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Schönheits- operationen. Philosophische Aspekte eingereicht am 15.07.2010 von Christin Zühlke | Stettiner Straße 36 | 48147 Münster Matrikel-Nr.: 7259479 | Philosophie, Germanistik B.A. | 8. Semester Gutachter: Zweitgutachter: Prof. Dr. Heiner Hastedt Dr. Andris Breitling Bachelorarbeit Philosophische Fakultät | Institut für Philosophie
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Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

May 13, 2023

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Peter Ullrich
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Page 1: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

Schönheits-

operationen.

Philosophische

Aspekte

eingereicht am 15.07.2010

von

Christin Zühlke | Stettiner Straße 36 | 48147 Münster

Matrikel-Nr.: 7259479 | Philosophie, Germanistik B.A. | 8. Semester

Gutachter: Zweitgutachter:

Prof. Dr. Heiner Hastedt Dr. Andris Breitling

Bachelorarbeit

Philosophische Fakultät | Institut für Philosophie

Page 2: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

Inhaltsverzeichnis

1 Hinführung - `Kunst, die unter die Haut geht` 2

2 Plastische Chirurgie allgemein 4

2.1 Ethnisch motivierte `Schönheitsoperationen` 5

2.2 rekonstruktive Chirurgie 9

3 Zur Problematik der Begriffe um die `Schönheitsoperation` 11

3.1 Tattoos und Piercings 12

3.2 Begriffsvorschlag 14

4 Zu Gesellschaft und Individuum: Schönheitsideal - Schnitt-Stelle(n) der Macht 16

5 Zur Gesellschaft: Ethische Aspekte 31

5.1 Der Arzt 32

5.2 Natur versus Technologie – Das Ver-Rücken der Wirklichkeit 38

6 Zum Individuum 44

6.1 Identität 45

6.2 Subjekt und Objekt – Sein und Design 46

7 Fazit 52

8 Abbildungen 56

9 Quellen 58

9.1 Abbildungsverzeichnis 58

9.2 Literaturverzeichnis 59

9.3 Internetquellen 61

10 Erklärung 64

Page 3: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

2 | S e i t e

1 Hinführung - `Kunst, die unter die Haut geht`

`Schönheitsoperationen` scheinen relativ oberflächlich zu sein. Es könnte jedoch sein,

dass sie viel tiefer unter die Haut gehen, als man für gemeinhin annimmt. Nehmen wir zu

Anfang ein Beispiel dafür unter die Lupe:

Auf dem Deckblatt dieser Arbeit befinden sich zwei Photographien, die nicht einem

medizinischen Lehrbuch entnommen wurden, sondern Teil eines Kunstwerkes sind.

Dieses wird der Künstlerin Orlan zugeordnet. 1980 begann Orlan mit der „Art Charnel“1,

indem sie im Laufe der Zeit neun Schönheitsoperationen an sich durchführen ließ. Dabei

wurde ihre Haut zum Arbeitsmaterial, der Operationssaal zur Bühne: Lesungen aus

Büchern, Chirurgen in Haute Couture etc.2 Der chirurgischen Veränderung des Körpers

der Künstlerin ging eine Computersimulation voraus, in der u.a. Körperteile von Botti-

cellis „Venus“, Moreaus „Europa“ sowie Leonardos „Mona Lisa“ mit dem damaligen

Körper Orlans kombiniert wurden.3 Dies diente als Vorlage für die darauf folgenden

Operationen zur Verwirklichung ihres eigenen Schönheitsideals. Die Performance an sich

selbst steht im Mittelpunkt der Arbeit Orlans, nicht die `Schönheitsoperation`.4

So schwingt sich ORLAN als Künstlerin auf die Ebene der aktuellen öffentlichen

Debatte über Jugend- und Schönheitskult, Schönheitschirurgie und andere

Körpermanipulationen.5

1 Kann übersetzt werden mit „Fleischliche Kunst“. Vgl. Portal Kunstgeschichte: Retrospektive

http://www.portalkunstgeschichte.de/kunstgeschehen/?print=yes&id=2116&p=0&PHPSESSID=f

wflcaru&PHPSESSID=fwflcaru 08.05.2010

„Art Charnel“ ist der Performancekunst zugehörig, in der, u.a. durch Selbstverletzung und

Körpermodifikation, der Körper des Agierenden zum eigentlichen Bild wird. Durch diese Art der

Kunst ist eine neue Form der künstlerischen Auseinandersetzung mit Diskursen, Problemen und

Themen möglich geworden. Vgl. Brunner, Markus: „Körper im Schmerz“ – Zur Körperpolitik der

Performancekunst von Stelarc und Valie Export. In: schön normal. Manipulation am Körper als

Technologien des Selbst. Hrsg. v. Paule-Irene Villa. Bielefeld: transcript 2008. S. 21-40. 2 Das überschüssige Fett nach der Fettabsaugung verwendet Orlan in ihrer Kunst weiter, indem sie

es als sogenanntes „Relikt“ in ein Glasgefäß füllt und mit einem Ausschnitt ihrer Philosophie auf

einer Tafel versieht. Vgl. Meyer, Helge: Schmerz als Bild. Leiden und Selbstverletzung in der

Performance Art. Bielefeld: transcript 2008. S. 238. 3 Dabei gehe es Orlan um die ironische Darstellung der Klischees von Schönheit und Hässlichkeit.

Vgl. Blume, Anna: Chirurgische Ästhetik – Zur ››Carnel-Art‹‹ der französischen Performarin

ORLAN. In : Zur Phänomenologie der ästhetischen Erfahrung. Hrsg. v. Anna Blume. Freiburg:

Karl Alber 2005. S. 164f. 4 Laut Helge Meyer soll die Kunst Orlans nicht als Kritik an der Schönheitsoperation verstanden

werden, sondern als „feministische Umdeutung des Schöpfermythos“. Vgl. Meyer, Helge:

Schmerz als Bild. S. 238.

Das Wort `Schönheitsoperation` soll im Themenfeld 2 fokussiert werden, daher wird das Wort, nur

zur Kenntlichmachung, dass dieser Begriff problematisch ist, in Anführungszeichen gesetzt. 5 Blume, Anna: Chirurgische Ästhetik – Zur ››Carnel-Art‹‹ der französischen Performarin

ORLAN. S. 161.

Page 4: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

3 | S e i t e

Es stellt sich bei der Betrachtung dieser Kunstrichtung die Frage, warum sie die

Schönheitsoperation als Arbeitsmittel wählt. Eine Intention von Orlan sei es, die Grenzen

der Medizin in den Focus der Diskussion zu rücken.6

Der Fall ORLAN erscheint mir nun auch philosophisch relevant, weil sich hier

ein vielschichtiges Dilemma – das Dilemma unabsehbarer Selbstmanipulation des

Menschen, die Problematik von Selbst- und Fremdbestimmung, der alte

Dualismus von Determination und Freiheit womöglich und der Subjekt-Objekt-

Antagonismus - in dieser ›Selbst‹-Bearbeitung exemplarisch zeigt.7

Orlan soll hier als Metapher und Ausgangspunkt für die folgende Arbeit dienen, denn

anhand ihrer künstlerischen Arbeit lassen sich verschiedene Themen aufgreifen, die zur

Untersuchung der `Schönheitsoperation` leitend sein können. Dazu zählen Fragen wie:

Wo sind oder sollten die Grenzen der Medizin sein? Welche Funktionen kann die

`Schönheitsoperation` haben? Welcher Zusammenhang besteht zwischen der

kosmetischen Chirurgie und dem Schönheitsideal?8 Bei Betrachtung der Kunst Orlans

scheint nicht nur ihr die Kunst im wahrsten Sinne des Wortes `unter die Haut zu gehen`,

sondern auch dem Betrachtenden, dem stillen Zuschauer, der eine Art Voyeur des

chirurgische-künstlerischen Spektakels wird.9

Grundlegend kann diese Arbeit in zwei thematische Ebenen aufgeteilt werden: dem

vorangehenden begriffsanalytischen und den anschließenden philosophischen Aspekt.

Zuerst wird die plastische Chirurgie im Allgemeinen (2) kurz thematisch umrissen.

Danach folgt die Beschäftigung mit der ethnisch motivierten `Schönheitsoperation` als

besonderem Fall der plastischen Chirurgie (2.1). Darauf wird ein Abriss zur rekon-

struktiven Chirurgie folgen, vor allem auch in Bezug auf die `Schönheitsoperation` (2.2.).

Im dritten Punkt dieser Arbeit findet einer Beschäftigung mit Begriffen bezüglich

`Schönheitsoperationen` statt, für die Körpermodifikationen wie Piercings und Täto-

6 Weiterhin ist beabsichtigt, die Frage nach den Grenzen der Kunst aufzuwerfen. Zudem stellt sie

sich innerhalb des medizinischen Aktes der Operation zur öffentlichen Schau und lässt die

Zuschauer, quasi als `Voyeur` des eigentlich privaten Operationsvorganges und der

„sadomasochistischen Beziehung“, wie Helge Meyer es nennt, z.B. an dem postoperativen

Schmerz teilhaben. Vgl. Meyer, Helge: Schmerz als Bild. S. 237-243. 7 Blume, Anna: Chirurgische Ästhetik – Zur ››Carnel-Art‹‹ der französischen Performarin

ORLAN. S. 160. 8 Hier ist bewusst nur der Singular verwendet worden, um auf ein ganz bestimmtes, das westliche

Ideal zu referieren, das im Punkt 4 näher erläutert und auch analysiert wird. 9 Indirekte Quellen zur Hinführung:

Vgl. Basis Wien: "Habe meinen Körper der Kunst geschenkt" http://www.basis-

wien.at/avdt/htm/178/00060594.htm 08.05.2010

Vgl. Buschhaus, Markus: Der Körper ist eine Baustelle: Anatomisches Theater und Art Charnel

http://www.gradnet.de/papers/pomo2.papers/buschhaus00.htm 19.05.2010

Vgl. Portal Kunstgeschichte: Retrospektive

http://www.portalkunstgeschichte.de/kunstgeschehen/?print=yes&id=2116&p=0&PHPSESSID=f

wflcaru&PHPSESSID=fwflcaru

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wierungen herangezogen werden (3.1). Mittels dieser Körpermodifikationen soll im Teil

3.2 ein neuer Begriff für die `Schönheitsoperation` abgeleitet und entwickelt werden.

Mit dem vierten Punkt beginnt der eigentliche philosophische Part dieser Arbeit. Die

Theorie von Michel Foucault wird dazu dienen, die Beziehung zwischen Gesellschaft und

Individuum bezüglich der `Schönheitsoperation` zu überprüfen. Gesellschaftliche,

ethische Aspekte werden im Punkt 5 aufgegriffen und beziehen sich vor allem auf den

Arzt (5.1) und `Schönheitsoperation` als Technologie (5.2). Zur letzten philosophischen

Betrachtung wird der Philosoph Hans Jonas mit seinem Ansatz zur Ethik herangezogen.

Den Schluss der philosophischen Darstellung bildet die Fokussierung auf das Individuum

im Punkt 6 mit den Unterpunkten zur Identität (6.1) und zum Verhältnis von Subjekt und

Objekt (6.2). Für 6.2 wird ein Ausschnitt der Philosophie Jean Paul Sartres als

theoretisches Fundament gewählt. Daran anschließen wird sich das Fazit mit der

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse sowie einem kurzen Ausblick.

Für die Beschäftigung mit dem Thema `Schönheitsoperation` sollen drei Leitthesen die

Arbeit anregen: Die erste These lautet: `Schönheitsoperationen` sind Ausdruck von

Macht und dem Wunsch nach Anerkennung. Als zweite These wird gewählt: Die

`Schönheitsoperation` wirft ethische Probleme auf. Und zuletzt: Mittels der

`Schönheitsoperation` kann das Subjekt sich selbst objektivieren.

Als Themen können aufgrund der Kürze folgende Bereiche nicht behandelt werden: Die

Untersuchung nach `sex` bzw. `gender` hinsichtlich ihrer Wirkung auf die

`Schönheitsoperation, der Vergleich von verschiedenen Schönheitsidealen sowie

Enhancement als Diskurs. Auch die Medien mit ihrem Einfluss auf Gesellschaft und Indi-

viduum können in dieser Arbeit lediglich im Fazit erwähnt werden, da eine

Problematisierung in dieser Arbeit aufgrund der thematischen Einschränkung nicht

möglich sein wird.

Dieser Arbeit liegt die Annahme zugrunde, dass sich das Phänomen `Schönheits-

operationen`, philosophisch betrachtet, sowohl auf die Gesellschaft als auch auf das

Individuum beziehen. Daher habe ich den zweiten Teil dieser Arbeit die Betrachtung der

Beziehung von Gesellschaft und Individuum, in die spezifische Thematisierung der

Gesellschaft und in die Fokussierung des Individuums differenziert. Um nun in das

Thema ein-zusteigen, folgt der Punkt zur plastischen Chirurgie, dem Fachbereich, dem

`Schönheitsoperationen` zugeordnet werden.

2 Plastische Chirurgie allgemein

Die plastische Chirurgie „ist die Perfektion chirurgischer Feinarbeit, die Kreativität und

das künstlerische Vermögen, Vorhandenes zu formen, Fehlendes zu ersetzen und

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5 | S e i t e

Überschüssiges zu entfernen.“10

Ein plastischer Chirurg verändert demnach den Körper

durch Einsatz, Formung und Entfernung von Teilen des Körpers.

Die wichtigsten Disziplinen der plastischen Chirurgie sind Verbrennungschirurgie,

kraniofaziale Chirurgie,11

rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie und `Ästhetische

Chirurgie`, d.h. unter der plastischen Chirurgie finden sich verschiedene Arten der

Chirurgie.

Die plastische Chirurgie stellt nicht nur Körperfunktionen wieder her, sondern

hilft auch das Körperbild eines Patienten zu korrigieren und damit dessen

Selbstempfinden zu verbessern.12

In diesem Zitat wird sowohl die wiederherstellende als auch die ästhetische Funktion der

plastischen Chirurgie angesprochen. Für diese Arbeit ist vor allem die `Ästhetische

Chirurgie` relevant, sowie die als Äquivalent wirkende rekonstruktive Chirurgie.13

Nachdem nun, relativ kurz, die plastische Chirurgie als Teilbereich der medizinischen

Tätigkeit definiert wurde, sollen nun im Folgenden zwei Disziplinen näher betrachtet

werden: die ethnisch motivierte `Schönheitsoperation` als Bestandteil der `Ästhetischen

Chirurgie` sowie die rekonstruktive Chirurgie. Beginnen wir mit dem Fall der ethnisch

motivierten `Schönheitsoperation`.

2.1 Ethnisch motivierte `Schönheitsoperationen`

„Um das Gefühl zu haben, `dazuzugehören`, bedarf es also immer der anderen, die nicht

dazugehören.“14

Im Grunde funktioniert so das Prinzip der Gruppenzugehörigkeit. Durch

10 Antonic, Magda, Hollos, Peter: Schönheitsoperationen. Methoden – Erfolge – Risiken – Kosten

– Adressen. Berlin: Urania 1998. S. 9. 11

Unter kraniofazialer Chirurgie wird die operative Korrektur komplexer, angeborener oder

erworbener Schädel- und Gesichtsdeformierungen durch umformendes Durchtrennen des

Knochens durch Meißel oder Säge verstanden.

Vgl. O.A.: Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 261., neu bearbeitete und erweiterte Aufl. Berlin:

de Gruyter 2007.

Vgl. Universitätskliniken LKH Innsbruck: Kraniofaziale Chirurgie.

http://plastik.uklibk.ac.at/index.cfm?i_id=803 16.06.2010 12

Horch, Raymund E.: Sein und Design – Plastische Chirurgie bei der Korrektur des menschlichen

Erscheinungsbildes. In: Die Medizin und der Körper des Menschen. Hrsg. v. Franz J. Illard. Bern:

Hans Huber 2001. S. 60. 13

Indirekte Quelle für Punkt 2:

Vgl. Horch, Raymund E.: Sein und Design – Plastische Chirurgie bei der Korrektur des

menschlichen Erscheinungsbildes. In: Die Medizin und der Körper des Menschen. Hrsg. v. Franz

J. Illard. Bern: Hans Huber 2001. S. 59-71. 14

Lenk, Christian: Therapie und Enhancement. Ziele und Grenzen der modernen Medizin.

Münster: LIT 2001. S. 86.

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die Bildung eines Zusammengehörigkeitsgefühls15

und dadurch, dass jemand aufgrund

von äußeren Merkmalen als außerhalb der Gruppe dargestellt wird, auch `Out-Gruppe`16

genannt, bildet sich Gruppenzugehörigkeit. Wer sind solche Menschen der Out-Gruppe?

Menschen, die ausgeschlossen wurden und deshalb an sich ethnisch motivierte

Operationen vornehmen ließen.

Als Beispiel für solch eine Out-Gruppe können irische Migranten genannt werden, die im

19. Jahrhundert in die USA einwanderten. Diesen Menschen wurde nachgesagt, die

körperlichen Merkmale der `Stupsnasen` und `Fledermausohren` zu besitzen. Ein

weiteres bekanntes Beispiel ist die vor allem im Nationalsozialismus gängige

Stereotypisierung von Juden und Jüdinnen. Ihnen wurde nachgesagt, ebenso wie den Iren,

eine klar erkennbare allen Gruppenmitgliedern gemeinsame Nasen- und Schädelform

aufzuweisen. Diese wurden darüber hinausgehend als anatomische Referenz für die

Hinterlistigkeit des Juden bzw. der Jüdin und weitere negative Charaktereigenschaften

gewertet. Einige Schwarze ließen bzw. lassen sich die Haut bleichen, Nasen

verschmälern, Lippen verdünnen, um weniger schwarz auszusehen. Seit den 70er Jahren

sind Lidkorrekturen bei Asiat_innen bis hin zur Kombination mit Nasenverlängerungen

und Kinnimplantaten in der Beliebtheit gestiegen. Ab Ende des letzten Jahrhunderts hat

sich auch ein Trend zur Veränderung der Nasen bei z.B. Iranerinnen entwickelt, bei der

eine ausgeprägtere Form wie die Hakennase europäisiert wird, weil die Frauen nicht auf

„den ersten Blick mit dem Fundamentalismus in Verbindung gebracht werden

möchten.“17

Die als typisch empfundene Nasenform wird mit der Zugehörigkeit zu einem

Land und der extremistischen Ausprägung des Islams verbunden. An diesen Beispielen

lässt sich Folgendes erkennen und zusammenfassen:

Ethnisch kosmetische Chirurgie zielt oft auf die am stärksten identifizierbaren

und häufig karikierten Gesichtszüge – bei jüdischen Personen die Nasen, bei

asiatischen Augen und Nase und bei Afroamerikaner/innen Nasen und Lippen.18

Kathy Davis bemerkte in Gesprächen, dass eine unterschiedliche Beurteilung bei

`Schönheitsoperationen` an verschiedenen `race`19

, bezüglich `weißen`, europäisch

15 Dies kann zur `In-Gruppen-Verzerrung` führen, bei der die „Beurteilung der eigenen Gruppe

gegenüber anderer Gruppen als besser“ stattfindet. Zimbardo, Philip G., Gerrig, Richard J.:

Psychologie. 16., aktualisierte Aufl. München: Pearson Studium 2004. S. 816. 16

Zur Klarheit soll die folgende Definition zugrunde gelegt werden: „Die Gruppen, mit welchen

sich Menschen nicht identifizieren.“ Ebd. S. 816. 17

Gillman, Sander L.: Ethnische Fragen in der Schönheitschirurgie. In: Schönheitschirurgie. Hrsg.

v. Angelika Taschen. Köln: Taschen 2005. S. 135. 18

Davis, Kathy: Surgical passing – Das Unbehagen an Michael Jacksons Nase. In: schön normal.

Manipulation am Körper als Technologien des Selbst. Hrsg. v. Paule-Irene Villa. Bielefeld:

transcript 2008. S. 46.

Laut Kathy Davis verwenden Mediziner/innen für eine Art der `Schönheitsoperation` die

Bezeichnung `ethnisch kosmetische Chirurgie`. Ebd. S. 46.

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aussehenden Menschen und z.B. Schwarzen,20

vorzuliegen scheint. Warum könnte dies so

sein? Äußere Merkmale, die ganzen Gruppen zugeschrieben werden, rekurrieren meist

auf Vorurteile21

sowie Stereotypen22

und damit auf Zuordnungen von Charakter-

merkmalen. Ein Beispiel ist die erwähnte Ableitung negativer Charaktermerkmale aus der

propagierten phänotypischen Gemeinsamkeit von Juden und Jüdinnen. Durch die

`kosmetische Chirurgie` wurde und ist es möglich, sich von marginalisierenden23

anatomischen Merkmalen im wahrsten Sinne des Wortes zu befreien. Der vorher als

`anders`, als `anormal`, als `fremd` aufgrund seiner `race` angesehene Mensch konnte

ethnisch24

`anonymisiert` werden. Diese ethnische `Anonymisierung` wird auch als

`Passing` bezeichnet. Das bedeutet, dass jemand

eine neue Identität annimmt, um die Unterordnung und Unterdrückung,

die die bisherige Identität begleitet, zu entkommen und den Status und

die Privilegien der neuen Identität zu erlangen.25

Ethnisch motivierte `Schönheitsoperationen` werden demnach durchgeführt, damit

Personen die Benachteiligung und das damit verbundene Leiden überwinden können. Die

von Diskriminierung durch Zuordnung zu einer marginalisierten Gruppe soll gelöst

werden, indem die Person bestimmte anatomischer Merkmale aufgibt. Wenn ein Asiat

sein Augenlid dem weißen, nicht-kaukasischen Phänotyp angleicht, sich die Nase

verlängern und eventuell sein Profil modifizieren lässt, so verändert sich nicht nur die

19 In diesem Kontext möchte ich, ähnlich wie Kathy Davis, das Wort `race` statt `Rasse`

verwenden. Während für mich `Rasse` eindeutig negativ konnotiert ist, durch Rassenideologien

des Nationalsozialismus` und der heutigen Neonazist_innen-Szene, gibt Davis an, dass dem Wort

`race` diese negative Konnotation fehle. Daher werde ich diesen Begriff übernehmen. Was der

Nachfrage an der `ethnisch kosmetischen Chirurgie` zugrundeliegt, soll in diesem Abschnitt

umrissen werden, dafür ist es notwendig eine neutrale Begriffsebene mit dem Wort `race`

herzustellen. 20

Zu der Bezeichnung `Schwarz`: Sie wird als Selbstbezeichnung von Menschen, die politisch

unkorrekt als `farbig` betitelt werden. `Schwarz` ist zwar in dem Sinne als Begriff problematisch,

weil es einen starken Kontrast zu `weiß` herstellt. Da es aber eine selbst gewählte Bezeichnung

dieser Menschen ist, möchte ich ihn gern übernehmen.

Vgl. Der braune Mob: Informationen für Journalisten zu diskriminierungsfreier Sprache. Es gibt

keine „Farbigen“. http://www.derbraunemob.de/shared/download/warum_keine_farbigen.pdf

13.06.2010 21

Als Vorurteil wird eine „gelernte Einstellung gegenüber einem Zielobjekt [bezeichnet], die

negative Gefühle (Abneigung oder Furcht), negative Überzeugungen (Stereotypen), welche die

Einstellungen legitimieren, und eine Verhaltensabsicht umfasst, Objekte der Zielgruppe zu

vermeiden, zu kontrollieren, zu dominieren oder auszulöschen.“ Zimbardo, Philip G., Gerrig,

Richard J.: Psychologie. S.815. 22

Unter dem Begriff `Stereotypen` werden „Generalisierungen über eine Gruppe von Personen

[verstanden], wobei allen Mitgliedern dieser Gruppe die gleichen Merkmale zugewiesen werden.“

Ebd. S. 818. 23

„Marginalisieren“ soll als „an den Rand, in das (politische) Abseits drängen“ definiert werden. 24

Dieser Begriff soll als Adjektiv zu `race` verstanden werden, um `rassischen` aufgrund seiner

negativen Konnotation nicht verwenden zu müssen. 25

Davis, Kathy: Surgical passing – Das Unbehagen an Michael Jacksons Nase. S. 48.

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zuvor augenscheinliche Zugehörigkeit zu seinem Herkunftskontext, sondern auch sein

komplettes Gesicht. Dieser Mensch sieht nach einer so umfassenden chirurgischen

Veränderung seines Gesichtes nicht mehr wie vor der Operation aus, sondern wie ein

anderer Mensch. Höchstwahrscheinlich wird es Freund_innen oder Bekannten nach dem

operativen Eingriff schwer fallen, ihn wiederzuerkennen. Es ist, als habe er seine auf den

ersten Blick optisch wahrnehmbare Identifizierbarkeit verloren.26

Ein Vorher-Nachher-

Photo einer solchen ethnisch motivierten `Schönheitsoperation` ist im Anhang zu finden

(Abbildung 1).

Sich von ethnisch anatomischen Merkmalen zu trennen, kann zu Problemen mit

Mitgliedern der eigenen Ethnie führen. Diese können der operierten Person vorwerfen,

das eigene ethnische Erbe zu abzulehnen und Mitglieder der eigentlichen Herkunft

abzuwerten. Zudem löst die äußerliche Veränderung eines Einzelnen nicht das Problem

der Zuschreibung von angeblichen Charaktereigenschaften aufgrund anatomischer

Merkmale, sondern verstärkt diese sogar eventuell.

Zurück zu der Frage warum bei `Weißen`, von Diskriminierung aufgrund von `race`

weniger betroffenen Menschen, chirurgische Veränderungen des Äußeren

unproblematischer erscheinen, `Schönheitsoperationen` bei marginalisierten Gruppen

jedoch eher abgelehnt werden. Die Ausgangsfrage dazu lautet: Wo liegt der Unterschied

zwischen ethnisch motivierten Operationen und anderweitig motivierten kosmetischen

Operationen? Die Ausgrenzung und das Leid, das Menschen erfahren, weil sie z.B. als

Schwarze eine große, nichtweiße Nase und volle Lippen besitzen, diese negativen

Erfahrungen können Menschen auch mit weißer `race` machen, wenn sie aus anderen

Gründen nicht dem Schönheitsideal entsprechen, z.B. zu dick sind. Die Folge der

jeweiligen Andersartigkeit ist also vergleichbar. Kathy Davis weist jedoch auf einen

Unterschied hin:

Sie [die ethnisch motivierte `Schönheitsoperation`] verweist auf die unbequeme

Tatsache, dass in vordergründig demokratischen Gesellschaften Menschen noch

immer als `anders` definiert werden und daher gezwungen sind, Wege zu finden,

ihre `Andersartigkeit` zu verstecken und unsichtbar zu werden, um ihre

Lebenschancen zu verbessern.27

Der Bezugspunkt der ethnisch motivierten `Schönheitsoperation` ist ein anderer als bei

Weißen. Es ist die Zugehörigkeit zu einer Ethnie. Nach dem Antisemitismus des

Nationalsozialismus, der Bewegung in den USA gegen Rassismus in den 1960er Jahren

und ähnlichen Ereignissen, sollten (eigentlich) Vorurteile und Minderbewertung aufgrund

26 Die Frage der Identität soll hier lediglich gestellt, unter dem Punkt 6.1 aufgenommen und

bearbeitet werden. 27

Davis, Kathy: Surgical passing – Das Unbehagen an Michael Jacksons Nase. S. 61f.

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von `race` keine Rolle mehr im Denken und Handeln der Menschen spielen – dies ist

jedoch nicht so. Würden sich Menschen nicht aufgrund ihrer `race` benachteiligt fühlen,

müssten sie nicht ethnisch motivierte Schönheitsoperationen durchführen lassen. Der

Unterschied zwischen ethnisch und anderweitig motivierten Operationen liegt also im

Bezugspunkt und dem Unbehagen, dass Menschen verspüren, weil sie wissen, dass es

dieses rassenorientierte Denken nicht mehr geben dürfte. 28

Die Motivation, an sich

`Schönheitsoperationen` durchführen zu lassen, scheint angestrebte soziale Akzeptanz zu

sein. Das Anteil-haben-Wollen an dem Schönheitsideal der Weißen wirft demnach

verschiedene Fragen auf und verweist auf soziale Ungleichheiten.29

Dieses Thema der

Partizipation an der sozialen Akzeptanz soll unter dem Punkt 4 weiter verfolgt werden.

Die ethnisch motivierte `Schönheitsoperation` stellt einen Bereich der `Ästhetischen

Chirurgie` dar. Es stellt sich bei der Betrachtung der Themenfelder `wiederherstellende

Chirurgie` und `Ästhetische Chirurgie` die Frage, wie klar diese beiden Arten der

plastischen Chirurgie sich wirklich voneinander trennen lassen.

2.2 rekonstruktive Chirurgie

Der Begriff `rekonstruktiv`, also wiederherstellend, sagt aus, dass Teile des Körpers in

ihren natürlichen Zustand zurückgebildet werden sollen oder in einen vorherigen Zustand.

Dieser Teil kann von außen, z.B. durch einen Unfall oder durch Krankheit verändert sein.

Ein Beispiel für die rekonstruktive Chirurgie kann die Wiederherstellung der weiblichen

Brust nach Brustkrebsbefall sein.

Wenngleich auch ausgefeilte plastisch-chirurgische Operationsverfahren meist

nicht sämtliche Spuren der Brustkrebsoperation beseitigen können, so kann

jedoch durch die weitgehende Wiederherstellung des verlorengegangenen

Körperbildes ein enormer Gewinn an Lebensqualität bei betroffenen Patientinnen

erzielt werden.30

Dabei scheint es, dass etwas rein medizinisch indiziert ist, weil rekonstruktiv gearbeitet

wird. Dies lässt vermuten, dass … eine ästhetische Komponente in der wieder-

28 Der Fall, dass Menschen sich nicht zur `race`-Anonymisierung, sondern aus rein ästhetischen

Gründen, wie sie angeben, operieren lassen, soll an dieser Stelle nicht weiter thematisiert werden.

Eine ausführliche Darstellung der Für und Wider ist durch die Begrenzung der Größe der Arbeit

nicht möglich. Auch kann das Thema der ethnisch motivierten Operationen in dieser Arbeit

insgesamt nur sehr verkürzt wiedergegeben werden. 29

Indirekte Quellen zu 2.1:

Vgl. Davis, Kathy: Surgical passing – Das Unbehagen an Michael Jacksons Nase. S. 41-65.

Vgl. Gillman, Sander L.: Ethnische Fragen in der Schönheitschirurgie. S. 112-136.

Vgl. Lenk, Christian: Therapie und Enhancement. 30

Horch, Raymund E.: Sein und Design – Plastische Chirurgie bei der Korrektur des menschlichen

Erscheinungsbildes. S. 62.

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10 | S e i t e

herstellenden chirurgischen Tätigkeit keine Rolle spielt. Es ist jedoch in Fachkreisen

strittig, was genau rekonstruktiv und was ästhetisch ist. Rekonstruktive Chirurgie kann

nicht in jedem Falle stringent als funktional oder medizinisch notwendig angesehen

werden, sondern kann auch ästhetische Komponenten in sich fassen. Jedoch scheint die

operative Rekonstruktion eine gewisse Legitimation dadurch zu erhalten, dass es „das

Recht eines jeden [ist], wieder so auszusehen, wie er [oder sie] von Natur aus aussehen

würde“.31

Ein Beispiel dafür, wie schwer es ist rekonstruktive und ästhetische Elemente getrennt zu

behandeln, ist der Fall der Herstellung einer neuen Brust aufgrund der Amputation bei

einer Patientin nach Krebsbefall. Im Anhang befindet sich ein Photo, das die

rekonstruktive Arbeit auch in ihrer ästhetischen Konnotation zeigt (Abbildung 2).

Sicherlich ist für den Laien verständlich, dass eine Neubildung der Brust nach der

Krankheit ein wichtiger Aspekt für die Patientin ist: Offensichtlichere Spuren der

Krankheit werden versucht zu beseitigen, insofern es möglich ist, da postoperative

Narben außer durch eine entsprechende Extrabehandlung nicht zu vermeiden sind. Der

Ersatz kann der amputierten Brust dazu führen, dass sich diese Frau wieder als (fast)

physisch vollkommener Mensch und auch als Frau wieder wahrnehmen kann.

Die ästhetische Komponente stellt auch bei der Wiederherstellung immer einen

unverzichtbaren und untrennbaren Anteil der plastisch-chirurgischen

Bemühungen dar.32

Das skizzierte Beispiel zeigt also bereits, dass chirurgische Arbeit sowohl wieder-

herstellend und damit medizinisch indiziert, sowie ästhetisch relevant sein kann. In einer

gewissen Grauzone zwischen der wiederherstellenden und der `Ästhetischen Chirurgie`

sind Mammareduktionsplastiken33

. Was den Eingriff in Form und Funktion des Körpers

angeht, so gleicht dieses Beispiel dem ersten, jedoch findet sich bei dieser Form der

Operation meist kein krankhaft vergrößerter weiblicher Busen, sondern ein, durch andere

Gründe, größerer Busen als sich die Patientin wünscht. Seit wenigen Jahren wird ein

solcher Fall als medizinisch und nicht rein ästhetisch indiziert bewertet. Denn bei

31 Für die Legitimität eines chirurgischen Eingriffes ist zudem die Auffälligkeit und Sichtbarkeit

der „Deformation“ von Relevanz, sowie der Leidendruck, der individuell wahrgenommen wird,

und die Art des Eingriffes scheint von Wichtigkeit zu sein, um Anerkennung im Umfeld zu

erreichen. Barbara Meili gibt an, dass Brust- und Lippenvergrößerung mehr gegenüber dem

Umfeld gerechtfertigt werden müssen.

Vgl. Meili, Barbara: Experten der Grenzziehung – Eine empirische Annäherung an

Legitimationsstrategien von Schönheitschirurgen zwischen Medizin und Lifestyle. In: schön

normal. Manipulation am Körper als Technologien des Selbst. Hrsg. v. Paule-Irene Villa.

Bielefeld: transcript 2008. S. 123. 32

Horch, Raymund E.: Sein und Design – Plastische Chirurgie bei der Korrektur des menschlichen

Erscheinungsbildes. S. 60. 33

Verkleinerung der weiblichen Brust.

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größerem Busen kann das Gewicht des Busens an sich zu somatischen Beschwerden, z.B.

zu Rückenschmerzen und anderen Beeinträchtigungen führen. Dieser kurze Einblick in

die Begrifflichkeit der rein rekonstruktiven Chirurgie, soll lediglich auf die Problematik

einer klaren Grenze zwischen wiederherstellender und `Ästhetischer Chirurgie`

verdeutlichen.34

Nachdem in die plastische Chirurgie mit ihren Disziplinen und Begriffen eingeführt

wurde, soll nun das eigentliche Thema dieser Arbeit seine Würdigung erhalten.

Grundlegend dafür wird es sein, auch die synonymen Begriffe für `Ästhetische Chirurgie`

genauer unter die Lupe zu nehmen im Hinblick auf ihre Eindeutigkeit und Aussagekraft.

3 Zur Problematik der Begriffe um die `Schönheitsoperation`

Die Begriffe `ästhetische Chirurgie`, `Schönheitschirurgie`, `Schönheitsoperation` und

`kosmetische Chirurgie` besitzen wenig inhaltliche Unterschiede. Minimalinvasive

Eingriffe (Eingriffe ohne Operation), wie z.B. Botox-Injektionen35

, gehören aufgrund

ihrer Funktionsweise fachlich korrekt gesehen nicht zur `Schönheitsoperation`, werden

jedoch umgangssprachlich salopp dazu gezählt.36

Um dem Problem der Titelvielfalt auf dem wirtschaftlichen Markt und der damit

einhergehenden Verwirrung der Kund_innen Einhalt zu gebieten, wurde eine

Modifizierung der Berufsbezeichnung beschlossen. Nach dieser weist sich der

`Schönheitschirurg` als nicht staatlich anerkannter Praktizierender aus. Im Jahre 2005

wurde während des Deutschen Ärztetages beschlossen, dass die Facharztbezeichnung

`Plastischer Chirurg` mit dem Zusatz `Ästhetischer` versehen wird und dieser Titel an

eine einheitliche Ausbildung und damit an eine gewisse Qualifikation geknüpft ist.37

Was sagt ein Wort wie `Schönheitschirurgie` aus bzw. was suggeriert es? Zum einen

scheint es sich stark auf Schönheit an sich zu beziehen, eventuell sogar auf ein Ideal.38

34 Indirekte Quellen für den Punkt 2.2:

Vgl. Horch, Raymund E.: Sein und Design – Plastische Chirurgie bei der Korrektur des

menschlichen Erscheinungsbildes. S. 59-71.

Vgl. Meili, Barbara: Experten der Grenzziehung – Eine empirische Annäherung an

Legitimationsstrategien von Schönheitschirurgen zwischen Medizin und Lifestyle. S. 119-142. 35

Bei der Faltenunterspritzung werden mit Hilfe von Kollagen oder auch dem Patienten/ der

Patientin entnommenem Fett die Falte „aufgepolstert“. Beide Stoffe, Kollagen und Eigenfett,

werden innerhalb einiger Monate vom Körper vollständig abgebaut, dieser Eingriff ist demnach

reversibel. Vgl. Horch, Raymund E.: Sein und Design – Plastische Chirurgie bei der Korrektur des

menschlichen Erscheinungsbildes. S. 69. 36

Vgl. Meili, Barbara: Experten der Grenzziehung – Eine empirische Annäherung an

Legitimationsstrategien von Schönheitschirurgen zwischen Medizin und Lifestyle. S. 119-142. 37

Powerpointpräsentation der Bundesärztekammer „Koalition gegen den Schönheitswahn“

http://www.bundesaerztekammer.de/search.asp?his=0.307 28.05.2010 38

Das Schönheitsideal wird im Punkt vier näher dargestellt und soll daher weniger relevant sein.

Page 13: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

12 | S e i t e

Zum anderen fällt das Wort `Chirurg` auf. Die Bezeichnung `Chirurg` lässt auf eine

medizinische Ausbildung schließen. Im besten Falle verbindet der Patient bzw. die

Patientin mit dem Begriff qualitative Arbeit. Mit dem Beruf des Arztes wird meist auch

eine heilende Tätigkeit verbunden.39

`Schönheitsoperationen` wie z.B. die

Brustvergrößerungen sind jedoch, in den meisten Fällen, medizinisch nicht indiziert. Sie

heilen nicht unseren Körper. Teilweise sollen sie die seelischen Wunden des Patienten/

der Patientin heilen, das ist jedoch nicht die Aufgabe des Arztes, sondern eines

entsprechend ausgebildeten Psychotherapeuten. Das Wort `Schönheitschirurgie` oder

auch `Schönheitsoperation` suggeriert demnach dem Kunden/ der Kundin40

: Der Arzt

wird mich durch seine `Schönheitschirurgie` heilen. `Schönheitschirurgie` heilt jedoch,

außer bei Grenzfällen,41

keine physischen Wunden, sondern sie fabriziert sie, indem bei

Operationen Haut aufgeschnitten wird, die danach wieder zusammenwachsen muss.

Begriffe wie `Schönheitschirurgie` oder `ästhetische Chirurgie` sind für den Laien

irreführend und daher abzulehnen.42

3.1 Tattoos und Piercings

Tätowierungen43

und Piercings44

sind historisch tradiert und nicht nur im westlichen

Alltag, sondern auch z.B. bei Naturvölkern in Afrika Arten von Körpermodifikation.45

Gerade in den letzten Jahren wurden in der westlichen Welt neue Methoden der

Körpermodifikation entwickelt bzw. weiterentwickelt, dazu gehören z.B. Scarifications

39 Der Arzt wird unter 5.2 gesondert behandelt, daher wird die Problematik an dieser Stelle

verkürzt dargestellt. 40

Es soll der Effekt von der Problematik von dem Bezug zum Arzt verstärkt werden, indem in

diesem Abschnitt objektiver von Kunden anstatt von Patienten gesprochen werden soll. 41

Diese Grenzfälle wurden bereits im Punkt zwei thematisiert und sollen der Kürze wegen hier

vernachlässigt werden. 42

Indirekte Quellen für den Punkt 2:

Vgl. Meili, Barbara: Experten der Grenzziehung – Eine empirische Annäherung an

Legitimationsstrategien von Schönheitschirurgen zwischen Medizin und Lifestyle. S. 119-142.

Vgl. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundesärztekammer

http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/taetigkeit2005_11.pdf 28.05.2010 43

„Farbe unter die Haut zu bringen“ wird als Tattoo oder auch Tätowierung benannt. Abendroth,

Alana: Bodymodification. Tattoos, Piercings, Scarifications. Diedorf: Ubooks 2009. S. 10. 44

Piercings lassen sich als „Durchstoßen bestimmter Körperpartien zur Anbringung von

Schmuck“ beschreiben. Abendroth, Alana: Bodymodification. Tattoos, Piercings, Scarifications.

Diedorf: Ubooks 2009. S. 56. 45

Körpermodifikation soll hier als bewusste Veränderung des Körpers verstanden werden. Dabei

werden Frisurveränderungen, Make-up etc. weniger relevant sein, da sich die Person leichter in

ihren ursprünglichen Zustand zurückverändern kann und die hier angeführten

Körpermodifikationen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gänzlich wieder zurückbilden. Sicher

kommt es vor, dass das Einstickloch nachdem das Piercing entfernt wurde, wieder zuwächst, aber

in fast allen Fällen bleibt eine Narbe oder ähnliches zurück. Tattoos können wieder entfernt

werden, jedoch verbleiben auch hier Narben nach dem Eingriff am Körper.

Page 14: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

13 | S e i t e

und Halb- sowie Vollimplantate. Zu den Piercings, auch „perkutaner Körperschmuck“46

genannt, gehören u.a. Nasen- und Intimpiercings, aber `Subdermale 3D-Implantate`,

welche vollständig unter der Haut liegen.47

Das Tattoo wird, wie beim Piercing im besten Falle, vom geübten Fachmann bzw. der

geübten Fachfrau vorgenommen48

. Von der Methode ist das Tattoo dem Piercing ähnlich,

weil auch hier etwas unter die Haut transportiert wird, nur ist es in diesem Falle kein

Schmuck, sondern Farbe. Das Motiv hinter der Körpermodifikation kann Ausdruck der

Identitätssuche, dem Wunsch nach äußerlicher Darstellung der Persönlichkeit sowie des

Zeigens von Individualität und Einzigartigkeit sein.49

Seit den 70er und 80er Jahren des

letzten Jahrhunderts konnten sich Körpermodifikationen, durch Musik- und

Lebensformen wie Punk und Metal, sowie dank MTV mit der permanenten Bereitstellung

von Musikvideos jeglicher couleur, ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft finden.

Anfangs trugen nur Menschen einiger Subkulturen wie z.B. der Punkszene diese

Körpermodifikationen, aber gerade in den letzten Jahren ist „[e]in Tattoo zu tragen […]

Mainstream geworden“, 50

wie z.B. die Tattoos über dem Po bei Frauen vor einigen

Jahren ziemlich beliebt waren.

Mit einem Tattoo dagegen ist die Möglichkeit gegeben, ein stärkeres Zeichen zu

setzen, und Veränderungsprozesse, die sich innerlich vollziehen, mit einem Bild

nach außen zu tragen und so die eigene Lebensgeschichte in Bildern auf der Haut

zu tragen. Besonders einschneidende Erlebnisse gehen so im wahrsten Sinne des

Wortes unter die Haut.51

Körpermodifikationen sind vor allem in Situationen der Veränderung des Selbst, wie z.B.

reversible Frisuränderung nach von Trennung von/m PartnerIn recht häufig ist, gerade

Tattoos stehen als Sinnbild für den Umbruch im Inneren und in der Umgebung dieser

Person. Dadurch hat sich auch die in den 70ern und 80ern entstandene Motivtradition

46 Abendroth, Alana: Bodymodification. S. 73.

47 Nach der Definition eines `Piercings` können die Implantate, auch wenn sie vollständig unter

der Haut liegen, dazu gezählt werden, da die Absicht das Anbringen von Schmuck ist und dazu die

Haut durchbrochen werden muss, damit das Implantat eingesetzt werden kann. 48

Im Gegensatz zum Arzt durchläuft das Personal in einem Tattoo- und Piercingstudio keine

professionelle, staatlich anerkannte Ausbildung, so darf z.B. der Tätowierer kein

Lokalanästhetikum spritzen. Der Tätowierer sollte aber basales Wissen zu Themen wie Anatomie

des menschlichen Körpers, Wundversorgung und –heilung, Notfallmaßnahmen bei Ohnmacht etc.

haben. Zudem sollte er aber auch Wissen zu Krankheiten, die übertragbar sind oder z.B. beim

Tätowieren zu Problemen führen könnten (wie Bluterkrankheit), haben. Zudem wird, im besten

Falle, auf Hygiene und Sterilität großen Wert gelegt und dies auch regelmäßig vom

Gesundheitsamt überprüft. Vgl. Abendroth, Alana: Bodymodification. 49

Trattner, Agnes: Piercing, Tattoo und Schönheitsoperationen. Jugendliche Protesthaltung oder

psychopathologische Auffälligkeit? Frankfurt am Main: Peter Lang 2008 (Erziehung in

Wissenschaft und Praxis). 50

Abendroth, Alana: Bodymodification. S. 51. 51

Ebd. S. 52.

Page 15: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

14 | S e i t e

verändert. So zierten Elemente oder ganze Motive wie Anker im Grunde nur Seeleute.

Dies hat sich gerade seit den letzten Jahrzehnten gewandelt:

Und so kann ein Tattoo unendlich viele Bedeutungen haben oder auch völlig

bedeutungslos sein, weil es gerade en vogue ist, eine bestimmte Tätowierung zu

haben.52

Die tradierte Bedeutung der Tattoos ist nicht zwingend vorhanden, da heute die

individuelle Bedeutung für den Träger/ die Trägerin wichtiger ist. Nun stellt sich die

Frage, warum Tattoos und Piercings in dieser Arbeit thematisiert werden. Die Antwort

darauf lautet: Ich möchte sie als Ausgangsbasis verwenden, um einen neuen Begriff zur

`Schönheitschirurgie` zu entwickeln.53

3.2 Begriffsvorschlag

Im vorigen Unterpunkt wurden `Subdermale 3D-Implantate` erwähnt. Alana Abendroth

sagt über diese Schmuckvariante: „Das Einarbeiten von Implantaten als

Körpermodifikation gilt als sanfte Form der Plastischen Chirurgie und es wird immer

noch mit zweierlei Maß gemessen.“54

Es scheint demnach eine gewisse Grauzone zwischen Körpermodifikationen wie z.B.

dem Piercing und der `Schönheitsoperation` zu geben.

Da derartige Körpermodifikationen [Tätowierungen, Piercings und

`Schönheitsoperationen`] immer auch eine Körperverletzung und

Schmerzzufügung beinhalten, weisen sie eine phänomenologische55

Ähnlichkeit

mit selbstverletzenden Verhalten auf.56

Es scheint einen Zusammenhang zwischen den im letzten Teil fokussierten

Körpermodifikationen und der `Schönheitsoperation` als eine gewisse Schmerzzufügung

durch den/die PiercerIn bzw. den Arzt/ die Ärztin zu geben. Beispielsweise wird beim

Durchführen des Piercings (durch das Durchstechen der Haut) Schmerz zugefügt und

52 Abendroth, Alana: Bodymodification. S. 51.

53 Das Thema kann innerhalb dieser Arbeit genauer behandelt werden, da Körpermodifikationen

eine lange Geschichte besitzen und die verschiedenen Arten, unterschiedlicher Methoden, die

Motive, Gründe usw. eine Abhandlung darüber füllen könnten. Vgl. Abendroth, Alana:

Bodymodification. 54

Ebd. S. 112. 55

Das Wort `phänomenologisch´ soll hier mehr als `etwas, das in seiner Erscheinungsform

ungewöhnlich ist, auffällig` im umgangssprachlichen Sinne verstanden werden und weniger als

philosophisch geprägt. 56

Trattner, Agnes: Piercing, Tattoo und Schönheitsoperationen. S. 13.

Page 16: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

15 | S e i t e

spätestens mit den postoperativen Schmerzerscheinungen (durch das Aufschneiden und

Verändern der Haut) erfolgt hier die Schmerzzufügung bei `Schönheitsoperationen`.57

In einem weiteren Punkt scheinen sich Tattoos, Piercings und

`Schönheitsoperationen` zu gleichen: der Intention.

Der Wunsch zur Körpermodifikation ergibt sich aus einer sich verändernden

Einstellung zum Körper. Der Körper soll sowohl der Norm entsprechen als auch

hochgradig individuell sein.58

Körpermodifikationen referieren in gewisser Weise auf das Schönheitsideal, weil Tattoos

Moden aufgreifen und `Schönheitsoperationen` sich oft am Standart z.B. der Stupsnase

orientieren. Der Wunsch nach Individualität scheint bei Piercings und Tattoos z.B. durch

die persönliche Sinngebung bei Tattoos stärker als bei der chirurgischen Veränderung zu

sein. Die extreme Angleichung an ein Schönheitsideal wie z.B. das Ideal der Barbie ist

sehr selten,59

sondern es werden oft nur einzelne Teile des Körpers als Makel betrachtet

und verändert.

In den verschiedenen Arten des Piercings, in der Tätowierung sowie in der

`Schönheitsoperation` finden sich Aspekte des Schmerzes, ob als Nebenerscheinung oder

als zusätzlicher Reiz und als positive Veränderung des Äußeren. Die Problematik (vor

allem) des Begriffes `Schönheitsoperation` wurde bereits dargestellt, nun soll die Frage

aufgenommen werden, warum auch Tätowierungen und Piercings thematisiert wurden.

Auch wenn die Gewichtungen der einzelnen Elemente, wie z.B. Angleichung an die

Norm gegenüber der nach außen gezeigten Individualität, bei den genannten

Körpermodifikationen und der chirurgischen Veränderung des Körpers unterschiedlich

sind, lassen sich durchaus starke Parallelen finden. Zur Verdeutlichung ziehe ich noch

einmal das Beispiel des Subdermalen 3D-Implantates heran. Das Material des

Schmuckstückes besteht meist gänzlich aus Silikon, es gibt auch Versuche z.B. mit

Teflon, wobei dieses dann aber mit Silikon ummantelt ist. Diese Implantate liegen

vollständig in der Haut an einem festen Punkt, d.h. es ist nicht intendiert, dass sie

innerhalb des Körpers wandern. Das Material und die Funktionsweise sind dem Implantat

bei der Vergrößerung der weiblichen Brust sehr ähnlich, die Brustimplantate sind

lediglich wesentlich größer als die des Subdermalen 3D-Implantates. Permanent Make-

57 Den Diskurs darüber, ob Körpermodifikation als selbstverletzendes Verhalten begriffen werden

kann, möchte ich nicht eingehen, da komplexe Themen wie Schmerz an sich und damit auch

Subjektivität, psychische Störungen und die dazugehörigen Grauzonen u.ä. in dieser Arbeit keinen

Platz finden können. 58

Abendroth, Alana: Bodymodification. S. 53. 59

So hat sich z.B. die Transsexuelle Amanda Lepore einer weitreichenden äußerlichen

Veränderung unterzogen und ähnelt nun stark der Barbiepuppe.

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16 | S e i t e

up, das umgangssprachlich zu den `Schönheitsoperationen` gezählt wird, funktioniert

durch die gleiche Methode wie ein Tattoo: Farbe wird in die Hautschichten gebracht.

Um den konnotativen Bezug zum Arzt bei dem Begriff `Schönheitsoperation` zu

vermeiden, schlage ich daher eine andere Bezeichnung vor: `ästhetische

Körpermodifikation`. Dieser Begriff hat gewisse Schwächen, da er sich stark an den

traditionellen Körpermodifikationen wie Tattoo und Piercing orientiert. Dagegen

scheinen Operationen wie das Facelifting einen starken Kontrast zu z.B. dem Tattoo zu

bilden. Es ist jedoch wichtig, sich auf der begrifflichen Ebene von der Suggestion, die mit

dem Begriff des Arztes einhergeht und dem damit erwarteten Heilungsprozess zu lösen.

`Ästhetische Körpermodifikation` weist diesen Bezug nicht auf und durch den Zusatz

`ästhetisch` soll die Intention des Kunden bzw. der Kundin das Äußere zu verändern

herausgehoben werden. Zudem fällt der Wortteil `Operation` in dem entwickelten Begriff

gänzlich weg. Dadurch lassen sich leichter verschiedene Arten der Modifikation in ihm

fassen, die durch `Operation` widersprüchlich wirkten, wie minimalinvasive Eingriffe.

Der neue Begriff `ästhetische Körpermodifikation` hat gegenüber den momentan

üblichen Bezeichnungen folgende Vorteile: Verschiedene Formen des ästhetischen

Eingriffes in den Körper, die fachlich ungenau als `Schönheitsoperation` benannt werden,

wie nichtoperative, minimalinvasive Eingriffe sowie Operationen werden unter

`ästhetische Körpermodifikation` erfasst. Durch die namentliche Nähe zu

Körpermodifikationen wie Tätowierungen und Piercings wird die ästhetische Intention

betont, vor allem durch den Zusatz `ästhetisch` im Begriff. Zudem fällt die Suggestion

des Heilungsprozesses durch den Verzicht auf den Begriff `Arzt` gänzlich weg, da

jeglicher Bezug dazu entnommen wurde.60

4 Zu Gesellschaft und Individuum: Schönheitsideal - Schnitt-Stelle(n)61 der Macht

Nachdem im ersten Teil begriffsanalytisch zur `ästhetischen Körpermodifikation`

gearbeitet wurde, werde ich mich nun dem zweiten Teil dieser Arbeit widmen, welcher

philosophisch angelegt ist. Dieser Abschnitt der Arbeit lässt sich in drei thematische

Aspekte, einteilen, auch wenn die Grenzen fließend sind. Der erste Aspekt des

philosophischen Teils wird sich mit dem Schönheitsideal, welches Schnitt-Stelle

zwischen Individuum und Gesellschaft ist, beschäftigen. Aufgrund der ausladenden

60 Indirekte Quelle für den Punkt 3.2:

Vgl. Abendroth, Alana: Bodymodification. Tattoos S. 107-117. 61

Wort übernommen von Seier, Andrea, Surma, Hanna: Schnitt-Stellen – Mediale

Subjektivierungsprozesse in THE SWAN. In: In: schön normal. Manipulation am Körper als

Technologien des Selbst. Hrsg. v. Paule-Irene Villa. Bielefeld: transcript 2008. S. 173.

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17 | S e i t e

Größe des Themenkomplexes `Schönheit`62

kann nur eine Metaanalyse geleistet werden,

zu deren Erläuterung Ausschnitte aus der Theorie Michel Foucaults herangezogen

werden.63

Auch wenn Foucault die `ästhetischen Körpermodifikation` nicht in seine Theorie mit

aufnahm, so lassen sich in seiner Arbeit Ansatzpunkte für die Problematisierung finden.

Dazu zählen z.B. seine Gedanken zur Bio-Politik. Foucault bezeichnet den Körper als

etwas durch Disziplin Bearbeitbares, so dass sich die Ressourcen und Möglichkeiten des

Körpers optimaler nutzen lassen. Der Körper wird in Systeme wirtschaftlicher Art

eingebunden und lässt sich dadurch besser kontrollieren, im besten Falle auf die

gewünschte Nutzung ausrichten.

Seine [des Körpers] Dressur, die Steigerung seiner Fähigkeiten, die Ausnutzung

seiner Nützlichkeit und seiner Gelehrigkeit, seine Integration in wirksame und

ökonomische Kontrollsysteme […].64

In dem Kontrollsystem werden Geburt und Tod, Fortpflanzung und allgemeiner Zustand

des Körpers etc. beobachtet und aufgrund dieser Beobachtungen wird regulierend

gehandelt. Dies kann man sich an dem Beispiel der Vorsorgeuntersuchungen für

Erkrankungen vor Augen führen: Meist werden Beobachtungen über Gründe und

Häufigkeiten der Erkrankung nach bestimmten Kriterien (Geschlecht, Alter usw.) getätigt

und anhand derer werden Studien vorgenommen, um die Annahmen zu verifizieren oder

zu falsifizieren. Anschließend werden je nach den Ergebnissen Maßnahmen eingeführt

oder auch nicht. So ist das Glaukom65

eine Krankheit, die die Augen betrifft.

Vorsorgeuntersuchungen ab mittlerem Alter sollen der Erkrankung bzw. ihrer

Verstärkung vorbeugen. Der grüne Star kann bei frühzeitiger Feststellung durch

Augentropfen gut behandelt werden. Vorsorgeuntersuchungen greifen also in den

ursprünglich natürlichen Lauf ein, wenn auch in diesem Beispiel zum (wahrscheinlichen)

Vorteil des Erkrankten.

62 Körperliche Schönheit, wie die ästhetische Chirurgie sie sieht, ließe sich entsprechend als durch

ein jugendliches und natürliches Aussehen sowie durch ausgeglichene Proportionen definieren.

Vgl. Ach, Johannes S.: Komplizen der Schönheit? Anmerkungen zur Debatte über die ästhetische

Chirurgie. In: no body is perfect. Baumaßnahmen am menschlichen Körper – Bioethische und

ästhetische Aufrisse. Bielefeld: transcript 2006. S. 193. 63

Diese Ausschnitte sind bereits entsprechend dem Thema der Arbeit ausgewählt worden und

können nur einen geringen Teil des gesamten Werkes Michel Foucaults bezüglich Themen,

Zeitdimension und daher auch Entwicklungen in der Theorie abbilden. Eine umfassendere

Betrachtung kann in dieser Arbeit nicht geleistet werden. 64

Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen. Band 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1983.

(Sexualität und Wahrheit). S. 134f. 65

Initiativkreis zur Glaukomfrüherkennung e. V.: Glaukom. Informationen zur Vorsorge.

http://www.glaukom.de/ 11.07.2010

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Das von mir gewählte Beispiel soll die positive Seite der Bio-Politik aufzeigen. Foucault

kritisiert jedoch einen ganz wesentlichen Aspekt der Bio-Politik:

Die Installierung dieser großen doppelgesichtigen – anatomischen und

biologischen, individualisierenden und spezifizierenden, auf Körperleistungen

und Lebensprozesse bezogenen – Technologie charakterisiert eine Macht, deren

höchste Funktion nicht mehr das Töten, sondern die vollständige Durchsetzung

des Lebens ist.66

Dadurch, dass das menschliche Leben, durch die Kontrolle des Körpers durch die Bio-

Politik so massiv beobachtet und durch Maßnahmen in den individuellen Prozess des

Körpers einer Person eingegriffen wird, entsteht eine neue Regulierung, die auf den

menschlichen Körper ausgerichtet ist, die „Bio-Macht“.67

Jedes einzelne menschliche

Leben wird mittels der Kontrolle des individuellen Körpers beeinflusst. Die Technologie

spielt für diese Beeinflussung eine große Rolle, da sich durch sie anatomische und

biologische Leistungen und Prozesse aufzeichnen lassen und reguliert werden können.

Beispielsweise gibt es Medikamente wie neuere Antidepressiva, die in den

Hormonhaushalt des Gehirns eingreifen, um Depressionen zu heilen. Jedoch können

diese Medikamente lediglich das hormonelle Gleichgewicht im Körper wieder herstellen,

können bei psychischen Problemen aber keine Psychotherapie ersetzen.68

Die

`vollständige Durchsetzung des Lebens` führt zu einer neuen Form der Macht, die nicht

mehr auf das Ausschalten der Gegner, sondern auf deren Regulierung abzielt. Foucault

fasst dies wie folgt zusammen: „Zum ersten Mal in der Geschichte reflektiert sich das

Biologische im Politischen.“69

Das Thema Macht soll nun genauer bearbeitet werden. Es wurde bereits verdeutlicht, dass

der Körper des Menschen in den Fokus der Politik geriet, dies ist jedoch nur ein Teil des

Blickes, denn dieser Blick auf das Individuum wird auch vom Individuum selbst geleistet.

Die Beherrschung des eigenen Körpers und das Bewußtsein von diesem konnten

nur als Effekt der Besetzung des Körpers durch die Macht erworben werden: die

Gymnastik, der Muskelaufbau, die Nacktheit und das Schwärmen vom schönen

Körper … das alles liegt auf der Linie, die durch eine beharrliche, hartnäckige

und gewissenhafte Arbeit, […] zum Begehren des eigenen Körpers führt.70

Das Formen des eigenen Körpers gewinnt an Wert, wird aber durch Macht besetzt. Das

Individuum kann durch harte Arbeit seinen Körper selbst nach Wunsch (wenn auch in

66 Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen. S. 135.

67 Ebd. S. 135

68 Focus Online: Antidepressiva. Chemische Stimmungsmacher:

http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/depression/behandlung/antidepressiva/antidepressiva_aid

_16955.html 30.06.2010 69

Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen. S. 138. 70

Foucault, Michel: Analytik der Macht. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005. S. 75.

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19 | S e i t e

gewissem Maße begrenzt) modellieren durch z.B. Sport. Gleichzeitig führt es aber dazu,

dass sich ein bestimmtes Bild des Körpers manifestiert, das nun verfolgt wird.

Wie lässt sich `Macht` als Begriff Foucault charakterisieren? Anhand von Eigenschaften,

die den Begriff macht definieren können, wird sich die Arbeit dem Foucault`schen

Begriff `Macht` nähern. Wenn man an Machtausübung denkt, so verbindet man wohl vor

allem im ersten Augenblick damit etwas eher Negatives wie Verbote. Foucault versteht

Macht in diesem Sinne anders: Gerade Verbote, das Unterdrücken von Unerwünschtem,

sind nicht die allein die prägende Kraft der Macht, auch wenn Foucault die

Unterdrückung nicht gänzlich ausschließt, so ist treibendes Element auch das Begehren.

„Wenn wir aber davon ausgehen, dass Macht nicht in erster Linie die Funktion hat zu

verbieten […] Lust zu schaffen, können wir verstehen, warum wir der Macht

gehorchen.“71

Macht wirkt, laut dem Philosophen, deshalb so extrem, weil Wünsche im

Menschen geweckt werden. Das Wechselspiel zwischen Bearbeitung des eigenen Körpers

und der Manifestation von Idealen somit damit von Begehren finden wir hier erwähnt.

Aber auch durch die Macht über den Körper können wir auch tiefergehendes Wissen über

ihn erlangen, durch Untersuchungen jeglicher Art.

Momentan wurde nur von Macht im Singular gesprochen, Foucault stellt fest, dass es

nicht `die` Macht an sich gibt, sondern sie sich aus Mächten und verschiedenen

Wirkungen hierarchisch zusammensetzt.

Eine Gesellschaft ist kein einheitliches Gebilde, in dem nur eine einzige

Macht herrschte, sondern ein Nebeneinander, eine Verbindung, eine

Koordination und auch eine Hierarchie verschiedener Mächte, die

dennoch ihre Besonderheit behalten.72

Macht ist demnach als ein Geflecht zu verstehen. Auch die starke Trennung von

Machtausübenden und Machterfahrenden bestätigt Foucault nicht, im Gegenteil schrieb

er: „Ich glaube, dass wir Machtbeziehungen nicht schematisch betrachten dürfen, auf der

einen Seite jene, die Macht haben, auf der anderen jene, die keine haben.“73

Anscheinend

lassen sich hier fließende Übergänge zwischen den Machthabenden und den Machtlosen

zeigen, denn „[d]ie Machtbeziehungen sind überall.“74

Im gleichen Buch, `Analytik der

Macht`, findet sich eine Aussage von Foucault, die dem Zitat gerade zu widersprechen

schein: „Macht wird immer von den ››einen‹‹ über die ››anderen‹‹ ausgeübt.“75

Dieses

Zitat sagt im Bezug zu dem anderen entweder aus, dass es Menschen gibt, die Macht

71 Foucault, Michel: Analytik der Macht. S. 238.

72 Ebd. S. 226.

73 Ebd. S. 239.

74 Ebd. S. 239.

75 Ebd. S. 255.

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20 | S e i t e

haben, diese aber nicht ausüben, wohingegen die Aussage zuvor sich auf die Ausübung

von Macht bezieht. Also kann es sein, dass Foucault zwischen dem Besitz und der

tatsächlichen Ausübung von Macht unterscheidet oder er widerspricht sich in `Analytik

der Macht` selbst. Dass aber genau die Trennung zwischen Machtausübenden/

Machtbesitzern und Machterfahrenden/Machtlosen schwierig ist, soll später noch einmal

thematisiert werden. Foucault bietet also für diese Problematik eine Basis in seinen

eigenen scheinbar widersprüchlichen Aussagen.

Welche Folge hat diese Form der Macht für den einzelnen Menschen? Durch das

`Durchsetzen` des kompletten menschlichen Lebens, was bereits beschrieben wurde,

findet die Macht auch ihren Eingang in das alltäglich Leben des Individuums, denn die

Macht gibt dem Individuum vor, was angestrebt werden soll, ein Ideal – das `Gesetz der

Wahrheit`:

Diese Machtform gilt dem unmittelbaren Alltagsleben, das die Individuen in

Kategorien einteilt, ihnen ihre Individualität zuweist, sie an ihre Individualität

bindet und ihnen das Gesetz einer Wahrheit auferlegt, die sie in sich selbst und

die anderen in ihnen zu erkennen haben. Diese Machtform verwandelt die

Individuen in Subjekte.76

Paradox scheint hier, dass die Machtform den Individuen sowohl ihre Individualität als

auch Kategorien zuweist.77

Das `Gesetz der Wahrheit`, von mir als Idealvorstellung des

Körpers interpretiert, wandelt die Individuen in Subjekte,78

die sich dieser Wahrheit des

Ideals in sich und im Gegenüber bewusst werden müssen. Dadurch, dass der Einzelne

diese Wahrheit für sich selbst erkennen kann, wird er zum Subjekt, das diese Wahrheit

annimmt und daher sich an diese Wahrheit und an die Macht, die das Ideal geprägt hat,

bindet, sich ihr unterordnet.

Ein weiteres Merkmal der Macht ist es, dass sie das Handeln vom Gegenüber beeinflusst,

d.h. der Einfluss lässt sich an den Taten des Anderen erkennen. „Die Ausübung von

Macht ist keine bloße Beziehung zwischen individuellen oder kollektiven ››Partnern‹‹,

sondern eine Form handelnder Einwirkung auf andere.“79

Zudem wird zur Macht-

ausübung die Bildung eines Konsens sowie die Verwendung von Gewalt genutzt, aber

76 Foucault, Michel: Analytik der Macht. S. 245.

77 Eine tiefergehende, komplexe Darstellung dieser anscheinenden Widersprüchlichkeit soll hier

nicht vorgenommen werden, um Macht in seinen Eigenschaften kurz zu charakterisieren.

Aufgrund der Kürze der Arbeit soll dieser Teil vernachlässigt werden mit dem Verweise auf das

Aufgreifen in der Anwendung auf die `ästhetische Körpermodifikation`. 78

Als Subjekt versteht Foucault zwei Formen: Als Subjekt, das Herrschaft eines anderen

Menschen untergeordnet ist und daher von ihm in irgendeiner Weise abhängig ist. Und: Als

Subjekt, eine individuelle Identität besitzt, weil es sich selbst bewusst ist und zur Selbsterkenntnis

fähig. Dies ist Merkmal eines Subjektes, da ein Objekt diese Fähigkeiten nicht besitzt.

Vgl. Foucault, Michel: Analytik der Macht. S. 245. 79

Ebd. S. 255.

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diese beiden Formen sind nicht unweigerlicher Teil der Machtausübung. „Gewalt und

Konsens sind Mittel oder Wirkungen, nicht Prinzip oder Wesen der Machtausübung.“80

Da auf Gewalt (meist) eine Reaktion folgt und die Bildung von Konsens auch auf einen

Einfluss z.B. durch Diskussion hindeutet,81

lassen sich diese als Mittel der Macht

ausdrücken.

Auch das Verhältnis vom Machtausübung und Freiheit der Machtlosen hat sich der

französische Philosoph gewidmet: „[…]einem Verhältnis, das durch gegenseitiges

Antreiben und Kampf geprägt ist und weniger durch einen Gegensatz, in dem beide

Seiten einander blockieren, als durch ein permanentes Provozieren.“82

Der Wille zur

Freiheit und die Einschränkung durch den Machthabenden sollen sich nicht gegenseitig

zur Handlungsunfähigkeit beschränken, sondern sich in einem kämpferischen

Spannungsverhältnis befinden. Dies scheint auf relativ gleichwertige Antagonisten

hinzuweisen, da keiner von beiden den Kampf für sich entscheiden kann, sondern es ein

andauerndes Kräftemessen sein soll.

Michel Foucault hat das Thema `Bio-Politik` des Staates auf die Regierung ausgeweitet.

Er bezeichnet als „Gouvernement“ die Regierung, die sich durch Machtbeziehung „››gou-

vernementalisier[…]‹‹“.83

Dies geschieht vor allem dadurch, dass sie Leitungsstellen der

staatlichen Institutionen differenziert, rationalisiert und zentralisiert. Die Leitung der

Regierung wird also an der Vernunft ausgerichtet und verzweigter, aber zentral gesteuert.

„Die eigentliche Verankerung der Machtbeziehung ist außerhalb der Institutionen zu

suchen, auch wenn sie in einer Institution Gestalt annehmen.“84

Die Institutionen, die

gebildet wurden, wie Polizei, Beamtenapparat etc., tragen laut Foucault die Macht nicht,

sondern „[d]ie Machtbeziehungen wurzeln im permanenten gesellschaftlichen

Geflecht.“85

Dies lässt sich dadurch erklären, dass die Individuen das `Gesetz der

Wahrheit` verinnerlichen und ein bedeutend großer Teil an dieses Ideal glaubt. Dadurch

beeinflussen sich die Menschen gegenseitig und geben das Ideal weiter. Die Macht

durchzieht die Macht die Gesellschaft.86

Nachdem die Theorie Foucaults im Auszug vorgestellt wurde, soll nun diese auf die

`ästhetische Körpermodifikation` angewendet werden. Wir wollen die `ästhetische

80 Foucault, Michel: Analytik der Macht. S. 255.

81 Persönlich finde ich, dass Konsens nicht zwingend auf Beeinflussung von Machthabenden

beruht, da Konsens auch durch freien Austausch gleichwertiger Gesprächspartner hergestellt

werden kann, so dass man sich auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigt. Foucaults Aussage

lässt jedoch eher darauf schließen, dass Konsensbildung als Beeinflussung gesehen werden kann. 82

Foucault, Michel: Analytik der Macht. S. 257. 83

Ebd. S. 260. 84

Ebd. S. 258. 85

Ebd. S. 260. 86

Indirekte Quelle für den Punkt 4 zur Betrachtung der Theorie von Foucualt:

Vgl. Foucault, Michel: Analytik der Macht.

Page 23: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

22 | S e i t e

Körpermodifikation` als Schnitt-Stelle zwischen Individuum und Gesellschaft

untersuchen.

Die Auseinandersetzung mit Praxen der Verkörperung erfordert eine

Beschäftigung mit der Schnittstelle zwischen den Erfahrungen, die eine Person

mit ihrem Körper macht einerseits und den kulturellen Bedeutungen, die dem

Körper und den spezifischen Körperpraxen zukommen andererseits.87

Wir können also von der Erfahrung des Individuums mit seinem Körper und dem

sozialen, kulturell geprägten Verständnis vom Körper ausgehen. Liegt eine Ursache für

den Wunsch nach einer `ästhetischen Körpermodifikation` in solch einem sozialen Punkt?

„Das Motiv, das hinter Schönheitsoperationen steht, ist häufig der Glaube, dadurch

Erfolg, Ansehen oder eine neue Partnerschaft zu gewinnen.“88

Das bedeutet im Grunde,

dass mit der `ästhetische Körpermodifikation` die Hoffnung auf ein positiveres Leben

verbunden wird, in der sich Wünsche wie Erfolg, Anerkennung oder eine

Liebesbeziehung ausdrücken. Schöne89

Menschen erfahren mehr Anerkennung, mehr

positives Feedback vom Gegenüber, als Menschen, die als weniger schön angesehen

werden. Da Menschen sich vom Schönsein Vorteile versprechen, wie z.B. Anerkennung,

arbeiten sie daran für den Anderen schön(er) zu sein durch Make-up, durch für die

individuelle Figur passende(re) (betonende oder kaschierende) Kleidung, durch

Frisurveränderung oder durch `ästhetische Körpermodifikation` um jünger auszusehen

etc. „Schönheitshandeln ist mit anderen Worten ein sozialer Prozess, in dem Menschen

versuchen, soziale (Anerkennungs-)Effekte zu erzielen.“90

Diese vielfältige offensichtlich

äußerliche Veränderung referiert also auf Wahrnehmung und Erfahrung, was als

schön(er) empfunden wird und daraufhin inszeniert sich der Einzelne um dem Gegenüber

zu gefallen. „Moderne Körperinszenierungen erscheinen damit als Versuch der Teilhabe

um soziale Macht: Nicht eine Rolle lediglich spielen, sondern verkörpern ist die

Maxime.“91

Die Rolle `jung, schön, attraktiv` wird nicht nur gespielt, sondern

verinnerlicht. Warum, lässt sich an Foucaults `Gesetz der Wahrheit` verdeutlichen.

Nach den Ergebnissen sozialpsychologischer Studien haben schöne Menschen

(im Sinn der statistisch-mehrheitlichen Auffassung von Schönheit) mehr Erfolg in

87 Davis, Kathy: Surgical passing – Das Unbehagen an Michael Jacksons Nase. S. 59.

88 Trattner, Agnes: Piercing, Tattoo und Schönheitsoperationen. S. 75.

89 Auch wenn das Schönheitsideal an sich nicht in seiner komplexen historischen Entwicklung

hier angeführt wird, soll das Thema kurz später folgen, in seiner momentanen Ausprägung. In

dieser Arbeit wird es aber vor allem eine Metaanalyse sein. 90

Degele, Nina: Normale Exklusivitäten – Schönheitshandeln, Schmerznormalisieren, Körper

inszenieren. In: schön normal. Manipulation am Körper als Technologien des Selbst. Hrsg. v.

Paule-Irene Villa. Bielefeld: transcript 2008. S. 71. 91

Ebd. S. 80.

Page 24: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

23 | S e i t e

der Liebe, im Beruf und im Leben überhaupt. […] Schönheit befähigt zu sozialer

Macht, dient ihrer Inszenierung und verkörpert Status.92

Das `Gesetz der Wahrheit` sagt in der momentanen, westlichen Gesellschaft aus: Wenn

du schön bist, bist du erfolgreicher in allen Bereichen deines Lebens. Die Menschen

haben dieses Gesetz dogmatisch angenommen, bis sie selbst zum Subjekt wurden, das

dies für sich selbst erkannt hatte und ihm die (scheinbare) Richtigkeit dieses Gesetzes

bewusst wurde. Das Ideal des schönen, schlanken Aussehens hat sich manifestiert in den

Köpfen, in der Seele der Menschen – in ihnen. Bei dieser Vorstellung referiert die

Äußerlichkeit des Menschen auf sein Innerstes: „Der Körper erhielt nun die Funktion, die

unsichtbaren Tiefenschichten des `Charakters` auszudrücken.“93

Schönheit wird mit

charakterlichen Eigenschaften verbunden.

Was jedoch verwundert, ist, dass das gegenteilige Denken auch im Denken der Menschen

aktiv ist. Menschen mit besonders guten Aussehen werden negative Merkmale wie

unzulänglich, materialistisch, weniger positiv gegenüber Bedürftigen oder sozial

Schwächeren, untreu, weniger verantwortungsbewusst, eitel, und neurotisch bezeichnet –

einem Potpourri negativer Zuschreibungen. Auch hier gibt es einen engen imaginierten

Zusammenhang zwischen Innerem und Äußerem eines Menschen.94

Ähnlich ist es bei der offiziellen Aussage, sich nicht am Schönheitsideal zu orientieren,

weil man nicht möchte, dass es scheint, also wolle man sich ausschließlich für andere

schön machen. Sich für sich selbst schön zu machen, klingt unabhängiger,

selbstbewusster und zeugt von Authentizität und Selbstbewusstsein. Menschen, die dies

aussagen, möchten nicht als `gehirnfreie Barbiepuppe` kategorisiert werden, sondern als

Mensch mit innerem Wert, als Individuum. Menschen wollen gern als einzeln, als

Individuum mit eigenem Wert verstanden werden. Hier finden sich demnach Beispiele

für die scheinbar paradoxe Verstrickung von Kategorisierung und Individualität.

Im Falle der `ästhetischen Körpermodifikation` finden sich einige der oben beschriebenen

Phänomene. So wollten Juden und Jüdinnen sich von antisemitischen, stereotypen

negativen Zuschreibungen durch eine Nasenoperation lösen. Das zeigt, dass das Bild des

Juden mit einer Hakennase eine feste Verbindung zwischen diesem äußeren Merkmal und

schlechten Charakter im Kopf des Menschen herzustellen vermag. Der Wunsch nach

92 Degele, Nina: Schönheit – Erfolg – Macht. In: APuZ. Aus Politik und Zeitgeschichte. 18/2007.

Hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung. Frankfurt am Main: Frankfurter Societäts-

Druckerei 2007. S. 29. 93

Alkemeyer, Thomas: Aufrecht und biegsam. Eine politische Geschichte des Körperkults. In:

APuZ. Aus Politik und Zeitgeschichte. 18/2007. Hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung.

Frankfurt am Main: Frankfurter Societäts-Druckerei 2007. S. 7. 94

Höchstwahrscheinlich lässt sich dies durch den Neid des Gegenübers erklären, der die gleiche

Anerkennung wie der als schön empfundene Mensch erfahren möchte.

Page 25: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

24 | S e i t e

Anerkennung und mehr Erfolg lässt sich bei Asiat_innen finden, die ihr Gesicht an

`Merkmale` der weißen `race` angleichen wollen durch Augenlidkorrektur, Nasen-

verlängerung und Einsatz von Implantaten. Von der äußerlichen Veränderung erhoffen

sie sich mehr Erfolg im Beruf oder auch bessere Chancen bei der Partnerwahl.95

Frauen,

die bereits weiß sind und daher schon ein Merkmal des westlichen Schönheitsideals

erfüllen, möchten sich diesem weiter annähern und lassen sich z.B. die Brust vergrößern.

Sie lassen aber, bis auf Ausnahmen, nicht ihren kompletten Körper modifizieren, sondern

einzelne Stellen wie eine zu lange Nase oder zu kleine Brüste. Dies zeigt, dass die

Kategorie des Schönheitsideals als Vorbild zur Veränderung genutzt wird. Gleichzeitig

bleiben aber individuelle Bestandteile des Körpers durch die `ästhetische

Körpermodifikation` weniger berührt: Wird beispielsweise die Nase begradigt und

verkürzt auf eine Stupsnase, so bleiben Wangen und Mund, obwohl sie dem Ideal nicht

entsprechen, weil vielleicht der Mund zu schmal und die Wangenknochen nicht hoch

genug sind, in ihrem Zustand. Ein gewisser Grad an Individualität wird demnach

geschätzt und geschützt wird. Allerdings werden trotzdem Kategorien gebildet, wie etwas

auszusehen hat und wenn es das nicht tut, wie es dann bezeichnen wird und auf was es,

z.B. bei Vorurteilen, referiert. Dies kann als Übertragung der Aussage von Foucault

gesehen werden, dass Individuen in Kategorien eingeteilt werden, ihnen aber trotzdem

Individualität zugeschrieben wird. Nun bin ich im vorigen Satz von der Gesellschaft

ausgegangen, die diese Zuschreibungen vornimmt, meine Beispiele haben sich jedoch

auch auf den Wunsch des einzelnen Menschen zur Veränderung bezogen. Wie kann hier

die Verbindung mit Hilfe Foucault gezogen werden?

Michel Foucault spricht von einem `handelnden Einfluss`, der durch Macht ausgeübt

wird. Mittel dafür sind Gewalt und Konsens. Wenn Gewalt, im Gegensatz zum Konsens,

als physische Aktion verstanden wird, so ist es schwer ein Beispiel innerhalb des

Komplexes der `ästhetischen Körpermodifikation` zu finden, das physische Gewalt zur

Machtausübung zeigt. Sicherlich kann der Eingriff der `ästhetische Körpermodifikation`

als Gewaltanwendung verstanden werden, da ja ein Eingriff in den Körper vorgenommen

wird. Es geschieht mit Einwilligung der Patientin bzw. des Patienten, kann also weniger

als Gewalt verstanden werden. Als Mittel zur Machtausübung lässt sich Gewalt demnach

nicht in der `ästhetische Körpermodifikation` finden.96

95 Dieser Aspekt wurde bereits unter 2.1 thematisiert und soll hier zur Demonstration

herangezogen werden. 96

Jedenfalls sind mir keine solchen Fälle bekannt. Gewalt könnte auch als psychische Gewalt

verstanden werden, so wie es Psychoterror z.B. gibt. Als assoziativen Begriff würde ich Gewalt

bezogen auf das Schönheitsideal und die `ästhetische Körpermodifikation` als zu stark verstehen,

sondern eher als extreme Einflussnahme und diese wird diskutiert werden.

Page 26: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

25 | S e i t e

Es gibt für Foucault noch ein weiteres Mittel zur Machtausübung: Konsens. Als

`Konsens` soll eine Einstellung zu etwas oder eine Denkweise verstanden werden.

Gemeinhin wird sie von einem Großteil der Mensch akzeptiert, findet deren Einwilligung.

Kann das Schönheitsideal als `Konsens` bezeichnet werden? Auch wenn das Ideal der

Schönheit, wenn überhaupt, nur durch viel Disziplin und harte Arbeit am Körper sowie

eventuell durch Eingriffe von `ästhetische Körpermodifikation` erreicht werden kann,

richten sich viele Menschen nach diesem Ideal oder orientieren sich daran. Ich denke, die

Begründung liegt in dem sozialen Anerkennungseffekt, der bereits beschrieben wurde.

Menschen wünschen sich Anerkennung durch andere, die sie aufgrund von gutem

Aussehen erhalten. Diese Anerkennung erhalten sie dann, weil der soziale

Anerkennungseffekt auf den Konsens des Schönheitsideals Bezug nimmt. Dieses Ideal

findet Bestätigung im Konsens und referiert auf ihn. Nun, es scheint hier ein

Zirkelschluss vorzuliegen. Er wirkt logisch, da ich den Wunsch nach Anerkennung und

den Konsens als starke Triebkräfte für Handeln, die sich gegenseitig bedingen, auffasse.

Auch wenn nicht alle Menschen sich an dem Ideal orientieren, so doch eine große Zahl.

Dieser `Teufelskreis` von gegenseitigem Bezug auf sozialer Anerkennung und Konsens

zeigt ein gewisse eigene Dynamik: Durch die wechselseitige Referenz auf einander

verstärken sich beide Ursachen, da sie weiter im Denken der Menschen manifestieren

können, das Ideal und seine Gründe `schleifen` sich quasi im Inneren des Menschen ein.

Der menschliche Körper ist ein durch und durch soziales Phänomen: Was immer

Menschen mit ihrem Körper tun, welche Einstellung sie zu und welches Wissen

sie von ihm haben, ist geprägt von der Kultur, Gesellschaft und Epoche, in der

diese Körperpraktiken, -vorstellungen und –bewertungen auftreten.97

Das Ideal wird von kulturellen, zeitlichen und gesellschaftliche Faktoren beeinflusst. So

verändert sich das Ideal des Körpers in Zeiten finanzieller und existentieller Not. Haben

die Menschen wenig Geld und wenig Nahrung, steigt die Tendenz zum Ideal von

Menschen mit mehr Leibesfülle.98

Inszenierungen des Körpers sind also auch von

Veränderungen im Leben bzw. innerhalb der Gesellschaft beeinflusst. Ob Krieg und

damit einhergehend Mangel an Luxusgütern und besonderem Essen besteht oder ob

davon im Überfluss da ist, bestimmt die Gesellschaft mit. Dadurch gab es im Laufe der

Zeit verschiedene Schönheitsideale wie die Rubensfrauen mit verstärkt weiblichen

97 Gugutzer, Robert: Körperkult und Schönheitswahn – Wider den Zeitgeist. In: APuZ. Aus Politik

und Zeitgeschichte. 18/2007. Hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung. Frankfurt am Main:

Frankfurter Societäts-Druckerei 2007. S. 4. 98

Zur Vereinfachung soll innerhalb dieser Arbeit kein Unterschied zwischen Leib und Körper

angenommen werden.

Page 27: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

26 | S e i t e

Rundungen oder androgyne Frauen wie Twiggy in den 60er Jahren des letzten

Jahrhunderts.

Der Effekt des Schönheitsideals und die Verankerung in der Gesellschaft haben auch

durch die neuen Technologien andere Ausmaße angenommen:

Die Kultur der Optimierung hat sich mittlerweile auf eine Art und Weise

verselbständigt, dass nicht mehr die Veränderung und der Versuch einer

Verbesserung der Begründung bedürfte, sondern nun vielmehr begründet werden

muss, dass eine Optimierung unterlassen werden kann.99

Dieses Zitat spricht die Macht des Schönheitsideals an, denn es thematisiert, dass es nicht

mehr normal angesehen wird, seine Natürlichkeit zu behalten und weniger seinen Körper

auf irgendeine Art und Weise verändern zu wollen. Das Zitat sagt aus, dass, wenn diese

Modifikation abgelehnt wird, das Verhalten auf Unverständnis stößt. Dies kann man sich

am Beispiel des Ohrenanlegens verdeutlichen. Es ist nachvollziehbar, dass einem Kind,

das Segelohren hat, diese angelegt werden, so dass sie nicht mehr abstehen. Da

Segelohren nicht dem Schönheitsideal entsprechen, liegt es nahe, dass sie in den meisten

Fällen korrigiert werden. Wird dies jedoch nicht gemacht, so kann man sich vorstellen,

wie Bekannte und Freunden nach dem Grund für diese `Verweigerung` fragen. Die

Möglichkeiten der `ästhetische Körpermodifikation` nicht zu nutzen, kann auf

Unverständnis stoßen. Ähnlich ist es mit Menschen, die Übergewicht haben. Ihnen wird

(höchstwahrscheinlich) regelmäßig von besorgten Mitmenschen nahe gelegt, jetzt doch

endlich einmal abzunehmen, denn so, wie sie seien, seien sie nicht schön. Dabei werden

Sportarten und Diäten im besten Falle gleich empfohlen. Sich nicht permanent am

Schönheitsideal zu orientieren und Schönheitshandeln zu betreiben, kann demnach eine

negative Reaktion anderer Menschen nach sich ziehen, was die Einflusskraft auf das

Handeln der Menschen und damit die Macht zeigt.

Foucault hat seine Untersuchung zur Macht nicht auf die Gesellschaft begrenzt, sondern

auch auf den Staat ausgeweitet. So schuf er die Verbindung zwischen Politischem und

Biologischem im Begriff `Bio-Politik`. In der Bio-Politik wird der Körper des Menschen

kontrolliert, reguliert und durch Eingriffe verändert. Als Beispiel habe ich die

Vorsorgepraxis zum Glaukom angeführt. Diese Kontrolle und Modifizierung des Körpers

lässt sich auch auf die `ästhetische Körpermodifikation` anwenden. Sabine Maasen

beschreibt die `ästhetische Körpermodifikation` in der Bio-Politik folgendermaßen:

`Ästhetische Körpermodifikationen` seien Teile „bioästhetisch orientierter Gouver-

99 Lenk, Christian: Verbesserung als Selbstzweck? Psyche und Körper zwischen Abweichung,

Norm und Optimum. In: no body is perfect. Baumaßnahmen am menschlichen Körper –

Bioethische und ästhetische Aufrisse. Bielefeld: transcript 2006. S. 66.

Page 28: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

27 | S e i t e

nementalität“1. Das Individuum verstünde sich als frei, selbstbestimmt und authentisch.

Es sähe seine Möglichkeit auf Selbstoptimierung und zur Gemeinschaft beizutragen.1 Das

Schönheitshandeln würde als frei gewähltes und weniger durch Andere suggeriert

empfunden. Dabei solle das eigene Leben verbessert, individuellen Chancen gesteigert

werden unter Verwendung von Technologien und Wissen.

Auch die Regierungswirkung schönheitschirurgischer Angebote ergibt sich ja in

aller Regel nicht, oder nicht allein, durch Zwangswirken, sondern auch durch den

individuellen Eindruck zu seiner Optimierung selbst etwas beitragen zu können –

und, wo es technisch möglich ist, es eigentlich auch zu müssen.100

Das bedeutet, dass Schönheitshandeln und damit auch die `ästhetische

Körpermodifikation` aus der individuellen Entscheidung heraus verwendet werden, um

das Leben zu verbessern, in dem Gedanken, dass mit steigernder Annäherung an das

Schönheitsideal die soziale Anerkennung und damit das Glück steigt. Sich der

Verwendung von `ästhetischen Körpermodifikationen` zu verweigern, bedeutet die

Technologie nicht zu nutzen und damit nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben

und daraus folgend selbst schuld am eigenen Unglück zu sein.

Aus gouvernementalitätstheoretischer Perspektive verweben sich

Optimierungsmotiv (Selbstführung) und Gemeinwohlgebot (Fremdführung) zum

zentralen Movens für die Akzeptabilität schönheitschirurgischer Aktivitäten.101

Der Staat hat also Anteil daran, dass sich Motive von Individuum und Gesellschaft

vermischen. Dies kann man sich dadurch erklären, dass er den Konsens als Basis nimmt

und z.B. Angebote unterstützt wie Präventionsprogramme gegen Krankheiten, die durch

Übergewicht hervorgerufen oder verstärkt werden, Diätmaßnahmen oder Mitfinanzierung

von Forschung in bestimmten medizinischen Bereichen, wie Foucault beschrieb. Selbst-

und Fremdführung des Individuums führen dazu, dass `ästhetische Körper-

modifikationen` akzeptiert und als positiv bewertet werden. Sie helfen dem Einzelnen,

schöner und erfolgreicher zu werden, sich damit in den Konsens einzufügen. Macht wird

in diesem Falle aber vorwiegend von der Gesellschaft auf den Einzelnen ausgeübt durch

Konsens und durch Suggestion, während der einzelne Mensch sich mehr beeinflussen

lässt als er selbst jemanden beeinflusst. Trotzdem muss man den Einzelnen als Teil des

Ganzen sehen und damit, dass er bzw. sie selbst zu der Machtausübung der Gesellschaft

als Zahnrad im Getriebe beiträgt.

100 Maasen, Sabine: Bio-ästhetische Gouvernementalität – Schönheitschirurgie als Biopolitik. In:

schön normal. Manipulation am Körper als Technologien des Selbst. Hrsg. v. Paule-Irene Villa.

Bielefeld: transcript 2008. S. 102. 101

Ebd. S. 103.

Page 29: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

28 | S e i t e

Auch die Freiheit des Individuums wurde kurz als Thema angeführt. Die politische

Macht bezieht sich vor allem auf das Wohl und damit die Interessen der Gemeinschaft

und weniger auf den einzelnen Menschen, da dessen Interesse sehr individuell,

unabhängig und konträr zum Gemeinwohl sein kann. Die Freiheit des Einzelnen wird im

Interesse der Gesellschaft eingeschränkt. Wie weit wird die Freiheit höchstwahrscheinlich

begrenzt?

Johannes Ach bekräftigt die These, dass dem Individuum das `Gesetz der Wahrheit` als

eigene Chance suggeriert und der Mensch damit beeinflusst werde. Ach geht weiter,

indem er behauptet, dass die `ästhetische Körpermodifikation` Indikator eines glück-

licheren Lebens sei und diese Aussicht dadurch zu einem Zwang werde, der eine Wahl

nur noch in der Theorie zulasse.

[…] dass es einen massiven, stetig zunehmenden Druck auf Frauen gebe, sich

solchen Maßnahmen zu unterziehen. Die Schönheitschirurgie verspreche

praktisch allen Frauen die Möglichkeit, sich einen schönen, jung aussehenden

Körper kreieren zu lassen. Dieser ››technologische Schönheitsimperativ‹‹ aber

mache die Freiheit der Wahl letztlich zu einer Illusion […]102

Der ` technologische Schönheitsimperativ` lässt sich inhaltlich mit dem Schönheits-ideal,

dem Foucault´schen `Gesetz der Wahrheit` gleichsetzten. Die Freiheit sei, laut Ach, reine

Illusion. Johannes Ach formuliert einen drastischeren Fall als bisher skizziert: Wenn man

davon ausgeht, dass `ästhetische Körpermodifikationen`, vor allem bei Frauen,103

massiv

beeinflusst genauer als fremdbestimmt angesehen werden sollen,

[…] können Entscheidungen einer Person überhaupt nur dann als autonom und

selbstbestimmt gelten, wenn sie nicht durch heterogene Motive ››kontaminiert‹‹

sind. Eine solche Vorstellung von Autonomie ist aber unrealistisch und jedenfalls

über Gebühr anspruchsvoll.104

Wie können wir Entscheidungen verstehen, die nicht durch heterogene Motive

`kontaminiert` sind? Ich denke, dass dies im Sinne des Aspektes der Beeinflussung

aufzufassen ist, als Denkstrukturen, die durch andere Menschen an das Individuum

herangetragen werden und dazu führen können, dass sich die Einstellung des Individuums

zu einem Thema, einer Sache verändern kann, so wie es von Foucault als Einfluss der

Macht auf das Handeln von Menschen formuliert wurde. Das Prinzip des sozialen

102 Ach, Johannes S.: Komplizen der Schönheit? S. 198.

103 Ach begrenzt es hier vor allem auf Frauen, da sie stärker dem Ideal ausgesetzt bzw. von ihm

tangiert werden. Der Aspekt über geschlechtsspezifisches Schönheitsideal und damit verbunden

die geschlechtsspezifische `ästhetische Körpermodifikation` kann in dieser Arbeit nicht weiter

behandelt werden. Es gibt jedoch gerade in Fachkreisen der feministischen Theorie bereits eine

längere Debatte über diese Themen. 104

Ach, Johannes S.: Komplizen der Schönheit? S. 202.

Page 30: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

29 | S e i t e

Anerkennungseffektes und der Konsens in ihrer verstrickten Beziehung lassen sich hier

als Beispiel anführen. Der Wunsch nach Anerkennung durch Andere, durch die

Gesellschaft, sowie die Übernahme von Einstellungen des Konsens können dazu führen,

dass sich ein Individuum im Sinne des `Gesetzes der Wahrheit` der Gesellschaft

verändert, `ästhetische Körpermodifikationen` an sich durchführen lässt, um als schön(er)

zu gelten. Das Individuum wird also von Motiven von außen beeinflusst oder

`kontaminiert`. Wenn man sich aber vor Augen führt, dass der Einzelne in einer

Gesellschaft lebt, in einem sozialen Geflecht und nicht einsam auf einer Insel als Kind

dort auftaucht und ohne Kennenlernen eines anderen Menschen stirbt, bewegen sich

Menschen immer in einem gesellschaftlichen Raum. Dieser wird unweigerlich durch

Erfahrungen mit den Mitmenschen oder auch nur durch sinnliche Phänomene geprägt.

Ein vollständig von der menschlichen Umgebung unberührter Mensch ist schon aufgrund

der Einflüsse von Erziehung, Familie, Kindergarten und Schule kaum denkbar. Johannes

Ach gibt selbst an, dass eine 100 %ige Autonomie des Menschen eher abwegig ist, was

ich gerade versucht habe zu demonstrieren.

Nehmen wir eine gegenteilige Meinung: Die Ansicht Thomas Schrammes dazu verhält

sich zu beiden Aussagen von Johannes Ach konträr:

Nun kann man aber in der Modifikation des eigenen Körpers, in der

Überschreitung seiner biologischen Gegebenheit, die höchste Form der Ausübung

menschlicher Freiheit sehen. […] was einige Menschen als Verstümmelung

ansehen, gilt anderen als Perfektionierung ihrer physischen Erscheinung.105

Schramme versteht die Modifizierung des eigenen Körpers als Ausdruck von Freiheit,

weil der Mensch seinen Körper nach eigenem Belieben und Vorstellung verändern kann.

Die eigenen Wünsche, das eigene Ideal drückt sich somit in dem Aussehen des Menschen

aus. Aber auch hier besteht das Problem, dass das Ideal der Gesellschaft sich bei den

meisten Menschen verinnerlicht findet. Ist diese Beeinflussung nicht bereits

Einschränkung der Freiheit und die Modifizierung des Äußeren damit nicht manifestierte

Referenz auf explizit dieses Ideal und damit Verweis auf die Macht der Gesellschaft über

den Einzelnen?

Problematisch an den beiden von Johannes Ach angeführten Zitaten ist die Aussage der

Einschränkung der Freiheit bis zur Fremdbestimmung des Individuums durch Andere. Ich

habe versucht zu zeigen, dass das Schönheitsideal mittels der Gesellschaft eine gewisse

Macht auf das Individuum ausübt und dass es schwer für das Individuum sein kann, sich

105 Schramme, Thomas: Freiwillige Verstümmelung. Warum eigentlich nicht? In: no body is

perfect. Baumaßnahmen am menschlichen Körper – Bioethische und ästhetische Aufrisse.

Bielefeld: transcript 2006. S. 173.

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30 | S e i t e

dieser Macht zu widersetzen. Wenn wir jedoch davon ausgehen, dass Macht bezüglich

dessen, was als Schönheit zu verstehen ist, auf die Menschen ausgeübt wird, müssen wir

uns fragen, wie weit dann ästhetische Entscheidungen auch der `ästhetischen

Körpermodifikation` als frei gewählt verstanden werden können. Johannes Ach und

Thomas Schramme bieten die zwei Eckpunkte einer Skala von ästhetischer Freiheit des

Individuums. An dem eigenen Körper Veränderungen vorzunehmen bedarf (fast) immer

der Initiative des Individuums106

und auch dessen Einwilligung, vor allem im Falle der

`ästhetische Körpermodifikationen`. Bei dieser kann von einer offiziellen, mündlichen

und schriftlichen Einwilligung in die körperliche Veränderung gegenüber einer anderen

Person, wie dem Arzt, ausgegangen werden. In diesem Moment vor dem Eingriff, in dem

Moment, in dem eingewilligt wird, kann das Individuum sich quasi noch umentscheiden.

Doch wir müssen davon ausgehen, dass viele Entscheidungen vor allem ästhetische

beeinflusst sind vom sozialen Geflecht und dem damit verbundenen Konsens. Soziale

Anerkennung ist ein starkes Motiv, denn kein Mensch möchte permanent nur abgelehnt

werden, vor allem nicht von den Menschen, die ihm wichtig sind und die er oder sie liebt.

Ich denke, diese Machtstruktur, der die Menschen durch das soziale Geflecht -

Gesellschaft - ausgesetzt sind, muss den Menschen stärker aufgedeckt und als solche

Machtstruktur und mit seinen Folgen vermittelt werden. Durch diese Art von Aufklärung

können Menschen die Einflüsse, die sie betreffen, besser reflektieren und hinterfragen.

Dies würde zu freieren Entscheidungen führen, weil das Individuum durch Aufklärung

mehr Möglichkeiten hat, sich zu distanzieren vom Machtgefüge. Bei dieser Distanzierung

können wir folgendes als Leitgedanke zu Rate ziehen:

Wir müssen uns vorstellen und konstruieren, was wir sein könnten, wenn wir uns

dem doppelten politischen Zwang entziehen wollen, der in der gleichzeitigen

Individualisierung und Totalisierung der modernen Machtstrukturen liegt.107

Jeder kann sich anhand dieser Aussage überlegen, was die `ästhetische

Körpermodifikation` an dem Menschen selbst verändert und wie wir wirklich sein

wollen.108

106 Veränderungen am Aussehen eines Kindes z.B. das Flechten von Zöpfen des kindlichen

Haares und ähnliche Fälle sollen ausgeklammert werden. Diese Betrachtung bezieht sich auf

Menschen ab der Pubertät, da ab da zunehmend eigene, bewusste Entscheidungen getroffen

werden. Auch Menschen mit geistiger Behinderung oder Alzheimer und ähnliche Gedächtnis- und

bewusstseinsbeeinflussenden körperlichen Zuständen sollen an dieser Stelle vernachlässigt

werden. 107

Foucault, Michel: Analytik der Macht. S. 250. 108

Indirekte Quellen zum Punkt 4:

Vgl. Degele, Nina: Schönheit – Erfolg – Macht. S. 27-32.

Vgl. Maasen, Sabine: Bio-ästhetische Gouvernementalität – Schönheitschirurgie als Biopolitik. S.

99-118.

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31 | S e i t e

Am Ende der Betrachtung vom Verhältnis zwischen Gesellschaft und Individuum kann

festgehalten werden, dass das Schönheitsideal als Form der Machtstruktur verstanden

werden kann. Das Partizipieren an der Macht drückt sich in dem Wunsch nach sozialer

Anerkennung aus. Nun soll die Gesellschaft im Zusammenhang mit möglichen ethischen

Problematiken und der `ästhetischen Körpermodifikation` näher beleuchtet werden.

5 Zur Gesellschaft: Ethische Aspekte

Die `ästhetische Körpermodifikation` wirft mit ihrer Existenz und Verbreitung

verschiedene ethische Problematiken auf. Dazu zählt z.B. die eigene Verantwortung für

die Integrität109

des menschlichen Körpers, denn

[a]us der modernen Erwartung, seinen Körper zu gestalten, ergeben sich neue

Möglichkeiten des Körperumgangs und der Körperinszenierung, aber auch die

Eigenverantwortung für den Körper und den Druck sich Schönheitsnormen

eigenaktiv anzunähern.110

So wächst durch die Inszenierung und Veränderung vom eigenen Körper auch die Anzahl

der Variationen und diese stehen dem Einzelnen zur Verfügung. Aber jeder Mensch hat

auch nur seinen eigenen Körper, nur ein einziges Mal111

und daher muss er seinen Körper

so weit pflegen, dass dieser zum Leben funktionsfähig ist. Körpermodifikationen, egal

welcher Art, verletzen die Integrität des Körpers z.B. durch das Erzeugen von Wunden

bei Operationen oder bei Piercings. Auch Schönheitsnormen können die Integrität des

menschlichen Körpers einschränken, was Korsetts aus dem 19. Jahrhundert beweisen:

Durch das massive Zusammenschnüren wurden Rippen verbogen und Organe in eine

andere Form gedrängt, dies führte zu Beschwerden bei der Trägerin des Korsetts. In

diesem Themenfeld kann eine Frage lauten: Wie weit darf die Integrität des eigenen

Körpers eingeschränkt werden?

Durch das jeweilig geltende Schönheitsideal können Versprechungen im Einzelnen

geschürt werden, wie „Wenn ich diesem Ideal entspreche, werde ich glücklicher.“ Ideale

können den Menschen Hinweise geben, welchen Weg sie gehen sollten, wie die Ideale

der Tugenden. Ideale können aber auch weit entfernte vollkommende Vorbilder sein, die

sich vornehmlich auf Äußerlichkeiten beziehen und meist nicht zu erreichen sind. „So

Vgl. Menninghaus, Winfried: Der Preis der Schönheit: Nutzen und Lasten ihrer Verehrung. In:

APuZ. Aus Politik und Zeitgeschichte. 18/2007. Hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung.

Frankfurt am Main: Frankfurter Societäts-Druckerei 2007. S. 33-38. 109

Definition im Punkt 5.2 110

Trattner, Agnes: Piercing, Tattoo und Schönheitsoperationen. S. 13. 111

Ersatzvarianten von Organen und Körperteilen durch Transplantation sollen hier nicht weiter

betrachtet werden, da sie weniger relevant sind in dieser Betrachtung bezüglich der `ästhetische

Körpermodifikation`.

Page 33: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

32 | S e i t e

wie der Mensch ist, wie wir ihn als Teil der Natur vorfinden, bleibt er stets hinter den

Idealen und Wünschen zurück.“112

Hier muss der Einzelne für sich das Maß, zwischen

Akzeptanz des Individuellen und Arbeiten zum Ideal hin, finden. Jedoch scheint dies für

Menschen leichter zu sein, die vermögend sind, um durch die Dienstleistung anderer

ihrem Ideal näher zu kommen oder bereits zu großem Teil diesem Ideal entsprechen. „Mit

der bisherigen Verteilung natürlicher körperlicher und geistiger Gaben sind vielleicht

auch nur diejenigen zufrieden, die dabei günstig weggekommen sind.“113

Dies sind nur zwei ethische Themen, die den Komplex der `ästhetische

Körpermodifikation` berühren. Da eine tiefergehende Betrachtung der ethischen

Problematiken zur `ästhetische Körpermodifikation`, aufgrund der Kürze, in dieser

Arbeit nicht geleistet werden kann, möchte ich mich auf zwei ausgewählte Bereiche

beschränken. Leitfragen sind hierfür: Welche Rolle nimmt der Arzt in der `ästhetische

Körpermodifikation` ein? Und: Wie kann die `ästhetische Körpermodifikation` als

Technologie innerhalb der hier leitenden Ethik Hans Jonas` eingeordnet werden? Ich gebe

der ersten Frage im Folgenden den chronologischen Vorrang.

5.1 Der Arzt

Die Frage: Welche Rolle nimmt der Arzt in der `ästhetische Körpermodifikation` ein?

soll zur besseren Übersichtlichkeit in zwei Themen gegliedert werden: Zuerst wird der

Arzt als Heilender fokussiert, danach als Dienstleister.

Wir erhoffen uns vom Arzt (Hilfe auf) Heilung. Der Arzt repariert verletzte Körperteile

und leitet sie, unterstützend durch Salben etc. an, sich selbst zu heilen oder therapiert sie.

Auch um Krankheiten vorzubeugen gehen Menschen zum Arzt. Die Menschen erhoffen

sich demnach vor allem Heilung oder Abwehr von Krankheit durch den Arzt. Wie jedoch

heilt der Arzt einen Menschen, wenn er oder sie an sich eine `ästhetische

Körpermodifikation` vornehmen lässt? Peter Baumgartner fasst es wie folgt zusammen:

In dieser Wechselbeziehung [zwischen fehlendem lebenserhaltenden Motiv und

meist günstigem Einfluss auf die Psyche des Patienten/ der Patientin] ist das

112 Bayertz, Kurt, Schmidt, Kur W.: ››Es ist ziemlich teuer, authentisch zu sein…!‹‹ Von der

ästhetischen Umgestaltung des menschlichen Körpers und der Integrität der menschlichen Natur.

In: no body is perfect. Baumaßnahmen am menschlichen Körper – Bioethische und ästhetische

Aufrisse. Bielefeld: transcript 2006. S. 43-62. 113

Siep, Ludwig: Die biotechnische Neuerfindung des Menschen. In: no body is perfect.

Baumaßnahmen am menschlichen Körper – Bioethische und ästhetische Aufrisse. Bielefeld:

transcript 2006. S. 38.

Page 34: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

33 | S e i t e

heilende Moment zu sehen, das die kosmetische Chirurgie vor allem aus

gesellschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten der heutigen Zeit rechtfertigt.114

Was also heilt der Arzt mittels der `ästhetischen Körpermodifikation` Seele115

oder

Körper?116

Baumgartner spricht wesentliche Aspekte im Hinblick auf den Arzt und auf

die `ästhetische Körpermodifikation` an: Bei `ästhetischen Körpermodifikation` bestehen

keine existentiell gefährdende Gründe um die Modifikationen durchzuführen. Die

Veränderung des Körpers mit Hilfe des Arztes habe einen Einfluss auf die Psyche des

Patienten bzw. der Patientin. Baumgartner sagt sogar aus, dass dieser Einfluss meist

positiv sei.117

Zudem gibt Baumgartner an, dass die Heilung durch den Arzt aus dem

Einfluss auf die Seele und nicht aus der existentiellen Notwendigkeit heraus bestehe.

Sehen wir uns diese nicht existentiell notwendige Körpermodifikation kurz etwas genauer

an.

Die größte Zahl der Eingriffe sind Operationen der Wahl das heißt die geplanten

Operationen werden nicht zur direkten Abwehr einer Lebensgefahr […]

vorgenommen, sondern zur Änderung eines Zustandes, der an und für sich keine

Bedrohung für das Leben bedeutet.118

Eigentlich ist der Arzt vor allem dazu da, den kranken Körper zu therapieren.119

Bei der

`ästhetischen Körpermodifikation` liegt jedoch keine körperliche Krankheit vor.120

Es

werden zu aller erst keine Wunden versorgt, sondern in vielen Fällen wie

Fettabsaugungen oder Lidoperationen Wunden dem Körper hinzugefügt. Zudem wird ein

Risiko vor allem durch Operationen für den Patienten/ die Patientin erst geschaffen, wie

z.B. an Folgen und Komplikationen (schweren körperlichen) Schaden zu erleiden oder

114 Baumgartner, Peter: Schönheit und Verjüngung durch kosmetische Chirurgie? Ein

medizinischer Ratgeber über Möglichkeiten, Grenzen, aber auch die Berechtigung kosmetischer

Eingriffe. Stuttgart: Georg Thieme 1972. S. 4. 115

Seele soll hier in einem nicht-theologischen Kontext als Begriff für den Charakter, aber auch

Gefühle verwendet werden. Es stellt in dieser Arbeit das Äquivalent zum Körper dar. 116

Den folgenden Überlegungen liegt die Annahme zugrunde, dass es sowohl den Körper als auch

die Seele gibt und diese zwei getrennte Bereiche sind, Überschneidungen dieser beiden Bereiche

werden dabei nicht ausgeschlossen. 117

Gründe und eine Problematisierung werden im Punkt 4 thematisiert. Hier soll lediglich eine

Nennung, keine Vertiefung folgen. 118

Baumgartner, Peter: Schönheit und Verjüngung durch kosmetische Chirurgie? S. 2. 119

Als Therapie wird die „Gesamtheit der Maßnahmen zur Behandlung einer Krankheit mit dem

Ziel der Wiederherstellung der Gesundheit, der Linderung der Krankheitsbeschwerden und der

Verhinderung von Rückfällen“ verstanden.

Brockhaus. Enzyklopädie Online: Therapie. http://www.brockhaus-

enzyklopaedie.de/be21_article.php?document_id=0x0dfa75da@be 27.06.2010. 120

Teilweise kann von einer seelischen Erkrankung als Grund für eine `ästhetische

Körpermodifikation` ausgegangen werden, dieses Thema soll jedoch nicht explizit genauer

untersucht werden.

Page 35: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

34 | S e i t e

sogar daran zu sterben.121

Man kann demnach schließen, dass der Patient bzw. die

Patientin durch `ästhetische Körpermodifikationen` einem Risiko ausgesetzt wird, dass es

ohne diese Veränderung nicht geben würde. Drastisch formuliert „gaukelt die Medizin

eine fast unbegrenzte und risikoarme Manipulierbarkeit des Aussehens vor“.122

Der (eventuell positive) Einfluss der `ästhetische Körpermodifikation` auf die

Persönlichkeit mag vielleicht damit indirekt Verdienst des Arztes sein, fällt aber

strenggenommen nicht in seinen Tätigkeitsbereich, den Körper. Es gibt für die Be-

handlung oder Heilung der Persönlichkeit ein eigenes, spezielles Berufsfeld: die

Psychologie bzw. Psychiatrie. Es sollte bei einer (relativen) Trennung zwischen den

Spezialisten für den menschlichen Körper und den der Seele bleiben.123

„Manche [Ärzte]

erzählen, sie behandeln die Seele mit dem Skalpell.“124

Damit beanspruchen sie, meiner

Meinung nach, Kompetenzen und Bereiche, die ihnen aufgrund ihrer körperorientierten

Ausbildung eher weniger zu stehen.

Eine weitere Problematik, die sich bei der Fokussierung auf den Arzt auftut, ist dass er

oder sie als z.B. Chirurg_in teilhat an der Verletzung des Körpers des Patienten/ der

Patientin. Der Patient/ die Patientin willigt ein, dass der eigene Körper in seinem

momentanen körperlichen Gesundheitszustand, verändert wird, ihm durch den Arzt

Wunden zugefügt werden. „Für die Gestaltung des Körpers waren und sind Menschen

bereit, die Integrität ihres Körpers verletzen zu lassen oder selbst zu beschädigen.“125

Dies

zeigt, dass der Arzt sich dem Grundsatz Menschen zu heilen wiedersetzt, wenn von einem

121 Allein in dem Zeitraum von 1998 bis 2002 ergaben sich nach Fettabsaugungen 71 Fälle mit

schweren Komplikationen, von denen 20 Menschen starben. Todesursachen waren Infektionen,

Perforationen der inneren Organe, Bakterieneinschwemmung in der Blutbahn etc. Die

Patient_innen, die überlebten waren von irreversiblen Lungenschädigungen, Narben und weiteren

Entstellungen betroffen.

Steinau, Hans-Ulrich: Komplikationen bei Fettabsaugungen. In: Bundesministerium für

Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) (Hrsg.): "Spieglein, Spieglein an der Wand ..." - Zur

Diskussion um den Schönheitswahn - http://infomed.mds-

ev.de/sindbad.nsf/218bca09ea55e01dc12571e800562766/c26316526ac3202ac1256feb00297607/$

FILE/Sch%C3%B6nheit_BMGS-2005.pdf 19.05.2010 122

Degele, Nina: Fragen an Prof. Nina Degele. In: Bundesministerium für Gesundheit und Soziale

Sicherung (BMGS) (Hrsg.): "Spieglein, Spieglein an der Wand ..." - Zur Diskussion um den

Schönheitswahn - http://infomed.mds-

ev.de/sindbad.nsf/218bca09ea55e01dc12571e800562766/c26316526ac3202ac1256feb00297607/$

FILE/Sch%C3%B6nheit_BMGS-2005.pdf 19.05.2010 123

Sicherlich gibt es Überschneidungen der beiden Felder in Symptomen bestimmter psychischer

Krankheiten. So wird jemand, der an einer somatoformen Störung leidet, wahrscheinlich aufgrund

seiner körperlichen Beschwerden, wie Bauch-, Rücken- oder Kopfschmerzen zuerst zu einem

Allgemeinmediziner gehen. Nachdem geklärt wurde, dass keine organischen Ursachen für die

Beschwerden vorliegen, wird er/ sie sich wahrscheinlich an einen Psychologen wenden. Bei

solchen Fällen sind jedoch die Ursachen der Beschwerden entscheidend und nach ihnen sollte der/

die Spezialist_in ausgesucht werden. 124

Ensel, Angelica: Nach seinem Bilde. Schönheitschirurgie und Schöpfungsphantasien in der

westlichen Welt. Bern: eFeF 1996. S. 12. 125

Ebd. S. 17.

Page 36: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

35 | S e i t e

streng körperlichen Tätigkeitsbereich ausgegangen wird. So entstehen Narben bei

Brustvergrößerungen etc., die ohne die `ästhetische Körpermodifikation` nicht gewesen

wären. Wenn ich, wie Christian Lenk, von einem zweiteiligen Therapiebegriff ausgehe

[…] sind also vor allem zwei Möglichkeiten einer Bestimmung des

Therapiebegriffes ins Auge zu fassen, nämlich einmal Therapie im engeren Sinn

als Heilung (manifester) Krankheiten, zweitens aber auch Therapie in einem

weiteren Sinn als Erhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit, was

präventive und prophylaktische Maßnahmen mit einbezieht.126

Daraus lässt sich schließen, dass im Falle der `ästhetischen Körpermodifikation` der Arzt

nicht nur nicht heilt, sondern auch der (körperlichen) Gesundheit zuwider handelt. Dem

Hippokratischen Eid, hier im Auszug, auf den jeder Arzt und jede Ärztin schwören soll

„zum Nutzen der Kranken will ich eintreten“127

widerspricht dieses Handeln.

Im `Leitfaden Ästhetische Medizin`, der sich vor allem an Medizinstudent_innen richtet,

findet man „Paradigmen der ästhetischen Chirurgie“128

zur „kritische[n] Selbstprüfung

des Arztes in jedem Patientengespräch“.129

Zu diesen Punkten zählen der Leitsatz: „Der

Schutz der Gesundheit des Pat. steht an erster Stelle.“ und die Frage „Wird die

Gesundheit der Pat. durch den geplanten Eingriff gefährdet?“. Diesen beiden Fragen galt

der bisherige Untersuchungsteil zum Arzt als Heilenden. Nun wollen wir uns mit dem

Arzt als Dienstleister anhand der Frage „Stehen kommerzielle Interessen im Vordergrund

[…]?“130

beschäftigen.

Im `Leitfaden Ästhetische Medizin` finden sich Aussagen der Autoren, die nun

herangezogen werden, um das Thema `Arzt als Dienstleister` genauer zu betrachten.

Aus den mit dem Abschluss des Arzt-Patienten-Vertrags für den Arzt

resultierenden Pflichten sei hier vor allem die Beratungspflicht des Arztes

besonders angesprochen und hervorgehoben.131

Das Beratungsgespräch dient vor allem dazu, individuelle Gründe des Patienten/ der

Patientin für den Eingriff und über Risiken sowie mögliche Beschwerden aufzuklären.

Nach dem Beratungsgespräch muss sich der Patient/ die Patientin über den Eingriff, den

Ablauf wie Krankenhausaufenthalt etc. sowie über eventuell Folgendes wie Nach-

126 Lenk, Christian: Therapie und Enhancement. S. 34.

127 Hippokratischer Eid http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak5/igm/g47/bauerhip.htm

28.05.2010 128

Dirschka, Thomas u.a.: Leitfaden Ästhetische Medizin. München: Urban & Fischer 2003. S.

50. 129

Ebd. S. 50. 130

Ebd. S. 50. 131

Ebd. S. 35.

Page 37: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

36 | S e i t e

operationen, Gefühlslosigkeit durch Durchtrennen der Nerven aber auch Infektionen usw.

klar sein, d.h. er/sie muss das Risiko, welches besteht, begreifen können.

Meist wird in einem solchen Beratungsgespräch auch über das Finanzielle gesprochen,

also welche Kosten auf den Patienten/ die Patientin zukommen können. Auch für diesen

Aspekt findet sich im `Leitfaden Ästhetische Medizin` ein Hinweis für (angehende)

Mediziner_innen: „Der Preis sollte nie alleine stehen, vielmehr mit Vorteilen und daraus

resultierenden Nutzen für den Patienten verbunden werden […]“132

Im

Beratungsgespräch müssen Risiken des Eingriffes besprochen werden, jedoch scheint mir

dieses Zitat als solle der Arzt/ die Ärztin den Preis mit positiven Gedanken wie Vorteile

und Nutzen für den Gegenüber ausstatten. Der Preis wird durch die für den Patienten/ die

Patientin absehbare Chance auf die gewünschte äußerliche Veränderung quasi relativiert.

Im Grunde kann hier von einer Einflussnahme auf den Patienten/ die Patientin zugunsten

des Arztes und durch den Arzt ausgegangen werden. Dies ist natürlich nur ein Beispiel

und kann weder für alle medizinischen Bücher bzw. Ratgeber, noch für alle

Mediziner_innen stellvertretend stehen.

Dieses Beispiel des `Leitfaden Ästhetische Medizin` zeigt jedoch, dass der Mediziner/ die

Medizinerin ihr Handwerk, ihre Leistung und damit den Eingriff in gewisser Weise

verkauft.

Da hier [in der Klinik] eine medizinische Behandlung verkauft wird, hat das

Beratungsgespräch doppelten Charakter – den einer ärztlichen Konsultation und

den eines Geschäftsabschlusses.133

In der Klinik werden im Zimmer des Arztes/ der Ärztin folglich zwei Komponenten der

`ästhetischen Körpermodifikation` zusammengeführt: Beratung und Bezahlung. Auch

hier findet sich das kritische Moment wieder, dass der Arzt nicht mehr allein (körperlich)

Heilender ist, was bereits verdeutlicht wurde.

Die Kliniken und mit ihnen die darin Arbeitenden sind aber nicht die Einzigen, aber der

größte Teil, der finanziell von der `ästhetische Körpermodifikation` profitiert. Es gibt

viele Berufe und Firmen, die damit ihr Geld verdienen, allein die Branche für Make-up

und Kosmetik arbeitet permanent an neuen Cremes, Methoden etc. um den Menschen

jünger oder schöner wirken zu lassen. „Schönheit als käufliche Ware ist in unserer Kultur

eine wichtige Wirtschaftsbranche mit Milliardenumsatz.“134

Die Kliniken und

Mediziner_innen, die `ästhetische Körpermodifikationen` anbieten, reihen sich damit in

132 Dirschka, Thomas u.a.: Leitfaden Ästhetische Medizin. München: Urban & Fischer 2003.. S.

92. 133

Ensel, Angelica: Nach seinem Bilde. S. 58. 134

Ebd. S. 25.

Page 38: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

37 | S e i t e

diesen ökonomischen Teil des menschlichen Lebens ein und haben daran durch Angebot

und Nachfrage Anteil.

Abschließend für diese Betrachtung lässt sich folgendes (sehr kritisch formuliert) sagen:

Schönheitschirurgie ist eine Ware, die als medizinische Behandlung verkauft

wird und damit unter dem Deckmantel der Notwendigkeit erscheint.

Schönheitschirurgie ist somit als eine Deformation der Medizin zu sehen.135

Der Arzt heilt, bis auf Ausnahmen, keine körperlichen Beschwerden, wenn er `ästhetische

Körpermodifikationen` durchführt. Damit entfernt er sich von seinem eigentlichen Ziel,

den Kranken zur Gesundung zu verhelfen. Zudem verkauft er bzw. sie die eigene

handwerkliche Leistung des körpermodifizierenden Eingriffes. Er nimmt damit eine neue

Position, die des Verkäufers, mit in seinen Aufgabenbereich auf. Das, was gemeinhin mit

dem Arzt verbunden wird, einen spezifisch auf den Körper ausgebildeten Menschen, der

sich der Heilung Kranker widmet, entspricht nicht mehr der Realität. Die gedankliche

Bezugnahme wird damit zu einem Trugbild für den Laien, den Patienten bzw. die

Patientin. Die Menschen müssen sich von diesem eindimensionalen Bild des Mediziners

lösen und sich die neue Rolle des Arztes/ der Ärztin, als Verkäufer und nicht mehr

Heilender, verdeutlichen. Dafür wäre es für den Laien hilfreich, eine neue Bezeichnung

für diese Ärzte, die momentan als `Ästhetischer plastischer Chirurg` betitelt werden, zu

formulieren, die sich von der medizinischen und damit hippokratischen Konnotation

absetzten. Eine mögliche Bezeichnung ist `Spezialist für ästhetische Körpermodifikation`.

Die sagt aus, dass die Person jemand ist, der eine gewisse Qualifikation besitzt und die

Bezeichnung dem Kontext des Medizinischen enthoben und damit nicht medizinisch

indiziert, sondern rein ästhetisch. Um Unklarheiten zu vermeiden, sollten medizinisch

indizierte Eingriffe und vor allem ästhetische auch durch unterschiedliche Begriffe

markiert werden. Für alles medizinisch Indizierte bleibt das tradierte Wort `Arzt` in all

seinen Varianten wie `Plastische Chirurg` usw. und für `ästhetische

Körpermodifikationen` gibt es dann den gesonderten Begriff `Spezialist für ästhetische

Körpermodifikation`.136

Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist

es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre

135 Ensel, Angelica: Nach seinem Bilde. S. 69.

136 Für den Punkt 5.1 sind folgende indirekte Quellen verwendet worden:

Dirschka, Thomas u.a.: Leitfaden Ästhetische Medizin.

Steinau, Hans-Ulrich: Komplikationen bei Fettabsaugungen. In: Bundesministerium für

Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) (Hrsg.): "Spieglein, Spieglein an der Wand ..." - Zur

Diskussion um den Schönheitswahn - http://infomed.mds-

ev.de/sindbad.nsf/218bca09ea55e01dc12571e800562766/c26316526ac3202ac1256feb00297607/$

FILE/Sch%C3%B6nheit_BMGS-2005.pdf 19.05.2010

Page 39: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

38 | S e i t e

Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern

bzw. verändern können.137

5.2 Natur versus Technologie – Das Ver-Rücken der Wirklichkeit

„Die Kluft zwischen Kraft des Vorherwissens und Macht des Tuns erzeugt ein neues

ethisches Problem.“138

Hans Jonas schrieb in Betrachtung auf Technologien139

wie z.B.

die Atombombe. Wenn man sich allein die Gewalt(igkeit) der Atombombe, die auf

Hiroshima fiel, vergegenwärtigt, ist der Gedanke einer aufgrund der neuen Technologie

entwickelte Ethik nicht weit entfernt. Durch die neuen Möglichkeiten der massiven

Verletzung bzw. Auslöschung von Menschen in sehr kurzer Zeit, benötigt der Mensch

eine Ethik, die sich mit genau diesen Technologien und ihren Folgen auseinandersetzt. Ist

die `ästhetische Körpermodifikation` ein ähnlicher Fall, bei der es einer

Weiterentwicklung der Ethik bedarf?

Wenn dann also die neuartige Natur unseres Handelns eine neue Ethik

weittragender Verantwortlichkeit verlangt, kommensurabel mit der Tragweiter

unserer Macht, dann verlangt sie im Namen eben jener Verantwortlichkeit auch

eine neue Art von Demut – eine Demut nicht wie frühere wegen der Kleinheit,

sondern wegen der exzessiven Größe unserer Macht, die ein Exzeß unserer Macht

zu tun über unserer Macht vorzusehen und über unsere Macht zu werten und zu

urteilen ist.140

Jonas geht davon aus, dass die Menschheit mit dem permanenten Fortschritt eine neue

Art von Macht erlangt, eine exzessive, die normalen Grenzen überschreitende Macht. Das

bedeutet, dass die menschliche Macht eine neue, vorher nicht vorhandene Dimension

annimmt. So muss sich die Menschheit im Hinblick auf die neuen Möglichkeiten der

Macht auch einer daraus erwachsenden neuen ethischen Dimension stellen. Er bezeichnet

es als „Demut“.141

Wie kann das Wort `Demut` in einem nichttheologischen Kontext

verstanden werden?142

`Demut` kann (und soll in dieser Arbeit) als der bewusste

137 Ottawa Charta http://www.euro.who.int/AboutWHO/Policy/20010827_2?language=German

12.05.2010 138

Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische

Zivilisation. Frankfurt am Main: suhrkamp 2003. S. 28. 139

Als `Technologie` soll hier die „Gesamtheit der technischen Kenntnisse, Fähigkeiten und

Möglichkeiten, das technische Wissen hinsichtlich eines Gebietes“ bezeichnet werden.

Vgl. Brockhaus. Enzyklopädie Online: Technologie. http://www.brockhaus-

enzyklopaedie.de/be21_article.php?document_id=0x0dd8bf45@be 25.06.2010. 140

Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. S. 55. 141

Ebd. S. 55. 142

Da dieses Wort ursprünglich vor allem in einem christlich-religiösen Zusammenhang auftaucht,

möchte ich diesen verwenden, um den Begriff kurz herzuleiten. Im Alten Testament bezeichnet

`Demut` vor allem die basale Abhängigkeit des Menschen von seinem Schöpfer. Im Neuen

Testament, und damit im Christentum, wird die `Demut` als Tugend verstanden, in der der Mensch

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39 | S e i t e

Ausdruck der menschlichen Würde angesehen werden. Im Hinblick auf diese Demut, in

Bezug auf die menschliche Würde und damit auch auf das menschliche Leben, hat sich

die Verantwortung der Menschen für einander verändert. Diese Verantwortung muss, wie

Jonas es sagt, die Größe der menschlichen Macht und damit verbunden auch die

(negativen) Ausmaße in Betracht ziehen. Nur wenn dies getan wird, kann die Menschheit

über diese Macht urteilen und sie werten.

„Die biotechnologischen Revolutionen unserer Zeit sollen die Grenzen des Verfügbaren

ausdehnen und das bislang Unverfügbare kassieren.“143

Arnd Pollmann gibt hier eine

mögliche Dimension der neuen Technologien, spezifisch der Biotechnologie, an: Das

Machbare soll, durch die Technologien, das bis dahin Unmögliche, das Nichtmachbare,

möglich machen. Am Beispiel der Humangenetik wirft Hans Jonas ein Problem auf: der

Verstand des Menschen.

Zum einen bleibt der spätmoderne Mensch mit seinem Verstand um Längen

hinter den großen technischen Prozessen zurück, die er in Gang setzt und hält,

man denke an das Beispiel der Humangenetik, zugleich jedoch wird die

technische Verfügungsgewalt des Menschen längst nicht all jenen Hoffnungen

und Träumen gerecht, die seinen Fortschrittsoptimismus einst beflügelten.144

Der Mensch könne, laut Jonas, die neuen Technologien in ihrem Gesamtmaß an

Wirkungen und Folgen nicht vollends überblicken, da neue Technologien ein Novum

seien und daher nicht alle Konsequenzen in ihrer Bandbreite überblickt werden können

z.B. die Wechselwirkungen auf andere Technologien und Wissenschaften. Zudem können

nicht die vielfältigen Hoffnungen und Wünsche, die in den Fortschritt gesteckt werden,

gänzlich erfüllt werden. Je nachdem welches Defizit der Einzelne sehe, richten sich seine

Hoffnungen und Wünsche auf den technologischen Fortschritt. Technologien überfordern

den menschlichen Verstand zuweilen und können dem Optimismus, der in sie gesteckt

seine eigenen Grenzen akzeptiert und sich den Geboten Gottes, vor allem der Gottes- und

Nächstenliebe, unterordnet. Losgelöst vom religiösen Hintergrund kann `Demut` als „Ausdruck

für das Bewusstsein von der Würde des Menschen verstanden“ werden. Denn die christliche

Nächstenliebe lässt sich in nichtreligiöse Denkweisen übertragen, indem Menschen einander

akzeptieren, respektieren und helfen. Dieser Umgang zwischen Menschen kann jedoch nur

wirklich in die Tat umgesetzt werden, wenn Menschen als gleichwertig, wertvoll und mit einer

grundlegenden, unantastbaren Würde ausgestattet sind. Um dies als Denk- und Handlungsweise

annehmen zu können, müssen auch menschliche Grenzen beachtet werden, wie das Recht auf

Selbstbestimmung etc. `Demut` ist damit die Anerkennung menschlicher Würde.

Vgl. Brockhaus. Enzyklopädie Online: Demut. http://www.brockhaus-

enzyklopaedie.de/be21_article.php 25.06.2010 143

Pollman, Arnd: Hart an der Grenze. Skizze einer Anamnese spätmodernen Körperkults. In: no

body is perfect. Baumaßnahmen am menschlichen Körper – Bioethische und ästhetische Aufrisse.

Bielefeld: transcript 2006. S.310. 144

Ebd. S.313.

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40 | S e i t e

wird, nicht vollkommen gerecht werden, so Jonas. Im Grunde „[…]wissen [wir] erst, was

auf dem Spiel steht, wenn wir wissen, daß es auf dem Spiel steht.“145

Nicht nur die begrenzte imaginäre Reichweite des menschlichen Verstandes stellt für

Jonas ein Problem dar, sondern auch die Dynamik des technologischen Fortschrittes.

Diese Dynamik der Technologie ist „irreversibel“146

und „vorantreibend“147

. Im Grunde

lässt sich dies wieder an der Atombombe verdeutlichen. In dem Moment, indem sie

entwickelt und getestet bzw. das erste Mal abgeworfen wurde, war ihre Existenz in der

Welt nicht mehr umkehrbar. Sie ist feste Tatsache der menschlichen Welt: es gibt

Formeln, Dokumente, Fotos, Erfahrungen – Zeugnisse von ihrem Sein.

Dies ist aber nur ein Teil der Dynamik der Technologie, den zweiten stellt die

vorantreibende Komponente dar. Nicht nur die bloße Existenz der Atombombe von

Hiroshima, sondern auch deren Weiterentwicklung führt zu einer neuen Dynamik, einer

Eigendynamik. Nach der Hiroshima- Atombombe folgten weitere, die heute möglichen

Atombomben könnten, wenn nur eine einzige abgefeuert wird, zu einem sogenannten

`Overkill` führen, d.h. zur theoretisch mehrfachen Auslöschung der Menschheit. Auch die

wachsende Anzahl der Atombomben kann als `vorantreibend` erfasst werden, denn mehr

und mehr Länder haben atomare Waffen oder das Potential dazu, sie zu bauen. Neue

Technologien können also eine eigene Dynamik entwickeln, sich damit

verselbstständigen.

Damit verändert sich auch die menschliche Macht: „Die Macht ist selbstmächtig

geworden, während ihre Verheißung in Drohung umgeschlagen ist, ihre Heilsperspektive

in Apokalyptik.“148

Anhand der Atombombe wurden die `irreversiblen` und

`vorantreibenden` Aspekte des technologischen Fortschrittes demonstriert, die auch zu

einer neuen Macht führen können, Macht über andere Menschen, wie die Bedrohung

eines Landes durch ein anderes mittels atomarer Waffen. Das ursprünglich Gute an einer

neuen Technologie, kann sich auch in rein Negatives wenden.149

Jonas hat im Hinblick auf diese Problematik der neuen Technologien dafür plädiert, eine

neue Ethik zu entwickeln. Eine Grundlage dafür schuf er selbst, indem er einen neuen

kategorischen Imperativ formulierte: „››Schließe in deine gegenwärtige Wahl die

zukünftige Integrität des Menschen als Mit-Gegenstand deines Wollens ein‹‹.“150

Diese

145 Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. S. 8.

146 Ebd. S. 72.

147 Ebd. S. 72.

148 Ebd. S. 253.

149 Das Beispiel der Atombombe ist hier weniger schlüssig, denn in einem demütigen Sinne kann

die Atombombe nicht einen guten Zweck haben, sondern lediglich die Androhung oder

Ausführung von atomarer Gewalt. 150

Eine mögliche Formulierung des neuen kategorischen Imperativs.

Page 42: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

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ausgewählte Variante orientiert sich besonders an der Integrität151

des Menschen. Dieser

neue Imperativ soll die Menschen anleiten, bei dem Treffen von Entscheidungen immer

die Zukunft zu bedenken. Die Folgen für die Integrität des Menschen sollen in der

Entscheidung als Maßgabe angelegt sein. Ich denke, dass Integrität in dieser

Formulierung ganz klar auf die Demut und Verantwortlichkeit des Menschen referiert.

Nur durch Einhaltung und Schutz der menschlichen Würde, kann die Zukunft des

Menschen adäquat gesichert werden. „Aber der neue Imperativ sagt eben, daß wir zwar

unser eigenes Leben, aber nicht das der Menschheit wagen dürfen […]“152

Über das

eigene Leben darf bestimmt werden, aber nicht über das anderer in einem existentiellen

Sinn.153

„Der neue Imperativ ruft eine andere Einstimmigkeit an: nicht die des Aktes mit

sich selbst, sondern die seiner schließlichen Wirkungen mit dem Fortbestand

menschlicher Aktivität in der Zukunft.“154

Die menschliche Existenz ist grundlegender Maßstab für Entscheidungen im Sinne des

neuen Imperativs. Die Wirkung in die Zukunft hinein darf das menschliche Sein nicht

gefährden.

Nun wurde viel Basales zur Theorie Hans Jonas bezüglich neuen Technologien und der

menschlichen Verantwortung dazu dargestellt. Wie lässt sich genau dieser Ethikkomplex

auf das Thema der `ästhetischen Körpermodifikation` beziehen? Technologie kann als

Gesamtheit der technischen155

Kenntnisse, Fähigkeiten und Möglichkeiten auf einem

Gebiet verstanden werden. Die `ästhetische Körpermodifikation` kann daher als

Technologie eingeordnet werden, da es zur Durchführung einer Reihe von technischen

Kenntnissen und Fähigkeiten wie der Anästhesie, chirurgischen Grundfähigkeiten,

anatomischen Kenntnisse etc. bedarf. Die `ästhetischen Körpermodifikation` erfüllt also

eine Eigenschaft, die der Zugehörigkeit zur Technologie, um sie einer Überprüfung im

Sinne der Ethik Hans Jonas´ zu unterziehen. Was jedoch der `ästhetischen

Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. S. 36. 151

Die Frage, ob die `ästhetische Körpermodifikation` die Würde des Menschen verletzt, kann in

diesem Rahmen nicht beantwortet werden, denn dem müsste eine intensive Auseinandersetzung

mit dem Begriff der menschlichen Würde vorausgehen. Danach müsste eingehend geprüft werden,

in wie weit die `ästhetischen Körpermodifikation` die Würde des Menschen, wenn man ihn als

z.B. freies Individuum betrachtet, bedroht. 152

Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. S. 36. 153

Die existentielle Dimension ist hier von Relevanz, da die Politik durchaus über das Leben der

Menschen bestimmen kann und auch muss, durch Gesetze, Pflichten etc., aber die Politik darf

nicht über das Leben richten. 154

Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. S. 37. 155

Technik wird als „besondere Art des Vorgehens oder der Ausführung einer Handlung“

definiert.

Vgl. Brockhaus. Enzyklopädie Online: Technik. http://www.brockhaus-

enzyklopaedie.de/be21_article.php 25.06.2010.

Page 43: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

42 | S e i t e

Körpermodifikation` fehlt, ist die (offensichtliche) existentielle Dimension. Wie Jonas

herausstellt, kann die Menschheit nicht alle Folgen der Technologie fassen und so scheint

es mir auch bei dieser Technologie zu sein. Ich sehe derzeit keine grundlegende

existentielle Problematik bei der `ästhetischen Körpermodifikation`, abgesehen von dem

Risiko, das bei einer jeden Operation z.B. durch Behandlungsfehler und Nebenwirkungen

besteht. Es gibt Todesopfer durch `ästhetische Körpermodifikation`, aber die massive

existentiell bedrohliche Dimension ähnlich der Atombombe scheint mir nicht gegeben.156

Angenommen die Stufe der Bedrohung menschlicher Existenz erreicht die

`ästhetische Körpermodifikation` nicht – muss sie dann trotzdem an dem neuen

kategorischen Imperativ gemessen werden? Um dies zu beantworten, scheint es mir

wichtig zu klären, warum es an Jonas Ethik entschieden werden kann. Obwohl Jonas

höchstwahrscheinlich das Thema der `ästhetischen Körpermodifikation` nicht in Betracht

gezogen hat, gibt er einen Hinweis auf das Warum:

Das Paradoxe unserer Lage besteht darin, daß wir die verlorene Ehrfurcht vom

Schaudern, das Positive vom vorgestellten Negativen zurückgewinnen müssen:

die Ehrfurcht für das, was der Mensch war und ist, aus dem Zurückschauen vor

dem, was er werden könnte und als diese Möglichkeit aus der vorgedachten

Zukunft anstarrt.“157

Wenn wir also die `ästhetische Körpermodifikation` in die Zukunft transferieren, sind

dann die Menschen durch die `ästhetischen Körpermodifikation` in einem anderen

Zustand als in der Vergangenheit? Jonas gibt an dieser Stelle zu bedenken, dass wir eine

Ehrfurcht vor dem menschlichen Sein wieder entwickeln müssen. Die Ehrfurcht vor der

Natürlichkeit des menschlichen Lebens und damit auch des Körpers wird thematisiert,

`was der Mensch war und ist`. Vielleicht hat sich Jonas mit dieser Möglichkeit des `wie`

gar nicht so genau beschäftigt, aber indirekt mitgedacht scheint es wohl zu sein. Da die

`ästhetischen Körpermodifikation` in die Natürlichkeit des Körpers eingreift, durch

Botox-Injektionen, die die Nerven durch Gift lähmen und Operationen wie Liftings, weist

Jonas auch dazu an, Ehrfurcht vor dem ursprünglichen Zustand des menschlichen

Körpers zu entwickeln.

Jonas spricht in dem „Prinzip Verantwortung“ einen weiteren Aspekt an, der für die

`ästhetische Körpermodifikation` von Bedeutung ist: „Doch der Mensch ist selbst unter

die Objekte der Technik geraten.“158

Die Technologie, die der Mensch schuf, lässt den

Menschen zum Gegenstand der Technik selbst werden. Es lässt sich z.B. durch die

156 Vielleicht liegt es auch in der Begrenzung meines menschlichen Verstandes, die Jonas

problematisiert, diese Dimension zu sehen. Womit die These von Jonas, dass der menschliche

Verstand in seiner Vorstellungskraft beschränkt ist, sich an meinem Beispiel bestätigt hat. 157

Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. S. 393. 158

Ebd. S. 47.

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43 | S e i t e

vorantreibende Dynamik verdeutlichen, die bereits thematisiert wurde. Technologien

entwickeln eine eigene Dynamik, die den Fortschritt der Technologien antreibt. Die

Technologie ist nicht mehr nur auf die Natur außerhalb des Menschen beschränkt,

sondern bezieht ihn in den Fortschritt mit ein. Dies kann sich weiter dynamisch

verändern, sodass der Mensch weiter und weiter entsubjektiviert und dadurch objektiviert

wird.159

So kommt zu der Feststellung, daß die Beschleunigung technologisch gespeister

Entwicklung sich zu Selbstkorrekturen nicht mehr die Zeit läßt, die weitere hinzu,

daß in der dennoch gelassenen Zeit die Korrekturen immer schwieriger, die

Freiheit dazu immer geringer werden.160

Ein nächster Aspekt der Technologie soll hier, anhand von Jonas, nicht nur aufgeworfen,

sondern auch auf das Thema der Arbeit bezogen werden. Jonas spricht von der eigenen

Korrektur der Technologie. Diese Korrekturen werden bei auftretenden Defiziten

angebracht sein. Für solche Veränderungen ist, laut dem Philosophen, kein zeitlicher

Raum durch die technologische Dynamik gegeben. Wenn die Technologie sich

permanent innerhalb kurzer Zeit weiterentwickelt, kann sie sich nicht mehr genügend

korrigieren. Überprüfungen, Abwägungen, Alternativen finden keinen Platz, weil die

Technologie nicht optimiert, sondern erweitert werden soll. Jonas spricht in diesem

Zusammenhang noch etwas an: die Freiheit zur Korrektur. Sollte es die Möglichkeit der

Optimierung durch Korrektur geben, so ist die Zeitspanne dafür gering, weil es den

Fortschritt geben muss. Der Fortschritt nimmt sich die Änderung, das Verweilen in einer

Phase zur Überarbeitung, als Möglichkeit, als Freiheit. Was bedeutet das für die

`ästhetische Körpermodifikation`? Nach Jonas wird sie immer weiter vorangetrieben,

aber korrigiert sich nicht selbstständig. Auf der einen Seite gibt es immer wieder neue

Varianten des Lifting wie z.B. nur ein Stirnlifting oder ein komplettes Gesichtslifting.

Meiner Meinung nach lässt sich jedoch auf der anderen Seite an der Entwicklung von den

Materialien für Brustimplantate einer gewisse Korrektur feststellen. Anfangs wurde das

Silikon lediglich in den Brustbereich gespritzt, was zu Beschwerden wie Infektionen

führte. Jahre später wurde das Silikonkissen entwickelt, erst mit Kochsalzlösung, dann

mit Silikon gefüllt. Später wurde die Oberfläche von glatt auf rau korrigiert, sowie die

Position von ursprünglich über den Brustmuskel auf vorwiegend untern den Brustmuskel

verlegt. Auch wenn es noch verschiedene Füllungen der Implantate gibt, mit ihren

jeweiligen Vor- und Nachteilen, so wurde anhand von Beschwerden der Patientinnen

Beschaffenheit und Material der Brustimplantate korrigiert. In diesem Punkt muss man

159 Ausführlicher soll dies im Punkt 6.2 problematisiert werden.

160 Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. S. 72.

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44 | S e i t e

demnach Jonas widersprechen, wenn er sagt, dass die Technologien sich wenig oder gar

nicht korrigieren (lassen). Das Beispiel der Brustimplantate zeigt einen anderen Fall. Was

wir jedoch im Sinne Jonas auf die `ästhetische Körpermodifikation` festhalten können, ist

dass die Menschen, die heute leben und an sich `ästhetische Körpermodifikation`

vornehmen lassen und auch andere, die sie beobachten, für die Menschen in der Zukunft

Verantwortung haben. „Verantwortung ist die als Pflicht anerkannte Sorge um ein

anderes Sein, die bei Bedrohung seiner Verletzlichkeit zur ››Besorgnis‹‹ wird.“161

Die

Verantwortung der Menschen liegt darin, sich zu sorgen. Im Falle der `ästhetischen

Körpermodifikation` liegt die Sorge in dem ursprünglich natürlichen Sein des Menschen,

da eine existentielle Bedrohung zu diesem Zeitpunkt nicht abgesehen werden kann. Was

die Menschen in die Ethik, in ihre eigenen Betrachtungen einbeziehen müssen ist, die

„Pflicht zu jener Wachsamkeit über die Anfänge“162

, wie Jonas es formulierte. Denn

dadurch kann der Eigendynamik der Technologie und fehlenden Demut der Menschen

Einhalt geboten werden.163

6 Zum Individuum

Es wurde das Schönheitsideal mit seiner praktischen Umsetzung als Bindeglied zwischen

Gesellschaft und Individuum sowie die gesellschaftsorientierte Dimension der

`ästhetischen Körpermodifikation` demonstriert. Nun wenden wir uns dem letzten

philosophischen Aspekt der Arbeit zu: dem Individuum. Bezogen auf Schönheit, dem

Schön-heitshandeln, schrieb Nina Degele: „Sich schön machen ist mitunter harte Arbeit,

die bis hin zur Frage `wer bin ich und wer will ich sein?` reicht.“164

Genau dies soll uns

als leitenden Gedanken für die folgenden Betrachtungen begleiten: Wer bin ich und wer

will ich sein?

161 Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. S. 391.

162 Ebd. S. 72.

163 Indirekte Quellen für den Punkt 5.2:

Vgl. Gilman, Sander L.: Die erstaunliche Geschichte der Schönheitschirurgie. In:

Schönheitschirurgie. Hrsg. v. Angelika Taschen. Köln: Taschen 2005. S. 62- 108.

Vgl. Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung.

Vgl. Karcher, Eva: Operative Eingriffe In: Schönheitschirurgie. Hrsg. v. Angelika Taschen. Köln:

Taschen 2005. S. 354-363. 164

Degele, Nina: Normale Exklusivitäten – Schönheitshandeln, Schmerznormalisieren, Körper

inszenieren. S. 70.

Page 46: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

45 | S e i t e

6.1 Identität

Die Schönheitschirurgie eröffnet ihren Klientinnen die Möglichkeit in ein

neues Verhältnis zum eigenen Körper einzutreten und im Rahmen dieses

Prozesses auch ihre Identität neu zu konstruieren.165

Menschen weisen anderen Menschen eine Identität166

zu, indem sie den Anderen z.B. als

etwas bezeichnen oder sie beschreiben. Zu dieser Beschreibung können Aspekte wie

Aussehen und Charakter gehören. Wenn jedoch das Äußere nichts Beständiges ist, kann

dies zu Schwierigkeiten der Identitätszuweisung führen:

Wie ist Identität zu denken, wenn sie nicht mehr durch den Rekurs auf den

››eigenen‹‹ Körper definiert werden kann, weil der Körper nicht mehr der Eigene,

sondern ein Gemachter und teilweise ein Fremder ist.167

Dabei referiert Identität nicht nur auf das schnell Sichtbare, sondern kann sich auch auf

jegliche Definitionen wie Geschlecht,168

Herkunft, Alter etc. beziehen.

Identitäten werden in spezifischen historischen und sozialen Kontexten

verhandelt, in denen kulturelle Konstruktion von `race`, Ethnizität, gender

Sexualität, Alter und Nationalität individuelle Wahrnehmungen des eigenen

Körpers formen und vorgeben, welche Praxen der Veränderung des Körpers

wünschenswert, akzeptabel oder angemessen sind.169

In diesen historischen und gesellschaftlichen Bereichen spielt der Körper und damit

Praktiken in Bezug auf den Körper wie Schönheitshandeln für die Identität eine Rolle.

Dies hat sich bereits im Punkt 4 bei der Beziehung zwischen Gesellschaft und Individuum

gezeigt, weil z.B. ein Konsens über ein Schönheitsideal herrscht. Identität als

Zuschreibung einer Bezeichnung zu etwas Bezeichneten, kann sich demnach, durch

Einflüsse aus der Gesellschaft, verändern.

165 Borkenhagen, Ada: Gemachte Körper. Die Inszenierung des modernen Selbst mit dem Skalpell.

Aspekte zur Schönheitschirurgie

http://www.ssoar.info/ssoar/files/2008/577/gemachte%20k%C3%B6rper.pdf 19.05.2010 166

Als Definition für `Identität` soll wie folgt gelten: „die völlige Übereinstimmung einer Person

oder Sache mit dem, was sie ist oder als was sie bezeichnet wird.“

BROCKHAUS. ENZYKLOPÄDIE ONLINE: Identität. http://www.brockhaus-

enzyklopaedie.de/be21_article.php 10.07.2010 167

Borkenhagen, Ada: Gemachte Körper. Die Inszenierung des modernen Selbst mit dem Skalpell.

Aspekte zur Schönheitschirurgie

http://www.ssoar.info/ssoar/files/2008/577/gemachte%20k%C3%B6rper.pdf 19.05.2010 168

Im Sinne von z.B. biologischem aber auch gesellschaftlichem Geschlecht. 169

Davis, Kathy: Surgical passing – Das Unbehagen an Michael Jacksons Nase. S. 58.

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6.2 Subjekt und Objekt – Sein und Design170

Um die Beziehung von Subjekt und Objekt in der `ästhetischen Körpermodifikation`

verstehen zu können, werden wir mit Hilfe des französischen Philosophen Jean-Paul

Sartre das Thema untersuchen. Dabei soll die Theorie Sartres angesprochen, jedoch von

vornherein auf die für unsere Betrachtung wichtigen Punkte begrenzt werden: der Andere

und der Blick.

Für die Betrachtung mittels Jean Paul Sartre bezüglich der `ästhetischen Körper-

modifikation` wollen wir den Ausgangspunkt in einem Thema suchen, dass bereits bei

`Gesellschaft und Individuum` aufgegriffen worden ist: Freiheit. Jean Paul Sartre nimmt

als Grundzustand des Menschen ein `Geworfen sein` in die Welt an, der Mensch existiert

anfangs lediglich. „Es bedeutet, daß der Mensch zuerst existiert, sich begegnet, in der

Welt auftaucht und sich danach definiert.“171

Erst später füllt bzw. wird der Mensch z.B.

von Erfahrungen mit anderen Menschen und daraus resultierenden Zuordnungen zu In-

Gruppen u.ä. gefüllt. Ein Definition, eine Zuordnung besteht für den Menschen nicht mit

Beginn seines Lebens, sondern erst nach und nach. Dies liegt vor allem auch daran, weil

die Existenz eines Gottes172

nicht angenommen wird. Dadurch gibt es kein sinnstiftendes,

transzendentales Wesen, welches Werte und Normen (in Form von Ge- und Verboten) für

das (Zusammen-)Leben der Individuen vorgibt.

Also gibt es keine menschliche Natur, da es keinen Gott gibt, um sie zu

entwerfen. Der Mensch ist lediglich so, wie er sich konzipiert – ja nicht allein so,

sondern wie er sich will und wie er sich nach der Existenz konzipiert […], der

Mensch ist nichts anderes als wozu er sich macht.173

Das heißt, der Mensch muss sich Sinn und ethische Vorstellungen etc. selber vorgeben.

Da kein göttliches Wesen angenommen wird, das dem Menschen einen bestimmten Platz

und ein göttliches, einzelnes Schicksal zuweist, muss sich das Individuum selbst den Sinn

geben. Es müsse Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen und die

Konsequenzen dafür tragen. Jeder Einzelne ist für sein Glück oder Unglück selbst

170 Titel übernommen von Horch, Raymund E.: Sein und Design – Plastische Chirurgie bei der

Korrektur des menschlichen Erscheinungsbildes. S. 59. 171

Sartre, Jean-Paul: Ist der Existentialismus ein Humanismus? 2. Aufl. Zürich: Europa 1947. S.

14. 172

Zu dem Verweis auf Gott gibt Sartre folgendes an:

„Der Existentialismus ist mithin nicht ein Atheismus im Sinne, daß er sich erschöpfen würde im

Beweis, Gott existiert nicht. […] Nicht, als ob wir glaubten, daß Gott existiert, aber wir denken,

daß die Frage nicht die seiner Existenz ist; der Mensch muß sich selber wieder finden und sich

überzeugen, daß ihn nichts vor sich selber retten kann, wäre es auch ein gültiger Beweis der

Existenz Gottes.“ Die Frage nach der Existenz Gottes ist demnach eher weniger relevant, sondern

es ist wichtiger herauszustellen, dass der Mensch sich selbst mit all den Konsequenzen entwerfen

kann. Vgl. Sartre, Jean-Paul: Ist der Existentialismus ein Humanismus? S. S. 67. 173

Ebd. S. 15f.

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verantwortlich, mit den Worten Sartres: „Aber wenn wirklich die Existenz der Essenz

vorausgeht, so ist der Mensch verantwortlich für das, was er ist.“174

Kurz und knapp lässt

sich zusammenfassen: „Der Mensch ist verurteilt, verurteilt frei zu sein.“175

Verbunden

mit der Aufforderung sich selbst zu entwerfen.

Sehen wir uns nun den Zusammenhang zwischen Individuen genauer an. Sartre geht

davon aus, dass die eigene sinnliche, vor allem visuelle, Wahrnehmung sich immer auf

etwas außerhalb unseres Selbst, außerhalb unseres Bewusstseins bezieht: auf ein Objekt.

Dies kann ein anderer Mensch sein. Und mit genau diesem Fall, dem Wahrnehmen eines

anderen Menschen, eines Gegenübers, beschäftigt sich Sartre sehr genau und dieser Fall

soll nun in den Fokus genommen werden. Indem ein Anderer mich ansieht, verliere ich

für ihn meine Subjektivität und werde durch seinen Blick zum Objekt. Indem ich ihn

ansehe, wird er zu einem Objekt für mich, denn „[…] der Andere ist auch Gegenstand für

mich.“176

Das Sehen und das Gesehenwerden ist ein reflexiver Aspekt des Seins in der Welt mit

anderen Menschen, in der gilt: „Das ‹‹Vom-Andern-gesehen-werden›› ist die Wahrheit

des ‹‹Den-Andern-sehn››.“177

Dies lässt sich dadurch erklären, dass durch Wahrnehmen

des Anderen, vor allem durch das Anblicken, und das wechselseitige Gegenstück, man

selbst angeblickt wird, d.h. man selbst wird objektiviert.

Ohne diesen Anderen ist zwar meine eigene Existenz gegeben, ich bin in der Welt, jedoch

kann ein `Ich` nur durch den Anderen mir bewusst werden. Ich kann mich selbst nur als

`Ich` begreifen, mir dessen bewusst werden, wenn ich etwas habe, von dem ich mich

abgrenzen kann und das auf mich als etwas anderes verweist, was in Sartres Falle der

Andere ist. Der Philosoph drückt es wie folgt aus:

Ich bin allein auf der Ebene des nicht-theoretischen Bewußtseins (von) mir. Das

bedeutet zunächst, daß es kein Ich gibt, das mein Bewußtsein bewohnt. Also

nichts, worauf ich meine Handlungen beziehen könnte, um sie zu qualifizieren.178

Sartre spricht hier noch eine weitere Dimension neben der Wahrnehmung an: meine

Handlungen. Meine Handlungen können erst durch einen anderen Menschen qualifiziert

werden. Dazu bringt Sartre ein Beispiel an: böse sein. Ich kann in Bezug auf mich nicht

böse sein, sondern nur als Handlung gegenüber einem anderen Menschen, indem ich

mich ihm gegenüber schlecht verhalte. Eine solche Qualität ist, laut Sarte, ohne ein

174 Sartre, Jean-Paul: Ist der Existentialismus ein Humanismus? S. 15f.

175 Ebd.. S. 25.

176 Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie. 10.

Aufl. Reinbek: 2004 Rowohlt. S. 462. 177

Ebd. S. 464. 178

Ebd. S. 467.

Page 49: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

48 | S e i t e

Gegenüber nicht möglich. Mit meinem theoretischen Bewusstsein meines `Ichs` und

meiner Handlungen als Qualitäten bin ich „[…] für mich nur als reine Verweisung auf

Andere.“179

Denn ich verweise darauf, dass es jemanden gibt, der mich ansieht und der

mir Qualitäten zuschreibt.

Der Blick des Anderen, der mich (be)trifft, bedeutet für mich absolute Objektivität. Kann

ich mich nicht selbst objektivieren? Sartre antwortet darauf folgendermaßen:

Und wenn ich naiv setze, daß es möglich ist, daß ich, ohne es zu merken, ein

objektives Sein sei, so setze ich gerade dadurch implizit die Existenz des Andren

voraus, denn wie wäre ich Objekt, wenn nicht für ein Subjekt?180

Er schließt demnach aus, dass man für sich selbst Objekt ist. Man kann immer nur für ein

anderes Subjekt selbst Objekt sein. Wenn ich Objekt bin, muss es jemanden geben, der

mich dazu macht, selbst wenn ich ihn nicht sehe, so muss ich ihn als existent annehmen.

Folglich, laut Sartre, „[…] kann [ich] für mich selbst nicht Objekt sein […]“181

Nachdem ein Bruchteil der Theorie Jean Paul Sartres zu Grunde gelegt wurde, wollen wir

anhand dieser Theorie genauer untersuchen, welche Rolle das Individuum in der

`ästhetischen Körpermodifikation` einnimmt.

Als ersten Punkt wählen wir die Basis der menschlichen Existenz bei Sartre: die gottlose

Welt.182

„Nicht mehr das Schicksal bestimmt uns. Vielmehr sind wir selbst verantwortlich

für das, was wir tun und sind.“183

Wir haben unser Schicksal selbst in den Händen.

Erinnern wir uns, was im Punkt 4 herausgearbeitet wurde: Schönheitshandeln und

`ästhetische Körpermodifikation` referieren auf Machtstrukturen bzw. zeigen den Wunsch

soziale Anerkennung zu erfahren. Gibt es keinen von vornherein durch ein göttliches

Wesen vorgegebenen Sinn, keine Bestimmung und damit keinen als bereits

festgeschriebenen angenommenen Weg des einzelnen Menschen, muss sich der Mensch

selbst entwerfen. Er kann sein Aussehen selbst entwerfen, vor allem auch durch die

Möglichkeiten der `ästhetischen Körpermodifikation`. So kann der eigene Körper eine

ganz andere Bedeutung gewinnen: als sinnstiftendes Objekt.

179 Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts. S. 470.

180 Ebd. S. 486.

181 Ebd. S. 486.

182 Ob es einen Gott gibt oder nicht, kann hier nicht diskutiert werden, deshalb wähle ich Sartres

Ansatz von einer Welt ohne Gott. 183

Degele, Nina: Fragen an Prof. Nina Degele. In: Bundesministerium für Gesundheit und Soziale

Sicherung (BMGS) (Hrsg.): "Spieglein, Spieglein an der Wand ..." - Zur Diskussion um den

Schönheitswahn - http://infomed.mds-

ev.de/sindbad.nsf/218bca09ea55e01dc12571e800562766/c26316526ac3202ac1256feb00297607/$

FILE/Sch%C3%B6nheit_BMGS-2005.pdf 19.05.2010

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49 | S e i t e

Denn in der Tat wird der menschliche Körper von einer großen Personengruppe

als sinnstiftendes Objekt verehrt, das durch diverse Körperrituale geformt und

ästhetisiert wird.184

Trotz Säkularisierung der Welt benötigt das Individuum in irgendeiner Art und Weise

einen Sinn für sein Leben, ein individuell definiertes Glück wie z.B. soziale

Anerkennung. Trotz des Bedeutungsverlustes der Religionen durch Säkularisierung

besteht weiterhin das Bedürfnis nach einem Sinn.

Auch wird der Körper an sich nicht mehr als feststehender Teil des Selbst verstanden,

sondern als formbares Element. „Für immer mehr Menschen ist der eigene Körper nicht

mehr ein gott- oder naturgegebenes Schicksal, das man ergeben hinzunehmen habe.“185

So müssen vom Individuum als Makel empfundene Teile des Körpers nicht mehr

akzeptiert werden, sondern können verändert werden. Am Körper kann abgesaugt,

beliebig vergrößert oder verkleinert werden, Implantate an den verschiedensten Stellen

(Po, Waden, Busen, Wangen, Kinn) eingesetzt, Knochen verschoben werden, frei nach

dem Satz: Entwirf dich selbst.

Bei der Auffassung vom Körper als Projekt wird dieser gerade nicht mehr als

authentisches Zentrum erlebt, sondern als ein weitgehend (selbst)gemachter und

(selbst)machbarer.186

Der eigenen, körperlichen Veränderungen sind nur gewisse Grenzen gesetzt: So ist es

momentan nicht möglich,187

dass ein Körper komplett umgeformt werden kann, so dass

sich das gesamte Skelett nach Wunsch verändert. Wie wir aber auf der Abbildung 1 sehen

können, hat sich das Gesicht des Mannes nach der `ästhetischen Körpermodifikation`

stark verändert und nur nach einem (mindestens) zweiten Blick mit Vergleich des

Vorher-Photos erkennen wir ihn vielleicht wieder. D.h. durch die `ästhetische

Körpermodifikation` kann sich das Individuum zu einem sehr großen Teil auf Wunsch

modifizieren.

So radikal faszinierend dieser Gedanke des `Entwirf dich selbst` scheinen mag, wird

dabei ein Thema bewusst oder unbewusst ausgespart: Der eigene Körper ist individuell,

weil er nicht dem Schönheitsideal zu 100% entspricht und das auch andere Menschen

nicht tun, es gibt demnach keinen natürlich-perfekten Standartmenschen èn masse. In

unserem Gesicht, an unserem Körper tragen wir Spuren unserer Individualität, wie z.B.

184 Gugutzer, Robert: Körperkult und Schönheitswahn – Wider den Zeitgeist. S. 3.

185 Ebd. S. 6.

186 Borkenhagen, Ada: Gemachte Körper. Die Inszenierung des modernen Selbst mit dem Skalpell.

Aspekte zur Schönheitschirurgie

http://www.ssoar.info/ssoar/files/2008/577/gemachte%20k%C3%B6rper.pdf 19.05.2010 187

Es ist mir jedenfalls nicht bekannt.

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50 | S e i t e

die Narbe am Knie durch einen Fahrradsturz als Kind oder die Falten am Hals, die sich

mit zunehmendem Alter einstellen.

Dabei [bei der Betrachtung des Körpers als beliebig manipulierbare Masse] wird

der menschliche Körper als zu optimierende Materie betrachtet, nicht als

eigenlogischer lebendiger Leib, der immer auch die Spuren einer individuellen

Biographie trägt und damit auch Spuren des Alterns und der Erfahrungen (auch

der `negativen` wie Krankheiten oder Auffälligkeiten).188

Die mögliche Radikalität der `ästhetischen Körpermodifikation` auch im Hinblick auf die

Zukunft und die Weiterentwicklung der Technik birgt Risiken für die Individualität des

Einzelnen.

Sartre schreibt, dass sich das Individuum, das Subjekt, nicht selbst zum Objekt machen

kann, sondern nur durch den Blick des Anderen . Wir können den Anderen mit seinem

Blick also annehmen, seine Existenz annehmen. Wählen wir als Beispiel den Blick in den

Spiegel.

Unser Spiegelbild ist nicht einfach ein leb- und sinnloses Abbild189

unserer

äußeren Erscheinung. Der Blick in den Spiegel ist für viele Menschen ein Blick

auf ihr Selbstbewusstsein, auf ihre Akzeptanz im Freundeskreis, auf ihren Erfolg

am Arbeitsplatz.190

Beim Blicken in den Spiegel, z.B. beim Haarekämmen und Schminken, sehen wir uns

nicht nur selbst, sondern wir sehen auch unsere Makel. Wir sehen, was an uns nicht

perfekt ist – laut Konsens. Und genau in diesem Moment kippt die reine, individuelle

Wahrnehmung in gesellschaftliche Wahrnehmung. Indem wir unsere äußeren,

gesellschaftlichen Makel im Spiegel sehen, sehen wir den Anderen mit. Der Spiegel ist

Spiegelung gesellschaftlicher Meinung zu uns zurück. Im extremsten Falle sehen wir,

dass, weil, wir so weit vom `als schön sein empfunden` entfernt sind, wir z.B. diese

Beförderung nicht bekommen haben, weil schöne Menschen (angeblich) mehr Erfolg

haben. Der Spiegel ist Rückkopplung zu unseren Freunden, unserer Familie, zur

Gesellschaft.

Kathryn Pauly Morgan geht explizit für Frauen davon aus, dass Frauen, wenn sie sich

selbst oder andere Frauen betrachten, dies aus der Sicht von Männern tun.

188 Villa, Paula-Irene: Der Körper als kulturelle Inszenierung und Statussymbol. In: APuZ. Aus

Politik und Zeitgeschichte. 18/2007. Hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung. Frankfurt am

Main: Frankfurter Societäts-Druckerei 2007. S. 20. 189

Im Sinne dieses Zitates kann man `Abbild` wohl als philosophisch weniger aufgeladene eher

visuelle Wiederspieglung von etwas verstehen. 190

Horch, Raymund E.: Sein und Design – Plastische Chirurgie bei der Korrektur des

menschlichen Erscheinungsbildes. S. 66.

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Der Trick und die Infamie einer sexistisch organisierten Gesellschaft bestehen für

Morgan gerade darin, dass Frauen sich selbst immer schon durch die Augen

tatsächlicher oder hypothetischer Männer und deren ästhetisches Normensystem

sehen.191

Auch wenn ihre Auffassung von Gesellschaft strittig ist, kann man jedoch davon

ausgehen, dass jeder sich selbst auch durch die Augen anderer sieht. Der Blick des

Anderen schiebt sich in unser Sich-selbst-ansehen ein.

Indem Schönheitshandeln und damit auch `ästhetische Körpermodifikation` auf

Machtstrukturen referiert, referiert sie zugleich auf den Blick des Anderen, der auf das

Individuum geworfen wird. In diesem Blick finden wir gesellschaftliche Konvention und

Konsens. Daher kann man schlussfolgern, dass „[d]ie Klientinnen von

Schönheitschirurgie versuchen, aktiv über sich selbst als Bild für den Blick der anderen

zu bestimmen und damit über ihre eigene Identität.“192

Dies kann so verstanden werden:

Wenn wir uns mit dem Blick des Anderen anblicken, beziehen sich die Veränderungen,

die wir uns für unser Aussehen wünschen, zum großen Teil auf die Meinung des

Anderen. Wir möchten (meist) Anteil haben an sozialer Anerkennung.

Ich habe versucht zu zeigen, dass, wenn wir uns selbst ansehen, wir dies mit dem Blick

des Anderen tun. Im Falle des Schönheitshandelns und der `ästhetischen

Körpermodifikation` lässt sich über die Beziehung von Ich und Anderer sagen:

„Menschen machen Diät, stylen sich, werden operiert – alles, um sich zu verwandeln in

die, die sie sein wollen sollen.“193

Hans Jonas hat im Falle der Technologie die

Problematik der Eigendynamik aufgeworfen. Er sagte, dass Technologien ein Moment

der Irreversibilität und des Vorantreibenden in sich tragen. `Ästhetische Körper-

modifikation` als Technologie betrachtet, kann dieses Moment auch entfalten. In

Verbindung zu Jean Paul Sartre liegt es in dem Moment, indem sich das Subjekt von

seiner Subjektivität entfernt und sich selbst zum Objekt machen kann. Ich denke, dass es

Fälle gibt, in denen das Subjekt jegliche individuelle Emotionen und Gedanken verliert.

Diese speist das Subjekt dann aus dem `Gesetz der Wahrheit` dem Schönheitsideal und

dem gesellschaftlichen Konsens. Denn in diesem Moment löst sich das Individuum von

seiner Individualität und verfällt in einen Zustand starker Abhängigkeit vom Anderen.

Der Blick des Anderen wird zum eigenen Blick auf sich selbst. Dies lässt sich vor allem

191 Ach, Johannes S.: Komplizen der Schönheit? Anmerkungen zur Debatte über die ästhetische

Chirurgie. S. 197. 192

Borkenhagen, Ada: Gemachte Körper. Die Inszenierung des modernen Selbst mit dem Skalpell.

Aspekte zur Schönheitschirurgie

http://www.ssoar.info/ssoar/files/2008/577/gemachte%20k%C3%B6rper.pdf 19.05.2010 193

Villa, Paula-Irene: Einleitung – Wider die Rede vom Äußerlichen. In: schön normal.

Manipulation am Körper als Technologien des Selbst. Hrsg. v. Paule-Irene Villa. Bielefeld:

transcript 2008. S. 7.

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in der Verfügbarkeit und Eigendynamik der Technologie `ästhetische Körpermodi-

fikation` zeigen. Es kann Fälle geben, in denen die positive Bewertung von Individualität

durch Makel entfällt und der Wunsch dem Idealbild zu gleichen, zu einer Reihe von

`ästhetischen Körpermodifikationen` führt. Je nachdem welche Makel (angeblich) vor-

liegen, wird implantiert, abgesaugt, eingesetzt und entfernt sowie in anderer Art

verändert. „Der Versuch, das körperliche Erscheinungsbild zu kontrollieren, wird so zur

Gestaltung des eigenen Ichs.“194

Im Sinne Sartres gestaltet das Subjekt sein Ich, indem es

seinen Körper als Objekt mittels des Blickes des Anderen wahrnimmt.

Jean Paul Sartre schreibt, dass man sich selbst keine Qualitäten zuschreiben kann, wie

z.B. böse sein. Man könne sich selbst gegenüber nicht böse sein. Auch in diesem Punkt

lässt sich ein Argument gegen Sartre aufstellen: Man auf sich selbst verweisen und sich

selbst Qualitäten zuschreiben. Nehmen wir als Beispiel das Wort `autoaggressiv`. In

diesem Wort drückt sich die auf das Subjekt bezogene Aggressivität aus, der Wortteil

`auto-` weist darauf hin. Autoaggressive Menschen fügen sich oft selbst z.B. physischen

Schaden zu. Dies ist eine Qualität, wenn auch eine negative, die im Grunde nicht eines

Gegenübers, eines anderen Menschen, bedarf. Die Gründe für dieses Verhalten können

auf andere Menschen verweisen, aber die Handlung bezieht sich nur auf das Individuum.

Ob sich deshalb das `Ich` im Bewusstsein des Subjektes durch solche `auto`-Qualitäten

selbst bilden kann, kann hier nicht diskutiert werden.195

Wenn wir uns selbst als individuell verstehen und das `Gesetz der Wahrheit`, das

Schönheitsideal, auf einen perfekten Zustand ohne Individualität sondern auf Konformität

abzielt, so können wir das Streben nach sozialer Anerkennung als „Kampf um Perfektion

[…] [als] Spirale des Wettrüstens gegen das eigene Selbst“196

verstehen. Die `ästhetische

Körpermodifikation` speist sich aus dem Blick des Anderen auf das Individuum und kann

daher dazu beitragen, dass sich das Subjekt objektiviert.197

7 Fazit

Nicht nur die Kunst von Orlan, die als Metapher für diese Arbeit diente, sondern auch das

Thema der `ästhetischen Körpermodifikation` geht wörtlich unter die Haut. Die Eingriffe

194 Borkenhagen, Ada: Gemachte Körper. Die Inszenierung des modernen Selbst mit dem Skalpell.

Aspekte zur Schönheitschirurgie

http://www.ssoar.info/ssoar/files/2008/577/gemachte%20k%C3%B6rper.pdf 19.05.2010 195

Meiner Meinung nach, führt diese Problematik zu weit von der `ästhetischen

Körpermodifikationen` thematisch weg. 196

Pollman, Arnd: Hart an der Grenze. S.308. 197

Indirekte Quelle für den Punkt 6.2:

Vgl. Gugutzer, Robert: Körperkult und Schönheitswahn – Wider den Zeitgeist. S. 6.

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verletzen Hautschichten, ähnlich wie Piercings und Tattoos. Daher muss, auch um die

begriffliche Nähe zum medizinisch-hippokratischen Teil der plastischen Chirurgie zu

verhindern, ein neuer Begriff für die `Schönheitsoperation` gefunden werden. Ein Ansatz

wurde in dieser Arbeit mit der Bezeichnung `ästhetische Körpermodifikation` geschaffen.

Aber nicht nur auf der begrifflichen Ebene berührt die `ästhetische

Körpermodifikation` empfindliche Punkte, sondern auch auf menschlicher Ebene.

`Ästhetische Körpermodifikation` gehen im übertragenen Sinne unter die Haut, da sie

Bezug nehmen auf Machtstrukturen und den Wunsch sozial anerkannt zu werden. Dies

wurde mit Hilfe der Machtdefinition von Michel Foucault dargestellt.

Die Betrachtung des Arztes als ausgebildeten Heilenden mit seiner neuen Funktion als

nicht mehr Heilender, sondern als Verletzender der körperlichen Unversehrtheit, sowie

als Handwerker, der seine Leistung verkauft, wurde verdeutlicht. Dem Rollenwandel des

Arztes wurde in der Schaffung einer neuen Berufsbezeichnung als `Spezialist für

ästhetische Körpermodifikation` Rechnung getragen. Der Bezeichnungswandel intendiert

einen Bedeutungswandel, ähnlich der `ästhetischen Körpermodifikation`.

Mit Hans Jonas wurde die Problematik der `ästhetischen Körpermodifikation` als

Technologie mit Eigendynamik verdeutlicht. Gerade in der Beschäftigung mit Jonas wird

klar, dass wir mit neuen Technologien, neue ethische Maßstäbe festsetzen müssen.

Im letzten Teil dieser Arbeit diente die Theorie des Anderen und des Blickes zur

Untersuchung, ob sich das Subjekt zum Objekt machen kann. Nach der Betrachtung

können wir in bestimmten Fällen davon ausgehen, dass die Objektivierung durch das

Subjekt möglich ist.

Die Arbeit bedient demnach zwei Ebenen: die begriffsbezogene sowie die

philosophische. In dieser philosophischen Ebene wurden drei Dimensionen thematisiert:

die Beziehung zwischen Gesellschaft und Individuum, im Besonderen die Gesellschaft

und explizit das Individuum. Die drei Leitthesen: `Schönheitsoperationen` sind Ausdruck

von Macht und dem Wunsch nach Anerkennung. Und: Die `Schönheitsoperation` wirft

ethische Probleme auf. Sowie: Mittels der `Schönheitsoperation` kann das Subjekt sich

selbst objektivieren. wurden auf ihre Richtigkeit überprüft.

Mit Hilfe dieses Arbeit lässt sich folgendes konstatieren: Ein neue, auf die

technologischen Möglichkeiten zugeschnittene Ethik muss entwickelt und im Denken der

Menschen verankert werden. Zudem muss eine Debatte über Begriffe wie

`Schönheitsoperation` und `Arzt` geführt werden, um den Bedeutungswandel des

Bezeichneten auch in der Bezeichnung kenntlich zu machen. Und zuletzt: Die

Gesellschaft und das Individuum müssen sich stärker mit der `ästhetischen

Körpermodifikation` und den damit verbundenen Problematiken beschäftigen. Wir

müssen die Dimension der `ästhetischen Körpermodifikation` erfassen und einer breit

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54 | S e i t e

gefächerten Debatte freigeben, denn die `ästhetische Körpermodifikation` geht uns tief

unter die Haut, wörtlich und metaphorisch.

Welche Fragen bleiben offen? Für den nötigen Diskurs und auch für die

wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema kann das Verhältnis von

männlichen und weiblichen Patienten der `ästhetischen Körpermodifikation` von

Bedeutung sein. Im Jahre 2009 war der Anteil der männlichen Patienten im Gegensatz zu

weiblichen Patientinnen wesentlich geringer: Nur jede zehnte `ästhetische

Körpermodifikation` wurde an einem Mann vorgenommen.198

Sollte sich dies im Laufe

der Zeit ändern, kann auf Männer eine stärkere Einflussnahme durch das Schönheitsideal

angenommen werden. Frauen und Männer könnten sich in ihrer Form des ausdrücklichen

Strebens nach sozialer Anerkennung annähern. Dies könnte für die Soziologie und

Genderforschung von besonderem Interesse sein.

Ein Thema, dass bereits in der Hinführung erwähnt wurde, soll an dieser Stelle

aufgenommen werden: die Medien. In dieser Arbeit habe ich die Rolle der Medien als

Beeinflussungsmöglichkeit auf den Menschen bewusst vernachlässigt. Im Ausblick sollen

die Medien, wie Fernsehen und Printmedien, jedoch Beachtung finden. Ich denke, dass

ein (deutlicherer) Diskurs stattfinden muss, um den Einfluss der Medien auf das

Individuum bewusst zu machen. Das Fernsehen mit Werbung und Hollywoodfilmen etc.

kann gerade Heranwachsenden und jungen Menschen ein falsches Bild davon vermitteln,

wie Mensch aussehen oder sein sollen. Allein die Retuschierung, günstiges Licht und

vorteilhaftes Styling können einen Menschen besonders schön aussehen lassen. Es wird

nicht deutlich, dass die Schauspieler_innen oder Models in der Realität auch Makel

haben. Ein erhöhter Konsum von Filme mit perfekten Menschen kann Heranwachsenden

und Jugendlichen das Schönheitsideal zu stark vermitteln. Auch Zeitschriften, besonders

Frauen- und Teenagerzeitschriften mit Themen wie Stars und Mode, vermitteln Werte,

die der positiven Bewertung von Individualität zuwider laufen. Daher muss ein Diskurs

und daran anknüpfend Aufklärung stattfinden. Besonders junge Menschen, die in ihrer

Persönlichkeit weniger gefestigt sind, sollten mit den Trugbildern aus den Medien

konfrontiert werden. Ihnen sollte die Möglichkeit zur selbstständigen Reflexion von

Macht, Schönheit und sozialer Anerkennung aufgezeigt werden.

So sollten sich auch die Medien kritischer mit ihrer Rolle und ihrer Macht

auseinandersetzen. Es gibt bereits einige wenige Kampagnen, die z.B. Modelle zeigen,

die nicht untergewichtig sind. Eine der ersten Kampagnen dieser Art wurde im Jahre

198 Welt Online: Plastische Chirurgie. Immer mehr Männer lassen ihre Brüste verkleinern.

http://www.welt.de/gesundheit/article6226111/Immer-mehr-Maenner-lassen-ihre-Brueste-

verkleinern.html 11.07.2010

Page 56: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

55 | S e i t e

1998 von `The Body Shop` initiiert.199

Bei dieser Kampagne wurde eine Puppe mit

weiblichen Kurven gezeigt.200

(Abbildung 3 im Anhang) Da die Werbebranche vor allem

perfekte Menschen zeigt, sollte auch hier ein Diskurs über die zu vermittelnden Werte

geführt werden. Dabei sollte als Intention weniger das Erreichen von neuen

Absatzmärkten, sondern auch eine positive soziale Funktion sein. Anstatt Arbeit an

Konformität mittels eines Schönheitsideals zu vermitteln, sollten verschiedene Teile der

Gesellschaft daran mitarbeiten, Individualität als Wert zu akzeptieren und zu

respektieren.

199 ANITA RODDICK: DISPATCH: Ruby, the Anti-Barbie.

http://www.anitaroddick.com/readmore.php?sid=13 11.07.2010. 200

Vgl. MUT (Fachverlag für Marketing und Trendinformationen): Wie sich gesellschaftliches

und politisches Engagement für Ihre Firma bezahlt machen. http://www.marketing-

trendinformationen.de/pr/sponsoring/beitrag/wie-sich-gesellschaftliches-und-politisches-

engagement-fuer-ihre-firma-bezahlt-machen-1337.html 11.07.2010

Page 57: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

56 | S e i t e

8 Abbildungen

Abbildung 1

20-jähriger Japaner. In beide

oberen Augenlider wurde je

eine Lidfalte eingefügt. Zur

Vergrößerung der Nasenwurzel

und des Nasenrückens sowie

der Verlängerung der Nasen-

scheidewand diente ein Rippen-

knorpeltransplantat, zudem

wurden die Augen im

Verhältnis zu Nase und Stirn

chirurgisch nach hinten

verlagert.

Abbildung 2

17-jähriges Mädchen nach einer

modifiziert radikaler

Entfernung der Brust. Ursache

war Krebs, der dich Milchgänge

betraf (Photos rechte Spalte).

Zustand nach Rekonstruktion

mit Positionierung der

Hautinsel seitlich unten, um

eine adäquate Projektion und

Fülle des Brustvolumens zur

Symmetrieherstellung zu

erreichen (Photos linke Spalte).

Page 58: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

57 | S e i t e

Abbildung 3

Anita Roddick, Mitgründerin

von „The Body Shop“, schuf

die Figur „Ruby“. Andere

Plakate der Kampagne waren

mit dem Satz „There are 3

billion women who don’t look

like supermodels and only 8

who do“ versehen.

Page 59: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

58 | S e i t e

9 Quellen

9.1 Abbildungsverzeichnis

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Stuttgart: Georg Thieme 1995. S. 168.

Abbildung 3: Zur Verfügung gestellt von `The Body Shop`.

UNIVERSITÄT ROSTOCK: Logo http://wwwmosi.informatik.uni-

rostock.de/mosi/plonesoftwarecenter.2006-03-21.4262636143/pscproject.2006-

03-21.6122697558/releases/jamesii08alpha2/logo_sigill 06.06.2010

Page 60: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

59 | S e i t e

9.2 Literaturverzeichnis

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Vorsorge. http://www.glaukom.de/ 11.07.2010

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engagement-fuer-ihre-firma-bezahlt-machen-1337.html 11.07.2010

O.A.: Hippokratischer Eid http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak5/igm/g47/bauerhip.htm

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PORTAL KUNSTGESCHICHTE: Retrospektive

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Brueste-verkleinern.html 11.07.2010

Page 65: Bachelorthesis - Philosophische Aspekte der Schönheitsoperation

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10 Erklärung

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung

anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt

oder indirekt übernommenen Gedanken, sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit

wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.

Münster, der 15.07.2010