Institut für Geotechnik Ingenieurgeologie Aufgabenstellung für die praktische Stollenkartierung (Tunnelkartierung) Ihnen wird im Lehr- und Forschungsbergwerk „Reiche Zeche“ der TU Bergakademie Freiberg Untertage ein Streckenabschnitt (ca. 25 m) zugewiesen. Ihre Aufgabe ist es, unter komplexer Anwendung ihrer Kenntnisse, diesen Stollenabschnitt zu kartieren, Klüftigkeitsziffern zu ermitteln sowie die Trennflächen mit dem Geologenkompass aufzunehmen. Im Ergebnis ihrer graphischen Darstellung (Kartierung) sollen weitere Berechnungen angestellt sowie eine Einschätzung der Gebirgsqualität vorgenommen werden. Gehen Sie dabei folgendermaßen vor: 1. Bestimmen Sie Ihren Standort [Bezeichnung des zu kartierenden Abschnittes (Grubenfeld, Gang- bzw. Streckenbezeichnung Anlage 3), Richtung (Streichen) der Stollenachse]! 2. Kartieren Sie Ihren Abschnitt analog des Beispiels in der Anlage 2! Zeichnen Sie den Verlauf der Großklüfte (> 1 m Ausbisslänge) nach und tragen Sie alle Besonderheiten, wie Wasseraustritte, Störungen oder Gänge, in Ihre Kartierungsunterlagen ein! In der Kartierung soll weiterhin enthalten sein: Bezeichnung und Richtung des Streckenabschnittes, Bezeichnung des anstehenden Gesteins und der gewählten Hauptkluftrichtungen, Messstrecke (Maßstab), Himmelsrichtungen, Aushalten von stärker zerklüfteten oder zersetzten Bereichen! 3. Berechnen Sie die Klüftigkeitsziffern für Ihren Streckenabschnitt (rechte und linke Ulme)! Zählen Sie dazu für geringe Messstrecken, z. B. aller 5 m, die Großklüfte und Kleinklüfte getrennt aus! 4. Bezeichnen Sie die auftretenden Hauptkluftrichtungen und messen Sie diese mit dem Geologenkompass ein (ca. 10 Werte pro Hauptkluftrichtung) Einfallrichtung/Einfallwinkel = wahres Einfallen! 5. Übertragen Sie die Darstellung der Trennflächenverläufe aus der Kartierung der Firste und der Ulmen in die Sohle und bestimmen Sie für die einzelnen Hauptkluftrichtungen das scheinbare Einfallen und den Winkel zwischen Streichen und Schnitt mit Hilfe des Nomogramms in der Anlage 4! 6. Klassifizieren Sie Ihren Streckenabschnitt nach LAUFFER (Anlage 5) und geben Sie Empfehlungen zum notwendigen Ausbau!
9
Embed
Aufgabenstellung für die praktische …tu-freiberg.de/sites/default/files/media/professur-fuer...Institut für Geotechnik Ingenieurgeologie Stollen-/Tunnelkartierung 9 Trennflächenabstände
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Transcript
Institut für Geotechnik Ingenieurgeologie
Aufgabenstellung für die praktische Stollenkartierung (Tunnelkartierung)
Ihnen wird im Lehr- und Forschungsbergwerk „Reiche Zeche“ der TU Bergakademie Freiberg Untertage ein Streckenabschnitt (ca. 25 m) zugewiesen. Ihre Aufgabe ist es, unter komplexer Anwendung ihrer Kenntnisse, diesen Stollenabschnitt zu kartieren, Klüftigkeitsziffern zu ermitteln sowie die Trennflächen mit dem Geologenkompass aufzunehmen. Im Ergebnis ihrer graphischen Darstellung (Kartierung) sollen weitere Berechnungen angestellt sowie eine Einschätzung der Gebirgsqualität vorgenommen werden. Gehen Sie dabei folgendermaßen vor: 1. Bestimmen Sie Ihren Standort [Bezeichnung des zu kartierenden Abschnittes
(Grubenfeld, Gang- bzw. Streckenbezeichnung Anlage 3), Richtung (Streichen) der Stollenachse]!
2. Kartieren Sie Ihren Abschnitt analog des Beispiels in der Anlage 2! Zeichnen Sie den
Verlauf der Großklüfte (> 1 m Ausbisslänge) nach und tragen Sie alle Besonderheiten, wie Wasseraustritte, Störungen oder Gänge, in Ihre Kartierungsunterlagen ein!
In der Kartierung soll weiterhin enthalten sein:
Bezeichnung und Richtung des Streckenabschnittes, Bezeichnung des anstehenden Gesteins und der gewählten Hauptkluftrichtungen, Messstrecke (Maßstab), Himmelsrichtungen, Aushalten von stärker zerklüfteten oder zersetzten Bereichen!
3. Berechnen Sie die Klüftigkeitsziffern für Ihren Streckenabschnitt (rechte und linke
Ulme)! Zählen Sie dazu für geringe Messstrecken, z. B. aller 5 m, die Großklüfte und Kleinklüfte getrennt aus!
4. Bezeichnen Sie die auftretenden Hauptkluftrichtungen und messen Sie diese mit dem
Geologenkompass ein (ca. 10 Werte pro Hauptkluftrichtung) Einfallrichtung/Einfallwinkel = wahres Einfallen!
5. Übertragen Sie die Darstellung der Trennflächenverläufe aus der Kartierung der Firste
und der Ulmen in die Sohle und bestimmen Sie für die einzelnen Hauptkluftrichtungen das scheinbare Einfallen und den Winkel zwischen Streichen und Schnitt mit Hilfe des Nomogramms in der Anlage 4!
6. Klassifizieren Sie Ihren Streckenabschnitt nach LAUFFER ( Anlage 5) und geben
Sie Empfehlungen zum notwendigen Ausbau!
Institut für Geotechnik Ingenieurgeologie Stollen-/Tunnelkartierung
2
Institut für Geotechnik Ingenieurgeologie Stollen-/Tunnelkartierung
3
Anlage 2
Institut für Geotechnik Ingenieurgeologie Stollen-/Tunnelkartierung
4
Anlage 3 Lage der Praktikumsorte
Ziegenstall Richtstrecke (Kartierort) Messort Druckkissen- und Inklinometermessungen (ehemals Dahlhaus-Tunnel)
1.Sohle 281,9 Gelände OK 410,7
Institut für Geotechnik Ingenieurgeologie Stollen-/Tunnelkartierung
5
Anlage 4
Nomogramm
(rmr: rock mass rating)
Institut für Geotechnik Ingenieurgeologie Stollen-/Tunnelkartierung
6
Gebirgsklassifikation nach LAUFFER (1958) Anlage 5
Zerklüftung schwach bis deutlich, stellenweise auch stärker. Raumstellung der Klüfte beliebig;
Klüfte sind überwiegend geschlossen oder verheilt. Durchtrennungsgrad unterschiedlich, i.a.
unvollkommen
Störungsstreifen und Störungsklüfte ohne nennenswerte Beeinträchtigung des Nebengesteins, verheilt. Grad der
tektonischen Beanspruchung schwach
Wasserzufluss fehlend bis gering, immer auf einzelne Spalten oder Drusenklüfte beschränkt; stellenweise auch als Tropfwasser aus zerklüfteten Bereichen an
den Ulmen
„B“ schwach
nachbrüchig
Zerklüftung schwach bis deutlich, stellenweise auch stärker. Raumstellung der Klüfte beliebig,
Klüfte sind überwiegend geschlossen oder verheilt. Durchtrennungsgrad unterschiedlich, i.a.
unvollkommen
Störungen ohne größere Beeinträchtigung des Nebengesteins, treten meist als Störungsklüfte auf. Schmale Zerrüttungsstreifen,
Störungs- oder Ruschelzonen sind überwiegend verheilt. Grad der tektonischen Beanspruchung schwach bis deutlich
Wasserzufluss gering; als Tropfwasser flächenhaft in zerklüfteten Bereichen in der Kalotte, stellenweise
leichte Beeinträchtigung der Standfestigkeit
„C“ deutlich
nachbrüchig
Zerklüftung deutlich, stellenweise auch stärker. Klüfte sind überwiegend geschlossen oder
Störungen mit Nebenstörungen oder Verwerfungsschar; Nebengestein ist beeinträchtigt, häufig zertrümmert; Grad der
Zerrüttung unterschiedlich. Störungsbahnen mit Gesteinszerreibsel, Störungsletten und Myloniten. Grad der tektonischen
Beanspruchung deutlich
Deutlicher Wasserzufluss auf Störungsklüften und -zonen sowie auf Schicht- und Kluftflächen, als Tropfwasser flächenhaft in stärker zerklüfteten
Bereichen. Beeinträchtigung der Standfestigkeit
„D“ stark
nachbrüchig
Zerklüftung deutlich bis stark. Klüfte sind überwiegend offen, teilweise mit lettigen
Kluftbestegen oder Lehmbelägen. Durchtrennungsgrad der Klüfte vollkommen
Größere Störungen mit Nebenstörungen oder Verwerfungsscharen, Störungszonen, Ruschelzonen und Zerrüttungsstreifen. Das
Nebengestein ist beeinträchtigt, häufig zertrümmert. Grad der Zerrüttung unterschiedlich. Störungsbahnen mit teilweise
plastischem Gesteinszerreibsel, Störungsletten und Myloniten
Deutlicher Wasserzufluss auf Störungsklüften und Störungszonen, sowie auf Schicht- und Kluftflächen, als flächenhaft auftretendes Tropfwasser in stärker
zerklüfteten Bereichen beeinträchtigt es die Standfestigkeit deutlich
„E“ sehr stark
nachbrüchig
Zerklüftung stark. Klüfte überwiegend offen, häufig mit Bestegen und plastischen Zwischenmitteln.
Durchtrennungsgrad vollkommen
Größere Störungen mit Nebenstörungen, Störungszonen, Ruschelzonen und tektonischem Grus. Nebengestein stark
beeinträchtigt und zertrümmert; starke Zerrüttung. Störungsbahnen mit plastischem Gesteinszerreibsel, Störungsletten und Myloniten
Deutlicher bis starker Wasserzufluss auf Störungsklüften und -zonen, sowie auf Schicht- und
Kluftflächen, als flächenhaft auftretendes Tropfwasser in stark zerklüfteten Bereichen, besonders in der Kalotte, beeinträchtigt es die Standfestigkeit stark
Sicherung von Felshohlräumen nach der Klassifikation von Lauffer (1958) (Müller-Salzburg, 1979)
Gebirgsklasse Standzeit für
ungesicherte Spannweite Spritzbeton Felsnagelung
Stahleinbau in der Auskleidung
A. standfest 20 Jahre
4,0 m nicht erforderlich nicht erforderlich nicht erforderlich
B. schwach nachbrüchig
6 Monate 4,0 m
2 bis 3 cm nur für Kalotte
Ankerabstände 1,5 – 2,0 m Kalotte mit Drahtnetz
unwirtschaftlich
C. nachbrüchig 1 Woche
3,0 m 3 bis 5 cm
nur für Kalotte Ankerabstände 1,0 – 1,5 m
Kalotte mit Drahtnetz oder Spritzbeton 2 cm unwirtschaftlich
D. stark nachbrüchig
5 Stunden 1,5 m
5 bis 7 cm Kalotte mit Baustahlgewebe
Ankerabstände 0,7 – 1,0 m Kalotte mit Drahtnetz und Spritzbeton 3 cm
Stahlpfähle auf Stahlbögen
E. sehr stark nachbrüchig
20 Minuten 0,8 m
7 bis 15 cm mit Baustahlgewebe
Ankerabstände 0,5 – 1,2 m Spritzbeton 5 cm
Stahlpfähle auf Stahlbögen
Institut für Geotechnik Ingenieurgeologie Stollen-/Tunnelkartierung
7
Gebirgsklassifikation nach Bieniawski: Klassifikationsparameter und ihre Bewertung Anlage 6 Parameter Wertebereich 1 Ge-
steins- festig- keit
Punktlastindex ISRM (1972)
> 8 MN/m2
4 – 3 MN/m2
2 - 4 MN/m2
1 - 2 MN/m2
Für diesen niedrigen Bereich wird der einachsige Druck-versuch vorgezogen
Kornbindung/Festigkeit (nach DIN 4022 T1 erweitert)
Kornbindung Geländeversuch nach DIN sehr gut mit Stahlnagel/Messer nicht
ritzbar gut mit Stahlnagel/Messer schwer
ritzbar mäßig mit Stahlnagel/Messer leicht
ritzbar schlecht bzw. fest Abreiben von Gesteinsteilchen
mit den Fingern möglich bzw. mit dem Fingernagel ritzbar
mürbe bzw. milde Kanten mit den Fingern abbrechbar
entfestigt Gestein mit den Fingern zerdrückbar
Profilgenauigkeit Tunnel/Stollen
PG Beschreibung mäßig < 50 % der Bohrspuren sichtbar,
Profil unregelmäßig und eckig gut > 50 % der Bohrspuren sichtbar,
wenige Ecken herausgebrochen sehr gut > 75 % der Bohrspuren sichtbar,
sauberes Profil
Festigkeit mit Hammerschlag (nach ISRM 1978)
R Beschreibung der Festigkeit UCS, geschätzt [MPa]
5 sehr fest, zerbricht nur bei einer Vielzahl von Hammerschlägen, dabei sehr heller Klang > 100 4 fest; zerbricht erst bei mehr als einem kräftigen Hammerschlag, dabei heller Klang 50 – 100 3 mittelfest; zerbricht mit einem kräftigen Hammerschlag, kann mit dem Taschenmesser nicht
mehr geritzt werden 25 - 50
2 mäßig fest; flache Einkerbungen beim Schlag mit Hammerschneide, kann mit Taschenmesser geritzt oder mit Schwierigkeiten eingeschnitten werden. Beim Schlag dumpfer Klang
5 - 25
1 wenig fest; zerbröckelt bereits bei leichtem Hammerschlag, kann mit Taschenmesser eingeschnitten werden
1 - 5
0 entfestigt; mit dem Fingernagel ritzbar < 1
Verwitterungsgrade (nach ISRM 1978 und IAEG 1981, verändert)
V Beschreibung der Festigkeit I frisch und unverwittert (Fels); keine farblichen, mikro- oder makroskopischen Veränderungen erkennbar
IIa angewittert; erste Verfärbungen sind durch mikroskopische Zersetzung von Mineralen erkennbar, verringerte Druckfestigkeit des Gesteins
IIb leicht verwittert; Färbung deutlich rotbraun entlang von Klüften, das Gestein ist deutlich (bis zu 15 %) entfestigt
III mittelstark verwittert; entlang von Klüften tritt starke Verwitterung auf, die Reibung entlang dieser Trennfläche ist deutlich herabgesetzt, weniger als 40 – 50 % des Gesteins sind zersetzt, alle niedrigeren Verwitterungsstufen treten nebeneinander auf
IV stark verwittert; mehr als 40 – 50 % des Gesteins sind zersetzt, die ursprüngliche Struktur ist aber noch gut erkennbar, die Klüfte bestimmen noch das Gesamtverhalten des Gebirges, obwohl die Reibung entlang der Klüfte stark herabgesetzt ist
V sehr stark verwittert; die Trennflächen sind wirkungslos, der ursprüngliche Zusammenhalt des Gesteins ist kaum noch vorhandne, aber die ursprüngliche Struktur ist noch in großen Bereichen erkennbar
VI völlig verwittert (Boden); die ursprünglichen Strukturen und die Gesteinszusammensetzung ist restlos zerstört, es ist eine deutliche Volumenänderung feststellbar, aber der Boden ist nicht wesentlich transportiert worden