Euro. „Wir sind froh, dass wir den Zuschuss end-lich bekommen haben. Jetzt müssen wir aber mit Bund und Land klären, ob wir weitere finanzielle Förderun-gen erhalten können“, kommentierte Oberbürgermeister Dieter Salomon

(Grüne). Nach dem aktuellen Zeit-plan soll im kommenden Februar mit den ersten Tief-, Gleis- und Stra-ßenbauarbeiten, dem Abbruch der Kronenbrücke sowie mit den Ingeni-eurbauwerken in der Kronenstraße be-gonnen werden. Die neue Stadtbahn Rotteckring soll Ende 2018 ihre erste Fahrt machen. Denn nur die Stadtbah-nen, die nach dem bestehenden Bun-des-GVFG bis Ende 2018 fertiggestellt werden, erhalten 85 Prozent der anre-chenbaren Kosten. Nicht anrechenbar sind etwa die umstrittene Umgestal-tung des Platzes der Alten Synagoge oder neue Gehwege – diese Kosten, 11,4 Millionen Euro, muss das Rat-haus allein stemmen. bar

So soll er mal aussehen: Auch die Umgestaltung des Platzes zählt zum Projekt.

Freiluftkühler: Teil des Konzepts.

Anwälte und Politik Die Freiburger Kanzlei Graf von Westphalen hat den nächsten Ex-Po-litiker verpflichtet: Offenburgs ers-ter Bürgermeister Christoph Jopen wechselt nach Freiburg. Auch Frei-burgs Alt-OB Rolf Böhme arbeitet für die Sozietät.

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Ein Duo für die Diözese Der Caritasverband für die Erzdiöze-se Freiburg wird künftig von einem hauptamtlichen Zweier-Vorstand ge-führt. Zum Vorstandsvorsitzenden hat Erzbischof Stephan Burger Monsi-gnore Bernhard Appel (62) ernannt und ihn zugleich in seinem bisherigen Amt als Diözesan-Caritasdirektor be-stätigt. Zum weiteren Mitglied des Vor-standes wählte der Diözesan-Caritasrat Mathea Schneider (54), deren Wahl der Freiburger Erzbischof ebenfalls bestä-tigt hat. Das neue Führungsduo hat zum 1. November seine Arbeit aufgenom-men. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre.

Bei Hekatron raucht’sIm ersten Halbjahr 2014 erwirtschaf-tete der Brandschutzspezialist Heka- tron aus Sulzburg fast 64 Millionen Euro Umsatz, ein Plus von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Fürs gesamte Jahr erwartet das Un-ternehmen, das zu einem Schweizer Konzern gehört, 118 Millionen Euro Umsatz, zehn mehr als 2013. Heka- tron profitiert von der Rauchmelder-pflicht, die mittlerweile 13 von 16 Bundesländer erlassen haben. Die Nachfrage habe sich binnen Jahres-frist vervierfacht, teilte der Rauch-melderhersteller mit. Seit Anfang des Jahres seien 43 neue Arbeitsplätze in der Produktion geschaffen worden, zudem gingen zwei neue Produkti-onslinien in den Betrieb. Alle 20 Se-kunden spuckt der Prozess einen neuen Rauchmelder aus.

»Das kann eng werden«Drei Fragen zur Finanzierung des Eigenheims an Peter Stübing

Der Trend, dass Menschen in Zeiten der wirtschaftli-chen Unsicherheit in blei-

bende Werte investieren, hält an. Worauf man bei der Finanzierung der eigenen vier Wände beson-ders achtgeben muss, hat Peter Stübing, Freiburger Gebietsdirektor der Württembergischen Versiche-rung, biB-Redakteur Felix Holm im Interview verraten.

biB: Herr Stübing, was ist der größte Fehler, den man zurzeit bei der Finan-zierung eines Hauses oder einer Woh-nung machen kann?Stübing: Eine zu kurze Zinsbindung und eine zu niedrige Tilgungsrate zu vereinbaren, ist wenig sinnvoll. Das historisch niedrige Zinsniveau ermög-licht es derzeit vielen Menschen, eine Immobilie zu kaufen. Aber wenn dann das Darlehen nur mit einem Prozent getilgt wird, kann es bis zu vierzig Jah-re dauern, bis der Kredit vollends zu-rückbezahlt ist.

biB: Was ist denn an einer kurzen Zins-bindung so gefährlich?Stübing: Das Zinsniveau kann in den kommenden Jahren beträchtlich steigen. Wenn bis dahin kaum et-was getilgt ist, müssen eventuell hohe Geldbeträge nachfinanziert werden – dann aber zu schlechteren Konditio-nen. Das kann eng werden.

biB: Was sollte man also tun?Stübing: Es gibt zwei Möglichkei-ten: Zum einen kann man die Zins-bindung so lang wie möglich wählen. Dann ist zwar der Zins in der Regel etwas höher, aber unterm Strich wird die monatliche Belastung dadurch nur geringfügig größer. Parallel kann man einen Bausparvertrag abschließen – bei Wüstenrot ist das derzeit ab 1,35 Prozent Zins möglich – und besparen. Läuft die Zinsbindung des Kredits ab, kann man diesen über den Bauspar-vertrag ablösen. So hat man sich heute schon ein extrem niedriges Zinsniveau für die Zukunft gesichert.

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Als einziger südbadischer Vertreter hat die Freiburger Agentur Schleiner + Partner Kommunikation bei den ECON-Awards 2014 in Berlin den ECON-Award in Gold gewonnen. Ausgezeichnet wurde die „Goethe goes Guerilla“-Kampagne für das TECHNOSEUM Mannheim. Die ECON-Awards gelten als renommier- teste Auszeichnung für Unterneh-

menskommunikation in Deutschland. Sie werden jährlich von der Handels-blatt-Gruppe und dem ECON-Verlag verliehen. „Eine wunderbare Bestäti-gung unseres Ansatzes, dass man-gelndes Budget durch Kreativität aus- geglichen werden kann“, so die Ge-schäftsführer Michael Schleiner, Martin Ludwig Hofmann und Fritz Klieber.

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Rösterei Burkhart holt GoldRenommierte Auszeichnung

Die erst vor drei Jahren ge-gründete Jechtinger Rös-terei Burkhart hat bereits

zum zweiten Mal in Folge beim nationalen Kaffeewettbewerb der Deutschen Röstergilde zwei Gold-medaillen gewonnen. Eingereicht hatte Gründer Marco Burkhart den Espresso Timila und den Kaffee Impano: „Dass wir den Erfolg aus dem Vorjahr wiederholen können, bestätigt unsere tägliche Arbeit für hochwertigen Gourmet-Kaffee.“

Basis für die Medaillengewinner ist ein Rohkaffee auf der 33 Hektar großen Hochlandplantage Finca Ca- jones der Familie Botero in Kolumbi-en. „Der Kaffee aus der Region Me-dellin ist sehr voluminös und kräftig im Körper. Durch seine spritzige Frucht aus den Höhenlagen schmeckt er sehr elegant“, erklärt Burkhart, des- sen Kunden vor allem Firmen mit Büros und die Gastronomie sind, da die Kaffees sehr ergiebig und für Au-tomaten sowie für Großbrüher gut geeignet seien. Das spare Kosten bei der Wartung und dem Verbrauch. Ein hochwer-tiger Kaffee sorge bei Mitarbeitern und Kunden für Wertschätzung und Wohlbefinden. In der Deutschen Rös- tergilde ist mit 100 Mitgliedern die Eli-te der deutschen Kaffeeröster versam-melt und das Niveau sehr hoch. Nur ganz wenige Mitglieder wurden mit zweifachem Gold bewertet. bib

Hat gut lachen: Marco Burkhart.

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S+P gewinnt ECON-Award

Ausgezeichnete UnternehmenDie Handwerkskammer Freiburg zeichnet in diesem Jahr die Moser GmbH aus Haslach im Kinzigtal, die Becherer Möbelwerkstätten – Innen-ausbau GmbH aus Elzach und die Weisser-Bärwinkel GmbH aus Maul-burg mit dem Titel „Handwerksun-ternehmen des Jahres“ aus. Die Metzgerei Reichenbach aus Glotter-tal wird mit einem Sonderpreis ge-ehrt. Vergeben wird die Auszeich- nung von der Handwerkskammer Freiburg und der Messe marktplatz: ARBEIT SÜDBADEN, die in die-sem Jahr zum zehnten Mal in der Messe Freiburg stattfindet. Ziel des Preises ist es, besonders engagierte und innovative Betriebe auszuzeich-nen, die sich mit neuen Konzepten den Herausforderungen des Marktes und dem drohenden Fachkräftemangel im Handwerk stellen.

Die drei von der Guerilla: Michael Schleiner, Martin Hofmann, Fritz Klieber.

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Zoff um GE Healthcare Seit Monaten rumort es bei der Gene-ral Electric Medizintechnik in Frei-burg. 60 der 220 Arbeitsplätze sind in Gefahr, zudem verweigert der US-Konzern den Servicetechnikern in Frei-burg tarifliche Bezahlungen und hat sie in die nicht-tarifgebundene Tochter nach Solingen verlagert, wo sie nach Angaben der IG Metall bis zu 40 Pro-zent weniger verdienen. Deswegen sind sie nun in einen unbefristeten Streik ge-treten. Die IG Metall und der Betriebs-rat sind sauer, berichtete die BZ.

Baden-IT hat fertig Das Freiburger Dienstleistungsun-ternehmen Baden-IT, eine Tochter des Energieversorgers Badenova, hat für eine Million Euro im Stühlinger ein neues Hochleistungs-Rechenzen- trum gebaut, das mehr Sicherheit und Leistung bietet. Das alte fungiert nur noch als Backup.

Advertorial

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Thales mit Premiere Die Freiburger Thales-Akademie für Wirtschaft und Philosophie veran-staltet am 21. und 22. November das 1. Freiburger Unternehmerfo-rum „Die Zukunft guter Unterneh-mensführung“, das sich an erfahrene Verantwortungsträger und Unter-nehmenseigentümer richtet. Die ge-meinnützige und weltanschaulich unabhängige Akademie bietet zudem in Kooperation mit der Universität Freiburg ab März 2015 zwei berufs-begleitende Weiterbildungsmodule zum Thema „Wirtschaftsphilosophie und Unternehmensethik“ an, die von renommierten Dozierenden aus Philosophie, Wirtschaftswissen-schaften, Soziologie und Psycholo-gie geleitet werden. Wer mit Erfolg teilnimmt, erwirbt ein universitäres Weiterbildungszertifikat. www.thales-akademie.de

Der Medizintechniker Straumann mietet sich mit rund 120 Beschäftig-ten im jüngsten Projekt der Freiburger Strabag Real Estate (SRE) ein. Auf dem „Baufeld 1“ baut SRE-Bereichsleiter Martin Lauble für rund 20 Millionen Euro ein fünfgeschossiges Geschäfts-haus mit einer Bruttogrundfläche von etwa 7900 Quadratmetern. Mit der Freiburger Straumann GmbH, Teil der Schweizer Straumann-Gruppe, zieht

eine der Pionierinnen und weltweit führenden Anbieterinnen im Bereich der Dentalimplantologie auf etwa 3900 Quadratmetern ein. Für die rest-lichen 3000 Quadratmeter sucht die SRE noch Mieter. Mit dem Gebäude wird auch der 500 Quadratmeter gro-ße, zentrale Platz mitsamt seiner Brun-nenanlage entstehen. Die Bauarbeiten beginnen Anfang kommenden Jahres. bar

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Nächster Hingucker: Geplanter Strabag-Neubau an der Bahnhofsmeile.

Straumann zieht um

Mundel bleibt bis 2017

Unmüssig plant in EmmendingenDer Freiburger Projektentwickler Peter Unmüssig will in Emmen- dingen das in die Jahre gekomme-ne Gebäude des früheren Kaufhaus Krauss in der Innenstadt abreißen und dann eine Einkaufsgalerie mit rund 8500 Quadratmetern Einzel- handelsfläche bauen. Ein Bebau-ungsplan ist in Arbeit, am 19. No-vember gibt es im Sitzungssaal des Rathauses eine öffentliche Informa- tionsveranstaltung.

Die Intendantin des Freiburger Stadt- theaters, Barbara Mundel, hat ihren Vertrag um ein Jahr bis 2017 verlän-gert, damit aber auch einen ihr an-gebotenen dritten Fünfjahresvertrag ausgeschlagen. Der Kaufmännische Direktor Klaus Engert, der seit ei-nem Jahr nur noch Teilzeit arbeitet, wird bereits zur Spielzeit 2015/2016 das Haus verlassen.

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business im Breisgau: Herr Bayer, wie zufrieden ist der Wirtschaftsrat mit der Großen Koalition? Es gibt durchaus kritische Stimmen im Verein. Mietpreisbremse, Mindest-lohn, Energiepolitik, Arbeitsmarktpolitik, das stößt nicht bei allen Wirtschaftsräten auf Beifall.Frank O. Bayer: Im großen Gan-zen sind wir zufrieden, weil der Wirt-schaftsrat vieles erreicht hat. Zum Beispiel beim Mindestlohn, da sind die ursprünglichen Forderungen ab-gemildert worden, für uns ist das ein klarer Erfolg, weil wir massiv Einfluss genommen hatten. Noch besser wäre allerdings, wenn wir nicht nur das Schlimmste verhindern, sondern noch mehr sinnvoll gestalten könnten.

biB: Sind Sie ein Freund der Maut?Bayer: Der Wirtschaftsrat steht für eine leistungsfähige, funktionierende Infrastruktur und vor allem die Zweckbindung der Mittel ein. Es ist ganz entschei-dend, was wir mit dem Geld machen. Das darf nicht einfach in einem großen Topf landen, sondern muss für die Verbesse-rung der Infrastruktur verwendet werden.

biB: Was würde der Republik fehlen, wenn es den Wirt-schaftsrat nicht gäbe?Bayer: Eine starke Interessensvertretung, die absolut bran-chenunabhängig ist und sich konsequent an einem markt-wirtschaftlichen Ordnungsrahmen im Sinne Walter Euckens orientiert, das ist sicher eine Besonderheit. Kennen Sie einen branchenunabhängigen Lobbyverband?

biB: Lobbyisten versuchen, im Vorfeld des politischen Raums Einfluss zu nehmen. Wie gut gelingt das denn derzeit bei der grün-roten Landesregierung in Stuttgart?

Bayer: Wir hatten einen sehr guten Zugang zu der oder den Vorgängerregierungen, die Distanz ist natürlich jetzt erst ein-mal größer geworden.biB: Der Wirtschaftsrat will parteiunabhängig sein. Wer sich

die Verlautbarungen anschaut, könnte das auf den ersten Blick auch so sehen. Warum also die CDU im Namen? Bayer: Das ist aus der Historie her-aus zu verstehen. 1963 waren es Kon-servative, die den Rat gegründet haben. Die Nähe zu den politischen Entschei-dungsträgern von damals brachte viele Vorteile, weil wir gehört worden sind. Es gibt zwar hin und wieder Diskussio-nen darum, aber aktuell ist das, meine ich, kein Thema.

biB: Ein parteiunabhängiges CDU-Gremium bleibt widersprüchlich …

Bayer: Wenn Sie sich unsere Veranstaltungen der vergan-genen Jahre ansehen, dann laden wir auch Vertreter anderer etablierter Parteien ein. Aber wir sind dem ordnungspoliti-schen Gedanken eines Walter Eucken verbunden. Die Politik muss einen Rahmen bilden, in dem sich Wirtschaft mög-lichst frei entwickeln kann. Und sie sollte nur dann eingrei-fen, wenn Fehlentwicklungen passieren. Das, gepaart mit sozialer Marktwirtschaft, die bei uns in allen Statuten steht, ist die große politische Linie des Wirtschaftsrats. Und das se-hen nun mal nicht alle Parteien so.

biB: Inwiefern interessiert sich der Wirtschaftsrat auch für lo-kale Themen? Handel in der Innenstadt, Gewerbesteuerhe-besätze, Beziehungen zu Frankreich oder zur Schweiz … Bayer: Alle unsere Veranstaltungen haben einen nationalen Rahmen und einen lokalen Bezug. Wir sind ja in den Firmen in der Region und sprechen dort über Themen, die die Un-

»Nicht alle Politiker sind gut informiert«

business-im-Breisgau-Interview mit Frank O. Bayer vom Wirtschaftsrat

I m vergangenen Jahr feier-te der als Verein verfasste Wirtschaftsrat der CDU sein

50-jähriges Bestehen. 11.000 Mit-glieder hat die unionsnahe Inte-ressenvertretung mittlerweile, Ba-

den-Württemberg stellt mit rund 2250 den größten Landesverband. Die Sektion Freiburg-Emmendin-gen, eine von landesweit 27, hat gut 70 Mitglieder. Sektionssprecher Frank O. Bayer ist schon seit 20

Jahren im Wirtschaftsrat. Neulich besuchte er die Redaktion und sprach mit Lars Bargmann über Walter Eucken, die Große Koaliti-on und lokale Themen eines bun-desweiten Gremiums.

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Interview

Frank O. Bayer

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Wirtschaftsrat

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ternehmen angehen. Aber wir greifen nur lokale Themen auf, zu denen wir auch was zu sagen haben.

biB: Etwa? Bayer: Etwa über infrastrukturelle Anbindungen oder den Fachkräftemangel. Die Kollegen in Berlin thematisieren das auf Bundesebene, wir auf der lokalen. Wir machen am 17. November zum Beispiel eine Veranstaltung zum Thema Ge-neration Y – Employer Branding in Zusammenarbeit mit der Freiburger Bezirksgruppe von Südwestmetall. Der Geschäfts-führer Stefan Wilken ist ein starker Befürworter, viel mehr mit dem Elsass zusammenzuarbeiten. Viele Firmen holen Fachkräfte aus Spanien, Auszubildende aus Italien, aber das Elsass liegt direkt vor der Tür. Uns ist sehr bewusst, dass die Region hier eine besondere ist, die etwa nicht so konjunk-turabhängig ist und die ihre besonderen Probleme und Stär-ken hat.

biB: In Südbaden steht traditionell die Energiewende stark im Bewusstsein der Menschen. Bayer: Auch dazu haben wir schon eine lokale Veranstal-tung mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme gemacht. Der Wirtschaftsrat fordert aber jetzt auch in Ber-lin, das ist ein Riesenthema für uns, dass bei den Regelun-gen kein Stückwerk herauskommt, sondern eine systemische

Lösung, eine intelligente Vernetzung von Trassen, Speicher-technologie …

biB: … und den Interessen der Unternehmen. Bayer: Natürlich. Wenn 25 Prozent der energieintensiven deutschen Unternehmen über eine Verlagerung von Stand-orten ins Ausland nachdenken, weil sie nicht sicher sind, ob die Energie auch künftig immer dann zur Verfügung steht, wenn sie gebraucht wird, ist das ein Thema. Nicht alle Politiker sind da gut informiert. Wir versuchen, sie zu sensibilisieren.

biB: Herr Bayer, vielen Dank für dieses Gespräch.

InfoDer Wirtschaftsrat der CDU e.V. ist ein bundesweiter unter-nehmerischer Berufsverband mit rund 11.000 Mitgliedern. Der Landesverband Baden-Württemberg ist mit 27 Sektionen und rund 2000 Mitgliedern der größte Landesverband. Die Sektion Freiburg-Emmendingen hat gut 70 Mitglieder. Der Sektionssprecher Professor Frank O. Bayer, selbst bis vor drei-einhalb Jahren Jahren im Management tätig, leitet den Studi-engang BWL – Spedition, Transport und Logistik an der Du-alen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach.

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Politik

Das umstrittene Freihan-delsabkommen zwischen der EU und den USA

(TTIP) und Kanada (CETA) landet womöglich bald vor dem Euro-päischen Gerichtshof. Die Ge- heimniskrämerei bei der Erstel-lung der Verträge hat den Plänen sicher nicht geholfen – durchaus ein kleines diplomatisches Deba-kel. Auch in Südbaden formieren sich Skepsis und Widerstand. Die Befürworter hingegen sehen in den Abkommen Jobmotoren, weil Zoll-schranken niedergerissen und eine investitionshemmende Bürokratie abgebaut werden sollen.

Der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) hat seine Bedenken unlängst Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Ga-briel (SPD) schriftlich mitgeteilt: „Von der konkreten Ausgestaltung des Ab-kommens sind weitreichende Folgen für die Kommunen zu erwarten.“ Der OB hält es für „dringend erfor-derlich“, dass die Verhandlungen zu TTIP transparenter gestaltet und die Belange der Kommunen in Brüssel nachdrücklich vertreten werden. Dem Stadtoberhaupt geht es – wie vielen seiner Kollegen – um die Wahrung der kommunalen Selbstverwaltung: um

Wasserver- und Abwasserentsorgung, um Müll, den öffentlichen Nahver-kehr, soziale Dienste und Leistungen im Kulturbereich. Die Gestaltungs-freiheit der Kommunen dürfe durch das Abkommen „weder unmittelbar noch mittelbar angetastet werden“.In einem gemeinsamen Antrag haben drei Wochen später – mit Aus-nahme von CDU und FDP – alle Fraktionen des Freiburger Gemein-derats Salomon aufgefordert, das Thema ausführlich im Gremium zu behandeln. Ziel: Die kollektive Ableh-nung der Abkommen. Grund: Diese schränken die kommunalen Entschei-dungs- und Handlungsspielräume bei

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Streit um FreihandelsabkommenDer Ton wird rauer: Steht die kommunale

Daseinsvorsorge auf der Kippe?

Geheimniskrämerei um Vertragsinhalte? Lächerlich, findet unser Karikaturist Carlo Büchner.

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öffentlichen Vergaben von Dienstleis-tungen und Aufträgen deutlich ein. Die kommunalen Spitzenverbände Deutscher Städte- und Landkreistag, Deutscher Städte- und Gemeinde-bund und der Verband kommunaler Unternehmen fordern, alle Aufga-ben der kommunalen Daseinsvorsor-ge von den Abkommen auszunehmen – und die Offenlegung aller Ver-handlungsdokumente. „Die Verträge werden nicht trans-parent für die Öf- fentlichkeit verhan- delt und dienen in erster Linie den In-teressen von mul- tinationalen Kon-zernen“, heißt es in dem Fraktionspa-pier. Vielmehr würden sie „den Ab-bau demokratischer Willensbildung“ befördern.Bei TTIP und CETA sollen interna-tionale Konzerne Sonderklagerech-te gegen demokratisch beschlossene Gesetze erhalten. Und diese Klagen sollen dann vor privaten Schiedsge-richten verhandelt werden – der Be-ginn einer florierenden Paralleljustiz?Während auch viele Bürger skep-tisch sind, trommeln Unternehmer und Exporteure auf beiden Seiten des Atlantiks weiter für die Abkom-men. Auch führende Vertreter der regionalen Wirtschaft sehen die Plä-ne positiv. Kritik etwa an der fehlen-den Transparenz kann Susi Tölzel, bei der IHK Referentin für Zoll- und Außenwirtschaftsrecht, nicht teilen: „Die EU informiert so umfassend wie kaum jemals zuvor bei internationa-len Verhandlungen. Doch eine gewis-se Zurückhaltung muss natürlich da sein. Man will in einer Verhandlung schließlich nicht alle Karten offen auf den Tisch legen.“ Das Problem sei vielmehr, aus diesen ausführlichen In-formationen „das herauszufiltern, was relevant ist“.Volksbank-Vorstand Uwe Barth wäre froh, wenn es zu den Abkom-men käme: „Von allem, was fairen

Markt und freien Handel ohne die Abschottung von Märkten ermög- licht, profitiert unsere Wirtschaft.“ Nach-teile für den Verbraucher kennt er kei- ne. Auch Sparkassenchef Marcel Thimm ist ein Befürworter: „Ein gemein-samer Markt ist ein wirtschaftlicher Fort-schritt.” Die Position der Verbraucher werde „nicht geschwächt“. Eine Gefahr für deutsche Arbeit-nehmerrechte sieht Tölzel nicht: „Die

Kritik richtet sich gegen viele Aspek-te, die nach unserer Kenntnis gar nicht diskutiert werden. Der Arbeitsschutz, die Umwelt- und Sozialstandards sind kein Bestandteil der

Verhandlungen.“ Auf der anderen Seite seien die Erwartungen der Unterneh-men sehr hoch, vor allem an das An-gleichen der technischen Standards: „Die Zölle spielen für die meis-ten eine geringe Rolle, da sie heute schon niedrig sind.“Derweil hat sich in Freiburg längst ein Bündnis gegen TTIP gebildet, zu dem etwa Attac, das „Eine Welt Forum“, der Bund für Umwelt und Naturschutz und die Ortsverbände von DGB und Ver.di gehören, und mit einer ersten, lautstarken Pro-testaktion in der Freiburger Innen-stadt auf sich aufmerksam gemacht. Die Forderungen: Die Verhandlun-gen sollen gestoppt werden, Frei-burg soll sich zur TTIP-freien Zone erklären.Unterdessen hat sich auch das europaweite Bündnis Stop TTIP gebildet und zieht nun schon des-wegen vor den EuGH, weil die EU-Kommission es abgelehnt hatte, den Zusammenschluss der Verbände und Organisationen als Europäische Bür-gerinitiative anzuerkennen. Eigenen Angaben zufolge sind der Initiative mittlerweile mehr als 290 Organisa-tionen aus ganz Europa beigetreten. Lars Bargmann

Private Schieds- gerichte: Der Beginn einer florierenden

Paralleljustiz?

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Von Selbstanzeigen zur Unternehmensnachfolge

Der Freiburger Steuerberater Erik Herr ist ein Routinier im Geschäft. Für die biB-Leser berichtet er in jeder Ausgabe über Nützliches und Kuri-oses, Aktuelles und Steuerbares.

Strafbefreiende Selbstanzeige: Diese bleibt zwar bestehen, aber die Grenze, bis zu der eine Steuerhinterzie-hung ohne Zahlung eines zusätzlichen Geldbetrags straffrei bleibt, wird von 50.000 auf 25.000 Euro gesenkt. Zu-dem können bestimmte, nicht erklär-te ausländische Erträge für noch weiter zurückliegende Zeiträume als bisher be-steuert werden. Und die Zahlung der Hinterziehungszinsen wird Vorausset-zung für die Straffreiheit.Immobilienkauf: Auch wenn sugge-riert wird, dass neben dem Kaufpreis keine Maklerkosten anfallen, entstehen welche, nur trägt sie der Verkäufer. Las-sen Sie sich das Maklerhonorar auswei-sen und den Kaufpreis somit reduzieren, da Sie dann für Notar, Grundbuchamt und Grunderwerbsteuer eine niedrigere Bemessungsgrundlage haben.Mindestlohn: Trifft auch Sie der Min-destlohn von 8,50 Euro, ergeben sich viele Fragen: Müssen Leistungen, Pro-dukte ausgelagert werden? Sind Preise neu zu kalkulieren? Können Sie Erhö-hungen mit besserer Qualität auffangen und wie wirkt sich das auf Ihre Kunden-struktur aus? Unternehmensnachfolge: Planen Sie eine Nachfolge oder suchen Sie ein Un-ternehmen? Auf der Plattform www.nexxt-change.org werden Angebote und Gesuche gezeigt. Zur Planung ei-ner Übergabe oder eines Kaufes kann ich Ihnen jeweils aus Ihrer Sicht eine entsprechende Checkliste zur Verfü-gung stellen. www.herr-stb.de

Kolumne

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24 | chilli | business im Breisgau | 11.2014

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Autos und Computer zu leasen, ist heute ganz normal. Wenn Ihr Leasing-Wunsch allerdings mal etwas ungewöhnlicher ausfällt:Wir beraten Sie bei jedem Ihrer Investitionspläne. Lernen Sie unser Angebot bei einem persönlichen Gespräch mit unserenLeasingberatern kennen. Weitere Informationen und Finanzierungsangebote erhalten Sie in Ihrer Geschäftsstelle und unterwww.sparkasse-freiburg.de

leasing-210x280_leasing-210x280 25.04.12 15:07 Seite 1

Wir schreiben das Jahr 1972. Deutschland wird in Brüssel zum ersten

Mal Europameister, und im be-schaulichen Gundelfingen grün-det Gerd Vonalt die Firma, die heute, 42 Jahre später, als Allgeier Wohnbau GmbH & Co. KG einer der maßgeblichen Bauträger im qualitätsvollen Wohnungsbau ist. Seit Anfang des Jahres sitzt Ju-nior Alexander Vonalt mit in der Geschäftsführung. Und die ver-antwortet jedes Jahr einen Umsatz von acht bis zwölf Millionen Euro – ein kleiner Konjunkturmotor für die Region.

Zu Spitzenzeiten beschäftigte das Unternehmen als Bau- und Bauträger- unternehmen 80 bis 90 Mitarbeiter, seit Mitte der 90er Jahre aber konzen- triert sich Vonalt ausschließlich aufs Bauträgergeschäft. „Meine guten Kon-takte zu Grundstückseigentümern ha-ben den Weg ins reine Bauträgerge- schäft bestimmt“, erzählt Gerd Vonalt im eigenen Bürogebäude an der Ge-werbestraße in Gundelfingen.

Alexander Vonalt hat Immobilien-wirtschaft an der Dualen Hochschule in Stuttgart studiert. Vater und Sohn steuern gemeinsam mit zehn Mitar-beitern derzeit gleich zehn Bauvorha-ben in der Region: Allgeier baut in Freiburg (Colombistraße 7, Kenzin-ger Straße 5, Hirschstraße 2 + 4 und – ganz neu – an der Kirchzartener Straße), in Gundelfingen (Vörstetter Straße 57), in Au (Am Schönberg 39) oder auch in Merzhausen (Im Groß- acker 2). „Wir fühlen uns der Region verbunden und schaffen es immer wieder, in begehrten Lagen gute Pro-jekte zu entwickeln“, erzählt Gerd Vonalt. Exklusiv im business im Breisgau berichten die Vonalts auch von ihrem jüngsten Ankauf an der Merzhauser Straße 157, wo ein altes Backsteinhaus bald einem Neubau mit etwa 12 modernen Wohnungen weichen wird. „Es ist eine super Lage am Fuße des Lorettobergs mit Süd-ausrichtung und perfekter ÖPNV-Anbindung in die Innenstadt,“ findet nicht nur Alexander Vonalt. Zudem wandelt die Allgeier Wohn-bau am Rande der Innenstadt in der

Röderstraße schon bald eine Gewer-beimmobilie in ein Haus mit 18 Ein- und Zwei-Zimmer-Apartments um. Insgesamt sind es durchaus schon mal 100 Einheiten, die das schlag-kräftige Team pro Jahr entwickelt. Was im Rückblick die beste Baustelle in der traditionsreichen Unterneh-mensgeschichte gewesen ist? Das Technische Rathaus im Stühlinger, sagt der Senior, „da haben wir Mitte der 80er Jahre den Rohbau erstellt, und wenn ich da heute reingehe, fasse ich immer noch gerne den Sichtbeton an, es ist für mich ein besonderes Gebäude.“War der Vater seinerzeit allein verantwortlich, teilt er sich das heute mit seinem Sohn: „Wir ergänzen uns gut, der Vater hat die Erfahrung, der Junge den Elan“, sagt Gerd Vonalt. „Wir sind“, ist sich Alexander der Verantwortung bewusst, „ein altein-gesessenes Unternehmen, das wir weiterhin in eine gute Zukunft füh-ren werden.“ bib

www.allgeier-wohnbau.de

Advertorial

Eine GenerationenaufgabeBei der Allgeier Wohnbau sitzen Vater und Sohn nun zusammen

auf der Kommandobrücke

Idyllische Lage an der Brugga: In Littenweiler baut die Allgeier Wohnbau zunächst zwei Wohnhäuser. Weitere sollen folgen. Teilen sich nun die Verantwortung im Unternehmen: Gerd und Alexander Vonalt.

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Dass etwas, das so lässig aus-sieht, so anstrengend sein kann! Die Arme über den Kopf strecken, die Beine leicht beugen und schon geht der Atem schneller und der Schweiß fließt. Von außen schaut ein älterer Mann durch die Schaufensterscheibe des kleinen Studios und schmunzelt. Der Anblick der zwei Frauen, die mit ihren verka-belten Westen sowie den Arm- und Beingurten aussehen, als wären sie eben einem Science-Fiction-Film ent-sprungen, scheint ihn zu amüsieren. Dass den Studiobesuchern vorbeikom-mende Passanten zuschauen können, ist gewollt: Transparenz gehört zum Marketingkonzept.Studioleiter Kalle Steege be-kommt von dem neugierigen Zu-schauer nichts mit. Konzentriert macht er die einfachen Übungen vor, die erst mit Elektrostimulation so richtig an-strengend werden. Der gelernte Fit-nessmanager ist bereits vor einigen Jahren in Hamburg auf das EMS-Prin-zip aufmerksam geworden und war von den Vorteilen schnell überzeugt:

Gleichzeitig alle wichtigen Muskel-gruppen zusammen mit den tief ge-legenen Muskelfasern trainieren und das gelenkschonend sowie auf die per-sönlichen Problemzonen abgestimmt. „Zwanzig Minuten EMS-Training wirken genauso wie dreimal die Wo-che konventionelles Fitnesstraining im Studio“, sagt Inhaberin Patricia Pätz.Geeignet ist das Training für je-den gesunden Menschen, auch bei Rü-ckenproblemen profitiert man davon. Nach einem kurzen Beratungsgespräch gibt es hautenge Funktionswäsche, die ohne Unterwäsche angezogen wird. Hat man zunächst noch das Gefühl, halbnackt in einem Fitnessstudio zu stehen, fühlt man sich nach dem An-legen der Weste wie in ein steifes Kor-sett eingeschnürt. Mit einem Kabel wird sie an ein Pult angeschlossen und schon läuft auf dem Display der Countdown bis zum Trainingsstart ab. Die Nervosität steigt, Erinnerungen aus der Kindheit kommen hoch, als man zur Mutprobe an elektrische Wei-dezäune gefasst hat.

Doch bei null angekommen, pas-siert zunächst einmal gar nichts. Erst als der Regler für die einzelnen Körper-partien hochstellt wird, ist ein leichtes Kribbeln zu spüren – ungewohnt, aber nicht unangenehm. Das bleibt auch so, als sich im Lauf der Übungen die In-tensität erhöht.Zwanzig anstrengende Minuten später ist es geschafft, und die Studiochefin trägt schon den Termin für die kommen-de Woche in den Computer ein. Denn wie in einem herkömmlichen Fitnessstu-dio gilt auch hier: Ohne regelmäßiges Training bleibt die straffe Traumfigur genau das – bloß ein Traum. tbr

Bodystreet Basler TorMerzhauser Straße 4, FreiburgTel.: 0761 / 48 99 36 35 www.bodystreet.com

Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sa. 10–14 Uhr, oder nach VereinbarungKosten: ab 19,90 Euro pro TrainingseinheiFo

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Unter Strom: chilli-Redakteurin Tanja Bruckert mit Trainer Kalle Steege beim Workout.

Unter SpannungIn Freiburgs erstem Bodystreet-Studio sollen kleine Stromstöße fit machen

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Gesundheit

In nur zwanzig Minuten zur Traumfigur: Was sich zu gut anhört, um wahr zu sein, ver-

spricht ein neuer Fitnesstrend. Durch Elektrostimulation sollen Fettpölsterchen durch Muskeln ersetzt werden – und das mit nur

einer Trainingseinheit pro Woche. Dieses sogenannte EMS-Training ist längst kein Geheimtipp mehr, die darauf spezialisierte Studio-kette „Bodystreet“ betreibt mitt-lerweile 200 Fitnessstudios in Deutschland – und jeden Monat

kommen drei bis vier neue hinzu. Seit einigen Wochen hat auch Freiburg ein erstes Bodystreet-Studio. Die chilli-Mitarbeiterinnen Johanna Klausmann und Tanja Bru-ckert haben hier ausprobiert, was hinter dem Fitnesstrend steckt.

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So viele freie Lehrstellen wie nie Ausbildungsmarkt Südbaden: Junge Menschen haben Qual der Wahl

Ende Oktober haben die Arbeitsagenturen Freiburg und Offenburg, die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK)

und die Handwerkskammer Freiburg (HWK) den dualen Ausbildungsmarkt 2013/2014 bilanziert. Demnach gab es in Südbaden noch nie so viele freie Stellen wie heute. Der Nachwuchs hat bei dem großen Angebot in Industrie, Handwerk und der Dienstleistungsbranche die Qual der Wahl. Die Firmenchefs aber müssen um jeden einzelnen Auszubildenden kämpfen.

„Obwohl wir in enger Zusammenarbeit mit den Schulen erneut mehr Jugendliche für eine Duale Ausbildung interes-sieren konnten, bleiben zum Ende des Berufsberatungsjah-res so viele Ausbildungsstellen unbesetzt wie noch nie“, sagte Christian Ramm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Freiburg. In immer mehr Berufen wer-de der Fachkräftenachwuchs knapp: Vor allem im ländlichen

Raum, da dort der Anteil der Jugendlichen an der Gesamt-bevölkerung stärker zurückgeht und sich viele Bewerber nach Freiburg orientieren. Auf der anderen Seite wollen Freiburger Jugendliche nicht aufs Land, um dort eine Stel-le zu ergattern. Für 4209 Bewerber gab es 3981 gemelde-te Ausbildungsstellen in Ramms Zuständigkeitsbereich. 456 blieben unbesetzt. Mit Offenburg und Lörrach sind sogar 832 Stellen noch frei. Der IHK verhageln die niedrigen Bewerberzahlen in der Gastronomie die Bilanz, die um vier Prozent nachgab. Das sei „alles andere als schön“, sagte Hauptgeschäftsführer Adri-an Kempf. Zudem stünden die kaufmännischen Berufe „in harter Konkurrenz“ zu betriebswirtschaftlichen Studiengän-gen. Besser erging es dem Handwerk, das mit 74 neuen Aus-bildungsverträgen um drei Prozent zulegte. „Wir dürfen uns aber von den aktuell positiven Zahlen nicht blenden lassen", sagte der scheidende Handwerkspräsident Paul Baier. Seine Nachfolge ist noch offen. bib/bar

Ausbildung

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Von einer Jobkrise in Deutschland kann kei-ne Rede sein: Die Arbeitslosenzahlen wa-ren Ende Oktober so niedrig wie zuletzt vor

drei Jahren. Wie sich das anfühlt? Wer Auto fährt, weiß das, denn die Spritpreise in Deutschland befinden sich zeitgleich ebenfalls in einem Drei-Jahres-Tief.

Durch einen heftigen Herbstaufschwung sank die Zahl der Arbeitslosen Ende Oktober bundesweit auf 2,733 Millionen. So wenige – oder viele – hatten zuletzt im November 2011 keine Arbeit. Der Chef der deutschen Arbeitsagentur, Frank-Jürgen Weise, glaubt, dass die Zah-len im kommenden Jahr weiter rückläufig sein werden (im Schnitt um 20.000), weil das Wachstum größer sein werde als in diesem Jahr. Im Bereich der Freiburger Agentur für Arbeit (Stadt Freiburg, Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen) sank die Arbeits-losenquote im Oktober auf 13.642 Männer und Frauen oder 4,0 Prozent (- 0,3 Punkte). Knapp 1000 weniger als im September. Die Jugendarbeitslosigkeit sank um 0,9 Punkte auf jetzt 2,0 Prozent. „Der Arbeitsmarkt der Wirtschaftsregion Freiburg ist weiter sehr stabil. Allerdings ist der starke Rückgang an Arbeitslosen im Oktober auch auf das späte Ende der Sommerferien und die dadurch verzögerte Herbstbe-lebung zurückzuführen“, sagt der Vorsitzende der Ge-schäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Christian Ramm. Für eine weitere Entlastung habe der Beginn des Wintersemesters gesorgt. Aktuell sind in Freiburg 6602 Menschen ohne Arbeit (5,8 Prozent), im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald 4396 (3,2 Prozent) und im Landkreis Emmendingen 2644 (2,9 Prozent).

bib/bar

Arbeitsmarkt

28 | chilli | business im Breisgau | 11.2014

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(Wo-)Men at workArbeitslosenzahlen auf Drei-Jahres-Tief

Jede Menge Arbeit: Die Baustelle am Bertoldsbrunnen in Freiburg ist nun fast fertig.

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Südbadens beste Junghandwerker Elf Landessieger haben noch Chancen auf einen Bundesligaplatz

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Ausbildung

Immer mehr Jugendliche wollen eine akademische Laufbahn ein-schlagen, die Freiburger Hand-

werkskammer versucht indes auf vie-len Wegen, junge Menschen fürs Handwerk zu begeistern. Da kommt eine Feierstunde in der Freiburger Gewerbe-Akademie gerade recht: 48 junge Menschen gelten heuer als beste Junghandwerker in Südbaden. Elf davon konnten sich wenig später auch beim Landeswettbewerb in Heil-bronn durchsetzen und kämpfen jetzt um die Bundesliga.

Der stellvertretende Hauptge-schäftsführer der Kammer, Rainer Botsch, und Siegfried Böhringer, der Beauftragte des Wettbewerbs „Profis leisten was“ (PLW), hatten den 48 Ge-sellinnen und Gesellen sowie deren Ausbildungsbetrieben in feierlichem Rahmen Mitte Oktober die verdien-ten Urkunden überreicht – und sie zu ihren hervorragenden Leistungen be-glückwünscht. Der so wichtige Nach-wuchs hatte sich zuvor im PLW in ihren Disziplinen auf Kammerebene durchgesetzt.

Zahlreiche Betriebsinhaber, Ober- meister, Schulvertreter und auch Bür-germeister waren der Einladung gefolgt. „Heute stehen Sie auf einem Siegertrepp-chen, das gleichzeitig auch Startblock ist: Startblock für die weitere Karriere im Handwerk“, sagte Botsch. Und an die Be-triebsinhaber und Ausbilder gewandt: „Sie leisten wichtige Arbeit für die Zu-kunft unseres Handwerks.“Sein Dank ging zudem an die ge-werblichen und beruflichen Schulen, die Gewerbe-Akademie sowie die In-nungen und die Prüfungsausschüsse.

Ende Oktober wurden dann elf von ihnen in Heilbronn auch noch Lan-dessieger, zehn holten Silber, sieben Bronze. „Ein tolles Ergebnis. Es ist schön zu sehen, wenn sich Auszubil-dende aus dem Kammerbezirk durch-setzen und somit auch die Qualität unserer Ausbildung unter Beweis stel-len“, freute sich HWK-Präsident Paul Baier. Die Landessieger haben sich für den Wettbewerb auf Bundesebene qualifiziert. Die Ehrungsfeier geht am 29. November in Mannheim über die Festbühne. bib

Gruppenbild mit Siegern: Der Vize-Hauptgeschäftsführer der HWK Rainer Botsch (3. Reihe r.), der Referatsleiter Berufliche Bildung Achim Leonhardt (4. Reihe r.) und der Wettbewerbsbeauftragte Siegfried Böhringer (3. Reihe l.) gratulierten den Junghandwerkern zu ihrem Erfolg.

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Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen Zahl der Tonnen (in Mio.) Abfall, die 1996 in baden-württembergischen Entsorgungsanlagen landeten: 13,3 Zahl der Tonnen (in Mio.) Abfall, die 2013 in baden-württembergischen Entsorgungsanlagen landeten: 17,6

Einnahmen, die durch die Autobahnmaut entstehen, laut Verkehrsminister Dobrindt: 500 Mio. EuroEinnahmen, die durch die Autobahnmaut entstehen, laut ADAC Deutschland: 262 Mio. EuroEinnahmen, die die Schweiz jährlich durch den Verkauf der Vignette erlöst: 271 Millionen Euro

Menschen, die in New York leben: 8 Mio.Ratten, die laut in einer neuen Studie in New York leben: 2 Mio.Menschen, die in Freiburg leben: 214.000 Ratten, die laut Statistik in Freiburg leben: 300.000

Lokale Energiegenossenschaften im Jahr 2007 in Deutschland: etwa 100Lokale Energiegenossenschaften im Jahr 2014 in Deutschland: etwa 800

Treppenstufen im Empire-State-Building in New York: 1576Treppenstufen auf den Pariser Eiffelturm: 704Treppenstufen zum höchsten begehbaren Punkt im Freiburger Münster: 333

Anzahl der Ligaspiele als Spieler von Joachim Löw für den SC Freiburg: 252Anzahl der Ligaspiele als Spieler von Christian Streich für den SC Freiburg: 21Anzahl der Ligaspiele als Spieler von Klemens Hartenbach für den SC Freiburg: 10

Höchste je in Freiburg – und Deutschland – gemessene Lufttemperatur (Wert vom 13.08.2003): 40,2 Grad Höchste gemessene Temperatur in Freiburg im August 2014: 29 Grad

So viel spendeten deutsche Privatmenschen im Jahr 2012 (in Mrd.): 4,2So viel setzte der deutsche Glücksspielmarkt im Jahr 2012 um (in Mrd.): 33,1

Anzahl der legalen Handfeuerwaffen je 1000 Einwohner im Landkreis Lüchow-Dannenberg: 186Anzahl der legalen Handfeuerwaffen je 1000 Einwohner in Berlin: 13Anzahl der legalen Handfeuerwaffen je 1000 Einwohner in Freiburg: 24

Durchschnittliche Jahreszahl von Scheidungen pro 10.000 Verheiratungen und Jahr in Mannheim: 117 Durchschnittliche Jahreszahl von Scheidungen pro 10.000 Verheiratungen und Jahr in Freiburg: 99 Durchschnittliche Jahreszahl von Scheidungen pro 10.000 Verheiratungen und Jahr in Breisgau-Hochschwarzwald: 95 Durchschnittliche Jahreszahl von Scheidungen pro 10.000 Verheiratungen und Jahr in Emmendingen: 103Durchschnittliche Jahreszahl von Scheidungen pro 10.000 Verheiratungen und Jahr in Rottweil: 76

Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen 2013 in Freiburg: 795 Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen 1996 in Freiburg: 1968Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen 2013 in Emmendingen: 94 Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen 1996 in Emmendingen: 74Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen 2013 in Karlsruhe: 443Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen 1996 in Karlsruhe: 575

Stunden, die ein Ukrainer gebraucht hat, um World of Warcraft komplett durchzuspielen: 17.000

Felix Holm, Lars Bargmann / Idee: brandeins

Fakten

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businessim breisgau

November 2014Ausgabe Nr. 4

gratis

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Zoff in the City: Der Handel stöhnt In Freiburg und Bad Krozingen gibt es Ärger – in Emmendingen nicht

MenschenFranz Müntefering im Interview

SchuldenWarum das Höllental die Kommunen spaltet

Stresstest Was Freiburger Bankbosse zur EZB-Studie sagen

TTIP Ein Abkommen

erhitzt die Gemüter

Jetzt Neu:BusiNess im

Breisgau

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